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Maria Magdalena Torsten C. Fischer Donnerwetter! Torsten C ... - KV

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DAS INTERVIEW<br />

AM: Für einen Laien ist Film gleich<br />

Film. Ich kann mir jedoch vorstellen,<br />

dass es Unterschiede gibt,<br />

einen Kino- oder einen Fernsehfilm<br />

zu machen. Ist das so und wo<br />

liegen diese Unterschiede?<br />

<strong>Fischer</strong>: Wie ich schon gesagt<br />

habe, ein ganz anderer Zeitaufwand.<br />

Ein meist größeres Budget,<br />

eine andere Vermarktungskette mit<br />

Kinoverleih und DVDs. Und gerade<br />

dadurch auch schnell eine große<br />

Einschränkung - die Vermarktung<br />

ist zentrales Thema von Beginn an<br />

– dem muss man sich entziehen,<br />

will man nicht permanent falsche<br />

Kompromisse schließen. Neben der<br />

Schönheit des Mediums bleibt also<br />

Kino eine zwiespältige Sache für<br />

den Regisseur: es ist fast unmöglich<br />

wirklich radikal zu erzählen, dafür<br />

gibt es kein Publikum in Deutschland.<br />

Die Beteiligung an den Budgets<br />

gelingt fast nie ohne Fernsehgelder,<br />

wodurch diese inhaltlich so<br />

involviert sind, dass sie zumeist den<br />

Film schon im Vorfeld auf die „Fernseh-Tauglichkeit“<br />

hintrimmen –<br />

eben ganz im eigenen Interesse.<br />

Beobachten sie nur im Fernsehen,<br />

was da zumeist zur Hauptsendezeit<br />

gesendet wird: internationale Kinofilme<br />

mit Anspruch werden Sie erst<br />

nach 23 Uhr entdecken.<br />

AM: Mit dem Produzenten Markus<br />

Gruber haben Sie 2001 die Produktionsfirma<br />

„memento Film“ gegründet.<br />

Warum dieses Standbein?<br />

<strong>Fischer</strong>: Es ist ein Versuch, unabhängiger<br />

arbeiten zu können, als<br />

eigener Produzent meiner Filme<br />

auch ungeteilt die inhaltliche Kontrolle<br />

innezuhaben. Als Regisseur<br />

AM 154<br />

hat man unterschiedliche Freiheiten<br />

bei Fremdproduktionen; im Idealfall<br />

lässt man mich voller Vertrauen frei<br />

arbeiten und diskutiert erst beim<br />

fertigen Schnitt; aber es kann auch<br />

zu inhaltlichen Auseinandersetzungen<br />

schon in der Vorbereitung oder<br />

bei den Dreharbeiten kommen, was<br />

meiner Meinung nach tatsächlich<br />

noch nie einem Film von mir gut<br />

getan hat – vieles ist sprachlich einfach<br />

gar nicht darstellbar, kaum<br />

vermittelbar. Und es ist nicht gut,<br />

beim Film zu viele Kompromisse zu<br />

treffen, die Schwierigkeiten einer<br />

Filmproduktion, die Begrenzung der<br />

finanziellen Mittel führen ohnehin<br />

stets zu Einschränkungen und Kürzungen.<br />

Bin ich mein eigener Produzent,<br />

kann ich inhaltlich entscheiden, wie<br />

mit dem Budget verfahren wird, wo<br />

und wofür welche Gelder eingesetzt<br />

werden. Als Angestellter bei einer<br />

fremden Produktion erleben Sie oft<br />

nur, wie von den Produktionsleitern<br />

festgefahrene Schablonen kalkuliert<br />

und befolgt werden – es gibt keinen<br />

kreativen Umgang mit dem Budget.<br />

So haben wir bisher sehr erfolgreich<br />

einige meiner TV-Spielfilme produziert,<br />

wie eben der „Anwalt und sein<br />

Gast“ mit Heino Ferch und Götz<br />

George, „Mr. und Mrs. Right“ und<br />

kürzlich erst den Spielfilm „Vier sind<br />

einer zuviel“ mit Barbara Auer und<br />

Matthias Brandt. – Zudem bereite<br />

ich in meiner Firma Kinoprojekte<br />

vor, wir sichern uns die Optionen an<br />

Stoffen, engagieren Drehbuchautoren<br />

– ich muss also nicht länger in<br />

diesem frühen Stadium „Klinken<br />

putzen“ gehen, um Produzenten<br />

von einer Idee zu überzeugen. So<br />

bereiten wir jetzt gerade ein Kinoprojekt<br />

über die Tänzerin Anita Ber-<br />

Nochmals <strong>Torsten</strong> <strong>Fischer</strong> (Mitte) bei<br />

den Dreharbeiten zu “Vier sind einer<br />

zuviel”<br />

ber vor, die ein intensives, verschwenderisch<br />

kurzes Leben in den<br />

20er Jahren in Berlin führte; geschrieben<br />

wird das Drehbuch von<br />

Christoph Fromm, der gerade noch<br />

mit dem Deutschen Drehbuchpreis<br />

2007 ausgezeichnet wurde.<br />

AM: Sie sind Autor, Regisseur, Produzent<br />

und haben seit 2006 eine<br />

Professur für Regie an der Filmakademie<br />

Baden-Württemberg in Ludwigsburg.<br />

Wie bekommen Sie diese<br />

vielen Aktivitäten übereinander?<br />

<strong>Fischer</strong>: Durch viel Disziplin.<br />

Regie führen hat viel mit Selbstdisziplin<br />

zu tun, sie haben enorme<br />

Verantwortung allein wegen der Millionenbudgets.<br />

Die einzelnen Berufe<br />

zu koordinieren, ist sicherlich oft<br />

eine Kunst für sich, aber es gelingt<br />

noch – und bietet eben auch enorme<br />

Abwechslung, ein Besuch in<br />

Ludwigsburg an der Filmhochschule<br />

kann auch sehr befreiend und kraftspendend<br />

wirken, wenn Sie mit<br />

neuen Ideen konfrontiert werden<br />

und die unbedingte Kraft der jungen<br />

Leute spüren, kompromisslos und<br />

fern vom Markt zu produzieren.<br />

AM: Gibt es bei einer solchen enormen<br />

Belastung noch den privaten<br />

<strong>Torsten</strong> <strong>Fischer</strong>?<br />

<strong>Fischer</strong>: Der Beruf ist das<br />

Leben, er macht mich glücklich, ich<br />

habe da nie groß zwischen Privatund<br />

Berufsleben unterschieden, die<br />

Grenzen sind fließend. Der „private“<br />

<strong>Torsten</strong> <strong>Fischer</strong> ist also gar nicht<br />

aufzufinden.

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