f+h fördern und heben 6/2015
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f+h fördern und heben 6/2015
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2884<br />
Materialfluss, Warenwirtschaft<br />
<strong>und</strong> Logistik-Management<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de<br />
6<br />
Juni <strong>2015</strong><br />
Branchenlösungen von Bito unterstützen<br />
Nahrungsmittelindustrie entlang<br />
der kompletten Wertschöpfungskette<br />
Flurförderzeuge<br />
Standardgeräte avancieren<br />
zu „Robotern“<br />
Materialfluss<br />
Vakuum-Lagengreifsystem<br />
verbessert Ergonomie<br />
Software<br />
Produktkonfigurator<br />
vereinfacht Geschäftsprozesse
TECHNIKWISSEN FÜR INGENIEURE<br />
Report Sonderausgabe<br />
2884<br />
<strong>2015</strong><br />
Materialfluss, Warenwirtschaft<br />
<strong>und</strong> Logistik-Management<br />
Produktinnovationen<br />
www.industrie-service.de<br />
Neue Geräte, Systeme <strong>und</strong><br />
2884<br />
3<br />
März 2014<br />
www.industrie-service.de<br />
der Zeitschrift F+H<br />
„Fördern <strong>und</strong> Heben“<br />
10 Print-Ausgaben im Jahr<br />
+ Sonderausgabe <strong>f+h</strong> Report<br />
(1x jährlich)<br />
Komponenten für die Intralogistik<br />
Staplermotoren aus einem Guss<br />
Mit Gleichteilen Kosten <strong>und</strong> Montageaufwand reduziert<br />
+<br />
Logistikmanagement<br />
Wie integrierte Planung<br />
die Supply Chain<br />
verändern kann<br />
Flurförderzeuge<br />
Flottenmanagement:<br />
Systematische Analysen<br />
zeigen Potenziale auf<br />
Materialfluss<br />
Lager<br />
Sortieranlage für<br />
Retrofit: Kein<br />
unterschiedliche<br />
Spielraum für<br />
Warentypen kombiniert<br />
Fehlentscheidungen<br />
FUH_AG_2014_Report_001 1 20.11.2014 07:14:12<br />
Markt <strong>und</strong> Technik<br />
China auf dem Weg zum<br />
Hightech-Land<br />
Logistikimmobilien<br />
Schnelllauftore sorgen für<br />
angenehmes Arbeitsumfeld<br />
Materialfluss<br />
Die Produktion flexibel<br />
gestalten<br />
FUH_AG_2014_03_001 1 19.02.2014 09:36:52<br />
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erhalte ich die Powerbank von VOLTKRAFT. Das Abonnement verlängert sich jeweils um ein weiteres Jahr, wenn es nicht spätestens<br />
4 Wochen zum Ende des Bezugsjahres schriftlich gekündigt wird.<br />
Die Bestellung kann innerhalb von 14 Tagen ohne Begründung bei der Vereinigte Fachverlage GmbH widerrufen werden. Zur Wahrung der Frist genügt die rechtzeitige Absendung.<br />
Ihre Daten werden von der Vereinigten Fachverlage GmbH gespeichert, um Ihnen berufsbezogene, hochwertige Informationen zukommen zu lassen. Sowie möglicherweise von ausgewählten Unternehmen<br />
genutzt, um Sie über berufsbezogene Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen zu informieren. Dieser Speicherung <strong>und</strong> Nutzung kann jederzeit schriftlich beim Verlag widersprochen werden (vertrieb@vfmz.de).<br />
Name/Vorname<br />
Position<br />
Firma<br />
Abteilung<br />
Straße oder Postfach<br />
PLZ/Ort<br />
Telefon/E-Mail<br />
Datum, Unterschrift<br />
Vereinigte Fachverlage GmbH . Vertrieb . Postfach 10 04 65 . 55135 Mainz . Telefon: 06131/992-0 . Telefax: 06131/992-100<br />
E-Mail: vertrieb@vfmz.de . Internet: www.engineering-news.net<br />
„<strong>f+h</strong>“ ist eine Zeitschrift der Vereinigten Fachverlage GmbH, Lise-Meitner-Straße 2, 55129 Mainz, HRB 2270, Amtsgericht Mainz,<br />
Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen, Umsatzsteuer-ID: DE 149063659, Gerichtsstand: Mainz
EDITORIAL<br />
E-Commerce um<br />
Lebensmittel erweitert<br />
Der Trend zum E-Commerce ist ungebrochen <strong>und</strong> steigt kontinuierlich.<br />
Nach den klassischen Konsumgütern <strong>und</strong> Kleidung erobern<br />
nun auch Lebensmittel <strong>und</strong> Frischwaren den Online-Handel. Diese<br />
Produkte sind jedoch ausgesprochen sensibel <strong>und</strong> stellen höchste<br />
Anforderungen an die Transport- <strong>und</strong> Lagerlogistik entlang der<br />
kompletten Wertschöpfungskette.<br />
Die unterschiedlichen<br />
Produktgruppen müssen bei<br />
unterschiedlichen Umgebungstemperaturen<br />
gelagert <strong>und</strong> transportiert<br />
werden – teils sogar getrennt<br />
voneinander. Darüber hinaus<br />
weisen Sie variable Merkmale auf, etwa Volumen oder Sensibilität.<br />
Unabhängig davon steht die Berücksichtigung des Mindesthaltbarkeitsdatums<br />
stets im Vordergr<strong>und</strong>, denn Frische ist für den Endverbraucher<br />
von höchstem Interesse.<br />
Diese Form des Lebensmittelvertriebs ist im Ländervergleich<br />
unterschiedlich stark ausgeprägt. In Großbritannien etwa bestellen<br />
zahlreiche Konsumenten einen mehr oder weniger großen Teil ihres<br />
Bedarfs über das Internet. Alternativ zu der im E-Commerce<br />
üblichen Lieferung nach Hause hat sich in einigen Ländern das<br />
„Drive-Modell“ etabliert. Hier bestellt der K<strong>und</strong>e seine Waren im<br />
Webshop, wählt aber die Abholung an einem Drive-Schalter in der<br />
von ihm bevorzugten Filiale. Auf diese Weise wird die Ware genauso<br />
frisch ausgeliefert wie beim klassischen Einkauf im Supermarkt.<br />
Doch viele Endk<strong>und</strong>en möchten aus unterschiedlichen<br />
Beweggründen auf den besonderen Service der Lieferung frei Haus<br />
nicht verzichten. Für die Intralogistik der Handelsunternehmen<br />
bedeutet dies steigende Anforderungen an die Kommissionierung<br />
<strong>und</strong> Distribution, insbesondere in Bezug auf die<br />
Kühlkette. International agierende<br />
Unternehmen profitieren hierbei von den<br />
Erfahrungen, die sie in den etablierten<br />
Märkten gesammelt haben, <strong>und</strong> bieten<br />
bereits heute zahlreiche Lösungen an. Wie<br />
diese aussehen, erfahren Sie in der<br />
Titelstory ab Seite 26.<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen<br />
Der E-Commerce mit<br />
Lebensmitteln bietet ein<br />
hohes Zukunftspotenzial<br />
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Holger Seybold<br />
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<strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong> 3<br />
Stoecklin.indd 1 18.05.<strong>2015</strong> 14:15:09
INHALT<br />
12<br />
26<br />
36<br />
Logistikmanagement: Lagererweiterungen<br />
erfordern die intelligente Integration von<br />
Bestands- <strong>und</strong> Neuanlagen<br />
Intralogistik: Nahrungsmittel stellen hohe<br />
Ansprüche an die unterschiedlichen<br />
Elemente der Supply Chain<br />
Lager: Optimale Lagerstrukturen entstehen<br />
durch das Zusammenspiel verschiedener<br />
Regalkomponenten<br />
EDITORIAL<br />
3 E-Commerce um Lebensmittel erweitert<br />
AKTUELLES<br />
10 Über Märkte, Potenziale <strong>und</strong> strategische Ziele –<br />
<strong>f+h</strong> im Gespräch mit Christoph Dörpinghaus,<br />
Geschäftsführer Jungheinrich Italien <strong>und</strong> Regionalleiter<br />
Südeuropa<br />
LOGISTIKMANAGEMENT<br />
12 Sortimentserweiterung logistisch bewältigen –<br />
Integrativer Ausbau bringt Lager auf höheres<br />
Leistungsniveau<br />
FLURFÖRDERZEUGE<br />
16 Zum „Roboter“ avanciert –<br />
Linde stellt automatisierte Flurförderzeuge vor<br />
18 Staplertest: Funktionen vereint –<br />
Der Atlet by Unicarriers Tergo URS im Praxistest<br />
22 Die treibende Kraft für den Taxibot –<br />
Verteilergetriebe für neuen Flugzeug-Schlepper entwickelt<br />
24 Gewinner des Ifoy-Award <strong>2015</strong> –<br />
Jungheinrich, Still <strong>und</strong> Unicarriers siegten in vier Kategorien<br />
INTRALOGISTIK<br />
26 TITEL Frische ist garantiert –<br />
Branchenlösungen von Bito unterstützen Nahrungsmittelindustrie<br />
entlang der kompletten Wertschöpfungskette<br />
MATERIALFLUSS<br />
30 Produktionsprozesse vereinfachen –<br />
Vakuum-Lagengreifsystem optimiert Materialfluss bei<br />
Essiggurken-Herstellung<br />
32 Komponenten reduzieren – Systeme optimieren –<br />
Berührungslose Datenübertragung erweitert<br />
Einsatzpotenzial von Materialflusssystemen<br />
SOFTWARE<br />
34 Geschäftsprozesse vereinfacht –<br />
Produktkonfigurator ermöglicht schnelle <strong>und</strong> flexible<br />
Angebotserstellung<br />
LAGER<br />
36 Individueller Ansatz für mehr Effizienz –<br />
Ausgewählte Regalkomponenten stellen optimierten<br />
Materialfluss sicher<br />
KRANE UND HEBEZEUGE<br />
40 Den Ansprüchen der „Smart Factory“ Rechnung tragen –<br />
Fachtagung diskutiert Umsetzung von Industrie 4.0 in der<br />
Krantechnik<br />
RUBRIKEN<br />
5 Kurz notiert<br />
6 Neue Richtlinien<br />
17 Impressum<br />
29, 39 Markt<br />
39 Inserentenverzeichnis<br />
42 Von damals bis heute<br />
43 F+H-Vorschau 7-8/<strong>2015</strong><br />
STAPLERTEST<br />
Funktionen erweitert<br />
Der Schmalgang-Schubmaststapler<br />
Tergo URS ist ein Mix aus einem<br />
Schubmaststapler <strong>und</strong> einem frei<br />
verfahrbaren Stapler. Unser Test<br />
zeigt, wie sich die Kombination der<br />
beiden Leistungsmerkmale in der<br />
Praxis verhält. 18<br />
4 <strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong>
KURZ NOTIERT<br />
Panattoni Europe entwickelt Logistikflächen<br />
für Huwald Liebschner<br />
Der Full-Service-Entwickler von Logistikimmobilien, Panattoni<br />
Europe, konzipiert <strong>und</strong> realisiert für Huwald Liebschner eine Logistikanlage<br />
in der Metropolregion Hamburg, von wo aus der Verpackungsspezialist<br />
seine Aktivitäten in Deutschland zentral steuern wird.<br />
Huwald Liebschner unterzeichnete für das Objekt einen langfristigen<br />
Mietvertrag. In das Projekt im Norden von Hamburg investiert<br />
Panattoni Europe einen Millionenbetrag. Die Fertigstellung der<br />
Immobilie ist für Juli <strong>2015</strong> geplant.<br />
www.panattoni.de<br />
Technisch-Wissenschaftlicher Beirat<br />
Dr.-Ing. Chr. Beumer, Beckum;<br />
Prof.-Dr.-Ing. K. Furmans, Karlsruhe;<br />
Prof. Dr.-Ing. W. A. Günthner, München;<br />
Prof. Dr. M. ten Hompel, Dortm<strong>und</strong>;<br />
Prof. Dr.-Ing. R. Jansen, Dortm<strong>und</strong>;<br />
Dipl.-Ing. M. Kramm, Mönchengladbach;<br />
Prof. Dr.-Ing. G. Pawellek, Hamburg-Harburg;<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. L. Schulze, Hannover;<br />
Prof. Dr.-Ing. K.-H. Wehking, Stuttgart<br />
Beyer-Mietservice KG nimmt 120 neue<br />
Manitou-Geräte in Fuhrpark auf<br />
Mehr als 2 500 Mietgeräte (von Baumaschinen über Arbeitsbühnen,<br />
Teleskop- <strong>und</strong> Gabelstapler, Minikrane <strong>und</strong> Eventtechnik bis hin zu<br />
Bau- <strong>und</strong> Gartengeräten), Niederlassungen u. a. in den Regionen<br />
Westerwald, Hamburg sowie im Ruhrgebiet <strong>und</strong> Rhein-Main-Gebiet<br />
bilden bei der Beyer-Mietservice<br />
KG die Basis für Projektlösungen<br />
mit flächendeckendem Service.<br />
R<strong>und</strong> 200 Mitarbeiter betreuen den<br />
K<strong>und</strong>enstamm, deutschlandweit<br />
sowie im europäischen Ausland.<br />
Ein wichtiger Bestandteil der Philosophie<br />
des herstellerunabhängigen<br />
Vermietunternehmens ist es, den<br />
K<strong>und</strong>en stets neue Technik zu bieten.<br />
Dieser Aspekt hat entscheidend<br />
dazu beigetragen, in 120 neue<br />
Maschinen des Herstellers Manitou<br />
zu investieren. Im Einzelnen handelt es sich dabei um 100 elektrisch<br />
betriebene Gelenk-Teleskop-Arbeitsbühnen (12, 15 <strong>und</strong><br />
17 m) sowie 20 Elektrostapler <strong>und</strong> Geländestapler.<br />
Das Bild zeigt bei der symbolischen Übergabe der letzten Teillieferung<br />
des Gesamtpakets in Roth-Heckenhof, dem Hauptsitz des<br />
Vermietunternehmens: Inhaber Dieter Beyer (r.) <strong>und</strong> Martin<br />
Brokamp, Key-Account-Manager Manitou Deutschland.<br />
www.manitou.de<br />
Sicher ist sicher!<br />
Vor fast 100 Jahren wurde schon der Gr<strong>und</strong>stein für unsere Kompetenz im Explosionsschutz gelegt.<br />
Heute gehört STAHL CraneSystems zu den international führenden Herstellern explosionsgeschützter<br />
Hebe- <strong>und</strong> Krantechnik mit dem weltweit größten Produktportfolio. Unsere Produkte erfüllen<br />
sämtliche länderspezifischen Normen <strong>und</strong> Regelungen auf diesem Gebiet. Um die individuellen<br />
Aufgaben der K<strong>und</strong>en vor Ort zu lösen, arbeiten r<strong>und</strong> um den Globus über 140 zertifizierte Partner of<br />
STAHL CraneSystems sowie Kran- <strong>und</strong> Anlagenbauer.
KURZ NOTIERT<br />
IWL erarbeitet Logistikkonzept für<br />
Stahlgruber<br />
Die Stahlgruber GmbH baut den Standort Sulzbach-Rosenberg aus.<br />
Der Lieferant für Automotiveprodukte erweitert bis Mitte 2016 ein<br />
Logistikzentrum um ein Wareneingangsgebäude <strong>und</strong> ein automatisches<br />
Kleinteilelager mit 165 000 Stellplätzen. Die Planung <strong>und</strong> Realisierung<br />
des Erweiterungskonzepts verantwortet<br />
die IWL AG, Ulm. Die Investitionssumme<br />
für das Logistikprojekt beträgt<br />
34 Millionen Euro.<br />
www.iwl.de<br />
Zweiter Geschäftsführer bei<br />
Conductix-Wampfler<br />
Seit Anfang April <strong>2015</strong> ist Patrick Kraemer<br />
(Bild) neuer Geschäftsführer der Conductix-Wampfler<br />
GmbH in Weil am Rhein. In<br />
dieser Funktion zeichnet der Vertriebsprofi<br />
u. a. für die Bildung einer Global Sales &<br />
Market Organization verantwortlich <strong>und</strong><br />
wird dabei Philippe Lang, bei der Geschäftsführung<br />
des Herstellers von Systemen<br />
für die Energie- <strong>und</strong> Datenübertragung zu<br />
beweglichen Verbrauchern unterstützen.<br />
www.conductix.de<br />
Westphalen+Kann.indd 1 31.08.2012 12:04:23<br />
Clark Europe mit neuem Director<br />
Sales & Marketing<br />
Die Clark Europe GmbH, Duisburg, hat Emanuel<br />
Matthaei (Bild) zum 1. Februar <strong>2015</strong> als<br />
neuen Director Sales & Marketing an Bord<br />
geholt. In dieser Funktion leitet Matthaei alle<br />
Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingaktivitäten in den<br />
Regionen Europa, Mittlerer Osten <strong>und</strong> Afrika.<br />
Zuletzt war Matthaei bei dem Flurförderzeughersteller<br />
Unicarriers Manufacturing<br />
Sweden AB (vorher Atlet Sweden AB) als<br />
Regionalmanager für die Gebiete Europa <strong>und</strong><br />
Mittlerer Osten verantwortlich. Bei dem Flurförderzeughersteller<br />
Clark fallen in das Aufgabenfeld von Matthaei u. a. die Neustrukturierung<br />
<strong>und</strong> der Ausbau des Händlernetzes sowie die Intensivierung<br />
der Vertriebs- <strong>und</strong> Marketingaktivitäten in den jeweiligen<br />
Regionen.<br />
Matthaei hat den Aufgabenbereich von Rolf Eiten übernommen,<br />
der mit Wirkung vom 1. Juli 2014 zum President & CEO der Clark<br />
Europe GmbH berufen wurde.<br />
www.clarkmheu.com<br />
NEUE RICHTLINIEN<br />
Rechtliche, ökonomische <strong>und</strong> ökologische Rahmenbedingungen<br />
zwingen produzierende Unternehmen zur besseren<br />
Steuerung ihrer Materialflüsse. Die Entsorgung stellt dabei<br />
logistisch gleich hohe Anforderungen wie die Beschaffung.<br />
Daher müssen neben den Materialflüssen der Versorgung auch<br />
die Materialflüsse der Entsorgung über die komplette Prozesskette<br />
betrachtet <strong>und</strong> geplant werden. Die VDI-Gesellschaft<br />
Energie <strong>und</strong> Umwelt hat für den Entsorgungsprozess die neue<br />
Richtlinie VDI 4413 erarbeitet. Die Richtlinie „Entsorgungslogistik<br />
in produzierenden Unternehmen“ unterstützt z. B.<br />
Produktionsplaner <strong>und</strong> Leiter von Produktionseinheiten sowie<br />
Anlagenbetreiber, die die gesetzlichen Regelungen der<br />
Abfallwirtschaft betriebsspezifisch umzusetzen haben. Dem<br />
Einsteiger dient die Richtlinie als Leitfaden bei der Einführung<br />
einer Entsorgungslogistik. Sie hilft beim Aufbau einer Organisation,<br />
bei der Gestaltung von Material- <strong>und</strong> Informationsfluss<br />
sowie bei der Qualifikation von Mitarbeitern.<br />
Die Richtlinie lässt sich online unter www.vdi.de/4413<br />
bestellen.<br />
6 <strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong><br />
PSI.indd 1 18.05.<strong>2015</strong> 20:02:10
KURZ NOTIERT<br />
VW ordert 1 Million<br />
KLT-Behälter bei Auer<br />
Erneut hat sich die Auer<br />
Packaging GmbH einen Großauftrag<br />
der Volkswagen AG<br />
gesichert: Das Auftragsvolumen<br />
beträgt drei Millionen Euro.<br />
Laut Robert Auer, Geschäftsführer<br />
des Anbieters von Transport-<br />
<strong>und</strong> Lagerbehältern aus<br />
Kunststoff mit Sitz in Amerang,<br />
„ist dies einer der größten<br />
Einzelaufträge in der Unternehmensgeschichte.“<br />
Der VW-Konzern orderte r<strong>und</strong><br />
eine Million RL-KLT-Behälter,<br />
die nun wöchentlich von Amerang<br />
aus auf den Tag genau zu<br />
den Volkswagen-Zulieferern in<br />
ganz Europa – von Irland bis<br />
Portugal – geliefert werden.<br />
Eingesetzt werden die Kleinladungsträger<br />
in der Produktionskette<br />
zum Transport von<br />
Kleinteilen.<br />
Wagner schützt das weltweit größte<br />
Tiefkühlhochregallager in den USA<br />
Die Wagner Group GmbH mit Stammsitz in Langenhagen<br />
liefert den Brandschutz für das derzeit größte automatisierte<br />
Tiefkühlhochregallager der Welt. Noch dieses Frühjahr soll<br />
das Lager des Betreibers Preferred Freezer Services in<br />
Richland, Washington State, mitsamt Wagners aktiver Brandvermeidung<br />
Oxyreduct in Betrieb gehen. Die drei Schutzbereiche<br />
mit einem Gesamtvolumen von 1,05 Millionen m³<br />
werden bei einer Sauerstoffkonzentration von 16,1 Volumenprozent gefahren. Die für den US-Markt<br />
entwickelte Pressure Swing Adsorption (PSA)-Anlage generiert den dafür nötigen Stickstoff direkt aus<br />
der Umgebungsluft.<br />
www.wagner.de<br />
www.auer-packaging.de<br />
Swisslog übernimmt<br />
Lagerautomatisierer<br />
Forte Industries<br />
Der Intralogistiksystemanbieter<br />
Swisslog, Aarau/Schweiz, übernimmt<br />
die Forte Industrial<br />
Equipment Systems, Inc. mit<br />
Sitz in Mason, Ohio/USA. Forte<br />
verfügt über umfassende Expertise<br />
in den Bereichen Fördertechnik,<br />
Behälter- <strong>und</strong> Stückgut-<br />
Kommissionierung sowie Sortierlösungen,<br />
vor allem in den<br />
Segmenten E-Commerce <strong>und</strong><br />
Multichannel. Swisslog will<br />
durch den Zusammenschluss<br />
seine Marktreichweite vor allem<br />
in den Segmenten E-Commerce<br />
<strong>und</strong> Pharmaceutical erhöhen.<br />
Forte wird als separater Bereich<br />
innerhalb von Swisslog<br />
Warehouse & Distribution Solutions<br />
(WDS) Nordamerika im<br />
Headquarter in Mason weitergeführt.<br />
