Snowtimes-2015-StMoritz
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snowtimes.ch<br />
SNOWTIMES<br />
Das Wintermagazin <strong>2015</strong><br />
Der Sport – immer präsent<br />
Matthias Hüppi, SRF-Sportmoderator<br />
Fürst Albert II. von Monaco<br />
Grosse Liebe zu St.Moritz<br />
85 Jahre Erfolgsgeschichte<br />
Skischule St.Moritz<br />
Christian Jott Jenny – Leo Wundergut<br />
Qualität und höchster Musikgenuss<br />
Inmitten des Geschehens<br />
Giancarlo Cattaneo, Pressefotograf
Via Maistra 5 · St. Moritz<br />
Phone +41 81 833 39 26<br />
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natures glittering temptation<br />
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www.engadin.stmoritz.ch<br />
www.stmoritz.ch<br />
The original in<br />
winTer Tourism<br />
since 1864
Editorial: Wenn Träume wahr…<br />
Wünsche erfüllt werden<br />
5<br />
Bild: Dorli Kellenberger<br />
Liebe Leserinnen und Leser<br />
Jede und jeder trägt doch insgeheim Träume<br />
mit sich herum. Touristiker träumen von<br />
ausgiebigen Schneefällen und schönstem<br />
Wetter. Oft werden diese halt nicht oder nur<br />
teilweise erfüllt. So wie vergangenen Winter:<br />
Schnee in Rekordmengen, aber das<br />
Wetter…?!<br />
Bei vielen Protagonisten in der vorliegenden<br />
Ausgabe des SNOWTIMES gehen<br />
die Träume in die Zeit ihrer Jugendjahre<br />
zurück. Schon früh hatten sie klare<br />
Vorstellungen, welchen Weg sie mal einschlagen<br />
möchten. Und alles unternahmen,<br />
diese mit der nötigen Konsequenz zu verwirklichen.<br />
Nur Kinderträume? Nein, deren<br />
Erfolg begleitet sie in die Gegenwart! Ein<br />
Mix aus einem breiten Themenspektrum<br />
wartet bei der Lektüre von SNOWTIMES<br />
auf Sie. Dabei begegnen Sie unter anderen<br />
Fernsehmoderator Matthias Hüppi, Musiker<br />
und Bandleader Pepe Lienhard, Fotograf<br />
Giancarlo Cattaneo, Festival da Jazz-<br />
Gründer, Tenor und Comedian Christian<br />
Jott Jenny alias «Leo Wundergut», Genussologe<br />
Francesco Illy, Produktionsleiterin<br />
Corinna Fueter. Und… Fürst Albert II. von<br />
Monaco! Allen gemein ist eine grosse Affinität<br />
zum Engadin, verbunden mit zum Teil<br />
auch speziellen Erlebnissen. Dass man sich<br />
Träume aber auch mit über 50 Jahren erfüllen<br />
und zum «Jungunternehmer» werden<br />
kann, zeigen Beat Sidler und Gustav Inglin.<br />
Damit möchten wir Sie zum Träumen<br />
animieren, aber auch zum Geniessen inspirieren.<br />
Sei es auf den Ski- und Snowboardpisten,<br />
Langlaufloipen, Winterwanderwegen,<br />
beim Fotografieren, bei kulinarischen<br />
Genüssen oder musikalischen Highlights.<br />
Mit SNOWTIMES im Engadin einfach Ihre<br />
Sinne aufrütteln.<br />
Mit dieser Ausgabe werde ich mich<br />
aus der Redaktion von SNOWTIMES verabschieden.<br />
Mit einem lachenden und<br />
einem weinenden Auge. Es hat Spass gemacht.<br />
Vielleicht werde ich in Zukunft, je<br />
nach Situation, mal noch den einen oder<br />
anderen Artikel schreiben.<br />
Herzlichst, Ihr<br />
Ernesto Kellenberger<br />
Redaktor<br />
P.S. Angesichts der Tatsache, dass dem<br />
grossen Jubiläum «150 Jahre Wintertourismus»<br />
medienmässig breitflächig<br />
Raum geboten wird, haben wir uns<br />
entschlossen, dieses Ereignis in dieser<br />
Ausgabe nicht zu thematisieren. ◊<br />
In St. Moritz<br />
exklusiv bei<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
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Tradition seit 1895<br />
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SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
Inhalt<br />
Impressum<br />
7<br />
Seite<br />
Artikel<br />
Coverbild: © Bogner<br />
8 Fürst Albert II. von Monaco Volksnah.<br />
Grosse Liebe zu St. Moritz<br />
12 Matthias Hüppi Der Sport – immer präsent.<br />
Grosses Fachwissen<br />
18 Giancarlo Cattaneo Der Pressefotograf –<br />
zuvorderst am Geschehen<br />
22 Skischule St. Moritz – 85 Jahre<br />
Erfolgsgeschichte<br />
28 Pepe Lienhard Musik – sein Leben.<br />
Markenzeichen: Perfektion<br />
32 Corvatsch rüstet auf Stärkung der Marke<br />
34 Francesco und Annemarie Illy Für Espresso-<br />
Aficionados. Sensibilität zum Genuss<br />
40 2017 – Magische Zahl mit Ausstrahlung<br />
und Wirkung<br />
42 Christian Jott Jenny – Leo Wundergut<br />
Qualität und höchster Musikgenuss<br />
46 Corinna Fueter Grosse Familie – vor und<br />
hinter den Kulissen<br />
50 Riet R. Campell Der oberste Skilehrer der Welt<br />
52 Boutique Gin meets Engadiner Truffes<br />
Beat Sidler, Gustav Inglin, Markus Hauser<br />
58 Rhätische Bahn Der neue Albulatunnel<br />
60 Der Tisch… Verschiedene Kostgänger<br />
SNOWTIMES<br />
Das Wintermagazin<br />
Regionale Ausgaben für<br />
St. Moritz Engadin,<br />
Davos Klosters<br />
und Saanenland Gstaad<br />
Herausgeber<br />
<strong>Snowtimes</strong> GmbH<br />
Marco Meyer<br />
Talstrasse 46<br />
7270 Davos Platz<br />
Chefredaktion/Gesamtleitung<br />
Marco Meyer<br />
Redaktion St. Moritz Engadin<br />
Ernesto Kellenberger<br />
Redaktionelle Mitarbeit<br />
Malin Müller<br />
Nora Naji<br />
Ernest Cave du Mont<br />
Grafik<br />
Dominic Rechsteiner<br />
www.dominicrechsteiner.ch<br />
Lektorat<br />
Dorli Kellenberger<br />
Erscheint<br />
1 x jährlich (im Dezember)<br />
Anzeigenverkauf<br />
Marco Meyer<br />
info@snowtimes.ch<br />
Auflage<br />
12‘000 pro Region<br />
Druck<br />
Dietschi Print&Design AG Olten<br />
www.dietschi-pd.ch<br />
www.snowtimes.ch<br />
info@snowtimes.ch<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
8<br />
Volksnah. Grosse<br />
Liebe zu St.Moritz.<br />
Höchster Monegasse<br />
Text: Ernesto Kellenberger<br />
Bilder: Ernesto Kellenberger<br />
Son Altesse Sérénissime le Prince Albert II. de Monaco. Für viele schlicht:<br />
Albert. Heart and Soul of the Bobsport – St. Moritz<br />
Guido Rattis prägnante Stimme verkündet mit Begeisterung<br />
Beat Heftis sensationelle Startzeit – Saisonrekord!<br />
Jubel bricht aus. Auch Bestzeit im «Tree» – das ausgeprägt<br />
rollende «R» des Speakers bringt die Spannung<br />
auf einen Höhepunkt. Am St. Moritzer Olympia Bob<br />
Run herrscht Hochbetrieb – trotz klirrender Kälte. Das<br />
2er-Bob Weltcup Rennen geht in die spannende Endphase.<br />
Jaaaa… ein überlegener Schweizer Triumph!<br />
Ein breites Strahlen huscht über sein Gesicht.<br />
Fürst Albert II. zeigt sich fasziniert vom Geschehen. Inmitten<br />
von Sportbegeisterten – eine Atmosphäre, in der<br />
er sich sichtlich wohl und «zu Hause» fühlt. Unbeschwerte<br />
Tage mit seinen Schweizer Freunden. Ehemaligen<br />
Spitzenbobfahrern – Olympiasiegern und Weltmeistern.<br />
Sportler, die in die Geschichte eingegangen<br />
sind. Bei allen herzlich willkommen, als einer der ihren.<br />
War er doch als aktiver Bobpilot jahrelang deren Weggefährte<br />
und Mitkonkurrent. Trotz seiner Schildmütze<br />
mit dem Logo «Engadin St. Moritz Mountains» bleibt<br />
er bei den zahlreichen Zuschauern nicht unerkannt. Es<br />
wird untereinander nur leise getuschelt. Aber man lässt<br />
ihn in Ruhe – eine von der Prominenz geschätzte<br />
schweizerische Tugend.<br />
Zur Weiterführung des Gesprächs mit dem höchsten<br />
Monegassen dislozieren wir in Rolf Sachs‘ Dracula<br />
Club. «En français, in Deutsch, in english… oder<br />
Schwiizerdütsch?» spasst Fürst Albert akzentfrei. Ohne<br />
Absprache rutschen wir unbewusst in die englische Interviewsprache.<br />
Fürst meets Graf…?<br />
Nein, es kommt nicht zu einem offiziellen Treffen<br />
auf hohem Niveau. Graf Dracula hat sich zurückgezogen<br />
und überlässt seine «Gemächer» dem Magazin<br />
SNOWTIMES. Die rustikale Ausstattung in Arvenholz,<br />
eine wohlige Atmosphäre schliesst den Kreis zur unkomplizierten<br />
Art des Gastes aus dem monegassischen<br />
Fürstentum. Die Nähe zum Volk ist ihm ein grosses Anliegen.<br />
Das Engadin und St. Moritz, eine enge Beziehung,<br />
die in seiner Familie bereits vor 20 Jahren entflammte.<br />
Nach wie vor heiss flackert und immer wieder<br />
erneut mit Spass verbunden.<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
9<br />
Gespräch in ungezwungener, gemütlicher Atmosphäre im Dracula Club.<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
10 So am alljährlichen «Monaco Historic Bob Race»<br />
dem traditionellen Familientreffen ehemaliger<br />
Bobcracks. Auf alten, legendären Feierabend-Bobs<br />
stürzen sie sich den Eiskanal hinunter. Wenn auch etwas<br />
gemütlicher als zu ihren medaillengeschmückten<br />
Glanzzeiten. Darunter finden sich klingende Namen wie<br />
Christian Meili, Erich Schärer, Ekkehard Fasser, Reto<br />
Götschi, Marcel Rohner, Christian Reich, Wolfgang<br />
Hoppe (D) und Walter Delle Karth (A) – bereichert mit<br />
dem Namensgeber Fürst Albert. «Für mich immer wieder<br />
«a great event… very unique!» zeigt der fünfmalige<br />
Olympiateilnehmer seine grosse Begeisterung.<br />
Macht das Leben lebenswert<br />
Als Ausgleich zu seinen zeitintensiven amtlichen<br />
Aufgaben und Verpflichtungen sind solche bürgerliche<br />
Ausflüge eine willkommene Abwechslung, die Sie nicht<br />
missen möchten? «Ja, ganz eindeutig. Den Kopf frei<br />
halten für Kontakte zu alten, langjährigen Kollegen<br />
sind sehr wertvoll und bedeuten mir ausserordentlich<br />
viel», beteuert der «Blaublüter» mit voller Überzeugung.<br />
Nur weil er als Fürst in einer anderen Position ist,<br />
sieht er keinen Grund, diese langen Freundschaften zu<br />
beenden. Das «normale» Leben macht für ihn das Leben<br />
besonders lebenswert.<br />
Sport, eine familiäre Tradition<br />
Seine Beziehung und Leidenschaft zum Sport haben<br />
ihren Ursprung weit zurück in seinen Jugendjahren.<br />
Erblich vorbelastet durch seinen ebenfalls sportaktiven<br />
Vater. In nicht weniger als 17 Sportarten hat sich Fürst<br />
Albert wettkampfmässig betätigt. «Auf verschiedenen<br />
Niveaus, wenn auch zum Teil nur auf nationalem level»,<br />
fügt er erklärend bei.<br />
Die sportliche Vielseitigkeit hat ihm nicht zuletzt<br />
auch für sein jetziges Leben und der Erfüllung seiner<br />
verantwortungsvollen Aufgaben sehr viel gebracht. So<br />
zum Beispiel bezüglich Vorbereitung, Konzentration<br />
und Durchhaltewillen. Dazu gehören selbstverständlich<br />
auch die Erfahrungen aus dem Bobsport, bei welchem<br />
man als Pilot sowohl Mannschafts- als auch Individualsportler<br />
ist.<br />
Auch als IOC-Mitglied (seit 28 Jahren), kann er<br />
auf eine langjährige Tradition zurückgreifen. So bekleidete<br />
bereits sein Grossvater Albert I. väterlicherseits,<br />
während vielen Jahren dieses Amt.<br />
Entspannt und genüsslich lehnt er sich zurück in<br />
der kuscheligen Eckbank und berichtet über seine heutigen<br />
sportlichen Vorlieben: Sailing, Golf, Beachvolleyball.<br />
«Auch gegenüber neuen Entwicklungen bin ich<br />
offen. So gehören zum Beispiel Paddle Tennis oder<br />
Standup Paddling zu meinem Repertoire».<br />
… auch mit Charlène<br />
Seine Frau, Fürstin Charlène, feierte früher als<br />
südafrikanische Weltklasse-Schwimmerin grosse Erfolge.<br />
Naheliegend, dass auch Fürst Albert von diesem<br />
Sport angetan ist und mit ihr betreibt. Aber auch beim<br />
Tennis und Kajaking kämpfen sie gemeinsam auf dem<br />
Court bzw. im Wasser.<br />
Bewunderung für…<br />
Bestimmt gibt es Sportler, die Sie besonders bewundern?<br />
«Oh ja, die Schwimmer Mark Spitz und Michael<br />
Phelps, die Sprinter Carl Lewis und Usain Bolt<br />
und… Mohammed Ali. Sportgrössen, die es verstanden,<br />
mit Intelligenz gewisse Grenzen zu überschreiten.»<br />
Und welcher Staatsmann fasziniert(e) Sie? «Präsident<br />
John F. Kennedy», kommt es spontan aus seinem Mund.<br />
«Wären heute alle von dessen Format, die Welt würde<br />
anders aussehen!»<br />
‹St. Moritz<br />
ist für<br />
mich die<br />
Seele und das<br />
Herz des<br />
Bobsports›<br />
Fürst Albert II.<br />
Rühren im Caquelon – auf 2300 m ü.M.<br />
Auf was möchten Sie nicht verzichten, wenn Sie<br />
im Engadin weilen? «Nicht wegzudenken ist das prickelnde<br />
Klima, das spezielle Sonnenlicht und die<br />
traumhafte Bergwelt. Dem Bündnerfleisch kann ich natürlich<br />
nicht widerstehen. Und wenn wir – wie gestern<br />
Abend in der exklusiven, rustikalen Chesa Marguns auf<br />
2300 m ü.M. – in unbeschwerter Gesellschaft ein leckeres<br />
Käsefondue geniessen… einfach herrlich! Immer<br />
wieder unvergessliche Erlebnisse.» Solche Tage sind<br />
für ihn selten geworden. Umso mehr geniesst er sie.<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
11<br />
Fürst Albert II. mit SNOWTIMES-Lektorin Dorli Kellenberger und Christian Meili,<br />
ex Spitzenbob-Pilot und Präsident Swiss Sliding.<br />
Zweite Heimat<br />
Nicht nur vor Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften<br />
drängt sich die Frage auf, für welche<br />
Nation er nebst den monegassischen Teams mitfiebert.<br />
«Da bin ich eigentlich sehr offen. Das Spektrum ist relativ<br />
breit. Vom familiären background her gehören<br />
selbstverständlich Frankreich und Italien dazu. Aber<br />
auch für die Schweiz schlägt natürlich mein Herz.<br />
Schliesslich haben wir beide «Rot-Weiss» in unseren<br />
Landesfarben», fügt er mit einem breiten Lachen im<br />
Gesicht an. So lässt er immer wieder seine grosse Begeisterung<br />
für die Schweiz durchblicken: «Sie ist zu<br />
meiner zweiten Heimat geworden».<br />
Keine 5-Sterne Herberge<br />
Wo wohnt ein Fürst, wenn er ein paar Tage im<br />
Oberengadin weilt? «Dort, wo auch einige meiner Bob-<br />
Kollegen übernachten. In der originellen Inn Lodge in<br />
Celerina.» Ein Haus, welches sich auszeichnet durch<br />
eine funktionelle Einrichtung, ohne Schnickschnack,<br />
aber modern. Verbunden mit einer lockeren Atmosphäre<br />
und einem unkomplizierten Umgang untereinander.<br />
«Hier fühle ich mich wohl.» Ein eindrückliches Bekenntnis<br />
seiner Verbundenheit mit seinen jahrelangen<br />
Freundschaften.<br />
Stürze gehören dazu<br />
Der Olympia Bobrun, was bedeutet er für Sie?<br />
«St. Moritz ist für mich schlichtweg das Herz und die<br />
Seele des Bobsports!» Welche Erinnerungen – positive<br />
und negative – haben Sie aus Ihrer Wettkampfzeit als<br />
Bobpilot? «Die Fahrt in dem herrlich angelegten weltweit<br />
einzigen Natur-Eiskanal durch den verschneiten<br />
Arven- und Lärchenwald von St. Moritz nach Celerina<br />
war für mich immer wieder ein highlight… und ist es<br />
immer noch. Selbstverständlich blieb auch ich von<br />
Stürzen z.B. im Horse Shoe nicht verschont. Aber solche<br />
hat jeder Pilot über kurz oder lang mal in Kauf zu<br />
nehmen. Glücklicherweise blieben meine Beifahrer<br />
und ich von schwerwiegenden Blessuren jeweils verschont.»<br />
Die Freude, ja diese Leidenschaft für den Bobsport<br />
flammt nach wie vor in Fürst Albert auf. Wir werden<br />
ihn also jedes Jahr immer wieder am «Monaco Historic<br />
Bob Race» als Pilot bewundern können – in<br />
seiner sympathischen, volksnahen Art.<br />
Und der legendäre Speaker Guido Ratti verkündet<br />
lautstark: «In der Startbox Fürst Albert. The run is<br />
clear. Die Bahn ist frei!» ◊<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
12<br />
Der Sport –<br />
immer präsent<br />
Text: Ernesto Kellenberger<br />
Bilder: Ernesto Kellenberger, ©srf/Markus Gyger<br />
Leidenschaftlicher Engadiner. Ein Sportenthusiast. Das Publikum begeisternd.<br />
Herausforderung «Live» fasziniert ihn. Fernsehmoderator Matthias Hüppi<br />
voll in seinem Element.<br />
«Guete n’Obig, herzlich Willkomme im Sportpanorama!»<br />
Die unverkennbare Stimme des immer gut gelaunten,<br />
aufgestellten Matthias Hüppi. Voller Emotionen.<br />
Dank intensiver Vorbereitung wie immer ohne<br />
Spickzettel.<br />
Nein, heute ist der Ort des Geschehens nicht das<br />
Fernsehstudio von SRF. Sondern das Engadin. Auf<br />
rund 2000 m ü. M. auf Salastrains oberhalb St.Moritz<br />
finden wir uns ein. Ein Platz, der jedes Jahr im Winter<br />
im Mittelpunkt des Ski-Weltcup-Zirkus steht. Die Kulisse<br />
präsentiert sich noch nicht im winterlichen Kleid.<br />
Der gegenüberliegende Corvatsch wurde in der vergangenen<br />
Nacht jedoch bereits mit Schneeflocken beglückt.<br />
Engadin – zweite Heimat<br />
Matthias Hüppi, der braungebrannte Fernsehmoderator<br />
und –Reporter, fühlt sich offensichtlich wohl in<br />
seiner zweiten Heimat. Bereits im Kindesalter gab es für<br />
ihn nur eine Feriendestination – das Engadin. «Die befreiende<br />
Weite dieses Hochtals. Die Kombination von<br />
Seen und faszinierender Bergwelt… einfach einmalig!»<br />
sein spontanes Statement. «Frühmorgens am idyllischen<br />
Stazersee – ein wahrer Kraftort.» Offene Begeisterung,<br />
die auch nach vielen Jahrzehnten immer noch unvermindert<br />
sein Herz erfüllt. Das Gespräch zwischen dem<br />
Hauptdarsteller und dem Schreibenden fühlt sich an wie<br />
ein solches zwischen zwei «Engadinern».<br />
8 Stunden, 50 Minuten<br />
Überzeugend seine von Leidenschaft sprühenden<br />
Schilderungen. Gleich die Bestätigung: «Ja, ich bin ein<br />
totaler Bewegungsmensch. Ein wichtiger Bestandteil<br />
meines Lebens». Bist Du deshalb so oft im Engadin an-<br />
zutreffen? «Ganz klar, in diesem Hochtal mit seiner<br />
überwältigenden Szenerie und einer Vielfalt an Möglichkeiten<br />
kann ich meine sportlichen Aktivitäten voll<br />
ausleben. Ski alpin und nordisch/Skaten, Mountainbiken,<br />
Joggen mit Leidenschaft frönen – in einem Eldorado<br />
für Sportler.» Fitness pur für jemanden, der Disziplinen<br />
von Spitzensportlern kommentiert. Man erinnere<br />
sich früherer Reporter, deren körperlichen Merkmale<br />
zum Teil in krassem Gegensatz zu den von ihnen präsentierten<br />
Sportarten standen. Hüppis Sportaffinität hat<br />
seinen Ursprung in seiner Jugend. Spielte er doch<br />
gleichzeitig Handball (St.Othmar St.Gallen) und Fussball<br />
(FC St.Gallen). Der FCSG ist deshalb nach wie vor<br />
eine Herzensangelegenheit! «Früher wagte ich mich<br />
auch an Bergläufe ran: Jungfrau-Marathon, Swiss Alpine<br />
Marathon. Für letzteren über 79 km (!) nahm ich<br />
mir eine Zeit von 9 Stunden vor… habe es dann in<br />
8.50 h geschafft!» kann er mit berechtigtem Stolz zurückblicken.<br />
Herz, Begeisterung und Emotionen<br />
Sein Blick schweift durch das Fenster auf den<br />
noch verhangenen Piz Mezdi. Doch scheint der Himmel<br />
aufzuhellen, die Maloja-Schlange sich zurückzuziehen.<br />
«Eine Mountainbike-Tour ist bei jedem Wetter<br />
möglich. Aber nicht immer so wie gestern, als ich…<br />
und das Bike total verdreckt zurückkehrten. Resultat<br />
eines total durchnässten Trails.» Also nicht nur ein<br />
Schönwetter-Sportler? «Nein, ich bin mir der Wetterkapriolen<br />
im Engadin sehr wohl bewusst. Aber ich muss<br />
einfach raus an die frische Luft.» Ein wertvoller Ausgleich<br />
zum oft stressigen Job im Fernsehbusiness, verbunden<br />
