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s'Positive Magazin 02.2017

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AUSGABE 2 FEBRUAR 2017<br />

Walter Lüthi<br />

Stimmungsmacher<br />

Der Musiker, Gewerkschafter und Unternehmer<br />

erzählt aus seinem bewegten Leben.<br />

UNTER DER ERDE<br />

Wie der Blick aus dem<br />

All Erkenntnisse über<br />

das Erdinnere gibt.<br />

DIE HIGHLANDS<br />

Der Oberaargau – eine<br />

vielfältige Region mit<br />

bewegter Geschichte.<br />

RETO KLÄY<br />

Interview mit dem<br />

engagierten Sportchef<br />

des EV Zug.


ZU VERMIETEN<br />

Bannwil, Neufeldweg 2<br />

Lager-, Produktions- und Büroräume<br />

Rund 848 m 2 Lager- und Produktionsräume<br />

im 1. OG sowie 282 m 2 Büroräume mit vielseitigen<br />

Nutzungsmöglichkeiten (Atelier, Büro,<br />

Ausstellung etc.) im 2. OG an sehr guter Lage.<br />

Grosser Warenlift und Anpassrampe vorhanden.<br />

Der Autobahnanschluss Niederbipp ist<br />

nur 3 km entfernt.<br />

Infos und Besichtigung: 079 431 56 42<br />

Langenthal, Brunnhofstrasse 11,<br />

Gewerberäume<br />

Dieses Objekt liegt an zentraler Lage (Lotzwilstrasse,<br />

an der Stadtausfahrt Langenthal Richtung<br />

Lotzwil). In naher Umgebung befinden<br />

sich Restaurant, Bowlingcenter, Fitnesscenter<br />

sowie ein Schwimmbad. Mit dem Bus ist der<br />

Bahnhof Langenthal innert wenigen Minuten<br />

erreichbar.<br />

Im EG und 1. OG Büro- oder Praxisräume ab<br />

220 m 2 . Innen- und Aussenparkplätze können<br />

dazu gemietet werden.<br />

Infos und Besichtigung:<br />

MB Immobilien AG, Langenthal<br />

Telefon 062 919 01 08<br />

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Ab 500 m 2 offene, überdachte Lagerhalle.<br />

Infos und Besichtigung: 079 431 56 42<br />

Langenthal, Bleienbachstrasse 19,<br />

2,5-Zimmerwohnung im 1. OG<br />

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Mietzins: CHF 1300.00 plus Akonto 110.00<br />

Infos und Besichtigung:<br />

MB Immobilien AG, Langenthal<br />

Telefon 062 919 01 08<br />

Rohrbach, Werkstatt<br />

Rund 250 m 2 Werkstattfläche mit grosser<br />

Raumhöhe.<br />

Infos und Besichtigung: 079 431 56 42<br />

Roggwil, Käsereistrasse 2,<br />

5.5-Zimmer-Maisonettewohnung<br />

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Mietzins: CHF 1840.00 plus Akonto 250.00<br />

Infos und Besichtigung:<br />

MB Immobilien AG, Langenthal<br />

Telefon 062 919 01 08<br />

Thörigen, Längacherstrasse 10,<br />

4,5-Zimmerwohnung im 1. OG<br />

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• Küche, Badezimmer und Wohnzimmer<br />

mit Plattenboden<br />

• Badezimmer mit Badewanne + sep. WC<br />

mit Dusche<br />

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• zusätzliches Kellerabteil<br />

• Eigentumsstandard<br />

• grosser Balkon<br />

• Einstellhallenplatz à CHF 120.00/mt<br />

Mietzins: CHF 1590.00 plus Akonto 240.00<br />

Infos und Besichtigung:<br />

MB Immobilien AG, Langenthal<br />

Telefon 062 919 01 08<br />

Kappel, Am Bächli, 3.5-Zimmerwohnung<br />

• Wohnzimmer, Küche und Nasszellen mit<br />

Plattenboden<br />

• Schlafzimmer mit Parkett<br />

• Bad/WC<br />

• Dusche/WC<br />

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• eigenes Waschabteil im UG<br />

• grosses Kellerabteil<br />

• Eigentumsstandard<br />

• EHP à CHF 120.00/mt<br />

Mietzins: CHF 1480.00 plus Akonto 180.00<br />

Infos und Besichtigung:<br />

MB Immobilien AG, Langenthal<br />

Telefon 062 919 01 08<br />

Roggwil, St. Urbanstrasse 16,<br />

3.5-Zimmer-Maisonettewohnung<br />

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à CHF 150.00<br />

• der angrenzende Fischteich sowie die Unterhaltung<br />

der technischen Anlagen kann in<br />

Anrechnung an die Mietkosten mitunterhalten<br />

werden (CHF 500.00)<br />

Mietzins: CHF 1750.00 plus Akonto 200.00<br />

Infos und Besichtigung:<br />

MB Immobilien AG, Langenthal<br />

Telefon 062 919 01 08<br />

MB Immobilien AG<br />

Bahnhofstrasse 1 I 4914 Roggwil<br />

www.mb-immo.ch<br />

Tel. 062 919 01 08 I Fax 062 919 01 09


EDITORIAL / INHALT<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser<br />

