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Zeitschrift für Rohstoffgewinnung, Energie, Umwelt - RDB eV

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Braunkohle<br />

Agentur schätzt, dass CCS ein Fünftel der<br />

bis 2050 weltweit notwendigen Reduzierung<br />

von CO 2 -Emissionen leisten kann.<br />

Wir wollen bis 2015 ein solches CCS-<br />

Kraftwerk in Hürth bauen. Es soll auf der<br />

Technik des Integrierten Kombikraftwerks<br />

mit Kohlevergasung basieren. Das CO 2<br />

wird aus dem Gas abgeschieden. Die Investitionen<br />

<strong>für</strong> das Projekt sollen bei über<br />

2 Mrd. € liegen. Das geht natürlich nicht<br />

ohne öffentliche Mittel. Solche Zuschüsse<br />

sind aber aus dem EU-Klimaprojekt<br />

durchaus möglich.Bauen können wir das<br />

CCS-Kraftwerk allerdings auch nur dann,<br />

wenn da<strong>für</strong> der geeignete rechtliche Rahmen<br />

geschaffen wird. Ein entsprechendes<br />

Gesetz war auf gutem Weg. Es ist leider<br />

im Juni aus vorwiegend wahlpolitisch bedingten<br />

Unstimmigkeiten in der CDU und<br />

CSU gescheitert. Schleswig-Holstein und<br />

Bayern be<strong>für</strong>chteten Stimmenverluste,<br />

weil die CO 2 -Speicherung bisher nicht<br />

sehr populär ist. Die Menschen verstehen<br />

offenbar nicht, dass in Lagerstätten,<br />

die über Jahrmillionen das Erdgas sicher<br />

festgehalten haben, das dort eingebrachte<br />

CO 2 ebenso sicher ist.<br />

Das ist ein Problem, das noch gelöst<br />

werden muss. Ohne die Zustimmung der<br />

Menschen vor Ort ist solch ein Projekt nicht<br />

zu realisieren. Deshalb ist es notwendig,<br />

durch intensive Information, bei der alle<br />

Themen offen angesprochen werden, aufzuklären,<br />

Bedenken ernsthaft aufzugreifen<br />

und Sorgen zu nehmen. Aber das können<br />

wir nicht allein leisten. Da muss auch die<br />

Politik ihren Anteil übernehmen. Das geht<br />

nur mit Offenheit, nicht mit Leisetreterei.<br />

Für unser Projekt heißt das vorläufige<br />

Scheitern des CCS-Gesetzes, dass wir im<br />

Zeitplan zurückgeworfen werden.<br />

Damit ist leider auch die notwendige finanzielle<br />

Förderung durch die EU gefährdet.<br />

Auf EU-Ebene wird Druck gemacht:<br />

Nur wer schnell ist, bekommt Zuschüsse.<br />

Und ohne Förderung ist unser Projekt, mit<br />

dem wir, wie es Voraussetzung <strong>für</strong> EU-<br />

Mittel ist, die ganze Prozesskette vom<br />

Kraftwerk bis zur Speicherung zeigen<br />

wollen, schlicht nicht möglich. Denn es ist,<br />

wie viele andere neue Technologien auch,<br />

noch fern von der Wirtschaftlichkeit.<br />

Ein weiteres Problem, das die Zukunft<br />

der Braunkohle gefährden kann, ist das<br />

Emissionshandelssystem. Ab 2013 ist die<br />

bisherige jedenfalls überwiegend kostenlose<br />

Zuteilung der Zertifikate zuende. Dann<br />

müssen wir 100 % der <strong>für</strong> unsere Kraftwerke<br />

benötigten Emissionszertifikate per<br />

Auktion kaufen. Das wird voraussichtlich<br />

teuer werden und uns im Wettbewerb zurückwerfen.<br />

Möglicherweise wird das auch<br />

<strong>für</strong> unsere Veredlungsbetriebe gelten.<br />

In diesem Zusammenhang ein Wort<br />

zur Veredlung generell: Natürlich ist das<br />

438 bergbau 10/2009<br />

Brikett kein HighTech-Produkt. Aber es<br />

bedient ein Marktsegment, in dem es<br />

wirtschaftlich sehr erfolgreich ist. Damit<br />

leistet es zur ökonomischen Leistungsfähigkeit<br />

der Braunkohle insgesamt einen<br />

wertvollen Beitrag. Unser Braunkohlenstaub<br />

ist ein in wichtigen Teilen der Industrie<br />

geschätztes Produkt. Es macht unabhängig<br />

von importiertem Gas oder Öl. Es<br />

ist kostenmäßig gut kalkulierbar. Und <strong>für</strong><br />

unsere Wirbelschichtkohle gilt, dass sie<br />

ausdrücklich dem <strong>Umwelt</strong>schutz dient und<br />

in dieser Funktion ausgesprochene Hochtechnologie<br />

bedeutet. Insgesamt also ist<br />

die Veredlung ein integraler und wichtiger<br />

Teil unserer Arbeit und unseres Unternehmens.<br />

Dass meist mehr über den Strom<br />

gesprochen wird, wird sich aber dennoch<br />

nicht ändern. Das müssen und können wir<br />

aber zusammen aushalten.<br />

Zurück zum Emissionshandel. Wir<br />

müssen sehen, dass in diesem System<br />

Risiken <strong>für</strong> die Braunkohle liegen können.<br />

