f+h fördern und heben 6/2023
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2884<br />
06<br />
Juni <strong>2023</strong><br />
€ 16,50<br />
TITEL<br />
AutoStore: Plattform für die<br />
10 Prozessautomatisierung<br />
Sensoren mit eingebautem<br />
28 Zeitvorteil<br />
SERIE<br />
40 Projekte ein Erfolg<br />
So werden auch komplexe<br />
foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
SYSTEMORIENTIERT<br />
DENKEN<br />
VERNETZT<br />
HANDELN<br />
10 Print-Ausgaben<br />
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2884<br />
LOGISTIK UNTER STROM<br />
Logistikzentrum mit automatischen Lagern sichert<br />
Wachstum des Elektrogroßhändlers Emil Löffelhardt<br />
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Name/Vorname<br />
Position<br />
Firma<br />
Abteilung<br />
Straße oder Postfach<br />
PLZ/Ort<br />
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Datum, Unterschrift<br />
Vereinigte Fachverlage GmbH . Vertrieb . Postfach 10 04 65 . 55135 Mainz . Telefon: 06131/992-200<br />
E-Mail: vertrieb@vfmz.de . Internet: www.vereinigte-fachverlage.de<br />
„<strong>f+h</strong>“ ist eine Zeitschrift der Vereinigten Fachverlage GmbH, Lise-Meitner-Straße 2, 55129 Mainz, HRB 2270, Amtsgericht Mainz,<br />
Geschäftsführer: Dr. Olaf Theisen, Matthias Niewiem, Umsatzsteuer-ID: DE 149063659, Gerichtsstand: Mainz
EDITORIAL<br />
FEHLER MACHEN IST<br />
KEIN FEHLVERHALTEN<br />
Ein deutsches Sprichwort besagt, dass man aus Fehlern klug wird. Allerdings besagen<br />
weitere Redewendungen: wer Fehler begeht, muss dafür geradestehen <strong>und</strong> Lehrgeld<br />
bezahlen. Letztgenannte drücken einiges über die deutsche Fehlerkultur aus.<br />
Der Wirtschaftspsychologe <strong>und</strong> Fehlerforscher Prof. Dr. Michael Frese formuliert es so:<br />
„Fehler <strong>und</strong> Misserfolge sind in Deutschland unerwünscht <strong>und</strong> werden auch unnachsichtig<br />
geahndet. Statt einen Lerneffekt aus Fehlern anzuregen, wird das Strafmaß skaliert.“ Dieses<br />
Mindset einer „negativen Fehlerkultur“ kann vor allem in der Wirtschaft schwerwiegende<br />
Folgen haben. Die Angst vor Misserfolg oder einem Irrweg hemmt die Kreativität <strong>und</strong> wird<br />
zur Innovationsbremse. Jakub Piotrowski von der BLG Logistics Group, Bremen, formuliert in<br />
der vorliegenden Ausgabe im Interview (s. S. 6): „Wir erwarten in Deutschland eine<br />
vollständig funktionierende Lösung. In den USA zum Beispiel ist das anders.<br />
Dort ist man auch schon einmal mit einer 80-Prozent-Lösung zufrieden <strong>und</strong> arbeitet<br />
gemeinsam an entsprechenden Verbesserungen.“ In den USA sind Fehler (nicht ein<br />
Fehlverhalten) im wirtschaftlichen Umfeld längst salonfähig. So finden im Silicon Valley<br />
regelrechte Konferenzen, „FailCons“, statt, die sich mit Misserfolgen auseinandersetzen.<br />
Viele der Gründer aus dem Silicon Valley hatten vor ihrer Idee, mit der sie durchgestartet<br />
sind, häufig erst mal eine Bruchlandung.<br />
Der Umgang mit Fehlern <strong>und</strong> Misserfolgen ist vor allem eine Herausforderung für<br />
Projektmanager von Intralogistikprojekten. Aufgr<strong>und</strong> der Komplexität der<br />
Projekte <strong>und</strong> der Menge an Projektbeteiligten, kann es im Projektverlauf zu<br />
Störungen, Verzögerungen <strong>und</strong> Zielkonflikten kommen. Strategien <strong>und</strong><br />
Methoden, um kritische Projektphasen zu bewältigen oder diese im besten<br />
Fall zu vermeiden, wollen wir Ihnen ab dieser Ausgabe in einer mehrteiligen<br />
Serie, den Auftaktbeitrag finden Sie auf den S. 40 <strong>und</strong> 41, näherbringen.<br />
Manfred Weber<br />
– Redakteur –<br />
m.weber@vfmz.de<br />
10 J A H R E G A R A N T I E<br />
M A D E I N G E R M A N Y
INHALT<br />
EDITORIAL<br />
F+H EXTRA<br />
AUTOMATICA<br />
03 Fehler machen ist kein Fehlverhalten<br />
PERSPEKTIVEN<br />
06 F+H NACHGEFRAGT bei Jakub Piotrowski<br />
„Bei uns sind Innovationen kein Mittel zum<br />
Selbstzweck“<br />
40 F+H SERIE Projektmanagement in<br />
Intralogistikprojekten – Teil I<br />
So werden auch komplexe Projekte ein Erfolg<br />
06<br />
09 Richtungweisende Lösungen für die automatisierte,<br />
intelligente Produktion<br />
10 TITELSTORY AutoStore: Plattform für die<br />
Automatisierung weiterer Prozesse<br />
Auf dem Weg in die automatisierte Intralogistik<br />
14 Einstapeln von Pressteilen: 3D-Roboterführung<br />
durch intelligente Behälterprüfung<br />
Prozesssicher gelöst<br />
16 Individuelle <strong>und</strong> präzise Lösung für FTF<br />
Zwei Antriebe in einem System vereint<br />
18 Was bei der Bestimmung des Anhaltewegs von<br />
Fahrerlosen Transportfahrzeugen zu beachten ist<br />
Rechtzeitig anhalten<br />
20 4am Robotics entwickelt fehlendes Puzzlestück<br />
AMR automatisiert letzte Meter der<br />
Produktionslogistik<br />
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
22 Fahrerloses Transportsystem von ek robotics bei Rittal<br />
Transportrobotik auf höchstem Niveau<br />
24 KI-gesteuerte Roboter-Flotte<br />
Effizient navigieren<br />
26 Mit Entführung von Warehouse Management System<br />
PSIwms verbessert Mahr viele Logistik-Kennzahlen<br />
Eine Investition, die sich gelohnt hat<br />
28 Intelligente Lösungen helfen Fehler <strong>und</strong> Frust zu<br />
vermeiden <strong>und</strong> Projekte zu beschleunigen<br />
Sensoren mit eingebautem Zeitvorteil<br />
30 Neue Regalbediengeräte-Generation „Performance“<br />
von Gilgen Logistics<br />
Vielzählige Merkmale vereint<br />
34<br />
4 <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de<br />
24
32 Individuell konzipiertes Kragarmregal für effiziente<br />
<strong>und</strong> sichere Lagerung von Schalungsplatten<br />
Ohne Durchhänger<br />
34 Clark-Elektrostapler beweist Leistungsfähigkeit<br />
bei ungewöhnlichem Mieteinsatz<br />
Sanfte Verladung von sensibler Lebendlast<br />
36 Logistics & Automation: Regionale Fachmesse<br />
für Intralogistik <strong>und</strong> Materialfluss in Hamburg<br />
Messe mit Mehrwert<br />
38 Digitale Highlights<br />
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
42 F+H PERSÖNLICH Kacper Nowicki<br />
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TITELBILD<br />
AutoStore<br />
System<br />
GmbH,<br />
Mönchengladbach<br />
SERVICE<br />
33 Impressum<br />
43 Vorschau auf Heft 7-8/<strong>2023</strong><br />
Seilzüge<br />
Kettenzüge<br />
Arbeitsplatzkrane<br />
Steuern/Überwachen<br />
Krankomponenten<br />
Explosionsschutz<br />
makes it easy.<br />
Krankomponenten von SWF waren schon immer ein Garant für<br />
Leistung <strong>und</strong> Zuverlässigkeit. Wir informieren Sie gern über den<br />
guten Fachhandel in Ihrer Nähe.
„BEI UNS SIND INNOVATIONEN<br />
KEIN MITTEL ZUM SELBSTZWECK“<br />
So manche Untersuchung kommt zu dem<br />
Ergebnis, dass wir Deutschen technikfeindlich<br />
eingestellt sind. Doch ist dem so? Wir haben mit<br />
Jakub Piotrowski gesprochen. Der Leiter IT, Chief<br />
Information Officer (CIO) <strong>und</strong> Chief Digital<br />
Officer (CDO) der BLG Logistics Group, Bremen,<br />
ist Experte in Sachen Innovationen <strong>und</strong> geradezu<br />
prädestiniert zum dem Thema Stellung zu<br />
nehmen.<br />
Herr Piotrowski, lassen Sie uns sofort auf den Punkt kommen:<br />
Ist was dran an der Technikfeindlichkeit der Deutschen?<br />
Jakub Piotrowski: Technikfeindlich würde ich nicht sagen. In<br />
Deutschland herrscht eher ein Klima der Skepsis gegenüber<br />
Innovationen. Lassen Sie mich erklären, wie ich dies meine.<br />
Vom Mindset her gesehen sind wir in Deutschland vorsichtiger<br />
gegenüber dem Einsatz von Innovationen oder generell gegenüber<br />
der Nutzung von neuen Technologien eingestellt. Hinzu<br />
kommt: Wir erwarten eine vollständig funktionierende Lösung.<br />
In den USA zum Beispiel ist das anders. Dort ist man auch schon<br />
einmal mit einer 80-Prozent-Lösung zufrieden <strong>und</strong> arbeitet<br />
gemeinsam an entsprechenden Verbesserungen. Das bei uns in<br />
Deutschland anzutreffende Bedürfnis nach Vollkommen- oder<br />
auch Sicherheit strahlt auf viele Bereiche des gesellschaftlichen<br />
Lebens aus. Ein Beispiel ist die auch seitens der EU forcierte<br />
Datenschutzgr<strong>und</strong>verordnung. Bevor man in Deutschland zum<br />
Beispiel die für das Zufahrtssystem auf das Gelände eines Logistikzentrums<br />
erforderlichen Kameras installieren darf, muss man<br />
zuerst einmal ein Datenschutzkonzept vorlegen.<br />
6 <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
NACHGEFRAGT MENSCHEN UND MÄRKTE <br />
Sie sprechen damit die bei uns fast perfektionierte Bürokratie<br />
an …<br />
Jakub Piotrowski: Ja. Der bürokratische Aufwand wirkt bei der<br />
Beschäftigung mit Innovationen oder auch generell bei der Einführung<br />
von neu entwickelten Technologien kontraproduktiv.<br />
Jetzt unterhalten wir uns schon seit einigen Minuten über<br />
Innovationen. Was ist eigentlich eine Innovation?<br />
Jakub Piotrowski: Ich glaube, die Frage kann man allgemeingültig,<br />
ohne ins Philosophieren zu verfallen, kaum beantworten.<br />
Entschuldigung. Dann muss ich meine Frage genauer<br />
formulieren. Was ist aus Sicht der BLG Logistics Group eine<br />
Innovation?<br />
Jakub Piotrowski: (Lacht). Für uns sind Innovationen neue<br />
Technologien oder neue Lösungen, die ihre ersten Schritte am<br />
Markt gegangen, aber bei der BLG noch nicht vorhanden sind.<br />
Und um diese Technologien oder Lösungen einzuführen, haben<br />
Sie vor fünf Jahren das zentrale Innovationsteam gegründet?<br />
Jakub Piotrowski: Genau. Aufgabe des zentralen Innovationsteams<br />
war es, die Fachbereiche an die Themen heranzuführen<br />
<strong>und</strong> zu zeigen, dass neue Lösungen auch das erfüllen, was<br />
man sich von deren Einsatz verspricht.<br />
Warum verwenden Sie in Ihrer Antwort die Vergangenheitsform,<br />
wenn Sie über das zentrale Innovationsteam sprechen?<br />
hat. Mit der Überführung des zentralen Innovationsteams in die<br />
Technologieteams übernehmen nun die Fachbereiche die Aufgabe,<br />
sich am Markt über entsprechende Entwicklungen zu informieren.<br />
Ferner fällt in den Zuständigkeitsbereich der Technologieteams<br />
gemeinsam mit den entsprechenden Systemanbietern<br />
die Implementierung. Je nachdem, um welche Technologien<br />
es sich dabei handelt, kommen auch die Kolleginnen <strong>und</strong><br />
Kollegen aus dem Digital-Services-Bereich der IT ins Spiel.<br />
Darüber hinaus arbeiten wir aber auch mit Universitäten an Forschungs-<br />
<strong>und</strong> Entwicklungsprojekten. Denn wir haben für uns<br />
erkannt, dass es sehr sinnvoll sein kann, mit Universitäten <strong>und</strong><br />
Forschungseinrichtungen in Verbindung zu stehen, um Impulse<br />
zu bekommen, welche globalen Entwicklungsrichtungen zurzeit<br />
am Markt vorliegen.<br />
An welchen Innovationsprojekten arbeiten Sie aktuell?<br />
Jakub Piotrowski: Eines der Projekte beschäftigt sich mit der<br />
KI-basierten Erkennung von Objekten. Ganz konkret wollen wir<br />
in der Kommissionierung eine kamerabasierte Qualitätskontrolle<br />
realisieren. Darüber hinaus läuft momentan ein IT-Projekt, im<br />
Zuge dessen der Aufbau eines Data Warehouse für die BLG-<br />
Gruppe ansteht. Sollte sich der eingeschlagene Weg als praktikabel<br />
erweisen, dann ist es unsere Vision, jedes operative System<br />
der Unternehmensgruppe anzudocken. Das Stichwort in dem<br />
Zusammenhang heißt Datenlogistik.<br />
Ferner sind wir aber auch abseits der zuvor nur auszugsweise<br />
beschriebenen Technologiethemen unterwegs. Gemeinsam mit<br />
16 Partnern stehen Überlegungen zum sinnvollen Aufbau einer<br />
Wasserstoffinfrastruktur für die Metropolregion Bremen auf der<br />
Agenda.<br />
Jakub Piotrowski: Sie hören aber genau hin, Herr Bauer. Das<br />
Thema Einführung von Innovationen hat sich bei der BLG im<br />
Laufe der Zeit weiterentwickelt. Wir haben festgestellt, dass der<br />
Treiber für Innovationen die jeweiligen Fachbereiche sein müssen.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> haben wir das Innovationsteam als<br />
zentrale Einheit unlängst aufgelöst. Alle Innovationsthemen, die<br />
Automatisierung <strong>und</strong> die Technologie betreffend, ich formuliere<br />
das jetzt einmal salopp, also das, was man mit seinen eigenen<br />
Händen anfassen kann, wird aus dem operativen Bereich getrieben.<br />
Auf der anderen Seite werden alle digitalen Innovationen<br />
von den Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen aus der IT angestoßen.<br />
Der kreative Work Space für das ehemalige zentrale Innovationsteam<br />
war das DigiLab. Im Zuge der Weiterentwicklung haben<br />
wir festgestellt, dass wir derartige kreative Räumlichkeiten an<br />
allen Standorten einführen sollten. Die Erfahrungen <strong>und</strong> die<br />
Rückmeldungen aus den verschiedenen Fachbereichen bestätigen<br />
diese Entscheidung. Damit hat sich dann auch meine Einschätzung<br />
bestätigt, die ich seinerzeit gegenüber dem Vorstand<br />
äußerte, als ich gebeten wurde, das zentrale Innovationsteam<br />
aufzubauen. Damals wurde mir nämlich unter anderem die<br />
Frage gestellt: wann ist das Innovationsteam eigentlich erfolgreich?<br />
Meine Antwort lautete: Wenn man es zentral nicht mehr<br />
braucht. Das Ziel haben wir erreicht. Ich könnte auch sagen: Das<br />
Innovationsteam ist erwachsen geworden.<br />
Mit dem von Ihnen beschriebenen Ansatz, Innovationen in der<br />
BLG Logistics Group einzuführen, stellen Sie sicher, dass das<br />
Unternehmen Treiber <strong>und</strong> nicht Getriebener von Innovationsthemen<br />
ist?<br />
Jakub Piotrowski: Dem ist so. Unser Ansatz ist es, nicht diejenigen<br />
zu sein, die Innovationen entwickeln, sondern diejenigen,<br />
die Innovationen einsetzen, sobald es Indikatoren dafür gibt,<br />
dass die jeweilige Innovation einen gewissen Reifegrad erreicht<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 7
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
NACHGEFRAGT<br />
Können die aus dem Projekt zum Thema Datenlogistik<br />
gewonnenen Erkenntnisse Ihnen hilfreiche Dienste dabei<br />
leisten, zu einer neuen Logistik zu gelangen?<br />
DER KLUGE UMGANG MIT<br />
INNOVATIONEN HILFT DABEI,<br />
DIE HERAUSFORDERUNGEN<br />
DER ZEIT ZU LÖSEN<br />
Jakub Piotrowski: Zu einer neuen Logistik würde ich nicht unbedingt<br />
sagen, eher zu einer flexibleren Logistik. Flexibler im<br />
Sinne von: Ich kann mit der Auswertung von Daten zum einen<br />
präventiv agieren, weil ich bessere Forecast-Zahlen habe. Mithilfe<br />
der Forecast-Zahlen wiederum lässt sich die Ressourcensituation<br />
verbessern. Darüber hinaus lassen sich mit den entsprechenden<br />
Daten – man könnte dies fast schon als ein klassisches<br />
Beispiel bezeichnen –, Konzepte der präventiven Wartung<br />
umsetzen. Die Sammlung von Daten, auch über räumlich<br />
verteilte Standorte, praktizieren wir schon seit einigen Jahren.<br />
Für die Datenaufbereitung <strong>und</strong> Analyse sind Spezialisten mit<br />
Systemwissen in puncto Datenbanken gefragt, das heißt unsere<br />
Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen aus der IT. Die Datenauswertung<br />
obliegt dem jeweiligen Fachbereich, der über die notwendige<br />
Prozesskenntnis verfügt. Beide Akteure arbeiten Hand in Hand.<br />
So gelangen wir, wie ich eingangs sagte, zu mehr Flexibilität in<br />
der Logistik.<br />
Flexibler zu sein, ist in diesen volatilen Zeiten ein nicht zu<br />
unterschätzender Aspekt.<br />
Jakub Piotrowski: Das kann ich nur bestätigen. Bis die Corona-<br />
Pandemie über uns hereinbrach, dachten alle in der Wirtschaft,<br />
unsere Lieferantennetzwerke seien krisensicher aufgestellt.<br />
Doch dann wurde uns vor Augen geführt, wie viele blinde<br />
Flecken es in den Netzwerken gibt. Und das, obwohl Lösungen<br />
am Markt verfügbar sind, zum Beispiel Tracking-Module oder<br />
Supply Chain Traceability Tools, die genau das verhindern.<br />
Bis zum Jahr 2020/21 befanden wir uns in einer Komfortzone.<br />
Jakub Piotrowski: Der Leidensdruck war nicht vorhanden. Erst<br />
als der spürbar wurde, begann die Suche nach entsprechender<br />
Abhilfe <strong>und</strong> die Integration von Lösungen in die weltweiten<br />
Supply Chain.<br />
Wie beeinflussen Krisen die Innovationstätigkeit?<br />
Jakub Piotrowski: Das ist eine ganz spannende Frage. Ich glaube,<br />
Krisen können Innovationen sowohl positiv als auch negativ<br />
beeinflussen.<br />
Negativ im Sinne von Zurückstellung beziehungsweise Einstellung<br />
der erforderlichen Finanzmittel oder auch der personellen<br />
Ressourcen. Das geschieht vor dem Hintergr<strong>und</strong>, dass man sich<br />
auf das Wesentliche konzentrieren möchte, um die Krise zu<br />
bewältigen. Bezogen auf die Logistik bedeutet dies unter anderem,<br />
die Prozesse stabil am Laufen zu halten.<br />
Auf der anderen Seite können Krisen aber auch eine Bereitschaft<br />
für Veränderungen hervorrufen. Weil man merkt, dass sich mit<br />
den bisher praktizierten Vorgehensweisen die Herausforderungen<br />
zukünftig nicht mehr bewältigen lassen. Als die Supply<br />
Chains vor drei Jahren aufgr<strong>und</strong> der Lockdowns zur Eindämmung<br />
der Pandemie auseinandergedriftet sind, folgte daraus<br />
zum Beispiel, dass Warenanlieferungen an ein Logistikzentrum<br />
nicht mehr planbar waren. Die Anlieferungen fanden in <strong>und</strong>efinierten<br />
Wellen <strong>und</strong> zu beliebigen Zeiten statt. Mithilfe der bei<br />
uns genutzten digitalen Lösungen konnten wir darauf reagieren.<br />
Wir haben im Wareneingang nicht mehr jede einzelne Palette<br />
gescannt, sondern Massenfotos erstellt.<br />
Der Fachkräftemangel ist auch eine Art Krise, deren Folge die<br />
Automatisierung in der Intralogistik vorantreibt. Neben der<br />
Nutzung von autonomen mobilen Robotern, die das Sahnehäubchen<br />
in puncto Automatisierung sind, setzen wir zum<br />
Beispiel in einem Lager semi-automatische Man-up-Stapler<br />
ein. Diese Flurförderzeuge werden in der Lagervorzone von<br />
einer Person gefahren. In der Lagergasse gibt der Kollege den<br />
Palettenstellplatz ein, das Gerät steuert danach automatisch<br />
das Regalfach an <strong>und</strong> der Kollege kann die für die Bearbeitung<br />
des Auftrags erforderliche Anzahl an Produkten picken. Mit<br />
solch einem Schmalganggerät entlasten wir die Mitarbeitenden.<br />
Die Kommissionierer fühlen sich wertgeschätzt – in der heutigen<br />
Zeit ein wichtiger Aspekt.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
Das Interview mit Jakub Piotrowski, Leiter IT, Chief Information Officer (CIO)/<br />
Chief Digital Officer (CDO) der BLG Logistics Group führte Winfried Bauer,<br />
Chefredakteur <strong>f+h</strong><br />
Fotos: BLG Logistics Group<br />
www.blg-logistics.com<br />
8 <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
AUTOMATICA<br />
TITELSTORY<br />
AUTOSTORE: PLATTFORM FÜR DIE AUTOMATISIERUNG WEITERER PROZESSE<br />
AUF DEM WEG IN DIE<br />
AUTOMATISIERTE INTRALOGISTIK<br />
Logistik- <strong>und</strong> Distributionszentren sind vergleichbar mit einem<br />
großen Puzzle, bestehend aus verschiedenen Funktionsbereichen,<br />
Prozessen, Gewerken <strong>und</strong> Materialflüssen. Nur wenn alle Puzzleteile<br />
richtig zu einem Gesamtsystem zusammengesetzt sind,<br />
ergibt sich ein stimmiges Intralogistik-Bild.<br />
10 <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
01<br />
02<br />
01 In der zweigeschossigen AutoStore-Anlage von Erima lagern<br />
r<strong>und</strong> 3,5 Millionen Artikel, die über elf CarouselPorts kommissioniert<br />
<strong>und</strong> per Fördertechnik automatisch abtransportiert werden<br />