Mit dem Abschluss der<br />
Übernahme hat der Gründer<br />
<strong>und</strong> Unternehmensinhaber<br />
Gene Forte die Leitung des<br />
Unternehmens an AK Schultz<br />
übergeben, den bisherigen<br />
Leiter Customer Service von<br />
Swisslog Nordamerika.<br />
Liebe auf den<br />
ersten Click: Conneo.<br />
Sie ist einzigartig: Sie pulverisiert Ihre Staplerrüstzeiten <strong>und</strong> steigert die Zufriedenheit<br />
Ihrer Fahrer. Sie zickt nicht, sie clickt. Sie schont Ihre Nerven. Sie ist perfekt<br />
für Männerhände bei der Arbeit. Sie hält dicht. Sie ist immer <strong>und</strong> überall<br />
für Sie da. Sie macht’s Ihnen einfach. Die neue Treibgasflasche von Westfalengas:<br />
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<strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong> 7
KURZ NOTIERT<br />
Interroll Spanien nun mit eigenem<br />
Reparaturservice für Trommelmotoren<br />
mit optimalen Reibwerten bis 0,9 μ<br />
Gummi-Puffer Unterleg-Schutzplatte Unterlegkeile<br />
MAROTECH GmbH | Industriepark West<br />
Heinkelstr. 2-4 | 36041 Fulda | +49(0)661-86202-0<br />
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Prüfzeugnis Fraunhofer Institut<br />
IML Dortm<strong>und</strong> (Lifetest)<br />
z.B. Qualität „Premium“ in<br />
Bodenlage mit Reibwert μ = 0,7<br />
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Zurrsysteme<br />
Kantenschutz<br />
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Das Unternehmen Interroll, Sant'Antonino/Schweiz, weitet mit der<br />
Eröffnung eines eigenen Reparaturservice für Trommelmotoren<br />
seine Aktivitäten in Spanien aus. Mit der Entscheidung für die Einrichtung<br />
eines eigenen Reparaturservice für Trommelmotoren will<br />
der Hersteller von Schlüsselprodukten für die Intralogistik sein<br />
Wachstum in Spanien weiter vorantreiben. Um den Service, der bislang<br />
an eine zertifizierte externe Reparaturfirma<br />
ausgelagert war, den K<strong>und</strong>en in<br />
Zukunft direkt bieten zu können, hat<br />
Interroll umfangreiche Investitionen in eine<br />
eigene Werkstatt <strong>und</strong> zusätzliches Personal<br />
getätigt. Die Werkstatt befindet sich im selben<br />
Gebäude wie die Vertriebsniederlassung des<br />
Unternehmens in Barcelona.<br />
„Yale Gold“ für Stapler Center Pieckert<br />
Marotech.indd 1 23.03.<strong>2015</strong> 12:12:43<br />
Seit mehr als 20 Jahren bewertet der Flurförderzeughersteller Yale<br />
den Erfolg <strong>und</strong> die K<strong>und</strong>enfre<strong>und</strong>lichkeit seiner Händler jährlich<br />
mit Bronze, Silber oder Gold. Jetzt hat es das Stapler Center Pieckert<br />
geschafft, in den erlauchten Kreis der „Gold-Händler“ einzutreten.<br />
Eine Ehre, die bisher nur wenigen<br />
Händlern in Zentraleuropa<br />
zuteilwurde.<br />
Das Familienunternehmen<br />
Pieckert wurde 1997 gegründet<br />
<strong>und</strong> zählt heute mit mehr als 60<br />
Mitarbeitern zu einem der größten<br />
Flurförderzeughändler Baden-<br />
Württembergs. Neben der Zentrale in Empfingen werden Verkaufsbüros<br />
in Stuttgart <strong>und</strong> Heilbronn sowie eine 2014 eröffnete Niederlassung<br />
in Karlsruhe unterhalten. Außer dem kompletten Yale-<br />
Programm offeriert Pieckert Geräte der Marken Kalmar,<br />
Sichelschmidt <strong>und</strong> Bulmor sowie Schlepper <strong>und</strong> Anhänger von Mafi<br />
<strong>und</strong> Pefra. Kehrmaschinen von Dulevo r<strong>und</strong>en das Angebot ab.<br />
www.interroll.com<br />
Kion baut Kompetenz in puncto<br />
Systemlösungen aus<br />
Die Kion Group hat mit der Egemin Group, Antwerpen/Belgien, eine<br />
Vereinbarung über den Kauf der Sparte Logistik-Automatisierung<br />
unterzeichnet. Als einer der weltweit größten Anbieter von Flurförderzeugen<br />
vereint die Kion Group nach dieser Akquisition, die voraussichtlich<br />
im 3. Quartal <strong>2015</strong> abgeschlossen werden soll, sieben Marken<br />
unter ihrem Dach. Das Unternehmen mit Sitz in Wiesbaden baut mit<br />
der Akquisition z. B. seine Möglichkeiten bei den Systemlösungen für<br />
die Intralogistik aus. Zum Portfoliio der Sparte Logistik-Automatisierung<br />
von Egemin gehören Lösungen zur Automatisierung von Distributionszentren.<br />
Im Geschäftsjahr 2014 erwirtschaftete diese Sparte<br />
mit mehr als 300 Mitarbeitern einen Umsatz von ca. 76 Millionen<br />
Euro. Egemin Automation soll als unabhängiges Unternehmen in die<br />
Kion Group integriert werden.<br />
www.staplercenter-pieckert.de<br />
www.kiongroup.com<br />
Führend in der Lagerautomation:<br />
Ihre Herausforderung – Unsere Lösung<br />
Vanderlande hat sich der Verbesserung der Unternehmensprozesse<br />
seiner K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> der Stärkung ihrer Wettbewerbsposition<br />
verschrieben. Dazu bieten wir automatisierte Materialfluss-<br />
Systeme <strong>und</strong> entsprechende Dienstleistungen an.<br />
Wir konzentrieren uns auf die Verbesserung der Logistikprozesse<br />
unserer K<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die Erhöhung ihrer logistischen Leistungen<br />
heute, in Zukunft <strong>und</strong> während des gesamten Lebenszyklus.<br />
> vanderlande.com MOVING YOUR BUSINESS FORWARD<br />
Vanderlande.indd 1 17.03.<strong>2015</strong> 13:42:57<br />
8 <strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong>
Ferag <strong>und</strong> SSI Schäfer gehen strategische<br />
Partnerschaft ein<br />
Die Ferag AG, Hinwil/Schweiz, fokussiert sich seit mehreren Jahren verstärkt<br />
in Bereichen wie Intralogistik <strong>und</strong> Verpackungstechnik. Zum weiteren Ausbau<br />
dieser Aktivitäten geht das Unternehmen nun eine strategische Partnerschaft<br />
mit SSI Schäfer, Anbieter von Lager- <strong>und</strong> Materialflusssystemen, ein. Die<br />
zwischen beiden Unternehmen geschlossene Vereinbarung bezieht sich in<br />
erster Linie auf die von Ferag entwickelte Hängefördertechnik. So wird<br />
SSI Schäfer das Skyfall-System bei der Konzeption <strong>und</strong> beim Bau neuer<br />
Warenverteilzentren nutzen.<br />
www.ferag.com<br />
Grunow in Geschäftsführung von<br />
Symphony EYC berufen<br />
Die Symphony EYC GmbH, Anbieter von u. a. Softwarelösungen für<br />
die Bestandsoptimierung in der Wertschöpfungskette, hat Frank<br />
Grunow in die Geschäftsführung berufen. Grunow wird u. a. für die<br />
Themen Vertrieb <strong>und</strong> Services zuständig sein. In seiner<br />
Verantwortung liegen der weitere Ausbau der deutschsprachigen<br />
Märkte sowie das fokussierte Wachstum in Osteuropa. Der bisherige<br />
Geschäftsführer Roy Simrell schied zu Beginn des Jahres aus. Damit<br />
zeichnen nun Graeme<br />
Cooksley als Vorsitzender Geschäftsführer<br />
<strong>und</strong> Grunow für<br />
die Geschäfte verantwortlich.<br />
Grunow ist seit 2013 für<br />
Symphony EYC tätig <strong>und</strong> verantwortete<br />
bislang als Vice President<br />
Sales den Vertrieb in der Region<br />
Dach.<br />
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mehrjährigen Vertrag über den<br />
Einsatz von Kunststoffpaletten<br />
auf Mietbasis abgeschlossen.<br />
Die Ladungsträger im Europalettenformat<br />
werden künftig<br />
in der Belieferung der einzelnen<br />
Märkte des Drogerieunternehmens<br />
eingesetzt. Während<br />
der Vertragslaufzeit werden<br />
mehr als 15 Millionen Palettenbewegungen<br />
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Körber setzt Internationalisierung fort<br />
Galler.indd 1 15.01.<strong>2015</strong> 08:16:33<br />
Der internationale Technologiekonzern Körber erwirbt Efacec Handling Solutions, einen Anbieter<br />
automatisierter Fördertechnik- <strong>und</strong> Lagersysteme mit Sitz in Porto/Portugal. Darüber hinaus ist Efacec<br />
auch als Systemintegrator aktiv. Zum Portfolio der Unternehmen des Geschäftsfelds Logistik-Systeme<br />
von Körber gehören u. a. Projektplanung, Softwarelösungen, Förder- sowie Palettier- <strong>und</strong> Lagertechnik.<br />
Efacec Handling Solutions ergänzt das Geschäftsfeld vor allem hinsichtlich<br />
der internationalen Präsenz. Das Unternehmen, das 180 Mitarbeiter<br />
beschäftigt, hat z. B. Standorte in der Tschechischen Republik, Spanien,<br />
Indien <strong>und</strong> Singapur.<br />
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TNT eröffnet Hub in Sydney<br />
Der Expressdienstleister TNT hat in Sydney auf einem 78 000 m² großen<br />
Gelände ein Hub eröffnet. Ausgelegt ist der Standort auf eine Bearbeitungskapazität<br />
von max. 25 000 Pakete pro St<strong>und</strong>e. Für Marco van Kalleveen,<br />
Managing Director Domestics von TNT, ist die Hub-Eröffnung ein<br />
Meilenstein in der Modernisierung der Infrastruktur: Zur Ausstattung der<br />
Hauptumschlagbasis gehört das erste automatische Hochgeschwindigkeits-Sortiersystem für „inkompatible“<br />
Fracht (Sendungen mit Abmessungen von mehr als 1,5 m <strong>und</strong> 30 kg Gewicht) in Australien.<br />
www.tnt.de
AKTUELLES I INTERVIEW<br />
Über Märkte, Potenziale <strong>und</strong><br />
strategische Ziele<br />
<strong>f+h</strong> im Gespräch mit Christoph Dörpinghaus, Geschäftsführer Jungheinrich Italien<br />
<strong>und</strong> Regionalleiter Südeuropa<br />
Investitionsstau aufgebaut, der begann,<br />
sich im vergangenen Jahr aufzulösen <strong>und</strong><br />
uns infolgedessen ein deutliches Umsatzwachstum<br />
beschert hat.<br />
Würde man die Länder Ihres Verantwortungsbereichs<br />
einem Ranking in Sachen<br />
Marktpotenziale unterziehen, stünde<br />
Italien, so habe ich das zumindest<br />
interpretiert, sicherlich oben an. Welche<br />
Länder folgen?<br />
Das haben Sie richtig erkannt. Italien ist<br />
für Jungheinrich sowohl im Bereich Flurförderzeuge<br />
als auch im Geschäftsfeld<br />
Logistiksysteme ein ganz wichtiger Markt.<br />
Hinsichtlich des Potenzials folgen die<br />
Türkei, die Schweiz <strong>und</strong> schließlich<br />
Griechenland. Blickt man auf die Umsätze,<br />
ergibt sich ein etwas anderes Bild: Hier<br />
folgt zunächst die Schweiz <strong>und</strong> dann die<br />
Türkei sowie Griechenland.<br />
Stichwort Griechenland, ein kleiner Markt<br />
mit aktuell großen Problemen?<br />
International agierende<br />
Unternehmen haben bezüglich<br />
ihrer Ziele <strong>und</strong> Aktivitäten klare<br />
Vorstellungen auf den jeweiligen<br />
Ländermärkten. Das ist auch beim<br />
Intralogistiker Jungheinrich nicht<br />
anders. Über die Chancen, Risiken<br />
<strong>und</strong> Potenziale wichtiger Ländermärkte<br />
sprach <strong>f+h</strong> mit Christoph<br />
Dörpinghaus, Geschäftsführer<br />
Jungheinrich Italien <strong>und</strong> Regionalleiter<br />
Südeuropa.<br />
Herr Dörpinghaus, Sie sind zum einen als<br />
Geschäftsführer Italien für Jungheinrich<br />
tätig, verantworten zum anderen als<br />
Regionalleiter darüber hinaus die<br />
Ländermärkte Schweiz, Griechenland <strong>und</strong><br />
Türkei. Wie gestaltet sich aus Ihrer Sicht<br />
<strong>und</strong> Erfahrung die wirtschaftliche<br />
Situation in diesen Ländern?<br />
Auf der einen Seite gilt: In den von Ihnen<br />
genannten Ländern gibt es unterschiedliche<br />
Herausforderungen. Sei es die Aufhebung<br />
der Bindung des Schweizer Franken<br />
an den Euro oder die unterschied lichen<br />
wirtschaftlichen Voraussetzungen speziell<br />
in den südeuropäischen Ländern. Auf der<br />
anderen Seite hat Jungheinrich im vergangenen<br />
Jahr trotz der gesamtwirtschaftlichen<br />
Entwicklung in den von mir verantworteten<br />
Märkten in der Intralogistik quasi<br />
von einer Sonderkonjunktur profitiert. Die<br />
hat uns in diesen Ländern ein Marktwachstum<br />
von über zehn Prozent beschert.<br />
Worauf führen Sie diese Sondersituation<br />
zurück?<br />
Lassen sie mich das am Beispiel Italien<br />
deutlich machen: Italien gehört zu unseren<br />
Kernmärkten in Europa <strong>und</strong> steht im<br />
Jungheinrich-Konzern umsatzbezogen<br />
weltweit an Nummer 3. Im italienischen<br />
Markt, der sehr stark von mittelständischen,<br />
exportstarken Unternehmen geprägt<br />
wird, hatte sich die letzten Jahren ein<br />
Sicherlich bekommt auch unsere Branche<br />
die Finanzkrise in Griechenland zu spüren,<br />
das ist doch selbstverständlich. Man muss<br />
aber auch wissen, dass das Markt volumen<br />
dort eine überschaubare Größenordnung<br />
hat. Von daher sind auch die Auswirkungen<br />
der Situation in Griechenland auf<br />
unser Geschäft dort nicht so gravierend.<br />
Von unserer Konzernleitung haben die<br />
Mitarbeiter in Griechenland eindeutig die<br />
Botschaft erhalten, dass Jungheinrich zu<br />
seiner Landesgesellschaft steht. Das ist,<br />
wie ich meine, ein wichtiges <strong>und</strong> richtiges<br />
Signal nicht nur für die Mitarbeiter,<br />
sondern ganz besonders auch für unsere<br />
K<strong>und</strong>en.<br />
Wie definieren Sie aus Ihrer Sicht der<br />
Dinge den türkischen Markt?<br />
Die Türkei ist für Jungheinrich wirtschaftlich<br />
sehr interessant. Als Volkswirtschaft<br />
Das Interview mit Christoph Dörpinghaus (l. im<br />
Bild) führte Reiner Wesselowski, Herausgeber<br />
<strong>f+h</strong> <strong>und</strong> <strong>f+h</strong> Intralogistics<br />
10 <strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong>
INTERVIEW I AKTUELLES<br />
mit strategischem Wachstumspotenzial weist das Land allerdings<br />
keine lineare Entwicklung auf <strong>und</strong> hängt zudem vom „billigen“<br />
Geld ab, das in der Vergangenheit unter anderem aus China <strong>und</strong><br />
den USA gekommen ist. Da ist eine ernst zu nehmende Konsum<strong>und</strong><br />
Immobilienblase entstanden. Aber trotzdem ist die Türkei,<br />
nicht zuletzt wegen ihrer jungen Bevölkerung <strong>und</strong> deren Konsumbedürfnissen,<br />
ein Zukunftsmarkt. Ich denke hier zum Beispiel an<br />
das in der Türkei stetig wachsende Segment des E-Commerce <strong>und</strong><br />
die sich daraus ergebenden Potenziale für die Intralogistik <strong>und</strong><br />
damit auch für unser Business.<br />
Aber lassen Sie mich auch noch ein Wort zur Schweiz sagen. Von<br />
den Auswirkungen bezüglich der Loslösung des Schweizer Franken<br />
an den Euro mal abgesehen, ist die Schweiz der Anwendermarkt<br />
meines Verantwortungsbereichs, der von einem hohen<br />
Bedarf an automatisierten Lösungen geprägt <strong>und</strong> damit für unser<br />
Geschäftsfeld Logistiksysteme von großer Bedeutung ist. In der<br />
Schweiz ist Jungheinrich im Systemgeschäft seit Jahren klar die<br />
Nummer 1!<br />
Wie präsentieren sich über alles betrachtet „Ihre“ Ländermärkte<br />
in den Anwendungsfeldern Flurförderzeuge <strong>und</strong><br />
Logistiksysteme?<br />
Natürlich unterscheidet sich die Bedarfs situation für Flurförderzeuge<br />
<strong>und</strong> Logistiksysteme in den verschiedenen Ländermärkten.<br />
So sind strategische Wachstumsmärkte häufig erst einmal hauptsächlich<br />
Anwendermärkte für Flurförderzeuge. Wogegen etablierte<br />
Märkte ein wichtiges Anwendungsfeld auch für komplexe integrierte<br />
Logistiksysteme sind. Und exakt diese beiden Merkmale<br />
sind denn auch der Gr<strong>und</strong> für den Erfolg des Jungheinrich-<br />
Geschäftsmodells. Wir verkaufen eben nicht nur Gabelstapler <strong>und</strong><br />
bieten dazu vollumfängliche Service- <strong>und</strong> Wartungsdienstleistungen,<br />
sondern sind auch Partner <strong>und</strong> Lösungsanbieter, wenn es um<br />
die Planung <strong>und</strong> Realisierung von teil- <strong>und</strong> vollautomatischen<br />
Intralogistiksystemen geht.<br />
Ein Geschäftsmodell, das in den jeweiligen Bereichen gut<br />
ausgebildete Mitarbeiter verlangt …<br />
... ganz eindeutig, die fachliche Qualifikation <strong>und</strong> Kompetenz<br />
unserer Mitarbeiter spielt in der K<strong>und</strong>enwahrnehmung eine<br />
bedeutende Rolle <strong>und</strong> ist, wenn Sie so wollen, die Eintrittskarte<br />
für den Aufbau anhaltend guter Geschäftsbeziehungen – im<br />
Gleichklang mit dem Qualitätsanspruch an unsere Produkte <strong>und</strong><br />
Dienstleistungen. Wir wollen bei der K<strong>und</strong>enwahrnehmung die<br />
Nummer Eins sein. Und dafür tun wir sehr viel. So durchlaufen<br />
unsere Mitarbeiter eine intensive Ausbildung <strong>und</strong> werden kontinuierlich<br />
geschult. Damit schaffen wir die Voraussetzungen für<br />
einen hohen Wissensstandard.<br />
Aber lassen Sie mich in diesem Zusammenhang noch eins anmerken:<br />
Jungheinrich steht – <strong>und</strong> das sage ich nicht aus Überheblichkeit,<br />
wohl aber mit einem gewissen Stolz – bei den Mitarbeitern<br />
als Arbeitgeber hoch im Kurs. Und das gilt nicht nur für meine<br />
Ländermärkte.<br />
„Unser Anspruch ist es,<br />
in den jeweiligen<br />
Ländermärkten ein<br />
strategisch angelegtes<br />
Wachstum zu<br />
erreichen“<br />
Bedeutung, dass unsere Mitarbeiter diesen Premium-Anspruch<br />
mit ihrer eigenen Qualifikation <strong>und</strong> Begeisterung nach draußen<br />
tragen. Im Kern all unserer Anstrengungen steht der K<strong>und</strong>e <strong>und</strong><br />
es ist meine Aufgabe, dafür zu sorgen, dass all das, was wir tun, zu<br />
seiner vollsten Zufriedenheit geschieht.<br />
Vielen Dank für das Gespräch<br />
Fotos: Jungheinrich<br />
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Wo sehen Sie für Ihre Arbeit zukünftig die größten Herausforderungen<br />
in den von Ihnen verantworteten Ländermärkten?<br />
Die wichtigste Herausforderung ist es natürlich, in meinen<br />
Märkten für Wachstum zu sorgen. Wohlwissend, dass das zum<br />
Beispiel nur über technologisch innovative <strong>und</strong> einsatzeffiziente<br />
Flurförderzeuge, problemlösungsorientierte Logistik systeme <strong>und</strong><br />
selbstverständlich über höchste Qualität vom Produkt bis zum<br />
K<strong>und</strong>endienst erreichbar ist. All diese Aspekte leben wir hier, wie<br />
ich das schon sagte, mit einem engagierten <strong>und</strong> gut ausgebildeten<br />
Mitarbeiter-Team vom Vertrieb über den Service bis hin zum<br />
Innendienst. Für uns als Premium-Anbieter ist es von größter<br />
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<strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong> 11<br />
Butt.indd 1 07.11.2014 13:36:38
LOGISTIKMANAGEMENT<br />
Sortimentserweiterung logistisch<br />
bewältigen<br />
Integrativer Ausbau bringt Lager auf höheres Leistungsniveau<br />
Ein Multichannel-Anbieter für<br />
Technik <strong>und</strong> Elektronik hat in den<br />
umfassenden Ausbau seines<br />
Logistikzentrums investiert. Im<br />