4<br />

Was und wo ist eigentlich der Oberaargau?<br />

Wo sind seine Grenzen? Was hat die<br />

Region mit dem Aargau zu tun? Und wer<br />

sind die Oberaargauer? Höchste Zeit, diesen<br />

Fragen einmal gründlich nachzugehen.<br />

Klaus Zaugg hat dies getan und ist zu<br />

interessanten und erstaunlichen Ergebnissen<br />

gelangt.<br />

In der Ausgabe 04/2016 berichteten wir<br />

über Beizensterben im Oberaargau. In dieser<br />

Ausgabe erzählt uns der Unterhaltungsmusiker,<br />

Gewerkschafter und Unternehmer<br />

Walter Lüthi, wie es in früheren Jahren in<br />

den Tanzsälen der Gasthäuser so abging.<br />

Und wir erfahren, weshalb Huttwil heute<br />

eine Randregion ist und wie dies zu ändern<br />

wäre.<br />

Bald ist es 50 Jahre her, seit erstmals<br />

ein Mensch einen Fuss auf den Mond gesetzt<br />

hat. Bemannte Marsmissionen sind in<br />

Vorbereitung, auch wenn es wohl noch eine<br />

Weile dauert, bis es so weit sein wird.<br />

So weit wir Menschen auch in den Weltraum<br />

vorgedrungen sind, so erstaunlich ist<br />

es, dass wir über das Innere unserer Erde<br />

nur mutmassen können. Denn um restlose<br />

Gewissheit zu erlangen, welche Geheimnisse<br />

unser Planet unter seiner Oberfläche<br />

verbirgt, müssten wir weit in ihn hineinbohren<br />

können. Doch dies ist so schwierig,<br />

dass dagegen ein Spaziergang auf dem<br />

Mars wie ein Kindergeburtstag erscheint.<br />

Nach dem heutigen Stand der Technik ist<br />

eine Bohrung zum Erdmittelpunkt ein<br />

Ding der Unmöglichkeit. Bisher wurden<br />

nur 12 von 6400 Kilometern überwunden.<br />

Viel Spass beim Lesen!<br />

Ihr Bruno Wüthrich<br />

IMPRESSUM<br />

Herausgeber: one X Services<br />

Redaktion: Bruno Wüthrich,<br />

Klaus Zaugg<br />

Layout: tnt-graphics AG,<br />

8305 Dietlikon,<br />

www.tnt-graphics.ch<br />

Auflage: 69 000 Exemplare<br />

Druck: LZ Print,<br />

Luzerner Zeitung AG<br />

Versand: Die Post<br />

Inserate-Annahme und Redaktion:<br />

inserate@spositive.ch<br />

12<br />

4 WALTER LÜTHI<br />

Sein Herz schlägt für Schlager<br />

und Volksmusik, aber<br />

auch für die Rechte der Arbeiter.<br />

Der ehemalige Präsident<br />

der Gewerkschaft Bau<br />

und Holz im Gespräch.<br />

12 DAS ERDINNERE<br />

Eine Reise ins Innere der<br />

Erde ist unmöglich. Trotzdem<br />

gelingen den Forschern<br />

immer wieder Erkenntnisse<br />

über die Beschaffenheit unseres<br />

Planeten.<br />

20 WUSSTEN SIE SCHON<br />

Warum Vögel nicht an die<br />

Füsse frieren und welches<br />

der am häufigsten verwendete<br />

Baustoff für Häuser ist.<br />

22 GRENZLAND<br />

Die unbekannte bekannte<br />

Region Oberaargau ist nur<br />

schwer zu definieren, hat<br />

eine interessante Geschichte<br />

und eine grosse kulturelle<br />

Vielfalt.<br />

28 INTERVIEW<br />

Sportchef Reto Kläy will<br />

mit dem EV Zug den NLA-<br />

Titel gewinnen – unter<br />

anderem in Einbezug<br />

innovativer Methoden.<br />

34 DIE SEITE DER LESER<br />

Leserbriefe.<br />

20<br />

22<br />

28<br />

s’Positive 2 / 2017 3


WALTER LÜTHI<br />

Musikant,<br />

Gewerkschafter,<br />

Unternehmer<br />

Walter Lüthi spielt seit den 50er Jahren in<br />

verschiedenen lokalen Bands. Doch auch<br />

politisch ist er eine Grösse. Nicht zuletzt durch<br />

seinen Einsatz für die S-Bahn nach Huttwil.<br />

TEXT: KLAUS ZAUGG UND BRUNO WÜTHRICH<br />

Er machte Tanz- und Stimmungsmusik, er war «Büezer»<br />

und später Unternehmer, er engagierte sich in der Gewerkschaft<br />

und für den Erhalt der S-Bahn von Huttwil<br />

nach Bern und sie nannten ihn den «kleinen Hubacher»,<br />

in Anspielung auf den SP-Titanen Helmut Hubacher. Wir<br />

haben Walter Lüthi (75) dazu überredet, uns aus seinem Leben zu<br />

erzählen. Ein Leben im Oberaargau.<br />

s’Positive: Sie personifizieren ein Stück Oberargauer Musikgeschichte.<br />

Walter Lüthi: Wir wollen nicht übertreiben.<br />

Sie spielten seit 1958 in zahlreichen Formationen. Mit den Teddy<br />

Jungs, mit EL-MA-RO, mit den lustigen Rohrbachern, dem<br />

Arietta-Quintett und jahrelang mit «Resi & Wädi» schliesslich<br />

im Trio «Resi, Wädi & René.»<br />

Es gab in dieser Zeit im Oberaargau sehr viele Tanzbands. Die Calimeros,<br />

die Juwela aus Madiswil, Rialto aus Langenthal, die Tornados<br />

aus Burgdorf, die Edelstones aus Ufhusen und die Marita aus<br />

Wys sachen.<br />

Schwelgt in Erinnerungen:<br />

Im Interview<br />

erzählt Walter Lüthi<br />

Anekdoten aus<br />

seinem spannenden<br />

Leben.<br />

4 s’Positive 2 / 2017


s’Positive 2 / 2017 5


WALTER LÜTHI<br />

Eine goldene Zeit des Rock’n’Rolls.<br />

Nein. Wir spielten und sangen die gängigen<br />

Schlager, Tiroler-Musik und Schweizer<br />

Volksmusik, noch nicht Rock. Es war moderne<br />

Volksmusik. Meinten wir jedenfalls. Wir<br />

kopierten den Oberkrainer-Stil von Beny<br />

Rehmann und Slavko Avsenik, wir sangen<br />

die Seemannslieder von Fredy Quinn, die<br />

Schlager der blauen Jungs, wir spielten Dixie<br />

und Bahama Blues.<br />

Waren Sie gut?<br />

Das müssen Sie andere fragen. Res Christen,<br />

unser Trompeter der Lustigen<br />

Rohrbacher war überall, wo er dabei<br />

war, auch der Beste. Er kannte<br />

Beny Rehmann, und bat ihn,<br />

doch mal bei uns reinzuhören.<br />

Beny kam dann tatsächlich einmal<br />

ins Häbernbad um uns zuzuhören.<br />

Er ermunterte uns, so<br />

weiterzumachen.<br />

Waren Sie jedes Wochenende unterwegs?<br />

Fast. Pro Monat dürften es schon drei Wochenenden<br />

gewesen sein. Wir waren alle<br />

Lehrlinge und wir fühlten uns wie Könige,<br />

wenn wir eine Gage von 50 Franken oder<br />

gar mehr erhielten. Das war für die damalige<br />

Zeit sehr viel Geld. Wir hatten immer<br />

Geld, manchmal habe ich fast den Eindruck,<br />

mehr als heute…<br />

Sie waren vor allem Rhythmus-Gitarrist<br />

und Sänger. Wo haben Sie das Gitarrenspiel<br />

gelernt?<br />

Es hat indirekt etwas mit der Heilsarmee zu<br />

tun.<br />

Mit der Heilsarmee?<br />

Ja, in gewisser Weise. Paul Althaus aus Eriswil<br />

war 1958 der Gittarist bei den Teddy-<br />

Jungs. Er zeigte die Gitarrengriffe. Er hatte<br />

das Gitarrenspiel bei der Heilsarmee erlernt.<br />

Davon konnte ich nun profitieren.<br />

Und wie lernten Sie die Schlager?<br />

Wenn einer von uns auf neue Musik aufmerksam<br />

wurde, besorgten wir uns das<br />

Band und hörten es ab. Oft bekamen wir<br />

auch die Noten dazu vom damaligen Musikhaus<br />

Etter in Huttwil oder vom Musikhaus<br />

Ernst in Oftringen. Dann spielten und sangen<br />

wir die Stücke spontan nach. Später, als<br />

es Computer gab, wurde das Lernen etwas<br />

MIt der Band «Die<br />

Lustigen Rohrbacher»<br />

war Walter Lüthi –<br />

hinten rechts mit<br />

der Gitarre – einige<br />

Jahre unterwegs.<br />

«Wir spielten in den Tanzsälen<br />

der Wirtschaften. Wir bekamen<br />

die Einnahmen aus dem Verkauf<br />

der Tanzbändel, der Wirt verdiente<br />

Geld mit den Getränken.»<br />

einfacher und es ging auch ohne Tonband.<br />

Res Schürch hat während gut 30 Jahren die<br />

Musikstücke in Noten umgearbeitet, die uns<br />

dann bei der Formation «Resi & Wädi» und<br />

«Resi, Wädi & René» eine unbezahlbare Hilfe<br />

waren. Ohne seine Noten hätten wir nicht<br />

spielen können.<br />

Und wo machten Sie Musik?<br />

Damals hatten viele Wirtschaften<br />

einen Tanzsaal. Die Wirte<br />

fragten, ob wir spielen möchten.<br />

Der Tanzsaal wurde uns zur Verfügung<br />

gestellt und unsere Einnahmen<br />

erzielten wir mit den<br />

Eintritten, aus dem Verkauf der<br />

Tanzbändeli. Der Wirt verdiente<br />

Geld mit dem Verkauf der Getränke.<br />

Damals waren die Wirte<br />

noch unternehmungslustiger. Wenn einer<br />

einen beheizbaren Tanzsaal hatte, versuchte<br />

er, Anlässe zu organisieren. Wir spielten auch<br />

an Maskenbällen in den Kantonen Solothurn,<br />

Aargau und Luzern. Es war die Zeit, als die<br />

Tänzerinnen und Tänzer punkt Mitternacht<br />

zur Demaskierung auf die Stühle standen.<br />

Wir mussten gerade bei unseren Fastnachts-<br />

Gastspielen diskret sein, entdeckten wir doch<br />

bei der Demaskierung immer wieder Damen<br />

und Herren aus Huttwil und Um gebung.<br />

Von der Musik konnten Sie leben?<br />

Nein. Was wir einnahmen, investierten wir<br />

in unsere Instrumente und in die Soundanlage.<br />

Noch in den 1980er Jahren waren<br />

die Verstärker gross wie Kühlschränke und<br />

es knisterte und knatterte. Wir holten die<br />

Instrumente und Verstärker beim Musikhaus<br />

Ernst in Oftringen auf Kredit, und zahlten<br />

dann nach und nach die Rechnung aus unseren<br />

Gagen. Er vertraute uns und wir enttäuschten<br />

ihn nie. Wir spielten auch mal für<br />

Speis und Trank. Einmal kamen wir von einem<br />

Auftritt im Bündnerland zurück und<br />

hielten auf dem Hirzel. Wir sagten dem Wirt:<br />

Wir möchten gerne etwas essen und trinken<br />

und machen dir dafür ein wenig Musik. Ach,<br />

das waren Zeiten. Die spontane Fete ging bis<br />

in die Morgenstunden.<br />

Und die Tanzsäle waren voll?<br />

Meistens gut besetzt. Ausser, wenn am gleichen<br />

Datum eine der ganz grossen Bands wie<br />

die Calimeros oder die Tornados in der Nähe<br />

spielten. Am besten lief es, wenn schon um<br />

6 s’Positive 2 / 2017


«Das waren noch Zeiten»: Walter Lüthi erinnert sich.<br />

acht Uhr die Post abging. Dann blieben die<br />

Leute.<br />

Erinnern Sie sich noch, wie viele Zuschauer<br />

zu Ihrem ersten Anlass kamen?<br />

Das weiss ich nicht mehr. Wir begannen ja<br />

auch nicht mit eigenen Anlässen, sondern<br />

wurden zunächst für Hochzeiten oder nach<br />

Theateraufführungen gebucht. Danach kamen<br />

meistens die Vereine und Wirte auf uns<br />

zu.<br />

Es gab damals viele Tanzbands im<br />

Oberaargau. Waren das Konkurrenten?<br />

Oh ja! Man redete nicht miteinander und wir<br />

hatten grossen Respekt vor den grossen<br />

Bands. Man sprach sich auch nicht ab. Weder<br />

über die Auftrittsorte noch über die Termine.<br />

Wir waren keine der ganz grossen Bands.<br />

Wir mussten die Auftritte nehmen, die man<br />

uns offerierte. Nur die Grossen konnten sich<br />

ihre Auftritte aussuchen.<br />

Welches war euer grösster Auftritt?<br />

Wir hatten einmal einen grossen Auftritt<br />

beim Eidgenössischen Schützenfest in Basel.<br />

Auch da durften wir Tanzbändeli verkaufen.<br />

Doch wir vergassen, die Bändeli beim Musikhaus<br />

Otto Etter abzuholen. Also musste<br />

einer von uns nach Huttwil zurückfahren<br />

und die Bändeli holen. Es traf unsern Schlagzeuger,<br />

und der fehlte halt dann bei den<br />

ersten Songs.<br />

Wie seid ihr gereist?<br />

Zu fünft mit allen Instrumenten und Anlagen<br />

mit einem VW-Bus. Meistens fuhr unser<br />

Schlagzeuger Franz Kiefer aus Aarwangen<br />

oder ich.<br />

Gab es auch Auftritte im Ausland?<br />

Ja, die gab es. Wir reisten oft mit Reisegesellschaften<br />

oder Vereinen und hatten<br />

unsere eigenen Instrumente dabei. Einmal<br />

reisten wir als Formation «Lustige Rohrbacher»<br />

mit der Musikgesellschaft Rohrbach<br />

nach Mayrhofen im Zillertal. Wir bestellten<br />

hierfür zwei internationale Wagons, in die<br />

wir die Uniformen und die Instrumente verluden.<br />

Verladen wurden aber auch Unmengen<br />

an Getränken. Die Wagons wurden dann<br />

mit einer alten VHB-Güterlok von Rohrbach<br />

nach Langenthal gefahren und dort an den<br />

Zug angehängt. In Jenbach bei Innsbruck<br />

mussten wir noch einmal alles umladen. In<br />

Mayrhofen hatte dann nicht nur die Musikgesellschaft<br />

einen grossen Auftritt. Auch wir<br />

als «Lustige Rohrbacher» kamen zum Zug.<br />

Wir retteten damals sogar den Anlass. Eigentlich<br />

hätte eine berühmte Tirolermusik<br />

auftreten sollen. Aber die waren bei ihrer<br />

Ankunft so betrunken, dass sie nicht mehr<br />

spielen konnten.<br />

Eine indiskrete Frage: Wie war das eigentlich<br />

mit den Frauen? Wir gehen davon aus,<br />

dass Musiker damals ganz schön sexy waren.<br />

Für Frauen hatten wir meistens gar keine<br />

Zeit. Aber wir hatten unsere weiblichen Fans.<br />

Einige von uns lernten ihre Frauen auch tatsächlich<br />

beim Musik machen kennen. Meine<br />

Frau lernte ich bei einem Tanzanlass im Restaurant<br />

zu den Alpen in Eriswil kennen.<br />

Ansonsten waren wir seriös, denn wir hatten<br />

vertragliche Verpflichtungen zu erfüllen.<br />

Darauf haben wir immer geachtet. Und<br />

gottseidank haben uns unsere Frauen unterstützt.<br />

Musikantenfrauen sind grosszügig.<br />

Ihr habt also nicht «wüst» getan.<br />

Nein, wir hatten uns meistens im Griff. Wir<br />

hatten ja Musik zu machen. Wenn sich einer<br />

von uns ausnahmsweise vergass und sich<br />

hinter der Bühne mit einer Dame angeregt<br />

s’Positive 2 / 2017 7


WALTER LÜTHI<br />

unterhielt, dann holten wir ihn umgehend<br />

zurück. Andernfalls hätte der Wirt reklamiert.<br />

Sie haben im Oberaargau nicht nur Musik<br />

fürs Volk gemacht. Sie haben auch als Gewerkschafter<br />

fürs Volk geschaut.<br />

Ja, ich setzte mich für die Büezer ein. Ich<br />

hatte meine Eltern früh verloren und meinen<br />

Vater und meine Mutter nie gekannt. Auch<br />

wenn gut zu mir geschaut wurde, so musste<br />

«Klassenkampf-Romantik<br />

gab es nicht. Wir haben vor<br />

über 40 Jahren für die Rechte<br />

der Büezer gekämpft und das<br />

war auch nötig.»<br />

ich doch früh lernen, für mich zu schauen.<br />

Ich war in Huttwil Präsident der Gewerkschaft<br />

Bau und Holz (heute Unia – die Red).<br />

Das waren andere Zeiten. Alleine die Sägerei<br />

Lanz in Rohrbach bot um die 300 Arbeitsplätze.<br />

Die Eisenbahn fuhr jeden Tag von Eriswil<br />

aus einen Sonderkurs und hielt kurz vor<br />

07.00 Uhr auf der Höhe der Sägerei auf offener<br />

Strecke, damit die Arbeiter aussteigen<br />

und von dort aus zur Arbeit gehen konnten.<br />

Da gab es wohl auch noch die Romantik<br />

des Klassenkampfes.<br />

Romantik würde ich das nicht nennen. Wir<br />

haben vor über 40 Jahren für unsere Rechte<br />

gekämpft und das war nötig. Ich war mehrere<br />

Male als Gewerkschaftsvertreter der<br />

Region bei den Lohnverhandlungen in Zürich<br />

dabei. Wir tagten in Fünfsternhotels und<br />

alleine der äussere Rahmen war beeindruckend.<br />

Ich reiste mit dem Zug an, die Firmeninhaber<br />

kamen mit den grossen Autos.<br />

Ich denke, dass wir unsere Sache nicht<br />

schlecht gemacht und gut argumentiert haben.<br />

Der Arbeitsfrieden ist nur dann gewährleistet,<br />

wenn die Arbeiter mit ihrem Lohn<br />

zufrieden sind. Wir holten einmal eine Erhöhung<br />

des Stundenlohnes um einen Franken<br />

heraus. Dies war für die<br />

damalige Zeit, Ende der 1950er<br />

Jahre, enorm, denn die Monatslöhne<br />

lagen bei rund 1000 Franken.<br />

Aber wir konnten auch<br />

nichts daran ändern, dass in<br />

Huttwil und Umgebung in der<br />

Stunde 20 bis 30 Rappen weniger<br />

bezahlt wurden als in Burgdorf<br />

oder Langenthal.<br />

Das war die Zeit, als die SP<br />

noch für die Büezer da war.<br />

Sie sagen es. Damals waren wir auch politisch<br />

aktiv und stellten jeweils in Huttwil<br />

drei oder sogar vier von damals elf Gemeinderäten.<br />

Sie waren selbst Geschäftsmann. Normalerweise<br />

sind Geschäftsleute weder in der<br />

Gewerkschaft noch in der SP. Wenn Sie<br />

mit den Arbeitgebern, zu denen Sie selbst<br />

gehörten, höhere Löhne aushandelten,<br />

mussten sie ja diese selbst auch bezahlen.<br />

So ist es. Auch ich hatte mich an die Gesamtarbeitsverträge<br />

zu halten. Ich war ja selbst<br />

nicht immer Geschäftsmann, sondern zuvor<br />

ebenfalls Arbeiter. Schon mein damaliger<br />

Chef sagte jeweils zu mir, dass es sehr wichtig<br />

sei, dass die Arbeiter zufriedenen seien.<br />

Nur so könne ein Betrieb vorwärts machen.<br />

Walter Lüthi hatte auch unkonventionelle Ideen: Etwa den SP-Express nach Huttwil.<br />