02 Durchgängige „Ware zum Mann“-Kommissionierung bei Sport<br />
Okay mit AutoStore in Kombination mit einem FTF, das die Artikel aus<br />
anderen Lagerbereichen auf einem Unterfahrregal oder -gestell zum<br />
Port fährt<br />
Viele Unternehmen beschäftigen sich aktuell mit dem<br />
Thema Lagerautomatisierung, ob im Rahmen einer<br />
Neuanlagenplanung zur Ablösung manueller Prozesse<br />
oder um eine bestehende Anlage zu ergänzen oder zu<br />
ersetzen. „Bei der Auswahl der Technologie sollten nicht nur die<br />
üblichen Faktoren wie Artikelgröße, Auftragsstrukturen oder die<br />
benötigte Leistung geprüft werden, sondern auch die Möglichkeiten<br />
der Integration in bestehende Strukturen. Dazu gehört die<br />
Anbindung der Technologie in die vorhandene IT-Landschaft<br />
ebenso wie die Implementierung in das bestehende Intralogistik-<br />
Gesamtsystem. Kurz gesagt, die Lösung muss zum Prozess passen“,<br />
betont Peter Bimmermann, Managing Director AutoStore<br />
System Deutschland <strong>und</strong> Director Business Development DACH<br />
& CEE.<br />
Mit AutoStore können Unternehmen in die Automation einsteigen<br />
<strong>und</strong> das System immer wieder auf neue Anforderungen<br />
hinsichtlich der benötigten Leistung, Lagerkapazität oder weiterer<br />
Prozessautomatisierung im Lager sowie der Arbeitsplätze anpassen.<br />
Das System bildet die Basis, um weitere, vor- <strong>und</strong> nachgelagerte<br />
Prozesse in der Intralogistik <strong>und</strong> im Fulfillment-Prozess<br />
zu automatisieren.<br />
DER WEG ZUR INTEGRIERTEN GESAMTLÖSUNG<br />
Wer sich für ein AutoStore als Kleinteilelager <strong>und</strong> Fulfillment-<br />
System entscheidet, hat die Freiheit, das System nahtlos in seine<br />
Materialflüsse <strong>und</strong> Prozesse einzubinden, zum Beispiel an neue<br />
oder bestehende Förderstrecken, mobile Transportroboter wie<br />
AMR, automatische Pickroboter, Wendelförderer oder Aufzüge.<br />
Mit seinem Business Development Team <strong>und</strong> der Abteilung System<br />
Design offeriert der Systemanbieter Unternehmen, die sich<br />
mit der Anschaffung eines AutoStore-Systems beschäftigen, die<br />
Möglichkeit, das System vorab nach ihren individuellen Anforderungen<br />
zu designen <strong>und</strong> ein erstes Angebot zu erstellen.<br />
„Mithilfe unserer realitätsnahen Simulationssoftware können<br />
wir jedem K<strong>und</strong>en das passende System nach seinen Bedürfnissen<br />
vorab genau planen <strong>und</strong> zeigen. Dabei lassen sich aufgr<strong>und</strong><br />
der Flexibilität des modularen Systems problemlos Gebäudestützen,<br />
Fahrwege oder andere am Hallenboden benötigte Flächen<br />
aussparen oder das ganze System auf einer Bühne platzieren“,<br />
erklärt Jakob Josten, Business Development Manager Industrial<br />
& Manufacturing bei AutoStore.<br />
Mit dieser Beratung lassen sich im Vorfeld anhand von konkreten<br />
K<strong>und</strong>endaten die Systemgröße <strong>und</strong> -ausgestaltung, Anzahl<br />
der Roboter, physische <strong>und</strong> IT-Schnittstellen <strong>und</strong> die Lieferzeit<br />
bestimmen. Darüber hinaus sind Empfehlungen zur IT-Integration<br />
<strong>und</strong> der Partnerauswahl möglich. Mit dem Integrator können<br />
anschließend Optimierungen bestehender Strategien <strong>und</strong> Prozesse,<br />
Fahrwege sowie ergänzende Technologien wie Fördertechnik,<br />
Pickroboter oder Verpackungstechnik geplant <strong>und</strong> eingeb<strong>und</strong>en<br />
werden. Alternativ zum unternehmenseigenen Business<br />
Development können sich Interessenten an das Partnernetzwerk<br />
WICHTIG IST, DASS DIE<br />
INTRALOGISTIK-LÖSUNG ZUM<br />
PROZESS PASST<br />
wenden <strong>und</strong> erhalten dort Lösungen aus einer Hand. Dazu kooperieren<br />
einige Systemintegratoren mit Roboter- <strong>und</strong> IT-Spezialisten<br />
oder haben ihr Portfolio selbst vergrößert. Außerdem besteht<br />
die Möglichkeit, dass Unternehmen ihre Anlagen individuell<br />
mit eigenen oder externen Planern konfigurieren <strong>und</strong> einzelne<br />
Gewerke bei verschiedenen Anbietern einkaufen <strong>und</strong> zu einer<br />
Lösung zusammenstellen.<br />
HÄUFIGSTE KOMBINATION: FÖRDERTECHNIK<br />
UND AUTOSTORE<br />
Schaut man sich AutoStore-Installationen in der Praxis an, wird<br />
am häufigsten mit Fördertechnik kombiniert. Wer darauf Behälter<br />
transportieren möchte, nutzt die Transferzelle: hierüber lassen<br />
sich Behälter aus dem AutoStore von der oder an die Fördertechnik<br />
übernehmen oder übergeben. So können Transporte zu anderen<br />
Bereichen ermöglicht, Arbeitsplätze individuell gestaltet, flexibel<br />
positioniert <strong>und</strong> an weitere Funktionsbereiche angeb<strong>und</strong>en<br />
werden. Zudem schafft die Transferzelle die Voraussetzungen für<br />
die Anbindung von zum Beispiel Geschossen <strong>und</strong> Bühnen.<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 11
03 04<br />
Um die Hallenhöhe effizient zu nutzen oder das Kleinteilelager<strong>und</strong><br />
Kommissioniersystem in den Materialfluss einzubinden,<br />
kann das System auch auf Bühnen übereinander installiert werden.<br />
Den Transport zwischen den Ebenen übernehmen in diesem<br />
Fall Behälterlifte. Auf diese Weise hat AM Logistic Solutions<br />
für den Sportartikelhersteller Erima die kompakte Lagerung von<br />
fast 150.000 Behältern mit einer hohen Kommissionierleistung<br />
verb<strong>und</strong>en. So lagern in den doppelstöckig angeordneten Lagerblöcken<br />
r<strong>und</strong> 3,5 Millionen Artikel. Das Einlagern <strong>und</strong> Kommissionieren<br />
in bzw. aus beiden Systemen findet an elf CarouselPorts<br />
statt, die über Fördertechnik mit weiteren Lagerbereichen, darunter<br />
einem Shuttle des Systemanbieters Gebhardt als Sequenzierpuffer<br />
vor der Packerei verb<strong>und</strong>en sind.<br />
Ludwig Meister, Lieferant für Antriebs-, Werkzeug- <strong>und</strong> Fluidtechnik,<br />
hat sein AutoStore-System im vergangenen Jahr von<br />
40.000 auf 60.000 Behälter erweitert, zusätzliche Roboter sowie<br />
fünf neue Ports für den Wareneingang <strong>und</strong> die Kommissionierung<br />
installiert. Um die Kommissionierung ergonomischer zu gestalten<br />
<strong>und</strong> die Mitarbeiter von einigen Verpackungs- <strong>und</strong> Versandtätigkeiten<br />
zu entlasten, hat das Unternehmen 200 m Fördertechnik<br />
vom Wareneingang bis zur ebenfalls neuen automatischen<br />
Verpackungsstraße ergänzt. Die Einlagerung der Behälter<br />
von der Fördertechnik ins Lagersystem wird ebenfalls über eine<br />
Transferzelle realisiert. Für die Kommissionierung gelangen die<br />
nun maschinell aufgestellten Kartons vom Kartonagenaufrichter<br />
über die Fördertechnik ergonomisch an den Port, werden hier<br />
mit den Artikeln aus dem Lager befüllt <strong>und</strong> anschließend zur automatischen<br />
Kartonverschließmaschine befördert, die jedes Paket<br />
nach Füllhöhe volumenoptimiert verschließt <strong>und</strong> etikettiert.<br />
„Ludwig Meister hat ein voll integriertes Logistiksystem mit hohem<br />
Automatisierungsgrad <strong>und</strong> ergonomischen Arbeitsplätzen<br />
inklusive ‚Pick by Light‘-System auf seiner vorhandenen Fläche<br />
geschaffen. Dabei sind die Behälter je nach Bedarf unterteilt <strong>und</strong><br />
werden von den Mitarbeitern am Port aufgefüllt beziehungsweise<br />
verdichtet, um einen hohen Behälterfüllgrad beizubehalten“, erklärt<br />
Josten.<br />
Neben klassischen Behälter- <strong>und</strong> Kartonfördertechnikanlagen<br />
lassen sich auch andere Transportlösungen mit dem Lagersystem<br />
kombinieren, zum Beispiel Taschensorter oder Fahrerlose Transportsysteme<br />
(FTS) <strong>und</strong> autonome Transportroboter. Letztere<br />
nutzt die Sport Okay GmbH in ihrem im Herbst 2022 erweiterten<br />
Logistikzentrum in Innsbruck. Hörmann Intralogistics hat hier<br />
zusammen mit dem FTS-Hersteller Safelog eine integrierte<br />
Transport lösung entwickelt, um die Aufträge am Port zu konsolidieren.<br />
Dazu werden alle Artikel, die zum Beispiel aufgr<strong>und</strong> der<br />
Größe nicht im Behälterlagersystem bevorratet werden, per FTF<br />
aus dem im Untergeschoss installierten Regallager an den Port<br />
geliefert. Das E-Commerce-Unternehmen konnte durch die Umstellung<br />
auf das Kommissionierprinzip „Ware zum Mann“ die<br />
Laufleistung pro Mitarbeiter <strong>und</strong> Schicht um mehr als 80 Prozent<br />
reduzieren.<br />
MIT KOMBINIERTEN INTRALOGISTIK-LÖSUNGEN<br />
WACHSTUM MEISTERN<br />
Skalierbarkeit, effiziente Raumausnutzung <strong>und</strong> hohe Leistung<br />
waren für den E-Commerce-Händler Bergfre<strong>und</strong>e ausschlaggebend<br />
für die Entscheidung in die AutoStore-Technologie. Inzwischen<br />
ist das im Jahr 2016 installierte Erstsystem mehrfach im<br />
laufenden Betrieb erweitert worden <strong>und</strong> erstreckt sich seit dem<br />
Jahr 2020 über eine Fläche von 4.386 m2. Aktuell bewegen im<br />
Logistikzentrum Ergenzingen bei Rottenburg 125 Roboter<br />
145.000 Behälter, die in 16 Ebenen übereinandergestapelt sind.<br />
AUTOSTORE LÄSST SICH<br />
OPTIMAL MIT ANDEREN<br />
SYSTEMEN KOMBINIEREN<br />
Um die Waren ein- <strong>und</strong> auszulagern, stehen 31 Ports zur Verfügung.<br />
Dabei lagern in jedem Behälter durchschnittlich drei verschiedene<br />
Artikel. Im Zweischichtbetrieb schlagen ca. 140 Mitarbeiter<br />
bis zu 275.000 Artikel pro Arbeitswoche um, kümmern sich<br />
um den Wareneingang, Retouren <strong>und</strong> den Versand. „Bei unserem<br />
Wachstumstempo sind wir auf ein flexibles <strong>und</strong> leistungsfähiges<br />
Lagersystem angewiesen“, so Ronny Höhn, Geschäftsführer bei<br />
Bergfre<strong>und</strong>e.de.<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> hat Element Logic die Prozesse an den<br />
Arbeitsstationen optimiert <strong>und</strong> zusätzlich zu den AutoStore-<br />
Komponenten weitere Förder- <strong>und</strong> Handlingtechnik in die Anlage<br />
integriert, darunter automatische Kartonaufrichter <strong>und</strong> -verschließer,<br />
eine automatische Kartonzu- <strong>und</strong> -abführung sowie<br />
die Warenausgangssortierung für versandfertige Pakete. Aufgr<strong>und</strong><br />
der fertig aufgerichteten Kartons, die direkt an den Pi-<br />
12 <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
TITELSTORY<br />
AUTOMATICA<br />
03 Die „Robotics Pick & Pack“-Lösung von Kardex bei Sonepar<br />
04 Die Fördertechnik ist in die Anlage integriert <strong>und</strong> verbindet alle<br />
Prozesse bei Bergfre<strong>und</strong>e mit automatischer Verpackung <strong>und</strong> Sortierung<br />
für den Versand<br />
05 Der neue FusionPort mit zwei Entnahmeöffnungen lässt sich auch<br />
mit einem Pick-Roboter bedienen <strong>und</strong> in einen zweistufigen Kommissionierprozess<br />
integrieren<br />
05<br />
ckingplätzen bereitgestellt werden, erreichen die Kommissionierer<br />
jetzt durchschnittlich 155 Picks pro St<strong>und</strong>e. Nach der auftragsbezogenen<br />
Befüllung werden Lieferschein <strong>und</strong> Serviceinfo<br />
automatisch ausgedruckt <strong>und</strong> der Lieferung beigefügt. Gleichzeitig<br />
erhält jedes Paket ein ID-Label. Anschließend werden die Kartons<br />
auf der Förderstrecke volumenoptimiert verschlossen, gewogen,<br />
etikettiert <strong>und</strong> im Versand sortiert – all das geschieht vollautomatisiert.<br />
AUTOMATISCHE ORDER-PICKING-LÖSUNG<br />
GEGEN DEN FACHKRÄFTEMANGEL<br />
Ein weiterer Schritt zur vollständigen Automatisierung sind vollautomatische<br />
Kommissionierstationen. Bisher ist deren Anteil<br />
am Gesamtmarkt noch gering. Der Trend nimmt jedoch zu –<br />
hauptsächlich bei Logistikzentren, die im Mehrschichtbetrieb arbeiten<br />
<strong>und</strong> mit Personalmangel zu kämpfen haben. Dort unterstützen<br />
Roboter das Lagerpersonal, indem zum Beispiel bestimmte<br />
Produktgruppen vorkommissioniert werden, <strong>und</strong> verbessern<br />
so die Arbeitsumgebung. Darüber hinaus bietet die<br />
Arbeit mit Automatisierungstechnologien den Mitarbeitern gute<br />
Perspektiven, um sich zu einem Anlagen- <strong>und</strong> Roboterbediener<br />
weiterzubilden.<br />
Ein solches Konzept hat Kardex jüngst im Logistikzentrum von<br />
Sonepar in Wallisellen/Schweiz umgesetzt. Mehr als 220.000 Produkte<br />
vertreibt das Unternehmen über den eigenen Webshop,<br />
mit dem Versprechen, Bestellungen an seine K<strong>und</strong>en aus Handwerk,<br />
Handel <strong>und</strong> Industrie innerhalb von 24 St<strong>und</strong>en zu liefern.<br />
Mit einer „Robotics Pick & Pack“-Lösung will der Elektro-Großhändler<br />
kleinteilige Aufträge komplett vollautomatisiert verarbeiten.<br />
Dabei bedient ein Robomotive-Portalroboter zwei Carousel-<br />
Ports parallel, indem er Artikel vollautomatisch aus den Behältern<br />
kommissioniert <strong>und</strong> in Auftragskartons platziert. Die Leistung<br />
beläuft sich auf mehr als 300 Picks pro St<strong>und</strong>e. Die<br />
Verpackung ist ebenfalls automatisiert. Der Echtbetrieb ist in diesem<br />
Frühjahr angelaufen.<br />
Auch Schwedens führende Online-Apotheke Apotea setzt auf<br />
eine automatische Roboter-Kommissionierung in Verbindung<br />
mit AutoStore. Systemintegrator Element Logic hat das Projekt im<br />
Jahr 2022 als integrierte Lösung in enger Zusammenarbeit mit<br />
AutoStore, Righthand Robotics <strong>und</strong> Apotea realisiert. Die Anlage<br />
umfasst 25.000 Behälterstellplätze, 30 AutoStore-Roboter <strong>und</strong><br />
vier über Fördertechnik angeb<strong>und</strong>ene CarouselPorts. Drei der<br />
Arbeitsstationen werden von eOperator-Stückgutrobotern bedient.<br />
Durch maschinelles Lernen greifen die Roboterhände automatisch<br />
<strong>und</strong> auf die beste Art <strong>und</strong> Weise Artikel aus dem Behälter<br />
<strong>und</strong> steigern damit Präzision <strong>und</strong> Zuverlässigkeit bei der Auftragsbearbeitung,<br />
die Durchsatzleistung <strong>und</strong> die Liefergeschwindigkeit.<br />
Die Prozesse sind nahtlos in alle anderen automatisierten<br />
Bereiche integriert – vom Kartonaufrichter, Etikettierer, Pufferzonen,<br />
Kartonverschließer bis hin zum Versand. „Für uns ist die<br />
Lieferzeit wichtig. Mit AutoStore <strong>und</strong> eOperator können wir unsere<br />
K<strong>und</strong>en schnell beliefern, auch nachts <strong>und</strong> am Wochenende.<br />
Damit haben wir einen 24-St<strong>und</strong>en-Betrieb erreicht, der absolut<br />
außergewöhnlich ist. Wir erzielen eine höhere Produktivität,<br />
schnellere Lieferungen <strong>und</strong> alles ist günstiger <strong>und</strong> effizienter“, so<br />
Pär Svärdson, CEO von Apotea.<br />
PORTFOLIO WEITERENTWICKELT<br />
AutoStore entwickelt sein Portfolio ständig weiter <strong>und</strong> hat dabei<br />
auch die Integration mit anderen Technologien im Blick. Der in<br />
diesem Frühjahr eingeführte FusionPort mit zwei Entnahmeöffnungen<br />
<strong>und</strong> der FusionPort Staging mit zusätzlich angeb<strong>und</strong>ener<br />
Fördertechnik bieten neue Möglichkeiten für die Hochleistungskommissionierung.<br />
Die Arbeitsstationen lassen sich auch mit einem<br />
Pick-Roboter bedienen <strong>und</strong> in einen zweistufigen Kommissionierprozess<br />
integrieren. Das ist für die Anwendungsfälle eine<br />
geeignete Lösung, bei der nicht alle Artikel aus einer Bestellung<br />
automatisiert kommissioniert werden können oder eine Bestellung<br />
mit Artikeln aus anderen Lagerbereichen kombiniert werden<br />
muss. Am FusionPort kann der Lagerbehälter <strong>und</strong> auch der<br />
Auftragsbehälter wieder eingelagert <strong>und</strong> der Auftrag anschließend<br />
an einem anderen Arbeitsplatz abgeschlossen werden.<br />
„Viele Projekte zeigen, dass AutoStore die Basis ist, um weitere<br />
Automatisierungstechnologien nutzen zu können. Unternehmen,<br />
die sich für das System entscheiden, haben die Freiheit,<br />
weitere Technologien bereits am Port selbst sowie in angrenzende<br />
Prozesse zu integrieren. Durch die Flexibilität im Design können<br />
zum Beispiel Förderstrecken oder Fahrwege für AMR am<br />
Hallenboden freigehalten werden“, betont Bimmermann. Den<br />
Trend zur Automatisierung der Prozesse um das AutoStore-System<br />
herum, bestätigt auch Josten: „Im Vergleich zur Produktion<br />
bietet die Logistik noch Potenzial zur Prozessautomatisierung.<br />
Unser Partnernetzwerk wird unterstützt durch unser Business<br />
Development <strong>und</strong> System Designer. Die Distributionspartner<br />
bieten ein breites Leistungs-Portfolio mit eigenen Entwicklungen,<br />
IT-Kompetenz <strong>und</strong> über Kooperationen etwa mit Roboterherstellern,<br />
AMR-Anbietern <strong>und</strong> Fördertechnik-Lieferanten entsprechende<br />
Ergänzungen. Demzufolge können sie Unternehmen<br />
unterstützen – mit kurzen Realisierungszeiten <strong>und</strong> so wie sich<br />
das Geschäft <strong>und</strong> der Bedarf entwickeln.“<br />
Autorin: Anja Seemann, freie Fachjournalistin,<br />
Heiligenhaus<br />
Fotos: AM Logistic Solutions, AutoStore, Element Logic,<br />
Hörmann Logistik, Kardex Germany<br />
www.autostoresystem.com<br />
Halle B5,<br />
Stand 430<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 13
AUTOMATICA<br />
F+H EXTRA<br />
EINSTAPELN VON PRESSTEILEN: 3D-ROBOTERFÜHRUNG DURCH<br />
INTELLIGENTE BEHÄLTERPRÜFUNG<br />
PROZESSSICHER GELÖST<br />
Mit dem Ziel, die Verfügbarkeit von Presslinien<br />
bei einem Automobilhersteller zu erhöhen, hat<br />
die VMT Vision Machine Technic<br />
Bildverarbeitungssysteme GmbH mit VMT<br />
FrameSense ein neues 3D-Messsystem für die<br />
Prüfung von Stapelbehältern entwickelt. Darüber<br />
hinaus liefert die Vision-Lösung die Daten für das<br />
automatische Einstapeln von Fertigteilen per<br />
Roboter.<br />
Die technischen Herausforderungen an die Entwicklung<br />
des 3D-Messsystems werden klar, wenn man den bisherigen<br />
Prozessablauf beim manuellen Einstapeln der Fertigteile<br />
betrachtet. Verschiedene Behältertypen, produziert<br />
von diversen Herstellern, können unterschiedliche geometrische<br />
Zustände aufweisen: verformt, eventuell beschädigt etc.<br />
Die aus dem Presswerk über ein Förderband eintreffenden Fertigteile<br />
wurden bislang von Werkern vom Band genommen <strong>und</strong><br />
in die Behälter eingesetzt. Dabei erkannte das Personal an diesem<br />
Arbeitsplatz visuell deren Position <strong>und</strong> Ausrichtung, korrigiert<br />
diese bei Bedarf <strong>und</strong> setzt die Fertigteile per Augenmaß in-<br />
tuitiv richtig in die Nester oder Kammleisten der Behälter ein.<br />
Gleichzeitig war mit einem Blick feststellbar, ob Verriegelungen<br />
geöffnet oder geschlossen waren, ob sich Störobjekte im Behälter<br />
befanden oder ob in den Behälter aufgr<strong>und</strong> von Beschädigungen<br />
überhaupt noch eingestapelt werden konnte.<br />
Die 3D-Positionsbestimmung der Behälter, die Überwachung<br />
von Verriegelungen sowie die Vermeidung von Kollisionen mit<br />
Störkanten <strong>und</strong> -konturen müssen vom Bildverarbeitungssystem<br />
als Voraussetzung für einen prozesssicheren Produktionsablauf<br />
durchgeführt sowie in die Berechnung <strong>und</strong> Ausführung der Roboterbewegungen<br />
übernommen werden. Zudem sollten die 3D-<br />
Messdaten für die Qualitäts- <strong>und</strong> Geometriekontrolle der Behälter<br />
<strong>und</strong> deren Lifecycle Management genutzt werden.<br />
