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ENGAGEMENT UND ERWERBSARBEIT IN EUROPA - BBE

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EngagEmEnt und<br />

ErwErbsarbEit in Europa<br />

OrganisatiOns- und gesellschaftspOlitische<br />

herausfOrderungen und MOdelle<br />

VOlunteering and<br />

eMplOyMent in eurOpe<br />

challenges and MOdels Of OrganisatiOnal<br />

and sOcial pOlicy<br />

dOkuMentatiOn zur fachtagung<br />

aM 26. und 27. OktOber in OberschleissheiM bei München<br />

isbn: 978-3-9814731-1-7


inhalt/cOntent<br />

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einleitung/intrOductiOn<br />

PD Dr. Ansgar Klein, Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement/<br />

Hans-Georg Weigel, Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) e.V.<br />

Engagement und Erwerbsarbeit in Europa. Organisations- und gesellschaftspolitische<br />

Herausforderungen und Modelle<br />

Volunteering and employment in Europe. Challenges and models of organisational and<br />

social policy<br />

grusswOrte/greetings<br />

Franz Wölfl, Leiter der Abteilung III „Generationenpolitik und Sozialversicherung“ im<br />

bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen<br />

(Bavarian State Ministry for Employment and Social Affairs)<br />

Grußwort<br />

Greeting<br />

Dr. Henning Arp, Leiter der Regionalvertretung der Europäischen Kommission in München<br />

(European Commission Representation in Munich/Germany)<br />

Grußwort<br />

Greeting<br />

Marc-Axel Hornfeck, Leiter des Referats 311 im BMFSFJ. Der Aufgabenbereich des<br />

Referats 311 umfasst Grundsatzfragen der Engagementpolitik, Stärkung der Zivilgesellschaft,<br />

Freiwilligensurvey (German Federal Ministry for Family Affairs, Senior Citizens,<br />

Women and Youth)<br />

Grußwort<br />

Greeting<br />

VOrträge/presentatiOns<br />

Prof. Dr. Adalbert Evers, Justus-Liebig Universität Gießen, Institut für Wirtschaftslehre des<br />

Haushalts und Verbrauchsforschung<br />

Veränderungen im Arbeitsumfeld und im Bereich der sozialen Dienstleistungen und ihre<br />

Auswirkung auf das freiwillige Engagement<br />

Changes in work and human services and their impact on volunteering<br />

Conny Reuter, SOLIDAR und das Europäische Jahr des bürgerschaftlichen Engagements 2011<br />

Ehrenamt und Beschäftigung. Visionen für eine europäische Freiwilligenpolitik<br />

Volunteering and Employment. Visions for a European volunteering policy


inhalt/ content<br />

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fOren/fOruMs<br />

fOruM 1: aktiVierende arbeitsMarktpOlitik und engageMent<br />

Henk Kinds: Aktivierende Arbeitsmarktpolitik und Engagement. Das Beispiel der Niederlande<br />

Prof. Dr. Roland Roth: Aktivierende Arbeitsmarktpolitik und Engagement<br />

fOruM 1: prOactiVe labOur Market pOlicies and VOlunteering<br />

Henk Kinds: Activating labour market policy and volunteering – The Example of the Netherlands<br />

Roland Roth: Activating labour market policy and volunteering<br />

fOruM 2: erwerbsarbeit iM dritten sektOr und engageMent<br />

Dr. Eckhard Priller: Vom Jobmotor zu prekärer Beschäftigung? Entwicklung im Dritten Sektor<br />

Birgitte Brekke: Frivillighet Norge – Ein gemeinsames Dach für den gemeinnützigen Sektor<br />

in Norwegen<br />

fOruM 2: gainful eMplOyMent in the third sectOr and VOlunteering<br />

Dr. Eckhard Priller: From Labour Market Booster to Ambiguous Form of Employment?<br />

Third Sector Development<br />

Birgitte Brekke: Frivillighet Norge – The Association of NGOs in Norway<br />

fOruM 3: engageMent iM kOntext der persOnalentwicklung<br />

VOn unternehMen<br />

Piotr Sadowski: Freiwilliges Engagement im Kontext der Personalentwicklung<br />

Stephan Koch: Erfolgsfaktoren für Personalentwicklung durch gesellschaftliches Engagement<br />

fOruM 3: VOlunteering in the cOntext Of huMan resOurces<br />

deVelOpMent in cOMpanies<br />

Piotr Sadowski: Volunteering in the Context of Human Resources Development<br />

Stephan Koch: Success Factors for Human Resource Development through Civic Engagement<br />

VOrtrag/presentatiOn<br />

Dr. Stephan Grohs, wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für vergleichende Policy-<br />

Forschung und Verwaltungswissenschaft an der Universität Konstanz<br />

„Social Entrepreneurship“ und soziale Verantwortung von Unternehmen. Schlussfolgerungen<br />

zu Bedeutung, Funktion und Grenzen des bürgerschaftlichen Engagements<br />

Social Entrepreneurship and Corporate Responsibility – Conclusions on the Importance,<br />

Function and Limits of Civic Engagement<br />

fOren/fOruMs<br />

fOruM 4: akteure der engageMentförderung und beschäftigungspOlitik<br />

Dr. Rosario Costa-Schott: Akteure der Engagementförderung und Beschäftigungspolitik<br />

Bernhard Jirku: Akteure der Engagementförderung und Beschäftigungspolitik<br />

fOruM 4: stakehOlders in the prOMOtiOn Of VOlunteering and<br />

eMplOyMent pOlicy<br />

Dr. Rosario Costa-Schott: Volunteering Promotion and Labour Policy Stakeholders<br />

Bernhard Jirku: Actors of commitment promotion and employment policy<br />

inhalt/ content<br />

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inhalt/ content inhalt/ content<br />

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fOruM 5: das Verhältnis VOn engageMent und erwerbsarbeit aus der<br />

perspektiVe der sOzialunternehMen<br />

Phillipp Stemmer: Das Verhältnis von Engagement und Erwerbsarbeit aus der<br />

Perspektive der Sozialunternehmen<br />

Rainer Höll: Engagement und Erwerbsarbeit bei Social Entrepreneurs<br />

fOruM 5: the relatiOnship between VOlunteering and paid wOrk<br />

frOM the perspectiVe Of sOcial enterprises<br />

Phillipp Stemmer: The Relationship between Voluntary Work and Gainful Employment<br />

from a Social Enterprise Perspective<br />

Rainer Höll: Volunteering and work amongst social entrepreneurs<br />

fOruM 6: engageMent und die gestaltung biOgraphischer übergänge<br />

Jonathan Przybylski: Vom Erwerbsleben in die Rente – eine Chance für<br />

bürgerschaftliches Engagement?<br />

Susana Szabo: Freiwilliges Engagement: ein Katalysator für die berufliche und<br />

persönliche Weiterentwicklung<br />

Tabea Schlimbach: „Engagierte Jugendliche“ – Die Rolle des freiwilligen<br />

Engagements im Übergang Schule-Beruf<br />

fOruM 6: VOlunteering and the planning Of biOgraphical transitiOns<br />

Jonathan Przybylski: From Working Life into Retirement – an Opportunity for<br />

Civic Engagement?<br />

Susana Szabo: Volunteering, a catalyst for professional and personal transitions<br />

Tabea Schlimbach: ‚Youth Volunteers‘: The Role of Volunteering during the<br />

Transition from School to Career<br />

podium<br />

abschlusspOdiuM/cOncluding pOdiuM<br />

• Annette Riedel (Deutschland Radio Kultur)<br />

• Dr. Heide Mertens (Abteilungsleiterin Politik und Gesellschaft bei der Katholischen<br />

Frauengemeinschaft Deutschlands, kfd)<br />

• Prof. Dr. Roland Roth (Hochschule Magdeburg-Stendal, FB Sozial- und Gesundheitswesen,<br />

sachverständiges Mitglied der Enquete-Kommission „Bürgerschaftliches<br />

Engagement“ des Deutschen Bundestages 1999-2002)<br />

• PD Dr. Ansgar Klein (Geschäftsführer des <strong>BBE</strong>, Privatdozent für Politikwissenschaften<br />

an der Humboldt-Universität zu Berlin)<br />

anhang/attachMent<br />

autOrinnen und autOren/cOntributOrs<br />

iss-kurzprOfil/iss-shOrt prOfile<br />

bbe-kurzprOfil/bbe-shOrt prOfile<br />

publikatiOnen der Veranstalter zuM theMa/publicatiOns Of the<br />

Organizers On the subject<br />

iMpressuM/imprint


PD Dr. Ansgar Klein, Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement/<br />

Hans-Georg Weigel, Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) e.V.<br />

EngagEmEnt und ErwErbsarbEit in Europa<br />

OrganisatiOns- und gesellschaftspOlitische herausfOrderungen und MOdelle<br />

Das Nebeneinander und die Verschränkung von Engagement<br />

und Erwerbsarbeit, von freiwilliger, gemeinwohlorientierter<br />

Tätigkeit, Existenzsicherung<br />

und marktrationalem Handeln ist aktuell ein außerordentlich<br />

bewegtes Feld in Praxis, Theorie und Politik<br />

des bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland<br />

und in anderen Ländern der EU. Zum einen wird das<br />

bürgerschaftliche Engagement von Millionen Bürgerinnen<br />

und Bürgern für die europäischen Gesellschaften<br />

wichtiger: Neben einer neuen Aufgaben- und<br />

Verantwortungsteilung zwischen Bürgergesellschaft,<br />

Markt und Staat bestehen angesichts von Prekarisierungs-<br />

und Polarisierungstendenzen auch neue<br />

Anforderungen an eine Politik sozialer Inklusion. Zum<br />

anderen werden Arbeitsmarkt- und Engagementpolitik<br />

durch Umbrüche im Feld der Erwerbsarbeit vor<br />

neue Herausforderungen gestellt. Für die Industriearbeitsgesellschaft<br />

war das so genannte Normalarbeitsverhältnis<br />

(Vollzeit, tageszeitlich klar begrenzt,<br />

regelmäßig, kontinuierlich und existenzsichernd)<br />

kennzeichnend. Die arbeitsgesellschaftliche Regulierung<br />

befindet sich jedoch unter den Bedingungen<br />

der Wissens- und Dienstleistungsökonomie sowie der<br />

Globalisierung bereits seit gut zwei Jahrzehnten in<br />

beschleunigtem Wandel.<br />

Diese Veränderungen betreffen auch das Verhältnis<br />

von Engagement und Erwerbsarbeit. Die Übergänge<br />

werden flexibler, es entstehen neue Mischungsverhältnisse.<br />

Menschen bewegen sich lebenslang und<br />

häufiger als bisher in Übergängen zwischen den Systemen<br />

und Sektoren. Im Engagement werden Kompetenzen<br />

und Qualifikationen erworben. In diesem<br />

Zusammenhang gerät die Brückenfunktion von Engagement<br />

in den Fokus. Engagement kann den Übergang<br />

in Ausbildung und Beruf oder den beruflichen<br />

Wiedereinstieg erleichtern. Die im Engagement stattfindenden<br />

informellen Lernprozesse sind auch für das<br />

Personalmanagement von Unternehmen von Interesse<br />

und werden in engagementfördernde Corporate<br />

Volunteering-Konzepte von Unternehmen einbezogen.<br />

Die Fachkonferenz im Rahmen des Europäischen<br />

Jahres der Freiwilligentätigkeit 2011 sollte vor diesem<br />

Hintergrund den nationalen und europäischen<br />

Austausch von Verbänden und Organisationen der<br />

5


klein/weigel: engagement und erwerbsarbeit in europa<br />

Zivilgesellschaft über Politiken, Strategien und Modellprojekte<br />

im Schnittfeld Engagement und Erwerbsarbeit<br />

ermöglichen. Ziel war es, den Dialog<br />

auf EU-Ebene zu befruchten und dazu beizutragen,<br />

Impulse für die Engagementpolitik auf EU-Ebene zu<br />

geben. Diskutiert wurden Mischformen, Übergänge<br />

und Wechselwirkungen zwischen Engagement,<br />

Erwerbsarbeit und Arbeitsmarktpolitik sowie die<br />

organisations- und gesellschaftspolitische Regulierung<br />

dieser Bereiche in verschiedenen europäischen<br />

Ländern.<br />

Zwei Tage lang haben zahlreiche Experten aus Politik,<br />

Zivilgesellschaft und Wirtschaft unterschiedliche<br />

Aspekte des Themas in insgesamt sechs Fachforen<br />

diskutiert. Neben drei einführenden Vorträgen umfasst<br />

diese Tagungsdokumentation auch die jeweils<br />

in den Fachforen gehaltenen Inputreferate sowie die<br />

abschließende Podiumsdiskussion. Die intensiven Gespräche<br />

während der Tagung und die Beiträge dieser<br />

Dokumentation belegen, dass wichtige, aktuelle Fragestellungen<br />

angesprochen wurden. Die unterschiedlichen<br />

Perspektiven der Beiträge können Anregung<br />

sein für den öffentlichen Diskurs über Erwerbsarbeit<br />

und Engagement und für die Erstellung angemes-<br />

6<br />

sener Politikkonzepte. Das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches<br />

Engagement (<strong>BBE</strong>) und das Institut für<br />

Sozialarbeit (ISS) werden das Thema in Anknüpfung<br />

an die hier vorgelegten Ergebnisse weiter vertiefen.<br />

Die Fachkonferenz war ein Kooperationsprojekt des<br />

ISS und des <strong>BBE</strong>. Unser Dank gilt an dieser Stelle all<br />

denen, ohne die die Fachtagung und diese Dokumentation<br />

nicht möglich gewesen wäre: Wir danken den<br />

Referentinnen und Referenten aus Wissenschaft,<br />

Praxis, Politik und Wirtschaft und den Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmern. Wir möchten uns insbesondere<br />

auch bei den Förderern der Fachkonferenz, dem<br />

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend sowie der Europäischen Kommission bedanken.<br />

Das <strong>BBE</strong> dankt der Arbeitsgruppe 7 im <strong>BBE</strong><br />

„Stärkung des Bürgerschaftlichen Engagement im<br />

Sozialstaat der Zukunft“, die nicht nur durch Expertise<br />

vor Ort vertreten war, sondern seit vielen Jahren<br />

das Thema Engagement und Erwerbsarbeit für<br />

das <strong>BBE</strong> bearbeitet. Und natürlich danken wir Björn<br />

Schulz und Stephanie Storck, die die Tagung für das<br />

ISS organisiert und vor Ort betreut haben, sowie<br />

Regina Vierkant für das Layout der vorliegenden<br />

Dokumentation.


PD Dr. Ansgar Klein, Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement/<br />

Hans-Georg Weigel, Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) e.V.<br />

VOlunteering and eMplOyMent in eurOpe<br />

challenges and MOdels Of OrganisatiOnal and sOcial pOlicy<br />

The coexistence and interaction of voluntary and paid<br />

work – voluntary charitable activities, livelihood security<br />

and market-based behaviour – is currently a turbulent<br />

field of interest in the practice, theory and policies of civic<br />

engagement in Germany and other EU countries.<br />

The civic engagement of millions of citizens is important<br />

to European societies for several reasons: apart<br />

from the need to redistribute tasks and responsibilities<br />

between civil society, the market and the state,<br />

there are also new expectations regarding the adoption<br />

of policies of social inclusion in the face of growing<br />

employment insecurity and polarisation trends.<br />

Both labour-market and volunteering policies are faced<br />

with the challenge of dealing with the upheavals in the<br />

field of gainful employment. For our industrialised societies,<br />

so-called gainful employment (full time with<br />

clearly defined working hours, regular, continuous, and<br />

sufficient to make a living) used to be the norm. Under<br />

pressure from globalising forces and the rise of a<br />

knowledge-based and service economy, however, the<br />

concept of a society regulated by work has been shifting<br />

at an accelerated pace over the last two decades.<br />

These changes are also affecting the relationship between<br />

volunteering and employment. Transitions are<br />

becoming more flexible, and new mixes are emerging.<br />

More than ever before, people find themselves moving<br />

between systems and sectors (education, training, family,<br />

the labour market, freelancing, “gap periods and<br />

leisure time”, permanent employment, unemployment)<br />

throughout their lives. Volunteering brings skills<br />

and qualification. It is in this context that the bridge<br />

function of volunteering comes into true focus. Volunteering<br />

can facilitate transitions in training periods or<br />

working life, or ease re-entry into regular work after a<br />

longer break. The informal learning processes that take<br />

place in the course of volunteering are also of interest<br />

to corporate human resources managers, who take<br />

them into account in designing their companies’ corporate<br />

volunteering and corporate citizenship concepts.<br />

The conference, which is being organised within the<br />

scope of the European Year of Volunteering 2011, in-<br />

tended to promote exchanges between national and<br />

European associations and organisations of civil society<br />

on policies, strategies and pilot projects at the<br />

interface of voluntary and paid work; the conference<br />

also aimed to stimulate the dialogue at EU level on the<br />

topic of volunteering and employment and help to better<br />

establish volunteering as a field of European policy.<br />

Mixed forms, transitions and interactions between volunteering,<br />

employment and labour market policy and<br />

their organisational and sociopolitical regulation in various<br />

European countries have been discussed.<br />

For two days, numerous experts from government, civil<br />

society and the economy discussed different aspects<br />

of the topic in six specific forums. In addition to three<br />

introductory addresses this anthology also includes the<br />

inputs held in the forums and the final panel discussion.<br />

The intense discussions during the conference and the<br />

contributions to this anthology show that major issues<br />

were addressed. The different perspectives of the contributions<br />

might be stimulate further discussions about<br />

paid work and volunteering and the creation of appropriate<br />

policies. The National Network for Civil Society<br />

(<strong>BBE</strong>) in Germany and Institute for Social Work and Social<br />

Education (ISS) will do further work on the subject<br />

based on the results presented here.<br />

The conference was a joint project of the ISS and the<br />

<strong>BBE</strong>. We would like to thank all those who made the<br />

conference and this publication possible: We would<br />

like to thank the speakers from academia, practice,<br />

politics and economy, and all the guests who attend<br />

the conference. We especially want to thank the sponsors<br />

for the conference, the Federal Ministry for Family<br />

Affairs, Senior Citizens, Women and Youth (BMFSFJ)<br />

and the European Commission. The <strong>BBE</strong> is also grateful<br />

to its working group 7 in the <strong>BBE</strong> „Strengthening of<br />

civic engagement in the welfare state of the future“,<br />

which was represented at the conference not only<br />

by experts, but worked for many years on the issue<br />

of volunteering and employment for the <strong>BBE</strong>. And of<br />

course we thank Björn Schulz and Stephanie Storck,<br />

who organized the conference for the ISS, and Regina<br />

Vierkant for the lay-out of this anthology.<br />

7


Franz Wölfl, Leiter der Abteilung III „Generationenpolitik und Sozialversicherung“ im Bayerischen Staatsministerium<br />

für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen<br />

grusswort<br />

Sehr geehrte Damen und Herrn,<br />

Ich darf Sie alle im Freistaat Bayern mit einem herzlichen<br />

„Grüß Gott“ willkommen heißen. Ich darf Sie<br />

grüßen von unserer bayerischen Sozialministerin<br />

Christine Haderthauer und unserem Sozialstaatssekretär<br />

Markus Sackmann. Beide sind leider wegen<br />

unaufschiebbarer anderweitiger Termine verhindert,<br />

nach Oberschleißheim zu kommen. Beide wünschen<br />

der Veranstaltung einen guten Verlauf und Ihnen allen<br />

zwei interessante und erlebnisreiche Tage hier in<br />

Oberschleißheim.<br />

Meine Damen und Herren,<br />

Sie haben sich ein sehr anspruchsvolles Thema ausgesucht,<br />

nämlich die Wechselwirkung zwischen „Engagement<br />

und Erwerbsarbeit in Europa“. Dieses Thema<br />

interessiert auch mich ganz persönlich. Einmal gehört<br />

das Thema „Freiwilliges Engagement, Ehrenamt“ zu den<br />

Aufgaben meiner Abteilung, zum anderen habe ich über<br />

drei Jahre hinweg im bayerischen Sozialministerium die<br />

Abteilung „Arbeit, berufliche Bildung“ geleitet.<br />

Zum Thema Ihrer Fachkonferenz ist mir bei der Vorbereitung<br />

auf den heutigen Tag eine Reihe von Fragen<br />

eingefallen, wie beispielsweise<br />

• Was bedeutet soziales Engagement für die Philosophie<br />

eines Unternehmens?<br />

• Entsteht vor dem Hintergrund der demographischen<br />

Entwicklung und der im vollen Gange befindlichen<br />

Globalisierung mit all seinen positiven<br />

und negativen Auswirkungen ein Zusammenhang<br />

zwischen Engagement und Arbeitsmarkt? Was bedeutet<br />

der Fachkräftemangel, über den wir heute<br />

so intensiv diskutieren, für die Engagementpolitik?<br />

• Welche Bedeutung hat freiwilliges Engagement<br />

eines Arbeitnehmers/einer Arbeitnehmerin für<br />

die Personalwirtschaftslehre, also das Personalmanagement?<br />

• Entstehen einem Arbeitgeber zusätzliche Kosten,<br />

wenn sich ein Arbeitnehmer/eine Arbeitnehmerin<br />

ehrenamtlich engagiert?<br />

8<br />

• Welche Aufgabe fällt in diesem Zusammenhang<br />

dem Staat zu? Wie reagiert die Gesellschaft insgesamt<br />

auf das Wechselspiel zwischen Engagement<br />

und Erwerbsarbeit?<br />

Meine Damen und Herren, erwarten Sie jetzt bitte<br />

nicht, dass ich zu allen diesen Fragen eine Antwort<br />

gebe. Das würde den Rahmen eines Grußwortes<br />

sprengen. Lassen Sie mich vielmehr den einen oder<br />

anderen Gedanken herausgreifen und dazu Stellung<br />

nehmen.<br />

Meine Damen und Herren,<br />

das soziale Engagement der Unternehmen und Betriebe<br />

wird i. d. R. unter dem Stichwort „CSR“ – „Corporate<br />

Social Responsibility“ diskutiert. Ich glaube,<br />

dass sich alle Unternehmen und Betriebe in diesem<br />

Sinne engagieren, allerdings mit unterschiedlicher<br />

Intensität. Auch Unternehmen, die sich fast ausschließlich<br />

am Shareholder Value-Ansatz orientieren,<br />

lassen soziale Ziele und die Interessen der Öffentlichkeit<br />

nicht außen vor. Würden sie dies tun,<br />

würden sie sehr bald merken, dass eine langfristige<br />

Gewinnmaximierung, ein durchaus legitimes Ziel unternehmerischer<br />

Politik, nur möglich ist, wenn man<br />

den Interessen aller Anspruchsgruppen im Sinne<br />

eines Stakeholder Ansatzes gebührend Rechnung<br />

trägt.<br />

Meine Damen und Herren,<br />

sehr spannend erscheint mir der Zusammenhang<br />

zwischen Engagement und Arbeitsmarkt. Im bayerischen<br />

Sozialministerium, dem Zukunftsministerium,<br />

gibt es unter Vorsitz des Sozialstaatssekretärs<br />

Markus Sackmann einen „Runden Tisch<br />

Ehrenamt“, in dem hochkarätige Persönlichkeiten<br />

aus Politik, Kirchen, Wohlfahrtsverbänden, Wissenschaft<br />

und Wirtschaft vertreten sind. In dem<br />

von diesem Gremium erarbeiteten Grundsatzpapier<br />

„Aufgaben und strategische Entwicklungsfelder<br />

des bürgerschaftlichen Engagements in<br />

Bayern“ heißt es in der Präambel: „Bürgerschaft-


liches Engagement darf nicht zum Ausfallbürgen<br />

unverzichtbarer staatlicher Leistungen werden.<br />

Es ist auch kein Ersatz für hauptamtlich zu leistende<br />

Arbeit, sondern eine Tätigkeit mit einer<br />

eigenen Qualität.“ Ähnliches haben mir die Fachleute<br />

aus meiner Abteilung mit auf den Weg gegeben,<br />

wenn sie schreiben: „Engagement und<br />

Erwerbsarbeit sind zwei verschiedene „Stiefel“.<br />

Bürgerschaftliches Engagement kann und darf<br />

keine Arbeitsplätze ersetzen. Das würde dem<br />

Gedanken des zivilen Engagements klar zuwider<br />

laufen.“ Diese Programmsätze kann ich heute<br />

ohne Wenn und Aber unterschreiben. Ich schließe<br />

jedoch nicht aus, dass wir hieran in nicht allzu<br />

ferner Zukunft nicht mehr festhalten können.<br />

Erste Aufweichungstendenzen sehe ich schon im<br />

Zusammenhang mit der Abschaffung des Zivildienstes<br />

und der Einführung des Bundesfreiwilligendienstes.<br />

Obwohl jedermann wusste, dass<br />

ein Zivildienstleistender keine Fachkraft ersetzen<br />

durfte, ganz abgesehen davon, dass er dies auch<br />

nicht konnte, wird heute vereinzelt folgende Frage<br />

gestellt: Wie groß ist die Arbeitsplatz-Lücke,<br />

die durch den Wegfall der Zivildienstleistenden<br />

entstanden ist?<br />

Die demographische Entwicklung hat, wie Sie alle<br />

wissen, zwei Seiten: auf der einen Seite die längere<br />

Lebenserwartung, auf anderen der Geburtenrückgang.<br />

Von daher gesehen stellt sich für mich<br />

die Frage, ob wir in 20 oder 30 Jahren noch alle<br />

Arbeitsplätze mit hauptamtlichen Arbeitskräften<br />

besetzen können und nicht gezwungen sind, auch<br />

auf das freiwillige Engagement unserer Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürger zurückzugreifen. Damit Sie<br />

mich nicht falsch verstehen: Mitbürgerinnen und<br />

Mitbürger sollen nicht zum Vorteil Dritter „ausgebeutet“<br />

werden, sondern sie selbst sollen durch<br />

ihre aktive Teilnahme an gesellschaftlichen Aufgaben<br />

eine Verbesserung der eigenen Lebensqualität<br />

erfahren.<br />

Die gleiche Frage stellt sich mir, wenn ich täglich von<br />

Finanz- und Bankenkrise sowie den tatsächlichen<br />

oder vermeintlichen Schattenseiten der Globalisierung<br />

in der Tageszeitung lese. Bankenkrisen führen<br />

fast unvermeidlich zu drastischen Rückgängen der<br />

Steuereinnahmen sowie einem signifikanten Anstieg<br />

der Regierungsausgaben. Die öffentlichen Haushalte<br />

werden in der Zukunft bei weitem nicht mehr das<br />

leisten können, was sie noch heute im Stand sind zu<br />

leisten.<br />

wölfl: grußwort<br />

Und schließlich: denken Sie daran, dass die Anforderungen<br />

im Arbeitsleben ständig steigen und<br />

es durchaus Mitbürgerinnen und Mitbürger gibt,<br />

die diesen Herausforderungen nicht gewachsen<br />

sind. „Wenn in Zukunft die überwiegende Mehrheit<br />

der Bevölkerung noch nicht, nicht mehr oder<br />

nie mehr im Erwerbsprozess steht, kann auch Erwerbsarbeit<br />

nicht mehr alleiniger Lebenssinn oder<br />

Lebensinhalt sein … Jeder Mensch braucht eine<br />

Aufgabe. Das Gefühl, gebraucht zu werden, zählt<br />

mehr als Geldverdienen. Etwas sinnvolles für sich<br />

und etwas Nützliches für die Gemeinschaft zu tun,<br />

verdient gesellschaftliche Anerkennung.“ (Horst<br />

W. Opaschowski). Den Betroffenen zielführende<br />

Wege aufzuzeigen, wird eine Aufgabe der Engagementpolitik<br />

sein.<br />

Meine Damen und Herren,<br />

lassen Sie mich abschließend ein paar Worte zu den<br />

Aufgaben des Staates sagen. Seine Aufgabe ist klar<br />

und eindeutig: Er muss Rahmenbedingungen zur<br />

Verfügung stellen, die es ermöglichen, dass ehrenamtliches<br />

Engagement heute, morgen und auch in<br />

der ferneren Zukunft noch möglich ist. Das reicht<br />

vom Arbeitsrecht bis zum Steuerrecht, vom bürgerlichen<br />

Recht bis zum Sozialrecht.<br />

Was macht in diesem Zusammenhang der Freistaat<br />

Bayern? Meine Damen und Herren, die Engagementpolitik<br />

bildet seit Jahren einen Schwerpunkt bayerischer<br />

Gesellschafts- und Sozialpolitik. Mit dem,<br />

was wir in den letzten Jahren vorangebracht haben,<br />

können wir uns sehen lassen und haben keinerlei<br />

Grund, unser Licht unter den Scheffel zu stellen.<br />

Unsere neueste Errungenschaft ist die bayerische<br />

Ehrenamtskarte, die wir erst vor kurzem eingeführt<br />

haben. Sie ist Teil der in Bayern erfolgreich praktizierten<br />

Anerkennungskultur. Die Ehrenamtskarte<br />

erhält jeder, der sich über einen längeren Zeitraum<br />

in einem bestimmten zeitlichen Umfang ehrenamtlich<br />

engagiert. Sie verschafft dem Inhaber/Inhaberin<br />

gewisse materielle Vergünstigungen in allen bayerischen<br />

Kommunen, die sich an diesem Projekt beteiligen.<br />

Besonders stolz sind wir auf den Ehrenamtsnachweis<br />

Bayern, und damit bin ich wieder hautnah<br />

beim Thema Ihres Kongresses. Der Ehrenamtsnachweis<br />

Bayern gibt nicht nur Aufschluss über ein<br />

ausgeübtes Ehrenamt, sondern auch über die hier-<br />

9


wölfl: grußwort<br />

bei erworbenen Kenntnisse. Der Besitzer/die Besitzerin<br />

kann den Ehrenamtsnachweis damit auch<br />

bei Bewerbungen um eine freie Stelle einsetzen.<br />

Arbeitgeber sind gut beraten, bei gleicher fachlicher<br />

Eignung auf Bewerber und Bewerberinnen<br />

zurückzugreifen, die sich ehrenamtlich engagieren.<br />

Die sog. Sekundärtugenden, wie Einsatzfreude,<br />

Organisationsgeschick, Zuverlässigkeit usw.<br />

sind Eigenschaften, die einen ehrenamtlich Tätigen<br />

auszeichnen und auch im Berufsleben eine bedeutende<br />

Rolle spielen.<br />

Wer sich ehrenamtlich engagieren will, weiß nicht<br />

immer, an wen er sich in diesem Fall wenden kann.<br />

Damit kein Engagement verloren geht, bauen wir in<br />

Bayern ein Netz von Freiwilligenagenturen und „Koordinierungsstellen<br />

bürgerschaftliches Engagement“<br />

auf, an die sich die Bürgerinnen und Bürger hilfesuchend<br />

wenden können.<br />

Meine Damen und Herren,<br />

damit bin ich auch schon am Ende. Wenn man es<br />

ankündigt, kann man ein Grußwort auch abrupt beenden.<br />

Ich wünsche Ihnen interessante Vorträge,<br />

anregende Diskussionen und alles Gute.<br />

10


Ladies and Gentlemen,<br />

I am pleased to be able to welcome you to the Free State<br />

of Bavaria with a resounding ‚Gruess Gott‘. The Bavarian<br />

Minister for Social Affairs, Christine Haderthauer and the<br />

Bavarian State Secretary for Social Affairs, Markus Sackmann,<br />

send their regards. Unfortunately, neither has<br />

been able to join us here in Oberschleissheim as they are<br />

otherwise engaged. Both would have liked to attend and<br />

hope that the event is going to be very successful, and<br />

that all of you will have two interesting and exciting days<br />

here in Oberschleissheim.<br />

Ladies and Gentlemen, you have chosen an extremely<br />

complex topic, namely the interdependencies between<br />

‚Volunteering and gainful employment in Europe‘. I am<br />

also very interested in this topic myself. For one thing, the<br />

issue of ‚volunteering‘ is one of the areas my department<br />

is responsible for; for another, I was head of the department<br />

for employment and occupational qualifications at<br />

the Bavarian Ministry of Social Affairs for three years.<br />

Regarding the topic of your experts conference, a<br />

number of questions crossed my mind as I was preparing<br />

for today, such as<br />

• How does corporate social responsibility impact<br />

a company‘s philosophy?,<br />

• Have the current demographic developments<br />

and the burgeoning globalisation, with all its<br />

positive and negative effects, led to links between<br />

voluntary work and the employment market?‘<br />

‚How does the presently hotly discussed<br />

skills shortage affect volunteering policy?‘<br />

• What significance does an employee‘s voluntary<br />

or charitable work have in personnel management<br />

theory, i.e. how does it impact human<br />

resources management?‘<br />

• Does an employer face additional costs if an<br />

employee is engaged in voluntary work?‘<br />

• And, in this context, what are the state‘s responsibilities<br />

here?‘ ‚How does society in general<br />

react to the relationship between volunteering<br />

and paid employment?‘<br />

Franz Wölfl, Bavarian State Ministry for Employment and Social Affairs<br />

grEEting<br />

Ladies and Gentlemen, please don‘t expect me to<br />

now give you the answers to all of those questions.<br />

Doing so would go well beyond the scope of a welcome<br />

speech. Rather, I would like to pick up on a few<br />

trains of thought here and comment on them.<br />

Ladies and Gentlemen, nowadays, the term ‚CSR –<br />

Corporate Social Responsibility‘ is used when referring<br />

to the issue of businesses and companies facing their<br />

social responsibilities. I believe that all businesses and<br />

companies are actively involved in this, although they<br />

pursue this issue with different levels of intensity.<br />

Even companies that are almost exclusively guided by<br />

a shareholder value approach no longer completely<br />

ignore social aims and public interest. If they did so,<br />

they would soon notice that long-term profit maximisation,<br />

a by all means legitimate company policy<br />

objective, is only possible if the interests of all parties<br />

with a legitimate interest are adequately considered,<br />

i.e. if they opt for the stakeholder approach.<br />

Ladies and Gentlemen, the relationship between volunteering<br />

and the employment market is particularly fascinating.<br />

The Bavarian Ministry of Social Affairs‘ ‚future<br />

ministry‘ has established a ‚round table for volunteering‘,<br />

chaired by the Bavarian State Secretary for Social<br />

Affairs, Markus Sackmann, consisting of well-qualified<br />

members from the political arena, churches, charitable<br />

organisations, science and business. The preamble of<br />

this committee‘s position paper on ‚function and fields<br />

for strategic development of civic engagement in Bavaria‘<br />

(‚Aufgaben und strategische Entwicklungsfelder des<br />

bürgerschaftlichen Engagements in Bayern‘) states that:<br />

‚Civic engagement must not be allowed to become an<br />

accepted replacement for indispensable government<br />

services. It is also not an alternative to full-time gainful<br />

employment, but rather an activity in a class of its own.‘<br />

The experts in my department concur when they tell me:<br />

‚Volunteering and paid employment are two completely<br />

different ‚kettles of fish‘. Legitimate jobs warranting payment<br />

cannot and must not be filled by civic volunteers.<br />

This would clearly be utterly against the whole ethos of<br />

civic involvement by means of volunteering and charitable<br />

work.‘ It remains for me to emphasise here and today<br />

11


wölfl: greeting<br />

that I wholly support this approach, without any ifs and<br />

buts. However, I am also fully aware of the fact that we<br />

may not be able to continue to subscribe to this ethos in<br />

the near future. In my view, the abolishment of compulsory<br />

civilian service (as an alternative to compulsory military<br />

service) and the introduction of a federal volunteer<br />

service are already the first signs of a future tendency to<br />

do so. Although it was then well-known that it was illegal<br />

to fill a job vacancy with someone doing their compulsory<br />

civilian service, besides the fact that they were hardly<br />

likely to have the respective qualifications, today this occasionally<br />

raises the following question: what is the extent<br />

of the vacancies that now exist due to the abolition<br />

of compulsory civilian service?<br />

You are all well aware that there are two sides to the<br />

current demographic development: on the one hand,<br />

increased life expectancy, on the other a declining<br />

birth rate. In light of this, I do wonder whether we will<br />

be able to fill all full-time jobs with paid employees 20<br />

or 30 years from now, or whether we will be forced to<br />

also rely on civic volunteering to do so. Please, don‘t<br />

get me wrong: I am not advocating the ‚exploitation‘<br />

of our citizens to the advantage of third parties; I am<br />

talking about the fact that active social involvement<br />

adds to the quality of volunteers‘ lives.<br />

I also wonder about this issue when I read about the financial<br />

and banking crisis and the alleged or factual drawbacks<br />

of globalisation in the daily papers. Banking crises<br />

almost inevitably lead to a drastic fall in tax revenue, accompanied<br />

by significant increases in government spending.<br />

In future, public budgets will no longer be able to<br />

cover what they still can today, not by a long shot.<br />

And finally: remember that the demands we are expected<br />

to meet in our daily working lives continue to rise<br />

and some of our citizens are simply not able to rise to<br />

these challenges. ‚If, in future, the vast majority of the<br />

population is either not yet in gainful employment, or<br />

no longer employed, or has no prospects of ever being<br />

so again, then paid employment can no longer be considered<br />

a raison d‘être, or our sole purpose in life. ...everyone<br />

needs a job. The feeling of being needed is more important<br />

than earning money. The act of doing something<br />

with a purpose, something that benefits the community,<br />

deserves social recognition.‘ (Horst W. Opaschowski).<br />

It will be one of the tasks of our volunteering policy to<br />

show those concerned the best way to achieve this.<br />

Ladies and Gentlemen, let me finish by saying a few<br />

words on the government‘s role in all this. Its task is<br />

12<br />

clear and unequivocal: it must create the requisite<br />

framework conditions to allow volunteering to continue<br />

today, tomorrow and even in the more distant<br />

future, from employment law to tax regulations,<br />

from civil law to social security legislation.<br />

What are the activities of the Free State of Bavaria<br />

in this context? Ladies and Gentlemen, volunteering<br />

has long been a focus of the Bavarian social and social<br />

security policy. The progress we have made over<br />

the past few years in this respect is remarkable indeed,<br />

we have no reason for false modesty.<br />

Our latest achievement is the recently introduced Bavarian<br />

‚Ehrenamtskarte‘, a ‚volunteer pass‘. It is just<br />

one element of the culture of recognition successfully<br />

practiced in Bavaria. Anyone engaged in voluntary<br />

work for a certain amount of time over longer periods<br />

is issued with a ‚volunteer pass‘. This entitles the holder<br />

to certain material benefits in all local communities<br />

in Bavaria that are participating in the project.<br />

We are particularly proud of the ‚Ehrenamtsnachweis<br />

Bayern‘, the ‚Bavarian volunteering accreditation<br />

scheme‘, which leads me back to the topic of your<br />

conference. The Bavarian volunteering accreditation<br />

scheme not only gives details of any involvement in<br />

voluntary or charitable work, but also of the skills acquired<br />

through this involvement. This enables the holder<br />

to include their volunteering accreditation in their<br />

CV when applying for a vacancy. If there are several<br />

applicants with equal professional qualifications, employers<br />

may well prefer applicants who have previously<br />

engaged in some form of voluntary work. So-called<br />

secondary skills, such as dedication to the job, organisational<br />

talent, reliability and so on are all typical for<br />

volunteers and are equally important in a paid career.<br />

Potential volunteers do not always know who to turn<br />

to to offer their services. To ensure that this interest<br />

does not go unheeded, we are in the process of establishing<br />

a network of volunteering agencies and<br />

‚co-ordination departments for civic volunteering<br />

activities‘ in Bavaria for interested citizens to turn to<br />

for more information.<br />

Ladies and Gentlemen, that is all I have to say. A<br />

welcome speech may also come to a rather abrupt<br />

ending, provided this fact has been announced in<br />

advance. I hope that you will hear some interesting<br />

lectures, have many stimulating discussions, and I<br />

generally wish you all the best.


