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Snowtimes-2015-StMoritz

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snowtimes.ch<br />

SNOWTIMES<br />

Das Wintermagazin <strong>2015</strong><br />

Der Sport – immer präsent<br />

Matthias Hüppi, SRF-Sportmoderator<br />

Fürst Albert II. von Monaco<br />

Grosse Liebe zu St.Moritz<br />

85 Jahre Erfolgsgeschichte<br />

Skischule St.Moritz<br />

Christian Jott Jenny – Leo Wundergut<br />

Qualität und höchster Musikgenuss<br />

Inmitten des Geschehens<br />

Giancarlo Cattaneo, Pressefotograf


Via Maistra 5 · St. Moritz<br />

Phone +41 81 833 39 26<br />

www.scherbel.ch


natures glittering temptation<br />

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www.engadin.stmoritz.ch<br />

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The original in<br />

winTer Tourism<br />

since 1864


Editorial: Wenn Träume wahr…<br />

Wünsche erfüllt werden<br />

5<br />

Bild: Dorli Kellenberger<br />

Liebe Leserinnen und Leser<br />

Jede und jeder trägt doch insgeheim Träume<br />

mit sich herum. Touristiker träumen von<br />

ausgiebigen Schneefällen und schönstem<br />

Wetter. Oft werden diese halt nicht oder nur<br />

teilweise erfüllt. So wie vergangenen Winter:<br />

Schnee in Rekordmengen, aber das<br />

Wetter…?!<br />

Bei vielen Protagonisten in der vorliegenden<br />

Ausgabe des SNOWTIMES gehen<br />

die Träume in die Zeit ihrer Jugendjahre<br />

zurück. Schon früh hatten sie klare<br />

Vorstellungen, welchen Weg sie mal einschlagen<br />

möchten. Und alles unternahmen,<br />

diese mit der nötigen Konsequenz zu verwirklichen.<br />

Nur Kinderträume? Nein, deren<br />

Erfolg begleitet sie in die Gegenwart! Ein<br />

Mix aus einem breiten Themenspektrum<br />

wartet bei der Lektüre von SNOWTIMES<br />

auf Sie. Dabei begegnen Sie unter anderen<br />

Fernsehmoderator Matthias Hüppi, Musiker<br />

und Bandleader Pepe Lienhard, Fotograf<br />

Giancarlo Cattaneo, Festival da Jazz-<br />

Gründer, Tenor und Comedian Christian<br />

Jott Jenny alias «Leo Wundergut», Genussologe<br />

Francesco Illy, Produktionsleiterin<br />

Corinna Fueter. Und… Fürst Albert II. von<br />

Monaco! Allen gemein ist eine grosse Affinität<br />

zum Engadin, verbunden mit zum Teil<br />

auch speziellen Erlebnissen. Dass man sich<br />

Träume aber auch mit über 50 Jahren erfüllen<br />

und zum «Jungunternehmer» werden<br />

kann, zeigen Beat Sidler und Gustav Inglin.<br />

Damit möchten wir Sie zum Träumen<br />

animieren, aber auch zum Geniessen inspirieren.<br />

Sei es auf den Ski- und Snowboardpisten,<br />

Langlaufloipen, Winterwanderwegen,<br />

beim Fotografieren, bei kulinarischen<br />

Genüssen oder musikalischen Highlights.<br />

Mit SNOWTIMES im Engadin einfach Ihre<br />

Sinne aufrütteln.<br />

Mit dieser Ausgabe werde ich mich<br />

aus der Redaktion von SNOWTIMES verabschieden.<br />

Mit einem lachenden und<br />

einem weinenden Auge. Es hat Spass gemacht.<br />

Vielleicht werde ich in Zukunft, je<br />

nach Situation, mal noch den einen oder<br />

anderen Artikel schreiben.<br />

Herzlichst, Ihr<br />

Ernesto Kellenberger<br />

Redaktor<br />

P.S. Angesichts der Tatsache, dass dem<br />

grossen Jubiläum «150 Jahre Wintertourismus»<br />

medienmässig breitflächig<br />

Raum geboten wird, haben wir uns<br />

entschlossen, dieses Ereignis in dieser<br />

Ausgabe nicht zu thematisieren. ◊<br />

In St. Moritz<br />

exklusiv bei<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


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Tradition seit 1895<br />

Mosterei Möhl AG | 9320 Arbon<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


Inhalt<br />

Impressum<br />

7<br />

Seite<br />

Artikel<br />

Coverbild: © Bogner<br />

8 Fürst Albert II. von Monaco Volksnah.<br />

Grosse Liebe zu St. Moritz<br />

12 Matthias Hüppi Der Sport – immer präsent.<br />

Grosses Fachwissen<br />

18 Giancarlo Cattaneo Der Pressefotograf –<br />

zuvorderst am Geschehen<br />

22 Skischule St. Moritz – 85 Jahre<br />

Erfolgsgeschichte<br />

28 Pepe Lienhard Musik – sein Leben.<br />

Markenzeichen: Perfektion<br />

32 Corvatsch rüstet auf Stärkung der Marke<br />

34 Francesco und Annemarie Illy Für Espresso-<br />

Aficionados. Sensibilität zum Genuss<br />

40 2017 – Magische Zahl mit Ausstrahlung<br />

und Wirkung<br />

42 Christian Jott Jenny – Leo Wundergut<br />

Qualität und höchster Musikgenuss<br />

46 Corinna Fueter Grosse Familie – vor und<br />

hinter den Kulissen<br />

50 Riet R. Campell Der oberste Skilehrer der Welt<br />

52 Boutique Gin meets Engadiner Truffes<br />

Beat Sidler, Gustav Inglin, Markus Hauser<br />

58 Rhätische Bahn Der neue Albulatunnel<br />

60 Der Tisch… Verschiedene Kostgänger<br />

SNOWTIMES<br />

Das Wintermagazin<br />

Regionale Ausgaben für<br />

St. Moritz Engadin,<br />

Davos Klosters<br />

und Saanenland Gstaad<br />

Herausgeber<br />

<strong>Snowtimes</strong> GmbH<br />

Marco Meyer<br />

Talstrasse 46<br />

7270 Davos Platz<br />

Chefredaktion/Gesamtleitung<br />

Marco Meyer<br />

Redaktion St. Moritz Engadin<br />

Ernesto Kellenberger<br />

Redaktionelle Mitarbeit<br />

Malin Müller<br />

Nora Naji<br />

Ernest Cave du Mont<br />

Grafik<br />

Dominic Rechsteiner<br />

www.dominicrechsteiner.ch<br />

Lektorat<br />

Dorli Kellenberger<br />

Erscheint<br />

1 x jährlich (im Dezember)<br />

Anzeigenverkauf<br />

Marco Meyer<br />

info@snowtimes.ch<br />

Auflage<br />

12‘000 pro Region<br />

Druck<br />

Dietschi Print&Design AG Olten<br />

www.dietschi-pd.ch<br />

www.snowtimes.ch<br />

info@snowtimes.ch<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


8<br />

Volksnah. Grosse<br />

Liebe zu St.Moritz.<br />

Höchster Monegasse<br />

Text: Ernesto Kellenberger<br />

Bilder: Ernesto Kellenberger<br />

Son Altesse Sérénissime le Prince Albert II. de Monaco. Für viele schlicht:<br />

Albert. Heart and Soul of the Bobsport – St. Moritz<br />

Guido Rattis prägnante Stimme verkündet mit Begeisterung<br />

Beat Heftis sensationelle Startzeit – Saisonrekord!<br />

Jubel bricht aus. Auch Bestzeit im «Tree» – das ausgeprägt<br />

rollende «R» des Speakers bringt die Spannung<br />

auf einen Höhepunkt. Am St. Moritzer Olympia Bob<br />

Run herrscht Hochbetrieb – trotz klirrender Kälte. Das<br />

2er-Bob Weltcup Rennen geht in die spannende Endphase.<br />

Jaaaa… ein überlegener Schweizer Triumph!<br />

Ein breites Strahlen huscht über sein Gesicht.<br />

Fürst Albert II. zeigt sich fasziniert vom Geschehen. Inmitten<br />

von Sportbegeisterten – eine Atmosphäre, in der<br />

er sich sichtlich wohl und «zu Hause» fühlt. Unbeschwerte<br />

Tage mit seinen Schweizer Freunden. Ehemaligen<br />

Spitzenbobfahrern – Olympiasiegern und Weltmeistern.<br />

Sportler, die in die Geschichte eingegangen<br />

sind. Bei allen herzlich willkommen, als einer der ihren.<br />

War er doch als aktiver Bobpilot jahrelang deren Weggefährte<br />

und Mitkonkurrent. Trotz seiner Schildmütze<br />

mit dem Logo «Engadin St. Moritz Mountains» bleibt<br />

er bei den zahlreichen Zuschauern nicht unerkannt. Es<br />

wird untereinander nur leise getuschelt. Aber man lässt<br />

ihn in Ruhe – eine von der Prominenz geschätzte<br />

schweizerische Tugend.<br />

Zur Weiterführung des Gesprächs mit dem höchsten<br />

Monegassen dislozieren wir in Rolf Sachs‘ Dracula<br />

Club. «En français, in Deutsch, in english… oder<br />

Schwiizerdütsch?» spasst Fürst Albert akzentfrei. Ohne<br />

Absprache rutschen wir unbewusst in die englische Interviewsprache.<br />

Fürst meets Graf…?<br />

Nein, es kommt nicht zu einem offiziellen Treffen<br />

auf hohem Niveau. Graf Dracula hat sich zurückgezogen<br />

und überlässt seine «Gemächer» dem Magazin<br />

SNOWTIMES. Die rustikale Ausstattung in Arvenholz,<br />

eine wohlige Atmosphäre schliesst den Kreis zur unkomplizierten<br />

Art des Gastes aus dem monegassischen<br />

Fürstentum. Die Nähe zum Volk ist ihm ein grosses Anliegen.<br />

Das Engadin und St. Moritz, eine enge Beziehung,<br />

die in seiner Familie bereits vor 20 Jahren entflammte.<br />

Nach wie vor heiss flackert und immer wieder<br />

erneut mit Spass verbunden.<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


9<br />

Gespräch in ungezwungener, gemütlicher Atmosphäre im Dracula Club.<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


10 So am alljährlichen «Monaco Historic Bob Race»<br />

dem traditionellen Familientreffen ehemaliger<br />

Bobcracks. Auf alten, legendären Feierabend-Bobs<br />

stürzen sie sich den Eiskanal hinunter. Wenn auch etwas<br />

gemütlicher als zu ihren medaillengeschmückten<br />

Glanzzeiten. Darunter finden sich klingende Namen wie<br />

Christian Meili, Erich Schärer, Ekkehard Fasser, Reto<br />

Götschi, Marcel Rohner, Christian Reich, Wolfgang<br />

Hoppe (D) und Walter Delle Karth (A) – bereichert mit<br />

dem Namensgeber Fürst Albert. «Für mich immer wieder<br />

«a great event… very unique!» zeigt der fünfmalige<br />

Olympiateilnehmer seine grosse Begeisterung.<br />

Macht das Leben lebenswert<br />

Als Ausgleich zu seinen zeitintensiven amtlichen<br />

Aufgaben und Verpflichtungen sind solche bürgerliche<br />

Ausflüge eine willkommene Abwechslung, die Sie nicht<br />

missen möchten? «Ja, ganz eindeutig. Den Kopf frei<br />

halten für Kontakte zu alten, langjährigen Kollegen<br />

sind sehr wertvoll und bedeuten mir ausserordentlich<br />

viel», beteuert der «Blaublüter» mit voller Überzeugung.<br />

Nur weil er als Fürst in einer anderen Position ist,<br />

sieht er keinen Grund, diese langen Freundschaften zu<br />

beenden. Das «normale» Leben macht für ihn das Leben<br />

besonders lebenswert.<br />

Sport, eine familiäre Tradition<br />

Seine Beziehung und Leidenschaft zum Sport haben<br />

ihren Ursprung weit zurück in seinen Jugendjahren.<br />

Erblich vorbelastet durch seinen ebenfalls sportaktiven<br />

Vater. In nicht weniger als 17 Sportarten hat sich Fürst<br />

Albert wettkampfmässig betätigt. «Auf verschiedenen<br />

Niveaus, wenn auch zum Teil nur auf nationalem level»,<br />

fügt er erklärend bei.<br />

Die sportliche Vielseitigkeit hat ihm nicht zuletzt<br />

auch für sein jetziges Leben und der Erfüllung seiner<br />

verantwortungsvollen Aufgaben sehr viel gebracht. So<br />

zum Beispiel bezüglich Vorbereitung, Konzentration<br />

und Durchhaltewillen. Dazu gehören selbstverständlich<br />

auch die Erfahrungen aus dem Bobsport, bei welchem<br />

man als Pilot sowohl Mannschafts- als auch Individualsportler<br />

ist.<br />

Auch als IOC-Mitglied (seit 28 Jahren), kann er<br />

auf eine langjährige Tradition zurückgreifen. So bekleidete<br />

bereits sein Grossvater Albert I. väterlicherseits,<br />

während vielen Jahren dieses Amt.<br />

Entspannt und genüsslich lehnt er sich zurück in<br />

der kuscheligen Eckbank und berichtet über seine heutigen<br />

sportlichen Vorlieben: Sailing, Golf, Beachvolleyball.<br />

«Auch gegenüber neuen Entwicklungen bin ich<br />

offen. So gehören zum Beispiel Paddle Tennis oder<br />

Standup Paddling zu meinem Repertoire».<br />

… auch mit Charlène<br />

Seine Frau, Fürstin Charlène, feierte früher als<br />

südafrikanische Weltklasse-Schwimmerin grosse Erfolge.<br />

Naheliegend, dass auch Fürst Albert von diesem<br />

Sport angetan ist und mit ihr betreibt. Aber auch beim<br />

Tennis und Kajaking kämpfen sie gemeinsam auf dem<br />

Court bzw. im Wasser.<br />

Bewunderung für…<br />

Bestimmt gibt es Sportler, die Sie besonders bewundern?<br />

«Oh ja, die Schwimmer Mark Spitz und Michael<br />

Phelps, die Sprinter Carl Lewis und Usain Bolt<br />

und… Mohammed Ali. Sportgrössen, die es verstanden,<br />

mit Intelligenz gewisse Grenzen zu überschreiten.»<br />

Und welcher Staatsmann fasziniert(e) Sie? «Präsident<br />

John F. Kennedy», kommt es spontan aus seinem Mund.<br />

«Wären heute alle von dessen Format, die Welt würde<br />

anders aussehen!»<br />

‹St. Moritz<br />

ist für<br />

mich die<br />

Seele und das<br />

Herz des<br />

Bobsports›<br />

Fürst Albert II.<br />

Rühren im Caquelon – auf 2300 m ü.M.<br />

Auf was möchten Sie nicht verzichten, wenn Sie<br />

im Engadin weilen? «Nicht wegzudenken ist das prickelnde<br />

Klima, das spezielle Sonnenlicht und die<br />

traumhafte Bergwelt. Dem Bündnerfleisch kann ich natürlich<br />

nicht widerstehen. Und wenn wir – wie gestern<br />

Abend in der exklusiven, rustikalen Chesa Marguns auf<br />

2300 m ü.M. – in unbeschwerter Gesellschaft ein leckeres<br />

Käsefondue geniessen… einfach herrlich! Immer<br />

wieder unvergessliche Erlebnisse.» Solche Tage sind<br />

für ihn selten geworden. Umso mehr geniesst er sie.<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


11<br />

Fürst Albert II. mit SNOWTIMES-Lektorin Dorli Kellenberger und Christian Meili,<br />

ex Spitzenbob-Pilot und Präsident Swiss Sliding.<br />

Zweite Heimat<br />

Nicht nur vor Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften<br />

drängt sich die Frage auf, für welche<br />

Nation er nebst den monegassischen Teams mitfiebert.<br />

«Da bin ich eigentlich sehr offen. Das Spektrum ist relativ<br />

breit. Vom familiären background her gehören<br />

selbstverständlich Frankreich und Italien dazu. Aber<br />

auch für die Schweiz schlägt natürlich mein Herz.<br />

Schliesslich haben wir beide «Rot-Weiss» in unseren<br />

Landesfarben», fügt er mit einem breiten Lachen im<br />

Gesicht an. So lässt er immer wieder seine grosse Begeisterung<br />

für die Schweiz durchblicken: «Sie ist zu<br />

meiner zweiten Heimat geworden».<br />

Keine 5-Sterne Herberge<br />

Wo wohnt ein Fürst, wenn er ein paar Tage im<br />

Oberengadin weilt? «Dort, wo auch einige meiner Bob-<br />

Kollegen übernachten. In der originellen Inn Lodge in<br />

Celerina.» Ein Haus, welches sich auszeichnet durch<br />

eine funktionelle Einrichtung, ohne Schnickschnack,<br />

aber modern. Verbunden mit einer lockeren Atmosphäre<br />

und einem unkomplizierten Umgang untereinander.<br />

«Hier fühle ich mich wohl.» Ein eindrückliches Bekenntnis<br />

seiner Verbundenheit mit seinen jahrelangen<br />

Freundschaften.<br />

Stürze gehören dazu<br />

Der Olympia Bobrun, was bedeutet er für Sie?<br />

«St. Moritz ist für mich schlichtweg das Herz und die<br />

Seele des Bobsports!» Welche Erinnerungen – positive<br />

und negative – haben Sie aus Ihrer Wettkampfzeit als<br />

Bobpilot? «Die Fahrt in dem herrlich angelegten weltweit<br />

einzigen Natur-Eiskanal durch den verschneiten<br />

Arven- und Lärchenwald von St. Moritz nach Celerina<br />

war für mich immer wieder ein highlight… und ist es<br />

immer noch. Selbstverständlich blieb auch ich von<br />

Stürzen z.B. im Horse Shoe nicht verschont. Aber solche<br />

hat jeder Pilot über kurz oder lang mal in Kauf zu<br />

nehmen. Glücklicherweise blieben meine Beifahrer<br />

und ich von schwerwiegenden Blessuren jeweils verschont.»<br />

Die Freude, ja diese Leidenschaft für den Bobsport<br />

flammt nach wie vor in Fürst Albert auf. Wir werden<br />

ihn also jedes Jahr immer wieder am «Monaco Historic<br />

Bob Race» als Pilot bewundern können – in<br />

seiner sympathischen, volksnahen Art.<br />

Und der legendäre Speaker Guido Ratti verkündet<br />

lautstark: «In der Startbox Fürst Albert. The run is<br />

clear. Die Bahn ist frei!» ◊<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


12<br />

Der Sport –<br />

immer präsent<br />

Text: Ernesto Kellenberger<br />

Bilder: Ernesto Kellenberger, ©srf/Markus Gyger<br />

Leidenschaftlicher Engadiner. Ein Sportenthusiast. Das Publikum begeisternd.<br />

Herausforderung «Live» fasziniert ihn. Fernsehmoderator Matthias Hüppi<br />

voll in seinem Element.<br />

«Guete n’Obig, herzlich Willkomme im Sportpanorama!»<br />

Die unverkennbare Stimme des immer gut gelaunten,<br />

aufgestellten Matthias Hüppi. Voller Emotionen.<br />

Dank intensiver Vorbereitung wie immer ohne<br />

Spickzettel.<br />

Nein, heute ist der Ort des Geschehens nicht das<br />

Fernsehstudio von SRF. Sondern das Engadin. Auf<br />

rund 2000 m ü. M. auf Salastrains oberhalb St.Moritz<br />

finden wir uns ein. Ein Platz, der jedes Jahr im Winter<br />

im Mittelpunkt des Ski-Weltcup-Zirkus steht. Die Kulisse<br />

präsentiert sich noch nicht im winterlichen Kleid.<br />

Der gegenüberliegende Corvatsch wurde in der vergangenen<br />

Nacht jedoch bereits mit Schneeflocken beglückt.<br />

Engadin – zweite Heimat<br />

Matthias Hüppi, der braungebrannte Fernsehmoderator<br />

und –Reporter, fühlt sich offensichtlich wohl in<br />

seiner zweiten Heimat. Bereits im Kindesalter gab es für<br />

ihn nur eine Feriendestination – das Engadin. «Die befreiende<br />

Weite dieses Hochtals. Die Kombination von<br />

Seen und faszinierender Bergwelt… einfach einmalig!»<br />

sein spontanes Statement. «Frühmorgens am idyllischen<br />

Stazersee – ein wahrer Kraftort.» Offene Begeisterung,<br />

die auch nach vielen Jahrzehnten immer noch unvermindert<br />

sein Herz erfüllt. Das Gespräch zwischen dem<br />

Hauptdarsteller und dem Schreibenden fühlt sich an wie<br />

ein solches zwischen zwei «Engadinern».<br />

8 Stunden, 50 Minuten<br />

Überzeugend seine von Leidenschaft sprühenden<br />

Schilderungen. Gleich die Bestätigung: «Ja, ich bin ein<br />

totaler Bewegungsmensch. Ein wichtiger Bestandteil<br />

meines Lebens». Bist Du deshalb so oft im Engadin an-<br />

zutreffen? «Ganz klar, in diesem Hochtal mit seiner<br />

überwältigenden Szenerie und einer Vielfalt an Möglichkeiten<br />

kann ich meine sportlichen Aktivitäten voll<br />

ausleben. Ski alpin und nordisch/Skaten, Mountainbiken,<br />

Joggen mit Leidenschaft frönen – in einem Eldorado<br />

für Sportler.» Fitness pur für jemanden, der Disziplinen<br />

von Spitzensportlern kommentiert. Man erinnere<br />

sich früherer Reporter, deren körperlichen Merkmale<br />

zum Teil in krassem Gegensatz zu den von ihnen präsentierten<br />

Sportarten standen. Hüppis Sportaffinität hat<br />

seinen Ursprung in seiner Jugend. Spielte er doch<br />

gleichzeitig Handball (St.Othmar St.Gallen) und Fussball<br />

(FC St.Gallen). Der FCSG ist deshalb nach wie vor<br />

eine Herzensangelegenheit! «Früher wagte ich mich<br />

auch an Bergläufe ran: Jungfrau-Marathon, Swiss Alpine<br />

Marathon. Für letzteren über 79 km (!) nahm ich<br />

mir eine Zeit von 9 Stunden vor… habe es dann in<br />

8.50 h geschafft!» kann er mit berechtigtem Stolz zurückblicken.<br />

Herz, Begeisterung und Emotionen<br />

Sein Blick schweift durch das Fenster auf den<br />

noch verhangenen Piz Mezdi. Doch scheint der Himmel<br />

aufzuhellen, die Maloja-Schlange sich zurückzuziehen.<br />

«Eine Mountainbike-Tour ist bei jedem Wetter<br />

möglich. Aber nicht immer so wie gestern, als ich…<br />

und das Bike total verdreckt zurückkehrten. Resultat<br />

eines total durchnässten Trails.» Also nicht nur ein<br />

Schönwetter-Sportler? «Nein, ich bin mir der Wetterkapriolen<br />

im Engadin sehr wohl bewusst. Aber ich muss<br />

einfach raus an die frische Luft.» Ein wertvoller Ausgleich<br />

zum oft stressigen Job im Fernsehbusiness, verbunden<br />

mit intensiver Reisetätigkeit? «Ja, eine Balance,<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


