ENGAGEMENT UND ERWERBSARBEIT IN EUROPA - BBE
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euter: ehrenamt und beschäftigung<br />
Jahrhunderts nicht geschaffen wurden, weil der europäische<br />
Binnenmarkt für Dienstleistungen vollendet<br />
werden musste. Der Gründerin der AWO, Maria<br />
Juchacz, war bewusst, dass Armut, Elend und soziale<br />
Ungerechtigkeit nur durch das Zusammenspiel von<br />
Freiwilligen und Hauptamtlichen bekämpft werden<br />
konnten, weshalb sie 1919 zur Gründung der Arbeiterwohlfahrt<br />
aufrief. Bis heute bleiben Ehrenamtler<br />
und Freiwillige das Rückgrat der Wohlfahrts- und Sozialverbände,<br />
wenngleich sich diese marktorientiert<br />
auf Konkurrenz einstellen müssen.<br />
freiwillige als nicht bezahlte<br />
mitarbEitErinnEn und mitarbEitEr<br />
Als Folge der gegenwärtigen Krise und der Austeritätspolitik<br />
werben Regierungen vermehrt für das<br />
freiwillige Engagement, so wie die britische Regierung<br />
mit ihrem BIG SOCIETY Konzept. Träger, Vereine<br />
und Verbände sehen notgedrungen in Freiwilligen<br />
ein Potential, den Graben zwischen wachsendem<br />
Bedarf und zu geringen Kapazitäten auszugleichen.<br />
Für die Verbände stellt sich oft notgedrungen die<br />
Frage, welche Arbeit kann von Freiwilligen und Ehrenamtlern<br />
übernommen werden? Auch solche, die<br />
nicht entlohnt werden kann, aber die eigentlich eine<br />
professionelle Dienstleistung erfordert?<br />
Wie bereits angesprochen führen die neuen sozialen<br />
Herausforderungen, insbesondere der demografische<br />
Wandel und die Umkehrung der<br />
Alterspyramide, zu einem höheren Bedarf an Sozialdienstleistungen<br />
der Daseinsvorsorge in den<br />
Bereichen Bildung, Gesundheit und Pflege. Dieser<br />
Bedarf wird nicht nur durch freiwilliges Engagement<br />
gedeckt werden können, aber ohne bürgerschaftliches<br />
Engagement werden Aufgaben wie die<br />
Betreuung von Pflegefällen, Behinderten, Migrantinnen<br />
und Migranten, Obdachlosen oder anderen<br />
Benachteiligten nicht zu gewährleisten sein.<br />
Wie weit kann oder soll der Einsatz gehen? Einsatz<br />
ja, auf freiwilliger Basis, aber kein Ersatz für reguläre<br />
Arbeitsplätze. Bürgerschaftliches Engagement<br />
ist und soll keine Arbeit sein oder Erwerbsarbeit ersetzen!<br />
Ziel muss aus unserer Sicht gute Arbeit auch<br />
und gerade im Pflegebereich bleiben.<br />
Der Einsatz von Freiwilligen sollte die professionelle<br />
Arbeit und die dort Tätigen unterstützen und nicht<br />
reguläre Arbeitsverhältnisse unterlaufen und vielleicht<br />
sogar ersetzen.<br />
36<br />
für eine pOsitiVe beziehung zwischen<br />
freiwilligkeit und guter arbeit<br />
Mit dem vorher Ausgeführtem stellt sich die Frage<br />
nach einer positiven Interaktion zwischen Ehrenamt<br />
und Erwerbstätigkeit mit Hinblick auf aktive Arbeitsmarktpolitik,<br />
die ein Standbein der europäischen<br />
Strategie zur sozialen Inklusion darstellt. Auch für<br />
das bürgerschaftliche Engagement gilt es die Kompetenzen<br />
und Qualifikationen zu identifizieren und<br />
anzuerkennen.<br />
Natürlich steht im Vordergrund die Entwicklung des<br />
persönlichen Potentials, die Erhöhung der Selbstwertschätzung,<br />
der Aufbau von persönlichen Netzwerken<br />
und letztendlich um soziales Kapital. Bürgerschaftliches<br />
Engagement erhöht und erweitert die<br />
Kompetenzen, die außerhalb der formalen und/oder<br />
beruflichen Bildung erworben werden.<br />
Deshalb setzt sich SOLIDAR bei der Debatte um das<br />
Flaggschiff der Europa 2020-Strategie, New Skills for<br />
New Jobs, für die Anerkennung der sog. Soft oder sozialen<br />
Skills ein, am besten im Europass bzw. durch<br />
einen European Skills Passeport. Die Anerkennung<br />
des bürgerschaftlichen Engagements als informelles<br />
und nicht-formelles Lernen muss Bestandteil der<br />
Kommissionskommunikation zu „EU-Politik und Ehrenamt”<br />
werden, die dem Rat vorlegt werden wird.<br />
Unser Anliegen zielt auf die Anerkennung des bürgerschaftlichen<br />
Engagements als Lernumfeld, das<br />
die formelle Bildung erweitert und ergänzt.<br />
Entwicklung und Anerkennung von Kompetenzen<br />
ist nicht nur für die engagierten Personen von Bedeutung,<br />
sondern auch für die Organisationen und<br />
Trägerverbände. Neue Zielgruppen können angesprochen<br />
werden und die Anerkennung der Qualifikationen<br />
und Kompetenzen im Rahmen eines<br />
professionellen Managements erhöhen sicherlich<br />
die Attraktivität. Die Träger sind hier in der Verantwortung,<br />
sog. Karrierepläne auch für Freiwillige zu<br />
entwickeln. Zu den Methoden zählt auch internes<br />
und externes Assessment. Selbstreflektion ist ein<br />
Ansatz, aber externes Assessment bietet die Chance<br />
zu objektiverer Bewertung als Voraussetzung für<br />
Anerkennung von erworbenen Kompetenzen und<br />
Qualifikationen.<br />
Wie ausgeführt setzt sich SOLIDAR für die Anerkennung<br />
der sog. Soft Skills, wie interkulturelle und kommunikative<br />
Kompetenzen, ein, die aber nur Sinn machen,