Dr. Henning Arp, Leiter der Regionalvertretung der Europäischen Kommission in München<br />

Einen herzlichen Gruß auch seitens der Europäischen<br />

Kommission zu Ihrer Tagung.<br />

Mir erscheint, dass Sie sich mit dem Thema „Engagement<br />

und Erwerbsarbeit in Europa“ einem der<br />

schwierigsten Themen in Zusammenhang mit der<br />

Freiwilligenarbeit zuwenden. Nämlich der Schnittstelle<br />

zwischen den zwei großen Bereichen des bürgerschaftlichen<br />

Engagements auf der einen Seite und<br />

der bezahlten Erwerbsarbeit auf der anderen. Diese<br />

Schnittstelle ist eine wichtige gesellschaftliche und<br />

ökonomische Organisationsfrage. Sie wird bestimmt<br />

durch komplexe Rahmenbedingungen sozialstaatlicher<br />

Leistungen, der Arbeitsmarktpolitik und steuerrechtlicher<br />

Vorgaben. Geschichtliche und kulturelle<br />

Faktoren spielen eine Rolle. Ich werde Ihrer Arbeit<br />

dazu heute und morgen sicher nicht vorgreifen.<br />

Was Sie – zu Recht – von mir erwarten, ist, dass ich<br />

Ihnen Auskunft gebe über aktuelle Entwicklungen auf<br />

der Ebene der Europäischen Union in Zusammenhang<br />

mit den beiden Polen Ihrer Tagung, d.h. der Freiwilligentätigkeit<br />

und der Erwerbsarbeit. Ich beginne mit<br />

der Erwerbsarbeit.<br />

Die Probleme hier sind offensichtlich. Die Arbeitslosigkeit<br />

in Europa ist weiterhin zu hoch und im Zuge der<br />

Finanz- und Wirtschaftskrise wieder gestiegen. Die positive<br />

Arbeitsmarktentwicklung in Deutschland in der<br />

jüngeren Vergangenheit ist in der EU ein Ausnahmefall.<br />

Eine Arbeitslosenquote von gegenwärtig 8,2% in der<br />

EU27 (8,8% im Euroraum) bei den 25- bis 74-Jährigen<br />

ist zu hoch. Noch viel weniger hinnehmbar ist eine Arbeitslosigkeit<br />

von fast 21% (EU27) in der Altersgruppe<br />

15-24 Jahre, vor allem wenn in der Slowakei über 30%<br />

der jungen Menschen arbeitslos sind und in Spanien<br />

über 46%. 1 Wenn es gleichzeitig auch älteren Menschen,<br />

Menschen mit Migrationshintergrund und weniger<br />

qualifizierten Arbeitnehmern schwer fällt, einen<br />

Arbeitsplatz zu finden, und andererseits in manchen<br />

Bereichen ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften<br />

herrscht, dann müssen wir feststellen, dass erhebliche<br />

1 Quelle: Eurostat, Harmonisierte Arbeitslosenquoten, saisonbereinigt.<br />

grusswort<br />

Ungleichgewichte auf dem Arbeitsmarkt bestehen, die<br />

den Wohlstand in Europa beeinträchtigen.<br />

Nicht zuletzt aus diesem Grund hat die Europäische<br />

Union unter dem Namen „Europa 2020“ eine neue<br />

10-Jahres-Strategie für Beschäftigung und Wachstum<br />

beschlossen. Eines der fünf Ziele ist die Erhöhung der<br />

Beschäftigungsquote bei den 20- bis 64-Jährigen von<br />

derzeit rund 69% auf 75%. Die Europa 2020-Strategie<br />

setzt den Rahmen für die Politik der Europäischen<br />

Union in allen betroffenen Politikbereichen, von<br />

den wirtschaftspolitischen Leitlinien der EU bis zur<br />

Forschungsförderung, von der Verwendung der EU-<br />

Strukturfonds bis zu den Bildungsprogrammen. Gerade<br />

in der gegenwärtigen Finanzkrise kommt der Förderung<br />

von Wachstum und Beschäftigung neben der<br />

notwendigen Haushaltskonsolidierung eine entscheidende<br />

Rolle zu. Alle Mitgliedsstaaten müssen mehr<br />

tun, um ihre Haushalte zu konsolidieren. Gleichzeitig<br />

sollten sie ihre Ausgaben auf die Bereiche konzentrieren,<br />

in denen die Grundlagen für zukünftiges Wachstum<br />

gelegt werden, wie Bildung und Ausbildung und<br />

Forschung und Innovation.<br />

Europa kann einen entscheidenden Beitrag zu Wachstum<br />

und Beschäftigung leisten – wenn die Mitgliedstaaten<br />

ihre Unterstützung geben.<br />

• Aus Sicht der Europäischen Kommission sollten<br />

wir das Potenzial des EU-Binnenmarktes noch<br />

stärker nutzen, z.B. indem wir Dienstleistungen<br />

oder die Energiewirtschaft noch weitergehender<br />

für den Wettbewerb öffnen.<br />

• Wir sollten die EU-Strukturfonds konsequent an<br />

den Zielen der Europa 2020-Strategie ausrichten<br />

und für gezielte Investitionen in Wachstum und<br />

Beschäftigung einsetzen.<br />

• Kleine und mittlere Unternehmen sollten durch<br />

Risikokapitalfinanzierung und intelligente Regulierung<br />

in die Lage versetzt werden, zu wachsen<br />

und Arbeitsplätze zu schaffen.<br />

Dies sind nur drei wichtige Ansätze, um neue Arbeitsplätze<br />

zu schaffen.<br />

13


arp: grußwort<br />

Häufig würde es genügen, wenn die Mitgliedsstaaten<br />

das, was sie bereits beschlossen haben, auch zeitnah<br />

und lückenlos umsetzen. In anderen Fällen sollten<br />

sie Vorschläge, die seit Langem auf dem Tisch liegen,<br />

zügig beschließen, so für einen einheitlichen europäischen<br />

Patentschutz, der die Kosten für ein Patent<br />

um geschätzte 80% verringern würde.<br />

Meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />

gerade angesichts der gegenwärtigen Staatsschuldenkrise<br />

dürfen wir nichts ungetan lassen, was ein<br />

nachhaltiges, sozial ausgewogenes und umweltverträgliches<br />

Wachstum fördert. Da die dringende<br />

Notwendigkeit der Haushaltskonsolidierung den<br />

Spielraum für Konjunkturprogramme einschränkt,<br />

müssen wir noch stärker auf den Ausbau des Binnenmarktes<br />

und wirtschaftliche Strukturreformen<br />

setzen und die bestehenden Mittel auf wichtige Zukunftsinvestitionen<br />

konzentrieren.<br />

Meine sehr verehrten Damen und Herren,<br />

Sie sehen, dass die Schaffung von Arbeitsplätzen<br />

derzeit im Zentrum der Politik der Europäischen<br />

Union steht. Es geht um mehr Arbeitsplätze, es geht<br />

um hochwertige Arbeitsplätze, es geht um zukunftssichere,<br />

weil wettbewerbsfähige Arbeitsplätze. Ich<br />

kann Ihnen ankündigen, dass dieses Thema weiter<br />

ganz oben auf der Tagesordnung in Brüssel und<br />

Straßburg stehen wird.<br />

„Arbeit ist häufig der Vater des Vergnügens“, hat<br />

Voltaire gesagt. Ich hoffe, mit diesem Zitat möglichst<br />

elegant den Bogen zum bürgerschaftlichen Engagement<br />

zu schlagen. Denn die 100 Millionen EU-Bürgerinnen<br />

und Bürger, die sich freiwillig engagieren, tun<br />

dies sicher einerseits aus sozialer und gesellschaftlicher<br />

Verantwortung heraus, andererseits – zumindest<br />

hoffentlich – auch deswegen, weil ihr freiwilliges<br />

Engagement ihnen Freude macht.<br />

Die Europäische Union hat 2011 zum Europäischen<br />

Jahr der Freiwilligentätigkeit ausgerufen. Sie möchte<br />

damit<br />

• die Schaffung günstiger Rahmenbedingungen<br />

für die Freiwilligentätigkeit fördern;<br />

• Organisationen im Bereich der Freiwilligentätigkeit<br />

unterstützen und die Qualität von Freiwilligendiensten<br />

verbessern;<br />

• die Tätigkeit Freiwilliger anerkennen; sowie<br />

14<br />

• die breite Öffentlichkeit für die gesellschaftliche<br />

Bedeutung des bürgerschaftlichen Engagements<br />

sensibilisieren.<br />

Aus Sicht der EU ist die Freiwilligentätigkeit ein Ausdruck<br />

der europäischen Werte, wie der Solidarität,<br />

und eine Grundlage für eine funktionierende Demokratie.<br />

Sie nützt der Gesellschaft und stellt eine<br />

Lernerfahrung für den Einzelnen dar. Deshalb das<br />

Europäische Jahr 2011.<br />

Ohne das Engagement vieler Menschen auch in<br />

Deutschland für soziale Ziele, im Umweltschutz, in<br />

Sportvereinen, im kulturellen und politischen Bereich,<br />

zur Unterstützung der Integration von Migranten<br />

wäre unsere Gesellschaft weniger menschlich<br />

und auch weniger funktionsfähig. Denn der<br />

Staat und der Markt würden viele dieser gesellschaftlichen<br />

Bedürfnisse nicht erfüllen.<br />

Mit den Programmen „Europa für Bürgerinnen und<br />

Bürger“ und „Jugend in Aktion“ sowie mit dem Europäischen<br />

Freiwilligendienst unterstützt die EU<br />

das freiwillige Engagement vieler Menschen auch<br />

finanziell.<br />

„Die Freiwilligentätigkeit ersetzt keine professionellen,<br />

bezahlten Arbeitsplätze, sondern bietet der<br />

Gesellschaft einen Mehrwert“, heißt es in der Entscheidung<br />

des EU-Rates über das Europäische Jahr<br />

der Freiwilligentätigkeit. 2<br />

Das ist die Feststellung<br />

der Europäischen Union zum Thema Ihrer Tagung,<br />

dem Zusammenhang zwischen der Erwerbsarbeit<br />

und dem bürgerschaftlichen Engagement. Alles<br />

Weitere werden Sie heute und morgen gemeinsam<br />

diskutieren.<br />

Ich danke Ihnen allen – und vor allem natürlich den<br />

Organisatoren – dafür, dass Sie diese Fachtagung als<br />

Beitrag zum Europäischen Jahr durchführen, und<br />

wünsche Ihnen einen guten und ergebnisreichen<br />

Verlauf.<br />

2 Entscheidung des Rates vom 27.11.2009 über das<br />

Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit zur Förderung der aktiven<br />

Bürgerschaft (2011), Amtsblatt der Europäischen Union Nr. L017 vom<br />

22.1.2010.


The European Commission also welcomes you to<br />

this conference.<br />

It seems that the topic you have chosen, ‚Volunteering<br />

and gainful employment in Europe‘,<br />

addresses one of volunteering‘s most difficult<br />

issues; namely the interface between two extensive<br />

fields, civic engagement on the one hand and<br />

paid employment on the other. This interface is<br />

an important question in terms of social and economic<br />

organisation. It is defined by the complex<br />

framework conditions of social security benefits,<br />

employment market policy and tax regulations.<br />

Historical and cultural factors also play a role. I<br />

certainly do not intend to pre-empt your work on<br />

this issue today and tomorrow.<br />

What you, quite rightly, expect from me is that I inform<br />

you about current developments on European<br />

Union level with regard to the two poles of your conference,<br />

i.e. volunteering and gainful employment. I<br />

shall start with gainful employment.<br />

The problems here are rather obvious. Unemployment<br />

in Europe is still too high and has gone up<br />

again as a consequence of the financial and economic<br />

crisis. The recent positive developments on the<br />

German labour market are unique within the EU.<br />

An unemployment rate of currently 8.2% in the 25-<br />

74 age bracket in the EU27 (8.8% in the eurozone) is<br />

too high. Even less acceptable is an unemployment<br />

rate of almost 21% (EU27) in the 15-24 age bracket,<br />

particularly if more than 30% of young people in<br />

Slovakia are unemployed, and over 46% in Spain 1 .<br />

If, at the same time, older people, people with an<br />

immigrant background and the less qualified are<br />

also finding it difficult to find a job, and, on the<br />

other hand, there is a lack of qualified manpower in<br />

some areas, we must conclude that there are significant<br />

imbalances on the labour market. This has a<br />

negative impact on European prosperity.<br />

Not least for this reason, the European Union has<br />

1 Source: Eurostat, harmonised unemployment rates, seasonally<br />

adjusted.<br />

Dr. Henning Arp, European Commission Representation in Munich/Germany<br />

grEEting<br />

decided on a new 10-year strategy for employment<br />

and growth, called ‚Europe 2020‘. One of its five<br />

objectives is to increase the rate of employment in<br />

the 20-64 age bracket to 75% from the current level<br />

of approx. 69%. The Europe 2020 strategy defines<br />

the parameters for European Union policymaking<br />

in all areas concerned, from the EU economic policy<br />

guidelines to research funding, from allocations<br />

under the EU structural fund to education programmes.<br />

Particularly in the current financial crisis,<br />

special consideration must be paid to the promotion<br />

of growth and employment, besides the necessary<br />

budget consolidation. All member states must do<br />

more to consolidate their budgets. At the same time<br />

they should focus their expenditure on areas where<br />

the foundations for future growth are being laid, like<br />

education and training and research and innovation.<br />

Europe can make a significant contribution to growth<br />

and employment – if the member states lend their support.<br />

The European Commission‘s point of view is that<br />

• We should use the potential the internal EU<br />

market represents even more by, for example,<br />

opening up services or the energy industry even<br />

further to encourage competition.<br />

• We should bring the EU structural funds strictly<br />

in line with the objectives of the Europe 2020<br />

strategy, and use them for targeted investments<br />

in growth and employment.<br />

• We should enable small and medium-sized business<br />

to grow and create jobs through venture<br />

capital financing and intelligent regulation.<br />

These are just three important approaches for creating<br />

new jobs.<br />

Frequently, it would suffice if the member states<br />

promptly and consistently implemented what they<br />

have already decided on. In other cases, they should<br />

finally decide on proposals made long ago, for instance<br />

with respect to a Europe-wide, unified patent<br />

protection standard, which would reduce the cost of<br />

a patent by an estimated 80%.<br />

15


arp: greeting<br />

Particularly in view of the current national debt<br />

crisis we must leave no stone unturned in order to<br />

encourage permanent, socially balanced and environmentally<br />

friendly growth. As the urgent necessity<br />

for budget consolidation restricts the scope for<br />

programmes which stimulate economic activity, we<br />

must rely even more on the expansion of the internal<br />

market and economic structural reforms and<br />

focus existing funds on important investments into<br />

our future.<br />

You can see that job creation is currently a key focus<br />

of European Union policymaking. It is about more<br />

jobs, better jobs, jobs with a secure future - secure<br />

because they are competitive. I can tell you that this<br />

issue will continue to be at the top of the agenda in<br />

Brussels and Strasbourg.<br />

Voltaire said that ‚Work is the father of pleasure‘. I<br />

hope that this quote is an elegant way of introducing<br />

the issue of volunteering. Because the 100 million<br />

EU citizens engaged in voluntary work do so on the<br />

one hand motivated by a feeling of social responsibility<br />

and community spirit, and on the other – at<br />

least I hope so – simply because they enjoy their voluntary<br />

work.<br />

The European Union has named 2011 the European<br />

Year of Volunteering. In doing so, it intends<br />

• to promote the creation of favourable framework<br />

conditions for volunteering;<br />

• to support organisations active in the field of<br />

volunteering and to improve the quality of voluntary<br />

services;<br />

• to acknowledge the achievements of volunteers;<br />

and<br />

• to raise public awareness for the social significance<br />

of civic engagement.<br />

In the EU‘s view, volunteering is an expression of European<br />

core values, such as solidarity, and the basis<br />

for a functioning democracy. It benefits society and<br />

represents a learning experience for the individuals<br />

concerned. Hence the European Year 2011.<br />

Without this dedication by so many people, not<br />

least in Germany, to social aims and to environmental<br />

protection, without their engagement in sports<br />

associations and in the cultural and political area or<br />

their commitment to encouraging the integration of<br />

immigrants, our society would be less humane, and<br />

16<br />

also less capable of functioning. Because the government<br />

and the market would fail to fulfil many of these<br />

social needs.<br />

The EU also lends financial support to the voluntary<br />

efforts of a great number of people through the programmes<br />

‚Europe for Citizens‘ and ‚Youth in Action‘<br />

as well as through the European Voluntary Service.<br />

Voluntary activities do not replace professional, paid<br />

employment opportunities but add value to society‘,<br />

according to the EU Council‘s decision on the European<br />

Year of Volunteering. 2 That is the European<br />

Union‘s statement on the topic of your conference,<br />

on the relationship between paid employment and<br />

civic engagement. You will discuss everything else<br />

together today and tomorrow.<br />

I extend my thanks to all of you - and of course to the<br />

organisers - for holding this conference as a contribution<br />

to the European Year, and hope that it will be<br />

successful, as well as fruitful.<br />

2 EU Council decision dated 27 November 2009 on the European<br />

Year of Voluntary Activities Promoting Active Citizenship (2011),<br />

Official Journal of the European Union No. L017, published 22 January<br />

2010.


Marc-Axel Hornfeck, Leiter des Referats 311 im BMFSFJ. Der Aufgabenbereich des Referats 311 umfasst<br />

Grundsatzfragen der Engagementpolitik, Stärkung der Zivilgesellschaft, Freiwilligensurvey<br />

Sehr geehrte Organisatoren vom Institut für Sozialarbeit<br />

und Sozialpädagogik und vom Bundesnetzwerk<br />

Bürgerschaftliches Engagement, lieber Herr Dr. Klein,<br />

sehr geehrte Frau Riedel, sehr geehrte Mitwirkende,<br />

sehr geehrte Damen und Herren,<br />

ich freue mich, dass ich Sie im Namen des Bundesministeriums<br />

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend<br />

und insbesondere im Namen von Frau Bundesministerin<br />

Dr. Kristina Schröder zu der Fachkonferenz<br />

„Engagement und Erwerbstätigkeit in Europa“ begrüßen<br />

darf.<br />

Die Fachkonferenz markiert einen wichtigen Punkt<br />

im nationalen Programm zum Europäischen Jahr der<br />

Freiwilligentätigkeit 2011. Weit mehr als die Hälfte<br />

des Europäischen Jahrs der Freiwilligentätigkeit<br />

ist mittlerweile vergangen und bislang hat sich bereits<br />

eine Menge ereignet. Eröffnet wurde das Jahr<br />

im Februar mit einer gemeinsamen Fachtagung des<br />

Bundesfamilienministeriums und der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Freien Wohlfahrtspflege. Diskurs<br />

und Austausch zu den unterschiedlichsten Bereichen<br />

des Engagements wurden bereits in mehreren Regionalkonferenzen<br />

in Hamburg, Magdeburg, Potsdam<br />

und Stuttgart fortgesetzt; einige Konferenzen stehen<br />

noch aus.<br />

Ein Höhepunkt war der feierliche Startschuss des<br />

grenzüberschreitenden Projekts „Sieben Brücken<br />

die bewegen“ durch Herrn Bundespräsidenten<br />

Wulff im Juni in Görlitz. Das internationale Projekt<br />

findet in fünf europäischen Staaten statt<br />

und wird im bevorstehenden Europäischen Jahr<br />

2012 fortgeführt. Besonders wichtig sind uns die<br />

zahlreichen Veranstaltungen, Konferenzen und<br />

Projekte, die von zivilgesellschaftlichen Organisationen,<br />

Stiftungen und Unternehmen unter das<br />

Dach des Europäischen Jahres gestellt wurden.<br />

Auch die von uns geförderte und vom <strong>BBE</strong> organisierte<br />

diesjährige Woche des bürgerschaftlichen<br />

Engagements belegt mit ihren über 2.000 Veranstaltungen<br />

das breite und vielfältige Engagement<br />

in Deutschland.<br />

grusswort<br />

Ein weiterer Höhepunkt des Jahres war die europäische<br />

Freiwilligentour, die in Deutschland vom 14.<br />

bis 20. Oktober in Berlin gastierte. Um das Europäische<br />

Jahr der Freiwilligentätigkeit der Öffentlichkeit<br />

näherzubringen und um die Aktivitäten der 27 EU-<br />

Mitgliedsstaaten miteinander zu verbinden, findet<br />

diese Freiwilligentour durch alle Hauptstädte der<br />

Mitgliedsstaaten der Europäischen Union statt und<br />

bietet jeweils für mehrere Tage Raum und Zeit für<br />

Aktivitäten rund ums bürgerschaftliche Engagement.<br />

Der Abschluss des Jahres wird zugleich mit der Verleihung<br />

des Deutschen Engagementpreises am 2. Dezember<br />

2011 gefeiert.<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

seitdem die Ziele des Europäischen Rates für das<br />

diesjährige Freiwilligenjahr im November 2009<br />

beschlossen worden sind, ist in Deutschland viel<br />

in Bewegung gesetzt worden: Vor gut einem Jahr<br />

wurde die Nationale Engagementstrategie beschlossen.<br />

Die Nationale Engagementstrategie<br />

zeigt auf, dass bürgerschaftliches Engagement in<br />

Deutschland einen hohen Stellenwert besitzt und<br />

bereits zahlreiche nationale Strukturen zur Förderung<br />

und Ankerkennung existieren. Sie ist darauf<br />

ausgerichtet, alle gesellschaftlichen Gruppen anzusprechen,<br />

zusammenzubringen und sie damit an<br />

der Gestaltung des Gemeinwesens zu beteiligen.<br />

Hieraus ergeben sich vielfältige Aufgabenfelder,<br />

zu denen insbesondere auch der Themenkomplex<br />

unserer heutigen Veranstaltung gehört. Dabei<br />

zeichnet sich das Verhältnis von Engagement und<br />

Erwerbstätigkeit durch eine enge Verwobenheit<br />

und Vielschichtigkeit aus.<br />

Ich denke hier vor allem an die Rolle des Engagements<br />

im Rahmen von Beschäftigungspolitik und Beschäftigung.<br />

Es geht um das aktivierende Element, das dem Bürgerschaftlichen<br />

Engagement innewohnt. Neben<br />

einer Stärkung des Selbstwertgefühls bietet auch<br />

17


hornfeck: grußwort<br />

die Qualifizierung durch das Engagement hervorragende<br />

Chancen für einen besseren Zugang zur<br />

Erwerbstätigkeit.<br />

Ich möchte in diesem Zusammenhang kurz auf<br />

das Beispiel der Freiwilligendienste eingehen: In<br />

den geregelten Freiwilligendiensten Bundesfreiwilligendienst<br />

und Jugendfreiwilligendienste fördert<br />

das informelle Lernen im sozialen Praxisbezug<br />

den Erwerb sozialer, personeller, kultureller<br />

und fachlicher Kompetenzen. Nicht nur jungen,<br />

sondern auch älteren Freiwilligen (beispielsweise<br />

Alleinerziehenden, Wiedereinsteigerinnen und<br />

Wiedereinsteigern oder Langzeitarbeitslosen)<br />

bieten sie so die Möglichkeit, für die Beschäftigungsfähigkeit<br />

ausschlaggebende Kompetenzen<br />

zu erwerben oder zu vertiefen.<br />

Freiwilliges Engagement stellt zum einen für die<br />

Engagierten selbst eine große Bereicherung dar.<br />

So profitieren junge Leute, die dadurch persönliche<br />

und praktische Erfahrungen und Kenntnisse<br />

sammeln, erste Einblicke in die Berufswelt<br />

erhalten und sich dadurch orientieren. Älteren<br />

Menschen bietet es die Möglichkeit, ihre reichhaltige<br />

berufliche und Lebenserfahrung an andere<br />

weiterzugeben und beispielsweise nach dem<br />

Berufsleben weiter mitten im Geschehen zu bleiben<br />

– oder nach der Familienpause den Anschluss<br />

wieder zu bekommen. Aber auch Arbeitgeber<br />

profitieren von den Schlüsselkompetenzen und<br />

fachlichen Kenntnissen, die Freiwillige bei ihrem<br />

Einsatz erwerben; und die Einrichtungen von dem<br />

frischen Wind und dem unvoreingenommenen<br />

Blick von außen, den Ehrenamtliche mit ihrem Engagement<br />

mitbringen.<br />

Und auch Folgendes ist sehr interessant. Eine Erfahrung<br />

aus dem Zivildienst zeigt: In jedem 5. Fall<br />

beeinflusste der Zivildienst die weitere Berufswahl.<br />

Auch die Mehrgenerationenhäuser werden mit<br />

einem von vier neuen Schwerpunktthemen, nämlich<br />

dem „Freiwilligen Engagement“ Berührungspunkte<br />

zu dem Thema haben. Die Mehrgenerationenhäuser<br />

werden auch zukünftig ihre Angebote in<br />

allen Handlungsfeldern am jeweiligen regionalen<br />

Bedarf ausrichten und sich an den konkreten Notwendigkeiten<br />

orientieren. In der Umsetzung hat<br />

diese Ausrichtung der Arbeit in den Mehrgenerationenhäusern<br />

auch eine beschäftigungsfördernde<br />

Dimension: Die freiwillige Mitarbeit bei der Planung<br />

und Umsetzung von Angeboten in den Häu-<br />

18<br />

sern hilft einer Vielzahl von Menschen dabei, sich<br />

neue Perspektiven und (berufliche) Chancen zu erarbeiten.<br />

Das Freiwillige Engagement stärkt die soziale<br />

Kompetenz und vermittelt zugleich fachliche<br />

und beschäftigungsfördernde Fähigkeiten und Fertigkeiten.<br />

Im Interesse einer hohen Fachlichkeit der<br />

Freiwilligenarbeit wird die Qualifizierung und Beratung<br />

ein besonderes Gewicht in der neuen Programmphase<br />

haben.<br />

Es geht weiterhin um die Förderung des Engagements<br />

durch Unternehmen.<br />

Corporate Citizenship – das bürgerschaftliche Engagement<br />

von Unternehmen – hat auch in Deutschland<br />

eine lange Tradition. Das Engagement von Unternehmen<br />

reicht in viele gesellschaftliche Bereiche.<br />

Ein wesentlicher Bereich ist die Unterstützung des<br />

Engagements der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

– Corporate Volunteering. Damit werden einerseits<br />

wertvolle Beiträge für das Gemeinwohl geleistet.<br />

Andererseits profitiert auch das Unternehmen<br />

selbst.<br />

Wenn die Beschäftigten von ihrem Unternehmen<br />

darin unterstützt werden, ihren Wunsch nach<br />

Engagement, umzusetzen, hat dies positive Auswirkungen<br />

für Personalbindung und -gewinnung,<br />

die Prägung der Unternehmenskultur und natürlich<br />

auch für die Personalentwicklung z.B. durch<br />

Lernen in fremden Umgebungen, Kompetenzerweiterung,<br />

Erweiterung der Sozialkompetenz,<br />

Teamarbeit und Teamentwicklung. Sogar auf das<br />

Betriebsklima kann diese Förderung einen guten<br />

Einfluss ausüben.<br />

Der dritte Bereich den ich ansprechen möchte, ist<br />

die Gestaltung von Übergängen in der Biografie der<br />

Menschen.<br />

Hier ist vor allem die Frage, welchen Beitrag das<br />

Engagement bei der Bewältigung der Übergänge in<br />

die Erwerbstätigkeit und aus der Erwerbstätigkeit<br />

heraus leisten kann. Ein Beispiel sind wiederum<br />

die Mehrgenerationenhäuser, die niedrigschwellige<br />

Angebote für Jugendliche beim Übergang von<br />

der Schule in den Beruf anbieten sollen, etwa<br />

durch gezielte Aktivitäten zur Verbreiterung des<br />

Berufswahlspektrums von Frauen und Männern,<br />

Unterstützung durch Mentorenprogramme und<br />

Patenschaften sowie konkrete Informationen und<br />

Beratungen.


Auch für den Übergang vom Erwerbsleben in den<br />

Ruhestand kann Engagement eine gute und sinnstiftende<br />

Perspektive sein. Gerade für erwerbstätige<br />

Menschen im Alter von ca. 55 Jahren könnte deshalb<br />

vom Arbeitgeber eine Orientierung angestoßen<br />

werden, damit sich die Beschäftigten über die<br />

Ablösung der Erwerbstätigkeit durch eine solche<br />

„Anschlusstätigkeit“ klar werden, die auch im Ruhestand<br />

fortgeführt werden kann. Eine erfolgreiche<br />

Orientierung hätte auch unmittelbare Vorteile für<br />

den Arbeitgeber, da sich das aktivierende Element<br />

des Engagements zusammen mit einer sinnvollen<br />

Perspektive in vielen Fällen sicherlich auch positiv<br />

auf die Leistungsbereitschaft während der späten<br />

Phase der Erwerbstätigkeit auswirkt.<br />

Sehr geehrte Damen und Herren, die Abgrenzung<br />

von Erbstätigkeit und Engagement dort, wo sich<br />

beides zu vermischen scheint. Die Frage der Vereinbarkeit<br />

von Beruf, Familie und Engagement. Die Herausforderungen,<br />

die der demographische Wandel<br />

sowohl für die Erwerbstätigkeit als auch das Engagement<br />

mit sich bringt, und vieles mehr geben genügend<br />

Anlass sich mit dem Bereich Engagement und<br />

Erwerbstätigkeit auseinanderzusetzen.<br />

In diesem Sinne wünsche ich uns allen für diese Konferenz<br />

heute und morgen viel Erfolg.<br />

hornfeck: grußwort<br />

19


Marc-Axel Hornfeck, German Federal Ministry for Family Affairs, Senior Citizens, Women and Youth<br />

20<br />

grEEting<br />

Dear Organisers from the ‚Institut für Sozialarbeit<br />

und Sozialpädagogik‘, the institute for social work<br />

and social education, and from the ‚Bundesnetzwerk<br />

Bürgerschaftliches Engagement (<strong>BBE</strong>)‘, the national<br />

volunteering network, dear Dr Klein, dear Ms Riedel,<br />

dear Contributors, and dear Ladies and Gentlemen,<br />

I am pleased to be able to welcome you in the name of<br />

the Federal Ministry of Family Affairs, Senior Citizens,<br />

Women and Youth, and particularly in the name of its<br />

Federal Minister Dr Kristina Schröder, to the experts<br />

conference on ‚Volunteering and Gainful Employment<br />

in Europe‘. This experts conference marks an important<br />

point on the agenda of the national European<br />

Year of Volunteering 2011. We are now far more than<br />

halfway through the European Year of Volunteering,<br />

and a lot has already happened so far.<br />

The year started in February with a joint experts conference<br />

held by the Federal Ministry of Family Affairs,<br />

Senior Citizens, Women and Youth and the Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

der Freien Wohlfahrtspflege, the<br />

national association of independent welfare organisations.<br />

The discourse and exchange on a wide range of<br />

volunteering related issues continued at several regional<br />

conferences in Hamburg, Magdeburg, Potsdam<br />

and Stuttgart; further conferences are still scheduled<br />

to take place. One highlight was the launch of the international<br />

‚7 bridges that connect‘ project by Federal<br />

President Wulff in Görlitz in June. This international<br />

project is being run in five European countries and will<br />

continue in the coming European Year 2012.<br />

Of particular importance to us are the numerous<br />

events, conferences and projects being organised by<br />

civic organisations, charitable foundations and businesses<br />

within the scope of the European Year. The<br />

more than 2,000 events during this year‘s ‚week of<br />

community volunteering‘ organised by the <strong>BBE</strong> and<br />

supported by ourselves also demonstrate the wide<br />

spectrum and many faces of volunteering in Germany.<br />

A further highlight of the year was the German leg of<br />

the European Year of Volunteering tour, which visited<br />

Berlin from 14 to 20 October. To raise public awareness<br />

of the European Year of Volunteering, and to link<br />

the activities of the 27 EU member states, this tour<br />

of volunteers passes through all of the capitals of the<br />

member states of the European Union, offering space<br />

and time for activities related to civic engagement<br />

over several days in each location. The conclusion of<br />

the Year will coincide with the awards ceremony for<br />

the Deutscher Engagementpreis award for outstanding<br />

civic engagement on 2 December 2011.<br />

Ladies and gentlemen,<br />

A lot has happened in Germany since the European<br />

Council agreed the objectives for this year‘s Year of<br />

Volunteering in November 2009: A national volunteering<br />

strategy was passed about a year ago. The national<br />

volunteering strategy clearly shows that Germany<br />

sets great store on civic engagement; numerous national<br />

organisations for the promotion and recognition<br />

of volunteering are already in place. It focuses on<br />

addressing all social groups, getting them together and<br />

thereby involving them in shaping community life. This<br />

in turn results in an extensive scope for action, one<br />

area of which is also the range of issues touched on by<br />

today‘s event. The relationship between volunteering<br />

and gainful employment is characterised by their close<br />

interwovenness and extreme complexity.<br />

i am referring primarily to the role of civic engagement<br />

in terms of labour policy and employment here.<br />

At the core is the activating element inherent in civic<br />

engagement. Besides increasing the sense of selfworth,<br />

qualification by means of volunteering also<br />

significantly improves the chances of better access to<br />

paid employment.<br />

In this context, I would like to briefly address the example<br />

of voluntary services: In the government-run voluntary<br />

services sector, the Bundesfreiwilligendienst (federal<br />

voluntary service) and the Jugendfreiwilligendienste<br />

(federal voluntary youth services), informal learning in<br />

a practical social setting promotes the acquisition of


social, personal, cultural and professional skills. They<br />

therefore offer not only young people, but also older<br />

volunteers (for example lone parents, those returning<br />

to work or the long-term unemployed) the chance to<br />

acquire the skills that are essential for finding gainful<br />

employment, or to improve their existing skills.<br />

On the one hand, voluntary work is an enriching experience<br />

for the volunteers themselves. Young people, for<br />

instance, benefit from gaining personal and practical<br />

experiences and knowledge and getting a first taste of<br />

working life, which helps them in their further career.<br />

It gives older people the chance to pass their extensive<br />

professional experience and the personal experiences<br />

gained throughout their lifetime on to others, and to<br />

remain involved even after retiring, for example – or<br />

to get back into the swing of things after parental leave.<br />

On the other hand, employers also profit from the<br />

key competencies and professional skills volunteers<br />

acquire during the course of their voluntary work and<br />

organisations benefit from the fresh input and the unbiased,<br />

external perspective of volunteers.<br />

The following is also a very interesting aspect. Experience<br />

from compulsory civilian service shows that<br />

the career choice of one in five civilian service participants<br />

was influenced by their civilian service. One of<br />

four new key topics, namely ‚volunteering‘, will also<br />

impact on cross-generational facilities. Multigenerational<br />

facilities will in future continue to align their offers<br />

in all spheres of their activity with the respective<br />

regional requirements, and to be guided by practical<br />

necessities. In practical terms, redirecting the work of<br />

multigenerational facilities in this way also fulfils an<br />

employment-promoting function: the contributions<br />

volunteers make to the planning and realisation of<br />

offers in the facilities help a great number of people<br />

to explore new perspectives and (career) opportunities.<br />

Volunteering promotes social skills whilst also<br />

teaching career-related skills and encouraging capabilities<br />

which help participant to find employment. In<br />

the interest of a high level of professionalism in volunteer<br />

work, qualifications and advice will be accorded<br />

particular importance in the new programme phase.<br />

then there is the issue of support for volunteering<br />

by companies.<br />

Corporate citizenship - civic engagement on the part of<br />

businesses - also has a long tradition in Germany. Corporate<br />

citizenship touches on many social areas. One<br />

important area is the support of employees‘ civic enga-<br />

hornfeck: greeting<br />

gement – or corporate volunteering. On the one hand<br />

this is a valuable contribution to the welfare of the community.<br />

On the other hand the business also benefits.<br />

Supporting employees when they wish to engage in<br />

voluntary work has a positive impact on employee loyalty<br />

and recruitment, on the character of the corporate<br />

culture and, of course, also on the employees‘ personal<br />

development, for instance through learning in unfamiliar<br />

environments, acquiring additional skills, improving<br />

their social skills, team work and team development.<br />

This kind of support can even have a positive influence<br />

on the general working atmosphere in a business.<br />

the third area i would like to mention is the way<br />

times of transition are dealt with in people‘s lives<br />

In this respect, the main question is how civic engagement<br />

can contribute to dealing with the transition<br />

into, and out of, paid employment. One example to<br />

be cited here yet again are the multigenerational facilities,<br />

which are tasked with offering low-level entry<br />

offers for young people leaving school to start a job,<br />

for instance through dedicated activities to extend<br />

the range of career choices available to men and<br />

women, support through mentoring and sponsoring<br />

programmes and practical information and advice.<br />

Volunteering can also be a beneficial and sensible way<br />

of making the transition from working life into retirement<br />

easier. Employers should therefore consider<br />

initiating relevant advice sessions particularly for employees<br />

aged around 55 in order to illustrate that voluntary<br />

work can take the place of paid employment<br />

upon their retirement. Their successful reorientation<br />

in this direction would also have immediate advantages<br />

for the employer, as the activating element of<br />

volunteering, in conjunction with the prospect of purposeful<br />

employment in later life certainly also has a<br />

positive impact on employee motivation during this<br />

last phase of their paid working lives.<br />

Ladies and Gentlemen, the boundaries between<br />

paid employment and civic engagement at the point<br />

where both seem to overlap. The question of work/<br />

life balance and civic engagement. The challenges<br />

brought about by demographic change impacting<br />

both paid employment and volunteering work,<br />

and many other aspects are sufficient reasons for<br />

addressing the issue of volunteering and paid work.<br />

On this note, I hope that this conference today and<br />

tomorrow will be a very successful one.<br />

21


Prof. Dr. Adalbert Evers, Justus-Liebig Universität Gießen, Institut für Wirtschaftslehre des Haushalts und<br />

Verbrauchsforschung<br />

Veränderungen iM arbeitsuMfeld und iM bereich der sOzialen dienstleistungen<br />

und ihre auswirkung auf das freiwillige engageMent<br />

1. einführung<br />

Ein Großteil der Forschungsarbeiten, die sich mit<br />

dem Thema des freiwilligen Engagements befassen,<br />

konzentriert sich auf die Analyse von kulturellen Modellen,<br />

auf den Entwurf verschiedener Konzepte zur<br />

Erklärung vielfältigster Beweggründe und der kulturellen<br />

Veränderungen, in die freiwilliges Engagement<br />

eingebettet ist. Im Unterschied dazu konzentriert sich<br />

mein Vortrag auf Veränderungen der materiellen<br />

Bedingungen unseres Alltags. Ich möchte mit Ihnen<br />

besprechen, wie die gewaltigen und tiefgreifenden<br />

Veränderungen, die wir in den materiellen Strukturen<br />

der demokratischen kapitalistischen Wohlfahrtsgesellschaften<br />

beobachten können, das freiwillige Engagement<br />

beeinflusst haben und in Zukunft weiter<br />

beeinflussen werden.<br />

Wenn ich im Folgenden vom „freiwilligen Engagement“<br />

spreche, so meine ich damit nicht nur soziale<br />

Aktivitäten, die darauf abzielen, anderen zu helfen,<br />

sondern Bürgerengagement in einem weiten Sinne,<br />

wie zum Beispiel durch nichtstaatliche Organisationen<br />

und jene, die sich bei ihnen freiwillig engagieren.<br />

Man kann nicht über Veränderungen beim<br />

freiwilligen Engagement sprechen, ohne auf Veränderungen<br />

im Arbeitsumfeld und bei den sozialen<br />

Dienstleitungen einzugehen und ohne eine Vorstellung<br />

von dem Profil zu haben, welches das „freiwillige<br />

Engagement“ in der Vergangenheit gewonnen<br />

hat. Ich erlaube mir diese Analyse aus der beruflichen<br />

Perspektive eines Forschers, der die Veränderungen<br />

in der Gesellschaftspolitik, bei den sozialen Diensten<br />

und beim Wohlfahrtsstaat und ihre Verflechtung mit<br />

Fragen der Demokratie und der Teilhabe betrachtet<br />

und dabei ein Hauptaugenmerk auf Freiwilligentätigkeit<br />

und Bürgerengagement legt.<br />

Meine These ist, dass die Veränderungen in der Arbeitswelt<br />

der meisten Menschen, aber auch die sich<br />

verändernden Muster ihrer täglichen Interaktion mit<br />

persönlichen und familiären Diensten, Auswirkungen<br />

auf das freiwillige Engagement haben, die im Grunde<br />

sehr ambivalent sind: Einerseits schaffen weniger<br />

22<br />

standardisierte Lebensmodelle im Privat- und Berufsleben<br />

im Zusammenspiel mit einem Alltag, der von<br />

einer zunehmenden Teilhabe an sozialen Diensten<br />

geprägt ist, mehr Freiräume für eine Entscheidung<br />

zugunsten eines freiwilligen Engagements. Andererseits<br />

behaupte ich, dass Arbeitsmärkte, die weniger<br />

soziale Geborgenheit bieten und oftmals in hohem<br />

Maße sämtliche Aspekte unseres Lebens diktieren,<br />

und auch eine Dienstleistungsgesellschaft, die den<br />

Bereich der Freiwilligentätigkeit professionalisiert,<br />

die Motivation und die Möglichkeiten für ein freiwilliges<br />

Engagement bedrohen. Die Richtung, in der sich<br />

das freiwillige Engagement künftig entwickeln wird,<br />

steht noch nicht fest. Doch ich bin der Auffassung,<br />

dass es gewichtige Einflussfaktoren gibt, die wir uns<br />

näher betrachten sollten.<br />

Gegen Ende meines Versuchs, einige „begründete“<br />

Spekulationen über die künftigen Bedingungen<br />

für ein freiwilliges Engagement anzustellen, werde<br />

ich einige Maßnahmen vorschlagen – nicht auf dem<br />

weiten Feld der Arbeitsmarkt- und Dienstleistungspolitik,<br />

sondern für den kleinen Bereich, in dem Vorstellungen<br />

von einem freiwilligen Engagement und<br />

unterstützende Strategien für Freiwillige erforscht<br />

und debattiert werden.<br />

2. der rahMen für das traditiOnelle freiwillige<br />

engageMent – ein kurzer rückblick<br />

Seit den großen Umbrüchen durch Märkte, Industrialisierung<br />

und Demokratie vor mehr als einem<br />

Jahrhundert haben die Arbeitswelt und das freiwillige<br />

Engagement ihr Erscheinungsbild immer wieder<br />

aufs Neue verändert. Die meisten Formen des freiwilligen<br />

Engagements und die Vorstellungen von<br />

Freiwilligen bis zum Ende der „trentes glorieuses“,<br />

der dreißig Boomjahre nach dem 2. Weltkrieg, verbanden<br />

sich mit einem Gesellschaftsbild, das durch<br />

folgende Aspekte gekennzeichnet war: Der Mensch<br />

nimmt einen recht festen Platz im Arbeitsleben und<br />

einen anerkannten Platz innerhalb der Familie und<br />

der (religiösen) Gemeinschaft ein (obgleich es hier<br />

Unterschiede zwischen Männern und Frauen gab).


evers: Veränderungen im arbeitsumfeld und im bereich der sozialen dienstleistungen und ...<br />