Bei aller Komplexität der Herausforderung galt es, eine Reihe<br />
weiterer, betriebsrelevanter Punkte zu beachten. Hierzu zählten<br />
geringe Messzeiten, die den Produktionstakt nicht beeinträchtigen,<br />
ebenso die messtechnische Eignung der Lösung für unterschiedliche<br />
Behältermaterialien <strong>und</strong> -oberflächen oder auch die<br />
Nutzung des Systems bei Integration neuer Behälter in die Abläufe.<br />
Einrichtung, Bedienung, Wartung, Rekalibrierung nach einem<br />
Sensortausch sowie die Einrichtung neuer Bauteile sollten<br />
schnell <strong>und</strong> einfach durch das Betriebspersonal möglich sein,<br />
ohne externe Fachkräfte hinzuziehen zu müssen. Die Messlösung<br />
sollte ohne bewegliche Komponenten auskommen <strong>und</strong> dadurch<br />
robust sein <strong>und</strong> genaue Ergebnisse liefern. Und für den Fall eines<br />
Falles wurde Wert auf eine sichere, zeitnahe <strong>und</strong> kostengünstige<br />
Ersatzteilversorgung gelegt.<br />
14 <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
F+H EXTRA AUTOMATICA <br />
VISION-LÖSUNG IN MODULARER<br />
SYSTEMARCHITEKTUR<br />
Die Vision-Lösung VMT FrameSense ist als statisches Messsystem<br />
konzipiert <strong>und</strong> erfüllt die zuvor genannten prozess- <strong>und</strong> betriebstechnischen<br />
Anforderungen des Presswerkbetreibers. Die<br />
Hardware-Systemarchitektur besteht aus hochauflösenden 3D-<br />
Kamerasensoren VMT DeepScan mit integrierter Messfeldbeleuchtung,<br />
deren Messdaten die Abbildungsgüte der Behälter<br />
sicherstellen. In einem eigenen IPC mit Bildschirm-Visualisierung,<br />
Bedienelementen sowie Anbindung an die jeweilige Robotersteuerung<br />
finden die Kalibrierung sowie die Zusammenführung<br />
der Messdaten <strong>und</strong> ihre Auswertung statt. Die Software, die<br />
der messtechnischen Lösung zugr<strong>und</strong>e liegt, basiert auf der<br />
VMT-Softwareplattform MSS (Multi Sensor System). Das Tool<br />
wurde von VMT entwickelt <strong>und</strong> vereint mehr als 25 Jahre Erfahrung<br />
in der industriellen Bildverarbeitung. Die Applikation ist frei<br />
konfigurierbar <strong>und</strong> wird kontinuierlich um neue Algorithmen,<br />
Auswerteverfahren <strong>und</strong> Anwendungen erweitert.<br />
Um die jeweiligen Behälter zu unterscheiden sowie in ihrer Position<br />
<strong>und</strong> Geometrie zu messen, setzt VMT FrameSense auf ein<br />
formbasiertes Antastverfahren, das die komplette geometrische<br />
Außenkontur eines ganzen Bauteils (Form, Lage <strong>und</strong> Orientierung)<br />
erfasst. Die Oberflächengeometrie wird mithilfe von 3D-<br />
Sensorik erfasst, wobei Millionen einzelner 3D-Punkte (einzelner<br />
Messwerte) zu einer Punktwolke zusammengesetzt werden. Die<br />
einfache <strong>und</strong> genaue Kalibrierung per Kugel oder Platte, der Einsatz<br />
integrationsfre<strong>und</strong>licher 3D-Sensoren anstelle von Einzelkameras,<br />
die helligkeits- <strong>und</strong> farbunabhängige Messtechnik, der<br />
Verzicht auf externe Beleuchtung <strong>und</strong> die Möglichkeit zur virtuellen<br />
Vorab-Inbetriebnahme gehören zu den Merkmalen, die sich<br />
aus dem Ansatz ergeben. Die Software vergleicht die ermittelten<br />
Geometriedaten der Behälter mit hinterlegten CAD-Referenzdaten<br />
<strong>und</strong> nutzt sie zu deren 3D-Positionsbestimmung, zur Verriegelungsüberwachung,<br />
zum Erkennen von Anbauteilen, störenden<br />
Kanten, Konturen <strong>und</strong> Objekten sowie zur Qualitäts- <strong>und</strong><br />
Geometriekontrolle. Die Sensoren wie auch die von ihnen<br />
erzeugten Daten weisen dabei ein hohes Maß an Red<strong>und</strong>anz aus,<br />
das den möglichen temporären Ausfall eines Sensors kompensiert<br />
<strong>und</strong> dadurch weiterhin stabile <strong>und</strong> valide Messergebnisse<br />
liefert.<br />
FELDVERSUCH ZU POSITIONSTOLERANZEN<br />
ERGIBT AUFSCHLUSSREICHE ERGEBNISSE<br />
Feldversuche in der Anlage im Rahmen der Projektumsetzung<br />
haben bestätigt, dass die Lösung die Aufgabenstellungen erfüllt.<br />
Primär in Bezug auf die Lage- <strong>und</strong> Positionstoleranz der Behälter,<br />
wollten die Partner wissen, bis zu welchen Randbedingungen ein<br />
zuverlässiges Einstapeln der Pressteile durch die Roboter noch<br />
möglich sein würde. Die Ergebnisse waren erstaunlich: selbst signifikant<br />
verschobene, verdrehte oder verkippte Behälter ließen<br />
sich prozesssicher beladen. Das Vision-System fängt also auch eine<br />
ungenaue Positionierung oder Ausrichtung noch ab. Die Bahn<br />
des Roboters wird so korrigiert, dass die Maschine einstapeln<br />
<strong>und</strong> die Anlage weiterlaufen kann.<br />
Das Potenzial von VMT FrameSense reicht über die beschriebene<br />
Projektapplikation hinaus. So ist es mit wenig Aufwand<br />
möglich, die Daten von Behältern mit einer unverwechselbaren<br />
Barcode- oder RFID-Kennzeichnung statistisch zu nutzen. Hierbei<br />
können im Rahmen der Qualitätskontrolle die Realdaten von<br />
Behältern erfasst, in Mess- <strong>und</strong> Inspektionsdateien übernommen,<br />
mithilfe von Statistiktools ausgewertet <strong>und</strong> für das Lifecycle<br />
Management gesichert werden. Behälter lassen sich im Prozess<br />
orten <strong>und</strong> tracken, auch Schadenquellen <strong>und</strong> -verursacher werden<br />
identifizierbar. In Analogie zum beschriebenen Projekt kann<br />
die Vision-Lösung bei Automobilzulieferern eingesetzt werden,<br />
die zum Beispiel Türen, Motorhauben oder Dachmodule herstellen<br />
<strong>und</strong> diese für den Transport in entsprechende Ladungsträger<br />
einstapeln müssen. Auch auf intralogistische Transporthilfsmittel<br />
wie Werkstückträger, Paletten <strong>und</strong> andere Ladehilfsmittel<br />
kann die Lösung angepasst werden.<br />
Nach dem „Griff in die Kiste“ zum Entnehmen von Teilen per<br />
Roboter hat VMT mit der neuen Systemlösung nun auch den umgekehrten<br />
Arbeitsschritt – das präzise Positionieren von Teilen in<br />
einem Behälter durch einen Roboter – prozesssicher gelöst.<br />
Autoren: Matthias Fiedler ist Produktmanager der VMT Vision Machine<br />
Technic Bildverarbeitungssysteme GmbH, Mannheim. Andreas Redekop ist<br />
Technologiemanager im selben Unternehmen<br />
Foto: VMT<br />
www.vmt-systems.com<br />
Halle A4,<br />
Stand 303<br />
Zuverlässiger Partner<br />
für zukunftssichere<br />
Logistikprozessautomation<br />
In einer sich rasant verändernden Welt benötigen<br />
Sie einen zuverlässigen Partner, der Ihnen hilft,<br />
die Erwartungen Ihrer K<strong>und</strong>en zu übertreffen.<br />
Vanderlande kennt die Komplexität, die mit einem<br />
erfolgreichen Lagerbetrieb einhergeht. Daher haben<br />
wir die nächste Generation skalierbarer Lösungen<br />
definiert – Evolutions.<br />
> vanderlande.com<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 15
INDIVIDUELLE UND PRÄZISE<br />
LÖSUNG FÜR FTF<br />
ZWEI ANTRIEBE IN<br />
EINEM SYSTEM VEREINT<br />
Für die Umsetzung einer neuen Generation<br />
Fahrerloser Transportfahrzeuge hat die<br />
Grenzebach Group, Hamlar, nach einem Partner<br />
in Sachen Antriebstechnik gesucht <strong>und</strong> wurde<br />
beim Unternehmen SPN Schwaben Präzision in<br />
Nördlingen fündig. Mit der Entwicklung <strong>und</strong><br />
Fertigung eines Fahr-Lenkantriebs ließen sich die<br />
Anforderungen erfüllen.<br />
Die SPN Schwaben Präzision ist technologieunabhängiger<br />
Antriebsdesigner <strong>und</strong> Hochleistungsfertiger in Deutschland.<br />
Für Hersteller im Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau<br />
entwickelt <strong>und</strong> fertigt das Unternehmen Getriebe-, Antriebs-<br />
<strong>und</strong> Verzahnungslösungen. Die High-Tech-Fertigung setzt<br />
diese Lösungen anschließend präzise <strong>und</strong> in den benötigen<br />
Stückzahlen um.<br />
Für die Grenzebach Group in Hamlar, ein weltweit bekanntes<br />
<strong>und</strong> namhaftes Unternehmen im Maschinen- <strong>und</strong> Anlagenbau,<br />
entwickelte <strong>und</strong> fertigt die SPN Schwaben Präzision für deren Geschäftsfeld<br />
„Intralogistik“ einen Lenk-Fahrantrieb für eine FTS-<br />
Lösung. Das Unternehmen mit einer über 60-jährigen Erfahrung<br />
in verschiedenen Branchen <strong>und</strong> Märkten konnte sich durch bereits<br />
bestehende FTS-Modelle einen Namen in mehr als 50 Ländern<br />
machen. Der Hersteller verfolgt bei der Umsetzung der Lösungen<br />
einen ganzheitlichen Ansatz. Demzufolge bietet das Unternehmen<br />
die entsprechende Hard- <strong>und</strong> Software sowie den<br />
Service an. Als Partner begleitet Grenzebach seine K<strong>und</strong>en über<br />
den kompletten Produktlebenszyklus. Am Anfang steht eine detaillierte<br />
Analyse der Logistikprozesse. Daraus entwickelt das<br />
Team eine Intralogistik-Lösung, die genau auf die Bedürfnisse<br />
zugeschnitten ist – qualitativ hochwertig, technologisch innovativ<br />
<strong>und</strong> digital integriert. Diese Werte teilt die SPN Schwaben Präzision.<br />
Mit hohem Qualitätsverständnis werden, wie der Name<br />
bereits sagt, präzise, applikationsspezifische <strong>und</strong> verlässliche Antriebssysteme<br />
entwickelt <strong>und</strong> produziert.<br />
So arbeiteten die Grenzebach Group <strong>und</strong> die SPN Schwaben<br />
Präzision gemeinsam an einer Fahr- <strong>und</strong> Lenkantriebslösung für<br />
ein Fahrerloses Transportfahrzeug (FTF). Das Flurförderzeug namens<br />
OL1200S, ausgelegt für Nutzlasten bis 1.200 kg, fährt omnidirektional<br />
uneingeschränkt in jede Richtung <strong>und</strong> ist mit intelligenter<br />
Sensorik ausgestattet. So kann das FTF auf kleinstem<br />
Raum große Bauteile transportieren.<br />
ENGE ZUSAMMENARBEIT FÜHRT ZUM ZIEL<br />
In enger Zusammenarbeit <strong>und</strong> vielen intensiven Abstimmungen<br />
hat die SPN Schwaben Präzision im Rahmen des Projekts ein Getriebe<br />
entwickelt, das auf die Anforderungen der Logistik abgestimmt<br />
wurde. So war es die oberste Priorität, dass der Antrieb<br />
eine kleine, kompakte Bauform hat, da das FTF über ein bereits<br />
vorhandenes optimiertes Rad verfügte <strong>und</strong> die Einbaulage der<br />
Motoren vertikal geplant war. Der Platz für das Getriebe war somit<br />
begrenzt.<br />
Das FTF wird im 24/7-Betrieb eingesetzt <strong>und</strong> ist auf eine Lebensdauer<br />
von 20.000 Betriebsst<strong>und</strong>en ausgelegt. Die Montage<br />
des Antriebs muss einfach realisiert werden bei einem Direkteinbau<br />
an das vorhandene Fahrgestelldesign. Beim Lenken ist<br />
16 <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
F+H EXTRA AUTOMATICA <br />
FAKTEN DER ANTRIEBSLÖSUNG<br />
IM ÜBERBLICK<br />
Zu den Merkmalen des Fahr-Lenkantriebs gehören:<br />
n Kompakte Bauweise,<br />
n vertikale Einbaulage der Motoren,<br />
n Lenken <strong>und</strong> Fahren unabhängig voneinander programmierbar,<br />
n Sensoren am Fahrzeug <strong>und</strong> Getriebe sorgen bei<br />
Hindernissen für Anhalten, Ausweichen oder<br />
Signalabgabe,<br />
n wartungsfrei,<br />
n hoher Wirkungsgrad<br />
n Lebensdauer: 20.000 Betriebsst<strong>und</strong>en sowie<br />
n maximale Traglast pro Antrieb: 1 Tonne <strong>und</strong><br />
n mechanische Lenkung.<br />
Quelle: SPN Schwaben Präzision<br />
Fahr-Lenkantrieb<br />
eine Selbsthemmung nötig, eine Steigung in Hallen von<br />
maximal fünf Prozent auf zehn Metern <strong>und</strong> maximale Unebenheit<br />
von 5 mm/m muss problemlos vom Fahrzeug <strong>und</strong><br />
dessen Lenk- <strong>und</strong> Fahreinheit gemeistert werden. Diese Anforderungen<br />
mussten bei der Getriebeauslegung berücksichtigt<br />
werden.<br />
Hohe Anforderungen an die Serviceleistungen sind für das Unternehmen<br />
SPN selbstverständlich. So wurde ein wartungsfreier<br />
Antrieb durch eine Lebensdauerschmierung <strong>und</strong> hohe Akkulaufzeiten<br />
durch ein optimiertes Losbrechmoment mit wenig Reibungsverlusten<br />
beim Fahrantrieb umgesetzt.<br />
VIEL LEISTUNG AUF KLEINSTEM RAUM<br />
Mithilfe des Fahr- <strong>und</strong> Lenkantriebs kann die Lösung auf kleinstem<br />
Raum verschiedene Bewegungen durchführen. Das ermöglicht<br />
die gewünschte unabhängige, omnidirektionale Auslegung<br />
des Fahrens <strong>und</strong> Drehens. So kann das FTF im Stehen drehen<br />
oder lenken, aber auch gleichzeitig fahren <strong>und</strong> drehen. Schnittstellen<br />
für den Lenk- <strong>und</strong> Fahrmotor mit Tangentialklemmung<br />
sowie Bremse, Geber <strong>und</strong> Sensoren für einen sicheren Betrieb<br />
wurden integriert.<br />
Die SPN Schwaben Präzision ist spezialisiert auf Getriebe- <strong>und</strong><br />
Antriebsdesign. Die k<strong>und</strong>enspezifischen Anforderungen werden<br />
mit verschiedenen Technologien realisiert. Die Basis legen hierbei<br />
Getriebelösungen wie Planetengetriebe, Kegelradgetriebe,<br />
Stirnradgetriebe, Schneckengetriebe, jeweils optimiert <strong>und</strong> technologisch<br />
offen für die jeweilige Anforderung der Anwendung.<br />
Mit dem FTF OL1200S entfallen Bahnhöfe <strong>und</strong> Übergabestationen.<br />
In ersten Projekten ließ sich der Platzbedarf der Andienstationen<br />
im Vergleich zu einem manuellen Routenzug oder alternativen<br />
FTS-Lösungen mit Differentialantrieb nachweislich um<br />
bis zu 75 Prozent reduzieren.<br />
RAINER HERTLE,<br />
TECHNISCHER GESCHÄFTSFÜHRER<br />
DER SPN SCHWABEN PRÄZISION<br />
FRITZ HOPF GMBH<br />
Wir arbeiten präzise <strong>und</strong> intensiv mit<br />
unseren K<strong>und</strong>en an optimalen Lösungen<br />
„Wir arbeiten präzise <strong>und</strong> intensiv mit unseren K<strong>und</strong>en an optimalen<br />
Lösungen. Dafür ist es wichtig, dass wir die Anforderungen<br />
bis ins Detail kennen, die Umgebungseinflüsse, in der die<br />
Anwendung eingesetzt wird, bekannt sind. Denn nur so können<br />
wir für jeden Antriebsfall die richtige Lösung anbieten. Wir können<br />
kleinere <strong>und</strong> mittlere Stückzahlen fertigen, außerhalb von<br />
Standardlösungen, unschlagbar robust <strong>und</strong> langlebig. Eine Lösung,<br />
die für Weiterentwicklung <strong>und</strong> lange Nutzung ausgelegt ist“,<br />
bringt Rainer Hertle, technischer Geschäftsführer der SPN<br />
Schwaben Präzision, die Merkmale einer Antriebslösung<br />
aus dem Hause SPN auf den Punkt.<br />
Fotos: Grenzebach, SPN<br />
www.spn-drive.de<br />
Halle B6,<br />
Stand 123<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 17
AUTOMATICA<br />
F+H EXTRA<br />
WAS BEI DER BESTIMMUNG DES ANHALTEWEGS VON<br />
FAHRERLOSEN TRANSPORTFAHRZEUGEN ZU BEACHTEN IST<br />
RECHTZEITIG ANHALTEN<br />
Damit Fahrerlose Transportfahrzeuge<br />
auf ihrem Weg durch die Fabrik- <strong>und</strong><br />
Lagerhallen immer zielgerichtet<br />
anhalten <strong>und</strong> keinen Schaden an<br />
Material oder gar Personen<br />
verursachen, sind zuverlässige <strong>und</strong><br />
exakt arbeitende Sicherheitsbremsen<br />
unabdingbar. Wie bei der Fahrt mit<br />
dem Pkw gilt es, bei der Bestimmung<br />
des Anhaltewegs verschiedene<br />
Faktoren zu berücksichtigen.<br />
Fahrerlose Transportsysteme (FTS – im Englischen auch automated<br />
guided vehicle system AGV system genannt) übernehmen<br />
heutzutage in Materialfluss <strong>und</strong> Lager eine Vielzahl<br />
an Aufgaben. Demgemäß breit gefächert sind die Einsatzbereiche.<br />
Entsprechend umfangreich sind die Anforderungen,<br />
die sich aus Normen <strong>und</strong> Richtlinien ergeben <strong>und</strong> die bei der<br />
Auswahl der Bremsen zu beachten sind. So muss das Bremssystem<br />
das Fahrerlose Transportfahrzeug (FTF) <strong>und</strong> ungebremste<br />
Anhänger unter allen Randbedingungen wie Bewegung unter<br />
maximaler Fahrgeschwindigkeit oder Ausnutzung der maximalen<br />
Nennlast innerhalb der Sensorreichweite (Erkennung von<br />
Personen) zum Stillstand bringen <strong>und</strong> an dieser Position auch<br />
dauerhaft halten können. Beim Einsatz von FTS im Außenbereich<br />
ist ferner der Einfluss von zum Beispiel Gefällen an Rampen in<br />
die Überlegungen einzubeziehen. Nur so lassen sich Kollisionen<br />
vermeiden.<br />
Außerdem müssen die Bremsen auch bei Ausfall bzw. Unterbrechung<br />
der Energieversorgung wirksam arbeiten oder wenn<br />
die Steuerung von Lenkung oder Fahrantrieb ausfällt. Vor diesem<br />
Hintergr<strong>und</strong> sind Sicherheitsbremsen wie die Roba-stop-M oder<br />
die Roba-servostop Bremsen des Unternehmens Mayr Antriebstechnik,<br />
Mauerstetten, nach dem Fail-Safe-Prinzip die erste<br />
Wahl. Denn diese Bremsen sind im energielosen Zustand geschlossen.<br />
Sie bringen das nötige Bremsmoment demzufolge<br />
01<br />
Zuverlässige Sicherheitsbremsen für FTF haben kurze Schaltzeiten <strong>und</strong> damit<br />
kurze Anhaltewege<br />
Theorie<br />
Sofortiges Bremsen<br />
bei Anforderung<br />
S Br<br />
S Br<br />
S t1<br />
S Sys<br />
Realität: Totzeiten<br />
in System <strong>und</strong> Bremsen<br />
Geschwindigkeitszunahme<br />
<strong>und</strong> verzögertes Bremsen<br />
Längere Totzeiten <strong>und</strong>/oder<br />
falsch dimensionierte Bremsen<br />
Unnötig langer Anhalteweg <strong>und</strong><br />
ggf. Überlastung der Bremsen<br />
18 <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
F+H EXTRA AUTOMATICA <br />
02<br />
03<br />
auch bei Not-Stopp, Stromausfall oder bei einer<br />
zum Beispiel durch Kabelbruch verursachten<br />
Unterbrechung der Energieversorgung auf. Damit<br />
die Sicherheitsbremsen auch in Not-Stopp-<br />
Situationen ausreichend Reibarbeit leisten <strong>und</strong><br />
Bewegungen mit definiertem Bremsmoment verzögern,<br />
ist ein dafür entwickelter Reibbelag mit dazugehöriger<br />
Gegenreibfläche erforderlich. Während<br />
dies bei Federdruckbremsen üblich ist, stoßen Permanentmagnetbremsen<br />
mit ihren Stahl-auf-Stahl-Reibkombinationen<br />
hier unter Umständen an ihre tribologischen<br />
Grenzen.<br />
In der Praxis erprobte elektromagnetische Sicherheitsbremsen<br />
verfügen zudem über Sicherheitskennwerte, die zur Sicherheitsbetrachtung<br />
von Maschinen, welche der Maschinenrichtlinie unterliegen,<br />
erforderlich sind. Dies betrifft auch den Fahrantrieb<br />
von FTF. Für das Erreichen des Performance-Level größer gleich<br />
d (nach DIN EN ISO 13849) sind für die Verzögerungsfunktion<br />
<strong>und</strong> das Anhalten aller Bewegungen bei Not-Stopp als Aktoren<br />
sogar mehrere (Red<strong>und</strong>anz) sicher angesteuerte Bremsen mit<br />
Lüftüberwachung unerlässlich.<br />
BESTIMMUNG DES ANHALTEWEGS<br />
Wie bei der Fahrt zum Beispiel mit dem Pkw ist auch bei FTF der<br />
Anhalteweg, also die Strecke, die ein Fahrzeug bis zum Stillstand<br />
tatsächlich benötigt, entscheidend. Bei der Fahrt mit Fahrern<br />
setzt sich der Anhalteweg aus dem Reaktionsweg (Strecke, die<br />
das Fahrzeug ungebremst weiterfährt, bis der Fahrer reagiert)<br />
<strong>und</strong> dem eigentlichen Bremsweg (ab Betätigung des Bremspedals)<br />
zusammen. „In der Theorie entfällt ohne Fahrer der Reaktionsweg<br />
<strong>und</strong> die Bremse würde bei entsprechender Anforderung<br />
sofort einfallen <strong>und</strong> das Fahrzeug verzögern“, erläutert Andreas<br />
Merz, Produktmanager der Mayr Antriebstechnik. „In der Realität<br />
hat aber jede Bremse eine bestimmte Tot- oder Schaltzeit, die<br />
t1-Zeit, während der sich das Bremsmoment aufbaut. Hinzu<br />
kommen die Totzeiten der vorgelagerten Sensorik, der Steuerung<br />
<strong>und</strong> des Bremsschützes.“ Das führe dazu, dass die Verzögerung<br />
nicht unverzüglich bei Anforderung einsetzt, sondern durch<br />