13<br />

Matthias Hüppi: «Hier im Engadin kann ich meine sportlichen Aktivitäten voll ausleben.»<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


14 die ich benötige, aber auch ein Ventil. Zudem<br />

spielt die Familie, ebenfalls passionierte Sportler,<br />

eine wesentliche Rolle bei der Schaffung von Freiräumen.»<br />

Herz, Begeisterung und Emotionen. Sie sind<br />

wegweisend und begleiten ihn in seinem beruflichen<br />

Alltag. Attribute, mit denen er die Fernsehzuschauer<br />

immer wieder bewegt und in seinen Bann zieht.<br />

Aus allen Wolken gefallen…<br />

Man spürt, er ist nach wie vor glücklich, auch<br />

nach 30 Jahren seinen Bubentraum ausüben zu können.<br />

«Bereits im Kindesalter träumte ich davon, Radioreporter<br />

zu werden.» Weshalb Radio? «In meinen jungen Jahren<br />

hatten wir ja noch keinen Fernseher. Zum «Wochenprogramm»<br />

gehörte aber mein sonntäglicher Besuch bei<br />

meiner Grossmutter… «Sport am Wochenende» wurde<br />

ausgestrahlt». Also damals schon total angefressen? «Ja,<br />

sicher. Später habe ich bei jedem Skirennen akribisch<br />

Buch geführt. Alle Zwischenzeiten der Skicracks wurden<br />

schriftlich festgehalten und analysiert. Als ich dann<br />

später am Schweizer Radio nach zwei Wochen Einführung<br />

meine erste Sportreportage machen durfte... Mein<br />

Onkel, der legendäre Sportreporter Martin Furgler, hatte<br />

keinen blassen Schimmer davon, dass ich mich beim<br />

Radio angemeldet hatte. So fiel der Ahnungslose aus allen<br />

Wolken, als er aus dem Autoradio plötzlich meine<br />

Stimme hörte!» erzählt Hüppi lachend.<br />

Als Neuling in diesem Geschäft orientiert man<br />

sich doch auch an Vorbildern? «Sicher. Der Bayer Harry<br />

Valerien gehörte auf jeden Fall zu diesen Figuren.<br />

Aber auch Gody Baumberger, Karl Erb und andere Pioniere<br />

haben mich beeindruckt. Speziell Sepp Renggli –<br />

er war mein grosser Förderer.»<br />

Seit 1981 ist Hüppi fester Bestandteil der Sportcrew<br />

beim Schweizer Fernsehen. Seine Kerndisziplinen<br />

sind Ski alpin, Fussball und… Schwingen.<br />

Eine einzigartige Geschichte<br />

Seine Kommentare tragen eine unverkennbare<br />

Handschrift. «Die Verbindung von Natur, Sport und vor<br />

allem Menschen, die ihn ausüben, machen für mich immer<br />

wieder von Neuem den Reiz eines Weltcup-Rennens<br />

aus! Man muss nahe am Schnee sein.» So wird der<br />

Zuschauer von Matthias Hüppi unmittelbar ans Geschehen<br />

herangeführt. Immer mit positiver Einstellung.<br />

Unterstützt von Bernhard Russi. «Eine optimale Ergänzung.<br />

Die Zusammenarbeit ist seit 1986 eine einzigartige<br />

und erfolgreiche Geschichte. Wir sind gute Freunde<br />

geworden. Klar, dass trotzdem auch manchmal Meinungsverschiedenheiten<br />

entstehen können…»<br />

Wechselbad der Gefühle<br />

Hüppi versteht es, sich in die Fahrer hineinzudenken<br />

«Hinter jedem Erfolg steht eine Geschichte. Wenn<br />

dann alles stimmt, der Moment kommt, musst du es packen».<br />

Welches ist das jüngste Beispiel? «Sandro Villeta<br />

aus La Punt. 2014 Olympiasieger in der Super-Kombination<br />

in Sotschi!» Ein denkwürdiger Valentinstag.<br />

Hüppis unter die Haut gehender sich überschlagender<br />

Stimmungsausbruch nach dem Slalom-Zieleinlauf<br />

dürfte in die Fernsehgeschichte eingehen.<br />

Aber auch mit erschütternden Ereignissen wurde<br />

er konfrontiert. Man denke an den tragischen Todesfall<br />

des österreichischen Abfahrers Gernot Reinstadler 1991<br />

am Lauberhorn. «Das sind Bilder, die man nie mehr vergisst,<br />

für immer haften bleiben. Jedes Jahr verweile ich<br />

ein paar Minuten an der Gedenktafel in Wengen.»<br />

Welches waren die emotionalsten Momente in<br />

Deiner Karriere? «Besonders prägend war sicher die<br />

erste von mir kommentierte Ski-WM 1985 in Bormio,<br />

mit dem sensationellen Abfahrtssieg von Pirmin Zurbriggen<br />

… kurz nach seiner Meniskusverletzung.»<br />

Routine und grosses Fachwissen<br />

Als Person der Öffentlichkeit weiss Matthias<br />

Hüppi mit Kritik umzugehen. «Diese gehört nun einmal<br />

zu meinem Job. Ich habe keine Mühe damit, solange<br />

sie konstruktiv ist. In jüngster Zeit hat sich durch das<br />

Internet und die elektronischen Medien eine Verrohung<br />

eingeschlichen – Qualität, Ton und Sprache haben gelitten.<br />

Solches muss man einfach abbuchen können.»<br />

In der laufenden Wintersaison ist er wiederum auf<br />

allen Weltcup-Pisten anzutreffen. Frühmorgens vor<br />

dem Rennen fährt er schon mit den Rennfahrern hoch,<br />

spürt zum Teil, wie die Athleten drauf sind, «rutscht»<br />

dann der sehr gute Skifahrer die Piste runter. «Brutal,<br />

diese Härte. An ein Runterschwingen oder Carven ist<br />

nicht zu denken.» Nach der Live-Übertragung geht’s<br />

oft noch zum Joggen, bevor die Vorbereitung auf den<br />

nächsten Tag ansteht. «Die Aufbereitung der Daten mache<br />

ich selber. Ich habe grossen Spass daran. Dabei<br />

lege ich viel Wert darauf, mich auf verlässliche Quellen<br />

zu konzentrieren.» Fällt es nicht schwer, in gewissen<br />

Situationen eine neutrale Position zu bewahren, d.h.<br />

den Patriotismus zurück zu stecken? «Damit habe ich<br />

gar keine Probleme. Selbstverständlich kann ich besondere<br />

Freude zeigen, wenn ein Schweizer gewinnt. Habe<br />

aber keine Mühe, z.B. einem Österreicher zu seinem<br />

Sieg zu gratulieren. Dies hat mit Respekt zu tun. Anderseits<br />

darf ich mich nicht scheuen, auch mal Kritik anzubringen».<br />

Du kennst alle Weltcup-Pisten im Skizirkus. Welche<br />

beeindrucken Dich am meisten? «Lauberhorn, die<br />

«Streif» in Kitzbühel und auch St.Moritz, welche mir<br />

seit der WM 2003 in besonderer Erinnerung bleibt.»<br />

Musikalität<br />

Lebendige, packende Reportagen und Moderationen.<br />

Die Fähigkeit und das Flair, in seinen Kommentaren<br />

Akzente zu setzen und Stimmungen aufzubauen<br />

zeugen nicht zuletzt auch von seiner angeborenen Mu-<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


1<br />

15<br />

2<br />

Bild 1: «Frühmorgens am idyllischen Stazersee – ein wahrer Kraftort.»<br />

Bild 2: Spannende Momente mit Co-Moderator Bernhard Russi<br />

sikalität. Früher spielte er Tenorsaxofon und Cello. Mit<br />

dem Spielen des E-Bass hat er ein weiteres Ziel erreicht.<br />

«Ich wäre gerne Mitglied einer Rock-Band. Leider lässt<br />

mein unregelmässiges Arbeitspensum jedoch kein geregeltes<br />

gemeinsames Üben zu.» Öfters steigt er aber runter<br />

in den Keller und greift zu Stücken aus runtergeladenen<br />

iTunes kräftig in die Saiten. Energiegeladen, wie<br />

es seinem Naturell entspricht.<br />

Stimme im Doppel<br />

Sollten Sie seine Stimme im prägnanten St. Galler<br />

Dialekt mal aus dem Fernsehzimmer zu hören glauben,<br />

könnte es vielleicht auch diejenige von David Bröckelmann<br />

sein. Dieser versteht es, Hüppi erstaunlich<br />

echt zu parodieren – sowohl Stimme als auch Gesten.<br />

«Ich erachte dies als Ehre, obwohl Parodien immer<br />

überzeichnet sind.»<br />

Jedes Jahr wenn die ersten Schneeflocken fallen,<br />

übermannt Matthias Hüppi ein erstes Kribbeln. Eine<br />

neue Ski-Weltcup-Saison steht an. Und SNOWTIMES<br />

freut sich auf spannende Kommentare und ergreifende<br />

Momente.<br />

Sollten Sie vor oder nach dem Weltcup-Rennen<br />

mal über einem Kreuzworträtsel brüten und auf einen<br />

Sportreporter mit fünf Buchstaben stossen. Kein Problem:<br />

Es ist zweifellos HUEPPI! ◊<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


16<br />

Publireportage<br />

Neues Langlaufzentrum St.Moritz<br />

Suvretta Sports<br />

SHOP | SCHOOL | SERVICE<br />

Verkauf, Vermietung, Schulung,<br />

Test, Service, Wachszentrum,<br />

Mode<br />

Im vergangenen Juli wurde das neue OVA-<br />

VERVA Hallenbad, Spa & Sportzentrum in<br />

St. Moritz eröffnet. Betreiber des Sport- und<br />

Outdoorcenters ist Suvretta Sports. Es ist<br />

ausgerichtet auf Bike, Nordic und ein breites<br />

Angebot an Aktivitäten, die zugeschnitten<br />

sind auf Sommer- und Wintergäste.<br />

Während den Wintermonaten findet<br />

man neu die Langlaufschule im modern eingerichteten<br />

Nordic Shop und Langlaufzentrum.<br />

Langlaufsport ist voll im Trend. Es<br />

werden Privat- und Gruppenunterricht angeboten<br />

sowie vielseitige Trainings- und Vor-<br />

bereitungscamps. Das neue Langlaufzentrum<br />

bietet eine optimale Infrastruktur und<br />

ist idealer Ausgangspunkt für jedes Langlauferlebnis.<br />

Ob Einsteiger oder Profi, im neuen<br />

Nordic Shop findet man unter professioneller<br />

Beratung die passende Langlaufausrüstung<br />

und trendige Langlaufmode. Das<br />

Wachs- und Service Center bietet höchstes<br />

Niveau. Neben Langlauf kann man sich<br />

auch für eine Schneeschuhtour ausrüsten.<br />

Ein öffentlicher Wachsraum, Depotschränke<br />

mit Schuhheizungen stehen ebenso bereit<br />

wie Umkleiden und Duschen.<br />

Das Nordic Angebot von Suvretta<br />

Sports im neuen St.Moritzer Langlaufzentrum<br />

beinhaltet:<br />

– Buchungsstelle der Schweizer Langlaufschule<br />

St.Moritz – St.Moritz Nordic.<br />

– Nordic Shop mit Langlaufskiverleih.<br />

Vom Einsteiger bis zum Profi<br />

– Fischer Racing Center<br />

– Rossignol und Fischer Test Center<br />

– Langlaufmode mit trendigen Marken<br />

wie Maloja, Löffler und X-Bionic.<br />

– Moderne Infrarot-Wachsmaschinen im<br />

Service Center.<br />

– Öffentliche Langlaufinfrastruktur auf<br />

350qm. Skidepot, Umkleidekabinen,<br />

Duschen, Wachsraum usw.<br />

Weitere Informationen auf<br />

www.suvretta-sports.ch<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


Betreten auf eigene Gefahr:<br />

«la baracca»!<br />

Text: Malin Müller u. Nora Naji<br />

Bilder: Felix Frey, Ernesto Kellenberger<br />

Betreten auf eigene Gefahr – steht auf dem<br />

«Willkommensschild» der berühmt berüchtigten<br />

Kultbeiz «la baracca», die seit zehn<br />

Jahren als DER Geheimtipp in St. Moritz<br />

gilt. Beinahe unscheinbar wirkt das «la baracca»<br />

im Schatten des majestätischen Kempinski,<br />

das sich auf der gegenüberliegenden<br />

Strassenseite befindet. Kaum jemand beachtet<br />

die auf dem Parkplatz der Signalbahn<br />

liegende Holzbaracke. Wieso auch? – denn<br />

kein Hinweis deutet darauf, dass es sich hier<br />

um ein Restaurant handelt. Denn ganz ehrlich,<br />

wer fährt nach St. Moritz um einen<br />

Abend in einer Holzbaracke zu verbringen?<br />

Doch entgegen aller Erwartungen ist genau<br />

dies der Fall. Seit Jahren lockt das «la baracca»<br />

Menschen aus aller Welt an und wurde<br />

zum Hotspot in St. Moritz.<br />

Max Schneider, der im Engadin aufgewachsen<br />

ist, zog es schon früh ins Ausland.<br />

Er bereiste Südamerika und studierte<br />

danach in den USA. Auch nach dem Studium<br />

zog es ihn an die verschiedensten Orte<br />

der Welt, wo er dann auch arbeitete. Dort<br />

sammelte er unzählige Eindrücke von anderen<br />

Kulturen. Doch wieder einmal mehr bestätigt<br />

sich, dass es zu Hause halt 17<br />

doch am schönsten ist. Denn auch<br />

Max Schneider zog es nach seinen langen<br />

Reisen schliesslich zurück in seine Heimat.<br />

Es scheint fast so, als sei bei dem rastlosen<br />

Abenteurer Ruhe eingekehrt. Früher bereiste<br />

er die Welt – heute holt er die Welt zu<br />

sich. Im «la baracca» tummeln sich Menschen<br />

aus aller Welt und allen Gesellschaftsschichten.<br />

Dieser Melting Pot ist<br />

unausweichlich, da die Baracke meist rappelvoll<br />

ist. Ausserdem lässt dies auch die<br />

Innenausstattung nicht zu, da es nur Zehner-Tische<br />

gibt. Ein romantisches «tête à<br />

tête» ist daher beinahe unmöglich. Dennoch<br />

– oder genau deswegen – haben sich<br />

schon viele Paare im «la baracca» kennen<br />

und lieben gelernt.<br />

Der überraschende Erfolg des Restaurants,<br />

das völlig aus dem Rahmen fällt, ist<br />

vielleicht auch mit dem sich ändernden<br />

Zeitgeist zu erklären. Auch Max Schneider<br />

ist der Trend aufgefallen, dass die Menschen<br />

wieder mehr Wert auf Einfachheit,<br />

Nachhaltigkeit und Ehrlichkeit setzen. Eine<br />

Entwicklung, die in verschiedenen Lebensbereichen<br />

zu beobachten ist. Ein weiterer<br />

Grund für den Erfolg ist aber auch die Geschäftsidee<br />

vom «la baracca», ein konzeptloses<br />

Konzept. Schneider meint, dass man<br />

sich heute viel zu sehr bemüht, es jedem<br />

recht zu machen und somit den Sinn für das<br />

Wesentliche verliert. Ist dies nun eine Art<br />

von Rebellion? Schneider meint «Nein», es<br />

handelt sich viel mehr um Kompromisslosigkeit.<br />

Auch in der Inneneinrichtung der Baracke<br />

widerspiegelt sich die Kompromisslosigkeit,<br />

entweder es gefällt, oder es gefällt<br />

nicht. Das rustikale Mobiliar wird<br />

durch Kronleuchter, die an der Decke hängen<br />

beleuchtet – auch das Kerzenlicht trägt<br />

zu einem wohligen Ambiente bei. Anders<br />

als in den meisten Restaurants findet man<br />

im «la baracca» keine Speisekarte, sondern<br />

Schiefertafeln an den Wänden mit den aktuellen<br />

Gerichten.<br />

«la baracca» ist ein Ort, an dem sich<br />

die Welt trifft. Menschen feiern Abend für<br />

Abend in der kleinen Baracke, bis der<br />

Schnee wieder zu schmelzen beginnt und<br />

St. Moritz zurück in den Sommerschlaf<br />

fällt. Es scheint fast so, als hätte sich Max<br />

Schneider seine eigene kleine Welt geschaffen,<br />

die frei von Konventionen ist. ◊<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


18<br />

Suche nach Licht<br />

und Emotionen<br />

Text: Ernesto Kellenberger<br />

Bilder: Ernesto Kellenberger, fotoSwiss.com/Giancarlo Cattaneo<br />

Zuvorderst am Geschehen. Mit Herz und Seele.<br />

Zehnstunden-Tage. Der Mann am Drücker. Der St. Moritzer<br />

Pressefotograf Giancarlo Cattaneo<br />

Ein Flugreisender mit Cabin-Trolley, ein Regisseur unterwegs<br />

zum Film-Set…? Nein, der graumelierte Herr<br />

im besten Alter ist mit sportlich zügigem Schritt auf<br />

dem Weg zum nächsten Einsatz auf dem St. Moritzer<br />

Parkett. Voll bepackt mit Profikameras und verschiedensten<br />

Objektiven. 25 Kilo Gepäck kommt da schon<br />

mal zusammen. Ein Event steht an und wartet, visuell<br />

festgehalten zu werden. Zur rechten Zeit am richtigen<br />

Ort. So kennt man ihn, den umtriebigen Giancarlo Cattaneo.<br />

Mit der adrett sitzenden «Gilbert Gress-Brille».<br />

Für Giancarlo Cattaneo immer wieder neue Herausforderungen.<br />

Obwohl er auf eine vieljährige Erfahrung<br />

zurückblicken kann. Also ein Routinier, wobei<br />

unerwartete, überraschende Momente zum täglichen<br />

«Speisezettel» gehören.<br />

Ben Hur vor der Linse<br />

Schon als Teenager fesselte ihn die Welt der Fotografie.<br />

Im Alter von 12 Jahren erhielt er von seiner Mutter<br />

die erste Kodak-Kamera. Durch die engen Kontakte<br />

zu dem im Parterre liegenden Fotogeschäft bekam er<br />

die Möglichkeit, sich in die ihn faszinierende Materie<br />

einzuarbeiten und sich ein grosses Knowhow anzueignen.<br />

Mit 15 Jahren hat er sein Schlafzimmer in ein Fotolabor<br />

umfunktioniert. «Ein faszinierender Prozess,<br />

wie sich im Wasserbad auf dem weissen Papier sukzessive<br />

ein Schwarz-Weiss Bild entwickelt», erinnert sich<br />

Cattaneo. Sein Drang, seine Angefressenheit – selbst<br />

im Kino Scala in St. Moritz hielt er während der Filmvorstellung<br />

Szenen von «Ben Hur» mit seiner Fotokamera<br />

fest.<br />

Zeitsprung ins 21. Jahrhundert<br />

Mit der Ausgabe seines Buches «Cresta Run in<br />

Pictures» im Jahre 2003 schaffte er sich grosse Anerkennung.<br />

Immer wieder wurde er von den zwei engen<br />

St. Moritzer Freunden Gian Andreossi und Marcel Melcher<br />

dazu animiert, eine eigene Fotoagentur zu gründen.<br />

So entstand anfangs 2006 die «fotoSwiss.com».<br />

Sein Credo: «Herz und Seele müssen dabei sein.<br />

Persönliches Engagement unabdingbar.<br />

Nicht nur mitdenken, sondern vorausdenken.»<br />

Der Mensch muss für ihn im Mittelpunkt stehen,<br />

Emotionen hervorrufen. Um ein Bild zu komponieren,<br />

ist oft Geduld gefordert. «Man muss auch mal warten<br />

können», präzisiert er.<br />

Mit welchen grossen Herausforderungen bist Du<br />

schon konfrontiert worden? «Am Festival da Jazz im<br />

Dracula Club sind die Lichtverhältnisse sehr schwierig.<br />

Dieser Challenge führt gerade deshalb zu faszinierenden,<br />

bewegenden Aufnahmen mit grosser Ausstrahlungskraft.»<br />

Und im Sport? «Gutes Beispiel ist ein<br />

Bobrennen auf dem St. Moritzer Olympia-Bobrun. Das<br />

Zusammenspiel von Position, Licht/Schatten und extre-<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


1<br />

19<br />

2<br />

Bild 1: An seinem Computer wartet viel Arbeit auf ihn<br />

Bild 2: Ausdrucksstark. Dorothea Lorene am Festival da Jazz<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