Mittelpunkt des Projekts standen<br />
dabei die Reduzierung der<br />
Auftragsdurchlaufzeit, die Erweiterung<br />
von Lagerkapazitäten sowie<br />
die Schaffung von attraktiven<br />
Arbeitsplätzen.<br />
D<br />
er Elektronikversandhändler Conrad<br />
Electronic SE hat den Standort Wernberg<br />
in der Oberpfalz zu einem der modernsten<br />
Kommissionier- <strong>und</strong> Distributionszentren<br />
im europäischen Versand- <strong>und</strong><br />
Stationärhandel ausgebaut. Für die Konzeption<br />
sowie Realisierung des Anbaus <strong>und</strong><br />
der Erweiterung der zentralen Logistik,<br />
setzte der Betreiber auf das Hamburger Beratungs-<br />
<strong>und</strong> Planungsbüro Pierau Planung.<br />
Im Jahr 2012 war der Spatenstich zur<br />
Ausdehnung des Standorts auf eine Gr<strong>und</strong>fläche<br />
von 54 000 m² − die Inbetriebnahme<br />
des Erweiterungsbaus folgte im November<br />
2014. Das zweigeschossige Logistikzentrum<br />
verfügt nun bei einer Länge von 325 m <strong>und</strong><br />
einer Breite von 175 m über eine Logistikfläche<br />
von 100 000 m².<br />
Optimal integriert<br />
Im Mittelpunkt des Gesamtnutzungskonzepts<br />
stand vor allem der vom Versandhändler<br />
umgesetzte Ausbau der Vertriebswege<br />
im B2B- sowie im B2C-Bereich.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der daraus resultierenden<br />
Vergrößerung des Artikelsortiments im<br />
Zentrallager war die Kapazität der Lagerfläche<br />
bis an ihre Grenzen ausgereizt. Der<br />
kontinuierliche Anstieg an E-Commerce-<br />
Bestellungen, vor allem aus dem B2B-Bereich,<br />
bedingt zudem, dass die Aufträge<br />
unmittelbar nach der Auftragserfassung<br />
zu bearbeiten sind. Für die traditionelle<br />
Batchaufbereitung der zweistufigen Prozessabwicklung<br />
fehlte die Zeit zwischen<br />
der Auftragserfassung <strong>und</strong> der Cut-Off-<br />
Zeit.<br />
Neben der Zielsetzung einer kürzeren<br />
Auftragsdurchlaufzeit war die optimierte<br />
Gestaltung der Arbeitsplätze eine weitere<br />
Projektanforderung der Geschäftsführung<br />
des Betreibers. Die bisherigen langen Laufwege<br />
des alten Systems widersprachen ergonomischen<br />
Gesichtspunkten.<br />
Bereits bei der ursprünglichen Logistikplanung<br />
für den Standort Wernberg im Jahr<br />
2000 hatte Pierau Planung für Conrad ein<br />
Logistikkonzept realisiert, bei dem zugunsten<br />
hoher Leistungsfähigkeit die Prozesse<br />
Kommissionierung <strong>und</strong> Packerei komplett<br />
entkoppelt wurden. Hierzu unterteilte man<br />
u. a. das Lager in verschiedene Bereiche mit<br />
Pufferfunktionen <strong>und</strong> realisierte eine differenzierte<br />
Förderstreckenführung. Dieses<br />
Konzept galt es nun, unter der Berücksichtigung<br />
der neuen Anforderungen, auf ein höheres<br />
Leistungsniveau zu bringen <strong>und</strong> intelligent<br />
zu erweitern. Die konkrete Aufgabenstellung<br />
umfasste letztendlich die Integration<br />
der bestehenden Anlage in das neue<br />
Konzept sowie die Auslegung des Erweiterungsbaus<br />
unter Berücksichtigung des fördertechnischen<br />
Layouts.<br />
Die Aufgaben im Detail<br />
Die Leistungen von Pierau Planung umfassten,<br />
neben der Entwicklung des Gesamtnutzungskonzepts,<br />
die Bauvorplanung, die<br />
Koordination von Bau, Haustechnik <strong>und</strong><br />
die Intralogistik. Die Entwicklung eines<br />
Detail-Nutzungskonzepts, das Ausschreibungsmanagement<br />
sowie die Vergabekoordination<br />
<strong>und</strong> die komplette Projektrealisierung<br />
zählten ebenso zum Leistungsport-<br />
12 <strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong>
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LOGISTIKMANAGEMENT<br />
folio. „Eine Herausforderung war für uns<br />
die Integration der Bestandsanlage in die<br />
Betriebserweiterung“, so Arne Pierau, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter der Pierau<br />
Unternehmensberatung GmbH, der das<br />
Projekt von Beginn an begleitete. „Aus der<br />
langjährigen Zusammenarbeit mit Conrad<br />
<strong>und</strong> unserer Erfahrung aus den Vorprojekten,<br />
speziell der Planung des Zentrallagers,<br />
kennen wir die Abläufe innerhalb des<br />
Logistikzentrums im Detail.“<br />
Nach Auftragseingang starten die Sendungen<br />
im zentralen, im aktuellen Entwicklungsschritt<br />
erweiterten Kartonaufrichterbereich.<br />
Das Lagerverwaltungssystem<br />
ermittelt die korrekte Kartongröße für<br />
jede Verpackungseinheit <strong>und</strong> veranlasst<br />
danach das automatische Aufrichten der<br />
Versandkartons. Ein Teil der Verpackungen<br />
wird auch in Zukunft zunächst in zweistufiger<br />
Kommissionierung über die Bestandsanlage<br />
geführt, denn hier sollen alle<br />
Artikel bevorratet werden, die u. a. aufgr<strong>und</strong><br />
von Größe <strong>und</strong> Gewicht nicht für<br />
das neu installierte Shuttle-System in der<br />
Erweiterung geeignet sind.<br />
Für den Großteil der Sendungen geschieht<br />
die Entnahme der Artikel jedoch komplett<br />
aus dem Shuttlelager mit seinen 200 000<br />
Stellplätzen <strong>und</strong> bis zu 12 000 Lagerbewegungen<br />
pro St<strong>und</strong>e. Zur Abwicklung im<br />
Shuttlelager ist ein einstufiger Verarbeitungsprozess,<br />
bei dem die Ware direkt vom<br />
Lagerbehälter in den Versandkarton gelegt<br />
wird, vorgesehen. Gegenüber der Bestandsanlage<br />
ließ sich der Sendungsdurchsatz<br />
verdoppeln.<br />
Ein Novum des neu entstanden Systems<br />
ist die Steuerung der Shuttle per SAP EWM,<br />
für deren Realisierung eine enge Abstimmung<br />
mit dem Softwarepartner igz <strong>und</strong><br />
TGW, dem Hersteller der Shuttletechnik,<br />
erforderlich war.<br />
In den 15 jeweils 60 m langen Regalgassen<br />
kommen 375 Shuttle zum Einsatz. Wenn es<br />
die Artikelansprache erfordert, wechseln die<br />
Fahrzeuge über Heber die Lagerebene. So<br />
ließ sich die Investition in die Shuttletechnik<br />
in Kombination mit den geplanten Lagerplätzen<br />
gegenüber den ebenen-geb<strong>und</strong>enen<br />
Systemen im Rahmen halten, ohne Erweiterungspotenziale<br />
zu blockieren.<br />
Täglich werden bei Conrad Electronic im<br />
Schnitt mehr als 40 000 Pakete in über 150<br />
Länder versandt − die neue Logistik soll den<br />
Versand von bis zu 100 000 Paketen pro Tag<br />
ermöglichen.<br />
Konsequente Umsetzung von<br />
„Ware zum Mann“<br />
Die Vorzone des Shuttlelagers umfasst drei<br />
Kommissionierebenen: Die beiden unteren<br />
Ebenen dienen der Endk<strong>und</strong>enbearbeitung<br />
(Bild 01), in der dritten Ebene<br />
wird die Ware für die Filialen (Bild 02)<br />
kommissioniert. Shuttle transportieren die<br />
Behälter mit den Artikeln zu den jeweiligen<br />
Kommissionierplätzen, die nach ergonomischen<br />
Gesichtspunkten ausgelegt<br />
sind. Conrad steht nun ein auftragsbezogenes<br />
Endk<strong>und</strong>ensystem zur Verfügung,<br />
das konsequent das Prinzip „Ware zum<br />
Mann“ umsetzt – d. h., die Lagerware wird<br />
direkt aus den Lagerbehältern in die Versandkartons<br />
gelegt. Eine Herausforderung<br />
war hierbei, dass die Filialbelieferung <strong>und</strong><br />
der Endk<strong>und</strong>enversand auf den identi-<br />
01 Auf der unteren Kommissionierebene werden die Endk<strong>und</strong>ensendungen bearbeitet<br />
14 <strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong>
02 Alle Kommissionierarbeitsplätze sind nach ergonomischen Gesichtspunkten gestaltet<br />
schen Warenbestand sowie auf den identischen<br />
Behälter im Shuttlelager zurückgreifen.<br />
Hier galt es, genaue Kommissionierstrategien<br />
zu definieren, um Engpässe <strong>und</strong><br />
Blockaden zu verhindern. Zu diesem<br />
Zweck wurde parallel zur Auftragsvergabe<br />
eine Simulation der Prozesse durchgeführt.<br />
„Da die Hälfte des Sortiments empirisch<br />
hochgerechnet werden musste, war<br />
die Simulationsphase länger als bei anderen<br />
Projekten“, erklärt Pierau. „Außerdem<br />
bestand die Notwendigkeit, Artikeleigenschaften<br />
für die neuen virtuellen Artikel zu<br />
generieren sowie Annahmen für den zukünftigen<br />
Bestand <strong>und</strong> die Anlieferzyklen<br />
zu mutmaßen.“<br />
Auch im Hinblick auf die Sequenzierung<br />
wurden neue Wege beschritten. Die<br />
traditionelle Herangehensweise hätte Sequenzpuffer<br />
zur Zwischenspeicherung<br />
der Lagerbehälter erforderlich gemacht,<br />
bis sich der korrekte Versandkarton am<br />
Entnahmeplatz anmeldet. Bei Conrad<br />
wurde stattdessen eine manuelle Sequenzierung<br />
realisiert, die keine Fördertechnik<br />
benötigt, sondern mit Ablageflächen arbeitet.<br />
Die richtige Dimensionierung dieser<br />
Sequenzierung wurde in der Simulation<br />
validiert.<br />
Während der Planungsarbeit standen die<br />
wichtigsten fördertechnischen Abwicklungen<br />
bereits fest, sodass sich der Erweiterungsbau<br />
mit den Sozialräumen für die Mitarbeiter<br />
exakt darauf auslegen ließ. Inbetriebnahme<br />
<strong>und</strong> Hochlaufphase fanden<br />
parallel zum Versand im Weihnachtsgeschäft<br />
2014 statt, ohne die Auslieferung<br />
zu beeinträchtigen.<br />
Fotos: Conrad Electronic SE<br />
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FLURFÖRDERZEUGE<br />
Zum „Roboter“ avanciert<br />
Linde stellt automatisierte Flurförderzeuge vor<br />
Auf der internationalen Pressekonferenz<br />
im März dieses Jahres<br />
wurden die ersten serienreifen<br />
Geräte von Linde Robotics<br />
vorgestellt. Die Basis bilden<br />
serienmäßige Lagertechnik-Geräte,<br />
die mithilfe einer Steuerung zu<br />
Fahrerlosen Transportfahrzeugen<br />
avancieren.<br />
N<br />
eue technologische Entwicklungen<br />
rücken fahrerlose, automatisierte Flurförderzeuge<br />
in den Blickpunkt eines noch<br />
effizienteren innerbetrieblichen Materialflusses.<br />
Zusammen mit Balyo, einem Hersteller<br />
von Automatisierungslösungen,<br />
stellt sich Linde Material Handling für die<br />
Zukunft als Komplettanbieter für systemgesteuerte<br />
Flurförderzeuge auf. Die unter Linde<br />
Robotics entwickelten Fahrzeuge basieren<br />
auf den serienmäßigen Lager technik-<br />
Geräten von Linde, erweitert durch eine automatisierte<br />
Steuerung von Balyo (Bild 01).<br />
Sie navigieren im Lager mithilfe erlernter<br />
örtlicher Strukturen wie Mauern, Regalen<br />
oder Pfeilern, <strong>und</strong> eignen sich so für verschiedene<br />
Transportanwendungen (Bild 02).<br />
Darüber hinaus lassen sie sich mit<br />
Warehouse-Management- <strong>und</strong> ERP-Systemen<br />
verknüpfen. Damit bewegen sich die Flurförderzeuge<br />
in Richtung Industrie 4.0, wo<br />
sich Maschinen zukünftig weitgehend<br />
selbst organisieren <strong>und</strong> miteinander<br />
kommunizieren sollen.<br />
Voraussetzungen analysieren<br />
Eine Automatisierung im Lager lohnt sich<br />
nach Angaben von Linde Robotics insbesondere<br />
für jene Betreiber, deren Lasthandling-Prozesse<br />
eine geringe Wertschöpfung<br />
aufweisen, sich häufig wiederholen <strong>und</strong> längere<br />
Wegstrecken umfassen. Laufen die Geräte<br />
zudem mindestens im Zwei-Schicht-<br />
Betrieb, sollen die Voraussetzungen erfüllt<br />
sein, um von den Vorteilen einer systemgesteuerten<br />
Logistik zu profitieren. Dazu zählen<br />
z. B. eine höhere Transparenz der Abläufe<br />
<strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene Produktivitätssteigerungen<br />
sowie eine Optimierung<br />
betrieblicher Ressourcen.<br />
01 Die systemgesteuerten Flurförderzeuge<br />
navigieren selbstständig mithilfe erlernter<br />
örtlicher Strukturen sowie integrierter<br />
Sensorik<br />
Mit dem automatisierten Hochhubwagen<br />
Linde L-Matic L HP <strong>und</strong> dem automatisierten<br />
Schlepper Linde P-Matic kamen kürzlich<br />
die ersten Modelle auf den Markt. Der<br />
Hochhubwagen Linde L-Matic L HP verfügt<br />
über eine Tragfähigkeit von 1,2 Tonnen <strong>und</strong><br />
beschleunigt auf max. 1,6 m/s – unabhängig<br />
davon, ob mit oder ohne Last. Eine maximale<br />
Geschwindigkeit von 2 m/s erreicht<br />
der Schlepper Linde P-Matic, geeignet für<br />
bis zu fünf Tonnen Anhängelast.<br />
Standardgeräte als Basis<br />
Basis der automatisierten Modelle ist das<br />
jeweilige Linde-Standardgerät mit etablierten<br />
Ausstattungsmerkmalen z. B. wartungsfreiem<br />
3-kW-Drehstrom-Fahrmotor, automatisch<br />
einfallenden Bremsen an Steigungen,<br />
seitlichem Batteriewechsel <strong>und</strong> weiteren<br />
Der Link zum Video<br />
Erleben Sie die automatisierten Geräte in<br />
Aktion sowie eine virtuelle Tour durch die<br />
Staplerfertigung von Linde.<br />
https://vimeo.com/128585906<br />
16 <strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong>
FLURFÖRDERZEUGE<br />
Zusatzoptionen. Die automatisierten Matic-<br />
Versionen verfügen über die gleichen Standard-Features,<br />
sind darüber hinaus mit einem<br />
Navigationslaser, Sicherheitsscannern an<br />
Front <strong>und</strong> Heck, einer 3-D-Kamera oder einem<br />
Sicherheitslaser, einer Computereinheit<br />
mit 7-Zoll-LCD-Bildschirm sowie visuellen<br />
<strong>und</strong> akustischen Warneinrichtungen<br />
plus einem Notausschalter an beiden Seiten<br />
ausgerüstet. Mithilfe dieser Ausstattung<br />
können die Geräte zusammen mit Personen<br />
oder anderen Fahrzeugen in derselben Umgebung<br />
arbeiten. Hindernisse werden in Echtzeit<br />
erkannt <strong>und</strong> das Roboterverhalten dynamisch<br />
angepasst.<br />
Im Gegensatz zu traditionellen FTS oder<br />
automatisierten Geräten mit Laser-Reflektoren<br />
kommen die Linde Robotik-Geräte<br />
ohne eine spezielle Infrastruktur aus. Sie<br />
orientieren sich vielmehr an vorhandenen<br />
Strukturen wie Wänden, Regalen oder Säulen.<br />
Diese Lösung ist vergleichsweise einfacher<br />
zu installieren <strong>und</strong> lässt sich zudem leicht<br />
an zukünftige Änderungen der Umgebung<br />
anpassen. Zudem fügen sich die Fahrzeuge<br />
einfach in bestehende Flotten oder Lagerlayouts<br />
ein <strong>und</strong> erlauben einen schrittweisen<br />
Ausbau.<br />
Für die Inbetriebnahme vermessen die<br />
Servicetechniker vor Ort mithilfe von Scannern<br />
die Gegebenheiten des zukünftigen<br />
Arbeitsbereichs <strong>und</strong> erstellen daraus eine<br />
virtuelle Karte. Variable Hindernisse wie<br />
Paletten oder Kisten werden aus der Karte<br />
gelöscht. Übrig bleiben alle festen Installationen<br />
<strong>und</strong> Gebäudestrukturen. Auf deren<br />
Basis legen die Techniker die Fahrwege fest,<br />
an denen sich die Fahrzeuge später orientieren.<br />
Nach einer kurzen Anlernphase sind<br />
die Geräte einsatzbereit <strong>und</strong> meiden zukünftig<br />
jene Areale, die in der Karte als<br />
Sperrzonen hinterlegt sind. Variable Hindernisse<br />
erkennen sie mithilfe ihrer eingebauten<br />
Sensorik.<br />
Die Geräte sind infolge der Automatisierung<br />
jedoch nicht in ihrer ursprünglichen<br />
Nutzung beschränkt. Sowie ein Mitarbeiter<br />
etwa die Deichsel des Hochhubwagen für<br />
deren Bedienung herunter klappt, schaltet<br />
die Steuerung selbstständig auf manuellen<br />
Handbetrieb um. So lassen sich die Matic-<br />
Geräte auch auf herkömmliche Weise für<br />
solche Aufgaben nutzen, die unabhängig<br />
von der übergeordneten Steuerung zu<br />
bearbeiten sind.<br />
Unter dem Dach von Linde Robotics sind<br />
für das laufende <strong>und</strong> das kommende Jahr<br />
weitere automatisierte Modelle geplant. Auf<br />
die vorgestellten Hochhubwagen <strong>und</strong><br />
Schlepper sollen bald Niederhubwagen,<br />
Hochhubwagen mit höherer Tragfähigkeit<br />
sowie Schubmaststapler <strong>und</strong> Schmalganggeräte<br />
folgen.<br />
Besichtigung der Fertigung<br />
Im Rahmen der Pressekonferenz hatten wir<br />
zudem die Möglichkeit, die Linde-Fertigung<br />
in Châtellerault, Frankreich, zu besichtigen.<br />
Während der kompletten Veranstaltung haben<br />
wir für Sie zahlreiche Sequenzen aufgenommen<br />
<strong>und</strong> in einem Videoclip verpackt.<br />
02 Ein sinnvoller Einsatz ergibt sich bei sich<br />
häufig wiederholenden, längeren Wegstrecken<br />
<strong>und</strong> mindestens im 2-Schicht-Betrieb<br />
Unter dem im Kasten angegebenen Link erleben<br />
Sie die vorgestellten Geräte in Aktion<br />
<strong>und</strong> darüber hinaus eine virtuelle Tour<br />
durch die Fertigung von Linde.<br />
Fotos: Linde Material Handling<br />
www.linde-mh.de<br />
IMPRESSUM<br />
Materialfluss, Warenwirtschaft<br />
<strong>und</strong> Logistik-Management<br />
erscheint <strong>2015</strong> im 65. Jahrgang, ISSN 0341-2636<br />
Herausgeber<br />
Dipl.-Ing. Reiner Wesselowski (We)<br />
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Redaktion<br />
Chefredakteur: Holger Seybold,<br />
Tel.: 06131/992-254, Fax: 06131/992-340,<br />
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(verantwortlich für den redaktionellen Inhalt)<br />
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Dipl.-Ing. Manfred Weber (MW),<br />
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Tel.: 06131/992-361, E-Mail: m.schaefer@vfmz.de,<br />
Eva Helmstetter, Gisela Kettenbach, Ulla Winter<br />
(Redaktionsadresse siehe Verlag)<br />
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<strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong> 17
Funktionen vereint<br />
Der Atlet by Unicarriers Tergo URS im Praxistest<br />
Unicarriers lancierte im Herbst des<br />
vergangenen Jahres mit dem Tergo<br />
URS einen Stapler für den Einsatz in<br />
schmalen Gängen auf der<br />
Gr<strong>und</strong>lage des Tergo-Schubmaststaplers.<br />
Er soll die Vorteile eines<br />
frei verfahrbaren Staplers mit den<br />
kompakten Abmessungen eines<br />
Schmalgangstaplers verbinden.<br />
Unser Test zeigt, wie sich die<br />
Kombination der beiden Leistungsmerkmale<br />
in der Praxis verhält.<br />
Der Schmalgang-Schubmaststapler Tergo<br />
URS ist laut Unicarriers einen Mix zwischen<br />
einem Schmalgangstapler mit einer<br />
Arbeitshöhe von bis zu zehn Meter <strong>und</strong> einem<br />
frei verfahrbaren Stapler (Bild 01 <strong>und</strong><br />
02). In der Praxis kann der URS das Handling<br />
von Paletten im Wareneingang übernehmen,<br />
<strong>und</strong> die Ladungsträger anschließend<br />
direkt im Hochregal einlagern. So<br />
könnte sich der Betreiber eventuell die Anschaffung<br />
unterschiedlicher Staplertypen<br />
sparen, zudem lässt sich das vorhandene<br />
Platzangebot im Lager besser ausnutzen.<br />
