moments - Ausgabe März 3/17
Das Magazin für die schönsten Augenblicke
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PEOPLE & BUSINESS<br />
In fremden Kulturen mitzuleben und<br />
zwar dort, wo das Herz der einfachen<br />
Bevölkerung pocht, ist für mich wie<br />
eine Tankstelle für die Seele.<br />
FOTO: HERMANN WAKOLBINGER<br />
persönlicher Freiheit. Freiheit bedeutet<br />
nämlich nicht nur Ungebundenheit,<br />
sondern auch Verantwortung.<br />
Sich selbst und anderen gegenüber.<br />
Und sie fordert von uns Mut. Mut,<br />
der sich lohnt. Die entscheidenden<br />
Unterschiede zwischen unseren Kulturen<br />
sind: Gelassenheit versus Hektik,<br />
Beschaulichkeit versus Zeitraffermentalität,<br />
Genügsamkeit versus<br />
Begehrlichkeit, etc.. Das Wertschöpfungspotenzial<br />
ist für eine westliche<br />
Gesinnung enorm. Aber auch<br />
in Bhutan sind religiöse und weltliche<br />
Belange untrennbar miteinander<br />
verwoben. Die Bescheidenheit<br />
des Buddhismus ist genauso präsent,<br />
wie das Streben nach Profit.<br />
Was raten Sie einem erwachsenen<br />
Menschen, um leicht fremde Sprachen<br />
zu erlernen?<br />
Zuerst sollte man sich ein klar definiertes<br />
und realistisches Ziel setzen.<br />
Eine Rahmenstruktur mit Zeitraster<br />
und Lernzielen zum Festhalten.<br />
Dann die Lerninhalte richtig dosieren,<br />
also sich selbst nicht überfrachten.<br />
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die<br />
ständige Wiederholung des Gelernten<br />
– je älter wir werden, umso mehr<br />
Bedarf besteht dafür. Und schließlich<br />
konsequent auf Linie bleiben und keine<br />
Ausreden zulassen. So bleibt auch<br />
die Lust erhalten und die ist es ja, die<br />
uns in die Erfolgsspirale hebt.<br />
Sie sind mit dem Linzer Künstler<br />
und Kunstprofessor Horst Linhart<br />
verheiratet und haben eine gemeinsame<br />
Tochter. Wie konnten Sie alles<br />
unter einen Hut bringen?<br />
Einen Ehe-Alltag hat es bei uns aufgrund<br />
der beruflichen Konstellation<br />
nie gegeben. Toleranz brauchte es<br />
allerdings sehr viel. Für die Daheimgebliebenen<br />
ist es meist unvergleichlich<br />
schwieriger mit solch einer Situation<br />
umzugehen. Aufgrund meiner<br />
beruflichen Situation hat meine Tochter<br />
sehr früh gelernt, auf eigenen Beinen<br />
zu stehen. Sowohl mein Mann,<br />
als auch meine Tochter haben mich<br />
immer unterstützt, sodass ich meine<br />
Vorhaben verwirklichen konnte. Dass<br />
mir über all die Jahre von beiden so<br />
viel Toleranz entgegengebracht wurde,<br />
dafür bin ich wirklich sehr dankbar.<br />
Was würden Sie gerne aus diesen<br />
fernen Ländern zu uns mitnehmen<br />
bzw. was hat Ihnen dort am meisten<br />
von unserer Lebensart gefehlt?<br />
Das Leben in Bhutan hat viele positive<br />
Aspekte, die jedoch so, wie wir<br />
sie dort vorfinden, nicht 1:1 in unseren<br />
Lebenskontext eingepasst werden<br />
könnten. Spontan würde ich<br />
sagen – das Füreinander und Miteinander<br />
ist im großen Lebenskontext,<br />
also außerhalb der Familienbande,<br />
wesentlich stärker ausgeprägt als bei<br />
uns. Da können wir uns eine Scheibe<br />
abschneiden. Von unserer Lebensart<br />
hat mir nicht wirklich etwas gefehlt,<br />
denn es fällt mir nicht schwer, mich<br />
an die Gegebenheiten einer anderen<br />
Kultur – inklusive aller Entbehrungen<br />
– anzupassen. Vorausgesetzt<br />
sie ist friedlich. Und das ist in Bhutan<br />
ja der Fall. Mein Credo ist es, dass ich<br />
mich ins jeweilige Leben ohne Wenn<br />
und Aber integriere. Das ist keine Einschränkung,<br />
sondern es wirkt befreiend<br />
und es bereichert. •<br />
Biografisches<br />
Persönliches:<br />
Dr. in Helga Linhart<br />
wurde 1954 in<br />
Steyregg geboren.<br />
Fremde Sprachen und Kulturen<br />
sind ihre Leidenschaft. Sie reist<br />
gerne mit Rucksack auf eigene<br />
Faust. Laufen, Tennis und Golf<br />
sind ihr tägliches Fitnessprogramm.<br />
Sie ist verheiratet.<br />
Tochter Artemis ist 30 Jahre alt.<br />
Berufliches: Sie ist Universitätslektorin<br />
und hält zum Thema<br />
„Spracherwerb im fortgeschrittenen<br />
Alter“ und „Lebenslanges<br />
Lernen“ weltweit Vorträge. Die<br />
Asienliebhaberin bringt ihre<br />
Expertise als Reiseleiterin ein.<br />
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