SEASIDE | 33 Das erste Haus in Timmendorfer Strand, ein einmaliger Blick auf die Ostsee, großzügige Suiten, ein toller Spa: Christian von Oven leitet gemeinsam mit seinem Bruder Andreas das 5-Sterne Superior Grand Hotel Seeschlösschen Spa & Golf Resort. Im Interview erzählt Christian von Oven von den Herausforderungen, ein Hotel in der vierten Generation zu führen. Interview: Susanne Dressler SIE LEITEN GEMEINSAM MIT IHREM BRUDER IN DER VIERTEN GENERATION EIN FAMILIENUNTERNEHMEN. WELCHE VORTEILE HAT ES, IN EINEM FAMILIENBETRIEB ZU ARBEITEN, UND SEHEN SIE AUCH NACHTEILE? Der große Vorteil eines Familienunternehmens besteht darin, dass man schnelle Entscheidungen treffen und somit Änderungen effektiver durchsetzen kann. Man hat eine bessere Handlungsfähigkeit als beispielsweise Hotelketten, bei denen vergleichbar große Änderungen zuerst durch mehrere Instanzen gehen müssen. Gepaart mit dem direkten Gastkontakt können wir dadurch besser auf die individuellen Wünsche unserer Gäste eingehen. Wie Sie bereits erwähnen, gibt es selbstverständlich auch Nachteile. Es ist fast unumgänglich, dass sich Berufliches und Familie vermischen, daher werden deutlich mehr Dinge aus dem Berufsalltag auch in privatem Umfeld besprochen. Die Aufgabe hier ist, die perfekte Balance zwischen Familie und Beruf zu finden, um unterschiedliche Meinungen auf einer professionellen statt emotionalen Ebene zu besprechen. Glücklicherweise sind mein Bruder und ich uns in den meisten Dingen einig. WAS SIND DIE HERAUSFORDERUNGEN AN IHRE GENERATION? Heutzutage ist alles sehr viel schnelllebiger als früher. Durch diesen Wandel ergeben sich selbstverständlich sehr viele Neuerungen, die einer Reaktion bedürfen. Über die Hotelausstattung, die modernisiert werden muss, bis hin zum Wellnessbereich will alles auf die aktuellen Standards abgestimmt sein. Nicht zuletzt unsere Mitarbeiter müssen sich auf dem Laufenden halten, was aktuelle Trends und Bedürfnisse unserer Gäste betrifft. HAT SICH IHRER MEINUNG NACH DAS URLAUBSVERHALTEN DER GÄSTE IN DEN LETZTEN JAHRZEHNTEN GEWANDELT? Ja, das Urlaubsverhalten hat sich im Gegensatz zu früher immens geändert. Die Aufenthaltsdauer ist stark reduziert, während sich die Häufigkeit von Kurzurlauben im Gegenzug erhöht hat. Die Gäste sind spontaner geworden und der Vorlauf der Reservierungen dadurch kürzer. So machen die Gäste ihre Buchungen zum Beispiel mehr vom Wetter abhängig als in den Jahrzehnten zuvor, was eine erschwerte Planbarkeit mit sich zieht. WANN IST MAN EIN GUTER GASTGEBER UND WELCHE VORAUS- SETZUNGEN BENÖTIGT MAN AUF JEDEN FALL? Zuallererst empfinde ich es enorm wichtig, sich als guter Gastgeber mit seinem Hotel identifizieren zu können. Man muss überzeugt von seinem Produkt sein, um dies auch nach außen hin auszustrahlen. Hinzu kommt eine hohe Empathie, sich in die Lage des Gastes hineinversetzen zu können, insbesondere in Situationen, wenn von Seiten des Hotels ein Fehler gemacht worden ist. Zu guter Letzt muss der Gastkontakt Spaß bereiten und wer diese Euphorie in Herzlichkeit ausdrücken kann, ist in meinen Augen ein perfekter Gastgeber. VIELE HOTELIERS HABEN SORGEN, DASS SIE KEINE GEEIGNETEN MIT- ARBEITER FÜR IHRE UNTERNEHMEN FINDEN. WIE SIEHT DIE SITUATI- ON DAZU IN IHREM HAUS AUS? Zugegebenermaßen ist dies zunehmend problematisch in unserer Branche. Es ist wichtig, die Fluktuation in diesen Zeiten gering zu halten und seine Mitarbeiter kontinuierlich zu fördern. Wir haben den großen Vorteil, viele langjährige Mitarbeiter, insbesondere auf der Ebene der Abteilungsleitung, zu haben, die stetig danach streben, die Qualität unseres Hauses zu verbessern. HABEN SIE EXPANSIONSPLÄNE? Unser oberstes Ziel ist es, weiterhin an der Qualität im Unternehmen zu feilen. Sollte sich jedoch ein spannendes Projekt hier an der Ostsee auftun, würden wir das nicht ausschließen. WIE VERSUCHEN SIE GÄSTE FÜR EINEN AUFENTHALT ZU GEWINNEN? ÜBER ONLINE-PLATTFORMEN, MAGAZINE, ZEITUNGEN, FACEBOOK? Alles! Ich bin aber überzeugt, dass Marketingmaßnahmen nichts nützen, solange das Produkt nicht stimmig ist. Hat man ein gutes Produkt mit Strahlkraft, so kann man dieses dann mit unterschiedlichen Werbemaßnahmen unterstützen. Auch tolle Events, die wir durchführen, sind eine gute Kombination aus Angebot und Werbung zugleich. WO MACHEN SIE AM LIEBSTEN URLAUB ODER ERLAUBT ES IHRE ZEIT OHNEHIN NICHT? Zurzeit bin ich, aufgrund von drei Kleinkindern, etwas eingeschränkt in meinen Möglichkeiten, bestimmte Reiseziele anzusteuern. Mein derzeitiger Favorit sind jedoch die Berge und dann im Speziellen Tirol! Ein Angebot für Kinder ist meiner Frau und mir sehr wichtig. UND ZUM ABSCHLUSS: BESCHREIBEN SIE ALS GEBÜRTIGER NORD- DEUTSCHER EINER ÖSTERREICHERIN DEN REIZ DER OSTSEE. Einmal vorweg: Ich bin zwar gebürtiger Norddeutscher, aber eine Hälfte meiner Familie kommt ursprünglich aus Niederbayern. Meine Mutter, aufgewachsen in Neustadt an der Donau, fühlt sich seit mehr als 40 Jahren in Timmendorfer Strand sehr wohl. Auch unsere Verwandtschaft aus Bayern macht gerne Urlaub in Timmendorfer Strand. Einen besonderen Reiz bieten selbstredend die Natur und die Ostsee selbst, aber auch die gewachsene Infrastruktur der ganzen Lübecker Bucht lockt inzwischen die Gäste. Ihnen als Österreicherin lege ich insbesondere die Dinge ans Herz, die Ihnen in Ihrem Alltag vermutlich verwehrt bleiben. Gönnen Sie sich Strandspaziergänge entlang der kilometerweiten Küste, genießen Sie dabei die frische Meeresbrise und lauschen Sie den Wellen. Bei klarem Wetter haben Sie bei uns den besten Blick gen Horizont mit wunderschönen Sonnenuntergängen. ■ www.seeschloesschen.de
34 | SEASIDE AUF ENTDECKUNGSREISE IN LÜBECK, TRAVEMÜNDE, TIMMENDORFER STRAND UND SCHWERIN © Travemünde/LTM