20 mer Geschwindigkeit.» Bist Du also auch Dein<br />

grösster Kritiker? «Ja, sicher, bezüglich Qualität<br />

und Aussagekraft bin ich zu keinen Kompromissen bereit»,<br />

erwähnt er mit Entschlossenheit.<br />

Nicht nur knipsen und senden<br />

Seine Bildaufnahmen finden bei Print-Medien im<br />

In- und Ausland grosse Anerkennung. Ringier, NZZ,<br />

Tamedia, Südostschweiz, Aargauer Zeitung, Engadiner<br />

Post, der BURDA Verlag, Corriere della Sera etc. zählen<br />

auf seine Dienste. Für oft kurzfristige Einsätze ist er der<br />

«Pippa Middleton erfüllte meine Bitte»<br />

Mann. Da gilt es, rasche Entscheide zu treffen und mit<br />

perfekten Bildern aufwarten zu können. Das Internet<br />

hilft, die Bilder durch seine Website weltweit zu verteilen.<br />

Auch Agenturen wie «Keystone» oder «dpa» (Deutsche<br />

Presse Agentur) vertrauen auf ihn. Beispiel? «Da<br />

bei Keystone anlässlich des Lawinenniederganges am<br />

Piz Nair im letzten Winter niemand so kurzfristig im<br />

Engadin einsetzbar war, wurde ich angefragt, Bilder zu<br />

liefern. Interessant war der Einsatz für die «dpa» im<br />

Rahmen des letztjährigen WEF in Davos. Begegnungen<br />

mit deutschen Ministern und Firmenbossen, von Angesicht<br />

zu Angesicht.» Selbstverständlich agiert er auch<br />

proaktiv gegenüber seinen zahlreichen Kontakten.<br />

Pickel und Hautflecken…<br />

Gibt es für Dich Grenzen der Manipulation/Nachbearbeitung<br />

von Aufnahmen? «Einerseits sind die Kameras<br />

immer besser geworden, anderseits bietet die<br />

Software laufend neue Möglichkeiten. Die Authentizität<br />

eines Bildes hat für mich jedoch erste Priorität. Also<br />

wenig Nachbearbeitung, eventuell für Pressebilder<br />

leichte Korrekturen. Bei Nahaufnahmen von Personen<br />

entferne ich auch einmal einen störenden Pickel oder<br />

Hautflecken.» Da ist also ein gewisses Fingerspitzengefühl<br />

und Sinn für Ästhetik gefragt. Aalglatte Gesichter,<br />

ein No-Go. Keine Faceliftings! Wie steht es um Landschaftsaufnahmen?<br />

«Für diese andere Art der Fotografie<br />

gibt es im Engadin zahlreiche Spezialisten. Da kommen<br />

wir uns nicht in die Quere.»<br />

Pippa verstand meine Worte…<br />

Als Pressefotograf ergeben sich oft Kontakte zu<br />

Persönlichkeiten und Prominenz. Was hat Dich besonders<br />

beeindruckt, ein Beispiel? «Ein Bild, das sprichwörtlich<br />

rund um die Welt ging von Pippa Middleton am<br />

Engadin Ski Marathon 2013. Ich kam mit ihr ins Gespräch<br />

und bat sie, ihre Brille abzunehmen, damit ich<br />

ihre schönen Augen sehen könne.» Und? «Sie folgte<br />

meiner Bitte und schob ihre Brille über das Stirnband»,<br />

berichtet der Charmeur mit Stolz und verschmitztem<br />

Lächeln. Wegen dieser Aufnahme wurde Cattaneo auch<br />

schon mal durch einen Telefonanruf aus Australien morgens<br />

um 3 Uhr aus dem Bett geholt.<br />

Gab es Aufträge, welche Dich besonders physisch<br />

forderten? «Ja, auf der Suche nach dem Bär M13.<br />

Mit Bergführer und einer Journalistin gestaltete sich<br />

der Aufstieg zum Piz Sassalb (Puschlav) anforderungsreich.<br />

Umso mehr, als ich einen nicht ungefährlichen<br />

Sturz beim Abstieg zu verdauen hatte. Eine eindrückliche<br />

Aufnahme mit drei Jägern auf der Blick-Frontseite<br />

war die verdiente Entschädigung.»<br />

Gibt es denn überhaupt Momente, wo Du Deine<br />

Kamera zu Hause lässt? «Selbstverständlich, ich brauche<br />

auch Phasen der Entspannung. Wenn ich Golf<br />

spiele oder im Winter Skeleton auf dem Cresta Run<br />

oder Ski Alpin fahre.»<br />

Bremsen, bremsen…<br />

Im Zusammenhang mit dem Sport im Eiskanal erinnert<br />

sich Giancarlo Cattaneo einer unvergesslichen<br />

Episode: «Gian Franco Kasper, 1964 Sekretär des Saint<br />

Moritz Bobsleigh Club (heute FIS Präsident) hatte eines<br />

Tages einen Mangel an Bob-Taxi-Piloten. Er forderte<br />

mich, damals 15-jährig, via Lautsprecher auf: Du kannst<br />

das, übernimm den wartenden amerikanischen Gast.<br />

«Ich instruierte diesen dahin, vor dem «Horse Shoe» auf<br />

mein Rufen hin zu bremsen! Auch während der Fahrt<br />

schrie ich mehrmals… keine Reaktion. Tempo hoch.<br />

Die Überraschung dann am Ziel – eine der besten Laufzeiten.»<br />

Dass er gerne und gut kocht, kann er nicht verstecken.<br />

Seine Vorlieben gehen Richtung italienische<br />

und asiatische Küche. In der «toten Zeit» im Engadin<br />

zieht es ihn oft in die Welt hinaus. Aber auch dort ist die<br />

Kamera immer dabei. Man spürt es. Wie alle Künstler –<br />

Profifotografen kennen kein Rentenalter. Wir können<br />

uns also noch lange an Giancarlos emotionsgeladenen<br />

Aufnahmen erfreuen. Und sein Auftritt als Skeleton-<br />

Guru in der Talksendung «Aeschbacher» des Schweizer<br />

Fernsehens im Jahre 2008 dürfte weiterhin eifrig angeklickt<br />

werden. Schmunzeln inbegriffen. ◊<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


Für unterhaltsame Momente<br />

21<br />

2014, 272 S. 250 Abb.<br />

Format 22 x 30 cm, gebunden<br />

Buchverlag Neue Zürcher Zeitung<br />

Fr. 88.– (UVP)<br />

ISBN 978-3-03823-880-5<br />

Michael Lütscher<br />

Schnee, Sonne und Stars<br />

Wie der Wintertourismus<br />

von St. Moritz aus<br />

die Alpen erobert hat<br />

Jedes Jahr finden sich Gründe für Jubiläen.<br />

Doch 2014/15 feiert die Schweiz ein ganz<br />

besonderes Ereignis. Wer hat’s erfunden:<br />

«Die Schweizer!»<br />

Die Geschichte des alpinen Wintertourismus.<br />

Vor 150 Jahren der Startschuss<br />

zu einer bedeutenden Wirtschaftsbranche –<br />

und zum Element schweizerischer Identifikation.<br />

Im Jubiläumsbuch «Schnee, Sonne<br />

und Stars» hat Journalist Michael Lütscher<br />

die Entwicklung des Wintertourismus seit<br />

1864/65 dokumentiert. Er schildert dabei<br />

die Anfänge des Wintertourismus als «Produkt<br />

der ersten Globalisierung im späten 19.<br />

Jahrhundert.» Die meisten Gäste der Pio-<br />

nierzeit reisten aus der halben Welt in die<br />

Schweizer Berge. Nirgends manifestierte<br />

sich diese Entwicklung deutlicher als in<br />

St. Moritz. Abenteuerlust der ersten Wintergäste<br />

und einheimischer Unternehmergeist.<br />

St. Moritz diente bald als Vorbild für Stationen<br />

in Österreich oder den USA.<br />

Spannende Aussagen von Zeitzeugen,<br />

reich illustriert, auch mit noch nie oder selten<br />

gesehenen Aufnahmen aus dem späten<br />

19. Jahrhundert, tiefgründig recherchierte<br />

Anekdoten, die immer wieder Überraschendes<br />

zutage fördern. Ein 272 Seiten starkes<br />

Buch mit verschiedensten Geschichten unterschiedlicher<br />

Autoren. In einem speziellen<br />

Artikel werden zum Beispiel die drei<br />

St. Moritzer Kurdirektoren Walter Amstutz,<br />

Peter Kasper und Hans Peter Danuser als<br />

«strahlende Markenpfleger» gewürdigt.<br />

Wintertourismus made in St. Moritz!<br />

2014, 224 Seiten inkl. 16 Seiten Abb.<br />

Format 21 x 14 cm,<br />

gebunden mit Schutzumschlag<br />

Somedia Buchverlag, Glarus<br />

Fr. 29.– (UVP)<br />

ISBN 978-3-906064-30-7<br />

Hans Peter Danuser<br />

St. Moritz einfach<br />

Erinnerungen ans Champagner-Klima<br />

Wenn einer etwas zu erzählen hat, ist es<br />

Hans Peter Danuser, der letzte Kurdirektor<br />

von St. Moritz. Die seit 1963 in 80 Bundesordnern<br />

gesammelten Notizen, Dokumente,<br />

Tagebücher und Fotoaufnahmen sollten einmal<br />

zusammengefasst werden.<br />

Frisch und authentisch präsentiert<br />

sich sein Buch – 30 in sich abgeschlossene<br />

Geschichten über seine 30 Direktionsjahre,<br />

in denen er das Image von 1978 bis 2008<br />

von St. Moritz prägte und an vorderster<br />

Front mit Herzblut dafür gekämpft hat. So<br />

hat er zum Beispiel auf dem Gebiet der<br />

Markenrechte Neuland betreten und immer<br />

wieder mit bahnbrechenden Innovationen<br />

aufgewartet. Ein Blick hinter die Kulissen,<br />

gespickt mit unterhaltenden und lustigen<br />

Episoden. Danuser erzählt aber auch über<br />

sein Leben zuvor und danach, seine Wahl<br />

und die Ablösung.<br />

Bei der Lektüre glaubt der Leser immer<br />

wieder die Klänge seiner «Swiss Lady»,<br />

seinem Alphorn, zu hören. Es hat ihn über<br />

Jahre auf seinen Reisen begleitet und entwickelte<br />

sich zu seinem Markenzeichen. Auch<br />

heute beeinflusst es noch seinen Alltag.<br />

Das durch «QR-Codes» (Quick Response<br />

Codes) bereicherte 224 Seiten starke<br />

Buch mit zum Teil unveröffentlichten Bildern<br />

– Unterhaltung pur!<br />

Pulver gut…?<br />

Der St. Moritzer Kriminalroman<br />

von Ernesto Kellenberger<br />

Erhältlich direkt beim Autor ernesto.kellenberger@bluewin.ch<br />

oder im Buchhandel. www.ernesto-kellenberger.ch<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


22<br />

85 Jahre Erfolgs-<br />

geschichte –<br />

Skischule St.Moritz<br />

Text: Ernesto Kellenberger<br />

Bilder: Arnaud Delalande, Skischule St.Moritz zVg<br />

Das Original. Professionalität.<br />

Kompetenz. Nachhaltigkeit<br />

2014/15 das Jahr der Jubiläen. 150 Jahre Wintertourismus,<br />

125 Jahre Bobsport etc. Ein Alter von 85 Jahren<br />

ist inmitten der glanzvollen Geschichten zwar keine<br />

magische Jubiläumszahl, trotzdem ist SNOWTIMES<br />

der Ansicht, dass ein Unternehmen mit grosser Nachhaltigkeit<br />

besondere Erwähnung verdient.<br />

Werte, die gelebt werden<br />

Die Schweizer Skischule St. Moritz wird in diesem<br />

Winter 85 Jahre alt. Eine Institution mit grosser<br />

Ausstrahlungskraft. Die RED LEGENDS – Man verbindet<br />

sie mit den Oberengadiner Skipisten. Rot steht<br />

für Freude, Leidenschaft, Liebe, die Schweiz und ihre<br />

Qualität. Mit Legenden verbindet man Erfahrung, Anerkennung,<br />

Erfolge und unvergessliche Erinnerungen.<br />

Werte, die in der Skischule gelebt werden. St. Moritz<br />

gilt aufgrund seiner Geschichte als Original und Wiege<br />

des Wintertourismus. Als erste und grösste Skischule<br />

der Schweiz kann die Schweizer Skischule St. Moritz<br />

ebenfalls das Prädikat «Das Original» für sich beanspruchen.<br />

Das geschah in 85 Jahren<br />

Die Skischule hat bereits je ein Jubiläumsbuch<br />

«50 Jahre 1929–1979» und «75 Jahre 1929-2004» veröffentlicht.<br />

Ein detaillierter Rückblick auf die 85-jährige<br />

Geschichte würde den Rahmen von SNOWTIMES<br />

sprengen. Ein Résumé einiger markanter Eckpunkte<br />

und Meilensteine soll die Geschichte und Entwicklung<br />

der Skischule nachstehend aufzeigen. Begebenheiten,<br />

die den Leser aus heutiger Sicht zu einem Schmunzeln<br />

verleiten können.<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


1<br />

23<br />

2<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

Bild 1: Eine einmalige Massierung von Spitzen-Rennfahrern.<br />

Die 1936 von Skischul-Gründer Giovanni Testa formierte «Guardia Grischa»<br />

Bild 2: Mit Optimismus in die Zukunft.<br />

Das Demo-Team der Skischule St. Moritz<br />

ST. MORITZ


24<br />

Rudolf «Rudi» Rominger, vierfacher Weltmeister<br />

und Trainer der «Guardia Grischa»<br />

Meilensteine<br />

1929 Ein Jahr nach den 1. Olympischen Winterspielen<br />

in St. Moritz gründete Giovanni Testa auf<br />

Anregung des Kurvereins und des Skiclubs Alpina<br />

die Skischule St. Moritz.<br />

1936 Das Buch «Natürliches Skilaufen – die Methode<br />

der einfachsten Fahrweise» von Giovanni<br />

Testa und Prof. Dr. Eugen Matthias erscheint,<br />

findet grosse Beachtung, führte aber auch z.T. zu<br />

unschönen Querelen. Die damals aufgezeigte<br />

Technik liegt auch der aktuellen Technik zugrunde.<br />

1948 Der streng gehandhabte Amateurstatus an den<br />

Olympischen Winterspielen in St. Moritz verunmöglicht<br />

die Teilnahme für Wettkämpfer, die<br />

den Sport als Beruf ausüben. Der St. Moritzer<br />

Slalomsieger Edy Reinalter durfte deshalb<br />

schon im vorangegangenen Winter keinen Skiunterricht<br />

erteilen.<br />

1955 Als erste Frau der Skischule St. Moritz hat Monika<br />

Lafont das Skilehrerpatent erworben.<br />

1964 Einführung der Dezember-Sunshine Kurse. Aufgrund<br />

der starken Nachfrage Ausdehnung auf<br />

Januar und Frühling.<br />

1971 Die Langlaufschule wird der Skischule angegliedert.<br />

1981 Der Vorstand der Skischule St. Moritz bestimmt<br />

eine Minimallänge für Skis: 1.80m für Frauen,<br />

1.90m für Männer. Compactskis werden nicht<br />

mehr erlaubt.<br />

1982 Der Blindenfonds wird gegründet. Er ermöglicht<br />

Blinden und Sehgeschädigten bei einem speziell<br />

dafür ausgebildeten Lehrer Skiunterricht zu nehmen.<br />

Die Skischule erhält vom Kanton sage und<br />

schreibe sechs Ausländerbewilligungen.<br />

1987 Erstmals wird in der Skischule während der<br />

Hochsaison Snowboard-Unterricht erteilt.<br />

1989 Generationenwechsel in der Führung der Skischule.<br />

Roberto Trivella wird neu Präsident des<br />

Vorstandes, Fredy Wolf und Franco Moro übernehmen<br />

die Skischulleitung. Nach verschiedenen<br />

Vorstössen werden die ersten Frauen in<br />

die Genossenschaft aufgenommen und sind somit<br />

gleichberechtigt.<br />

1992 Franco Giovanoli übernimmt die Leitung der<br />

Snowboardschule.<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


25<br />

Dynamik pur…!<br />

1994 Die erste Schweizermeisterschaft im «Stilfahren»<br />

(Formationsfahren) wird in St. Moritz /<br />

Celerina ausgetragen. Das St. Moritzer Demo<br />

Team wird Schweizermeister.<br />

1997 Die Skischule bietet Schnupperkurse im Carving<br />

an. Es kommt zu einem Carving-Boom!<br />

2000 Vertrag mit Club Méditerranée, welche keine eigenen<br />

Lehrer mehr stellt. Anstellung der Skilehrer<br />

läuft somit über die Skischule. In der Kinderskischule<br />

auf Salastrains wird die Swiss Snow<br />

League, das neue Test/Qualifikationssystem des<br />

Dachverbandes, eingeführt.<br />

2001 Die Liegenschaft «Haus Central» wird als Unterkunftsmöglichkeit<br />

für die Skilehrer erworben.<br />

Eine grosse Investition, die nicht zum eigentlichen<br />

Kerngeschäft gehört, jedoch das<br />

Wohnungsproblem entschärft.<br />

2002 Im Frühling wird mit dem Bau des neuen Skischulcenters<br />

Salastrains begonnen und auf den<br />

WM-Winter 2002/03 eröffnet.<br />

2006 Erwerb der Büroräumlichkeiten in der Liegenschaft<br />

St. Moritzerhof an der Via Stredas 14,<br />

St. Moritz<br />

2009/10/11 Unser erfolgreiches Damen Demo Team<br />

wird jeweils Schweizermeister im Formationsfahren.<br />

2010 Fusion der Skischule St. Moritz und Skischule<br />

Celerina. Es entsteht die grösste Schweizer Skischule.<br />

2014 Die Schweizer Skischule St. Moritz feiert ihr<br />

85-jähriges Bestehen.<br />

Eine eindrückliche Historie. Ereignisse mit<br />

zweifellos nachhaltiger Wirkung. Beste Voraussetzungen<br />

sind geschaffen, dass die Skischule St. Moritz und die<br />

«Red Legends» mit ihrer bemerkenswerten Lebensgeschichte<br />

und ihrer grossen Erfahrung auch in Zukunft für<br />

St. Moritz immer ein leuchtendes Aushängeschild darstellen<br />

werden. Und mit klarem Blick in die Zukunft gerichtet,<br />

das Schneesportwesen gestalten und weiterhin<br />

massgeblich prägen. Nicht zuletzt dank ihrer Professionalität,<br />

ihrer Qualität und der einzigartigen Infrastruktur.<br />

◊<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


85 years of experience<br />

26<br />

the red legends<br />

for each individual request<br />

the perfect match<br />

See you in one of our offices:<br />

St. Moritz<br />

Celerina<br />

Corviglia<br />

Salastrains<br />

Samedan<br />

Skischule St. Moritz<br />

Tel. +41 81 830 01 01<br />

info@skischool.ch<br />

www.skischool.ch<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


27<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


28<br />

Musik – sein Leben<br />

Text: Ernesto Kellenberger<br />

Bilder: Ernesto Kellenberger, fotoSwiss.com/Giancarlo Cattaneo<br />

Sein Herz schlägt für den Swing. Markenzeichen Perfektion. Bodenständig.<br />

Pepe Lienhard, Saxofonist, Flötist, Big Band Leader, Arrangeur.<br />

Ein historisches Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert.<br />

Inmitten eines grossen, wildromantischen Gartens.<br />

Exotische Vögel, Appenzeller Spitzhauben (Hühner)<br />

machen mit ihrem Gezwitscher und Gackern auf sich<br />

aufmerksam. Magisch anmutend.<br />

Unter der Tür steht Pepe Lienhard. Der Musiker<br />

und Band Leader – Gentleman mit Charisma. Das stilvoll<br />

renovierte Riegelhaus umhüllt eine Aura, ein Gefühlsmix<br />

aus Nostalgie und Gegenwart. Eine Oase der<br />

Ruhe. Ein perfekter Rückzugsort. Sein Schäferhund<br />

Garou, ein 2-jähriger Lausbub, begleitet uns. Versucht,<br />

uns mit seiner Verspieltheit zu verführen.<br />

Wir sitzen in der heimeligen Stube mit Kachelofen,<br />

Ofenbänkli, einem rustikalen Holztisch und<br />

schmuckvollen Vorhängen. Aus dem Hintergrund ertönt…<br />

keine Musik. «Wenn ich Musik hören will, ganz<br />

gezielt, dann konzentriere ich mich auf diese und lasse<br />

mich nicht ablenken», ist Pepe konsequent. Ein perfekter<br />

Brückenschlag zur Musik – sein Leben. Pepes<br />

blaue Augen strahlen.<br />

Intimität eines Wohnzimmers …<br />

Erinnerungen an ein Konzert, einen speziellen<br />

Auftritt, der in einer Wohnstuben ähnlichen, intimen<br />

Kulisse stattfand. Im legendären Dracula Club, anlässlich<br />

des Festival da Jazz im Sommer 2014 in St. Moritz.<br />

Und dies nicht mit einer Kleinformation, sondern mit<br />

Pepe Lienhards 17-Mann Big Band. Sowohl für die<br />

Band als auch die Zuschauer ein hautnahes, unvergessliches<br />

Erlebnis. Der Kontrabassist mit seinem Platz<br />

hinter der Bar… er schwärmte, noch nie so viel Platz (!)<br />

gehabt zu haben. Back to the roots… «unplugged».<br />

Ohne Mikrofon – was früher in amerikanischen Jazzklubs<br />

üblich war. «Nicht vor bis zu 15’000 Zuschauern,<br />

sondern vor «nur» 150 musikbegeisterten Gästen auf-<br />

zutreten. Deren physische Nähe zu spüren und deren<br />

spontane Reaktionen unmittelbar aufzusaugen. Ein faszinierendes<br />

Gefühl», ist Pepe nach wie vor beeindruckt.<br />

Swing pur in höchster Vollendung.<br />

Motivator, «Seelsorger»…<br />

Wenn Pepe Lienhard vor seinen Musikern steht<br />

und sie durch das Konzert führt, fragt sich mancher Zuhörer,<br />

wofür der Bandleader eigentlich zuständig und<br />

verantwortlich ist? «Meine Funktion lässt sich mit der<br />

Rolle eines Fussballtrainers vergleichen.» Er sucht und<br />

wählt die Musiker aus. Ist Motivator. Pepes Stärke ist<br />

es, den Musikern in seiner eigenen erfolgreichen Art<br />

beizubringen, das Optimum aus sich herauszuholen. Er<br />

wählt die Arrangements aus und stellt das Programm<br />

zusammen. Auch die Promo-Arbeit liegt in seinen Händen.<br />

Unverzichtbar ist eine gehörige Portion Organisationstalent.<br />

Hie und da fühlt er sich aber auch mal als<br />

«Seelsorger». «Ich kümmere mich sogar um die Kleidung<br />

der Musiker», fügt er schmunzelnd an. Dies<br />

glaubt man ihm gerne. Sein persönliches, stylisches<br />

Outfit unterstreicht sein ausgeprägtes Flair für Mode.<br />

«Seit eh und je», wie Pepe betont. Eine gesunde Eitelkeit<br />

kann er nicht verleugnen. «Bei mir darf es auch<br />

mal etwas farbig sein. Dabei muss ich ja nicht gleich<br />

meinen gefiederten Freunden in der Volière Konkurrenz<br />

machen.»<br />

Fesselnde Big Band Nummern, raffinierte Arrangements.<br />

Welche Einflüsse hast Du als Bandleader bei<br />

der Umsetzung der Partituren? «Ich kann den Musikern<br />

und dem Klangkörper meine persönliche Note verleihen.<br />

Kreativität auslösen. Meine eigenen Ideen einbringen,<br />

indem ich zum Beispiel mal das Intro ändere und<br />

auch immer wieder individuelle Akzente setze.» Und<br />

die Solisten? «Sie haben reichlich Freiraum, Ihre Spon-<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


29<br />

Pepe Lienhard: «So hat es sich damals in Pontresina abgespielt.»<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


