Wirtschaftszeitung_20022017
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14 BRANCHEN &BETRIEBE<br />
Bitte nicht stören<br />
In den „Ideenräumen“ inWarendorf können Hoteliers und Investoren selbst über Nacht testen, welche<br />
Ausstattung sie ihren Kunden bieten wollen. Entwickelt hat diese Idee der Chef der Kreienbaum GmbH.<br />
Auf dem mit dunkelrotem Filz bezogenen<br />
Papierkorb unter der edlen<br />
Kirschbaum-Schreibtischzeile steht<br />
in goldenen Lettern „Ideenräume“.<br />
Ein perfektes Stichwort für das, was<br />
den Gast in diesem „Fünf-Sterne-Hotel-Zimmer“<br />
erwartet. Ein Raum-Erlebnis<br />
der Kategorie „Luxus pur“. Ein<br />
Abenteuer für die Sinne: Fühlen, sehen,<br />
ausprobieren, sich wohlfühlen<br />
und genießen.<br />
Genau dieses „räumliche<br />
Abenteuer“ sollen die Gäste<br />
in den „Ideenräumen“ in<br />
Warendorf auch erleben.<br />
Denn sie übernachten in<br />
einem dieser insgesamt vier Luxus-Zimmer<br />
einer modernen Show-Hotel-Welt zumeist<br />
aus einem bestimmten Grund. Als<br />
Hotelier oder Investor sindsie auf der Suche<br />
nach trendigen Ideen im Hoteldesign.<br />
Die Firma August Kreienbaum GmbH mit<br />
dem Netzwerk der „Ideenräume GmbH“<br />
ist für eben diese „Luxus-Wünsche“ der<br />
Partner geworden. Die Firma plant und<br />
baut Erlebniswelten, in denen schon ein<br />
einziger Raum voller Ideen steckt. Raumschnitte<br />
mit Überraschungsmomenten,<br />
angesagte Tapeten, edle Fußböden, elegante<br />
Polsterbezüge –oder darf esvielleichteinetechnisch<br />
ausgeklügelteToilettenspülung<br />
für höchste Ansprüche sein?<br />
Der Luxus lebt im Detail. Alle vier Jahre<br />
werden die Show-Räume umgebaut und<br />
den Trends angepasst. Dank des Netzwerksvon<br />
mittlerweile rund60Unternehmen<br />
aus dem Münsterland liefert „Ideenräume“<br />
für den Kunden alles aus einem<br />
Guss. Ein Erfolgsrezept,das seit 15 Jahren<br />
nicht nur in der Welt der Luxus-Hotels auf<br />
Siegeszugist.Der Grund dafür ist verblüffend<br />
simpel: Der Geschäftsführer der<br />
Ideenräume GmbH, Markus Hinn-über,<br />
hatseinenKunden einfachvon Anfang zugehört.<br />
Das warund ist, so bringt er es auf<br />
den Punkt, eine seine Stärken als Handwerker.<br />
Wenn die Wünscheder Kunden herausgehört<br />
und von einer Hand umgesetzt werden,<br />
dann gefällt das nichtnur Top-Hotel-<br />
Managern und Investoren, sondern auch<br />
MITARBEITER GLÜCKLICH!<br />
KUNDEN GLÜCKLICH!<br />
CHEF GLÜCKLICH!<br />
In Musterräumen wie diesem können Kunden selbst Erfahrungen mit den Zimmerausstattung sammeln.<br />
Ladenausstattern, Praxisinhabern und<br />
Privat-Kunden. Das Rundum-Sorglos-Paket.<br />
„Der Kunde willdas so, und dann machen<br />
wir das auch so“,lautet die Philosophie<br />
von Hinnüber. AmFirmenstandort<br />
der Ideenräume GmbH in Warendorf<br />
wurde die Plattform für das kreativeNetzwerk<br />
geschaffen. Werals Kunde ineinem<br />
der fünf Zimmer übernachtet, der weiß<br />
am nächsten Taginder Regel, ob noch der<br />
eine oder andere Wunsch offen bleibt.<br />
Und auchfür diesenFall der Fälle hat die<br />
Ideenräume GmbH eine Sofortlösung.<br />
„Wir haben hier imHaus neben den voll<br />
funktionstüchtigen Zimmern und dem<br />
Konferenzraum, in dem viele Ideen und<br />
Planungs-Konzepteauf den Weggebracht<br />
werden, auch einen Musterraum und<br />
einen Mock-up- oder „Entw<br />
icklungsraum“,<br />
erläutert Markus Hinnüber. Sinn<br />
und Zweck: Im Musterraum können die<br />
Kunden ein Auge auf die neuesten Trends<br />
beiStoffen, Teppichen,Fußböden und vielen<br />
weiteren Ausstattungsdetails werfen.<br />
