Albmagazin_Muensingen_2_2016

1816 – das Jahr ohne Sommer
Alb-Magazin Ausgabe 2/2016
Nach monatelangem Regen verfaulen Saaten und Feldfrüchte
Während langer Periodenbleibt der Himmel dunkel verhangen
Der Weg in die Moderne
Das Jahr ohne Sommer und die Hungersnot
bewirken in Württemberg einen tiefgreifenden
sozialen und technologischen
Wandel. Neben der Etablierung der Wohltätigkeitsvereine
wird im Jahr 1817 eine
Agrarreform auf den Weg gebracht, die
Leibeigenschaft und die Feudalabgaben
werden abgeschafft. Beschäftigungsprogramme
werden aufgelegt, Werkschulen
für Kinder und Jugendliche eingerichtet.
1818 stiftet der württembergische König
„zu Kannstatt“ ein landwirtschaftliches
Fest mit Leistungsschau und Volksbelustigungen,
aus dem das Cannstatter Volksfest
hervorgeht, in diesem Herbst wird
auch eine landwirtschaftliche Unterrichts-,
Versuchs- und Musteranstalt, die spätere
Universität Hohenheim, gegründet. Im selben
Jahr wird die „Württembergische Spar-
Casse“ als „Spar-Casse zum Besten der
ärmeren Volks-Classe“ für die Notgroschen
Mancherorts findet man noch 200-jährige Hungerlinden
der Bauern und Arbeiter eingerichtet. Der
Karlsruher Forstmeister Karl Drais arbeitet
unter dem Eindruck des großen Mangels
an Zugtieren ab dem Jahr 1817 an der
Entwicklung und am Bau von pferdelosen
Fahrzeugen mit vier oder zwei Rädern. Auf
diese „Draisinen“ gehen sowohl das Fahrrad
wie auch, einige Jahrzehnte später,
maschinenbetriebene Fahrzeuge zurück.
Der Ausbruch des Tambora und die Krise
der Folgejahre können somit auch als Anschub
für den Weg in die Moderne betrachtet
werden.
Text: Peter Stotz
Fotografie: Thomas Blank, Peter Stotz
Die Abbildung der Gouache „Einzug der
Erntewagen in Ravensburg 1817“ von
Gottlob Johann Edinger wird mit freundlicher
Genehmigung des Stadtarchivs Ravensburg
veröffentlicht.
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