Geringerer Platzbedarf<br />
Unser Teststapler macht aufgr<strong>und</strong> seiner<br />
schweren Mastkonstruktion auf uns zuerst<br />
einen schwerfälligen Eindruck, erweist sich<br />
jedoch im praktischen Umgang <strong>und</strong> im<br />
Testeinsatz dann als wendig. Für einen<br />
bequemen Wechsel der Lagergassen reicht<br />
dem Flurförderzeug ein 3,7 m breiter Stirngang.<br />
Bei engeren Platzverhältnissen meistert<br />
der Stapler den Wechsel sogar auf einer<br />
Breite von drei Metern. Zum Vergleich: Die<br />
Standardbreite der meisten Schmalgangstapler<br />
liegt bei rd. 4,5 m. Ein weiteres<br />
Merkmal erkennen wir bei der Gangbreite:<br />
Der URS kann in 1 640 mm breiten Gängen<br />
arbeiten, während ein normaler Schubmaststapler<br />
etwa 2 700 bis 3 000 mm benötigt.<br />
Zwar ist die Handling-Geschwindigkeit<br />
eines Schubmaststaplers i. d. R. anfangs<br />
höher, dabei ist jedoch von Fahrmanövern<br />
mit gleichzeitigen Lastbewegungen wie<br />
Heben oder Senken sowie Neigen des Hubmasts<br />
aus Sicherheitsgründen abzuraten.<br />
Im Gegensatz dazu ist der Tergo URS aufgr<strong>und</strong><br />
seiner konstruktiven Ausrichtung als<br />
Schmalgangstapler durchaus in der Lage,<br />
eine Last während der Fahrt anzu<strong>heben</strong> oder<br />
abzusenken. Auf diese Weise macht er den<br />
Geschwindigkeitsunterschied teilweise<br />
wieder wett. Als Gegengewicht dient hier<br />
die Batterie, deren Kapazität aus Stabilitäts-<br />
18 <strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong>
STAPLERTEST I FLURFÖRDERZEUGE<br />
01 Mit nach vorne gestellter Gabel lässt sich der Stapler auf<br />
einfache Weise wie ein „normaler“ Gabelstapler einsetzen<br />
02 Der Tergo URS kombiniert die<br />
Merkmale eines Schmalgangstaplers<br />
mit der Flexibilität eines frei<br />
verfahrbaren Geräts<br />
gründen zwischen 840 <strong>und</strong> 930 Ah betragen<br />
muss.<br />
Zusammenfassend ist das Arbeitsgerät<br />
für jene Anwendungsfälle konzipiert, bei<br />
denen hauptsächlich komplett beladene<br />
Paletten ein- <strong>und</strong> auslagert werden sollen<br />
<strong>und</strong> zudem eine maximale Effizienz aus<br />
begrenztem Lagervolumen gefordert ist.<br />
Für die Auftragskommissionierung ist dieser<br />
Stapler jedoch weniger geeignet.<br />
Das Stapler-Modell ist mit Tragfähigkeiten<br />
von 1 250 <strong>und</strong> 1 500 kg sowie einer maximalen<br />
Hubhöhe von bis zu 10,35 m lieferbar. Unser<br />
Teststapler verfügt über eine Trag fähigkeit<br />
von 1 500 kg <strong>und</strong> eine Hubhöhe von 8,55 m<br />
(Bild 03). Von der Seite betrachtet ist am<br />
Probanden deutlich erkennbar, dass der<br />
Tergo-Schubmaststapler die Basis für dieses<br />
Man-down-Gerät ist. Wir treffen auf entsprechende<br />
Merkmale wie den niedrigen<br />
Einstieg mit extra breiter Trittstufe (Bild 04),<br />
den verstellbaren <strong>und</strong> leicht geneigten<br />
Fahrersitz, die hochklappbare Armlehne mit<br />
Mini-Lenkrad, die über einen Bereich von<br />
70 mm verstellbare Bodenplatte sowie das<br />
informative Armaturenbrett.<br />
Die Fahrtrichtung entspricht exakt der eines<br />
Schubmaststaplers. Aufgr<strong>und</strong> der vergleichsweise<br />
schwereren Mastkonstruktion <strong>und</strong><br />
der schwenkbaren Gabel gestaltet sich das<br />
Fahren in Lastrichtung jedoch schwieriger.<br />
Um die Last exakt zu positionieren verwendet<br />
der Hersteller Spiegel am Mast, wenngleich<br />
diese bei unserem Teststapler noch nicht<br />
montiert waren. Eine weitere Positionierhilfe<br />
ist der am Kabinendach angebrachte Laserpointer.<br />
Für dessen Einsatz wird im Vorfeld<br />
die genaue Position jedes Palettenstellplatzes<br />
mithilfe von Markierungen auf der unte-<br />
MaxiMale BatterieleBensdauer.<br />
MaxiMale energieeffizienz.<br />
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Fronius.indd 1 13.05.<strong>2015</strong> 09:19:08<br />
<strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong> 19
FLURFÖRDERZEUGE I STAPLERTEST<br />
03 Unser Teststapler hebt bis in eine Höhe<br />
von 8,55 m, ab Werk sind Arbeitshöhen von<br />
bis zu 10,35 m verfügbar<br />
Wertung<br />
+ Erweitertes Einsatzspektrum<br />
+ Ergonomischer Arbeitsplatz<br />
+ Solide Konstruktion<br />
– Fehlende Mastdämpfung auf<br />
Bodenniveau<br />
– Sicht in Mastrichtung<br />
ren Regalebene gekennzeichnet. Zeigt der<br />
Laserpointer auf eine solche Markierung, so<br />
hat der Stapler die korrekte Position erreicht.<br />
Auf diese Weise ist der Fahrer in der Lage,<br />
seine Palette auch auf der oberen Regalebene<br />
präzise zu positionieren. Für die Wahl der<br />
korrekten Höhe ist die Höhenwahl in Kombination<br />
mit der an der Innenflanke eines<br />
Gabelzinkens installierten Kamera sehr hilfreich.<br />
Das entsprechende Bild der Zinkenkamera<br />
ist auf dem großen Display unterhalb<br />
des Kabinendachs zu sehen (Bild 05).<br />
Mastfunktionen intuitiv<br />
bedienbar<br />
Die Bedienung des URS ist mit der des Tergo-<br />
Schubmaststaplers nahezu identisch,<br />
wenngleich wir dennoch einige Unterschiede<br />
erkennen (Bild 06). So wird der Joystick<br />
nicht für die Schubmast-Funktion genutzt,<br />
sondern für die seitliche Bewegung der Gabel.<br />
Mithilfe einer per Daumen bedienbaren<br />
Drehscheibe seitlich am Joystick lässt sich<br />
die Gabel schwenken. Alle Funktionen sind<br />
quasi berechenbar <strong>und</strong> gut zu dosieren. Auf<br />
seinem höchsten Hubniveau verfügt der<br />
Teststapler über eine automatische<br />
Geschwindigkeitsreduzierung <strong>und</strong> Dämpfung,<br />
zudem lassen sich die Mastteile einfach<br />
in- <strong>und</strong> auseinander schieben. Eine<br />
wünschenswerte Verbesserung wäre<br />
allerdings eine automatische Dämpfung<br />
der Gabel auf Bodenniveau.<br />
Für den Einsatz im Schmalgang ist der<br />
Stapler sowohl mit Seiten- als auch mit<br />
Induktionsführung verfügbar. Unicarriers<br />
rechnet hauptsächlich mit der Ausstattungsvariante<br />
Induktionsführung, weil die<br />
Anschaffungskosten beider Systeme nahezu<br />
identisch sind. Im Gegensatz zur Seitenführung<br />
sind bei der Induktionsführung keine<br />
konstruktiven Anpassungen im Lager für<br />
die Nutzung der untersten Lagerorte in<br />
Form von zusätzlichen Regalböden erforderlich.<br />
Ein Vorteil der Seitenführung ist<br />
04 Beim Ein- <strong>und</strong> Aussteigen bieten der<br />
Handgriff <strong>und</strong> die ausreichend große<br />
Trittstufe gute Unterstützung<br />
wiederum die höhere Fahrgeschwindigkeit<br />
von bis zu 14 km/h, anstelle der maximalen<br />
9 km/h bei einer Induktionsführung.<br />
Automatische Steuerung<br />
Das Ausrichten des Tergo URS für die<br />
Einfahrt in den Schmalgang geschieht recht<br />
zügig <strong>und</strong> einfach. Dabei akzeptiert der<br />
Stapler einen großen Anfahrwinkel auf die<br />
Induktionsschleife von bis zu 60°. Sobald<br />
die Elektronik auf automatische Steuerung<br />
umgeschaltet hat, muss der Fahrer nur<br />
noch beschleunigen <strong>und</strong> eventuell <strong>heben</strong>.<br />
Haben die beiden zuständigen Sensoren an<br />
Front <strong>und</strong> Heck des Staplers jeweils die<br />
Induktionsschleife erfasst, so gibt die Steuerung<br />
die maximale Fahrgeschwindigkeit<br />
frei. Wir messen immer eine Fahrgeschwindigkeit<br />
von 9,4 km/h mit fliegendem Start –<br />
unabhängig davon ob wir mit oder ohne<br />
Last unterwegs sind.<br />
In unserer Testanordnung im Werk des<br />
Herstellers in Schweden haben wir für die<br />
Erkennung des Staplers Magneten am Gangende<br />
eingesetzt. Der Einsatz von Transpondern<br />
ist ebenfalls möglich <strong>und</strong> erweitert die<br />
Navigationsfähig keiten des Staplers. Auf diese<br />
Weise lassen sich zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen<br />
integrieren, etwa eine Hubhöhenreduzierung<br />
für Lagerbereiche mit<br />
geringerer Bauhöhe. Beim Überfahren des<br />
Magneten stellt die Steuerung eine automatische<br />
Verzögerung des Staplers sicher<br />
<strong>und</strong> bringt ihn kontrolliert zum Stillstand.<br />
Erst nachdem der Fahrer dies bestätigt,<br />
kann er seine Fahrt fortsetzen.<br />
Testergebnisse<br />
Unsere gemessenen Werte beim Heben <strong>und</strong><br />
Senken stimmen mit den Angaben des Herstellers<br />
überein. Die seitlichen Bewegungen<br />
der Gabel haben wir ebenfalls ermittelt: Das<br />
Aufnehmen einer Last aus einer sicheren<br />
Position <strong>und</strong> das Anordnen dieser Last innerhalb<br />
der Staplerkonturen, um daraufhin sicher<br />
fahren zu können, dauert 13,8 Sek<strong>und</strong>en.<br />
Mithilfe der neuen Schiebe- <strong>und</strong> Dreheinheit<br />
des Anbaugeräteherstellers Cascade geschieht<br />
dieses Manöver schneller als bei der<br />
Vorgängereinheit.<br />
Werte bezüglich der Umschlagsleistungen<br />
<strong>und</strong> des dazugehörigen Energieverbrauchs<br />
haben wir nicht ermittelt, weil dies<br />
eine standardisierte Vorgehensweise <strong>und</strong><br />
eine Lagersituation erfordert, die jederzeit<br />
nachvollziehbar ist. Eine solche reproduzierbare<br />
Testumgebung haben wir für diese<br />
besondere Gerätegattung bis dato noch<br />
nicht in unseren Testprotokollen hinterlegt.<br />
Wir erkennen jedoch die besonderen Möglichkeiten,<br />
die dieser Stapler bietet. Im frei-<br />
20 <strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong>
STAPLERTEST I FLURFÖRDERZEUGE<br />
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05 Die an der Gabelinnenseite serienmäßig<br />
installierte Kamera liefert dem Fahrer eine<br />
aussagefähige Bildinformation<br />
06 Kabine <strong>und</strong> Bedienelemente basieren auf<br />
der Schubmaststapler-Serie, weisen aber<br />
individuell einstellbare Elemente auf<br />
en Fahrbetrieb erweist sich der Tergo URS<br />
als leicht handhabbar <strong>und</strong> funktionell <strong>und</strong><br />
kann als „normaler“ Gabelstapler agieren –<br />
wenn man die Gabel nach vorne ausrichtet.<br />
Darüber hinaus stellt er eine kompakte Einlagerung<br />
in schmalen Gassen sicher. Etwas<br />
gewöhnungsbedürftig ist das Paletten-<br />
Handling, weil der Fahrer erst „lernen“<br />
muss, sich auf die Bildinformation der Kamera<br />
zu verlassen. Für einen Betreiber kann<br />
der Unicarriers Tergo URS durchaus eine<br />
sinnvolle Kombination sein, die ihre Einsatzbereiche<br />
in entsprechenden Anwendungen<br />
findet.<br />
Text/Fotos: Theo Egberts, Andersom Testing<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de<br />
Quelle: Andersom Testing/<strong>f+h</strong><br />
Zum Teststapler<br />
Abmessungen <strong>und</strong> technische Daten<br />
Max. zulässige Tragfähigkeit<br />
Hubhöhe<br />
1 500 kg<br />
8 560 mm<br />
Wartungsintervalle alle ... St<strong>und</strong>en 1 000<br />
Arbeitsgangbreite<br />
Gerätebreite<br />
Aufstiegshöhe (Abstand vom Hallenboden bis zur Trittstufe)<br />
Batteriespannung, -kapazität minimal/maximal<br />
Antriebsleistung Fahrmotor<br />
Antriebsleistung Hubmotor<br />
Anzahl der gebremsten Räder 1<br />
Neigung bei Mast oder Gabeln<br />
Mastdämpfung beim Heben/Senken<br />
Enddämpfung Mast (oben)<br />
Seitenschieber<br />
Radstandanzeige<br />
Lieferbare Tragfähigkeiten innerhalb der Baureihe<br />
Geschwindigkeiten<br />
Hubgeschwindigkeit ohne Last<br />
Hubgeschwindigkeit mit 1 000 kg Last<br />
Senkgeschwindigkeit ohne Last<br />
Senkgeschwindigkeit mit 1 000 kg Last<br />
Fahrgeschwindigkeit ohne Last<br />
Fahrgeschwindigkeit mit 1 000 kg Last<br />
1 640 mm<br />
1 450 mm<br />
550 bis 620 mm<br />
48 V, 840/930 Ah<br />
7,2 kW<br />
15 kW<br />
Gabeln<br />
Ja/Nein<br />
Ja<br />
Ja<br />
Ja<br />
1 250, 1 500 kg<br />
44,0 cm/s<br />
37,8 cm/s<br />
56,0 cm/s<br />
57,9 cm/s<br />
9*/14** km/h<br />
9*/14** km/h<br />
Alle Angaben basieren auf Recherchen <strong>und</strong> Messungen des Testteams <strong>und</strong> können Abweichungen zu den<br />
Herstellerangaben aufweisen. * Induktivführung, ** Seitenführung<br />
www.facebook.com/intralogistik<br />
www.twitter.com/foerdern_<strong>heben</strong><br />
www.google.com/+Foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>De<br />
Mit <strong>f+h</strong> bleiben<br />
Sie stets auf dem<br />
Laufenden<br />
<strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong> 21
FLURFÖRDERZEUGE<br />
Die treibende Kraft für den<br />
Taxibot<br />
Verteilergetriebe für neuen<br />
Flugzeug-Schlepper entwickelt<br />
Umweltschonend <strong>und</strong> geräusch reduzierend –<br />
über diese Eigenschaften verfügen die derzeit am<br />
Frankfurter Flughafen getesteten Taxibots. Im Herz<br />
ihres 950 PS starken Antriebs steckt ein abgestimmtes<br />
Verteilergetriebe von Stiebel.<br />
Die neuen Schlepper ziehen Flugzeuge<br />
des Typs Boeing 737, vom Gate bis zur<br />
Startbahn. Im zukünftigen Einsatz ist der<br />
Taxibot sogar für noch größere Passagierflugzeuge<br />
ausgelegt. Eine Boeing 757 etwa<br />
bringt 120 Tonnen Startgewicht auf die<br />
Waage. Auch hier hat sich das System bei<br />
Tests bewährt. Da der Schlepper vom Cockpit<br />
aus bedient wird, können die Triebwerke<br />
bis zur Runway ausgeschaltet bleiben. Das<br />
ist neu <strong>und</strong> spart pro Startvorgang ca. 700 kg<br />
Kerosin. Mit seinem 950 PS starken Hybridsystem,<br />
bei dem zwei Dieselmotoren zwei<br />
Stromgeneratoren antreiben, bringt es der<br />
Taxibot auf eine maximale Zuggeschwindigkeit<br />
von 42 km/h.<br />
Getriebe<br />
verteilt die Kraft präzise<br />
Paul Hermann Schumacher, Geschäftsführer<br />
der Stiebel-Getriebebau GmbH & Co. KG,<br />
Waldbröl, erinnert sich:<br />
„Die Herausforderung<br />
war zum einen die<br />
größtmögliche Effizienz<br />
des Motors, was die Umwandlung<br />
des Drehmoments<br />
<strong>und</strong> der Leistung<br />
betrifft. Schließlich müssen<br />
hier gewaltige Flugzeuge<br />
bewegt werden.“<br />
Eine weitere Komponente, die ebenfalls<br />
berücksichtigt werden musste, war das<br />
Gesamtgewicht des Taxibots selbst. Hier<br />
leistete Stiebel mit seinem TLD-<br />
4588-Zweifach-Verteilergetriebe in Leichtbauweise<br />
<strong>und</strong> einem einteiligen Blockgehäuse<br />
in Aluminiumlegierung (Bild),<br />
einen wichtigen Beitrag. „Unser technisches<br />
Fachwissen ermöglicht uns, gerade<br />
solche Projekte geradlinig <strong>und</strong> ergebnisorientiert<br />
für unsere Auftraggeber umzusetzen“,<br />
so Schumacher.<br />
Zweifach-Verteilergetriebe TLD 4588 in<br />
Leichtbauweise mit einteiligem<br />
Blockgehäuse in Aluminiumlegierung<br />
Optimierte Wärmeabfuhr <strong>und</strong><br />
Inspektion<br />
Im Praxistest bewährt, setzt das TLD-<br />
4588-Getriebe die Kraft des Taxibot-Dieselmotors<br />
mit 700 kW Leistung um, damit die<br />
Flugzeuge überhaupt erst bewegt werden<br />
können. Das leichte Aluminiumgehäuse,<br />
die große Gehäuseoberfläche <strong>und</strong> großzügige<br />
Lüftungsöffnungen im SAE-Gehäuse<br />
stellen eine erhöhte Wärmeabfuhr sicher.<br />
Für regelmäßige <strong>und</strong> vor allem einfache<br />
technische Kontrollen sorgt die Inspektionsöffnung<br />
des Getriebes. Auf Wunsch<br />
kann das Verteilergetriebe durch optionale<br />
Ausstattungen, z. B. einem Schmiersystem<br />
mit horizontalem Tauchrohr im Ölsumpf<br />
oder anderen Drehzahlkombinationen, für<br />
Anwendungen in anderen Fahrzeugen<br />
modifiziert werden. „Es sind vor allem<br />
unsere erfahrenen Mitarbeiter, die die Umsetzung<br />
in dieser Robustheit, Präzision <strong>und</strong><br />
Qualität überhaupt erst möglich machen“,<br />
so Schumacher abschließend.<br />
Wenn demnächst die Taxibots auf internationalen<br />
Flughäfen dafür sorgen, dass<br />
CO 2<br />
-Emissionen <strong>und</strong> Geräuschbelastung<br />
reduziert werden, ist das Stiebel-Team stolz,<br />
am Erfolg dieses spannenden Projekts mitgewirkt<br />
zu haben.<br />
Fotos: Stiebel-Getriebebau/TLD<br />
www.stiebel.de<br />
22 <strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong>
FLURFÖRDERZEUGE<br />
Der Einsatz von Taxibots<br />
Sehen Sie in diesem Video den Einsatz<br />
<strong>und</strong> die Funktionsweise von Taxibots.<br />
(Externes Video, u. U. nur zeitlich<br />
begrenzt verfügbar)<br />
http://bit.ly/Taxibots<br />
Clevere Lösungen<br />
erleichtern die Arbeit}Passt<br />
BODAS Steuergeräte RC<br />
BODAS Steuergeräte RC<br />
Sie treiben mobile Arbeitsmaschinen zur effizienten <strong>und</strong> energiesparenden Arbeit: Lösungen aus<br />
dem elektronischen Hard- <strong>und</strong> Softwarebaukasten von Rexroth. Flexibel verbaut in vielfältige<br />
Antriebs- <strong>und</strong> Steuerungssysteme, ermöglicht Rexroth Mobilelektronik intelligente Höchstleistungen<br />
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Bosch Rexroth AG<br />
www.boschrexroth.de/mobilelektronik
FLURFÖRDERZEUGE<br />
Gewinner des Ifoy-Award <strong>2015</strong><br />
Jungheinrich, Still <strong>und</strong> Unicarriers siegten in vier Kategorien<br />
Zum dritten Mal wurde der Titel „International<br />
Forklift Truck of the Year“ von einer unabhängigen<br />
Jury verliehen. Wir stellen Ihnen die Sieger des<br />
Ifoy-Award vor.<br />
Jungheinrich gewinnt bei den Gegengewichtsstaplern<br />
bis 3,5 Tonnen mit dem EFG S30s<br />
Still gewinnt bei den Intralogistics Solutions<br />
mit dem Kuraray-Projekt<br />
Unicarriers gewinnt bei den Warehouse<br />
Trucks mit dem Tergo URS<br />
Am Eröffnungsabend der internationalen Fachmesse Cemat im<br />
Rahmen der Transport Logistic <strong>2015</strong> wurde der Ifoy-Award verliehen.<br />
Gewählt wird die Auszeichnung jährlich von einer unabhängigen Jury<br />
internationaler Fachjournalisten. Basis der Entscheidung bilden ein<br />
neutraler Test <strong>und</strong> ein wissenschaftlicher Innovation Check. In der<br />
Kategorie Gegengewichtsstapler bis 3,5 Tonnen ging der Sieg an den<br />
3-Tonnen-Elektrostapler EFG S30s von Jungheinrich. Ausschlaggebend<br />
für die Entscheidung der Jury war der komplett überarbeitete<br />
Arbeitsplatz mit weiteren Innovationen. Der automatische <strong>und</strong> einfache<br />
Batteriewechsel sowie der Zweischichtbetrieb ohne Batteriewechsel<br />
durch das baureihenübergreifende „Pure Energy“-Technologiekonzept<br />
sind ebenso neue Merkmale.<br />
Ein weiterer Elektrostapler gewann bei den<br />
Gegengewichtsstaplern ab 3,5 Tonnen: Die<br />
Jury wählte den 8-Tonnen-Elektrostapler<br />
RX 60-80 von Still zum besten schweren<br />
Stapler des Jahres <strong>und</strong> hob vor allem<br />