Mit der CCS-Technologie, mit Abscheidung<br />

und Lagerung von CO 2 , können und<br />

wollen wir dieses Problem jedenfalls längerfristig<br />

lösen. Wir arbeiten daran, diese<br />

Technik zu entwickeln und einsatzreif zu<br />

machen. Aber, wie gesagt, das können<br />

wir nicht allein.<br />

Zusammenfassung<br />

Unsere Braunkohle ist und bleibt ein<br />

wichtiger und vielseitig einsetzbarer <strong>Energie</strong>träger.<br />

Sie ist sicher in der Versorgung.<br />

Sie bietet kalkulierbare Kosten. Sie ist eigentlich<br />

unverzichtbar <strong>für</strong> Wirtschaftskraft<br />

und Arbeitsmarkt. Und sie genügt mit modernster<br />

Technik auch allen Klimaschutzerfordernissen.<br />

Wenn wir heute dennoch<br />

eher skeptisch in die Zukunft blicken müssen,<br />

so liegt das an den Ungewissheiten<br />

über die künftigen politischen und rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen <strong>für</strong> unsere<br />

Arbeit.<br />

Was folgt aus diesen Überlegungen <strong>für</strong><br />

unsere eigene Arbeit als Bergleute? Es<br />

gibt drei wichtige Konsequenzen:<br />

● Wir müssen unsere gute Qualifikation<br />

nicht nur halten. Wir müssen sie weiter<br />

verbessern. Maximale fachliche Kompetenz<br />

war immer die Basis unserer erfolgreichen<br />

Arbeit. Ohne solche Kompetenz<br />

hätten wir weder Hambach noch Garzweiler<br />

II oder irgendein BoA-Kraftwerk<br />

ans Laufen gekriegt. Nur weil wir fachlich<br />

nicht zu „toppen“ waren, konnten wir<br />

uns in all’ den Auseinandersetzungen<br />

mit Behörden, Gerichten, mit Politik und<br />

Öffentlichkeit behaupten und am Ende<br />

unsere Ziele erreichen. Darauf wird es<br />

weiter und noch mehr ankommen. Wenn<br />

wir den vielen Halbinformierten, die sich<br />

inzwischen mit großer Medienwirkung<br />

energie- und klimapolitisch äußern, Pa-<br />

roli bieten wollen, müssen wir optimal<br />

qualifiziert sein<br />

● Wir müssen uns stärker in der Öffentlichkeit<br />

engagieren. Wir müssen selbst<br />

mithelfen, Akzeptanz <strong>für</strong> unsere Arbeit<br />

zu gewinnen. Es ist klar, dass wir es<br />

ohne die Politik nicht schaffen. Aber die<br />

Politik schafft es auch nicht ohne uns.<br />

Jeder von uns kann und sollte sich in<br />

seinem Umfeld da<strong>für</strong> einsetzen, dass<br />

sachlich richtige Informationen über<br />

unsere Arbeit verbreitet werden. Wir<br />

müssen den gängigen Vorurteilen entgegentreten.<br />

Viele, die uns als Klimakiller<br />

diffamieren, haben von energiepolitischen<br />

und energiewirtschaftlichen<br />

Zusammenhängen wenig bis keine<br />

Ahnung. Hier können wir vielleicht ein<br />

Stück Aufklärung betreiben. Das geht<br />

im Freundeskreis, im Verein, in der<br />

Nachbarschaft. Auch der <strong>RDB</strong> e.V. als<br />

Verband hat da eine Aufgabe<br />

● Wir sollten uns unser Selbstbewusstsein<br />

nicht abkaufen lassen. Gelegentlich<br />

hört man, dass sich auch in<br />

unseren Reihen so etwas wie Defätismus<br />

zeigt. Die dauernden Angriffe in<br />

den Medien gegen unsere Braunkohle<br />

bleiben offenbar nicht ohne Wirkung.<br />

Manche, die früher stolz darauf waren,<br />

in der Braunkohle zu arbeiten, zeigen<br />

das heute nicht mehr so deutlich. Das<br />

ist Anlass zur Sorge. Und da<strong>für</strong> gibt<br />

es keinen wirklichen Grund. Auch im<br />

RWE-Konzern gilt: Braunkohle bleibt<br />

ein wichtiges Asset. Noch nie hatten<br />

wir ein solches Investitionsvolumen zur<br />

Verfügung wie zur Zeit. Damit können<br />

wir arbeiten. Damit können wir auch argumentieren.<br />

Wer, wenn nicht wir selbst,<br />

soll denn da<strong>für</strong> sorgen, dass aus den<br />

Zukunftsmöglichkeiten der Braunkohle<br />

auch Realität wird? Sie alle kennen das<br />

alte Wort: Wer kämpft, kann verlieren<br />

– wer nicht kämpft, hat schon<br />

verloren. Wir haben nicht verloren, wir<br />

nutzen alle Chancen, weiter zu arbeiten<br />

und <strong>für</strong> unsere Braunkohle eine gute<br />

Zukunft zu sichern. Dabei können und<br />

sollten Sie alle als Personen und auch<br />

der <strong>RDB</strong> e.V. kräftig mitarbeiten.<br />

Vortrag gehalten beim <strong>RDB</strong> e.V. auf<br />

Schloss Bedburg am 21.08.2009

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