eben diese Totzeiten des Systems <strong>und</strong> die Schaltzeit der Bremse<br />
später. „Während dieser Totzeiten bewegt sich auch das fahrerlose<br />
Flurförderzeug weiter. Unter Umständen beschleunigt das FTF<br />
sogar. Dazu kann es kommen, wenn zum Beispiel ein FTF in einem<br />
Container-Terminal eine Gefällestrecke passiert“, ergänzt<br />
Merz. „In beiden Fällen wird der Bremsweg länger.“<br />
KURZE, VERIFIZIERTE SCHALTZEITEN UND<br />
INTELLIGENTES MONITORING<br />
Ungünstig wirken sich auf die Situation auch falsch dimensionierte<br />
Sicherheitsbremsen aus. „Im Fall von vertikal bewegten<br />
Achsen, etwa bei Kranen oder Roboterarmen, können die Bremsen<br />
aufgr<strong>und</strong> der Geschwindigkeits- oder Drehzahlzunahme im<br />
freien Fall thermisch überlastet werden“, beschreibt Merz das<br />
Worst-Case-Szenario. Dies verlängere den Bremsweg weiter oder<br />
könne letztendlich sogar zum Lastabsturz führen. „Das Gefälle,<br />
das in der Umgebung von FTF auftritt, ist weit vom freien Fall entfernt.<br />
Dennoch sollte man das Thema bei der Auswahl des Bremssystems<br />
im Hinterkopf haben.“<br />
02 Die robusten Roba-stop-M Motorbremsen sind in geschlossener<br />
<strong>und</strong> dichter Ausführung in Schutzart IP 66 verfügbar – wichtig bei<br />
einem offenen Antriebssystem oder für den Einsatz außen am FTF. Dort<br />
sind die Bremsen Staub <strong>und</strong> Schmutz ausgesetzt<br />
03 Die Roba-servostop Bremsen sind leicht <strong>und</strong> bauen schlank.<br />
Daneben sind sie so ausgelegt, dass der Bauraum optimal ausgenutzt<br />
<strong>und</strong> möglichst viel Energie eingespart wird<br />
Wichtig ist also für Anwender, bei Bremsen auf möglichst kurze,<br />
verifizierte Schaltzeiten zu achten – <strong>und</strong> auch darauf, dass diese<br />
Schaltzeiten über die komplette Lebensdauer der Bremse eingehalten<br />
werden. In diesem Zusammenhang leisten Monitoring-<br />
Lösungen wie das nachrüstbare Modul Roba-brake-checker von<br />
Mayr Antriebstechnik hilfreiche Dienste. Das Modul arbeitet sensorlos<br />
<strong>und</strong> übernimmt neben der Überwachung von Schaltzustand<br />
<strong>und</strong> kritischer Spulentemperatur auch eine präventive<br />
Funktionsüberwachung auf Verschleiß, Funktionsreserve <strong>und</strong><br />
Fehler.<br />
In einer erweiterten Ausführung ist das Modul Roba-brakechecker<br />
mit einer zusätzlichen Platine mit applikationsspezifischer<br />
Schnittstelle (zum Beispiel Ethernet-basiert) ausgestattet.<br />
Über diese Schnittstelle kann das Modul Daten zu Schaltzeit,<br />
Strom, Spannung, Widerstand, Leistung <strong>und</strong> relativem Anzugsstrom<br />
liefern. Damit sind auch Verläufe auswertbar, Auffälligkeiten<br />
im Prozess lassen sich schnell erkennen <strong>und</strong> somit Schlüsse<br />
aus komplexen Zusammenhängen ziehen – ein Vorteil nicht nur<br />
für die vorausschauende Wartung, sondern auch beim Zusammenspiel<br />
von Robotern, Transport- oder Lagerlogistik. Darüber<br />
hinaus ist die Integration in Fernwartungssysteme möglich. Dadurch<br />
dass das Modul Roba-brake-checker vom Schaltschrank<br />
aus, also in geschützter Umgebung, arbeitet, haben Staub <strong>und</strong><br />
Schmutz im Bereich der bodennahen Antriebseinheiten der FTF<br />
keinen Einfluss auf die zuverlässige Funktion. Initiatoren <strong>und</strong> Mikroschalter<br />
dagegen könnten durch Verunreinigung gegebenenfalls<br />
Fehlsignale erzeugen <strong>und</strong> müssten von Zeit zu Zeit geprüft<br />
oder gereinigt werden. Der Verzicht auf Sensoren inklusive Verkabelung,<br />
hauptsächlich in ungeschützten Bereichen, erhöht die<br />
Zuverlässigkeit <strong>und</strong> verhindert Ausfallzeiten.<br />
Autor: Bernd Kees, Produktmanager der Mayr Antriebstechnik,<br />
Mauerstetten<br />
Fotos: Mayr Antriebstechnik<br />
www.mayr.com<br />
Halle B6,<br />
Stand 317<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 19
AUTOMATICA<br />
F+H EXTRA<br />
4AM ROBOTICS ENTWICKELT FEHLENDES PUZZLESTÜCK<br />
AMR AUTOMATISIERT LETZTE METER<br />
DER PRODUKTIONSLOGISTIK<br />
Lang erprobte Prozesse müssen in einer immer schnelleren<br />
<strong>und</strong> häufiger sich verändernden Welt neu gedacht werden.<br />
Demografischer Wandel <strong>und</strong> damit einhergehender Arbeitskräftemangel,<br />
Lieferengpässe <strong>und</strong> damit einhergehende<br />
Produktionsstillstände oder Energieknappheit <strong>und</strong> damit einhergehender<br />
Kostendruck sind Symptome, die in der Intralogistik<br />
durchschlagen. Um etwaige Herausforderungen bewältigen<br />
zu können, muss die Intralogistik der Zukunft stärker vernetzt,<br />
modularer aufgebaut <strong>und</strong> resilienter gestaltet werden. Dieses<br />
Leitbild prägt die Vision der Intralogistik der Zukunft aus dem<br />
Hause 4am Robotics. Um einen ganzheitlichen Logistikprozess<br />
abbilden zu können, wurde mit dem AMC-L ein mobiler Cobot<br />
entwickelt, dessen Aufgabe darin besteht die letzten Meter der<br />
Produktionslogistik zu automatisieren, das heißt die Materialversorgung<br />
am Band.<br />
MEHRERE PATENTIERTE SYSTEMELEMENTE<br />
Der AMC-L besteht aus einer Basis, in der die Komponenten der<br />
Antriebs- <strong>und</strong> Sicherheitstechnik installiert sind. Im Torso befinden<br />
sich neben der Steuerung ein Hotel zum Zwischenlagern von<br />
Material oder Transportbehältern. Verb<strong>und</strong>en sind beide Komponenten<br />
durch ein patentiertes Torsogelenk, das ähnliche Bewegungen<br />
wie die menschliche Hüfte ermöglicht. Zum Bewegen<br />
des Materials wird ein Cobot mit einem ebenfalls patentierten<br />
Greifersystem eingesetzt. Somit lassen sich unterschiedlich große<br />
Behälter handhaben. Der Einsatz von 3D-Kameratechnik, Lidar-Technologie<br />
<strong>und</strong> Software schafft die Voraussetzungen dafür,<br />
dass sich das Fahrzeug frei, sicher <strong>und</strong> präzise im Raum bewegen<br />
<strong>und</strong> somit flexibel auf seine Umwelt reagieren kann. Ein Einsatzszenario<br />
des AMC-L ist zum Beispiel der Transport von Behältern,<br />
die sich in einem Bahnhof vor der Montage befinden, an das<br />
Montageband.<br />
Die Automatisierung der Intralogistik<br />
produzierender Unternehmen wird seit vielen<br />
Jahren bereits umgesetzt. Die Kombination aus<br />
fest verbauter Fördertechnik <strong>und</strong> manuellen<br />
Logistikprozessen sind etablierte Bestandteile<br />
aller Intralogistikkonzepte. Jedoch machen<br />
verschiedene Rahmenbedingungen, zum Beispiel<br />
der demografische Wandel, zusätzliche Konzepte<br />
in der Produktionslogistik erforderlich. Ein neu<br />
entwickelter, autonomer mobiler Roboter der<br />
4am Robotics GmbH, Leinfelden-Echterdingen,<br />
ermöglicht derartige Konzepte. Der AMC-L<br />
automatisiert die letzten Meter der Intralogistik.<br />
WISSENSCHAFTLICHE FORSCHUNG<br />
TRIFFT PRAXIS<br />
Der Entstehungsprozess des Cobots ist ein Beispiel für die Überführung<br />
von wissenschaftlicher Forschung in der Praxis. Die Basis<br />
für das Fahrzeug wurde bei der 4am Robotics GmbH (ehemals<br />
Mojin Robotics GmbH), Leinfelden-Echterdingen, eine Ausgründung<br />
des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik <strong>und</strong> Automatisierung<br />
IPA, gelegt. Im Jahr 2020 wurde die 4am Robotics<br />
GmbH (damals noch: Mojin Robotics GmbH) Teil der Schiller Automatisierungstechnik<br />
GmbH, Osterhofen, <strong>und</strong> mit der Industrialisierung<br />
des Produkts begonnen. Beide Unternehmen gehören<br />
zur internationalen Unternehmensgruppe Scio Automation<br />
GmbH, Frankenthal. 4am Robotics brachte Know-how mit, zum<br />
Beispiel eine Programmiersprache für mobile Roboter oder 3D-<br />
Kamera-Applikationen. Über das Unternehmen Schiller Automatisierungstechnik<br />
floss Prozess-Know-how aus mehr als 35 Jahren<br />
Industrieerfahrung in das System ein. Im Fokus der Arbeiten<br />
stand, Lösungen für die Hauptanforderungen zu finden:<br />
n Freie Navigation im Raum (Autonomie), um flexibel auf die<br />
Umgebung reagieren zu können, sowie<br />
20 <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
F+H EXTRA AUTOMATICA <br />
01 Patentiertes Torsogelenk<br />
01<br />
02<br />
02 Die Modularität des Cobots<br />
ermöglicht vielfältige<br />
Fahrzeugausprägungen<br />
n Arbeitsraum wie ein Mensch, um kostenintensive Infrastrukturmaßnahmen<br />
zu vermeiden, <strong>und</strong><br />
n Aufnahme unterschiedlicher Materialdimensionen, da die Produktion<br />
zu vielschichtig ist, um alle Logistikbehälter auf ein<br />
Standardmaß herunterzubrechen.<br />
Die Kombination aus Lasertechnik, 3D-Kameratechnologie sowie<br />
Lokalisierungssoftware ermöglichen dem Fahrzeug eine freie<br />
<strong>und</strong> autonome Fahrt im Raum. Das sichere Ausweichen oder<br />
Umfahren von Objekten erfordert dabei eine hohe Technologiekompetenz.<br />
Das patentierte Torsogelenk schafft die Voraussetzungen für einen<br />
Arbeitsbereich von bis zu 2.500 mm. Vergleichbare mobile<br />
Cobots haben einen größeren Arbeitsbereich, da die Basis ein<br />
Quader ohne bewegliches Torsogelenk ist. Demzufolge steigt der<br />
Platzbedarf; in vielen Fällen ein K.-o.-Kriterium für derartige<br />
Fahrzeuge. Ausgelegt ist der AMC-L für eine maximale Handling-<br />
Last von 20 kg.<br />
VON GRUND AUF MODULAR KONZIPIERT<br />
Das Zielbild einer modularen <strong>und</strong> flexiblen Intralogistik spiegelt<br />
sich im AMC-L wider. Unterschiedliche Materialgewichte resultieren<br />
in unterschiedlich großen Cobots. Unterschiedliche Behälter<br />
resultieren in einer anderen Gestaltung des Torsos. Die Modularität<br />
kann so weit gehen, dass sich das Außenbild des Fahrzeugs<br />
verändert. Mithilfe dieser Flexibilität kann der Hersteller auf Anforderungen<br />
der Betreiber mit schnellen Anpassungen des<br />
Gr<strong>und</strong>geräts reagieren. Somit sind mit einem Gr<strong>und</strong>gerät mehrere<br />
Produktvisionen möglich, da die Plattform (hardware- <strong>und</strong><br />
softwareseitig) immer identisch ist <strong>und</strong> ausschließlich einzelne<br />
Merkmale angepasst werden.<br />
Fotos: 4am Robotics<br />
www.4am-robotics.com<br />
Halle A4,<br />
Stand 218<br />
A BIT OF<br />
AUTOMATICA.<br />
Halle B4 | Stand 509<br />
München | 27.06. - 30.06.<strong>2023</strong><br />
Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
FAHRERLOSES TRANSPORTSYSTEM VON EK ROBOTICS BEI RITTAL<br />
TRANSPORTROBOTIK AUF<br />
HÖCHSTEM NIVEAU<br />
An seinem Standort Haiger in Mittelhessen<br />
produziert der Systemanbieter Rittal<br />
Schaltschränke nach den aktuellen Standards der<br />
Industrie 4.0. Unerlässlich sind dabei die smarten<br />
Transportrobotik-Lösungen von ek robotics,<br />
Rosengarten. Sie sorgen für eine effiziente<br />
Intralogistik mit inzwischen 21 Fahrerlosen<br />
Transportfahrzeugen vom Typ Custom Move in<br />
zwei verschiedenen Ausführungen – <strong>und</strong> das in<br />
einem überaus komplexen Gesamtsystem.<br />
Enge Wege, Ladungen mit unterschiedlichen Breiten, eine<br />
große Anzahl von Schnittstellen mit Systemen unterschiedlicher<br />
Hersteller: Die Anforderungen für ein Fahrerloses<br />
Transportsystem (FTS) im neuen Rittal Werk in Haiger<br />
sind hoch, als sich der Systemanbieter im Jahr 2017 auf die<br />
Suche nach einem Partner macht. Fündig wird Rittal bei<br />
ek robotics. Erfahrungen mit einem FTS hatte das Unternehmen<br />
bereits in seinem Werk in Vallegio sul Mincio bei Verona/Italien<br />
gesammelt, wo schon seit vielen Jahren Fahrerlose Transportfahrzeuge<br />
(FTF) in Betrieb sind. „Doch der Komplexitätsgrad, die<br />
Fahrkursgestaltung <strong>und</strong> auch die Integration des FTS in die Systemlandschaft,<br />
die wir in unserem Werk in Haiger benötigten,<br />
sind mit den Gegebenheiten am Standort in Italien nicht vergleichbar“,<br />
fasst Philipp Grahn, Projektleiter bei Rittal, die Herausforderung<br />
zusammen. „Am Ende war das Paket so überzeugend,<br />
dass wir uns für ek robotics entschieden haben.“<br />
Zum Portfolio von ek robotics zählen neben den vielfach erprobten<br />
Robotiklösungen auch umfangreiche Dienstleistungen.<br />
Dazu gehört das Planungstool Tecnomatix Plant Simulation, das<br />
um ein eigenentwickeltes Baukastensystem ergänzt wurde. Damit<br />
lässt sich eine detaillierte 3D-Simulation eines neu geplanten<br />
Transportsystems erstellen, inklusive der optimalen Anzahl von<br />
Fahrzeugen. „Vor allem bei so komplexen Intralogistik-Projekten<br />
wie bei Rittal ist es essenziell, vorab möglichst viele Daten zu erfassen,<br />
um alle Zusammenhänge exakt abzubilden“, erklärt Ronald<br />
Kretschmer, Chief Sales Officer (CSO) bei ek robotics.<br />
Auf diese Weise lassen sich eventuelle Systemgrenzen, Engstellen,<br />
Blockungen <strong>und</strong> die dazu passenden Lösungsalternativen<br />
schon vor der eigentlichen Umsetzung ermitteln. Grahn: „Die Simulation<br />
hat uns geholfen, die zu erwartenden Hürden möglichst<br />
genau abzuschätzen. Auf dieser Basis haben wir zum Beispiel die<br />
Transportkapazität in unserer Montage von ursprünglich elf auf<br />
13 FTF erweitert, <strong>und</strong> diese Entscheidung hat sich in der Praxis<br />
als richtig erwiesen.“<br />
Auch in Sachen K<strong>und</strong>ensupport erweist sich ek robotics durchweg<br />
als zuverlässiger Teamplayer. Schon während der Planungsphase<br />
stand Rittal ein dauerhafter Ansprechpartner zur Verfügung,<br />
der sich intensiv um alle Belange kümmerte. Als das System<br />
hochlief, war eine Betreuung vor Ort gegeben, um potenzielle<br />
Störquellen zu be<strong>heben</strong> <strong>und</strong> die Abläufe schon während des Starts<br />
anzupassen. Die Projektpartner stehen weiterhin im engen Kontakt,<br />
zum einen im Rahmen des Servicevertrags, zum anderen<br />
über das Projektmanagement mit Blick auf die fortlaufende Optimierung<br />
des Fahrerlosen Transportsystems. So gibt es regelmäßige<br />
Termine, um die aktuellen Themen r<strong>und</strong> um das FTS zu priorisieren<br />
<strong>und</strong> zu bearbeiten. „Wir finden immer wieder Ansätze, die<br />
wir gemeinsam vorantreiben, um das System in Bezug auf die Auftragsabarbeitung<br />
noch effizienter zu gestalten“, erläutert Grahn.<br />
START IN ETAPPEN, SCHRITTWEISE<br />
ERWEITERUNG<br />
Als das FTS im Jahr 2018 den Betrieb aufnimmt, geschieht das<br />
schrittweise. Nach <strong>und</strong> nach gehen die Fahrzeuge an den Start,<br />
der Fahrkurs wird stationsweise erweitert. Dabei besteht die Herausforderung<br />
für den Betreiber vor allem darin, die jeweiligen<br />
Kommunikationspartner der Fahrzeuge – also Anlagen <strong>und</strong> Syste-<br />
22 <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
me der Fertigung, der Montage <strong>und</strong> der Logistik<br />
– parallel zur Einführung des FTS mit aufzubauen.<br />
So wird die Leistung des Transportsystems<br />
mit steigender Stabilität der Schnittstellen<br />
zur Produktion schrittweise bis zur<br />
vollen Kapazität erhöht.<br />
Das FTS geht zunächst mit 16 Transportrobotern<br />
des Typs Custom Move in Betrieb. Die<br />
FTF sind für eine maximale Last von 1,2 Tonnen<br />
ausgelegt <strong>und</strong> mit Hubtisch <strong>und</strong> Hubbalken ausgerüstet.<br />
Im Jahr 2021 ergänzt der Betreiber die Flotte um drei FTF gleicher<br />
Ausführung <strong>und</strong> ordert zudem drei Custom Move mit Rollenförderer<br />
für bis zu 5,5 Tonnen schwere Blechstapel. Ganz abgeschlossen<br />
ist die Optimierung des Systems noch immer nicht,<br />
was aber in der Natur der Sache liegt. Grahn: „Vor allem an den<br />
Schnittstellen zwischen dem FTS <strong>und</strong> den Produktionslinien zeigen<br />
sich fortlaufend Ansätze zur Verbesserung, mit denen wir<br />
den kompletten Materialfluss optimieren können. Die Tatsache,<br />
dass das FTS im ganzen Werk zu finden ist, mit anderen Systemen<br />
<strong>und</strong> auch mit den Mitarbeitern interagiert, stellt uns immer wieder<br />
vor neue Herausforderungen. Im Vergleich dazu ist eine geschlossene<br />
Fertigungslinie weniger anfällig für äußere Einflüsse.“<br />
So wie ein FTS auf die Gegebenheiten in einer Produktion zugeschnitten<br />
wird, haben sich auch Prozesse bei Rittal an die Besonderheiten<br />
einer automatisierten Intralogistik angeglichen. Auch<br />
trivial erscheinende Vorgänge, wie das Aufladen eines Materialstapels,<br />
müssen genau definiert sein, denn es macht einen Unterschied,<br />
ob eine Ladung von Hand auf einer Palette abgelegt wird<br />
oder ob ein Transportroboter per Sensorik die exakte Kontur der<br />
Ladung überprüfen muss, um sie störungsfrei ans Ziel zu bringen.<br />
Ferner müssen die Abläufe einzelner Produktionsbereiche, die<br />
vom selben FTF bedient werden, harmonieren. Die Abhängigkeiten<br />
der Systeme untereinander sind nicht zu unterschätzen.<br />
Kommt es zum Beispiel in der Lackiererei zu Verzögerungen, wirken<br />
sich diese auf die nachfolgenden Stationen aus. „Die Abläufe<br />
<strong>und</strong> Prozesse müssen in hohem Maß standardisiert sein“, so<br />
Grahn. Denn: „Hochautomatisierte Systeme reagieren empfindlich<br />
auf Veränderungen, das ist sofort messbar. Damit verb<strong>und</strong>en<br />
ist es auch wichtig, das Qualifikationsniveau der Mitarbeiter<br />
hochzuhalten, sie am besten gleich von Beginn in die Integration<br />
des Transportsystems einzubinden <strong>und</strong> dafür zu sensibilisieren.“<br />
Bei Bedarf fahren die<br />
Flurförderzeuge seitliche<br />
Hubbalken mit Sensoren aus,<br />
um die Schutzfelder beim<br />
Transport breiterer Lasten<br />
anzupassen <strong>und</strong> neu zu<br />
justieren<br />
Ein Stichwort in diesem Zusammenhang ist Datentransparenz:<br />
Vor allem während des Hochlaufens des FTS hat sich gezeigt, wie<br />
wichtig es ist, eine möglichst umfassende Kennzahlen- <strong>und</strong> Datenerfassung<br />
aufzubauen <strong>und</strong> fortzuschreiben. Ansonsten besteht<br />
die Gefahr, dass potenzielle Störquellen zu lange unentdeckt<br />
bleiben, weil sie mit bloßem Auge schwer oder gar nicht zu<br />
erkennen sind. Bei Rittal ist die erfasste Datenbasis inzwischen<br />
so groß <strong>und</strong> belastbar, dass sich der Status des FTS abbilden lässt.<br />
Grahn: „Die FTF sind damit ein wichtiges Element, den hohen<br />
Output unseres Werks sicherzustellen. Klar ist aber auch: Ein<br />
Projekt mit dieser Komplexität bleibt ein fortlaufender Prozess,<br />
nicht zuletzt mit Blick auf Wartung <strong>und</strong> Service.“<br />
Mit ek robotics hat Rittal einen Partner mit hoher Expertise an<br />
seiner Seite, um diesen Prozess zu begleiten. Störungen lassen<br />
sich per Hotline lösen, die Reaktionsbereitschaft für Instandhaltungsmaßnahmen<br />
vor Ort ist hoch, die termingerechte Wartung<br />
gesichert. Im Rahmen regelmäßiger Meetings kommen auch<br />
mögliche Anpassungen <strong>und</strong> Modifikationen zur Sprache. Auf diese<br />
Weise lernen die Partner vom gemeinsamen Wissen.<br />
Fotos: Rittal, ek robotics<br />
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PRODUKTE UND SYSTEME<br />
KI-GESTEUERTE ROBOTER-FLOTTE<br />
EFFIZIENT NAVIGIEREN<br />
Welche Möglichkeiten die Nutzung von<br />
künstlicher Intelligenz (KI) in der Intralogistik<br />
bietet, hatte das Fraunhofer-Institut für<br />
Materialfluss <strong>und</strong> Logistik IML, Dortm<strong>und</strong>,<br />
während der Messe Logimat veranschaulicht.<br />
Dazu diente unter anderem eine Flotte von<br />
autonom fahrenden Robotern.<br />
Einige Herausforderungen in der Logistik lassen sich bereits<br />
heute durch künstliche Intelligenz (KI) besser bewältigen<br />
