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Verborgenen Krankheiten auf der Spur - Screening-Labor Hannover

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Klinisches Bild<br />

Das Krankheitsbild, das sich bereits in den ersten Lebenswochen manifestieren kann,<br />

wird beherrscht von progressivem Leberversagen und Beeinträchtgung <strong>der</strong><br />

Nierenfunktion und als <strong>der</strong>en Folge hypophosphatämischer Rachitis. Im späteren<br />

Verl<strong>auf</strong> entwickelte sich früher bei rein diätetisch behandelten Kin<strong>der</strong>n häufig ein<br />

Leberzellkarzinom.<br />

Therapie<br />

Die Behandlung erfolgt durch diätetische Eiweißreduktion und medikamentöse Beeinflussung<br />

des Tyrosinmetabolismus mit NTBC (Nitisinon). Für die Verl<strong>auf</strong>skontrolle<br />

eignen sich die Bestimmung von Tyrosin, Methionin, Succinylaceton und NTBC im<br />

Trockenblut <strong>auf</strong> Filterkarten. Filterkarten sind das ideale Material, um Blutproben über<br />

weite Distanzen dem Speziallabor zuzuschicken.<br />

Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel<br />

Der G6PD-Mangel ist <strong>der</strong> häufigste bekannte angeborene Enzymdefekt. In<br />

Deutschland liegt die Häufigkeit bei 1:300. Klinische Symptome sind vor allem ein<br />

verstärkter Neugeborenen-Ikterus und eine akute hämolytische Anämie durch<br />

hauptsächlich intravasale Hämolyse. Die meisten Menschen mit G6PD-Mangel sind<br />

allerdings, abgesehen von den erwähnten exogen bedingten Hämolysen, symptomfrei.<br />

Deshalb muss man den angeborenen Enzymmangel auch nicht als Krankheit ansehen,<br />

son<strong>der</strong>n als ein beson<strong>der</strong>es Merkmal, das allerdings unter bestimmten Voraussetzungen<br />

zu Krankheit führen kann. In den Katalog <strong>der</strong> Zielkrankheiten <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>-<br />

Richtlinien ist <strong>der</strong> G6PD-Mangel nicht <strong>auf</strong>genommen worden. <strong>Screening</strong>untersuchungen<br />

sind in einigen Län<strong>der</strong>n Südasiens und des Mittelmeerraumes etabliert. In<br />

begründeten Fällen kann die Untersuchung einer Trockenblutprobe einen profunden<br />

Defekt <strong>der</strong> G6PD erkennen lassen.<br />

Biochemische und klinische Grundlagen<br />

Das Enzym Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase (G6PD) kommt in allen Zellen vor.<br />

Im Energiestoffwechsel spielt es nur eine untergeordnete Rolle, denn nur etwa 5 bis<br />

10% <strong>der</strong> Glucose wird mit ihrer Hilfe im sogenannten Hexosemonophoshat-Shunt<br />

abgebaut und energetisch genutzt. Für die Erythrozyten hat das Enzym dennoch eine<br />

große praktische Bedeutung. Hier dient es vor allem <strong>der</strong> Synthese von reduziertem<br />

Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid-Phosphat (NADPH). Dieses wie<strong>der</strong>um ist das Substrat<br />

<strong>der</strong> Glutathionperoxidase, die oxidative Stressoren neutralisiert. Wird nicht<br />

genügend NADPH zur Verfügung gestellt, so greifen intrazellulär entstehende<br />

Peroxide, z. B. Wasserstoffperoxid, o<strong>der</strong> bestimmte Medikamente Zellproteine an, es<br />

kommt zur Hämolyse.<br />

Die in Frage kommenden exogenen Noxen finden sich vor allem unter den<br />

Medikamenten. Eine Karenzprophylaxe ist in den meisten Fällen möglich. Unter den<br />

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