mit intensiver Reisetätigkeit? «Ja, eine Balance,<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
13<br />
Matthias Hüppi: «Hier im Engadin kann ich meine sportlichen Aktivitäten voll ausleben.»<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
14 die ich benötige, aber auch ein Ventil. Zudem<br />
spielt die Familie, ebenfalls passionierte Sportler,<br />
eine wesentliche Rolle bei der Schaffung von Freiräumen.»<br />
Herz, Begeisterung und Emotionen. Sie sind<br />
wegweisend und begleiten ihn in seinem beruflichen<br />
Alltag. Attribute, mit denen er die Fernsehzuschauer<br />
immer wieder bewegt und in seinen Bann zieht.<br />
Aus allen Wolken gefallen…<br />
Man spürt, er ist nach wie vor glücklich, auch<br />
nach 30 Jahren seinen Bubentraum ausüben zu können.<br />
«Bereits im Kindesalter träumte ich davon, Radioreporter<br />
zu werden.» Weshalb Radio? «In meinen jungen Jahren<br />
hatten wir ja noch keinen Fernseher. Zum «Wochenprogramm»<br />
gehörte aber mein sonntäglicher Besuch bei<br />
meiner Grossmutter… «Sport am Wochenende» wurde<br />
ausgestrahlt». Also damals schon total angefressen? «Ja,<br />
sicher. Später habe ich bei jedem Skirennen akribisch<br />
Buch geführt. Alle Zwischenzeiten der Skicracks wurden<br />
schriftlich festgehalten und analysiert. Als ich dann<br />
später am Schweizer Radio nach zwei Wochen Einführung<br />
meine erste Sportreportage machen durfte... Mein<br />
Onkel, der legendäre Sportreporter Martin Furgler, hatte<br />
keinen blassen Schimmer davon, dass ich mich beim<br />
Radio angemeldet hatte. So fiel der Ahnungslose aus allen<br />
Wolken, als er aus dem Autoradio plötzlich meine<br />
Stimme hörte!» erzählt Hüppi lachend.<br />
Als Neuling in diesem Geschäft orientiert man<br />
sich doch auch an Vorbildern? «Sicher. Der Bayer Harry<br />
Valerien gehörte auf jeden Fall zu diesen Figuren.<br />
Aber auch Gody Baumberger, Karl Erb und andere Pioniere<br />
haben mich beeindruckt. Speziell Sepp Renggli –<br />
er war mein grosser Förderer.»<br />
Seit 1981 ist Hüppi fester Bestandteil der Sportcrew<br />
beim Schweizer Fernsehen. Seine Kerndisziplinen<br />
sind Ski alpin, Fussball und… Schwingen.<br />
Eine einzigartige Geschichte<br />
Seine Kommentare tragen eine unverkennbare<br />
Handschrift. «Die Verbindung von Natur, Sport und vor<br />
allem Menschen, die ihn ausüben, machen für mich immer<br />
wieder von Neuem den Reiz eines Weltcup-Rennens<br />
aus! Man muss nahe am Schnee sein.» So wird der<br />
Zuschauer von Matthias Hüppi unmittelbar ans Geschehen<br />
herangeführt. Immer mit positiver Einstellung.<br />
Unterstützt von Bernhard Russi. «Eine optimale Ergänzung.<br />
Die Zusammenarbeit ist seit 1986 eine einzigartige<br />
und erfolgreiche Geschichte. Wir sind gute Freunde<br />
geworden. Klar, dass trotzdem auch manchmal Meinungsverschiedenheiten<br />
entstehen können…»<br />
Wechselbad der Gefühle<br />
Hüppi versteht es, sich in die Fahrer hineinzudenken<br />
«Hinter jedem Erfolg steht eine Geschichte. Wenn<br />
dann alles stimmt, der Moment kommt, musst du es packen».<br />
Welches ist das jüngste Beispiel? «Sandro Villeta<br />
aus La Punt. 2014 Olympiasieger in der Super-Kombination<br />
in Sotschi!» Ein denkwürdiger Valentinstag.<br />
Hüppis unter die Haut gehender sich überschlagender<br />
Stimmungsausbruch nach dem Slalom-Zieleinlauf<br />
dürfte in die Fernsehgeschichte eingehen.<br />
Aber auch mit erschütternden Ereignissen wurde<br />
er konfrontiert. Man denke an den tragischen Todesfall<br />
des österreichischen Abfahrers Gernot Reinstadler 1991<br />
am Lauberhorn. «Das sind Bilder, die man nie mehr vergisst,<br />
für immer haften bleiben. Jedes Jahr verweile ich<br />
ein paar Minuten an der Gedenktafel in Wengen.»<br />
Welches waren die emotionalsten Momente in<br />
Deiner Karriere? «Besonders prägend war sicher die<br />
erste von mir kommentierte Ski-WM 1985 in Bormio,<br />
mit dem sensationellen Abfahrtssieg von Pirmin Zurbriggen<br />
… kurz nach seiner Meniskusverletzung.»<br />
Routine und grosses Fachwissen<br />
Als Person der Öffentlichkeit weiss Matthias<br />
Hüppi mit Kritik umzugehen. «Diese gehört nun einmal<br />
zu meinem Job. Ich habe keine Mühe damit, solange<br />
sie konstruktiv ist. In jüngster Zeit hat sich durch das<br />
Internet und die elektronischen Medien eine Verrohung<br />
eingeschlichen – Qualität, Ton und Sprache haben gelitten.<br />
Solches muss man einfach abbuchen können.»<br />
In der laufenden Wintersaison ist er wiederum auf<br />
allen Weltcup-Pisten anzutreffen. Frühmorgens vor<br />
dem Rennen fährt er schon mit den Rennfahrern hoch,<br />
spürt zum Teil, wie die Athleten drauf sind, «rutscht»<br />
dann der sehr gute Skifahrer die Piste runter. «Brutal,<br />
diese Härte. An ein Runterschwingen oder Carven ist<br />
nicht zu denken.» Nach der Live-Übertragung geht’s<br />
oft noch zum Joggen, bevor die Vorbereitung auf den<br />
nächsten Tag ansteht. «Die Aufbereitung der Daten mache<br />
ich selber. Ich habe grossen Spass daran. Dabei<br />
lege ich viel Wert darauf, mich auf verlässliche Quellen<br />
zu konzentrieren.» Fällt es nicht schwer, in gewissen<br />
Situationen eine neutrale Position zu bewahren, d.h.<br />
den Patriotismus zurück zu stecken? «Damit habe ich<br />
gar keine Probleme. Selbstverständlich kann ich besondere<br />
Freude zeigen, wenn ein Schweizer gewinnt. Habe<br />
aber keine Mühe, z.B. einem Österreicher zu seinem<br />
Sieg zu gratulieren. Dies hat mit Respekt zu tun. Anderseits<br />
darf ich mich nicht scheuen, auch mal Kritik anzubringen».<br />
Du kennst alle Weltcup-Pisten im Skizirkus. Welche<br />
beeindrucken Dich am meisten? «Lauberhorn, die<br />
«Streif» in Kitzbühel und auch St.Moritz, welche mir<br />
seit der WM 2003 in besonderer Erinnerung bleibt.»<br />
Musikalität<br />
Lebendige, packende Reportagen und Moderationen.<br />
Die Fähigkeit und das Flair, in seinen Kommentaren<br />
Akzente zu setzen und Stimmungen aufzubauen<br />
zeugen nicht zuletzt auch von seiner angeborenen Mu-<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
1<br />
15<br />
2<br />
Bild 1: «Frühmorgens am idyllischen Stazersee – ein wahrer Kraftort.»<br />
Bild 2: Spannende Momente mit Co-Moderator Bernhard Russi<br />
sikalität. Früher spielte er Tenorsaxofon und Cello. Mit<br />
dem Spielen des E-Bass hat er ein weiteres Ziel erreicht.<br />
«Ich wäre gerne Mitglied einer Rock-Band. Leider lässt<br />
mein unregelmässiges Arbeitspensum jedoch kein geregeltes<br />
gemeinsames Üben zu.» Öfters steigt er aber runter<br />
in den Keller und greift zu Stücken aus runtergeladenen<br />
iTunes kräftig in die Saiten. Energiegeladen, wie<br />
es seinem Naturell entspricht.<br />
Stimme im Doppel<br />
Sollten Sie seine Stimme im prägnanten St. Galler<br />
Dialekt mal aus dem Fernsehzimmer zu hören glauben,<br />
könnte es vielleicht auch diejenige von David Bröckelmann<br />
sein. Dieser versteht es, Hüppi erstaunlich<br />
echt zu parodieren – sowohl Stimme als auch Gesten.<br />
«Ich erachte dies als Ehre, obwohl Parodien immer<br />
überzeichnet sind.»<br />
Jedes Jahr wenn die ersten Schneeflocken fallen,<br />
übermannt Matthias Hüppi ein erstes Kribbeln. Eine<br />
neue Ski-Weltcup-Saison steht an. Und SNOWTIMES<br />
freut sich auf spannende Kommentare und ergreifende<br />
Momente.<br />
Sollten Sie vor oder nach dem Weltcup-Rennen<br />
mal über einem Kreuzworträtsel brüten und auf einen<br />
Sportreporter mit fünf Buchstaben stossen. Kein Problem:<br />
Es ist zweifellos HUEPPI! ◊<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
16<br />
Publireportage<br />
Neues Langlaufzentrum St.Moritz<br />
Suvretta Sports<br />
SHOP | SCHOOL | SERVICE<br />
Verkauf, Vermietung, Schulung,<br />
Test, Service, Wachszentrum,<br />
Mode<br />
Im vergangenen Juli wurde das neue OVA-<br />
VERVA Hallenbad, Spa & Sportzentrum in<br />
St. Moritz eröffnet. Betreiber des Sport- und<br />
Outdoorcenters ist Suvretta Sports. Es ist<br />
ausgerichtet auf Bike, Nordic und ein breites<br />
Angebot an Aktivitäten, die zugeschnitten<br />
sind auf Sommer- und Wintergäste.<br />
Während den Wintermonaten findet<br />
man neu die Langlaufschule im modern eingerichteten<br />
Nordic Shop und Langlaufzentrum.<br />
Langlaufsport ist voll im Trend. Es<br />
werden Privat- und Gruppenunterricht angeboten<br />
sowie vielseitige Trainings- und Vor-<br />
bereitungscamps. Das neue Langlaufzentrum<br />
bietet eine optimale Infrastruktur und<br />
ist idealer Ausgangspunkt für jedes Langlauferlebnis.<br />
Ob Einsteiger oder Profi, im neuen<br />
Nordic Shop findet man unter professioneller<br />
Beratung die passende Langlaufausrüstung<br />
und trendige Langlaufmode. Das<br />
Wachs- und Service Center bietet höchstes<br />
Niveau. Neben Langlauf kann man sich<br />
auch für eine Schneeschuhtour ausrüsten.<br />
Ein öffentlicher Wachsraum, Depotschränke<br />
mit Schuhheizungen stehen ebenso bereit<br />
wie Umkleiden und Duschen.<br />
Das Nordic Angebot von Suvretta<br />
Sports im neuen St.Moritzer Langlaufzentrum<br />
beinhaltet:<br />
– Buchungsstelle der Schweizer Langlaufschule<br />
St.Moritz – St.Moritz Nordic.<br />
– Nordic Shop mit Langlaufskiverleih.<br />
Vom Einsteiger bis zum Profi<br />
– Fischer Racing Center<br />
– Rossignol und Fischer Test Center<br />
– Langlaufmode mit trendigen Marken<br />
wie Maloja, Löffler und X-Bionic.<br />
– Moderne Infrarot-Wachsmaschinen im<br />
Service Center.<br />
– Öffentliche Langlaufinfrastruktur auf<br />
350qm. Skidepot, Umkleidekabinen,<br />
Duschen, Wachsraum usw.<br />
Weitere Informationen auf<br />
www.suvretta-sports.ch<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
Betreten auf eigene Gefahr:<br />
«la baracca»!<br />
Text: Malin Müller u. Nora Naji<br />
Bilder: Felix Frey, Ernesto Kellenberger<br />
Betreten auf eigene Gefahr – steht auf dem<br />
«Willkommensschild» der berühmt berüchtigten<br />
Kultbeiz «la baracca», die seit zehn<br />
Jahren als DER Geheimtipp in St. Moritz<br />
gilt. Beinahe unscheinbar wirkt das «la baracca»<br />
im Schatten des majestätischen Kempinski,<br />
das sich auf der gegenüberliegenden<br />
Strassenseite befindet. Kaum jemand beachtet<br />
die auf dem Parkplatz der Signalbahn<br />
liegende Holzbaracke. Wieso auch? – denn<br />
kein Hinweis deutet darauf, dass es sich hier<br />
um ein Restaurant handelt. Denn ganz ehrlich,<br />
wer fährt nach St. Moritz um einen<br />
Abend in einer Holzbaracke zu verbringen?<br />
Doch entgegen aller Erwartungen ist genau<br />
dies der Fall. Seit Jahren lockt das «la baracca»<br />
Menschen aus aller Welt an und wurde<br />
zum Hotspot in St. Moritz.<br />
Max Schneider, der im Engadin aufgewachsen<br />
ist, zog es schon früh ins Ausland.<br />
Er bereiste Südamerika und studierte<br />
danach in den USA. Auch nach dem Studium<br />
zog es ihn an die verschiedensten Orte<br />
der Welt, wo er dann auch arbeitete. Dort<br />
sammelte er unzählige Eindrücke von anderen<br />
Kulturen. Doch wieder einmal mehr bestätigt<br />
sich, dass es zu Hause halt 17<br />
doch am schönsten ist. Denn auch<br />
Max Schneider zog es nach seinen langen<br />
Reisen schliesslich zurück in seine Heimat.<br />
Es scheint fast so, als sei bei dem rastlosen<br />
Abenteurer Ruhe eingekehrt. Früher bereiste<br />
er die Welt – heute holt er die Welt zu<br />
sich. Im «la baracca» tummeln sich Menschen<br />
aus aller Welt und allen Gesellschaftsschichten.<br />
Dieser Melting Pot ist<br />
unausweichlich, da die Baracke meist rappelvoll<br />
ist. Ausserdem lässt dies auch die<br />
Innenausstattung nicht zu, da es nur Zehner-Tische<br />
gibt. Ein romantisches «tête à<br />
tête» ist daher beinahe unmöglich. Dennoch<br />
– oder genau deswegen – haben sich<br />
schon viele Paare im «la baracca» kennen<br />
und lieben gelernt.<br />
Der überraschende Erfolg des Restaurants,<br />
das völlig aus dem Rahmen fällt, ist<br />
vielleicht auch mit dem sich ändernden<br />
Zeitgeist zu erklären. Auch Max Schneider<br />
ist der Trend aufgefallen, dass die Menschen<br />
wieder mehr Wert auf Einfachheit,<br />
Nachhaltigkeit und Ehrlichkeit setzen. Eine<br />
Entwicklung, die in verschiedenen Lebensbereichen<br />
zu beobachten ist. Ein weiterer<br />
Grund für den Erfolg ist aber auch die Geschäftsidee<br />
vom «la baracca», ein konzeptloses<br />
Konzept. Schneider meint, dass man<br />
sich heute viel zu sehr bemüht, es jedem<br />
recht zu machen und somit den Sinn für das<br />
Wesentliche verliert. Ist dies nun eine Art<br />
von Rebellion? Schneider meint «Nein», es<br />
handelt sich viel mehr um Kompromisslosigkeit.<br />
Auch in der Inneneinrichtung der Baracke<br />
widerspiegelt sich die Kompromisslosigkeit,<br />
entweder es gefällt, oder es gefällt<br />
nicht. Das rustikale Mobiliar wird<br />
durch Kronleuchter, die an der Decke hängen<br />
beleuchtet – auch das Kerzenlicht trägt<br />
zu einem wohligen Ambiente bei. Anders<br />
als in den meisten Restaurants findet man<br />
im «la baracca» keine Speisekarte, sondern<br />
Schiefertafeln an den Wänden mit den aktuellen<br />
Gerichten.<br />
«la baracca» ist ein Ort, an dem sich<br />
die Welt trifft. Menschen feiern Abend für<br />
Abend in der kleinen Baracke, bis der<br />
Schnee wieder zu schmelzen beginnt und<br />
St. Moritz zurück in den Sommerschlaf<br />
fällt. Es scheint fast so, als hätte sich Max<br />
Schneider seine eigene kleine Welt geschaffen,<br />
die frei von Konventionen ist. ◊<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
18<br />
Suche nach Licht<br />
und Emotionen<br />
Text: Ernesto Kellenberger<br />
Bilder: Ernesto Kellenberger, fotoSwiss.com/Giancarlo Cattaneo<br />
Zuvorderst am Geschehen. Mit Herz und Seele.<br />
Zehnstunden-Tage. Der Mann am Drücker. Der St. Moritzer<br />
Pressefotograf Giancarlo Cattaneo<br />
Ein Flugreisender mit Cabin-Trolley, ein Regisseur unterwegs<br />
zum Film-Set…? Nein, der graumelierte Herr<br />
im besten Alter ist mit sportlich zügigem Schritt auf<br />
dem Weg zum nächsten Einsatz auf dem St. Moritzer<br />
Parkett. Voll bepackt mit Profikameras und verschiedensten<br />
Objektiven. 25 Kilo Gepäck kommt da schon<br />
mal zusammen. Ein Event steht an und wartet, visuell<br />
festgehalten zu werden. Zur rechten Zeit am richtigen<br />
Ort. So kennt man ihn, den umtriebigen Giancarlo Cattaneo.<br />
Mit der adrett sitzenden «Gilbert Gress-Brille».<br />
Für Giancarlo Cattaneo immer wieder neue Herausforderungen.<br />
Obwohl er auf eine vieljährige Erfahrung<br />
zurückblicken kann. Also ein Routinier, wobei<br />
unerwartete, überraschende Momente zum täglichen<br />
«Speisezettel» gehören.<br />
Ben Hur vor der Linse<br />
Schon als Teenager fesselte ihn die Welt der Fotografie.<br />
Im Alter von 12 Jahren erhielt er von seiner Mutter<br />
die erste Kodak-Kamera. Durch die engen Kontakte<br />
zu dem im Parterre liegenden Fotogeschäft bekam er<br />
die Möglichkeit, sich in die ihn faszinierende Materie<br />
einzuarbeiten und sich ein grosses Knowhow anzueignen.<br />
Mit 15 Jahren hat er sein Schlafzimmer in ein Fotolabor<br />
umfunktioniert. «Ein faszinierender Prozess,<br />
wie sich im Wasserbad auf dem weissen Papier sukzessive<br />
ein Schwarz-Weiss Bild entwickelt», erinnert sich<br />
Cattaneo. Sein Drang, seine Angefressenheit – selbst<br />
im Kino Scala in St. Moritz hielt er während der Filmvorstellung<br />
Szenen von «Ben Hur» mit seiner Fotokamera<br />
fest.<br />
Zeitsprung ins 21. Jahrhundert<br />
Mit der Ausgabe seines Buches «Cresta Run in<br />
Pictures» im Jahre 2003 schaffte er sich grosse Anerkennung.<br />
Immer wieder wurde er von den zwei engen<br />
St. Moritzer Freunden Gian Andreossi und Marcel Melcher<br />
dazu animiert, eine eigene Fotoagentur zu gründen.<br />
So entstand anfangs 2006 die «fotoSwiss.com».<br />
Sein Credo: «Herz und Seele müssen dabei sein.<br />
Persönliches Engagement unabdingbar.<br />
Nicht nur mitdenken, sondern vorausdenken.»<br />
Der Mensch muss für ihn im Mittelpunkt stehen,<br />
Emotionen hervorrufen. Um ein Bild zu komponieren,<br />
ist oft Geduld gefordert. «Man muss auch mal warten<br />
können», präzisiert er.<br />
Mit welchen grossen Herausforderungen bist Du<br />
schon konfrontiert worden? «Am Festival da Jazz im<br />
Dracula Club sind die Lichtverhältnisse sehr schwierig.<br />
Dieser Challenge führt gerade deshalb zu faszinierenden,<br />
bewegenden Aufnahmen mit grosser Ausstrahlungskraft.»<br />
Und im Sport? «Gutes Beispiel ist ein<br />
Bobrennen auf dem St. Moritzer Olympia-Bobrun. Das<br />
Zusammenspiel von Position, Licht/Schatten und extre-<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
1<br />
19<br />
2<br />
Bild 1: An seinem Computer wartet viel Arbeit auf ihn<br />
Bild 2: Ausdrucksstark. Dorothea Lorene am Festival da Jazz<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
20 mer Geschwindigkeit.» Bist Du also auch Dein<br />
grösster Kritiker? «Ja, sicher, bezüglich Qualität<br />
und Aussagekraft bin ich zu keinen Kompromissen bereit»,<br />
erwähnt er mit Entschlossenheit.<br />
Nicht nur knipsen und senden<br />
Seine Bildaufnahmen finden bei Print-Medien im<br />
In- und Ausland grosse Anerkennung. Ringier, NZZ,<br />
Tamedia, Südostschweiz, Aargauer Zeitung, Engadiner<br />
Post, der BURDA Verlag, Corriere della Sera etc. zählen<br />
auf seine Dienste. Für oft kurzfristige Einsätze ist er der<br />
«Pippa Middleton erfüllte meine Bitte»<br />
Mann. Da gilt es, rasche Entscheide zu treffen und mit<br />
perfekten Bildern aufwarten zu können. Das Internet<br />
hilft, die Bilder durch seine Website weltweit zu verteilen.<br />
Auch Agenturen wie «Keystone» oder «dpa» (Deutsche<br />
Presse Agentur) vertrauen auf ihn. Beispiel? «Da<br />
bei Keystone anlässlich des Lawinenniederganges am<br />
Piz Nair im letzten Winter niemand so kurzfristig im<br />
Engadin einsetzbar war, wurde ich angefragt, Bilder zu<br />
liefern. Interessant war der Einsatz für die «dpa» im<br />
Rahmen des letztjährigen WEF in Davos. Begegnungen<br />
mit deutschen Ministern und Firmenbossen, von Angesicht<br />
zu Angesicht.» Selbstverständlich agiert er auch<br />
proaktiv gegenüber seinen zahlreichen Kontakten.<br />
Pickel und Hautflecken…<br />
Gibt es für Dich Grenzen der Manipulation/Nachbearbeitung<br />
von Aufnahmen? «Einerseits sind die Kameras<br />
immer besser geworden, anderseits bietet die<br />
Software laufend neue Möglichkeiten. Die Authentizität<br />
eines Bildes hat für mich jedoch erste Priorität. Also<br />
wenig Nachbearbeitung, eventuell für Pressebilder<br />
leichte Korrekturen. Bei Nahaufnahmen von Personen<br />
entferne ich auch einmal einen störenden Pickel oder<br />
Hautflecken.» Da ist also ein gewisses Fingerspitzengefühl<br />
und Sinn für Ästhetik gefragt. Aalglatte Gesichter,<br />
ein No-Go. Keine Faceliftings! Wie steht es um Landschaftsaufnahmen?<br />