<strong>und</strong> manche Probleme lassen sich sogar nur mithilfe der KI<br />
lösen. „Ob bei der Organisation eines Schwarms mobiler<br />
Roboter, beim Durchforsten großer Datenbanken oder bei der<br />
Berechnung des nächsten Batchs ist vieles in der Intralogistik nur<br />
unzureichend mit Formeln zu beschreiben oder mit ges<strong>und</strong>em<br />
Menschenverstand zu steuern. Hier kann KI helfen <strong>und</strong> manches<br />
lernen, was wir nicht verstehen“, so Prof. Michael ten Hompel, geschäftsführender<br />
Institutsleiter des Fraunhofer IML.<br />
DURCHSATZ MOBILER ROBOTER ERHÖHEN<br />
Anhand einer Flotte von vier autonom fahrenden Robotern veranschaulichte<br />
das Institut auf dem Messestand, wie KI die Navigation<br />
mobiler Roboter effizienter gestalten kann. Für die Multi-<br />
Roboter-Navigation wird ein neuronales Netz (KI) per Deep Reinforcement<br />
Learning (DRL) in einer Simulation trainiert <strong>und</strong> danach<br />
auf den Roboter transferiert. Dieser wird dann von der KI<br />
ohne Vorverarbeitung der Sensordaten zu seinem Ziel navigiert.<br />
Somit sind im Vorfeld keine Daten erforderlich. Vielmehr wird<br />
die Datenbasis für die Navigation mithilfe ausführlicher Trialand-Error-Abläufe<br />
innerhalb eines eigens angelegten Simulationsszenarios<br />
erzeugt. Während der Trainingsdurchläufe werden<br />
Der autonom fahrende Roboter wird von der KI ohne Vorverarbeitung<br />
der Sensordaten zu seinem Ziel geleitet<br />
alle erforderlichen Daten generiert <strong>und</strong> markiert. Dies ist für Firmen<br />
interessant, die bereits mobile Roboter nutzen <strong>und</strong> den<br />
Durchsatz ihrer Flotte mithilfe von KI erhöhen wollen.<br />
Bei den auf der Messe gezeigten Robotern handelte es sich um<br />
RoboMaster des chinesischen Herstellers DJI, die für die Anforderungen<br />
des Forschungsprojekts teilweise modifiziert wurden.<br />
Sie stehen exemplarisch für alle smarten fahrerlosen Transportfahrzeuge<br />
<strong>und</strong> mobilen Roboter, die mithilfe von Algorithmen gesteuert<br />
werden sollen. Die am Messestand gezeigten Roboter orientierten<br />
sich über das Motion-Capture-System Vicon <strong>und</strong> erkennen<br />
prinzipiell bewegliche Objekte (andere Roboter oder<br />
auch Menschen) mithilfe von Laserscannern.<br />
Fotos: Fraunhofer IML/G. Katsimitsoulias<br />
www.iml.fraunhofer.de<br />
24 <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
MARKTPLATZ<br />
LÖSUNGEN FÜR DIE PROFESSIONELLE FLÄCHENREINIGUNG<br />
Digitalisierung <strong>und</strong> Robotik bieten ein großes Potenzial für effiziente, kostensparende <strong>und</strong> nachhaltige Abläufe in der Logistik.<br />
Entsprechend positiv war auch das Feedback der Logimat-Messebesucher zur neuen autonomen Scheuersaugmaschine Scrubmaster<br />
B75 i (Bild), die sie am Stand der Hako GmbH live in Aktion erleben konnten<br />
– auf freier Fläche. So konnten sie sich selbst davon überzeugen, wie sicher <strong>und</strong><br />
effizient die Maschine im Einsatz ist. Auch die neue Stab-Scheuersaugmaschine<br />
Scrubmaster B5 mit neuem Hako-Delta-Cleaning-System sowie die High-Performance<br />
Scrubmaster B400-R-Linie mit einer Flächenleistung von bis zu<br />
14.000 m 2 /h stießen auf großen Anklang beim Publikum.<br />
Beeindruckt zeigte man sich bei dem Unternehmen von der Internationalität der<br />
Besucher. So konnte das Messeteam unter anderem Gäste aus Australien, den<br />
USA, dem Oman sowie Kuwait <strong>und</strong> Namibia begrüßen. Die Rückmeldungen des<br />
Messepublikums untermauern die Bedeutung von Hako als Partner für die<br />
Logistik <strong>und</strong> geben einen positiven Ausblick in die Zukunft.<br />
www.hako.com<br />
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Umgebungen oder den<br />
Außenbereich.<br />
Der metallische Zinküberzug<br />
wird durch Eintauchen in<br />
geschmolzenes Zink auf den<br />
Stahl aufgebracht <strong>und</strong> wirkt<br />
auf den glänzend glatt beschichteten<br />
Flächen des Stahls<br />
ästhetisch. Für die unterschiedlichen<br />
Anwendungsfälle <strong>und</strong><br />
Gegebenheiten, sind passgenaue<br />
Sets direkt ab Lager<br />
verfügbar. Die Sets unterscheiden<br />
sich in der Höhe sowie der<br />
Anzahl der Lagerebenen <strong>und</strong><br />
lassen sich mithilfe von<br />
Anbauregalen erweitern. Alle<br />
Sets sind so ausgelegt, dass sie<br />
nahezu alle Anforderungen aus<br />
Wind- sowie Schneelasten <strong>und</strong><br />
Erdbebenzonen berücksichtigen.<br />
Komplettiert wird das<br />
Programm durch Zubehör.<br />
Hierzu gehören zum Beispiel<br />
aufgelegte Gitterroste oder<br />
Fußplatten.<br />
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Shuttle-Systeme<br />
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Elektrohängebahnen<br />
Foto: KNAPP AG<br />
Conductix-Wampfler stellt sich einer bedeutenden<br />
Aufgabe: Wir liefern Ihnen Energie<strong>und</strong><br />
Datenübertragungssysteme, die den<br />
reibungslosen Betrieb Ihrer Anlagen sicherstellen.<br />
R<strong>und</strong> um die Uhr, 365 Tage im Jahr,<br />
weltweit! Unsere Systeme übertragen Energie<br />
<strong>und</strong> Daten in <strong>und</strong> an Elektrohängebahnen,<br />
Hochregallagern, Shuttle-Systemen, Verpackungsmaschinen,<br />
Sortieranlagen oder FTS/<br />
AGV/AMR. Conductix-Wampfler Systeme sind<br />
zuverlässig, wartungsarm <strong>und</strong> praxiserprobt<br />
– selbst unter härtesten Bedingungen. Das<br />
garantiert Ihnen unser einmaliges Vertriebs<strong>und</strong><br />
Service-Netzwerk.<br />
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www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 25
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
MIT ENTFÜHRUNG VON WAREHOUSE MANAGEMENT SYSTEM PSIWMS<br />
VERBESSERT MAHR VIELE LOGISTIK-KENNZAHLEN<br />
EINE INVESTITION, DIE SICH GELOHNT HAT<br />
Mit der Entscheidung für das Warehouse<br />
Management System PSIwms hat das<br />
Traditionsunternehmen Mahr das Lager am<br />
Produktionsstandort Göttingen auf<br />
Prozesseffizienz <strong>und</strong> eine durchgängig<br />
konfliktfreie IT-Infrastruktur ausgelegt. Als<br />
Ergebnisse nennt der Messtechnikhersteller:<br />
Transparente Lagerverwaltung <strong>und</strong> präzise<br />
Steuerung der Intralogistikprozesse, reduzierte<br />
Durchlaufzeiten in Kommissionierung,<br />
Produktionsversorgung sowie Auftragsfertigung<br />
<strong>und</strong> in der Summe eine schnellere<br />
K<strong>und</strong>enbelieferung.<br />
Präzision ist die Kenngröße für die Kerngeschäftsfelder der<br />
Mahr GmbH mit Sitz in Göttingen. Das im Jahre 1861 in<br />
Esslingen gegründete Unternehmen steht heute als weltweit<br />
operierender Hersteller von Messtechnik für die industrielle<br />
Fertigung im Markt. Das Produktportfolio reicht von<br />
manuellen Handmessschiebern bis hin zu vollautomatisierten<br />
Messplätzen mit Roboterbeladung. Zentraler Produktionsstandort<br />
ist das Werk in Göttingen. Dort werden in elf Produktionsbereichen<br />
unter anderem hochpräzise Messsysteme <strong>und</strong> Zahnrad-<br />
Dosierpumpen gefertigt. Ihre termingerechte Versorgung findet<br />
aus dem angeb<strong>und</strong>enen Logistikzentrum statt. In zwei Hallen<br />
werden dort mehr als 40.000 verschiedene Artikel gelagert. In der<br />
mit 1.000 m2 Fläche größeren der beiden Hallen werden die Rohmaterialien<br />
<strong>und</strong> Halbfertigprodukte für die Produktionsversorgung<br />
bevorratet. Dafür stehen ein Schwerlastregal, ein Automatisches<br />
Kleinteilelager (AKL) sowie – auf einer Fläche von etwa<br />
100 m2 – ein Blocklager mit 820 Paletten- <strong>und</strong> mehr als 2.600<br />
AKL-Stellplätzen zur Verfügung. Zudem sind dort zwölf Konsolidierungsplätze<br />
für größere Aufträge <strong>und</strong> 60 Bearbeitungsplätze<br />
für Ein-Behälter-Aufträge eingerichtet.<br />
Die zweite Halle beherbergt auf einer Fläche von r<strong>und</strong> 700 m2<br />
die verkaufsfähige Handelsware <strong>und</strong> das für K<strong>und</strong>en bestimmte<br />
Material. Neben mehr als 3.700 Palettenstellplätzen sind dort<br />
eine Fachbodenregalanlage mit etwa 1.500 Stellplätzen sowie 25<br />
MIT DEM STANDARD-WMS LIESS<br />
SICH DIE PROZESSQUALITÄT AUF<br />
EIN NEUES NIVEAU HEBEN<br />
Verpackungsflächen nebst zwei Packplätzen für Großaufträge<br />
<strong>und</strong> zwei Packplätze für KEP-Sendungen eingerichtet. „Durch die<br />
Trennung der Hallenbereiche in Produktionslager <strong>und</strong> Fertigwarenlager<br />
sind die Warenflüsse Richtung Produktion <strong>und</strong> die K<strong>und</strong>enaufträge<br />
zur Distribution separiert“, erklärt Kevin Heinemann,<br />
Leiter des Logistikzentrums. „Damit vermeiden wir kreuzende<br />
Warenströme <strong>und</strong> beschleunigen die Prozesse.“<br />
BASIS FÜR AMBITIONIERTE UMSATZZIELE<br />
Das informatorische Rückgrat für die Steuerung der komplexen<br />
Prozesse von Produktionsversorgung <strong>und</strong> Auftragsfertigung ist<br />
das Warehouse Management System PSIwms der PSI Logistics<br />
GmbH, Berlin. „Das WMS bildet eine wichtige Basis, um unsere<br />
ambitionierten Umsatzziele zu realisieren“, urteilt Mahr-Logistikleiter<br />
Christian Hofmeister. Mit der Standardsoftware werde die<br />
Artikel- <strong>und</strong> Bestandsverwaltung von Rohmaterialien <strong>und</strong> Fertigprodukten<br />
sowie die auftrags- <strong>und</strong> termingerechte Kommissionierung<br />
<strong>und</strong> die Tourenplanung für die Distribution abgewickelt.<br />
Bereits auf der übergeordneten IT-Ebene setze man mit dem<br />
ERP-System PSIpenta auf ein Softwaresystem aus dem Hause PSI.<br />
„Positive Vorerfahrungen sowie die Verzahnung von ERP <strong>und</strong><br />
WMS trugen als Entscheidungsgründe für den Zuschlag bei.<br />
Nachdem der Funktionsumfang des WMS auf unsere Anforderungen<br />
zugeschnitten wurde, werden beide Systeme künftig auf<br />
einer gemeinsamen Plattform laufen. Das spart eine Schnittstelle<br />
<strong>und</strong> optimiert die Informationsflüsse.“<br />
26 <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
Seit Ende des Jahres 2017 trägt der vernetzte Informationsaustausch<br />
zwischen ERP <strong>und</strong> WMS zu geringeren Durchlaufzeiten in<br />
der Kommissionierung, Produktionsversorgung <strong>und</strong> Auftragsfertigung<br />
bei. „Vor der Einführung von PSIwms wurde in einzelnen<br />
Bereichen manuell <strong>und</strong> belegbasiert kommissioniert“, blickt Hofmeister<br />
zurück. „Das Logistikzentrum wurde zum Engpass für die<br />
Produktionsversorgung <strong>und</strong> die K<strong>und</strong>enbelieferung. Die Durchlaufzeiten<br />
waren zu lang <strong>und</strong> der Materialfluss intransparent.“<br />
Mit der Implementierung der Standardsoftware habe man die<br />
Prozessqualität auf ein neues Niveau gehoben. Die in den vorangegangenen<br />
Jahren eingeleitete Neuausrichtung der Produktpalette<br />
ließ sich forcieren, die Qualität von Produkten <strong>und</strong> Service<br />
steigern.<br />
SCHNELLE AUFTRAGSABWICKLUNG<br />
Mit höherem Automatisierungsgrad wurde die belegorientierte<br />
Kommissionierung in der Auftragsbearbeitung für Produktionsversorgung<br />
<strong>und</strong> Versand durch funkbasierte Scan-Vorgänge mit<br />
mobilen Datenerfassungsgeräten <strong>und</strong> eine koordinierte Prozesssteuerung<br />
aus PSIwms abgelöst. Das spart Kapazitäten <strong>und</strong> Ressourcen.<br />
So bindet die Software über standardisierte Schnittstellen<br />
die Anlagensteuerungen der Automationssysteme ein <strong>und</strong><br />
sorgt für eine zuverlässige Kommissionierung <strong>und</strong> schnelle Auftragsabwicklung.<br />
In der Quintessenz ließen sich die Durchlaufzeiten<br />
Richtung Produktion verkürzen. Damit verb<strong>und</strong>en sind<br />
ferner eine Verdichtung der Lagerkapazitäten <strong>und</strong> ein hohes Maß<br />
an Transparenz. „Vor der Einführung des WMS waren die einzelnen<br />
Bearbeitungsstände der Aufträge nur schwer nachzuvollziehen“,<br />
fasst Hofmeister zusammen. „Jetzt haben wir fest definierte<br />
<strong>und</strong> mit Barcodes versehene Stellflächen. Indem wir die Codes<br />
scannen, können wir jederzeit den aktuellen Bearbeitungsstand<br />
im WMS einsehen <strong>und</strong> haben somit einen perfekten Überblick.<br />
Außerdem konnten wir auf eine permanente Inventur umstellen,<br />
mit der die Bestände sich besser überwachen lassen.“<br />
Die Materialflüsse beginnen mit den Anlieferungen der Rohmaterialien<br />
<strong>und</strong> Halbfertigprodukte. Die Wareneingänge werden<br />
am Wareneingangstor geprüft <strong>und</strong> im ERP-System verbucht. Aus<br />
dieser Software erhält PSIwms entsprechende Avis-Daten. Mit<br />
den im System hinterlegten Stammdaten ermittelt das WMS die<br />
entsprechenden Lagerplätze. An drei Buchungsplätzen werden<br />
die Wareneingänge zur Einlagerung in Transportbehälter umgepackt.<br />
Per Scannung werden Artikel <strong>und</strong> Transporteinheit verheiratet.<br />
Anschließend findet die Einlagerung auf die von der Software<br />
vorgegebenen Lagerplätze statt. Über eine Schnittstelle sind<br />
dabei die SPS des AKL in die koordinierte Prozesssteuerung des<br />
PSIwms eingeb<strong>und</strong>en. Für staplerbasierte Transporte generiert<br />
die Software über das integrierte Staplerleitsystem (SLS) wegeoptimierte<br />
Stapleraktivitäten.<br />
Das SLS organisiert <strong>und</strong> steuert zudem die termingerechten<br />
Routenzug-Transporte, mit denen die elf Produktionsstätten<br />
über Empfangsbahnhöfe in den Produktionshallen aus dem Logistikzentrum<br />
versorgt werden. Zwei Routenzüge mit insgesamt<br />
sieben Anhängern sind dafür im Einsatz. Für die Abrufe der Produktion<br />
errechnet das WMS eine termingerechte <strong>und</strong> nach Abladeplätzen<br />
sequenzierte Kommissionierung. Die Software stößt<br />
die Prozesse in Halle 1 an, verteilt die Aufträge, steuert die Konsolidierung<br />
der Auftragsposten sowie ihre Zuordnung. Abschließend<br />
organisiert das WMS die nach Empfangsbahnhöfen stationsgerechte<br />
Beladung der Routenzuganhänger <strong>und</strong> die Umläufe.<br />
Mit den Kanban-Umläufen der Routenzüge werden die Fertigprodukte<br />
aus der Produktion abgezogen <strong>und</strong> bis zur Auftragsabwicklung<br />
nach Vorgabe von PSIwms als Versandartikel in Halle 2<br />
eingelagert. Die Kommissionierung für den Versand geschieht<br />
mit Unterstützung von SLS, Kommissionierwagen <strong>und</strong> mobilen<br />
Datenterminals. Zudem steuert PSIwms mit seiner Cross-Docking-Funktion<br />
die Bereitstellungen von Fertigprodukten direkt<br />
aus der Produktion auf die Versandzonen der Halle 2. Bei r<strong>und</strong><br />
3.500 Kommissionieraufträgen pro Monat kommen die Mitarbeiter<br />
pro Jahr auf etwa 100.000 Picks für Produktionsversorgung<br />
<strong>und</strong> Versand. „Gegenwärtig liefern wir 98 Prozent der Anforderungen<br />
innerhalb von zwei Arbeitstagen in die Produktion oder<br />
zum K<strong>und</strong>en“, unterstreicht Hofmeister.<br />
„Logistik ist bei uns inzwischen ein Erfolgsfaktor“, resümiert Heinemann.<br />
„Durch die transparente Lagerverwaltung <strong>und</strong> präzise<br />
Steuerung von Intralogistik <strong>und</strong> Produktionsversorgung sowie dem<br />
vereinfachten Datenaustausch zwischen ERP-System <strong>und</strong> WMS liegen<br />
wir über den vorherigen Durchsätzen.“ Die beleglose Kommissionierung<br />
<strong>und</strong> die IT-Prozesse hätten die Handhabungsprozesse<br />
vereinfacht <strong>und</strong> würden kürzere Anlernphasen der Mitarbeiter ermöglichen.<br />
„Die Prozesse der Auftragsfertigung sind schneller<br />
<strong>und</strong> zuverlässiger geworden <strong>und</strong> wir haben eine größere Flexibilität<br />
in der Logistik.“<br />
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PRODUKTE UND SYSTEME<br />
INTELLIGENTE LÖSUNGEN HELFEN FEHLER UND FRUST ZU VERMEIDEN<br />
UND PROJEKTE ZU BESCHLEUNIGEN<br />
SENSOREN MIT EINGEBAUTEM ZEITVORTEIL<br />
Der Weg vom Komponenten-Design-In<br />
bis zur Inbetriebnahme einer Maschine<br />
oder Anlage sollte so einfach wie<br />
möglich sein. Denn jeder eingesparte<br />
Arbeitsschritt bringt wertvollen<br />
Zeitgewinn. Auch im Sensorbereich<br />
gibt es Lösungen, die Konstrukteure<br />
<strong>und</strong> Monteure schneller ans Ziel<br />
bringen. Ein Beispiel sind optische<br />
Sensoren, die eine Feinjustierung nach<br />
der Montage überflüssig machen.<br />
Je größer der Zeitdruck, desto kostbarer sind eingesparte Arbeitsst<strong>und</strong>en.<br />
Das gilt vor allem im Maschinenbau mit seinen<br />
teilweise kurzen Lieferfristen. Für Projektmanager <strong>und</strong><br />
Konstrukteure ist daher die Suche nach zeitsparenden Lösungen<br />
essenziell. Wo stecken die größten Zeitfresser zwischen<br />
Konstruktion <strong>und</strong> Inbetriebnahme einer Maschine oder Anlage?<br />
An welchen Stellen lassen sich mit smarten Lösungen Fehlerquellen<br />
ausschalten, Arbeitsschritte verkürzen <strong>und</strong> wertvolle Zeit<br />
gewinnen? Potenzial steckt in jedem Schritt von der Konstruktionsidee<br />
bis hin zur Montage.<br />
Das klingt einfach, kostet in der Praxis aber Zeit. Denn es kann<br />
viele Arbeitsschritte erfordern, bis der Lichtstrahl genau trifft.<br />
SENSORMONTAGE OHNE FEINJUSTIERUNG<br />
Die drei zuvor genannten Arbeitsschritte lassen sich abkürzen,<br />
wenn der Strahlverlauf nicht manuell konstruiert werden muss<br />
<strong>und</strong> der Sensor eine vordefinierte Ausrichtung der optischen<br />
FEHLERQUELLE KONSTRUIERTER<br />
STRAHLVERLAUF<br />
Für die Objekterkennung wählen Ingenieure vielfach Lichtschranken<br />
oder -taster. Diese detektieren in Maschinen <strong>und</strong> Anlagen<br />
präzise, kontaktlos <strong>und</strong> mit kurzen Ansprechzeiten. Damit<br />
das wie geplant funktioniert <strong>und</strong> der Lichtstrahl des Sensors die<br />
richtige Zielregion trifft, sind vorab einige Hürden zu nehmen:<br />
n In der Entwurfsphase konstruiert der Ingenieur im CAD den<br />
Strahlverlauf des Sensors. Hierzu muss er Schielwinkel oder Toleranzen<br />
heraussuchen <strong>und</strong> interpretieren.<br />
n Bei der Montage des Sensors zeigt sich, ob die Konstruktion mit<br />
der Realität übereinstimmt. Neben falscher Interpretation <strong>und</strong><br />
Übertragung der Daten können auch produktionsbedingte Toleranzen<br />
oder fehlende Daten zu Fehlern führen. Je genauer die<br />
Daten mit der Realität übereinstimmen, desto größer ist die<br />
Chance, dass der Sensor nicht ausgerichtet werden muss.<br />
n Im nächsten Schritt geht es an die Ausrichtung des Sensors in<br />
der Maschine oder Anlage. Der Sensor muss so montiert sein,<br />
dass der Lichtstrahl die Zielregion exakt trifft. Bei einer Reflexions-Lichtschranke<br />
ist dies der gegenüberliegende Reflektor.<br />
QTARGET UND INTEGRIERTER<br />
STRAHLVERLAUF<br />
Die Merkmale der vordefinierten Ausrichtung der<br />
optischen Achse (qTarget) <strong>und</strong> der integrierte Strahlverlauf<br />
erschließen mehrere positive Effekte. Zu diesen<br />
gehören:<br />
n Zeitersparnis bei der Sensorauswahl,<br />
n keine Fehleranfälligkeit bei der Interpretation der<br />
Strahlverläufe,<br />
n Zeitersparnis bei der Konstruktion, da Strahlverlauf in<br />
3D-CAD-Daten integriert ist,<br />
n On-Demand-CAD-Format vermeidet Konvertierungsfehler<br />
sowie<br />
n Zeitersparnis bei Montage <strong>und</strong> Austausch, da eine<br />
Justage des Sensors nicht notwendig <strong>und</strong><br />