Heute haben es die Gewerkschaften<br />

schwerer.<br />

Auch damals waren nicht alle Arbeiter eines<br />

Betriebes gewerkschaftlich organisiert.<br />

Wenn ich jeweils von den Verhandlungen mit<br />

den Arbeitgebern zurückkehrte, waren es<br />

bezeichnenderweise jene, die nicht bei der<br />

Gewerkschaft waren, die sich als erste über<br />

die Ergebnisse informieren wollten.<br />

Wir erinnern uns, dass Sie einmal die SP-<br />

Genossen nach Huttwil geholt haben.<br />

Ich war damals Präsident der SP Huttwil und<br />

wir wurden angefragt, ob wir in Huttwil den<br />

kantonalen SP-Parteitag organisieren könnten.<br />

Das war kein einfaches Unterfangen.<br />

Wir rechneten mit über 500 Teilnehmern.<br />

Wohin mit den Autos? Also organisierten wir<br />

den SP-Express von Bern über Ramsei nach<br />

Huttwil.<br />

Den SP-Express?<br />

Wir organisierten einen Sonderzug, der von<br />

Bern über Ramsei nach Huttwil fuhr und die<br />

Genossinnen und Genossen konnten an verschiedenen<br />

Orten zusteigen. Als ich diesen<br />

Zug bestellte, wurde ich gefragt, ob ich noch<br />

bei Sinnen sei und wisse, was das kosten<br />

werde? Ja, ich wusste es. Etwas mehr als<br />

4000 Franken. Aber wir wagten es trotzdem.<br />

Wir brachten das Geld durch den Ticketverkauf<br />

mehr als nur herein und im Zug verkauften<br />

wir auch noch Essen und Getränke.<br />

Nachdem alles gut über die Bühne gegangen<br />

war, bekam ich von EBT-Direktor Charles<br />

Kellerhals eine handgeschriebene Dankeskarte.<br />

Das SP-Urgestein Helmut Hubacher kam<br />

offenbar auch. Man nannte Sie nachher<br />

jedenfalls den «kleinen Hubacher».<br />

Ja, er kam auch zu diesem Parteitag. Ich<br />

lernte ihn durch meine Tätigkeit als Gewerkschafter<br />

kennen und schätzen. Er war ein<br />

SP-ler und Gewerkschafter der alten Garde.<br />

Wie kamen Sie eigentlich dazu, mit Bundesrat<br />

Willi Ritschard im Hotel zum Mohren<br />

zu speisen?<br />

Ich war mit ihm bekannt und er rief mich<br />

eines Tages an und sagte, er sei mit seiner<br />

Frau auf der Durchreise und wolle in Huttwil<br />

etwas essen. Aber bitte keinen Empfang, kein<br />

Brimborium, keine Musik. Also reservierte<br />

ich im Hotel Mohren (heute kleiner Prinz /<br />

die Red.) drei Plätze zum Nachtessen. Es<br />

kam dann schon etwas Nervosität auf, als ich<br />

mit dem Bundesrat und seiner Gattin eintraf.<br />

Wir assen Bratwurst mit Rösti und es<br />

schmeckte allen. Der hohe, aber private Besuch<br />

blieb etwa zwei Stunden.<br />

Sie arbeiteten über 30 Jahre bei der Möbelfabrik<br />

Meer und machten sich 1993<br />

selbständig. Aebi und Meer, die grossen,<br />

weitherum berühmten Möbel fabriken in<br />

Huttwil verfielen dem Konkurs. Warum<br />

das?<br />

8 s’Positive 2 / 2017


ZUSATZINFOS<br />

Feuerfeste Musik<br />

Am 11. März 1998, einem Mittwoch,<br />

wurde das Restaurant<br />

«Krone» in Rohrbach durch<br />

einen Brand zerstört. Dieses<br />

Brandunglück hätte beinahe<br />

das vorzeitige Ende des Duos<br />

«Resi & Wädi» bedeutet. Walter<br />

Lüthi und Res Schürch, seit<br />

1992 ein Duo, sollten am Samstag<br />

im Kronensaal zum Tanz<br />

aufspielen. Weil sie am vorausgegangenen<br />

Wochenende bereits<br />

im Kanton Aargau musiziert<br />

hatten, luden sie auf dem<br />

Rückweg ihre Musikanlage (Instrumente,<br />

Verstärker, Keyboard<br />

etc.) gleich in der Krone ab. Alles<br />

wurde ein Raub der Flammen.<br />

Res Schürch hatte zum<br />

Glück wenigstens sein Akkordeon,<br />

das ihm einst seine Eltern<br />

geschenkt hatten, mit nach<br />

Hause genommen.<br />

Die unersetzlichen Noten<br />

Alles in allem ein Fall für die<br />

Versicherung. Aber im Feuer<br />

war auch der Aluminium-Koffer<br />

mit den Noten von mehr als<br />

150 Musikstücken geblieben.<br />

Das gesamte Repertoire des<br />

Duos. Walter Lüthi erinnert<br />

sich: «Res Schürch hatte im<br />

Laufe der Jahre über 150 Stücke<br />

für uns auf Papier gebracht<br />

und wir spielten nach diesen<br />

Vorlagen. Wären sie verbrannt,<br />

dann hätten wir wahrscheinlich<br />

aufgehört.» Eine Spezialität des<br />

Duos waren ja gerade «Oldies»,<br />

die alten Schlager.<br />

Die ganze Angelegenheit liess<br />

Res Schürch und Walter Lüthi<br />

keine Ruhe. «Wir wollten einfach<br />

nicht wahrhaben, dass wir<br />

unser Repertoire verloren hatten.<br />

Was, wenn der Koffer mit<br />

den Noten nicht verbrannt<br />

war? Einige Kollegen von der<br />

Feuerwehr Rohrbach durchsuchten<br />

für uns am darauffolgenden<br />

Sonntag den<br />

Brandplatz. Und tatsächlich<br />

fanden sie den Koffer. Er war<br />

angeschwärzt. Aber zu unserer<br />

grossen Freude waren die Noten<br />

im Koffer unbeschädigt.»<br />

Walter Lüthi vergisst diese Begebenheit<br />

noch aus einem anderen<br />

Grund nicht: Zu seiner<br />

Pensionierung schenkten ihm<br />

Res und Heidi Schürch ein<br />

ganz besonderes Andenken:<br />

Die beim Brand verkohlte Gitarre,<br />

eingeschweisst in einen<br />

Schaukasten. «Wir durften über<br />

dreissig Jahre lang im Keller<br />

der Garage von Res und Fritz<br />

Schürch üben und unsere Instrumente<br />

einlagern. Dafür<br />

möchte ich mich bei dieser Gelegenheit<br />

einmal bedanken.»<br />

Und so konnten «Resi & Wädi»<br />

noch über ein Jahrzehnt weitermachen,<br />

bald darauf als Trio<br />

zusammen mit René Schär.<br />

Fortan hiess die Formation<br />

«Resi, Wädi & René». Die drei<br />

Musiker kamen zu einem Auftritt<br />

in Paul Stuckis populärer<br />

TV-Sendung «Musigstubete».<br />

«TeleBärn» zeichnete die<br />

Sendung auf der Lueg auf.<br />

Die drei Musikanten nahmen<br />

2009 auch eine CD auf («Ein<br />

Herz voller Musik»), die im<br />

Rössli zu Auswil getauft wurde.<br />

Vor zwei Jahren trat Walter<br />

Lüthi zum letzten Mal auf. Er<br />

spielt heute nach wie vor in der<br />

Musikgesellschaft Rohrbach<br />

und engagiert sich bei den<br />

Naturfreunden Huttwil für das<br />

Naturfreundehaus «Ämmital»<br />

auf der Höchschwendi hinter<br />

dem Ahorn.<br />

Resi, Wädi und René auf der CD<br />

«Ein Herz voll Musik».<br />

Ein besonderes<br />

Geschenk von Res<br />

und Heidi Schürch:<br />

Die beim Brand der<br />

Krone komplett<br />

verkohlte Gitarre.<br />

Es waren viele Faktoren dafür verantwortlich.<br />

Aber in erster Linie gelang die Umstellung<br />

von teuren Qualitätsmöbeln auf billige<br />

Massenproduktion nicht. Auch deshalb, weil<br />

die dafür notwendigen Investitionen die<br />

Finanzkraft der Unternehmen über stiegen.<br />

Sie restaurierten in den Räumlichkeiten<br />

der ehemaligen Möbelfabrik Aebi diese<br />

Qualitätsmöbel. Heute führt ihr Schwiegersohn<br />

diese Tradition weiter (Fiechter<br />

& Lüthi GmbH). So leben die traditionsreichen<br />

Meer-Möbel im Kleinen weiter.<br />

So ungefähr. Bei uns kann man Möbel reparieren<br />

und restaurieren lassen und darunter<br />

sind immer wieder Möbel der Firmen Meer<br />

und Aebi. Wir verkaufen aber auch neue<br />

Möbel.<br />

Sie kämpften vergeblich für die Erhaltung<br />

der S-Bahnstrecke von Huttwil über Ramsei<br />

nach Bern. Trotzdem dürfte Sie die<br />

Eröffnung des neuen Bahnhofes in Huttwil<br />

freuen.<br />

Ja natürlich freue ich mich sehr über den<br />

neuen Bahnhof. Auch die Busverbindungen<br />

in die Dörfer sind eine Bereicherung und<br />

sehr wichtig. Aber nun zeigt sich erst recht,<br />

was wir Huttwiler versäumt haben. Es betrübt<br />

mich, dass wir von der Hauptstadt abgehängt<br />

worden sind. Eine direkte S-Bahn-<br />

Verbindung nach Bern für die Pendler, also<br />

für jene, die im Raum Bern arbeiten, wäre<br />

für die Attraktivität von Huttwil als Wohnort<br />

sehr, sehr wichtig. Andere Gemeinden hätten<br />

um einen solchen Anschluss engagierter<br />

gekämpft und hätten nicht so schnell aufgegeben.<br />

Ist es mehr als Eisenbahn-Nostalgie?<br />

Oh ja. Wir hatten die S-44. Von Huttwil über<br />

Ramsei, Burgdorf und Hindelbank nach<br />

Bern. Also einen direkten Anschluss. Wir<br />

konnten in Huttwil ein- und in Bern aussteigen.<br />

Klar können wir weiterhin über Lan-<br />

s’Positive 2 / 2017 9


WALTER LÜTHI<br />

genthal nach Bern fahren. Aber dann müssen<br />

wir umsteigen. Huttwil wird so zur<br />

Randregion von Langenthal gemacht. Der<br />

immense Wert eines direkten S-Bahn-Anschlusses<br />

an Bern wurde in Huttwil immer<br />

unterschätzt. Es spielt sehr wohl eine Rolle,<br />

ob bereits im Berner Bahnhof an der Anzeigetafel<br />

Huttwil steht. Huttwil ist dann nicht<br />

nur mit dem Zentrum verbunden. Huttwil<br />

ist dann dem Zentrum auch näher. Ohne<br />

diesen direkten S-Bahn-Anschluss, bei dem<br />

man ohne Umsteigen sitzen bleiben kann,<br />

sind wir buchstäblich eine Rand region. Da<br />

hilft der Slogan «Huttwil mitten drin» wenig.<br />

Es wird ohne S-Bahn-Anschluss nicht einfacher,<br />

die mehr als 100 neuen Leerwohnungen<br />

zu besetzen.<br />

Hätte denn dieser S-Bahn-Anschluss gerettet<br />

werden können?<br />

Ja! Ja! Und deshalb ist es so schade. Begründet<br />

wurde es damit, dass auf dieser Strecke<br />

niemand mehr mit der Bahn reisen würde.<br />

Doch wir haben Zählungen durchgeführt.<br />

Bereits in Huttwil stiegen um die 40 Leute<br />

Walter Lüthi kämpft weiter für eine direkte<br />

Eisenbahnverbindung Huttwil–Bern.<br />

in diese S-Bahn zu, in Sumiswald waren es<br />

schon über 100 und ab Burgdorf waren fünf<br />

Wagen besetzt. Das Bedürfnis war unbestritten.<br />

Die Bahn hatte viel Geld in den Ausbau<br />

dieser Strecke investiert und die Argumente,<br />

die schliesslich gegen den weiteren Betrieb<br />

des Teilstückes Huttwil bis Sumiswald vorgebracht<br />

wurden, waren nicht überzeugend.<br />

Es hiess, der Tunnel vor der Station Grünen<br />

müsse aus Sicherheitsgründen geschlossen<br />

oder für eine Million saniert werden. Alles<br />

nicht wahr. Inzwischen fahren wieder Züge<br />

durch den Tunnel nach Sumiswald. Es wäre<br />

möglich, die S-Bahn-Verbindung erneut aufzunehmen.<br />

Ich habe den Kampf noch nicht<br />

aufgegeben.<br />

Warum ging diese S-Bahn-Verbindung<br />

verloren?<br />

Es ging ums Geld. Der Beitrag der Gemeinde<br />

Huttwil an den öffentlichen Verkehr ist<br />

beim Busbetrieb kleiner als beim Bahnbetrieb.<br />

Dabei hat man unterschätzt, welche<br />

Bedeutung ein direkter S-Bahn-Anschluss<br />

wirklich hat.<br />

ZUSATZINFOS<br />

Von der Bedeutung der Eisenbahn<br />

Die Zeiten ändern sich. Aber<br />

gewisse Dinge bleiben über<br />

die Jahre gleich. Beispielsweise<br />

die Bedeutung der Eisenbahn.<br />

Im Jahr 1939 verfasste<br />

Alfred Pernet im Auftrage der<br />

Bahnverwaltung eine Denkschrift<br />

zum 50-jährigen Bestehen<br />

der Langenthal–Huttwil-<br />

Bahn. Sie betrieb damals die<br />

Linien Huttwil–Langenthal,<br />

Huttwil–Sumiswald–Ramsei,<br />

Huttwil–Wolhusen und Huttwil-Eriswil.<br />

Seine Schlussfolgerungen aus<br />

dem 56-seitigen Bericht zeigen,<br />

dass es schon seine Logik<br />

hat, dass in Huttwil<br />

50 Millionen in einen<br />

neuen Bahnhof investiert<br />

worden sind.<br />

Und sie zeigen auch,<br />

dass das Engagement<br />

für die Eisenbahn<br />

(wie das von Walter<br />

Lüthi) sehr wohl seine<br />

Richtigkeit hat.<br />

Damals wie heute.<br />

«Es ist heute müssig<br />

zu fragen, wie Huttwil<br />

ohne seine Bahnen<br />

wohl aussehen<br />

möchte. Sicher wäre<br />

es nie geworden, was<br />

es heute ist. Jeder<br />

Ort entwickelt sich<br />

gemäss seinen Verkehrsmöglichkeiten<br />

und Anschlussverhältnissen<br />

an<br />

die Umwelt. Ein gewerblicher<br />

oder industrieller Aufstieg ohne<br />

Eisenbahn ist nicht denkbar.<br />

Wir wissen, dass bald<br />

nach der Eröffnung der Langenthal–Huttwil-Bahn<br />

in Huttwil<br />

eine starke Bautätigkeit<br />

einsetzte und jahrelang anhielt.<br />

Aus den Geschäftsberichten<br />

geht hervor, dass besonders<br />

das Jahr 1895 ein Rekordjahr<br />

der Bautätigkeit war.<br />

1889 standen an der Bahnhofstrasse<br />

nur wenige vereinzelte<br />

Häuser. ... Im ganzen waren es<br />

damals 615 Häuser. Was ist<br />

seither neu dazugekommen?<br />

Jeder kann sie selbst sehen,<br />

die schönen Quartiere auf dem<br />

Fiechtenfeld, der Hofmatt, der<br />

Uech, der Hub, an der Luzernstrasse.<br />

Heute (1939 – die<br />

Red.) zählt Huttwil 1054 Häuser,<br />

wovon 439 oder zwei<br />

Fünftel erst nach der Bahneröffnung<br />

entstanden sind. Nahezu<br />

die Hälfte des Städtchens<br />

sehr jungen Datums ist. Im<br />

Jahre 1889 betrug das Grundsteuerkapital<br />

5,238 Millionen.<br />

Heute beträgt es 24,638 Millionen.<br />

Walter Lüthi strebt eine Aufwertung von Huttwil mit Hilfe der S-Bahn an.<br />

Die Bahn als Wachstumsmotor<br />

Verkehrsunternehmungen wie<br />

die Eisenbahn befruchten alle<br />

Zweige des Wirtschaftslebens,<br />

beleben Handel und Wandel<br />

und eröffnen dem Unternehmungsgeist<br />

reiche Aussichten.<br />

Aus einer auf solche Weise aktivierten<br />

Wirtschaft fliessen<br />

der Allgemeinheit neue Einnahmen<br />

in Form von Steuern<br />

jeder Art zu, die das ausgelegte<br />

Aktienkapital reichlich verzinsen,<br />

und hier liegt der Lohn<br />

des Opferwillens, nicht in der<br />

Dividende. Es genügt, dass ein<br />

solcher Betrieb, der ganz öffentlichen<br />

Zwecken dient, sich<br />

selber erhalte. Im Augenblick,<br />

da unter Umständen ein Umbau<br />

unserer Bahn zur Notwendigkeit<br />

wird, mag diese Feststellung<br />

wohl am Platze sein.»<br />

Die Geschichte scheint sich zu<br />

wiederholen. Oder ist es bloss<br />

ein Zufall, dass in Huttwil gerade<br />

in diesen Zeiten überaus<br />

rege Wohnungen gebaut werden,<br />

da 50 Millionen in den<br />

Neubau des Bahnhofes investiert<br />

wurden? Schelme sagen,<br />

in Huttwil sei so viel gebaut<br />

worden, dass wohl nur jede<br />

Wohnung bewohnt werde,<br />

wenn man das bedingungslose<br />

Gratiswohnen einführe. Aber<br />

das sind wirklich Schelme.<br />

10 s’Positive 2 / 2017


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WISSEN<br />

Wie weit sind wir auf dem Weg<br />

ZUM MITTELPUNKT<br />

DER ERDE?<br />

12 s’Positive 2 / 2017


Das Innere der Erde<br />

birgt noch immer<br />

viele Geheimnisse.<br />

TEXT: BRUNO WÜTHRICH<br />

Die tiefste Bohrung ins Erdinnere erreichte<br />

1989 die Tiefe von 12 300 Meter.<br />

Begonnen wurde das Bohrprojekt<br />

1970 auf der russischen Halbinsel Kola.<br />

Bei einem mittleren Erdradius von<br />

6370 Kilometer ist die Bohrtiefe lediglich ein Kratzen<br />

an der Oberfläche. Zum Vergleich: Die Distanz<br />

bis zum Erdmittelpunkt ist rund 100 Kilometer<br />

länger als die Luftlinie von Bern nach New York<br />

City. Es geht also ganz schön weit hinein. Und es<br />

wird sehr, sehr heiss. Ein weiterer Vergleich: Stellen<br />

wir uns die Erde als Apfel vor, dann hätten<br />

wir es bisher nicht einmal fertiggebracht, auch<br />

nur die Schale zu durchstossen. «Der Weg zum<br />

Erdkern bleibt uns für immer verborgen», sagt<br />

der Geochemiker Jürgen Koepke. «Wir werden<br />

eher ferne Planeten erreichen als das, was tief<br />

unter unseren Füssen liegt.» In Gedanken können<br />

Wissenschaftler aber zum Erdmittelpunkt<br />

reisen. Sowohl vom Weg als auch vom Ziel bestehen<br />

klare Vorstellungen. Dank raffinierter<br />

Methoden werden unserem Planeten erstaunliche<br />

Geheimnisse entlockt. Weitere aufsehenerregende<br />

Einblicke werden folgen.<br />

DIE ERSTEN VIER KILOMETER<br />

«Sie stehen jetzt am tiefsten Punkt der Erde»,<br />

steht auf einem Schild, 3612 Meter unter der<br />

Erdoberfläche. Kein Mensch ist jemals tiefer<br />

ins Erdreich vorgedrungen. Zum Vergleich:<br />

Von Zermatt zum Matterhorngipfel hinauf sind<br />

es gut 2800 Meter Höhenunterschied, also<br />

rund 800 Meter weniger. Dieser tiefste Punkt<br />

befindet sich im südafrikanischen Mponeng.<br />

Dort schuften in der Tiefe rund 4000 Arbeiter.<br />

Damit es die Männer so tief unter der Erdoberfläche<br />

aushalten, werden pro Tag hunderte<br />