«Für diese andere Art der Fotografie<br />
gibt es im Engadin zahlreiche Spezialisten. Da kommen<br />
wir uns nicht in die Quere.»<br />
Pippa verstand meine Worte…<br />
Als Pressefotograf ergeben sich oft Kontakte zu<br />
Persönlichkeiten und Prominenz. Was hat Dich besonders<br />
beeindruckt, ein Beispiel? «Ein Bild, das sprichwörtlich<br />
rund um die Welt ging von Pippa Middleton am<br />
Engadin Ski Marathon 2013. Ich kam mit ihr ins Gespräch<br />
und bat sie, ihre Brille abzunehmen, damit ich<br />
ihre schönen Augen sehen könne.» Und? «Sie folgte<br />
meiner Bitte und schob ihre Brille über das Stirnband»,<br />
berichtet der Charmeur mit Stolz und verschmitztem<br />
Lächeln. Wegen dieser Aufnahme wurde Cattaneo auch<br />
schon mal durch einen Telefonanruf aus Australien morgens<br />
um 3 Uhr aus dem Bett geholt.<br />
Gab es Aufträge, welche Dich besonders physisch<br />
forderten? «Ja, auf der Suche nach dem Bär M13.<br />
Mit Bergführer und einer Journalistin gestaltete sich<br />
der Aufstieg zum Piz Sassalb (Puschlav) anforderungsreich.<br />
Umso mehr, als ich einen nicht ungefährlichen<br />
Sturz beim Abstieg zu verdauen hatte. Eine eindrückliche<br />
Aufnahme mit drei Jägern auf der Blick-Frontseite<br />
war die verdiente Entschädigung.»<br />
Gibt es denn überhaupt Momente, wo Du Deine<br />
Kamera zu Hause lässt? «Selbstverständlich, ich brauche<br />
auch Phasen der Entspannung. Wenn ich Golf<br />
spiele oder im Winter Skeleton auf dem Cresta Run<br />
oder Ski Alpin fahre.»<br />
Bremsen, bremsen…<br />
Im Zusammenhang mit dem Sport im Eiskanal erinnert<br />
sich Giancarlo Cattaneo einer unvergesslichen<br />
Episode: «Gian Franco Kasper, 1964 Sekretär des Saint<br />
Moritz Bobsleigh Club (heute FIS Präsident) hatte eines<br />
Tages einen Mangel an Bob-Taxi-Piloten. Er forderte<br />
mich, damals 15-jährig, via Lautsprecher auf: Du kannst<br />
das, übernimm den wartenden amerikanischen Gast.<br />
«Ich instruierte diesen dahin, vor dem «Horse Shoe» auf<br />
mein Rufen hin zu bremsen! Auch während der Fahrt<br />
schrie ich mehrmals… keine Reaktion. Tempo hoch.<br />
Die Überraschung dann am Ziel – eine der besten Laufzeiten.»<br />
Dass er gerne und gut kocht, kann er nicht verstecken.<br />
Seine Vorlieben gehen Richtung italienische<br />
und asiatische Küche. In der «toten Zeit» im Engadin<br />
zieht es ihn oft in die Welt hinaus. Aber auch dort ist die<br />
Kamera immer dabei. Man spürt es. Wie alle Künstler –<br />
Profifotografen kennen kein Rentenalter. Wir können<br />
uns also noch lange an Giancarlos emotionsgeladenen<br />
Aufnahmen erfreuen. Und sein Auftritt als Skeleton-<br />
Guru in der Talksendung «Aeschbacher» des Schweizer<br />
Fernsehens im Jahre 2008 dürfte weiterhin eifrig angeklickt<br />
werden. Schmunzeln inbegriffen. ◊<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
Für unterhaltsame Momente<br />
21<br />
2014, 272 S. 250 Abb.<br />
Format 22 x 30 cm, gebunden<br />
Buchverlag Neue Zürcher Zeitung<br />
Fr. 88.– (UVP)<br />
ISBN 978-3-03823-880-5<br />
Michael Lütscher<br />
Schnee, Sonne und Stars<br />
Wie der Wintertourismus<br />
von St. Moritz aus<br />
die Alpen erobert hat<br />
Jedes Jahr finden sich Gründe für Jubiläen.<br />
Doch 2014/15 feiert die Schweiz ein ganz<br />
besonderes Ereignis. Wer hat’s erfunden:<br />
«Die Schweizer!»<br />
Die Geschichte des alpinen Wintertourismus.<br />
Vor 150 Jahren der Startschuss<br />
zu einer bedeutenden Wirtschaftsbranche –<br />
und zum Element schweizerischer Identifikation.<br />
Im Jubiläumsbuch «Schnee, Sonne<br />
und Stars» hat Journalist Michael Lütscher<br />
die Entwicklung des Wintertourismus seit<br />
1864/65 dokumentiert. Er schildert dabei<br />
die Anfänge des Wintertourismus als «Produkt<br />
der ersten Globalisierung im späten 19.<br />
Jahrhundert.» Die meisten Gäste der Pio-<br />
nierzeit reisten aus der halben Welt in die<br />
Schweizer Berge. Nirgends manifestierte<br />
sich diese Entwicklung deutlicher als in<br />
St. Moritz. Abenteuerlust der ersten Wintergäste<br />
und einheimischer Unternehmergeist.<br />
St. Moritz diente bald als Vorbild für Stationen<br />
in Österreich oder den USA.<br />
Spannende Aussagen von Zeitzeugen,<br />
reich illustriert, auch mit noch nie oder selten<br />
gesehenen Aufnahmen aus dem späten<br />
19. Jahrhundert, tiefgründig recherchierte<br />
Anekdoten, die immer wieder Überraschendes<br />
zutage fördern. Ein 272 Seiten starkes<br />
Buch mit verschiedensten Geschichten unterschiedlicher<br />
Autoren. In einem speziellen<br />
Artikel werden zum Beispiel die drei<br />
St. Moritzer Kurdirektoren Walter Amstutz,<br />
Peter Kasper und Hans Peter Danuser als<br />
«strahlende Markenpfleger» gewürdigt.<br />
Wintertourismus made in St. Moritz!<br />
2014, 224 Seiten inkl. 16 Seiten Abb.<br />
Format 21 x 14 cm,<br />
gebunden mit Schutzumschlag<br />
Somedia Buchverlag, Glarus<br />
Fr. 29.– (UVP)<br />
ISBN 978-3-906064-30-7<br />
Hans Peter Danuser<br />
St. Moritz einfach<br />
Erinnerungen ans Champagner-Klima<br />
Wenn einer etwas zu erzählen hat, ist es<br />
Hans Peter Danuser, der letzte Kurdirektor<br />
von St. Moritz. Die seit 1963 in 80 Bundesordnern<br />
gesammelten Notizen, Dokumente,<br />
Tagebücher und Fotoaufnahmen sollten einmal<br />
zusammengefasst werden.<br />
Frisch und authentisch präsentiert<br />
sich sein Buch – 30 in sich abgeschlossene<br />
Geschichten über seine 30 Direktionsjahre,<br />
in denen er das Image von 1978 bis 2008<br />
von St. Moritz prägte und an vorderster<br />
Front mit Herzblut dafür gekämpft hat. So<br />
hat er zum Beispiel auf dem Gebiet der<br />
Markenrechte Neuland betreten und immer<br />
wieder mit bahnbrechenden Innovationen<br />
aufgewartet. Ein Blick hinter die Kulissen,<br />
gespickt mit unterhaltenden und lustigen<br />
Episoden. Danuser erzählt aber auch über<br />
sein Leben zuvor und danach, seine Wahl<br />
und die Ablösung.<br />
Bei der Lektüre glaubt der Leser immer<br />
wieder die Klänge seiner «Swiss Lady»,<br />
seinem Alphorn, zu hören. Es hat ihn über<br />
Jahre auf seinen Reisen begleitet und entwickelte<br />
sich zu seinem Markenzeichen. Auch<br />
heute beeinflusst es noch seinen Alltag.<br />
Das durch «QR-Codes» (Quick Response<br />
Codes) bereicherte 224 Seiten starke<br />
Buch mit zum Teil unveröffentlichten Bildern<br />
– Unterhaltung pur!<br />
Pulver gut…?<br />
Der St. Moritzer Kriminalroman<br />
von Ernesto Kellenberger<br />
Erhältlich direkt beim Autor ernesto.kellenberger@bluewin.ch<br />
oder im Buchhandel. www.ernesto-kellenberger.ch<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
22<br />
85 Jahre Erfolgs-<br />
geschichte –<br />
Skischule St.Moritz<br />
Text: Ernesto Kellenberger<br />
Bilder: Arnaud Delalande, Skischule St.Moritz zVg<br />
Das Original. Professionalität.<br />
Kompetenz. Nachhaltigkeit<br />
2014/15 das Jahr der Jubiläen. 150 Jahre Wintertourismus,<br />
125 Jahre Bobsport etc. Ein Alter von 85 Jahren<br />
ist inmitten der glanzvollen Geschichten zwar keine<br />
magische Jubiläumszahl, trotzdem ist SNOWTIMES<br />
der Ansicht, dass ein Unternehmen mit grosser Nachhaltigkeit<br />
besondere Erwähnung verdient.<br />
Werte, die gelebt werden<br />
Die Schweizer Skischule St. Moritz wird in diesem<br />
Winter 85 Jahre alt. Eine Institution mit grosser<br />
Ausstrahlungskraft. Die RED LEGENDS – Man verbindet<br />
sie mit den Oberengadiner Skipisten. Rot steht<br />
für Freude, Leidenschaft, Liebe, die Schweiz und ihre<br />
Qualität. Mit Legenden verbindet man Erfahrung, Anerkennung,<br />
Erfolge und unvergessliche Erinnerungen.<br />
Werte, die in der Skischule gelebt werden. St. Moritz<br />
gilt aufgrund seiner Geschichte als Original und Wiege<br />
des Wintertourismus. Als erste und grösste Skischule<br />
der Schweiz kann die Schweizer Skischule St. Moritz<br />
ebenfalls das Prädikat «Das Original» für sich beanspruchen.<br />
Das geschah in 85 Jahren<br />
Die Skischule hat bereits je ein Jubiläumsbuch<br />
«50 Jahre 1929–1979» und «75 Jahre 1929-2004» veröffentlicht.<br />
Ein detaillierter Rückblick auf die 85-jährige<br />
Geschichte würde den Rahmen von SNOWTIMES<br />
sprengen. Ein Résumé einiger markanter Eckpunkte<br />
und Meilensteine soll die Geschichte und Entwicklung<br />
der Skischule nachstehend aufzeigen. Begebenheiten,<br />
die den Leser aus heutiger Sicht zu einem Schmunzeln<br />
verleiten können.<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
1<br />
23<br />
2<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
Bild 1: Eine einmalige Massierung von Spitzen-Rennfahrern.<br />
Die 1936 von Skischul-Gründer Giovanni Testa formierte «Guardia Grischa»<br />
Bild 2: Mit Optimismus in die Zukunft.<br />
Das Demo-Team der Skischule St. Moritz<br />
ST. MORITZ
24<br />
Rudolf «Rudi» Rominger, vierfacher Weltmeister<br />
und Trainer der «Guardia Grischa»<br />
Meilensteine<br />
1929 Ein Jahr nach den 1. Olympischen Winterspielen<br />
in St. Moritz gründete Giovanni Testa auf<br />
Anregung des Kurvereins und des Skiclubs Alpina<br />
die Skischule St. Moritz.<br />
1936 Das Buch «Natürliches Skilaufen – die Methode<br />
der einfachsten Fahrweise» von Giovanni<br />
Testa und Prof. Dr. Eugen Matthias erscheint,<br />
findet grosse Beachtung, führte aber auch z.T. zu<br />
unschönen Querelen. Die damals aufgezeigte<br />
Technik liegt auch der aktuellen Technik zugrunde.<br />
1948 Der streng gehandhabte Amateurstatus an den<br />
Olympischen Winterspielen in St. Moritz verunmöglicht<br />
die Teilnahme für Wettkämpfer, die<br />
den Sport als Beruf ausüben. Der St. Moritzer<br />
Slalomsieger Edy Reinalter durfte deshalb<br />
schon im vorangegangenen Winter keinen Skiunterricht<br />
erteilen.<br />
1955 Als erste Frau der Skischule St. Moritz hat Monika<br />
Lafont das Skilehrerpatent erworben.<br />
1964 Einführung der Dezember-Sunshine Kurse. Aufgrund<br />
der starken Nachfrage Ausdehnung auf<br />
Januar und Frühling.<br />
1971 Die Langlaufschule wird der Skischule angegliedert.<br />
1981 Der Vorstand der Skischule St. Moritz bestimmt<br />
eine Minimallänge für Skis: 1.80m für Frauen,<br />
1.90m für Männer. Compactskis werden nicht<br />
mehr erlaubt.<br />
1982 Der Blindenfonds wird gegründet. Er ermöglicht<br />
Blinden und Sehgeschädigten bei einem speziell<br />
dafür ausgebildeten Lehrer Skiunterricht zu nehmen.<br />
Die Skischule erhält vom Kanton sage und<br />
schreibe sechs Ausländerbewilligungen.<br />
1987 Erstmals wird in der Skischule während der<br />
Hochsaison Snowboard-Unterricht erteilt.<br />
1989 Generationenwechsel in der Führung der Skischule.<br />
Roberto Trivella wird neu Präsident des<br />
Vorstandes, Fredy Wolf und Franco Moro übernehmen<br />
die Skischulleitung. Nach verschiedenen<br />
Vorstössen werden die ersten Frauen in<br />
die Genossenschaft aufgenommen und sind somit<br />
gleichberechtigt.<br />
1992 Franco Giovanoli übernimmt die Leitung der<br />
Snowboardschule.<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
25<br />
Dynamik pur…!<br />
1994 Die erste Schweizermeisterschaft im «Stilfahren»<br />
(Formationsfahren) wird in St. Moritz /<br />
Celerina ausgetragen. Das St. Moritzer Demo<br />
Team wird Schweizermeister.<br />
1997 Die Skischule bietet Schnupperkurse im Carving<br />
an. Es kommt zu einem Carving-Boom!<br />
2000 Vertrag mit Club Méditerranée, welche keine eigenen<br />
Lehrer mehr stellt. Anstellung der Skilehrer<br />
läuft somit über die Skischule. In der Kinderskischule<br />
auf Salastrains wird die Swiss Snow<br />
League, das neue Test/Qualifikationssystem des<br />
Dachverbandes, eingeführt.<br />
2001 Die Liegenschaft «Haus Central» wird als Unterkunftsmöglichkeit<br />
für die Skilehrer erworben.<br />
Eine grosse Investition, die nicht zum eigentlichen<br />
Kerngeschäft gehört, jedoch das<br />
Wohnungsproblem entschärft.<br />
2002 Im Frühling wird mit dem Bau des neuen Skischulcenters<br />
Salastrains begonnen und auf den<br />
WM-Winter 2002/03 eröffnet.<br />
2006 Erwerb der Büroräumlichkeiten in der Liegenschaft<br />
St. Moritzerhof an der Via Stredas 14,<br />
St. Moritz<br />
2009/10/11 Unser erfolgreiches Damen Demo Team<br />
wird jeweils Schweizermeister im Formationsfahren.<br />
2010 Fusion der Skischule St. Moritz und Skischule<br />
Celerina. Es entsteht die grösste Schweizer Skischule.<br />
2014 Die Schweizer Skischule St. Moritz feiert ihr<br />
85-jähriges Bestehen.<br />
Eine eindrückliche Historie. Ereignisse mit<br />
zweifellos nachhaltiger Wirkung. Beste Voraussetzungen<br />
sind geschaffen, dass die Skischule St. Moritz und die<br />
«Red Legends» mit ihrer bemerkenswerten Lebensgeschichte<br />
und ihrer grossen Erfahrung auch in Zukunft für<br />
St. Moritz immer ein leuchtendes Aushängeschild darstellen<br />
werden. Und mit klarem Blick in die Zukunft gerichtet,<br />
das Schneesportwesen gestalten und weiterhin<br />
massgeblich prägen. Nicht zuletzt dank ihrer Professionalität,<br />
ihrer Qualität und der einzigartigen Infrastruktur.<br />
◊<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
85 years of experience<br />
26<br />
the red legends<br />
for each individual request<br />
the perfect match<br />
See you in one of our offices:<br />
St. Moritz<br />
Celerina<br />
Corviglia<br />
Salastrains<br />
Samedan<br />
Skischule St. Moritz<br />
Tel. +41 81 830 01 01<br />
info@skischool.ch<br />
www.skischool.ch<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
27<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
28<br />
Musik – sein Leben<br />
Text: Ernesto Kellenberger<br />
Bilder: Ernesto Kellenberger, fotoSwiss.com/Giancarlo Cattaneo<br />
Sein Herz schlägt für den Swing. Markenzeichen Perfektion. Bodenständig.<br />
Pepe Lienhard, Saxofonist, Flötist, Big Band Leader, Arrangeur.<br />
Ein historisches Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert.<br />
Inmitten eines grossen, wildromantischen Gartens.<br />
Exotische Vögel, Appenzeller Spitzhauben (Hühner)<br />
machen mit ihrem Gezwitscher und Gackern auf sich<br />
aufmerksam. Magisch anmutend.<br />
Unter der Tür steht Pepe Lienhard. Der Musiker<br />
und Band Leader – Gentleman mit Charisma. Das stilvoll<br />
renovierte Riegelhaus umhüllt eine Aura, ein Gefühlsmix<br />
aus Nostalgie und Gegenwart. Eine Oase der<br />
Ruhe. Ein perfekter Rückzugsort. Sein Schäferhund<br />
Garou, ein 2-jähriger Lausbub, begleitet uns. Versucht,<br />
uns mit seiner Verspieltheit zu verführen.<br />
Wir sitzen in der heimeligen Stube mit Kachelofen,<br />
Ofenbänkli, einem rustikalen Holztisch und<br />
schmuckvollen Vorhängen. Aus dem Hintergrund ertönt…<br />
keine Musik. «Wenn ich Musik hören will, ganz<br />
gezielt, dann konzentriere ich mich auf diese und lasse<br />
mich nicht ablenken», ist Pepe konsequent. Ein perfekter<br />
Brückenschlag zur Musik – sein Leben. Pepes<br />
blaue Augen strahlen.<br />
Intimität eines Wohnzimmers …<br />
Erinnerungen an ein Konzert, einen speziellen<br />
Auftritt, der in einer Wohnstuben ähnlichen, intimen<br />
Kulisse stattfand. Im legendären Dracula Club, anlässlich<br />
des Festival da Jazz im Sommer 2014 in St. Moritz.<br />
Und dies nicht mit einer Kleinformation, sondern mit<br />
Pepe Lienhards 17-Mann Big Band. Sowohl für die<br />
Band als auch die Zuschauer ein hautnahes, unvergessliches<br />
Erlebnis. Der Kontrabassist mit seinem Platz<br />
hinter der Bar… er schwärmte, noch nie so viel Platz (!)<br />
gehabt zu haben. Back to the roots… «unplugged».<br />
Ohne Mikrofon – was früher in amerikanischen Jazzklubs<br />
üblich war. «Nicht vor bis zu 15’000 Zuschauern,<br />
sondern vor «nur» 150 musikbegeisterten Gästen auf-<br />
zutreten. Deren physische Nähe zu spüren und deren<br />
spontane Reaktionen unmittelbar aufzusaugen. Ein faszinierendes<br />
Gefühl», ist Pepe nach wie vor beeindruckt.<br />
Swing pur in höchster Vollendung.<br />
Motivator, «Seelsorger»…<br />
Wenn Pepe Lienhard vor seinen Musikern steht<br />
und sie durch das Konzert führt, fragt sich mancher Zuhörer,<br />
wofür der Bandleader eigentlich zuständig und<br />
verantwortlich ist? «Meine Funktion lässt sich mit der<br />
Rolle eines Fussballtrainers vergleichen.» Er sucht und<br />
wählt die Musiker aus. Ist Motivator. Pepes Stärke ist<br />
es, den Musikern in seiner eigenen erfolgreichen Art<br />
beizubringen, das Optimum aus sich herauszuholen. Er<br />
wählt die Arrangements aus und stellt das Programm<br />
zusammen. Auch die Promo-Arbeit liegt in seinen Händen.<br />
Unverzichtbar ist eine gehörige Portion Organisationstalent.<br />
Hie und da fühlt er sich aber auch mal als<br />
«Seelsorger». «Ich kümmere mich sogar um die Kleidung<br />
der Musiker», fügt er schmunzelnd an. Dies<br />
glaubt man ihm gerne. Sein persönliches, stylisches<br />
Outfit unterstreicht sein ausgeprägtes Flair für Mode.<br />
«Seit eh und je», wie Pepe betont. Eine gesunde Eitelkeit<br />
kann er nicht verleugnen. «Bei mir darf es auch<br />
mal etwas farbig sein. Dabei muss ich ja nicht gleich<br />
meinen gefiederten Freunden in der Volière Konkurrenz<br />
machen.»<br />
Fesselnde Big Band Nummern, raffinierte Arrangements.<br />
Welche Einflüsse hast Du als Bandleader bei<br />
der Umsetzung der Partituren? «Ich kann den Musikern<br />
und dem Klangkörper meine persönliche Note verleihen.<br />
Kreativität auslösen. Meine eigenen Ideen einbringen,<br />
indem ich zum Beispiel mal das Intro ändere und<br />
auch immer wieder individuelle Akzente setze.» Und<br />
die Solisten? «Sie haben reichlich Freiraum, Ihre Spon-<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
29<br />
Pepe Lienhard: «So hat es sich damals in Pontresina abgespielt.»<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
30<br />
Pepe Lienhard Big Band auf kleinstem Raum. Im Dracula Club St. Moritz<br />
taneität und Ausdruckskraft auszuleben.» Da er nur<br />
noch selten selber schreibt, fühlt er sich glücklich, in<br />
seinen Bandmitgliedern Ralf Hesse und Gilbert Tinner<br />
über ausgezeichnete Arrangeure zu verfügen.<br />
Q….<br />
In seiner 45-jährigen Profikarriere sind Pepe Lienhard<br />
einige Auftritte in ganz besonderer Erinnerung<br />
haften geblieben. In den Jahren 2003 und 2004 war er<br />
Stammgast in Monte Carlo und spielte jeweils im Juli /<br />
August im berühmten «Sporting Club». Dort hatte er<br />
die grosse Ehre, Weltstars wie Frank Sinatra, Sammy<br />
Davis jr. und Shirley Bassey zu begleiten. «Für mich<br />
die nachhaltigsten Highlights sind jedoch die Begegnungen<br />
am Jazzfestival Montreux mit meinem grossen<br />
Idol Quincy Jones. Im Jahre 2008 konnte ich mit meiner<br />
Big Band zum 75. Geburtstag von Quincy spielen.<br />
Ein Traum wurde für mich wahr. 2013 übernahm Quincy<br />
an seinem 80igsten sogar meinen Taktstock und<br />
trieb meine Big Band an.»<br />
Wann begann dann die… man könnte fast sagen<br />