30<br />

Pepe Lienhard Big Band auf kleinstem Raum. Im Dracula Club St. Moritz<br />

taneität und Ausdruckskraft auszuleben.» Da er nur<br />

noch selten selber schreibt, fühlt er sich glücklich, in<br />

seinen Bandmitgliedern Ralf Hesse und Gilbert Tinner<br />

über ausgezeichnete Arrangeure zu verfügen.<br />

Q….<br />

In seiner 45-jährigen Profikarriere sind Pepe Lienhard<br />

einige Auftritte in ganz besonderer Erinnerung<br />

haften geblieben. In den Jahren 2003 und 2004 war er<br />

Stammgast in Monte Carlo und spielte jeweils im Juli /<br />

August im berühmten «Sporting Club». Dort hatte er<br />

die grosse Ehre, Weltstars wie Frank Sinatra, Sammy<br />

Davis jr. und Shirley Bassey zu begleiten. «Für mich<br />

die nachhaltigsten Highlights sind jedoch die Begegnungen<br />

am Jazzfestival Montreux mit meinem grossen<br />

Idol Quincy Jones. Im Jahre 2008 konnte ich mit meiner<br />

Big Band zum 75. Geburtstag von Quincy spielen.<br />

Ein Traum wurde für mich wahr. 2013 übernahm Quincy<br />

an seinem 80igsten sogar meinen Taktstock und<br />

trieb meine Big Band an.»<br />

Wann begann dann die… man könnte fast sagen<br />

Seelenverwandtschaft mit Quincy Jones? «In meinen<br />

Teenagerjahren hatte es anlässlich eines Konzertes…<br />

«Klick» gemacht. Da war es um mich geschehen», berichtet<br />

Lienhard mit leuchtend blauen Augen, als wäre<br />

es gestern gewesen. Im Verlaufe des Gesprächs fällt der<br />

Name «Quincy» immer wieder, wenn es um Kompositionen<br />

und Arrangements geht. Ausdruck von Pepes<br />

grosser Bewunderung.<br />

Sein Reich unter dem Dach<br />

All’ seine beeindruckenden Schilderungen wecken<br />

die Neugier nach Pepes Reich… seinem Arbeitsraum.<br />

Hunderte von Arrangements, den entsprechenden<br />

Partituren sowohl für die Big Band als auch sein 14-<br />

Mann Orchester. Ein Riesenarsenal an DVDs, CDs<br />

und…alten Vinyl-Schallplatten. Es übermannt einem<br />

das Gefühl, als würde die Galerie im ersten Stock von<br />

swingenden Melodien erfüllt. Dieses soll sich noch bewahrheiten…<br />

Die Holztreppe runter, eine andere steile Treppe<br />

hoch zum ehemaligen Heuboden. Auf einer Grossleinwand<br />

entführt uns «Woody Hermans Thundering Herd»<br />

in einem Schwarzweiss Film in die 40er Jahre. Die legendäre<br />

«Four Brothers Saxophon-Section» – satter<br />

Sound, mitreissender, vitaler Swing. Ein Ambiente, das<br />

zum Verweilen lockt. Altehrwürdige Räume, die Geschichte<br />

schreiben könnten. Beim «Wiederabstieg» in<br />

untere Gefilde fällt es schwer, die in die Beine eingefahrenen<br />

Rhythmen zu zähmen.<br />

Shirley Bassey und der Dorfpolizist<br />

«Things Ain’t What They Used to Be», ein Jazzstandard<br />

von Mercer, Sohn von Duke Ellington. Nein,<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


31<br />

Pepe Lienhard zeigt SNOWTIMES sein Refugium.<br />

Pepe Lienhard ist bestimmt kein unverbesserlicher<br />

Nostalgiker. Aber nach so vielen Jahren im Musikbusiness<br />

kommen zwangsläufig Erinnerungen an seine früheren<br />

Jahre auf. Die Zeiten mit seinem erfolgreichen<br />

Sextett. In den 70er Jahren, als er regelmässig im Engadin<br />

aufgetreten ist. Unvergesslich bleibt ihm eine Episode<br />

von einem Auftritt in Pontresina. «Shirley Bassey<br />

logierte im damaligen Schlosshotel. Als Fan unseres<br />

Sextetts war sie jeden Abend im Club anzutreffen. Immer<br />

wieder wurde der Weltstar von seiner Entourage<br />

aufgefordert, zu singen – erfolglos. Eines Abends war’s<br />

dann doch soweit. Nach 2 Uhr morgens greift sie zum<br />

Mikrofon. In diesem Moment erschallt ein unüberhörbares<br />

‹Polizeistunde›. Ein übermotivierter Dorfpolizist<br />

– und schon hat er Shirley das Mikrofon aus der Hand<br />

genommen…! Der Auftritt eines Weltstars war geplatzt.<br />

Sämtliche Umstimmungsversuche stiessen beim Ordnungsmann<br />

auf Granit.» Er macht an diesem Abend<br />

dem Polizei-Leitspruch «Dein Freund und Helfer» keine<br />

Ehre.<br />

Die gute und die andere…<br />

Pepe Lienhard hält sich an Duke Ellingtons Aussage:<br />

«Es gibt nur zwei Sorten von Musik – die gute<br />

und die andere.» Dafür spricht auch seine Offenheit,<br />

keine Berührungsängste zu anderen Musikrichtungen<br />

zu haben. Er tritt durchaus mal an einem «Heirassa-<br />

Festival» in Weggis als Stargast mit Carlo Brunners<br />

Superländlerkapelle auf.<br />

Von Oktober bis Dezember war Pepe Lienhard<br />

und sein 14-Mann Orchester mit Udo Jürgens auf dessen<br />

Jubiläumstournee zum 80. Geburtstag unterwegs.<br />

Pepe und Udo – zwei Perfektionisten treffen aufeinander.<br />

Eine Symbiose von grosser Leidenschaft und absoluter<br />

Professionalität. In der kurzlebigen Showbranche<br />

eine Geschichte mit einer unvergleichlichen Erfolgsbilanz.<br />

Seit über 30 Jahren. «Wir hatten in dieser langen<br />

Zeit nie Probleme, keinen Streit. Man weiss sich immer<br />

zu einigen», berichtet Pepe mit Genugtuung. «Wir verstehen<br />

uns ohne Worte.»<br />

Rückblickend kann er mit grosser Befriedigung<br />

feststellen, dass in seiner Musiker-Karriere nie ein Auftritt<br />

«in die Hosen» ging. Dies spricht für seine ausgeprägte<br />

Professionalität!<br />

Und wir schätzen uns glücklich, dass Musiker,<br />

wie auch andere Künstler, keine Pensionierung kennen.<br />

So kann sich St. Moritz hoffentlich bald wieder auf einen<br />

Auftritt von Pepe Lienhards Big Band im «Dracula<br />

Club» oder anderswo freuen. Musikalische Höhepunkte<br />

erleben, wenn sich die Saxofonisten in «Tenorbattles»<br />

wie Gladiatoren mit ekstatischen Soli gegenseitig antreiben.<br />

Um sich für weitere Auftritte fit zu halten, geht<br />

Pepe nun heute noch mit seiner attraktiven, charmanten<br />

Frau Christine ins Gym! ◊<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


32<br />

Corvatsch rüstet auf<br />

Text: Ernesto Kellenberger<br />

Grafik: von Corvatsch AG zVg<br />

Bild: Gian Giovanoli/kmu-fotografie.ch<br />

Tolle Perspektiven für Geniesser. Aufbruch. Weichen gestellt.<br />

Stärkung der Marke Corvatsch.<br />

Corvatsch – der höchste Skiberg der Ostalpen<br />

– hat sich nicht nur zum gefragten Freestyle<br />

Berg entwickelt. Er geht nun auch<br />

noch in die Fitnesskur und putzt sich raus.<br />

In einem wirtschaftlich schwierigen Umfeld<br />

und einem eher schwindenden Interesse<br />

für den Wintersport sind Millioneninvestitionen<br />

ein mutiges Unterfangen. Anderseits<br />

aber ein wichtiger und verheissungsvoller<br />

Schritt in die Zukunft.<br />

Im hart umkämpften Markt erwartet<br />

der zunehmend anspruchsvollere Schneesportler<br />

von einem kompletten Skivergnügen<br />

Komfort und Schneesicherheit. Stärken,<br />

die das Skigebiet Corvatsch-Furtschellas mit<br />

den geplanten Investitionen noch vermehrt<br />

ausspielen und seine Attraktivität und Konkurrenzfähigkeit<br />

unter Beweis stellen kann.<br />

Ein Investitionsvolumen für die erste Etappe<br />

bis 2017 im Betrag von 27 Mio Franken. Gezielte<br />

Investitionen – mit Weitsicht.<br />

Bügellifte ade…<br />

Auf der Gebietsseite Corvatsch wird<br />

das mühsame Anbügeln am Lift bald mal<br />

Geschichte sein.<br />

Im Winter <strong>2015</strong>/16: Die Skifahrer<br />

und Snowboarder nach der Abfahrt vom<br />

Corvatsch Gipfel. Die Cracks und Rookies<br />

nach Tricks und Sprüngen im Snowpark.<br />

Sie erreichen auf der leicht verlängerten<br />

neuen 4er Sesselbahn bequem wieder die<br />

Mittelstation Murtèl. Direkt – ohne zu laufen!<br />

Einher gehen auch der Ausbau der Beschneiung<br />

der Piste Mandra und der Snow<br />

Night-Piste.<br />

wird durch eine neue 6er-Sesselbahn (mit<br />

Hauben) ersetzt und um 750 m verlängert.<br />

Ab der neuen Talstation bei der heutigen<br />

Sesselbahn-Station Alp Surlej und der Hossa<br />

Bar wird die neue Anlage eine Länge von<br />

2,2 km aufweisen. Somit eine der längsten<br />

Sesselbahnen im Oberengadin. Durch die<br />

gleichzeitige Installierung einer Beschneiungsanlage<br />

gewinnt die Strecke zusätzlich<br />

an Attraktivität. Und lässt das Sportlerherz<br />

höher schlagen.<br />

Kosmetische Frischkur.<br />

Topmodern<br />

Auf der Seite Furtschellas werden die<br />

seit 1972 im Betrieb stehenden Kabinen auf<br />

den Winter <strong>2015</strong>/16 durch topmoderne<br />

Grossraumkabinen abgelöst. Die gesamte<br />

Elektrik und der Antrieb wurden bereits vor<br />

zwei Jahren komplett erneuert. Das Fassungsvermögen<br />

entspricht demjenigen der<br />

alten Kabinen. Pro Stunde können rund<br />

1000 Personen befördert werden.<br />

Vom Gletscher zum See…<br />

lückenlos<br />

Zahlreiche Skigebiete rühmen sich<br />

immer wieder mit der Länge ihrer Skiabfahrten.<br />

Dem will der Corvatsch nicht nachstehen.<br />

Zwar verfügt das Gebiet bereits<br />

über die längste beleuchtete Nachtpiste der<br />

Schweiz. Für Nicht-Nachtschwärmer möch-<br />

te der Corvatsch bald einmal mit der längsten<br />

Talabfahrt im Engadin auftrumpfen.<br />

Von 3303 m ü.M. runter auf 1870 m ü.M.<br />

Der Skifahrer oder Snowboarder erreicht<br />

vom Corvatsch-Gipfel nach 1433 Höhenmetern<br />

und dank einer neuen Verbindungspiste<br />

in lückenloser Abfahrt die Talsohle in<br />

Surlej. Direkt vom Gletscher an den See.<br />

Tolle Perspektiven für Geniesser.<br />

Das Paar von 2007 – es rückt<br />

näher zusammen<br />

Ein Projekt, das in der Pipeline steht.<br />

Der schnellere Zugang von Sils ins Corvatsch-Gebiet<br />

soll durch eine neue Sesselbahn<br />

zwischen der Mittelstation Furtschellas<br />

und dem Plateau Rabgiusa erreicht werden.<br />

Mit Ausstiegsmöglichkeit auf Margun.<br />

Im Planungsstadium befindet sich<br />

ausserdem eine Sport-Hotelanlage bei der<br />

Talstation Furtschellas. Die Unterkunft im<br />

Dreisternebereich soll auch jüngere Gäste<br />

ansprechen.<br />

Das letztjährige 50-Jahr Jubiläum bot<br />

Gelegenheit, Rückschau auf die facettenreiche<br />

Geschichte des Corvatsch zu halten.<br />

Mit den geplanten Investitionen wird eine<br />

neue Geschichte geschrieben. Mit vielversprechenden<br />

Zukunftsperspektiven. Es gilt,<br />

die Kompetenz im alpinen Schneesport zu<br />

festigen. Die touristische Grundlage eines<br />

kompetitiven Oberengadins zu stärken.<br />

Ein Blick auf den Situationsplan<br />

«Unternehmensstrategie – Zukunft 20>» –<br />

und Ihre Vorfreude erwacht! ◊<br />

Highlight – Curtinella<br />

Die Verbindung zu Furtschellas. Eine<br />

der schönsten Pisten – nicht nur am Corvatsch<br />

– präsentiert sich im Winter 2016/17<br />

als leuchtendes Glanzlicht. Der Bügellift<br />

Zürich | Luzern | Basel | St. Moritz | Rom | 0840 828 828<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


Unternehmensstrategie<br />

"Zukunft 20>"<br />

Mandra<br />

<strong>2015</strong><br />

Curtinella<br />

2016<br />

Chüderun<br />

20><br />

Rückbau Murtèl<br />

20><br />

Verbindungspiste<br />

20><br />

Rückbau Chüderun<br />

und Margun 20><br />

Kabinen<br />

<strong>2015</strong><br />

SNOW NIGHT<br />

FASZINATION NACHTSKIFAHREN<br />

JEDEN FREITAG AB 19 UHR!<br />

Geniessen Sie die längste beleuchtete Piste der Schweiz.<br />

Bahn und Bars offen bis 01.00 Uhr (ab Februar bis 02.00 Uhr)<br />

Ticket: Erwachsene CHF 25 | Kinder CHF 15 (bis 12 Jahre)<br />

VIP SNOW NIGHT<br />

Die Corvatsch Snow Night kann auch exklusiv gebucht werden.<br />

Buchbar von Samstag bis Donnerstag. Preis auf Anfrage<br />

www.corvatsch.ch<br />

CH-7513 Silvaplana-Surlej | T +41 (0)81 838 73 73<br />

<strong>Snowtimes</strong>_188x122mm.indd 1 02.10.14 12:49<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


34<br />

Genussmetier<br />

Enthusiasmus<br />

Kreativität<br />

Text: Ernesto Kellenberger<br />

Bilder: Ernesto Kellenberger<br />

Neugieriges Kind – Espresso-Pionier Francesco Illy. Grosse Passion<br />

– Amici-Caffè CEO Annemarie Illy. Exklusivität. Für Kaffee-Aficionados<br />

Radio Grischa. Hier noch der Strassenzustand: «Der<br />

Malojapass und die Strasse zwischen Maloja und Sils<br />

ist wegen Lawinengefahr gesperrt.» Die Meldung lässt<br />

aufhorchen. Eigentlich nicht verwunderlich. Maloja<br />

liegt unter einer rekordverdächtigen Schneedecke von<br />

rund 2.5 Metern. Können sie wohl rechtzeitig zu unserem<br />

Gespräch anreisen?<br />

Wie ein tiefverschneites, geheimnisvolles Märchenschloss<br />

präsentiert sich das Kempinski Grand Hotel<br />

des Bains in St. Moritz. Eines der Hotels, in welchem<br />

sich Geniesser des alljährlichen Gourmet-Festivals<br />

ein Stelldichein geben. Ein Ort also, der sich für ein<br />

Gespräch mit den Illys geradezu aufdrängt. Ja, sie erscheinen<br />

trotz der prekären Strassenverhältnisse pünktlich.<br />

Die attraktive und elegant gestylte Annemarie und<br />

der eher ausgeflippt gekleidete Francesco. Unverkennbar<br />

der Dreitagebart und das zu einem Pferdeschwänzchen<br />

zusammen gebundene Haar – sein Markenzeichen.<br />

Süssstoff?<br />

In der Smokers Lounge. Die rauchgeschwängerte<br />

Luft wird plötzlich vom Aroma eines Espresso durchdrungen.<br />

Inmitten des vertieften Gesprächs ein Leuchten<br />

in Francescos Augen. Seine feine, empfindsame<br />

Nase sagt ihm. «Ein Espresso, der aus dieser Distanz<br />

von vier bis fünf Metern noch wahrnehmbar ist, kann<br />

nur ein Amici sein!» Illy kann dem Kellner auf seine<br />

Frage: «Ist der Kaffee gut, den Sie gerade servieren»,<br />

keine Wertung entlocken. Offensichtlich hat dieser den<br />

Espresso-König nicht erkannt.<br />

Kein Zucker ins Tässchen? «Selbstverständlich<br />

nicht. Der Struktur messe ich höchste Priorität bei. Zucker<br />

würde sie verändern. Ohne kann der Espresso aber<br />

einen Körper aufbauen. Die anfängliche Bitterkeit ist<br />

bald nicht mehr präsent, wird von einer leichten Süsse<br />

abgelöst. Eine unvergleichliche Langzeitwirkung entwickelt<br />

sich. So spüre ich den Espresso auch nach zwei<br />

Stunden noch im Mund, ansonsten nur während 20 Minuten»,<br />

erklärt er überzeugend. Wie viele sind es denn<br />

pro Tag? «Fünf bis acht.» «Ich begnüge mich mit fünf…<br />

am Morgen ist es aber zuerst mal ein Tee», erklärt Annemarie<br />

ihre Tagesration.<br />

Ja, das Engadin…<br />

Derweil hat der SchneefalI wieder eingesetzt.<br />

Das wohlig-spannende Ambiente in der holzgetäferten<br />

Lounge – der ideale Rahmen, den einzigartigen Espresso<br />

nicht nur zu geniessen. Auch über dessen Faszination<br />

zu diskutieren und wer hinter dessen Siegeszug<br />

steckt. Ins Engadin zieht Euch nicht nur das Gourmet-<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


35<br />

Francesco Illy: «Ich sehe mich als neugieriges Kind.»<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


36 Festival, bei welchem Amici seit sechs Jahren<br />

Sponsor ist, oder? «Nein, das Engadin ist für<br />

mich das Paradies, sowohl im Winter als auch im Sommer<br />

– nicht zuletzt wegen des südlichen Einflusses»,<br />

zeigt die seit dem Jahre 2000 von Francesco getrennt<br />

lebende Annemarie Illy ihre volle Begeisterung. Ihre<br />

blauen Augen leuchten. «Für mich sind es das Montalcino<br />

und selbstverständlich auch das Engadin», fügt<br />

erblich vorbelastet – also eindeutig eine Sache der Genetik»,<br />

sind sich Annemarie und Francesco einig. Sie<br />

schwärmen geradezu von den Kochkünsten ihrer Mütter,<br />

deren unglaublicher Sensibilität. Annemaries Mutter<br />

stammt aus einer Bauernfamilie. «Veritable Biodynamiker»,<br />

fügt Francesco bewundernd an.<br />

So wie man das Essen mit Augen geniesst, soll<br />

auch das Espresso trinken visuell erfreuen. Die von<br />

1<br />

2<br />

Bild 1: Annemarie Illy: «Ich habe viel von ihm profitiert.»<br />

Bild 2: Amici-Espressotassen… Qual der Wahl.<br />

Francesco an. Dass sie hier beide eine Bleibe erwarben,<br />

erstaunt deshalb nicht. Annemarie, die Amici-Geschäftsführerin,<br />

in Silvaplana – Francesco in Maloja.<br />

Die Genetik<br />

Rasch kristallisiert sich heraus. Wir haben es mit<br />

zwei Genussmenschen zu tun. Genüsslich zieht<br />

Francesco an seiner Zigarillo. Die ausgeprägte Sensibilität<br />

zum Genuss zieht sich wie ein roter Faden durch<br />

ihr Leben. War diese schon vorhanden oder brachte das<br />

Metier diese mit sich? «Wir beide sind diesbezüglich<br />

Künstlern gestalteten Amici-Espressotässchen haben<br />

bereits Kultstatus erreicht. Francesco verbindet damit<br />

Genuss und Kunst. Auch als Fotograf seines inspirierenden<br />

Fotobandes «Monti Pallidi» über die Dolomiten<br />

versteht er es, das Auge sprechen zu lassen.<br />

Von der Pieke auf<br />

Annemarie, Du hast 2002 die operative Führung<br />

von Amici übernommen. Bist sozusagen aus dem Schatten<br />

von Francesco getreten. Eine grosse Herausforderung?<br />

«Francesco und ich haben von Beginn an, d.h. ab<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


1979 alles gemeinsam aufgebaut. Klar, wir waren sicher<br />

verschiedene Menschen.» Francesco verfolgt mit Spannung<br />

ihre Aussagen. «Ich habe jedoch extrem von ihm<br />

profitiert. Es war in der Folge enorm wichtig, dass ich<br />

im Geschäft geblieben bin. Entscheidungen werden<br />

aber immer in gegenseitigem Einverständnis getroffen.»<br />

Francesco pflichtet Annemarie kopfnickend bei.<br />

Eure beiden Kinder sind voll im Geschäft integriert?<br />

«Ja, Sohn Ernesto, Architekt, hat u.a. die Galleria<br />

Amici in Luzern und Zürich konzipiert. In diesen<br />

werden unsere Produkte wie in einer Galerie präsentiert.<br />

Tochter Vittoria arbeitet in der Marketingabteilung<br />

von Amici Caffè.» Der familiäre Charakter des<br />

Unternehmens wird also bewahrt. Aus markenrechtlichen<br />

Gründen wird der originale Illycaffè aus Triest in<br />

der Schweiz unter dem Namen Amici Caffè vertrieben.<br />

In seinem Element<br />

Mit gestikulierenden Händen und Armen versteht<br />

er es, seinen Aussagen eine überzeugende Wirksamkeit<br />

und Ausdruckskraft zu verleihen. 1953 in Triest geboren,<br />

kann der heutige Wahl-Schweizer seine italienischen<br />

Wurzeln nicht verleugnen. Leidenschaft, 37<br />

Emotionen, Enthusiasmus begleiten ihn. Er will<br />

und kann die Leute begeistern und mitreissen. Die Kreativität<br />

in seinem Kopf läuft auf Hochtouren, angetrieben<br />

von einer Künstlerseele. Er tüftelt dauernd, um etwas<br />

Neues anzureissen. Strotzt vor zündenden Ideen.<br />

Dabei hilft ihm auch, dass er immer wieder kritisch<br />

gegenüber seinem Produkt ist und dieses hinterfragt.<br />

Lassen wir uns überraschen. So hat er mit Forschern<br />

der Universität Florenz das neue Firenze-Maschinensystem<br />

entwickelt. Was ist das Spezielle daran? «Ein<br />

Kompressor, der die Luft mit 15 bar in den Kaffee<br />

pumpt. Die Firenze-Maschine wird «illetta» heissen.<br />

Nach dem Namen der ersten echten Espressomaschine<br />

der Welt, die mein Grossvater 1934 gebaut hat. Er ist<br />

also der Erfinder des Espresso!»<br />

«Never stop being a child»<br />

Francesco Illy, man kennt ihn als Espresso-Pionier,<br />

Winzer, Produzent von Olivenöl, Fotograf, Künstler,<br />

Philosoph, Vater der Amici-Tässchen und der kultigen<br />

Design-Kaffeemaschinen im Retrolook Francis-<br />

Francis!. Habe ich noch etwas vergessen – als was<br />

siehst Du Dich? «Als neugieriges Kind!» Die Neugier<br />

erachtet er als universelles Geschenk. Sie führt zwangsläufig<br />

zur Kultur. Qualität, Ethik, Harmonie, Eleganz<br />

und Ästhetik – nicht nur leere Begriffe. Werte, die im<br />

Familienunternehmen gelebt werden. Immer wieder<br />

lässt er seine philosophische Ader aufblitzen. Momente,<br />

in denen er dann kaum zu bremsen ist.<br />

Weltweit<br />

Man glaubt ihm, wenn er sagt: «Ich möchte bei<br />

den Käufern unserer Produkte positive Emotionen wecken.»<br />

Diese prägen auch die Unternehmenskultur. Er<br />

will einfach mit dem weltbesten Espresso im Markt<br />

sein. Mit zuweilen stechendem Blick unterstreicht er<br />

seinen Anspruch. «Wir sind die weltweit am weitesten<br />

verbreitete Marke – in 150 Ländern.» Welches sind<br />

denn die grössten Kaffeetrinker? «Die Nordländer mit<br />

13 kg, vorwiegend Filterkaffee, pro Person. Dies veranschaulicht,<br />

dass Kaffee als Antidepressiva für Völker<br />

dient, die ein Sonnendefizit haben.» Und die Schweizer?<br />

«Sie trinken in etwa die gleiche Koffeinmenge pro<br />

Kopf wie die Italiener.» Was unterscheidet Euch dann<br />

von anderen Mitbewerbern? «Einiges. So beziehen wir<br />

unsere Bohnen seit über 20 Jahren direkt von den Kaffeebauern.<br />

So weisst Du, was Du kaufst und hast zudem<br />

direkten Einfluss z.B. auf den Säurewert.» Ein<br />

wichtiger direkter Knowhow-Transfer findet somit statt.<br />

Bonsai – Sonne – St. Moritz<br />

Genuss und Flair für organische Produkte. Der<br />

Wein ist naheliegend. «Ja, seit 1997 habe ich mein eigenes<br />

Weingut Podere le Ripi. Seit 2010 biodynamisch,<br />

weil ich überzeugt bin, dass es der einzige Weg ist, um<br />

Leben im Boden zu ermöglichen.» Welche Eigenheiten<br />

zeichnen Podere le Ripi noch aus? «Ich habe den dichtesten<br />

Rebberg der Welt. In einem Experiment haben<br />

wir die Rebstöcke immer enger gepflanzt. Schlussendlich<br />

waren wir bei Quadraten von vier mal vier Metern,<br />

mit einem Abstand von 40 cm. Eine Dichte von 62‘550<br />

Rebstöcken je Hektare. Der Bonsai war geboren!» Was<br />

bringt dies? «Dadurch zwingen wir die Pflanzen,<br />

schneller und tiefer zu gehen. Mit den Wurzeln bis zu<br />

drei Metern unter die Erde. Dadurch leiden sie nicht<br />

unter Wasserstress.» Die Eleganz, die Dichte und die<br />

Komplexität seiner Weine geben Francesco Recht. Sie<br />

figurieren auf der Liste der 100 besten Weine der Welt!<br />

Auf der Etikette des Lupi & Sirene, ein Brunello<br />

di Montalcino, strahlt eine Sonne. Ob die bekannte<br />

St. Moritzer Sonne wohl bei der Namensgebung Pate<br />

gestanden hat…? Eine Assoziation ob zufällig oder gewollt,<br />

sei mal dahingestellt.<br />

Wildsau mit…?<br />

Nach einem solch’ genussvollen Gespräch drängt<br />

sich die Frage auf. Macht sich Francesco, der Geniesser,<br />

auch hin und wieder in der Küche nützlich? «Oh ja,<br />

ich benütze dann auch mal Espresso, um eine Sauce<br />

abzuschmecken.» Du forderst die Aromen also zu<br />

einem Wettstreit auf? « So ist es. Interessante Kombinationen<br />

interessieren mich sehr – so zum Beispiel bei<br />

Wildsau mit… Schokoladensauce, die ich nächstens<br />

zubereiten werde.»<br />

Francescos Zigarillo ist inzwischen erloschen.<br />

Nicht aber die Wirkung des Espresso. Im Gaumen hat<br />

er sich noch nicht verflüchtigt. So wie es der Espresso-<br />

Pionier mit Nachdruck angekündigt hat. ◊<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