den hohen Innovationsgrad hervor.<br />
Neben zahlreichen ergonomischen<br />
Neuerungen überzeugte der 8-Tonner<br />
vor allem durch seine Kraft <strong>und</strong><br />
Wendigkeit. Der wartungsfreie <strong>und</strong><br />
gekapselte Antrieb mit Lamellenbremsen<br />
machen den 80-V-Stapler zu<br />
einem Fahrzeug für den kombinierten<br />
Innen- <strong>und</strong> Außeneinsatz.<br />
In einem knappen Finale setzte sich in<br />
der Kategorie Lagertechnik-Geräte der Tergo<br />
URS von Unicarriers durch. Der Schmalgang<strong>und</strong><br />
Schubmaststapler in einem Gerät überzeugte<br />
neben seiner Multifunktionalität durch sein richtungsweisendes<br />
Ergonomiekonzept. Seine feinfühlige Bedienung komme den aktuellen<br />
Marktanforderungen an Effizienz <strong>und</strong> Ergonomie entgegen. Den Test<br />
des Tergo URS lesen Sie ab Seite 18 in dieser Ausgabe.<br />
Einen zweiten Award holte sich das Unternehmen Still mit seinem<br />
Generalunternehmerprojekt für die Intralogistik des neuen<br />
Rohstofflagers Kuraray Europe GmbH. Ausschlaggebend für die<br />
Entscheidung der Jury war die innovative Kombination von Fahrerlosen<br />
Transportsystemen mit einem Palettenshuttle-System sowie automatisch<br />
<strong>und</strong> manuell bedienten Geräten.<br />
Beide Testreihen vergleichen die Finalisten mit ihren jeweiligen<br />
Wettbewerbsgeräten. Träger der Auszeichnung, der unter der Schirmherrschaft<br />
des B<strong>und</strong>esministeriums für Wirtschaft <strong>und</strong> Energie steht,<br />
ist der Fachverband Fördertechnik <strong>und</strong> Intralogistik im VDMA.<br />
Offizieller Logistikpartner des Ifoy-Award ist Hellmann Worldwide<br />
Logistics. Ifoy Partner ist die Cemat, Weltleitmesse der Intralogistik,<br />
Hannover.<br />
Fotos: Ifoy<br />
www.ifoy.org<br />
24 <strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong>
Beste Marke <strong>2015</strong>.<br />
Linde. Die Nummer 1.<br />
Anwender <strong>und</strong> Logistikentscheider wählen Linde Material Handling<br />
erneut auf Platz 1.<br />
Linde Stapler setzen neue Maßstäbe in puncto Wirtschaftlichkeit,<br />
Sicherheit <strong>und</strong> Energieeffizienz.<br />
www.linde-mh.de
INTRALOGISTIK I TITEL<br />
Frische ist garantiert<br />
Branchenlösungen von Bito unterstützen Nahrungsmittelindustrie entlang der kompletten<br />
Wertschöpfungskette<br />
Die Nahrungsmittelindustrie ist der<br />
viertgrößte Wirtschaftszweig<br />
Deutschlands. Die Branche ist über<br />
Importe von Agrarrohstoffen <strong>und</strong><br />
Exporte von verarbeiteten Lebensmitteln<br />
eng in die globalen Lebensmittelmärkte<br />
eingeb<strong>und</strong>en. Doch<br />
die Warengruppen, zunehmend<br />
geordert über das Internet, stellen<br />
hohe Anforderungen auch an die<br />
Intralogistik.<br />
I<br />
n den Warengruppen Lebensmittel <strong>und</strong><br />
Getränke finden sich sensible Produkte,<br />
mit entsprechenden Ansprüchen an die<br />
unterschiedlichen Elemente der Wertschöpfungskette.<br />
Je nach Anwender muss<br />
eine hohe Produktanzahl teils getrennt<br />
voneinander <strong>und</strong> bei unterschiedlichen<br />
Um gebungstemperaturen, gelagert, kommissioniert<br />
<strong>und</strong> für den Versand vorbereitet<br />
werden. Die Berücksichtigung des Mindesthaltbarkeitsdatums<br />
genießt dabei eine hohe<br />
Priorität. Hohe Kosten für das Handling der<br />
Waren bei gleichzeitig steigendem Wettbewerbsdruck<br />
ermöglichen den Akteuren<br />
der Branche nur minimale Margen <strong>und</strong><br />
machen das Geschäft mit Lebensmitteln<br />
schwierig. Daher bietet die Wertschöpfungs-<br />
kette der Lebensmittel- <strong>und</strong> Getränkeindustrie,<br />
von der Rohstofferzeugung, über<br />
die Lebensmittelproduktion sowie -distribution<br />
<strong>und</strong> den Einzelhandel, bis hin zum<br />
Endkonsumenten, hohes Optimierungspotenzial<br />
bei Prozessen <strong>und</strong> Strukturen,<br />
auch im Bereich der Intralogistik. Die<br />
Bito-Lagertechnik Bittmann GmbH, Meisenheim,<br />
realisiert für Unternehmen der<br />
Lebensmittel- <strong>und</strong> Getränkeindustrie<br />
Komplettlösungen, von der Planung über<br />
die Fertigung bis hin zur Inbetriebnahme<br />
der Anlage. Gemäß dem Wunsch vieler<br />
Lagerbetreiber nach einer „Alles aus einer<br />
Hand“-Lösung gehört zum Leistungsportfolio<br />
auch ein umfassender Aftersales-<br />
Service. Winfried Schmuck, Geschäftsführer<br />
Bito-Lagertechnik: „Seit mehr als 50 Jahren<br />
setzen wir erfolgreich Lagereinrichtungsprojekte<br />
um. Mit dieser Erfahrung können<br />
wir auch Unternehmen aus dem Nahrungs<strong>und</strong><br />
Genussmittel bereich optimal bei ihren<br />
intralogistischen Anforderungen unterstützen.“<br />
E-Commerce erobert Lebensmittel<strong>und</strong><br />
Getränkeeinzelhandel<br />
Im Gegensatz zu anderen Branchen spielt<br />
das Internet beim Einkauf von Lebensmitteln<br />
heute noch eine eher untergeordnete Rolle<br />
<strong>und</strong> wird vornehmlich als Informationsquelle<br />
genutzt. Der Anteil der Online-<br />
Umsätze in Deutschland betrug 2013 nur<br />
0,3 Prozent (Bild 01), das entspricht etwa<br />
540 Millionen Euro. Im Vergleich dazu wurden<br />
in England 2013 Lebensmittel im Wert von<br />
5,5 Milliarden Euro über das Internet<br />
verkauft, der Online-Anteil beträgt hier<br />
schon etwa fünf Prozent. Experten prognostizieren,<br />
dass der Marktanteil des Online-<br />
Geschäfts in Deutschland bis zum Jahr 2020<br />
auf zehn Prozent ansteigen wird. Damit<br />
wird jeder zehnte Verbraucher seine<br />
Lebensmittel einkäufe rein über digitale<br />
Kanäle durchführen. Der Anteil des Cross-<br />
Channel, bei dem die Verbraucher eine<br />
Mischung aus digitalen <strong>und</strong> stationären<br />
Einkaufskanälen zum Erwerb von Lebensmitteln<br />
nutzen, soll von derzeit sechs<br />
Prozent bis zum Jahr 2020 auf 20 Prozent<br />
ansteigen. Der Marktanteil rein stationärer<br />
Kanäle wird hingegen auf 70 Prozent<br />
sinken.<br />
Ein, vor allem in Frankreich <strong>und</strong> England,<br />
weit verbreitetes Geschäftsmodell des<br />
Online-Shoppings frischer Lebensmittel<br />
sind die „Drive-Markets“. K<strong>und</strong>en bestellen<br />
ihre Lebensmittel online auf der Internet-<br />
26 <strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong>
TITEL I INTRALOGISTIK<br />
20 %<br />
6,0 %<br />
0,3 %<br />
10 %<br />
präsenz des Anbieters <strong>und</strong> holen die Waren<br />
eigenständig an dafür vorgesehenen Filialen<br />
ab. Dieser Vorgang wird auch als „Click and<br />
Collect“ bezeichnet. Das Modell „Online-<br />
Shopping mit Lieferservice“, setzt dagegen<br />
den Full-Service-Gedanken konsequenter<br />
um. Die logistischen Anforderungen von<br />
der Lagerung über den Versand bis hin zur<br />
Rücknahme sind jedoch auch entsprechend<br />
hoch.<br />
Die Konsequenzen des Trends hin zum<br />
E-Commerce liegen demnach auf der Hand:<br />
Verkaufsflächen in Einzelhandelsfilialen<br />
müssen verkleinert, mehr Distributionszentren<br />
<strong>und</strong> dezentrale Lager anstelle neuer<br />
Einzelhandelsfilialen geschaffen werden.<br />
Und auch die Anforderungen an die<br />
Bereiche Kommissionierung <strong>und</strong> Distribution<br />
steigen an. Aus dieser Gemengelage<br />
ergeben sich folgende Anforderungen an<br />
die Logistik:<br />
n Kompakte <strong>und</strong> effiziente Lagerung von<br />
Lebensmitteln in verschiedenen Temperaturbereichen,<br />
n schnelle <strong>und</strong> effiziente Kommissionierung<br />
k<strong>und</strong>enbezogener Lebensmittelbestellungen,<br />
n schnelle <strong>und</strong> zuverlässige Auslieferung<br />
von Lebensmittelbestellungen mit verschiedenen<br />
Temperaturanforderungen<br />
bei geringen zusätzlichen Kosten sowie<br />
n Verlängerung der Kühlketten bis zur<br />
Haustür der Verbraucher (Last Mile) <strong>und</strong><br />
n Lösungen zur zeitlichen Entkopplung<br />
von Lieferung <strong>und</strong> Warenannahme.<br />
93,7 % 70 %<br />
2013 2020<br />
01 Bis 2020 wird der Online-Anteil im deutschen Lebensmittelhandel von 0,3 auf<br />
zehn Prozent steigen<br />
Aus der Praxis<br />
Am Beispiel der weltweit vertretenen<br />
Supermarkt- <strong>und</strong> Handelskette Tesco,<br />
Cheshunt/Vereinigtes<br />
Königreich,<br />
lässt sich<br />
verdeutlichen,<br />
wie sich Bito an<br />
K<strong>und</strong>enwünschen<br />
orientiert<br />
<strong>und</strong> entsprechende<br />
Lösungen realisiert. Denn gemessen<br />
am Gewinn, ist Tesco der zweitgrößte<br />
Einzelhändler weltweit hinter Wal-Mart<br />
(USA) <strong>und</strong> die Nummer drei weltweit gemessen<br />
am Umsatz nach Wal-Mart <strong>und</strong><br />
Carrefour (Frankreich). Das Sortiment ist<br />
breit angelegt <strong>und</strong> umfasst Nahrungsmittel,<br />
Getränke, Artikel für Haus <strong>und</strong> Garten, Kleidung,<br />
Telefonie <strong>und</strong> Finanzdienstleistungen.<br />
Für die Eigenmarken vertritt Tesco die<br />
Marketingstrategie „good, better & best“. Der<br />
Cross-Channel-Umsatz<br />
Digitaler Einkanalumsatz<br />
Stationärer Einkanalumsatz<br />
K<strong>und</strong>e kann zwischen Qualitätsprodukten<br />
„Finest“, Standardprodukten <strong>und</strong> Produkten<br />
im Niedrigpreissegment „Value“ wählen.<br />
Neben der gewohnten Einkaufsmöglichkeit<br />
„Über 100 Fachberater in ganz Europa<br />
unterstützen unsere K<strong>und</strong>en bei der Planung <strong>und</strong><br />
Ausarbeitung des passenden Lagerkonzepts“<br />
Winfried Schmuck<br />
Die Intralogistik bei Tesco<br />
Eine geeignete Lagereinrichtung für drei verschiedene Temperaturzonen in den<br />
Abholpunkten muss sichergestellt sein. Des Weiteren forderte das Unternehmen<br />
eine bessere Raumausnutzung durch eine platzsparende Lagerung sowie die<br />
Schaffung ergonomischer Kommissionierbereiche.<br />
Die Lösung<br />
n Stückgut-Durchlaufregale im Normaltemperaturbereich<br />
ermöglichen bedienerfre<strong>und</strong>liches<br />
Kommissionieren.<br />
n Steckregale in Frische- <strong>und</strong> Tiefkühllagern.<br />
Der Nutzen<br />
n Individuell zugeschnittene Einkaufsmöglich-<br />
keiten in allen Tesco-Supermärkten.<br />
n Optimale Raumausnutzung.<br />
n Höhere Kommissionierleistung <strong>und</strong> geringe<br />
Schadensquote aufgr<strong>und</strong> ergonomisch vorteilhafter<br />
Kommissionierung.<br />
n Schneller Service für Abhol-K<strong>und</strong>en.<br />
<strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong> 27<br />
FIPA.indd 1 06.05.<strong>2015</strong> 13:30:47
INTRALOGISTIK I TITEL<br />
02 „Click and Collect”: Der K<strong>und</strong>e bestellt<br />
seine Produkte im Internet <strong>und</strong> holt sie im<br />
Supermarkt ab<br />
in den Supermärkten, bietet Tesco im<br />
Lebens mittelsegment auch die Hauszustellung<br />
an, z. B. den „Click & Collect“-Service<br />
(Bild 02). Für beide Zweige des Online-Geschäfts<br />
bietet die Handelskette ein breites<br />
Lebensmittelsortiment an. Wählt der K<strong>und</strong>e<br />
den Zustellservice, werden seine Waren<br />
direkt an die Haustür zur gewünschten Zeit<br />
geliefert. Beim „Click & Collect“-Modell definieren<br />
die K<strong>und</strong>en neben ihren Produkten<br />
auch den Abholort <strong>und</strong> -zeitpunkt. Bei beiden<br />
Onlinemodellen gelten die gleichen<br />
Preise wie im Supermarkt. In 120 britischen<br />
<strong>und</strong> 20 osteuropäischen Märkten hat das<br />
Unternehmen Abholpunkte „pods“ eingerichtet.<br />
Mindesthaltbarkeitsdatum steht<br />
im Vordergr<strong>und</strong><br />
Ein ebenso wichtiger Aspekt in der Lebensmittel-<br />
<strong>und</strong> Getränkebranche ist das<br />
Mindesthaltbarkeitsdatum. Dieses Datum<br />
auf den Fertigpackungen gibt an, bis zu<br />
welchem Termin ein Lebensmittel bei sachgerechter<br />
Aufbewahrung ohne große<br />
Geschmacks- <strong>und</strong> Qualitätseinbußen konsumiert<br />
werden kann. Auch andere Kriterien<br />
wie Optik, Geruch <strong>und</strong> äußere Beschaffenheit<br />
von nicht verpackten Lebensmit-<br />
Die Intralogistik bei Bio Express<br />
Die Ware muss ununterbrochen, bis zur Haustür<br />
der K<strong>und</strong>en, gekühlt werden. Zur strikten<br />
Einhaltung <strong>und</strong> Überwachung der Mindesthaltbarkeitsdaten<br />
soll die Lagerung der Ware nach<br />
dem FiFo-Prinzip geschehen. Ferner soll die<br />
Ware im Zwischenlager zwischen 2 <strong>und</strong> 7 °C<br />
gelagert <strong>und</strong> am gleichen Tag oder spätestens<br />
am Folgetag wieder umgeschlagen werden.<br />
Die Lösung<br />
n Ein System zur Lagerung der Obst- <strong>und</strong><br />
Gemüsekisten <strong>und</strong> Pappkartons nach dem FiFo-Prinzip.<br />
n Mitarbeiter kommissionieren die Bestellung direkt in die Kisten des K<strong>und</strong>en.<br />
n Leere Kisten laufen über die Rücklaufebene direkt zur Nachschubseite.<br />
Der Nutzen<br />
n Einfache Überwachung der Haltbarkeitsdaten.<br />
n Permanente Versorgung der Endk<strong>und</strong>en mit frischer Ware.<br />
n Ergonomische Kommissionierung durch Berücksichtigung der Greifkurven der<br />
Mitarbeiter.<br />
n Effektive Kommissionierung durch Trennung von der Entnahme- <strong>und</strong> Beschickungsseite.<br />
n Verdreifachung der Kommissioniermengen durch die neue Lösung.<br />
teln, z. B. Obst <strong>und</strong> Gemüse, bestimmen die<br />
Zeitspanne, in der sich die Waren den K<strong>und</strong>enanforderungen<br />
entsprechend verkaufen<br />
lassen. Die Länge dieses Zeitfensters hängt<br />
primär vom logistischen Handling der Waren<br />
entlang der Wertschöpfungskette ab,<br />
vor allem von der Einhaltung der im Zusammenhang<br />
mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum<br />
genannten Lagertemperatur.<br />
Daraus ergeben sich folgende Anforderungen<br />
an die Intralogistik:<br />
n Lagerung <strong>und</strong> Transport von Lebensmitteln<br />
unter Einhaltung der Temperaturanforderungen<br />
bestimmter Lebensmittel,<br />
n rückverfolgbare Ein- <strong>und</strong> Auslagerung von<br />
Waren nach dem FiFo-Prinzip,<br />
n Überwachung von Haltbarkeitsdaten,<br />
Chargen <strong>und</strong> Produktionsserien sowie<br />
n permanenter Zugriff auf alle gelagerten<br />
Artikel <strong>und</strong><br />
n schnelle Bereitstellung zur Distribution<br />
von Lebensmitteln.<br />
Ein dynamisches Mindesthaltbarkeitsdatum,<br />
d. h. dass die Angabe der maximalen<br />
Haltbarkeit unter dem Einfluss äußerer<br />
Gegebenheiten dynamisch angepasst werden<br />
kann, ist noch Zukunftsmusik, das bedeutet<br />
eine maximale Haltbarkeit bei einer<br />
optimalen Kühlung. Eine Lösung wäre die<br />
Kombination von RFID-Transpondern <strong>und</strong><br />
In strumenten zur Messung der äußeren Einflüsse,<br />
vor allem von Temperaturen, Lichteinfall<br />
<strong>und</strong> anderer Verfallsindikatoren<br />
(z. B. Reifegase bei Obst), denen ein Produkt<br />
entlang der Wertschöpfungskette aus gesetzt<br />
werden. Die Konsequenz: Reduzierung der<br />
Haltbarkeitsangabe, z. B. wenn Produkte<br />
entlang der logistischen Kette ungünstigen<br />
Temperaturen ausgesetzt wurden (Bild 03).<br />
Einfache Überwachung der<br />
Haltbarkeitsdaten<br />
Auch hier stellt Bito verschiedene Lösungen<br />
zur Verfügung. Für einen Obst- <strong>und</strong><br />
Gemüseanbauer aus Südtirol, der seine Erzeugnisse<br />
direkt den Verbrauchern offeriert,<br />
hat das Unternehmen Lösungen entwickelt,<br />
die sicherstellen, dass die Ware<br />
auch frisch beim Endverbraucher ankommt.<br />
Fotos: Bito, Fotolia/Bearbeitung: VFV Grafik<br />
03 Ungünstige Temperaturen beeinflussen die Haltbarkeit von Nahrungsmitteln negativ<br />
www.bito.de<br />
28 <strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong>
Sensor-Tag auch im Dauerfrost-Bereich<br />
einsetzbar<br />
EHB-Fahrzeuge mit<br />
kurzem Puffermaß<br />
Innovationen<br />
in der Steigtechnik<br />
Die Sensor-Tag-Produktschiene von B&M<br />
Tricon hat Zuwachs erhalten. Der neue<br />
UHF-Sensor-Tag V2.0 ergänzt neben den<br />
bestehenden RFID-NFC sowie<br />
2,4-GHz-Sensor-Tags den Frequenzbereich<br />
RFID-UHF. Mit einem<br />
IP67-Gehäuse ausgestattet, wird der<br />
Sensor-Tag im Logistikbereich auch bei<br />
Dauerfrost-Einsätzen allen Anforderungen gerecht.<br />
Neben den klassischen Merkmalen wie dem flexiblen<br />
Messen <strong>und</strong> Loggen von<br />
Anzeige<br />
Temperatur, Luftfeuchtigkeit,<br />
Aufprall <strong>und</strong> unerwünschten<br />
Neigungen, lassen sich Güter<br />
mithilfe einer Sicherheitseinrichtung<br />
vor unerwünschten<br />
Manipulationen schützen. Die<br />
gemessenen Daten werden im<br />
internen Speicher geloggt <strong>und</strong><br />
lassen sich jederzeit kontaktlos<br />
über RFID-UHF auslesen. Die<br />
auswechselbare Batterie hat<br />
unter rauen Bedingungen eine<br />
Lebensdauer von mindestens<br />
zwei Jahren.<br />
www.bm-tricon.com<br />
Verlade-Hubtische für den rauen Betrieb<br />
Mit den Verlade-Hubtischen des Unternehmens MBW Maschinenbau<br />
lassen sich auch einseitige Lasten aufnehmen. Die stufenlose<br />
Höhenanpassung von 0 bis 1 600 mm Hub ermöglicht die<br />
Be- <strong>und</strong> Entladung unterschiedlicher Fahrzeugtypen: Vom<br />
Jumbo-Anhänger über Sattelauflieger bis hin zum Container. In<br />
Ruhestellung „verschwindet“ der Hubtisch im Boden.<br />
www.mbwi.de<br />
Arnold.indd 1 05.05.<strong>2015</strong> 14:10:22<br />
Mit einer Maximalgeschwindigkeit<br />
von 120 m/min <strong>und</strong><br />
Beschleunigungswerten von<br />
1 m/s² lassen sich mithilfe der<br />
Elektrohängebahn vom Typ<br />
645 (EHB 645) des Unternehmens<br />
Louis Schierholz<br />
Nutzlasten von 1 400 kg auf<br />
einem 2-fach-Fahrzeug<br />
transportieren. Inklusive des<br />
aktiven Lastaufnahmemittels<br />
kann jeweils ein Gewicht von<br />
ca. 2 300 kg bewegt werden.<br />
Das 2-fach-Fahrzeug <strong>und</strong> seine<br />
kompakte Rahmenbauweise<br />
sorgen für ein kurzes<br />
Puffermaß <strong>und</strong> somit für ein<br />
schnelleres Aufrücken der<br />
Fahrzeuge an den Paletten-<br />
Übergabeplätzen. Im bis zu<br />
800 mm Horizontalkurvenradius<br />
kann die Elektrohängebahn<br />
Lasten auch durch enge<br />
Kurven transportieren. Mit<br />
einem leistungsstarken<br />
Fahrantrieb ausgestattet,<br />
vollzieht die Typenreihe auch<br />
Steigungen, abhängig vom<br />
Gewicht der Nutzlast.<br />
www.schierholz.de<br />
Ideen-Katalog mit vielen Tipps, die die Arbeit sicherer machen<br />