Seelenverwandtschaft mit Quincy Jones? «In meinen<br />
Teenagerjahren hatte es anlässlich eines Konzertes…<br />
«Klick» gemacht. Da war es um mich geschehen», berichtet<br />
Lienhard mit leuchtend blauen Augen, als wäre<br />
es gestern gewesen. Im Verlaufe des Gesprächs fällt der<br />
Name «Quincy» immer wieder, wenn es um Kompositionen<br />
und Arrangements geht. Ausdruck von Pepes<br />
grosser Bewunderung.<br />
Sein Reich unter dem Dach<br />
All’ seine beeindruckenden Schilderungen wecken<br />
die Neugier nach Pepes Reich… seinem Arbeitsraum.<br />
Hunderte von Arrangements, den entsprechenden<br />
Partituren sowohl für die Big Band als auch sein 14-<br />
Mann Orchester. Ein Riesenarsenal an DVDs, CDs<br />
und…alten Vinyl-Schallplatten. Es übermannt einem<br />
das Gefühl, als würde die Galerie im ersten Stock von<br />
swingenden Melodien erfüllt. Dieses soll sich noch bewahrheiten…<br />
Die Holztreppe runter, eine andere steile Treppe<br />
hoch zum ehemaligen Heuboden. Auf einer Grossleinwand<br />
entführt uns «Woody Hermans Thundering Herd»<br />
in einem Schwarzweiss Film in die 40er Jahre. Die legendäre<br />
«Four Brothers Saxophon-Section» – satter<br />
Sound, mitreissender, vitaler Swing. Ein Ambiente, das<br />
zum Verweilen lockt. Altehrwürdige Räume, die Geschichte<br />
schreiben könnten. Beim «Wiederabstieg» in<br />
untere Gefilde fällt es schwer, die in die Beine eingefahrenen<br />
Rhythmen zu zähmen.<br />
Shirley Bassey und der Dorfpolizist<br />
«Things Ain’t What They Used to Be», ein Jazzstandard<br />
von Mercer, Sohn von Duke Ellington. Nein,<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
31<br />
Pepe Lienhard zeigt SNOWTIMES sein Refugium.<br />
Pepe Lienhard ist bestimmt kein unverbesserlicher<br />
Nostalgiker. Aber nach so vielen Jahren im Musikbusiness<br />
kommen zwangsläufig Erinnerungen an seine früheren<br />
Jahre auf. Die Zeiten mit seinem erfolgreichen<br />
Sextett. In den 70er Jahren, als er regelmässig im Engadin<br />
aufgetreten ist. Unvergesslich bleibt ihm eine Episode<br />
von einem Auftritt in Pontresina. «Shirley Bassey<br />
logierte im damaligen Schlosshotel. Als Fan unseres<br />
Sextetts war sie jeden Abend im Club anzutreffen. Immer<br />
wieder wurde der Weltstar von seiner Entourage<br />
aufgefordert, zu singen – erfolglos. Eines Abends war’s<br />
dann doch soweit. Nach 2 Uhr morgens greift sie zum<br />
Mikrofon. In diesem Moment erschallt ein unüberhörbares<br />
‹Polizeistunde›. Ein übermotivierter Dorfpolizist<br />
– und schon hat er Shirley das Mikrofon aus der Hand<br />
genommen…! Der Auftritt eines Weltstars war geplatzt.<br />
Sämtliche Umstimmungsversuche stiessen beim Ordnungsmann<br />
auf Granit.» Er macht an diesem Abend<br />
dem Polizei-Leitspruch «Dein Freund und Helfer» keine<br />
Ehre.<br />
Die gute und die andere…<br />
Pepe Lienhard hält sich an Duke Ellingtons Aussage:<br />
«Es gibt nur zwei Sorten von Musik – die gute<br />
und die andere.» Dafür spricht auch seine Offenheit,<br />
keine Berührungsängste zu anderen Musikrichtungen<br />
zu haben. Er tritt durchaus mal an einem «Heirassa-<br />
Festival» in Weggis als Stargast mit Carlo Brunners<br />
Superländlerkapelle auf.<br />
Von Oktober bis Dezember war Pepe Lienhard<br />
und sein 14-Mann Orchester mit Udo Jürgens auf dessen<br />
Jubiläumstournee zum 80. Geburtstag unterwegs.<br />
Pepe und Udo – zwei Perfektionisten treffen aufeinander.<br />
Eine Symbiose von grosser Leidenschaft und absoluter<br />
Professionalität. In der kurzlebigen Showbranche<br />
eine Geschichte mit einer unvergleichlichen Erfolgsbilanz.<br />
Seit über 30 Jahren. «Wir hatten in dieser langen<br />
Zeit nie Probleme, keinen Streit. Man weiss sich immer<br />
zu einigen», berichtet Pepe mit Genugtuung. «Wir verstehen<br />
uns ohne Worte.»<br />
Rückblickend kann er mit grosser Befriedigung<br />
feststellen, dass in seiner Musiker-Karriere nie ein Auftritt<br />
«in die Hosen» ging. Dies spricht für seine ausgeprägte<br />
Professionalität!<br />
Und wir schätzen uns glücklich, dass Musiker,<br />
wie auch andere Künstler, keine Pensionierung kennen.<br />
So kann sich St. Moritz hoffentlich bald wieder auf einen<br />
Auftritt von Pepe Lienhards Big Band im «Dracula<br />
Club» oder anderswo freuen. Musikalische Höhepunkte<br />
erleben, wenn sich die Saxofonisten in «Tenorbattles»<br />
wie Gladiatoren mit ekstatischen Soli gegenseitig antreiben.<br />
Um sich für weitere Auftritte fit zu halten, geht<br />
Pepe nun heute noch mit seiner attraktiven, charmanten<br />
Frau Christine ins Gym! ◊<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
32<br />
Corvatsch rüstet auf<br />
Text: Ernesto Kellenberger<br />
Grafik: von Corvatsch AG zVg<br />
Bild: Gian Giovanoli/kmu-fotografie.ch<br />
Tolle Perspektiven für Geniesser. Aufbruch. Weichen gestellt.<br />
Stärkung der Marke Corvatsch.<br />
Corvatsch – der höchste Skiberg der Ostalpen<br />
– hat sich nicht nur zum gefragten Freestyle<br />
Berg entwickelt. Er geht nun auch<br />
noch in die Fitnesskur und putzt sich raus.<br />
In einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld<br />
und einem eher schwindenden Interesse<br />
für den Wintersport sind Millioneninvestitionen<br />
ein mutiges Unterfangen. Anderseits<br />
aber ein wichtiger und verheissungsvoller<br />
Schritt in die Zukunft.<br />
Im hart umkämpften Markt erwartet<br />
der zunehmend anspruchsvollere Schneesportler<br />
von einem kompletten Skivergnügen<br />
Komfort und Schneesicherheit. Stärken,<br />
die das Skigebiet Corvatsch-Furtschellas mit<br />
den geplanten Investitionen noch vermehrt<br />
ausspielen und seine Attraktivität und Konkurrenzfähigkeit<br />
unter Beweis stellen kann.<br />
Ein Investitionsvolumen für die erste Etappe<br />
bis 2017 im Betrag von 27 Mio Franken. Gezielte<br />
Investitionen – mit Weitsicht.<br />
Bügellifte ade…<br />
Auf der Gebietsseite Corvatsch wird<br />
das mühsame Anbügeln am Lift bald mal<br />
Geschichte sein.<br />
Im Winter <strong>2015</strong>/16: Die Skifahrer<br />
und Snowboarder nach der Abfahrt vom<br />
Corvatsch Gipfel. Die Cracks und Rookies<br />
nach Tricks und Sprüngen im Snowpark.<br />
Sie erreichen auf der leicht verlängerten<br />
neuen 4er Sesselbahn bequem wieder die<br />
Mittelstation Murtèl. Direkt – ohne zu laufen!<br />
Einher gehen auch der Ausbau der Beschneiung<br />
der Piste Mandra und der Snow<br />
Night-Piste.<br />
wird durch eine neue 6er-Sesselbahn (mit<br />
Hauben) ersetzt und um 750 m verlängert.<br />
Ab der neuen Talstation bei der heutigen<br />
Sesselbahn-Station Alp Surlej und der Hossa<br />
Bar wird die neue Anlage eine Länge von<br />
2,2 km aufweisen. Somit eine der längsten<br />
Sesselbahnen im Oberengadin. Durch die<br />
gleichzeitige Installierung einer Beschneiungsanlage<br />
gewinnt die Strecke zusätzlich<br />
an Attraktivität. Und lässt das Sportlerherz<br />
höher schlagen.<br />
Kosmetische Frischkur.<br />
Topmodern<br />
Auf der Seite Furtschellas werden die<br />
seit 1972 im Betrieb stehenden Kabinen auf<br />
den Winter <strong>2015</strong>/16 durch topmoderne<br />
Grossraumkabinen abgelöst. Die gesamte<br />
Elektrik und der Antrieb wurden bereits vor<br />
zwei Jahren komplett erneuert. Das Fassungsvermögen<br />
entspricht demjenigen der<br />
alten Kabinen. Pro Stunde können rund<br />
1000 Personen befördert werden.<br />
Vom Gletscher zum See…<br />
lückenlos<br />
Zahlreiche Skigebiete rühmen sich<br />
immer wieder mit der Länge ihrer Skiabfahrten.<br />
Dem will der Corvatsch nicht nachstehen.<br />
Zwar verfügt das Gebiet bereits<br />
über die längste beleuchtete Nachtpiste der<br />
Schweiz. Für Nicht-Nachtschwärmer möch-<br />
te der Corvatsch bald einmal mit der längsten<br />
Talabfahrt im Engadin auftrumpfen.<br />
Von 3303 m ü.M. runter auf 1870 m ü.M.<br />
Der Skifahrer oder Snowboarder erreicht<br />
vom Corvatsch-Gipfel nach 1433 Höhenmetern<br />
und dank einer neuen Verbindungspiste<br />
in lückenloser Abfahrt die Talsohle in<br />
Surlej. Direkt vom Gletscher an den See.<br />
Tolle Perspektiven für Geniesser.<br />
Das Paar von 2007 – es rückt<br />
näher zusammen<br />
Ein Projekt, das in der Pipeline steht.<br />
Der schnellere Zugang von Sils ins Corvatsch-Gebiet<br />
soll durch eine neue Sesselbahn<br />
zwischen der Mittelstation Furtschellas<br />
und dem Plateau Rabgiusa erreicht werden.<br />
Mit Ausstiegsmöglichkeit auf Margun.<br />
Im Planungsstadium befindet sich<br />
ausserdem eine Sport-Hotelanlage bei der<br />
Talstation Furtschellas. Die Unterkunft im<br />
Dreisternebereich soll auch jüngere Gäste<br />
ansprechen.<br />
Das letztjährige 50-Jahr Jubiläum bot<br />
Gelegenheit, Rückschau auf die facettenreiche<br />
Geschichte des Corvatsch zu halten.<br />
Mit den geplanten Investitionen wird eine<br />
neue Geschichte geschrieben. Mit vielversprechenden<br />
Zukunftsperspektiven. Es gilt,<br />
die Kompetenz im alpinen Schneesport zu<br />
festigen. Die touristische Grundlage eines<br />
kompetitiven Oberengadins zu stärken.<br />
Ein Blick auf den Situationsplan<br />
«Unternehmensstrategie – Zukunft 20>» –<br />
und Ihre Vorfreude erwacht! ◊<br />
Highlight – Curtinella<br />
Die Verbindung zu Furtschellas. Eine<br />
der schönsten Pisten – nicht nur am Corvatsch<br />
– präsentiert sich im Winter 2016/17<br />
als leuchtendes Glanzlicht. Der Bügellift<br />
Zürich | Luzern | Basel | St. Moritz | Rom | 0840 828 828<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
Unternehmensstrategie<br />
"Zukunft 20>"<br />
Mandra<br />
<strong>2015</strong><br />
Curtinella<br />
2016<br />
Chüderun<br />
20><br />
Rückbau Murtèl<br />
20><br />
Verbindungspiste<br />
20><br />
Rückbau Chüderun<br />
und Margun 20><br />
Kabinen<br />
<strong>2015</strong><br />
SNOW NIGHT<br />
FASZINATION NACHTSKIFAHREN<br />
JEDEN FREITAG AB 19 UHR!<br />
Geniessen Sie die längste beleuchtete Piste der Schweiz.<br />
Bahn und Bars offen bis 01.00 Uhr (ab Februar bis 02.00 Uhr)<br />
Ticket: Erwachsene CHF 25 | Kinder CHF 15 (bis 12 Jahre)<br />
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Die Corvatsch Snow Night kann auch exklusiv gebucht werden.<br />
Buchbar von Samstag bis Donnerstag. Preis auf Anfrage<br />
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SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
34<br />
Genussmetier<br />
Enthusiasmus<br />
Kreativität<br />
Text: Ernesto Kellenberger<br />
Bilder: Ernesto Kellenberger<br />
Neugieriges Kind – Espresso-Pionier Francesco Illy. Grosse Passion<br />
– Amici-Caffè CEO Annemarie Illy. Exklusivität. Für Kaffee-Aficionados<br />
Radio Grischa. Hier noch der Strassenzustand: «Der<br />
Malojapass und die Strasse zwischen Maloja und Sils<br />
ist wegen Lawinengefahr gesperrt.» Die Meldung lässt<br />
aufhorchen. Eigentlich nicht verwunderlich. Maloja<br />
liegt unter einer rekordverdächtigen Schneedecke von<br />
rund 2.5 Metern. Können sie wohl rechtzeitig zu unserem<br />
Gespräch anreisen?<br />
Wie ein tiefverschneites, geheimnisvolles Märchenschloss<br />
präsentiert sich das Kempinski Grand Hotel<br />
des Bains in St. Moritz. Eines der Hotels, in welchem<br />
sich Geniesser des alljährlichen Gourmet-Festivals<br />
ein Stelldichein geben. Ein Ort also, der sich für ein<br />
Gespräch mit den Illys geradezu aufdrängt. Ja, sie erscheinen<br />
trotz der prekären Strassenverhältnisse pünktlich.<br />
Die attraktive und elegant gestylte Annemarie und<br />
der eher ausgeflippt gekleidete Francesco. Unverkennbar<br />
der Dreitagebart und das zu einem Pferdeschwänzchen<br />
zusammen gebundene Haar – sein Markenzeichen.<br />
Süssstoff?<br />
In der Smokers Lounge. Die rauchgeschwängerte<br />
Luft wird plötzlich vom Aroma eines Espresso durchdrungen.<br />
Inmitten des vertieften Gesprächs ein Leuchten<br />
in Francescos Augen. Seine feine, empfindsame<br />
Nase sagt ihm. «Ein Espresso, der aus dieser Distanz<br />
von vier bis fünf Metern noch wahrnehmbar ist, kann<br />
nur ein Amici sein!» Illy kann dem Kellner auf seine<br />
Frage: «Ist der Kaffee gut, den Sie gerade servieren»,<br />
keine Wertung entlocken. Offensichtlich hat dieser den<br />
Espresso-König nicht erkannt.<br />
Kein Zucker ins Tässchen? «Selbstverständlich<br />
nicht. Der Struktur messe ich höchste Priorität bei. Zucker<br />
würde sie verändern. Ohne kann der Espresso aber<br />
einen Körper aufbauen. Die anfängliche Bitterkeit ist<br />
bald nicht mehr präsent, wird von einer leichten Süsse<br />
abgelöst. Eine unvergleichliche Langzeitwirkung entwickelt<br />
sich. So spüre ich den Espresso auch nach zwei<br />
Stunden noch im Mund, ansonsten nur während 20 Minuten»,<br />
erklärt er überzeugend. Wie viele sind es denn<br />
pro Tag? «Fünf bis acht.» «Ich begnüge mich mit fünf…<br />
am Morgen ist es aber zuerst mal ein Tee», erklärt Annemarie<br />
ihre Tagesration.<br />
Ja, das Engadin…<br />
Derweil hat der SchneefalI wieder eingesetzt.<br />
Das wohlig-spannende Ambiente in der holzgetäferten<br />
Lounge – der ideale Rahmen, den einzigartigen Espresso<br />
nicht nur zu geniessen. Auch über dessen Faszination<br />
zu diskutieren und wer hinter dessen Siegeszug<br />
steckt. Ins Engadin zieht Euch nicht nur das Gourmet-<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
35<br />
Francesco Illy: «Ich sehe mich als neugieriges Kind.»<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
36 Festival, bei welchem Amici seit sechs Jahren<br />
Sponsor ist, oder? «Nein, das Engadin ist für<br />
mich das Paradies, sowohl im Winter als auch im Sommer<br />
– nicht zuletzt wegen des südlichen Einflusses»,<br />
zeigt die seit dem Jahre 2000 von Francesco getrennt<br />
lebende Annemarie Illy ihre volle Begeisterung. Ihre<br />
blauen Augen leuchten. «Für mich sind es das Montalcino<br />
und selbstverständlich auch das Engadin», fügt<br />
erblich vorbelastet – also eindeutig eine Sache der Genetik»,<br />
sind sich Annemarie und Francesco einig. Sie<br />
schwärmen geradezu von den Kochkünsten ihrer Mütter,<br />
deren unglaublicher Sensibilität. Annemaries Mutter<br />
stammt aus einer Bauernfamilie. «Veritable Biodynamiker»,<br />
fügt Francesco bewundernd an.<br />
So wie man das Essen mit Augen geniesst, soll<br />
auch das Espresso trinken visuell erfreuen. Die von<br />
1<br />
2<br />
Bild 1: Annemarie Illy: «Ich habe viel von ihm profitiert.»<br />
Bild 2: Amici-Espressotassen… Qual der Wahl.<br />
Francesco an. Dass sie hier beide eine Bleibe erwarben,<br />
erstaunt deshalb nicht. Annemarie, die Amici-Geschäftsführerin,<br />
in Silvaplana – Francesco in Maloja.<br />
Die Genetik<br />
Rasch kristallisiert sich heraus. Wir haben es mit<br />
zwei Genussmenschen zu tun. Genüsslich zieht<br />
Francesco an seiner Zigarillo. Die ausgeprägte Sensibilität<br />
zum Genuss zieht sich wie ein roter Faden durch<br />
ihr Leben. War diese schon vorhanden oder brachte das<br />
Metier diese mit sich? «Wir beide sind diesbezüglich<br />
Künstlern gestalteten Amici-Espressotässchen haben<br />
bereits Kultstatus erreicht. Francesco verbindet damit<br />
Genuss und Kunst. Auch als Fotograf seines inspirierenden<br />
Fotobandes «Monti Pallidi» über die Dolomiten<br />
versteht er es, das Auge sprechen zu lassen.<br />
Von der Pieke auf<br />
Annemarie, Du hast 2002 die operative Führung<br />
von Amici übernommen. Bist sozusagen aus dem Schatten<br />
von Francesco getreten. Eine grosse Herausforderung?<br />
«Francesco und ich haben von Beginn an, d.h. ab<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
1979 alles gemeinsam aufgebaut. Klar, wir waren sicher<br />
verschiedene Menschen.» Francesco verfolgt mit Spannung<br />
ihre Aussagen. «Ich habe jedoch extrem von ihm<br />
profitiert. Es war in der Folge enorm wichtig, dass ich<br />
im Geschäft geblieben bin. Entscheidungen werden<br />
aber immer in gegenseitigem Einverständnis getroffen.»<br />
Francesco pflichtet Annemarie kopfnickend bei.<br />
Eure beiden Kinder sind voll im Geschäft integriert?<br />
«Ja, Sohn Ernesto, Architekt, hat u.a. die Galleria<br />
Amici in Luzern und Zürich konzipiert. In diesen<br />
werden unsere Produkte wie in einer Galerie präsentiert.<br />
Tochter Vittoria arbeitet in der Marketingabteilung<br />
von Amici Caffè.» Der familiäre Charakter des<br />
Unternehmens wird also bewahrt. Aus markenrechtlichen<br />
Gründen wird der originale Illycaffè aus Triest in<br />
der Schweiz unter dem Namen Amici Caffè vertrieben.<br />
In seinem Element<br />
Mit gestikulierenden Händen und Armen versteht<br />
er es, seinen Aussagen eine überzeugende Wirksamkeit<br />
und Ausdruckskraft zu verleihen. 1953 in Triest geboren,<br />
kann der heutige Wahl-Schweizer seine italienischen<br />
Wurzeln nicht verleugnen. Leidenschaft, 37<br />
Emotionen, Enthusiasmus begleiten ihn. Er will<br />
und kann die Leute begeistern und mitreissen. Die Kreativität<br />
in seinem Kopf läuft auf Hochtouren, angetrieben<br />
von einer Künstlerseele. Er tüftelt dauernd, um etwas<br />
Neues anzureissen. Strotzt vor zündenden Ideen.<br />
Dabei hilft ihm auch, dass er immer wieder kritisch<br />
gegenüber seinem Produkt ist und dieses hinterfragt.<br />
Lassen wir uns überraschen. So hat er mit Forschern<br />
der Universität Florenz das neue Firenze-Maschinensystem<br />
entwickelt. Was ist das Spezielle daran? «Ein<br />
Kompressor, der die Luft mit 15 bar in den Kaffee<br />
pumpt. Die Firenze-Maschine wird «illetta» heissen.<br />
Nach dem Namen der ersten echten Espressomaschine<br />
der Welt, die mein Grossvater 1934 gebaut hat. Er ist<br />
also der Erfinder des Espresso!»<br />
«Never stop being a child»<br />
Francesco Illy, man kennt ihn als Espresso-Pionier,<br />
Winzer, Produzent von Olivenöl, Fotograf, Künstler,<br />
Philosoph, Vater der Amici-Tässchen und der kultigen<br />
Design-Kaffeemaschinen im Retrolook Francis-<br />
Francis!. Habe ich noch etwas vergessen – als was<br />
siehst Du Dich? «Als neugieriges Kind!» Die Neugier<br />
erachtet er als universelles Geschenk. Sie führt zwangsläufig<br />
zur Kultur. Qualität, Ethik, Harmonie, Eleganz<br />
und Ästhetik – nicht nur leere Begriffe. Werte, die im<br />
Familienunternehmen gelebt werden. Immer wieder<br />
lässt er seine philosophische Ader aufblitzen. Momente,<br />
in denen er dann kaum zu bremsen ist.<br />
Weltweit<br />
Man glaubt ihm, wenn er sagt: «Ich möchte bei<br />
den Käufern unserer Produkte positive Emotionen wecken.»<br />
Diese prägen auch die Unternehmenskultur. Er<br />
will einfach mit dem weltbesten Espresso im Markt<br />
sein. Mit zuweilen stechendem Blick unterstreicht er<br />
seinen Anspruch. «Wir sind die weltweit am weitesten<br />
verbreitete Marke – in 150 Ländern.» Welches sind<br />
denn die grössten Kaffeetrinker? «Die Nordländer mit<br />
13 kg, vorwiegend Filterkaffee, pro Person. Dies veranschaulicht,<br />
dass Kaffee als Antidepressiva für Völker<br />