Winter im Engadin<br />

Text: Marco Meyer<br />

Bilder: KMU Fotografie Gian Andri Giovanoli<br />

Alpine Lifestyle – der konsequente Trend für Sie und<br />

Ihn. Zum Wintersport ins Engadin. Wo sonst?<br />

Modebewusst, stilvoll. Auch in diesem Winter finden<br />

Sie in den lokalen Verkaufsgeschäften alles, was<br />

das Herz begehrt. Mit viel Liebe zum Detail suchen<br />

die Spezialisten für Sie das Beste. Die Models<br />

von Skiservice Corvatsch zeigen Ihnen, womit Sie<br />

in diesem Winter brillieren.<br />

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gerne von der Menge abheben.<br />

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40<br />

2017 – Magische Zahl mit Ausstrahlung<br />

und Wirkung<br />

Text: Ernesto Kellenberger<br />

Bilder: Visualisierungen Engadin St. Moritz Mountains AG<br />

Visualisierungen des Speichersees<br />

Investitionen in die Zukunft – Perfekte Pisten und zeitgemässe<br />

Infrastruktur. Nicht nur für Renncracks – für alle Schneesportler.<br />

Die Alpinen Ski Weltmeisterschaften 2017<br />

werfen ihre Schatten voraus. Grossanlässe<br />

sind immer wieder Auslöser für Grossinvestitionen.<br />

Investitionen in die Infrastruktur,<br />

die auch positive Auswirkungen auf die<br />

ökonomische und demografische Entwicklung<br />

einer Region haben. Damit sollen diese<br />

nicht nur dem alpinen Rennsport, sondern<br />

auch dem allgemeinen Breitensport<br />

eine gesteigerte Attraktivität und Sicherheit<br />

verleihen. Mit entsprechend positivem Effekt<br />

auf die touristische Entwicklung.<br />

Umwelt und Nachhaltigkeit<br />

Seit Jahren sind Umwelt und Nachhaltigkeit<br />

zentrale Punkte der Unternehmensstrategie<br />

von Engadin St. Moritz<br />

Mountains. Vorhaben, die auch im Einklang<br />

sind mit den Vorstellungen von Umweltschutzverbänden.<br />

Vor diesem Hintergrund<br />

erfolgte im Juni 2014 der Spatenstich zum<br />

Bau des «Naturspeichersees Lej Alv» auf<br />

2525 m ü.M. Der Standort ist neben dem<br />

Lej Alv im Gebiet Marguns/Glüna/Corviglia.<br />

Dank dem dahinterliegenden Val<br />

Schlattain, das mit Abstand grösste natürliche<br />

Wassereinzugsgebiet.<br />

400 000, zwei Millionen<br />

Der See mit einem Fassungsvermögen<br />

von 400‘000 m 3 wird während der<br />

Schneeschmelze ohne Pumpleistung gefüllt.<br />

Er ist damit der schweizweit grösste<br />

See dieser Art. Durch den natürlichen Zulauf<br />

können je Seefüllung rein rechnerisch<br />

zwei Millionen kWh Strom eingespart werden.<br />

Was einer jährlichen Reduktion von 16<br />

Prozent des Strombedarfs von Engadin<br />

St. Moritz Mountains entspricht. Die Ökobilanz<br />

der Beschneiung auf Corviglia wird<br />

dadurch nachhaltig verbessert. Die Inbetriebnahme<br />

erfolgt im Oktober <strong>2015</strong>. So<br />

kann auf die Wintersaison 2016/17 erstmals<br />

eine volle Wasserfüllung durch natürliche<br />

Speisung aus dem See bezogen werden. Die<br />

geplanten Kosten belaufen sich auf ca. 20<br />

Millionen Franken.<br />

Durch die optimale Integration ins<br />

Landschaftsbild wird zudem auch dem<br />

Sommergast ein attraktives Naherholungsgebiet<br />

geboten.<br />

Ski WM 2017<br />

Internationale Wettkämpfe auf höchstem<br />

Niveau verlangen eine hervorragende<br />

Infrastruktur. Wie bereits auf die letzten<br />

Welttitelkämpfe im Jahre 2003 gilt es die<br />

Infrastruktur «am Berg» auf den neuesten<br />

Stand zu bringen. Bauvorhaben, die nicht<br />

nur die längerfristige Durchführung von alpinen<br />

Weltcuprennen sichern, sondern auch<br />

allen Schneesport-Begeisterten zu Gute<br />

kommen werden. Sich also für das Engadin<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


während der Rennen im Zielgelände 41<br />

als Provisorium errichtete Brücke soll<br />

definitiv gebaut werden. Zudem stehen an:<br />

Eine permanente Plattform für den Damen-<br />

Abfahrtsstart mit einem weiteren Tunnel bei<br />

der Bergstation Munt Murezzan und die Sanierung<br />

des Herrenstarts.<br />

und St. Moritz langfristig und dauerhaft positiv<br />

auswirken.<br />

Seit Sommer 2014 wird auch die Infrastruktur<br />

an den Weltcup- und WM-Strecken<br />

auf Vordermann gebracht. Dies beinhaltet<br />

u.a. die elektrischen Verkabelungen<br />

von Start bis Ziel, Pistenkorrekturen im<br />

Gebiet Alp Giop zur Verbesserung der<br />

Sprünge und des Slalomhanges, die Vergrösserung<br />

und Optimierung eines veralteten<br />

und zu kleinen Tunnels, welcher während<br />

der Rennen und dem allgemeinen<br />

Skibetrieb problemlose Pistentraversierungen<br />

erlaubt und damit zur Sicherheit des<br />

Skibetriebes beitragen wird. Die Investitionen<br />

in die Renninfrastruktur umfassen<br />

ebenfalls die Erweiterung des Zielgebäudes,<br />

die Erneuerung von Schneeerzeugern,<br />

die nach 12 bis 15 Jahren nicht mehr der<br />

heutigen Technik entsprechen. Die jeweils<br />

Signalbahn – Gondeln<br />

statt Kabinen<br />

Mit Blick auf 2017 soll die über<br />

40-jährige Signalbahn durch eine Gondelbahn<br />

mit Zehner-Gondeln ersetzt werden.<br />

Anstelle von Investitionen in eine veraltete<br />

Technologie. Die neue Bahn erreicht eine<br />

Transportkapazität von 1800 Personen – mit<br />

einem allfällig späteren Endausbau bis 2400<br />

Personen möglich. Dadurch ergibt sich eine<br />

Frequenzsteigerung gegenüber heute von 80<br />

bzw. 140 Prozent. Die geplante Verlängerung<br />

um rund 300 m bis zur Alp Giop bringt<br />

dem Gast durch die Pistenerweiterung einen<br />

echten Mehrwert. Durch das Aufzeigen dieser<br />

konkreten Pläne konnte erwirkt werden,<br />

dass die ursprünglich bis 31. Oktober 2014<br />

gültige Betriebsbewilligung durch das Bundesamt<br />

für Verkehr BAV bis zum 30. April<br />

2016 verlängert wurde. Die Kosten für die<br />

neue Anlage inklusive Talstationsgebäude<br />

mit Verwaltung, Kassen und Sportshop sowie<br />

Anpassungen in der Beschneiung werden<br />

mit knapp 30 Millionen Franken veranschlagt.<br />

Solche Grossprojekte sind auch immer<br />

wieder möglichen Einsprachen ausgesetzt<br />

und haben vorgängige Abstimmungen<br />

zu überstehen. Wenn immer möglich soll<br />

die Anlage auf den Winter 2017 konkretisiert<br />

werden. Als modernen, repräsentativen<br />

Zubringer ins Skigebiet Corviglia –<br />

und ins Zielgelände der Ski WM 2017. ◊<br />

ENTSPANNUNG UND GENUSS<br />

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SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


42<br />

Christian oder Leo<br />

Esamusawasa…<br />

Wundergutes sein*<br />

Text: Ernesto Kellenberger<br />

Bilder: fotoSwiss.com/Giancarlo Cattaneo<br />

Tenor und Comedian. Witz und Satire. Geistreich und bissig. – Sein Baby, das<br />

Festival da Jazz. Qualität und höchster Musikgenuss. Guru mit multipler Begabung:<br />

Christian Jott Jenny<br />

Die pomadisierten Haare fein säuberlich nach hinten gekämmt,<br />

übergrosse dickrandige Hornbrille. Blütenweisser<br />

Smoking mit rotem Einstecktuch, schwarzer Fliege,<br />

Lackschuhen und zusammengekniffenen Augen. Nein,<br />

heute nicht. Sondern leger, mit bedrucktem T-Shirt, gelben<br />

Jeans, wildgelocktem Haar und Zweitage-Bart. Die<br />

Gegensätze könnten nicht grösser sein. Christian Jott<br />

Jenny – ein Mann mit vielen Gesichtern und Facetten.<br />

Nachmittäglicher Treffpunkt ist die legendäre<br />

Sunny Bar im Kulm Hotel, St. Moritz. «Home» der tollkühnen<br />

Piloten des Cresta Runs. Eine Bar, die Geschichten<br />

erzählen könnte. Wie auch Christian Jott Jenny<br />

– trotz seiner jungen 34 Jahre.<br />

Legenden nehmen in Jennys Schaffen immer<br />

wieder eine Sonderstellung ein. Der legendenumwobene<br />

Raum wird jedoch bald von einer Krimi-Schauspielerin<br />

in Beschlag genommen. Delia Mayer, die<br />

Schweizer Tatort-Kommissarin und Sängerin trifft sich<br />

mit ihrer Begleitband zum Sound-Check und letzter<br />

Probe. Für das abendliche Round-Midnight-Concert im<br />

Rahmen des Festival da Jazz. Da wollen wir nicht stören<br />

und dislozieren in die Hotel-Lobby. Szenenwechsel<br />

und situatives Handeln gehören zu Jennys Alltag. So<br />

wechselt er seine angeborene Züri-Schnorre schnell<br />

mal in einen spitzmündigen Ostschweizer Dialekt.<br />

Aus dem Nähkistchen geplaudert –<br />

die Geburtsstunde<br />

Da ist «Leo Wundergut», der Gesellschaftstenor,<br />

nicht mehr weit. Seine komödiantische Kunstfigur, mit<br />

der er immer wieder erfolgreich auf Tournee geht. Mit<br />

einem Programm für Hirn, Herz und Zwerchfell. Satirische<br />

Provokationen treffen auf hochkarätige Musik<br />

mit hohem Unterhaltungswert. Woher stammt eigentlich<br />

«Leo Wundergut»? «In den letzten zehn Jahren<br />

spielte sich bei mir sehr viel im Kulm Hotel ab. Dort<br />

wirkte ein spitzfindiger Nachtportier, früher Butler und<br />

heute pensioniert. Eine Figur sondergleichen.» Inwiefern?<br />

«Er konnte mal, sorry – ein «blöde Cheib» sein.<br />

So hat er einen zusammengeschissen, wenn man mal<br />

nach Mitternacht ins Hotel zurückkehrte. Er verstand<br />

es jedoch, Leute scharf zu beobachten. War aber kein<br />

Moralist. Schlussendlich einfach doch ein «liäbe<br />

Siech». Jenny ist dem Nachtconcièrge zu ewigem Dank<br />

verpflichtet. Die Geburtsstunde von «Leo Wundergut»!<br />

Weiss meets weiss…<br />

Inspirationen und kreative Ideen holt sich Jenny<br />

durch seine stete Präsenz. Hört und sieht sich um,<br />

macht Notizen. «Die beste Komik entsteht aus dem Alltag.<br />

Der Mensch ist ja mit all seinen Absurditäten<br />

grundsätzlich komisch per se – in gutem Sinne.» Sein<br />

Grundsatz: «Beobachten, zeigen, aber nicht beleidigen.»<br />

Er orientiert sich dabei an grossen Könnern dieses<br />

Fachs wie Jacques Tati mit seiner Figur des Monsieur<br />

Hulot, dem dänischen Komponisten, Pianisten,<br />

*Frei nach Ralph Benatzkys «Es muss was Wunderbares<br />

sein» aus der Operette «Im Weissen Rössl».<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


43<br />

Viele Termine für Christian Jott Jenny. Immer mobil dank seinem Bike-Board!<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


44 Dirigenten und Komödianten Victor Borge sowie<br />

einem der vielseitigsten Humoristen, Loriot . «Ich,<br />

alias Leo Wundergut, sehe mich dabei eigentlich in der<br />

historischem Figur eines Hofnarren», fügt er überzeugend<br />

an. In seiner Rolle überschreitet und verwischt er<br />

mit seinen beiden Tenören und dem Staatsorchester<br />

musikalische Grenzen – Oper, Operette, Musicals, bekannten<br />

mehrsprachigen Schweizer Liedern, Schlagern<br />

des 20. Jahrhunderts.<br />

Keine Situation, der er nicht gewachsen wäre.<br />

Mit seiner distinguierten Souveränität. So ein würdevoller<br />

Auftritt im Auftrag des Kantons Zürich in Anwesenheit<br />

von drei Bundesräten beim… Papst Benedikt<br />

XVI. Das Tenü zwischen den beiden Hauptprotagonisten<br />

selbstverständlich farblich abgestimmt. «Wundergutes<br />

Weiss» trifft auf «Bianco sanctus». Das Outfit<br />

aus verschiedenen Modeepochen dürfte trotzdem wohl<br />

kaum zum Diskussionsthema geworden sein. Spätestens<br />

bei diesem Rencontre könnte dem Heiligen Vater<br />

aber bewusst geworden sein, dass er sich als Leo XIV.<br />

hätte bezeichnen sollen. Eine grosse Schlagzeile wäre<br />

den Leos im Doppelpack sicher gewesen.<br />

Er jongliert mit vielen Bällen<br />

Nicht nur in der Person als Leo Wundergut. Jenny<br />

glänzt immer wieder als Tenor und Komödiant. So in<br />

der liebevoll-wahnwitzigen Hommage an Margrit Rainer.<br />

Der überwältigende Erfolg rief immer wieder nach<br />

einer Verlängerung. Mit seinem Ensemble und dem legendären<br />

Staatsorchester – eine raffiniert erheiternde<br />

Kombination von Liederabend mit viel Theater. Gespickt<br />

mit viel Satire, Mimik und Gestik.<br />

Dass Jennys Leben mal durch die Musik und die<br />

Kunst geprägt sein wird, hat sich bereits im Alter von 4<br />

Jahren abgezeichnet. Ein fliessender Prozess: Knabenchor,<br />

Kontakte mit Dirigenten und Piano-Unterricht<br />

führten ihn schliesslich nach Berlin zur Ausbildung<br />

zum Opernsänger und im Schauspiel. An einem Opernhaus<br />

immer die gleichen Opern zu singen, wäre ihm<br />

dann doch stinklangweilig gewesen. Einer Lehrtätigkeit<br />

im Musikbereich konnte er auch nichts anhaben.<br />

Obwohl er aus einer Lehrerfamilie stammt.<br />

Die Gesangsstunden bei Prof. Dietrich Fischer-<br />

Dieskau findet er rückblickend immer noch zum «Geussen».<br />

Auch dieser war ein Mosaikstein auf seinem Weg<br />

zu einer Comedian-Karriere.<br />

Das verflixte siebte Jahr…<br />

Immer wieder spür- und erlebbar. Für Jenny hat<br />

in seinem Schaffen das Prädikat «Klasse» höchste Priorität.<br />

«Ich hasse nichts mehr als Mittelmass! Dies gilt<br />

selbstverständlich auch für das Festival da Jazz in<br />

St. Moritz.» Als Gründer und Artistic Director hat er<br />

die siebte Austragung wieder «unfallfrei» zu einem<br />

grossen Erfolg geführt. Voller Highlights! Wie stark absorbiert<br />

Dich das Festival? «365 Tage im Jahr – gedanklich,<br />

mental, geistig. Klar, in den Monaten September<br />

bis Dezember nicht an totaler Front.» Während<br />

des Festivals ist er eigentlich nicht mehr operativ aktiv.<br />

Hiefür kann er sich auf ein kleines, aber effizientes und<br />

eingespieltes Team verlassen. «Ich muss mich also<br />

nicht mehr darum kümmern, ob auf der Toilette nun<br />

Kleenex oder Hakle aufliegen. Fragen, die übrigens geklärt<br />

werden müssen.»<br />

Künstler sind oft nicht die Pflegeleichtesten?<br />

«Ich liebe es, solche zu haben – wenn es dann mal etwas<br />

«Rock’n Roll» gibt.» Anderseits ergeben sich oft tiefe<br />

Freundschaften. Wir hören: « Zum Beispiel Dave Grusin,<br />

dessen Musik mich schon durch mein ganzes Leben<br />

begleitet. Zehn Tage konnte ich im Mai bei ihm in<br />

den USA verbringen. Lee Ritenour, Othella Dallas und,<br />

und…»<br />

In den vergangenen Jahren hat sich das Festival<br />

zu einem Ereignis mit einem Renommée von internationaler<br />

Ausstrahlung entwickelt. Mit dem Resultat, dass<br />

unterdessen alle Künstler kommen wollen. Auch Künstler<br />

der absoluten Königsklasse wie Chick Corea. Zu<br />

astronomischen Gagen? «Nein, wir sagen, wo der Tarif<br />

ist!» erklärt er bestimmt.<br />

Meister der Improvisation<br />

Jenny, der kaum mal zu ruhen scheint, ist dauernd<br />

auf der Suche nach Neuem. Verbunden mit zum Teil<br />

improvisiertem Handeln. Im letzten Sommer wurde das<br />

Konzert von Jimmy Cliff kurzfristig vom Dracula Club<br />

nach draussen auf das Gelände des Bobstarts verlegt.<br />

Erstmals wurde auch der Saal im Hotel Laudinella zur<br />

stimmungsvollen «Laudinella Concert Hall» umfunktioniert.<br />

«Ich probiere gerne Neues, gehe damit auch Risiken<br />

ein. Dann sehe ich 1:1 ob es klappt – und es hat<br />

geklappt.»<br />

Das einmonatige Festival mit 51 Konzerten ist<br />

vorüber. Womit verwöhnt sich dann der Jenny? «Ich<br />

stürze mich, ausgerüstet mit einer Bratwurst vom Sternengrill,<br />

auf mein altes Motorboot auf dem Zürichsee.»<br />

Und zu Hause entspannst Du Dich musikalisch? «Mit<br />

Opern, Schubert, Schumann oder am Morgen auch mal<br />

mit Bert Kaempfert. Mit seinem typischen Klangbild,<br />

dem «Knack-Bass Effekt». Auch vertiefe ich mich gerne<br />

in Fachliteratur und verfolge internationale Medien».<br />

Aber es hirnet doch einfach immer? «Ja, neue Projekte<br />

stehen an. Und das 10-jährige Jubiläum des<br />

Festival da Jazz ist doch auch schon bald in Griffnähe!»<br />

Im März/April wird uns Jenny aber vorerst an der<br />

bereits legendären Pre-Sound Night das mit Spannung<br />

erwartete «Line up» des Festivalprogramms <strong>2015</strong> präsentieren.<br />

Ein «Act», der jeweils an Auftritte eines improvisierenden<br />

Leo Wundergut in Hochform erinnert. ◊<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


1<br />

45<br />

2<br />

Bild 1: Festival da Jazz 2014. Christian Jott Jennys überraschender<br />

Auftritt in der «Laudinella Concert Hall» u.a. mit Dave Grusin und Lee Ritenour (Guitar)<br />

Bild 2: Leo Wundergut für Hirn, Herz und Zwerchfell<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


