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LANGEOOG 2008 - Psychotherapeutenjournal

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Bremen<br />

Mitteilungen der Psychotherapeutenkammer<br />

Essstörungen interdisziplinär behandeln<br />

Essstörungen (Anorexia nervosa, Bulimia<br />

nervosa, Binge-Eating-Störungen) sind<br />

schwerwiegende und komplexe Erkrankungen,<br />

die überwiegend in der Adoleszenz<br />

beginnen. Meist sind Mädchen und<br />

Frauen betroffen, in den letzten Jahren<br />

wächst jedoch der Anteil an männlichen<br />

Patienten. Ohne schnelle und professionelle<br />

psychotherapeutische<br />

Behandlung nehmen diese<br />

Erkrankungen oft einen chronischen<br />

Verlauf. Besonders<br />

bei der Magersucht findet sich<br />

eine hohe Mortalitätsrate.<br />

Als Folge der dauerhaften<br />

Unter- oder Fehlernährung<br />

und spezifischer Symptome<br />

(Erbrechen, Laxantienabusus,<br />

Extremsport) können gravierende<br />

körperliche Komplikationen<br />

auftreten. Essgestörte<br />

leiden oft zusätzlich unter<br />

anderen psychischen Störungen<br />

wie Depressionen,<br />

Angststörungen, Zwängen,<br />

Suchterkrankungen oder Persönlichkeitsstörungen.<br />

Das<br />

Selbstwertgefühl der Erkrankten<br />

ist meist negativ, der Leistungsanspruch<br />

an sich selbst<br />

hingegen sehr hoch. Regelhaft<br />

finden sich Belastungen<br />

und Konflikte in der Familie<br />

und im sozialen Umfeld, die<br />

nicht mit gesunden Mitteln gelöst werden<br />

können.<br />

Die Erkrankten sind selten krankheitseinsichtig<br />

und wollen keine Hilfe. Oft überaus<br />

eloquent verleugnen sie ihr Leiden<br />

und täuschen Eltern, Ärzte, Therapeuten.<br />

Dieses liegt an einer schwierigen inneren<br />

Dynamik: Meistens brauchen sie ihre Erkrankung,<br />

um ein anderes Leiden zu verdecken,<br />

und viele fühlen sich erstmals in<br />

ihrem Leben stolz und mächtig, weil sie<br />

ihren Hunger und/oder ihr Gewicht unter<br />

Kontrolle haben. Dieser Umstand allein<br />

macht die Diagnostik und Behandlung<br />

sehr schwierig und führt dazu, dass notwendige<br />

psychotherapeutische Behandlungen<br />

oft sehr spät – Monate bis Jahre<br />

nach Beginn der Erkrankung – eingeleitet<br />

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werden, in vielen Fällen erst bei einem vital<br />

bedrohlichen Gewicht.<br />

Bei massivem Untergewicht (BMI

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