dient, die ein Sonnendefizit haben.» Und die Schweizer?<br />
«Sie trinken in etwa die gleiche Koffeinmenge pro<br />
Kopf wie die Italiener.» Was unterscheidet Euch dann<br />
von anderen Mitbewerbern? «Einiges. So beziehen wir<br />
unsere Bohnen seit über 20 Jahren direkt von den Kaffeebauern.<br />
So weisst Du, was Du kaufst und hast zudem<br />
direkten Einfluss z.B. auf den Säurewert.» Ein<br />
wichtiger direkter Knowhow-Transfer findet somit statt.<br />
Bonsai – Sonne – St. Moritz<br />
Genuss und Flair für organische Produkte. Der<br />
Wein ist naheliegend. «Ja, seit 1997 habe ich mein eigenes<br />
Weingut Podere le Ripi. Seit 2010 biodynamisch,<br />
weil ich überzeugt bin, dass es der einzige Weg ist, um<br />
Leben im Boden zu ermöglichen.» Welche Eigenheiten<br />
zeichnen Podere le Ripi noch aus? «Ich habe den dichtesten<br />
Rebberg der Welt. In einem Experiment haben<br />
wir die Rebstöcke immer enger gepflanzt. Schlussendlich<br />
waren wir bei Quadraten von vier mal vier Metern,<br />
mit einem Abstand von 40 cm. Eine Dichte von 62‘550<br />
Rebstöcken je Hektare. Der Bonsai war geboren!» Was<br />
bringt dies? «Dadurch zwingen wir die Pflanzen,<br />
schneller und tiefer zu gehen. Mit den Wurzeln bis zu<br />
drei Metern unter die Erde. Dadurch leiden sie nicht<br />
unter Wasserstress.» Die Eleganz, die Dichte und die<br />
Komplexität seiner Weine geben Francesco Recht. Sie<br />
figurieren auf der Liste der 100 besten Weine der Welt!<br />
Auf der Etikette des Lupi & Sirene, ein Brunello<br />
di Montalcino, strahlt eine Sonne. Ob die bekannte<br />
St. Moritzer Sonne wohl bei der Namensgebung Pate<br />
gestanden hat…? Eine Assoziation ob zufällig oder gewollt,<br />
sei mal dahingestellt.<br />
Wildsau mit…?<br />
Nach einem solch’ genussvollen Gespräch drängt<br />
sich die Frage auf. Macht sich Francesco, der Geniesser,<br />
auch hin und wieder in der Küche nützlich? «Oh ja,<br />
ich benütze dann auch mal Espresso, um eine Sauce<br />
abzuschmecken.» Du forderst die Aromen also zu<br />
einem Wettstreit auf? « So ist es. Interessante Kombinationen<br />
interessieren mich sehr – so zum Beispiel bei<br />
Wildsau mit… Schokoladensauce, die ich nächstens<br />
zubereiten werde.»<br />
Francescos Zigarillo ist inzwischen erloschen.<br />
Nicht aber die Wirkung des Espresso. Im Gaumen hat<br />
er sich noch nicht verflüchtigt. So wie es der Espresso-<br />
Pionier mit Nachdruck angekündigt hat. ◊<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
Winter im Engadin<br />
Text: Marco Meyer<br />
Bilder: KMU Fotografie Gian Andri Giovanoli<br />
Alpine Lifestyle – der konsequente Trend für Sie und<br />
Ihn. Zum Wintersport ins Engadin. Wo sonst?<br />
Modebewusst, stilvoll. Auch in diesem Winter finden<br />
Sie in den lokalen Verkaufsgeschäften alles, was<br />
das Herz begehrt. Mit viel Liebe zum Detail suchen<br />
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in diesem Winter brillieren.<br />
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40<br />
2017 – Magische Zahl mit Ausstrahlung<br />
und Wirkung<br />
Text: Ernesto Kellenberger<br />
Bilder: Visualisierungen Engadin St. Moritz Mountains AG<br />
Visualisierungen des Speichersees<br />
Investitionen in die Zukunft – Perfekte Pisten und zeitgemässe<br />
Infrastruktur. Nicht nur für Renncracks – für alle Schneesportler.<br />
Die Alpinen Ski Weltmeisterschaften 2017<br />
werfen ihre Schatten voraus. Grossanlässe<br />
sind immer wieder Auslöser für Grossinvestitionen.<br />
Investitionen in die Infrastruktur,<br />
die auch positive Auswirkungen auf die<br />
ökonomische und demografische Entwicklung<br />
einer Region haben. Damit sollen diese<br />
nicht nur dem alpinen Rennsport, sondern<br />
auch dem allgemeinen Breitensport<br />
eine gesteigerte Attraktivität und Sicherheit<br />
verleihen. Mit entsprechend positivem Effekt<br />
auf die touristische Entwicklung.<br />
Umwelt und Nachhaltigkeit<br />
Seit Jahren sind Umwelt und Nachhaltigkeit<br />
zentrale Punkte der Unternehmensstrategie<br />
von Engadin St. Moritz<br />
Mountains. Vorhaben, die auch im Einklang<br />
sind mit den Vorstellungen von Umweltschutzverbänden.<br />
Vor diesem Hintergrund<br />
erfolgte im Juni 2014 der Spatenstich zum<br />
Bau des «Naturspeichersees Lej Alv» auf<br />
2525 m ü.M. Der Standort ist neben dem<br />
Lej Alv im Gebiet Marguns/Glüna/Corviglia.<br />
Dank dem dahinterliegenden Val<br />
Schlattain, das mit Abstand grösste natürliche<br />
Wassereinzugsgebiet.<br />
400 000, zwei Millionen<br />
Der See mit einem Fassungsvermögen<br />
von 400‘000 m 3 wird während der<br />
Schneeschmelze ohne Pumpleistung gefüllt.<br />
Er ist damit der schweizweit grösste<br />
See dieser Art. Durch den natürlichen Zulauf<br />
können je Seefüllung rein rechnerisch<br />
zwei Millionen kWh Strom eingespart werden.<br />
Was einer jährlichen Reduktion von 16<br />
Prozent des Strombedarfs von Engadin<br />
St. Moritz Mountains entspricht. Die Ökobilanz<br />
der Beschneiung auf Corviglia wird<br />
dadurch nachhaltig verbessert. Die Inbetriebnahme<br />
erfolgt im Oktober <strong>2015</strong>. So<br />
kann auf die Wintersaison 2016/17 erstmals<br />
eine volle Wasserfüllung durch natürliche<br />
Speisung aus dem See bezogen werden. Die<br />
geplanten Kosten belaufen sich auf ca. 20<br />
Millionen Franken.<br />
Durch die optimale Integration ins<br />
Landschaftsbild wird zudem auch dem<br />
Sommergast ein attraktives Naherholungsgebiet<br />
geboten.<br />
Ski WM 2017<br />
Internationale Wettkämpfe auf höchstem<br />
Niveau verlangen eine hervorragende<br />
Infrastruktur. Wie bereits auf die letzten<br />
Welttitelkämpfe im Jahre 2003 gilt es die<br />
Infrastruktur «am Berg» auf den neuesten<br />
Stand zu bringen. Bauvorhaben, die nicht<br />
nur die längerfristige Durchführung von alpinen<br />
Weltcuprennen sichern, sondern auch<br />
allen Schneesport-Begeisterten zu Gute<br />
kommen werden. Sich also für das Engadin<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
während der Rennen im Zielgelände 41<br />
als Provisorium errichtete Brücke soll<br />
definitiv gebaut werden. Zudem stehen an:<br />
Eine permanente Plattform für den Damen-<br />
Abfahrtsstart mit einem weiteren Tunnel bei<br />
der Bergstation Munt Murezzan und die Sanierung<br />
des Herrenstarts.<br />
und St. Moritz langfristig und dauerhaft positiv<br />
auswirken.<br />
Seit Sommer 2014 wird auch die Infrastruktur<br />
an den Weltcup- und WM-Strecken<br />
auf Vordermann gebracht. Dies beinhaltet<br />
u.a. die elektrischen Verkabelungen<br />
von Start bis Ziel, Pistenkorrekturen im<br />
Gebiet Alp Giop zur Verbesserung der<br />
Sprünge und des Slalomhanges, die Vergrösserung<br />
und Optimierung eines veralteten<br />
und zu kleinen Tunnels, welcher während<br />
der Rennen und dem allgemeinen<br />
Skibetrieb problemlose Pistentraversierungen<br />
erlaubt und damit zur Sicherheit des<br />
Skibetriebes beitragen wird. Die Investitionen<br />
in die Renninfrastruktur umfassen<br />
ebenfalls die Erweiterung des Zielgebäudes,<br />
die Erneuerung von Schneeerzeugern,<br />
die nach 12 bis 15 Jahren nicht mehr der<br />
heutigen Technik entsprechen. Die jeweils<br />
Signalbahn – Gondeln<br />
statt Kabinen<br />
Mit Blick auf 2017 soll die über<br />
40-jährige Signalbahn durch eine Gondelbahn<br />
mit Zehner-Gondeln ersetzt werden.<br />
Anstelle von Investitionen in eine veraltete<br />
Technologie. Die neue Bahn erreicht eine<br />
Transportkapazität von 1800 Personen – mit<br />
einem allfällig späteren Endausbau bis 2400<br />
Personen möglich. Dadurch ergibt sich eine<br />
Frequenzsteigerung gegenüber heute von 80<br />
bzw. 140 Prozent. Die geplante Verlängerung<br />
um rund 300 m bis zur Alp Giop bringt<br />
dem Gast durch die Pistenerweiterung einen<br />
echten Mehrwert. Durch das Aufzeigen dieser<br />
konkreten Pläne konnte erwirkt werden,<br />
dass die ursprünglich bis 31. Oktober 2014<br />
gültige Betriebsbewilligung durch das Bundesamt<br />
für Verkehr BAV bis zum 30. April<br />
2016 verlängert wurde. Die Kosten für die<br />
neue Anlage inklusive Talstationsgebäude<br />
mit Verwaltung, Kassen und Sportshop sowie<br />
Anpassungen in der Beschneiung werden<br />
mit knapp 30 Millionen Franken veranschlagt.<br />
Solche Grossprojekte sind auch immer<br />
wieder möglichen Einsprachen ausgesetzt<br />
und haben vorgängige Abstimmungen<br />
zu überstehen. Wenn immer möglich soll<br />
die Anlage auf den Winter 2017 konkretisiert<br />
werden. Als modernen, repräsentativen<br />
Zubringer ins Skigebiet Corviglia –<br />
und ins Zielgelände der Ski WM 2017. ◊<br />
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SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
42<br />
Christian oder Leo<br />
Esamusawasa…<br />
Wundergutes sein*<br />
Text: Ernesto Kellenberger<br />
Bilder: fotoSwiss.com/Giancarlo Cattaneo<br />
Tenor und Comedian. Witz und Satire. Geistreich und bissig. – Sein Baby, das<br />
Festival da Jazz. Qualität und höchster Musikgenuss. Guru mit multipler Begabung:<br />
Christian Jott Jenny<br />
Die pomadisierten Haare fein säuberlich nach hinten gekämmt,<br />
übergrosse dickrandige Hornbrille. Blütenweisser<br />
Smoking mit rotem Einstecktuch, schwarzer Fliege,<br />
Lackschuhen und zusammengekniffenen Augen. Nein,<br />
heute nicht. Sondern leger, mit bedrucktem T-Shirt, gelben<br />
Jeans, wildgelocktem Haar und Zweitage-Bart. Die<br />
Gegensätze könnten nicht grösser sein. Christian Jott<br />
Jenny – ein Mann mit vielen Gesichtern und Facetten.<br />
Nachmittäglicher Treffpunkt ist die legendäre<br />
Sunny Bar im Kulm Hotel, St. Moritz. «Home» der tollkühnen<br />
Piloten des Cresta Runs. Eine Bar, die Geschichten<br />
erzählen könnte. Wie auch Christian Jott Jenny<br />
– trotz seiner jungen 34 Jahre.<br />
Legenden nehmen in Jennys Schaffen immer<br />
wieder eine Sonderstellung ein. Der legendenumwobene<br />
Raum wird jedoch bald von einer Krimi-Schauspielerin<br />
in Beschlag genommen. Delia Mayer, die<br />
Schweizer Tatort-Kommissarin und Sängerin trifft sich<br />
mit ihrer Begleitband zum Sound-Check und letzter<br />
Probe. Für das abendliche Round-Midnight-Concert im<br />
Rahmen des Festival da Jazz. Da wollen wir nicht stören<br />
und dislozieren in die Hotel-Lobby. Szenenwechsel<br />
und situatives Handeln gehören zu Jennys Alltag. So<br />
wechselt er seine angeborene Züri-Schnorre schnell<br />
mal in einen spitzmündigen Ostschweizer Dialekt.<br />
Aus dem Nähkistchen geplaudert –<br />
die Geburtsstunde<br />
Da ist «Leo Wundergut», der Gesellschaftstenor,<br />
nicht mehr weit. Seine komödiantische Kunstfigur, mit<br />
der er immer wieder erfolgreich auf Tournee geht. Mit<br />
einem Programm für Hirn, Herz und Zwerchfell. Satirische<br />
Provokationen treffen auf hochkarätige Musik<br />
mit hohem Unterhaltungswert. Woher stammt eigentlich<br />
«Leo Wundergut»? «In den letzten zehn Jahren<br />
spielte sich bei mir sehr viel im Kulm Hotel ab. Dort<br />
wirkte ein spitzfindiger Nachtportier, früher Butler und<br />
heute pensioniert. Eine Figur sondergleichen.» Inwiefern?<br />
«Er konnte mal, sorry – ein «blöde Cheib» sein.<br />
So hat er einen zusammengeschissen, wenn man mal<br />
nach Mitternacht ins Hotel zurückkehrte. Er verstand<br />
es jedoch, Leute scharf zu beobachten. War aber kein<br />
Moralist. Schlussendlich einfach doch ein «liäbe<br />
Siech». Jenny ist dem Nachtconcièrge zu ewigem Dank<br />
verpflichtet. Die Geburtsstunde von «Leo Wundergut»!<br />
Weiss meets weiss…<br />
Inspirationen und kreative Ideen holt sich Jenny<br />
durch seine stete Präsenz. Hört und sieht sich um,<br />
macht Notizen. «Die beste Komik entsteht aus dem Alltag.<br />
Der Mensch ist ja mit all seinen Absurditäten<br />
grundsätzlich komisch per se – in gutem Sinne.» Sein<br />
Grundsatz: «Beobachten, zeigen, aber nicht beleidigen.»<br />
Er orientiert sich dabei an grossen Könnern dieses<br />
Fachs wie Jacques Tati mit seiner Figur des Monsieur<br />
Hulot, dem dänischen Komponisten, Pianisten,<br />
*Frei nach Ralph Benatzkys «Es muss was Wunderbares<br />
sein» aus der Operette «Im Weissen Rössl».<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
43<br />
Viele Termine für Christian Jott Jenny. Immer mobil dank seinem Bike-Board!<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
44 Dirigenten und Komödianten Victor Borge sowie<br />
einem der vielseitigsten Humoristen, Loriot . «Ich,<br />
alias Leo Wundergut, sehe mich dabei eigentlich in der<br />
historischem Figur eines Hofnarren», fügt er überzeugend<br />
an. In seiner Rolle überschreitet und verwischt er<br />
mit seinen beiden Tenören und dem Staatsorchester<br />
musikalische Grenzen – Oper, Operette, Musicals, bekannten<br />
mehrsprachigen Schweizer Liedern, Schlagern<br />
des 20. Jahrhunderts.<br />
Keine Situation, der er nicht gewachsen wäre.<br />
Mit seiner distinguierten Souveränität. So ein würdevoller<br />
Auftritt im Auftrag des Kantons Zürich in Anwesenheit<br />
von drei Bundesräten beim… Papst Benedikt<br />
XVI. Das Tenü zwischen den beiden Hauptprotagonisten<br />
selbstverständlich farblich abgestimmt. «Wundergutes<br />
Weiss» trifft auf «Bianco sanctus». Das Outfit<br />
aus verschiedenen Modeepochen dürfte trotzdem wohl<br />
kaum zum Diskussionsthema geworden sein. Spätestens<br />
bei diesem Rencontre könnte dem Heiligen Vater<br />
aber bewusst geworden sein, dass er sich als Leo XIV.<br />
hätte bezeichnen sollen. Eine grosse Schlagzeile wäre<br />
den Leos im Doppelpack sicher gewesen.<br />
Er jongliert mit vielen Bällen<br />
Nicht nur in der Person als Leo Wundergut. Jenny<br />
glänzt immer wieder als Tenor und Komödiant. So in<br />
der liebevoll-wahnwitzigen Hommage an Margrit Rainer.<br />
Der überwältigende Erfolg rief immer wieder nach<br />
einer Verlängerung. Mit seinem Ensemble und dem legendären<br />
Staatsorchester – eine raffiniert erheiternde<br />
Kombination von Liederabend mit viel Theater. Gespickt<br />
mit viel Satire, Mimik und Gestik.<br />
Dass Jennys Leben mal durch die Musik und die<br />
Kunst geprägt sein wird, hat sich bereits im Alter von 4<br />
Jahren abgezeichnet. Ein fliessender Prozess: Knabenchor,<br />
Kontakte mit Dirigenten und Piano-Unterricht<br />
führten ihn schliesslich nach Berlin zur Ausbildung<br />
zum Opernsänger und im Schauspiel. An einem Opernhaus<br />
immer die gleichen Opern zu singen, wäre ihm<br />
dann doch stinklangweilig gewesen. Einer Lehrtätigkeit<br />
im Musikbereich konnte er auch nichts anhaben.<br />
Obwohl er aus einer Lehrerfamilie stammt.<br />
Die Gesangsstunden bei Prof. Dietrich Fischer-<br />
Dieskau findet er rückblickend immer noch zum «Geussen».<br />
Auch dieser war ein Mosaikstein auf seinem Weg<br />
zu einer Comedian-Karriere.<br />
Das verflixte siebte Jahr…<br />
Immer wieder spür- und erlebbar. Für Jenny hat<br />
in seinem Schaffen das Prädikat «Klasse» höchste Priorität.<br />
«Ich hasse nichts mehr als Mittelmass! Dies gilt<br />
selbstverständlich auch für das Festival da Jazz in<br />
St. Moritz.» Als Gründer und Artistic Director hat er<br />
die siebte Austragung wieder «unfallfrei» zu einem<br />
grossen Erfolg geführt. Voller Highlights! Wie stark absorbiert<br />
Dich das Festival? «365 Tage im Jahr – gedanklich,<br />
mental, geistig. Klar, in den Monaten September<br />
bis Dezember nicht an totaler Front.» Während<br />
des Festivals ist er eigentlich nicht mehr operativ aktiv.<br />
Hiefür kann er sich auf ein kleines, aber effizientes und<br />
eingespieltes Team verlassen. «Ich muss mich also<br />
nicht mehr darum kümmern, ob auf der Toilette nun<br />
Kleenex oder Hakle aufliegen. Fragen, die übrigens geklärt<br />
werden müssen.»<br />
Künstler sind oft nicht die Pflegeleichtesten?<br />
«Ich liebe es, solche zu haben – wenn es dann mal etwas<br />
«Rock’n Roll» gibt.» Anderseits ergeben sich oft tiefe<br />
Freundschaften. Wir hören: « Zum Beispiel Dave Grusin,<br />
dessen Musik mich schon durch mein ganzes Leben<br />
begleitet. Zehn Tage konnte ich im Mai bei ihm in<br />
den USA verbringen. Lee Ritenour, Othella Dallas und,<br />
und…»<br />
In den vergangenen Jahren hat sich das Festival<br />
zu einem Ereignis mit einem Renommée von internationaler<br />
Ausstrahlung entwickelt. Mit dem Resultat, dass<br />
unterdessen alle Künstler kommen wollen. Auch Künstler<br />
der absoluten Königsklasse wie Chick Corea. Zu<br />
astronomischen Gagen? «Nein, wir sagen, wo der Tarif<br />
ist!» erklärt er bestimmt.<br />
Meister der Improvisation<br />
Jenny, der kaum mal zu ruhen scheint, ist dauernd<br />
auf der Suche nach Neuem. Verbunden mit zum Teil<br />
improvisiertem Handeln. Im letzten Sommer wurde das<br />
Konzert von Jimmy Cliff kurzfristig vom Dracula Club<br />
nach draussen auf das Gelände des Bobstarts verlegt.<br />
Erstmals wurde auch der Saal im Hotel Laudinella zur<br />
stimmungsvollen «Laudinella Concert Hall» umfunktioniert.<br />
«Ich probiere gerne Neues, gehe damit auch Risiken<br />
ein. Dann sehe ich 1:1 ob es klappt – und es hat<br />
geklappt.»<br />
Das einmonatige Festival mit 51 Konzerten ist<br />
vorüber. Womit verwöhnt sich dann der Jenny? «Ich<br />
stürze mich, ausgerüstet mit einer Bratwurst vom Sternengrill,<br />
auf mein altes Motorboot auf dem Zürichsee.»<br />
Und zu Hause entspannst Du Dich musikalisch? «Mit<br />
Opern, Schubert, Schumann oder am Morgen auch mal<br />
mit Bert Kaempfert. Mit seinem typischen Klangbild,<br />
dem «Knack-Bass Effekt». Auch vertiefe ich mich gerne<br />
in Fachliteratur und verfolge internationale Medien».<br />
Aber es hirnet doch einfach immer? «Ja, neue Projekte<br />
stehen an. Und das 10-jährige Jubiläum des<br />
Festival da Jazz ist doch auch schon bald in Griffnähe!»<br />
Im März/April wird uns Jenny aber vorerst an der<br />
bereits legendären Pre-Sound Night das mit Spannung<br />
erwartete «Line up» des Festivalprogramms <strong>2015</strong> präsentieren.<br />
Ein «Act», der jeweils an Auftritte eines improvisierenden<br />
Leo Wundergut in Hochform erinnert. ◊<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
1<br />
45<br />
2<br />
Bild 1: Festival da Jazz 2014. Christian Jott Jennys überraschender<br />
Auftritt in der «Laudinella Concert Hall» u.a. mit Dave Grusin und Lee Ritenour (Guitar)<br />
Bild 2: Leo Wundergut für Hirn, Herz und Zwerchfell<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
46<br />
Grosse Familie – vor und hinter den Kulissen<br />
Text: Ernesto Kellenberger<br />
Bilder: Ernesto Kellenberger, zVg<br />
Wo Kultur drauf steht, ist die Familie Fueter nicht weit. Film, Musik,<br />
Theater, Fernsehen. «Grande Dame» des Schweizer Films und Theaters<br />
Anne-Marie Blanc. Ihre Enkelin: Corinna Fueter<br />
Am Rindermarkt treffen wir uns. Nicht an<br />
einer Viehschau mit Prämierungen. Der<br />