Tonnen Eis produziert, mit Salz vermischt und<br />

in die Goldmine gepumpt, um die Temperatur<br />

von 55 auf 28 Grad zu senken. Die Mine verbraucht<br />

so viel Strom wie eine Stadt mit 400 000<br />

Einwohnern. Unmengen an Wasser werden hier<br />

durch Rohre gepumpt, und durch das Tunnel-<br />

Labyrinth heult die Belüftung. 380 Kilometer an<br />

Tunnels wurden bereits ins Gestein gefräst –<br />

knapp 50 Kilometer mehr, als beim gesamten<br />

Woher wollen wir wissen, wie es im Innern<br />

der Erde aussieht? Die tiefste je gemachte<br />

Bohrung ins Erdinnere erreichte gerade mal<br />

12 Kilo meter. Die Distanz bis zum Mittelpunkt<br />

derErde beträgt jedoch 6400 Kilometer.<br />

Foto: shutterstock.com/Vadim Sadovski<br />

s’Positive 2 / 2017 13


WISSEN<br />

nur Granit. Dieser wies allerdings eine höhere<br />

Dichte auf als weiter oben, und damit<br />

hatte niemand gerechnet. Dies zeigte den<br />

Forschern, dass keine noch so ausgeklügelte<br />

Theorie über das Innere der Erde eine Bohrung<br />

ersetzen kann. Geplant war, dass das<br />

Bohrloch in Kola auf mehr als 30 Kilometer<br />

Tiefe reichen sollte, also bis an den Rand des<br />

Erdmantels, in den Bereich der Moho. Doch<br />

die hohen Temperaturen bis zu 180 Grad, mit<br />

denen niemand gerechnet hatte, machten der<br />

Bohrung nach 12,2 Kilometern den Garaus.<br />

Das Bohrmaterial, unter anderem Aluminium,<br />

war für solche Temperaturen einfach<br />

nicht geschaffen. Dennoch bleibt die Kola-<br />

Bohrung bis heute eine enorme technische<br />

Leistung.<br />

Bei Vulkanausbrüchen werden nebst Magma auch Stücke vom Mantelgestein<br />

ausgespuckt, die den Forschern wertvolle Informationen liefern.<br />

U-Bahn-System von New York City. Was sind<br />

schon 3,6 Kilometer im Angesicht von 6400<br />

Kilometern bis zum Erdmittelpunkt? Man<br />

frage die Arbeiter. Die werden Auskunft geben<br />

können.<br />

Die hohen Temperaturen von<br />

bis zu 180 Grad, mit denen niemand<br />

gerechnet hatte, machten<br />

der Bohrung nach 12,2 Kilometern<br />

den Garaus.<br />

DIE NÄCHSTEN 46 KILOMETER<br />

Die meisten Erkenntnisse über das Erdinnere<br />

gewinnen Forscher, indem sie Erdbeben<br />

auswerten. Bis zu 50 seismische Erschütterungen<br />

werden täglich weltweit gemessen.<br />

Jedes Beben erzeugt eine Reihe von Schallwellen,<br />

die den gesamten Erdkörper durchziehen.<br />

Ihre niedrigen Frequenzen verunmöglichen<br />

es dem menschlichen Ohr, sie zu<br />

hören. Aber die Messstationen rund um den<br />

Globus regis trieren ihre Laufzeiten, Echos<br />

und Streuungen. Dank ihnen erhalten die<br />

Forscher Aufschluss über die Dichte und die<br />

Art des Gesteins, die sie durchlaufen.<br />

Der kroatische Meteorologe und Geophysiker<br />

Andrija Mohorovicic (1857 – 1936)<br />

machte 1909 eine interessante Entdeckung.<br />

Nach dem Beben von Pokupsko (nahe Zagreb)<br />

vom 8. Oktober 1909 ergaben Messungen<br />

mit dem Seismographen, dass einige<br />

P- und S-Bebenwellen von unterhalb einer<br />

Tiefe von 50 Kilometern später eintrafen als<br />

erwartet. Dafür gab es nur eine Erklärung:<br />

Das tiefer gelegene Gestein musste dichter<br />

(fester) sein, als das Material darüber.<br />

Diese Erkenntnis warf die bisherigen Vermutungen<br />

über den Haufen. Bis anhin beschäftigten<br />

sich die Wissenschaftler lediglich<br />

mit der Erdkruste, also mit der Oberfläche<br />

unseres Planeten. Doch wenn man 30 bis 50<br />

Kilometer ins Erdinnere vordringen<br />

könnte, würde man auf eine<br />

vollkommen andere Schicht treffen<br />

– den Erdmantel. Die Grenze<br />

zwischen der Kruste und dem<br />

Mantel wird heute Mohorovicic-<br />

Diskontinuität – oder kurz Moho<br />

– genannt.<br />

Doch nicht immer gelingt es,<br />

aus seismischen Messungen die<br />

richtigen Schlüsse zu ziehen. So<br />

zum Beispiel auf der russischen<br />

Halbinsel Kola. Dort zeigten Erdbebenwellen<br />

in einer Tiefe zwischen drei und sechs<br />

Kilometern auffällige Veränderungen. Die<br />

Forscher schlossen daraus, dass anstelle von<br />

Granit , wie es weiter oben vorkommt, eine<br />

schwerere Basaltschicht vorhanden sein<br />

muss. Erst bei einer Bohrung stellte man<br />

fest: Es gab keinen Basalt. Sondern immer<br />

WEITERE 250 KILOMETER<br />

Die Entfernung zwischen Europas West- und<br />

Amerikas Ostküste nimmt jedes Jahr um zehn<br />

Zentimeter zu. Während sich also der Atlantik<br />

kontinuierlich vergrössert, schrumpft auf<br />

der anderen Seite des Globus der Pazifik.<br />

Indien verschiebt sich allmählich unter das<br />

Himalaja-Gebirge. Ein Teil des oberen Erdmantels<br />

ist deshalb für die Wissenschaft sehr<br />

interessant. Dort befindet sich eine Art Motor,<br />

der Kontinente verschiebt und Erdbeben<br />

erzeugt. Man nennt diesen Bereich Asthenosphäre.<br />

Sie beginnt etwa 100 Kilometer unter<br />

der Erdoberfläche und dürfte etwa 200<br />

Kilometer dick sein.<br />

Da sich die darauf liegende Erdkruste<br />

bewegt, wissen die Forscher, dass die Asthenosphäre<br />

nicht aus starrem Gestein bestehen<br />

kann. Sie vermuten eine zähe Masse,<br />

unter welcher – in tieferen Schichten – ein<br />

hoher Druck existieren muss. Zusammen mit<br />

der Restwärme, die noch von der Erdentstehung<br />

übriggeblieben ist, bewirkt dieser<br />

Druck, dass sich Gesteinsmaterial erhitzt. Es<br />

dehnt sich aus und steigt empor, wodurch<br />

nicht nur die Asthenosphäre in Bewegung<br />

gerät, sondern auch die auf ihr liegenden<br />

Kontinentalplatten.<br />

Geraten bei solchen Verschiebungen zwei<br />

grosse Erdplatten gegeneinander, bebt die<br />

Erde. Die Entladung der auftretenden Spannungen<br />

liefert den Forschern nützliche Daten<br />

aus dem Erdinneren.<br />

Daten sind jedoch nicht alles, was die Wissenschaft<br />

benötigt. Gebraucht wird auch<br />

handfestes Material, das man betrachten und<br />

analysieren kann. Geliefert wird dieses bei<br />

Vulkanausbrüchen, bei denen Stücke von<br />

Mantelgestein mitgerissen und ausgespuckt<br />

werden.<br />

DIE NÄCHSTEN 2700 KILOMETER<br />

Eine Vulkaneruption in Brasilien förderte vor<br />

zwei Jahren einen winzigen Diamanten an<br />

die Oberfläche. Wissenschaftler fanden<br />

Foto: shutterstock.com/KalypsoWorldPhotography<br />

14 s’Positive 2 / 2017


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WISSEN<br />

Zurzeit ist eine Tiefenbohrung geplant.<br />

«Ein Stück vom Erdmantel heraufzuholen,<br />

wäre ein geologischer<br />

Schatzfund wie das Mondgestein»,<br />

sagt ein beteiligter Forscher.<br />

darin das Mineral Ringwoodit. Zuvor hatte<br />

man dieses nur in Meteoriten gefunden.<br />

Weil Diamanten wie auch Ringwoodit nur<br />

unter grossem Druck entstehen können, gehen<br />

die Forscher davon aus, dass das Fundstück<br />

aus rund 500 Kilometern Tiefe stammt<br />

– aus der Übergangszone zwischen dem<br />

oberen und unteren Erdmantel. Doch der<br />

drei Millimeter grosse Krümel enthielt auch<br />

1,4 Prozent Wasser. Und dies war die eigentliche<br />

Sensation.<br />

Die Entdeckung deutet darauf hin, dass<br />

es in der unteren Übergangszone des Erdmantels<br />

riesige Mengen von eingeschlossenem<br />

Wasser geben könnte. Im Gestein des<br />

Erdmantels könnte sogar dreimal so viel<br />

Wasser gebunden sein wie in allen Ozeanen<br />

zusammen. Doch es braucht nicht immer<br />

Vulkanausbrüche, manchmal fördert die<br />

Erde auch auf unspektakuläre Weise interessantes<br />

Material aus ihrem Innern zutage.<br />

Zum Beispiel Serpentinite, welche unter<br />

anderem auch in den Schweizer Alpen gefunden<br />

werden. Serpentinit ist umgewandeltes<br />

Magma-Gestein, das aus ultrabasischem<br />

Tiefengestein hervorging. Vor Millionen<br />

von Jahren noch zum Erdmantel unter<br />

dem Ozean gehörend,<br />

wird es durch tektonische<br />

Prozesse nach<br />

oben gehoben.<br />

Im arabischen Hadjar-Gebirge,<br />

im Oman,<br />

findet man derartiges<br />

Material. Für Wissenschaftler<br />

eine Fundgrube.<br />

Aber das Gestein ist<br />

Millionen von Jahren alt<br />

und stark verwittert.<br />

Zudem wurde es mit der Zeit mit einer grösseren,<br />

unbekannten Menge von Kohlenmonoxyd<br />

versetzt. Die Forscher wünschen sich<br />

deshalb, einmal frisches, unbelastetes Mantelmaterial<br />

untersuchen zu können. Nötig<br />

dafür ist eine Tiefenbohrung! Eine solche<br />

Bohrung wird derzeit geplant.<br />

Einer der beteiligten Forscher, der Brite<br />

Damon Teagle sagt: «Ein Stück vom Erdmantel<br />

heraufzuholen, wäre ein geologischer<br />

Schatzfund wie das Mondgestein.»<br />

Doch wie wollen die Forscher verhindern,<br />

dass sie nicht wie bei der Kola-Bohrung auf<br />

halbem Weg zum Erdmantel steckenbleiben?<br />

Sie machen sich eine geologische Besonderheit<br />

zunutze: Die Moho liegt zwar<br />

unerreichbare 30 – 60 Kilometer tief unter<br />

Das japanische<br />

Schiff Chikyu<br />

besitzt einen<br />

130 Meter hohen<br />

Bohrturm.<br />

dem Festland der Kontinente, aber an manchen<br />

Stellen findet man sie nur vier Kilometer<br />

unter dem Meeresboden. Die Bohrung<br />

soll deshalb von einem Schiff aus erfolgen.<br />

Auf der ganzen Welt gibt es nur ein Schiff,<br />

das sich für dieses Projekt eignet. Die «Chikyu»<br />

aus Japan. Sie verfügt über einen 130<br />

Meter hohen Bohrturm, in dem ein Elektromotor<br />

das bis zu zehn Kilometer lange Bohrgestänge<br />

antreibt.<br />

Die Forscher hoffen, an der Grenze zwischen<br />

Erdkruste und Erdmantel mehr als nur<br />

Erkenntnisse über altes Gestein zu gewinnen.<br />

Existiert unter dem gigantischen Druck<br />

der Masse und in grosser Hitze vielleicht gar<br />

Leben? Ausgeschlossen ist es nicht. Auf dem<br />

Meeresboden wurden schon Bakterien gefunden,<br />

die mehr als 120 Grad aushalten.<br />

Andere Mikroben halten elf Kilometer unter<br />

Wasser einen Druck von 1000 Bar aus. Mehr<br />

noch: Sie brauchen ihn sogar, um existieren<br />

zu können.<br />

IN 3000–5000 KILOMETERN TIEFE<br />

Die Grenzschicht zwischen unterem Erdmantel<br />

und äusserem Erdkern wird «D-<br />

Schicht» genannt. Sie ist rund 200 Kilometer<br />

dick und liegt in ungefähr 3000 Kilometer<br />

Tiefe. Druck und Temperatur steigen hier<br />

drastisch an. Experten sprechen von 5000<br />

Grad Celsius. Hier beginnt das Gestein flüssig<br />

zu werden.<br />

Es besteht vor allem aus den Elementen<br />

Nickel und Eisen. In dieser elektrisch leitenden<br />

Flüssigkeit, die kaum zäher als Wasser<br />

ist, können sich durch Fliessbewegungen<br />

elektrische Ströme verstärken und Magnetfelder<br />

ausbilden. Hier entsteht das Erdmagnetfeld.<br />

Der äussere Erdkern reicht bis in<br />

eine Tiefe von etwa 5150 Kilometern.<br />

Wie geht man vor, etwas zu erkunden,<br />

an das man nie herankommen<br />

wird? Die Wissenschaftler versuchen gar<br />

nicht erst, dem Erdkern möglichst nahe<br />

zu kommen, sondern erkunden ihn vom<br />

Weltraum aus. Sie profitieren dabei von den<br />

jüngsten Erkenntnissen der Astrophysik.<br />

Drei Satelliten der europäischen Weltraumorganisation<br />

ESA umkreisen die Erde<br />

derzeit im Verbund. Jeder ist ausgerüstet mit<br />

mehreren Sensoren, die das Magnetfeld der<br />

Erde im Visier haben. Die Mission «Swarm»<br />

(Schwarm) soll bis Ende 2017 laufen.<br />

Eine erste Zwischenbilanz zeigt, dass sich<br />

das Magnetfeld, das unseren Planeten vor<br />

kosmischer Strahlung und Sonnenstürmen<br />

schützt, sich allmählich abschwächt. Rätselhaft<br />

ist jedoch, dass dies nicht für jede Region<br />

gilt. Zum Beispiel im südlichen Indischen<br />

Ozean wird das Magnetfeld stärker. Die Vorgänge<br />

tief im Erdinneren, an der Grenze<br />

zwischen Mantel und Kern, sind für die Wis-<br />

Foto: wikipedia.com/Gleam<br />

16 s’Positive 2 / 2017


WIR BESCHRIFTEN:<br />

BESCHRIFTUNGEN<br />

FAHRZEUGE<br />

FASSADEN<br />

WERBETAFELN<br />

SCHAUFENSTER | BANNER<br />

ROLLUPS | WANDTATTOOS<br />

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WISSEN<br />

ZUSATZINFOS<br />

Erkenntnisse aus dem Weltraum<br />

Mit Hilfe von Satelliten wurden in<br />

den letzten Jahren die ersten –<br />

noch unvollständigen – dreidimensionalen<br />

Vermessungen des Erdmagnetfeldes<br />

gemacht. Das<br />

Swarm-Trio soll alle bisher bekannten<br />

Daten hinsichtlich der Qualität<br />

sowie der zeitlichen und räumlichen<br />

Genauigkeit toppen. Die von<br />

den Satelliten gelieferten Messungen<br />

von Stärke, Ausrichtung und<br />

Schwankungen des Erdmagnetfelds<br />

sowie Messungen der elektrischen<br />

Feldstärke bilden die Basis, um<br />

verschiedene Quellen des Erdmagnetfelds<br />

unterscheiden und in<br />

Modellen erklären zu können.<br />

Durch die Kombination mit Daten<br />

anderer Weltraummissionen wie<br />

Cluster (ESA), CHAMP (Deutschland)<br />

oder STEREO (USA) erhoffen<br />

sich die Wissenschaftler neue Erkenntnisse<br />

zur Entwicklung des<br />

Erdmagnetfeldes und seinen komplexen<br />

Wechselwirkungen mit<br />

der Ionosphäre, den oberen<br />

Atmosphärenschichten, der solaren<br />

Partikelstrahlung (Sonnenwind)<br />

sowie deren möglichen<br />

Einfluss auf das Klima.<br />

Mit Hilfe von<br />

Satelliten wird das<br />

Innere der Erde<br />

erforscht.<br />

senschaftler immer noch mysteriös. Ihre Vorstellung:<br />

Je näher sich Material am Erdmittelpunkt<br />

befindet, desto grösserem Druck ist es<br />

ausgesetzt, und desto dichter ist es. Der<br />

Dichteunterschied zwischen Erdmantel und<br />

Kern ist vermutlich sogar grösser als der<br />

zwischen Luft und Erdoberfläche.<br />

DER FESTE, INNERE ERDKERN<br />

An der Grenze vom äusseren zum inneren<br />

Erdkern ist es offenbar noch um 1000 Grad<br />

heisser, als die Wissenschaft lange Zeit<br />

angenommen hatte. Französische Forscher<br />

fanden dies bei einem Experiment<br />

heraus. Dabei wurde ein Eisenteilchen<br />

mit zwei spitzen Diamanten mit einem<br />

Druck zusammengepresst, der zwei Millionen<br />

Mal höher ist als der Luftdruck<br />

auf der Erde. Gleichzeitig erhitzte ein<br />

Laser das Eisenteilchen so lange, bis es<br />

schmolz. Dies geschah bei einer Temperatur<br />

von rund 4800 Grad. Der Schmelzpunkt<br />

von Eisen liegt normalerweise bei<br />

1538 Grad. Einen weiteren Anstieg<br />

hätte die Apparatur nicht verkraftet.<br />

Hochrechnungen ergaben indes, dass<br />

an der Grenze zwischen äusserem und<br />

innerem Erdkern Temperaturen von<br />

6300 Grad herrschen müssen.<br />

Bei dieser Temperatur und einem<br />

Druck wie an der Erdoberfläche von 1<br />

Bar wäre Eisen ein Gas. Im Mittelpunkt<br />

der Erde (in 6378 Kilometern Tiefe)<br />

herrschen jedoch 3,5 Millionen Bar<br />

Druck, und selbst bei einer Temperatur<br />

von 5000 Grad bilden Nickel und Eisen<br />

dann eine feste Metallkugel, die rotiert.<br />

Doch ganz so homogen, wie man<br />

lange Zeit annahm, ist diese Kugel<br />

nicht. Bei der von US-Forschern durchgeführten<br />

Analyse von Erdbeben-Nachschwingungen<br />

kam heraus, dass die<br />

Verlaufsform der Wellen sich innerhalb<br />

des Kerns verändern. Daraus lässt sich<br />

schliessen, dass nur im unmittelbaren<br />

Zentrum eine homogene Kugel existiert.<br />

Der restliche innere Erdkern muss anders<br />

strukturiert sein.<br />

Nichts in der Erde ist von Dauer. Wenn<br />

eines Tages der flüssige Brei im äusseren<br />

Erdkern erstarrt sein wird, wird unser Planet<br />

kein schützendes Magnetfeld mehr<br />

haben. Bis dahin kommt es auch in höher<br />

gelegenen Erdzonen immer wieder zu Umwandlungsprozessen.<br />

Gesteine werden in<br />

tiefere Lagen befördert, um Millionen Jahre<br />

später wieder aufzutauchen. Neue Gebirge,<br />

Schluchten und Täler werden entstehen. Ob<br />

der Mensch dann noch existieren wird?<br />

Quellen:<br />

PM, Ausgabe 07/2016,<br />

planet-wissen.de, ESA<br />

Foto: shutterstock.com/AzmanMD<br />

18 s’Positive 2 / 2017


Campus Perspektiven I Schwarzenbach Dörfli 6 I 4953 Schwarzenbach (Huttwil)<br />

Campus Perspektiven I Schwarzenbach Dörfli 6 I 4953 Schwarzenbach (Huttwil)<br />

