Maria Magdalena Torsten C. Fischer Donnerwetter! Torsten C ... - KV
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m Stamm<br />
AM: Mit welcher Art von Filmen fingen<br />
Sie an?<br />
<strong>Fischer</strong>: Meine Arbeiten an der<br />
Filmakademie waren wie so oft noch<br />
von einem ausschließlich künstlerischen<br />
Wollen geprägt, eher sperrige<br />
Filme, Experimente – wofür die Zeit<br />
an einer Filmakademie auch stehen<br />
sollte. Nach der Akademie begann<br />
ich mit zahlreichen Fernseharbeiten,<br />
ich wollte schlicht meine erzählerischen<br />
Möglichkeiten ausprobieren<br />
und erweitern. Zudem war das<br />
eine Zeit im Fernsehen, in der durchaus<br />
Experimente noch möglich<br />
waren; diese Möglichkeiten sind im<br />
Moment durch die Kommerzialisierung<br />
und Quotenschielerei selbst bei<br />
den öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten<br />
sehr eingeschränkt. Trotzdem<br />
sehe ich noch heute die Möglichkeit,<br />
gerade in scheinbar festgelegten Formaten<br />
wie dem „Tatort“ besondere<br />
Themen wie Erzählformen zu implantieren.<br />
Es ist ein ständiger Versuch<br />
„Pirat“ zu sein, die sich in sicherem<br />
Gewässer glaubenden Luxus-Unterhaltungs-Formate<br />
zu entern und für<br />
ein bißchen frischen Wind zu sorgen.<br />
AM: Am Anfang und auch jetzt noch<br />
standen und stehen eine Vielzahl<br />
von Fernsehfilmen unterschiedlichster<br />
Art, bis zum „Tatort“. Ergab sich<br />
das so oder war dies eine bewusste<br />
Entscheidung?<br />
<strong>Fischer</strong>: Zum Beispiel mein Film<br />
„Die Fliegenden Kinder“ ist eine formal<br />
sehr radikal erzählte Liebesgeschichte,<br />
die sich in nur einer Nacht<br />
vollzieht. Der Film enthält fast nur<br />
Plansequenzen, kaum Schnitte, ein<br />
völliger Verzicht auf übliche Kameraeinstellungen<br />
wie Schuss-Gegenschuss<br />
war die selbstgestellte Aufgabe<br />
– der Kameramann Benedict<br />
Neuenfels, mit dem ich studierte,<br />
wurde damals für diese besondere<br />
Kameraarbeit ausgezeichnet. Im<br />
Fernsehen interessieren mich immer<br />
wieder die verschiedenen Genres,<br />
vom Krimi bis zur Komödie. Auch dies<br />
hat mit der Lust an unterschiedlichen<br />
Erzählstilen zu tun, die Genrekonventionen<br />
zu sprengen, Genres zu vermischen<br />
wie beispielweise in meinem<br />
Film „Der Anwalt und sein Gast“ der<br />
– neben Thrillerelementen – auch<br />
melodramatische Züge trägt.<br />
AM: Wenn ich es richtig nachgelesen<br />
habe, war im Jahre 2004 „Der Liebeswunsch“<br />
nach dem Roman von<br />
Dieter Wellershoff Ihr erster Kinofilm.<br />
Wie viele sind es bis heute geworden?<br />
<strong>Fischer</strong>: Dies war mein erster Kinofilm,<br />
ja – es ist noch kein weiterer<br />
gefolgt. Kinoprojekte nehmen viele<br />
Jahre in Anspruch, an „Der Liebeswunsch“<br />
habe ich mehr als fünf Jahre<br />
gearbeitet; es beginnt mit dem<br />
Schreiben, der Suche nach Förderung,<br />
dem Drehen, dem Schnitt und<br />
schließlich der Postproduktion. Im<br />
Moment bin ich mit drei verschiedenen<br />
Kinostoffen beschäftigt – mal<br />
sehen, welcher sich davon realisieren<br />
läßt.<br />
AM: Für viele Ihrer Filme haben Sie<br />
hohe Auszeichnungen erhalten, darunter<br />
mehrfach den Deutschen<br />
Fernsehpreis. Für den Tatort „Minenspiel“<br />
sind Sie mit dem Marler Fernsehpreis<br />
für Menschenrechte 2007<br />
von Amnesty International ausgezeichnet<br />
worden. Ein solcher Preis für<br />
DAS INTERVIEW<br />
<strong>Torsten</strong> <strong>Fischer</strong> (links) bei den Dreharbeiten zu<br />
„Vier sind einer zuviel”<br />
einen Krimi?<br />
<strong>Fischer</strong>: Ja, ein besonderer Preis,<br />
ein schöner Preis. Das ist eben das,<br />
was ich oben ansprach: gerade in den<br />
etablierten Formaten sind besondere<br />
Themen wie Erzählweisen möglich,<br />
wenn man sich durchkämpft.<br />
„Minenspiel“ ist ein politischer Film;<br />
es geht um die Verantwortung gerade<br />
auch deutscher Firmen für die unzähligen<br />
Minenopfer in Angola, die erst<br />
die Minen gebaut haben - um sich<br />
heute zynischerweise mit deren Räumung<br />
erneut eine goldene Nase zu<br />
verdienen – ein Stoff, der als einzelnes<br />
Fernsehspiel kaum realisiert worden<br />
wäre. Und dieser „Tatort”<br />
erreichte neun Millionen Zuschauer –<br />
wunderbar für das wichtige Thema.<br />
AM: Ihr Film „Der Liebeswunsch“<br />
wurde unter anderem 2007 bei dem<br />
Internationalen Filmfestval in Shanghai<br />
gezeigt. War das Ihr internationaler<br />
Durchbruch?<br />
<strong>Fischer</strong>: Nein, sicher nicht, aber<br />
es ist natürlich wunderschön, wenn<br />
so ein Film gerade im Ausland so positiv<br />
aufgenommen wird.<br />
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