Die Verantwortlichkeiten, aber auch die Geborgenheit<br />

eines geordneten Arbeits-, Familien- und Gemeinschaftslebens<br />

bildeten den Hintergrund und<br />

die Basis dafür, innerhalb der Gemeinschaft und der<br />

(örtlichen) Gesellschaft aktiv zu werden. Eine stabile<br />

soziale und gemeinschaftliche Integration unterstützte<br />

das freiwillige Engagement für die eigenen<br />

Klassen sowie die Nächstenliebe und Solidarität mit<br />

den schwächeren Gruppen.<br />

Ich würde aber behaupten, dass sich dieses Modell<br />

des Koordinierens und Trennens der Arbeitswelt auf<br />

der einen Seite und der Freiwilligentätigkeit und des<br />

Bürgerengagements auf der anderen im Lauf der<br />

Zeit aufgelöst hat. Wie ich später noch aufzeigen<br />

werde, greifen Arbeitswelt und freiwilliges Engagement<br />

heute immer stärker ineinander; und viele, die<br />

sich freiwillig engagieren, sind nicht mehr in diesen<br />

festen gesellschaftlichen Strukturen eingebettet.<br />

Wo weitreichende Traditionen dominierten und einige<br />

wenige soziale und kulturelle Lager den Ton angaben<br />

(das Bürgertum und, in Überschneidung mit<br />

ihm, die Klassen der Facharbeiter, die Milieus der<br />

Kirchen und der Arbeiterbewegungen), findet man<br />

heute eine Gesellschaft vor, die sich nicht mehr so<br />

stark an kollektiven Traditionen und der Zugehörigkeit<br />

zu einem besonderen kulturellen oder soziopolitischen<br />

Lager mit all seinen Überzeugungen und<br />

Modellen orientiert. Wir finden eine Vielfalt an Lebensarten<br />

und kulturellen Untergruppen, die in der<br />

Mehrzahl kaum oder gar keine Orientierung geben,<br />

ob man sich freiwillig betätigen oder einem Bürgerengagement<br />

anschließen sollte oder nicht. Die<br />

Botschaft lautet: Entscheide selbst!<br />

Das entspricht der oft beobachteten Tatsache, dass<br />

feste soziale Bindungen und Verpflichtungen sich<br />

aufgelöst und Platz für Formen der freiwilligen Tätigkeit<br />

und des Bürgerengagement gemacht haben,<br />

die zwar nicht weniger anspruchsvoll oder verbreitet<br />

sind, bei denen aber die engagierten Personen sich<br />

hinsichtlich der Dauer und der Verantwortung für ihr<br />

Engagement nicht festlegen wollen. Gleichermaßen<br />

gewinnt die einfache Frage „Was habe ich davon?“<br />

an Bedeutung.<br />

All diese epochalen Prozesse und Entwicklungen<br />

führten zu einem zentralen modernen Konzept des<br />

freiwilligen Engagements, das heute zu einem gewissen<br />

Grad in Auflösung begriffen ist. Dieser Gedanke<br />

einer Veränderung, die die Gesellschaft als Ganzes<br />

erfasst und die nicht einem einzelnen Gesellschaftssegment<br />

zugeschrieben werden kann, sollte berücksichtigt<br />

werden, weil die derzeitigen Veränderungen<br />

im Arbeitsumfeld und bei den sozialen Dienstleistungen<br />

und ihre Auswirkungen auf die überlieferte<br />

Vorstellung vom freiwilligen Engagement, über die<br />

ich im Folgenden sprechen werde, als Teil davon betrachtet<br />

werden sollten. Sie sind sowohl Ursache als<br />

auch Wirkung für globalere Veränderungen und hinterfragen<br />

die historischen Konzepte des freiwilligen<br />

Engagements.<br />

3. zwei grundlegende trends: die entgrenzung<br />

der arbeitswelt und die stetig wachsenden<br />

auswirkungen prOfessiOnalisierter<br />

sOzialer dienstleistungen – welche auswirkungen<br />

können sie auf das freiwillige<br />

engageMent haben?<br />

Beim ersten dieser beiden Trends – den Veränderungen<br />

auf dem Gebiet der bezahlten Arbeit und in<br />

der Arbeitswelt – scheinen mir zwei Entwicklungsformen<br />

von zentraler Bedeutung zu sein. Die erste<br />

tiefgreifende Veränderung wird sehr oft mit dem Begriff<br />

der „schwindenden Grenzen in der Arbeitswelt“<br />

beschrieben. Was haben wir uns darunter vorzustellen?<br />

Es geht dabei um die Schwächung des traditionellen<br />

Modells der Einordnung von bezahlter Arbeit<br />

in unser Leben und das Eingrenzen des Raumes,<br />

der der bezahlten Arbeit in unserem Alltag gewährt<br />

wird. Dies berührt die Art und Weise, wie sie in unseren<br />

Lebenszyklus eingefügt wird, die Möglichkeit,<br />

ihr einen klar definierten Anfangs- und Endpunkt<br />

innerhalb eines Arbeitstages zuzuweisen, oder das<br />

Ziehen von Grenzen bei den Orientierungen und<br />

Werten, die mit der Arbeitswelt verknüpft sind, damit<br />

sie nicht in das Gemeinschaftsleben übergreifen.<br />

Die erste Art der Auflösung alter Grenzen in der Arbeitswelt<br />

hat mit dem Umstand zu tun, dass der klare<br />

Ablauf und die eindeutige Trennung der Phasen<br />

der Aus- und Weiterbildung, der bezahlten Arbeit<br />

und der Pensionierung im Verlauf unseres Lebens<br />

im Schwinden begriffen sind. Das Gleiche gilt für die<br />

Einordnung der Arbeitszeiten in unseren Alltag, wobei<br />

unorthodoxe Arbeitszeiten in einer Woche, die<br />

sieben Tage und vierundzwanzig Stunden hat, zunehmend<br />

an Einfluss gewinnen.<br />

Dass sich die Grenzen zwischen Berufsleben und anderen<br />

Dimensionen des Lebens zunehmend verwischen,<br />

mag auch der Tatsache geschuldet sein, dass<br />

immer mehr Menschen in die Arbeitswelt integriert<br />

23


evers: Veränderungen im arbeitsumfeld und im bereich der sozialen dienstleistungen und ...<br />

sind, Arbeit aber immer seltener die Form eines normalen<br />

geregelten Vollzeitjobs annimmt. Die Formen<br />

der Arbeit werden vielfältiger und reichen von Gelegenheits-<br />

und Teilzeitarbeit bis zur Kurzzeitarbeit.<br />

Dadurch werden auch die Formen der Verflechtung<br />

von Privat- und Berufsleben vielfältiger, was natürlich<br />

auch für alle Arten der Einbindung von Freiwilligentätigkeiten<br />

in die Konzepte des Arbeitslebens<br />

gilt. Die früheren allumfassenden Modelle des Berufslebens<br />

machen Platz für alle Arten gruppenspezifischer<br />

und individueller Modelle.<br />

Die zweite große, umfassende Veränderung, die ich<br />

hier besprechen möchte, dreht sich um die dynamische<br />

Ausweitung der sozialen Dienstleistungen<br />

und ihre Rolle im Alltag. Man spürt es in Bereichen<br />

wie der professionellen Kinderbetreuung und der<br />

Hilfe und Betreuung einer zunehmenden Zahl gebrechlicher<br />

Senioren, aber ebenso in den Bereichen<br />

der Kultur- sowie der Freizeit- und Erholungsdienste.<br />

Unter dem Begriff der „Selbstisolierung“ hat ein<br />

Aspekt dieser Veränderung im Bereich der sozialen<br />

Dienstleistungen bereits allgemeine Aufmerksamkeit<br />

gefunden.<br />

Auf dem langen Weg zu den persönlichen sozialen<br />

Diensten, die wir heute haben, gab es immer eine<br />

Interaktion zwischen freiwilligen Initiativen und<br />

professionellen staatlichen Institutionen. Meistens<br />

übernahmen die freiwilligen Initiativen die Führung<br />

und wurden zu Vorreitern der frühen Krankenhäuser,<br />

Kindergärten und Pflegeheime. Schritt für<br />

Schritt wurden sie – auf einer „ladder of extension“,<br />

wie die englischen Intellektuellen und Sozialreformer<br />

des frühen 20. Jahrhunderts, die Webbs, es<br />

einmal nannten – zum Gemeingut, d. h. durch staatliche<br />

Institutionen unterstützt oder übernommen<br />

und professionalisiert. Allerdings blieb die freiwillige<br />

Beteiligung oftmals Teil der neuen öffentlichen Dienste.<br />

Dies kann man zum Beispiel in den Leitungsgremien<br />

von Schulen oder in den Fördereinrichtungen<br />

für öffentliche Dienste, wie zum Beispiel Theater<br />

oder Bibliotheken, sehen. Neben dem freiwilligen<br />

Engagement innerhalb der professionellen sozialen<br />

Dienstleistungen findet man Engagement auch außerhalb<br />

der etablierten Institutionen, beispielsweise<br />

in Form von Initiativen, die ergänzende Betreuungsformen<br />

auf freiwilliger Basis anbieten, oder ähnliche<br />

Angebote in den Bereichen Sport und Freizeit. Der<br />

Zuwachs bei den sozialen Dienstleistungen und<br />

insbesondere bei vielen Sozial-, Gesundheits- und<br />

Bildungsdiensten hat die Engagement-Landschaft<br />

24<br />

verändert, insbesondere das Verhältnis von professionellen<br />

Dienstleistungen, Laienaktivitäten und<br />

freiwilliger Arbeit.<br />

Wie schon im beruflichen Umfeld, zeichnet sich auch<br />

hier kein klares Bild aus all diesen Veränderungen ab.<br />

Vielleicht finden wir heutzutage weniger Freiwillige<br />

im Gesundheitssektor als in früherer Zeit, aber vermutlich<br />

mehr denn je unter den zahllosen Diensten,<br />

die auf eine bessere Integration von Migranten und<br />

anderen Gruppen abzielen. All dies hat aber nicht<br />

nur Auswirkungen auf den Umfang des freiwilligen<br />

Engagements, sondern auch auf den Status der Freiwilligen<br />

und ihrer Leistungen.<br />

Bis jetzt habe ich aufzuzeigen versucht, wie sehr<br />

die Arbeitswelt und die Welt der sozialen Dienstleistungen<br />

ihr Erscheinungsbild, unser tägliches Leben<br />

sowie die Bedingungen für ein freiwilliges Engagement<br />

verändert haben. Ich habe unterstrichen, dass<br />

es zunächst einmal keine eindimensionalen und<br />

mechanischen Verbindungen zwischen solchen Veränderungen<br />

und der Bereitschaft und den Möglichkeiten<br />

für freiwilliges Engagement gibt, und dass sie<br />

außerdem sehr ambivalent sind. Ich möchte darum<br />

in den nächsten Schritten einzeln darlegen, wo ich<br />

das Potenzial und die Chancen für ein freiwilliges Engagement<br />

sehe. Anschließend werde ich auf einige<br />

Punkte eingehen, die meiner Meinung nach klare<br />

Bedrohungen und Risiken darstellen.<br />

4. chancen und bedrOhungen – die aMbi-<br />

Valenz in den sich Verändernden realitäten<br />

des berufslebens und des freiwilligen<br />

EngagEmEnts<br />

4.1. die chancen<br />

Ich möchte zu Beginn von den Chancen sprechen, die<br />

sich insbesondere jungen Menschen durch die Verschiebungen,<br />

die sich auf den Arbeitsmärkten vollziehen,<br />

eröffnen. Selbst wenn man all die negativen<br />

Seiten – wie die hohe Arbeitslosigkeit unter jungen<br />

Menschen – berücksichtigt, würde ich dennoch behaupten,<br />

dass der Umstand allgemein zugänglicher<br />

und breiterer Bereiche des Übergangs von Schule und<br />

Studium ins Berufsleben auch unter dem Aspekt der<br />

Chancen gesehen werden kann. Dieser schwierige<br />

Prozess, von dem es heißt, dass er in Deutschland bis<br />

zu fünf Jahre dauert, bietet Raum für verschiedene<br />

Arten der Suche nach Orientierung und für die Ausweitung<br />

der Fähigkeiten und Fertigkeiten über das


evers: Veränderungen im arbeitsumfeld und im bereich der sozialen dienstleistungen und ...<br />

akademische Wissen hinaus – Raum, der nicht schon<br />

im Voraus geregelt ist. Es gibt ein relativ neues Format<br />

für freiwillige Aktivitäten junger Menschen, das hier<br />

von besonderem Interesse ist. Die Menschen erhalten<br />

die Möglichkeit einer einjährigen freiwilligen Tätigkeit<br />

in sozialen, ökologischen und kulturellen Dienstleistungsbereichen<br />

im In- und Ausland. In Deutschland<br />

beispielsweise wird dieses Konzept immer beliebter,<br />

so dass sich für viele der gesetzlich geregelten Angebote<br />

aus den Bundesländern viel mehr interessierte<br />

Bewerber finden als Plätze für einen solchen einjährigen<br />

Dienst zur Verfügung stehen.<br />

Eine weitere Chance bietet sich durch die veränderte<br />

Sichtweise auf Alter und Pensionierung in<br />

unseren Gesellschaften. Aktives Älterwerden kann<br />

durch unterschiedliche Tätigkeitskonzepte ausgefüllt<br />

werden. Formate wie „Senior Consult“ bieten<br />

Möglichkeiten zur Nutzung jahrelanger Berufserfahrung<br />

nach der Pensionierung für alle Arten von<br />

nicht-gewinnorientierten Organisationen. Die Auflösung<br />

der Grenzen zwischen bezahlter beruflicher<br />

Arbeit und freiwilligem Engagement ermöglichen<br />

Arrangements, die es erlauben, weiterhin seiner Arbeit<br />

nachzugehen und seine Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

weiterzuentwickeln, bei denen es aber weit<br />

weniger um baren Lohn geht, sondern darum, Freiräume<br />

für eigene Entscheidungen zu schaffen und<br />

selbst die Intensität, den Rhythmus und das Profil<br />

solcher Formen einer verlängerten Teilhabe am Arbeitsmarkt<br />

zu bestimmen. Ähnliches ist in Bezug auf<br />

die Berufsausbildung vieler junger Menschen zu beobachten,<br />

wo Elemente, die berufswegbezogen und<br />

vom jeweiligen Arbeitgeber vorgegeben sind, sich<br />

mit anderen Elementen vermengen, welche die Suche<br />

nach einer Tätigkeit widerspiegeln, die sowohl<br />

in Bezug auf die eigenen kreativen Ambitionen als<br />

auch in Bezug auf die Bedürfnisse der breiten Gemeinschaft<br />

als nützlich angesehen werden.<br />

Dank des Bildungssystems in heutigen Wohlfahrtsstaaten<br />

erhalten die meisten Menschen die Chance,<br />

einen vernünftigen Grad nicht nur an Bildung, sondern<br />

auch an Kompetenzen zu erwerben. Sie können<br />

daher sowohl in Bezug auf ihre eigenen kreativen<br />

Ambitionen als auch in Bezug auf Fragen der Qualität<br />

und der Nützlichkeit ihres Tuns anspruchsvoller<br />

sein. Die Suche nach einer „sinnvollen Arbeit“ wird<br />

zu einem Thema sowohl im Berufsleben als auch in<br />

Bezug auf die Auswahl einer freiwilligen Tätigkeit,<br />

die für alle Beteiligten einen Wert hat. Gewerkschaften<br />

und Arbeitgeber erklären „sinnvolle Arbeit“ zu<br />

einer Sache, nach der es sich zu streben lohnt oder<br />

die in Stellengesuchen thematisiert wird.<br />

Wenn wir diese kurze Erörterung der Chancen und<br />

Möglichkeiten zusammenfassen, so kann man sagen,<br />

dass die Veränderungen auf den Arbeitsmärkten erstens<br />

durch flexiblere Ein- und Ausstiegspunkte und<br />

mehr Flexibilität im Verlauf des Berufslebens neue<br />

Chancen bieten, den eigenen Ambitionen im Bereich<br />

der Freiwilligentätigkeit zu folgen. Zweitens ermöglichen<br />

sie andere Konzepte des Lernens sowie Mischformen<br />

unterschiedlicher Aktivitäten im Alter, die<br />

weder in das Schema der alten Formen von bezahlter<br />

Arbeit noch in das Schema des traditionellen freiwilligen<br />

Engagements passen. Und schließlich gewinnt<br />

die Suche nach einer Tätigkeit, die sinnstiftend ist und<br />

Erfüllung bietet, auch im beruflichen Umfeld zunehmend<br />

an Bedeutung: Sie wird in gewerkschaftlichen<br />

Kampagnen für „sinnvolle Arbeit“ aufgegriffen, findet<br />

sich aber gleichermaßen in der Art und Weise wieder,<br />

wie Arbeitgeber ihre freien Stellen offerieren.<br />

Wenden wir uns nun dem zweiten Feld zu, das ich<br />

zuvor angesprochen hatte – den persönlichen sozialen<br />

Diensten. Die größten Bereiche sind Gesundheit,<br />

Bildung, Kinderbetreuung und Altenpflege, Arbeitsmarktdienste<br />

und schließlich eine Vielzahl von Feldern,<br />

die sich mit Fragen gruppenspezifischer Themen<br />

und gesellschaftlicher Exklusion befassen.<br />

Sehen wir uns zuerst die bekanntesten und größten<br />

Dienste an: Schulen, Kindergärten oder die verschiedenen<br />

Pflege- und Betreuungsdienste, die für<br />

gebrechliche Senioren angeboten werden. Innerhalb<br />

der jeweiligen Expertengemeinden auf diesen<br />

Gebieten besteht mittlerweile Einigkeit, dass beim<br />

Streben nach höherer Qualität und Effizienz viel davon<br />

abhängt, wie gut es solchen Institutionen und<br />

ihren Dienstleistungsangeboten gelingt, die Bereitschaft<br />

zur produktiven Mitwirkung und zur Übernahme<br />

gemeinsamer Verantwortung auf Seiten ihrer<br />

Adressaten zu wecken. Wenn der Wille, sie nicht zu<br />

passiven, sondern zu aktiven Leistungsempfängern<br />

zu machen, mit ihrem Wunsch nach Mitwirkung zusammentrifft,<br />

so wird eine kritische Masse erreicht,<br />

die für eine Veränderung der Dienstleistungskultur<br />

erforderlich ist.<br />

Neben der traditionellen Dienstleistungskultur von<br />

Schulen, häuslichen Pflegediensten und Konzepten<br />

für Arbeitsmarktdienste findet man heute verschiedene<br />

Konzepte für Dienste, die eine produktive Mit-<br />

25


evers: Veränderungen im arbeitsumfeld und im bereich der sozialen dienstleistungen und ...<br />

wirkung und Kooperation von Freiwilligen und auf<br />

freiwilliger Mitwirkung basierenden Verbänden beinhalten<br />

– in der Schulgemeinde, wo sich Eltern gemeinsam<br />

freiwillig engagieren, wie auch in Pflegeheimen<br />

für Senioren, die Angebote auf freiwilliger Basis beinhalten,<br />

etwa Mobilitätsdienste und das Vorlesen von<br />

Büchern. Eine solche Sichtweise, die die freiwillige<br />

Mitwirkung zu einem Bestandteil von Bewältigungsstrategien<br />

macht, findet offenkundig eine noch größere<br />

Berechtigung, wenn es um Dienste und Netzwerke<br />

geht, die sich an Risikogruppen richten. Es gibt<br />

zahlreiche Möglichkeiten des sich Einbringens und<br />

der Teilhabe und für eine neue Art von Professionalismus,<br />

der die Potenziale einer freiwilligen Kooperation<br />

freisetzt und in Arrangements für den Alltag in einer<br />

Dienstleistungsgesellschaft integriert.<br />

Zusammenfassend kann man sagen, dass sich Muster<br />

einer neuen Dienstleistungskultur beobachten<br />

lassen, die nicht nur dem einzelnen Nutzer, sondern<br />

ebenso ganzen Gruppen, Gemeinschaften und Bürgern<br />

Mitwirkung und Eigenverantwortung anträgt.<br />

Die Aktivierung freiwilliger Elemente ist hierbei kein<br />

Relikt aus alter Zeit, als freiwilliges Engagement vor<br />

allem die Lücken füllen wollte, die der Wohlfahrtsstaat<br />

noch hinterlassen hatte, sondern wird vielmehr<br />

zum Zeichen eines neuen Professionalismus.<br />

4.2. die bedrohungen<br />

Wir haben bereits über die moderne Arbeitswelt<br />

gesprochen. Hier rücken Risiken und Gefahren ins<br />

Blickfeld, die damit zu tun haben, dass die gegenwärtigen<br />

Formen der Auflösung der alten Grenzen,<br />

die die Arbeitswelt gegenüber anderen Lebensbereichen<br />

definiert, abgegrenzt und in gewisser Weise<br />

auch beschränkt haben, mit Prozessen einhergehen,<br />

die man als „Geborgenheitsverlust“ bezeichnen<br />

könnte. Damit meine ich jene Prozesse, durch die<br />

die Arbeit in gewissem Sinne keinen zivilisatorischen<br />

Fortschritt mehr erfahren kann, wie es bei den früheren<br />

Versuchen ihrer Regelung durch den Wohlfahrtsstaat<br />

der Fall war, wodurch eine materielle<br />

und symbolische Sicherheit geschaffen wurde.<br />

Es gibt zahlreiche Formen eines solchen Geborgenheitsverlustes.<br />

Ich möchte einige Beispiele nennen:<br />

• Der ständig drohende Verlust des Arbeitsplatzes<br />

und die dauernde Gefahr, durch die Maschen<br />

des sozialen Netzes zu fallen, das die Menschen<br />

im Fall der Arbeitslosigkeit auffangen soll.<br />

26<br />

• Formen der Flexibilisierung, die insofern einseitig<br />

sind, als sie die Notwendigkeit darstellen,<br />

dem Arbeitgeber jederzeit zur Verfügung zu<br />

stehen, anstatt immer mehr Möglichkeiten zur<br />

freien Einteilung der Arbeitszeit entsprechend<br />

den privaten und gesellschaftlichen Erfordernissen<br />

zu haben.<br />

• Des Weiteren ein zunehmender Verlust an Sicherheit<br />

durch befristete Arbeitsverträge und durch<br />

die Herausforderungen einer ständigen Mobilität.<br />

• Aber was ist mit den Möglichkeiten, sich zu<br />

begegnen, wenn die Arbeitszeitmuster immer<br />

vielfältiger werden und sich von einem Tag auf<br />

den anderen ändern können?<br />

Diesen unterschiedlichen Punkten ist gemein, dass<br />

sie jene Formen der Absicherung zurückdrängen, auf<br />

die sich ein Großteil des traditionellen freiwilligen<br />

Engagements der bessergestellten Klassen stützen<br />

konnte: Ein selbständiges Einkommen und Eigentum<br />

für die einen und ein sozial abgesicherter Arbeitsplatz<br />

für die anderen. Und es mag einer der Gründe<br />

sein, warum – wie viele Studien belegen – die soziale<br />

und politische Mitwirkung und das damit einhergehende<br />

freiwillige Engagement unter den Bessergestellten,<br />

den besser Abgesicherten mit mehr Eigenständigkeit<br />

signifikant höher ist.<br />

Aber die Tatsache, dass so viel vom eigenen Job abhängt,<br />

wird nicht nur von jenen wahrgenommen,<br />

die keinen haben, sondern auch von jenen, die ihn<br />

behalten und eine Karriere darauf aufbauen wollen.<br />

Es gibt zahllose Studien, die belegen, dass Menschen<br />

dazu neigen, alles unter dem Blickwinkel ihrer Karriere<br />

zu betrachten. Das gilt auch für das freiwillige<br />

Engagement. Karrierezentrierte Konzepte eines Ausgleiches<br />

zwischen Berufs- und Privatleben schränken<br />

aber möglicherweise nicht nur die Bereitschaft<br />

für ein freiwilliges Engagement ein, sondern verändern<br />

auch die Beweggründe für ein solches Engagement.<br />

Wie beurteilt man viele dieser freiwilligen Tätigkeiten,<br />

die in Nachweisen dokumentiert sind, und<br />

die man heute als Anlagen in Stellenbewerbungen<br />

findet? Die Instrumentalisierung von freiwilligem<br />

Engagement für Karrierezwecke könnte die Gefahr<br />

vergrößern, dass in unseren Gesellschaften, wie<br />

Wuthnow einmal anmerkte, das freiwillige Engagement<br />

zunehmend unter dem Gesichtspunkt der eigenen<br />

Vorteile und Interessen debattiert wird.<br />

In diesem Zusammenhang sind einige der Modelle<br />

für freiwilliges Engagement, die von Unternehmen


evers: Veränderungen im arbeitsumfeld und im bereich der sozialen dienstleistungen und ...<br />

entworfen wurden, in Verbindung mit einer allzu öffentlichen<br />

Zurschaustellung unternehmerischer sozialer<br />

Verantwortung überaus fragwürdig. Für Manager<br />

mag es sicher ein Anlass sein, über das eigene Leben<br />

nachzudenken, wenn sie einige Wochenenden mit<br />

Obdachlosen unter einer Brücke zugebracht haben.<br />

Aber in welcher Weise hilft das den Obdachlosen?<br />

Nehmen wir ein anderes Beispiel: Volunteering-Programme<br />

werden auch für Langzeitarbeitslose empfohlen.<br />

Das kann für beide Seiten, die Erbringer und<br />

die Empfänger der Leistung, hilfreich sein. Es zeigt<br />

jedoch auch einen anderen Aspekt der Art und Weise,<br />

wie die Arbeitswelt und die Welt des freiwilligen<br />

Engagements heutzutage miteinander verzahnt sind.<br />

Zusammenfassend lautet mein Argument, dass die<br />

gegenwärtigen Veränderungen in der Arbeitswelt<br />

eine Aufteilung des freiwilligen Engagements zwischen<br />

denen, die in höheren Positionen sind, und<br />

denen, die in niedrigeren Positionen sind, verstärken<br />

können; dass sie die Zeit und die Möglichkeiten für<br />

ein freiwilliges Engagement verringern können, und<br />

dass sie die Beweggründe für ein freiwilliges Engagement<br />

verändern können.<br />

Wenden wir uns nun den persönlichen sozialen Diensten<br />

zu. Hier ergibt sich eine ganz klare Bedrohung aus<br />

der Tatsache, dass die vergangenen Jahrzehnte von<br />

einer Teilprivatisierung von Diensten geprägt waren;<br />

überwiegend durch Vereinbarungen, gemäß denen die<br />

Behörden die Regulierung und Finanzierung von Diensten<br />

übernehmen, die durch Privatfirmen erbracht werden.<br />

Es gibt keine Tradition eines privaten freiwilligen<br />

Engagements für gewinnorientierte Institutionen, zum<br />

Beispiel für ein Krankenhaus, das einer Firma gehört.<br />

Kommerzialisierte soziale Dienstleistungen verkleinern<br />

vermutlich das Feld der freiwilligen Tätigkeiten, an denen<br />

die Öffentlichkeit mitwirken will. Zweitens gab es<br />

in vielen Ländern Reformen für ein „neues öffentliches<br />

Management“ (new public management). In diesem<br />

Zusammenhang sind etwa solche Fragen, wie man<br />

Freiwillige mobilisiert und eine stärkere Beteiligung der<br />

Gemeinschaft erreicht, größtenteils fremd, da solche<br />

Managementreformen die Dienstleistungsmuster in<br />

vielerlei Hinsicht näher an ein Konsummodell heranrücken,<br />

das Komplettdienstleistungen verspricht und<br />

vorgibt, den Anteil, der von den Verbrauchern selbst<br />

geleistet werden muss, zu minimieren.<br />

Wenn man sich ansieht, in welcher Weise diese beiden<br />

Tendenzen – Reprivatisierung und neues öffentliches<br />

Management – die Dienstleistungsbereiche moder-<br />

nisiert haben und in Konkurrenz zu dem stehen, was<br />

ich zuvor als eine Tendenz in Richtung partizipativerer<br />

Dienstleistungsmuster beschrieben habe, so lässt sich<br />

nur wenig finden, was den Verbrauchern und Stakeholdern<br />

signalisiert, dass ihr freiwilliges Engagement<br />

benötigt wird und willkommen ist. Es finden sich aber<br />

auch gegenläufige Entwicklungen zu solchen Konsum-<br />

und Management-Trends. Unter dem Aspekt der<br />

Chancen für das freiwillige Engagement habe ich sie<br />

an früherer Stelle angesprochen, wo sie sich beispielsweise<br />

in Bereichen wie den kulturellen Diensten und<br />

der Wiederbelebung der Städte offenbaren.<br />

Zusammenfassend habe ich argumentiert, dass die<br />

Bedrohungen für das freiwillige Engagement aus der<br />

Tatsache herrühren, dass eine Kultur von freiwilligen<br />

Beitragsleistungen in zunehmend privatisierten<br />

Dienstleistungssektoren nur schwer umzusetzen ist.<br />

Professionalisierte Dienste, auch wenn sie versprechen,<br />

alles leisten zu wollen, bringen in Wirklichkeit<br />

komplementäre Aufgaben hervor, die der privaten<br />

und familiären Verantwortung überlassen bleiben,<br />

anstatt von gemeinschaftlichen und freiwilligen Initiativen<br />

übernommen zu werden. Eine Management-<br />

und Konsumkultur der Humandienstleistungen rivalisiert<br />

mit den partizipativeren und kooperativeren<br />

Dienstleistungskulturen, die wir an früherer Stelle<br />

angesprochen haben.<br />

5 schlussfOlgerungen: chancen nutzen<br />

und risiken reduzieren iM rahMen einer<br />

pOlitik, die einer kultur der freiwilligkeit<br />

und des bürgerengageMents dienlich ist<br />

Beide Szenarien – das einer blühenden Zivilgesellschaft,<br />

in der Freiwilligkeit und Bürgerengagement einen unbestrittenen<br />

Teil des reichhaltigen Aktivitäten-Portefeuilles<br />

jedes einzelnen Bürgers und jeder einzelnen<br />

Bürgerin bildet, und das andere, düstere Szenario einer<br />

funktionalistischen Gesellschaft, in der alles den Spezialisten<br />

überlassen bleibt und in der freiwilliges Engagement<br />

darauf beschränkt ist, jene zu unterstützen, die<br />

aus dem gesellschaftlichen Gefüge herausfallen – sind<br />

natürlich einseitig und unterbetont. Was die Menschen<br />

heute erleben, und wofür sie zu leben und wonach sie<br />

zu trachten suchen, sind Bewältigungsstrategien, die<br />

Kompromisse mit sich bringen zwischen dem, wonach<br />

man strebt, und dem, was man berücksichtigen<br />

muss, weil es eine unvermeidliche Begleiterscheinung<br />

unseres Daseins ist. Diejenigen, die sich heutzutage<br />

freiwillig engagieren, schauen – entweder allein oder<br />

zusammen mit anderen –, wie man die neuen Flexibili-<br />

27


evers: Veränderungen im arbeitsumfeld und im bereich der sozialen dienstleistungen und ...<br />

täten der Arbeitsmärkte und die persönlichen Dienste,<br />

die sie bieten, am besten nutzen kann.<br />

Abschließend möchte ich gleichermaßen als politischer<br />

Mensch wie als Mitglied der akademischen<br />

Gemeinschaft und als Mitbürger sechs Vorschläge<br />

zur Debatte stellen, worauf wir unserer Hauptaugenmerk<br />

richten sollten, wenn wir über freiwilliges<br />

Engagement sprechen.<br />

1. Wir dürfen keine rückwärts gewandten Wege<br />

einschlagen, wenn wir uns die veränderten Beziehungen<br />

zwischen Arbeit und freiwilligem Engagement<br />

anschauen. Die klassische Vorstellung vom<br />

sozial abgesicherten Arbeitsplatz und der Geborgenheit<br />

der Familie auf der einen Seite, die Freiwilligentätigkeit<br />

und Bürgerengagement auf der anderen<br />

Seite erlauben, scheint mir zu schwinden.<br />

2. Wir sollten anerkennen – nicht als Abweichung<br />

von der Norm, sondern als Bestandteil der Normalität<br />

–, dass es für die meisten Menschen heutzutage<br />

ebenso unvermeidlich wie legitim ist zu fragen, was<br />

ein Engagement unter Gesichtspunkten wie der Absicherung<br />

des eigenen Arbeitsplatzes und der eigenen<br />

Karriere bedeuten würde. Das bedeutet nicht,<br />

der Debatte über die Ethik von Freiwilligentätigkeit<br />

und Bürgerengagement auszuweichen, sondern mit<br />

einer veränderten Einstellung in sie hineinzugehen.<br />

3. Wir sollten ein besonderes Augenmerk auf jene<br />

Formen des freiwilligen Engagements legen, die<br />

mit Strategien zur Bewältigung von Arbeitslosigkeit<br />

und Ausgeschlossensein verflochten sind. Man kann<br />

heute eine Reihe interessanter Versionen solcher<br />

Formen des freiwilligen Engagements finden. Es gibt<br />

jene, wo das freiwillige Engagement als ein legitimes<br />

Etikett zum Anbieten von Aktivitäten genutzt wird,<br />

die helfen, mit dem Arbeitsleben in Kontakt zu bleiben.<br />

Vielleicht noch interessanter sind jene Aktivitäten,<br />

wo das freiwillige Engagement die Form einer<br />

gemeinsamen kreativen Aktion ausgeschlossener<br />

Menschen auf verschiedenen kulturellen Feldern<br />

annimmt – zum Beispiel das Einstudieren eines Theaterstücks<br />

und seine öffentliche Aufführung.<br />

4. Es wird zunehmend deutlich, dass die künftige<br />

Bandbreite an Aufgaben in der Gesellschaft nicht<br />

durch hauptberufliche und bezahlte Aktivitäten allein<br />

bewältigt werden wird und dass die Schattenarbeit<br />

von sich selbst versorgenden Individuen und von Familien,<br />

die den ganzen Rest übernehmen, nicht ihre<br />

28<br />

hauptsächliche und wichtigste Ergänzung sein sollte.<br />

Darum empfehle ich, Dienstleistungen zu entwerfen,<br />

die einen Platz für freiwillige Arbeit und Mitwirkung<br />

beinhalten, eine Art von Dienstleistungskultur, in der<br />

freiwillige Beiträge einen selbstverständlichen Teil<br />

von Dienstleistungsprogrammen darstellen.<br />

5. Innerhalb solcher Rahmenbedingungen entwickeln<br />

sich neuen Formen des freiwilligen Engagements, die<br />

irgendwo angesiedelt sind zwischen einer Art des freiwilligen<br />

Engagements, das in keiner Weise materiell<br />

entlohnt wird, und Aktivitäten, bei denen eine gewisse<br />

materielle Anerkennung Teil eines auf Gegenseitigkeit<br />

gegründeten Vertrages ist. Solche neuen<br />

Formen eines „bezahlten freiwilligen Engagements“<br />

lassen sich in allen europäischen Ländern beobachten<br />

und verdienen eine genauere Betrachtung. Um zu<br />

verhindern, dass sie in eine Kategorie schlecht bezahlter<br />

Jobs abgleiten, ist es wichtig zu untersuchen, wie<br />

man den Eigenwert des Engagements erhalten kann.<br />

6. Das führt uns schließlich zur grundlegendsten Frage<br />

und zu etwas, das in den heutigen pluralistischen Gesellschaften<br />

vielleicht unrealistisch ist: Ist es möglich,<br />

ein zukunftsorientiertes Äquivalent zu dem zu schaffen,<br />

was einmal als das allgemein anerkannte Sinnbild des<br />

guten Bürgers galt? Vielleicht könnte heute ein Modell<br />

eines einjährigen Dienstes zum Wohle der Gesellschaft,<br />

an irgendeinem Punkt im Verlauf des Lebens, als das<br />

Äquivalent zum früheren „guten Bürger“ verstanden<br />

werden. Der Leitgedanke wäre, mindestens einmal im<br />

Leben Dienst für andere in der Gesellschaft zu leisten,<br />

um einen Teil von dem zurückzugeben, was man erhalten<br />

hat. Der einfache Rahmen – jeder gibt einmal<br />

in seinem Leben zu irgendeinem Zeitpunkt unter den<br />

gleichen Bedingungen – könnte sämtliche Arten konkreter<br />

Aktivitäten umfassen. Dann könnte man mit<br />

Recht sagen: Eine Größe, die für alle passt.


Prof. Dr. Adalbert Evers, professor for comparative health and social policy at the<br />

Justus-Liebig-University Giessen<br />

changes in wOrk and huMan serVices and<br />

their iMpact On VOlunteering<br />

1. intrOducing the subject and the Main<br />

arguMents Of this essay<br />

A lot of research on volunteering is focussing on analyzing<br />

cultural models, on constructing various concepts<br />

for explaining the bundles of motivation and<br />

the cultural changes wherein volunteering is embedded.<br />

Different to that my presentation will focus on<br />

changes in material conditions of everyday living. I<br />

want to discuss with you how the great and deepgoing<br />

changes that one can observe in the material<br />

structures of democratic capitalist welfare societies<br />

have and will further influence volunteering.<br />

When I speak in the following of volunteering, I want<br />

to refer not only to social activities meant for helping<br />

others but as well to civic engagement, as e.g.<br />

NGOs and those that volunteer there. It is not possible<br />

to speak about changes in volunteering that may<br />

be brought about by changes in work and human<br />

services without giving an idea of the profile the subject<br />

“volunteering” had developed in the past. All<br />

this I dare to do from a professional background as a<br />

researcher that looks at social policy, social services<br />

and welfare state change and their interrelation<br />

with issues of democracy and participation, putting<br />

an emphazis on volunteering and civic engagement.<br />

My thesis is that the changes in the way most people<br />

are engaged on labour markets, but as well the changing<br />

patterns of their daily interaction with personal and familyrelated<br />

services have effects on volunteering that<br />

are basically very ambivalent. On the one hand less standardized<br />

models of work and of-life balances altogether<br />

with an everyday life marked by increasing participation<br />

in social services create more room for provolunteer<br />

choices. On the other hand I will argue that labour markets<br />

that give less securities and have often a stronger<br />

grip on all aspects of our life and likewise a service society<br />

that professionalizes field of voluntary activities are<br />

threatening motivations and opportunities for volunteering.<br />

The direction for the future of volunteering is not<br />

determined. Yet, as I will argue, there are critical impact<br />

factors that deserve to be looked at.<br />

Towards the end of my attempt towards kind of<br />

“grounded” speculations about the future conditions<br />

for volunteering I will suggest some points for<br />

action - not on the broad field of labour market and<br />

service policies – but in the small field where images<br />

of volunteering and support strategies for volunteers<br />

are researched and debated.<br />

2. the fraMewOrk fOr traditiOnal<br />

VOlunteering - a shOrt lOOk back<br />

Since the big transformations by markets, industrialization<br />

and democracy more than a century ago,<br />

work and volunteering have changed their faces over<br />

and again. Most forms of volunteering and images<br />

of volunteers up until the end of the “trentes glorieuses”<br />

after the Second World War were combined<br />

with an image of men that had two characteristics.<br />

They occupied a rather settled place in working life,<br />

an acknowledged place within the family and the<br />

(religious) community (albeit different for men and<br />

women). The responsibilities but as well the securities<br />

of a well ordered working, family- and community-life<br />

gave the background and the foundations for<br />

being active in the community and the (local) society.<br />

Stable social and community integration backed<br />

voluntary engagement for the own classes and charity<br />

and solidarity for the weaker groups.<br />

However, it can be argued that this model of both coordinating<br />

and separating work on the one and volunteering<br />

and good citizenship on the other hand has dissolved<br />

over time. The worlds of work and volunteering<br />

are getting increasingly intermeshed these days as I will<br />

show later; and many that engage in voluntary activities<br />

do not have anymore this firm own position.<br />

Where broadreaching traditions were dominating<br />

and likewise a few big social and cultural camps<br />

(the bourgeois world and overlapping with that the<br />

classes of skilled labourers, the milieus of churches<br />

and labour movements) one finds today a society<br />

that is less guided by collective traditions and the adherence<br />

to a special cultural or sociopolitical camp<br />

29


evers: changes in work and human services and their impact on volunteering<br />

with its convictions and models. We find a diversity<br />

of lifestyles and cultural subgroups that mostly give<br />

little or no guidance whether or not one should volunteer<br />

or enter into civic engagement. The message<br />

is: it´s up to you.<br />

This correspond to the often observed fact that firm<br />

social ties and obligations have corroded and given<br />

way to forms of volunteering and civic engagement<br />

that may not be less challenging or widespread, but<br />

where the respective persons engaged make a reservation<br />

as to the time and liability of their engagement;<br />

likewise the simple question “what do I get<br />

from this?” gets more important.<br />

All these epochal processes and developments<br />

brought along a central modern concept of volunteering<br />

which nowadays gets dissolved to some degree.<br />

This idea of a change that is concerning society<br />

as a whole and which can not be attributed to one<br />

single sector of it should be kept in mind. Because<br />

the present changes in work and human services<br />

and their impact on the inherited paradigm of volunteering<br />

that I will discuss in the following should be<br />

seen as a part of it. They are both causes and effects<br />

for more global changes and what they entail for historical<br />

concepts of volunteering.<br />

3. twO basic trends: the waning bOundaries<br />

Of labOur and the eVer grOwing iMpact Of<br />

prOfessiOnalized huMan serVices – what<br />

can be their iMpact On VOlunteering?<br />

When taking up the first one of these two trends –<br />

changes in paid work and labour markets –, two kind<br />

of development seem for me to be central.<br />

The first profound change is quite often described by<br />

the term of the waning boundaries of labour. What<br />

is meant by that? It is concerning the weakening of<br />

a traditional model of placing paid work in our life<br />

and of limiting the room given to paid work in our<br />

everyday lives. This is concerning the way it is placed<br />

over the life cycle, the possibility to give it a clear<br />

beginning and end within a working day or by setting<br />

limits to the orientations and values associated with<br />

the world of labour so that they do not intrude into<br />

community life. The first kind of dissolution of old<br />

boundaries of labour have to do with the fact that<br />

across the lifecycle the clear sequence and separation<br />

of being in the phase of education and training,<br />

being engaged in paid work and being on retirement<br />

30<br />

are waning. The same holds true for the placement<br />

of working times in everyday life with unorthodox<br />

working times across the seven days/twentyfour<br />

hours week getting more impact.<br />

Less clear and effective boundaries between working<br />

life and other dimensions of life may result as<br />

well from the fact that on the one hand evermore<br />

people are in contact with working life yet this<br />

contact is taking to a lesser degree the form of a<br />

regulated standard full post. Forms of contact with<br />

the world of labour are increasing, that reach from<br />

casual and part time work over to short term employment.<br />

By all this the forms of linking living and<br />

working get more diverse and this holds arguably<br />

true as well for types of placing volunteering within<br />

work life concepts. Former covering-all models of<br />

work are giving room to all sorts of group-specific<br />

and individual models.<br />

The second big and sweeping change I want to discuss<br />

here has to do with the dynamic expansion of<br />

human services and their role in everyday-life. It is<br />

experienced in areas such as professional child care<br />

and in help and care for the increasing number of<br />

frail elderly people but it is felt as well in the areas<br />

of cultural and recreational services. By the metaphor<br />

of “bowling alone” one aspect of this change<br />

in the world of human services has got widespread<br />

attention.<br />

On the long way to the personal social services of today<br />

there has always be an interaction of voluntary<br />

based initiatives and statebased professional institutions.<br />

Mostly the former took the lead, pioneering<br />

the early hospitals, kindergardens and homes for<br />

the elderly. Stepwise these became – on a “ladder of<br />

extension” as the English intellectuals and social reformers<br />

of the early 20th century, the Webbs, once<br />

called it - mainstreamed, i.e. supported or taken<br />

over by state institutions and professionalized. However<br />

often voluntary contributions stayed part of<br />

the new public services as it can be observed when<br />

looking at school boards or support associations for<br />

public services such as theatres or libraries. Besides<br />

volunteering inside professional human services one<br />

can find it as well outside the established institutions<br />

of service providers taking the form of associations<br />

that offer complementary forms of care on a<br />

voluntary basis or such offers in sports and leisure.<br />

The increase of human and more specifically many<br />

social, health and educational services has chan-


ged the maps that indicate where professional and<br />

where lay activities and along with them voluntary<br />

work is prevailing.<br />

So, once again as in work no clear picture follows<br />

from all these changes. We may find today less volunteers<br />

in the health sector than in former times<br />

but probably more than ever in the vast landscape of<br />

services that aim for a better integration of migrants<br />

and other groups. All this however has not only an<br />

impact on the size of volunteering but as well on the<br />

status of volunteers and their contributions.<br />

So far I have tried to show how much the world of labour<br />

and the worlds of human services have changed<br />

their faces, our daily living and as well the conditions<br />

for volunteering. I have underlined that first of all there<br />

are no unidirectional and mechanic links between<br />

such changes and the readiness and possibilities for<br />

volunteering and that secondly they are very ambivalent.<br />

Let me therefore in the next steps describe<br />

separately where I see the potential and chances for<br />

volunteering and afterwards some points that represent<br />

in my opinion clearly threats and risks.<br />

4. chances and threads – the aMbiValence<br />

in the changing realities Of wOrk and<br />

VOlunteering<br />

windows of opportunity<br />

Let me begin by looking at chances that open up especially<br />

for young people by the shifts in labour markets.<br />

Even if one has in mind all the negative sides<br />

such as the high unemployment rates of young people<br />

I would argue still that the fact of more open and<br />

broader areas of transition from school and studying<br />

to working life can be seen as well under the aspect<br />

of chances. Because this difficult process which is<br />

said that it takes e.g. in Germany up to five years,<br />

may give room for various kind of search for orientation<br />

and for broadening capacities beyond academic<br />

knowledge a room that is not already preregulated.<br />

There is a relatively young format for voluntary activities<br />

of young people that is of special interest here.<br />

People get offers for a one year voluntary commitment<br />

in social, ecological and cultural service areas<br />

at home and abroad. In Germany e. g. this concept<br />

has won evermore impact and many of the formalized<br />

offers from federal states meet many more interested<br />

people than places for such one year civil<br />

service have been made available.<br />

evers: changes in work and human services and their impact on volunteering<br />

Another chance is represented by the changing image<br />

of old age and retirement in our societies. Active<br />

ageing can be filled by different concepts of activity.<br />

Formats like “seniorconsult” offer possibilities to<br />

use one´s professional knowledge after retirement<br />

for all kind of non-profit organisations. Borderlines<br />

between paid professional work and voluntary engagement<br />

give way to arrangements that allow to go<br />

on with ones´ work and skills but which are far less<br />

about rewards by cash but by giving free room to decide<br />

oneself and to negotiate the intensity, rhythm<br />

and profile of such forms of prolonged participation.<br />

A similar observation can be made with respect to<br />

many of the apprenticeships of young people, where<br />

elements that are career related and enforced by the<br />

respective employers mix with other elements that<br />

mirror the quest for doing something that is seen as<br />

useful both with respect to own creative ambitions<br />

and needs of the larger community.<br />

Due to the educational system of the welfare states<br />

most people have had the chance to get a decent<br />

level of not only skills but as well competences and<br />

so they can be more demanding both with respect<br />

to their own creative ambitions and with respect to<br />

issues of quality and utility of what they are doing.<br />

The quest for “good work” becomes a topic both in<br />

working life and with respect to choosing a type of<br />

voluntary engagement that fits. Trade Unions and<br />

employers make “good work” a topic to strive for or<br />

to be used in job advertisements.<br />

Summing up this short review of opportunities one<br />

can say that changes in labour markets are first of all<br />

offering by more flexible points of entry and leave<br />

and more flexibility in the course of labour life new<br />

chances to follow ambitions in the field of voluntary<br />

activities. Secondly changing concepts of learning as<br />

well as of old age upgrade hybrid kinds of activities<br />

that do not fit neither with old forms of paid work<br />

nor with traditional volunteering. Finally, the search<br />

for an activity that makes sense and gives fulfilment<br />

gets more meaningful as well in the worksphere, is<br />

taken up by campaigns of labour unions for good<br />

work and likewise by the way employers advertise<br />

the jobs they are offering.<br />

Let us turn now to the second field I have taken up<br />

before – personal social services. The biggest areas<br />

are health, education, child and elderly care, labour<br />

market services and finally a variety of fields that deal<br />

with issues of group specific concerns and exclusion.<br />

31


evers: changes in work and human services and their impact on volunteering<br />

Let us look first on mainstream services, like schools,<br />

kindergardens or the various care services offered to<br />

frail elderly people. Within the respective communities<br />

of experts in these fields it has become quite obvious<br />

that when striving for better quality and efficiency,<br />

much depends from the degree such institutions and<br />

their service patterns are able to stimulate coproduction<br />

and coresponsibilities on the side of their addressees.<br />

When the willingness to activate them meets<br />

with their desires for participation a critical mass for<br />

changing cultures of services builds up. Beside the traditional<br />

service culture of schools ,home care services<br />

concepts of labour market services one can find today<br />

various concepts of services that include the coproduction<br />

and cooperation of volunteers and voluntary<br />

based associations – on meetings of the school community<br />

where parents are volunteering together as<br />

well as in homes for the elderly that include offers on<br />

a voluntary base such as mobility services and reading<br />

books. Such a perspective that makes voluntary action<br />

part of coping strategies has obviously found even<br />

more grounds when it comes to services and networks<br />

that deal with groups at risk. There is a broad field for<br />

mixing and sharing and for a new type of professionalism<br />

that knows how to activate and integrate the potentials<br />

of voluntary cooperation into arrangements of<br />

everydaylife in a service society.<br />

Summing up one can observe patterns of a new service<br />

culture that is participative and empowering not only<br />

with respect to the individual users but as well when it<br />

comes to the role of groups, communities and citizens.<br />

Activating voluntary elements becomes herein a sign<br />

of a new professionalism rather than a relict of older<br />

times where volunteering was mainly about gap filling<br />

in areas neglected by the welfare state.<br />

threads to be faced<br />

We have already touched upon the modern world<br />

of work. Risks and dangers get into sight here, to<br />

the degree the present forms of dissolution of the<br />

old boundaries that defined, separated and in some<br />

way as well restricted the world of work from other<br />

spheres of life go along with processes that may be<br />

called “desecurization”. By desecurization I mean<br />

those processes where work can not anymore get civilized<br />

to some degree as this has been experienced<br />

by the former attempts of welfare state to regulate<br />

it, creating thereby a background of material and<br />

symbolic securities.<br />

There are many forms of such a desecurization; let<br />

32<br />

me give you just some examples: constant threads<br />

of getting unemployed and to fall out of the security<br />

networks combined with work, kinds of flexibilizing<br />

work that are onesided insofar they mirror the need<br />

to be constantly at the disposal of the employer<br />

instead of an increasing possibility to choose working<br />

hours according to one´s own private and social<br />

needs; furthermore rising insecurities as they result<br />

from short term labour contracts and from challenges<br />

for constant mobility. But what about chances to<br />

meet together when working time patterns multiply<br />

and may change from day to day?,<br />

These diverse items have in common that they reduce<br />

those background securities much of the traditional<br />

volunteering of the better off classes could<br />

build on - an own income and property for some<br />

and a socially secured job for others. And it may be<br />

one reason why - as many studies show - social and<br />

political participation and the respective voluntary<br />

engagement is significantly higher among the better<br />

off and more secured with more autonomy.<br />

However the fact that so much depends on the job is<br />

not only felt by those who miss it but as well by those<br />

who want to keep it and turn it into a career. There<br />

are plenty of studies showing that people tend to see<br />

everything under the aspect of their career –volunteering<br />

as well. Careercentred concepts of a work life<br />

balance may however not only restrict the readiness<br />

to volunteer but change as well the motivations for<br />

doing so. How to judge much of those commitments<br />

documented in diplomas, people attach nowadays in<br />

their job applications? Instrumentalizing volunteering<br />

for job concerns might add up to the danger that in<br />

our societies, as Wuthnow has remarked, volunteering<br />

is anyway increasingly debated under the aspect<br />

of one s own concerns and interest. With respect to<br />

this some of the models of volunteering that have<br />

been developed by firms alongside with getting a high<br />

profile on corporate social responsibility are highly<br />

questionable. No doubt that being at some weekends<br />

under a bridge with homeless people is an event that<br />

gives managers of a firm to think about their life; but<br />

to what degree is this helpful as well for the homeless<br />

they have met and talked to? But let us take another<br />

example: volunteer schemes get as well recommended<br />

for the long term unemployed. This may be helpful<br />

for both sides the volunteers and the ones´ they<br />

address. It shows however as well another aspect of<br />

the ways the worlds of labour and the worlds of volunteer<br />

engagement are intermeshed these days.