46<br />

Grosse Familie – vor und hinter den Kulissen<br />

Text: Ernesto Kellenberger<br />

Bilder: Ernesto Kellenberger, zVg<br />

Wo Kultur drauf steht, ist die Familie Fueter nicht weit. Film, Musik,<br />

Theater, Fernsehen. «Grande Dame» des Schweizer Films und Theaters<br />

Anne-Marie Blanc. Ihre Enkelin: Corinna Fueter<br />

Am Rindermarkt treffen wir uns. Nicht an<br />

einer Viehschau mit Prämierungen. Der<br />

Rindermarkt ist ein Altstadtquartier im Herzen<br />

der Zürcher Altstadt. Romantisch, charmant,<br />

mit Cachet. Aber auch ein Ort, wo<br />

Ideen entstehen – im Amt für Ideen. Unter<br />

Corinna Fueter. Erfolg durch «Learning by doing».<br />

dem Amtsvorsteher Christian Jott Jenny<br />

und … seiner rechten Hand Corinna Fueter<br />

im Amtsvorzimmer. Gemäss «Amtsblatt»<br />

soll sie als einzige die genaue Medikamentenmixtur<br />

kennen, die Jenny für seine Produzententätigkeit<br />

benötigt.<br />

Das Licht der spätherbstlichen Sonnenstrahlen<br />

wird fahl und rar. Doch in den Theater-<br />

und Konzertlokalen werden die Lichter<br />

bald heller. Es wird sinniert, kreiert,<br />

projektiert, geplant. Produktionen auf ein<br />

zu definierendes Publikum zugeschnitten.<br />

Corinna Fueter, ihre grünen Augen strahlen<br />

Zuversicht und Energie aus. Der Treffpunkt<br />

– eine Cafeteria mit nostalgischem Touch.<br />

Fast schon Kleinstadt-Idylle. Das ideale<br />

Ambiente für einen Blick in die Vergangenheit<br />

als auch die Gegenwart.<br />

… es liegt ihnen im Blut<br />

Fueters prägen die Kulturlandschaft<br />

der Schweiz wie keine andere Familie.<br />

Film, Theater, Musik, Radio, Fernsehen.<br />

Das ganze Spektrum liegt ihnen im Blut.<br />

Naheliegend, dass auch Corinna Fueter von<br />

dieser Leidenschaft und Faszination früh<br />

gepackt wurde. Die Geschichte geht weit<br />

zurück. Ihr Grossvater Heinrich Fueter<br />

gründete 1947 die Filmproduktionsfirma<br />

«Condor Films». 25 Jahre später ging das<br />

Unternehmen über in die Hände von Corinnas<br />

Vater Martin A. und ihres Onkels Peter-<br />

Christian Fueter (PC). Unter ihnen entstanden<br />

fünf verschiedene Abteilungen. Als<br />

1999 die Abteilung «Features» ausgelagert<br />

wurde, integrierte PC diese in seine eigene<br />

neue Firma «C-Films». Man erinnere sich<br />

der Kinofilme «Grounding – Die letzten<br />

Tage der Swissair», «Mein Name ist Eugen»,<br />

«Reise der Hoffnung» von Xavier<br />

Koller (1991 Oscar-Preis gekrönt) sowie<br />

der Fernseh-Soap «Lüthi und Blanc».<br />

Anne-Marie Blanc –<br />

Hollywood nein<br />

Bereits in jungen Jahren hatte Corinna<br />

durch ihre Familie immer wieder Kontakte<br />

zu vielen Schauspielern. Insbesondere<br />

durch ihre Grossmutter, die Legende und<br />

«Grande Dame» des Schweizer Films Anne-<br />

Marie Blanc. «Die Schauspieler gingen bei<br />

ihr ein und aus. Sie nahm mich auch oft<br />

mit.» Unvergessen sind u.a. Blancs Filme<br />

«Gilberte de Courgenay», «Die missbrauchten<br />

Liebesbriefe». Aus Rücksicht auf ihre<br />

Familie lehnte sie in den Vierzigerjahren<br />

sogar einen Siebenjahres-Vertrag mit einem<br />

Hollywood-Studio ab.<br />

Learning by doing<br />

Das Umfeld und ihr grosses Interesse<br />

in diese spezielle, faszinierende Welt… und<br />

schon landete Corinna Fueter nach der Matura<br />

in einem Praktikum bei der «Condor<br />

Films». Da hat’s dann bei ihr schnell mal<br />

Klick gemacht. «Später tat sich für mich<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


eine Tür auf, als die Leitung des Besucherzentrums<br />

frei wurde.» Für welche Produktion?<br />

«In der TV-Soap «Lüthi und Blanc» der<br />

«C-Films». Während 8 Jahren und 288 Folgen<br />

im Schweizer Fernsehen sehr erfolgreich<br />

und beim Publikum äusserst beliebt.<br />

Corinna Fueter baute dort das Besucherzentrum<br />

auf. Als dann die Stelle der Produktionsassistentin<br />

frei wurde, übernahm sie<br />

während zwei Jahren organisatorische und<br />

administrative Aufgaben. «Es konnte schon<br />

mal vorkommen, dass 30 Akteure auf dem<br />

Set waren.»<br />

Kleinigkeiten entscheidend<br />

So kam sie immer näher an die Schauspieler<br />

heran. Alle pflegeleicht? «Mmh, ich<br />

lernte dabei natürlich auch deren Macken<br />

und Ticks kennen. Realisierte rasch, wem<br />

spielte sich sozusagen im Studio ab. Inmitten<br />

einer grossen Familie.»<br />

Durch Deine Kontakte mit Schauspielern<br />

gibt es bestimmt einen, der Dich<br />

am meisten beeindruckt. «Ganz klar Bruno<br />

Ganz. Ein grossartiger Schauspieler und<br />

Mensch. Bescheiden und auf dem Boden<br />

geblieben. Er wollte z.B. nicht mit dem<br />

Taxi vom Flughafen abgeholt werden – er<br />

fahre lieber im Tram…», kommt es spontan<br />

von Corinna.<br />

Fuet(t)er Neid…<br />

Es versteht sich von selbst, dass Corinna<br />

als Mitglied einer berühmten Familie<br />

in ihrer Tätigkeit aus den eigenen Reihen<br />

streng beobachtet wird.<br />

Spürst Du, dass von aussen ein gewisser<br />

Fuet(t)er Neid herrscht, ja von einem<br />

Sonderpädagogik und Pädagogik, 47<br />

(Sozialpädagogik/Pädagogische Psychologie)<br />

immer wieder entgegen. Auch<br />

heute unterrichtet sie in Teilzeit immer wieder<br />

an der Agogis – der Höheren Fachschule<br />

für Soziales.<br />

Das Rüstzeug für ihre heutige Tätigkeit<br />

als Projekt- und Produktionsleiterin<br />

erwarb sie sich u.a. als Assistentin im Kinospielfilm<br />

«Vitus» von Fredi M. Murer sowie<br />

bei der «Condor Films».<br />

Eingespielte Teams<br />

Wie lange dauert die Zusammenarbeit<br />

nun schon mit Christian Jott Jenny? «Seit<br />

sieben Jahren und es funktioniert bestens.<br />

Ein unschlagbares, effizientes Team.»<br />

Neben der intensiven Arbeit für das<br />

Festival da Jazz, St. Moritz, hast Du als Produktionsleiterin<br />

verschiedene Programme<br />

auf die Beine gestellt: «Ja, mit Jenny u.a.<br />

«Der kleine schwarze Niederdorf-Hecht»,<br />

«Z’Abig hät Züri en Zauber», die verschiedenen<br />

«Leo Wundergut» – Aufführungen<br />

sowie das noch laufende «Euse Rainer<br />

chönnt das au». Eine Hommage an Margrit<br />

Rainer. Im Weiteren «Guten Morgen, du<br />

Schöne» und «Weg damit» als freie Produktionsleitung.<br />

Die Rainer-Hommage veranschaulicht,<br />

wie die Fueter-Familie als Team funktioniert.<br />

Ihr pensionierter Vater, die Werbelegende<br />

Martin, früher Filmproduzent, Regisseur und<br />

Kameramann – und ein begnadeter Handwerker.<br />

Er gestaltete das Bühnenbild. Ihre<br />

Mutter Christine schneiderte die Kostüme.<br />

zum Beispiel ein Email genügte oder wem<br />

man zusätzlich auch noch telefonieren<br />

musste. Sie kamen mir vor wie meine kleinen<br />

Schäfchen. Der Kaffee zur richtigen<br />

Zeit konnte durchaus mal matchentscheidend<br />

sein. Am Morgen ein schlechter Kaffee<br />

– entsprechend deren Stimmung.» Die<br />

zunehmende Verantwortung erstreckte sich<br />

über alle erdenklichen Details des täglichen<br />

Ablaufs. «Zeitintensive Tage von 7 bis 22<br />

Uhr waren keine Seltenheit. Mein Leben<br />

Die unvergessliche «Grande Dame»<br />

Anne-Marie Blanc<br />

«Clan» gesprochen wird? «Ich möchte betonen,<br />

dass es bei uns kein Gemauschel gibt.<br />

Wir agieren sehr pragmatisch. Angenommen:<br />

Drei Personen bewerben sich und eine<br />

davon stammt aus der eigenen Familie. Sofern<br />

diese gut und bestens geeignet ist, entscheidet<br />

man sich vielleicht eher mal für<br />

diese. Aber zuletzt geht es einfach um die<br />

Sache.»<br />

Bei ihrem Umgang mit Menschen<br />

kommt ihr das abgeschlossene Studium in<br />

Das Engadin…<br />

für die Ewigkeit<br />

Zum Engadin haben die Fueters eine<br />

starke Beziehung. Grossvater Heinrich<br />

Fueter besuchte die Primarschule in St. Moritz<br />

und wohnte und arbeitete die letzten 15<br />

Jahre seines Lebens zur Hälfte dort. Onkel<br />

PC besuchte das Gymnasium in Zuoz. Und<br />

auch die Ferien verbrachten die Fueters im<br />

Engadin. Sowohl Anne-Marie Blanc als<br />

auch ihr Ehemann Heinrich Fueter haben<br />

ihre ewige Ruhe im Engadin gefunden.<br />

Bereits laufen wieder die Vorbereitungen<br />

für die 8. Austragung des Festival<br />

da Jazz. Der Event, durch welchen Corinna<br />

Fueter das Hochtal neu entdeckte und lieb<br />

gewonnen hat. ◊<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


48<br />

Publireportage<br />

Haarmonie in «Martina’s Hair-Design»<br />

Im Zentrum von St. Moritz Dorf befindet<br />

sich seit Mai der Coiffeursalon «Martina’s<br />

Hair-Design». Im Salon herrscht nach aufwändigen<br />

Renovationsarbeiten eine helle,<br />

luftige und doch elegante Atmosphäre. Martina<br />

Lehmann hat den Salon von Marcel C.<br />

übernommen, der nach über 30 Jahren die<br />

Geschicke «seines» Geschäfts vertrauensvoll<br />

in die Hände seiner langjährigen,<br />

engsten Mitarbeiterin Martina übergab. Ihr<br />

Team besteht aus drei versierten Fachkräften<br />

und drei motivierten Auszubildenden, die<br />

durch Freundlichkeit und Kompetenz beste-<br />

chen. Das Angebot ist breit gestreut: neben<br />

klassischen Föhn- und Wickelfrisuren, raffinierten<br />

Dauerwellen und trendigen Haarschnitten<br />

werden auch Maniküren und Bartrasuren<br />

angeboten. Besonderen Wert legt<br />

Martina auf individuelle Farbberatung. In<br />

«harmonischem» Ambiente wird der Salonbesuch<br />

zu einem kleinen Wellness-Ausflug,<br />

der mit einem Apéro, Café oder Jus abgerundet<br />

wird. Besuchen Sie uns und Sie werden<br />

spüren, wie gern wir Sie zu Gast haben.<br />

Martina Lehmann und Team<br />

Unsere Öffnungszeiten:<br />

Montag 09.00Uhr bis 18.30Uhr<br />

Dienstag 09.00Uhr bis 20:00Uhr<br />

Mittwoch 09.00Uhr bis 18:30Uhr<br />

Donnerstag 09.00Uhr bis 20:00Uhr<br />

Freitag 09.00Uhr bis 18:30Uhr<br />

Samstag 09.00Uhr bis 18:30Uhr<br />

www.martinashairdesign.ch<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


Publireportage<br />

49<br />

Die Alphütte Clavadatsch<br />

Bis 1956 ein Kuhstall, steht die Alphütte<br />

Clavadatsch heute inmitten der Villen am<br />

Suvretta Hang von St. Moritz. Draussen,<br />

wo einst der Miststock stand, warten die Tische<br />

mit atemberaubender Aussicht auf die<br />

Gäste. Ist das Wetter ungemütlich, hält die<br />

Besucher drinnen der gusseiserne Ofen<br />

wohlig warm. So ist das Bergrestaurant<br />

Clavadatsch bei jedem Wetter ein einzigartiges<br />

Erlebnis. Zu Fuss sind es 35 Minuten<br />

vom Hotel, mit Skiern fährt man direkt bis<br />

zur Gerstensuppe, dem Mistkratzerli vom<br />

offenen Holzfeuer im Kamin und vielem<br />

mehr, das es zu entdecken gilt.<br />

Öffnungszeiten<br />

der Alphütte Clavadatsch<br />

– Im Winter täglich von 10.00 bis 16.00 Uhr<br />

– Für private Partys das ganze Jahr hinweg<br />

Ein aussergewöhnlicher<br />

Anlass im oder um<br />

den Schweizerhof herum<br />

Für einen speziellen Abend empfiehlt das<br />

Hotel Schweizerhof seine im Suvretta Ge-<br />

biet liegende, gemütliche Alphütte Clavadatsch.<br />

Dank der wunderschönen Aussicht<br />

ins Tal, auf die Seenlandschaft, die Engadiner<br />

Bergwelt und der rustikalen Ausstattung<br />

wirkt der original erhaltene Kuhstall<br />

angenehm warm und urchig. Dieses kleine<br />

Juwel ist eine einzigartige Location für eine<br />

Privatparty am Abend für bis zu 50 Personen.<br />

Der Abend wird mit einer romantischen<br />

Kutschenfahrt oder einem 35-minütigen<br />

Fussmarsch mit Fackeln gestartet, begleitet<br />

von der Direktion durch den Engadiner<br />

Wald. Bei der Hütte angekommen, werden<br />

die Gäste von Erwin und seinem Team<br />

mit einem feinen Glühwein-Apéritif willkommen<br />

geheissen. Im Kerzenschein geniessen<br />

die Besucher auf der Terrasse das<br />

nächtliche Engadiner Bergpanorama – einmalig<br />

– Winterstimmung pur. Anschliessend<br />

gibt es in der Hütte ein einladendes<br />

Engadiner Menu mit Schweizer live Folklore<br />

Musik. Zurück geht es mit dem Hotel<br />

Bus in den Schweizerhof mit einem Schlummertrunk<br />

in der Pianobar.<br />

Ideal auch für Tagungen<br />

Aber auch für Firmen-Workshops ist die Alphütte<br />

Clavadatsch sehr beliebt. Dank ihrer<br />

Top-Lage, etwas abgelegen und mit bester<br />

Aussicht auf die Engadiner Bergwelt, den<br />

Champfèrer-, Silvaplaner- und Silsersee, bietet<br />

die Alphütte eine entspannte Atmosphäre<br />

für inspirierendes Arbeiten abseits des Alltags.<br />

Auskünfte und Information:<br />

Hotel Schweizerhof<br />

Yvonne Urban Scherer & Martin Scherer<br />

Direktion<br />

Via dal Bagn 54<br />

7500 St. Moritz<br />

Tel. +41 81 837 07 07<br />

yurban@schweizerhofstmoritz.ch<br />

www.schweizerhofstmoritz.ch<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


50<br />

Der oberste Skilehrer der Welt<br />

Text: Ernesto Kellenberger<br />

Bilder: Ernesto Kellenberger, zVg Swiss Snowsports<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Bild 1: Am Wochenende gerne in Cinuos-chel, wo Riet R. Campell aufgewachsen ist.<br />

Bild 2: Berufsskilehrertreffen ISIA Japan mit Prinzessin Akiko. Riet R. Campell (r)<br />

Bild 3: Uebergabe des Bergkristalls anlässlich der General-Audienz bei Papst Franziskus<br />

Concierges der Skipiste. Devise: MmMm. Riet R. Campell,<br />

Direktor Swiss Snowsports und Präsident ISIA<br />

Jedes Wochenende setzt er sich in den Zug,<br />

um in einer vierstündigen Fahrt von Belp<br />

nach Cinuos-chel zu reisen. Seit 12 Jahren,<br />

wenn er nicht gerade auf Auslandreisen<br />

weilt. Hier ist Riet R. Campell aufgewachsen<br />

und seit je her eng mit der Natur verbunden.<br />

Nach wie vor eng verbunden mit<br />

dem kleinen Dorf von rund 70 Einwohnern,<br />

das viel Charme ausstrahlt. Wie das Hotel<br />

Restaurant Veduta, dessen Führung er und<br />

seine Frau Christine Mitte 2014 an ihren<br />

Sohn Gudench und dessen Partnerin Sabine<br />

übergeben haben.<br />

Voll anerkannt<br />

Was bedeutet es, an der Spitze von<br />

Swiss Snowsports zu sein? « Als Dachverband<br />

der schweizerischen Schneesportschulen<br />

und Schneesportlehrer setzen wir<br />

die Voraussetzungen für eine hochstehende<br />

Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte im<br />

Schneesport. Wir vertreten nicht nur national<br />

sondern auch international die gemeinsamen<br />

Interessen unserer Mitglieder und<br />

koordinieren gesamtschweizerisch alle Anliegen<br />

im Bereich Schneesport.» Früher<br />

wurden die Skilehrer mit kantonalen Patenten<br />

ausgezeichnet. Bereits seit 2003 besteht<br />

diesbezüglich kein Kantönligeist<br />

mehr. Die Berufsausbildung zum «Schneesportlehrer<br />

mit eidgenössischem Fachausweis»<br />

ist vom Staatssekretariat für Bildung,<br />

Forschung und Innovation (SBFI) vollwertig<br />

anerkannt. Welche Grundbedingungen<br />

muss ein Kandidat mitbringen? «Er sollte<br />

einen Abschluss in der beruflichen Grundausbildung<br />

haben, um den eidgenössischen<br />

Fachausweis als Schneesportlehrer zu erlangen.<br />

Neben einem guten Skifahrer, muss<br />

er über methodisch-didaktische und soziale<br />

Kompetenzen verfügen. Sprachkenntnisse<br />

sind ebenfalls sehr wichtig, um in den Weltkurorten<br />

Erfolg zu haben.»<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


Der Skilehrer soll laut Campell die Funktion<br />

eines Concierge ausüben. Also die Gäste<br />

ganzheitlich in ihrer Feriengestaltung betreuen.<br />

Nicht für jeden<br />

Gerade im Engadin hat man den Eindruck,<br />

dass die Skischulen wie Pilze aus<br />

dem Boden schiessen. «Früher diktierte der<br />

Kanton, dass es in jedem Ort nur eine Skischule<br />

geben darf. Heute bestehen keine<br />

solchen Einschränkungen mehr.» Es ist also<br />

relativ leicht eine Skischule zu eröffnen,<br />

ohne gewisse Qualitätskriterien zu erfüllen.<br />

Welche Stellung nimmt man diesbezüglich<br />

seitens Swiss Snowsports ein? «Wir vergeben<br />

pro Ortschaft nur eine Lizenz – z.B. in<br />

St. Moritz ist dies die «Schweizer Skischule»<br />

und in Champfèr die «Suvretta Snowsports<br />

School». Voraussetzungen sind: Eine<br />

angemessene Infrastruktur, ein Swiss Snow<br />

Kids Village, ausgebildete Skischul- und<br />

Ausbildungsleiter, Ausbildungsprogramme<br />

gemäss der Swiss Snow League. Zudem<br />

profitieren diese lizenzierten Schulen vom<br />

gemeinsamen Marketing unter dem Logo<br />

der Schweizer Skischulen.»<br />

Die Japaner…<br />

Als Präsident der ISIA, dem Internationalen<br />

Verband der Berufsskilehrer, bist Du<br />

wohl mit Herausforderungen konfrontiert,<br />

die sich von der Schweiz unterscheiden?<br />

«Ja, es galt erstmals, insbesondere weltweit<br />

minimale Standards für Berufsskilehrer<br />

einzuführen und diese dann auch durchzusetzen.<br />

Dabei sind die kulturellen Aspekte<br />

nicht zu unterschätzen», meint Campell,<br />

«Andere Denkweisen führen zu anderen Interpretationen<br />

und Auslegungen. Auf der<br />

ganzen Welt wird mit demselben Material<br />

gefahren und die physikalischen Grundsätze<br />

gelten für alle. In der Schweiz steht die<br />

Unterrichtsmethode im Vordergrund. Die<br />

Japaner zeichnen sich dadurch aus, dass sie<br />

die Vorgaben mit Akribie äusserst präzis<br />

umsetzen. Und die Franzosen setzen auf<br />

eine hohe Renntechnik.»<br />

Die Chinesen…<br />

sie kommen wieder<br />

Im vergangenen Winter haben Swiss<br />

Snowsports zusammen mit Schweiz Tourismus<br />

neue Wege beschritten. Acht chinesische<br />

Skilehrer erhielten in der Schweiz in<br />

acht Wintersportdestinationen eine professionelle<br />

Ausbildung nach Schweizer Skilehrer-Standards.<br />

Diese betreuten punktuell<br />

und je nach Nachfrage chinesische Skigäste,<br />

jeweils begleitet und gecoached durch<br />

Schweizer Skilehrer. Nach einer gemeinsamen<br />

Einführungswoche in Celerina erfolgte<br />

die Aufteilung auf die verschiedenen<br />

Destinationen.<br />

Aufgrund der gemachten Erfahrungen<br />

und durchwegs positiven Reaktionen ist unbestritten,<br />

dass sich diese chinesischen Skilehrer<br />

als überzeugte Markenbotschafter<br />

des Schweizer Wintertourismus erweisen<br />

werden. Als Brückenbauer zu dem viel Potential<br />

aufweisenden chinesischen Markt.<br />

Die gewonnenen Erkenntnisse haben die<br />

beiden Partner darin bestärkt, das Projekt<br />

«Chinesische Skilehrer für den Schweizer<br />

Winter» in dieser Saison mit den gleichen<br />

Protagonisten fortzuführen.<br />

Gekrönte Häupter, heiliger<br />

Stuhl, alt Bundesrat…<br />

Zu seinen Anfangszeiten als Skilehrer<br />

in Celerina hatte Campell immer wieder<br />

Möglichkeiten, gekrönten Häuptern und anderen<br />

Persönlichkeiten Skiunterricht zu erteilen.<br />

Ex-König Juan Carlos von Spanien,<br />

Prinzessin Caroline von Monaco gehörten<br />

u.a. zu seinen Gästen. «Aber für mich zählten<br />

alle gleich, ob sie eine «Majestät» sind<br />

oder auch «nur» Meier oder Müller hiessen»,<br />

präzisiert Campell.<br />

Als Präsident der ISIA bleiben ihm<br />

ebenfalls zahlreiche Begegnungen unvergesslich.<br />

«Den Skibegeisterten Papst Johannes<br />

Paul II. durfte ich 1993 besuchen. Er<br />

wurde sogar mit dem «Ehrenskilehrer» ausgezeichnet.»<br />

Angeblich soll er sich ja öfters<br />

mal heimlich aus dem Vatikan weggeschlichen<br />

und inkognito Skiausflüge unternommen<br />

haben. «Im Mai 2014 war ich dabei, als<br />

die argentinische Interski-Delegation bei<br />

Papst Franziskus zu einer Audienz empfangen<br />

wurde.» Um sein «hochdekoriertes Palmarès»<br />

zu erweitern, konnte Campell in Japan<br />

auch noch bei Prinzessin Akiko reinschauen,<br />

die in Japan die «Schirmherrin»<br />

der Skilehrer ist.<br />

In den internationalen Kontakten<br />

kann Swiss Snowsports auf die wertvolle<br />

Unterstützung von alt Bundesrat Adolf Ogi<br />

zählen. «Ein unglaublicher Motivator und<br />

Botschafter auch des Wintersports», ist<br />

Campell begeistert. Es versteht sich von<br />

selbst, dass Swiss Snowsports sich Ogis<br />

Devise «Man muss Menschen mögen»<br />

(MmMm) auf ihre Fahne geschrieben<br />

hat.<br />

51<br />

Schullager quo vadis?<br />

Was liegt Dir noch besonders am Herzen?<br />

«Die Schneesportschullager. Immer<br />

weniger Schulen organisieren Lager. Dadurch<br />

betreiben die Jugendlichen den<br />

Schneesport weniger. Wer im jungen Alter<br />

diese Möglichkeiten nicht hat, wird den<br />

Schneesport auch später nur spärlich ausüben.<br />

Gerade auch im Hinblick auf die Integration<br />

von Migranten könnten diese<br />

Schneesportwochen mit Schulkameraden<br />

interessant sein und unvergessliche Eindrücke<br />

auslösen, Erinnerungen schaffen.»<br />

Das BASPO-SECO und Swiss<br />

Snowsports sowie weitere nationale Schneesportorganisationen<br />

haben einen Verein<br />

«Schneesportinitiative Schweiz» gegründet,<br />

die den Schulen bei der Planung, Organisation<br />

und Durchführung der Lager helfen.<br />

Insbesondere sollen dort günstige Angebote<br />

offeriert werden.<br />

Klein aber…<br />

Die erholsamen Momente in Cinuoschel<br />

sind beim passionierten Jäger Riet<br />

Campell auch immer wieder mit einem<br />

Hauch Nostalgie verbunden. Gerne erinnert<br />

er sich an die 60/70er Jahre. «Mein Vater<br />

baute damals einen eigenen Skilift d.h. einen<br />

Pendellift mit nur zwei Bügeln. Die<br />

Piste war jedoch beleuchtet…! In dieser<br />

Phase hatte unser Dorf in Prozenten zu den<br />

Einwohnern mehr Skilehrer als die grossen<br />

Winterdestinationen.» Es verwundert nicht,<br />

dass Campells beide Söhne Cla-Duri und<br />

Gudench ebenfalls Skilehrer geworden<br />

sind. Seine Tochter Annina anderseits überzeugt<br />

als Moderatorin beim Schweizer<br />

Fernsehen, ist aber auch eine exzellente<br />

Skifahrerin.<br />

Cinuos-chel mit seinem Sgraffitoschmuck<br />

– klein und verträumt. Die Campells<br />

aber weltoffen – für Begegnungen und<br />

Kontakte mit Menschen. ◊<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


52<br />

Surselva meets<br />

Engadin. Boutique<br />

Gin und Truffes<br />

Text: Ernesto Kellenberger<br />

Bilder: Ernesto Kellenberger, zVg Breil Pur<br />

BREIL PUR London Dry Gin – aus exklusiven schweizerischen «Botanicals».<br />

Viel Herzblut und Enthusiasmus. Gin mit einer grossen Geschichte. Gründer und<br />