EISSAISONENDE<br />

Sonntag, 12. März 2017<br />

Sonntag, 12. März 2017<br />

9:00 - 15:00<br />

9:00 - 15:00<br />

FREIER<br />

FREIER<br />

EISLAUF<br />

EISLAUF<br />

Das letzte Mal<br />

Das letzte Mal<br />

in dieser Saison!<br />

in dieser Saison!<br />

11:00<br />

11:00<br />

PLAUSCHMATCH<br />

PLAUSCHMATCH<br />

Huttu High Flyers vs. SV Heimisbach<br />

Huttu High Flyers vs. SV Heimisbach<br />

16:00 - 17:00<br />

16:00 - 17:00<br />

SCHAULAUFEN<br />

SCHAULAUFEN<br />

Skating Club Huttwil<br />

Skating Club Huttwil<br />

RESTAURANT<br />

RESTAURANT<br />

Campus Perspektiven<br />

Campus Perspektiven<br />

ab 10:00<br />

ab 10:00<br />

SPORTBAR<br />

SPORTBAR<br />

300er Club<br />

300er Club


WUSSTEN SIE SCHON?<br />

DER AM MEISTEN VERWENDETE BAUSTOFF<br />

Lehm ist Weltmeister<br />

Mehr als ein Drittel aller Menschen weltweit<br />

wohnen in Häusern, die aus Lehm gebaut<br />

sind. Ob Siedlungen in Marokko wie Aït-Ben-<br />

Haddou (Bild), die Pueblos der Indianer in<br />

Mexiko, die vielstöckigen Häuser im Jemen<br />

oder die Rundbauten in der chinesischen<br />

Provinz Fujian – überall wurde und wird<br />

Lehm als Baustoff verwendet. Selbst die<br />

gros se Moschee von Djenné in Mali mit einer<br />

Innenfläche von 3200 Quadratmetern ist aus<br />

Lehmziegeln gebaut.<br />

In Europa erlebt dieses preiswerte, ökologisch<br />

unstrittige und im grossen Umfang<br />

zur Verfügung stehende Naturmaterial seit<br />

WUSSTEN<br />

SIE SCHON?<br />

geraumer Zeit eine Renaissance. Es gibt<br />

Lehm putz, Lehmfarben, Lehmwände und<br />

sogar Dämmplatten aus Lehm. Diese Rückbesinnung<br />

auf den vielseitigen Baustoff hat<br />

mit den interessanten Eigenschaften des<br />

Materials zu tun. Weil Lehm viel Feuchtigkeit<br />

aufnehmen und auch dosiert wieder<br />

abgeben kann, reguliert es die Luftfeuchtigkeit<br />

in Wohnräumen. Er absorbiert Gerüche<br />

und bindet Schadstoffe, er speichert die<br />

Wärme des Tages und gibt sie in<br />

der Nacht wieder ab. Zudem<br />

schützt Lehm mit seinem<br />

Feuchtigkeitsgehalt von etwa<br />

fünf Prozent das verbaute Holz. Denn<br />

weil pflanzliche und tierische Schädlinge<br />

einen Wassergehalt von 8–16 Prozent benötigen,<br />

wird ihnen mithilfe von Lehm die Lebensgrundlage<br />

entzogen. Lehm ist ausserdem<br />

elektrostatisch neutral und zieht deshalb<br />

keine Schmutz- oder Staubpartikel an.<br />

Einziger Nachteil: Lehm ist nicht wasserfest<br />

und muss deshalb vor Wasser geschützt<br />

werden. Die klassische Variante: Offenporiger<br />

Kalkputz lässt das Regenwasser<br />

ablaufen und entlässt<br />

gleichzeitig die Raumluftfeuchte<br />

ins Freie.<br />

1<br />

20 s’Positive 2 / 2017


BARFUSS IM WINTER<br />

Vögel frieren nicht an den Füssen<br />

Vögel haben von Natur aus kalte Füsse. Das<br />

ist, auf einen einfachen Nenner gebracht, der<br />

Grund, weshalb Vögel auch im Winter nicht<br />

an ihre Füsse frieren. Während wir Menschen,<br />

wenn wir im Winter in der Kälte herumstehen,<br />

trotz warmer Socken und isolierenden<br />

Schuhen bald einmal an die Füsse<br />

frieren, bekommen Amseln und Blaumeisen<br />

keine Frostbeulen, wenn sie barfuss im<br />

Schnee und auf Eis herumlaufen. Vögel empfinden<br />

die Aussenkälte nicht als störend und<br />

frieren nicht auf zugefrorenen Teichen fest.<br />

Im Vogelorganismus herrscht ein enormes<br />

Temperaturgefälle. Oben sorgt das dichte<br />

Gefieder für wohlige Temperaturen bis 40<br />

Grad. Die Fusssohlen weisen jedoch dank<br />

dem sogenannten Wundernetz nicht einmal<br />

1 Grad auf. Im Wundernetz sorgen viele feine<br />

Blutgefässe im Gegenstromprinzip dafür,<br />

dass das Blut, das vom Herzen kommt, für<br />

die Füsse abgekühlt wird. Gleichzeitig wird<br />

2<br />

das kühle Blut, das von den Füssen kommt,<br />

vom absteigenden Blut wieder erwärmt.<br />

Das funktioniert, weil die Blutgefässe in<br />

den Beinen vielfältig und trickreich miteinander<br />

vernetzt sind. Die Bezeichnung «Wundernetz»<br />

ist also zutreffend. Hinzu kommt,<br />

dass Vögel an den Füssen weniger Nerven<br />

haben. Da der Frost an den Füssen für Vögel<br />

nicht gefährlich ist, muss das Nervensystem<br />

sie nicht vor Erfrierungen warnen.<br />

KEIN ALKOHOL IM SPIEL<br />

Wie entstehen «Nebensonnen»?<br />

Fotos: Shutterstock.com/Ivoha, Aleksandrov Ilia, cdbr225<br />

Ganz schön perfid, wenn man ein oder zwei<br />

Gläser getrunken hat, und dann doppelt,<br />

sondern sogar dreifach sieht. Oder wenn<br />

man sich, völlig nüchtern, auf einem anderen<br />

Planeten wähnt, weil plötzlich drei Sonnen<br />

am Himmel stehen. Wie kann das sein?<br />

Die beiden Zusatzsonnen erscheinen bei<br />

einem speziellen Lichteffekt jeweils in einem<br />

Winkel von 22 Grad links und rechts von der<br />

echten Sonne, leuchten aber deutlich schwächer.<br />

Diese Nebensonnen entstehen, wenn<br />

sich das Sonnenlicht an Eiskristallen in der<br />

Atmosphäre bricht und spiegelt. Dünne, hexagonal<br />

geformte Eisplättchen richten sich<br />

in ruhiger Luft waagerecht aus und wirken<br />

dann wie Prismen: An der Seite des Prismas<br />

tritt das weisse Sonnenlicht ein und an der<br />

übernächsten wieder aus. Dabei wird es je<br />

nach Wellenlänge in einem bestimmten Winkel<br />

gebrochen, so dass die Nebensonnen<br />

einen Farbverlauf erhalten, der an einen<br />

Regenbogen erinnert. Das Phänomen kann<br />

überall auf der Welt auftreten und ist meistens<br />

bei leichter Schleierbewölkung zu sehen.<br />

Manchmal zeigt sich auch nur eine Nebensonne.<br />

Die englische Bezeichnung für das<br />

Phänomen lautet «Sun Dogs»: Sonnen, die<br />

wie zwei Hunde rechts und links nicht von<br />

der echten Sonne weichen.<br />

3<br />

s’Positive 2 / 2017 21


OBERAARGAU<br />

VOM IMPERIUM<br />

zum Verwaltungsbezirk<br />

Oberaargau? Einem Fremden diesen<br />

Begriff zu erklären ist überaus<br />

schwierig. Wie soll denn<br />

einer verstehen, dass eine Gegend,<br />

die einen Kanton in ihrem<br />

Namen trägt (Aargau) mit diesem Kanton<br />

nichts zu tun hat? Das ist so, als ob es einen<br />

Landesteil «Oberbern»gäbe, der aber mit<br />

Bern nichts am Hut hätte.<br />

Die einfachste Erklärung: Der Oberaargau<br />

besteht aus dem Verwaltungskreis<br />

Oberaargau. Bis 2009 bestand er aus den<br />

beiden bernischen Amtsbezirken Wangen<br />

und Aarwangen. Die heute zum Verwaltungskreis<br />

Oberaargau gehörenden Gemeinden<br />

Eriswil, Huttwil, Walterswil und Wyssa-<br />

chen sind «umgezont» worden: Sie gehörten<br />

vorher zum Amtsbezirk Trachselwald und<br />

damit zum Verwaltungskreis Emmental.<br />

Diese «Umzonung» ist ein erster Hinweis<br />

darauf, wie schwierig es ist, den Oberaargau<br />

zu definieren. Es gibt zwei weitere Beispiele<br />

für die Schwierigkeit, zwischen Oberaargau<br />

und dem Emmental zu unterscheiden. Im<br />

Schwingen ist das Bernbiet in die Gaue Oberland,<br />

Mittelland, Seeland, Emmental, Jura<br />

und Oberaargau aufgeteilt. Zum oberaargauischen<br />

Schwingerverband gehören die<br />

Schwingklubs von Herzogenbuchsee, Burgdorf,<br />

Kirchberg, Langenthal, Huttwil, Niederbipp<br />

und Limpach. Burgdorf, das Tor zum<br />

Emmental? Ja, so ist es. Deshalb dürfen die<br />

Mitglieder des Schwingklub Burgdorf für<br />

den emmentalischen oder den oberaargauischen<br />

Gauverband ins Sägemehl steigen. Im<br />

Volk der Schwinger gilt: Wer sich vom Emmental,<br />

von Oberburg her Burgdorf nähert,<br />

befindet sich im Emmental. Wer Burgdorf<br />

Richtung Zürich verlässt, befindet sich im<br />

Oberaargau.<br />

Das Eidgenössische Schwingfest von 2013<br />

war ein gemeinsames Werk der Emmentaler<br />

und der Oberaargauer – von aussen wurde<br />

es jedoch als ein Fest der Emmentaler wahrgenommen.<br />

Ein «Doppel leben» zwischen<br />

Oberaargau und Emmental fristet seit allen<br />

Zeiten Huttwil im oberen Tal der Langeten.<br />

Huttwil gehörte zum Amtsbezirk Trachsel-<br />

Fotos: Marcel Bieri<br />

22 s’Positive 2 / 2017


Der Oberaargau ist ein<br />

unbekanntes Wesen:<br />

Auf der Spur von Menschen<br />

und Geschichten in den «Highlands»<br />

der Schweiz. TEXT: KLAUS ZAUGG<br />

Blick auf die Alpen:<br />

Von Wiedlisbach<br />

ins Bipperamt,<br />

Oberaargau.<br />

wald, also politisch zum Emmental. Auch im<br />

Poststempel hiess es: «Das Blumenstädtchen<br />

im Emmental». Inzwischen gehört Huttwil<br />

zum Verwaltungsbezirk Oberaargau.<br />

Wir ahnen: den Oberaargau auf den Verwaltungsbezirk<br />

Oberaargau einzugrenzen,<br />

wäre etwa so sinnvoll, wie den Kanton<br />

Schwyz als ganze Schweiz auszugeben.<br />

Der Oberaargau bildet keine «ethnische<br />

Einheit» wie das Emmental oder das Berner<br />

Oberland und der Oberaargau ist auch kein<br />

Sehnsuchtsort wie das Emmental. Es gibt wie<br />

selbstverständlich den Emmentaler und den<br />

Oberländer. Aber den Oberaargauer? Es gibt<br />

nur wenig Gemeinsamkeiten zwischen einem<br />

Bauern aus dem oberen Tal der Langeten<br />

und einem Industriearbeiter aus Niederbipp.<br />

Wenn einer sagt, er sei Emmentaler<br />

oder Oberländer, leuchtet bei seinem Gegenüber<br />

Verständnis in den Augen auf. Aber mit<br />

dem Begriff «Oberaargauer» stiften wir eher<br />

Verwirrung. Aargauer sind wir ja nicht.<br />

Was also ist der Oberaargau? Um eine<br />

Antwort zu finden, müssen wir tief in die<br />

Geschichte eintauchen und viel Literatur<br />

durchforsten. In der grossen Gesamtdarstellung<br />

des Kantons Bern gibt uns Hans-Rudolf<br />

Schmid eine gute Definition:<br />

«Der Oberaargau gehört – wir sagen es<br />

gleich – zum Kanton Bern. «Aargau» – das<br />

war in alten Zeiten ein viel weiterer Begriff<br />

als heute. Er war einstmals der Gau der Aare,<br />

das Einzugsgebiet unseres grössten Mittellandgewässers,<br />

das an der Grimsel entspringt<br />

und bei Koblenz dem Rhein zufliesst.»<br />

Wow! Von der Grimsel bis nach Koblenz.<br />

Ein mächtiger, grosser «Gross-Oberaargau».<br />

Beinahe ein Imperium. Wir Oberaargauer<br />

dürfen uns also fast fühlen wie die Briten,<br />

die einst auch ein weltumspannendes Imperium<br />

besassen und nun auf eine Insel reduziert<br />

werden. Wir lesen bei Hans-Rudolf<br />

Schmid weiter: «Noch im Mittelalter hat man<br />

die Gegend von Thun zum Aargau gerechnet,<br />

später wenigstens noch Burgdorf und<br />

Fraubrunnen. Ein so grosses Gebiet mochte<br />

freilich eine Unterscheidung zwischen<br />

s’Positive 2 / 2017 23


OBERAARGAU<br />

ZUSATZINFOS<br />

Das Geheimnis hinter den stattlichen Bauernhöfen<br />

Warum gibt es in keiner anderen<br />

Landesgegend so viele<br />

stattliche, mittelgrosse Bauernhöfe<br />

wie im Emmental und<br />

im Oberaargau, die das Landschaftsbild<br />

derart prägen?<br />

Die Antwort auf diese Frage<br />

finden wir im alten Erbrecht,<br />

das den Hof stets dem jüngsten<br />

Sohn um billigen Preis zusprach.<br />

Nicht dem ältesten –<br />

denn wenn der älteste den Hof<br />

hätte übernehmen können,<br />

war der Vater noch lange nicht<br />

alt genug, um sich ins Stöckli<br />

zurückzuziehen. Die älteren<br />

Geschwister wurden durch<br />

meist schäbige Auszahlungen<br />

abgefunden und gingen. Oder<br />

sie zogen es vor, als ledige<br />

Söhne oder Töchter zeitlebens<br />

als Knechte oder Mägde auf<br />

dem Hof zu arbeiten. Bedingt<br />

war dieses Erbrecht durch die<br />

Bewirtschaftungsart der Höfe.<br />

Der Getreidebau und die oft<br />

steilen Zufahrten zu den Bauernhäusern<br />

verlangten unbedingt<br />

«den Zug». Also das Halten<br />

von Pferden oder Zugochsen.<br />

Wäre der Boden durch<br />

Erbteilung zu stark zerstückelt<br />

worden, so hätten die zu<br />

kleinen Bauerngüter keine<br />

Zugtiere mehr zu halten<br />

erlaubt. Die gründliche<br />

und intensive<br />

Bearbeitung des<br />

Die typischen<br />

stattlichenBauernhöfe<br />

prägen das Landschaftsbild<br />

im<br />

Emmental und<br />

Oberaargau.<br />

Bodens wäre vernachlässigt<br />