Summing up, my argument is that the present<br />

changes in the world of work may reinforce the divide<br />

in volunteering between those who are in upper<br />

and those who are in lower positions, that they may<br />

reduce the time and opportunities for volunteering<br />

and may change the motives for volunteering.<br />

Turning now to personal social services, a clear cut<br />

threat results from the fact that the last decades<br />

have been time of partial reprivatization of services,<br />

mostly by arrangements, where public authorities<br />

care for regulation and financing of services run by<br />

private business. There is no tradition to volunteer<br />

in private for profit institutions, e.g. a hospital owned<br />

by a firm. A commercialised culture of human<br />

services is probably narrowing the field of voluntary<br />

contributions backed by public support. Secondly<br />

there have throughout our countries reforms in<br />

terms of a “new public management” where issues<br />

such as how to activate volunteers and how to create<br />

more community involvement are largely alien<br />

since such management reforms do in many aspects<br />

shift the service patterns nearer to a consumerist<br />

model that is promising full service approaches,<br />

pretending that they can minimize what customers<br />

have to do themselves.<br />

To the degree these two tendencies, reprivatization<br />

and new public management, have modernised service<br />

areas, competing with what I have described<br />

before as a tendency towards more participative<br />

service patterns, there is little to be found that might<br />

signalize to the users and stakeholders that their voluntary<br />

commitment is needed and welcome. Contrasting<br />

developments to such consumerist and managerial<br />

trends can however be found as well; under<br />

the aspect of chances for volunteering I have referred<br />

to them before as they show up e. g. in areas like<br />

cultural services and urban revitalization<br />

Summing up I have argued that the threads to volunteering<br />

result from the fact that in increasingly<br />

privatized service sectors a culture of voluntary<br />

contributions is difficult to implant. Professionalized<br />

services, even though they promise to take<br />

over fully, in fact create complementary tasks<br />

which are left to private and family responsibility<br />

instead of being taken up by community and volunteer<br />

based initiatives. A managerial and consumerist<br />

culture of human services is rivalling with<br />

the more participative and cooperative service cultures<br />

we referred to earlier on.<br />

evers: changes in work and human services and their impact on volunteering<br />

5. cOnclusiOns: taking chances and reducing<br />

risks. On pOlicies that are friendly<br />

tO a culture Of VOlunteering and ciVic<br />

EngagEmEnt<br />

Obviously both scenarios, that of a flourishing civil society,<br />

where voluntary and civic engagement form an<br />

unquestionable part of the rich portfolio of activities<br />

of each and every citizen and the other dark scenario<br />

of a functionalist society where everything is left<br />

to specialists and where volunteering is restricted to<br />

support those who fall out are onesided and underexposed.<br />

What people experience today and what<br />

they try to live and strive for are coping strategies that<br />

entail compromises between what one aims for and<br />

what one has to take into account because it is a fact<br />

of life. Those who engage these days in voluntary activities<br />

look - individually or jointly with others - how to<br />

make best use of the new flexibilities of labour markets<br />

and the personal services that are in offer.<br />

I will end up with six suggestions concerning where<br />

to put our emphazis when dealing with volunteering<br />

- likewise as a politician, a part of the academic community<br />

and as a fellow citizen.<br />

1. Do not look for ways back when considering the<br />

changing relationships of work and volunteering.<br />

The classical notion with the secured job and family<br />

situation here allowing for volunteering and civic engagement<br />

there seems for me to be waning.<br />

2. One should acknowledge not in terms of deviance<br />

but as part of normality, that for most people today it<br />

is both unavoidable and legitimate to ask what an engagement<br />

would mean under such aspects as safeguarding<br />

ones´ job and career. This does not mean to escape<br />

of but to go with a different attitude into debates<br />

on the ethics of volunteering and civic engagement.<br />

3. Special emphasis should be on those forms of volunteering<br />

that are intertwined with strategies for<br />

coping with unemployment and exclusion. Today<br />

one can find various interesting versions of such<br />

forms of volunteering. There are those ones´ where<br />

volunteering is used as a legitimate label for offering<br />

activities that help to stay in contact with working<br />

life. Perhaps even more interesting are those activities<br />

where volunteering takes the form of joint<br />

creative action of excluded people in various cultural<br />

fields – e.g. developing a theatre game and presenting<br />

it to a wider public.<br />

33


evers: changes in work and human services and their impact on volunteering<br />

4. It becomes increasingly clear that the future range<br />

of tasks in society will not be covered by professional<br />

and paid activities alone and that the shadow<br />

work of self servicing individuals and of families<br />

caring for all the rest should not be their main and<br />

foremost complement. Therefore it is recommended<br />

to develop service designs that entail a place for<br />

voluntary work and participation, a kind of service<br />

culture where voluntary contributions are a normal<br />

part of service schemes.<br />

5. In such frameworks new forms of volunteering<br />

develop that are situated somehow in between of<br />

a kind of volunteering that is not at all materially<br />

rewarded and activities where some material acknowledgement<br />

is part of a contract of give and take.<br />

Such new forms of „paid volunteering“ can be observed<br />

across European countries and they deserve<br />

more attention. In order to avoid them gliding simply<br />

towards kind of badly paid jobs it is important to<br />

study what might make up a difference to be kept.<br />

6. This finally leads to the most basic concern, towards<br />

something that might be unrealistic in todays´<br />

pluralistic societies. Is it possible to construct a future<br />

oriented equivalent to what once figured as the<br />

widely acknowledged emblematic figure of the good<br />

citizen? Possibly the model of a one year service for<br />

society, somewhere along the life course could today<br />

figure as an equivalent to the former “good citizen”.<br />

The guiding idea would be to act at least once in life<br />

in service to others in society, giving something back<br />

for what one has received. The simple framework –<br />

everyone gives some time under similar conditions<br />

once in his life - could encompass all kind of concrete<br />

activities. Here in fact one size might fit all.<br />

34


Conny Reuter, SOLIDAR und das Europäische Jahr des bürgerschaftlichen Engagements 2011<br />

ehrenaMt und beschäftigung<br />

VisiOnen für eine eurOpäische freiwilligenpOlitik<br />

Ich freue mich sehr, hier die Möglichkeit zu haben, zu<br />

dem Thema zu sprechen als Vertreter einer europäischen<br />

Organisation der Zivilgesellschaft – SOLIDAR,<br />

einem Netzwerk aus 56 Mitgliedsorganisationen in<br />

25 Ländern, die sich in Europa und weltweit für soziale<br />

Gerechtigkeit einsetzen. SOLIDAR arbeitet in drei<br />

Bereichen: Sozialpolitik, Internationale Zusammenarbeit<br />

und Lebenslanges Lernen.<br />

SOLIDAR und seine Mitgliedsorganisationen haben<br />

sich in diesem Europäischen Jahr besonders engagiert<br />

als Teil der Europäischen Allianz des Europäischen<br />

Jahrs, einer informellen Arbeitsplattform, die<br />

sich für die Anerkennung des ehrenamtlichen und<br />

bürgerschaftlichen Engagements und seiner Organisationen<br />

auf europäischer Ebene einsetzt.<br />

Ich selbst war im Alter von 16 Jahren zum ersten Mal<br />

in einer ehrenamtlichen Funktion: als Jugendvertreter<br />

im Vorstand meines Sportvereins MTV 1860 Altena/<br />

Westfalen. Dieses Engagement hat sich wie ein roter<br />

Faden durch mein Leben gezogen und war sicherlich<br />

auch ein Grund, warum ich heute (hauptamtlicher)<br />

Geschäftsführer von SOLIDAR und (ehrenamtlicher)<br />

Präsident der europäischen Sozialplattform bin.<br />

Bei der Vorbereitung auf diese Konferenz, die sich mit<br />

freiwilliger und bezahlter Arbeit sowie Arbeitsmarktpolitik<br />

auseinandersetzt, habe ich nicht nur an den ehemaligen<br />

Helden der Sowjetunion, Herrn Stachanow (sie<br />

erinnern sich?), gedacht, sondern an eine Diskussion<br />

im Rahmen der FIFA WM 2006. Ich war damals beim<br />

Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) tätig und<br />

das DFJW legte im Umfeld der FIFA WM ein deutschfranzösisches<br />

Freiwilligenprogramm auf, das u.a. vom<br />

DFB-Präsidenten Theo Zwanziger ausdrücklich begrüßt<br />

wurde. Meine Begeisterung hielt sich damals in Grenzen,<br />

schließlich „arbeiteten” 15.000 Menschen als Freiwillige<br />

im Umfeld dieses Megaevents. Ca. 85.000 Menschen<br />

arbeiteten insgesamt im Rahmen und Umfeld des<br />

Turniers. Dies bedeutet, dass 20% unentgeltlich und<br />

freiwillig arbeiteten. 3,5 Millionen Freunde besuchten<br />

die FIFA WM und das Einkommen der Veranstaltung<br />

stand immerhin mit 0,3 des BIP der Bundesrepublik zu<br />

Buche. Gewinner war nicht nur Italien, sondern die FIFA,<br />

die eben nicht eine philantropische Fußballfamilie ist,<br />

sondern ein Wirtschaftsunternehmen, das sich bei dem<br />

damaligen Finanzminister Oskar Lafontaine die Steuerfreiheit<br />

ihres Events hatte absichern lassen. Ist solch ein<br />

Event nun ein geeigneter Anlass, junge und ältere Menschen<br />

als Freiwillige einzusetzen, die umsonst einen Beitrag<br />

zu einem milliardenschweren Umsatz und privaten<br />

Gewinnen leisten?<br />

der eigenwert des ehrenaMtlichen, freiwilligen<br />

und bürgerschaftlichen engageMents<br />

Ich hoffe Sie halten meine Einleitung nun nicht für<br />

eine Provokation, aber es ist auch keine rhetorische<br />

Übung! Schließlich geht es auf europäischer Ebene<br />

nicht nur um Eurorettung, sondern um Werte, ihre<br />

praktische Umsetzung, um sozialen Zusammenhalt<br />

der Gemeinschaft, für die sich Individuen engagieren.<br />

Bürgerschaftiches Enagagement beruht auf gelebter<br />

Solidarität, die in den europäischen Verträgen verankert<br />

und die ein entscheidender Baustein für die europäische<br />

Integration ist.<br />

Laut einer Eurobarometerstudie von 2006 geben<br />

79% der EU-Bürger an, dass „anderen zu helfen oder<br />

Ehrenamt” einen wesentlichen Aspekt ihres Lebens<br />

darstellt und 34% gaben an, „engagiert oder ehrenamtlich<br />

tätig zu sein”. Bürgerschaftliches Engagement<br />

kann einen Rahmen bieten, neue Antworten auf sich<br />

verändernde soziale Herausforderungen zu finden.<br />

Wir wissen, dass der demografische Wandel nicht<br />

nur Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt hat, sondern<br />

dass eine alternde Bevölkerung zu größerem Bedarf<br />

an Fachkräften und Freiwilligen im Pflegebereich in<br />

ganz Europa führen wird. Insbesondere die Betreuung<br />

von Pflegefällen wie Demenzkranken wird nicht<br />

nur durch hauptberufliche Kräfte zu sichern sein.<br />

Ehrenamtler und Freiwillige haben eine oft unterschätzte<br />

Kompetenz: Sie haben aufgrund ihrer Erfahrung<br />

ein Gefühl für soziale Realitäten und Probleme.<br />

Und vielleicht darf ich an dieser Stelle daran erinnern,<br />

dass die Sozialorganisationen zu Beginn des letzten<br />

35


euter: ehrenamt und beschäftigung<br />

Jahrhunderts nicht geschaffen wurden, weil der europäische<br />

Binnenmarkt für Dienstleistungen vollendet<br />

werden musste. Der Gründerin der AWO, Maria<br />

Juchacz, war bewusst, dass Armut, Elend und soziale<br />

Ungerechtigkeit nur durch das Zusammenspiel von<br />

Freiwilligen und Hauptamtlichen bekämpft werden<br />

konnten, weshalb sie 1919 zur Gründung der Arbeiterwohlfahrt<br />

aufrief. Bis heute bleiben Ehrenamtler<br />

und Freiwillige das Rückgrat der Wohlfahrts- und Sozialverbände,<br />

wenngleich sich diese marktorientiert<br />

auf Konkurrenz einstellen müssen.<br />

freiwillige als nicht bezahlte<br />

mitarbEitErinnEn und mitarbEitEr<br />

Als Folge der gegenwärtigen Krise und der Austeritätspolitik<br />

werben Regierungen vermehrt für das<br />

freiwillige Engagement, so wie die britische Regierung<br />

mit ihrem BIG SOCIETY Konzept. Träger, Vereine<br />

und Verbände sehen notgedrungen in Freiwilligen<br />

ein Potential, den Graben zwischen wachsendem<br />

Bedarf und zu geringen Kapazitäten auszugleichen.<br />

Für die Verbände stellt sich oft notgedrungen die<br />

Frage, welche Arbeit kann von Freiwilligen und Ehrenamtlern<br />

übernommen werden? Auch solche, die<br />

nicht entlohnt werden kann, aber die eigentlich eine<br />

professionelle Dienstleistung erfordert?<br />

Wie bereits angesprochen führen die neuen sozialen<br />

Herausforderungen, insbesondere der demografische<br />

Wandel und die Umkehrung der<br />

Alterspyramide, zu einem höheren Bedarf an Sozialdienstleistungen<br />

der Daseinsvorsorge in den<br />

Bereichen Bildung, Gesundheit und Pflege. Dieser<br />

Bedarf wird nicht nur durch freiwilliges Engagement<br />

gedeckt werden können, aber ohne bürgerschaftliches<br />

Engagement werden Aufgaben wie die<br />

Betreuung von Pflegefällen, Behinderten, Migrantinnen<br />

und Migranten, Obdachlosen oder anderen<br />

Benachteiligten nicht zu gewährleisten sein.<br />

Wie weit kann oder soll der Einsatz gehen? Einsatz<br />

ja, auf freiwilliger Basis, aber kein Ersatz für reguläre<br />

Arbeitsplätze. Bürgerschaftliches Engagement<br />

ist und soll keine Arbeit sein oder Erwerbsarbeit ersetzen!<br />

Ziel muss aus unserer Sicht gute Arbeit auch<br />

und gerade im Pflegebereich bleiben.<br />

Der Einsatz von Freiwilligen sollte die professionelle<br />

Arbeit und die dort Tätigen unterstützen und nicht<br />

reguläre Arbeitsverhältnisse unterlaufen und vielleicht<br />

sogar ersetzen.<br />

36<br />

für eine pOsitiVe beziehung zwischen<br />

freiwilligkeit und guter arbeit<br />

Mit dem vorher Ausgeführtem stellt sich die Frage<br />

nach einer positiven Interaktion zwischen Ehrenamt<br />

und Erwerbstätigkeit mit Hinblick auf aktive Arbeitsmarktpolitik,<br />

die ein Standbein der europäischen<br />

Strategie zur sozialen Inklusion darstellt. Auch für<br />

das bürgerschaftliche Engagement gilt es die Kompetenzen<br />

und Qualifikationen zu identifizieren und<br />

anzuerkennen.<br />

Natürlich steht im Vordergrund die Entwicklung des<br />

persönlichen Potentials, die Erhöhung der Selbstwertschätzung,<br />

der Aufbau von persönlichen Netzwerken<br />

und letztendlich um soziales Kapital. Bürgerschaftliches<br />

Engagement erhöht und erweitert die<br />

Kompetenzen, die außerhalb der formalen und/oder<br />

beruflichen Bildung erworben werden.<br />

Deshalb setzt sich SOLIDAR bei der Debatte um das<br />

Flaggschiff der Europa 2020-Strategie, New Skills for<br />

New Jobs, für die Anerkennung der sog. Soft oder sozialen<br />

Skills ein, am besten im Europass bzw. durch<br />

einen European Skills Passeport. Die Anerkennung<br />

des bürgerschaftlichen Engagements als informelles<br />

und nicht-formelles Lernen muss Bestandteil der<br />

Kommissionskommunikation zu „EU-Politik und Ehrenamt”<br />

werden, die dem Rat vorlegt werden wird.<br />

Unser Anliegen zielt auf die Anerkennung des bürgerschaftlichen<br />

Engagements als Lernumfeld, das<br />

die formelle Bildung erweitert und ergänzt.<br />

Entwicklung und Anerkennung von Kompetenzen<br />

ist nicht nur für die engagierten Personen von Bedeutung,<br />

sondern auch für die Organisationen und<br />

Trägerverbände. Neue Zielgruppen können angesprochen<br />

werden und die Anerkennung der Qualifikationen<br />

und Kompetenzen im Rahmen eines<br />

professionellen Managements erhöhen sicherlich<br />

die Attraktivität. Die Träger sind hier in der Verantwortung,<br />

sog. Karrierepläne auch für Freiwillige zu<br />

entwickeln. Zu den Methoden zählt auch internes<br />

und externes Assessment. Selbstreflektion ist ein<br />

Ansatz, aber externes Assessment bietet die Chance<br />

zu objektiverer Bewertung als Voraussetzung für<br />

Anerkennung von erworbenen Kompetenzen und<br />

Qualifikationen.<br />

Wie ausgeführt setzt sich SOLIDAR für die Anerkennung<br />

der sog. Soft Skills, wie interkulturelle und kommunikative<br />

Kompetenzen, ein, die aber nur Sinn machen,


wenn sich Träger und Verbände auf nationaler und<br />

europäischer Ebene über Schlüsselkompetenzen, wie<br />

Projektmanagement und -organisation, einigen, deren<br />

Anerkennung auf dem Arbeitsmarkt relevant ist.<br />

QualifikatiOnen und kOMpetenzen =<br />

eMplOyability?<br />

Bekanntermaßen finden alle paar Jahre ein paar<br />

neue Buzz-Wörter Eingang in unseren Sprachgebrauch,<br />

wie beispielsweise employability oder<br />

flexicurity. Erhöht bzw. verbessern Kompetenzen<br />

und Qualifikationen, die durch ehrenamtliches und<br />

freiwilliges Engagement erworben wurden, die Vermittlungsfähigkeit<br />

auf oder den Einstieg in den Arbeitsmarkt?<br />

Sollen wir Engagement überhaupt unter<br />

diesem Blickwinkel betrachten?<br />

Eigentlich sollten Formen des Engagement heute<br />

immer eine relevantes zusätzliches Argument für die<br />

Beschäftigung sein, aber die Hauptvoraussetzung<br />

bleiben Qualifikationen und Kompetenzen durch<br />

schulische, universitäre und berufliche Bildung,<br />

durch Berufserfahrung und Weiterbildung, die m. E.<br />

durch bürgerschaftliches Engagement nicht ersetzt,<br />

aber ergänzt werden können.<br />

In der Debatte auf europäischer Ebene fließen Vorschläge<br />

ein, die Zusammenarbeit zwischen Arbeitsagenturen<br />

und Freiwilligenverbänden zu verbessern.<br />

Ich sehe darin zumindest eine Ambivalenz und<br />

die Gefahr von Verwechselung von Zuständigkeiten<br />

und Aufgabenstellungen. Die Aufgabe von Arbeitsagenturen<br />

ist die Vermittlung von Arbeitskräften<br />

in gute Arbeit. Die Aufgabe von Freiwilligenverbänden<br />

ist es, bei der Vermittlung und Betreuung von<br />

bürgerschaftlichem Engagement zu helfen, das keine<br />

Alternative zu einem Beschäftigungsverhältnis<br />

darstellen darf.<br />

Auch wird debattiert, wie und ob das Engagement bemessen<br />

werden kann, bzw. wie viel es Wert ist. Dabei<br />

geht es nicht um die ideellen Werte, sondern um die<br />

monetäre Seite und auch dies bleibt ambivalent.<br />

bürgerschaftliches engageMent und<br />

sOziale inklusiOn<br />

Natürlich spielt Engagement eine wesentliche Rolle<br />

bei der Förderung von Integration und dem Kampf<br />

gegen soziale Ausgrenzung, einerseits durch das Engagement<br />

für Ausgegrenzte oder von sozialer Aus-<br />

reuter: ehrenamt und beschäftigung<br />

grenzung Bedrohte, und das sind laut EU immerhin<br />

120 Millionen Menschen in der Europäischen Union.<br />

Anderseits kann solches Engagement Menschen, die<br />

am Rande der Gesellschaft leben, Selbstwertschätzung<br />

und das Gefühl, etwas Sinnvolles für die Gesellschaft<br />

zu leisten, vermitteln.<br />

Bei entsprechender Betreuung ist bürgerschaftliches<br />

Engagement ein Weg, diesen Mitbürgerinnen<br />

und Mitbürgern den Weg zurück in die Gesellschaft<br />

zu öffnen.<br />

zusaMMenfassung<br />

Abschließend möchte ich folgendes festhalten:<br />

• Bürgerschaftliches Engagement spielt eine zentrale<br />

Rolle in unserer Gesellschaft und repräsentiert<br />

die europäischen Werte.<br />

• Bürgerschaftliches Engagement muss sich deutlich<br />

von Lohn- und Erwerbsarbeit unterscheiden<br />

und darf nicht bestehende Arbeits- und Beschäftigungsverhältnisse<br />

unterminieren. Dies wurde<br />

auch vom Rat der Arbeits- und Sozialminister (EP-<br />

SCO) diesen Monat in Luxemburg festgehalten.<br />

• Bürgerschaftliches Engagement verbessert<br />

persönliche Qualifikationen und Kompetenzen,<br />

stellt soziales und arbeitsmarktrelevantes<br />

Kapital dar.<br />

• Die Anerkennung von nicht-formellen und informellen<br />

Lernen durch ehrenamtliches und<br />

freiwilliges Engagement sollte ein europäisches<br />

und nationales Anliegen werden, und die Akteure<br />

der Zivilgesellschaft sollten in die Konzipierung<br />

und Gestaltung von politischen Prozessen<br />

mit eingebunden werden.<br />

37


Conny Reuter, SOLIDAR und das Europäische Jahr des bürgerschaftlichen Engagements 2011<br />

VOlunteering and eMplOyMent<br />

VisiOns fOr a eurOpean VOlunteering pOlicy<br />

sOlidar and the eurOpean year Of VOluntEEring<br />

2011<br />

As a representative of a European civic society organisation,<br />

I am delighted to have the opportunity to speak<br />

here on this subject. I work for SOLIDAR, a network of<br />

56 member organisations in 25 countries committed<br />

to achieving social justice both in Europe and worldwide.<br />

SOLIDAR is active in three areas: social policy, international<br />

co-operation and lifelong learning.<br />

As part of the European Year’s European Alliance, an<br />

informal working platform which promotes the recognition<br />

of volunteering and civic engagement and supports<br />

the respective organisations at a European level,<br />

SOLIDAR and its member organisations have been particularly<br />

involved in the current European Year.<br />

At the age of 16, I myself became actively involved in<br />

volunteering for the first time: as the youth representative<br />

on the board of my local sports club, the MTV<br />

1860 Altena/Westfalen. This commitment to volunteering<br />

has continued as a leitmotif throughout my<br />

life, and it is probably also one of the reasons why I<br />

am SOLIDAR‘s managing director today (in a paid capacity),<br />

as well as the president of the European Social<br />

Platform (in a voluntary capacity).<br />

Preparing for this conference on volunteering, gainful<br />

employment and labour market policy not only reminded<br />

me of a past Soviet Hero of Socialist Labour,<br />

Mr Stakhanov (you may recall him?), but also of the<br />

debate concerning the FIFA World Cup 2006. At the<br />

time, I was working for the Franco-German Youth<br />

Office (FAYO), which launched a Franco-German volunteering<br />

programme for the FIFA World Cup. The<br />

idea was received with enthusiasm by, amongst<br />

others, Theo Zwanziger, the president of the German<br />

Football Association. Back then, my enthusiasm was<br />

limited. After all, around 15,000 people were busy<br />

‚working‘ in a volunteer capacity at this mega-event.<br />

Overall, approximately 85,000 people were working<br />

at the tournament in one way or another, i.e. 20% of<br />

these were volunteers working without payment for<br />

38<br />

their contribution. 3.5 million fans attended the FIFA<br />

World Cup, and the income generated by the event<br />

equalled a not inconsiderable 0.3 percent of the GDP<br />

of the Federal Republic of Germany. Italy wasn‘t the<br />

only winner – there was also the FIFA, which is definitely<br />

not a philanthropic family of dedicated football<br />

fans, but a commercial enterprise that had secured<br />

the tax exemption of this event with the help of the<br />

then German Minister of Finance Oskar Lafontaine.<br />

I ask you, then, is such an event a suitable occasion<br />

for relying on the services of both young and older<br />

volunteers who are making an unpaid contribution to<br />

a multibillion turnover and private gain?<br />

the intrinsic Value Of unpaid, VOluntary<br />

and ciVic engageMent<br />

I hope you do not think my introduction provocative,<br />

however, it is also not just an exercise in rhetoric! At<br />

the end of the day, the issue at stake at a European<br />

level is not just the euro, but also our values, putting<br />

them into practice, the community‘s social cohesion.<br />

That is the reason individuals volunteer. Civic engagement<br />

is based on realising the solidarity that is the<br />

root of the European treaties, as it is an integral pillar<br />

of European integration.<br />

In a 2006 Eurobarometer survey, 79% of EU citizens<br />

stated that helping others or voluntary work is a major<br />

aspect in their lives, and 34% said that they were actively<br />

involved in civic engagement or voluntary work.<br />

Civic engagement can represent a framework for finding<br />

new answers to changing social challenges. We<br />

know that demographic change not only affects the<br />

labour market, but also that an ageing population will<br />

lead to an increased demand for qualified professionals<br />

and volunteers in the care sector across Europe.<br />

Particularly caring for those who are unable to care<br />

for themselves, such as dementia sufferers, will not be<br />

manageable with the aid of paid professionals only.<br />

Volunteers possess a frequently underrated skill: due<br />

to their experience, they are particularly sensitive to<br />

social realities and problems. Please allow me to re-


mind you at this point that at the beginning of the<br />

last century, social organisations were not established<br />

because the internal European internal service<br />

provision sector needed to be perfected. Maria Juchacz,<br />

founder of the AWO, the German Workers‘<br />

Welfare Association, knew that poverty, hardship<br />

and social injustice could only be fought by combining<br />

the forces of voluntary workers and paid employees,<br />

which is why she called for the establishment<br />

of the Workers‘ Welfare Association in 1919.<br />

Volunteers have remained the backbone of charities<br />

and welfare organisations to this day, despite the<br />

fact that these have been forced to adapt to the<br />

market conditions and a competitive .<br />

VOluntary wOrkers as nOn-paid staff<br />

In consequence of the present crisis and austerity<br />

drive, governments are increasingly appealing for<br />

voluntary engagement, as the British government is<br />

doing with its BIG SOCIETY concept. Funding agencies,<br />

associations and societies must consider the potential<br />

of volunteers to fill the gap between growing<br />

needs and too few capacities. The organisations are<br />

often forced to decide which work can be carried out<br />

by volunteers. Can they be used to perform what are<br />

really professional services, even though these positions<br />

cannot be paid?<br />

As already mentioned, new social challenges such<br />

as, in particular, the demographic change and the<br />

reversal of the age pyramid, are leading to an increased<br />

need for social and public services in the areas of<br />

education, health and care. It will not be possible to<br />

adequately address this need with the aid of volunteers<br />

only; however, without this civic engagement,<br />

the care of anyone unable to care for themselves<br />

due to illness, and the care of the disabled, immigrants,<br />

the homeless or other disadvantaged people<br />

cannot be ‚guaranteed‘.<br />

To what extent can or should we rely on volunteers?<br />

Use volunteers by all means, yes, but on a strictly voluntary<br />

basis, they must never take on the duties of<br />

regular, paid staff. Civic engagement cannot replace<br />

work, or paid work, and it is not intended to do so!<br />

From our point of view, the objective must also and<br />

in particular be doing a good job in the care sector.<br />

Volunteering should complement professional work<br />

and support those working in this sector professionally,<br />

rather than endangering regular employment<br />

contracts or even replacing them.<br />

reuter: Volunteering and employment<br />

fOr a pOsitiVe relatiOnship between<br />

VOlunteering and prOfessiOnal wOrk<br />

The above mentioned aspects lead us to the issue<br />

of positive interaction between volunteering and<br />

gainful employment in light of the current labour<br />

market policy, which is one of the cornerstones of<br />

the European social inclusion strategy. Volunteering<br />

skills and qualifications must also be identified and<br />

recognised.<br />

Of course, the focus is on volunteers developing<br />

their personal potential, increasing their self-esteem,<br />

building up personal networks and, ultimately,<br />

on social capital. Civic engagement increases and<br />

extends the skills acquired outside of formal and/or<br />

vocational or professional education.<br />

That is why SOLIDAR is calling for the recognition of<br />

so-called soft or social skills, preferably in the form<br />

of a Europass or a European Skills Passport, in the<br />

course of the debate on the Europe 2020 flagship<br />

strategy ‚New Skills for New Jobs‘. The recognition<br />

of voluntary work as an informal as well as an official<br />

form of education must become an integral part of<br />

the Commission Communication on ‚EU Policies and<br />

Volunteering‘ to be presented to the Council. Our<br />

concern is the recognition of volunteering as a learning<br />

environment that complements and builds on<br />

formal education.<br />

The development of skills and the recognition of these<br />

capabilities is not only important for volunteers,<br />

but also for organisations and funding agencies. It<br />

allows new target groups to be addressed, and the<br />

professionally managed recognition of qualifications<br />

and skills doubtlessly make volunteering more<br />

appealing. It is up to the funding agencies to develop<br />

so-called career plans for volunteers as well.<br />

Methods include internal and external assessment.<br />

Self-reflection is one approach, but external assessment<br />

offers the chance of a more objective appraisal<br />

as a premise for the recognition of acquired skills<br />

and qualifications.<br />

As I stated earlier, SOLIDAR calls for the recognition of<br />

the so-called soft skills, such as intercultural and communication<br />

skills; however, this is only worthwhile if<br />

funding agencies and associations agree at a national<br />

and international level on key competencies, such as<br />

project management and organisation, the recognition<br />

of which is also relevant on the job market.<br />

39


euter: Volunteering and employment<br />

QualificatiOns and skills = eMplOyability?<br />

It is a known fact that every couple of years, a few<br />

new buzzwords find their way into our vocabulary.<br />

Prime examples are ‚employability‘ or ‚flexicurity‘.<br />

Do skills and qualifications acquired through voluntary<br />

work increase or improve the volunteers‘<br />

‚employability‘, or their entry into the job market?<br />

Should we even consider looking at volunteering<br />

from this perspective?<br />

In actual fact, any form of voluntary work should always<br />

be a relevant additional argument for employing<br />

someone these days; however, the skills and qualifications<br />

acquired at school or university, or through<br />

vocational qualifications or professional experience<br />

and further education must remain the main criteria.<br />

In my opinion, volunteering is no substitute for these;<br />

it can, however, be a useful addition.<br />

Suggestions that the co-operation between the departments<br />

for employment and volunteering associations<br />

should be improved have entered the debate<br />

at the European level. At best, I consider this<br />

as ambivalent, not least because it bears the risk of<br />

confusion with regard to responsibilities and scope.<br />

Departments of employment are plainly tasked with<br />

finding decent jobs for job seekers. Volunteering associations<br />

are tasked with assisting in encouraging<br />

and managing of civic engagement, which must not<br />

become an alternative to paid employment.<br />

Also under debate is the issue of how and whether a<br />

value can be placed on this engagement, i.e. how much<br />

is it worth. Not in terms of intangible values, but in<br />

terms of money, and again, there is some ambivalence.<br />

ciVic engageMent and sOcial inclusiOn<br />

Volunteering obviously plays a vital role in the promotion<br />

of integration and the fight against social exclusion,<br />

on the one hand through the direct involvement<br />

of the excluded or those threatened by social<br />

exclusion; a not inconsiderable 120 million people<br />

in the European Union, according to the EU. On the<br />

other hand, this kind of active involvement can raise<br />

the self-esteem of people living at the edge of society<br />

and give them the feeling of doing something<br />

useful for the community.<br />

Volunteering can pave the way back into society for<br />

these citizens, assuming it is suitably supervised.<br />

40<br />

suMMary<br />

To conclude I would like to state the following:<br />

• Civic engagement plays a central role in our society<br />

and reflects European values.<br />

• There must be a clear line between civic engagement<br />

and paid or gainful employment. Volunteering<br />

must not be allowed to undermine<br />

existing employment contracts or endanger<br />

jobs. This was recently confirmed at a meeting<br />

of the European Council for Employment, Social<br />

Policy, Health and Consumer Affairs (EPSCO) in<br />

Luxembourg.<br />

• Civic engagement improves personal skills and<br />

qualifications and represents social and labour<br />

market relevant capital.<br />

• The recognition of non-formal and official education<br />

through voluntary work should become<br />

a European and national cause, and civic society<br />

stakeholders should be involved in the conception<br />

and shaping of the relevant political<br />

processes.


fOren/fOruMs<br />

41


fOruM 1<br />

aktiVierende arbeitsMarktpOlitik und engageMent<br />

In diesem Fachforum ging es um die Rolle und die<br />

Wirkung des Engagements im Rahmen einer aktivierenden<br />

Arbeitsmarktpolitik.<br />

Wie können Engagementangebote gezielt genutzt<br />

werden, um Langzeitarbeitslose zum Mitmachen zu<br />

gewinnen und wie kann über mehr gesellschaftliche<br />

Teilhabe hinaus auch Teilhabe am Arbeitsmarkt erreicht<br />

werden? Welche europäischen Modelle gibt es<br />

dafür? Hat das Engagement für Arbeitslose eine empirisch<br />

nachweisbare Brückenfunktion zur Arbeitswelt?<br />

Wie müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen in<br />

der Arbeitsmarktpolitik ausgestaltet sein, um mittels<br />

Engagement eine aktivierende Arbeitsmarktpolitik<br />

unterstützen zu können? Welche aktivierenden Förder-<br />

und Qualifizierungsangebote gibt es, welche sind<br />

erfolgreich?<br />

In welchen Bereichen, durch welche Programme und<br />

Projekte, gibt es konkrete Berührungspunkte zwischen<br />

arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen und dem<br />

bürgerschaftlichen Engagement? Welche negativen<br />

Rückwirkungen auf das Engagement sind festzustellen<br />

oder zu erwarten? Welche Bedeutung haben der<br />

Eigensinn und die Freiwilligkeit des Engagements?<br />

Wie kann der Gefahr einer einseitigen Instrumentalisierung<br />

des Engagements im Sinne der Herstellung<br />

von Beschäftigungsfähigkeit begegnet werden?<br />

Henk Kinds<br />

aktiVierende arbeitsMarktpOlitik<br />

und engageMent. das beispiel der<br />

niederlande<br />

1. die ausgangssituatiOn in den niederlanden<br />

In den Niederlanden wird seit Anfang der 1980er Jahre<br />

ähnlich wie auch in der Bundesrepublik Deutschland<br />

zugleich das Modell des „rheinischen Kapitalismus“<br />

erneuert und die Zivilgesellschaft entwickelt.<br />

Das „Abkommen von Wassenaar“ (1982) markiert<br />

den Beginn dieser Entwicklung in den Niederlanden.<br />

42<br />

Von diesem Zeitpunkt an haben sich dort die Verhältnisse<br />

im Bereich „Engagement & Erwerbsarbeit“ in<br />

der 1990er Jahren schneller entwickelt.<br />

Im Vergleich zur Bundesrepublik fällt zunächst Folgendes<br />

auf:<br />

• Die soziale Wohlfahrtspolitik nimmt die starke<br />

Individualisierung in Anspruch und implementiert<br />

dazu neue Gesetze und Massnahmen.<br />

• Eine hohe Anzahl von Teilzeitarbeit mit vielen zufriedenen<br />

Arbeitnehmern.<br />

• Ein großes gemeinnütziges Engagement, eine<br />

Verknüpfung und Vermischung an den Schnittstellen<br />

von Engagement & Erwerbsarbeit. Beispielhaft<br />

ist das Konzept der „sozialen Aktivierung“,<br />

das sich seit den 1990er Jahren in der<br />

Praxis gut bewährt hat.<br />

Unter der Regierung Balkenende (2002-2010) ist diese<br />

Richtung weiter entwickelt worden. 2011 hat die<br />

Regierung Rutte wiederum ernsthafte Sparmaßnahmen<br />

angekündigt, die bis 2013 implementiert werden<br />

und auch mit Änderungen in der Arbeitsmarktpolitik<br />

einhergehen. Dieser Beitrag wird zunächst die<br />

Ausgangssituation schildern und dabei den Fokus auf<br />

soziale Aktivierung legen. Es folgt ein Ausblick auf die<br />

geplanten Änderungen, die bereits von einigen Kommunen<br />

antizipiert werden.<br />

2. „jeder Macht Mit“<br />

Im Oktober 2006 legte der Sozialwirtschaftliche Rat der<br />

Niederlande (SER) 1 eine Empfehlung zur mittelfristigen<br />

sozialwirtschaftlichen Politik unter dem Titel „Gemeinsam<br />

Wohlstandswachstum für alle schaffen“ vor. Darin<br />

1 Der SER ist eine öffentlich-rechtliche Körperschaft,<br />

die Regierung und Parlament zu den Grundzügen der Sozial-<br />

und Wirtschaftspolitik sowie zu wichtigen sozialwirtschaftlichen<br />

Themen berät. Mitglieder sind die sozialen Partner<br />

und von der Regierung beauftragte Sachverständige. Die<br />

Empfehlungen des SER tragen in der Regel zu einer breit<br />

getragenen Kabinettspolitik bei sowie zur Herstellung eines<br />

gesellschaftlichen Konsensus über nationale und internationale<br />

sozialökonomische Themen.