Rindermarkt ist ein Altstadtquartier im Herzen<br />
der Zürcher Altstadt. Romantisch, charmant,<br />
mit Cachet. Aber auch ein Ort, wo<br />
Ideen entstehen – im Amt für Ideen. Unter<br />
Corinna Fueter. Erfolg durch «Learning by doing».<br />
dem Amtsvorsteher Christian Jott Jenny<br />
und … seiner rechten Hand Corinna Fueter<br />
im Amtsvorzimmer. Gemäss «Amtsblatt»<br />
soll sie als einzige die genaue Medikamentenmixtur<br />
kennen, die Jenny für seine Produzententätigkeit<br />
benötigt.<br />
Das Licht der spätherbstlichen Sonnenstrahlen<br />
wird fahl und rar. Doch in den Theater-<br />
und Konzertlokalen werden die Lichter<br />
bald heller. Es wird sinniert, kreiert,<br />
projektiert, geplant. Produktionen auf ein<br />
zu definierendes Publikum zugeschnitten.<br />
Corinna Fueter, ihre grünen Augen strahlen<br />
Zuversicht und Energie aus. Der Treffpunkt<br />
– eine Cafeteria mit nostalgischem Touch.<br />
Fast schon Kleinstadt-Idylle. Das ideale<br />
Ambiente für einen Blick in die Vergangenheit<br />
als auch die Gegenwart.<br />
… es liegt ihnen im Blut<br />
Fueters prägen die Kulturlandschaft<br />
der Schweiz wie keine andere Familie.<br />
Film, Theater, Musik, Radio, Fernsehen.<br />
Das ganze Spektrum liegt ihnen im Blut.<br />
Naheliegend, dass auch Corinna Fueter von<br />
dieser Leidenschaft und Faszination früh<br />
gepackt wurde. Die Geschichte geht weit<br />
zurück. Ihr Grossvater Heinrich Fueter<br />
gründete 1947 die Filmproduktionsfirma<br />
«Condor Films». 25 Jahre später ging das<br />
Unternehmen über in die Hände von Corinnas<br />
Vater Martin A. und ihres Onkels Peter-<br />
Christian Fueter (PC). Unter ihnen entstanden<br />
fünf verschiedene Abteilungen. Als<br />
1999 die Abteilung «Features» ausgelagert<br />
wurde, integrierte PC diese in seine eigene<br />
neue Firma «C-Films». Man erinnere sich<br />
der Kinofilme «Grounding – Die letzten<br />
Tage der Swissair», «Mein Name ist Eugen»,<br />
«Reise der Hoffnung» von Xavier<br />
Koller (1991 Oscar-Preis gekrönt) sowie<br />
der Fernseh-Soap «Lüthi und Blanc».<br />
Anne-Marie Blanc –<br />
Hollywood nein<br />
Bereits in jungen Jahren hatte Corinna<br />
durch ihre Familie immer wieder Kontakte<br />
zu vielen Schauspielern. Insbesondere<br />
durch ihre Grossmutter, die Legende und<br />
«Grande Dame» des Schweizer Films Anne-<br />
Marie Blanc. «Die Schauspieler gingen bei<br />
ihr ein und aus. Sie nahm mich auch oft<br />
mit.» Unvergessen sind u.a. Blancs Filme<br />
«Gilberte de Courgenay», «Die missbrauchten<br />
Liebesbriefe». Aus Rücksicht auf ihre<br />
Familie lehnte sie in den Vierzigerjahren<br />
sogar einen Siebenjahres-Vertrag mit einem<br />
Hollywood-Studio ab.<br />
Learning by doing<br />
Das Umfeld und ihr grosses Interesse<br />
in diese spezielle, faszinierende Welt… und<br />
schon landete Corinna Fueter nach der Matura<br />
in einem Praktikum bei der «Condor<br />
Films». Da hat’s dann bei ihr schnell mal<br />
Klick gemacht. «Später tat sich für mich<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
eine Tür auf, als die Leitung des Besucherzentrums<br />
frei wurde.» Für welche Produktion?<br />
«In der TV-Soap «Lüthi und Blanc» der<br />
«C-Films». Während 8 Jahren und 288 Folgen<br />
im Schweizer Fernsehen sehr erfolgreich<br />
und beim Publikum äusserst beliebt.<br />
Corinna Fueter baute dort das Besucherzentrum<br />
auf. Als dann die Stelle der Produktionsassistentin<br />
frei wurde, übernahm sie<br />
während zwei Jahren organisatorische und<br />
administrative Aufgaben. «Es konnte schon<br />
mal vorkommen, dass 30 Akteure auf dem<br />
Set waren.»<br />
Kleinigkeiten entscheidend<br />
So kam sie immer näher an die Schauspieler<br />
heran. Alle pflegeleicht? «Mmh, ich<br />
lernte dabei natürlich auch deren Macken<br />
und Ticks kennen. Realisierte rasch, wem<br />
spielte sich sozusagen im Studio ab. Inmitten<br />
einer grossen Familie.»<br />
Durch Deine Kontakte mit Schauspielern<br />
gibt es bestimmt einen, der Dich<br />
am meisten beeindruckt. «Ganz klar Bruno<br />
Ganz. Ein grossartiger Schauspieler und<br />
Mensch. Bescheiden und auf dem Boden<br />
geblieben. Er wollte z.B. nicht mit dem<br />
Taxi vom Flughafen abgeholt werden – er<br />
fahre lieber im Tram…», kommt es spontan<br />
von Corinna.<br />
Fuet(t)er Neid…<br />
Es versteht sich von selbst, dass Corinna<br />
als Mitglied einer berühmten Familie<br />
in ihrer Tätigkeit aus den eigenen Reihen<br />
streng beobachtet wird.<br />
Spürst Du, dass von aussen ein gewisser<br />
Fuet(t)er Neid herrscht, ja von einem<br />
Sonderpädagogik und Pädagogik, 47<br />
(Sozialpädagogik/Pädagogische Psychologie)<br />
immer wieder entgegen. Auch<br />
heute unterrichtet sie in Teilzeit immer wieder<br />
an der Agogis – der Höheren Fachschule<br />
für Soziales.<br />
Das Rüstzeug für ihre heutige Tätigkeit<br />
als Projekt- und Produktionsleiterin<br />
erwarb sie sich u.a. als Assistentin im Kinospielfilm<br />
«Vitus» von Fredi M. Murer sowie<br />
bei der «Condor Films».<br />
Eingespielte Teams<br />
Wie lange dauert die Zusammenarbeit<br />
nun schon mit Christian Jott Jenny? «Seit<br />
sieben Jahren und es funktioniert bestens.<br />
Ein unschlagbares, effizientes Team.»<br />
Neben der intensiven Arbeit für das<br />
Festival da Jazz, St. Moritz, hast Du als Produktionsleiterin<br />
verschiedene Programme<br />
auf die Beine gestellt: «Ja, mit Jenny u.a.<br />
«Der kleine schwarze Niederdorf-Hecht»,<br />
«Z’Abig hät Züri en Zauber», die verschiedenen<br />
«Leo Wundergut» – Aufführungen<br />
sowie das noch laufende «Euse Rainer<br />
chönnt das au». Eine Hommage an Margrit<br />
Rainer. Im Weiteren «Guten Morgen, du<br />
Schöne» und «Weg damit» als freie Produktionsleitung.<br />
Die Rainer-Hommage veranschaulicht,<br />
wie die Fueter-Familie als Team funktioniert.<br />
Ihr pensionierter Vater, die Werbelegende<br />
Martin, früher Filmproduzent, Regisseur und<br />
Kameramann – und ein begnadeter Handwerker.<br />
Er gestaltete das Bühnenbild. Ihre<br />
Mutter Christine schneiderte die Kostüme.<br />
zum Beispiel ein Email genügte oder wem<br />
man zusätzlich auch noch telefonieren<br />
musste. Sie kamen mir vor wie meine kleinen<br />
Schäfchen. Der Kaffee zur richtigen<br />
Zeit konnte durchaus mal matchentscheidend<br />
sein. Am Morgen ein schlechter Kaffee<br />
– entsprechend deren Stimmung.» Die<br />
zunehmende Verantwortung erstreckte sich<br />
über alle erdenklichen Details des täglichen<br />
Ablaufs. «Zeitintensive Tage von 7 bis 22<br />
Uhr waren keine Seltenheit. Mein Leben<br />
Die unvergessliche «Grande Dame»<br />
Anne-Marie Blanc<br />
«Clan» gesprochen wird? «Ich möchte betonen,<br />
dass es bei uns kein Gemauschel gibt.<br />
Wir agieren sehr pragmatisch. Angenommen:<br />
Drei Personen bewerben sich und eine<br />
davon stammt aus der eigenen Familie. Sofern<br />
diese gut und bestens geeignet ist, entscheidet<br />
man sich vielleicht eher mal für<br />
diese. Aber zuletzt geht es einfach um die<br />
Sache.»<br />
Bei ihrem Umgang mit Menschen<br />
kommt ihr das abgeschlossene Studium in<br />
Das Engadin…<br />
für die Ewigkeit<br />
Zum Engadin haben die Fueters eine<br />
starke Beziehung. Grossvater Heinrich<br />
Fueter besuchte die Primarschule in St. Moritz<br />
und wohnte und arbeitete die letzten 15<br />
Jahre seines Lebens zur Hälfte dort. Onkel<br />
PC besuchte das Gymnasium in Zuoz. Und<br />
auch die Ferien verbrachten die Fueters im<br />
Engadin. Sowohl Anne-Marie Blanc als<br />
auch ihr Ehemann Heinrich Fueter haben<br />
ihre ewige Ruhe im Engadin gefunden.<br />
Bereits laufen wieder die Vorbereitungen<br />
für die 8. Austragung des Festival<br />
da Jazz. Der Event, durch welchen Corinna<br />
Fueter das Hochtal neu entdeckte und lieb<br />
gewonnen hat. ◊<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
48<br />
Publireportage<br />
Haarmonie in «Martina’s Hair-Design»<br />
Im Zentrum von St. Moritz Dorf befindet<br />
sich seit Mai der Coiffeursalon «Martina’s<br />
Hair-Design». Im Salon herrscht nach aufwändigen<br />
Renovationsarbeiten eine helle,<br />
luftige und doch elegante Atmosphäre. Martina<br />
Lehmann hat den Salon von Marcel C.<br />
übernommen, der nach über 30 Jahren die<br />
Geschicke «seines» Geschäfts vertrauensvoll<br />
in die Hände seiner langjährigen,<br />
engsten Mitarbeiterin Martina übergab. Ihr<br />
Team besteht aus drei versierten Fachkräften<br />
und drei motivierten Auszubildenden, die<br />
durch Freundlichkeit und Kompetenz beste-<br />
chen. Das Angebot ist breit gestreut: neben<br />
klassischen Föhn- und Wickelfrisuren, raffinierten<br />
Dauerwellen und trendigen Haarschnitten<br />
werden auch Maniküren und Bartrasuren<br />
angeboten. Besonderen Wert legt<br />
Martina auf individuelle Farbberatung. In<br />
«harmonischem» Ambiente wird der Salonbesuch<br />
zu einem kleinen Wellness-Ausflug,<br />
der mit einem Apéro, Café oder Jus abgerundet<br />
wird. Besuchen Sie uns und Sie werden<br />
spüren, wie gern wir Sie zu Gast haben.<br />
Martina Lehmann und Team<br />
Unsere Öffnungszeiten:<br />
Montag 09.00Uhr bis 18.30Uhr<br />
Dienstag 09.00Uhr bis 20:00Uhr<br />
Mittwoch 09.00Uhr bis 18:30Uhr<br />
Donnerstag 09.00Uhr bis 20:00Uhr<br />
Freitag 09.00Uhr bis 18:30Uhr<br />
Samstag 09.00Uhr bis 18:30Uhr<br />
www.martinashairdesign.ch<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
Publireportage<br />
49<br />
Die Alphütte Clavadatsch<br />
Bis 1956 ein Kuhstall, steht die Alphütte<br />
Clavadatsch heute inmitten der Villen am<br />
Suvretta Hang von St. Moritz. Draussen,<br />
wo einst der Miststock stand, warten die Tische<br />
mit atemberaubender Aussicht auf die<br />
Gäste. Ist das Wetter ungemütlich, hält die<br />
Besucher drinnen der gusseiserne Ofen<br />
wohlig warm. So ist das Bergrestaurant<br />
Clavadatsch bei jedem Wetter ein einzigartiges<br />
Erlebnis. Zu Fuss sind es 35 Minuten<br />
vom Hotel, mit Skiern fährt man direkt bis<br />
zur Gerstensuppe, dem Mistkratzerli vom<br />
offenen Holzfeuer im Kamin und vielem<br />
mehr, das es zu entdecken gilt.<br />
Öffnungszeiten<br />
der Alphütte Clavadatsch<br />
– Im Winter täglich von 10.00 bis 16.00 Uhr<br />
– Für private Partys das ganze Jahr hinweg<br />
Ein aussergewöhnlicher<br />
Anlass im oder um<br />
den Schweizerhof herum<br />
Für einen speziellen Abend empfiehlt das<br />
Hotel Schweizerhof seine im Suvretta Ge-<br />
biet liegende, gemütliche Alphütte Clavadatsch.<br />
Dank der wunderschönen Aussicht<br />
ins Tal, auf die Seenlandschaft, die Engadiner<br />
Bergwelt und der rustikalen Ausstattung<br />
wirkt der original erhaltene Kuhstall<br />
angenehm warm und urchig. Dieses kleine<br />
Juwel ist eine einzigartige Location für eine<br />
Privatparty am Abend für bis zu 50 Personen.<br />
Der Abend wird mit einer romantischen<br />
Kutschenfahrt oder einem 35-minütigen<br />
Fussmarsch mit Fackeln gestartet, begleitet<br />
von der Direktion durch den Engadiner<br />
Wald. Bei der Hütte angekommen, werden<br />
die Gäste von Erwin und seinem Team<br />
mit einem feinen Glühwein-Apéritif willkommen<br />
geheissen. Im Kerzenschein geniessen<br />
die Besucher auf der Terrasse das<br />
nächtliche Engadiner Bergpanorama – einmalig<br />
– Winterstimmung pur. Anschliessend<br />
gibt es in der Hütte ein einladendes<br />
Engadiner Menu mit Schweizer live Folklore<br />
Musik. Zurück geht es mit dem Hotel<br />
Bus in den Schweizerhof mit einem Schlummertrunk<br />
in der Pianobar.<br />
Ideal auch für Tagungen<br />
Aber auch für Firmen-Workshops ist die Alphütte<br />
Clavadatsch sehr beliebt. Dank ihrer<br />
Top-Lage, etwas abgelegen und mit bester<br />
Aussicht auf die Engadiner Bergwelt, den<br />
Champfèrer-, Silvaplaner- und Silsersee, bietet<br />
die Alphütte eine entspannte Atmosphäre<br />
für inspirierendes Arbeiten abseits des Alltags.<br />
Auskünfte und Information:<br />
Hotel Schweizerhof<br />
Yvonne Urban Scherer & Martin Scherer<br />
Direktion<br />
Via dal Bagn 54<br />
7500 St. Moritz<br />
Tel. +41 81 837 07 07<br />
yurban@schweizerhofstmoritz.ch<br />
www.schweizerhofstmoritz.ch<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
50<br />
Der oberste Skilehrer der Welt<br />
Text: Ernesto Kellenberger<br />
Bilder: Ernesto Kellenberger, zVg Swiss Snowsports<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Bild 1: Am Wochenende gerne in Cinuos-chel, wo Riet R. Campell aufgewachsen ist.<br />
Bild 2: Berufsskilehrertreffen ISIA Japan mit Prinzessin Akiko. Riet R. Campell (r)<br />
Bild 3: Uebergabe des Bergkristalls anlässlich der General-Audienz bei Papst Franziskus<br />
Concierges der Skipiste. Devise: MmMm. Riet R. Campell,<br />
Direktor Swiss Snowsports und Präsident ISIA<br />
Jedes Wochenende setzt er sich in den Zug,<br />
um in einer vierstündigen Fahrt von Belp<br />
nach Cinuos-chel zu reisen. Seit 12 Jahren,<br />
wenn er nicht gerade auf Auslandreisen<br />
weilt. Hier ist Riet R. Campell aufgewachsen<br />
und seit je her eng mit der Natur verbunden.<br />
Nach wie vor eng verbunden mit<br />
dem kleinen Dorf von rund 70 Einwohnern,<br />
das viel Charme ausstrahlt. Wie das Hotel<br />
Restaurant Veduta, dessen Führung er und<br />
seine Frau Christine Mitte 2014 an ihren<br />
Sohn Gudench und dessen Partnerin Sabine<br />
übergeben haben.<br />
Voll anerkannt<br />
Was bedeutet es, an der Spitze von<br />
Swiss Snowsports zu sein? « Als Dachverband<br />
der schweizerischen Schneesportschulen<br />
und Schneesportlehrer setzen wir<br />
die Voraussetzungen für eine hochstehende<br />
Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte im<br />
Schneesport. Wir vertreten nicht nur national<br />
sondern auch international die gemeinsamen<br />
Interessen unserer Mitglieder und<br />
koordinieren gesamtschweizerisch alle Anliegen<br />
im Bereich Schneesport.» Früher<br />
wurden die Skilehrer mit kantonalen Patenten<br />
ausgezeichnet. Bereits seit 2003 besteht<br />
diesbezüglich kein Kantönligeist<br />
mehr. Die Berufsausbildung zum «Schneesportlehrer<br />
mit eidgenössischem Fachausweis»<br />
ist vom Staatssekretariat für Bildung,<br />
Forschung und Innovation (SBFI) vollwertig<br />
anerkannt. Welche Grundbedingungen<br />
muss ein Kandidat mitbringen? «Er sollte<br />
einen Abschluss in der beruflichen Grundausbildung<br />
haben, um den eidgenössischen<br />
Fachausweis als Schneesportlehrer zu erlangen.<br />
Neben einem guten Skifahrer, muss<br />
er über methodisch-didaktische und soziale<br />
Kompetenzen verfügen. Sprachkenntnisse<br />
sind ebenfalls sehr wichtig, um in den Weltkurorten<br />
Erfolg zu haben.»<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
Der Skilehrer soll laut Campell die Funktion<br />
eines Concierge ausüben. Also die Gäste<br />
ganzheitlich in ihrer Feriengestaltung betreuen.<br />
Nicht für jeden<br />
Gerade im Engadin hat man den Eindruck,<br />
dass die Skischulen wie Pilze aus<br />
dem Boden schiessen. «Früher diktierte der<br />
Kanton, dass es in jedem Ort nur eine Skischule<br />
geben darf. Heute bestehen keine<br />
solchen Einschränkungen mehr.» Es ist also<br />
relativ leicht eine Skischule zu eröffnen,<br />
ohne gewisse Qualitätskriterien zu erfüllen.<br />
Welche Stellung nimmt man diesbezüglich<br />
seitens Swiss Snowsports ein? «Wir vergeben<br />
pro Ortschaft nur eine Lizenz – z.B. in<br />
St. Moritz ist dies die «Schweizer Skischule»<br />
und in Champfèr die «Suvretta Snowsports<br />
School». Voraussetzungen sind: Eine<br />
angemessene Infrastruktur, ein Swiss Snow<br />
Kids Village, ausgebildete Skischul- und<br />
Ausbildungsleiter, Ausbildungsprogramme<br />
gemäss der Swiss Snow League. Zudem<br />
profitieren diese lizenzierten Schulen vom<br />
gemeinsamen Marketing unter dem Logo<br />
der Schweizer Skischulen.»<br />
Die Japaner…<br />
Als Präsident der ISIA, dem Internationalen<br />
Verband der Berufsskilehrer, bist Du<br />
wohl mit Herausforderungen konfrontiert,<br />
die sich von der Schweiz unterscheiden?<br />
«Ja, es galt erstmals, insbesondere weltweit<br />
minimale Standards für Berufsskilehrer<br />
einzuführen und diese dann auch durchzusetzen.<br />
Dabei sind die kulturellen Aspekte<br />
nicht zu unterschätzen», meint Campell,<br />
«Andere Denkweisen führen zu anderen Interpretationen<br />
und Auslegungen. Auf der<br />
ganzen Welt wird mit demselben Material<br />
gefahren und die physikalischen Grundsätze<br />
gelten für alle. In der Schweiz steht die<br />
Unterrichtsmethode im Vordergrund. Die<br />
Japaner zeichnen sich dadurch aus, dass sie<br />
die Vorgaben mit Akribie äusserst präzis<br />
umsetzen. Und die Franzosen setzen auf<br />
eine hohe Renntechnik.»<br />
Die Chinesen…<br />
sie kommen wieder<br />
Im vergangenen Winter haben Swiss<br />
Snowsports zusammen mit Schweiz Tourismus<br />
neue Wege beschritten. Acht chinesische<br />
Skilehrer erhielten in der Schweiz in<br />
acht Wintersportdestinationen eine professionelle<br />
Ausbildung nach Schweizer Skilehrer-Standards.<br />
Diese betreuten punktuell<br />
und je nach Nachfrage chinesische Skigäste,<br />
jeweils begleitet und gecoached durch<br />
Schweizer Skilehrer. Nach einer gemeinsamen<br />
Einführungswoche in Celerina erfolgte<br />
die Aufteilung auf die verschiedenen<br />
Destinationen.<br />
Aufgrund der gemachten Erfahrungen<br />
und durchwegs positiven Reaktionen ist unbestritten,<br />
dass sich diese chinesischen Skilehrer<br />
als überzeugte Markenbotschafter<br />
des Schweizer Wintertourismus erweisen<br />
werden. Als Brückenbauer zu dem viel Potential<br />
aufweisenden chinesischen Markt.<br />
Die gewonnenen Erkenntnisse haben die<br />
beiden Partner darin bestärkt, das Projekt<br />
«Chinesische Skilehrer für den Schweizer<br />
Winter» in dieser Saison mit den gleichen<br />
Protagonisten fortzuführen.<br />
Gekrönte Häupter, heiliger<br />
Stuhl, alt Bundesrat…<br />
Zu seinen Anfangszeiten als Skilehrer<br />
in Celerina hatte Campell immer wieder<br />
Möglichkeiten, gekrönten Häuptern und anderen<br />
Persönlichkeiten Skiunterricht zu erteilen.<br />
Ex-König Juan Carlos von Spanien,<br />
Prinzessin Caroline von Monaco gehörten<br />
u.a. zu seinen Gästen. «Aber für mich zählten<br />
alle gleich, ob sie eine «Majestät» sind<br />
oder auch «nur» Meier oder Müller hiessen»,<br />
präzisiert Campell.<br />
Als Präsident der ISIA bleiben ihm<br />
ebenfalls zahlreiche Begegnungen unvergesslich.<br />
«Den Skibegeisterten Papst Johannes<br />
Paul II. durfte ich 1993 besuchen. Er<br />
wurde sogar mit dem «Ehrenskilehrer» ausgezeichnet.»<br />
Angeblich soll er sich ja öfters<br />
mal heimlich aus dem Vatikan weggeschlichen<br />
und inkognito Skiausflüge unternommen<br />
haben. «Im Mai 2014 war ich dabei, als<br />
die argentinische Interski-Delegation bei<br />
Papst Franziskus zu einer Audienz empfangen<br />
