11.12.2012 Aufrufe

Das Sandspiel in der Gestalttherapie mit Kindern und Erwachsenen

Das Sandspiel in der Gestalttherapie mit Kindern und Erwachsenen

Das Sandspiel in der Gestalttherapie mit Kindern und Erwachsenen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Auf diese Art <strong>und</strong> Weise dirigiert das „Selbst“ des Menschen (<strong>in</strong> <strong>der</strong> Sprache C.<br />

G. Jungs „die Summe se<strong>in</strong>er bewussten <strong>und</strong> unbewussten Gegebenheiten“ 69 ) von Geburt<br />

an den psychische Entwicklungsprozess <strong>in</strong> Richtung Ganzheit <strong>und</strong> Heilung – zum<strong>in</strong>dest<br />

unter normalen Umständen. Denn diese Selbstheilungstendenz wird immer wie<strong>der</strong> blo-<br />

ckiert durch <strong>in</strong>nere Konflikte, die verschiedene Ursachen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lebensgeschichte e<strong>in</strong>es<br />

Menschen haben können, auf die ich hier nicht näher e<strong>in</strong>gehen kann. Wichtig ist Kalffs<br />

Erfahrung: Indem solche Konflikte von <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Welt <strong>der</strong> Seele <strong>in</strong> die äußere Welt<br />

des Sandkastens transponiert <strong>und</strong> sichtbar gemacht werden (z. B. wenn e<strong>in</strong> unbewusstes<br />

Problem wie e<strong>in</strong> Drama im Sandkasten aufgeführt wird), kann <strong>der</strong> Selbstheilungspro-<br />

zess erneut zu fließen beg<strong>in</strong>nen. Der Patient wird ausgeglichener <strong>und</strong> kann wie<strong>der</strong> mehr<br />

<strong>mit</strong> sich selbst im E<strong>in</strong>klang leben. Die heilsame Manifestation des Selbst (e<strong>in</strong>e nach<br />

Jungscher Theorie normale Entwicklung am Ende des zweiten <strong>und</strong> zu Beg<strong>in</strong>n des drit-<br />

ten Lebensjahres als ges<strong>und</strong>e Reaktion auf den Verlust <strong>der</strong> Mutter-K<strong>in</strong>d-E<strong>in</strong>heit) 70 wird<br />

gleichsam im Sandkasten e<strong>in</strong> Stück weit nachgeholt. <strong>Das</strong> ist deshalb möglich, weil das<br />

<strong>Sandspiel</strong> e<strong>in</strong>e Verb<strong>in</strong>dung herstellt von <strong>der</strong> bewussten zur unbewussten Welt des<br />

Klienten, zu den dort schlummernden Symbolen <strong>und</strong> ihrer verwandelnden Kraft.<br />

Dieser Kontakt zum Unbewussten ist immer auch e<strong>in</strong> Wagnis, beson<strong>der</strong>s für Men-<br />

schen, denen aufgr<strong>und</strong> ihrer oft schwierigen Lebensgeschichte (meist bei fehlen<strong>der</strong> Ge-<br />

borgenheit im K<strong>in</strong>desalter) die nötige Selbst-Sicherheit fehlt. Eben deshalb bedarf es <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Therapie des schon erwähnten „freien <strong>und</strong> geschützten Raumes“, <strong>der</strong> e<strong>in</strong>erseits<br />

durch den Sandkasten gegeben ist, <strong>und</strong> an<strong>der</strong>erseits durch e<strong>in</strong>en Therapeuten, <strong>der</strong> den<br />

Patienten bed<strong>in</strong>gungslos akzeptiert. Erst dadurch kann sich e<strong>in</strong> Klient frei fühlen, alles<br />

auszudrücken <strong>und</strong> doch sicher se<strong>in</strong>, dass er nicht über se<strong>in</strong>e Grenzen h<strong>in</strong>ausgeht. <strong>Das</strong><br />

bedeutet, dass für den Therapeuten zwei D<strong>in</strong>ge wichtig s<strong>in</strong>d: „nicht zu urteilen <strong>und</strong> die<br />

Grenzen e<strong>in</strong>zuhalten.“ 71<br />

Die hohen Anfor<strong>der</strong>ungen, die diese Form des <strong>Sandspiel</strong>s an e<strong>in</strong>en Therapeuten<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Therapeut<strong>in</strong> stellt, hat Kalff seit den Fünfzigerjahren <strong>in</strong> eigenen <strong>Sandspiel</strong>se-<br />

m<strong>in</strong>aren ver<strong>mit</strong>telt. 1966 gab sie ihr erstes Buch heraus: „<strong>Sandspiel</strong> – Se<strong>in</strong>e Wirkung<br />

auf die Psyche“. Viele ihrer Workshops <strong>und</strong> Vorträge wurden durch Ton- o<strong>der</strong> Video-<br />

aufzeichnungen e<strong>in</strong>em großen Publikum zugänglich gemacht. Die Methode wurde auch<br />

durch ihre Reisen schnell <strong>in</strong>ternational bekannt als praktisch-schöpferische Umsetzung<br />

<strong>der</strong> Jungschen Tiefenpsychologie. Obwohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Arbeit <strong>mit</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>n entstanden, wurde<br />

das <strong>Sandspiel</strong> sehr bald auch bei <strong>Erwachsenen</strong> erfolgreich e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

69 Zitiert nach Kalff, Dora M., <strong>Sandspiel</strong>, 7.<br />

70 Vgl.: Kalff, Dora M., <strong>Sandspiel</strong>, 7.<br />

71 Mitchell / Friedman, Konzepte, 90.<br />

30

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!