Im Mock-up-Raum werden Kundenwünsche<br />
als Modell direkt inden Raum gesetzt.<br />
Ein Beispiel: Kürzlich wurde dort eine<br />
Spiegeldecke eingebaut, um für einen<br />
Kunden zu testen, obechte Spiegel oder<br />
Kunstspiegel den besseren Effekt ander<br />
Zimmerdecke liefern. „Wenn Kunden<br />
unsere Ideenräume besuchen, gibt es<br />
meistens einige Tage vieles zu besprechen.<br />
Und bevorein Kunde eine hohe Investition<br />
tätigt, testen wir seine Vorstellungen lieber<br />
zunächst hier vor Ort“, meint der<br />
Kreienbaum-Chef. Er hat dem Handwerk<br />
in der Region schon immer viel zugetraut<br />
und weiß,wer welche Anforderungen perfekt<br />
ausführen kann. Dieses „Händchen“<br />
für Netzwerkarbeit hat ihm vor rund 15<br />
Jahren überhaupt die Chance eröffnet,<br />
die Ideenräume auf die Beinezustellen. Es<br />
war ein Super-Auftrag, eine handwerkliche<br />
Herausforderung für die Kreienbaum<br />
GmbH, ein Luxus-Hotelinder Schweiz mit<br />
allen Zimmern komplett auszustatten. Erfahrungen<br />
in Sachen Hoteleinrichtungen<br />
hatte die Firma bis dahin eher weniger.<br />
Das beeindruckte Hinnüber aber damals<br />
absolut nicht, denn die Idee warinseinem<br />
Kopf schon geboren. Er machteHandwerker<br />
aus Warendorf und der Umgebung<br />
mobil, pendelte mit ihnen in die Schweiz<br />
und zog den Auftrag durch. Als Generalunternehmen<br />
stemmte die Kreienbaum<br />
GmbH damals die komplette Kalkulation<br />
und stimmtedie Gewerkeaufeinander ab<br />
–obHaustechnik, Möblierung, Tapeten<br />
oder FußbödenoderSanitär.Inder Hotel-<br />
Szene der Schweiz machte das erfolgreiche<br />
Projekt der Deutschen schnell die<br />
Runde. Markus Hinnüber trieb das Thema<br />
„Kooperation“ weiter voranund gründete<br />
vorelf Jahren die Ideenräume GmbH, die<br />
mittlerweile Planer,Hersteller aus der Industrie,<br />
verschiedensteHandwerksbetriebe<br />
und auch einige Generalunternehmer<br />
unter dem Dach der Kooperation vereinigt.<br />
Das Hotel „Le MiradorKempinski am Genfer<br />
See ist ein weiteres ansehnliches Beispiel<br />
dafür, was Kooperation im Handwerk<br />
bewegen kann.<br />
JederKooperationspartner kann diePlattform<br />
als Präsentationsort für seine eigenen<br />
Kunden nutzen. „Jeder ist hier seines<br />
Glückes Schmied und nutzt das Angebot<br />
von Ideenräume auf seine Weise“, erklärt<br />
der Tischlermeister und Geschäftsführer.<br />
Monika Vornhusen<br />
Markus Hinnüber, Geschäftsführer der Ideenräume GmbH und der<br />
August Kreienbaum GmbH, in seinem Element.<br />
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Die Firma Kreienbaum und das Netzwerk „Ideenräume“<br />
1986 hat Markus Hinnüber gemeinsam mit Alfons Venherm die Tischlerei Kreienbaum in Warendorf<br />
übernommen. Die seit 1930 existierende Traditionstischlerei hatte ihre Schwerpunkte inder Bautischlerei<br />
und der Fertigung von Dachbodentreppen. Zwei Gesellen und ein Lehrling wurden damals beschäftigt.<br />
Hinnüber hatte als junger Handwerksmeister schon viel vor. Deshalb konzentrierte er sich<br />
auf die Möbeltischlerei. Der Zimmereibetrieb wurde von Alfons Venherm und Burkhard Naschert mit<br />
der Kreienbaum Holz GmbH selbstständig weitergeführt.<br />
Innenausbauten für den Gewerbebereich sind heute ein Schwerpunkt der 65 Mitarbeiter starken August<br />
Kreienbaum GmbH, aber auch Privathäuser stattet das Warendorfer Unternehmen aus. 2006<br />
wurde das Netzwerk „Ideenräume“ mit rund 60 Kooperationspartnern auf den Weg gebracht, die alle<br />
das „Show-Hotel“ mitsamt Konferenzräumen, Hotellounge, Muster- und Mock-up-Räumen sowie den<br />
fünf Luxus-Suiten als „Show-Bühne“ nutzen können.