n Zusatzinformationen sind in die 3D-CAD-Daten<br />
integriert.<br />
Quelle: Baumer<br />
28 <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
<br />
01<br />
03<br />
02<br />
01 So funktioniert qTarget: Die optische Achse des Sensors ist<br />
rechtwinklig auf die Befestigungslöcher referenziert. Der maximale<br />
Schielwinkel α beträgt 1° (zur Veranschaulichung deutlich größer<br />
dargestellt)<br />
02 Der optimal ausgerichtete Lichtstrahl. Hier zu sehen ist die reale<br />
Darstellung des Schielwinkels von maximal 1° des Lichttasters O300<br />
03 Spezielle Halterungen sind bei entsprechendem<br />
Maschinendesign nicht erforderlich<br />
Achse hat – wie bei Sensoren von Baumer. Der Lichtstrahl ist hier<br />
per Design exakt auf die Befestigungslöcher referenziert, sodass<br />
die einzelnen Bauteiltoleranzen aufgehoben werden. Als Ergebnis<br />
ist der Lichtstrahl über die komplette Sensorserie mit gleichbleibender<br />
Genauigkeit garantiert. Dieses qTarget genannte<br />
Merkmal ermöglicht eine schnelle <strong>und</strong> einfache Montage ohne<br />
Feinjustierung sowie einen problemlosen Sensoraustausch.<br />
Mit der garantierten Ausrichtung der optischen Achse lässt sich<br />
bereits in der Konstruktionsphase Zeit gewinnen. Denn Baumer<br />
liefert bei optischen Sensoren wie O200, O300, O500 sowie OT300<br />
<strong>und</strong> OT500 3D-CAD-Daten mit integriertem Strahlverlauf. Ingenieure<br />
müssen also nicht mühsam den Strahlverlauf aus Datenblättern<br />
nachzeichnen. Sie übernehmen die gelieferten Daten –<br />
Strahlaustritt, Blindbereich, Erfassungsbereich inklusive maximaler<br />
Abweichung <strong>und</strong> Empfangsbereich – in ihr CAD-Modell. Das<br />
eliminiert Fehlerquellen <strong>und</strong> reduziert den Zeitaufwand. Mithilfe<br />
von qTarget entsprechen die Strahlverläufe des CAD-Modells zuverlässig<br />
der Realität, was für eine zeitsparende Durchgängigkeit<br />
von der Planung bis zur Montage sorgt. Kurz gesagt: Der Sensor<br />
wird montiert wie konstruiert – ohne zusätzliche Ausrichtung.<br />
ZEIT SPAREN BEI MONTAGE UND AUSTAUSCH<br />
DER SENSOR WIRD MONTIERT<br />
WIE KONSTRUIERT<br />
Ein Praxisbeispiel veranschaulicht den Zeitgewinn dieser Lösung:<br />
Ein Intralogistik-Systemanbieter installiert 14.000 optische<br />
Sensoren bei seinen automatisierten Kommissioniermodulen.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der ausgerichteten optischen Achse qTarget kann er<br />
auf die Sensorausrichtung verzichten <strong>und</strong> spart somit pro Sensor<br />
circa fünf Minuten Montagezeit. Der Zeitvorteil summiert sich<br />
bei dieser Anzahl an Sensoren auf einen Wert von 1.166 eingesparten<br />
Arbeitsst<strong>und</strong>en. Das entspricht 145 Personentagen. Für<br />
den Systemanbieter war dieser Zeitgewinn ein wichtiges Kriterium<br />
für die Wahl der Reflexions-Lichtschranke O300. Zumal sich<br />
qTarget nicht nur bei der Erstmontage bezahlt macht, sondern<br />
auch im laufenden Betrieb. Denn auch beim Austausch von beschädigten<br />
Sensoren muss der neu montierte Ersatz nicht feinjustiert<br />
werden. Übrigens: Analog zu dem integrierten Strahlver-<br />
NÜTZLICHE<br />
ZUSATZDATEN<br />
Mithilfe der erweiterten MCAD-Daten bietet das<br />
Unternehmen Baumer eine Arbeitserleichterung für den<br />
Konstrukteur. So können die Daten in einem ersten<br />
Schritt per 3D-Vorschau einer einfachen Sichtprüfung<br />
unterzogen werden. Alle Baumer-CAD-Modelle stehen in<br />
den gängigen 2D- <strong>und</strong> 3D-Formaten zur Verfügung <strong>und</strong><br />
lassen sich im gewünschten Dateiformat in die verschiedenen<br />
CAD-Systeme importieren. Die ressourcenoptimierten<br />
Modelle haben um den Faktor 20 bis 100 kleinere<br />
Datengröße <strong>und</strong> sind bei den Ladezeiten um den Faktor 3<br />
bis 6 schneller. Zusätzlich enthalten die Modelle Hilfsgeometrien<br />
wie den integrierten Strahlverlauf oder ERP-Daten<br />
(Artikelnummer, Hersteller etc.). Diese MCAD-Modelle<br />
stehen nicht nur auf der Webseite des Herstellers zur<br />
Verfügung, sondern lassen sich auch auf den Cadenas-<br />
Plattformen 3Dfindit <strong>und</strong> PartSolutions verwenden.<br />
lauf für optische Sensoren stellt Baumer auch für Ultraschallsensoren<br />
3D-CAD-Daten mit der Schallkeule zur Verfügung.<br />
FAZIT<br />
Mit dem Strahlverlauf, der in die 3D-CAD-Daten integriert ist,<br />
<strong>und</strong> der vordefinierten Ausrichtung der optischen Achse (qTarget)<br />
liefert Baumer eine gute Vorlage für effiziente Konstruktion,<br />
Fertigung <strong>und</strong> Betrieb von Maschinen <strong>und</strong> Anlagen. Das OneBox-<br />
Design ermöglicht dabei volle Flexibilität. Alle Funktionsprinzipien<br />
<strong>und</strong> Lichtquellen sind in derselben Bauform in den Designs<br />
Kunststoff, Hygiene <strong>und</strong> Washdown verfügbar.<br />
Autor: Markus Imbach ist Produktmanager der Baumer Group, Frauenfeld/<br />
Schweiz<br />
Fotos: Baumer<br />
www.baumer.com<br />
Quelle: Baumer<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 29
NEUE REGALBEDIENGERÄTE-GENERATION „PERFORMANCE“ VON GILGEN LOGISTICS<br />
VIELZÄHLIGE MERKMALE VEREINT<br />
30 <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
<br />
01<br />
02<br />
01 Der formschlüssige<br />
Fahrantrieb reduziert<br />
Mastschwingungen, verhindert<br />
ein Durchrutschen der<br />
Antriebsräder <strong>und</strong> ermöglicht<br />
hohe Beschleunigungs- <strong>und</strong><br />
Geschwindigkeitswerte<br />
02 Auf die Logimat hatte<br />
der Hersteller ein Modell der<br />
Regalbediengeräte im<br />
Maßstab 1:6 mitgebracht<br />
Auf der Messe Logimat präsentierte das<br />
Unternehmen Gilgen Logistics, Oberwangen/<br />
Schweiz, eine neue Generation von<br />
Regalbediengeräten für Paletten <strong>und</strong> Behälter.<br />
Die Neuentwicklungen vereinen vielzählige<br />
Merkmale. Die ersten Geräte sind bereits bei<br />
Betreibern im Einsatz.<br />
Regalbediengeräte sind wichtige Elemente eines Lagersystems<br />
<strong>und</strong> somit entscheidend für die Effizienz der Logistiklösung.<br />
Im Rahmen der Messe Logimat stellte die Gilgen<br />
Logistics AG die neue Regalbediengeräte-Generation<br />
für Hochregallager vor. Die Geräte sind hinsichtlich Raumnutzung,<br />
Durchsatz, Sicherheit, Betrieb <strong>und</strong> Nachhaltigkeit auf die<br />
Bedürfnisse des jeweiligen Betreibers zugeschnitten. „In diesen<br />
Geräten stecken der große Erfahrungsschatz <strong>und</strong> die Entwicklungskompetenzen<br />
unserer Teams. Wir sind sehr stolz auf diese<br />
Innovation“, so Daniel Gilgen, CEO des Schweizer Familienunternehmens.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Geräteleistung genügen in vielen Fällen 1-Mast-<br />
Geräte mit einem Lastaufnahmemittel. Gegenüber einer 2-Mast-<br />
Variante mit zwei Lastaufnahmemitteln wird demzufolge weniger<br />
Stahl für die gleiche Leistung benötigt.<br />
FORMSCHLÜSSIGER FAHRANTRIEB<br />
Der formschlüssige Fahrantrieb an Fuß <strong>und</strong> Kopf des Regalbediengeräts<br />
reduziert Mastschwingungen signifikant, verhindert ein<br />
Durchrutschen der Antriebsräder <strong>und</strong> ermöglicht hohe Beschleunigungs-<br />
<strong>und</strong> Geschwindigkeitswerte. Die jüngste Generation<br />
kann damit die doppelte Beschleunigung gegenüber dem Vorgängermodell<br />
vorweisen. Darüber hinaus zeichnen sich die Performance-Geräte<br />
durch vorteilhafte Anfahrmaße <strong>und</strong> ein schlankes<br />
Mastdesign <strong>und</strong> den Verzicht auf Hydraulikpuffer aus. Der kompakte<br />
Aufbau schafft die Voraussetzungen für eine optimale Raumausnutzung.<br />
„Aufgr<strong>und</strong> der Technik können wir die Kleinteile-<br />
RBG bis zu einer Höhe von 25 Meter <strong>und</strong> die Paletten-RBG bis 45<br />
Meter Höhe bauen“, so Michael Hediger, Bereichsleiter Systeme.<br />
Das neue Regalbediengerät ist mit einem separaten Bremssystem<br />
an Fuß <strong>und</strong> Kopf des Regalbediengeräts sowie einer neuen<br />
elektrischen Überwachung <strong>und</strong> Auslösung der Fangvorrichtung<br />
im Hubwerk ausgestattet. Dies kommt auch der Sicherheit des<br />
Wartungs- <strong>und</strong> Betriebspersonals zugute. Die Auslösung der<br />
Zahlen <strong>und</strong> Fakten zur RGB-Generation<br />
„Performance“<br />
Paletten-<br />
RGB<br />
Behälter-<br />
RGB<br />
Geschwindigkeit Fahrwerk [m/s] 5,0 5,0<br />
Beschleunigung Fahrwerk [m/s²] 0,5 – 2,5 2,0 – 3,0<br />
Geschwindigkeit Hubwerk [m/s] 1,0 – 1,5 3,0<br />
Beschleunigung Hubwerk [m/s²] 1,0 – 1,5 3,0<br />
Bauhöhen [m] 5,0 – 45,0 5,0 – 25,0<br />
Gewichtsreduzierung: bis zu 25 Prozent 1)<br />
Höhere Leistung: bis zu 20 Prozent 1)<br />
Kleinere Anfahrmaße: bis zu 25 Prozent 1)<br />
Lastaufnahmemittel: platzsparender, schneller 1)<br />
1)<br />
Gegenüber dem Vorgängermodell<br />
Fangvorrichtung wird abhängig vom Betriebsmodus auf die verschiedenen<br />
Nenngeschwindigkeiten eingestellt.<br />
DURCHGÄNGIGES GERÄTE-DESIGN<br />
Das reduzierte Gerätegewicht erlaubt den Einsatz kleinerer Antriebe<br />
<strong>und</strong> Frequenzumrichter. Die Zwischenkreiskopplung nutzt<br />
Bremsenergie für Beschleunigungsvorgänge <strong>und</strong> macht den Betrieb<br />
energieeffizienter.<br />
Bei der Konzeption der Regalförderzeuge hat der Hersteller auf<br />
ein durchgängiges Geräte-Design geachtet. Der Aufbau <strong>und</strong> einzelne<br />
Bauteile der Kleinteile-RBG <strong>und</strong> Paletten-RBG sind, wo immer<br />
möglich, identisch. Dies vereinfacht das Ersatzteilmanagement<br />
<strong>und</strong> die Schulung des Lagerpersonals.<br />
Bei einem ersten Anwender sind mehrere Performance-Regalbediengeräte<br />
der neuen Generation bereits in Betrieb. Zudem befinden<br />
sich weitere Hochregallager in der Planungs- <strong>und</strong> Realisierungsphase.<br />
Auf der Logimat präsentierte der Hersteller das Modell „Performance“<br />
im Maßstab 1:6 erstmals öffentlich. „Die Detailtreue des<br />
Modells hat mich beeindruckt. Das Gilgen-Team hat hier eine beeindruckende<br />
Arbeit geleistet“, freut sich Daniel Gilgen.<br />
Fotos: Gilgen Logistics, <strong>f+h</strong><br />
www.gilgen.com<br />
Quelle: Gilgen Logistics<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 31
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
INDIVIDUELL KONZIPIERTES KRAGARMREGAL FÜR EFFIZIENTE<br />
UND SICHERE LAGERUNG VON SCHALUNGSPLATTEN<br />
OHNE DURCHHÄNGER<br />
Trapezbleche an<br />
der Rückseite des Regals<br />
<strong>und</strong> als Dacheindeckung<br />
schützen die beschichteten<br />
Sperrholzplatten vor<br />
Witterungseinflüssen<br />
Durch ein im Außenbereich aufgestelltes<br />
Kragarmregal der Ohra Regalanlagen GmbH,<br />
Kerpen, konnte das Unternehmen Ulma<br />
Construction aus Rödermark schnell <strong>und</strong> effizient<br />
neue Lagerkapazitäten für beschichtete<br />
Sperrholzplatten realisieren. Da die Platten<br />
unterschiedliche Dimensionen aufweisen,<br />
musste das Regal so angepasst werden, dass sie<br />
sich bei der Lagerung nicht durchbiegen.<br />
Ohne Schalungssysteme lässt sich kaum ein Bauwerk realisieren<br />
– zumindest, wenn Beton eingesetzt wird.<br />
Gleich ob beim Gießen von Decken, Wänden oder auch<br />
speziellen Bauteilen sorgt die Schalung dafür, dass der<br />
Beton in der gewünschten Form bleibt. Bei großen Bauwerken<br />
umfasst so ein Schalungssystem durchaus mehrere Tausend Quadratmeter.<br />
So hat die in Rödermark ansässige Ulma Construction GmbH<br />
zum Beispiel für einen Bürocampus im Stuttgarter Süden mehr<br />
als 3.500 m2 Deckenschalungen sowie 805 m2 Rahmenschalung<br />
geliefert. Ulma Construction ist die deutsche Niederlassung des<br />
spanischen Unternehmens Ulma Construcción – einem weltweit<br />
agierenden Anbieter von Schalungs- <strong>und</strong> Gerüstsystemen. Die<br />
deutsche Niederlassung erwirtschaftet den überwiegenden Teil<br />
ihres Umsatzes dabei mit der Vermietung der Schalungs- <strong>und</strong> Gerüstsysteme.<br />
Das bedeutet, dass die Wartung der Elemente eine<br />
entscheidende Rolle spielt: Nur wenn alle Teile jederzeit in einem<br />
perfekten Zustand sind, ist ein fehlerfreier Betonguss sowie<br />
eine problemlose Versorgung der Baustelle mit den Schalungselementen<br />
möglich.<br />
AUFWENDIGES BODENLAGER<br />
Ulma hat daher ständig bis zu 20.000 m2 an beschichteten Sperrholzplatten<br />
auf Lager, mit denen die Schalungssysteme ausgebessert<br />
<strong>und</strong> saniert werden können. Bis dato lagerten die Platten<br />
auf dem Boden. „Ein Nachteil dieser Lagerung war, dass die<br />
Sperrholzplatten zu viel Platz in der Werkshalle eingenommen<br />
haben“, erklärt Thomas Denk, verantwortlich für den Einkauf bei<br />
Ulma. Zudem habe man die Platten jedes Mal mit dem Gabelstapler<br />
umlagern müssen, um an die gewünschten Platten zu gelangen.<br />
Das sei nicht nur zeitaufwendig, sondern auch unübersichtlich<br />
gewesen. Zudem habe die Umlagerung immer das Risiko<br />
mit sich gebracht, dass die für die Schalung benötigten Platten<br />
beschädigt <strong>und</strong> damit unbrauchbar werden.<br />
Die Einführung eines neuen Betonschalungssystems in<br />
Deutschland nahm das Unternehmen zum Anlass, ein neues Lager<br />
für die Sperrholzplatten zu realisieren. Ziel war es auch, Flächen<br />
in der Werkshalle freizubekommen <strong>und</strong> damit die Möglichkeit<br />
zu schaffen, den für das neue Schalungssystem benötigten<br />
Kleinteilebereich zu erweitern.<br />
32 <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
<br />
KRAGARMREGAL STATT LAGERHALLE<br />
„Ein Kragarmregal im Außenbereich war die schnellste, einfachste<br />
<strong>und</strong> letztlich auch beste Lösung, um in kurzer Zeit zusätzliche<br />
Lagerfläche zu schaffen“, so Denk.<br />
Kragarmregale erlauben es, das Lagergut schonend <strong>und</strong> sicher<br />
zu bevorraten – <strong>und</strong> sparen gegenüber der Bodenlagerung erheblich<br />
Platz. Denk: „Durch die Bauordnung in Hessen war es uns<br />
möglich, ein über sechs Meter hohes <strong>und</strong> mehr als 50 Meter langes<br />
Kragarmregal zu realisieren, ohne lange auf eine Baugenehmigung<br />
oder Aufstellgenehmigung warten zu müssen.“ Zudem<br />
ließ sich so der hohe Zeit- <strong>und</strong> Kostenaufwand für den Neubau<br />
einer neuen Halle vermeiden.<br />
Der Anbieter von Schalungs- <strong>und</strong> Gerüstsystemen entschied<br />
sich schließlich für ein System von Ohra. Die Regalständer <strong>und</strong><br />
Kragarme der Regale sind aus robusten vollwandigen, warmgewalzten<br />
IPE-Stahlprofilen gefertigt. Somit sind Standardarmlasten<br />
bis zu 2.500 kg <strong>und</strong> maximale Stützenlasten von 10.000 kg möglich.<br />
ACHSABSTÄNDE VARIIEREN<br />
gerebene auf den Füßen des Kragarmregals mit Holzbohlen aus<br />
– so entsteht eine durchgängige Fläche, auf der sich auch kleinere<br />
Formate unterbringen lassen.<br />
MIT DACH UND WAND<br />
Zum Schutz der eingelagerten Sperrholzplatten vor der Witterung<br />
wurde das Regal mit einem Dach ausgestattet. Dabei werden<br />
am oberen Ende der Ständer, in diesem Fall zwei Meter lange,<br />
Dacharme mit einer Steigung von sechs Grad eingehängt. Sie<br />
tragen die Dacheindeckung, die bei dem Regal in Rödermark aus<br />
Trapezblechen besteht. Trapezbleche wurden auch genutzt, um<br />
die Rückseite des Regals zu verkleiden <strong>und</strong> so die Sperrholzplatten<br />
wirksam vor der Witterung zu schützen.<br />
„Das Regal konnte innerhalb von sechs Monaten realisiert werden,<br />
ohne unseren Betriebsablauf zu beeinträchtigen“, zeigt sich<br />
Denk beeindruckt. „Die schnelle Realisation des Projekts war<br />
auch möglich, weil uns die Firma Ohra sehr zügig entsprechende<br />
F<strong>und</strong>amentpläne zur Verfügung gestellt hat. So konnten wir umgehend<br />
einen Tiefbauer beauftragen, die Fläche für das aufzustellende<br />
Regal zu errichten.“<br />
EFFIZIENT PLATZ GEWONNEN<br />
Mit dem neuen Regalsystem konnte der Betreiber seine Lagerflächen<br />
effizient erweitern. „Wir haben durch das neue Regalsystem<br />
eine geordnete Lagerung unserer Sperrholzplatten <strong>und</strong> Holzwerkstoffe<br />
schaffen können“, so Denk. „Zudem konnte durch die<br />
Platzgewinnung in der Werkshalle der Kleinteilebereich erweitert<br />
werden, was dazu führt, dass die Kommissionierung zügiger <strong>und</strong><br />
geordneter ablaufen kann.“<br />
Fotos: Ohra<br />
www.ohra.de<br />
IMPRESSUM<br />
erscheint <strong>2023</strong> im 73. Jahrgang,<br />
ISSN 0341-2636 / ISSN E-Paper: 2747-8130<br />
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Für Ulma war es ferner bedeutsam, dass sich das Regal für die Anforderungen<br />
der Lagerung der Sperrholzplatten entwerfen ließ.<br />
Denn im Regal müssen Platten mit Abmessungen zwischen<br />
3,3 × 2,4 <strong>und</strong> 0,6 × 0,3 m Platz finden. Denk: „Die Größenunterschiede<br />
machten es nicht ganz einfach, ein passendes Regal zu<br />
entwerfen, bei dem alle Dimension lagerfähig sind <strong>und</strong> bei denen<br />
es zu keinen Durchbiegungen der einzulagernden Platten kommt.“<br />
Die Lösung bestand darin, das Regal mit individuellen Achsabständen<br />
– also den Abstand zwischen den Ständern – zu konzipieren:<br />
Zwischen 26 Ständern beträgt er 1.000 mm, zwischen den<br />
restlichen 27 Ständern 1.200 mm. „So erreichen wir eine optimale<br />
Auflage für die unterschiedliche Ware <strong>und</strong> einen idealen Platzbedarf“,<br />
erklärt Matthias Schäfer, Gebietsverkaufsleiter von Ohra für<br />
die Region Rhein-Main. Zusätzlich rüstete Ohra die unterste Lawww.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de<br />
<strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 33
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
CLARK-ELEKTROSTAPLER BEWEIST LEISTUNGSFÄHIGKEIT<br />
BEI UNGEWÖHNLICHEM MIETEINSATZ<br />
SANFTE VERLADUNG VON<br />
SENSIBLER LEBENDLAST<br />
Der Zoo in Duisburg hat eine neue Attraktion:<br />
Seit Juni 2022 bereichern zwei Seekühe die<br />
Artenvielfalt des Zoos am Kaiserberg. Doch der<br />
Transport der beiden Seekühe Manfred <strong>und</strong><br />
Pablo war eine logistische Herausforderung, bei<br />
der ein Gabelstapler von Clark eine<br />
entscheidende Rolle gespielt hat.<br />
Die Seekühe Manfred (5) <strong>und</strong> Pablo (3) reisten vom dänischen<br />
Zoo Odense aus nach Duisburg. Und eines für<br />
Tierfre<strong>und</strong>e vorweg: Die Reise aus dem 669 km entfernten<br />
Dänemark haben beide ges<strong>und</strong> <strong>und</strong> putzmunter<br />
überstanden. Das weitläufige Wasserareal der Tropenhalle Rio<br />
Negro ist nun ihr neues Zuhause. Das Zoo-Team hatte sich viele<br />
Monate im Voraus auf die Neuankömmlinge vorbereitet. Dazu<br />
gehörte auch die Beschaffung eines Mietstaplers für die Verladung<br />
der beiden schwergewichtigen neuen Zoobewohner.<br />
SPEZIELLER EINSATZ ERFORDERT<br />
SPEZIELLE HILFSMITTEL<br />
In zwei beheizbaren Lkw traten die Seekühe ihren Weg ins Ruhrgebiet<br />
an. Eine auf Großtiertransporte spezialisierte Firma brachte<br />
nicht nur die Fahrzeuge, sondern auch die Reiseunterkünfte der<br />
Seekühe mit. Dabei handelte es sich um zwei Spezialboxen mit einem<br />
Leergewicht von mehr als 900 kg, die während des Transports<br />
mit Wasser gefüllt waren. Die Verladung der Tiere in Odense sowie<br />
den Transport ins Ruhrgebiet begleitete Zootierärztin Dr. Kerstin<br />
Ternes, die in regelmäßigen Abständen nach den Tieren geschaut<br />
<strong>und</strong> dabei unter anderem die Wassertemperatur gemessen hat.<br />
Bereits Wochen vor dem Transporttermin stellten die verantwortlichen<br />
