FINDORFF GLEICH NEBENAN Nr. 1
FINDORFF GLEICH NEBENAN ist das Magazin für Handel, Dienstleistung, Kultur & Politik im Stadtteil. Jetzt online lesen!
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▼ DAS WIRD MAN DOCH WOHL NOCH FRAGEN DÜRFEN<br />
Ist der Einzelhandel in Findorff gut aufgestellt ?<br />
I<br />
m letzten Jahr gab es wieder das große »Findorffer<br />
Sommerfest«: Der Straßenflohmarkt mit über 100<br />
TeilnehmerInnen und Verkaufs- und Info-Ständen<br />
von fast 50 Geschäften, Vereinen und Institutionen<br />
war ein voller Erfolg. Auf der Showbühne verkündete<br />
eine Lokalpolitikerin begeistert, dass die von<br />
Stadtteilbeirat und Findorffer Geschäftsleuten<br />
realisierte Internetseite www.findorff.de ganz toll geworden sei.<br />
In den Monaten davor trafen sich interessierte Geschäftsleute,<br />
LokalpolitikerInnen und BürgerInnen mehrmals am vom Beirat<br />
initiierten runden Tisch »Wirtschaftszentrum Findorff – Leben<br />
und Einkaufen«. Ergebnisoffen und ohne<br />
störendes Marketingwissen moderiert<br />
wurde von den Beteiligten engagiert<br />
diskutiert und kreativ<br />
gedacht: bspw. kam der<br />
wegweisende Vorschlag, ob<br />
man nicht einfach Kundenströme<br />
aus der Innenstadt,<br />
Schwachhausen oder<br />
vom Findorffmarkt in die<br />
Hemmstraße umleiten könnte.<br />
Es entstand auch die an<br />
sich gute Idee für »Ein Logo für<br />
Findorff«. Drei Entwürfe wurden<br />
präsentiert, die aber leider im Ankauf<br />
allen zu teuer waren. Pfiffig und kostenbewusst<br />
haben die Geschäftsleute schlussendlich<br />
ihr Logo selbst gestaltet, das sie auch als<br />
inoffizielles »Stadtteillogo« einsetzen –<br />
u. a. auf bunten Einkaufstaschen und<br />
-beuteln, die man in ausgesuchten Geschäften günstig erwerben<br />
soll. Marketing mit kleinem Etat und großer Wirkung ? So kann<br />
es gehen! Regelmäßig gibt es in Findorff den »Business-Lunch«.<br />
Es werden Ideen entwickelt, wie verkaufsoffene Sonntage oder<br />
»Evening-Shopping« – einfallsreiche Aktionen, die begeistern !<br />
Zum Thema »Shoppen« kurz angemerkt: Das Shoppen im Internet<br />
wird allgemein überschätzt. Wie bringt es die Inhaberin<br />
eines eingesessenen Geschäfts auf den Punkt: »Das Internet ist<br />
für uns nicht wichtig. Wir leben von der Mund-zu-Mundpropaganda<br />
unser Kunden.« Schön, wer das als lokale Händlerin<br />
von sich im Jahr 2017 noch behaupten kann! Man muss das<br />
Rad auch nicht immer neu erfinden: Wenn es dann irgendwann<br />
irgendwie nicht mehr so läuft mit dem Umsatz, helfen immer<br />
noch Aushänge mit üppigen Preisreduzierungen als ein letzter<br />
Versuch, die KundInnen für sich zu gewinnen.<br />
D<br />
as Sommerfest war als Imagemaßnahme für<br />
den Stadtteil ein großer Event – Dank der<br />
Findorffer Geschäftsleute. Aber bringen Straßenfeste<br />
für Flohmarkt-Schnäppchenjäger den<br />
notwendigen Umsatz ? Im digitalen Zeitalter<br />
stellt sich zuerst die Frage: Wie ist der lokale<br />
Einzelhandel vor Ort online aufgestellt ? Ruft<br />
man das offizielle Stadtteilportal www.findorff.de auf, gibt es<br />
auf diesen Seiten bis heute keine ansprechende Selbstdarstellung<br />
der Einzelhändler und – gern vergessen – der Dienstleister<br />
im Stadtteil. Seit Jahren fehlt ein redaktionelles Gesamtkonzept,<br />
das den heutigen Erwartungen der NutzerInnen nach wertig<br />
aufbereiteten, tagesaktuellen Informationen entspricht.<br />
Auch die Contentpflege ist durch statisches Verharren<br />
geprägt. Statisches Verharren? Dieser Eindruck bestätigt<br />
sich auch, wenn man einige zufällig ausgewählte<br />
Internetpräsenzen von Findorffer Händlern<br />
aufruft: Online-Shops sucht man so gut wie<br />
vergebens. Die digitale Zukunft, für den lokalen<br />
Handel überall bereits harte Gegenwart, hat hier<br />
auf vielen Seiten noch nicht begonnen. Dabei ist<br />
Onlinehandel der Wachstumstreiber im deutschen<br />
Einzelhandel. Über 41 Millionen Deutsche nutzen<br />
aktiv das Internet – ein stark wachsender Markt, den<br />
man als Einzelhändler eigentlich nicht ignorieren kann.<br />
Die Aussichten des nur lokal aufgestellten Handels hingegen<br />
sind düster: In vier Jahren wird er sich bis zu 30 % reduziert haben.<br />
Bedingt durch den Erfolg des Onlinehandels<br />
könnten 2020 laut Prognose<br />
des Handelsverbandes Deutschland<br />
(HDE) 50.000 lokale Läden verschwinden.<br />
Experten wie Martin Weigert sehen den lokalen Handel<br />
stark unter Druck gesetzt: »Wahrscheinlich ist es, dass traditionelle<br />
Geschäfte eines Tages den gleichen Seltenheitswert haben<br />
werden wie bereits heute Schallplatten...« Aber bisher ist nur ein<br />
Drittel der Einzelhändler in den Onlineversand eingestiegen. In<br />
Findorff ist der Anteil noch viel geringer. Drei positive Beispiele<br />
gibt es: www.modisign.de und www.buecherfenster.de sowie<br />
www.bremer-gewuerzhandel.de zeigen, wie man sich die heute<br />
unverzichtbaren Multi-Channel-Fähigkeiten aufbaut.<br />
JA ODER NEIN ?<br />
Wie aber bewirbt man Waren im Geschäft und Onlineshop ?<br />
Dazu hier nur soviel: In einer geplanten Kommunikation sind<br />
qualitative Medien und die Reichweite als Kontaktmaßzahl<br />
die Kriterien für die Distribution: Ziel sollte es sein, zuerst die<br />
25.000 FindorfferInnen im eigenen Stadtteil zu erreichen. Bunte<br />
Beutel in Kleinauflagen sind dafür leider völlig kontraproduktiv.<br />
Der Findorffer Einzelhandel ist aus seiner Sicht gut aufgestellt.<br />
Auch Weihnachtsbeleuchtung und Schaufensterdekorationen<br />
sind immer wieder schön – da kann man nicht meckern.<br />
Text: Mathias Rätsch. Die nächste »Ja oder Nein ?« Frage<br />
lautet: »Gibt es in Findorff zu wenig Parkplätze oder zu viele<br />
Autos?« Ihre Beiträge dazu gern an kontakt@findorff.info ▲<br />
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