forum 1 | kinds: aktivierende arbeitsmarktpolitik und engagement. das beispiel der niederlande<br />

formuliert der Rat die Vorstellung einer Umwandlung<br />

des Versorgungsstaates in eine aktivierende Partizipationsgesellschaft,<br />

die „sowohl wirtschaftliche als auch<br />

soziale Kohäsion fördert“ (SER 2006: 7).<br />

„Jeder macht mit“ lautete das im Sommer 2007 aufgelegte<br />

Aktionsprogramm der im gleichen Jahr angetretenen<br />

großen Regierungskoalition und ist damit die<br />

Antwort auf die beschriebene SER-Empfehlung. Mit<br />

diesem Programm, das organisatorisch beim Arbeitsministerium<br />

angesiedelt ist, und mit einem Mitteleinsatz<br />

von 165 Millionen Euro ab 2008 will die Regierung<br />

die Partizipation erhöhen, das heißt einerseits mehr<br />

Menschen in bezahlte Arbeit bringen, und andererseits<br />

freiwilliges Engagement und die private Sorge für Familie<br />

und Nachbarschaft stimulieren. Denn „gesellschaftliche<br />

Teilnahme ist ein eigener Wert in der Gesellschaft:<br />

Sorge für andere und freiwilliges Engagement sowie<br />

andere Formen gesellschaftlicher Partizipation decken<br />

einen wichtigen Bedarf, sowohl bei denjenigen, für die<br />

die Freiwilligen sich einsetzen wie auch für diejenigen,<br />

die durch ihren Einsatz mehr in die Gesellschaft einbezogen<br />

werden.“ (Aktionsprogramm „Iedereen doet mee“,<br />

S. 9, Übersetzung A. Münz)<br />

Als konkrete Zielvorgaben werden genannt:<br />

• Eine 80%ige Partizipationsrate bis zum Jahr 2016.<br />

• 200.000 Menschen mit großem Abstand zum<br />

Arbeitsmarkt sollen durch besondere Maßnahmen<br />

in einen bezahlten Arbeitsplatz gebracht<br />

werden.<br />

• Die Anzahl der Menschen, die sich freiwillig für<br />

andere einsetzen und in der Familie und Nachbarschaft<br />

für ihre Nächsten sorgen, soll erhöht<br />

werden.<br />

Dafür wurden bis zum Jahr 2011 die Investitionen im<br />

Partizipationsbereich auf 205 Millionen Euro angehoben<br />

werden, begleitet von kostenersparenden Maßnahmen<br />

für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Partizipation<br />

wird von der niederländischen Regierung als<br />

der Schlüssel zur Förderung des sozialen Zusammenhaltes<br />

gesehen, und Arbeitspartizipation stellt dafür<br />

seit den 1980er Jahren den Königsweg dar.<br />

3. sOziale aktiVierung<br />

„Jeder macht mit“ ist in den Niederlanden seit vielen<br />

Jahren ein politisches Leitkonzept, das die Entwicklung<br />

von Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik steuert.<br />

Beim Umbau des Versorgungsstaates zu einer „ak-<br />

tivierenden Partizipationsgesellschaft“ (Sozialwirtschaftlicher<br />

Rat der Niederlande 2006) wird bereits<br />

seit Mitte der 1990er Jahre freiwilliges Engagement<br />

als Aktivierungsinstrument auf dem Arbeitsmarkt<br />

angewendet. Was als Experiment in einigen Kommunen<br />

begann, ist ein Jahrzehnt später durch Anpassungen<br />

im Arbeits- und Einkommenssystem gesetzlich<br />

verankert und wird landesweit angewendet.<br />

Soziale Aktivierung ist primär auf die Aktivierung<br />

von Personengruppen, die kaum Chancen auf dem<br />

Arbeitsmarkt haben, und auf das freiwillige Engagement<br />

als Mittel gesellschaftlicher Integration gerichtet,<br />

aber stellt auch einen möglichen ersten Schritt<br />

auf dem Weg zum Arbeitsmarkt dar. Die kommunalen<br />

Freiwilligenagenturen haben die Praxis sozialer Aktivierung<br />

durch die Entwicklung einer Vielzahl von Modellprojekten<br />

begleitet, wie beispielsweise Reintegrationsprojekte<br />

u.a. in Deventer und Utrecht zeigen.<br />

In den letzten Jahren ist deutlich geworden, dass soziale<br />

Aktivierung sowohl positive Resultate für die<br />

Zielgruppe erzielen kann als auch einen deutlichen<br />

Mehrwert für die Entwicklung des freiwilligen Engagements<br />

in gemeinnützigen Organisationen. Die gemeinnützigen<br />

Organisationen müssen lernen, niedrigschwelliger<br />

zu arbeiten, ihre Organisationskultur zu<br />

entwickeln, sich weitläufig zu vernetzen und maßgerechte<br />

Angebote für Ehrenamtliche zu entwickeln. Der<br />

Erfolg von Programmen an der Schnittfläche von Arbeitsmarkt<br />

und freiwilligem Engagement im gemeinnützigen<br />

Bereich setzt allerdings voraus, daß Freiwilligkeit<br />

nicht durch Sanktionen erzwungen wird, wie es<br />

in einigen niederländischen Kommunen der Fall war,<br />

und es zu keiner Arbeitsplatzverdrängung kommt.<br />

Hier wird den unterstützenden Strukturen des freiwilligen<br />

Engagements eine ganz entscheidende Aufgabe<br />

in der politischen Lobbyarbeit zugeteilt.<br />

Nach den letzten Meldungen des Regierungsrates<br />

für gesellschaftliche Entwicklung (RMO) haben die<br />

Niederlande auf internationaler Ebene Erfolg bei der<br />

Partizipation. Dies betrifft die Partizipation an bezahlter<br />

Arbeit, an der ehrenamtlichen Tätigkeit und<br />

an der freiwilligen Betreuung von Pflegebedürftigen<br />

in der Familie. In den Niederlanden ist man sich darüber<br />

einig, dass diese drei Punkte notwendig sind,<br />

um das Gleichgewicht zu halten.<br />

Im Vergleich zu Deutschland arbeiten in den Niederlanden<br />

viel mehr Menschen in Teilzeit. Arbeit und<br />

freiwillige Sorge wird immer mehr gleichgestellt. In<br />

43


forum 1 | roth: aktivierende arbeitsmarktpolitik und engagement<br />

den 1970er Jahren waren 15% der Arbeitnehmerinnen<br />

und Arbeitnehmer in Teilzeit tätig. Seitdem stieg<br />

der Anteil auf 40% im Jahr 2005 und eine weitere<br />

Steigerung wird erwartet.<br />

4. eine neue richtung<br />

Trotz vieler positiver Erfahrungen aus den letzten Jahrzehnten<br />

wurden die beschriebenen Entwicklungen<br />

stets auch kritisch begleitet. Das betrifft zum Beispiel:<br />

• die Art der Freiwilligkeit beim Konzept „soziale<br />

Aktivierung“,<br />

• die Tendenzen der Monetarisierung sowie generell<br />

diffuse Grenzen zwischen der Übernahme<br />

von Unkosten, Unterbezahlung und einem<br />

Mangel an bezahlter Arbeit,<br />

• die hohen Belastungen durch zahlreiche Aufgaben<br />

und Pflichten, vor allem für arbeitende<br />

Frauen, die freiwillig aktiv sind und Pflegebedürftige<br />

in der Familie oder im Umfeld betreuen,<br />

• die sozialen Organisationen, denen es an Flexibilität<br />

mangelt, um auf die Nachfrage von potenziellen<br />

Freiwilligen und ihre verschiedenen<br />

Motivationslagen sowie auf die Bedarfe von Unternehmen<br />

und ihren Mitarbeitern angemessen<br />

zu reagieren,<br />

• die mangelnde Berücksichtigung des Partizipationspotenzials<br />

sozial ausgeschlossener oder<br />

marginalisierter Gruppen.<br />

Diese Kritik zielte vor allem darauf, die Bindung<br />

und den Austausch zwischen Arbeitsmarkt und Engagement<br />

zu stärken und so die Potentiale für die<br />

Arbeitsmarktintegration, aber auch für die Engagementförderung<br />

besser zu nutzen. Derzeit sieht es<br />

jedoch eher danach aus, dass diese Verbindung in<br />

den nächsten Jahren ausgehöhlt und völlig getrennt<br />

wird.<br />

Seit 2011 hat die neue Regierung Rutte eine Richtungsänderungen<br />

vorgenommen. Die heutigen Reglungen<br />

und Gesetze werden ab 2013 geändert und fokussieren<br />

dann verstärkt auf den direkten Eintritt in den Arbeitsmarkt.<br />

Zugleich sind strenge Sparmaßnahmen angekündigt,<br />

so dass ab 2012 viele Kommunen ihre Budgets<br />

im Bereich soziale Aktivierung reduzieren werden. Die<br />

Kommunen sind maßgeblich verantwortlich für die Aktivierungsprogramme<br />

und -projekte.<br />

Diese Entwicklungen kann sich nachteilig auswirken<br />

auf engagierte arbeitslose Bürger, auf die ge-<br />

44<br />

meinnützigen Organisationen, die Kommunen und<br />

schließlich auch für die Arbeitgeber. Indessen beginnen<br />

so genannte „social enterprises“, ein innovatives<br />

Modell von sozialen Unternehmen mit relativ geringer<br />

Abhängigkeit von staatlichen Zuwendungen,<br />

nach und nach die entstehende Lücke zu füllen.<br />

Prof. Dr. Roland Roth<br />

aktiVierende arbeitsMarktpOlitik<br />

und EngagEmEnt<br />

Ausgangspunkt ist ein Paradigmenwechsel in der<br />

Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik von welfare zu workfare,<br />

der in den letzten beiden Jahrzehnten in unterschiedlichen<br />

Varianten und in unterschiedlicher<br />

Reichweite in vielen OECD-Ländern vollzogen wurde.<br />

Seine Logik lautet: Weg von der sozialen Sicherung<br />

als Statussicherung (passive Leistungen) hin zu<br />

verpflichtenden und sanktionsbewährten Formen<br />

der Aktivierung für den Arbeitsmarkt. Durch eine<br />

work-first Politik (Beschäftigung statt Leistungsbezug)<br />

sollen arbeitsmarktferne Gruppen wieder oder<br />

erstmals in den Arbeitsmarkt einbezogen werden.<br />

In den USA waren z. B. die „welfare mothers“ die<br />

erste Zielgruppe. Entstandardisierte, deregulierte<br />

und prekäre Beschäftigungsverhältnisse (Leiharbeit,<br />

Zeitarbeit, Minijobs etc.) werden gefördert, um eine<br />

entsprechende Nachfrage zu schaffen. In einigen<br />

Ländern sind zudem weitergehende Konzepte der<br />

sozialen Aktivierung durch Bildungsprogramme aufgelegt<br />

worden. Ob es gelungen ist, durch workfare<br />

beschäftigungsferne Gruppen in den Arbeitsmarkt<br />

zu integrieren, bleibt strittig. Unstrittig ist jedoch ein<br />

beachtlicher Zuwachs an Erwerbsarbeit, allerdings<br />

zu einem großen Teil in prekären Beschäftigungsverhältnissen<br />

und im Niedriglohnbereich.<br />

1. zuM prOfil aktiVierender arbeitsMarktpOlitik<br />

in deutschland<br />

Deutschland ist ein Spätkommer in Sachen aktivierender<br />

Arbeitsmarktpolitik. Zentrale Reformen (vor<br />

allem die als Hartz IV bezeichneten Neufassungen<br />

des SGB II, III und XII) traten erst 2005 in Kraft (vor<br />

allem), aber sie waren weitaus umfassender als in<br />

anderen Ländern, die in der Regel ihre workfare-<br />

Programme selektiv auf bestimmte „Problemgruppen“<br />

konzentrierten. Der Rückgang der registrierten<br />

Arbeitslosigkeit seit 2006 und die vergleichsweise<br />

starke Krisenresistenz des Arbeitsmarkts wird von


Regierungsseite dieser aktivierenden Arbeitsmarktpolitik<br />

zugeschrieben. Eine andere Sicht erkennt in<br />

dieser Entwicklung wesentlich konjunkturelle Effekte<br />

und Auswirkungen der besonderen ökonomischen<br />

Wettbewerbsposition der deutschen Wirtschaft.<br />

Unstrittig ist die enorme Ausweitung eines Niedriglohnsektors<br />

in Deutschland, der heute als der größte<br />

in der EU gilt, mit einer Vielzahl von prekären<br />

Beschäftigungsformen: z. B. einer hohen Zahl von<br />

„Aufstockern“, die Zuschüsse aus den Sozialkassen<br />

benötigen, um ihre Existenz zu sichern. Das Fehlen<br />

eines solchen Sektors war noch zu Beginn des letzten<br />

Jahrzehnts als wesentlicher Faktor für die hohe<br />

Dauerarbeitslosigkeit in der BRD angesehen worden.<br />

Heute gilt der „flexibilisierte“ Arbeitsmarkt der Bundesrepublik<br />

konservativen und marktliberalen Regierungen<br />

in der EU als Vorbild, während aus klassisch<br />

sozialdemokratischer Perspektive verstärkte flankierende<br />

Sicherheiten angemahnt werden („flexicurity“).<br />

Die insgesamt zu beobachtende Steigerung der<br />

Erwerbsquote und die Struktur des Niedriglohnsektors<br />

haben ein eindeutiges Sozialprofil: überwiegend<br />

weiblich und mit einer größeren Portion Zuwanderungsgeschichte,<br />

jüngere und ältere sind dabei stärker<br />

vertreten als die mittleren Jahrgänge.<br />

Der Aufschwung aktivierender Strategien war in<br />

Deutschland paradoxer Weise, entgegen der offiziellen<br />

Parole vom „Fördern und Fordern“, von einem<br />

mehr oder weniger drastischen Rückbau aktiver Arbeitsmarktpolitik<br />

begleitet (Qualifizierung, Weiterbildung,<br />

Umschulung etc.) – also viel Fordern, sprich<br />

Zwang, und wenig Fördern. Die aktuelle Beschäftigungsdebatte<br />

konstatiert nicht zuletzt deshalb einen<br />

Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Um diesen zu<br />

beheben, taugt aktivierende Politik à la Hartz nicht,<br />

kurzfristig hilft allenfalls die Verlängerung der Lebensarbeitszeit.<br />

Ob es zu einer Renaissance aktiver<br />

Arbeitsmarktpolitik kommen wird, die Qualifizierung,<br />

Weiterbildung, Umschulung etc. in den Mittelpunkt<br />

stellt, scheint schon aus Kostengründen fraglich.<br />

2. zur entwicklung des freiwilligen<br />

engageMents in deutschland<br />

Die Situation des freiwilligen Engagements in<br />

Deutschland ist, wenn man die Daten der Freiwilligensurveys<br />

von 1999, 2004 und 2009 heranzieht,<br />

durch Stabilität im Aggregat gekennzeichnet – bei<br />

durchaus prägnanten Verschiebungen im räumlichen,<br />

biografischen und sozialen Profil des Engagements.<br />

Es gibt keine großen Zuwächse, obwohl<br />

forum 1 | roth: aktivierende arbeitsmarktpolitik und engagement<br />

Engagementpolitik im letzten Jahrzehnt als eigenes<br />

Handlungsfeld auf allen Ebenen der Staatsorganisation<br />

„entdeckt“ worden ist. Möglicherweise war diese<br />

proaktive Politik immerhin in der Lage, negative<br />

Einflüsse abzufedern. Hier sollen nur einige Trends<br />

hervorgehoben werden, die einen deutlichen Bezug<br />

zur Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt haben.<br />

• Auffällig ist ein Bedeutungsgewinn von Engagementmotiven,<br />

die mit der eigenen Beschäftigungsfähigkeit<br />

(Berufsfeldorientierung, Qualifizierung,<br />

Kompetenzerwerb etc.) und der<br />

Einfädelung in den Arbeitsmarkt zu tun haben<br />

(„phasing“ als Wechsel zwischen Ehrenamt und<br />

Erwerbsarbeit in einer Einrichtung; freiwilliges<br />

Engagement, um die Nähe zu entlohnten Beschäftigungsverhältnissen<br />

zu suchen bzw. zu<br />

wahren). Der zentrale workfare-Leitwert Beschäftigungsfähigkeit<br />

(employability) ist also im<br />

freiwilligen Engagement angekommen.<br />

• Aktivierende Arbeitsmarktpolitik hat nicht zuletzt<br />

im sozial-gemeinnützigen Bereich Formen<br />

der Beschäftigung entstehen lassen, die eine<br />

große Nähe zu klassischen Formen des Ehrenamts<br />

aufweisen. Kombinationen mit Mini-Jobs,<br />

Übungsleiterpauschalen und anderen, meist<br />

bescheidenen Formen des Entgelts haben Konjunktur.<br />

Insgesamt gibt es eine, wenn auch nicht<br />

übermächtige Tendenz zur Monetarisierung<br />

(1999 waren 82 Prozent der freiwilligen Tätigkeiten<br />

ohne Vergütung, 10 Jahre später waren<br />

es 77 Prozent). Von Bereich zu Bereich fällt dieser<br />

Trend aber sehr unterschiedlich ins Gewicht.<br />

2009 wurden 64 Prozent der freiwilligen Tätigkeiten<br />

im sozialen Bereich regelmäßig vergütet<br />

– wenn auch auf niedrigem Niveau. Der Schwerpunkt<br />

liegt dabei augenscheinlich im Bereich<br />

der Pflege.<br />

• Gleichzeitig hat sich das freiwillige Engagement<br />

als Motor und Innovationsquelle für neue Einsatzbereiche<br />

der aktivierenden Arbeitsmarktpolitik<br />

erwiesen. Ein prägnantes Beispiel bieten<br />

die Tafeln, ein beliebtes Einsatzfeld für Ein-<br />

Euro-Jobber. Neue Arbeits- und Berufsfelder<br />

sind entstanden, wie z. B. Freiwilligenagenturen<br />

oder (durch ihre zunehmende Professionalisierung)<br />

Migrantenorganisationen, nicht<br />

zu reden von den zahllosen Mentoren, Paten,<br />

Brückenbauern, Stadtteilmüttern und Lotsen,<br />

die in verschiedenen Bereichen sozialer Integration<br />

entlang von Bildung und Beschäftigung<br />

inzwischen unterwegs sind. Ob ihr Kennzeichen<br />

45


forum 1 | roth: aktivierende arbeitsmarktpolitik und engagement<br />

– bunte Kombinationen von ehrenamtlicher,<br />

hauptamtlicher und workfare-Beschäftigung<br />

– nur Ausdruck tastender Anfänge ist oder ein<br />

Strukturmerkmal wird, bleibt abzuwarten.<br />

• Besonders auffällig sind ungleichzeitige Engagemententwicklungen<br />

in den neuen Bundesländern.<br />

So zeichnet sich ein gegenläufiger Trend<br />

ab. Während in den in Sachen Erwerbsarbeit<br />

erfolgreicheren Ländern (Sachsen und Brandenburg)<br />

die Engagementquoten steigen, sind<br />

sie in den weniger erfolgreichen Ländern (Sachsen-Anhalt<br />

und Mecklenburg-Vorpommern)<br />

rückläufig. Besonders für Sachsen-Anhalt ist<br />

auffällig, dass sich die gut in den Arbeitsmarkt<br />

integrierten Bevölkerungsgruppen eher vom<br />

freiwilligen Engagement fernhalten und es womöglich<br />

eher als prekären Beschäftigungsmarkt<br />

für die workfare-Bevölkerung wahrnehmen –<br />

und nicht zuletzt deshalb meiden.<br />

• Aber das veränderte Verhältnis von freiwilligem<br />

Engagement und Erwerbsarbeit gehört eher zu<br />

den verdrängten Themen der Engagementpolitik.<br />

Arbeitslose zählen – im Unterschied zu Kindern,<br />

Jugendlichen oder Älteren – nicht zur bevorzugten<br />

Zielgruppe der Engagementförderung. Es findet<br />

sich z. B. kein entsprechender Abschnitt im jüngsten<br />

Freiwilligensurvey. Die Möglichkeiten eines<br />

produktiven Zusammenspiels von Erwerbsarbeit<br />

und freiwilligem Engagement liegen außerhalb<br />

des Wahrnehmungshorizonts einer auf Zwang<br />

getrimmten workfare-Politik. Dies dürfte auch<br />

eine der Ursachen sein, weshalb einem zwangsflankierten<br />

und oft auch deshalb auf Ablehnung<br />

stoßenden Programm der „Bürgerarbeit“ der<br />

Vorzug gegeben wurde – ohne Not, denn alle Erfahrungen<br />

mit Ein-Euro-Jobs etc. zeigen, dass es<br />

keines Zwangs bedarf, um Interesse an sinnvoller<br />

gemeinnütziger Tätigkeit zu wecken.<br />

3. kOntrastierende thesen zu den auswirkungEn<br />

dEr aktiviErEndEn arbEitsmarktpOlitik<br />

auf freiwilliges engageMent<br />

Der Interpretationsrahmen für das Verhältnis von<br />

aktivierender Arbeitsmarktpolitik und Engagement<br />

lässt zwei diametral entgegengesetzte Blickrichtungen<br />

zu, die hier thesenartig zugespitzt werden.<br />

Entweder: Erfolgreiche Aktivierung fördert die Inklusion<br />

in den Arbeitsmarkt und sorgt so längerfristig<br />

dafür, dass sich die individuellen Chancen zum<br />

Engagement vergrößern, weil arbeitslosigkeitsbe-<br />

46<br />

dingte Barrieren reduziert werden. Ein-Euro-Jobs,<br />

Bürgerarbeit oder prekäre Beschäftigungsverhältnisse<br />

stellen lediglich Übergangsformen auf dem<br />

Wege in die Erwerbsarbeit dar – eine Perspektive,<br />

die nicht nur von den Protagonisten des „Förderns<br />

und Forderns“ vertreten, sondern auch von einem<br />

Teil der Betroffenen erhofft wird. Zudem entstehen<br />

durch die Aktivierung zuweilen neue Dienstleistungsbereiche<br />

(wie z. B. in der Kooperation von<br />

Freiwilligenagentur, Jobcenter und Diakonie in Halberstadt),<br />

wodurch die Erwerbschancen gesteigert<br />

werden. Schließlich kann auch das Ehrenamt profitieren,<br />

wenn ein Klebeeffekt eintritt, d. h. „Bürgerarbeiter“<br />

nach der Maßnahme ehrenamtlich weiter<br />

aktiv bleiben.<br />

Oder: Aktivierende Arbeitsmarktpolitik untergräbt<br />

freiwilliges Engagement, weil sie ehrenamtliche<br />

Tätigkeiten wesentlich als Vermittlungshemmnis<br />

betrachtet und positive Zusammenhänge zwischen<br />

bürgerschaftlichem Engagement und Beschäftigungsfähigkeit<br />

(Kompetenzerwerb im Engagement)<br />

aufgrund der „work first!“-Perspektive nicht berücksichtigt.<br />

Da die betroffene Bevölkerungsgruppe unter<br />

ein bürokratisches Regime eingeschränkter Bürgerrechte<br />

gestellt wird (Zeit- und Kontrollregime),<br />

wirkt workfare als negative „civic education“ und<br />

lässt freiwilliges gemeinwohlorientiertes Engagement<br />

dauerhaft für sie obsolet werden (Motto: „Warum<br />

soll ich etwas für eine Gesellschaft tun, die mich<br />

so behandelt?“). Zudem wird volle Bürgerschaft erneut<br />

an Erwerbsarbeit geknüpft und damit eine Abkehr<br />

vom Ziel einer möglichst inklusiven social citizenship<br />

(T. H. Marshall) der Nachkriegszeit vollzogen<br />

– gesellschaftliche Teilhabe also verweigert.<br />

Bei nicht wenigen Betroffenen mündet die auf<br />

Zwang setzende arbeitsmarktpolitische Aktivierung<br />

in allgemeine Passivität und Depression – mit Hartz<br />

IV leben bedeutet zugespitzt formuliert „offener<br />

Strafvollzug“ (Götz Werner). Dass von dieser Praxis<br />

keine mobilisierenden Konsequenzen in Richtung<br />

bürgerschaftliches Engagement ausgehen, kann<br />

nicht verwundern. Dies gilt aber gleichermaßen für<br />

jene Gruppen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt,<br />

die sich die Perspektiven aktivierender Arbeitsmarktpolitik<br />

zu eigen machen und einzig ihre<br />

Beschäftigungsfähigkeit folgenreich in den Mittelpunkt<br />

ihrer Lebensführung stellen. Aus dieser Sicht<br />

ist bürgerschaftliches Engagement ein überflüssiger<br />

Luxus, den man sich angesichts der Arbeitsmarktzwänge<br />

nicht leisten zu können glaubt.


Die neuen workfare-Arbeitsgelegenheiten sind dazu<br />

angetan, bürgerschaftliches Engagement zu verdrängen,<br />

denn sie sind, da sie nicht in Konkurrenz<br />

zum ersten Arbeitsmarkt geraten dürfen, wesentlich<br />

auf den gemeinnützigen Sektor konzentriert.<br />

Verdrängungsängste löst Bürgerarbeit etc. auch<br />

bei den hauptamtlich Beschäftigten aus, weil sie<br />

in den Dienstleistungsorganisationen jene Lücken<br />

schließen können, die von den zunehmend eigensinnigeren<br />

ehrenamtlich Tätigen gelassen werden.<br />

Damit droht der Eigensinn des freiwilligen Engagements<br />

auch bei denen zu leiden, die selbst nicht dem<br />

Aktivierungsregime ausgesetzt sind (Motto: Warum<br />

soll ich etwas unentgeltlich tun, wenn andere dafür<br />

bezahlt werden?). Freiwilliges Engagement droht so<br />

zu einem Quasi-Arbeitsmarkt zu werden.<br />

Mit der weiteren Vermischung von bürgerschaftlichem<br />

Engagement und Erwerbsarbeit wächst die<br />

Gefahr des Umkippens der zivilgesellschaftlichen<br />

Kultur – vor allem in den neuen Bundesländern.<br />

Befunde aus Sachsen-Anhalt, einem Vorreiter in<br />

Sachen Bürgerarbeit, legen es nahe, dass ein Imagezerfall<br />

von bürgerschaftlichem Engagement zu den<br />

nicht-intendierten Folgen einer umfangreichen Anwendung<br />

von Bürgerarbeit gehören könnte. Selbst<br />

die erfolgreichen Übergänge von der Arbeitslosigkeit<br />

in den ausgeweiteten Niedriglohnsektor dürften<br />

freiwilliges Engagement eher verhindern als befördern,<br />

wenn dessen besondere Strukturmerkmale<br />

(Verfügbarkeit, Mobilitätszwang, ungesicherte Beschäftigungsverhältnisse<br />

etc.) in den Blick genommen<br />

werden.<br />

4. fOrschungsbedarf und<br />

gesellschaftspOlitische auswege<br />

Ob aktivierende Arbeitsmarktpolitik eine Brücke<br />

zum bürgerschaftlichen Engagement baut oder ein<br />

Engagementkiller darstellt, lässt sich nicht ohne<br />

weitere empirische Forschung entscheiden, denn<br />

schließlich gilt es, den Eigensinn der Engagierten<br />

und die anhaltende Attraktivität freiwilligen Engagements<br />

zu berücksichtigen. In den Freiwilligensurveys<br />

finden sich Anhaltspunkte für beide Deutungen,<br />

auch wenn die negativen Erwartungen stärkere Unterstützung<br />

finden.<br />

Unabhängig davon spricht bereits das Sozialprofil<br />

des Engagements für einen sozialpolitischen Garantismus<br />

oder für deutlich mehr Existenzsicherheit<br />

der prekär Beschäftigten und Erwerbslosen.<br />

forum 1 | roth: aktivierende arbeitsmarktpolitik und engagement<br />

Sonst bleibt es dabei, dass man sich Engagement<br />

leisten können muss. Die demokratisch-menschenrechtlichen<br />

Kosten von workfare sind zudem Grund<br />

genug für Anreize zur Erwerbsarbeit jenseits von<br />

bürokratischem Zwang.<br />

47


fOruM 1<br />

prOactiVe labOur Market pOlicies and VOlunteering<br />

The debate on the interfaces of labour market policy and<br />

volunteering is all about the role and impact of volunteering<br />

in the context of an activating labour market policy.<br />

How can volunteering be used specifically as an instrument<br />

to induce the long-term unemployed to get involved,<br />

and how can participation in the labour market<br />

ensue from a more active participation in civil society?<br />

Which European models exist in this context? Does volunteering<br />

have an empirically verifiable bridge function<br />

between unemployment and work? How should the legal<br />

framework of labour market policy be designed so<br />

that volunteering can foster an activating labour market<br />

policy? What proactive support and qualification<br />

measures are there, and which ones are successful?<br />

In what areas and in what programmes or projects<br />

are there specific interfaces between labour market<br />

policies and volunteering? What negative impact on<br />

volunteering has been observed or can be expected?<br />

What is the importance of the inner logic and the voluntary<br />

nature of volunteering? How can we counter<br />

the risk of a unilateral instrumentalisation of volunteering<br />

to foster employability?<br />

Henk Kinds<br />

actiVating labOur Market pOlicy<br />

and VOlunteering – the exaMple<br />

Of the netherlands<br />

1. the initial situatiOn in the netherlands<br />

In the Netherlands, as in Germany, the model of<br />

“Rhenish capitalism” has been rebuilt since the early<br />

1980’s, and in the same period civil society developed<br />

further. The “Wassenaar Agreement” (1982)<br />

marks the beginning of this development in the Netherlands.<br />

From this time on, the conditions in the<br />

area of “volunteering & paid employment” evolved<br />

faster here in the 1990’s.<br />

In comparison to the Federal Republic of Germany,<br />

the following features stand out:<br />

48<br />

• The social welfare policy requires strong individualisation<br />

and implements new legislation and<br />

measures for this purpose.<br />

• A high level of part-time work with many satisfied<br />

employees.<br />

• A high level of social engagement, a link and mixing<br />

at the interfaces of volunteering and paid<br />

employment. An example is the concept of “social<br />

activation”, which has proven itself in practice<br />

since the 1990’s.<br />

This direction was developed further under the Balkenende<br />

government (2002-2010). In 2011 however,<br />

the Rutte government announced severe economy<br />

measures, which will be implemented by 2013 and<br />

are also associated with changes in labour market policy.<br />

This article will first describe the initial situation<br />

and in doing so place the focus on social activation.<br />

This will be followed by a look forward to the proposed<br />

changes which are already anticipated by some<br />

local authorities.<br />

2. “eVeryOne gets inVOlVed”<br />

In October 2006, the Social Economic Council (SER) 1 of<br />

the Netherlands presented a recommendation on medium-term<br />

socio-economic policy “Creating common<br />

prosperity growth for all”. Is this, the Council formulated<br />

the idea of a transformation of the welfare state into an<br />

activating participatory society which “promotes both<br />

social and economic cohesion” (SER 2006: 7).<br />

“Everyone gets involved” was the name of the action<br />

programme instituted in summer 2007 by the large government<br />

coalition which came into office in the same<br />

year, and therefore the response to the above SER<br />

recommendation. With this programme, which is or-<br />

1 The SER is a public sector statutory corporation,<br />

which advises the Government and Parliament on the broad<br />

guidelines of the social and economic policy as well as important<br />

socio-economic issues. Its members consist of the social<br />

partners and experts commissioned by the Government. The<br />

recommendations of the SER generally contribute to a broadly<br />

supported cabinet policy and the creation of a social consensus<br />

on national and international socio-economic issues


forum 1 | kinds: activating labour market policy and volunteering – the example of the netherlands<br />

ganisationally managed by the Employment Ministry,<br />

and funded with € 165 million from 2008, the Government<br />

intends to increase participation, i.e. on the one<br />

hand to get more people into paid work, and on the<br />

other hand to stimulate volunteering and private care<br />

for family and neighbours. Because “social participation<br />

has its own value in society: care for others and<br />

volunteering and other forms of societal participation<br />

meet an important need, both for those for whom the<br />

volunteers help, as well as for those who are more involved<br />

in society through their efforts.” (Action programme<br />

“Iedereen doet mee”, p. 9)<br />

The concrete objectives are defined as:<br />

• An 80% participation rate by the year 2016.<br />

• 200,000 people well outside the labour market<br />

are to be brought into paid employment by special<br />

measures.<br />

• To increase the number of people who work<br />

voluntarily for others and care for their close<br />

family and neighbours.<br />

For this purpose the investments in the area of participation<br />

were increased to € 205 million by the year<br />

2011, accompanied by cost-saving measures for<br />

employers and employees. Participation is seen by<br />

the Dutch Government as the key to fostering social<br />

cohesion, and work participation represents has since<br />

the 1980’s been regarded as the ideal solution.<br />

3. sOcial actiVatiOn<br />

“Everyone gets involved” has been a guiding political<br />

concept in the Netherlands for many years, which<br />

steers the development of economic and social policy.<br />

In the transformation of the welfare state into an “activating<br />

participatory society” (Socio-economic Council<br />

of the Netherlands 2006), volunteering has been used<br />

as an activation instrument on the labour market since<br />

the mid-1990’s. What began as an experiment in some<br />

municipalities has become law a decade later through<br />

adjustments in the employment and income system,<br />

and now applies throughout the country.<br />

Social activation is aimed primarily at the activation<br />

of groups of people, who have hardly any chance on<br />

the labour market, and focuses on volunteering as a<br />

means of social integration, but also represents a possible<br />

first step on the way onto the labour market. The<br />

local voluntary agencies have supported the practice<br />

of social activation through the development of a va-<br />

riety of pilot projects, as shown for example by reintegration<br />

and other projects in Deventer and Utrecht.<br />

In recent years it has become clear that social activation<br />

can achieve positive results for the target group as<br />

well as clear added value for the development of volunteering<br />

in non-profit organisations. The non-profit organisations<br />

must learn to work on a lower threshold, to<br />

develop their organisation structure, to network themselves<br />

on a broad basis and to develop suitable facilities<br />

for volunteers. The success of programmes at the<br />

interface between the labour market and volunteering<br />

in the non-profit field requires however that volunteering<br />

is not enforced by sanctions, as was the case<br />

in some Dutch communities, and that it does not lead<br />

to job losses. Here a crucial role in political lobbying is<br />

assigned to the supporting structures of volunteering.<br />

According to the latest reports of the Government<br />

Council for Social Development (RMO), the Netherlands<br />

has been successful with participation at the<br />

international level. This includes participation in<br />

paid work, voluntary activities and voluntary care of<br />

dependent persons in the family. In the Netherlands<br />

it is agreed that these three points are necessary to<br />

maintain the balance.<br />

Compared to Germany, there are many more people<br />

in part-time work in the Netherlands. Work and<br />

voluntary care are increasingly regarded as being of<br />

equal value. In the 1970’s, 15% of employees worked<br />

on a part-time basis. Since then, the percentage rose<br />

to 40% in 2005 and a further increase is expected.<br />

4. a new directiOn<br />

Despite many positive experiences over the last<br />

decades, the developments described have always<br />

been open to criticism. This concerns for example:<br />

• the voluntary nature of the concept of “social<br />

activation”,<br />

• the trends of monetisation and generally diffuse<br />

borders between the assumption of expenses,<br />

underpayment and a lack of paid work,<br />

• the high stresses of multiple tasks and duties,<br />

especially for working women who are voluntarily<br />

active and take care of dependants in the<br />

family or neighbourhood,<br />

• the social organizations, which lack flexibility<br />

to be able to respond adequately to the demand<br />

of potential volunteers and their various<br />

49


forum 1 | roth: activating labour market policy and volunteering<br />

motivation levels as well as to the requirements<br />

of companies and their employees,<br />

• the lack of consideration of the participatory potential<br />

of socially excluded or marginalised groups.<br />

This criticism was aimed primarily at strengthening<br />

the bond and exchange between the labour market<br />

and volunteering, and thereby making better use of<br />

the potential for labour market integration, as well<br />

as promoting volunteering. At the moment however<br />

it looks as if this connection will be undermined and<br />

completely severed over the next few years.<br />

Since 2011 the new Rutte Government has made<br />

changes in direction. The present regulations and<br />

laws will be changed from 2013 and will then increasingly<br />

focus on direct entry into the labour market.<br />

At the same time, strict austerity measures have<br />

been announced, so that from 2012 many municipalities<br />

will cut their budgets in the area of social activation.<br />

The municipalities are largely responsible for<br />

the activation programmes and projects.<br />

These developments may have an adverse effect on<br />

involved unemployed people, non-profit organisations,<br />

local authorities and also employers. On the<br />

other hand, so called “social enterprises”, an innovative<br />

model of social enterprises with relatively low<br />

dependence on government financing, are gradually<br />

beginning to fill the resulting gap.<br />

Prof. Dr. Roland Roth<br />

actiVating labOur Market pOlicy<br />

and VOlunteering<br />

The starting point is a paradigm shift in labour market<br />

and social policy from welfare to workfare, which has<br />

taken place over the past two decades in different versions<br />

and to different extents in many OECD countries.<br />

Its logic runs: Away from social security as status protection<br />

(passive services) to mandatory and sanctionable<br />

forms of activation for the labour market. Groups<br />

far outside the labour market are to be brought back<br />

into the labour market, or included for the first time,<br />

by means of a work-first policy (employment rather<br />

than benefits). In the USA for example, the first target<br />

group was the “welfare mothers”. Destandardised,<br />

deregulated and precarious employment (temporary<br />

work, part-time work, mini-jobs etc.) will be encouraged<br />

in order to create the corresponding demand. In<br />

50<br />

some countries, further concepts of social activation<br />

have also been drawn up in the form of training programmes.<br />

It remains disputable whether workfare has<br />

succeeded in reintegrating such groups back into the<br />

labour market. What is indisputable however is that<br />

there has been a considerable increase in gainful employment,<br />

although to a large extent in precarious employment<br />

and in the low-wage sector.<br />

1. the prOfile Of actiVating labOur<br />

Market pOlicy in gerMany<br />

Germany is a late-comer in matters of activating labour<br />

market policy. Central reforms (in particular the<br />

amendments to SGB II, III and XII referred to as Hartz<br />

IV) only came into force in 2005 (most importantly),<br />

although they were far more extensive than in other<br />

countries, which usually focused their workfare programmes<br />

selectively on certain “problem groups”.<br />

The reduction in registered unemployment since 2006<br />

and the comparatively strong resistance of the labour<br />

market to crises is attributed to by government to this<br />

activating labour market policy. Another view sees in<br />

this development primarily economic effects and the<br />

impact of the special economic competitiveness of the<br />

German economy. One indisputable result is the enormous<br />

expansion of the low-wage sector in Germany,<br />

which is the largest in the EU, with a variety of precarious<br />

forms of employment, such as the large number<br />

of “topper-uppers” on supplementary benefits, who<br />

need such benefits to secure their livelihood. At the beginning<br />

of the last decade, the absence of such a sector<br />

was still seen as a major factor in the high level of longterm<br />

unemployment in Germany. Today, the “flexiblised”<br />

labour market of Germany is regarded as a model<br />

by conservative and liberal governments in the EU,<br />

while from the classical social democratic perspective<br />

there are increasing calls for collateral security (“flexicurity”).<br />

The overall increased employment rate observed<br />

and the structure of the low-wage sector have<br />

a definite social profile: predominantly female, and with<br />

a larger proportion of immigrants, with the younger and<br />

older more strongly represented than the middle-aged.<br />

Contrary to the official slogan of “support and demand”,<br />

the rise of activating strategies was paradoxically<br />

accompanied in Germany by a more or less<br />

drastic dismantling of active labour market policy<br />

(qualification, further training, retraining etc.) – i.e.<br />

plenty of demand, or compulsion, but little support.<br />

Not least for this reason, the ongoing employment<br />

debate confirms the lack of skilled labour. Activating


policy of à la Hartz is not sufficient to remedy this situation,<br />

although the increase in the retirement age<br />

will help in the short term. Whether this will result in<br />

a renaissance of active labour market policy, which<br />

focuses on qualification, training, retraining, etc.,<br />

appears questionable simply for reasons of cost.<br />

2. the deVelOpMent Of VOlunteering<br />

in gerMany<br />

The situation of volunteering in Germany is characterised<br />

overall by stability, if one takes into account the data<br />

of the volunteer surveys of 1999, 2004 and 2009 – although<br />

with quite significant shifts in the geographical,<br />

biographical and social profile of volunteering. There<br />

have been no major increases, although volunteering<br />

policy has been “discovered” in the last decade as a<br />

separate field of action at all levels of the state organisation.<br />

It may be that this proactive policy was nevertheless<br />

able to cushion negative influences. Here we will<br />

highlight just some of the trends which have a clear reference<br />

to the development on the labour market.<br />

• A striking feature is the increased importance of<br />

motives for volunteering, which have to do with<br />

own employability (professional orientation,<br />

qualification, competence acquisition etc.) and<br />

the integration into the labour market (“phasing”<br />

as the transition between voluntary and<br />

paid work in an organisation; voluntary work in<br />

order to seek or maintain proximity to paid employment).<br />

The central workfare principle of employability<br />

is therefore aided by voluntary work.<br />

• Activating labour market policy has given rise, not<br />

least in the social charitable area, to forms of employment<br />

which demonstrate close proximity to<br />

classical forms of voluntary work. Combinations<br />

with mini-jobs, trainer allowances and other, mostly<br />

modest forms of remuneration are in great<br />

demand. Overall there is a trend to monetisation,<br />

although this is not excessive (in 1999 82% of<br />

voluntary work was unpaid, while 10 years later<br />

the figure had fallen to 77%). This trend however<br />

carries very different weight from area to area. In<br />

2009, 64% of voluntary work in the social sector<br />

was regularly paid – if only at a low level. The main<br />

focus lies apparently in the care field.<br />

• At the same time voluntary work has shown itself<br />

to be a motor and source of innovation for new<br />

application areas of activating labour market<br />

policy. An outstanding example is provided by the<br />

“soup-kitchens”, a popular field of work for 1-Euro<br />

forum 1 | roth: activating labour market policy and volunteering<br />

jobbers. New fields of work and occupation have<br />

emerged, such as voluntary agencies or (through<br />

their increasing professionalisation) migrants organisations,<br />

not to mention the numerous mentors,<br />

sponsors, bridge-builders, neighbourhood<br />

mothers and pilots now active in various areas of<br />

social integration, education and employment.<br />

It remains to be seen whether their trademark –<br />

varied combinations of voluntary, full-time and<br />

workfare employment – is only the expression of<br />

a tentative beginning or a structural feature.<br />

• Particularly striking is the uneven pace in the<br />

development of volunteering in the former East<br />

Germany. An opposing trend is emerging here.<br />

While the volunteering rates are climbing in<br />

states which have been more successful in the<br />

field of paid employment (Saxony and Brandenburg),<br />

they are in decline in the less successful<br />

states (Sachsen-Anhalt and Mecklenburg-Mecklenburg-Vorpommern).<br />

In the case of Sachsen-<br />

Anhalt in particular, it is noticeable that the population<br />

groups well-integrated into the labour<br />

market rather stand back from volunteering, perceiving<br />

it rather as a precarious job market for the<br />

workfare population, and therefore avoid it.<br />

• But the changing relationship between voluntary<br />

work and paid work belongs rather to the<br />

suppressed topics of volunteering policy. In<br />

contrast to children, young people or the elderly,<br />

the unemployed are not the preferred target<br />

group of volunteering promotion. There is for<br />

example no corresponding category in the latest<br />

volunteer survey. The possibilities of a productive<br />

interaction between paid work and volunteering<br />

fall outside the perceptional horizon<br />

of a necessarily curtailed workfare policy. This<br />

may also be one of the reasons why priority was<br />

given to a compulsorily supported, and therefore<br />

often rejected programme of “civic labour”<br />

– unnecessarily as it happens, because all experience<br />

with 1-Euro jobs etc. has shown that no<br />

compulsion is required to generate interest in<br />

meaningful community service activities.<br />

3. cOntrasting theOries On the effects<br />

Of actiVating labOur Market pOlicy On<br />

VOlunteering<br />

The interpretive framework of the relationship between<br />

activating labour market policy and volunteering<br />

allows two diametrically opposed views, which<br />

are addressed below.<br />

51


forum 1 | roth: activating labour market policy and volunteering<br />

Either: Successful activation promotes inclusion in<br />

the labour market and thus in the longer term ensures<br />

that individual opportunities for volunteering<br />

are enhanced, since unemployment-related barriers<br />

are broken down. 1-Euro jobs, civic labour or precarious<br />

employment relationships are only transitional<br />

forms on the way to gainful employment – a perspective<br />

which is supported not only by the protagonists<br />

of “support and demand”, but also hoped for<br />

by some of the persons concerned. This activation<br />

sometimes also gives rise to new service areas (for<br />

example in the cooperation of the volunteer agency,<br />

job centre, and social services in Halberstadt), which<br />

again increase employment opportunities. Finally<br />

the volunteer work can benefit when an “add-on”<br />

effect occurs, i.e. “civic workers” remain voluntarily<br />

active after the measures.<br />

Or: Activating labour market policy undermines<br />

volunteering, because it considers voluntary work<br />

essentially as an obstacle to recruitment, and does<br />

not take into account positive relationships between<br />

civic engagement and employability (skills acquisition<br />

from volunteering) due to the “work first!” perspective.<br />

Because the affected population group is<br />

placed under a bureaucratic regime of restricted civil<br />

liberties (time and control regime), workfare acts as<br />

negative “civic education” and causes volunteering<br />

for the common good to become permanently obsolete<br />

for them (motto: “Why should I do anything for<br />

a society which treats me in this way?”). In addition,<br />

full citizenship is again linked to gainful employment,<br />

therefore making a departure from the objective of<br />

the most inclusive social citizenship (T. H. Marshall)<br />

of the post-war era – and social participation denied.<br />

For many of those concerned, labour market activation<br />

based on constraint results in general passivity and<br />

depression – living on Hartz IV means in other words<br />

living in “open prison” (Götz Werner). It is therefore<br />

not surprising that this practice does not produce any<br />

mobilising consequences towards civic engagement.<br />

This also applies equally however for those groups<br />

on the training and labour market who adopt the<br />

perspectives of activating labour market policy and<br />

consequently make their employability the sole focus<br />

of their life. From this point of view, volunteering is<br />

an unnecessary luxury, which is believed to be unaffordable<br />

in view of the labour market constraints.<br />

The new workfare job opportunities are likely to<br />

displace civic engagement, because they are fo-<br />

52<br />

cused significantly on the non-profit sector, and<br />

must not come into competition with the primary<br />

labour market. Civic work etc. also raises displacement<br />

fears amongst full-time employees, because<br />

it can fill those gaps in the service organisations<br />

that are left behind by the increasingly self-centred<br />

volunteers. The obstinacy of volunteering thus also<br />

threatens those who are not themselves exposed<br />

to the activation regime (motto: Why should I do<br />

something for free when others get paid for it?).<br />

Volunteering thus threatens to become a pseudolabour<br />

market.<br />

Further mixing of civic engagement and labour increases<br />

the danger of overturning civic culture –<br />

above all in the former East Germany. Findings from<br />

Sachsen-Anhalt, a pioneer in the field of civic work,<br />

suggest that an image collapse of civic engagement<br />

could be one of the non-intended consequences<br />

of the extensive application of civic work. Even the<br />

successful transitions from unemployment into<br />

the extended low-wage sector could rather hinder<br />

than promote volunteering, if its special structural<br />

characteristics (availability, compulsion to mobility,<br />

insecure employment etc.) are taken into account.<br />

4. the research reQuireMent and<br />

sOciO-pOlitical OptiOns<br />

Whether an activating labour market policy builds a<br />

bridge to volunteering or acts as a deterrent to volunteering<br />

cannot be decided without further empirical<br />

research, because ultimately, the obstinacy of<br />

those involved and the continuing attractiveness of<br />

volunteering must be taken into account. The volunteer<br />

surveys provide evidence of both interpretations,<br />

even if they give greater support to the negative<br />

expectations.<br />

Irrespective of this, the social profile of volunteering<br />

argues in favour of a socio-political guarantee<br />

or for significantly greater security of livelihood of<br />

low-paid people in precarious employment and the<br />

unemployed. Otherwise the situation remains that<br />

we will have to be able to afford such volunteering.<br />

The democratic and human rights costs of workfare<br />

are also reason enough for incentives for gainful employment<br />

above and beyond bureaucratic coercion.