Zoo-Mitarbeiter eine Mietstapleranfrage an Clark Europe,<br />
Duisburg. Benötigt wurde ein Stapler, mit dem der Zoo die<br />
Transportboxen inklusive der Neuankömmlinge vorsichtig aus<br />
dem Lkw laden <strong>und</strong> unversehrt in ihr neues Domizil überführen<br />
konnte. Im Zoo-eigenen Fuhrpark gab es kein passendes Gerät,<br />
das dieser Aufgabe gewachsen war. „Wir benötigten einen Stapler,<br />
der mindestens vier Tonnen Last <strong>heben</strong> kann, denn wir wussten<br />
im Vorfeld nicht genau, wie schwer die Transportbox inklusive<br />
Wasser <strong>und</strong> Seekuh sein würde,“ erläutert Christian Schreiner,<br />
Pressesprecher des Zoo Duisburg. Christopher Grefer, Mitarbeiter<br />
der Technischen Abteilung im Zoo Duisburg fügt hinzu: „Da<br />
wir die 3,6 Meter langen stahlumrahmten Holzboxen längs von<br />
der Rückseite des Lkw ausladen mussten, waren zudem extra lange<br />
Gabeln nötig.“<br />
Aber es kam noch eine weitere Herausforderung hinzu: Beim<br />
Ladegut handelte es sich um Lebewesen, die unter Umständen<br />
während des Transports die Position verändern. Bei einer sich<br />
bewegenden Last, besteht die Gefahr, dass der Schwerpunkt des<br />
01<br />
02<br />
03<br />
Staplers wandert. Dieser schlimmstenfalls sogar kippt. Der Mietstapler<br />
musste also zum einen eine möglichst hohe Resttragfähigkeit<br />
<strong>und</strong> Standsicherheit haben, damit die Boxen, die zusätzlich<br />
mit Spanngurten gesichert waren, vorsichtig transportiert<br />
werden konnten. Zum anderen war ein sensibles Lasthandling<br />
gefordert, um den Transport so schonend wie möglich durchzuführen.<br />
„Clark hat sofort auf unsere Anfrage reagiert <strong>und</strong> uns ein<br />
passendes Fahrzeug angeboten,“ so Grefer.<br />
34 <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
<br />
ich nicht nur bei Rückwärtsfahrt eine bessere Sicht nach hinten,<br />
sondern auch meine umstehenden Kollegen wussten immer, in<br />
welche Richtung sich der Stapler bewegt. Das vordere Blue Light<br />
war hilfreich beim Einfädeln in die Transportbox.“<br />
Das bei diesem Einsatz die Umschlagleistung nicht im Vordergr<strong>und</strong><br />
stand, versteht sich von selbst. Im Gegenteil: jeder einzelne<br />
Arbeitsschritt lief wie in Zeitlupe ab. Grefer: „Wir haben darauf<br />
geachtet, dass jede Bewegung langsam <strong>und</strong> fließend stattfindet.<br />
Erschütterungen sollten unbedingt vermieden werden. Der<br />
Clark-Stapler ließ sich feinfühlig über die Minihebel bedienen,<br />
sodass ich die Box vorsichtig aufnehmen <strong>und</strong> auf das Rollbrett<br />
auf der Empore absetzen konnte. Hilfreich war auch der integrierte<br />
Seitenschieber. Damit ließen sich die Gabeln auch seitlich<br />
verfahren <strong>und</strong> ich musste nicht ständig reversieren.“<br />
01–03 Die Tierpfleger platzierten einen „Stretcher“ unterhalb der<br />
Seekuh. Dann wurde die Seekuh mit Unterstützung eines Schwenkkrans<br />
aus der Transportbox gehoben <strong>und</strong> vorsichtig in ihr neues<br />
Zuhause abgelassen<br />
Dabei handelte es sich um einen Elektrostapler GEX50 mit 80 V<br />
<strong>und</strong> einer Tragfähigkeit von fünf Tonnen. Der GEX50 lässt sich<br />
über in der Armlehne integrierte Minihebel präzise bedienen.<br />
Auch bei voll eingeschlagener Lenkung fährt das Flurförderzeug<br />
durch den Parallelfrontantrieb feinfühlig an. Wenn der Fahrer<br />
den Fahrtrichtungsschalter betätigt, bremst der Stapler sanft ab<br />
<strong>und</strong> beschleunigt dann wieder progressiv in der gewählten Fahrtrichtung.<br />
Ein integriertes Neigesperrventil am Hubgerüst verhindert<br />
beim Lasthandling ein zu schnelles oder unbeabsichtigtes<br />
Vorneigen des Hubgerüsts. Die Betriebsbremsen sind gekapselt<br />
<strong>und</strong> somit vor Staub, Feuchtigkeit <strong>und</strong> aggressiven Medien geschützt<br />
– also auch vor Regen im Außeneinsatz. „Bei Clark können<br />
wir uns immer darauf verlassen, dass wir auf kurzem Dienstweg<br />
genau die Fahrzeuge erhalten, die den oftmals speziellen Anforderungen<br />
bei uns im Zoo gerecht werden,“ ergänzt Grefer. Der<br />
Zoo arbeitet bereits seit mehreren Jahren mit dem Flurförderzeughersteller<br />
zusammen <strong>und</strong> hat neben diversen Transport<strong>und</strong><br />
Servicefahrzeugen auch einen Elektro-Hochhubwagen<br />
WSX12 in seinem Fuhrpark.<br />
STAPLEREINSATZ IN ZEITLUPE<br />
Als dann am Einsatztag gegen 22.00 Uhr die Lkw auf das Zoogelände<br />
rollten, standen mehr als 20 Mitarbeiter des Zoos sowie der<br />
Clark-Elektrostapler bereit, um die Neuankömmlinge in Empfang<br />
zu nehmen <strong>und</strong> den Weg der Tiere in die Tropenhalle Rio Negro<br />
zu begleiten. Zu den schon genannten Unwägbarkeiten dieses<br />
Einsatzes kam nun auch noch die einsetzende Dunkelheit hinzu.<br />
Doch mithilfe des Elektrostaplers konnten die Spezialboxen<br />
nacheinander <strong>und</strong> sicher auf das extra angefertigte Schwerlast-<br />
Rollbrett gehoben werden. Dies stand auf einer eigens für die Ankunft<br />
der Seekühe gebauten Empore. Dazu mussten die Boxen<br />
erst aus dem Lkw entladen, auf den Boden abgesetzt <strong>und</strong> dann<br />
quer auf die Gabeln wieder aufgenommen werden. Nur auf diese<br />
Weise ließ sich die Fracht auf das Rollbrett absetzen. Trotz der<br />
Dunkelheit ging alles problemlos vonstatten. Dies lag nicht zuletzt<br />
daran, dass der Stapler neben Arbeitsscheinwerfern, Rückkombileuchte<br />
mit Bremslicht <strong>und</strong> Rückfahrlicht auch mit Clark<br />
Blue Lights an Front <strong>und</strong> Heck ausgestattet war. Das hat die Sicherheit<br />
erhöht. „Der Arbeitsbereich war perfekt ausgeleuchtet.<br />
Das war extrem wichtig“, so Grefer. „Mithilfe des Blue Lights hatte<br />
PERFEKT GEPLANT UND IN TEAMARBEIT<br />
AUSGEFÜHRT<br />
Als dann endlich Box für Box nacheinander sicher auf dem Rollbrett<br />
stand, waren zehn Tierpfleger nötig, um jeweils eine der wassergefüllten<br />
Kisten inklusive Seekuh zum Rand des Wasser areals<br />
der Tropenhalle zu schieben. Die Tierpfleger platzierten dann einen<br />
„Stretcher“ unterhalb der Seekuh – eine Art Hängematte.<br />
Dann wurde das Tier mit Unterstützung eines Schwenkkrans aus<br />
der Box <strong>und</strong> wohlbehalten in das neue Zuhause gehoben.<br />
Sandra Dollhäupl, Kuratorin im Zoo Duisburg, war federführend<br />
für den Transport verantwortlich <strong>und</strong> plante wochenlang<br />
die Anreise der Seekühe. Dabei stand die Biologin im stetigen<br />
Austausch mit dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm<br />
(EEP) in Nürnberg <strong>und</strong> besuchte die Tiere vor Ort in Odense.<br />
Für die Ankunft in Duisburg hatte der Zoo, damit jeder einzelne<br />
DER PROZESS „SEEKUH<br />
VERLADUNG“ ERFORDERTE<br />
FINGERSPITZENGEFÜHL<br />
Schritt problemlos vonstattengeht, Teams zusammengestellt.<br />
„Es gab zum Beispiel das Team ‚Gabelstapler‘, dessen einzige<br />
Aufgabe es war, darauf zu achten, dass der Transport der Box<br />
mit dem Stapler so behutsam wie möglich verläuft“, so Schreiner.<br />
„Ein Kollege des Teams ‚Gabelstapler‘ hatte zum Beispiel<br />
als einzige Aufgabe, Christopher Grefer beim Ausladen der<br />
Transportboxen aus dem Lkw <strong>und</strong> beim Abladen auf dem Rollbrett<br />
einzuweisen.“<br />
Das Team „Box“, das aus Tierpflegern bestand, hatte zur Aufgabe,<br />
die Boxen gemeinschaftlich über das Rollbrett in die Tropenhalle<br />
zu schieben. Dort wartete bereits das Team „Kran“, das<br />
nur für die Kranverladung zuständig war. Alle Teams wurden im<br />
Vorfeld mehrfach auf ihre jeweilige Aufgabe trainiert, damit,<br />
wenn es ernst wird, die Seekühe sicher in ihrem neuen Zuhause<br />
ankommen.<br />
Für den Zoo Duisburg war diese logistische Herausforderung<br />
ein Novum. Demzufolge waren alle Beteiligten erleichtert, als die<br />
Seekühe wohlbehalten ihr neues Refugium in Augenschein nehmen<br />
konnten. „Damit der logistische Prozess ‚Seekuhverladung‘<br />
erfolgreich verlaufen konnte, mussten alle Rädchen nahtlos ineinandergreifen“,<br />
betont Schreiner. „In diesem Prozess hatte der<br />
Clark-Stapler eine ganz wichtige Funktion. Wir sind froh <strong>und</strong><br />
dankbar, dass wir uns wieder einmal auf Clark verlassen konnten.“<br />
Autorin: Sabine Barde, freie Fachjournalistin, Duisburg<br />
Fotos: Zoo Duisburg/A. Dörendahl <strong>und</strong> M. Appel<br />
www.clarkmheu.com<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 35
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
LOGISTICS & AUTOMATION: REGIONALE FACHMESSE<br />
FÜR INTRALOGISTIK UND MATERIALFLUSS IN HAMBURG<br />
MESSE MIT MEHRWERT<br />
Aufgr<strong>und</strong> des<br />
Aussteller- <strong>und</strong> Themenangebots<br />
lässt sich davon<br />
ausgehen, dass wie im<br />
vergangenen so auch in<br />
diesem Jahr ein reger<br />
Zuspruch seitens der Besucher<br />
an den Themen der<br />
Logistics & Automation<br />
besteht<br />
Was gibt es Neues in der Intralogistik? Diese<br />
Frage beantwortet, kompakt <strong>und</strong> umfassend, die<br />
Branchenmesse Logistics & Automation, die am<br />
14. <strong>und</strong> 15. Juni in Hamburg stattfindet. Die<br />
Besucher erwartet eine spannende Veranstaltung<br />
mit aktuellen Schwerpunkt themen <strong>und</strong> einem<br />
hochwertigen Rahmenprogramm.<br />
Ziel ist es, den Besuchern aus der Intralogistik <strong>und</strong> allen relevanten<br />
Industriebranchen einen ebenso umfassenden<br />
wie konzentrierten Überblick über den Stand der Technik<br />
sowie über Neuheiten <strong>und</strong> Trends der Logistik zu geben.<br />
Dabei bildet die Messe die komplette Bandbreite der relevanten<br />
Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen ab. Das gilt für die Hardware der<br />
Logistik mit Lagereinrichtungen, Förder- <strong>und</strong> Handhabungstechnik<br />
sowie mit Flurförderzeugen <strong>und</strong> Transportgeräten. Dabei<br />
spielt – wie schon der Name der Messe sagt – die Automation eine<br />
wichtige Rolle. Mit diesem Fokus sind ist die zweitägige Veranstaltung<br />
ein „Muss“ für Unternehmen aus der Intralogistik sowie<br />
für Experten aus allen Industriebranchen <strong>und</strong> Handelshäusern,<br />
die Waren produzieren, bearbeiten, empfangen, umschlagen<br />
<strong>und</strong>/oder versenden.<br />
Aussteller können auf kurzem Wege persönliche Kontakte zu<br />
Entscheidern knüpfen, die Bedarf an Produkten <strong>und</strong> Dienstleistungen<br />
der (Intra-)Logistik haben. Die Besucher wiederum lernen<br />
Anbieter kennen, die dem innerbetrieblichen Material- <strong>und</strong><br />
Informationsfluss der Anwender Impulse in Richtung Effizienz,<br />
Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Zukunftsfähigkeit geben können.<br />
Neben den Exponaten <strong>und</strong> Präsentationen auf den Messeständen<br />
gibt es auch weiterführende Informationen: Auf zwei Bühnen<br />
– dem Solution Center <strong>und</strong> dem Science Center – berichten<br />
Experten über praxisnahe neue Lösungen <strong>und</strong> über Forschungs-<br />
ergebnisse aus der Logistik. Hier spielt unter anderem die Digitalisierung<br />
der Intralogistik eine wichtige Rolle, aber auch die Steigerung<br />
der Effizienz, der weiter anhaltende Trend zur (möglichst<br />
flexiblen) Automatisierung <strong>und</strong> der zunehmende Wunsch der<br />
Anwender, nachhaltige Prozessketten zu etablieren.<br />
SMART LOGISTICS UND NACHHALTIGKEIT<br />
Zwei Trendthemen stehen im Fokus: Smart Logistics <strong>und</strong> Nachhaltigkeit.<br />
Maria Soloveva, Projektleiterin vom Messeveranstalter<br />
Easyfairs Deutschland: „Digitalisierung <strong>und</strong> Industrie 4.0 sind in<br />
der Intralogistik unverändert aktuell. Die Messe wird Trends aufzeigen,<br />
wie sich Prozesse wie Einlagern, Kommissionieren <strong>und</strong><br />
Versenden beschleunigen, automatisieren <strong>und</strong> digitalisieren lassen.<br />
Und die Nachhaltigkeit betrifft zurzeit alle Bereiche der Industrie<br />
– nicht zuletzt durch die Berichtspflicht für Unternehmen,<br />
die im Jahr 2024 beginnt. Das heißt: Es muss über Kennzahlen<br />
<strong>und</strong> Investitionen aus <strong>2023</strong> berichtet werden. Und in jedes industrielle<br />
Produkt muss der Hersteller beim Ermitteln des Carbon<br />
Footprint auch die logistikbezogenen CO 2<br />
-Emissionen einrechnen.<br />
Somit gibt es Informations- <strong>und</strong> Investitionsbedarf.“<br />
Einen Mehrwert verspricht der Besuch der Logistics & Automation<br />
auch vor dem Hintergr<strong>und</strong>, weil zeitgleich am selben Ort die<br />
Verpackungsmesse Empack stattfindet. Der Besucher erhält also<br />
ein „Update“ zur kompletten Prozesskette „Transportieren – Verpacken<br />
– Lagern – Kommissionieren – Versenden“.<br />
Der Veranstalter möchte den Besuchern den Messeaufenthalt<br />
so einfach wie möglich machen: Geparkt wird direkt vor der Messehalle<br />
Hamburg-Schnelsen. Auch auf der Messe selbst gilt das<br />
Prinzip der kurzen Wege. Jeder Besucher erhält beim Eintritt ein<br />
Smart Badge, über das er Kontaktdaten austauschen kann – ein<br />
guter Start für gemeinsame Projekte, die nach der Messe weiterverfolgt<br />
werden.<br />
Foto: Easyfairs Deutschland<br />
www.intralogistik-messen.de<br />
36 <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
WEARABLE SCANNER ARBEITET MIT WATCHOS ZUSAMMEN<br />
Auch in der Industrie kommen immer mehr Smart Watches zum Einsatz. Diesem Trend trägt<br />
ProGlove nun mit einem für watchOS bereitgestellten SDK Rechnung. Die Handhabung ist<br />
einfach <strong>und</strong> komfortabel. Mithilfe eines Barcode-<br />
Scans verbinden sich die Benutzer mit ihrer Smart<br />
Watch. Danach sind sie unmittelbar etwa in einer<br />
Kommissionierapplikation angemeldet <strong>und</strong><br />
werden dann visuell durch ihren Arbeitsprozess<br />
geführt. Dazu gehören Angaben wie der Ort oder<br />
die Anzahl der zu kommissionierenden Artikel.<br />
Dabei kann der Kommissionierer auch Anpassungen<br />
vornehmen, etwa bei der Anzahl der Artikel.<br />
www.proglove.de<br />
INTELLIGENTES ENERGIEMANAGEMENT<br />
Steuern mehrere Li-Ion-Flurförderzeuge gleichzeitig die Ladestationen<br />
an, muss die zur Verfügung stehende Netzanschlussleistung eine hohe<br />
Spitzenlast liefern. Mithilfe des Lastmanagement-Systems MD der<br />
Habat GmbH lässt sich eine Antwort auf diese Herausforderung finden.<br />
Dabei übermittelt die Batterie den aktuellen Ladezustand an das<br />
Ladegerät, das diese Information an die Steuerzentrale des MD Loadmanagement<br />
Systems überträgt. Über einen Algorithmus werden die<br />
Systeme bedarfsgerecht geladen – unter Berücksichtigung eines<br />
individuellen Leistungslimits. Im Ergebnis sinken bei reduzierter<br />
Netz anschlussleistung die Leistungspreis-Kosten.<br />
www.triathlon-batterien.de<br />
Arnold_Verladesysteme_43x60mm_<strong>2023</strong>_04_FUH_05.indd 17.04.<strong>2023</strong> 09:59:16<br />
1<br />
NACHHALTIGE TECHNISCHE LÖSUNGEN STEHEN IM FOKUS<br />
Für das Unternehmen Bonfiglioli war die Logimat<br />
eine gute Gelegenheit, um interessierten Messebesuchern<br />
das Know-how zu präsentieren, das man in<br />
mehr als 60 Jahren erworben hat. So konnten sich die<br />
Besucher etwa über die Modellreihe 600 F informieren,<br />
Planetenachsen <strong>und</strong> -antriebe mit hochleistungsfähigen<br />
Elektromotoren. Das Modell 610 x3E<br />
verdient an dieser Stelle eine besondere Erwähnung:<br />
Es wurde für Stapler mit einer Tragfähigkeit von bis zu 16 Tonnen konzipiert <strong>und</strong> beweist, dass<br />
sich Bonfiglioli auf dem Markt als Spezialist für Elektro-Schwerlaststapler etablieren konnte.<br />
Bei den Lagertechnikgeräten hat der Hersteller das lenkbare Antriebsmodell EL09 für unter<br />
anderem Gabelhubwagen <strong>und</strong> Schubmaststapler gezeigt. Die integrierte Multifunktionseinheit<br />
ermöglicht die Kontrolle über Beschleunigung, Lenkung <strong>und</strong> Bremsen <strong>und</strong> stellt dabei<br />
außerdem Wendigkeit auf engstem Raum sowie Geräuscharmut sicher.<br />
www.bonfiglioli.com<br />
Torabdichtungen mit<br />
Hubdach von Koch...<br />
BIS ZU 4.300 EINHEITEN PRO STUNDE DEN RICHTIGEN WEG WEISEN<br />
Der Multi-Angle Ball Sorter (MABS) des Unternehmens Itoh<br />
Denki lässt sich in Stückgut- <strong>und</strong> Behälterfördersysteme<br />
integrieren. Die Lösung benötigt keine Pneumatik <strong>und</strong> wird<br />
stattdessen mit 24 V Gleichstrom angetrieben, was sich<br />
günstig auf die Installation <strong>und</strong> Wartung auswirkt. Der Sorter<br />
ist auf Lasten von bis zu 30 kg ausgelegt <strong>und</strong> in fünf Größen<br />
verfügbar. Bis zu acht Einheiten lassen sich kombinieren.<br />
www.itoh-denki.com<br />
...fallen nach<br />
in Ausgangslage zurück –<br />
praktisch „unkaputtbar“!<br />
TECHNISCH-WISSENSCHAFTLICHER BEIRAT<br />
Dr.-Ing. Chr. Beumer, Beckum;<br />
Prof. Dr.-Ing. J. Fottner, München;<br />
Prof.-Dr.-Ing. K. Furmans, Karlsruhe;<br />
Prof. Dr. M. ten Hompel, Dortm<strong>und</strong>;<br />
Prof. Dr.-Ing. R. Jansen, Dortm<strong>und</strong>;<br />
Prof. Dr. K.-O. Schocke, Frankfurt;<br />
Prof. Dr.-Ing. habil. L. Schulze, Hannover;<br />
Prof. Dr.-Ing. R. Schulz, Stuttgart<br />
Telefon 05232/6086-0<br />
www.koch-lagertechnik.de<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 37
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
FÖRDERTECHNIK<br />
MATERIALFLUSS<br />
LOGISTIK 4.0<br />
AUF DEN<br />
PUNKT<br />
GEBRACHT<br />
MANFRED WEBER,<br />
REDAKTEUR<br />
Das Internet ist voll mit nützlichen,<br />
aber auch überflüssigen Inhalten. Wir<br />
filtern für Sie die Informationsflut <strong>und</strong><br />
recherchieren Inhalte mit echtem<br />
Nutzwert für den Intralogistiker<br />
Tagtäglich sind wir im Internet einer riesigen Informationsflut ausgesetzt. Da wird es<br />
schwer, den Überblick zu behalten. Doch <strong>f+h</strong> hilft! Denn wir selektieren nicht nur<br />
entsprechende Pressemeldungen, sondern durchforsten für Sie auch Websites, Business-<br />
Netzwerke <strong>und</strong> soziale Medien <strong>und</strong> filtern spannende Dinge heraus. Ab sofort finden Sie<br />
an dieser Stelle unsere Highlights aus der digitalen Welt der Intralogistik.<br />
INTHER GROUP ERNEUERT WEB-AUFTRITT<br />
Mit dem Launch der Website präsentiert sich die Inther Group<br />
als Spezialist für vollintegrierte, hybride Systemlösungen. Auch<br />
der umfangreiche After-Sales-Support nach Übergabe eines<br />
Projekts wird nun detaillierter dargestellt. Die neue Website<br />
enthält mehr Informationen in einer verbesserten Struktur <strong>und</strong><br />
entspricht eher dem gewünschten Image des Unternehmens:<br />
Junge Enthusiasten in einer ungezwungenen, unternehmerischen<br />
<strong>und</strong> persönlichen Atmosphäre, aber gründlich <strong>und</strong><br />
professionell. Dieses Gefühl soll auf der neuen Website zum<br />
Ausdruck kommen. Große Schlagzeilen, viele Bilder, informelle<br />
Sprache <strong>und</strong> organische Stilelemente, Menschen in Bildern <strong>und</strong><br />
mehr Erklärungen darüber, wofür das Unternehmen steht. Der<br />
Launch der Website soll noch weiter ausgebaut werden.<br />
WWW.INTHERGROUP.COM<br />
INTEGRATIVE WMS<br />
Die aktuelle Erweiterung des modular aufgebauten<br />
Warehouse Management Systems Stradivari der ICS<br />
Group ermöglicht eine individuelle Anpassung direkt<br />
aus der Cloud. Zu den Merkmalen zählen KI-basierte<br />
Planungs- <strong>und</strong> Transportoptimierung sowie Computer-<br />
Vision-Konzepte, mit denen sich Scanprozesse eliminieren<br />