Inhaber Beat Sidler und Gustav Inglin<br />

Wo treffen sich Surselvaner und Oberengadiner? Im<br />

Sinne eines Kompromisses auf neutralem Boden im<br />

Unterland… in Chur. Von Breil/Brigels angereist die<br />

zwei «Jungunternehmer» Beat Sidler und Gustav Inglin.<br />

Von St. Moritz Hotelier Markus Hauser aus der<br />

gleichnamigen Konditorei und Confiserie.<br />

Wie heisst es doch so schön nach Matthias Claudius?<br />

«Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen.»<br />

Und was für eine Geschichte! Sie hört sich an<br />

wie ein spannendes Märchen. Hauptdarsteller: Der<br />

Wirtschaftsjurist Beat Sidler, früher in führenden Funktionen<br />

in der Konsumgüter-Industrie und Gustav Inglin,<br />

ex Managing Director bei Credit Suisse.<br />

Von der «Schnapsidee»<br />

zum High Class Produkt<br />

Wie kam es zu diesem fast schon extrem anmutenden<br />

Schritt in eine total andere berufliche Welt?<br />

«Genau das war es, was wir anstrebten. Wir wollten was<br />

ganz Neues anpacken, aufbauen – einen Tapetenwechsel»,<br />

kommt es aus dem Munde der beiden 52-Jährigen.<br />

«Was, wussten wir anfangs 2013 nicht. Es sollte jedoch<br />

einen engen Bezug zum Bündnerland und zur Natur haben.»<br />

So kam es dann rasch zu dieser wortwörtlichen<br />

«Schnapsidee»? « Nein, es folgte ein spannender Prozess<br />

des Philosophierens, des Brainstormings in Breil,<br />

wo wir beide mit unseren Familien ein Ferienhaus besitzen.»<br />

Verschiedene Produkte standen zur Diskussion.<br />

Von Käse, Kräutern, Salsiz bis zu Honig. Es sollte anderseits<br />

aber auch den Charakter von Exklusivität ausstrahlen.<br />

Menschen lieben nun mal das Besondere. Anlässlich<br />

einer Gin-Degustation ging dann ein Ruck<br />

durch Inglin und Sidler. «Obwohl, wir hatten eigentlich<br />

bisher keine Beziehung zu Gin», gestehen sie ein.<br />

Wo brennen?<br />

Die Idee eines 100 Prozent natürlichen Bio Gin<br />

aus Alpenwacholder war geboren. Bestärkt durch ein<br />

Revival des Gins. Die Idee war also da, aber die Realisierung?<br />

Der Startschuss gefallen – zu einer intensiven,<br />

aufwendigen Phase. Aber auch zu einer Reise ins Ungewisse<br />

mit vielen offenen Fragen. Irgendwo muss dieser<br />

Gin ja auch gebrannt werden! Bald wurden sie jedoch<br />

fündig in der unweit entfernten Destillaria Candinas in<br />

Surrein. Ein Unternehmen mit fast 200-jähriger Brenntradition.<br />

«Gion Candinas’ Frau Anna durchschaute uns<br />

bereits beim ersten Besuch. Realisierte, was wir im<br />

Schilde führen könnten. Bombardierten wir die Candi-<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


53<br />

«Gipfeltreffen von Gin und Truffes» mit Beat Sidler,<br />

Gustav Inglin und Markus Hauser (v.l.)<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


54<br />

nas’ doch buchstäblich mit Fragen», erzählen Sidler<br />

und Inglin mit verschmitztem Lächeln. Der Entscheid<br />

zu einer von Vertrauen geprägten Partnerschaft war<br />

rasch gefällt.<br />

Dr. Gin<br />

Parallel zu einer umfassenden Marktanalyse und<br />

dem Erstellen von Business-Plänen galt es, einen Fachmann<br />

aufzuspüren, der die Produktentwicklung begleitet.<br />

In der Person von Dr. David Clutton gelang es ihnen,<br />

einen der weltweit namhaftesten Gin-Experten für<br />

sich zu gewinnen. «Umso grösser unsere Überraschung,<br />

als er sofort Feuer und Flamme für unsere Idee war. Daraus<br />

entwickelte sich eine Super-Zusammenarbeit»,<br />

vermelden die beiden mit berechtigtem Stolz. Die Basis<br />

aus Kräutern, Gewürzen, Beeren. Die Rezeptur?! Angesichts<br />

von zig verschiedenen Geschmacksrichtungen<br />

galt es nun, ihre Vorstellungen zu definieren. Bücher<br />

mit Kräutervorschlägen wurden konsultiert. Immer<br />

wieder die Frage «Wie soll er schmecken?» In dieser<br />

Phase fanden die beiden auch wertvolle Unterstützung<br />

bei ihren Ehefrauen. Es kristallisierte sich schlussendlich<br />

eine Alpenkräuter-Kombination von Wacholder,<br />

Alpenrose, Schokolademinze und…. heraus. «Die Rezeptur<br />

bleibt natürlich unser Geheimnis», sagen sie mit<br />

lächelnder Miene. «Woher die Kräuter? Kontakte zu<br />

«Rausch» und «Ricola» wurden aufgebaut, brachten<br />

uns aber noch nicht weiter.»<br />

Ganz in Weiss, mit Strohhut…<br />

und das Engadin<br />

Dann kam wie aus heiterem Himmel plötzlich der<br />

Name eines «Kräuter Harry» ins Spiel. Ein 80-jähriges<br />

Original aus dem St.Galler Rheintal, der immer mal<br />

wieder mit den Indianern am Amazonas lebt. «Wir vergessen<br />

die erste Begegnung mit ihm nicht mehr. Treff-<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


Nach nur einem Jahr…<br />

Immer wieder waren Hürden zu bewältigen. Reaktionen<br />

öffentlicher Ämter, die sie mit ihrem Vorhaben<br />

konfrontierten: «So einen Fall hatten wir noch<br />

nie…!» Unglaublich! Bereits nach einem Jahr, während<br />

welchem u.a. auch die Vermarktung, die verschiedenen<br />

selbstkreierten Verpackungen auf die Beine gestellt<br />

wurden, konnte der Bio-zertifizierte Gin 55<br />

präsentiert werden. Ein veritables Boutique-Produkt<br />

mit einem Alkoholgehalt von hohen 45% Vol. Ein<br />

Gin, der die höchste Qualitätsbezeichnung «London<br />

Dry Gin» tragen darf. Dass Sidler und Inglin nebenbei<br />

als erste in der Schweiz auch noch die Ausbildung zum<br />

«Spirituosen-Sommelier» bei GastroSuisse absolvierten<br />

spricht für deren Enthusiasmus für ihr Produkt. Anfänglich<br />

erfolgte der Vertrieb über das Internet. Inzwischen<br />

kann das regionale Boutique-Produkt schweizweit<br />

nicht nur in 4- und 5-Sterne Häusern, sondern auch<br />

in gehobenen Restaurants sowie angesagten Bars und<br />

Szenebars genossen werden. Ausgesuchte Getränkehändler<br />

führen den Gin ebenfalls im Sortiment.<br />

Bevor der Gin jedoch an die Abnehmer ausgeliefert<br />

werden kann, wird jede einzelne Flasche von den<br />

Inhabern von Hand abgefüllt, etikettiert, verkorkt und<br />

mit einem Siegel am Flaschenhals einzeln nummeriert.<br />

BREIL PUR London Dry Gin und<br />

BREIL PUR Gin Truffes Quadrofonie<br />

erhältlich bei Hauser’s Confiserie, St. Moritz<br />

www.breilpur.ch<br />

punkt in einem… Migros-Restaurant! Seine Erscheinung:<br />

Weiss gekleidet und Strohhut mit eingesteckter<br />

Feder. Er diskutierte mit uns so enthusiastisch, dass<br />

schlussendlich das ganze Restaurant mithörte», können<br />

Inglin und Sidler immer noch darüber lachen. Das Resultat<br />

war positiv und brachte die beiden einen wichtigen<br />

Schritt weiter. «Er besorgt uns den Alpenwacholder,<br />

den er im Raum Pontresina für uns sammelt. Die<br />

Alpenrosenblüten pflücken wir zusammen mit unseren<br />

Ehefrauen selbst von Hand auf dem Lukmanierpass.»<br />

… dann noch die Gin-Truffes<br />

aus St. Moritz<br />

Tanja Grandits, Köchin des Jahres 2014, schrieb<br />

in ihrem Buch «tanja grandits / gewürze» zum Wacholder:<br />

«Und Geschmack und Farbe gehen schon fast<br />

Hand in Hand, wenn dunkler Wacholder… auf braune<br />

Schokolade… trifft». Das können Inglin und Sidler nur<br />

bestätigen. Also galt es, einen attraktiven Partner zu<br />

finden. Durch eine Empfehlung kam es zur Begegnung<br />

mit Markus Hauser, Besitzer des Traditionshauses Hauser<br />

in St. Moritz.<br />

Dem für Neues immer offenen Markus Hauser<br />

gefiel die Idee. Seine Confiseure kreierten auf der Basis<br />

des BREIL PUR London Dry Gin in Zusammenarbeit<br />

mit dem Couverture-Produzenten Felchlin eine GIN<br />

TRUFFES QUADROFONIE. Hochwertige Schweizer<br />

Schokolade basierend auf dem raren Wildcacao «Criollo<br />

Amazonico» aus dem Tiefland Boliviens. Zarte helle<br />

und kräftige dunkle Truffes in je zwei Varianten.<br />

Hätte Queen Mom den edlen und rein biologischen<br />

«BREIL PUR London Dry Gin» mit der besonderen<br />

Geschmacksharmonie schon gekannt… sie wäre<br />

zweifellos darauf abgefahren. Nicht nur – sondern auch<br />

auf die «Gin Truffes Quadrofonie».<br />

Familienzuwachs<br />

Im November erhielt die BREIL PUR-Gin Familie<br />

Zuwachs. Der neu lancierte PREIL PUR Sloe Gin-<br />

Likör – intensiv rot, rein biologisch und mit 100%<br />

Schlehdorn (Sloe), Alpenwacholder, Alpenrosen und<br />

Schokolademinze aus der Schweiz. Als «Pate» für den<br />

ersten einheimischen Sloe-Gin stand erneut der namhafte<br />

Gin Experte Dr. David Clutton zur Verfügung. ◊<br />

www.breilpur.ch<br />

www.hotelhauser.ch<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


56<br />

Thomas Frieden<br />

Edelsteinexperte aus Leidenschaft<br />

Interview: Marco Meyer<br />

Bilder: zVg<br />

Gespür für Formen und Farben. Verarbeitung von edelsten Materialien<br />

zu kulturellen Werten. Designer, Goldschmiede und Juwelenfasser<br />

– die Schmuckmanufaktur Frieden in Thun beschäftigt Meister ihres<br />

Faches und lanciert die exklusive Eigenmarke THOMAS FRIEDEN.<br />

Der Patron selbst hat sein Wissen und seine Erfahrung über Jahrzehnte<br />

an junge Gemmologen und Berufsleute weitergegeben – nun steht<br />

seine grösste Herausforderung an: Die Übergabe des Betriebs an die<br />

nächste Generation.<br />

«Aus den Wurzeln zu schöpfen, die Tradition des Handwerks zu<br />

respektieren und doch mit der Zeit zu gehen, darin liegt wohl das Erfolgsgeheimnis»,<br />

Thomas Frieden.<br />

Herr Frieden, im vergangenen Jahr<br />

waren Sie häufig in den Medien,<br />

auch als «Herr der Edelsteine». Zufall?<br />

Nicht ganz. Das hat sicher mit unserer neuen<br />

Eigenmarke «Thomas Frieden» zu tun,<br />

mit der wir vermehrt an die Öffentlichkeit<br />

treten. Viele Redaktionen interessieren sich,<br />

wer dahinter steckt.<br />

Stimmt, auch im «<strong>Snowtimes</strong>» schwärmte<br />

Juwelier Scherbel in St. Moritz von<br />

Ihnen. Ihre Firma wurde 1898 gegründet,<br />

waren Sie denn bisher im Publikum<br />

gar nicht bekannt?<br />

Das ist tatsächlich so: Wir beliefern weltweit<br />

etwa 300 Juweliere mit unseren Kollektionen<br />

oder machen Anfertigungen für<br />

sie. Unser Schmuck wurde in den Bijouterien<br />

aber bisher hauptsächlich als sogenanntes<br />

«White Label» verkauft, also unter<br />

dem Namen des betreffenden Juweliers.<br />

Und das hat sich nun geändert?<br />

Ja, im Zuge des immer stärker werdenden<br />

Markenbewusstseins der Konsumenten haben<br />

wir uns zu zwei Massnahmen entschlossen:<br />

Die Marke «Thomas Frieden»<br />

zu lancieren, die nun exklusiv bei ausgewählten<br />

Juwelieren angeboten wird. Markus<br />

Lerch, unser neuer CEO, will aber in<br />

Zukunft auch die Unternehmung FRIEDEN<br />

als Schmuckmanufaktur ins Zentrum rücken<br />

und in der Öffenlichkeit bekannt machen.<br />

Dabei stehen ihm qualifizierte Berufsleute<br />

zur Seite, wie zum Beispiel die<br />

Gemmologin und Produktemanagerin Frau<br />

Andrea von Allmen.<br />

Sie sind mit Leib und Seele Gemmologe.<br />

Oh ja, schon früh war ich fasziniert von den<br />

Edelsteinen und Kulturperlen, die mein Vater<br />

von Reisen aus aller Welt heimbrachte.<br />

Durch das Mikroskop das faszinierende Innenleben<br />

von Edelsteinen zu betrachten,<br />

machte mir besondere Freude. Und natürlich<br />

zu verfolgen, wie diese in der elterlichen<br />

Manufaktur in Thun zu Schmuckstücken<br />

verarbeitet wurden. So lag es nahe,<br />

dass ich mich nach der Matura und einer<br />

Goldschmiedelehre in Los Angeles zum G.<br />

G. GIA (Graduate Gemologist des Gemological<br />

Instituts of America) und anschliessend<br />

in der Schweiz zum Experten für Edelsteine<br />

der Schweizerischen Gemmologischen Gesellschaft<br />

(SGG) ausbilden liess, bevor ich<br />

in dritter Generation in die Firma eintrat.<br />

Als Gründungs- und Stiftungsratsmitglied<br />

des Instituts für Edelsteinforschung,<br />

SSEF, in Basel, sowie als<br />

Präsident und Vorstandsmitglied der<br />

SGG waren Sie während Jahrzehnten<br />

am Puls der Forschung.<br />

Ja, eine tolle Erfahrung. Denn die Edelsteinforschung<br />

ist ein sich ständig wandelnder<br />

Bereich.<br />

In der Schweiz sind Sie die einzige<br />

Unternehmung der Branche, die in drei<br />

Sparten tätig ist – neben der Juwelenfabrikation<br />

handeln Sie mit Edelsteinen<br />

und Kulturperlen und gehören zu<br />

den bedeutenden Perlenimporteuren<br />

der Schweiz. Welche Produkte bieten<br />

Sie aktuell an?<br />

Die Bedürfnisse unserer Grosshandelskunden<br />

variieren von Land zu Land, oft auch<br />

von Region zu Region. Die Geschmäcker<br />

sind sehr verschieden, deshalb müssen wir<br />

breit diversifizieren. Unsere Kollektionen<br />

umfassen Diamant-, Farbstein- und Perlenschmuck,<br />

aber auch Spezialkollektionen,<br />

wie zum Beispiel Schmuck mit Rohdiamanten.<br />

Dazu kommt unsere Eigenmarke<br />

«Thomas Frieden», die wir vor zwei Jahren<br />

lanciert haben. Sie ist weltweit einzigartig,<br />

da sie den Diamanten erstmals in all seinen<br />

Erscheinungsformen und Farben im gleichen<br />

Schmuckstück präsentiert. Die Marke<br />

umfasst mittlerweile drei Linien, welche<br />

von Naturmotiven inspiriert sind: Feuille<br />

Divine, Oeil Magique und Fleur Céleste.<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


