ENGAGEMENT UND ERWERBSARBEIT IN EUROPA - BBE
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fOruM 1<br />
aktiVierende arbeitsMarktpOlitik und engageMent<br />
In diesem Fachforum ging es um die Rolle und die<br />
Wirkung des Engagements im Rahmen einer aktivierenden<br />
Arbeitsmarktpolitik.<br />
Wie können Engagementangebote gezielt genutzt<br />
werden, um Langzeitarbeitslose zum Mitmachen zu<br />
gewinnen und wie kann über mehr gesellschaftliche<br />
Teilhabe hinaus auch Teilhabe am Arbeitsmarkt erreicht<br />
werden? Welche europäischen Modelle gibt es<br />
dafür? Hat das Engagement für Arbeitslose eine empirisch<br />
nachweisbare Brückenfunktion zur Arbeitswelt?<br />
Wie müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen in<br />
der Arbeitsmarktpolitik ausgestaltet sein, um mittels<br />
Engagement eine aktivierende Arbeitsmarktpolitik<br />
unterstützen zu können? Welche aktivierenden Förder-<br />
und Qualifizierungsangebote gibt es, welche sind<br />
erfolgreich?<br />
In welchen Bereichen, durch welche Programme und<br />
Projekte, gibt es konkrete Berührungspunkte zwischen<br />
arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und dem<br />
bürgerschaftlichen Engagement? Welche negativen<br />
Rückwirkungen auf das Engagement sind festzustellen<br />
oder zu erwarten? Welche Bedeutung haben der<br />
Eigensinn und die Freiwilligkeit des Engagements?<br />
Wie kann der Gefahr einer einseitigen Instrumentalisierung<br />
des Engagements im Sinne der Herstellung<br />
von Beschäftigungsfähigkeit begegnet werden?<br />
Henk Kinds<br />
aktiVierende arbeitsMarktpOlitik<br />
und engageMent. das beispiel der<br />
niederlande<br />
1. die ausgangssituatiOn in den niederlanden<br />
In den Niederlanden wird seit Anfang der 1980er Jahre<br />
ähnlich wie auch in der Bundesrepublik Deutschland<br />
zugleich das Modell des „rheinischen Kapitalismus“<br />
erneuert und die Zivilgesellschaft entwickelt.<br />
Das „Abkommen von Wassenaar“ (1982) markiert<br />
den Beginn dieser Entwicklung in den Niederlanden.<br />
42<br />
Von diesem Zeitpunkt an haben sich dort die Verhältnisse<br />
im Bereich „Engagement & Erwerbsarbeit“ in<br />
der 1990er Jahren schneller entwickelt.<br />
Im Vergleich zur Bundesrepublik fällt zunächst Folgendes<br />
auf:<br />
• Die soziale Wohlfahrtspolitik nimmt die starke<br />
Individualisierung in Anspruch und implementiert<br />
dazu neue Gesetze und Massnahmen.<br />
• Eine hohe Anzahl von Teilzeitarbeit mit vielen zufriedenen<br />
Arbeitnehmern.<br />
• Ein großes gemeinnütziges Engagement, eine<br />
Verknüpfung und Vermischung an den Schnittstellen<br />
von Engagement & Erwerbsarbeit. Beispielhaft<br />
ist das Konzept der „sozialen Aktivierung“,<br />
das sich seit den 1990er Jahren in der<br />
Praxis gut bewährt hat.<br />
Unter der Regierung Balkenende (2002-2010) ist diese<br />
Richtung weiter entwickelt worden. 2011 hat die<br />
Regierung Rutte wiederum ernsthafte Sparmaßnahmen<br />
angekündigt, die bis 2013 implementiert werden<br />
und auch mit Änderungen in der Arbeitsmarktpolitik<br />
einhergehen. Dieser Beitrag wird zunächst die<br />
Ausgangssituation schildern und dabei den Fokus auf<br />
soziale Aktivierung legen. Es folgt ein Ausblick auf die<br />
geplanten Änderungen, die bereits von einigen Kommunen<br />
antizipiert werden.<br />
2. „jeder Macht Mit“<br />
Im Oktober 2006 legte der Sozialwirtschaftliche Rat der<br />
Niederlande (SER) 1 eine Empfehlung zur mittelfristigen<br />
sozialwirtschaftlichen Politik unter dem Titel „Gemeinsam<br />
Wohlstandswachstum für alle schaffen“ vor. Darin<br />
1 Der SER ist eine öffentlich-rechtliche Körperschaft,<br />
die Regierung und Parlament zu den Grundzügen der Sozial-<br />
und Wirtschaftspolitik sowie zu wichtigen sozialwirtschaftlichen<br />
Themen berät. Mitglieder sind die sozialen Partner<br />
und von der Regierung beauftragte Sachverständige. Die<br />
Empfehlungen des SER tragen in der Regel zu einer breit<br />
getragenen Kabinettspolitik bei sowie zur Herstellung eines<br />
gesellschaftlichen Konsensus über nationale und internationale<br />
sozialökonomische Themen.