s'Positive Magazin 01.2017
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denn nun recht hat. Diese Technik erlernen<br />
viele beim Abschauen, zum Beispiel Kinder<br />
von ihren Eltern.<br />
DER ANGRIFF AUF DIE PERSON<br />
«Du bist egoistisch.», «Dir war schon immer<br />
alles andere wichtiger», «Du bist halt ein<br />
Mann (eine Frau), und Männer (Frauen)<br />
sind halt so.» Hier handelt es sich um manipulative<br />
Angriffe auf die Person, mit dem<br />
Zweck, diese charakterlich – bezüglich ihrer<br />
Kompetenz oder ihrer Eigeninteressen – in<br />
Frage zu stellen. Mit der Sache haben die<br />
Anwürfe meistens nicht viel zu tun. Doch<br />
wer will schon egoistisch sein? Oder wer will<br />
so erscheinen, als ob ihm oder ihr alles andere<br />
wichtiger wäre. Wer sich nicht manipulieren<br />
lassen will, darf sich von solchen Einlassungen<br />
weder provozieren noch ablenken<br />
lassen.<br />
Doch es gibt auch den indirekten Angriff<br />
auf die Person. «Du hast doch immer gesagt,<br />
man solle weniger Auto fahren. Jetzt kaufst<br />
du dir ein Auto. Du machst dich damit komplett<br />
unglaubwürdig.» Aber stimmt denn das<br />
wirklich? Ist der Kauf eines Autos wirklich<br />
unvereinbar mit der Überzeugung, dass zu<br />
viel Auto gefahren wird und man dies besser<br />
einschränken sollte? Hier kann zwar ein Widerspruch<br />
bestehen, aber es muss nicht<br />
zwangsläufig so sein. Es sind verschiedene<br />
Möglichkeiten denkbar, weshalb ein Autokauf<br />
notwendig ist, obwohl man der Überzeugung<br />
ist, dass besser die öffentlichen<br />
Verkehrsmittel benutzt werden sollten. Solche<br />
Manipulationsmanöver dürfen nicht<br />
unterschätzt werden. Sie arbeiten mit vermeintlichen<br />
Widersprüchen. Sie sind ein<br />
Angriff gegen die Glaubwürdigkeit und das<br />
Vertrauen einer Person. Am besten ist es,<br />
unmissverständlich klarzumachen, dass<br />
zwei verschiedene Dinge miteinander verwechselt<br />
werden und dass überhaupt kein<br />
Widerspruch besteht.<br />
DIE MACHT DER WORTE<br />
Sie sagen: «Manchmal müsste man ...» oder<br />
«Zuweilen ist es so, dass ...» – und wenig<br />
später wird ihnen unterstellt, Sie hätten gesagt,<br />
«Man müsste ...» oder «Es ist so, dass<br />
...». In der leicht veränderten Wiederholung<br />
wird dem Gesprächspartner unterstellt, er<br />
habe keine Einschränkung gemacht. Das<br />
funktioniert auch umgekehrt, indem aus<br />
einem «immer» ein «manchmal» wird. Die<br />
wenigsten Gesprächspartner sind so gute<br />
Zuhörer, dass sie derartige feine Veränderungen,<br />
Verzerrungen, Verallgemeinerungen<br />
merken.<br />
Wir haben das aktive Zuhören nicht gelernt.<br />
Anstatt in solchen Situationen genau<br />
zuzuhören, bereiten wir uns meistens auf die<br />
eigenen Antworten vor, während der Partner<br />
spricht. Besser wäre es, haargenau zuzuhören,<br />
was gesagt wird und ob etwas verändert<br />
wird. Deshalb haben Manipulatoren mit<br />
diesem Trick recht grossen Erfolg. So wird<br />
auch mal aus einem «sollte» ein «müsste»<br />
und später dann ein «muss». Es lohnt sich<br />
deshalb, genau zuzuhören, um im Bedarfsfall<br />
derartige Details zu berichtigen. <br />
Die Beeinflussungsmechanismen<br />
Einfluss wird genommen<br />
zum Beispiel durch:<br />
Wecken der Aufmerksamkeit<br />
(z.B. durch<br />
Schmeicheln, Provozieren,<br />
Überlegenheit demonstrieren,<br />
das Gegenteil<br />
behaupten).<br />
Hervorheben oder Beweisen<br />
des Vorteils oder<br />
der Richtigkeit des eigenen<br />
Gedankens, eines<br />
Produkts.<br />
Annehmlichkeiten<br />
versprechen.<br />
Wecken von Bedürfnissen<br />
und Wünschen.<br />
Drohung, Einschüchterung<br />
oder Angsteinflössung.<br />
Aufforderung zur Handlung.<br />
Gefühle zeigen.<br />
Verhaltensmuster nutzen,<br />
von positiven Gefühlen<br />
profitieren.<br />
Bildhafte Sprache,<br />
Körperhaltung.<br />
Aktives Zuhören, Angesprochene<br />
ernst nehmen.<br />
Aktives Zuhören bringt oft mehr, als bereits seine eigenen Antworten vorzubereiten.<br />
s’Positive 1 / 2017 19