wurde.» Um sein «hochdekoriertes Palmarès»<br />
zu erweitern, konnte Campell in Japan<br />
auch noch bei Prinzessin Akiko reinschauen,<br />
die in Japan die «Schirmherrin»<br />
der Skilehrer ist.<br />
In den internationalen Kontakten<br />
kann Swiss Snowsports auf die wertvolle<br />
Unterstützung von alt Bundesrat Adolf Ogi<br />
zählen. «Ein unglaublicher Motivator und<br />
Botschafter auch des Wintersports», ist<br />
Campell begeistert. Es versteht sich von<br />
selbst, dass Swiss Snowsports sich Ogis<br />
Devise «Man muss Menschen mögen»<br />
(MmMm) auf ihre Fahne geschrieben<br />
hat.<br />
51<br />
Schullager quo vadis?<br />
Was liegt Dir noch besonders am Herzen?<br />
«Die Schneesportschullager. Immer<br />
weniger Schulen organisieren Lager. Dadurch<br />
betreiben die Jugendlichen den<br />
Schneesport weniger. Wer im jungen Alter<br />
diese Möglichkeiten nicht hat, wird den<br />
Schneesport auch später nur spärlich ausüben.<br />
Gerade auch im Hinblick auf die Integration<br />
von Migranten könnten diese<br />
Schneesportwochen mit Schulkameraden<br />
interessant sein und unvergessliche Eindrücke<br />
auslösen, Erinnerungen schaffen.»<br />
Das BASPO-SECO und Swiss<br />
Snowsports sowie weitere nationale Schneesportorganisationen<br />
haben einen Verein<br />
«Schneesportinitiative Schweiz» gegründet,<br />
die den Schulen bei der Planung, Organisation<br />
und Durchführung der Lager helfen.<br />
Insbesondere sollen dort günstige Angebote<br />
offeriert werden.<br />
Klein aber…<br />
Die erholsamen Momente in Cinuoschel<br />
sind beim passionierten Jäger Riet<br />
Campell auch immer wieder mit einem<br />
Hauch Nostalgie verbunden. Gerne erinnert<br />
er sich an die 60/70er Jahre. «Mein Vater<br />
baute damals einen eigenen Skilift d.h. einen<br />
Pendellift mit nur zwei Bügeln. Die<br />
Piste war jedoch beleuchtet…! In dieser<br />
Phase hatte unser Dorf in Prozenten zu den<br />
Einwohnern mehr Skilehrer als die grossen<br />
Winterdestinationen.» Es verwundert nicht,<br />
dass Campells beide Söhne Cla-Duri und<br />
Gudench ebenfalls Skilehrer geworden<br />
sind. Seine Tochter Annina anderseits überzeugt<br />
als Moderatorin beim Schweizer<br />
Fernsehen, ist aber auch eine exzellente<br />
Skifahrerin.<br />
Cinuos-chel mit seinem Sgraffitoschmuck<br />
– klein und verträumt. Die Campells<br />
aber weltoffen – für Begegnungen und<br />
Kontakte mit Menschen. ◊<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
52<br />
Surselva meets<br />
Engadin. Boutique<br />
Gin und Truffes<br />
Text: Ernesto Kellenberger<br />
Bilder: Ernesto Kellenberger, zVg Breil Pur<br />
BREIL PUR London Dry Gin – aus exklusiven schweizerischen «Botanicals».<br />
Viel Herzblut und Enthusiasmus. Gin mit einer grossen Geschichte. Gründer und<br />
Inhaber Beat Sidler und Gustav Inglin<br />
Wo treffen sich Surselvaner und Oberengadiner? Im<br />
Sinne eines Kompromisses auf neutralem Boden im<br />
Unterland… in Chur. Von Breil/Brigels angereist die<br />
zwei «Jungunternehmer» Beat Sidler und Gustav Inglin.<br />
Von St. Moritz Hotelier Markus Hauser aus der<br />
gleichnamigen Konditorei und Confiserie.<br />
Wie heisst es doch so schön nach Matthias Claudius?<br />
«Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.»<br />
Und was für eine Geschichte! Sie hört sich an<br />
wie ein spannendes Märchen. Hauptdarsteller: Der<br />
Wirtschaftsjurist Beat Sidler, früher in führenden Funktionen<br />
in der Konsumgüter-Industrie und Gustav Inglin,<br />
ex Managing Director bei Credit Suisse.<br />
Von der «Schnapsidee»<br />
zum High Class Produkt<br />
Wie kam es zu diesem fast schon extrem anmutenden<br />
Schritt in eine total andere berufliche Welt?<br />
«Genau das war es, was wir anstrebten. Wir wollten was<br />
ganz Neues anpacken, aufbauen – einen Tapetenwechsel»,<br />
kommt es aus dem Munde der beiden 52-Jährigen.<br />
«Was, wussten wir anfangs 2013 nicht. Es sollte jedoch<br />
einen engen Bezug zum Bündnerland und zur Natur haben.»<br />
So kam es dann rasch zu dieser wortwörtlichen<br />
«Schnapsidee»? « Nein, es folgte ein spannender Prozess<br />
des Philosophierens, des Brainstormings in Breil,<br />
wo wir beide mit unseren Familien ein Ferienhaus besitzen.»<br />
Verschiedene Produkte standen zur Diskussion.<br />
Von Käse, Kräutern, Salsiz bis zu Honig. Es sollte anderseits<br />
aber auch den Charakter von Exklusivität ausstrahlen.<br />
Menschen lieben nun mal das Besondere. Anlässlich<br />
einer Gin-Degustation ging dann ein Ruck<br />
durch Inglin und Sidler. «Obwohl, wir hatten eigentlich<br />
bisher keine Beziehung zu Gin», gestehen sie ein.<br />
Wo brennen?<br />
Die Idee eines 100 Prozent natürlichen Bio Gin<br />
aus Alpenwacholder war geboren. Bestärkt durch ein<br />
Revival des Gins. Die Idee war also da, aber die Realisierung?<br />
Der Startschuss gefallen – zu einer intensiven,<br />
aufwendigen Phase. Aber auch zu einer Reise ins Ungewisse<br />
mit vielen offenen Fragen. Irgendwo muss dieser<br />
Gin ja auch gebrannt werden! Bald wurden sie jedoch<br />
fündig in der unweit entfernten Destillaria Candinas in<br />
Surrein. Ein Unternehmen mit fast 200-jähriger Brenntradition.<br />
«Gion Candinas’ Frau Anna durchschaute uns<br />
bereits beim ersten Besuch. Realisierte, was wir im<br />
Schilde führen könnten. Bombardierten wir die Candi-<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
53<br />
«Gipfeltreffen von Gin und Truffes» mit Beat Sidler,<br />
Gustav Inglin und Markus Hauser (v.l.)<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
54<br />
nas’ doch buchstäblich mit Fragen», erzählen Sidler<br />
und Inglin mit verschmitztem Lächeln. Der Entscheid<br />
zu einer von Vertrauen geprägten Partnerschaft war<br />
rasch gefällt.<br />
Dr. Gin<br />
Parallel zu einer umfassenden Marktanalyse und<br />
dem Erstellen von Business-Plänen galt es, einen Fachmann<br />
aufzuspüren, der die Produktentwicklung begleitet.<br />
In der Person von Dr. David Clutton gelang es ihnen,<br />
einen der weltweit namhaftesten Gin-Experten für<br />
sich zu gewinnen. «Umso grösser unsere Überraschung,<br />
als er sofort Feuer und Flamme für unsere Idee war. Daraus<br />
entwickelte sich eine Super-Zusammenarbeit»,<br />
vermelden die beiden mit berechtigtem Stolz. Die Basis<br />
aus Kräutern, Gewürzen, Beeren. Die Rezeptur?! Angesichts<br />
von zig verschiedenen Geschmacksrichtungen<br />
galt es nun, ihre Vorstellungen zu definieren. Bücher<br />
mit Kräutervorschlägen wurden konsultiert. Immer<br />
wieder die Frage «Wie soll er schmecken?» In dieser<br />
Phase fanden die beiden auch wertvolle Unterstützung<br />
bei ihren Ehefrauen. Es kristallisierte sich schlussendlich<br />
eine Alpenkräuter-Kombination von Wacholder,<br />
Alpenrose, Schokolademinze und…. heraus. «Die Rezeptur<br />
bleibt natürlich unser Geheimnis», sagen sie mit<br />
lächelnder Miene. «Woher die Kräuter? Kontakte zu<br />
«Rausch» und «Ricola» wurden aufgebaut, brachten<br />
uns aber noch nicht weiter.»<br />
Ganz in Weiss, mit Strohhut…<br />
und das Engadin<br />
Dann kam wie aus heiterem Himmel plötzlich der<br />
Name eines «Kräuter Harry» ins Spiel. Ein 80-jähriges<br />
Original aus dem St.Galler Rheintal, der immer mal<br />
wieder mit den Indianern am Amazonas lebt. «Wir vergessen<br />
die erste Begegnung mit ihm nicht mehr. Treff-<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
Nach nur einem Jahr…<br />
Immer wieder waren Hürden zu bewältigen. Reaktionen<br />
öffentlicher Ämter, die sie mit ihrem Vorhaben<br />
konfrontierten: «So einen Fall hatten wir noch<br />
nie…!» Unglaublich! Bereits nach einem Jahr, während<br />
welchem u.a. auch die Vermarktung, die verschiedenen<br />
selbstkreierten Verpackungen auf die Beine gestellt<br />
wurden, konnte der Bio-zertifizierte Gin 55<br />
präsentiert werden. Ein veritables Boutique-Produkt<br />
mit einem Alkoholgehalt von hohen 45% Vol. Ein<br />
Gin, der die höchste Qualitätsbezeichnung «London<br />
Dry Gin» tragen darf. Dass Sidler und Inglin nebenbei<br />
als erste in der Schweiz auch noch die Ausbildung zum<br />
«Spirituosen-Sommelier» bei GastroSuisse absolvierten<br />
spricht für deren Enthusiasmus für ihr Produkt. Anfänglich<br />
erfolgte der Vertrieb über das Internet. Inzwischen<br />
kann das regionale Boutique-Produkt schweizweit<br />
nicht nur in 4- und 5-Sterne Häusern, sondern auch<br />
in gehobenen Restaurants sowie angesagten Bars und<br />
Szenebars genossen werden. Ausgesuchte Getränkehändler<br />
führen den Gin ebenfalls im Sortiment.<br />
Bevor der Gin jedoch an die Abnehmer ausgeliefert<br />
werden kann, wird jede einzelne Flasche von den<br />
Inhabern von Hand abgefüllt, etikettiert, verkorkt und<br />
mit einem Siegel am Flaschenhals einzeln nummeriert.<br />
BREIL PUR London Dry Gin und<br />
BREIL PUR Gin Truffes Quadrofonie<br />
erhältlich bei Hauser’s Confiserie, St. Moritz<br />
www.breilpur.ch<br />
punkt in einem… Migros-Restaurant! Seine Erscheinung:<br />
Weiss gekleidet und Strohhut mit eingesteckter<br />
Feder. Er diskutierte mit uns so enthusiastisch, dass<br />
schlussendlich das ganze Restaurant mithörte», können<br />
Inglin und Sidler immer noch darüber lachen. Das Resultat<br />
war positiv und brachte die beiden einen wichtigen<br />
Schritt weiter. «Er besorgt uns den Alpenwacholder,<br />
den er im Raum Pontresina für uns sammelt. Die<br />
Alpenrosenblüten pflücken wir zusammen mit unseren<br />
Ehefrauen selbst von Hand auf dem Lukmanierpass.»<br />
… dann noch die Gin-Truffes<br />
aus St. Moritz<br />
Tanja Grandits, Köchin des Jahres 2014, schrieb<br />
in ihrem Buch «tanja grandits / gewürze» zum Wacholder:<br />
«Und Geschmack und Farbe gehen schon fast<br />
Hand in Hand, wenn dunkler Wacholder… auf braune<br />
Schokolade… trifft». Das können Inglin und Sidler nur<br />
bestätigen. Also galt es, einen attraktiven Partner zu<br />
finden. Durch eine Empfehlung kam es zur Begegnung<br />
mit Markus Hauser, Besitzer des Traditionshauses Hauser<br />
in St. Moritz.<br />
Dem für Neues immer offenen Markus Hauser<br />
gefiel die Idee. Seine Confiseure kreierten auf der Basis<br />
des BREIL PUR London Dry Gin in Zusammenarbeit<br />
mit dem Couverture-Produzenten Felchlin eine GIN<br />
TRUFFES QUADROFONIE. Hochwertige Schweizer<br />
Schokolade basierend auf dem raren Wildcacao «Criollo<br />
Amazonico» aus dem Tiefland Boliviens. Zarte helle<br />
und kräftige dunkle Truffes in je zwei Varianten.<br />
Hätte Queen Mom den edlen und rein biologischen<br />
«BREIL PUR London Dry Gin» mit der besonderen<br />
Geschmacksharmonie schon gekannt… sie wäre<br />
zweifellos darauf abgefahren. Nicht nur – sondern auch<br />
auf die «Gin Truffes Quadrofonie».<br />
Familienzuwachs<br />
Im November erhielt die BREIL PUR-Gin Familie<br />
Zuwachs. Der neu lancierte PREIL PUR Sloe Gin-<br />
Likör – intensiv rot, rein biologisch und mit 100%<br />
Schlehdorn (Sloe), Alpenwacholder, Alpenrosen und<br />
Schokolademinze aus der Schweiz. Als «Pate» für den<br />
ersten einheimischen Sloe-Gin stand erneut der namhafte<br />
Gin Experte Dr. David Clutton zur Verfügung. ◊<br />
www.breilpur.ch<br />
www.hotelhauser.ch<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
56<br />
Thomas Frieden<br />
Edelsteinexperte aus Leidenschaft<br />
Interview: Marco Meyer<br />
Bilder: zVg<br />
Gespür für Formen und Farben. Verarbeitung von edelsten Materialien<br />
zu kulturellen Werten. Designer, Goldschmiede und Juwelenfasser<br />
– die Schmuckmanufaktur Frieden in Thun beschäftigt Meister ihres<br />
Faches und lanciert die exklusive Eigenmarke THOMAS FRIEDEN.<br />
Der Patron selbst hat sein Wissen und seine Erfahrung über Jahrzehnte<br />
an junge Gemmologen und Berufsleute weitergegeben – nun steht<br />
seine grösste Herausforderung an: Die Übergabe des Betriebs an die<br />
nächste Generation.<br />
«Aus den Wurzeln zu schöpfen, die Tradition des Handwerks zu<br />
respektieren und doch mit der Zeit zu gehen, darin liegt wohl das Erfolgsgeheimnis»,<br />
Thomas Frieden.<br />
Herr Frieden, im vergangenen Jahr<br />
waren Sie häufig in den Medien,<br />
auch als «Herr der Edelsteine». Zufall?<br />
Nicht ganz. Das hat sicher mit unserer neuen<br />
Eigenmarke «Thomas Frieden» zu tun,<br />
mit der wir vermehrt an die Öffentlichkeit<br />
treten. Viele Redaktionen interessieren sich,<br />
wer dahinter steckt.<br />
Stimmt, auch im «<strong>Snowtimes</strong>» schwärmte<br />
Juwelier Scherbel in St. Moritz von<br />
Ihnen. Ihre Firma wurde 1898 gegründet,<br />
waren Sie denn bisher im Publikum<br />
gar nicht bekannt?<br />
Das ist tatsächlich so: Wir beliefern weltweit<br />
etwa 300 Juweliere mit unseren Kollektionen<br />
oder machen Anfertigungen für<br />
sie. Unser Schmuck wurde in den Bijouterien<br />
aber bisher hauptsächlich als sogenanntes<br />
«White Label» verkauft, also unter<br />
dem Namen des betreffenden Juweliers.<br />
Und das hat sich nun geändert?<br />
Ja, im Zuge des immer stärker werdenden<br />
Markenbewusstseins der Konsumenten haben<br />
wir uns zu zwei Massnahmen entschlossen:<br />
Die Marke «Thomas Frieden»<br />
zu lancieren, die nun exklusiv bei ausgewählten<br />
Juwelieren angeboten wird. Markus<br />
Lerch, unser neuer CEO, will aber in<br />
Zukunft auch die Unternehmung FRIEDEN<br />
als Schmuckmanufaktur ins Zentrum rücken<br />
und in der Öffenlichkeit bekannt machen.<br />
Dabei stehen ihm qualifizierte Berufsleute<br />
zur Seite, wie zum Beispiel die<br />
Gemmologin und Produktemanagerin Frau<br />
Andrea von Allmen.<br />
Sie sind mit Leib und Seele Gemmologe.<br />
Oh ja, schon früh war ich fasziniert von den<br />
Edelsteinen und Kulturperlen, die mein Vater<br />
von Reisen aus aller Welt heimbrachte.<br />
Durch das Mikroskop das faszinierende Innenleben<br />
von Edelsteinen zu betrachten,<br />
machte mir besondere Freude. Und natürlich<br />
zu verfolgen, wie diese in der elterlichen<br />
Manufaktur in Thun zu Schmuckstücken<br />
verarbeitet wurden. So lag es nahe,<br />
dass ich mich nach der Matura und einer<br />
Goldschmiedelehre in Los Angeles zum G.<br />
G. GIA (Graduate Gemologist des Gemological<br />
Instituts of America) und anschliessend<br />
in der Schweiz zum Experten für Edelsteine<br />
der Schweizerischen Gemmologischen Gesellschaft<br />
(SGG) ausbilden liess, bevor ich<br />
in dritter Generation in die Firma eintrat.<br />
Als Gründungs- und Stiftungsratsmitglied<br />
des Instituts für Edelsteinforschung,<br />
SSEF, in Basel, sowie als<br />
Präsident und Vorstandsmitglied der<br />
SGG waren Sie während Jahrzehnten<br />
am Puls der Forschung.<br />
Ja, eine tolle Erfahrung. Denn die Edelsteinforschung<br />
ist ein sich ständig wandelnder<br />
Bereich.<br />
In der Schweiz sind Sie die einzige<br />
Unternehmung der Branche, die in drei<br />
Sparten tätig ist – neben der Juwelenfabrikation<br />
handeln Sie mit Edelsteinen<br />
und Kulturperlen und gehören zu<br />
den bedeutenden Perlenimporteuren<br />
der Schweiz. Welche Produkte bieten<br />
Sie aktuell an?<br />
Die Bedürfnisse unserer Grosshandelskunden<br />
variieren von Land zu Land, oft auch<br />
von Region zu Region. Die Geschmäcker<br />
sind sehr verschieden, deshalb müssen wir<br />
breit diversifizieren. Unsere Kollektionen<br />
umfassen Diamant-, Farbstein- und Perlenschmuck,<br />
aber auch Spezialkollektionen,<br />
wie zum Beispiel Schmuck mit Rohdiamanten.<br />
Dazu kommt unsere Eigenmarke<br />
«Thomas Frieden», die wir vor zwei Jahren<br />
lanciert haben. Sie ist weltweit einzigartig,<br />
da sie den Diamanten erstmals in all seinen<br />
Erscheinungsformen und Farben im gleichen<br />
Schmuckstück präsentiert. Die Marke<br />
umfasst mittlerweile drei Linien, welche<br />
von Naturmotiven inspiriert sind: Feuille<br />
Divine, Oeil Magique und Fleur Céleste.<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
Was braucht es in Ihrer Branche<br />
für Erfolg?<br />
Leidenschaft und Herzblut. Dazu aber profunde<br />
Fachkenntnisse und Erfahrung – vor<br />
allem im Bereiche der Rohmaterialien, also<br />
bei den Edelsteinen und Kulturperlen. Nur<br />
wenn diese Voraussetzungen stimmen, hat<br />
der Kunde Vertrauen in die angebotenen<br />
Produkte. In unserer Branche steht Vertrauen<br />
über allem.<br />
Und Kreativität?<br />
Ein ganz entscheidender Faktor. Man muss<br />
einerseits immer orientiert sein, was in der<br />
Branche läuft, anderseits aber auch als<br />
Trendsetter vorangehen können. Kreativität,<br />
Innovation und Inspiration bei den Designs<br />
– das ist eine Grundvoraussetzung.<br />
Wie definieren Sie Schweizer Qualität?<br />
Nebst der Qualität der Rohmaterialien muss<br />
auch die Qualität der Herstellung stimmen<br />
– nur qualifizierte Goldschmiede sind in der<br />
Lage, die sprichwörtliche Schweizer Qualität<br />
zu garantieren. Aus den Wurzeln zu<br />
schöpfen, die Tradition des Handwerks zu<br />
respektieren und doch mit der Zeit zu gehen<br />
– darin liegt wohl das Erfolgsgeheimnis.<br />
Wie hat sich Ihre Tätigkeit im Laufe<br />
der Zeit gewandelt?<br />
In letzter Zeit habe ich vermehrt mit Investoren<br />
zu tun, also mit Leuten, die einen Teil<br />
ihres Vermögens zur Diversifikation in Edelsteinen<br />
anlegen wollen. Krisen vergangener<br />
Zeiten haben gezeigt, dass Diamanten und<br />
Farbedelsteine von herausragender Qualität<br />
immer gefragt sind: Sie beinhalten echte,<br />
bleibende Werte und können im Notfall problemlos<br />
transportiert werden. Wenn man sie<br />
dann noch in ein Schmuckstück fasst, ist<br />
dies im wahrsten Sinne des Wortes eine Investition<br />
in Freude und bleibendeWerte.<br />
Wie sind die Beziehungen zu Ihren<br />
Grosshandelskunden?<br />
Nicht zuletzt auf Grund unserer Firmengeschichte<br />
haben wir im In- und Ausland langjährige<br />
Geschäftsbeziehungen. Viele Kunden<br />
sind zu echten Freunden geworden.<br />
Auch Juwelier Scherbel in St.Moritz gehört<br />
seit langem zu unseren sehr guten Kunden,<br />
welche unsere Produkte und unsere Dienstleistungen<br />
schätzen, und wir freuen uns immer<br />
über die Kontakte mit dem Ehepaar<br />
Christa und Luciano Giovanoli-Scherbel.<br />
Um Edelsteine und Kulturperlen<br />
vor Ort zu beschaffen, reisen Sie um<br />
die ganze Welt. Ein zusätzlicher Stress<br />
– oder ist da auch Freude dabei?<br />
1<br />
2<br />
Bild 1: Bracelet aus der Rainbow-Kollektion mit<br />
naturfarbenen Saphiren aus Madagaskar.<br />
Bild 2: Die Marke «Thomas Frieden», ist weltweit<br />
einzigartig, da sie den Diamanten erstmals<br />
in all seinen Erscheinungsformen und Farben<br />
im gleichen Schmuckstück präsentiert.<br />
Ich reise sehr gerne, und so herrscht die<br />
Freude eindeutig vor. Dank des Direkteinkaufs<br />
bin ich in vielen interessanten Ländern<br />
unterwegs, kenne die Minengebiete<br />
und die Märkte, und komme dank des während<br />