und dadurch seine Ertragsfähigkeit<br />

bedeutend herabgemindert<br />

worden.<br />

Auswanderung gefördert<br />

Es lag im Interesse einer richtigen<br />

Bewirtschaftung, den<br />

Hof in einem gewissen Umfang<br />

zu erhalten, ihm Getreide,<br />

Kartoffelland, Matten und<br />

Heuwiesen sowie etwas Wald<br />

zu sichern, damit die Arbeitskraft<br />

das ganze Jahr hindurch<br />

genügend Betätigung fand und<br />

die Existenz gesichert<br />

war. Den Ausweg,<br />

den man anderorts<br />

durch die<br />

Einführung<br />

einer Hausindustrie<br />

(Heimarbeit),<br />

wie<br />

der Uhrmacherei<br />

im Jura<br />

oder der Stickerei<br />

und Weberei in<br />

der Ostschweiz fand,<br />

lag dem Oberaargauer und<br />

dem Emmentaler nicht. Dazu<br />

war und ist er zu sehr Landwirt<br />

mit Leib und Seele. Entweder<br />

Bauer oder Industriearbeiter.<br />

Die starke Bevorzugung des<br />

jüngsten Sohnes hatte auch<br />

Nachteile. Die älteren Geschwister<br />

waren zur Auswanderung<br />

in Gegenden gezwungen,<br />

wo sie Arbeit in der sich<br />

im vorletzten Jahrhundert<br />

rasch entwickelnden Industrie<br />

fanden. Heute haben mehr als<br />

ein Drittel aller Schweizer ihre<br />

Wurzeln im Emmental oder im<br />

Oberaargau. Aber nicht alle<br />

fanden ihr Glück in der Fremde.<br />

Viele kehrten verarmt in<br />

die Heimat zurück und die Folge<br />

war eine drückende Armenlast<br />

der Heimatgemeinden. Die<br />

Lösung der Armenfrage beschäftigte<br />

den bernischen<br />

Staat in den 1800er Jahren<br />

stark. 1898 wurde schliesslich<br />

entschieden, dass die Unterstützung<br />

der Armen, die vor<br />

ihrer Rückkehr mindestens<br />

zwei Jahre ausserhalb des<br />

Kantons gelebt hatten, vom<br />

Staat (also vom Kanton) bestritten<br />

werden sollte. Heute<br />

gibt es eine noch einfachere<br />

Lösung: Nicht mehr die Heimat-,<br />

sondern die Wohnortsgemeinde<br />

ist für die Sozialfürsorge<br />

zuständig.<br />

Das Schweizerische Zivilgesetzbuch,<br />

das am ersten<br />

Januar 1916 in Kraft trat, hat<br />

das Erbvorrecht des jüngsten<br />

Sohnes ausser Kraft gesetzt.<br />

24 s’Positive 2 / 2017


Der vielfältige<br />

Oberaargau.<br />

Links: Huttwil. Rechts<br />

oben: Rohrbach,<br />

Niederauswil;<br />

unten Reisiwil.<br />

«Oben» und «Unten» ertragen. So reichte der<br />

Unteraargau von der Mündung der Aare in<br />

den Rhein bis hinauf zur Einmündung der<br />

Rothmurg. Dort begann der Oberaargau.<br />

Daran erinnert heute noch der Name des<br />

Flüsschens. Denn «Murg» bedeutet Grenze.<br />

Im weiten Sinne nennt man die Gegend zwischen<br />

Solothurn und Willsau, Aarburg und<br />

Burgdorf den Oberaargau. Also das Mittelstück<br />

des schweizerischen Mittellandes,<br />

dort, wo die Voralpen am weitesten gegen<br />

den Jura hinausragen.»<br />

Nun wissen wir, wo der Oberaargau zu<br />

finden ist. Und dass wir mit dem Kanton<br />

Aargau nichts zu schaffen haben. Der<br />

Oberaargau ist ein Teil des Schweizerischen<br />

Mittellandes, ist bernisch und grenzt an die<br />

Kantone Solothurn, Aargau und Luzern. Im<br />

Süden wird der Oberaargau vom Napfbergland<br />

begrenzt, im Norden vom Jura. Der<br />

höchste Punkt ist mit 1231 Metern das<br />

Höllchöpfli (Gemeinde Rumisberg) und der<br />

tiefste mit 405 Metern über Meer liegt an der<br />

Aare bei Wynau.<br />

Der Oberaargau ist Durchgangsland.<br />

Nicht nur die Aare durchzieht ihn von West<br />

nach Ost, sondern auch die Autobahn A 1<br />

und die Bahnstrecke Bern–Zürich. Die wichtigsten<br />

Zentren des Oberaargaus finden wir<br />

an dieser Bahnlinie. Die Stadt Langenthal<br />

und das Dorf Herzogenbuchsee. An beiden<br />

Orten halten Züge von Bern nach Zürich.<br />

Wir finden reichlich Literatur über das<br />

Emmental und das Oberland. Aber nur verhältnismässig<br />

wenige Beschreibungen des<br />

Oberaargaus. Eine der besten liefert uns<br />

wiederum Hans-Rudolf Schmid. Sie ist inzwischen<br />

mehr als 70 Jahre alt – und doch<br />

immer noch so treffend.<br />

VERMITTLER ZWISCHEN KULTUREN<br />

«Der Oberaargau ist ein Grenzland. Das Gebiet<br />

war also immer zugleich nach Westen<br />

und nach Osten orientiert. Denn hier haben<br />

sich zwei Kulturkreise überschnitten: Der<br />

alemannische und der burgundische, ehe die<br />

mächtige Stadt Bern das Land an sich zog.<br />

Durch seine Mittelstellung innerhalb der<br />

schweizerischen Hochebene ist der Oberaargau,<br />

auch wenn er keine grosse Stadt hervorgebracht<br />

hat, zu einem Vermittler zwischen<br />

westlicher und östlicher Lebensart und<br />

Kultur geworden. Die eigentlichen heutigen<br />

Zentren des Oberaargaus sind Herzogenbuchsee<br />

und Langenthal, zwei stattliche<br />

Dörfer und bedeutungsvolle Marktflecken.<br />

Langenthal liegt an einem Knoten von sechs<br />

Landstrassen und fünf Bahnlinien. Fleiss und<br />

Wohlhabenheit reichen sich da die Hand,<br />

und die Musen haben hier – nicht nur im<br />

hübschen kleinen Theater – ein Heim. Blühende<br />

Industrien zeugen von Unternehmergeist<br />

und Geschicklichkeit. Die Erzeugnisse<br />

Langenthals reichen von Senf bis zur Leinwand<br />

und zum Porzellan. Herzogenbuchsee<br />

ist etwas weniger gross an Umfang, aber man<br />

rühmt seine Schulen und seinen Gewerbefleiss.<br />

Das Dorf hat übrigens eine schöne<br />

alte Kirche und stämmige Gasthöfe. Und<br />

eine schöne, freundliche Landschaft, in die<br />

es eingebettet ist. Eine Landschaft mit gewässerten<br />

Wiesen, mit Obstgärten und Kornfeldern,<br />

Birken und Pappeln. Die Dörfer<br />

ringsum muten heimatlich an, lauschig sind<br />

sie versteckt zwischen den Obstbäumen und<br />

Waldzipfeln.<br />

Roggwil ist eins der schönsten Bauerndörfer<br />

der Schweiz mit seinen gewaltigen Dächern,<br />

seinen alten Nussbäumen. Gondiswil<br />

hat sein Braunkohlenlager (es wurde während<br />

des Krieges ausgebeutet). Thunstetten<br />

hat sein zierliches Schloss, und in Bad Gutenburg,<br />

wo nach der Sage die Metzger und Gerber<br />

der Stadt Bern sich vom Blut der Schlacht<br />

bei Laupen reingewaschen, springen die Forellen<br />

heute noch direkt aus dem Wasser der<br />

Langeten in die Pfanne hin ein. Rohrbach<br />

kan n sich rühmen, die älteste Pfarrei der Gegend<br />

zu sein, weiss man doch, dass es schon<br />

im Jahre 975 dort eine Kirche gab.»<br />

Dies ist eine Schilderung aus einer Vergangenheit,<br />

die weit zurück im letzten Jahrhundert,<br />

im letzten Jahrtausend liegt. Und doch<br />

immer noch zutreffend.<br />

Der Oberaargau ist, viel mehr als das Emmental,<br />

bis heute beides geblieben: Bauernland<br />

und Industriezentrum. Nicht umsonst<br />

sind hier die Ausgangspunkte des Bauerns’Positive<br />

2 / 2017 25


OBERAARGAU<br />

krieges von 1658 zu suchen, und wenn dieser<br />

Krieg auch scheiterte, so ist der Versuch des<br />

Aufstandes doch typisch für den bodenständigen<br />

bäuerlichen Menschenschlag, der seit<br />

Jahrhunderten diese Scholle bewohnt und<br />

bearbeitet. «Noch mehr als die anderen<br />

Schweizer Stämme» schreibt Pfarrer Robert<br />

Schedler in seinem «Wanderbuch für<br />

Oberaargau und Unteremmental» aus dem<br />

Jahre 1925, «tritt beim Oberaargauer eine<br />

kühle, äusserst zurückhaltende Stimmung<br />

gegen alles Fremde zutage. Er geht nur<br />

schwer aus sich heraus, hält mit seiner Meinung<br />

zurück, bis er die Dinge und Menschen<br />

erprobt und weiss, was er von ihnen zu halten<br />

hat.<br />

Er ist der Landwirt par exzellence, nirgends<br />

findet man besser bebautes Land,<br />

reichere Ernten, schöneres Vieh. Bedächtig<br />

und langsam ist er bei seinen Hantierungen,<br />

so dass es für Landesfremde fast wie etwas<br />

Phlegma aussieht. Aber ohne Ruhepausen,<br />

in gleichmässigem Tempo, stundenlang,<br />

tagelang ausharrend, bringt er viel mehr<br />

zustande als der nach einigen hitzigen Anläufen<br />

seine Kraft rasch verbrauchende<br />

Übereifrige. Nichts ist ihm bei der Arbeit<br />

Betörender Sonnenuntergang:<br />

Schwarzenbach Richtung Emmental.<br />

verhasster als ein «Zwaspli», ein zappliger,<br />

unsteter Mensch, der bald hastet, bald ruht,<br />

bald dieses beginnt und bald etwas anderes.<br />

Ruhige klug überlegte, abgemessene, aber<br />

zähe und ausdauernde Arbeit liegt in seiner<br />

Hand. Darum heftet sich an sein Schaffen<br />

der Erfolg.»<br />

KULTURELLE VIELFALT<br />

Der Oberaargau hat aber auch eine reiche<br />

Kultur. So hat hier Gotthelf fünf – wesentliche<br />

– Jahre verbracht. Heute wird kaum mehr<br />

bestritten, dass ihn die bäuerliche Welt des<br />

Oberaargaus und nicht des Emmentals zu den<br />

Klassikern der Weltliteratur inspiriert hat.<br />

Im Oberaargau ist Pedro Lenz aufgewachsen.<br />

Sein Roman «Der Goalie bin ig» ist inzwischen<br />

sogar verfilmt worden. Durch Maria<br />

Wasers Roman «Land unter Sternen» ist Herzogenbuchsee<br />

in die Weltliteratur eingegangen.<br />

In Herzogenbuchsee fand Ferdinand<br />

Hodler in schwierigen Zeiten bei seinem Onkel<br />

Friedrich Neukomm Unterschlupf. In den<br />

Buchsibergen hat Cuno Amiet sechs Jahrzehnte<br />

lang seine Wahlheimat Oschwand<br />

gemalt. «Chumm mir wei go Chrieseli gewinne»<br />

– auch Volkslieder hat der Oberaargau zu<br />

bieten. Karl Geisers Mailanderlied «S wott<br />

aber e luschtige Summer gä» ist ebenso zum<br />

Volkslied geworden wie Emma Hofers «Wenn<br />

d Schneeballe blüeit im Mai».<br />

Wie wir es auch drehen und wenden: wir<br />

werden dem Oberaargau nicht gerecht,<br />

wenn wir ihn einfach auf den Verwaltungsbezirk<br />

Oberaargau reduzieren.<br />

ZUSATZINFOS<br />

Die «Central Highlands» der Schweiz<br />

Haben Sie schon mal versucht,<br />

einem Fremden, also einem<br />

Ausländer oder gar einem<br />

Zürcher, zu erklären, wo der<br />

Oberaargau liegt? Wenn ich<br />

sage, ich sei Emmentaler, dann<br />

leuchten die Augen. Alleine<br />

mit diesem Wort zaubern wir<br />

Begriffe und Bilder ins Kopfkino<br />

unserer Mitmenschen, von<br />

Gotthelf bis Grunder, Käse und<br />

Kühen, Hügeln und Wäldern,<br />

Schwingen und SCL Tigers.<br />

Aber Oberaargau? Es ist eigentlich<br />

gar nicht möglich,<br />

kurz und bündig zu erklären,<br />

wo der Oberaargau liegt. Das<br />

Wort Aargau ist dabei störend<br />

und verwirrend zugleich. Wir<br />

werden gleich dem Aargau zugerechnet.<br />

Und das ist überaus<br />

ärgerlich und verletzt uns<br />

im Stolz. Und wenn wir sagen,<br />

es sei das Land zwischen Napf<br />

und Jura, so kommen wir auch<br />

nicht weit. Wer weiss denn<br />

schon, was der Napf überhaupt<br />

ist? Und die oberaargauischen<br />

Flüsse Oenz, Oesch<br />

und Langete helfen auch nicht,<br />

um den Oberaargau zu lokalisieren.<br />

Diese Flussnamen sind<br />

einem Fremden so unbekannt<br />

wie die Zuflüsse<br />

des oberen Xingu<br />

im Amazonas.<br />

Nun, ich habe<br />

inzwischen einen<br />

eigenen Begriff für den<br />

Oberaargau gefunden, den<br />

alle kapieren und der sich in<br />

alle Sprachen übersetzen lässt<br />

und sofort die Augen verständnisvoll<br />

leuchten lässt. Ich<br />

sage, dass ich aus dem «Zentralen<br />

Hochland» oder den<br />

«Central Highlands» der<br />

Schweiz komme. Der Fremde,<br />

der Amerikaner, der Kanadier,<br />

der Australier, der Südafrikaner,<br />

selbst der Chinese, versteht<br />

sofort: Aha, einer<br />

aus den Hügeln im<br />

Herzen der<br />

Schweiz. Und<br />

das ist es ja<br />

Markante<br />

wirklich. Zentraler<br />

als im<br />

Höhen unterschiede:<br />

Blick von<br />

Oberaargau<br />

Oberwald<br />

geht es gar<br />

Richtung Huttwil.<br />

nicht. Die Zeit,<br />

die ein Zürcher<br />

braucht, um mit<br />

dem Auto aus seiner<br />

Stadt herauszukommen,<br />

reicht uns bei weitem, um<br />

nach Frankreich zu gelangen<br />

und dort am Tisch mit erlesenen<br />

Speisen und edlen Weinen<br />

zu sitzen. In weniger als<br />

einer Stunde sind wir «z Bärn<br />

obe» (in Bern oben), «z Basu<br />