lassen. „Track & Trace“ in der Produktion, Behältermanagement<br />
<strong>und</strong> dynamische ABC-Steuerung sind<br />
weitere Merkmale von Stradivari. Das WMS integriert<br />
zudem mit unter anderem Yard-Management, Echtzeit-<br />
Lokalisierung sowie Transportleitsystem effiziente<br />
Erweiterungen für ganzheitliche Prozessdigitalisierung<br />
<strong>und</strong> bietet flexible Anbindungen an Bereitstellungssysteme,<br />
zum Beispiel des Unternehmens Kardex.<br />
WWW.ICS-GROUP.EU<br />
38 <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
PRODUKTE UND SYSTEME<br />
DIE TOP<br />
ONLINE-ARTIKEL<br />
DER F+H WEBSITE<br />
CLOUD-BASIERTE SERVICE-LÖSUNG<br />
Neue Supply-Chain-Plattform macht das Yard smart<br />
bit.ly/myleo-fuh-23<br />
SICK AUF DER LOGIMAT<br />
Sensor- <strong>und</strong> Systemlösungen im Mittelpunkt des<br />
Messeauftritts<br />
bit.ly/sick-fuh-23<br />
ENERGIESPARENDE TRANSPORTBÄNDER<br />
TÜV Rheinland bestätigt das Einsparpotenzial beim<br />
Einsatz von Transilon Amp Miser Transportbändern<br />
bit.ly/forbo-fuh-23<br />
An dieser Stelle präsentieren wir Ihnen die<br />
fünf meist gelesenen Artikel des Monats<br />
auf unserer Internetpräsenz<br />
Das Ranking umfasst alle Seitenaufrufe im 2-Monats-Zeitraum<br />
bis ca. 2-3 Wochen vor Erscheinungstermin dieser Ausgabe. Die<br />
Berechnungsbasis von 100% entspricht der Summe der fünf Plätze.<br />
HYGIENISCH UND ROBUST<br />
Lebensmittelechte Kunststoffpalettenbox HB3<br />
erfüllt hohe Anforderungen<br />
bit.ly/craemer-fuh-23<br />
DIREKT VON PALETTE ZU PALETTE<br />
Umpalettieranlagen integrieren Bildverarbeitung,<br />
Greif- <strong>und</strong> Fördertechnik sowie Steuerung<br />
bit.ly/premiumrobo-fuh-23<br />
EXCLUSIVE<br />
CONTENT<br />
nur online<br />
www.bit.ly/gebhardt-fuh-23<br />
MOBILE SCHICHTPLANUNG IN<br />
ECHTZEIT<br />
Beekeeper präsentiert eine neue Funktion des<br />
„Frontline Success Systems“, einer mobilen<br />
Plattform für die Zusammenarbeit: Mit der<br />
„Schichtplanung“ können Mitarbeiter per App in<br />
Echtzeit Schichten tauschen, ihre Verfügbarkeit<br />
aktualisieren <strong>und</strong> sich direkt an ihre Vorgesetzten<br />
wenden. Etwa, um sich Arbeitszeiten<br />
genehmigen zu lassen oder kurzfristige Planänderungen<br />
zu beantragen. Die digitale <strong>und</strong><br />
mobilfähige Schichtplanung ist vor allem für<br />
Branchen wie Produktion <strong>und</strong> Bau, Ges<strong>und</strong>heitswesen,<br />
Hotellerie oder Gastronomie von großer<br />
Bedeutung – denn sie leiden besonders unter<br />
einem akuten Fachkräftemangel.<br />
WWW.BEEKEEPER.DE<br />
MODULAR, SKALIERBAR UND<br />
WARTUNGSFREUNDLICH<br />
Die Lieferketten <strong>und</strong> Absatzmärkte haben in den vergangenen<br />
Jahren eine starke Dynamik erfahren <strong>und</strong><br />
erfordern daher flexible <strong>und</strong> skalierbare Intralogistik-<br />
Lösungen. Das Unternehmen Gebhardt hat auf diese<br />
Bedürfnisse reagiert <strong>und</strong> stellt das neue Lagerkonzept<br />
Gebhardt Upstream vor. Das Upstream-Konzept legt den Fokus<br />
auf Modularität auf allen Ebenen. Das System ist in der Lage,<br />
Dimensionen von bis zu 100 m Länge, 18 m Höhe <strong>und</strong> beliebig<br />
viele Gassen einzunehmen <strong>und</strong> kann Behältergewichte von bis<br />
zu 50 kg tragen.<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 39
PERSPEKTIVEN<br />
SERIE<br />
PROJEKTMANAGEMENT IN INTRALOGISTIKPROJEKTEN – TEIL I<br />
SO WERDEN AUCH KOMPLEXE<br />
PROJEKTE EIN ERFOLG<br />
Der Verbesserung, die ein Intralogistikprojekt<br />
bewirken soll, geht vielfach ein arbeitsintensiver,<br />
phasenweise auch mühsamer <strong>und</strong> schwieriger<br />
Prozess für die komplette Firmenorganisation<br />
voraus. Daher sollte man sich immer bewusst<br />
machen, dass es im Projektverlauf zu Störungen,<br />
Verzögerungen <strong>und</strong> Zielkonflikten, bis hin zum<br />
Widerstand gegen die geplanten Maßnahmen,<br />
kommen kann. Praxiserprobte Strategien <strong>und</strong><br />
Methoden, um kritische Projektphasen zu<br />
bewältigen oder diese im besten Fall zu<br />
vermeiden, wollen wir Ihnen in einer<br />
mehrteiligen Serie näherbringen.<br />
Eine Erweiterung der Logistik, die Einführung von SAP oder<br />
der Aufbau von E-Commerce-Lösungen sind für viele Unternehmen<br />
ein unumgänglicher Schritt, um wettbewerbsfähig<br />
zu bleiben. Vor der angestrebten Verbesserung durch<br />
eine neue Infrastruktur liegt allerdings in der Mehrzahl der Fälle<br />
ein arbeitsintensiver, phasenweise auch mühsamer <strong>und</strong> schwieriger<br />
Prozess für die ganze Organisation. Komplexe Intralogistik-/<br />
Infrastrukturprojekte stellen ein Unternehmen vor große Herausforderungen,<br />
da begrenzte Ressourcen über einen längeren Zeitraum<br />
geb<strong>und</strong>en werden <strong>und</strong> die Erfahrung im Management von<br />
Großprojekten vielfach fehlt.<br />
Durch den hohen wirtschaftlichen Aufwand sowie personelle<br />
Mehrbelastung steht das Projektteam meistens vom Start weg unter<br />
hohem Zeit- <strong>und</strong> Erfolgsdruck. Das Ergebnis ist oftmals, dass<br />
ausgerechnet so erfolgskritische Aufgaben wie exakte Planung<br />
<strong>und</strong> regelmäßige Kommunikation, die Schulung der Mitarbeiter<br />
sowie Testing <strong>und</strong> Go-Live-Begleitung vernachlässigt werden.<br />
Bei umfangreichen technisch-funktionalen Veränderungen<br />
sollte man sich darüber bewusst sein, dass diese immer auch umfangreiche<br />
Change-Projekte sind, die ein sorgfältiges Manage-<br />
ment, eine vorausschauende Planung sowie eine frühzeitige <strong>und</strong><br />
kontinuierliche Information <strong>und</strong> Einbeziehung aller betroffenen<br />
Unternehmensbereiche erfordern.<br />
Die Möglichkeit, dass es früher oder später zu systemseitigen<br />
Störungen, also zu funktionalen Problemen kommt, sollte gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
von Anfang an mit eingeplant werden. Der Umgang mit<br />
Verzögerungen, mit den daraus entstehenden Zielkonflikten <strong>und</strong><br />
Eskalationen bis hin zum Widerstand gegen die geplante Maßnahme<br />
ebenso. Werden diese Aspekte vernachlässigt, kann das<br />
später weitreichende Konsequenzen haben. Schlussendlich führen<br />
unzureichende Vorbereitung, fehlende Kommunikation <strong>und</strong><br />
Ad-hoc-Entscheidungen zu höheren Kosten <strong>und</strong> unzufriedenen<br />
Mitarbeitern, die das Projekt nicht (mehr) unterstützen.<br />
Alle Stakeholder, vor allem die Geschäftsführung <strong>und</strong> Projektleitung,<br />
sollten zudem immer bedenken, dass Intralogistikprojekte<br />
– mittelbar oder unmittelbar – Auswirkungen auf fast alle<br />
anderen Bereiche haben <strong>und</strong> direkt auf das operative Geschäft,<br />
vor allem auch auf die K<strong>und</strong>enbeziehungen, durchschlagen. Treten<br />
zum Beispiel bei der Inbetriebnahme größere Probleme auf,<br />
sodass im schlimmsten Fall K<strong>und</strong>en ihre Ware nicht mehr erhalten,<br />
ist das Unternehmen ernsthaft gefährdet. Diese Versäumnisse<br />
führen in vielen Projekten zu vermeidbaren Problemen:<br />
n Die Auswirkungen auf angrenzende Bereiche in der Organisation<br />
werden nicht angemessen berücksichtigt, Projektmitarbeiter,<br />
aber auch mittelbar betroffene Abteilungen, werden zu spät<br />
<strong>und</strong> nicht regelmäßig informiert; Transparenz <strong>und</strong> Abstimmung<br />
fehlen,<br />
n vorausschauende, frühzeitige Planung findet nicht statt; Entscheidungen<br />
werden unter Druck getroffen,<br />
n eine klare Zieldefinition, die strategische Einbettung in die Unternehmensstrategie<br />
<strong>und</strong> ein formales Projekt-Setup auf Basis<br />
von erprobten Projektmanagementmethoden fehlen,<br />
n es werden keine passenden, individuell auf das Projekt abgestimmten<br />
Organisationsstrukturen etabliert <strong>und</strong> kommuniziert,<br />
die die Projektleitung entlasten <strong>und</strong> die abteilungsübergreifende<br />
Koordination erleichtern <strong>und</strong><br />
n ein gewissenhaftes Testen wird vernachlässigt oder fällt dem<br />
Zeitdruck am Projektende ganz zum Opfer.<br />
Das Ergebnis von mangelnder Planung, Transparenz <strong>und</strong> Projektstruktur:<br />
Das Team „stolpert“ durch sein Projekt, die Organisation<br />
reibt sich an den daraus entstehenden Konflikten auf <strong>und</strong><br />
scheitert im schlimmsten Fall an der Aufgabenstellung.<br />
In einer mehrteiligen Serie beschäftigen wir uns daher mit dem<br />
Schwerpunktthema „Projektmanagement in Intralogistikprojekten“.<br />
Wir beleuchten typische Problemstellungen, die Mitarbeiter,<br />
Projektmanager <strong>und</strong> Geschäftsführer in Großprojekten immer<br />
wieder erleben <strong>und</strong> stellen Methoden <strong>und</strong> Strategien vor, mit denen<br />
sich kritische Projektphasen bewältigen lassen. Ergänzt um<br />
Tipps <strong>und</strong> Beispiele aus der Projektmanagementpraxis geben wir<br />
in den folgenden Ausgaben einen Überblick über die wichtigsten<br />
Parameter für einen erfolgreichen Projektverlauf.<br />
Autoren: Stephanie Janz <strong>und</strong> Markus Irmler, Inhaber Econsio GbR, Frankfurt<br />
Fotos: memyjo – stock.adobe.com, <strong>f+h</strong><br />
www.econsio.de<br />
40 <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
SERIE PERSPEKTIVEN<br />
DIE AUSWIRKUNG VON INTRALOGISTIKPROJEKTEN AUF DIE GANZE<br />
UNTERNEHMENS ORGANISATION WIRD VIELFACH UNTERSCHÄTZT<br />
Mitunter sind in die Realisierung von Intralogistik-Projekten<br />
Mitarbeiter aus diversen Fachabteilungen <strong>und</strong> externen<br />
Unternehmen eingeb<strong>und</strong>en. Steigt mit der Anzahl der Projektbeteiligten<br />
die Komplexität?<br />
Stephanie Janz: Die Komplexität ist nicht unbedingt das Problem.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der verschiedenen zu verbindenden Themen ist<br />
es eher der Anspruch an die Organisation, der steigt. Im Vergleich<br />
zu Projekten von vor zehn Jahren ist der Koordinationsaufwand<br />
höher <strong>und</strong> der hat Auswirkungen auf die Bearbeitungs<strong>und</strong><br />
Abarbeitungsstruktur in den verschiedenen Projektphasen.<br />
Somit sind in einem Logistikprojekt auch die Transparenz <strong>und</strong><br />
die Kommunikation wichtige Themen.<br />
Markus Irmler: Der von Frau Janz angesprochene höhere Koordinationsaufwand<br />
resultiert daraus, dass heutzutage in den Unternehmen<br />
aufgr<strong>und</strong> zunehmender Matrixorganisation mehr<br />
Bereiche in ein Projekt involviert sind. Die verteilten übergreifenden<br />
Verantwortlichkeiten in einem Unternehmen führen<br />
dazu, dass mehr Personen an einem Projekt beteiligt sind. Damit<br />
müssen die Verantwortlichkeiten <strong>und</strong> Projektstrukturen<br />
noch klarer definiert sein.<br />
Wer sollte bei einem Projekt federführend sein?<br />
Markus Irmler: Das ist genau die Frage, die selten geklärt ist. In<br />
der Regel ist es zwar nach wie vor der klassische Projektleiter, das<br />
heißt der organisatorische Projektleiter, der die Fäden zusammenhalten<br />
muss, zu dem alle Informationen laufen <strong>und</strong> der seine<br />
Sub-Projektleiter auch koordiniert. Ihm fallen jedoch vor dem<br />
<strong>und</strong> im Projekt noch zusätzliche Aufgaben im Bereich Changemanagement,<br />
gemeinsam mit der Unternehmensleitung, zu.<br />
Wird in Intralogistikprojekten zu sehr der Fokus auf die Technik<br />
gelegt?<br />
Stephanie Janz: Dass der Fokus auf der Technik liegt, passiert<br />
teilweise unbewusst. Das hat auch etwas damit zu tun, dass in<br />
den Unternehmen, je nach Aufstellung, mehr oder weniger Erfahrung<br />
in puncto Umsetzung komplexer Vorhaben vorhanden<br />
ist. Je nach Unternehmensgröße fehlen schlichtweg auch die<br />
personellen Kapazitäten oder eine auf das Projektmanagement<br />
spezialisierte Abteilung.<br />
Markus Irmler: Damit sich ein Projekt erfolgreich <strong>und</strong> im abgesteckten<br />
Zeitrahmen realisieren lässt, sind neben funktionierender<br />
Technik <strong>und</strong> eindeutig definierten Prozessen weitere essenzielle<br />
Parameter von entscheidender Bedeutung. Dazu gehört<br />
die Einbettung des Projekts in der Organisation <strong>und</strong> seine Akzeptanz<br />
im Unternehmen. Um dies zu erreichen, ist die Beschäftigung<br />
mit folgenden Fragen ratsam: Ist das Projektziel klar definiert?<br />
Ist das Ziel in der Unternehmung abgestimmt <strong>und</strong> verankert?<br />
Folgen dem Ziel auch die nicht-logistischen Fachbereiche?<br />
Wurden kritische Stimmen vor der Projektentscheidung gehört<br />
<strong>und</strong> berücksichtigt? Wer hat das Ziel definiert? Auf wen hat das<br />
Ziel Auswirkungen? All dies sind Fragen, die vielfach ausgeblendet<br />
werden, weil das Projektmanagement in der Logistik oftmals<br />
genau erst dann aufsetzt, wenn es um die technische Realisierung<br />
des Projekts geht. Das Projektmanagement in Intralogistikprojekten<br />
setzt somit eigentlich zu spät auf. Der Gr<strong>und</strong> liegt auf<br />
der Hand: Die Auswirkung von Intralogistikprojekten auf die<br />
Organisation wird vielfach unterschätzt. Daraus folgend ergibt<br />
sich die hohe Relevanz, mit den richtigen Personen die richtigen<br />
Fragen zu diskutieren, bevor die technische Umsetzung startet.<br />
Kurzum: Der technische Fokus ist wichtig, aber auch die<br />
Gesamt organisation des Projekts ist für den Erfolg mindestens<br />
genau so bedeutsam.<br />
Aus Ihrer Sicht genießt das Projektmanagement in Intralogistikprojekten<br />
also nicht den ihm gebührenden Stellenwert?<br />
Markus Irmler: Die Unternehmen befassen sich durchaus mit<br />
dem Projektmanagement – <strong>und</strong> zwar immer dort, wo es um die<br />
vordergründig marktrelevanten Bereiche geht. So finden die<br />
Produktentwicklung oder die Vertriebsentwicklung vielfach in<br />
gut organisierter Projektarbeit statt. In der Logistik ist dies mitunter<br />
leider nicht so. Darüber hinaus wird ein Logistikprojektmanagement<br />
auch selten an der Stelle angedockt, wo es sein<br />
müsste. Vor allem bei Groß- oder komplexen Projekten ist das<br />
Projektmanagement bei der Geschäftsführung oder Werksleitung<br />
aufzuhängen. Nur so wird dem Projekt der gebührende<br />
Stellenwert zuteil <strong>und</strong> das Projekt erhält die notwendige Akzeptanz<br />
in der Organisation.<br />
Stephanie Janz: Unsere Klientel stammt primär aus dem Mittelstand.<br />
Für diese Unternehmen gehört es nicht zum Tagesgeschäft<br />
solch umfangreiche Projekte, zum Beispiel die Reorganisation<br />
des innerbetrieblichen Materialflusses, zu stemmen. Hier<br />
gilt es, das Bewusstsein zu wecken, dass Personen, deren Kerngeschäft<br />
ein anderes ist, mit den Aufgaben eines Projektmanagers<br />
unter Umständen überfordert sind. Wir werben immer wieder<br />
dafür, die k<strong>und</strong>eninternen Mitarbeiter im Projekt- <strong>und</strong><br />
Changemanagement fit zu machen, <strong>und</strong> zeigen ihnen entsprechende<br />
Methoden auf. Teilweise sind die Mitarbeiter aber auch<br />
die Führungskräfte in den Unternehmen erstaunt darüber, welche<br />
Ergebnisse sich dann rasch einstellen.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
STEPHANIE JANZ<br />
UND MARKUS IRMLER<br />
Inhaber Econsio GbR<br />
Das Interview mit Stephanie Janz <strong>und</strong> Markus Irmler, Inhaber Econsio GbR,<br />
Frankfurt, führte Winfried Bauer, Chefredakteur <strong>f+h</strong><br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 41
MENSCHEN UND MÄRKTE<br />
FÖRDERTECHNIK<br />
MATERIALFLUSS<br />
LOGISTIK<br />
KACPER NOWICKI<br />
Wann waren Sie am glücklichsten?<br />
Ich war schon oft glücklich, wenn ich<br />
Zeit mit meiner großartigen Familie<br />
verbracht habe oder bei Abenteuern<br />
in der Natur, zum Beispiel beim Skifahren<br />
an einem perfekten Powdertag!<br />
Ihre größte Herausforderung in den<br />
nächsten zwölf Monaten?<br />
Die Skalierung der Automatisierung<br />
von manuellen, sich wiederholenden<br />
Arbeiten, <strong>und</strong> dabei von mehreren<br />
zufriedenen K<strong>und</strong>en, die wir jetzt<br />
haben, zu vielen weiteren zu gelangen.<br />
Was würden Sie heute studieren,<br />
wenn Sie die Möglichkeit dazu<br />
hätten?<br />
Ich denke, dass das Verständnis der<br />
Physik wertvoll ist, aber ich bin auch<br />
fasziniert von unseren Fortschritten<br />
im Verständnis der Genomik <strong>und</strong><br />
unserer Fähigkeit, lebende Organismen<br />
zu verändern.<br />
Wie können Sie am besten vom<br />
Berufsalltag entspannen?<br />
Ich treibe gerne Sport, ich fahre viel<br />
Rad, auch lange Strecken: Straße,<br />
Schotter, MTB. Das gibt mir die Möglichkeit,<br />
zur Ruhe zu kommen, nachzudenken<br />
<strong>und</strong> Bücher zu hören. Sogar<br />
das tägliche Pendeln hilft, eine<br />
neue Perspektive zu bekommen.<br />
Haben Sie eine Lebensphilosophie?<br />
Fürchte keine Fehler, du wirst sie<br />
ohnehin machen, versuche es weiterhin!<br />
Wenn Sie eine berühmte Persönlichkeit<br />
treffen dürften: Wer wäre es<br />
<strong>und</strong> warum?<br />
Leonardo da Vinci. Er ist ein archetypisches<br />
Genie, aber auch ein Mensch<br />
voller Einschränkungen, seine Biografie<br />
von Walter Isaacson ist sehr<br />
aufschlussreich.<br />
››<br />
ZUR PERSON<br />
Kacper Nowicki war in den 90er-Jahren<br />
Mitbegründer eines Start-ups im Silicon<br />
Valley, leitete acht Jahre lang die polnischen<br />
Google-Entwicklungszentren, arbeitete als CTO<br />
im Berliner Start-up Omio <strong>und</strong> gründete im<br />
Jahr 2017 mit Marek Cygan <strong>und</strong> Tristan<br />
d‘Orgeval Nomagic. Er hat einen M. Sc. in<br />
experimenteller Teilchenphysik <strong>und</strong> ist gerne<br />
mit seiner Familie <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>en in der Natur.<br />
42 <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de
IM NÄCHSTEN HEFT: 07-08/<strong>2023</strong><br />
ERSCHEINUNGSTERMIN: 27. 07. <strong>2023</strong><br />
ANZEIGENSCHLUSS: 12. 07. <strong>2023</strong><br />
01<br />
02 03<br />
VERNETZEN<br />
SIE SICH MIT<br />
bit.ly/fuh-website<br />
bit.ly/fuh-e-paper<br />
bit.ly/fuh-facebook<br />
bit.ly/fuh-twitter<br />
bit.ly/fuh-linkedin<br />
bit.ly/fuh-xing<br />
bit.ly/fuh-instagram<br />
bit.ly/fuh-youtube<br />
DEM CHEFREDAKTEUR:<br />
Winfried Bauer<br />
w.bauer@vfmz.de<br />
bit.ly/fuh-wb-linkedin<br />
bit.ly/fuh-wb-xing<br />
01 Die Herforder Brauerei stellte an eine neu zu installierende<br />
Förderanlage umfassende Anforderungen. Wie das Unternehmen<br />
HaRo diese gelöst hat, lesen Sie in der nächsten Ausgabe<br />
Foto: HaRo<br />
02 Mit der Yard-Management-Lösung der leogistics GmbH<br />
optimiert die Jungbunzlauer Austria AG den Verkehr auf <strong>und</strong> vor<br />
dem Werksgelände<br />
Foto: Jungbunzlauer/Oliver Oettli<br />
03 Die neue Seilzugbaureihe DVR aus dem Hause Demag<br />
zeichnet sich unter anderem durch kompakte Abmessungen <strong>und</strong><br />
zahlreiche Optionen aus<br />
Foto: Demag<br />
(Änderungen aus aktuellem Anlass vorbehalten)<br />
www.foerdern-<strong>und</strong>-<strong>heben</strong>.de <strong>f+h</strong> <strong>2023</strong>/06 43
LOUNCH<br />
MULTIMEDIAL VERNETZT<br />
KUNDEN GEWINNEN!<br />
FÖRDERTECHNIK<br />
MATERIALFLUSS<br />
LOGISTIK<br />
FLUIDTECHNIK<br />
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einmaligen Mediennetzwerk!<br />
Bitte kontaktieren Sie mich, ich berate Sie gerne!<br />
Carmen Nawrath<br />
Head of Sales<br />
Telefon: 0049/6131/992-245<br />
c.nawrath@vfmz.de