„Ideen-Katalog in Bewegung mit vielen Videolinks“, so lautet der Titel des Ideen-Katalogs, Ausgabe<br />
14, der Evers GmbH. Mit Qualitätsprodukten, Serviceangeboten sowie Tipps <strong>und</strong> Berichten aus der<br />
Praxis, die die Arbeit sicher <strong>und</strong> effizient gestalten, will das Unternehmen seine K<strong>und</strong>en<br />
unterstützen. Durch die Internet-Links gelangen die Leser des Katalogs schnell zu Anwendungsvideos,<br />
Bildergalerien, technischen Datenblättern <strong>und</strong> Betriebsanleitungen. Zusätzlich bietet der<br />
Katalog Hinweise für die richtige Anwendung der Produkte <strong>und</strong> die relevanten Vorschriften <strong>und</strong><br />
Richtlinien.<br />
Ein neues Produkt in dem Ideen-Katalog ist der Evers-Kettenbaukasten. Unterschiedliche <strong>und</strong> vor<br />
allem spontan auftretende Transportaufgaben erfordern eine Vielzahl verschiedener Konfigurationen<br />
an Anschlagmitteln. Mit dem flexiblen Kettenbaukasten lassen sich mit wenigen Handgriffen<br />
das 1-, 2-, 3- oder 4-Strang-Gehänge konfigurieren. Die Kettenstränge können durch Ineinanderhängen<br />
beliebig oft verlängert werden. Auch die Bildung einer Kranzkette gelingt<br />
mit einem Griff. Das System aus Aufhängeringen <strong>und</strong> Hakenketten lässt sich<br />
passend für die jeweilige Aufgabe kombinieren. Jedes Systembauteil ist mit<br />
Trag fähigkeits-, CE- <strong>und</strong> Herstellerkennzeichnung versehen <strong>und</strong> ist für sich ein<br />
separates Anschlagmittel. Eine ausführliche Betriebsanleitung mit verschiedenen<br />
Kombinationsmöglichkeiten ist Bestandteil des Kettenbaukastens.<br />
www.eversgmbh.de<br />
clip-step R13<br />
unsere Trittauflage<br />
clip-step R13<br />
verfügt über<br />
eine extra<br />
hohe rutschhemmung<br />
<strong>und</strong><br />
bietet ihnen<br />
eine optimierte trittsicherheit<br />
bei unseren Stufenleitern. Sie<br />
ist für den einsatz in r13-<br />
Arbeitsbereichen zertifiziert!<br />
Wir bieten ihnen 15 Jahre<br />
Qualitätsgarantie auf<br />
unsere Produkte<br />
„made in Germany“.<br />
Fordern Sie umfassende<br />
unterlagen an! unser Partner<br />
ist der Fachhandel.<br />
GünzburGer SteiGtechnik Gmbh<br />
D-89312 Günzburg<br />
Phone +49 (0) 82 21 / 36 16 - 01<br />
e-mail info@steigtechnik.de<br />
www.steigtechnik.de
MATERIALFLUSS<br />
Produktionsprozesse<br />
vereinfachen<br />
Vakuum-Lagengreifsystem optimiert Materialfluss bei Essiggurken-Herstellung<br />
Bei dem Unternehmen Develey<br />
werden im Werk Pfarrkirchen am<br />
Tag 200 bis 250 Tonnen<br />
Essiggurken verarbeitet. Um für ein<br />
problemloses Handling bei Palettierung<br />
<strong>und</strong> Versand der Gläser zu<br />
sorgen, setzt das Unternehmen ein<br />
Vakuum-Lagengreifsystem der<br />
J. Schmalz GmbH ein.<br />
In der Gurken-Hauptsaison, von Juni bis<br />
September, arbeiten bis zu 130 Mitarbeiter<br />
bei der Develey Senf & Feinkost GmbH,<br />
Unterhaching, im Werk in Pfarrkirchen.<br />
Dann werden dort ausschließlich Essiggurken<br />
hergestellt, außerhalb der Saison auch<br />
andere Dauerkonserven in Gläsern oder<br />
Dosen wie Paprika, Silberzwiebeln oder Rote<br />
Beete. Ein Großteil der Gurken kommt aus<br />
Niederbayern, dem größten zusammenhängenden<br />
Gurkenanbaugebiet Europas.<br />
Hals-Rückenbeschwerden<br />
oftmals die Folge<br />
Die Gurken werden nach der Anlieferung<br />
gewaschen, sortiert, in Gläser gefüllt <strong>und</strong><br />
nach dem Wiegen mit einem Deckel<br />
verschlossen. Anschließend wird die Ware<br />
vakuumiert <strong>und</strong> pasteurisiert. Die Konserven<br />
erhalten ihre Etiketten <strong>und</strong> über Förderbänder<br />
gelangen sie zum Palettierer.<br />
Anschließend findet der Transport der Gurken<br />
ins Lager oder direkt in den Versand statt.<br />
Aus verschiedenen Gründen kann es immer<br />
wieder zu Produktionsunterbrechungen<br />
kommen, z. B. wenn in der Hauptsaison<br />
große Mengen produziert <strong>und</strong> der Verpackungsprozess<br />
am Ende der Linie entlastet<br />
werden muss, oder wenn eine Materialfluss-<br />
Komponente wie die Etikettier maschine<br />
ausfällt, dann muss die Ware kurzzeitig aus<br />
dem Prozess genommen werden. In solchen<br />
Fällen werden Gläser auf Stautische ausgeleitet,<br />
um Auswirkungen auf die laufende<br />
Produktion zu vermeiden.<br />
Ursprünglich entnahmen die Mitarbeiter<br />
die Gläser von den Stautischen <strong>und</strong> lagerten<br />
sie manuell um. Vor allem in der Hauptsaison<br />
mit einer Produktion von bis zu<br />
10 000 Gläsern pro St<strong>und</strong>e, respektive<br />
500 000 Gläser pro Tag, war das ein zeitaufwändiger<br />
<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsschädlicher<br />
Prozess. Denn neben Gurkengläsern wurden<br />
auch Dosen mit einem Gewicht von zehn<br />
Kilogramm umgeschichtet. Ges<strong>und</strong>heitliche<br />
Belastungen des Hals-Rückenbereichs<br />
waren die Folge. Um Abhilfe zu schaffen<br />
setzte Develey zunächst eine Magnetplatte<br />
ein, die fest an einer Maschine befestigt<br />
war <strong>und</strong> die Gläser-Lagen aufnahm. In der<br />
Praxis erwies sich diese Lösung aber als<br />
wenig flexibel <strong>und</strong> zu langsam. Immer<br />
wieder kam es auch durch herunterfallende<br />
Gläser zu Ausschuss, weil die Magnetplatte<br />
die Gefäße nicht prozesssicher gehalten<br />
hat.<br />
Interne Abläufe erleichtern<br />
Schließlich wandte sich Thomas Doriat,<br />
Werkleiter in Pfarrkirchen, an die J. Schmalz<br />
GmbH, Glatten. Doriat <strong>und</strong> Christian Kuss,<br />
Außendienstmitarbeiter von Schmalz, führ<br />
30 <strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong>
01 Mit dem Vakuum-Lagengreifsystem SPZ<br />
Forklift von Schmalz entnimmt Develey<br />
kurzzeitig lagenweise Gläser oder auch<br />
Dosen aus dem Produktionsprozess<br />
02 Zur Entnahme <strong>und</strong> Rückführung der Gläser<br />
in den Prozess fährt der Hubwagen direkt an<br />
den Stautisch heran<br />
ten intensive Gespräche, analysierten die Probleme <strong>und</strong> suchten<br />
gemeinsam nach einer Lösung. Ergebnis war das anschlussfertige<br />
Vakuum- Lagengreifsystem SPZ Forklift (Bild 01). Das System<br />
kommt in Verbindung mit einem Flurförderzeug, bei Develey mit<br />
einem Hubwagen, bereits in der Praxis zum Einsatz. Der Hubwagen<br />
nimmt das kompakte System über einen Befestigungsschuh für die<br />
Gabelzinken auf. Sicher fixiert wird es mit einer Verriegelung. Damit<br />
ist der SPZ Forklift überall in der Produktionshalle einsetzbar. Für<br />
das Handling von Dosen <strong>und</strong> Gläsern ist das Lagengreifsystem mit<br />
einer Dichtplatte aus flexiblem Schaum ausgestattet, die sich bestmöglich<br />
an die Kontur der Ware anpasst.<br />
Wenn bei Develey jetzt Gläser oder Dosen auf den Stautisch kommen,<br />
werden sie zunächst in eine Schablone mit den Abmessungen<br />
des Greifers geleitet. Anschließend fährt der am Hubwagen befestigte<br />
Greifer an den Stautisch heran (Bild 02). Die leere Palette befindet<br />
sich unter dem Stautisch, während der Greifer die erste Lage vom<br />
Stautisch abnimmt. Der Hubwagen fährt zurück <strong>und</strong> die Gläser werden<br />
auf der Palette abgestellt. Eine Lage<br />
umfasst 144 Gläser mit je 1 kg Gewicht.<br />
Dieser Vorgang wird solange wiederholt,<br />
bis die Palette voll ist <strong>und</strong> zwischengelagert<br />
werden kann. Der Hubwagen bewegt sich<br />
nur vor <strong>und</strong> zurück, weil der Stautisch die<br />
erforderliche Höhe von rd. 1,6 m hat <strong>und</strong><br />
der Tisch unterfahren werden kann. Dies<br />
war vorher nicht möglich, weil der Tisch<br />
niedriger war. Der Hubwagen musste zusammen<br />
mit dem SPZ Forklift zusätzliche<br />
Lenkbewegungen pro Hubeinheit absolvieren.<br />
Develey hat die Bauhöhe deshalb<br />
entsprechend verändert <strong>und</strong> damit den<br />
Prozess noch einmal vereinfacht. Bei<br />
Rückführung der Ware auf die Produktionslinie<br />
läuft der ganze Vorgang in umgekehrter<br />
Reihenfolge ab: Der Stautisch wird<br />
mit voller Palette angefahren <strong>und</strong> die Gläser<br />
gehen lagenweise wieder in den Fertigungsprozess<br />
zurück.<br />
Zufriedenstellendes Ergebnis<br />
Seit der Einführung des Vakuum-Lagengreifsystems<br />
SPZ Forklift haben sich die<br />
Prozesse bei Develey vereinfacht. Das System greift die Lagen prozesssicher<br />
<strong>und</strong> transportiert sie schnell <strong>und</strong> flexibel an jeden gewünschten<br />
Ort im Werk. Die integrierte Ventiltechnik ermöglicht<br />
ein schnelles Ansaugen der Lagen <strong>und</strong> damit kurze Zykluszeiten.<br />
Strom erhält der SPZ Forklift über eine Anschluss leitung mit Cekon-<br />
Stecker 400 V AC.<br />
Das Lagengreifsystem von Schmalz lässt sich bei Develey darüber<br />
hinaus auch in anderen Bereichen einsetzen, z. B. beim Depalettieren<br />
von Leergläsern. Neben Verbesserungen im Produktionsprozess<br />
wurde auch die Qualität der Arbeitsplätze angehoben. Das mühsame<br />
<strong>und</strong> körperlich belastende Umräumen der Gläser <strong>und</strong> Dosen von<br />
Hand gehört der Vergangenheit an.<br />
Fotos: Schmalz<br />
www.schmalz.com<br />
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<strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong> 31
MATERIALFLUSS<br />
Komponenten reduzieren –<br />
Systeme optimieren<br />
Berührungslose Datenübertragung erweitert Einsatzpotenzial von Materialflusssystemen<br />
„Die Form folgt der Funktion“ ist ein Gestaltungsleitsatz aus dem<br />
Produktdesign <strong>und</strong> postuliert, dass sich die Form der Produkte aus ihrem<br />
Nutzzweck ableiten soll. Dieses Prinzip lässt sich auch auf die Konzeption<br />
bodengeführter Fördertechnik <strong>und</strong> FTS-Anlagen anwenden.<br />
Der Einsatz konventioneller fahrerloser<br />
Transportsysteme ist z. B. in explosionsgefährdeten<br />
Bereichen oder bei beengten<br />
Platzverhältnissen mitunter begrenzt. Entweder<br />
sind einzelne Komponenten unökonomisch<br />
in den Fahrzeugen verbaut, was<br />
die Flexibilität <strong>und</strong> Bewegungsfreiheit der<br />
Systeme einschränkt, oder spezielle Anforderungen<br />
wie der Ex-Schutz wurden bei der<br />
Entwicklung schlicht ausgeblendet.<br />
Hier hat das Unternehmen Eisenmann mit<br />
seinem Doppelkufensystem „Logimover“ <strong>und</strong><br />
dem Konzept der berührungslosen Energie<strong>und</strong><br />
Datenübertragung als Antriebsvariante<br />
für seine Elektroboden- oder -hängebahnen<br />
reagiert. Diese Lösungen eröffnen neue<br />
Perspektiven bei der Automatisierung von<br />
Materialflussprozessen.<br />
Alternative zur Schleifleitung<br />
Für einen chinesischen Tabakproduzenten<br />
hat Eisenmann − im Auftrag des Betreibers<br />
− seine im Einsatz befindliche Zweischienenbodenbahn<br />
mit berührungsloser Antriebs<strong>und</strong><br />
Datenübermittlungstechnik ausgestattet<br />
(Bild 01). Da bei der Tabakverarbeitung<br />
mitunter explosive Stoffgemische entstehen,<br />
galt es Funkenbildung während des<br />
Betriebs zuverlässig auszuschließen. Bei<br />
der berührungslosen<br />
Strom- <strong>und</strong> Datenübertragung<br />
gibt es, im Gegensatz<br />
zur konventionellen Variante<br />
mit Schleifleitung, weder<br />
mechanischen Abrieb,<br />
noch werden galvanische<br />
Kontaktflächen genutzt.<br />
Die Fahrzeuge der Zweischienenbodenbahn<br />
beschleunigen mit 0,8 m/s 2 , erreichen<br />
eine Geschwindigkeit von 3 m/s <strong>und</strong> transportieren<br />
Lasten von bis zu 1,5 Tonnen<br />
Gewicht. Die Fahrwerke sind mit einer eigenen<br />
Steuerung ausgestattet, bewegen sich<br />
vollautomatisch auf dem Schienensystem<br />
<strong>und</strong> bearbeiten ihre Aufträge in Eigenregie.<br />
Die intelligente Abstandsreglung stellt<br />
einen dynamischen Materialfluss mit einer<br />
Ein- <strong>und</strong> Auslagerleistung im Hochregallager<br />
von mehr als 450 Paletten pro St<strong>und</strong>e<br />
sicher.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der flachen Bauweise ist ein<br />
niedriger Lastübergangspunkt von minimal<br />
500 mm möglich. Das Schienensystem<br />
beansprucht nur wenig Platz bei geringer<br />
Flächenbelastung.<br />
Zum Einsatz kommt das berührungslose<br />
Übertragungssystem nicht nur in explosionsgefährdeten<br />
Bereichen, sondern auch in<br />
der Pharmabranche, im Reinraum sowie in<br />
Kühlräumen.<br />
Die „Gabel ohne Stapler“<br />
Einen weiteren Anwendungsbereich berührungsloser<br />
Datenübertragung bei Flurförderzeugen<br />
zeigt das Doppelkufensystem<br />
„Logimover“ des Herstellers. Das Fahrzeug<br />
inte griert alle Antriebskomponenten sowie<br />
die Energieversorgung in zwei parallel, ohne<br />
Unter Praxisbedingungen<br />
Werfen Sie einen Blick darauf, wie der<br />
„Logimover“ unter realen Bedingungen<br />
arbeitet.<br />
https://vimeo.com/127144495
01 Berührungslose Energie- <strong>und</strong> Datenübertragungssysteme<br />
verhindern die Funkenbildung bei schienengeführten<br />
Materialflusssystemen<br />
feste Verbindung agierenden Transportkufen. Die Paletten lassen<br />
sich so ohne Ladehilfsmittel direkt vom Boden aufnehmen. Aufgr<strong>und</strong><br />
der kompakten Bauform <strong>und</strong> der hohen Beweglichkeit des<br />
Systems ist das Rangieren auf engem Raum möglich.<br />
Nach der Vorstellung des Pilotmodells vor rd. einem Jahr hat<br />
Eisenmann kürzlich die technische Weiterentwicklung des „Logimovers“<br />
präsentiert. Das Flurförderzeug ist jetzt mit einem leistungsfähigeren<br />
Hydraulik-Hubsystem <strong>und</strong> einem integrierten Kollisionsschutz<br />
ausgestattet. Zudem lässt sich das Fahrzeug komplett<br />
automatisiert oder mithilfe einer intuitiv bedienbaren Handsteuerung<br />
(Bild 02) betreiben.<br />
Zu den Neuerungen zählt darüber hinaus die Master/Slave<br />
Verknüpfung beider Kufen: Während die Masterkufe mit dem Leitrechner<br />
oder der Handsteuerung kommuniziert, folgt die Slave- der<br />
Masterkufe. Das Aufkleben von nur einer Spur genügt, um beide<br />
Kufen synchron zu führen. Bei einer Fahrgeschwindigkeit von<br />
1 m/s sorgt ein sensorüberwachtes Kollisionsschutzkonzept für<br />
Aufprall- <strong>und</strong> Personensicherheit. Die zugehörige Elektronik <strong>und</strong><br />
Sensorik ist kompakt im Kopfmodul untergebracht. Beim Abbremsen<br />
<strong>und</strong> Absenken speisen Antriebe <strong>und</strong> Hydraulikaggregate Energie<br />
zurück. Mit einem Gewicht von weniger als 100 kg <strong>und</strong> einer Nutzlast<br />
von rd. einer Tonne weist das Fahrerlose Transportsystem ein<br />
optimiertes Verhältnis aus Eigengewicht <strong>und</strong> Nutzlast auf. Seine<br />
Wendigkeit, der geringe Platzbedarf <strong>und</strong> der daraus resultierende<br />
hohe Flächennutzungsgrad, zählen zu den gr<strong>und</strong>legenden Merkmalen<br />
des Doppelkufensystems. Dabei sind die Anforderungen an<br />
Infrastruktur <strong>und</strong> Hallenlayout gering, weil praktisch nur Leitspuren<br />
aufzukleben sind. Der einfache <strong>und</strong> modulartige Aufbau der Kufen<br />
unterstützt eine rasche Behebung von Störungen.<br />
Unter besonderen Bedingungen wie in Rein- oder Kühlräumen,<br />
Ex-Schutz-Umgebungen <strong>und</strong> bei beengten Platzverhältnissen ist es<br />
vor allem die vermeintliche Einfachheit der von Eisenmann<br />
entwickelten Transportsysteme, die die Lösungen flexibel machen<br />
<strong>und</strong> ein erweitertes Einsatzfeld ermöglichen.<br />
MW<br />
Womit wir<br />
schmale Gassen<br />
sicher machen?<br />
Mit breiter<br />
Erfahrung!<br />
Fotos: Eisenmann<br />
www.eisenmann.com<br />
02 Der „Logimover“ lässt sich u. a.<br />
mithilfe einer Handsteuerung führen<br />
WWW.VAHLE.DE
Geschäftsprozesse vereinfacht<br />
Produktkonfigurator ermöglicht schnelle <strong>und</strong> flexible Angebotserstellung<br />
Um den Aufwand <strong>und</strong> die Fehleranfälligkeit<br />
bei den Vertriebsprozessen<br />
zu minimieren, setzt ein<br />
Flurförderzeughersteller auf den<br />
Einsatz eines Produktkonfigurators.<br />
Die gr<strong>und</strong>sätzliche Anforderung an<br />
die Softwarelösung bestand darin,<br />
dass das System sowohl online als<br />
auch offline verfügbar ist.<br />
Toyota Material Handling Deutschland<br />
(TMHD) mit Hauptsitz in Isernhagen<br />
verfügt über ein eng geflochtenes Vertriebsnetzwerk.<br />
Das Produktspektrum des Flurförderzeugherstellers<br />
umfasst dabei unterschiedliche<br />
Geräte – vom Handhubwagen<br />
über Schlepper <strong>und</strong> Gabelstapler bis hin<br />
zur Lagersystemlösung.<br />
Im Jahr 2011 reifte beim Unternehmen<br />
die Überlegung − zunächst im Rahmen der<br />
reinen Angebotserstellung − für die mitunter<br />
variantenreichen Produkttypen einen<br />
Produktkonfigurator einzuführen. Stephan<br />
Kaufmann, Projektverantwortlicher bei<br />
TMHD, <strong>und</strong> Günter Simonis, Leiter Key<br />
Account <strong>und</strong> Mitglied der Geschäftsleitung,<br />
formulierten dabei die Ziele wie folgt:<br />
n Nutzung eines Toyota-Produktkonfigurators,<br />
um einfach <strong>und</strong> schnell Angebote<br />
generieren zu können – einschließlich einer<br />
Prüfung auf Machbarkeit,<br />
n höhere Zeitersparnis mit einer damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Produktivitätssteigerung bei den<br />
Vertriebsmitarbeitern sowie<br />
n substantielle Entlastung des Vertriebsinnendiensts<br />
<strong>und</strong><br />
n mindestens 75 Prozent aller abgelieferten<br />
Angebote sollten mit diesem Konfigurator<br />
entstehen.<br />
Als wichtig erachteten die Entscheidungsträger,<br />
dass die Modellierung <strong>und</strong> Darstellung<br />
der Flurförderzeuge flexibel, im eigenen<br />
Hause <strong>und</strong> ohne fremde Hilfe möglich ist.<br />
Dies betrifft nicht nur das Einpflegen von<br />
technischen Änderungen oder Preiserhöhungen,<br />
sondern auch die Aufnahme<br />
neuer Gerätetypen.<br />
Benutzerfre<strong>und</strong>lich<br />
konfigurieren<br />
Zur Realisierung des anvisierten Konfigurationsprojekts<br />
holte sich Toyota die Orisa<br />
Software GmbH aus Jena mit an Bord. Zum<br />
Portfolio des Softwarehauses gehören<br />
Konfigurationslösungen auf Basis von SAP-<br />
Produkten oder des eigenen Produktkonfigurators<br />
Crealis sowie Individuallösungen.<br />
Aus den Erfahrungen unterschiedlicher<br />
Konfigurationsprojekte kristallisierte sich<br />
der Orisa-Konfigurator als der geeignete<br />