unge» (in Basel unten), «z Züri<br />

usse» (in Zürich draussen)<br />

oder «im Wäutsche hinge» (im<br />

Welschland hinten). Aber wir<br />

müssen eigentlich gar nicht<br />

weit wegfahren. Im «Zentralen<br />

Hochland» gibt es ja alles<br />

auch: Einerseits so dunkle<br />

Wälder, dass meine Freundin<br />

aus der grossen Stadt vom unheimlichen<br />

«Wolfsland»<br />

spricht und immer noch nicht<br />

sicher ist, ob es nicht doch<br />

Wölfe hat bei uns. Und andererseits<br />

Strassen, Autobahnen,<br />

Wirtshäuser, Nachtlokale, Fabriken,<br />

Freudenhäuser, Eisenbahnen<br />

und Ateliers wie im<br />

urbanen Zürich.<br />

Und dazu eine Geschichte, die<br />

weiter zurückgeht als die<br />

Gründung des römischen<br />

Reichs. Von den erratischen<br />

Blöcken, die der Rhonegletscher<br />

bei seinem Rückzug aus<br />

der Eiszeit bei Herzogenbuchsee<br />

hinterlassen hat und wo<br />

sich die Höhlenbären vor langer,<br />

langer Zeit kratzten bis<br />

zum Glatteis zu Schoren, wo<br />

in neueren Zeiten sogar die<br />

vornehmen SCB-Herren ausgerutscht<br />

und schmählich gebodigt<br />

worden sind.<br />

26 s’Positive 2 / 2017


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RETO KLÄY<br />

Reto Kläy sorgte<br />

beim SC Langenthal<br />

für viel Aufmerksamkeit.<br />

Beharrlich<br />

zum Erfolg<br />

Er war Sportchef beim<br />

SC Langenthal, als dieser<br />

2012 die NLB-Meisterschaft<br />

gewann. Jetzt versucht er<br />

beim EV Zug auf derselben<br />

Position, auch den NLA-Titel<br />

zu gewinnen. Momentan<br />

ist Reto Kläy auf Kurs.<br />

TEXT: BRUNO WÜTHRICH<br />

Reto Kläy ist der lebende Beweis dafür,<br />

dass es nicht nötig ist, eine grosse Spielerkarriere<br />

hinter sich zu haben, um ein<br />

grosser Trainer oder ein guter Sportchef zu<br />

werden. Wie er es geschafft hat, und was ihm<br />

wichtig ist, erzählt er uns im Interview.<br />

s’Positive: Sie haben seinerzeit als Sportchef<br />

in Langenthal dafür gesorgt, dass<br />

alle Blicke auf die NLB und in den Oberaargau<br />

gerichtet waren, als während der<br />

laufenden Saison 2009/10 bekannt wur­<br />

de, dass auf die nächste Saison hin Jeff<br />

Campbell und Brent Kelly vom ärgsten<br />

Konkurrenten Olten nach Langenthal<br />

wechseln würden. Die beiden waren in<br />

dieser Spielzeit gemeinsam für 173<br />

Skorerpunkte verantwortlich.<br />

Reto Kläy: Ja, das war damals lustig. Ich<br />

freue mich heute noch, wenn ich die beiden<br />

sehe. Wir hatten zuvor keine Top-Ausländer,<br />

und deshalb hatte ich verschiedene Namen<br />

auf meiner Liste. Der erste, den ich anrief,<br />

war Brent Kelly. Von seinem Agenten wusste<br />

ich, dass er in Olten noch keine Vertragsofferte<br />

hatte, und wir trafen uns um die<br />

Weihnachtszeit in Rothrist. Ich erzählte ihm<br />

von unseren Plänen in Langenthal, zeigte<br />

mich überzeugt, dass es ihm bei uns gefallen<br />

würde. Kelly sagte zu. Als wir uns verabschiedeten,<br />

fragte er mich noch, ob denn Jeff<br />

Campbell nicht auch einer für den SCL wäre.<br />

Der habe nämlich auch noch keinen Vertrag.<br />

Da ich noch einen Center suchte, sass ich<br />

bereits am folgenden Tag mit dem nächsten<br />

Oltener in Rothrist.<br />

Fotos: Marcel Bieri<br />

28 s’Positive 2 / 2017


Etwas ganz anderes: Können Sie uns den<br />

Begriff «Psychoneuroimmunologie» erklären?<br />

Das ist eine Mischung von Psychologie, Immunologie<br />

und Endokrinologie. Dabei geht<br />

es um das Konstrukt Mensch und die Zusammenhänge<br />

zwischen Leib und Seele.<br />

Geht es etwas genauer?<br />

Haben Sie etwas am Herzen, gehen Sie zum<br />

Kardiologen. Bei einer Hormonstörung steht<br />

ein Besuch beim Endokrinologen an. Wir<br />

gehen also immer zum Spezialisten. Doch es<br />

gibt Zusammenhänge mit anderen Bereichen<br />

wie zum Beispiel der Psychologie und<br />

der Immunologie.<br />

Wir fragen Sie dies, weil wir wissen, dass<br />

Sie darin bewandert sind. Wie kann man<br />

dies erlernen?<br />

Durch einen Lehrgang, in dem es darum<br />

geht, diese Zusammenhänge zu verstehen.<br />

Helfen Ihnen diese Kenntnisse bei der<br />

Aufgabe als Sportchef?<br />

Ja. Ich habe mit Menschen zu tun. Da erkenne<br />

ich immer wieder Zusammenhänge. Diese<br />

Erkenntnisse erleichtern meine Aufgabe.<br />

Aber ich befasste mich auch noch mit vielen<br />

anderen Dingen wie Ernährung, Fitness und<br />

Management. All dieses Wissen hilft bei der<br />

Ausübung meines Berufes.<br />

Waren sie deshalb bereits als junger<br />

Sportchef sehr erfolgreich?<br />

Für die Leistungen auf dem Eis sind der Trainer<br />

und die Spieler verantwortlich. Natürlich<br />

kann ich als Sportchef gewisse Dinge beeinflussen.<br />

Dabei geht es auch um Bereiche, die<br />

gegen aussen direkt mit Erfolg verbunden<br />

werden. In Langenthal war ich nach dem<br />

Aufstieg in die NLB als Spieler mit dabei und<br />

erlebte, wie diese Organisation nach und<br />

nach wuchs und wie es Schritt für Schritt<br />

aufwärts ging. 2012 wurde diese Entwicklung<br />

dann mit dem Meistertitel gekrönt.<br />

Doch das ist ja eigentlich nur das Kerngeschäft.<br />

Dies gilt auch für Zug. Gegen<br />

aussen werden wir an den Erfolgen gemessen.<br />

Die erste Mannschaft ist nur die sichtbare<br />

Spitze des Eisbergs. Alles was unter der<br />

Oberfläche ist, wird nicht gesehen. Doch<br />

auch diese Bereiche wollen aufgebaut werden<br />

und müssen solide und stabil sein.<br />

Um die jungen Profis an höhere Aufgaben<br />

heranzuführen, haben wir die<br />

Academy aufgebaut und spielen auch<br />

in der NLB. Dieser Puzzlestein fehlte bisher.<br />

Sie kamen in Langnau zum Eishockey,<br />

durchliefen dort sämtliche Nachwuchsstufen.<br />

Es wird immer wieder proklamiert,<br />

dass Klubs wie die SCL Tigers die<br />

Ausbildungsklubs sein müssten. Doch in<br />

Tat und Wahrheit sind es doch Organisationen<br />

wie die ZSC Lions oder der EV Zug,<br />

die diese Rolle mit ihren Akademien inzwischen<br />

übernommen haben. Oder handelt<br />

es sich da um eine falsche Wahrnehmung?<br />

Als ich mit Eishockey begann, war Langnau<br />

wahrscheinlich der beste Ausbildungsklub<br />

überhaupt. Die Tigers haben immer noch<br />

eine gute Nachwuchsabteilung, aber da nur<br />

ein Eisfeld zur Verfügung steht, ist nicht alles,<br />

was es zum Gedeihen braucht, zur Genüge<br />

vorhanden. Durch die Academy und<br />

das NLB-Team haben wir in Zug die Möglichkeit,<br />

die eigenen Spieler bei uns zu halten<br />

und sie bei uns an die NLA heranzuführen.<br />

Ist der Erfolg der ersten Mannschaft mit<br />

Nachwuchsförderung vereinbar?<br />

Für jeden Klub in der NLA ist der Abstieg ein<br />

Horrorszenario,der Verbleib in der Liga ist<br />

enorm wichtig. Weil der Druck für gefährdete<br />

Teams so gross ist, wird es schwierig, junge<br />

Spieler einzubauen. Ich bin der Überzeugung,<br />

dass der Erfolg der ersten Mannschaft<br />

und der Einbau junger Spieler möglich sind.<br />

Doch dies geht nicht auf Knopfdruck.<br />

ZUR PERSON<br />

Reto Kläy<br />

Reto Kläy wurde am 31.<br />

August 1978 als Sohn eines<br />

Architekten geboren<br />

und wuchs in Langnau<br />

auf. Zum Eishockey kam<br />

er durch den SC Langnau.<br />

Nach zwei Jahren bei<br />

EHC Visp spielte er auch<br />

zehn Spiele für den SC<br />

Rapperswil-Jona in der<br />

Wenn ich Sie richtig verstehe, gelingt dies<br />

bei Teams mit einem grossen spielerischen<br />

Potential leichter.<br />

Das stimmt. Es braucht einen Stamm an Qualitätsspielern,<br />

um den herum die Nachwuchskräfte<br />

eingebaut werden können. Der Einbau<br />

junger Spieler erfordert manchmal trotzdem<br />

eine gehörige Portion Mut. Wir sehen dies<br />

am Beispiel des HC Davos, der in dieser Saison<br />

mit zwei sehr jungen Torhütern antritt.<br />

Wobei es sich bei den Torhütern um zentrale<br />

Figuren handelt, während junge Feldspieler<br />

in zunächst kurzen Einsätzen mit<br />

der vierten Linie noch keine entscheidende<br />

Rolle spielen.<br />

Torhüter sind natürlich sehr zentral. Und wir<br />

sahen in Davos, dass Nachwuchskräfte zu<br />

Beginn Fehler machen. Sie brauchen Einsätze,<br />

um an Sicherheit zu gewinnen. Gilles<br />

Senn und Joren van Pottelberghe zeigen uns<br />

anhand ihrer Entwicklung, dass es sich lohnen<br />

kann. Es bleibt jedoch immer ein Ab-<br />

NLA, und wechselte<br />

nach einem Jahr beim<br />

EHC Olten auf die Saison<br />

2002/03 hin zum SC<br />

Langenthal, dem er sechs<br />

Jahre als Spieler und danach<br />

fünf Jahre als<br />

Sportchef erhalten blieb.<br />

In seine Wirkungszeit fiel<br />

auch der Gewinn der NLB<br />

Reto Kläy spielte<br />

sechs Jahre<br />

lang für den SC<br />

Langenthal.<br />

Meisterschaft des SCL.<br />

Seit dem Sommer 2014<br />

ist seine neue Wirkungsstätte<br />

in gleicher Funktion<br />

beim ambitionierten<br />

A-Ligisten EV Zug. Kläy,<br />

dessen Freundin in Langenthal<br />

lebt, ist mit dem<br />

Städtchen immer noch<br />

verbunden.<br />

s’Positive 2 / 2017 29


RETO KLÄY<br />

wägen. Wenn es der Mannschaft nicht läuft,<br />

reklamieren diejenigen, die vorher den Einbau<br />

von Jungen gefordert haben, als erste.<br />

Was kann dieses Abwägen beeinflussen?<br />

Die richtigen Jungen. Man muss ihnen nicht<br />

den roten Teppich ausrollen. Eishockey ist<br />

«Man darf den Jungen nicht<br />

den roten Teppich ausrollen.<br />

Eishockey ist keine Wohlfühloase.<br />

Es braucht den Willen,<br />

den schweren Weg zu gehen.»<br />

keine Wohlfühloase. Es braucht den Willen<br />

und die Bereitschaft, den schweren Weg zu<br />

gehen und den Preis dafür zu zahlen.<br />

Fabian Haberstich und Ihr Bruder Fabio<br />

sind zwei Langnauer, die in Ihrer Organisation<br />

an höhere Aufgaben herangeführt<br />

werden.<br />

Mein Bruder besuchte mit 15 Jahren die<br />

Okanagan Hockey School Europe in Östereich<br />

und wechselte danach für drei Jahre<br />

nach Übersee. Er wäre geblieben, hätten wir<br />

ihm in Zug nicht diese Möglichkeit bieten<br />

können. Fabian Haberstich tut die Luftveränderung<br />

gut. Er merkt in Zug, was es wirklich<br />

braucht. Immer im gleichen Klub zu<br />

spielen, kann bei gewissen Spielern zu Bequemlichkeit<br />

führen.<br />

Kann sich Nachwuchsförderung überhaupt<br />

finanziell auszahlen?<br />

Sicher nicht so wie im Fussball.<br />

Doch wer Spieler ausbildet, die<br />

später in der NLA Karriere machen<br />

und zu Nationalspielern gedeihen,<br />

wird durch die Ausbildungsentschädigungen<br />

belohnt. Es geht für<br />

Ausbildner darum, möglichst viele<br />

gute Spieler auszubilden.<br />

Die Rechnung geht nicht auf,<br />

wenn ein Spieler in die NHL<br />

wechselt.<br />

Das stimmt. Wir haben kein Agreement<br />

mit der NHL. Ein solches hat Nachteile,<br />

wie man in Schweden sieht. Dort werden<br />

die Klubs bei einem Wechsel in die NHL<br />

mit 250 000 Dollar entschädigt. Im Gegenzug<br />

kann sich die NHL zu jedem Zeitpunkt<br />

bedienen. Der Schaden, der entsteht, wenn<br />

im Juli einer der besten Spieler wechselt, ist<br />

grösser, als diese Entschädigung.<br />

Sie heuerten bereits in jungen Jahren<br />

beim SC Langenthal an.<br />

Weil ich mich immer auch auf anderes konzentrierte,<br />

wurde aus mir ein mittelmässige<br />

r Spieler. Ich weiss heute, was ich falsch<br />

gemacht habe, bin aber mit meiner Karriere<br />

als Spieler im Reinen. Als ich nach dessen<br />

Aufstieg zum SCL wechselte, hatte ich bald<br />

einmal das Gefühl, dass hier etwas entsteht.<br />

Stefan Anliker war damals bereits Präsident.<br />

Eines Tages kam Geschäftsführer Heinz<br />

Schlatter auf mich zu und offenbarte mir,<br />

dass er meinen Vertrag – aus finanziellen<br />

Gründen, oder weil ich nicht ganz gut genug<br />

war – nur unter der Bedingung verlängern<br />

könne, wenn ich selbst für meine Finanzierung<br />

sorgen würde. Ich sollte Sponsoren für<br />

meine Weiterbeschäftigung finden. Ich war<br />

damals bereits nebenbei im Marketing des<br />

