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Albmagazin_Muensingen_2_2016

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Vieltausendfache Blütenpracht<br />

Alb-Magazin Ausgabe 2/<strong>2016</strong><br />

Orchideen-Rekordjahr <strong>2016</strong><br />

Kühle Temperaturen und wochenlanger Dauerregen im Frühling bereiteten, und dies im eigentlichen Sinne des Wortes,<br />

den Boden für ein seltenes Naturphänomen - die Massenblüte heimischer Orchideen auf der Schwäbischen Alb. Als hätten<br />

die Orchis-Gewächse, Wüstenpflanzen oder Pilzen gleich, jahrelang nur auf das Übermaß an lebensspendendem Nass<br />

gewartet, explodieren die Bestände seit Mitte Mai regelrecht. Selbst Ragwurz-Arten, die normalerweise nur äußerst<br />

filigran und beileibe nicht jedes Jahr erblühen, produzierten im Spätfrühling geradezu paradiesische Blütenmengen und<br />

Wuchsgrößen.<br />

Bienen-Ragwurz Ophrys apifera<br />

Temperaturanstieg und Regenmenge<br />

als Regulativ für einen Neophyten<br />

Hochgewachsen und stolz steht sie vor<br />

mir, die Orchidee mit dem ungewöhnlichen<br />

Namen Bocks-Riemenzunge. Als<br />

wäre sie sich ihres erhabenen Standorts<br />

mit Premium-Blick auf die mäandrierende<br />

Bocks-Riemenzunge Himantoglossum hircinum<br />

Lauter bewusst, reckt sie ihren, aus über<br />

50 Einzelblüten bestehenden Blütenstand<br />

der Sonne entgegen. Dabei ist sie ein botanischer<br />

Neuling auf der Alb. Zweifelsohne<br />

eine Nutznießerin des Klimawandels,<br />

ist sie aus mediterranen Gefilden nach<br />

Deutschland eingewandert und befindet<br />

sich seit einigen Jahren gewaltig auf dem<br />

Vormarsch in Richtung Norden. An den<br />

Süd-Lagen der Tübinger Weinberge, den<br />

sonnenverwöhnten Steilhängen des Großen<br />

Lautertals und auf Magerwiesen in der<br />

Nähe von Eningen und Ohnastetten ist sie<br />

zwischenzeitlich zu finden. Wer das streng<br />

nach Ziegenbock müffelnde Gewächs<br />

(daher auch der Name) gerne bewundern<br />

möchte, sollte sich ab Ende Mai bis Mitte<br />

Juni auf die Wander-Socken machen und<br />

besonderen Augenmerk auf sonnenbeschienene<br />

Steilhänge mit Süd- oder West-<br />

Ausrichtung legen. Auch Nicht-Pflanzenkundige<br />

entdecken die bis zu einem Meter<br />

aufragende Bocks-Orchis ohne Mühe.<br />

Andere Arten hingegen sind nicht so leicht<br />

zu bestimmen und aufgrund ihrer Kleinheit<br />

schwer zu entdecken.<br />

Einmalige Vielfalt an Arten und<br />

Bedürfnissen heimischer Orchideen<br />

Kaum eine Pflanzenfamilie gliedert sich in<br />

so viele, in ihren Ansprüchen unterschiedliche<br />

Unterarten, wie die der Orchideen.<br />

Die meisten haben sich perfekt an ein be-<br />

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