Lösungsansatz heraus.<br />
Crealis enthält die wissensbasierten Softwarewerkzeuge<br />
für das Management der<br />
Produktdaten <strong>und</strong> den Konfigurator zur<br />
Konfiguration variantenreicher Produkte.<br />
Das Produktdatenmanagement dient zur<br />
Beschreibung aller Komponenten sowie<br />
Module einer Produktfamilie <strong>und</strong> deren Verwaltung<br />
in einer Datenbank. Dabei werden<br />
Informationen aus Konstruktion, Fertigung<br />
<strong>und</strong> Vertrieb sowohl konfigurations- als<br />
auch prozessorientiert, entsprechend der zu<br />
konfigurierenden Komponenten, zusammengeführt.<br />
In diesem Rahmen werden die<br />
Optionen, Abhängigkeiten <strong>und</strong> Regeln zur<br />
Modellierung sowie für den Konfigurationsprozess<br />
einzelner Produkte formuliert. Eine<br />
standardisierte Ein gabe struktur bietet dem<br />
Betreiber dabei eine komfortable Bedienbarkeit,<br />
ohne mit Programmierarbeiten<br />
konfrontiert zu sein. Der Konfigurator selbst<br />
bildet die Softwarebasis, in der das Konfigurationswissen<br />
dem Anwender zur Verfügung<br />
steht. Durch seine Anfragen an das<br />
System wird der Nutzer während des<br />
Konfigurationsvorgangs schrittweise geführt.<br />
Testphase erfolgreich absolviert<br />
Der Entscheidung zur Einführung des Konfigurators<br />
im Dezember 2011 schloss sich<br />
eine zweitägige Schulung der im Hause<br />
Toyota involvierten Mitarbeiter an. Darauf<br />
folgte ein gemeinsames Pilotprojekt, um<br />
erste praktische Erfahrungen bei der<br />
Modellierung eines weniger komplexen<br />
34 <strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong>
SOFTWARE<br />
Produkts zu sammeln. „Angefangen haben<br />
wir mit unserem Handhubwagen. Eine erste<br />
Überprüfung, ob ein Außendienstmitarbeiter<br />
diesen Gerätetyp konfigurieren kann <strong>und</strong> er<br />
den gewünschten Output wie technische<br />
Spezifikation, Abbildung <strong>und</strong> Konditionen<br />
erhält, schloss sich an“, berichtet Kaufmann.<br />
Das Ergebnis habe den Anforderungen<br />
entsprochen, sodass die Aufnahme aller<br />
weiteren Produkte folgen konnte.<br />
Ein wichtiger Aspekt war, diese Konfigurationsprozesse<br />
bzw. -ergebnisse auf „Herz<br />
<strong>und</strong> Nieren“ zu überprüfen. Zu diesem<br />
Zweck bildete man ein Team aus zwölf<br />
Außendienstmitarbeitern, das Verkäufer<br />
aus dem Direktvertrieb <strong>und</strong> dem Key<br />
Account umfasste. Es wurden Angebote<br />
verschiedener Modelle in unterschiedlichen<br />
Ausführungen konfiguriert. Die Fragestellungen<br />
dabei lauteten: Sind die entstehenden<br />
Angebote verwendbar? Kann die Performance<br />
die manuelle Erstellung von Angeboten<br />
ablösen? Gestalten sich Prozesse stabil oder<br />
kommt es zu Systembrüchen? Das Ergebnis<br />
war positiv, was dazu führte, auch die weiteren<br />
Modelle aus der Angebotspalette in den<br />
Konfigurator einzupflegen.<br />
Konzept erweitert<br />
Mit Abschluss der Modellierungsarbeiten<br />
ließen sich bereits 75 Prozent des Tagesgeschäfts<br />
mit einer nunmehr schnellen sowie<br />
fehlerfreien Angebotserstellung IT-gestützt<br />
abwickeln. Doch auch andere Aufgaben,<br />
u. a. aus dem Bereich Business Solutions<br />
wie Service, Finanzierung <strong>und</strong> Leasing, sollten<br />
in die Gesamtlösung integriert werden.<br />
Dies vor dem Hintergr<strong>und</strong>, dass die K<strong>und</strong>en<br />
ein Komplettangebot für Gerät, Service <strong>und</strong><br />
Finanzierung erwarten. Hinzu kommt, dass<br />
Toyota mit der Finanzierung im Aftersales-<br />
Bereich auch ein weiteres Geschäftspotenzial<br />
in den kommenden Jahren plant. Um<br />
diesem Anliegen zu entsprechen, galt es für<br />
den Softwareentwickler, die mit Crealis zur<br />
Verfügung stehende Standardfunktionalität<br />
zu erweitern. Dementsprechend wurde ab<br />
Mitte 2012 die Lösung auf Basis einer detaillierten<br />
Spezifikation ergänzt. Im August<br />
desselben Jahres ließ sich ein Zwischenergebnis<br />
präsentieren: Es standen 800<br />
Kalkulationen komplett im Konfigurator zur<br />
Verfügung.<br />
Nachdem die Systemperformance auch<br />
bei größeren Kalkulationen konstant war –<br />
verb<strong>und</strong>en mit den Systemerweiterungen<br />
aus dem Bereich Business Solutions – ließen<br />
sich auch Großprojekte aus dem Bereich<br />
Key Account darstellen. Die Fehlerquote<br />
bei Angeboten ebenso bei Aufträgen aus<br />
dem Bereich Direktvertrieb <strong>und</strong> Key<br />
Account ging zurück, die Rückfragen <strong>und</strong><br />
Bearbeitungszeit bei der späteren Auftragsabwicklung<br />
sanken. Dieser Effekt war ausschlaggebend,<br />
auch eine händlerspezifische<br />
Lösung anzustreben.<br />
Bilanz nach dem Roll-Out:<br />
zeitliche Ersparnis 88 Prozent<br />
Seit April 2013 arbeitet der Vertrieb vollständig<br />
mit dem Konfigurator. Die K<strong>und</strong>en<br />
erreicht nun in kurzer Zeit ein fehlerfreies<br />
Angebot. So wird z. B. bei der Erstellung eines<br />
Angebots für mehrere Geräte einschließlich<br />
deren Finanzierung eine zeit liche Ersparnis<br />
von rd. 88 Prozent erzielt.<br />
Am Ende der Projektphase, kurz vor dem<br />
Go-Live-Termin im April, hat die Projektleitung<br />
von Toyota ihren Händlern den<br />
Konfigurator vorgestellt. Das Roll-Out folgte<br />
Anfang 2014. Das Projektteam stand dabei<br />
vor der Herausforderung, alle Händler<br />
„unter einen Hut zu bringen“. Zwar gelang die<br />
programmtechnische Umsetzung in eine<br />
händlerspezifische Konfiguratorlösung<br />
innerhalb weniger Monate, es mussten<br />
jedoch auch die unterschiedlichen Anforderungen<br />
an den Konfigurator sowie die<br />
IT-Gegebenheiten vor Ort berücksichtigt<br />
werden. So arbeiten z. B. die Händler nicht<br />
mit dem Toyota-Rabattierungssystem,<br />
sondern mit einer Aufschlagskalkulation,<br />
worin sich auch ihre Eigenständigkeit<br />
widerspiegelt. Insofern existieren auch<br />
diesbezüglich leichte Unterschiede zwischen<br />
dem Händlersystem <strong>und</strong> dem Toyotaeigenen<br />
System. Generell bedienen sich<br />
beide Konfiguratorversionen gleicher<br />
Modelldaten <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>preise der Geräte.<br />
Mehr als 90 Prozent der<br />
Angebote abgedeckt<br />
Derzeit sind 295 Modelle in dem Produktkonfigurator<br />
des Flurförderzeugherstellers<br />
eingepflegt, die zur Preisfindung von<br />
Gebrauchtmaschinen dienen. Etwa 240<br />
Modellvarianten lassen sich mit dem Konfigurator<br />
auswählen <strong>und</strong> in einer der Toyota-<br />
Produktionsstätten ordern. Kaufmann pflegt<br />
mit zwei Kollegen täglich den Datenbestand<br />
der Software. Es gilt, u. a. Daten für<br />
neue Batterien, Änderungen in Bezug auf<br />
Preise oder Optionen aufzunehmen. Ferner<br />
werden auch Daten aus der K<strong>und</strong>endatenbank<br />
in den Konfigurator importiert. Der<br />
einzige Datenexport aus dem Konfigurator<br />
ist der an die Händler, da die erstellten<br />
Angebote in einer Händler-CRM-Datenbank<br />
geführt werden.<br />
Mittlerweile stehen dem Produktkonfigurator<br />
ca. 18 000 Datensätze zur Verfügung.<br />
Bestand das ursprüngliche Ziel darin,<br />
75 Prozent der Angebotserstellung mit der<br />
Software zu realisieren, werden heute mit<br />
der zusätzlichen Abbildung des Bereichs<br />
Business Solution im System mehr als 90<br />
Prozent erreicht.<br />
„Wir sind die erste Vertriebsniederlassung<br />
von Toyota Material Handling Europe,<br />
die einen solchen Konfigurator einsetzt <strong>und</strong><br />
daher eine gewisse Vorreiterrolle einnimmt“,<br />
so Kaufmann. „Wir haben unsere<br />
Ziele erreicht. Mithilfe des Produktkonfigurators<br />
lassen sich alle Geschäfts- <strong>und</strong> Aufgabenbereiche<br />
wie Langzeitmiete, Inzahlungnahme<br />
gebrauchter Geräte, Bonitätsprüfung<br />
<strong>und</strong> Rabattierung sowohl in einer<br />
Online- als auch in einer Offline-Version<br />
realisieren.“<br />
Fotos: Orisa, Fotolia/Bearbeitung: VFV Grafik<br />
www.orisa.de
LAGER<br />
Individueller Ansatz für mehr Effizienz<br />
Ausgewählte Regalkomponenten stellen optimierten Materialfluss sicher<br />
Das Zusammenspiel verschiedener<br />
Regalkomponenten von SSI Schäfer<br />
sorgt jetzt im neuen Lager der<br />
Schunk Dienstleistungsgesellschaft<br />
für kürzere Wege, einen<br />
optimierten Materialfluss <strong>und</strong><br />
mehr Ergonomie. Dabei wurde das<br />
Lager durch den Einsatz von<br />
schienenlosen Verschiebe-,<br />
Fachboden- <strong>und</strong> Schubladenregalen<br />
neu strukturiert <strong>und</strong> in<br />
zwei Teile gegliedert.<br />
Autos, Schiffe, Elektrogeräte, Windkraftanlagen,<br />
Spaceshuttles, Medizintechnik,<br />
u. v. m., in Millionen von Motoren, Technologien<br />
<strong>und</strong> industriellen Anlagen sind Komponenten<br />
der Schunk GmbH, Heuchelheim,<br />
zu festen Bestandteilen geworden.<br />
Das heute weltweit agierende Unternehmen<br />
ist seit 1913 in allen Schlüsselindustrien mit<br />
maßgeschneiderten Produkten <strong>und</strong> Anlagen<br />
vertreten. Mit rd. 8 150 Mitarbeitern <strong>und</strong><br />
mehr als 60 operativen Gesellschaften ist<br />
die Gruppe in 29 Ländern mit eigenen<br />
Niederlassungen <strong>und</strong> Vertriebspartnern<br />
vertreten. Demnach legt das Unternehmen<br />
großen Wert sowohl auf die Entwicklung<br />
<strong>und</strong> Qualität seiner Produkte als auch auf<br />
optimale innerbetriebliche Strukturen.<br />
Das gilt auch für den Lagerbereich: Um<br />
dem wachsenden Produktionsportfolio<br />
gerecht zu werden, hat sich das Unternehmen<br />
Ende 2012 dazu entschieden, drei Lager auf<br />
dem Firmengelände zu bündeln <strong>und</strong> die<br />
Lagerstrukturen zu optimieren. Die betreffenden<br />
Lager sind das Lager für Elektroinstallationen<br />
<strong>und</strong> Wasser, das Gas- sowie<br />
das Elektrolager. „Das alte Lager war mehr<br />
oder weniger strukturlos, sodass hier im<br />
Hinblick auf den Materialfluss ein deutlicher<br />
Optimierungsbedarf bestand. Die<br />
Ware lagerte in Schränken, in Paletten- <strong>und</strong><br />
Fassregalen. Die Laufwege waren lang <strong>und</strong><br />
auch die Ergonomie ließ zu wünschen übrig.<br />
Das sollte sich ändern“, erklärt Thomas<br />
Stipp, verantwortlicher Leiter des Zentralbereichs<br />
Logistik bei der Schunk Kohlenstofftechnik<br />
GmbH.<br />
Als Schunk den passenden Realisierungspartner<br />
für das neue Lager suchte, waren<br />
die Vorgaben klar umrissen: Schnelle,<br />
eindeutig strukturierte Prozesse, mehr<br />
Ergonomie <strong>und</strong> eine verbesserte Raumnutzung.<br />
Da durch die Bündelung der Lager<br />
weniger Platz zur Verfügung stehen würde<br />
als zuvor, war ein erfahrener Umsetzungspartner<br />
gefragt. Denn trotz Platzreduzierung<br />
mussten am neuen Standort ausrei<br />
36 <strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong>
www.efaflex.com<br />
01 Die Fachbodenregalanlage<br />
ist zusätzlich mit Schubladen<br />
ausgestattet. So können Kleinteile<br />
auf engstem Raum übersichtlich<br />
untergebracht werden<br />
Die besten Tore.<br />
Unvergleichlich schnell, sicher <strong>und</strong> zuverlässig.<br />
Tore von EFAFLEX bestechen durch<br />
weltweit führende, patentierte Technologien<br />
<strong>und</strong> technischen Vorsprung.<br />
EFAFLEX-Tore sind die Lösung für höhere<br />
Effizienz <strong>und</strong> mehr Sicherheit bei logistischen<br />
Prozessen.<br />
chend Kapazitäten für die Artikel der drei<br />
Lager vorhanden sein. Darüber hinaus sollte<br />
das neue Lager in einen offenen <strong>und</strong> einen<br />
geschlossenen Bereich gegliedert werden.<br />
Durch diese Aufteilung sollten zum einen<br />
Fehlkommissionierungen bei komplexen<br />
Anforderungen vermieden <strong>und</strong> zum anderen<br />
die Ordnung im Lager aufrechterhalten<br />
werden. „Bereits eine scheinbar kaum<br />
wahrnehmbare Verwechslung der Bauteile<br />
kann verheerende Folgen haben. Dies<br />
möchten wir verhindern“, so Stipp.<br />
Klare Strukturen geschaffen<br />
Den Auftrag für die Planung <strong>und</strong> Realisierung<br />
des Projekts erhielt nach einer<br />
Ausschreibung SSI Schäfer. „Mit dem Intralogistikspezialisten<br />
haben wir bereits sehr<br />
gute Erfahrungen gesammelt. Außerdem<br />
haben uns das Konzept <strong>und</strong> die Flexibilität<br />
des Unternehmens einfach überzeugt“,<br />
erläutert Stipp weiter.<br />
Gemeinsam mit Schunk wurde nach einer<br />
Lösung gesucht, die dem Unternehmen unter<br />
Berücksichtigung wirtschaftlicher Aspekte<br />
möglichst optimale Materialflussprozesse<br />
ermöglicht. Auf einer Fläche von ca. 200 m²<br />
sollte nun unter Nutzung der Raumhöhe<br />
ein leistungsfähigeres Teilelager realisiert<br />
werden. Mit einer Kapazität von rd. 5 000<br />
Produkten unterschiedlicher Form, Größe<br />
<strong>und</strong> Gewicht musste das System so ausgelegt<br />
werden, dass alle Komponenten<br />
kompakt <strong>und</strong> dennoch gut sichtbar gelagert<br />
werden können (Bild 01). „Das war keine<br />
leichte Aufgabe, denn schließlich mussten<br />
wir die geringere Fläche des neuen Standorts<br />
berücksichtigen. Außerdem galt es, eine<br />
klare Struktur mit kurzen Laufwegen zu<br />
generieren <strong>und</strong> dafür die passenden Systeme<br />
zusammen zu stellen“, so Stephan Edeling,<br />
Projektleiter bei SSI Schäfer.<br />
Eine weitere Herausforderung bestand<br />
bei der Umsetzung <strong>und</strong> dem Umzug des<br />
Lagers. Die Umbaumaßnahmen der neuen<br />
Räumlichkeiten verb<strong>und</strong>en mit den<br />
zukünftigen Anforderungen waren noch in<br />
vollem Gange. Dabei galt es, Unebenheiten<br />
des Bodens auszugleichen <strong>und</strong> Brandschutzbestimmungen<br />
einzuhalten, ohne in<br />
Zeitverzug zu geraten. Außerdem musste<br />
Gefahrgut sicher gelagert werden. Obwohl<br />
der Umzug in nur zwei Wochen stattfand,<br />
stellte das Unternehmen die komplette<br />
Anlage innerhalb des geplanten Zeitrahmens<br />
fertig.<br />
Inzwischen sind alle Artikel im neuen Lager<br />
untergebracht. Eine Zaunabschrankung<br />
dient der Abtrennung des geschützten<br />
Bereichs, der durch eine Tür in den frei<br />
zugänglichen Teil der Anlage führt. Dort<br />
werden weitere Fachbodenregale <strong>und</strong><br />
Schubladenelemente für die Lagerung der<br />
Komponenten eingesetzt (Bild 02). Im<br />
Selbstbedienerbereich kann sich jeder<br />
EFAFLEX Tor- <strong>und</strong> Sicherheitssysteme GmbH & Co. KG<br />
Fliederstraße 14 · D-84079 Bruckberg · info@efaflex.com
LAGER<br />
Mitarbeiter in einer Art Handlager frei mit<br />
Teilen für seine Arbeit ausrüsten. Um dabei<br />
eine schnelle Versorgung sicherzustellen,<br />
sind alle Komponenten an den Lagerorten<br />
von außen schriftlich gekennzeichnet. Das<br />
sorgt für eine einfache Orientierung, auch<br />
für den geschlossenen Teil des Lagers mit<br />
integriertem Wareneingangsbereich. Dort<br />
sind zusätzlich zwei geschulte Lagerfacharbeiter<br />
für komplexe Fragestellungen <strong>und</strong><br />
Beratungen der Elektriker zuständig. Sie<br />
erledigen auch die Zusammenstellung der<br />
erforderlichen Komponenten, die Ein- <strong>und</strong><br />
Auslagerung der Ware sowie die Disposition<br />
<strong>und</strong> anschließende Bestellung von Teilen.<br />
Das System hat SSI Schäfer mit Schubladenregalen<br />
inklusive Einteilungsmaterial <strong>und</strong><br />
einer Ausgabetheke kombiniert.<br />
Je nach Gewicht <strong>und</strong> Abmessung befinden<br />
sich die Teile in Kartons, Schubladen oder<br />
Behältern. Um die Voraussetzungen für eine<br />
sichere Lagerung <strong>und</strong> schnelle Zugriffsmöglichkeiten<br />
zu schaffen, hat das Unternehmen<br />
im geschlossenen Bereich eine<br />
schienenlose Verschieberegalanlage mit<br />
Aufbauten von R3000-Fachbodenregalen<br />
Die neue Lagerorganisation<br />
vermeidet Fehlkommissionierungen <strong>und</strong> sorgt<br />
gleichzeitig für Ordnung<br />
realisiert. „Aufgr<strong>und</strong> der effizienten technischen<br />
Konstruktionen ist das schienenlose<br />
Lagersystem ideal für den Einsatz bei<br />
Schunk geeignet, da das System circa 80<br />
Prozent mehr Lagerraum gegenüber<br />
konventionell montierten Regalen auf<br />
gleicher Gr<strong>und</strong>fläche bietet. Die Montage<br />
wurde ohne Probleme in kurzer Zeit<br />
realisiert“, erklärt Edeling.<br />
Um die Arbeit im Lager so effizient wie<br />
möglich zu gestalten, planten die beiden<br />
Lagerspezialisten von Schunk <strong>und</strong><br />
SSI Schäfer die Organisation der neuen<br />
Anlage zusammen. Dabei wurden die Laufwege<br />
innerhalb des Lagers so kurz <strong>und</strong> die<br />
Gestaltung so ergonomisch wie möglich<br />
umgesetzt. Alle Komponenten sind jetzt<br />
wegeoptimiert platziert. Im vorderen Teil<br />
der Verschieberegalanlage sind die schneller<br />
drehenden <strong>und</strong> im hinteren Teil die langsam<br />
drehenden Artikel untergebracht. Stipp:<br />
„Dies ist wichtig, da pro Tag zwischen 100<br />
<strong>und</strong> 150 Mitarbeiter schnell <strong>und</strong> fehlerlos<br />
mit Ware versorgt werden müssen. Dazu ist<br />
es erforderlich, dass die beiden Lagermitarbeiter<br />
im geschlossenen Bereich<br />
problemlos insgesamt mehrere h<strong>und</strong>ert<br />
Kilogramm bewegen können. Für besonders<br />
schwere Teile setzen wir daher Hubwagen<br />
<strong>und</strong> Elektrostapler ein.“<br />
Darüber hinaus ist das neue Lager, genau<br />
wie sein Vorgänger, nicht bestandsgeführt,<br />
da der Aufwand schlichtweg zu groß wäre.<br />
Stattdessen geschieht die Entnahme der Teile<br />
nach Sicht, weshalb die Artikel nach Gruppen<br />
strukturiert in den Regalen <strong>und</strong> Schubladensystemen<br />
untergebracht sind. Neigt<br />
sich der Vorrat des Materials dem Ende entgegen,<br />
wird das jeweilige Fach mit einem<br />
Etikett versehen, woraufhin einer der beiden<br />
Lagermitarbeiter die erforderlichen Artikel<br />
nachbestellt. Dazu wird der Bestand<br />
mindestens einmal pro Woche kontrolliert.<br />
In der Regel stehen die Bestellungen innerhalb<br />
von 24 St<strong>und</strong>en oder bei Bedarf auch<br />
schneller zur Verfügung <strong>und</strong> werden ohne<br />
Zwischen lieferanten direkt in das Lager geliefert.<br />
„Mit dem neuen Lager sind wir mehr als<br />
zufrieden. Alles wurde ganz individuell <strong>und</strong><br />
partnerschaftlich auf unsere Bedürfnisse<br />
