11.12.2012 Aufrufe

Maria Magdalena Torsten C. Fischer Donnerwetter! Torsten C ... - KV

Maria Magdalena Torsten C. Fischer Donnerwetter! Torsten C ... - KV

Maria Magdalena Torsten C. Fischer Donnerwetter! Torsten C ... - KV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

m Stamm<br />

AM: Mit welcher Art von Filmen fingen<br />

Sie an?<br />

<strong>Fischer</strong>: Meine Arbeiten an der<br />

Filmakademie waren wie so oft noch<br />

von einem ausschließlich künstlerischen<br />

Wollen geprägt, eher sperrige<br />

Filme, Experimente – wofür die Zeit<br />

an einer Filmakademie auch stehen<br />

sollte. Nach der Akademie begann<br />

ich mit zahlreichen Fernseharbeiten,<br />

ich wollte schlicht meine erzählerischen<br />

Möglichkeiten ausprobieren<br />

und erweitern. Zudem war das<br />

eine Zeit im Fernsehen, in der durchaus<br />

Experimente noch möglich<br />

waren; diese Möglichkeiten sind im<br />

Moment durch die Kommerzialisierung<br />

und Quotenschielerei selbst bei<br />

den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten<br />

sehr eingeschränkt. Trotzdem<br />

sehe ich noch heute die Möglichkeit,<br />

gerade in scheinbar festgelegten Formaten<br />

wie dem „Tatort“ besondere<br />

Themen wie Erzählformen zu implantieren.<br />

Es ist ein ständiger Versuch<br />

„Pirat“ zu sein, die sich in sicherem<br />

Gewässer glaubenden Luxus-Unterhaltungs-Formate<br />

zu entern und für<br />

ein bißchen frischen Wind zu sorgen.<br />

AM: Am Anfang und auch jetzt noch<br />

standen und stehen eine Vielzahl<br />

von Fernsehfilmen unterschiedlichster<br />

Art, bis zum „Tatort“. Ergab sich<br />

das so oder war dies eine bewusste<br />

Entscheidung?<br />

<strong>Fischer</strong>: Zum Beispiel mein Film<br />

„Die Fliegenden Kinder“ ist eine formal<br />

sehr radikal erzählte Liebesgeschichte,<br />

die sich in nur einer Nacht<br />

vollzieht. Der Film enthält fast nur<br />

Plansequenzen, kaum Schnitte, ein<br />

völliger Verzicht auf übliche Kameraeinstellungen<br />

wie Schuss-Gegenschuss<br />

war die selbstgestellte Aufgabe<br />

– der Kameramann Benedict<br />

Neuenfels, mit dem ich studierte,<br />

wurde damals für diese besondere<br />

Kameraarbeit ausgezeichnet. Im<br />

Fernsehen interessieren mich immer<br />

wieder die verschiedenen Genres,<br />

vom Krimi bis zur Komödie. Auch dies<br />

hat mit der Lust an unterschiedlichen<br />

Erzählstilen zu tun, die Genrekonventionen<br />

zu sprengen, Genres zu vermischen<br />

wie beispielweise in meinem<br />

Film „Der Anwalt und sein Gast“ der<br />

– neben Thrillerelementen – auch<br />

melodramatische Züge trägt.<br />

AM: Wenn ich es richtig nachgelesen<br />

habe, war im Jahre 2004 „Der Liebeswunsch“<br />

nach dem Roman von<br />

Dieter Wellershoff Ihr erster Kinofilm.<br />

Wie viele sind es bis heute geworden?<br />

<strong>Fischer</strong>: Dies war mein erster Kinofilm,<br />

ja – es ist noch kein weiterer<br />

gefolgt. Kinoprojekte nehmen viele<br />

Jahre in Anspruch, an „Der Liebeswunsch“<br />

habe ich mehr als fünf Jahre<br />

gearbeitet; es beginnt mit dem<br />

Schreiben, der Suche nach Förderung,<br />

dem Drehen, dem Schnitt und<br />

schließlich der Postproduktion. Im<br />

Moment bin ich mit drei verschiedenen<br />

Kinostoffen beschäftigt – mal<br />

sehen, welcher sich davon realisieren<br />

läßt.<br />

AM: Für viele Ihrer Filme haben Sie<br />

hohe Auszeichnungen erhalten, darunter<br />

mehrfach den Deutschen<br />

Fernsehpreis. Für den Tatort „Minenspiel“<br />

sind Sie mit dem Marler Fernsehpreis<br />

für Menschenrechte 2007<br />

von Amnesty International ausgezeichnet<br />

worden. Ein solcher Preis für<br />

DAS INTERVIEW<br />

<strong>Torsten</strong> <strong>Fischer</strong> (links) bei den Dreharbeiten zu<br />

„Vier sind einer zuviel”<br />

einen Krimi?<br />

<strong>Fischer</strong>: Ja, ein besonderer Preis,<br />

ein schöner Preis. Das ist eben das,<br />

was ich oben ansprach: gerade in den<br />

etablierten Formaten sind besondere<br />

Themen wie Erzählweisen möglich,<br />

wenn man sich durchkämpft.<br />

„Minenspiel“ ist ein politischer Film;<br />

es geht um die Verantwortung gerade<br />

auch deutscher Firmen für die unzähligen<br />

Minenopfer in Angola, die erst<br />

die Minen gebaut haben - um sich<br />

heute zynischerweise mit deren Räumung<br />

erneut eine goldene Nase zu<br />

verdienen – ein Stoff, der als einzelnes<br />

Fernsehspiel kaum realisiert worden<br />

wäre. Und dieser „Tatort”<br />

erreichte neun Millionen Zuschauer –<br />

wunderbar für das wichtige Thema.<br />

AM: Ihr Film „Der Liebeswunsch“<br />

wurde unter anderem 2007 bei dem<br />

Internationalen Filmfestval in Shanghai<br />

gezeigt. War das Ihr internationaler<br />

Durchbruch?<br />

<strong>Fischer</strong>: Nein, sicher nicht, aber<br />

es ist natürlich wunderschön, wenn<br />

so ein Film gerade im Ausland so positiv<br />

aufgenommen wird.<br />

153 AM

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!