Das Forum beschäftigte sich mit dem Dritten Sektor<br />

und seinen Organisationen als Arbeitsmarkt. In<br />

Deutschland hat die Zahl der Beschäftigungsverhältnisse<br />

in den vergangenen Jahrzehnten stark zugenommen.<br />

Ebenfalls zugenommen hat in diesem<br />

Zeitraum das freiwillige Engagement in diesen Organisationen<br />

beispielsweise durch Mitgliedschaften<br />

oder ehrenamtliches Engagement.<br />

Welche Wechselwirkungen ergeben sich daraus? Wie<br />

kann der Eigensinn des Engagements im beruflichen<br />

Umfeld von Dritt-Sektor-Organisationen gewahrt werden?<br />

Welches Potential für die Schaffung regulärer Arbeitsplätze<br />

ergibt sich aus dem Engagement heraus?<br />

Welche Dynamiken der Verdrängung von Erwerbsarbeit<br />

im Dritten Sektor durch Engagement gibt es? Wie<br />

ist dies zu bewerten und welche Maßnahmen können<br />

dagegen getroffen werden? Wie haben sich das Ausmaß<br />

und die Formen der Beschäftigung im Dritten<br />

Sektor in den letzten Jahren entwickelt? Wie sind die<br />

entstandenen Beschäftigungsverhältnisse qualitativ<br />

zu charakterisieren? Welche besonderen Arbeitsbedingungen<br />

herrschen vor und welche Tendenzen der<br />

Prekarisierung sind zu beobachten? Wie stellt sich die<br />

Situation in den verschiedenen sozialen Handlungsfeldern<br />

dar, gibt es hier Unterschiede? Ist die Situation<br />

in Deutschland mit der in anderen europäischen Ländern<br />

vergleichbar?<br />

Dr. Eckhard Priller<br />

VOM jObMOtOr zu prekärer<br />

beschäftigung? entwicklung iM<br />

drittEn sEktor<br />

1. zuM arbeitsMarktpOlitischen<br />

stellenwert des dritten sektOrs<br />

Eine Reihe von Untersuchungen wie jene des Johns<br />

Hopkins Comparative Nonprofit Sector Project 1 haben<br />

1 Das international vergleichende Projekt wurde von<br />

der Johns Hopkins-Universität in Baltimore (USA) initiiert und<br />

seit 1990 koordiniert. Es erfasst den Dritten Sektor in ausge-<br />

fOruM 2<br />

ErwErbsarbEit im drittEn sEktor und EngagEmEnt<br />

die arbeitsmarktpolitische Relevanz des Dritten Sektors<br />

in Deutschland auf der volkswirtschaftlichen Ebene<br />

aufgezeigt. Besonders in engem Zusammenhang<br />

mit der Einbindung in die staatliche sozialpolitische<br />

Aufgabenrealisierung wird dabei eine zunehmende<br />

arbeitsmarktpolitische Bedeutung des Dritten Sektors<br />

konstatiert (Zimmer/Priller 2007), die auf einer<br />

insgesamt positiven Beschäftigungsentwicklung basiert.<br />

Während 1990 rund 1.018.000 Beschäftigte in<br />

Vollzeitäquivalenten gezählt wurden, waren es 1995<br />

rund 1.441.000. Insgesamt waren im Jahr 1995 im<br />

deutschen Dritten Sektor rund 2,1 Millionen Personen<br />

sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Für die zweite<br />

Hälfte der 1990er Jahre wurde in den meisten Untersuchungen<br />

ein unvermindert hohes Wachstum des<br />

Sektors in Deutschland angenommen und bis zum Jahr<br />

2000 mit fast drei Millionen beschäftigten Personen in<br />

den gemeinnützigen Organisationen gerechnet.<br />

Gleichwohl liegen zur Gesamtzahl der Beschäftigten<br />

unterschiedliche Ergebnisse vor. Nach Hochrechnungen<br />

mit den Daten des IAB-Betriebspanels<br />

schwankt die Zahl der sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigten im Dritten Sektor im Zeitraum von<br />

1996 bis 2008 zwischen 1,7 und 1,9 Millionen. Dabei<br />

hat sich der Anteil des Dritten Sektors an den sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten von sechs auf<br />

sieben Prozent erhöht. Werden zudem freie Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter, geringfügig Beschäftigte,<br />

Praktikantinnen und Praktikanten und Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer an „Arbeitsgelegenheiten<br />

mit Mehraufwandsentschädigung“ (sogenannte<br />

Ein-Euro-Jobber) mitgezählt, waren 2008 nach den<br />

Angaben des IAB-Betriebspanels etwa 2,5 Millionen<br />

Personen im Dritten Sektor (erwerbs)tätig.<br />

Für die Entwicklung im jüngsten Zeitraum sind aber<br />

nicht nur die Anzahl der Arbeitsplätze und die Frage,<br />

wählten Ländern quantitativ in seiner ökonomischen Struktur<br />

(Beschäftigte, Ehrenamtliche, Tätigkeitsspektrum, Leistungsumfang,<br />

Finanzvolumen, Quellen und Verwendung der finanziellen<br />

Mittel) und qualitativ in seinen historischen, gesellschaftlichen<br />

und politischen Dimensionen. Die deutsche Teilstudie wurde<br />

in der zweiten Projektphase von Annette Zimmer (Universität<br />

Münster) und Eckhard Priller (WZB) geleitet.<br />

53


forum 2 | priller: Vom jobmotor zu prekärer beschäftigung? entwicklung im dritten sektor<br />

ob der Dritte Sektor weiterhin neue Arbeitsplätze<br />

schafft, von Interesse. Zunehmend Aufmerksamkeit<br />

finden Aspekte, wie die gegenwärtigen Beschäftigungsverhältnisse<br />

qualitativ zu charakterisieren sind<br />

und welche Entwicklungen sich im Verhältnis zwischen<br />

Erwerbsarbeit und Engagement im Dritten Sektor<br />

abzeichnen.<br />

2. vErändErungEn zu prEkärEn<br />

beschäftigungsVerhältnissen<br />

Während sich bei der Anzahl der Beschäftigungsverhältnisse<br />

ein durchaus positiver Trend ausmachen<br />

lässt, trifft dies für deren qualitative Charakterisierung<br />

nicht zu. Es lassen sich drei Entwicklungstendenzen<br />

feststellen, die zu einer eher kritischen Bewertung<br />

führen 2 : ein überproportionaler Anstieg der<br />

Teilzeitbeschäftigung, eine zunehmende Befristungspraxis<br />

und – vor allem in Ostdeutschland – eine<br />

2 Vgl. Dietmar Dathe/Christian Hohendanner/<br />

Eckhard Priller (2009): Wenig Licht, viel Schatten – Der Dritte<br />

Sektor als arbeitsmarktpolitisches Experimentierfeld, WZBrief<br />

Arbeit 03/2009.<br />

54<br />

75<br />

72<br />

75<br />

52<br />

55<br />

76<br />

29<br />

19<br />

29<br />

38<br />

29<br />

49<br />

deutliche Verschiebung der öffentlich geförderten<br />

Beschäftigungsverhältnisse von sozialversicherungspflichtigen<br />

Maßnahmen (insbesondere Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />

(ABM)) hin zu Ein-Euro-Jobs.<br />

Von dieser Entwicklung sind insbesondere Frauen betroffen,<br />

da sie mit 76 Prozent (2008) die Mehrheit der<br />

im Dritten Sektor Beschäftigten stellen (vgl. ABB 1).<br />

Der Anstieg der sogenannten „frauentypischen“<br />

Arbeitsplätze zeigt u. a. die zunehmende Entwicklung<br />

des Dritten Sektors zu einem Dienstleistungsbereich,<br />

denn auch bei den privatwirtschaftlich erbrachten<br />

sozialen Dienstleistungen liegt eine hohe<br />

Frauenquote vor.<br />

Teilzeit, Befristung und geringfügige Beschäftigung (sogenannte<br />

Minijobs) sind Merkmale atypischer Beschäftigungsverhältnisse.<br />

Sie sind zwar nicht mit prekären<br />

Beschäftigungsverhältnissen gleichzusetzen, wohl aber<br />

ist deren Anteil an den atypischen Beschäftigungsverhältnissen<br />

sehr hoch: Nach einer Untersuchung des<br />

Statistisches Bundesamtes liegt der Verdienst jedes<br />

zweiten atypisch Beschäftigten im Niedriglohnbereich.<br />

ABB. 1: BESCHÄFTIGUNGSANTEILE – FRAUEN, TEILZEIT, BEFRISTETE BESCHÄFTIGTE, M<strong>IN</strong>I- <strong>UND</strong> E<strong>IN</strong>-<br />

EURO-JO<strong>BBE</strong>R – NACH BEREICHEN (<strong>IN</strong> PROZENT)<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

43<br />

45<br />

19<br />

25<br />

3<br />

8<br />

10<br />

4<br />

19<br />

15<br />

11<br />

1312<br />

8 7 5<br />

1996 2008 1996 2008 1996 2008 2008 2008<br />

Frauen Teilzeit Befristungen Minijobs Ein-Euro-<br />

Jobs<br />

Privatwirtschaftlich erbrachte soziale Dienstleistungen<br />

Öffentlicher Dienst<br />

Dritter Sektor<br />

Gesamtbeschäftigung in Deutschland<br />

Die Bezugsgröße für die Anteile Frauen, Teilzeitbeschäftigte, Befristungen und Minijobs sind sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte; die Bezugsgröße für Ein-Euro-Jobs sind die Erwerbstätigen insgesamt. Datenbasis:<br />

IAB-Betriebspanel 1996–2008; hochgerechnete Werte.<br />

2<br />

1<br />

4<br />

1


forum 2 | priller: Vom jobmotor zu prekärer beschäftigung? entwicklung im dritten sektor<br />

Der Anteil der Teilzeitbeschäftigung hat sich im Dritten<br />

Sektor von 29 Prozent im Jahr 1996 auf 49 Prozent<br />

im Jahr 2008 erhöht (vgl. ABB. 1). Der Anstieg<br />

der Teilzeit im Dritten Sektor lässt sich nicht allein<br />

mit dem hohen Frauenanteil erklären. Frauen bevorzugen<br />

oft aus Gründen der besseren Vereinbarkeit<br />

von Beruf und Familie Teilzeitarbeitsplätze, der Anteil<br />

der Frauen ist aber im untersuchten Bereich nur<br />

gering angestiegen. Ein anderer Erklärungsansatz<br />

für den Anstieg von Teilzeitbeschäftigung ist der zunehmende<br />

Ökonomisierungsdruck der vergangenen<br />

Jahre, der sich durch die Reduzierung öffentlicher<br />

Fördermittel verschärft hat. Die Organisationen<br />

schließen bei geringerem finanziellen Spielraum zunehmend<br />

Teilzeit- statt Vollzeitverträge ab.<br />

Eine besondere Form der Teilzeitbeschäftigung sind<br />

Minijobs: zwölf Prozent der Beschäftigten im Dritten<br />

Sektor sind 2008 geringfügig beschäftigt. Der Anteil<br />

der Mini-Jobber liegt zwar niedriger als bei den<br />

privatwirtschaftlich erbrachten sozialen Dienstleistungen<br />

(17 Prozent), aber leicht über dem Gesamtdurchschnitt<br />

(11 Prozent).<br />

Neben der Teilzeitbeschäftigung ist der hohe Anteil<br />

befristeter Arbeitsverhältnisse typisch für den Dritten<br />

Sektor (vgl. ABB. 1). 2008 waren 15 Prozent der<br />

Beschäftigungsverhältnisse im Dritten Sektor befristet,<br />

in dem vergleichbaren Teil der Privatwirtschaft<br />

liegt der Anteil bei lediglich acht Prozent. Noch dramatischer<br />

ist die Situation bei den Neueinstellungen:<br />

Etwa zwei Drittel sämtlicher Neueinstellungen im<br />

ersten Halbjahr 2008 erfolgen auf Basis eines befristeten<br />

Arbeitsvertrages. Nur im öffentlichen Dienst<br />

zeigt sich mit einem Anteil von 73 Prozent eine noch<br />

exzessivere Befristungspraxis.<br />

Die Ausweitung der befristeten Einstellungen wird<br />

durch die Abhängigkeit der Organisationen im Dritten<br />

Sektor von öffentlicher Finanzierung verursacht,<br />

die meist in Form von (befristeten) Projektfinanzierungen<br />

erfolgt. Die Finanzierung aus arbeitsmarktpolitischen<br />

Programmen trägt mit ihrer zeitlichen<br />

Beschränkung ebenfalls dazu bei.<br />

Befristungen im Dritten Sektor werden in Ost- und<br />

Westdeutschland unterschiedlich gehandhabt: Im<br />

Osten liegt der Befristungsanteil mit 22 Prozent<br />

deutlich höher als im Westen (14 Prozent). Dieser<br />

Unterschied lässt sich vor allem auf die große Bedeutung<br />

öffentlicher Beschäftigungsförderung in<br />

Ostdeutschland zurückführen.<br />

3. entgrenzung VOn bürgerschaftlicheM<br />

EngagEmEnt und ErwErbsarbEit<br />

Neben den qualitativen Veränderungen in den Beschäftigungsverhältnissen<br />

fanden in den letzten<br />

Jahren eine Reihe von Entwicklungen statt, die zu<br />

einer beschleunigten Erosion der ehemals strikten<br />

Trennung zwischen den beiden Tätigkeitsbereichen<br />

von Erwerbsarbeit und bürgerschaftlichem Engagement<br />

geführt haben. Die Grenze wurde bisher entlang<br />

von Begriffspaaren wie freiwillig – unfreiwillig,<br />

einkommensorientiert – gemeinwohlorientiert,<br />

privatwirtschaftlich organisiert – im öffentlicher<br />

Raum, konkurrenzorientiert – kooperativ gezogen.<br />

Für die Erwerbsarbeit stand die Einkommenssicherung<br />

für den Lebensunterhalt im Mittelpunkt, beim<br />

Ehrenamt die uneigennützige Sorge für Andere,<br />

überwiegend auf Grundlage eines gesicherten (Erwerbs-<br />

oder Verögens)Einkommens. 3 Die Grenzen<br />

sind aus unterschiedlichen Ursachen fließender<br />

geworden. Dabei verändert sich das Engagement<br />

stärker in Richtung Erwerbsarbeit. So nähert sich<br />

das Engagement auf die Zeiten, die Orte, die Gegenstände<br />

und die Kooperationsbeziehungen an,<br />

wie sie bislang vor allem im Rahmen der Erwerbsarbeit<br />

zu finden waren. Doch auch im Kontext von<br />

Flexibilisierung und Individualisierung sind entsprechende<br />

Annäherungsprozesse auszumachen<br />

(vgl. ÜBERSICHT folgende Seite).<br />

Doch auch bei den Ein- und Umstiegen der Erwerbstätigkeit<br />

beginnt das Engagement Aufgaben<br />

zu übernehmen, für die es vor einiger Zeit kaum<br />

eine Rolle gespielt hat. Es geht dabei um die Vermischung<br />

beider Tätigkeitsformen. Sie erfolgt sowohl<br />

über die Vermittlung von außen (z. B. bei der Zuweisung<br />

gesellschaftlich notwendiger Tätigkeiten)<br />

als auch über einen mehr oder weniger selbst gewählten<br />

Mix (z. B. „kreative Klasse“, „digitale Boheme“),<br />

bei dem neben der Tätigkeit, die erwerbswirtschaftlich<br />

der Erzielung des Lebensunterhalts<br />

dient, gleichzeitig ein nicht vergüteter Anteil von<br />

Engagement vorhanden ist.<br />

Zum anderen findet gerade in den Organisationen des<br />

Dritten Sektors eine Entgrenzung durch eine Monetarisierung<br />

des Engagements statt (vgl. TAB. 1).<br />

3 Vgl. Hildebrandt, Eckart/Priller, Eckhard (2008):<br />

Entgrenzung von Bürgerschaftlichem Engagement und<br />

Erwerbsarbeit. In: Michael Bürsch (Hg.): Mut zur Verantwortung<br />

– Mut zur Einmischung. Bürgerschaftliches Engagement<br />

in Deutschland. Bonn, S. 123-131.<br />

55


forum 2 | priller: Vom jobmotor zu prekärer beschäftigung? entwicklung im dritten sektor<br />

56<br />

ÜBERSICHT: ENTGRENZUNGSTENDENZEN ZWI-<br />

SCHEN <strong>ERWERBSARBEIT</strong> <strong>UND</strong> <strong>ENGAGEMENT</strong><br />

• Entgrenzungen nach Zeit, Ort, Gegenstand<br />

der Tätigkeit, Kooperationen<br />

• Vom kollektiven Arbeitnehmer zum unternehmerischen<br />

Einzelnen („Arbeitskraftunternehmer“<br />

– Selbstkontrolle, Selbstrationalisierung,<br />

Selbstökonomisierung)<br />

• Einstiege in die Erwerbstätigkeit durch Vermittlung<br />

in gesellschaftlich notwendige Tätigkeiten<br />

durch „soziale Arbeitsgelegenheiten“, „Bürgerarbeit“,<br />

„Kommunal-Kombi“ (verpflichtend für<br />

Bezieher von Arbeitslosengeld II)<br />

• Entwicklungen, die mit Begriffen „kreative<br />

Klasse“, „digitale Boheme“, „Generation<br />

Praktikum“, „urbane Penner“, „Raumpioniere“<br />

beschrieben werden<br />

• Kompetenzerwerb im Engagement in Richtung<br />

lebenslanges Lernen (Kompetenzbilanzen,<br />

Ehrenamtspass)<br />

• Übergangsfunktion: Arbeitslosigkeit – Engagement<br />

– Erwerbstätigkeit (zumeist prekär)<br />

Wie die Daten von 1999 und 2009 zeigen, hat sich der<br />

Anteil der Engagierten, die keine Vergütung in Form<br />

von Aufwandsentschädigungen, Honoraren, geringfügiger<br />

Bezahlung oder Sachzuwendungen erhalten,<br />

im Vergleichszeitraum nur um fünf Prozent verringert.<br />

Gleichwohl wird es schwer fallen, den einmal<br />

in Gang gesetzten Prozess der Monetarisierung zu<br />

stoppen.<br />

4. fazit<br />

TAB. 1: MONETARISIERUNG DES <strong>ENGAGEMENT</strong>S 1999 <strong>UND</strong> 2009<br />

Insgesamt<br />

1999<br />

2009<br />

Alte Länder<br />

1999<br />

2009<br />

Neue Länder<br />

1999<br />

2009<br />

Aufwandsentschädigaung<br />

7%<br />

10%<br />

7%<br />

9%<br />

9%<br />

10%<br />

Honorar Geringfügige<br />

Bezahlung<br />

2%<br />

2%<br />

2%<br />

2%<br />

2%<br />

2%<br />

Datenquelle: Freiwilligensurvey 1999 und 2009<br />

Der Dritte Sektor schafft heute zwar keine nennenswerte<br />

Zahl an neuen Arbeitsplätzen, ist aber auch<br />

nicht durch Arbeitsplatzverluste geprägt. Die Untersuchungen<br />

zur arbeitsmarktpolitischen Wirkung des<br />

Dritten Sektors dürfen nicht auf die unmittelbare<br />

Beschäftigungswirkung beschränkt bleiben. Qualitative<br />

Aspekte der Beschäftigung im Dritten Sektor sind<br />

künftig stärker zu berücksichtigen, um auf Faktoren<br />

wie Überlastung, schlechte Arbeitsbedingungen und<br />

geringe Entlohnung aufmerksam zu machen.<br />

Tendenzen der Zunahme atypischer Beschäftigung<br />

müssen zwar nicht mit Entwicklungen zu prekärer<br />

Beschäftigung einhergehen, auszuschließen ist ein<br />

solcher Zusammenhang aber auch im Dritten Sektor<br />

nicht. Da gerade hier die Kombination von regulärer<br />

Arbeit und freiwilligem Engagement zunimmt und die<br />

Grenzen zwischen beiden Bereichen verschwimmen,<br />

ist diesen Fragen mehr Aufmerksamkeit zu schenken.<br />

4%<br />

5%<br />

4%<br />

5%<br />

5%<br />

4%<br />

Sachzuwendung<br />

6%<br />

12%<br />

6%<br />

11%<br />

6%<br />

12%<br />

Ohne Vergütung<br />

82%<br />

77%<br />

82%<br />

77%<br />

80%<br />

75%


Birgitte Brekke<br />

forum 2 | brekke: frivillighet norge – ein gemeinsames dach für den gemeinnützigen sektor<br />

friVillighet nOrge – ein geMeinsaMes<br />

dach für den geMeinnützigEn<br />

sEktor in norwEgEn<br />

Im September 2005 wurde mit Frivillighet Norge<br />

eine Art Dachverband für den gemeinnützigen Sektor<br />

in Norwegen gegründet. Ziel des Verbands ist<br />

es, den Dialog zwischen den Organisationen des gemeinnützigen<br />

Sektors mit den öffentlichen Stellen zu<br />

koordinieren und dabei wichtige Themen in der Öffentlichkeit<br />

und gegenüber den staatlichen Stellen zu<br />

benennen. Frivillighet Norge soll darüber hinaus auch<br />

ein Raum für die Zivilgesellschaft schaffen und das<br />

freiwillige Engagement insgesamt stärken. Eine weitere<br />

wichtige Aufgabe – neben Lobbying und Capacity<br />

Building – ist die Information und Beratung der Mitgliedsorganisationen.<br />

Einige der aktuellen Themen in<br />

der norwegischen Zivilgesellschaft sind die Auswirkungen<br />

der Mehrwertsteuer, ein neues öffentliches<br />

Register für norwegische NGOs, mehr Forschung über<br />

den gemeinnützigen Sektor sowie die Einbindung der<br />

Zuwanderer in die Zivilgesellschaft.<br />

Frivillighet Norge hat insgesamt 280 Mitglieder, die<br />

sich in über 50.000 Ortsverbände unterteilen. Frivilligeht<br />

Norge definiert NGOs als nicht Profit orientierte,<br />

nicht-staatliche Organisationen, deren wichtigste<br />

Ressourcen ehrenamtliche Arbeit und/oder<br />

finanzielle Mittel durch Mitgliedsbeiträge, Spenden,<br />

Lotterien und Flohmärkte usw. sind. Die Organisa-<br />

ABB. 1: WO ENGAGIEREN SICH FREIWILLIGE?<br />

tionen kommen aus verschiedensten Bereichen:<br />

Religion, Umwelt, kulturelle Aktivitäten, Sport,<br />

humanitäre Aktivitäten, Menschenrechte usw. Im<br />

Allgemeinen ist die norwegische Zivilgesellschaft –<br />

gleiches gilt für die anderen skandinavischen Staaten<br />

– sehr stark in den Bereichen Kultur und Freizeit<br />

repräsentiert, während zum Beispiel in Deutschland<br />

viele zivilgesellschaftliche Organisationen aus dem<br />

sozialen Dienstleistungssektor kommen bzw. dort<br />

engagiert sind. Dies bedeutet im Umkehrschluss,<br />

dass die Organisationen der Zivilgesellschaft in Norwegen<br />

keine sozialen Dienste anbieten, sei es im öffentlichen<br />

Auftrag oder öffentlich finanziert oder in<br />

Form einer Substitution. (vgl. ABB. 1)<br />

Der gemeinnützige Sektor in Norwegen besteht aus<br />

insgesamt 115.000 NGOs und Non-Profit-Organisationen<br />

– über 40% sind im Kultur- und Freizeitbereich<br />

angesiedelt. Die Mehrheit der Organisationen sind<br />

lediglich an einem Ort vertreten, haben keine Angestellten<br />

und nur sehr geringe finanzielle Mittel. Es gibt<br />

über zehn Millionen Mitgliedschaften in NGOs und<br />

80% der Norwegerinnen und Norweger sind Mitglied<br />

in mindestens einer zivilgesellschaftlichen Organisationen.<br />

Jährlich beteiligen sich 48% der erwachsenen<br />

Bevölkerung Norwegens an ehrenamtlicher Arbeit.<br />

Dabei leisten sie in ihren Organisationen mehr als<br />

200 Millionen Arbeitsstunden pro Jahr. Der Gesamtbeitrag<br />

der norwegischen Freiwilligen entspricht damit<br />

115.000 Vollzeit-Angestellten, wobei es lediglich<br />

72.000 Vollzeit-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter in<br />

der Zivilgesellschaft gibt. 36% der Finanzmittel des ge-<br />

57


forum 2 | brekke: frivillighet norge – ein gemeinsames dach für den gemeinnützigen sektor<br />

meinnützigen Sektors kommen von öffentlichen Mitteln,<br />

7% werden von privaten Spendern geleistet und<br />

57% der Mittel stammen aus Mitgliedsbeiträgen und<br />

Verkäufen. 60% der Organisationen verfügen über<br />

Budgets von weniger als 6.250 Euro. Die Organisationen<br />

werden also hauptsächlich durch Mitgliedsbeiträge<br />

und nur durch etwa ein Drittel über staatliche<br />

Beiträge finanziert. Im Gegensatz dazu erhalten im<br />

europäischen Durchschnitt zwei Drittel der zivilgesellschaftlichen<br />

Organisationen ihre Finanzierung maßgeblich<br />

aus der öffentlichen Hand. Diese Tatsache<br />

führt nicht zuletzt auch zu einem höheren Grad an<br />

Unabhängigkeit in der norwegischen Zivilgesellschaft.<br />

(vgl. ABB. 2)<br />

Generell haben die zivilgesellschaftlichen Organisationen<br />

in Norwegen eine Art Kontrollfunktion gegenüber<br />

staatlichen Stellen und versuchen vor allem<br />

dem einzelnen Menschen zu ermöglichen, sich als<br />

aktiver Bürger in den demokratischen Prozess einzubringen.<br />

Freiwilligenorganisationen sollten die<br />

Fähigkeiten der Menschen erweitern und als eine<br />

Arena für Vernetzung dienen. Deshalb ist freiwilliges<br />

Engagement immer nur als eine Ergänzung zu<br />

den öffentlichen Diensten zu sehen und nie als ein<br />

Ersatz. Als Dienstleister bringen sie Freude und Lebendigkeit<br />

in lokale Gemeinschaften.<br />

Auch das Wirtschaftswachstum in der norwegischen<br />

Zivilgesellschaft ist äußerst stark. Der wirtschaftliche<br />

Wert des dritten Sektors lag im Jahr 2008 bei<br />

ABB. 2: WIE F<strong>IN</strong>ANZIEREN SICH DIE ORGANISATIONEN?<br />

58<br />

92 Milliarden NOK einschließlich freiwilliger Arbeit<br />

und 37 Milliarden NOK ohne die freiwillige Arbeit.<br />

Das Wachstum war in der Zivilgesellschaft mit 6,5%<br />

stärker als in der gesamten norwegischen Wirtschaft,<br />

die um 3,6% wuchs. Organisationen aus dem<br />

Bereich Kultur und Freizeit haben 40% der Werte zu<br />

diesem außerordentlichen Wachstum beigetragen<br />

und im Durchschnitt kommen in der norwegischen<br />

Zivilgesellschaft 1,6 Freiwillige auf jeden Vollzeit-<br />

Mitarbeiter. (vgl. ABB. 3/4/5)<br />

Die sich aus den genannten Zahlen ableitenden<br />

strukturellen Unterschiede zwischen der norwegischen<br />

und deutschen Zivilgesellschaft resultieren<br />

aus zwei Ursachen: Erstens, ist bezahltes freiwilliges<br />

Engagement, durch das die Grenzen zwischen Arbeit<br />

und Freiwilligkeit verwischt werden, in der norwegischen<br />

Zivilgesellschaft praktisch nicht vorhanden.<br />

In Norwegen gibt es keine Debatte über Monetarisierung,<br />

denn alle Tätigkeiten von Freiwilligen werden<br />

schlichtweg nicht bezahlt. In Deutschland hingegen<br />

sind gerade soziale Dienstleister ein wichtiger<br />

Bestandteil der Zivilgesellschaft und die Kombination<br />

von freiwilliger und bezahlter Arbeit ist in diesen<br />

Unternehmen oder Organisation häufig anzutreffen.<br />

Zweitens besteht das Hauptziel der norwegischen zivilgesellschaftlichen<br />

Organisationen vor allem darin,<br />

den Freiwilligen einen Raum zu schaffen, der frei von<br />

Wettbewerb und staatlichem Einfluss ist, und der<br />

sich jedem Versuch entzieht, Freiwillige für soziale<br />

Dienste zu rekrutieren.<br />

Öffentliche Zuwendungen<br />

Spenden<br />

Beiträge


ABB. 3:<br />

ABB. 4:<br />

ABB. 5:<br />

forum 2 | brekke: frivillighet norge – ein gemeinsames dach für den gemeinnützigen sektor<br />

59


fOruM 2<br />

gainful eMplOyMent in the third sectOr and VOlunteering<br />

This forum focused on the third sector and its organisations<br />

as potential employers. In Germany, the<br />

number of jobs in this sector has increased significantly<br />

in recent decades. During the same period,<br />

volunteering in these organisations (i.e. membership,<br />

honorary activities) has also increased.<br />

What interactions are possible as a consequence of<br />

these changes? How can the inner logic of volunteering<br />

be maintained in the professional environment<br />

of third-sector organisations? What potential for the<br />

creation of regular jobs can arise from volunteering?<br />

What are the dynamics of the displacement of paid<br />

work in the third sector by volunteering? How should<br />

this trend be assessed and what measures can be taken<br />

to counter it? How have the extent and forms of<br />

employment in the third sector developed in recent<br />

years? What about the quality of the jobs that have<br />

been created? What are working conditions like,<br />

and is there any tendency towards precariousness?<br />

What is the situation in the various fields of social action,<br />

and are there any differences between them?<br />

Is the situation in Germany comparable with that of<br />

other European countries?<br />

Dr. Eckhard Priller<br />

frOM labOur Market bOOster tO<br />

aMbiguOus fOrM Of eMplOyMent?<br />

third sectOr deVelOpMent<br />

1. On the iMpOrtance Of the third sectOr<br />

fOr labOur Market pOlicies<br />

A series of studies such as the Johns Hopkins Comparative<br />

Nonprofit Sector Project 1 have identified<br />

1 This international comparative study was initiated<br />

by the John Hopkins University in Baltimore (USA), where<br />

it has been co-ordinated since 1990. It collects data on the<br />

third sector in selected countries, both quantitatively, based<br />

on economic structure (employees, volunteers, range of<br />

activities, extent of service, funding volumes, sources and<br />

allocation of available funds), and qualitatively, based on its<br />

historic, social and political dimensions. In the second project<br />

60<br />

the economic relevance of the third sector for<br />

Germany‘s labour market policy. Assuming a generally<br />

positive development of employment figures,<br />

these studies have demonstrated that the third sector<br />

is increasingly influencing labour market policies,<br />

particularly in relation to integration into governmental<br />

social policy implementation (Zimmer/Priller<br />

2007). Whilst 1,018,000 third sector workers in<br />

Germany were counted as holding the equivalent of<br />

a fulltime job in 1990, this figure rose to 1,441,000 in<br />

1995, with a total of around 2.1 million third sector<br />

employees working in jobs where social insurance<br />

contributions are compulsory. Most of the studies<br />

assumed that the German sector would continue<br />

to grow at a constant rate during the second half of<br />

the 1990s; and estimated that by 2000, almost three<br />

million people would be working for community service<br />

organisations.<br />

However, the results differ as far as the total number<br />

of people working in the sector is concerned. According<br />

to projections based on data supplied by the<br />

IAB Establishment Panel, the number of third sector<br />

employees paying compulsory social insurance contributions<br />

fluctuated between 1.7 and 1.9 million in<br />

1996 to 2008, whilst the proportion of those working<br />

in the third sector and paying social insurance<br />

contributions increased from six percent to seven<br />

percent. If freelancers, low-income earners, trainees<br />

in work experience placements and so-called ‚oneeuro<br />

jobbers‘, i.e. social security claimants topping<br />

up their benefits by doing community service work,<br />

for which they receive one additional euro per hour<br />

worked, were included, the number of those employed<br />

or working in the third sector would rise to<br />

around 2.5 million people, according to information<br />

from the IAB Establishment Panel.<br />

However, the number of jobs and the question of<br />

whether the third sector will continue to create new<br />

jobs are not the only factors influencing the latest<br />

phase, the German part of the study was led by Annette Zimmer<br />

(University of Münster) and Eckhard Priller (WZB).


forum 2 | priller: from labour Market booster to ambiguous form of employment?<br />

developments. Increasingly, the focus is also on the<br />

qualitative nature of the current employment relationships,<br />

and on recent developments in the third<br />

sector with regard to the relationship between paid<br />

employment and volunteering.<br />

2. changes tO aMbiguOus eMplOyMent<br />

situations<br />

Whilst a positive trend is certainly apparent in<br />

terms of the number of jobs, this does not apply<br />

to their qualitative nature. This rather negative<br />

assessment of the situation is based on three distinguishable<br />

development trends 2 : a disproportionately<br />

high increase in part-time employment, an<br />

increased use of temporary employment contracts,<br />

and - particularly in the regions of former East Germany<br />

- an obvious shift of publicly funded jobs. Positions<br />

which would formerly have attracted social<br />

insurance contributions (including jobs subsidised<br />

by the department for employment) have now become<br />

‚one-euro jobs‘. These developments have<br />

primarily affected women, as they represent the<br />

majority (76% in 2008) of those working in the third<br />

sector (see illustration).<br />

The rise in the so-called ‚typically female jobs‘ also<br />

shows that the third sector is increasingly turning<br />

into a service provision sector, as there is also a large<br />

quota of women working in the commercially provided<br />

social services sector.<br />

Parttime positions, temporary contracts and socalled<br />

‚mini-jobs‘ (jobs where the number of hours<br />

worked or the income earned are so low that neither<br />

employees nor employers have to pay social insurance<br />

and health care contributions) are non-typical<br />

forms of employment. They are not necessarily all<br />

ambiguous forms of employment; however, the proportion<br />

of these non-typical forms of employment<br />

that must be considered ambiguous is very high<br />

indeed: according to an analysis by the German Federal<br />

Statistical Office, every second employee in a<br />

non-typical form of employment has a low income.<br />

In the third sector, the proportion of part-time workers<br />

has increased from 29 percent in 1996 to 49<br />

percent in 2008 (see illustration). This increase in<br />

2 See Dietmar Dathe/Christian Hohendanner/Eckhard<br />

Priller (2009): ‚Wenig Licht, viel Schatten – Der Dritte<br />

Sektor als arbeitsmarktpolitisches Experimentierfeld‘ WZBrief<br />

Arbeit 03/2009<br />

part-time employment cannot be solely attributed<br />

to the high proportion of female employees in this<br />

sector. Women frequently prefer to work part-time<br />

on account of their family commitments; however,<br />

the proportion of women has only increased slightly<br />

in the area analysed. Another attempt at an explanation<br />

for the increase in part-time positions is<br />

the pressure to economise, which has increased in<br />

recent years due to reductions in public funding. In<br />

view of their reduced financial scope, the organisations<br />

are increasingly offering part-time, rather than<br />

full-time, contracts.<br />

So-called mini-jobs are a particular form of part-time<br />

work : 12 percent of those working the third sector in<br />

2008 were ‚mini-jobbers‘. Although the proportion of<br />

mini-jobbers is lower than the proportion in the commercially<br />

provided social services sector (17 percent),<br />

it is still slightly above the total average (11 percent).<br />

Besides part-time employment, the high proportion<br />

of temporary contracts is also typical of the third<br />

sector (see illustration). In 2008, 15 percent of third<br />

sector employment contracts were temporary, in<br />

the comparable element of the commercial sector,<br />

their share was only eight percent. The recruitment<br />

situation is even more dramatic: in the first half of<br />

2008, around two-thirds of all new employees were<br />

taken on on the basis of a temporary contract. With<br />

a proportion of 73%, only the public sector took on<br />

more temporary employees.<br />

This increase in temporary contracts is the consequence<br />

of the dependence on public funding of organisations<br />

in the third sector, which is usually granted<br />

in the form of (short-term) project financing.<br />

Short-term funding on the strength of labour market<br />

policy initiatives also contributes to this effect.<br />

There are marked differences with regard to temporary<br />

contracts in the third sector between eastern<br />

Germany (22 percent) and the former West Germany<br />

(14 percent). This difference is primarily the result<br />

of the high importance of publicly funded back-towork<br />

measures in former East Germany.<br />

3. breaking dOwn the bOundaries<br />

between ciVic engageMent and gainful<br />

eMplOyMent<br />

Besides the qualitative changes to employment relationships,<br />

several other developments have occur-<br />

61


forum 2 | priller: from labour Market booster to ambiguous form of employment?<br />

red in recent years. These have led to an accelerated<br />

erosion of the formerly strict division between volunteering<br />

and paid work. Until recently, the boundaries<br />

ran along the lines of opposites such as voluntary and<br />

compulsory, income-oriented and community-oriented,<br />

commercial and public service, competitive and<br />

co-operative. The focus of paid employment was earning<br />

an income to secure your livelihood, whilst voluntary<br />

work was a form of altruism, generally made<br />

possible through having a steady income (from either<br />

paid work or assets). 3 For various reasons, these<br />

boundaries have become more blurred, with volunteering<br />

veering increasingly towards gainful employment,<br />

in this way slowly getting closer to the times,<br />

places, subjects and co-operative relationships which<br />

up to now were predominantly found within the<br />

scope of paid employment. However, correspondingly,<br />

this can also be noted in the context of flexibilisation<br />

and individualisation (see OVERVIEW).<br />

Yet volunteering has recently also started to play a<br />

role as a stepping stone into paid employment or for<br />

a career change, something we have not seen before.<br />

This involves a combination of both forms of activity,<br />

which can occur either through external interference<br />

(e.g. allocation to socially necessary activities), or by<br />

way of a mix that is more or less self-determined (e.g.<br />

‚creative class‘, ‚digital bohemians‘), in which case there<br />

is a non-remunerated element of civic engagement<br />

alongside a paid activity that secures a livelihood.<br />

3 See Hildebrandt, Eckart/Priller, Eckhard (2008):<br />

‚Entgrenzung von Bürgerschaftlichem Engagement und<br />

Erwerbsarbeit.‘ In: Michael Bürsch (ed.): ‚Mut zur Verantwortung<br />

– Mut zur Einmischung. Bürgerschaftliches Engagement<br />

in Deutschland.‘ Bonn, p.123-131.<br />

62<br />

Particularly in third sector organisations, however,<br />

the boundaries are becoming blurred through the<br />

monetarisation of volunteering (see TAB. 1).<br />

As the data from 1999 and 2009 shows, the proportion<br />

of volunteers who do not receive a remuneration<br />

in the form of reimbursements, honorariums,<br />

nominal payments or benefits in kind for their work<br />

has gone down by only five percent in the comparison<br />

period. Nevertheless, now it has started, the<br />

monetarisation process will be difficult to stop.<br />

TAB. 1: MONETARIZATION OF VOLUNTEER<strong>IN</strong>G BETWEEN 1999 AND 2009<br />

reimbursement honorariums nominal payments benefit in kind without remuneration<br />