SCL tätig und nahm diese Herausforderung<br />

an. So wurde ich zum wahrscheinlich damals<br />

bestverdienenden Spieler der NLB.<br />

Wie kam es dazu, dass Sie Sportchef wurden?<br />

Nach dem Weggang von Heinz Schlatter kam<br />

Präsident Anliker auf mich zu und meinte,<br />

dass es einen Sportchef brauche. Damals<br />

machte mir eine hartnäckige Handgelenkverletzung<br />

zu schaffen. Ich beendete mitten<br />

in der Saison meine Karriere als Spieler und<br />

wechselte innerhalb des Klubs die Aufgabe.<br />

So wurde ich zuerst zum Assistenten des<br />

Sportchefs, obwohl es in Langenthal gar keinen<br />

Sportchef gab. Ich merkte dann schnell,<br />

dass es einiges zu optimieren gab. Ich hatte<br />

bereits in Langenthal die Idee einer Aca-<br />

Reto Kläy mit Langnau-Trainer Heinz Ehlers (ex Langenthal).<br />

Aussenansicht der Eishalle (Bossart Arena) in Zug.<br />

Reto Kläy während eines Spiels in im Schoren in Langenthal.<br />

Reto Kläy mit SC Langenthal-Geschäftsführer Gian Kämpf.<br />

30 s’Positive 2 / 2017


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RETO KLÄY<br />

demy. Doch Geld und Ressourcen waren<br />

nicht vorhanden. Um den Klub und mich<br />

selbst weiter zu bringen, bildete ich mich in<br />

Konditions- und Ernährungslehrgängen etc.<br />

weiter und landete schliesslich beim Lehrgang<br />

über Psychoneuroimmunologie.<br />

Sie veränderten in Langenthal vieles.<br />

Das Ziel einer Fördergruppe war, ausgewählte<br />

Spieler speziell zu coachen,<br />

mit ihnen Spezialtrainings durchzuführen<br />

und sie damit möglichst lange<br />

an den SCL zu binden. Yannick Blaser<br />

war der erste, den ich persönlich betreute.<br />

Ihn traf ich später in Zug wieder. Aber<br />

die Initialzündung erfolgte mit Sven Bärtschi.<br />

Er war als Lehrling beim SCL angestellt.<br />

Sven hatte damals von fast jedem anderen<br />

Klub eine Vertragsofferte, und ich sass mit<br />

ihm und seiner Mutter an einen Tisch, um<br />

zu sehen, wie es weitergehen könnte. Sven<br />

teilte uns mit, sein Ziel sei die NHL. Ich<br />

machte ihm das Angebot, ihm dabei zu helfen<br />

und ihn persönlich zu betreuen. Wir<br />

wurden uns einig und verbrachten dann<br />

viele Stunden zusammen. Vier Jahre später<br />

unterschrieb er in der NHL einen Millionenvertrag.<br />

Doch ich betreute auch weitere<br />

Spieler persönlich.<br />

Die jungen Talente wollen Spielpraxis. Die<br />

Spezialtrainings allein dürften sie nicht<br />

in Langenthal gehalten haben.<br />

Das war das Wichtigste. Wir sorgten dafür,<br />

dass diese Spieler immer auf dem höchstmöglichen<br />

Level eingesetzt wurden. Gegebenenfalls<br />

liehen wir sie nach Biel oder<br />

Langnau aus, behielten jedoch die Ausbildungseinheiten<br />

bei uns.<br />

Welches sind die Aufgaben eines Sportchefs?<br />

Viele Leute haben den Eindruck, ein Sportchef<br />

schaue sich Spieler an, schliesse Verträge<br />

ab und suche den Trainer. In meiner heutigen<br />

Tätigkeit machen diese Aufgaben etwa<br />

fünf Prozent des Zeitaufwands aus. Ich habe<br />

die Verantwortung für den ganzen Sportbereich.<br />

Dies betrifft eine NLA-, eine NLB- und<br />

diverse Nachwuchsmannschaften, inklusive<br />

die Finanz- und Budgetverantwortung. Dieser<br />

Bereich ist riesig. Klar ist die NLA-Mannschaft<br />

das Hauptthema. Aber es hängt enorm<br />

viel hinten dran.<br />

Weiterbildung ist<br />

für Reto Kläy ein<br />

ständiges Thema.<br />

Für sich selbst –<br />

und für den Klub.<br />

«Als Sportchef trage ich die<br />

Verantwortung für eine NLA-,<br />

eine NLB- und die Nachwuchsmannschaften,<br />

inklusive des<br />

Budgets und der Finanzen.»<br />

Unterscheiden Sie sich von anderen<br />

Sportchefs?<br />

Das glaube ich schon. Dies ist allein schon<br />

in meinem Aufgabenbereich begründet. Auf<br />

jeden Fall bin ich von meiner Ausbildung her<br />

breit abgestützt. Es ist nicht ausgeschlossen,<br />

dass ich deswegen in Zug gelandet bin.<br />

Ist es ein grosser Unterschied, Sportchef<br />

einer NLB- oder einer NLA-Organisation<br />

zu sein?<br />

Wenn man die Aufgabe mit Leidenschaft<br />

angeht, ist beides mit sehr viel Aufwand verbunden.<br />

Aber mein jetziger Job in Zug unterscheidet<br />

sich schon von dem in Langenthal.<br />

Die Aufgabe hier ist viel<br />

umfangreicher, es sind auch viel<br />

mehr Leute involviert. Wir operieren<br />

mit einem ganz anderen Budget<br />

und auch die Medienpräsenz<br />

ist viel grösser.<br />

Sind Sie noch oft in Langenthal?<br />

Ja, das bin ich. Meine Freundin<br />

wohnt immer noch hier. Allerdings<br />

habe ich nicht mehr so oft<br />

die Gelegenheit, mir Spiele des<br />

SCL anzuschauen, was schade ist.<br />

Bei Ihrem Wechsel von Langenthal nach<br />

Zug schien eine engere Zusammenarbeit<br />

zwischen den beiden Klubs möglich.<br />

Die Zusammenarbeit zwischen zwei ambitionierten<br />

Teams ist oft schwierig. Die Ansprüche<br />

können zu Konflikten führen. Hinzu<br />

kommen logistische Probleme, denn die<br />

Nachwuchsspieler, um die es geht, müssen<br />

hin und her geführt werden, und wissen zeitweise<br />

nicht mehr, wohin sie gehören. Das<br />

Wichtigste aber ist, dass ich nicht über das<br />

andere Partnerteam bestimmen kann. Wenn<br />

ich einen Spieler, von dem ich gerne möchte,<br />

dass der im Powerplay eingesetzt wird, nach<br />

Langenthal gebe, kann ich dies vom SCL<br />

nicht verlangen. Dort gibt es genügend Spieler,<br />

die in Überzahl eingesetzt werden können,<br />

und die Ansprüche der Fans und Sponsoren<br />

an die eigene Mannschaft sind hoch.<br />

Mit unserem eigenen NLB-Team ist dies<br />

anders. Hier kann ich mit den Coaches reden<br />

und ihnen sagen, wie ich welchen Spieler<br />

gerne eingesetzt haben möchte. Im Pflichtenheft<br />

der Coachs der Academy steht nicht<br />

ein bestimmter Tabellenrang, sondern dass<br />

sich jede Saison zwei bis drei NLA-Spieler<br />

entwickeln sollten.<br />

Deshalb ist es kein Drama, dass Ihr NLB-<br />

Team die Playoffs verpasst hat, obwohl es<br />

lange Zeit gut unterwegs war?<br />

Das ist richtig. In der Academy wird gut gearbeitet.<br />

Wir hatten sechs Spieler in der U20-<br />

Nationalmannschaft. So viele wie nie zuvor.<br />

Viele Spieler wurden bereits auf Stufe NLA<br />

eingesetzt. Das Erreichen der Playoffs wäre<br />

trotzdem gut gewesen. Wir wollen die jungen<br />

Spieler auf Sieg programmieren. Es soll<br />

ihnen nicht gleichgültig sein, ob Spiele gewonnen<br />

oder verloren werden.<br />

Der EVZ schliesst die aktuelle Qualifikation<br />

in den vordersten Positionen ab.<br />

Nächstes Jahr ist es genau zwanzig Jahre<br />

her, seit die Organisation ihren ersten und<br />

bisher einzigen Meistertitel gewann. Steht<br />

jetzt nach zwanzig Jahren der nächste<br />

Titel an?<br />

Das ist eine gute Frage (lacht). Ich rede nicht<br />

gerne über den Meister. Aber es wäre zumindest<br />

gut, wenn mal wieder eine Wachtablösung<br />

stattfinden würden.<br />

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und Auto-Waterfilling-System für<br />

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IN EIGENER SACHE<br />

Leserbriefe<br />

Berührend und faszinierend<br />

Herzliche Gratulation zu Ihrem Blatt. Geschichten<br />

wie jene vom Hai-Flüsterer sind<br />

berührend und faszinierend. Sie zeigen<br />

uns Menschen, welche Wunder die Natur<br />

bereitstellt. Vieles ist uns unbekannt, und<br />

im Gegensatz zu den vielen «Fake news»<br />

wahr und auf eine andere Weise geheimnisvoll.<br />

Leute, die Sinnhaftes tatsächlich<br />

machen und nicht nur davon reden, beeindrucken.<br />

Wir bringen seit bald 10 Jahren Menschen<br />

die Freude am Schreiben näher und haben<br />

selber Freude daran. Im letzten Mai und<br />

Juni zum Beispiel mit dem Schreibparcours<br />

rund um den Burgäschisee.<br />

Ich wünsche Ihnen viel Positives bei Ihrer<br />

grossartigen Arbeit.<br />

Ulrich Marbot,<br />

Präsident Verein CARDNIGHTS.ch<br />

Kompliment<br />

Wenn ich dem Briefkasten fast jeden Tag<br />

eine Menge abonnierten und unverlangten<br />

Lesestoff entnehme, gegen Ende Monat jedoch<br />

ein wenig ungeduldig aufs<br />

«s’Positive» warte, soll dies als ein Kompliment<br />

und ein Dankeschön verstanden<br />

werden.<br />

Ich lasse mich jedes Mal gerne von Ihren<br />

interessanten Beiträgen überraschen. Da<br />

sind Autoren mit Herzblut am Werk.<br />

Heinrich Gottfried Megert,<br />

Langenthal<br />

Aufgepasst auf Amphibien<br />

Sobald im Frühling in feuchten Nächten<br />

die Temperaturen wenige Grad über Null<br />

liegen, beginnen verschiedene Amphibien<br />

(Kröten, Frösche, Molche), ihre Laichplätze<br />

aufzusuchen. 70 % der zwanzig in der<br />

Schweiz lebenden Amphibienarten stehen<br />

auf der roten Liste!<br />

Sie sind zwar gesetzlich geschützt, trotzdem<br />

sind ihre Bestände bis zur Hälfte zurückgegangen.<br />

Meistens fehlen die Lebensräume,<br />

manchmal sind es Pestizide oder<br />

der Strassenverkehr, die dazu beitragen,<br />

dass immer mehr Arten verschwinden.<br />

In der Schweiz werden im Frühling an verschiedenen<br />

Orten Rettungsaktionen, sogenannte<br />

Zugstellen, durchgeführt.<br />

Seit Februar werden provisorische Fangzäune<br />

aufgestellt und Fangkübel vergraben.<br />

Freiwillige Helfer leeren die Kübel<br />

zweimal täglich (morgens und nachts) und<br />

tragen die Tiere über die Strasse.<br />

Auch im Oberaargau werden Rettungsaktionen<br />

durchgeführt.<br />

Zum Beispiel:<br />

- am Inkwilersee, Strasse Langenthal /<br />

Bleienbach (Sängeliweiher / Moosseeli)<br />

- Madiswil (Bürgisweiher),<br />

- Thunstetten / Bützberg<br />

(Byfang Schulhaus /Fussballplatz),<br />

- Niederbipp (Strasse nach Aarwangen,<br />

Strasse nach Wolfisberg Antere).<br />

Achtung: Auch zwischen Oberönz und<br />

Graswil (Aeschisee)!<br />

Nach ca. zwei Wochen beginnt der «Rückzug»<br />

in den Sommerlebensraum. Dieser<br />

wird leider vielerorts nicht mehr beachtet.<br />

Bitte beachten Sie entsprechende Signaltafeln<br />

(«Achtung Amphibienwanderung»).<br />

Schritttempo fahren, max. 30 km/h, auch,<br />

um die Helfer zu schützen, die Nachts die<br />

Tiere, die trotz der Zäune auf die Strasse<br />

gelangen, einsammeln.<br />

Béatrice Dällenbach<br />

Ihre Meinung<br />

interessiert uns<br />

Sind Sie mit etwas nicht einverstanden?<br />

Haben Sie Fragen, die auch andere Leser<br />

interessieren könnten? Oder haben Sie eine<br />

Ergänzung zu einem Artikel? Dann schreiben<br />

Sie uns. Ab der kommenden Ausgabe<br />

reservieren wir Platz für Sie.<br />

Oder möchten Sie über ein Thema, das wir<br />

noch nicht gebracht haben, mehr erfahren?<br />

Wir können Ihnen zwar keinen Artikel darüber<br />

garantieren. Aber prüfen werden wir<br />

Ihren Vorschlag ganz bestimmt.<br />

Wir wissen noch nicht, was auf uns zukommt,<br />

wenn wir die Möglichkeit zu Leserreaktionen<br />

bieten. Möglich, dass keine einzige<br />

kommt. Ebenfalls möglich, dass wir<br />

nicht alle Ihre E-Mails und Briefe publizieren<br />

können, und deshalb eine Auswahl treffen<br />

müssen. Werden Sie bitte nicht zu lang.<br />

Sonst müssten wir Ihren Beitrag eventuell<br />

kürzen.<br />

Beiträge mit beleidigenden, diffamierenden,<br />

rassistischen und sexistischen Inhalt werden<br />

nicht veröffentlicht.<br />

Wir freuen uns auf Ihr Feedback.<br />

PROFITIEREN<br />

SIE JETZT VOM<br />

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KALENDER<br />

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bei uns publizieren?<br />

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E-Mail:<br />

redaktor@spositive.ch<br />

Postadresse:<br />

Redaktion «s’Positive»<br />

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4900 Langenthal<br />

Foto: ZVG<br />

34 s’Positive 2 / 2017


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Mo. & Di. Ruhetag; Mi. & Do. 14.00 – 23.00 Uhr; Fr. & Sa. 14.00 – 24.00 Uhr; So. 12.00 – 22.00 Uhr

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