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eXtraS<br />
26<br />
extras<br />
gerÜCHt<br />
Supermonster<br />
im Abflussrohr<br />
Ich hab gehört, dass die Abflussrohre der<br />
<strong>ETH</strong> ein riesiges Bakterienzuchtzentrum<br />
sind – wird doch der ganze Biomüll der<br />
Laborversuche und Biopraktikas sicherlich<br />
einfach in den Ausguss entsorgt. Natürlich<br />
werden die Zellen vorher lysiert<br />
oder schockgefrostet oder sonst wie abgetötet.<br />
Doch was passiert, wenn eine<br />
entwischt und jetzt da unten im Dunkeln<br />
auf ein anderes halbtotes Bakterium<br />
trifft und sie beschliessen, zu fusionieren?<br />
Vielleicht entsteht dann wieder ein voll<br />
lebensfähiger Organismus! Und wenn<br />
dieses Ding nun auf die Idee kommt, sich<br />
mit einigen anderen genveränderten<br />
Viren oder Pflanzenzellen zu verbünden?<br />
Dann haben wir das Supermonster in unserem<br />
Abwasserrohr!<br />
Was wäre nun, wenn sich mehrere<br />
solcher Mischzellen zu einem Verbund<br />
zusammenschliessen, so wie die Kugelalge<br />
Volvox zum Beispiel? Dann kommen<br />
wir irgendwann mal ins Labor und zack!<br />
haut uns ein grüner Tentakel das Waschbecken<br />
um die Ohren. Da bricht natürlich<br />
sofort Panik aus, wie bei einem Brand im<br />
Affenhaus.<br />
Das Untier aus den Tiefen der Kana-<br />
lisation hat sich inzwischen via Toiletten<br />
und Duschen über den ganzen Campus<br />
verbreitet. Und weil sich das Vieh immer<br />
noch an seine Bakterienvergangenheit<br />
erinnert, macht es flux ein paar Zellteilungen<br />
und schon ist die Armee der grü-<br />
nen Kloakenkraken bereit, nicht nur die<br />
<strong>ETH</strong>, sondern die ganze Welt zu erobern.<br />
Die einzigen, die sich wahrscheinlich<br />
freuen würden, wären – wer hätt’s<br />
gedacht? – die Grünen. Einerseits, weil<br />
die neue Krone der Schöpfung ihre Farbe<br />
trägt, andererseits weil sie nun endlich<br />
ein stichhaltiges Argument gegen Genexperimente<br />
haben. Herzlichen Glückwunsch,<br />
sag ich da nur…<br />
mitmachen@polykum.ethz.ch<br />
FugendiCHtung<br />
Vert, c’est<br />
l’an 2000<br />
Ein grünes Jahrhundert. Grün gefärbte<br />
Gewissen allerseits. Rot war die Moderne,<br />
die Spätmoderne ist grün. Die Moderne<br />
floss rot. Rotes Blut für die Revolutionen<br />
und für den Umsturz. Rote, schwitzende<br />
Körper in der Fabrikhitze, wo Eisen<br />
rot und glänzend gegossen wird. Rot eine<br />
Partei, rot ein Gespenst, das nur kurz erwachte.<br />
Rot die untergehende Sonne der<br />
Kolonialreichen. Rot, stark und blutig, ja<br />
das hätten wir gern und irgendwie haben<br />
wir doch das Gefühl, dass da das goldige<br />
Zeitalter lag. Mir wird ganz rot vor Konservatismus.<br />
Rot wie die Schande. Rot wie<br />
der Zorn. Red is what we regret.<br />
Grüne Dollarscheine. Grünes Licht.<br />
Grünes Napalm in Vietnam und dort fing<br />
es an. Ganz so frischgrün ist die Demokratie<br />
nicht mehr. Nicht wirklich. Es riecht<br />
nach Dekadenz, nach Verfaultem, dieses<br />
Grün stinkt. Grün und wie viel Hoffnung<br />
noch? Italien bringt den Olivenbaum um.<br />
Grüne Energie, ein grüner Planet, doch<br />
sind wir nicht ein bisschen grün hinter<br />
den Ohren, um das Schicksal eines Planeten<br />
in der Hand haben zu wollen? Solange<br />
wir keine schlechte Menschen sind.<br />
Niemand ist schlecht, nichts ist schlecht,<br />
und alle tun, was sie können. Grün und<br />
übel. Nichts Schlechtes. Nur Übles.<br />
Ein neues, frischgrünes Natel every<br />
year bei roten Zahlen. Bis die Welt wieder<br />
fahl wird, wenn sie doch zu viel hat. Grün<br />
wie das Erbrochene. Eine grüne Welt mit<br />
einer Ess-Brech-Sucht.<br />
Der, der die Geschichte schreibt, ist<br />
rot-grün-blind. Die Vergangenheit wird<br />
bemalt. Ganz wie Fussballklubs. Ist der<br />
Regenbogen ein Kreis, der sich um die<br />
eigene Achse dreht? Bestimme die Far-<br />
ben von morgen und du bestimmst die<br />
Welt. Numa Vittoz<br />
Polykum Nr. 7/08–09 Illustrationen: Tobias Tschopp (oben), iStockphoto (unten)