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nochmals genauer durchgucke und sehe, ob nicht im Text<br />
ein Begriff ist, der brauchbar ist, um es zu benennen. Oder<br />
aber ich erfinde einen. 70 bis 80 Prozent aller Titel, die ich<br />
für Bildgruppen oder für Publikationen verwende, sind<br />
tatsächlich gefunden. Deko+Munition ist zum Beispiel der<br />
gefundene Suchbegriff im Internet für diese Art von Verkauf<br />
von Geschosshülsen, also auch ein gefundener Titel.<br />
G.J.: Gibt es dabei noch so etwas wie fotografische<br />
Authentizität?<br />
P.P.: Das tritt auf jeden Fall in den Hintergrund, die meisten<br />
meiner Bilder sind austauschbar durch andere Bilder.<br />
Wenn ich mich sowieso hauptsächlich auf das Nicht-<br />
Gemeinte im Foto konzentriere, ist das auch eine Frage,<br />
die das berührt. Im Grunde werde ich in dem Moment<br />
als Mensch, der sich Bilder aneignet, einen Kontext wegnimmt<br />
und einen neuen herstellt, tatsächlich zum Autor<br />
eines neuen Bildes.<br />
G.J.: Diese neuen Bilder bzw. Bildgruppen stellen sich<br />
wie Abbilder des Menschenseins per se dar, wie Porträts<br />
der Alltags-, Lebens- und Arbeitskultur unserer Zeit, die<br />
gleichermaßen die individuelle als auch kollektive Wahrnehmung<br />
betreffen. Lässt sich daraus nicht auch eine Art<br />
Selbstporträt ableiten?<br />
P.P.: Auf jeden Fall werden Dinge sichtbar, die im Alltag so<br />
nicht sichtbar sind, dadurch, dass ich Bilder in einer Häufigkeit<br />
zeige, die aufdringlich nahelegt, dass es Muster von<br />
Bildherstellung und Bildwahrnehmung gibt. Dann ist das<br />
Ganze in dem Moment ein Abbild einer Gesellschaft, von<br />
Machtverhältnissen, von geheimen Voreinstellungen und<br />
Absprachen darüber, wie bestimmte Bilder auszusehen<br />
haben. Aber das Ganze ist auch ein Selbstporträt in der<br />
Weise, dass ich nur aufmerksam werde auf das, was mich<br />
interessiert und nicht den Anspruch habe, dass meine<br />
Darstellung einer Gesellschaft vollständig ist, sondern ich<br />
nehme mir die Freiheit, mich nur mit dem zu beschäftigen,<br />
was mich tatsächlich interessiert. Das hat was zu tun mit<br />
meiner Prägung, meinem Vorwissen, meinem Interesse<br />
an Bildern überhaupt. Und natürlich auch mit meiner ganz<br />
persönlichen Kunstgeschichte. Ich bin der festen Überzeugung,<br />
dass jeder andere Künstler oder Nicht-Künstler,<br />
wenn er so lange wie ich mit Zeitungsbildern konfrontiert<br />
worden wäre, mit dem Anspruch, da etwas zu sammeln,<br />
etwas allgemein Verbindliches herzustellen, zu einem völlig<br />
anderen Bild gekommen wäre. Ich betone immer, dass<br />
das Ganze eine sehr persönliche Angelegenheit ist, sehr<br />
viel über mich und meine Interessen sagt.<br />
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Das Gespräch fand am 07.09.2009 in Hamburg statt<br />
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München 2009<br />
© VG Bild-Kunst, Bonn, 2009<br />
ISSN 0934-1730