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Peter Piller - Weltkunst

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nochmals genauer durchgucke und sehe, ob nicht im Text<br />

ein Begriff ist, der brauchbar ist, um es zu benennen. Oder<br />

aber ich erfinde einen. 70 bis 80 Prozent aller Titel, die ich<br />

für Bildgruppen oder für Publikationen verwende, sind<br />

tatsächlich gefunden. Deko+Munition ist zum Beispiel der<br />

gefundene Suchbegriff im Internet für diese Art von Verkauf<br />

von Geschosshülsen, also auch ein gefundener Titel.<br />

G.J.: Gibt es dabei noch so etwas wie fotografische<br />

Authentizität?<br />

P.P.: Das tritt auf jeden Fall in den Hintergrund, die meisten<br />

meiner Bilder sind austauschbar durch andere Bilder.<br />

Wenn ich mich sowieso hauptsächlich auf das Nicht-<br />

Gemeinte im Foto konzentriere, ist das auch eine Frage,<br />

die das berührt. Im Grunde werde ich in dem Moment<br />

als Mensch, der sich Bilder aneignet, einen Kontext wegnimmt<br />

und einen neuen herstellt, tatsächlich zum Autor<br />

eines neuen Bildes.<br />

G.J.: Diese neuen Bilder bzw. Bildgruppen stellen sich<br />

wie Abbilder des Menschenseins per se dar, wie Porträts<br />

der Alltags-, Lebens- und Arbeitskultur unserer Zeit, die<br />

gleichermaßen die individuelle als auch kollektive Wahrnehmung<br />

betreffen. Lässt sich daraus nicht auch eine Art<br />

Selbstporträt ableiten?<br />

P.P.: Auf jeden Fall werden Dinge sichtbar, die im Alltag so<br />

nicht sichtbar sind, dadurch, dass ich Bilder in einer Häufigkeit<br />

zeige, die aufdringlich nahelegt, dass es Muster von<br />

Bildherstellung und Bildwahrnehmung gibt. Dann ist das<br />

Ganze in dem Moment ein Abbild einer Gesellschaft, von<br />

Machtverhältnissen, von geheimen Voreinstellungen und<br />

Absprachen darüber, wie bestimmte Bilder auszusehen<br />

haben. Aber das Ganze ist auch ein Selbstporträt in der<br />

Weise, dass ich nur aufmerksam werde auf das, was mich<br />

interessiert und nicht den Anspruch habe, dass meine<br />

Darstellung einer Gesellschaft vollständig ist, sondern ich<br />

nehme mir die Freiheit, mich nur mit dem zu beschäftigen,<br />

was mich tatsächlich interessiert. Das hat was zu tun mit<br />

meiner Prägung, meinem Vorwissen, meinem Interesse<br />

an Bildern überhaupt. Und natürlich auch mit meiner ganz<br />

persönlichen Kunstgeschichte. Ich bin der festen Überzeugung,<br />

dass jeder andere Künstler oder Nicht-Künstler,<br />

wenn er so lange wie ich mit Zeitungsbildern konfrontiert<br />

worden wäre, mit dem Anspruch, da etwas zu sammeln,<br />

etwas allgemein Verbindliches herzustellen, zu einem völlig<br />

anderen Bild gekommen wäre. Ich betone immer, dass<br />

das Ganze eine sehr persönliche Angelegenheit ist, sehr<br />

viel über mich und meine Interessen sagt.<br />

10<br />

Das Gespräch fand am 07.09.2009 in Hamburg statt<br />

KÜNSTLER<br />

KRITISCHES LEXIKON DER<br />

GEGENWARTSKUNST<br />

Erscheint viermal jährlich mit insgesamt<br />

28 Künstlermonografien auf über 500 Textund<br />

Bild-Seiten und kostet im Jahresabonnement<br />

einschl. Sammelordner und Schuber € 148,–,<br />

im Ausland € 158,–, frei Haus.<br />

www.weltkunst.de<br />

Postanschrift für Verlag und Redaktion<br />

ZEIT Kunstverlag GmbH & Co. KG<br />

Balanstraße 73, Gebäude 8<br />

D-81541 München<br />

Tel. 0 89/12 69 90-0 / Fax 0 89/12 69 90-11<br />

Bankkonto: Commerzbank Stuttgart<br />

Konto-Nr. 525 55 34, BLZ 600 400 71<br />

Gründungsherausgeber<br />

Dr. Detlef Bluemler<br />

Prof. Lothar Romain †<br />

Redaktion<br />

Hans-Joachim Müller<br />

Dokumentation<br />

Andreas Gröner<br />

Geschäftsführer<br />

Gerhard Feigl<br />

Matthias Weidling<br />

Grafik<br />

Michael Müller<br />

Abonnement und Leserservice<br />

ZEITKUNSTVERLAG GmbH & Co. KG<br />

Balanstraße 73, Gebäude 8<br />

D-81541 München / Tel. 0 89/12 69 90-0<br />

›Künstler‹ ist auch über den<br />

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werk zwei print + Medien GmbH, Konstanz<br />

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Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich<br />

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die Einspeicherung und Verarbeitung<br />

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© ZEIT Kunstverlag GmbH & Co. KG,<br />

München 2009<br />

© VG Bild-Kunst, Bonn, 2009<br />

ISSN 0934-1730

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