Jahrzehnten aufgebauten Beziehungsnetzes<br />
an Raritäten heran. So kann ich<br />
unseren Kunden ein optimales Preis-<br />
Leistungsverhältnis bieten. Stress kann<br />
entstehen, wenn es um die Entscheidung<br />
geht, einen sehr wertvollen Stein zu erwerben<br />
und die Preisvorstellungen des Verkäufers<br />
und mir nicht übereinstimen. Im kommenden<br />
Frühling werde ich nach Mogok<br />
reisen, ins Tal der Rubine im Norden von<br />
Burma (Myanmar), wo die schönsten Rubine<br />
geschürft werden. Dort war ich zum ersten<br />
Mal vor zwanzig Jahren, kurz nach der<br />
Beendigung des brutalen Militärregimes<br />
von Ne Win – dieses schottete Burma von<br />
1962 – 1992 von der Aussenwelt ab. Erstmals<br />
durfte damals eine kleine internationale<br />
Gruppe von sechs Gemmologen die<br />
Minen unter strengster Militärbewachung<br />
besuchen. Auch heute ist es nicht einfach,<br />
in die sehr abgelegenen Minengebiete zu<br />
gelangen.<br />
Sie selbst sind auch an einer<br />
Edelsteinmine beteiligt?<br />
Ja, es handelt sich um die Pink Valley 57<br />
Mine im Süden von Madagaskar, wo<br />
sehr schöne naturfarbene Saphire in allen<br />
Regenbogenfarben gefunden werden. Diese<br />
haben uns zu unserer exklusiven Rainbow-Kollektion<br />
inspiriert: extravagante<br />
Armbänder, Colliers, Ringe und Ohrschmuck.<br />
Das Material ist allerdings rar,<br />
und so braucht es viel Zeit und Geduld, bis<br />
man genügend Saphire in Top-Qualität gefunden<br />
hat, um fliessende, fein abgestimmte<br />
Regenbogenlinien zusammenzustellen.<br />
Welche unternehmerischen Ziele<br />
verfolgen Sie in den kommenden<br />
Monaten?<br />
Altershalber steht bei uns eine Nachfolgeregelung<br />
an. Das Know-how der alten Garde<br />
an eine jüngere motivierte Mannschaft weiterzugeben,<br />
ist eine grosse Herausforderung.<br />
Die Voraussetzungen dazu sehen bei<br />
uns gut aus, haben wir doch mit Markus<br />
Lerch seit letztem Frühling einen dynamischen<br />
CEO mit Visionen und Ideen für<br />
die Zukunft. Was meine Person anbetrifft,<br />
werde ich – solange es mich braucht und<br />
ich die Gesundheit dazu habe – meine Kräfte<br />
für die Firma einsetzen, vor allem im<br />
Edelstein- und Kulturperlenhandel. ◊<br />
www.frieden.ch<br />
www.thomas-frieden.com<br />
THOMAS FRIEDEN – die neue<br />
Schweizer Schmuckmarke aus Thun<br />
Seit jeher hat die über hundert Jahre<br />
alte Schweizer Schmuckmanufaktur<br />
Frieden edelste Materialien zu kulturellen<br />
Werten verarbeitet. Dieser Anspruch<br />
war auch bei der Entwicklung<br />
der Eigenmarke THOMAS FRIEDEN<br />
Antrieb und Herausforderung.<br />
So wird der Diamant, der König der<br />
Edelsteine, erstmals auf ganz besondere<br />
Art zelebriert: er präsentiert sich in<br />
in all seinen Erscheinungsformen in<br />
extravaganten Designs, welche Tradition<br />
und Moderne auf einzigartige Weise<br />
verschmelzen. Durch die Vielfalt der<br />
Schliffformen und durch die verschiedenen<br />
bezaubernden Pastelltöne der<br />
Diamanten wird jedes Schmuckstück<br />
zum Unikat mit eingravierter Nummer<br />
und Echtheits-Zertifikat. ◊<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
58<br />
Der neue Albulatunnel der Rhätischen Bahn:<br />
Der Eingriff in das Pionierwerk bedarf grosser<br />
Sorgfalt<br />
Interview: Marco Meyer<br />
Bilder: zVg<br />
1903, als der Albulatunnel in Betrieb genommen wurde,<br />
verkehrten noch Dampfzüge auf dem Streckennetz der Rhätischen Bahn.<br />
Die Albula- und die Berninastrecke der Rhätischen Bahn und damit<br />
die Verbindung von Thusis bis nach Tirano stehen seit 2008 auf<br />
der Welterbeliste der UNESCO. Nun wird der über 110-jährige Albulatunnel<br />
– das Herzstück des UNESCO Welterbes – völlig neu gebaut.<br />
Christian Florin, Stellvertreter des Direktors und Leiter Infrastruktur<br />
der Rhätischen Bahn, erklärt die Hintergründe.<br />
Herr Florin, der Spatenstich zum neuen<br />
Albulatunnel ist im Juni 2014 bereits<br />
erfolgt. Was sind die weiteren Meilensteine?<br />
<strong>2015</strong> geht es weiter mit den Vortriebsarbeiten,<br />
dies sind die eigentlichen Sprengund<br />
Bohrarbeiten. Ende 2017 planen wir<br />
derzeit den Durchstich und 2020 die Inbetriebnahme<br />
des neuen Tunnels.<br />
Anschliessend wird der alte Tunnel<br />
noch zu einem Sicherheitstunnel<br />
umfunktioniert.<br />
Richtig. Danach ist das Projekt im Jahre<br />
2022 abgeschlossen.<br />
Das Ausbruchsmaterial soll vor Ort zu<br />
Beton verarbeitet werden – was passiert<br />
mit dem daraus entstehenden Beton?<br />
Ein Teil des Ausbruchmaterials kann für die<br />
Zuschlagsstoffe für die Betonherstellung<br />
gewonnen werden. Der Beton wird in erster<br />
Linie für die Betonschale des Gewölbes<br />
und der festen Fahrbahn verwendet.<br />
Weshalb hat sich die RhB für einen<br />
Neubau und nicht eine Instandsetzung<br />
entschieden?<br />
Eine Zustandserfassung des über 110-jährigen<br />
Albulatunnels im Jahr 2006 brachte<br />
erheblichen Erneuerungsbedarf auch bezüglich<br />
Sicherheit zutage. Mehr als die<br />
Hälfte der Tunnelröhre müsste erneuert<br />
werden. Die beiden Varianten Instandsetzung<br />
und Neubau wurden anschliessend<br />
miteinander verglichen. Dabei ergaben sich<br />
klare Vorteile für das nun in Angriff genommene<br />
Projekt.<br />
Welche?<br />
Für den Neubau sprachen der relativ geringe<br />
Kostenunterschied, kaum fahrplanrelevante<br />
Einschränkungen des Zugverkehrs<br />
und nicht zuletzt gewährt der Neubau eine<br />
hohe Qualität und ist vorteilhaft in Bezug<br />
auf die Nachhaltigkeit und Sicherheit.<br />
1903 ging der Tunnel in Betrieb,<br />
welche Fahrzeuge verkehrten damals<br />
für die RhB?<br />
1903 war die Rhätische Bahn noch nicht<br />
elektrifiziert, das heisst, es verkehrten auf<br />
dem Streckennetz der RhB Dampfzüge.<br />
Dies bedeutet auch, dass der alte Albulatun-<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
nel für den Dampfbetrieb gebaut wurde.<br />
Wie geht die RhB mit der Tatsache<br />
um, dass der Albulatunnel UNESCO<br />
Welterbe ist?<br />
Instandsetzungen und Eingriffe auf der UN-<br />
ESCO Welterbestrecke bedürfen natürlich<br />
grosser Sorgfalt, das ist klar. So hat die RhB<br />
beispielsweise bei der Planung des neuen<br />
Tunnels eng mit den Verantwortlichen der<br />
Denkmalpflege des Kantons und des Bundes<br />
zusammengearbeitet. Sämtliche Änderungen<br />
des Erscheinungsbildes werden zudem<br />
mit einer eigens dafür einberufenen<br />
Arbeitsgruppe zum Thema Denkmalpflege<br />
besprochen und entschieden.<br />
Die Rhätische Bahn ist erst die dritte<br />
Bahn weltweit mit dem Prädikat<br />
«universal outstandig». Was waren<br />
die Gründe, weshalb die RhB von<br />
der UNESCO auf die Welterbeliste<br />
genommen wurde?<br />
Die «Rhätische Bahn in der Landschaft Albula/Bernina»<br />
bildet einerseits – so die<br />
erste Begründung – ein Pionierwerk moderner<br />
Ingenieurskunst und architektonischer<br />
Konstruktion zu Beginn des 20. Jahrhunderts.<br />
Entstanden aus einem einmaligen Zusammenspiel<br />
von Natur, Kultur und Technologie.<br />
Andererseits stellt die RhB ein<br />
einzigartiges Beispiel einer Eisenbahn dar,<br />
die harmonisch in eine Hochgebirgslandschaft<br />
integriert ist. Der Albulatunnel liegt<br />
in der Mitte des Welterbes. Bekannter sind<br />
natürlich der Landwasserviadukt oder der<br />
Kreisviadukt Brusio, doch der Albulatunnel<br />
ist mit fast 5,9 Kilometern Länge das<br />
grösste Bauwerk auf der Welterbestrecke.<br />
Welches ist Ihre persönliche Lieblingsstelle<br />
auf der Albulastrecke?<br />
Der Stulsertobelviadukt ist für mich das imposanteste<br />
Bauwerk. Eine unglaublich<br />
kühne Lage. Wenn man darauf steht, kann<br />
man sich kaum vorstellen, wie unsere Vorfahren<br />
dieses Bauwerk realisierten.<br />
Was macht aus Ihrer Sicht die<br />
Faszination «Eisenbahn» aus?<br />
Das System Bahn ist unglaublich durchdacht.<br />
Alles ist gut aufeinander abgestimmt<br />
und führt daher zu einer grossen Effizienz.<br />
Vieles ist sehr überlegt entwickelt und gebaut<br />
worden, so dass wir heute noch lange<br />
von den intelligenten Lösungen profitieren<br />
können.<br />
Wie hat sich die RhB in den letzten<br />
zehn Jahren modernisiert?<br />
Für den Kunden spürbar sind vor allem<br />
Neubeschaffungen von Fahrzeugen wie die<br />
ALLEGRA-Triebzüge oder auch Verbesserungen<br />
der Kundenanlagen an den Bahnhöfen<br />
wie Billettautomaten, das Kundeninformationssystem<br />
oder neue Perronanlagen.<br />
Sichtbar ist natürlich auch unsere moderne<br />
Webseite, welche 2014 neu aufgesetzt wurde.<br />
Doch hat sich die RhB auch hinter den<br />
Kulissen laufend zu einem modernen Unternehmen<br />
weiterentwickelt.<br />
Sind weitere Anschaffungen beim<br />
Rollmaterial geplant?<br />
Die RhB ist laufend daran, ihr Rollmaterial<br />
zu erneuern. Ab 2016 sind die ersten der<br />
neuen Gliederzüge auf der Albulalinie im<br />
Einsatz, ab 2017 neue Steuerwagen. Weitere<br />
neue Triebzüge sind in den Folgejahren<br />
in Graubünden unterwegs.<br />
59<br />
Welche Infrastruktur-Neuerungen<br />
gibt es im Engadin?<br />
Die erste Umbauetappe am Bahnhof<br />
St. Moritz, Gleis eins wurde realisiert und<br />
erstrahlt in neuem Glanz. Die weiteren<br />
«Der neue Albulatunnel gewährt eine hohe Qualität und ist vorteilhaft in Bezug auf<br />
Nachhaltigkeit und Sicherheit,» Christian Florin, Stellvertreter des Direktors und Leiter<br />
Infrastruktur der Rhätischen Bahn.<br />
Etappen folgen <strong>2015</strong> und 2016.<br />
Welchen Ausflug würden Sie den<br />
Gästen besonders empfehlen?<br />
Am 4./5./6. Februar und März finden Vollmondfahrten<br />
statt. Diese kann ich sehr<br />
empfehlen. Die Vollmondfahrt führt abends<br />
im Panoramawagen auf die Alp Grüm zum<br />
Nachtessen. ◊<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
60<br />
Der Tisch…<br />
Text und Bild: Ernest Cave du Mont<br />
Die Sonne macht ihre ersten Versuche, die<br />
imposante Kulisse des Corvatsch zu überwinden.<br />
In der klaren, bitterkalten Nacht<br />
wurde ich mit einem hauchdünnen Kleid<br />
eingehüllt. Es fühlt sich an wie ein seidenes,<br />
luftiges Négligé. Schon bald erhalte ich<br />
meine geschätzte Morgentoilette. Zielstrebig<br />
werde ich mit einem Lappen vom leichten<br />
Kick befreit. Einer einfühlsamen Massage<br />
gleich. Ich bin stolz, wie ich mich<br />
meinen Gästen präsentieren darf.<br />
Bin mir bewusst, dass der Mensch einen<br />
grossen Teil seines Lebens an Tischen,<br />
auf Stühlen oder Bänken verbringt. Bereits<br />
vernehme ich aus dem Innern der Hütte die<br />
ersten eingehenden Telefonanrufe. Effizient<br />
und mit grösster Freundlichkeit werden die<br />
Reservationen behandelt.<br />
Keine Platzwunden<br />
Vorahnungen bauen sich bei mir auf.<br />
Auch heute bin ich wieder sehr gefragt.<br />
Schon bald erhalte ich die ersten weissen<br />
Kleber aufgedrückt. Nein, ich habe keine<br />
Platzwunden. Eine schwungvolle Schrift<br />
ziert diese. Einige nur mit Vornamen. Aber<br />
ich weiss natürlich, wer dahinter steckt.<br />
Siehe da, eine Reservation glänzt sogar<br />
durch einen explizit angemeldeten… akademischen<br />
Titel?! Ansonsten geniesse ich<br />
noch die herrschende Ruhe, bevor die ersten<br />
Geniesser eintreffen. Tief beeindruckt<br />
und schwärmend. Haben sie doch die frühmorgendlichen<br />
Abfahrten vom Gipfel auf<br />
3’300 m ü.M. über den top präparierten Rücken<br />
voll ausgekostet.<br />
Heiss begehrt<br />
Ich habe einen privilegierten Standort<br />
direkt an der Hüttenwand. Meist windgeschützt.<br />
Diesen habe ich dank meines rustikalen<br />
Aussehens, den eindrücklichen Holzstrukturen,<br />
ja auch verdient. Am frühen<br />
Morgen zwar noch im Schatten. Gegen Mittag<br />
aber immer heiss begehrt. Ich verwöhne<br />
die Gäste gerne, will für sie stets das Beste.<br />
Schätze es, wenn man auch mich mit Respekt<br />
behandelt.<br />
Das tut weh<br />
Aua… was soll denn das? Zwei Skihelme<br />
landen mit voller Wucht auf mir, erschüttern<br />
mich geradezu. Könnte halt doch<br />
noch zu einer Platzwunde führen. Nicht nur<br />
das, jetzt erdreistet sich die Dame auch<br />
noch, ihre von der Kopfbedeckung befreiten<br />
langen Haare über mir auszuschütteln. Mich<br />
schaudert es regelrecht… nicht unbedingt<br />
appetitlich. Gott sei Dank wurden noch keine<br />
Speisen oder Getränke aufgetischt. Eine<br />
Steigerung erlebte kürzlich mein kleiner<br />
Kollege in der Lounge bei der Mittelstation.<br />
Er musste schon mal die schweren Skischuhe<br />
von Vater und Sohn ertragen…! Der<br />
Helm wird aber auch ab und zu beim Essen<br />
getragen. Ist es vielleicht Angst vor einem<br />
eifersüchtigen Nachbarn oder der Partnerin,<br />
vor einem Schneerutsch vom Dach oder...?<br />
Aber vielleicht kann man sich einfach nicht<br />
vom coolen Sound aus dem MP3 Player<br />
trennen. Sound?... Ich höre keine Melodie,<br />
nur brummende Bässe.<br />
… aber nicht nur<br />
«Huara Si…, porca mise…, shit…!»<br />
Sorry, scusi, Pardon… Nein, mein lieber<br />
Herr, das ist nicht mein Fehler, wenn Sie<br />
sich weh getan haben. Sie sind doch gegen<br />
mein Bein gestossen. Ich kann aber einiges<br />
aushalten, zudem schlage ich nicht zurück.<br />
Bin auch nicht nachtragend. Aber allzu oft<br />
liebe ich trotzdem diese Attacken nicht unbedingt<br />
Aha, seine Begleiterin zeigt Erbarmen<br />
mit ihrem Liebsten. Versucht, ihn nicht nur<br />
mit Worten zu beschwichtigen. Ihre Hände<br />
unter dem Tisch… ja, jetzt wird es schon intimer.<br />
Was nur ich verfolgen kann und der<br />
Oeffentlichkeit verborgen bleibt.<br />
Verschiedene Kostgänger<br />
Wenn sie dann mit wachem Auge ihren<br />
Namen auf mir entdecken, überkommt<br />
sie ein strahlendes Lächeln. Schön, meine<br />
letztjährigen Stammgäste sind wieder hier.<br />
Über die vielen Jahre hat sich eine langjährige<br />
Freundschaft und Wertschätzung aufgebaut.<br />
Auf Gegenseitigkeit. Erfrischend,<br />
die zwei in ihren topmodischen Outfits aus<br />
der neuesten Kollektion. Da hätte selbst<br />
Stammgast Willy Bogner seine Freude. Am<br />
Nebentisch platziert sich ein älteres Ehepaar,<br />
nicht mehr ganz taufrisch. Ich kann es<br />
mir nicht verkneifen: Je dicker der Bauch,<br />
desto enger der old-fashioned Overall.<br />
Hauptsache: Figurbetont…! Ob sich da der<br />
Schnee freut? Ich weiss es nicht. Auch<br />
wenn sie tief in den Anoraks schlummern,<br />
SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />
ST. MORITZ
61<br />
die ersten hippen Sounds aus den Handys<br />
erschrecken mich aus der Ferne. Schlussendlich<br />
fingert die ganze vierköpfige Familie<br />
auf ihren iPhones rum. Irgendwann heisst<br />
es dann wohl, man hätte sich auseinandergelebt.<br />
Meine Verschwiegenheit<br />
Meine Gäste schwärmen dagegen von<br />
den herrlichen Abfahrten bei traumhaften<br />
Bedingungen. Auch das einmalige Panorama<br />
fasziniert sie immer wieder von Neuem.<br />
Angeregte Gespräche finden meine besondere<br />
Aufmerksamkeit. Selbstverständlich<br />
gehört auch etwas Klatsch dazu. Ja, was so<br />
alles im Tal los ist. Wer mit wem?! Der<br />
Wahrheitsgehalt ist schwer zu eruieren.<br />
Aber morgen weiss ich vielleicht schon wieder<br />
mehr. Keine Angst, ich bin ja verschwiegen<br />
wie ein Banker. Oder sind diese es heute<br />
nicht mehr bedingungslos…?<br />
Ein Single findet ebenfalls noch Platz<br />
bei mir. In Gedanken versunken betrachtet<br />
er mich immer wieder. An seinem «Zweier»<br />
Weissen nippend. Vielleicht kann ich ihn<br />
mit meinen ausgeprägten Strukturen inspirieren.<br />
Ist er wohl Schriftsteller, Musiker…<br />
oder einfach nur einsam? Das sich nähernde<br />
attraktive, kurvenreiche Skigirl lehrt mich<br />
eines besseren. Mit ihrem eleganten Gangtrotz<br />
der Skischuhe – lenkt sie die Blicke auf<br />
sich. Er erwacht aus seinem träumerischen<br />
Gehabe. Hat nur noch Augen für sie. Seine<br />
Aufmerksamkeit gilt verständlicherweise<br />
nicht mehr mir. Nicht so schlimm, obwohl<br />
ich ja eigentlich gerne im Mittelpunkt stehe.<br />
Er geniesst es – auch ich – wie seine Angebetete<br />
ihre vollen Lippen schürzt, bevor sie<br />
einen Zug aus ihrer Zigarette nimmt. Ich<br />
höre, wie sie fast schüchtern eine «Schwingerwurst»<br />
vom Grill mit Country Cuts bestellt.<br />
Er kann den Anflug eines vielsagenden<br />
Lächelns nicht verbergen.<br />
Spannende Momente<br />
Auch die schon frühlingshaften Temperaturen<br />
zeigen ihre Wirkung. Die Décolletés<br />
werden freizügiger. Man will ausladend<br />
präsentieren was man hat. Ob mal<br />
jemand wohl etwas nachgeholfen hat? Ist<br />
doch egal. Fantasien werden angeregt.<br />
Auch ich liebe die «Natur pur». Deshalb<br />
möchte ich nie eine weisse Bedeckung<br />
Selbstverständlich<br />
gehört<br />
auch etwas<br />
Klatsch dazu<br />
übergestülpt bekommen. Nicht wie in<br />
einem Gourmet-Lokal. Urchig, authentisch<br />
will ich bleiben. So wie es der Gast hier<br />
sucht und von mir erwartet.<br />
Spannung kommt auf. Ich spüre es…<br />
kalt, warm oder ganz heiss. Die ersten Speisen<br />
werden aufgetragen. Ich bin für (fast)<br />
alles zu haben. Der zarte Rindfleisch-Spiess<br />
mit knackigem Gemüse, die Burgunder<br />
Schnecken in ihrem Kräutermousse. Herrlich.<br />
Solange sie tot sind und nicht plötzlich<br />
aus dem heissen Pfännchen kriechen. Die<br />
zufriedenen Gesichter machen auch mich<br />
glücklich.<br />
Ja, ja die Sprachen…<br />
Amüsant anzuhören, wie Gäste am<br />
Nachbartisch sich schwer tun mit der richtigen<br />
Aussprache von italienischen Ausdrücken.<br />
Eine Dame bestellt soeben einen<br />
«Prosetscho» (Prosecco) während ihr Begleiter<br />
von der gestrigen Veltliner Spezialität<br />
«Pizzotscheeri» (Pizzoccheri) schwärmt.<br />
Aber auch von seinem Traumauto «Lambortschini»<br />
(Lamborghini). Die Liste der<br />
Kuriositäten liesse sich noch beliebig fortsetzen.<br />
Wärme inklusive<br />
Mein oberstes Prinzip. Ich will für jeden<br />
Besucher, egal welcher Herkunft und<br />
Nationalität, ein zuvorkommender Gastgeber<br />
sein. Ihn bei seinen Ess- und Trinkgenüssen<br />
begleiten. Ob sie nun einen «Bricco<br />
dell‘ Uccellone» oder ein «Shorley» bestellen.<br />
Nur bin ich dankbar, wenn Sie mich<br />
wenn möglich nicht bekleckern. Und mich<br />
nicht als Garderobe für verschwitzte Helme<br />
und voluminöse Handschuhe missbrauchen.<br />
Ihre Nachbarn schätzen es, wenn Sie die<br />
Gewürze und das Brotkörbchen nicht zwischen<br />
solchen sperrigen Utensilien suchen<br />
müssen.<br />
Lieber sehe ich mir mit Genugtuung<br />
an, wie bei kühleren Temperaturen die aufmerksame<br />
Gastgeberin meinen überraschten<br />
Gästen eine kleine, wärmende Bettflasche<br />
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