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Das Sandspiel in der Gestalttherapie mit Kindern und Erwachsenen

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Geht er nicht auf die Geliebte zu, kann es se<strong>in</strong>, dass er sich tagelang darüber är-<br />

gert. <strong>Das</strong> wie<strong>der</strong>um hängt <strong>mit</strong> e<strong>in</strong>em an<strong>der</strong>en Gestaltgesetz zusammen: <strong>der</strong> Tendenz zur<br />

„guten“ Gestalt. Sie zeigt sich im Bedürfnis, Figuren zu ergänzen, die wir nicht voll-<br />

ständig sehen, Geschichten weiterzudichten, die uns nicht zu Ende erzählt wurden, o<strong>der</strong><br />

„offene Rechnungen“ zu begleichen.<br />

Welchen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> das Verhalten e<strong>in</strong>es Klienten hat, ist diesem selbst oft gar<br />

nicht o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest nicht im vollen Ausmaß bewusst. Diesen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> zu erhellen,<br />

bewusst zu machen, können kreative Methoden wie das <strong>Sandspiel</strong> erleichtern. 102<br />

Manche Bil<strong>der</strong> sche<strong>in</strong>en das Bewusstse<strong>in</strong> zu erweitern. Und <strong>mit</strong> <strong>der</strong> neuen Er-<br />

kenntnis wird nicht selten Energie mobilisiert. Solche Bil<strong>der</strong> enthalten oft e<strong>in</strong>e Auffor-<br />

<strong>der</strong>ung zur Än<strong>der</strong>ung von Lebensweisen o<strong>der</strong> E<strong>in</strong>stellungen.<br />

5.4. <strong>Das</strong> biologische Motiv – dem Organismus vertrauen<br />

Wie an<strong>der</strong>e Lebewesen ist auch <strong>der</strong> Mensch e<strong>in</strong> Organismus, dessen Aufgabe es<br />

ist, sich selbst <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Art zu erhalten <strong>und</strong> sich zu entwickeln. <strong>Das</strong> passiert durch den<br />

ständigen wechselseitigen Austausch zwischen Organismus <strong>und</strong> Umwelt, wie bei <strong>der</strong><br />

Atmung o<strong>der</strong> Ernährung. Die <strong>Gestalttherapie</strong> spricht vom Organismus-Umwelt-Feld, <strong>in</strong><br />

dem <strong>der</strong> Mensch se<strong>in</strong>e Bedürfnisse befriedigt. Wenn er Hunger hat, sucht er Nahrung.<br />

Wenn er friert, sucht er Wärme. Wenn er sich verlaufen hat, fragt er jemanden nach dem<br />

rechten Weg. Immer wird zuerst das für den Organismus wichtigste gegenwärtige Be-<br />

dürfnis befriedigt, während alle an<strong>der</strong>en zurückgestellt werden <strong>und</strong> erst drankommen,<br />

wenn das vorrangige Bedürfnis befriedigt ist.<br />

E<strong>in</strong> gesun<strong>der</strong> Organismus regelt sich auf diese Art <strong>und</strong> Weise von selbst. Er ver-<br />

meidet, was ihm schadet, <strong>und</strong> holt sich, was er braucht, um leben <strong>und</strong> wachsen zu kön-<br />

nen. Die genannten Beispiele haben schon angedeutet, dass es dabei nicht nur um kör-<br />

perliche Nahrung geht, son<strong>der</strong>n auch um seelische <strong>und</strong> geistige Nahrung wie Liebe o<strong>der</strong><br />

Wissen.<br />

Diese Theorie von <strong>der</strong> Selbstregulierung des Organismus korrespondiert <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

von Psychoanalytikern beschriebenen Selbstheilungstendenz. <strong>Das</strong> ist e<strong>in</strong> wichtiger Be-<br />

rührungspunkt von Psychoanalyse <strong>und</strong> <strong>Gestalttherapie</strong>. Und beide gehen davon aus,<br />

dass <strong>der</strong> Prozess <strong>der</strong> Selbstregulation auch beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t se<strong>in</strong> kann, zum Beispiel durch er-<br />

starrte Strukturen im Lebensumfeld e<strong>in</strong>es Menschen. Der Betroffene verhält sich <strong>in</strong>adä-<br />

102 Vgl. Fall 7.2. ab Seite 74, wo dem Klienten langsam bewusst wird, aus welchem Gr<strong>und</strong> – o<strong>der</strong> besser<br />

gesagt: vor welchem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> – die Gespräche <strong>mit</strong> se<strong>in</strong>er Fre<strong>und</strong><strong>in</strong> so oft scheitern.<br />

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