Total<br />

1999<br />

2009<br />

Old Länder<br />

1999<br />

2009<br />

New Länder<br />

1999<br />

2009<br />

7%<br />

10%<br />

7%<br />

9%<br />

9%<br />

10%<br />

2%<br />

2%<br />

2%<br />

2%<br />

2%<br />

2%<br />

Source: Freiwilligensurvey 1999 und 2009<br />

4%<br />

5%<br />

4%<br />

5%<br />

5%<br />

4%<br />

OVERVIEW: BREAK<strong>IN</strong>G DOWN THE BO<strong>UND</strong>ARI-<br />

ES BETWEEN CIVIC <strong>ENGAGEMENT</strong> AND GA<strong>IN</strong>-<br />

FUL EMPLOYMENT<br />

• breaking down the boundaries of time, place,<br />

activities, cooperation<br />

• from the employees‘ collective to individual<br />

business (self-control, self-rationalizing, selfcommodification)<br />

• labour market integration through „social<br />

work opportunities“, „civic work“, local combo<br />

(mandatory for recipients of unemployment<br />

benefit II)<br />

• developments, which are described by terms<br />

„creative class“ or „digital bohemians“<br />

• Acquiring Skills in commitment towards lifelong<br />

learning (skills assessments, volunteering<br />

passport)<br />

• Stepping stone: Unemployment - Volunteering<br />

- Employment (often precarious)<br />

6%<br />

12%<br />

6%<br />

11%<br />

6%<br />

12%<br />

82%<br />

77%<br />

82%<br />

77%<br />

80%<br />

75%


4. cOnclusiOn<br />

Currently, the third sector does not create a significant<br />

number of new jobs, however, it is also not<br />

an area typically affected by job losses. Any analyses<br />

of the third sector‘s effects on labour market policy<br />

must not be limited to its immediate impact on<br />

employment. In future, there must be a stronger<br />

focus on the qualitative aspects of employment in<br />

the third sector in order to highlight factors such<br />

as overwork, bad working conditions and low pay.<br />

Trends in the increase of non-typical forms of employment<br />

are not necessarily a sign that they are ambiguous,<br />

although this can also not be excluded in<br />

the third sector. As the combination of regular paid<br />

employment and civic engagement is on the increase<br />

in this sector, and the boundaries between the<br />

two areas are becoming increasingly blurred, these<br />

issues deserve more attention.<br />

Birgitte Brekke<br />

friVillighet nOrge – the assOciatiOn<br />

Of ngOs in nOrway<br />

The Association of NGOs in Norway (Frivillighet Norge),<br />

founded in September 2005, is an umbrella for<br />

the voluntary sector in Norway. The mission of the<br />

association is to coordinate the voluntary sector’s<br />

FIG. 1<br />

forum 2 | brekke: frivillighet norge – the association of ngOs in norway<br />

dialogue with the authorities on issues that are common<br />

to the voluntary sector, and to voice the voluntary<br />

sector’s opinions to the public and the authorities.<br />

Frivillighet Norge also aims to create space for<br />

civil society and improve voluntarism. Another important<br />

task - besides lobbying and capacity building<br />

– is to inform and advice the member organizations.<br />

Some of the current issues in the Norwegian voluntary<br />

sector are the impact of VAT, a new public register<br />

for Norwegian NGOs, more research on the voluntary<br />

sector, as well as inclusion of the immigrant<br />

population in the voluntary sector.<br />

Frivillighet Norge has 280 members divided in<br />

50 000 local chapters. Frivilligeht Norge defines<br />

NGOs as non-profit, non-governmental organizations<br />

which main resources are voluntary work<br />

and/or funds achieved through membership fees,<br />

gifts, lotteries, jumblesales etc. This includes all<br />

sorts of activities: religion, environment preservation,<br />

cultural activities, sports, humanitarian<br />

activies, human rights, etc. Generally the Norwegian<br />

civil society – like those in other Scandinavian<br />

countries – is very strong in culture and leisure,<br />

whereas for example in Germany many civil socitey<br />

organizations are from the social services<br />

sector. That means that civil society organizations<br />

in Norway do not provide social service either by<br />

order of and financed by the government or as a<br />

substitute. (vgl. FIG. 1)<br />

63


forum 2 | brekke: frivillighet norge – the association of ngOs in norway<br />

The voluntary sector in Norway consists of 115 000<br />

non-governmental and non-profit organizations -<br />

over 40% are cultural and leisure organization. The<br />

majority of organizations are based locally, have no<br />

employees and very small financial means. There are<br />

10 million memberships in NGOs and 80 % of the Norwegians<br />

are members of one or more organization(s).<br />

48 % of the grown-up Norwegian population participates<br />

in voluntary work annually. They work more<br />

than 200 million hours annually in their organizations.<br />

The total contribution of Norwegian volunteers is<br />

equivalent to 115 000 full time employees and there<br />

are 72 000 full time employees in the sector. 36 % of<br />

the funding of the voluntary sector comes from central<br />

and local governments, 7 % comes from private<br />

donors, and 57 % of the funding comes from membership<br />

fees and sales. 60% of the organizations have<br />

budgets of less than 6 250 Euros. The organizations<br />

are mainly funded through fees and only by one third<br />

through governmental contributions. In contrary to<br />

that in the European average two thirds of the civil society<br />

organizations income is paid by the government.<br />

That fact also leads to more independence from the<br />

government in Norway. (vgl. FIG. 2)<br />

Generally, the functions of civil society organizations<br />

are to act as watch dog, teaching people to be part<br />

of democratic processes and become an active citizens.<br />

Volunteer organizations should teach people<br />

new skills, they are an arena for networking,<br />

FIG. 2<br />

64<br />

bridging. Therefore volunteers are a supplement to<br />

the public services and never a replacement. Nongovernmental<br />

organizations are also service providers<br />

and nevertheless they bring fun and action into<br />

people`s lives and into local communities.<br />

The economic growth in Norwegian civil society is<br />

very strong. The value of the third sector was 92 billion<br />

NoK including voluntary work and 37 billion NoK<br />

without voluntary work. There was a growth of 6.5%<br />

in civil society compared to an overall of 3.6% in the<br />

Norwegian GNP in that year. Culture and leisuretime<br />

organizations are responsible for 40% of the values<br />

created and on an average there are 1.6 volunteers<br />

behind every full time employee. (vgl. FIG. 3/4/5)<br />

There are two main reasons that cause structural differences<br />

between the Norwegian and German civil society:<br />

Firstly, paid voluntary work, that blur the boundaries<br />

between employment and volunteering is uncommon<br />

in the Norwegian third sector. In Norway there is no<br />

debate on monetization, because all work provided by<br />

volunteers is not paid. On the contrary in Germany the<br />

welfare service providers are an important part of the<br />

civil society and the combination of voluntary and paid<br />

work is very common in those companies. Secondly it’s<br />

the major goal of Norwegian civil society organizations<br />

to provide space for volunteers; a space that is free of<br />

market competition, of governmental influence and of<br />

any attempt to recruit volunteers for welfare services.<br />

public funding<br />

donations<br />

fees


FIG. 3<br />

FIG. 4<br />

FIG. 5<br />

forum 2 | brekke: frivillighet norge – the association of ngOs in norway<br />

65


Forum 3<br />

engagement im Kontext der PersonalentwicKlung von unternehmen<br />

Das Engagement bietet vielfältige Gelegenheiten für<br />

informelles Lernen und für den Erhalt und den Erwerb<br />

von Kompetenzen, die als Schlüsselkompetenzen auch<br />

für Unternehmen interessant sind. Dieses Potential<br />

des Engagements wird von Unternehmen zunehmend<br />

erkannt und im Rahmen der Personalentwicklung genutzt.<br />

Gleichzeitig kommt es in den meisten Unternehmen<br />

zur immer stärkeren Verdichtung und Entgrenzung<br />

von Arbeit. Dies und der beginnende Fachkräftemangel<br />

in vielen Bereichen kann den Spielraum von Unternehmen<br />

einschränken, Freiräume für das Engagement von<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu ermöglichen.<br />

Welchen Stellenwert hat das bürgerschaftliche Engagement<br />

der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für<br />

die Unternehmen? Welche aktive Unterstützung gibt<br />

es von Seiten der Unternehmen? Gibt es spezifische<br />

Unternehmensprogramme und was ist die Motivation<br />

der Unternehmen dafür? Wie werden das Engagement<br />

und die dabei erworbenen Kompetenzen<br />

konkret bei der Rekrutierung neuer Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter genutzt? Welche Bedeutung haben<br />

in diesem Zusammenhang Kompetenznachweise?<br />

Gibt es Freistellungen für engagierte Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter? Inwieweit schränken die<br />

zunehmende Arbeitsverdichtung und der Fachkräftemangel<br />

die Bereitschaft von Unternehmen ein,<br />

solche Freistellungen zu gewähren? Welche Modelle<br />

gibt es hier in anderen europäischen Ländern?<br />

Piotr Sadowski<br />

Freiwilliges engagement im Kontext<br />

der PersonalentwicKlung<br />

die aKtuelle situation in euroPe<br />

• Die Bankenkrise hat in der Beziehung zwischen<br />

der Privatwirtschaft und dem Freiwilligensektor<br />

ihre Spuren hinterlassen. In der Vergangenheit<br />

wurde die Zusammenarbeit als eine Einbahnstraße<br />

angesehen, wobei dem Freiwilligensektor die<br />

Rolle des Almosenempfängers zukam – ein dank-<br />

66<br />

barer Nutznießer der von der Privatwirtschaft<br />

hervorgebrachten Effizienzstandards.<br />

• Nun wird den privaten Unternehmen zunehmend<br />

klar, dass ihre Gewinne davon abhängen, das Vertrauen<br />

der Verbraucher zurückzugewinnen.<br />

• In Großbritannien sind heute drei Viertel der<br />

Öffentlichkeit der Überzeugung, dass es sehr<br />

wichtig oder absolut unumgänglich ist, dass Unternehmen<br />

in einer sozial verantwortungsvollen<br />

Weise handeln.<br />

• Im Zuge der Kreditkrise und unter dem auf den<br />

Organisationen lastenden Druck, Kosten zu senken<br />

und die Effektivität zu maximieren, werden<br />

Schulungsmaßnahmen, die einstmals belächelt<br />

oder als nebensächlich angesehen wurden, in<br />

einem neuen Licht betrachtet.<br />

• Damit einher geht die Entwicklung von CSR sowie<br />

die Einbettung von CSR-Programmen in Organisationen.<br />

• Vorausschauende Unternehmen befassen sich<br />

intensiver mit der Frage, wie sich freiwilliges Engagement<br />

in die eigene Geschäftstätigkeit einbinden<br />

lässt, um den Nutzen für die Kommune<br />

und für die Organisation selbst zu maximieren.<br />

• Es ist also ein guter Zeitpunkt, um das freiwillige<br />

Mitarbeiter-Engagement neu zu definieren<br />

und expliziter mit der Entwicklung von Kompetenzen<br />

im Rahmen der Personalentwicklung zu<br />

verknüpfen.<br />

das argument hinter dem Freiwilligen<br />

Mitarbeiter-engageMent (FMe)<br />

• FME-Programme sollten nicht als eine kostenfreie<br />

Alternative zur formalen Weiterbildung und<br />

Personalentwicklung angesehen werden. Sie<br />

können allerdings durchaus kosteneffektiv sein<br />

und unterschiedlichste Qualifikationen fördern.<br />

Außerdem bringen sie die verschiedenen Sektoren<br />

zusammen.<br />

• Wenn sie effektiv sind, sind sie ein Beispiel echter<br />

CSR – und nicht nur ein Hochglanzmagazin mit<br />

einer Aufzählung der Summen, die an Wohltätigkeitsorganisationen<br />

gespendet wurden usw.


Forum 3 | Sadowski: Freiwilliges Engagement im Kontext der Personalentwicklung<br />

• Es gibt klare Hinweise darauf, dass die Entwicklung<br />

und Unterstützung von Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern, die mit FME-Programmen<br />

erreicht werden, nicht nur deren Qualifikation<br />

zugute kommt, was ein wichtiges unternehmerisches<br />

Argument zugunsten des freiwilligen<br />

Mitarbeiter-Engagements ist. Forschungen<br />

haben auch gezeigt, dass FME-Programme die<br />

Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

steigern, die Krankenstände senken und<br />

Fähigkeiten wie Teamarbeit, Kommunikation,<br />

Coaching und Mentoring ausbauen können.<br />

• Hinsichtlich der beruflichen Entwicklung<br />

kommt die Points of Light Foundation in den<br />

USA zusammen mit dem Volunteer Centre National<br />

Network zu dem Ergebnis, dass es überzeugende<br />

Beweise für die These gibt, dass FME<br />

die beruflichen Fertigkeiten weiterentwickelt.<br />

Gemeinsam mit Deloitte stellten sie fest, dass<br />

über 60% der Befragten angaben, freiwilliges<br />

Engagement habe einen positiven Einfluss auf<br />

ihren Berufsweg.<br />

• Im Hinblick auf die Personalbeschaffung gibt es<br />

ebenfalls Forschungsergebnisse, die belegen,<br />

dass es einen Zusammenhang zwischen FME-<br />

Programmen und der Wahl des Arbeitsplatzes<br />

gibt. Immer mehr Menschen (in den USA sind<br />

es etwa 75% der erwerbsfähigen Bevölkerung)<br />

beziehen das soziale Engagement von Unternehmen<br />

in ihre Entscheidung ein, bei wem sie<br />

sich bewerben wollen.<br />

• Im Zusammenhang mit der Frage, wie FME Arbeitsmoral<br />

und Loyalität gegenüber dem Arbeitgeber<br />

fördert, gibt es noch viel mehr Unternehmen,<br />

und gewiss unzählige Belege in<br />

Großbritannien sowie in ganz Europa, die zeigen,<br />

dass Mitarbeiter, deren Arbeitgeber das gemeinnützige<br />

Engagement ihrer Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter fördern, viel zufriedener mit ihrem<br />

Job sind. Solche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

werden sich aller Wahrscheinlichkeit nach<br />

stärker am Arbeitsplatz einbringen und beim Unternehmen<br />

bleiben.<br />

FallbEiSPiElE nationalEr und intErnationalEr<br />

untErnEhmEn in GroSSbritanniEn<br />

• Bei Community Service Volunteers (CSV) gibt<br />

es eine spezielle Abteilung, die sich ausschließlich<br />

mit FME und der Unterstützung ihrer Klienten<br />

befasst (zu denen die Deutsche Bank,<br />

Deloitte, KPMG, das britische Finanzministeri-<br />

um und eine große Zahl weiterer Organisationen<br />

und Institutionen gehören), um sinnvolle<br />

FME-Programme zu realisieren.<br />

• Give & Gain ist der einzige landesweit begangene<br />

Tag des FME in Großbritannien. Gemanagt<br />

wird er durch BITC. Dieses Jahr wurde<br />

Give & Gain zu einem internationalen Ereignis:<br />

Der Tag wurde in 16 Ländern auf der ganzen<br />

Welt begangen und führte dazu, dass 535 Organisationen<br />

Unterstützung im Wert von über<br />

£3 Millionen für die bedürftigsten Kommunen<br />

erbrachten. 27.530 freiwillige Mitarbeiter beteiligten<br />

sich an 422 Projekten, mit denen 330.000<br />

Menschen geholfen wurde.<br />

• British Telecom (BT) – Jeder Mitarbeiter erhält<br />

an mindestens drei Tagen die Gelegenheit,<br />

während der Arbeitszeit freiwillig für eine<br />

Wohlfahrts- oder sonstige Organisation seiner<br />

Wahl tätig zu sein. Das Unternehmen ist darauf<br />

bedacht, sein FME-Programm als ein Kernstück<br />

seiner Geschäftsphilosophie zu etablieren.<br />

Darum entwickelt BT auch eine Reihe bedeutender,<br />

vom Unternehmen gesponserter Programme,<br />

von denen zum Beispiel eines darauf<br />

abzielt, den Übergang junger Menschen von<br />

der Ausbildung ins Erwerbsleben zu unterstützen.<br />

Es werden praktische Berufsbeispiele von<br />

BT-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter herangezogen,<br />

um den jungen Menschen den Einstieg<br />

in die Arbeitswelt zu demonstrieren, während<br />

gleichzeitig eine Coaching- und Mentoring-<br />

Kompetenz entwickelt wird, die dem Unternehmen<br />

ebenfalls zugutekommt.<br />

• Aviva – Der fünftgrößte Versicherungskonzern<br />

der Welt und der größte in Großbritannien.<br />

Jedes Jahr beteiligen sich immer mehr Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter – derzeit etwa<br />

2.500 – an gemeinnütziger Tätigkeit während<br />

der Arbeitszeit. Aviva hat drei landesweite Programme<br />

ins Leben gerufen: Den Global Action<br />

Plan, der die Zusammenarbeit mit Grundschulen<br />

bei Umweltfragen zum Inhalt hat; die Citizenship<br />

Foundation, die Unterrichtsmodule<br />

zum Thema „Bürgerschaft“ durch Freiwillige<br />

vermittelt und sich vor allem mit Wirtschaft und<br />

Finanzen befasst; und die Thrive Initiative, mit<br />

der Flüchtlinge und Vertriebene in Geld- und<br />

Sozialleistungsfragen beraten werden.<br />

• KPMG Europe ist in 14 Ländern aktiv und beschäftigt<br />

mehr als 33.000 Mitarbeiter. Das<br />

Unternehmen hat fast 60.000 Stunden Freiwilligentätigkeit<br />

und unbezahlter Arbeit in den<br />

67


forum 3 | sadowski: freiwilliges engagement im kontext der personalentwicklung<br />

Kommunen geleistet und mehr als €15 Millionen<br />

an Geld- und Sachspenden für die von ihm<br />

unterstützten Projekte erbracht.<br />

• FSA – eine unabhängige, nicht-staatliche Körperschaft.<br />

Ihre Freiwilligenprogramme erstrecken<br />

sich über drei Bereiche: Bildung, Vermittelbarkeit<br />

auf dem Arbeitsmarkt und Erholung. Die<br />

Mitarbeiter können im Jahr bis zu 20 bezahlte<br />

freie Tage nehmen, um freiwillige Tätigkeit zu<br />

leisten, sowie weitere 7 Tage für Teamwettbewerbe.<br />

Ungefähr 20 % der 3.000 Mitarbeiter<br />

der Organisation sind gemeinnützig engagiert.<br />

Sie arbeitet mit Tower Hamlets Education Business<br />

Partnership zusammen und konzentriert<br />

ihr freiwilliges Engagement auf eine Reihe örtlicher<br />

Schulen. Die Projekte im Rahmen dieser<br />

Freiwilligentätigkeit reichen dabei von der Aufklärung<br />

in Finanzfragen über Hilfestellung beim<br />

Verfassen eines Lebenslaufs bis zum Mentoring.<br />

• Santander – der internationale Bankenkonzern.<br />

In der Londoner Zentrale werden gemeinnützig<br />

engagierte Mitarbeiter durch einen abgestimmten<br />

Dienstplan unterstützt, der im Jahr bis zu 35<br />

Stunden bezahlter Arbeitszeit gewährt, damit<br />

Mitarbeiter den von ihnen gewählten gemeinnützigen<br />

Zwecken nachgehen können. Zu den Möglichkeiten<br />

eines solchen freiwilligen Engagements<br />

gehören Mentoring, Expertenvorträge und Aufklärung<br />

von Schülern über die Führung eines Unternehmens<br />

und die Arbeitswelt im Allgemeinen.<br />

wie kann Man freiwilliges MitarbeiterengageMent<br />

als eine fOrM der persOnalentwicklung<br />

pOpulär Machen?<br />

• Wir müssen den Unterschied zwischen Weiterbildung<br />

und freiwilligem Engagement klar<br />

stellen. Weiterbildung ist oft Pflicht, während<br />

freiwilliges Engagement seiner inneren Logik<br />

nach eine Tätigkeit ist, der man sich aus freien<br />

Stücken widmet. Weiterbildung besteht oft aus<br />

einzelnen Einheiten, während freiwilliges Engagement<br />

ein fließender Prozess sein kann. Es<br />

besteht die Gefahr, dass das Erlebnis der Freiwilligkeit<br />

verwässert wird, wenn es zu stark an<br />

eine Weiterbildungsmaßnahme geknüpft ist,<br />

mit dem Ausfüllen von Fragebögen einhergeht<br />

oder bestimmte Kriterien erfüllt sein müssen.<br />

• Es besteht jedoch kein Zweifel, dass die Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten von Mitarbeitern entwickelt<br />

werden können. Es muss begründet<br />

werden, warum und wie freiwilliges Mitarbei-<br />

68<br />

ter-Engagement für ein Unternehmen attraktiv<br />

ist. Unabhängig davon, ob es intern gemanagt<br />

oder extern in die Hände spezialisierter Employee<br />

Volunteering Broker (ein solcher ist CSV in<br />

Großbritannien) gelegt wird – die Zeit für die<br />

Planung und Verwaltung effektiver FME-Programme<br />

und -Tätigkeiten, einschließlich der<br />

Organisierung geeigneter Möglichkeiten für ein<br />

freiwilliges Engagement, der Zusammenarbeit<br />

mit Freiwilligenorganisationen bei der Koordinierung<br />

der Tätigkeit und der Unterweisung der<br />

Freiwilligen, ist von ausschlaggebender Bedeutung<br />

und bedarf der finanziellen Absicherung.<br />

Darum dürfen FME-Programme, die auf die Entwicklung<br />

der Fähigkeiten und Fertigkeiten der<br />

Mitarbeiter abzielen, nicht als eine kostenlose<br />

Alternative zur formalen beruflichen Weiterbildung<br />

angesehen werden.<br />

• Wenn Weiterbildung und Entwicklung und freiwilliges<br />

Engagement miteinander verknüpft<br />

werden, so kann der Beitrag der Freiwilligentätigkeit<br />

auch in den formalen Leistungsmanagementsystemen<br />

vermerkt werden. Denn dies ist<br />

der Rahmen, den Unternehmen zur Anerkennung<br />

und Messung der Entwicklung und der<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten ihrer Mitarbeiter<br />

verwenden. Darum ist dies eine Form des Nachweises<br />

für die Weiterbildung und Entwicklung<br />

von Mitarbeitern durch freiwilliges Mitarbeiter-<br />

Engagement. Das heißt, wenn Mitarbeiter, die<br />

sich an gemeinnütziger Arbeit beteiligen, durch<br />

ihre Unterstützung der Gemeinschaft zusätzlich<br />

ihre eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln,<br />

so wird diese Tätigkeit im Leistungsmanagement<br />

vermerkt.<br />

hindernisse für freiwilliges Mitarbeiter-<br />

EngagEmEnt<br />

• Auf dem Arbeitsmarkt und am Arbeitsplatz<br />

vollzieht sich ein überaus dynamischer Veränderungsprozess,<br />

da Organisationen oft rasch<br />

auf sich verändernde Märkte reagieren und sich<br />

entsprechend anpassen müssen.<br />

• Zeit selbst kann ein Hindernis sein. CSV hat durch<br />

eine Befragung den Mangel an Zeit als eine Ursache<br />

identifiziert. Es zeigte sich, dass zwei von<br />

drei Personen Zeitdruck als den Hauptgrund für<br />

ihr fehlendes Engagement empfanden. Darin<br />

spiegeln sich zunehmende Schwierigkeiten wider<br />

beim Ausgleich zwischen beruflichen, gesellschaftlichen<br />

und familiären Pflichten.


forum 3 | koch: erfolgsfaktoren für personalentwicklung durch gesellschaftliches engagement<br />

• Die Verbesserung der Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

ihrer Belegschaft kann viele Arbeitgeber<br />

vor Herausforderungen stellen, für die sie<br />

nicht genügend ausgerüstet sind. Arbeiter, die<br />

neue Fähigkeiten und Fertigkeiten erwerben,<br />

brauchen möglicherweise eine neu definierte<br />

Tätigkeit. Denn wenn neue Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

nicht genutzt werden, so kann sich bei<br />

der Arbeitsnehmerin und beim Arbeitnehmer<br />

Langeweile und Lustlosigkeit einstellen, während<br />

andererseits der Arbeitgeber nichts von<br />

der neu erworbenen Qualifikation seiner Mitarbeiterin<br />

und seines Mitarbeiters hat.<br />

• Mitarbeiter, die um ihren Arbeitsplatz oder um<br />

das Ergebnis ihrer Leistungsbeurteilung fürchten,<br />

kann ein freiwilliges Engagement während der Arbeitszeit<br />

als ein zu riskanter Schritt erscheinen.<br />

was kann getan werden, uM das kOnzept<br />

des fMe weiter zu entwickeln?<br />

• Vor dem Hintergrund des Europäischen Jahres<br />

der Freiwilligentätigkeit und des PAVE-Dokuments<br />

ist dies für die EYV 2011-Allianz mit Sicherheit<br />

etwas sehr Bedeutsames. Das bisherige<br />

Erbe muss auf jeden Fall gewahrt bleiben.<br />

• Es bedarf einer besseren Unterstützung der<br />

Unternehmensführungen, um ein effektives<br />

und flexibles Management zu ermöglichen. Die<br />

Schulung von Managern ist sehr unvollkommen.<br />

Zum Beispiel geben britische Organisationen im<br />

Jahr weniger für die Schulung von Managern<br />

aus als die meisten Wettbewerber, darunter die<br />

USA, Deutschland, Dänemark, Norwegen, Frankreich<br />

und Spanien. Besser geschulte Manager<br />

wären in der Lage, die Arbeit so zu organisieren<br />

und Jobs so zu gestalten, dass die Fähigkeiten,<br />

Fertigkeiten und Kompetenzen ihrer Belegschaft<br />

in vollem Umfang ausgeschöpft werden.<br />

• Wenn Zeit der Hinderungsgrund ist, so könnten<br />

für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter flexible<br />

Arbeitszeiten eingeführt werden. Im Moment<br />

werden flexible Arbeitszeiten in erster<br />

Linie als ein Mittel gesehen, Personen, die Pflege-<br />

oder Betreuungspflichten nachkommen<br />

müssen, die Möglichkeit zu geben, in einer bezahlten<br />

Anstellung zu bleiben. In Großbritannien<br />

hat die Kommission für Chancengleichheit<br />

und Menschenrechte jedoch unlängst festgestellt,<br />

dass es für ein Unternehmen von Vorteil<br />

ist, für alle Mitarbeiter innen und Mitarbeiter<br />

flexible Arbeitszeiten einzurichten. Außerdem<br />

hilft es den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />

ein nachhaltigeres Berufsleben zu führen.<br />

• Als Nächstes müssen Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

offiziell und formal aufgezeichnet werden.<br />

Wenn solche Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

in einer Weise aufgezeichnet werden, dass Arbeitgeber<br />

sie verstehen und nutzen können,<br />

so würden sie bei Kolleginnen und Kollegen<br />

und Vorgesetzten höher gewürdigt werden. Es<br />

könnten einfache Hilfsmittel entwickelt werden,<br />

mit deren Hilfe die Freiwilligenorganisationen,<br />

die mit den Freiwilligen arbeiten, die Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten, die von den Freiwilligen<br />

entwickelt und eingesetzt werden, benennen<br />

und bewerten könnten, um diese Informationen<br />

anschließend an die Arbeitgeber der Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter zu übermitteln.<br />

• Die regierungsverantwortlichen Stellen auf zentraler<br />

und lokaler Ebene können eine positive<br />

Rolle bei der Veränderung der Einstellung gegenüber<br />

dem FME spielen. Dies könnte in der Funktion<br />

als Arbeitgeber geschehen, um eine kulturelle<br />

Führungsrolle im Bereich der Beschäftigungspraxis<br />

zu übernehmen. Der Staat ist dadurch in der<br />

vorteilhaften Position, zur positiven Wahrnehmung<br />

des FME beitragen zu können.<br />

Stephan Koch<br />

erfOlgsfaktOren für persOnalentwicklung<br />

durch gesellschaftliches<br />

EngagEmEnt 1<br />

Betrachtet man das gesellschaftliche Engagement<br />

von Unternehmensangehörigen durch die Brille<br />

„Personalentwicklung“, sollten zwei verschiedene<br />

Engagementformen unterschieden werden: zum<br />

einen das freiwillige bürgerschaftliche Engagement<br />

von Mitarbeitern, das vom Unternehmen durch<br />

Freistellungsregelungen oder systematische Volunteering-Programme<br />

ermöglicht und gefördert<br />

wird (Corporate oder Employee Volunteering). Zum<br />

anderen gibt es systematische Organisations- und<br />

Personalentwicklungsmaßnahmen, die auf eine Entwicklung<br />

von Unternehmenskultur oder Mitarbeiterkompetenzen<br />

abzielen – und dafür gezielt gesell-<br />

1 Der Beitrag erschien zuerst in: F.A.Z.-Institut & Am-<br />

Cham Germany (Hrsg.) (2011): Jahrbuch Corporate Responsibility<br />

2011. Corporate Volunteering - Freiwilliges Engagement<br />

von Unternehmen und Gesellschaft. Frankfurt am Main. Der<br />

Text ist abrufbar unter: http://tinyurl.com/engagementlernen<br />

69


forum 3 | koch: erfolgsfaktoren für personalentwicklung durch gesellschaftliches engagement<br />

ABB. 1<br />

schaftliches Engagement nutzen. Die beiden Formen<br />

ergänzen sich und können zugleich Bestandteil einer<br />

Corporate-Citizenship-Strategie sein. In der internen<br />

und externen Kommunikation sollten beide Engagementformen<br />

möglichst nicht vermischt werden.<br />

eMplOyee VOlunteering fördert<br />

handlungskOMpetenzen<br />

Studien aus den USA und Großbritannien belegen,<br />

dass zahlreiche Unternehmen Employee Volunteering<br />

zur Entwicklung bestimmter Kompetenzen und<br />

Fertigkeiten ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

nutzen. Eine aktuelle Studie aus Großbritannien<br />

untersucht langfristige Mitarbeiterengagements<br />

im Bildungskontext (City of London 2010). Sie zeigt<br />

die positiven Wirkungen des Engagements auf den<br />

Mitarbeiterstolz, die Motivation, die Zufriedenheit<br />

und auf die Bindung der engagierten Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter an das Unternehmen. Darüber<br />

hinaus vergleicht sie die Wahrnehmung der<br />

engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und<br />

die ihrer Vorgesetzten hinsichtlich ihrer Kompetenzentwicklung<br />

durch das Engagement. Beide Gruppen<br />

bescheinigen dem Employee Volunteering eine positive<br />

Wirkung auf die Kompetenzen der engagierten<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. (vgl. ABB 2)<br />

70<br />

Der wahrgenommene Kompetenzzuwachs variiert<br />

je nach konkretem Volunteering-Programm.<br />

So hatten in der Studie weniger zeitintensive<br />

Engagementformen wie Lesepatenschaften einen<br />

geringeren Einfluss auf die Kompetenzen als<br />

aufwendigere Engagementformen. Soweit das<br />

Employee-Volunteering-Programm die Kompetenzentwicklung<br />

der Mitarbeiter zum Ziel hat,<br />

sollten Engagementprogramme entwickelt werden,<br />

die den Mitarbeitern ausreichend Gelegenheit<br />

für die gewünschten Lernerfahrungen bieten.<br />

Basis der positiven Effekte ist informelles Lernen,<br />

das zunehmend auch in den Fokus der Personalentwicklung<br />

gerät. Diese Lernform ist in Bezug<br />

auf Lernziele, Lernzeit oder Lernförderung nicht<br />

strukturiert. Zwar kann sie zielgerichtet sein,<br />

in den meisten Fällen erfolgt das Lernen jedoch<br />

nicht-intentional und beiläufig.<br />

gezielte persOnalentwicklung:<br />

„engageMent lernen“<br />

Die Basis dazu bilden explizit formulierte Lernziele,<br />

an denen ein Programmdesign – inklusive eines gezielten<br />

Methodeneinsatzes zur Lernunterstützung<br />

– ausgerichtet wird. So wird der Anteil an Reflexion<br />

und bewusstem Lernen erhöht. Die Methode


ABB. 2<br />

forum 3 | koch: erfolgsfaktoren für personalentwicklung durch gesellschaftliches engagement<br />

„Engagementlernen“ baut eine Brücke zwischen informellem<br />

und formellem Lernen, wodurch die mit<br />

den jeweiligen Lernformen verbundenen positiven<br />

Effekte fokussiert und verstärkt werden.<br />

Im Unterschied zu den meisten Employee-Volunteering-Programmen<br />

zeichnet sich „Engagementlernen“<br />

durch explizit formulierte Lernziele, ein<br />

lernzielbezogenes Design, eine Einbindung in Personalentwicklungsprogramme<br />

sowie eine professionelle<br />

Trainerbegleitung aus. Die Methode bietet einen<br />

unterstützenden Einsatz von Lernmethoden und<br />

lässt sich gezielt auf den Arbeitsalltag übertragen.<br />

„Engagementlernen“ basiert auf dem Konzept „Lernen<br />

in fremden Lebenswelten“. Dieses von der Agentur<br />

Mehrwert entwickelte Konzept geht davon aus,<br />

dass „durch den Kontakt mit Menschen in besonderen<br />

Lebensumständen und durch die Herausforderung,<br />

sich unvorhersehbaren Situationen auszusetzen, die<br />

personale und soziale Kompetenz von Menschen<br />

gefördert werden kann“ (Bartsch 2000). Unter dem<br />

Begriff „Service Learning“ gibt es inzwischen auch<br />

zunehmend Schulen und Hochschulen, die gesellschaftliches<br />

Engagement und Lernen verbinden. Bei<br />

„Service Learning“ geht es um die Anwendung theoretischen<br />

Wissens durch die Schüler/Studierenden,<br />

das heißt um die Verbindung von fachlichem Lernen<br />

mit gesellschaftlichem Engagement. (vgl. ABB. 3)<br />

ABB. 3<br />

71


Forum 3 | Koch: Erfolgsfaktoren für Personalentwicklung durch gesellschaftliches Engagement<br />

„Engagementlernen“ bietet Anknüpfungspunkte<br />

für alle Zielgruppen der Personalentwicklung. Dazu<br />

gehören Auszubildende, Fachkräfte und Fachkräftenachwuchs,<br />

Führungskräfte und Führungskräftenachwuchs,<br />

Potentialträger (High Potentials). „Engagementlernen“<br />

bildet die ganze Bandbreite der<br />

Handlungsfelder in der Personalentwicklung ab. Dazu<br />

gehören Organisationsentwicklung, Team Building<br />

und Teamentwicklung sowie Kompetenzentwicklung<br />

(personale und soziale Kompetenz, Fach-, Methoden<br />

und Führungskompetenz). Die Zielgruppen und die<br />

Handlungsfelder bilden die Grundlagen für die Systematisierung<br />

der Trainingsmaßnahmen nach der Methode<br />

„Engagementlernen“ (vgl. ABB. 4).<br />

So kann beispielsweise ein Aktivtag mit moderierter<br />

Auswertung dazu genutzt werden, interne<br />

Multiplikatoren an das Thema CSR heranzuführen.<br />

Team mit Entwicklungsbedarf kann anstatt eines<br />

Outdoortrainings einen sorgfältig konzipierten und<br />

trainerbegleiteten Engagementeinsatz durchführen.<br />

Methodische und fachliche Inhalte eines Führungskräftenachwuchsprogramms<br />

können durch<br />

gecoachte Projekte vertieft werden, in deren Verlauf<br />

beispielsweise gemeinnützige Partnerinnen<br />

und Partner betriebswirtschaftlich beraten werden.<br />

Ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können<br />

ABB. 4<br />

72<br />

durch gezielte Abordnungen oder Patenschaften<br />

sinnstiftende Perspektiven für den Ruhestand entwickeln.<br />

Die Beispiele sind vielfältig. Die Evaluationsergebnisse<br />

von zahlreichen Projekten belegen<br />

die Effektivität der Methode. Jede Maßnahme muss<br />

individuell auf die jeweiligen Entwicklungsziele zugeschnitten<br />

und im Kontext der jeweiligen CSR bzw.<br />

Corporate-Citizenship-Strategie entwickelt werden.<br />

ErfolgsfaktorEn bEachtEn<br />

Die Methode darf nicht als bloße Folie für Personalentwicklungsprojekte<br />

missverstanden werden. Die<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmer bemerken, wenn<br />

die Trainings ausschließlich aus Unternehmens- oder<br />

Trainerperspektive konzipiert wurden. Dann wird<br />

kein echter Bedarf bedient, oder es entsteht kein<br />

tatsächlicher Nutzen für die Partnerin und den Partner<br />

im Gemeinwesen. Motivation und Sinnstiftung<br />

verkehren sich dann ins Gegenteil.<br />

Auch die Partner im Gemeinwesen reagieren – zu<br />

Recht – sehr empfindlich, wenn man ihnen nicht<br />

auf Augenhöhe begegnet, sondern sie als „Folie“<br />

oder „Austragungsort“ missbraucht. Eine enge Abstimmung<br />

mit der Partnerin und mit dem Partner<br />

im Gemeinwesen und die gleichrangige Beachtung


forum 3 | koch: erfolgsfaktoren für personalentwicklung durch gesellschaftliches engagement<br />

ihrer Ziele und Rahmenbedingungen sind daher essenziell.<br />

In vielen Fällen ist es notwendig, nicht nur<br />

das Unternehmen und die Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter, sondern auch den Partner innen und<br />

Partnern vor und während des Projektes adäquat zu<br />

begleiten. Daher sind Mittlerkompetenzen und -erfahrungen<br />

für Konzeption und Durchführung solcher<br />

Projekte von grundlegender Bedeutung.<br />

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten mit der<br />

intensiven und ganzheitlichen Lernerfahrung nicht<br />

allein gelassen werden. Sie brauchen eine sensible<br />

und systematische Unterstützung bei der Reflexion<br />

und Bearbeitung der Erlebnisse und Erfahrungen,<br />

bei der methodischen Aufbereitung des Gelernten<br />

und beim gezielten Transfer in den Arbeitsalltag.<br />

Mögliche Vorbehalte von Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

sollten Sie schon im Vorfeld sehr ernst nehmen.<br />

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verlassen<br />

in den Trainings ihre Komfortzone. Dadurch können<br />

vorab Befürchtungen und Ängste ausgelöst werden,<br />

die bereits im Vorfeld adressiert werden sollten.<br />

gesellschaftliches engageMent fördert<br />

mitarbEitErEngagEmEnt<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich bürgerschaftlich<br />

engagieren, sind stolz auf ihr Unternehmen,<br />

motiviert, zufrieden und fühlen sich letztendlich an ihr<br />

Unternehmen gebunden. Freiwilliges bürgerschaftliches<br />

Engagement wirkt positiv auf die engagierten<br />

Mitarbeiter, die dabei beiläufig und informell ihre<br />

Handlungskompetenz erweitern. Jedes Engagement<br />

wirkt dabei anders, abhängig von seinen konkreten<br />

Rahmenbedingungen. Systematische Personalentwicklungsmaßnahmen<br />

nach der Methode „Engagementlernen“<br />

sind eine effektive Alternative zu traditionellen<br />

Trainingsmethoden. Sie wirken gezielt auf<br />

die Handlungsfelder der Personalentwicklung und<br />

können zielgruppenadäquat gestaltet werden. Ihre<br />

positive Wirkung erzielen sie jedoch nur, wenn ihnen<br />

ein echtes, ehrliches Engagement zugrunde liegt, das<br />

die Partnerinnen und Partner im Gemeinwesen nicht<br />

als Lernschablonen benutzt.<br />

weiterführende literatur<br />

• Bartsch, G. (2000): Lernen in fremden Lebenswelten.<br />

Personalentwicklung als Einstieg in das<br />

bürgerschaftliche Engagement von Unternehmen“,<br />

Arbeitspapier der Bundesinitiative UPJ,<br />

Hamburg.<br />

• City of London (Hrsg.) (2010):Volunteering – The<br />

Business Case. The benefits of Employee Volunteering<br />

programms in education, London.<br />

• Chartered Management Institute (2006): Valuing<br />

Volunteering: a route to professional development:<br />

views from VSO volunteers and managers,<br />

London.<br />

• Deloitte (2005): Volunteer IMPACT Survey.<br />

• LBG Associates (2004): Measuring Corporate<br />

Volunteerism, LBG Associates.<br />

• Points of Light Foundation and Allstate Foundation<br />

(2000): The Corporate Volunteer Program<br />

as a Strategic Resource. The Link Grows Stronger,<br />

Washington, D.C.<br />

• Seifert, A. & Zentner, S. (2010): Service-Learning<br />

– Lernen durch Engagement. Methode, Qualität,<br />

Beispiele und ausgewählte Schwerpunkte.<br />

Eine Publikationdes Netzwerks Lernen durch<br />

Engagement, Weinheim.<br />

• Pinter, A. (2006): Employee Volunteering in der<br />

Personalarbeit: ein strategischer Ansatz zur<br />

Kombination von Gemeinwohl und Unternehmensinteresse?<br />

Centre for Sustainability Management,<br />

Lüneburg.<br />

73


fOruM 3<br />

VOlunteering in the cOntext Of huMan resOurces deVelOpMent<br />

in cOMpanies<br />

Volunteering provides many opportunities for<br />

informal learning as well as for the maintenance<br />

and acquisition of skills that are also of interest to<br />

companies as key competencies. This potential of<br />

volunteering is being increasingly recognised and<br />

used by companies as part of their HR development<br />

measures. At the same time, workloads in<br />

most companies are becoming heavier, and the<br />

scope of individual jobs is broadening. Together<br />

with the incipient shortage of skilled workers in<br />

many areas, this may limit the scope of companies<br />

to provide space for their employees’ voluntary<br />

commitment.<br />

How important is employee civic commitment for<br />

companies? What active support do companies provide?<br />

Are there any specific corporate programmes<br />

in this connection, and what might motivate companies<br />

to develop them? How are volunteering and the<br />

skills acquired through volunteering used specifically<br />

in the context of recruitment of new employees?<br />

How important is proof of competence in this context?<br />

Do employees receive time off for their civic<br />

engagement? What models are there in other European<br />

countries?<br />

Piotr Sadowski<br />

VOlunteering in the cOntext Of<br />

huMan resOurces deVelOpMent<br />

the cOntext Of where we are nOw in eurOpe<br />

• The banking crisis has certainly affected the relationship<br />

between the private and the voluntary<br />

sectors; in the past the collaboration was<br />

seen as a one-way street, with the voluntary<br />

sector being treated as the “charity” case, a<br />

grateful beneficiary of private sector standards<br />

of efficiency.<br />

• Now, private companies are increasingly recognizing<br />

that their profits depend on re-building<br />

the trust of the consumers.<br />

74<br />

• In the UK, for example, ¾ of the public now believe<br />

it is very important or absolutely essential for<br />

companies to act in a socially responsible way.<br />

• With the credit crisis and organisations under<br />

budgetary pressures to reduce costs and maximise<br />

impact, training that may once have been<br />

something nice to have or considered non-essential<br />

is being reviewed.<br />

• Coupled with this is the evolution of CSR and<br />

embedding CSR programmes in organisations.<br />

• Forward-looking companies are focusing more<br />

attention on how to leverage volunteering to<br />

maximise the benefit to both the local community<br />

and the organisation itself.<br />

• So it is a very opportune time to re-shape and<br />

more explicitly link employee volunteering with<br />

the development of skills in human resources.<br />

the arguMent behind eMplOyee<br />

VOlunteering (eV)<br />

• Employee volunteering programmes should not<br />

be seen as a no-cost alternative to formal skills<br />

training and development of staff. They can be<br />

however cost effective and develop a wide range<br />

of skills. They also bring the different sectors<br />

together.<br />

• f effective, they are a manifestation of real CSR<br />

– not just a glossy magazine every year with<br />

numbers on funds donated to charities, etc.<br />

• There is evidence that the human resources<br />

development and support achieved through<br />

employee volunteering programmes is not only<br />

beneficial to skills, which strengthens the business<br />

case for employee volunteering. Research<br />

shows that volunteering schemes can also increase<br />

employee satisfaction, reduce sickness<br />

levels and improve skills such as teamwork,<br />

communication, coaching and mentoring.<br />

• In terms of professional development, the<br />

Points of Light Foundation in the US, together<br />

with the Volunteer Centre National Network,<br />

finds that there is compelling evidence that<br />

supports the concept that employee voluntee-


forum 3 | sadowski: Volunteering in the context of human resources development<br />

ring develops workplace skills. Together with<br />

Deloitte, they found that over 60% of the respondents<br />

to their study on this reported that<br />

volunteering had had a positive effect on their<br />

careers.<br />

• In terms of the recruitment of human resources,<br />

there is also research that shows that there<br />

is a link between employee volunteering programmes<br />

and recruitment: More and more people<br />

(in the US it is around 75% of people of working<br />

age) consider a company’s commitment to<br />

social issues when deciding where to work.<br />

• In terms of how employee volunteering supports<br />

morale and retention, there are many<br />

more companies and certainly plenty of evidence<br />

exists in the UK, as well as across Europe,<br />

which shows that individuals whose employers<br />

support employee-community engagement experience<br />

greater workplace satisfaction. Employees<br />

are more likely to be engaged at work and<br />

stay with a company.<br />

case studies frOM the uk and beyOnd<br />

• Community Service Volunteers (CSV) has a specialist<br />

department focusing specifically on employee<br />

volunteering and supporting its clients,<br />

which include Deutsche Bank, Deloitte, KPMG,<br />

the Treasury and a host of other organisations<br />

and institutions, to implement meaningful employee<br />

volunteering programmes.<br />

• Give & Gain is the UK’s only national day of<br />

employee volunteering, managed by BITC.<br />

This year Give & Gain went international,<br />

with the activity taking place in 16 countries<br />

throughout the world, resulting in 535 organisations<br />

providing over £3 million worth of<br />

support going to communities most in need.<br />

There were 27,530 employee volunteers<br />

who worked on 422 projects to support over<br />

330,000 individuals<br />

• BT – each employee is given a minimum of three<br />

days during work time to volunteer for a charity<br />

or organisation they are passionate about.<br />

The company is keen for its volunteering programme<br />

to grow at the heart of the business<br />

so it is also developing several large company<br />

sponsored programmes, for example, one of<br />

which aims to support the transition of young<br />

people from education into work, using BT employees<br />

career stories to open up the world of<br />

work to young people, whilst developing coa-<br />

ching and mentoring skills which also benefit<br />

the business.<br />

• Aviva – the world’s fifth largest insurance group<br />

and the largest in the UK. Every year increasing<br />

numbers of employees, currently around 2,500,<br />

are involved in community activity in working<br />

time. It has three national programmes, including<br />

the Global Action Plan, working with primary<br />

schools on environmental issues; the Citizenship<br />

Foundation, created by developing teaching modules<br />

on citizenship with a focus on economics<br />

and finance, which are delivered by volunteers;<br />

and the Thrive Initiative, which involves educating<br />

displaced adults about money and benefits.<br />

• KPMG Europe is comprised in 14 countries and<br />

employs more than 33,000 people. It contributes<br />

nearly 60,000 hours of volunteering and<br />

pro bono work in their local communities, with<br />

over €15 million donated to the causes supported<br />

in cash or in kind.<br />

• FSA – an independent non-governmental<br />

body. Its volunteering programmes cover<br />

three areas: education, employability and<br />

regeneration. Employees are able to take up<br />

to 20 days paid leave a year to volunteer, as<br />

well as an additional 7 days for team challenge<br />

events. Approximately 20% of the<br />

organisation’s 3,000 workforce are involved<br />

in volunteering. It works with Tower Hamlets<br />

Education Business Partnership and focuses<br />

its volunteering efforts on a range of local<br />

schools, with volunteering projects ranging<br />

from financial literacy lessons to help with CV<br />

writing and mentoring.<br />

• Santander – the international banking group,<br />

in the London head office staff volunteering<br />

is supported through a matched time scheme<br />

where it gives up to 35 hours a year of paid work<br />

time to enable employees to help their favourite<br />

causes. Volunteering opportunities include<br />

mentoring, guru lectures and helping pupils to<br />

understand more about running a business and<br />

the world of work.<br />

what can be dOne tO prOMOte eMplOyee<br />

VOlunteering as a fOrM Of huMan<br />

resOurces deVelOpMent?<br />

• We need to clarify the distinction between training<br />

and volunteering. Training is often compulsory<br />

while volunteering by its nature is an<br />

activity that should be entered into voluntarily.<br />

75


forum 3 | sadowski: Volunteering in the context of human resources development<br />

Training is often structured while volunteering<br />

can be more fluid. There is a danger of dilution<br />

of the volunteering experience if it is tied too<br />

closely to training, ticking boxes and meeting<br />

certain criteria.<br />

• However, there is no denying that employees’<br />

skills can be developed. It is necessary to clarify<br />

the business case for employee volunteering.<br />

Whether it is managed in-house or outsourced<br />

to specialist employee volunteering brokers<br />

(of which CSV is one in the UK), the time taken<br />

to plan and manage effective employee<br />

volunteering schemes and activity including<br />

sourcing suitable volunteering opportunities,<br />

liaising with volunteer-involving organisations<br />

to coordinate the activity and briefing volunteers<br />

is substantial and needs funding. Therefore<br />

employee volunteering programmes that<br />

aim to develop human resources skills should<br />

not be seen as a no-cost alternative to formal<br />

skills training.<br />

• If learning and development and volunteering<br />

are inter-linked, the contributions of volunteering<br />

activities can also be recorded in the<br />

formal performance management systems.<br />

This is because it is the framework businesses<br />

use to recognise and measure the development<br />

and the skills of their people. Therefore<br />

this is a form of evidencing the potential for<br />

learning and development of human resources<br />

through employee volunteering. Thus, if<br />

by helping the community staff engaged in<br />

employee volunteering are also improving<br />

their skills, then CSR will be recorded in performance<br />

management.<br />

barriers tO eMplOyee VOlunteering<br />

• There is a very dynamic process of change on<br />

the labour market and within the workplace, as<br />

organisations have to often rapidly react and<br />

adapt to changing markets.<br />

• Time in itself can be a barrier. The lack of time<br />

is something that CSV found through a research<br />

that showed that two out of three people feel<br />

pressure of time was the prime reason for their<br />

lack of involvement. This reflects increased difficulties<br />

in balancing work, social and family responsibilities.<br />

• For a lot of employers improving the skills of<br />

the workforce can create demands they are not<br />

equipped to deal with. Workers who acquire<br />

76<br />

new skills may need their job redesigned, otherwise<br />

if new skills are not used, employees can<br />

become bored and disengaged, while employers<br />

on the other hand will not see the return<br />

on investment.<br />

• For employees uncertain of their job security<br />

or performance measures, volunteering during<br />

work time might seem like a risk too far.<br />

what can be dOne tO take eMplOyee<br />

VOlunteering further?<br />

• Certainly for the EYV 2011 Alliance this is something<br />

very important, in the light of the Year and<br />

the PAVE document. The legacy is crucial.<br />

• Better support for managers to manage effectively<br />

and flexibly is needed. There is a considerable<br />

gap in training for managers. For example,<br />

UK organisations spend less per year on<br />

management training than most competitors,<br />

including the US, Germany, Denmark, Norway,<br />

France and Spain. More skilled managers<br />

would be able to organise work and design<br />

jobs to fully utilise their workforces’ skills and<br />

capabilities.<br />

• With time being the barrier, flexible working<br />

could be extended to all employees; at the moment,<br />

flexible working is primarily seen as a means<br />

of enabling those with caring responsibilities<br />

to continue in paid employment. In the UK,<br />

the Equality and Human Rights Commission has<br />

however recently argued that allowing all people<br />

to work flexibly has benefits for business as<br />

well as helping people to have more sustainable<br />

working lives.<br />

• Next thing – official, formal recording of skills<br />

acquired. Such skills, if recorded in a way that<br />

employers can understand and use, would<br />

mean their greater appreciation by staff and the<br />

employer. Simple toolkits could be developed,<br />

where the voluntary organisations receiving the<br />

volunteers could identify and grade the skills<br />

developed and used by volunteers, and then<br />

pass on this information to the employers of<br />

the staff.<br />

• Government at both central and local level<br />

can play a positive role in changing attitudes<br />

towards employee volunteering. This could be<br />

done as an employer – to offer cultural leadership<br />

in employment practices. There is an advantage<br />

which the government has to raise the<br />

profile of employee volunteering.