Was braucht es in Ihrer Branche<br />

für Erfolg?<br />

Leidenschaft und Herzblut. Dazu aber profunde<br />

Fachkenntnisse und Erfahrung – vor<br />

allem im Bereiche der Rohmaterialien, also<br />

bei den Edelsteinen und Kulturperlen. Nur<br />

wenn diese Voraussetzungen stimmen, hat<br />

der Kunde Vertrauen in die angebotenen<br />

Produkte. In unserer Branche steht Vertrauen<br />

über allem.<br />

Und Kreativität?<br />

Ein ganz entscheidender Faktor. Man muss<br />

einerseits immer orientiert sein, was in der<br />

Branche läuft, anderseits aber auch als<br />

Trendsetter vorangehen können. Kreativität,<br />

Innovation und Inspiration bei den Designs<br />

– das ist eine Grundvoraussetzung.<br />

Wie definieren Sie Schweizer Qualität?<br />

Nebst der Qualität der Rohmaterialien muss<br />

auch die Qualität der Herstellung stimmen<br />

– nur qualifizierte Goldschmiede sind in der<br />

Lage, die sprichwörtliche Schweizer Qualität<br />

zu garantieren. Aus den Wurzeln zu<br />

schöpfen, die Tradition des Handwerks zu<br />

respektieren und doch mit der Zeit zu gehen<br />

– darin liegt wohl das Erfolgsgeheimnis.<br />

Wie hat sich Ihre Tätigkeit im Laufe<br />

der Zeit gewandelt?<br />

In letzter Zeit habe ich vermehrt mit Investoren<br />

zu tun, also mit Leuten, die einen Teil<br />

ihres Vermögens zur Diversifikation in Edelsteinen<br />

anlegen wollen. Krisen vergangener<br />

Zeiten haben gezeigt, dass Diamanten und<br />

Farbedelsteine von herausragender Qualität<br />

immer gefragt sind: Sie beinhalten echte,<br />

bleibende Werte und können im Notfall problemlos<br />

transportiert werden. Wenn man sie<br />

dann noch in ein Schmuckstück fasst, ist<br />

dies im wahrsten Sinne des Wortes eine Investition<br />

in Freude und bleibendeWerte.<br />

Wie sind die Beziehungen zu Ihren<br />

Grosshandelskunden?<br />

Nicht zuletzt auf Grund unserer Firmengeschichte<br />

haben wir im In- und Ausland langjährige<br />

Geschäftsbeziehungen. Viele Kunden<br />

sind zu echten Freunden geworden.<br />

Auch Juwelier Scherbel in St.Moritz gehört<br />

seit langem zu unseren sehr guten Kunden,<br />

welche unsere Produkte und unsere Dienstleistungen<br />

schätzen, und wir freuen uns immer<br />

über die Kontakte mit dem Ehepaar<br />

Christa und Luciano Giovanoli-Scherbel.<br />

Um Edelsteine und Kulturperlen<br />

vor Ort zu beschaffen, reisen Sie um<br />

die ganze Welt. Ein zusätzlicher Stress<br />

– oder ist da auch Freude dabei?<br />

1<br />

2<br />

Bild 1: Bracelet aus der Rainbow-Kollektion mit<br />

naturfarbenen Saphiren aus Madagaskar.<br />

Bild 2: Die Marke «Thomas Frieden», ist weltweit<br />

einzigartig, da sie den Diamanten erstmals<br />

in all seinen Erscheinungsformen und Farben<br />

im gleichen Schmuckstück präsentiert.<br />

Ich reise sehr gerne, und so herrscht die<br />

Freude eindeutig vor. Dank des Direkteinkaufs<br />

bin ich in vielen interessanten Ländern<br />

unterwegs, kenne die Minengebiete<br />

und die Märkte, und komme dank des während<br />

Jahrzehnten aufgebauten Beziehungsnetzes<br />

an Raritäten heran. So kann ich<br />

unseren Kunden ein optimales Preis-<br />

Leistungsverhältnis bieten. Stress kann<br />

entstehen, wenn es um die Entscheidung<br />

geht, einen sehr wertvollen Stein zu erwerben<br />

und die Preisvorstellungen des Verkäufers<br />

und mir nicht übereinstimen. Im kommenden<br />

Frühling werde ich nach Mogok<br />

reisen, ins Tal der Rubine im Norden von<br />

Burma (Myanmar), wo die schönsten Rubine<br />

geschürft werden. Dort war ich zum ersten<br />

Mal vor zwanzig Jahren, kurz nach der<br />

Beendigung des brutalen Militärregimes<br />

von Ne Win – dieses schottete Burma von<br />

1962 – 1992 von der Aussenwelt ab. Erstmals<br />

durfte damals eine kleine internationale<br />

Gruppe von sechs Gemmologen die<br />

Minen unter strengster Militärbewachung<br />

besuchen. Auch heute ist es nicht einfach,<br />

in die sehr abgelegenen Minengebiete zu<br />

gelangen.<br />

Sie selbst sind auch an einer<br />

Edelsteinmine beteiligt?<br />

Ja, es handelt sich um die Pink Valley 57<br />

Mine im Süden von Madagaskar, wo<br />

sehr schöne naturfarbene Saphire in allen<br />

Regenbogenfarben gefunden werden. Diese<br />

haben uns zu unserer exklusiven Rainbow-Kollektion<br />

inspiriert: extravagante<br />

Armbänder, Colliers, Ringe und Ohrschmuck.<br />

Das Material ist allerdings rar,<br />

und so braucht es viel Zeit und Geduld, bis<br />

man genügend Saphire in Top-Qualität gefunden<br />

hat, um fliessende, fein abgestimmte<br />

Regenbogenlinien zusammenzustellen.<br />

Welche unternehmerischen Ziele<br />

verfolgen Sie in den kommenden<br />

Monaten?<br />

Altershalber steht bei uns eine Nachfolgeregelung<br />

an. Das Know-how der alten Garde<br />

an eine jüngere motivierte Mannschaft weiterzugeben,<br />

ist eine grosse Herausforderung.<br />

Die Voraussetzungen dazu sehen bei<br />

uns gut aus, haben wir doch mit Markus<br />

Lerch seit letztem Frühling einen dynamischen<br />

CEO mit Visionen und Ideen für<br />

die Zukunft. Was meine Person anbetrifft,<br />

werde ich – solange es mich braucht und<br />

ich die Gesundheit dazu habe – meine Kräfte<br />

für die Firma einsetzen, vor allem im<br />

Edelstein- und Kulturperlenhandel. ◊<br />

www.frieden.ch<br />

www.thomas-frieden.com<br />

THOMAS FRIEDEN – die neue<br />

Schweizer Schmuckmarke aus Thun<br />

Seit jeher hat die über hundert Jahre<br />

alte Schweizer Schmuckmanufaktur<br />

Frieden edelste Materialien zu kulturellen<br />

Werten verarbeitet. Dieser Anspruch<br />

war auch bei der Entwicklung<br />

der Eigenmarke THOMAS FRIEDEN<br />

Antrieb und Herausforderung.<br />

So wird der Diamant, der König der<br />

Edelsteine, erstmals auf ganz besondere<br />

Art zelebriert: er präsentiert sich in<br />

in all seinen Erscheinungsformen in<br />

extravaganten Designs, welche Tradition<br />

und Moderne auf einzigartige Weise<br />

verschmelzen. Durch die Vielfalt der<br />

Schliffformen und durch die verschiedenen<br />

bezaubernden Pastelltöne der<br />

Diamanten wird jedes Schmuckstück<br />

zum Unikat mit eingravierter Nummer<br />

und Echtheits-Zertifikat. ◊<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


58<br />

Der neue Albulatunnel der Rhätischen Bahn:<br />

Der Eingriff in das Pionierwerk bedarf grosser<br />

Sorgfalt<br />

Interview: Marco Meyer<br />

Bilder: zVg<br />

1903, als der Albulatunnel in Betrieb genommen wurde,<br />

verkehrten noch Dampfzüge auf dem Streckennetz der Rhätischen Bahn.<br />

Die Albula- und die Berninastrecke der Rhätischen Bahn und damit<br />

die Verbindung von Thusis bis nach Tirano stehen seit 2008 auf<br />

der Welterbeliste der UNESCO. Nun wird der über 110-jährige Albulatunnel<br />

– das Herzstück des UNESCO Welterbes – völlig neu gebaut.<br />

Christian Florin, Stellvertreter des Direktors und Leiter Infrastruktur<br />

der Rhätischen Bahn, erklärt die Hintergründe.<br />

Herr Florin, der Spatenstich zum neuen<br />

Albulatunnel ist im Juni 2014 bereits<br />

erfolgt. Was sind die weiteren Meilensteine?<br />

<strong>2015</strong> geht es weiter mit den Vortriebsarbeiten,<br />

dies sind die eigentlichen Sprengund<br />

Bohrarbeiten. Ende 2017 planen wir<br />

derzeit den Durchstich und 2020 die Inbetriebnahme<br />

des neuen Tunnels.<br />

Anschliessend wird der alte Tunnel<br />

noch zu einem Sicherheitstunnel<br />

umfunktioniert.<br />

Richtig. Danach ist das Projekt im Jahre<br />

2022 abgeschlossen.<br />

Das Ausbruchsmaterial soll vor Ort zu<br />

Beton verarbeitet werden – was passiert<br />

mit dem daraus entstehenden Beton?<br />

Ein Teil des Ausbruchmaterials kann für die<br />

Zuschlagsstoffe für die Betonherstellung<br />

gewonnen werden. Der Beton wird in erster<br />

Linie für die Betonschale des Gewölbes<br />

und der festen Fahrbahn verwendet.<br />

Weshalb hat sich die RhB für einen<br />

Neubau und nicht eine Instandsetzung<br />

entschieden?<br />

Eine Zustandserfassung des über 110-jährigen<br />

Albulatunnels im Jahr 2006 brachte<br />

erheblichen Erneuerungsbedarf auch bezüglich<br />

Sicherheit zutage. Mehr als die<br />

Hälfte der Tunnelröhre müsste erneuert<br />

werden. Die beiden Varianten Instandsetzung<br />

und Neubau wurden anschliessend<br />

miteinander verglichen. Dabei ergaben sich<br />

klare Vorteile für das nun in Angriff genommene<br />

Projekt.<br />

Welche?<br />

Für den Neubau sprachen der relativ geringe<br />

Kostenunterschied, kaum fahrplanrelevante<br />

Einschränkungen des Zugverkehrs<br />

und nicht zuletzt gewährt der Neubau eine<br />

hohe Qualität und ist vorteilhaft in Bezug<br />

auf die Nachhaltigkeit und Sicherheit.<br />

1903 ging der Tunnel in Betrieb,<br />

welche Fahrzeuge verkehrten damals<br />

für die RhB?<br />

1903 war die Rhätische Bahn noch nicht<br />

elektrifiziert, das heisst, es verkehrten auf<br />

dem Streckennetz der RhB Dampfzüge.<br />

Dies bedeutet auch, dass der alte Albulatun-<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


nel für den Dampfbetrieb gebaut wurde.<br />

Wie geht die RhB mit der Tatsache<br />

um, dass der Albulatunnel UNESCO<br />

Welterbe ist?<br />

Instandsetzungen und Eingriffe auf der UN-<br />

ESCO Welterbestrecke bedürfen natürlich<br />

grosser Sorgfalt, das ist klar. So hat die RhB<br />

beispielsweise bei der Planung des neuen<br />

Tunnels eng mit den Verantwortlichen der<br />

Denkmalpflege des Kantons und des Bundes<br />

zusammengearbeitet. Sämtliche Änderungen<br />

des Erscheinungsbildes werden zudem<br />

mit einer eigens dafür einberufenen<br />

Arbeitsgruppe zum Thema Denkmalpflege<br />

besprochen und entschieden.<br />

Die Rhätische Bahn ist erst die dritte<br />

Bahn weltweit mit dem Prädikat<br />

«universal outstandig». Was waren<br />

die Gründe, weshalb die RhB von<br />

der UNESCO auf die Welterbeliste<br />

genommen wurde?<br />

Die «Rhätische Bahn in der Landschaft Albula/Bernina»<br />

bildet einerseits – so die<br />

erste Begründung – ein Pionierwerk moderner<br />

Ingenieurskunst und architektonischer<br />

Konstruktion zu Beginn des 20. Jahrhunderts.<br />

Entstanden aus einem einmaligen Zusammenspiel<br />

von Natur, Kultur und Technologie.<br />

Andererseits stellt die RhB ein<br />

einzigartiges Beispiel einer Eisenbahn dar,<br />

die harmonisch in eine Hochgebirgslandschaft<br />

integriert ist. Der Albulatunnel liegt<br />

in der Mitte des Welterbes. Bekannter sind<br />

natürlich der Landwasserviadukt oder der<br />

Kreisviadukt Brusio, doch der Albulatunnel<br />

ist mit fast 5,9 Kilometern Länge das<br />

grösste Bauwerk auf der Welterbestrecke.<br />

Welches ist Ihre persönliche Lieblingsstelle<br />

auf der Albulastrecke?<br />

Der Stulsertobelviadukt ist für mich das imposanteste<br />

Bauwerk. Eine unglaublich<br />

kühne Lage. Wenn man darauf steht, kann<br />

man sich kaum vorstellen, wie unsere Vorfahren<br />

dieses Bauwerk realisierten.<br />

Was macht aus Ihrer Sicht die<br />

Faszination «Eisenbahn» aus?<br />

Das System Bahn ist unglaublich durchdacht.<br />

Alles ist gut aufeinander abgestimmt<br />

und führt daher zu einer grossen Effizienz.<br />

Vieles ist sehr überlegt entwickelt und gebaut<br />

worden, so dass wir heute noch lange<br />

von den intelligenten Lösungen profitieren<br />

können.<br />

Wie hat sich die RhB in den letzten<br />

zehn Jahren modernisiert?<br />

Für den Kunden spürbar sind vor allem<br />

Neubeschaffungen von Fahrzeugen wie die<br />

ALLEGRA-Triebzüge oder auch Verbesserungen<br />

der Kundenanlagen an den Bahnhöfen<br />

wie Billettautomaten, das Kundeninformationssystem<br />

oder neue Perronanlagen.<br />

Sichtbar ist natürlich auch unsere moderne<br />

Webseite, welche 2014 neu aufgesetzt wurde.<br />

Doch hat sich die RhB auch hinter den<br />

Kulissen laufend zu einem modernen Unternehmen<br />

weiterentwickelt.<br />

Sind weitere Anschaffungen beim<br />

Rollmaterial geplant?<br />

Die RhB ist laufend daran, ihr Rollmaterial<br />

zu erneuern. Ab 2016 sind die ersten der<br />

neuen Gliederzüge auf der Albulalinie im<br />

Einsatz, ab 2017 neue Steuerwagen. Weitere<br />

neue Triebzüge sind in den Folgejahren<br />

in Graubünden unterwegs.<br />

59<br />

Welche Infrastruktur-Neuerungen<br />

gibt es im Engadin?<br />

Die erste Umbauetappe am Bahnhof<br />

St. Moritz, Gleis eins wurde realisiert und<br />

erstrahlt in neuem Glanz. Die weiteren<br />

«Der neue Albulatunnel gewährt eine hohe Qualität und ist vorteilhaft in Bezug auf<br />

Nachhaltigkeit und Sicherheit,» Christian Florin, Stellvertreter des Direktors und Leiter<br />

Infrastruktur der Rhätischen Bahn.<br />

Etappen folgen <strong>2015</strong> und 2016.<br />

Welchen Ausflug würden Sie den<br />

Gästen besonders empfehlen?<br />

Am 4./5./6. Februar und März finden Vollmondfahrten<br />

statt. Diese kann ich sehr<br />

empfehlen. Die Vollmondfahrt führt abends<br />

im Panoramawagen auf die Alp Grüm zum<br />

Nachtessen. ◊<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


60<br />

Der Tisch…<br />

Text und Bild: Ernest Cave du Mont<br />

Die Sonne macht ihre ersten Versuche, die<br />

imposante Kulisse des Corvatsch zu überwinden.<br />

In der klaren, bitterkalten Nacht<br />

wurde ich mit einem hauchdünnen Kleid<br />

eingehüllt. Es fühlt sich an wie ein seidenes,<br />

luftiges Négligé. Schon bald erhalte ich<br />

meine geschätzte Morgentoilette. Zielstrebig<br />

werde ich mit einem Lappen vom leichten<br />

Kick befreit. Einer einfühlsamen Massage<br />

gleich. Ich bin stolz, wie ich mich<br />

meinen Gästen präsentieren darf.<br />

Bin mir bewusst, dass der Mensch einen<br />

grossen Teil seines Lebens an Tischen,<br />

auf Stühlen oder Bänken verbringt. Bereits<br />

vernehme ich aus dem Innern der Hütte die<br />

ersten eingehenden Telefonanrufe. Effizient<br />

und mit grösster Freundlichkeit werden die<br />

Reservationen behandelt.<br />

Keine Platzwunden<br />

Vorahnungen bauen sich bei mir auf.<br />

Auch heute bin ich wieder sehr gefragt.<br />

Schon bald erhalte ich die ersten weissen<br />

Kleber aufgedrückt. Nein, ich habe keine<br />

Platzwunden. Eine schwungvolle Schrift<br />

ziert diese. Einige nur mit Vornamen. Aber<br />

ich weiss natürlich, wer dahinter steckt.<br />

Siehe da, eine Reservation glänzt sogar<br />

durch einen explizit angemeldeten… akademischen<br />

Titel?! Ansonsten geniesse ich<br />

noch die herrschende Ruhe, bevor die ersten<br />

Geniesser eintreffen. Tief beeindruckt<br />

und schwärmend. Haben sie doch die frühmorgendlichen<br />

Abfahrten vom Gipfel auf<br />

3’300 m ü.M. über den top präparierten Rücken<br />

voll ausgekostet.<br />

Heiss begehrt<br />

Ich habe einen privilegierten Standort<br />

direkt an der Hüttenwand. Meist windgeschützt.<br />

Diesen habe ich dank meines rustikalen<br />

Aussehens, den eindrücklichen Holzstrukturen,<br />

ja auch verdient. Am frühen<br />

Morgen zwar noch im Schatten. Gegen Mittag<br />

aber immer heiss begehrt. Ich verwöhne<br />

die Gäste gerne, will für sie stets das Beste.<br />

Schätze es, wenn man auch mich mit Respekt<br />

behandelt.<br />

Das tut weh<br />

Aua… was soll denn das? Zwei Skihelme<br />

landen mit voller Wucht auf mir, erschüttern<br />

mich geradezu. Könnte halt doch<br />

noch zu einer Platzwunde führen. Nicht nur<br />

das, jetzt erdreistet sich die Dame auch<br />

noch, ihre von der Kopfbedeckung befreiten<br />

langen Haare über mir auszuschütteln. Mich<br />

schaudert es regelrecht… nicht unbedingt<br />

appetitlich. Gott sei Dank wurden noch keine<br />

Speisen oder Getränke aufgetischt. Eine<br />

Steigerung erlebte kürzlich mein kleiner<br />

Kollege in der Lounge bei der Mittelstation.<br />

Er musste schon mal die schweren Skischuhe<br />

von Vater und Sohn ertragen…! Der<br />

Helm wird aber auch ab und zu beim Essen<br />

getragen. Ist es vielleicht Angst vor einem<br />

eifersüchtigen Nachbarn oder der Partnerin,<br />

vor einem Schneerutsch vom Dach oder...?<br />

Aber vielleicht kann man sich einfach nicht<br />

vom coolen Sound aus dem MP3 Player<br />

trennen. Sound?... Ich höre keine Melodie,<br />

nur brummende Bässe.<br />

… aber nicht nur<br />

«Huara Si…, porca mise…, shit…!»<br />

Sorry, scusi, Pardon… Nein, mein lieber<br />

Herr, das ist nicht mein Fehler, wenn Sie<br />

sich weh getan haben. Sie sind doch gegen<br />

mein Bein gestossen. Ich kann aber einiges<br />

aushalten, zudem schlage ich nicht zurück.<br />

Bin auch nicht nachtragend. Aber allzu oft<br />

liebe ich trotzdem diese Attacken nicht unbedingt<br />

Aha, seine Begleiterin zeigt Erbarmen<br />

mit ihrem Liebsten. Versucht, ihn nicht nur<br />

mit Worten zu beschwichtigen. Ihre Hände<br />

unter dem Tisch… ja, jetzt wird es schon intimer.<br />

Was nur ich verfolgen kann und der<br />

Oeffentlichkeit verborgen bleibt.<br />

Verschiedene Kostgänger<br />

Wenn sie dann mit wachem Auge ihren<br />

Namen auf mir entdecken, überkommt<br />

sie ein strahlendes Lächeln. Schön, meine<br />

letztjährigen Stammgäste sind wieder hier.<br />

Über die vielen Jahre hat sich eine langjährige<br />

Freundschaft und Wertschätzung aufgebaut.<br />

Auf Gegenseitigkeit. Erfrischend,<br />

die zwei in ihren topmodischen Outfits aus<br />

der neuesten Kollektion. Da hätte selbst<br />

Stammgast Willy Bogner seine Freude. Am<br />

Nebentisch platziert sich ein älteres Ehepaar,<br />

nicht mehr ganz taufrisch. Ich kann es<br />

mir nicht verkneifen: Je dicker der Bauch,<br />

desto enger der old-fashioned Overall.<br />

Hauptsache: Figurbetont…! Ob sich da der<br />

Schnee freut? Ich weiss es nicht. Auch<br />

wenn sie tief in den Anoraks schlummern,<br />

SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


61<br />

die ersten hippen Sounds aus den Handys<br />

erschrecken mich aus der Ferne. Schlussendlich<br />

fingert die ganze vierköpfige Familie<br />

auf ihren iPhones rum. Irgendwann heisst<br />

es dann wohl, man hätte sich auseinandergelebt.<br />

Meine Verschwiegenheit<br />

Meine Gäste schwärmen dagegen von<br />

den herrlichen Abfahrten bei traumhaften<br />

Bedingungen. Auch das einmalige Panorama<br />

fasziniert sie immer wieder von Neuem.<br />

Angeregte Gespräche finden meine besondere<br />

Aufmerksamkeit. Selbstverständlich<br />

gehört auch etwas Klatsch dazu. Ja, was so<br />

alles im Tal los ist. Wer mit wem?! Der<br />

Wahrheitsgehalt ist schwer zu eruieren.<br />

Aber morgen weiss ich vielleicht schon wieder<br />

mehr. Keine Angst, ich bin ja verschwiegen<br />

wie ein Banker. Oder sind diese es heute<br />

nicht mehr bedingungslos…?<br />

Ein Single findet ebenfalls noch Platz<br />

bei mir. In Gedanken versunken betrachtet<br />

er mich immer wieder. An seinem «Zweier»<br />

Weissen nippend. Vielleicht kann ich ihn<br />

mit meinen ausgeprägten Strukturen inspirieren.<br />

Ist er wohl Schriftsteller, Musiker…<br />

oder einfach nur einsam? Das sich nähernde<br />

attraktive, kurvenreiche Skigirl lehrt mich<br />

eines besseren. Mit ihrem eleganten Gangtrotz<br />

der Skischuhe – lenkt sie die Blicke auf<br />

sich. Er erwacht aus seinem träumerischen<br />

Gehabe. Hat nur noch Augen für sie. Seine<br />

Aufmerksamkeit gilt verständlicherweise<br />

nicht mehr mir. Nicht so schlimm, obwohl<br />

ich ja eigentlich gerne im Mittelpunkt stehe.<br />

Er geniesst es – auch ich – wie seine Angebetete<br />

ihre vollen Lippen schürzt, bevor sie<br />

einen Zug aus ihrer Zigarette nimmt. Ich<br />

höre, wie sie fast schüchtern eine «Schwingerwurst»<br />

vom Grill mit Country Cuts bestellt.<br />

Er kann den Anflug eines vielsagenden<br />

Lächelns nicht verbergen.<br />

Spannende Momente<br />

Auch die schon frühlingshaften Temperaturen<br />

zeigen ihre Wirkung. Die Décolletés<br />

werden freizügiger. Man will ausladend<br />

präsentieren was man hat. Ob mal<br />

jemand wohl etwas nachgeholfen hat? Ist<br />

doch egal. Fantasien werden angeregt.<br />

Auch ich liebe die «Natur pur». Deshalb<br />

möchte ich nie eine weisse Bedeckung<br />

Selbstverständlich<br />

gehört<br />

auch etwas<br />

Klatsch dazu<br />

übergestülpt bekommen. Nicht wie in<br />

einem Gourmet-Lokal. Urchig, authentisch<br />

will ich bleiben. So wie es der Gast hier<br />

sucht und von mir erwartet.<br />

Spannung kommt auf. Ich spüre es…<br />

kalt, warm oder ganz heiss. Die ersten Speisen<br />

werden aufgetragen. Ich bin für (fast)<br />

alles zu haben. Der zarte Rindfleisch-Spiess<br />

mit knackigem Gemüse, die Burgunder<br />

Schnecken in ihrem Kräutermousse. Herrlich.<br />

Solange sie tot sind und nicht plötzlich<br />

aus dem heissen Pfännchen kriechen. Die<br />

zufriedenen Gesichter machen auch mich<br />

glücklich.<br />

Ja, ja die Sprachen…<br />

Amüsant anzuhören, wie Gäste am<br />

Nachbartisch sich schwer tun mit der richtigen<br />

Aussprache von italienischen Ausdrücken.<br />

Eine Dame bestellt soeben einen<br />

«Prosetscho» (Prosecco) während ihr Begleiter<br />

von der gestrigen Veltliner Spezialität<br />

«Pizzotscheeri» (Pizzoccheri) schwärmt.<br />

Aber auch von seinem Traumauto «Lambortschini»<br />

(Lamborghini). Die Liste der<br />

Kuriositäten liesse sich noch beliebig fortsetzen.<br />

Wärme inklusive<br />

Mein oberstes Prinzip. Ich will für jeden<br />

Besucher, egal welcher Herkunft und<br />

Nationalität, ein zuvorkommender Gastgeber<br />

sein. Ihn bei seinen Ess- und Trinkgenüssen<br />

begleiten. Ob sie nun einen «Bricco<br />

dell‘ Uccellone» oder ein «Shorley» bestellen.<br />

Nur bin ich dankbar, wenn Sie mich<br />

wenn möglich nicht bekleckern. Und mich<br />

nicht als Garderobe für verschwitzte Helme<br />

und voluminöse Handschuhe missbrauchen.<br />

Ihre Nachbarn schätzen es, wenn Sie die<br />

Gewürze und das Brotkörbchen nicht zwischen<br />

solchen sperrigen Utensilien suchen<br />

müssen.<br />

Lieber sehe ich mir mit Genugtuung<br />

an, wie bei kühleren Temperaturen die aufmerksame<br />

Gastgeberin meinen überraschten<br />

Gästen eine kleine, wärmende Bettflasche<br />

anbietet. Mit rustikalem Stoff überzogen.<br />

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SNOWTIMES <strong>2015</strong><br />

ST. MORITZ


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