zugeschnitten. In einem weiteren Schritt<br />
planen wir nun die Anbindung an SAP, um<br />
die Arbeit noch effizienter zu gestalten“,<br />
resümiert Stipp.<br />
Fotos: SSI Schäfer<br />
www.ssi-schaefer.com<br />
02 Geschultes Lagerpersonal ist für den geschlossenen Teil des<br />
Lagers zuständig. Das System ist mit Schubladenregalen inklusive<br />
Einteilungsmaterial <strong>und</strong> einer Ausgabetheke kombiniert<br />
38 <strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong>
MARKT<br />
Neue Motorvariante verträgt auch<br />
Kraftstoffe mit hohem Schwefelanteil<br />
Der neu entwickelte <strong>und</strong> seit Anfang 2014<br />
produzierte 2-Liter-Turbomotor 4H50TIC<br />
aus dem Hause Hatz wurde auf der Messe<br />
Intermat erstmalig in einer Variante ohne<br />
Abgasnachbehandlung vorgestellt. Durch<br />
die Adaption bestehender Komponenten<br />
wie Common-Rail, Injektoren <strong>und</strong><br />
Hochdruckpumpe sowie durch den Verzicht<br />
auf schwefelsensitive Bauteile, wie die<br />
Abgasrückführung (AGR) <strong>und</strong> den Oxidationskatalysator (DOC),<br />
lässt sich der 4H50TI auch mit Dieselkraftstoffen mit bis zu<br />
5 000 ppm Schwefelanteil betreiben. Dies ist für viele Absatzmärkte<br />
in Afrika, Südamerika <strong>und</strong> Asien interessant. Der Motor ist<br />
konform mit der Abgasgesetzgebung der US EPA Tier 2 sowie der<br />
EU 97/68 Stufe II im Bereich bis 62 kW Leistung, sowie der EU<br />
97/68 Stufe IIIa im Bereich unter 37 kW.<br />
Durch den Verzicht auf die Abgasnachbehandlung sowie<br />
aufgr<strong>und</strong> der Vorgaben der Abgasgesetzgebung, kann der Motor<br />
mit höherer Leistung betrieben werden. Die Maximalleistung liegt<br />
bei 62 kW <strong>und</strong> das maximale Drehmoment bei 265 Nm. Mit 158 kg<br />
Gesamtgewicht ist der 4H50TI leichter als die Basisvariante.<br />
Durch den Wegfall der AGR liegt der spezifische Kraftstoffverbrauch<br />
leicht über den Werten des Basismotors bei 218 g/kWh im<br />
Bestpunkt. Der 4H50TI soll ab Herbst <strong>2015</strong> verfügbar sein.<br />
www.hatz-diesel.com<br />
Treibgasstaplerbaureihe im<br />
Detail verbessert<br />
Der Flurförderzeughersteller Hyster hat die<br />
Treibgasstapler der Baureihe Spacesaver mit<br />
zwei bis 3,5 Tonnen Tragfähigkeit<br />
über arbeitet. So ist z. B. der 2,5-Tonner S2.5FT mit einem<br />
2,5-Liter-Treibgasmotor von Kubota ausgestattet. Zu geringem<br />
Kraftstoffverbrauch tragen darüber hinaus verschiedene Betriebsmodi<br />
bei. Außerdem hat der Hersteller die Hubgerüste der<br />
Flurförderzeuge modifiziert. Ergebnis dieser Bemühungen: Eine<br />
höhere Senkgeschwindigkeit <strong>und</strong> eine bessere 180°-Sicht.<br />
www.hyster.eu<br />
Inserentenverzeichnis Heft xx/<strong>2015</strong><br />
ARNOLD, Stuttgart29<br />
Bayer MaterialScience, Leverkusen13<br />
Bosch Rexroth, Lohr23<br />
BUTT, Großenkneten11<br />
Efaflex, Bruckberg37<br />
FIPA, Ismaning27<br />
Flexco Europe, Rosenfeld15<br />
Fronius International, Wels (Österreich)19<br />
Galler, Kulmbach9<br />
Günzburger Steigtechnik, Günzburg29<br />
ITOH DENKI, Saint-Pierre-en-Faucigny<br />
(Frankreich)15<br />
Kubota, Rodgau39<br />
Linde Material Handling, Aschaffenburg25<br />
Marotech, Fulda8<br />
PSI Logistics, Berlin6<br />
RBS Förderanlagen, Gelnhausen9<br />
Ryll, Gescher31<br />
Stahl CraneSystems, Künzelsau5<br />
Stöcklin Logistik, Aesch (Österreich)3<br />
Vahle, Kamen33<br />
Vanderlande, Mönchengladbach8<br />
VETTER Krantechnik, Siegen41<br />
Westfalen, Münster7<br />
Westphalen+Kann, Fleckeby6<br />
Antriebe sicher überwachen – selbst bei komplexen Bewegungsabläufen<br />
Der Trend bei Fahrerlosen Transportfahrzeugen hin zu wachsender Anzahl an Freiheitsgraden bei<br />
der Fortbewegung stellt eine Herausforderung an die Bewegungsüberwachung. Beim Drehen auf der<br />
Stelle mithilfe von Differenzialantrieben kommen die Merkmale des Inkremental-Encoders DFS60s<br />
Pro von Sick zum Tragen: Beim Einsatz von nicht sicherheitszertifizierten Encodern kann dies nicht<br />
ohne Aufwand realisiert werden. Mit dem Encoder DFS60s Pro ist dies hingegen einfach möglich.<br />
www.sick.com
KRANE UND HEBEZEUGE<br />
Den Ansprüchen der „Smart<br />
Factory“ Rechnung tragen<br />
Fachtagung diskutiert Umsetzung von Industrie 4.0 in der Krantechnik<br />
Dieter Wehner<br />
Auch für die Konstrukteure <strong>und</strong><br />
Hersteller von Krantechnologien ist<br />
das Thema der intelligenten Fabrik<br />
aktuell. So sollen zeitgemäße<br />
Krananlagen als Teil der<br />
Fertigungs- <strong>und</strong> Materialflussprozesse<br />
durch Wandlungsfähigkeit,<br />
Ressourceneffizienz <strong>und</strong><br />
Ergonomie ihren Beitrag zu<br />
Industrie 4.0 leisten.<br />
Seit dem Jahr 1993 findet im jährlichen<br />
Wechsel zwischen den Universitäten<br />
Magdeburg, Dresden <strong>und</strong> Bochum die bei<br />
Herstellern <strong>und</strong> Betreibern gleichsam<br />
geschätzte internationale Kranfachtagung<br />
statt. Neben dem Dialog zwischen Wissenschaft<br />
<strong>und</strong> Industrie stehen die Präsentation<br />
neuer Kransysteme <strong>und</strong> Komponenten<br />
sowie Fachgespräche auf der Agenda der<br />
Veranstaltung.<br />
In diesem Jahr war der Austragungsort<br />
die Technische Universität Dresden –<br />
organisiert <strong>und</strong> durchgeführt wurde die<br />
Tagung durch das dortige Institut für Technische<br />
Logistik <strong>und</strong> Arbeitssysteme. Mehr<br />
als 220 Kranexperten waren in Dresden vor<br />
Ort, nahmen das umfangreiche Vortragsangebot<br />
wahr <strong>und</strong> diskutieren u. a. das Thema<br />
der Tagung: „Krane – Herausforderungen<br />
im Zeichen von Industrie 4.0“.<br />
Theorie <strong>und</strong> Praxis<br />
Beinahe schon traditionell ist der praktische<br />
Bezug der Fachtagung im Rahmen von<br />
Werksführungen. Und so fand am Vortag<br />
der eigentlichen Veranstaltung eine Besichtigung<br />
des in der Stahl- <strong>und</strong> Montanindustrie<br />
tätigen Unternehmens BGH Edelstahl Freital<br />
GmbH statt. Im Mittelpunkt standen dabei<br />
neue Automatikkrane für die Kommissionierung<br />
<strong>und</strong> den Versand sowie die<br />
antriebstechnisch modernisierten Stahlwerkskrane<br />
älterer Bauart. Ergänzend zu<br />
dieser Werksführung wurden im Rahmen<br />
der Vorträge noch einmal die technischen<br />
Dr.-Ing. Dieter Wehner ist Kransachverständiger,<br />
Langenhagen<br />
40 <strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong>
KRANE UND HEBEZEUGE<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. Thorsten Schmidt leitete die<br />
Kranfachtagung<br />
Holger Ackermann bei seinem Vortrag zur Schadensakkumulation<br />
von Krantragwerken<br />
Details dieser Krananlagen für die Einsatzbedingungen eines<br />
Stahlwerkes erläutert. Besondere Hervorhebung fand dabei die<br />
technische Unterstützung bei der Konzeption der Systeme<br />
durch den gastgebenden Lehrstuhl der TU Dresden.<br />
Ebenfalls auf der Agenda der praktischen Anschauungen<br />
stand ein Kransimulator für Eisenbahnkrane der Kirow-Ardelt<br />
GmbH, der in der Fördertechnik-Versuchshalle vorgeführt <strong>und</strong><br />
erläutert wurde. Mithilfe dieses Simulators lässt sich eine<br />
effiziente <strong>und</strong> intensive Kranführerausbildung für diesen Krantyp<br />
sicherstellen. Kranführer von Eisenbahndrehkranen müssen<br />
sowohl den Kran- als auch den Eisenbahn-Fahrbetrieb beherrschen,<br />
sodass die bei Eisenbahndrehkranen zeitaufwändige<br />
Ausbildung der Kranführer durch diese Simulationsmethode<br />
optimiert werden kann.<br />
Im realen Betrieb umsetzen<br />
Das Vortragsprogramm der Fachtagung war mit 17 Beiträgen so<br />
umfangreich bemessen, dass an dieser Stelle nur ausgewählte<br />
Themen hervorgehoben werden können: Als Mitglied des<br />
deutschen Normengremiums erläuterte Prof. Dr.-Ing. Gerhard<br />
Wagner für die neue Seilnorm für Krane DIN EN 13001-3-2,<br />
dass die Einführung der Biegewechselzahlen anstelle der Laufzeiten<br />
bei der Bemessung von Drahtseilen technisch richtiger<br />
ist. Nach seinen Erläuterungen sind gleiche Lastannahmen <strong>und</strong><br />
Nachweise für alle Bauteile von Kranen, wie sie in der neuen<br />
Norm enthalten sind, vorteilhaft.<br />
Jawk Meijer von der Schwartz GmbH Xanten, zeigte, dass<br />
Seilrollen aus Kunststoff (Werkstoff Lamigamid) aufgr<strong>und</strong> ihres<br />
geringen Eigengewichts, einer größeren Seillebensdauer sowie<br />
der fehlenden Korrosion auch beim Einsatz in Kransystemen<br />
Stahlseilrollen ersetzen können. Für den Durchmesserbereich<br />
200 bis 3 200 mm liegen − bei Einhaltung der Temperaturgrenzen<br />
-40 bis +60 °C − bereits positive Einsatzerfahrungen vor.<br />
Obwohl bei der Berechnung von Krantragwerken sowohl<br />
nach der bisherigen DIN 15018 als auch nach der neuen Europanorm<br />
EN 13001 Belastungskollektive <strong>und</strong> Lastspielzahlen bei<br />
der Einstufung vorgegeben sind, findet im realen Betrieb nur<br />
selten eine Überprüfung <strong>und</strong> Begrenzung der Lebensdauer<br />
statt. Dieses Problem erläuterte Holger Ackermann der Kühne<br />
BSB GmbH Darmstadt <strong>und</strong> zeigte, dass auf der Gr<strong>und</strong>lage wirklicher<br />
Spannungsverläufe sich mithilfe der linearen Schadensakkumulation<br />
die Schädigung sowie die Restlebensdauer<br />
ermitteln lassen. Durch die Kumulierung kontinuierlicher<br />
Spannungsmessungen <strong>und</strong> deren Auswertung in einem<br />
Bordrechner ist es zukünftig möglich, den Zeitpunkt <strong>und</strong> die<br />
Stellen für intensive Tragwerksinspektionen bzw. die Lebensdauergrenzen<br />
zu erkennen. Diese Umsetzung von „Industrie<br />
4.0“ am Kran erfordert einigen Aufwand an zusätzlicher Sensorik,<br />
kann aber durch die Schädigungsüberwachung viele in der Praxis<br />
vorhandene Unsicherheiten beseitigen.<br />
In dem Vortrag von Dr.-Ing. Michael Kleeberger vom Lehrstuhl<br />
für Fördertechnik Materialfluss Logistik der TU München, ging es<br />
ebenfalls um die gegenüber den Normen genauere Berechnung<br />
von Kranen. Die dynamischen Beanspruchungen beim Drehen<br />
von großen Gittermast-Fahrzeugkranen lassen sich mit der<br />
vorgestellten Berechnungsmethode eines Schwingungsmodells<br />
„auf der Basis der modalen Reduktion“ genauer berechnen.<br />
Auch in der Gütegemeinschaft Kranservice, einem organisatorischen<br />
Interessenverband zur Qualitätssicherung von Serviceleistungen an<br />
Kranen, haben die neuen Anforderungen von Industrie 4.0 zu höheren<br />
Anforderungen <strong>und</strong> neuen Methoden geführt. Darüber berichtete der<br />
Vorsitzende Thomas Reiß <strong>und</strong> erläuterte, wie durch eigene Güte- <strong>und</strong><br />
Prüfbestimmungen, Nutzung der IT-Technik, Schulung der Mitarbeiter<br />
<strong>und</strong> die regelmäßige Überprüfung der Mitgliedsunternehmen den<br />
aktuellen <strong>und</strong> steigenden Anforderungen an den Kranservice<br />
entsprochen werden kann.<br />
Die lebhafte Diskussion nach allen Vorträgen <strong>und</strong> die vielen<br />
Fachgespräche in den Pausen <strong>und</strong> an den Firmenständen zeigten,<br />
dass der Veranstalter mit der Themenwahl <strong>und</strong> der Auswahl der<br />
Vorträge interessierende Probleme getroffen hat, sodass Prof. Dr.-Ing.<br />
Thorsten Schmidt am Ende der 23. Kranfachtagung neben dem Dank<br />
an seine Mitarbeiter <strong>und</strong> die Referenten eine sehr positive Bilanz ziehen<br />
konnte. Für das kommende Jahr konnte er zur 24. Auflage dieser<br />
Veranstaltungsreihe am 16. März 2016 an die Ruhr-Universität<br />
Bochum einladen.<br />
Fotos: TU Dresden, TLA<br />
VETTER –<br />
Hebt <strong>und</strong> bewegt.<br />
Standard-Schwenkkran mit Doppelausleger<br />
vetter-krane.de<br />
<strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong> 41<br />
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VON DAMALS BIS HEUTE<br />
<strong>2015</strong><br />
Design Award<br />
für das neu<br />
entwickelte<br />
Materialbereitstellungssystem<br />
„Ergologistik“<br />
02<br />
2010<br />
Der Lean-Production-Baukasten<br />
geht an den Markt<br />
Vom Fahrradträger zur<br />
Lean-Production-Anwendung<br />
item: Seit fast 40 Jahren Pionier in Sachen industrielle<br />
Systembaukästen<br />
Die item Industrietechnik GmbH, Solingen, ist einer der weltweit<br />
führenden Hersteller von Aluminium-Systembaukästen für industrielle<br />
Anwendungen. Mit hohem Anspruch an das Design entwickelt das<br />
Unternehmen kontinuierlich originäre innovative Lösungen <strong>und</strong> wurde<br />
dafür mit zahlreichen Awards ausgezeichnet.<br />
1980<br />
01<br />
1999<br />
Vertrieb des<br />
Baukastensystems<br />
auf fünf<br />
Kontinenten<br />
Entwicklung<br />
der ersten<br />
Maschinenbau-<br />
Aluminium profile<br />
1976<br />
1984<br />
Vertriebsbeginn<br />
des<br />
MB-Systembaukastens<br />
Unternehmensgründung<br />
durch<br />
Gerrit Pies (3. v. l.)<br />
<strong>und</strong> Wolfgang Rixen<br />
(2. v. r.) in Solingen<br />
Weltweit setzen Ingenieure auf den<br />
Maschinen <strong>und</strong> Betriebsmittel (MB)<br />
Systembaukasten von item, weil „eines zum<br />
anderen passt“ <strong>und</strong> die modularen<br />
Komponenten des Systems sich nahezu<br />
unbegrenzt miteinander kombinieren<br />
lassen. Was auf Basis dieses Baukastensystems<br />
heute alles realisierbar ist, beweist<br />
der Hersteller selbst u. a. mit der Entwicklung<br />
von modularen Lösungen für ergonomische<br />
Arbeitsplätze sowie für die Lean<br />
Production.<br />
Im Hinterhaus einer Werkzeugmacherei<br />
in Solingen starteten 1976 die item-Gründer,<br />
item steht übrigens für Industrietechnik<br />
<strong>und</strong> Maschinenbau, Gerrit Pies (3. v. l.<br />
in Bild 01) <strong>und</strong> Wolfgang Rixen (2. v. r. in<br />
Bild 01) ihre unternehmerische Karriere.<br />
Die jungen ambitionierten Techniker spezialisierten<br />
sich zunächst auf die Konstruktion<br />
von Sondermaschinen.<br />
Anfang der 80er-Jahre experimentierten<br />
Pies <strong>und</strong> Rixen bei der Entwicklung eines<br />
Fahrradträgers für Pkws erstmals mit dem<br />
Werkstoff Aluminium. Aus diesen Erfahrungen<br />
heraus entwickelten sie das noch heute in<br />
gleicher Form existierende Kon struktions-<br />
Aluminiumprofil 40 × 40 sowie das Schwesterprofil<br />
80 × 40. Beide Profile waren bereits mit<br />
umlaufenden 8-mm-Nuten versehen – die<br />
Basisprofile für den späteren MB-Systembaukasten.<br />
Mithilfe seiner patentierten Aluminium-<br />
Standardkomponenten produzierte item<br />
nun Maschinen in Containerbauweise –<br />
wirtschaftlich <strong>und</strong> variabel. Auch andere<br />
Maschinenbauunternehmen wurden auf<br />
dieses System aufmerksam. Und so entwickelte<br />
sich aus den ursprünglich nur für den<br />
Eigenbedarf gedachten Lösungen ein ganzer<br />
Baukasten, der ab 1984 als item-MB<br />
Systembaukasten in den Vertrieb ging. Der<br />
Hersteller erweiterte das System um Konstruktionselemente,<br />
wie im Jahr 1988 um<br />
modulare Linearführungskomponenten,<br />
die auch dynamische Anwendungen<br />
ermöglichten.<br />
Unternehmen aus West- <strong>und</strong> Mitteleuropa<br />
übernahmen den noch „jungen“<br />
Baukasten in ihr Vertriebsprogramm. 1997<br />
gelang der Sprung in die USA – der metrische<br />
Bausatz überzeugte auch inmitten der<br />
amerikanischen Zollmaße.<br />
Mittlerweile ist item in mehr als 50 Ländern<br />
weltweit mit Niederlassungen <strong>und</strong><br />
Vertriebspartnern vertreten. Das sichert<br />
kurze Lieferzeiten <strong>und</strong> rasche Unterstützung<br />
bei Projekten r<strong>und</strong> um den Globus.<br />
Mit dem Lean-Production-Systembaukasten<br />
auf Basis des neu entwickelten<br />
Profilrohrsystems D30 (Bild 02) gab der<br />
Hersteller 2010 schließlich eine Antwort auf<br />
die Herausforderungen der Fertigungswelt.<br />
Ein fehler verzeihendes Konstruktionsprinzip,<br />
mit dem sich Ideen zur Verbesserung von<br />
Fertigungsabläufen direkt umsetzen lassen.<br />
Mit den Systembaukästen entstehen<br />
mittlerweile Schutzzäune, Einhausungen,<br />
Transportwagen, Kanban-Lager, Transportstrecken<br />
sowie vernetzte Arbeitsstationen.<br />
Mehr als 30 Auszeichnungen für ein vorbildliches<br />
Design hat das Unternehmen für<br />
seine Produkte <strong>und</strong> Lösungen erhalten. So<br />
auch aktuell im Jahr <strong>2015</strong>: Zum 15. Mal<br />
erhielt item den iF Design Award. Ein neu<br />
entwickeltes Materialbereitstellungssystem<br />
überzeugte die Juroren durch Form <strong>und</strong><br />
Funktion. Dieses System ist die Basis für die<br />
„item Ergologistik“, die Synthese aus<br />
Ergonomie <strong>und</strong> Intralogistik. MW<br />
Fotos: Item<br />
www.item24.de
VORSCHAU<br />
IM NÄCHSTEN HEFT: 7-8/<strong>2015</strong><br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: 23. 07. <strong>2015</strong> • ANZEIGENSCHLUSS: 08. 07. <strong>2015</strong><br />
01<br />
02<br />
03<br />
04<br />
01 Um die Energieeffizienz von Blei-Säure-Antriebsbatterien zu<br />
steigern, wird beim „Ri-Ladeprozess“ der Ladestrom nicht konstant<br />
zugeführt, sondern in Abhängigkeit des Innenwiderstandes geregelt.<br />
02 Datenbrillen lösen in der Kommissionierung zunehmend Picklisten<br />
<strong>und</strong> Barcodescanner ab.<br />
Der direkte Weg<br />
im Internet:<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de<br />
als E-Paper:<br />
www.engineering-news.net<br />
Redaktion:<br />
h.seybold@vfmz.de<br />
<strong>f+h</strong> Intralogistics:<br />
www.en.engineering-news.net<br />
03 Drehstapelbehälter aus Kunststoff ersetzen Kartonagen im<br />
automatischen Kleinteilelager bei Reduzierung des Leergutvolumens.<br />
04 Robuste Bauweise, einfaches aber effektives Design. Wir testen den<br />
Mitsubishi-Elektro-Vierradstapler Edia EX mit 2,5 Tonnen Tragfähigkeit.<br />
(Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten)<br />
<strong>f+h</strong> 6/<strong>2015</strong> 43
SLOVAKIA<br />
ISTANBUL<br />
MILANO<br />
SYDNEY<br />
SÃO PAULO<br />
MOSCOW<br />
SHANGHAI<br />
NEW DELHI<br />
COLOMBIA<br />
<strong>f+h</strong> Intralogistics represents<br />
■ innovative technologies and<br />
products for intralogistics<br />
■ practice-oriented information<br />
for the logistics management<br />
■ technically and scientifically<br />
oriented reports<br />
www.fh-intralogistics.com<br />
New business is<br />
just one click<br />
away.<br />
44 <strong>f+h</strong> 1-2/<strong>2015</strong>