DeSS orientiert - Demenz Support Stuttgart
DeSS orientiert - Demenz Support Stuttgart
DeSS orientiert - Demenz Support Stuttgart
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Mit Menschen in einem leichten Stadium der<br />
<strong>Demenz</strong> werden Bewegungsmuster oder einfache<br />
Kombinationen wiederholt, die in kleinen<br />
Gruppen oder auch in Einzelbetreuung<br />
von fortgebildeten Pfl egemitarbeiterinnen<br />
oder Freiwilligen angeleitet werden. Dabei<br />
steht nicht die Perfektion der Bewegungsausübung<br />
im Mittelpunkt, sondern der Beteiligungsgrad.<br />
Die Übungen sollten täglich oder<br />
mehrmals in der Woche nicht länger als 30-<br />
45 Minuten und nicht weniger als 5-10 Minuten<br />
in einer sicheren und ruhigen Umgebung<br />
durchgeführt werden. Für die verbale Anleitung<br />
sind Analogien zu vertrauten Alltagsaufgaben<br />
wie beispielsweise Wäsche aufhängen<br />
oder Obst pfl ücken hilfreich oder es werden<br />
vertraute Gegenstände als Anreiz eingesetzt.<br />
Weiche Tai Chi-Stäbe oder Softbälle reichern<br />
das Repertoire an und die Teilnehmer können<br />
damit den Bewegungsmustern leichter folgen.<br />
Das Übungsprogramm für Menschen im<br />
mittleren Stadium der <strong>Demenz</strong> weicht hiervon<br />
nur wenig ab. Die Bewegungen werden<br />
auf eine veränderte Körperhaltung im Sitzen<br />
oder aber auf einen Wechsel zwischen Sitzen<br />
und Stehen angepasst. Die Vorführung<br />
der Bewegungsabläufe setzt auf die Nachahmung<br />
durch die Teilnehmerinnen.<br />
Personen im späten Stadium der <strong>Demenz</strong>,<br />
die sich nicht mehr aktiv an den Bewegungen<br />
beteiligen, scheinen dennoch durch die<br />
Sozialkontakte zu profi tieren und durch die<br />
meditativen Anteile von Tai Chi ruhig zu werden.<br />
Musik und Rhythmus<br />
Rhythmus taktet Bewegung – die<br />
Jaques-Dalcroze Rhythmik<br />
Die Musik- und Bewegungstherapie nach<br />
Emile Jaques-Dalcroze (1865-1950) wurde zu<br />
Beginn des 20. Jahrhunderts in Genf entwickelt.<br />
Als rhythmische Gymnastik wird sie in<br />
der Musikerziehung bei Kindern angewandt.<br />
Die Dalcroze-Rhythmik beinhaltet eine Vielzahl<br />
von Multi-Tasking-Übungen. Dabei wird<br />
der Gangrhythmus an eine improvisiert gespielte<br />
Klaviermusik mit sich veränderndem<br />
- 37 -<br />
Intervention<br />
Rhythmus angepasst, während gleichzeitig<br />
durch verbale Anweisungen Bewegungen im<br />
Bereich des Oberkörpers ausgeführt werden.<br />
Die Umsetzung erfordert eine hohe Aufmerksamkeit<br />
und das Gehen mit sich ändernden<br />
Rhythmusmustern fördert die Bildung automatisierter<br />
Gehmuster. Eine erste Studie zur<br />
Langzeitwirkung der Jaques-Dalcroze-Rhythmik<br />
zeigt, dass regelmäßige Übungen ein geringeres<br />
Sturzrisiko zur Folge haben (Kressig<br />
2005). Beobachtungen bei dementen Menschen<br />
mit einer regelmäßigen Praxis der Jaques-Dalcroze-Rhythmik<br />
ergeben, dass sich<br />
die Kommunikationsfähigkeit, die räumliche<br />
Orientierung und das Schlafverhalten verbessern<br />
und die Reizbarkeit vermindert. Musik<br />
und Rhythmus scheinen funktionelle, verhaltensspezifi<br />
sche und emotionale Verbesserungen<br />
zu bewirken.<br />
Die Teilnahme an einer rhythmischen Gruppengymnastik<br />
ermöglicht für Menschen<br />
mit <strong>Demenz</strong> neben dem körperlichen Nutzen<br />
auch die Möglichkeit zu sozialem Austausch<br />
und Geselligkeit. Eine aktive Unterstützung<br />
durch die Familie, den Hausarzt,<br />
den Physiotherapeuten und Pfl egende kann<br />
sehr hilfreich sein, um eine Beteiligung zu ermöglichen<br />
und zu unterstützen. Das Bewegungsrepertoire<br />
sollte Übungen beinhalten,<br />
die an unterschiedliche Fähigkeiten angepasst<br />
werden können. Tipps, die für eine Dalcroze-Rhythmik-Stunde<br />
erarbeitet wurden,<br />
dürften sich auch auf andere Bewegungsformen<br />
übertragen lassen:<br />
• Musik für die Teilnehmerinnen auswählen,<br />
die ihnen bekannt ist<br />
• Mit langsamen Bewegungen auf einen langsamen<br />
Musiktakt beginnen<br />
• Bewegungen oft und lange genug wiederholen<br />
(oder Teile von mehreren Bewegungen)<br />
• Mehr mit visuellen Informationen und nur begrenzt<br />
mit verbalen Anweisungen arbeiten<br />
• Freiwillige beteiligen, die vor den demenzerkrankten<br />
Teilnehmerinnen die Übungen ausführen<br />
(Spiegeleffekt)<br />
• Gemischte Gruppen mit Menschen mit und<br />
ohne <strong>Demenz</strong> zusammenstellen