Stephan Koch<br />

forum 3 | koch: success factors for human resource development through civic engagement<br />

success factOrs fOr huMan<br />

resOurce deVelOpMent thrOugh<br />

ciVic engageMent<br />

We should differentiate between two forms of volunteering<br />

when considering civic engagement by<br />

company employees from a ‚human resource development‘<br />

perspective: one is employee volunteering,<br />

made possible and supported by companies<br />

through release agreements or systematic corporate<br />

volunteering programmes, the other the targeted<br />

use of civic engagement for systematic organisational<br />

and human resource development measures<br />

aimed at developing the corporate culture or improving<br />

employee skills. Both types complement each<br />

other and can also form part of a corporate citizenship<br />

strategy. Wherever possible, these two types of<br />

volunteering should not be mixed up in internal and<br />

external communications.<br />

eMplOyee VOlunteering builds ManageMent<br />

skills<br />

Studies from the USA and Great Britain show that<br />

many companies use employee volunteering to<br />

develop certain employee skills and competencies.<br />

A current British study is looking at long-term<br />

employee volunteering in an educational context<br />

(City of London 2010). It demonstrates the positive<br />

effects volunteering has on employee pride,<br />

motivation, satisfaction and the level of loyalty<br />

volunteers have towards the company. It also<br />

compares how these employees and their supervisors<br />

respectively view the impact of volunteering<br />

on skills development. Both groups confirm that<br />

employee volunteering has a positive effect on<br />

the volunteers‘ skills.<br />

The perceived level of additional skills gained varies<br />

according to the specific volunteering programme.<br />

In the study, less time-consuming forms<br />

of civic engagement such as volunteer reading<br />

partnerships had less effect on the skill level of<br />

volunteers than forms of engagement requiring<br />

more effort. If the primary aim of the employee<br />

volunteering programme is to develop the skills<br />

of the employees, then the programme should be<br />

designed to provide them with adequate opportunities<br />

for learning the desired skills. The positive<br />

effects are based on informal learning, an aspect<br />

increasingly focused on in human resource development.<br />

This form of learning is unstructured in<br />

terms of educational objectives, times or support.<br />

And although they may well be specific, learning<br />

objectives are usually introduced in an unintentional<br />

and incidental manner.<br />

targeted persOnnel deVelOpMent:<br />

‚engageMent lernen‘<br />

The basis for this is a programme which is designed to<br />

meet certain explicitly formulated learning objectives<br />

and includes the targeted use of specific methods to<br />

encourage learning. This in turn increases the amount<br />

of reflective and conscious learning. The ‚Engagement<br />

Lernen‘ method forms a link between informal<br />

and formal learning, thereby focusing and increasing<br />

the positive effects of both forms of learning.<br />

In contrast to most employee volunteering programmes,<br />

‚Engagement Lernen‘ is characterised by<br />

a design based on explicitly formulated learning, its<br />

integration into human resource development programmes<br />

and support by professional trainers. This<br />

method includes the application of supportive learning<br />

methods and can be systematically applied to<br />

everyday work.<br />

‚Engagement Lernen‘ is based on the concept of<br />

‚learning in an unfamiliar environment‘. This concept,<br />

developed by the Mehrwert agency, assumes<br />

that ‚people‘s personal and social skills can be improved<br />

through contact with people living in unusual<br />

circumstances and the challenge of facing unpredictable<br />

situations‘ (Bartsch 2000). The term<br />

‚service learning‘ is used when referring to the increasing<br />

number of schools and universities combining<br />

learning and civic engagement. ‚Service learning‘<br />

is about pupils/students applying their theoretical<br />

knowledge, i.e. about a combination of professional<br />

education and civic engagement.<br />

‚Engagement Lernen‘ offers something for all human<br />

resource development target groups, including<br />

trainees, professionals and young professionals, managers<br />

and future managers, and ‚high potentials‘.<br />

‚Engagement Lernen‘ reflects the entire sphere of<br />

activity in human resource development, including<br />

organisational development, team building and<br />

team development and skills development (personal<br />

and social skills, professional methods and leadership<br />

skills). The target groups and the sphere of<br />

77


forum 3 | koch: success factors for human resource development through civic engagement<br />

activity provide the basis for the systemisation of<br />

training measures in line with the ‚Engagement Lernen‘<br />

method.<br />

For example, an activity day with moderated evaluation<br />

can be used to introduce the topic of CSR<br />

to internal disseminators. Led by a trainer, a team<br />

with development needs can take part in a carefully<br />

designed volunteering exercise, rather than<br />

taking part in outdoor training. The method and<br />

professional content of a junior management programme<br />

can be consolidated through coached projects<br />

in which, for instance, non-profit partner organisations<br />

are given business management advice.<br />

Older members of staff can explore meaningful options<br />

for their retirement through targeted deployment<br />

or mentoring placements. There are diverse<br />

examples. The evaluation results of numerous<br />

projects prove the effectiveness of this method.<br />

Each measure must be individually tailored to the<br />

respective development goals and developed within<br />

the context of the respective CSR or corporate<br />

citizenship strategy.<br />

pay attentiOn tO success factOrs<br />

The method must not be seen as a mere foil for<br />

human resource development projects. The participants<br />

soon notice if training measures have been<br />

designed exclusively from a corporate or trainer perspective.<br />

This does not meet any real need, or is of<br />

no real use to the partner non-profit organisations.<br />

It would have the reverse effect on motivation and<br />

the whole point of the exercise.<br />

The partners in the community also react - justifiably<br />

- sensitively if they are not treated as an equal, but<br />

rather used as a mere ‚foil‘ or ‚venue‘. It is therefore<br />

essential to co-operate closely with the partners in<br />

the community, and to acknowledge their aims and<br />

framework conditions as being of equal importance.<br />

In many cases, it is not only necessary to offer adequate<br />

support to the company and its employees<br />

before and during the project, but also to the partner<br />

organisation. Mediation skills and experience<br />

are therefore vital for the conception and realisation<br />

of such projects.<br />

The participants should not be left alone with this intensive<br />

and holistic learning experience. They need<br />

sensitive and systematic support when dealing with<br />

and reflecting on what they have undertaken and ex-<br />

78<br />

perienced, when methodically reviewing what they<br />

have learnt and when systematically transferring<br />

it to their daily work. You should take any reservations<br />

voiced by the participants prior to the project<br />

very seriously indeed, as they will be leaving their<br />

comfort-zone during the training, which may lead to<br />

apprehension and anxiety. This should be addressed<br />

in advance.<br />

sOcial engageMent prOMOtes eMplOyee<br />

EngagEmEnt<br />

Employees who volunteer are proud of their company,<br />

motivated, and satisfied. Ultimately, they also<br />

feel bound to their company. Voluntary civic engagement<br />

has a positive effect on the employees<br />

involved, increasing their management skills in an<br />

informal and incidental way. Each engagement has<br />

a different effect, depending on its specific framework<br />

conditions. Systematic human resource development<br />

measures according to the ‚Engagement<br />

Lernen‘ method are an effective alternative to traditional<br />

training methods. They can have a specific<br />

influence on the scope for action in human resource<br />

development and can be designed for a specific target<br />

group. However, they can only have a positive<br />

effect if they are based on true, honest commitment<br />

and do not merely use the partner non-profit organisations<br />

as an educational template.


Dr. Stephan Grohs, Lehrstuhl für vergleichende Policy-Forschung und Verwaltungswissenschaft; Universität Konstanz<br />

1. einleitung 1<br />

„sOcial entrepreneurship“ und sOziale<br />

VerantwOrtung VOn unternehMen<br />

schlussfOlgerungen zu bedeutung, funktiOn und grenzen des<br />

bürgerschaftlichen engageMents<br />

Die internationale Debatte um „Social Entrepreneurship“<br />

(SE) ist mittlerweile auch in Deutschland angekommen.<br />

Angeregt und finanziell unterstützt durch<br />

Stiftungen (z. B. Stiftung Mercator, Vodafone-Stiftung,<br />

Siemens-Stiftung) und Mittlerorganisationen<br />

(Ashoka, Schwab) erregt der Begriff vermehrt die<br />

Aufmerksamkeit in Fachmedien, sozialwissenschaftlichen<br />

Veröffentlichungen (z.B. Empter/Hackenberg<br />

2011; Jähnke et al. 2011) und neuerdings auch der<br />

Politik. 2 Mittlerweile verfestigt sich mit der Schaffung<br />

einer „Social Entrepreneurship Akademie“<br />

als Kooperation der Münchener Hochschulen auch<br />

die universitäre Anbindung. Jenseits dieses offensichtlichen<br />

Hypes stellen sich die Fragen, welchen<br />

zusätzlichen Mehrwert diese „neuen“ Formen sozialer<br />

Aktivitäten für die Strukturen der Wohlfahrtsproduktion<br />

bringen und wie sich die empirische Bedeutung<br />

und organisatorische Ausgestaltung dieser<br />

neuen Spieler darstellt. Für das bürgerschaftliche<br />

Engagement stellt sich die Frage, ob die neuen SEs<br />

die bestehenden Initiativen sinnvoll ergänzen oder<br />

eher in Konkurrenz mit ihnen (um Engagierte, insbesondere<br />

aber Aufmerksamkeit und Fördermittel und<br />

Spenden) treten.<br />

Im Folgenden sollen daher folgende Fragen behandelt<br />

werden:<br />

• Welche Wandlungen im Verhältnis von Unternehmen<br />

bzw. Unternehmertum und „dem Sozialen“<br />

sind zu beobachten?<br />

1 Der Beitrag entstand im Rahmen des von der Stiftung<br />

Mercator geförderten Projektes „Social Entrepreneurship<br />

im etablierten Wohlfahrtsstaat: Lückenbüßer oder Innovationsinkubator“.<br />

Das Projekt ist im Forschungsverbund „Innovatives<br />

Soziales Handeln: Social Entrepreneurship“ angesiedelt und<br />

wird von Martin Burgi, Rolf G. Heinze, Stephan Grohs, Katrin<br />

Schneiders und Anna-Lena Schönauer bearbeitet. Der Beitrag<br />

greift in Teilen auf Passagen aus Heinze/Schneiders/Grohs 2011<br />

und Schneiders/Grohs 2011 zurück.<br />

2 Am 29.6.2011 fand im Unterausschuss „Bürgerschaftliches<br />

Engagement“ des Deutschen Bundestages ein<br />

Expertengespräch zu „Social Entrepreneurs als Problemlöser“<br />

statt.<br />

• Entsteht eine „neue Konkurrenz zwischen Unternehmen,<br />

Staat und Zivilgesellschaft?<br />

• Welche Konsequenzen hat dies für bürgerschaftliches<br />

Engagement und das Verhältnis von Erwerbsarbeit<br />

und Ehrenamt?<br />

Dazu sollen zunächst zentrale Begriffe geklärt werden<br />

(2.) und die Bedeutung „Sozialen Unternehmertums“<br />

in Deutschland dargestellt werden (3.). Auf Grundlage<br />

dieser Evidenz soll abschließend die Frage diskutiert<br />

werden, ob wir es mit einer neuen Konkurrenz zwischen<br />

Staat, Bürgerschaft und Unternehmern zu tun<br />

haben, und welche Folgerungen für das bürgerschaftliche<br />

Engagement gezogen werden können (4.).<br />

2. „sOcial entrepreneurship“:<br />

kOnturen eines schillernden begriffs<br />

Nach dem Motto „Everyone can change the world“<br />

(Bornstein 2007) wird „Social Entrepreneurship“ zunehmend<br />

zum Hoffnungsträger einer Reaktivierung<br />

des Sozialen, einer Versöhnung von Unternehmertum<br />

und Gemeinwohl stilisiert. Diskursgeschichtlich stellt<br />

es das aktuellste „Gegenmodell“ zu den als defizitär<br />

und verkrustet dargestellten etablierten Strukturen<br />

der Wohlfahrtsproduktion dar. 3 Nachdem die Begeisterung<br />

für die Bürgergesellschaft in der Diskussion<br />

mittlerweile abgeflaut ist, tritt mit SE ein neuer Topos<br />

auf den akademischen Markt. Im Mittelpunkt stehen<br />

nicht die brachliegenden Ressourcen der Gesellschaft,<br />

sondern die Innovationskraft und das Engagement von<br />

Einzelpersönlichkeiten. Ausgewählte Gründerpersönlichkeiten<br />

werden insbesondere von den Mittlerorganisationen<br />

Ashoka und Schwab-Foundation in Szene<br />

gesetzt und von einer mittlerweile ansehnlichen Zahl<br />

von (semi)wissenschaftlichen Beiträgen, die eher dem<br />

Genre der sympathisierenden Bewegungsliteratur zu-<br />

3 Man könnte hier leicht die Diskurskonjunkturen<br />

einer Kritik der „etablierten Strukturen“, meist verstanden<br />

als bürokratisch vermachtetes Ensemble aus öffentlichen<br />

Trägern und den großen Wohlfahrtsverbänden seit den 1980er<br />

Jahren, nachzeichnen: Stichworte wären „Neue Subsidiaritiät“,<br />

„Management“; „Wohlfahrtspluralismus“ und „Wohlfahrtsmix“;<br />

„Markt“ und „Wettbewerb“, „bürgerschaftliches Engagement“<br />

(vgl. als Überblick Grohs 2010: 60ff.).<br />

79


grohs: „social entrepreneurship“ und soziale Verantwortung von unternehmen<br />

zurechnen sind, diskutiert (vgl. die zahlreichen Beiträge<br />

in Empter/Hackenberg 2011; Jähnke et al. 2011).<br />

Bislang hat sich in Deutschland keine einheitliche<br />

Definition des aus dem angelsächsischen Bereich<br />

stammenden Begriffs des „Social Entrepreneurship“<br />

durchsetzen können. Die simple Übersetzung<br />

aus dem Englischen („Sozialunternehmertum“) ist<br />

ebenso wenig eindeutig wie die häufig anzutreffende<br />

Gleichsetzung des Begriffs mit (vermeintlich)<br />

philanthropischen Gründerpersönlichkeiten. Neben<br />

der Abhängigkeit vom jeweiligen institutionellen<br />

Kontext variieren die Interpretationen dessen, was<br />

unter SE zu verstehen ist, mit der wissenschaftlichen<br />

Disziplin, aber auch mit der Motivation, Message<br />

oder Handlungsorientierung des den Begriff<br />

verwendenden Autors. Daher soll der schillernde<br />

Begriff zunächst von ähnlichen Begrifflichkeiten abgegrenzt<br />

werden und im institutionellen Kontext des<br />

deutschen Systems der Wohlfahrtsproduktion verortet<br />

werden.<br />

2.1 social entrepreneurship im kontext<br />

Zunächst sind hier die eher im französischen und europäischen<br />

Kontext diskutierte „Economie Sociale“,<br />

häufig als „Sozialwirtschaft“ übersetzt, und das<br />

Konzept des „Dritten Sektors“ zu nennen, die gewissermaßen<br />

als Dachkonzepte dienen können, um die<br />

Vielzahl von Organisationstypen zu ordnen, die den<br />

nicht-staatlichen Sektor der Wohlfahrtsproduktion<br />

bevölkern. Dabei ist hervorzuheben, dass wir in Europa<br />

sehr unterschiedliche Traditionen und Modelle<br />

der Zusammenarbeit zwischen Staat, dem Non-<br />

Profit-Bereich, teils mit gewissem Profit arbeitenden<br />

„mutualistischen“ Genossenschaftsmodellen und<br />

schließlich gewinnorientierten Unternehmen vorfinden<br />

(vgl. Evers/Laville 2004). Während Deutschland<br />

eine Tradition dominant korporatistischer Zusammenarbeit<br />

zwischen öffentlichem Sektor und den in<br />

den Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege<br />

organisierten Wohlfahrtsverbänden aufweist, dominieren<br />

beispielsweise in Frankreich am Gedanken<br />

der „mutualité“ orientierte Organisationen. In<br />

Großbritannien finden wir hingegen eine individualistische<br />

Tradition der „charities“, die aus philanthropischen<br />

Motiven gewissermaßen „gegen den Staat“<br />

gegründet wurden. Während in Deutschland „Subsidiarität“<br />

zentrales Leitmotiv darstellt, ist dies in<br />

Frankreich „solidarité“ und in Großbritannien „philanthropy“.<br />

Diese hier nur skizzenhaft angeführten<br />

Unterschiede werden bedeutend bei der Anpassung<br />

80<br />

von Konzepten wie dem angelsächsischen „social<br />

entrepreneurship“-Begriff auf andere Kontexte (s. u.).<br />

Sowohl das Konzept der „Economie Sociale“ als<br />

auch das des „Dritten Sektors“ gehen von einem<br />

Spannungsfeld zwischen den zentralen Polen Staat,<br />

Markt und Gemeinschaft aus, in dem sich Organisationen<br />

mit unterschiedlichen Mischungsverhältnissen<br />

der Orientierung an den jeweiligen Rationalitätsprinzipien<br />

finden lassen. Diese „Hybridität“ spiegelt<br />

sich auch beim Versuch einer Definition von „Social<br />

Entrepreneurship“ wieder. Hier muss zunächst eine<br />

Abgrenzung von anderen „Unternehmen“ im sozialen<br />

Bereich erfolgen. Zu unterscheiden sind zunächst<br />

privatwirtschaftliche Unternehmen, die sich<br />

im „Sozialmarkt“ mit gewinnorientierten Modellen<br />

etabliert haben. Diese finden sich beispielsweise<br />

im Bereich der stationären und ambulanten Pflege<br />

mittlerweile in großer Zahl (vgl. Schneiders 2010).<br />

In diesem Fall wird unter marktlichen Produktionsbedingungen<br />

ein Produkt erstellt, das sich marktlich<br />

konstitutiert, auch wenn es als soziale Aufgabe<br />

wahrgenommen wird. Demgegenüber werden mit<br />

dem Begriff „Soziale Unternehmen“ Organisationen<br />

bezeichnet, die z. B. Problemgruppen des Arbeitsmarktes<br />

eine Beschäftigungsperspektive bieten<br />

(Defourny/Nyssens 2010). Soziale Unternehmen bewegen<br />

sich am Markt insofern, als sie Produkte und<br />

Dienstleistungen anbieten, die Produktionsbedingungen<br />

sind aber an sozialen Zielen orientiert und<br />

müssen sich nicht tatsächlich am Markt behaupten.<br />

In der Regel werden die Sozialen Unternehmen im<br />

Rahmen arbeitsmarktpolitischer Förderprogramme<br />

durch die öffentliche Hand subventioniert.<br />

2.2 definitionsversuche: enges versus weites<br />

begriffsverständnis<br />

Der Begriff des „Social Entrepreneurship“ zeichnet<br />

sich durch eine ihm eigene Hybridität aus. Vielfach<br />

fokussiert SE auf die Erfassung des einzelnen, förderungswürdigen<br />

SEs. Dieses Verständnis ist geprägt<br />

von einer starken Fokussierung auf die einzelne<br />

Initiatorin und den einzelnen Initiator bzw. Handelnde<br />

und Handelnden. Entweder hat dieser die<br />

Erschließung eines neuen Handlungsfelds initiiert<br />

oder eine neue, den herausragenden Erfolg der Organisation<br />

begründende Herangehensweise an ein<br />

gesellschaftliches Problem eingeführt. Der in diesem<br />

Sinne verstandene „Social Entrepreneur“ findet<br />

seine Motivation in dem Willen, eine drängende gesellschaftliche<br />

Frage zu bearbeiten. Ein solches Ver-


ständnis wird beispielsweise dem Verständnis von<br />

Ashoka zugrunde gelegt (Ashoka 2010), der zufolge<br />

sich SE durch die Bearbeitung neuer oder bislang<br />

nicht behandelter Probleme, eine innovative und<br />

kreative Herangehensweise und insbesondere unternehmerisches<br />

Handeln auszeichnet. Unter unternehmerischem<br />

Handeln wird explizit kein gewinnerzielungsorientiertes<br />

Handeln, sondern das Auslösen<br />

gesellschaftlichen Wandelns mit unternehmerischen<br />

Mitteln verstanden.<br />

In der Literatur zu SE lassen sich zwei wesentliche<br />

Perspektiven identifizieren: Während „Essentialisten“<br />

auf SE als eigenen Typus fokussieren und sie<br />

in einem engen Sinne gemäß dem Mainstream-SE-<br />

Diskurs als distinktes Phänomen identifizieren, betrachten<br />

„Subsumisten“ SE als Sonderfall von Organisationen<br />

der sozialen Leistungsproduktion, die sich<br />

durch verschiedene Mischungsverhältnisse der Spezifika<br />

von Markt, Gemeinschaft und Staat auszeichnen<br />

und sich eher durch ein „mehr und weniger“<br />

als ein „entweder-oder“ auszeichnen (vgl. Heinze/<br />

Schneiders/Grohs 2011). Aus letzterer Perspektive<br />

interessieren eher spezifische Mischungsverhältnisse<br />

und die Einbettung in das Ensemble anderer<br />

Träger der Wohlfahrtsproduktion. Dies wird umso<br />

relevanter, möchte man den SE-Begriff im internationalen<br />

Vergleich nutzbar machen. Hier darf nicht<br />

vergessen werden, dass der SE-Diskurs sich zuerst in<br />

Entwicklungsländern etablierte, später auf die „defizitären“/„defekten“<br />

Wohlfahrtsstaaten des angelsächsischen<br />

Raumes ausbreitete (vgl. Nicholls 2006;<br />

Defourny/Nyssens 2010). Eine Übertragung des Konzepts<br />

auf die hinsichtlich sozialer Dienste „dichter<br />

besiedelten“ kontinentaleuropäischen oder gar die<br />

skandinavischen Verhältnisse muss daher vorhandene<br />

Strukturen und Akteure berücksichtigen.<br />

Ausgehend von den Teilbegriffen „Social“ und „Entrepreneurship“<br />

umfasst Social Entrepreneuship<br />

in Deutschland u. E. jedoch ein sehr viel weiteres<br />

Akteursspektrum und ein breites Angebotsfeld. So<br />

lässt sich im Weiteren eine Arbeitsdefinition von SE<br />

in einem „weiteren“ Sinne entwickeln der auf folgende<br />

Dimensionen Bezug nimmt: Eine erste Unterscheidung<br />

betrifft den Innovationsgrad: Stellen die<br />

Angebote tatsächlich an professionellen Standards<br />

orientiert „neue“ Dienstleistungen zur Verfügung<br />

oder werden nur etablierte Verfahren in neuem organisatorischen<br />

Rahmen durchgeführt. Zum zweiten<br />

betrachten wir den Impuls: Werden die Organisationen<br />

von außen neu gegründet („Entrepreneurs“)<br />

Grohs: „Social Entrepreneurship“ und soziale Verantwortung von Unternehmen<br />

oder entwickeln sie sich aus etablierten Institutionen<br />

heraus („Intrapreneurs“). Damit verbunden<br />

ist die dritte Dimension: Entsprechen die realen SEs<br />

dem in der euphorischen SE-Literatur häufig kolportierten<br />

Einzelkämpfer (z. B. Elkington/Hartigan<br />

2008) oder bewegen sie sich innerhalb etablierter<br />

Netzwerke. Viertens betrachten wir die internen<br />

Prozesse der Organisationen: Orientiert sich die<br />

Steuerung der Organisationen eher im Bereich bürokratischer<br />

Routinen oder an Prinzipien eines strategisch<br />

orientierten Managements?<br />

3. DiE BEDEUtUnG SozialEn UntErnEhmErtUmS:<br />

ErStE EmpiriSchE hinwEiSE<br />

Zur Verbreitung sozialen Unternehmertums liegen<br />

bislang noch kaum belastbare Daten vor. Nimmt man<br />

aber die skizzierte „weite“ Definition ernst, ist davon<br />

auszugehen, dass der hier interessierende Sektor<br />

des „Social Entrepreneurship“ in Deutschland um<br />

ein Vielfaches größer sein wird, als die bei den beiden<br />

Organisationen Ashoka und Schwab Foundation<br />

akkreditierten rd. 40 bzw. acht Fellows bzw. „Social<br />

Entrepreneurs“. In oben genanntem Forschungsprojekt<br />

haben wir versucht, in zwei Feldern – der kultursensiblen<br />

Altenhilfe und den Integrationsangeboten<br />

für Schüler mit Migrationshintergrund – durch<br />

bundesweite Erhebungen einen Einblick in das Ausmaß<br />

und die Verbreitung von SE zu gewinnen. Ohne<br />

an dieser Stelle auf technische Details eingehen zu<br />

können (vgl. Schneiders/Grohs 2011), seien hier folgende<br />

Ergebnisse genannt: Der Anteil reiner SEs,<br />

die der engen Definition entsprechen, ist in beiden<br />

Sektoren sehr gering. Allenfalls im Bereich der kultursensiblen<br />

Altenhilfe findet sich ein gewisser Anteil<br />

sozialer Unternehmer in diesem Sinne.<br />

Die von uns identifizierten Projekte entsprechen<br />

wenig dem in der SE-Literatur gefeierten philanthropischen<br />

Unternehmertypus, der mit etablierten<br />

Strukturen bricht, Neues auf die Beine stellt und<br />

durch die Diffusion seines Ansatzes den deutschen<br />

Sozialstaat transformiert. Vielmehr handelt es sich<br />

in der Regel um Projekte, die sich aus bestehenden<br />

Strukturen heraus entwickeln (Intrapreneurship)<br />

und von konkreten Problemlagen angestoßen werden.<br />

Innovation entsteht dort, wo etablierte Akteure<br />

zusammenarbeiten, gemeinsame Lösungen<br />

erarbeiten und dabei neue Organisationsstrukturen<br />

entwickeln, die über die traditionellen hinausgehen.<br />

Wir gehen davon aus, dass trotz der methodischen<br />

Probleme unsere Ergebnisse einen realistischen<br />

81


grohs: „social entrepreneurship“ und soziale Verantwortung von unternehmen<br />

Einblick in die deutsche SE-Szene ermöglichen. Das<br />

Phänomen des aus dem angelsächsischen Raum<br />

importierten „Social Entrepreneurships“ spielt in<br />

einem durch etablierte und vernetzte Strukturen gekennzeichneten<br />

Wohlfahrtsstaat eine weniger ausgeprägte<br />

Rolle. Die Lücken sind nicht groß genug,<br />

um ausreichende Profilierungsmöglichkeiten für Einzelpersönlichkeiten<br />

zu bieten. Kontrastiert man dieses<br />

ernüchternde Bild mit der diskursiven Prominenz<br />

von SE, ist fraglich, ob sich ein neuer „Gegendiskurs“<br />

tatsächlich verfestigen wird. Es ist unbestritten, dass<br />

das Konzept des SE aufgrund seines vermeintlichen<br />

visionären Charakters eine hohe Attraktivität aufweist.<br />

Hier eröffnet sich (scheinbar) ein Ausweg aus<br />

dem Dilemma der wachsenden sozialen Aufgaben<br />

bei stagnierenden öffentlichen Finanzen. Zudem<br />

wird ein qualitativer Mehrwert durch das persönliche<br />

Engagement der „Unternehmer“ im Bereich<br />

der sozialen Dienstleistungen erwartet.<br />

Die Ausführungen zu den Begrifflichkeiten sowie<br />

die Darstellung der „Produktionsbedingungen“ im<br />

deutschen sozialen Dienstleistungssektor haben jedoch<br />

gezeigt, dass die Übertragung eines Modells<br />

aus dem angelsächsischen Raum auf die deutsche<br />

„Wohlfahrtsstaatswirklichkeit“ nur begrenzt möglich<br />

ist. Vielmehr müssen zunächst Begrifflichkeiten<br />

und Konzepte an das jeweilige wohlfahrtsstaatliche<br />

Regime angepasst werden und die jeweiligen institutionellen<br />

Kontexte einbezogen werden.<br />

Die spezifischen „Andockprobleme“ für SE in<br />

Deutschland lassen sich stichpunktartig wie folgt<br />

umreißen: Neben der – bei allen bekannten Lücken<br />

und Defiziten – vergleichsweise breit ausgebauten<br />

Wohlfahrtsstaatlichkeit führt die Tradition des Subsidiaritätsprinzips<br />

im internationalen Vergleich zu<br />

relativ professionellen nicht-staatliche Strukturen der<br />

Leistungserbringung. Diese wurden in der Vergangenheit<br />

nicht ohne Grund als verkrustet und dilettantisch<br />

dargestellt (vgl. Grohs/Bogumil 2011: 300). Bei<br />

aller Kritik sollten jedoch auch die Reformen der vergangen<br />

Jahrzehnte nicht übergangen werden, die die<br />

etablierten Verbände zu erheblichen Umstrukturierungen<br />

und der Übernahme privatgewerblicher Managementmethoden<br />

gezwungen haben. Diese Strukturen<br />

haben sich zudem aus Sicht der Akteure vor Ort<br />

bewährt, so dass „Neuen Spielern“ teils erhebliches<br />

Misstrauen entgegenschlägt (vgl. Grohs 2010).<br />

Auf der anderen Seite fehlen in Deutschland zwei<br />

wesentliche Elemente, die im angelsächsischen Kon-<br />

82<br />

text ein aus meiner Sicht notwendiges Komplement<br />

für SE darstellen: Eine philanthropische Kultur privater<br />

Mäzene und eine Gründungskultur (die auch<br />

das Risiko des Scheiterns umfasst). Diese beiden<br />

Bausteine des neuerdings als „Philanthrocapitalism“<br />

(Bishop/Green 2010) bezeichneten angelsächsischen<br />

Phänomens sind in Deutschland deutlich schwächer<br />

ausgeprägt. Neben diesen systemische Gründen<br />

muss aber auch eine etwas naive Herangehensweise<br />

von SEs an etablierte Strukturen in Politik und Verwaltung<br />

konstatiert werden, die Hand in Hand mit<br />

einer fehlenden Vernetzung vor Ort gehen. Aus der<br />

Perspektive vieler sozialpolitischer Akteure vor Ort<br />

gelten eben nicht unbearbeitete Probleme, sondern<br />

mangelnde Koordination in der Problembearbeitung<br />

als das Hauptproblem (vgl. Grohs/Reiter 2012); SEs<br />

als Einzelkämpfer können hier wenig zur Problemlösung<br />

beitragen.<br />

4. fazit: schlussfOlgerungen für das<br />

bürgerschaftliche engageMent<br />

Aus zahlreichen Studien wissen wir, dass sich ca.<br />

ein Drittel der Bevölkerung in sozialen Netzwerken<br />

engagiert, d. h. sie leisten Unterstützung bei<br />

Nachbarn, Verwandten und Bekannten sowie in<br />

ehrenamtlichen Tätigkeiten. Dieses freiwillige Engagement<br />

wird allerdings immer weniger über die<br />

Wohlfahrtsverbände organisiert. Zeitlich befristetes<br />

und „nicht-gebundenes“ Engagement weitet sich<br />

eher aus. SEs bieten in diesem Kontext z. T. neue Ansätze,<br />

indem sie bislang engagementferne Gruppen<br />

gezielt ansprechen (z. B. Schülerinnen und Schüler<br />

mit Migrationshintergrund im IBFS – Chancenwerk)<br />

oder bewusst auf „hippe“ Organisationsformen setzen<br />

(z. B. „Rock your life“). Insofern bieten neue innovative<br />

Projekte das Potential, neues Engagement<br />

zu generieren. Nicht zuletzt dürfte der überwiegende<br />

Teil der sich als SEs bezeichnenden Projekte<br />

aus privatem Engagement entstanden sein, so dass<br />

sich hier – nicht unvergleichbar mit der Institutionalisierung<br />

der Selbsthilfebewegung der 1970er und<br />

1980er Jahre – eine Institutionalisierung von Engagement<br />

vollzieht. In diesem Kontext sollte aber auch<br />

gefragt werden, ob solche (teils entlohnten) Formen<br />

von Engagement in prekäre Formen der Beschäftigung<br />

umschlagen (Start-Up-Syndrom).<br />

Tatsächliche Konkurrenz zwischen etablierten Formen<br />

des Engagements und den neuen Initiativen<br />

des „Social Entrepreneurship“ um Engagierte und<br />

Arbeitskräfte sollte sich derzeit – auch angesichts


des noch bescheidenen Ausmaßes und unterschiedlicher<br />

Zielgruppen von SE – nicht ergeben. Allerdings<br />

könnte die gegenwärtige Aufmerksamkeit für SEs,<br />

die nicht zuletzt durch nicht unerheblichen Aufwand<br />

von Mittlerorganisationen geschaffen wird, zu zwei<br />

nicht intendierten, aber problematischen Effekten<br />

führen. Angesichts der medialen Präsenz ist zu befürchten,<br />

dass Initiativen „altmodischen“ Zuschnitts<br />

in der neuen Aufmerksamkeitsökonomie einen geringeren<br />

Anteil des Kuchens am Aufkommen von<br />

Spenden und Fördermitteln abbekommen könnten<br />

bzw. gezwungen werden, mit ähnlichen medialem<br />

Aufwand um diese zu werben – was zu einer Verschiebung<br />

ihres Arbeitsfokus weg von der eigentlichen<br />

Problemlösung hin zu Vermarktung führt.<br />

Dies schließt die Gefahr des „Rosinenpickens“ hinsichtlich<br />

der Zielgruppen ein, so dass die Aufmerksamkeit<br />

auf Gruppen verschoben wird, bei denen<br />

leichter medial vermittelbare Erfolge erzielt werden<br />

können.<br />

Zum zweiten etablieren sich gegenwärtig neue SEnahe<br />

Formen von „Rating-Agenturen“ für Sozialprojekte,<br />

die potentiellen Mäzenen Handreichungen für<br />

„Social Investments“ bereitstellen (z. T. mit erheblichen<br />

Kosten). Die sich etablierenden Systeme der<br />

Wirkungsmessung laufen relativ unverbunden mit der<br />

schon lange anhaltenden Debatte um Wirkungsorientierung<br />

in der sozialen Arbeit und dem öffentlichen<br />

Sektor, so dass hier die Gefahr besteht, dass eine sehr<br />

spezifische, weitgehend nicht öffentlich gesetzte Perspektive<br />

über die Verteilung von Mitteln bestimmt.<br />

Viel dringlicher als diese potentiellen Probleme ist<br />

allerdings die Koordination zwischen Angeboten: Kooperation,<br />

Vernetzung sowie mehr Wettbewerb und<br />

Management sind die Schlüsselfragen im Bereich<br />

sozialer Dienstleistungen. Die bisher nebeneinander<br />

stehenden Einrichtungen müssen „neu“ vernetzt<br />

werden, so dass Reibungsverluste verhindert und<br />

Ressourcen gebündelt werden in Richtung des Aufbaus<br />

einer lokalen sozialen Infrastruktur. Die neuen<br />

Akteure im Sozialsektor (SEs) sollten hier beachtet,<br />

aber (nach den bisher vorliegenden Befunden) nicht<br />

überschätzt werden. SEs können als Innovationsinkubator<br />

fungieren, aber es ist wahrscheinlich, dass<br />

eine „Eingemeindung“ erfolgreicher Ansätze in etablierte<br />

Strukturen (Stetigkeit und verlässliche Förderstrukturen)<br />

erfolgen wird, so dass nicht „Change“<br />

(im Sinne weitreichenden Strukturwandels), sondern<br />

das Setzen kleiner feiner Unterschiede das Ziel<br />

von „Social Entrepreneurship“ sein kann.<br />

grohs: „social entrepreneurship“ und soziale Verantwortung von unternehmen<br />

83


Dr. Stephan Grohs<br />

sOcial entrepreneurship and cOrpOrate respOnsibility<br />

cOnclusiOns On the iMpOrtance, functiOn and liMits Of ciVic engageMent<br />

1. intrOductiOn<br />

The international debate on social entrepreneurship<br />

(SE) has now also reached Germany. Initiated and<br />

financially supported by foundations (e.g. Stiftung<br />

Mercator, Vodafone-Stiftung, Siemens-Stiftung) and<br />

intermediary associations (Ashoka, Schwab), the<br />

term has been mentioned with increasing frequency<br />

in professional journals and social science publications<br />

(e.g. Empter/Hackenberg 2011; Jähnke et al.<br />

2011) and, most recently, also in the political arena.<br />

With the establishment of a ‚Social Entrepreneurship<br />

Academy‘ in co-operation with the Munich universities,<br />

a link to the academic world has now also<br />

been secured beyond the obvious hype, questions<br />

arise regarding the extra added value these ‚new‘<br />

forms of social activities bring to the structures of<br />

the welfare industry, and how the empirical significance<br />

and organisational structure of these new<br />

players presents itself. In terms of civic engagement,<br />

this poses the question of whether these new SEs<br />

are a sensible addition to the present initiatives, or<br />

tend to compete with them (for volunteers, but above<br />

all for attention, funding and donations).<br />

This text will therefore address the following issues:<br />

• What changes can be observed in the relationship<br />

between enterprises, or entrepreneurs, and<br />

‚the social sector‘?<br />

• Is a new ‚competition‘ emerging between businesses,<br />

the state and civic society?<br />

• What consequences does this have for civic engagement<br />

and the relationship between paid<br />

employment and volunteering?<br />

In order to address these issues, it is necessary to<br />

first define some key terms (2.), and to illustrate the<br />

meaning of ‚social entrepreneurship‘ in Germany<br />

(3.). In conclusion, the question of whether, on the<br />

basis of this evidence, we are dealing with a new level<br />

of competition between state, citizens and entrepreneurs,<br />

and the effect this may have on civic<br />

engagement, will be discussed (4.).<br />

84<br />

2. ‚sOcial entrepreneurship‘:<br />

Outlining a buzzwOrd<br />

According to the motto ‚Everyone can change the<br />

world‘ (Bornstein 2007), ‚social entrepreneurship‘<br />

is increasingly stylised as the great white hope for<br />

reactivating the social sector, for a reconciliation<br />

between entrepreneurship and public welfare. In<br />

terms of discourse history, it represents the latest<br />

antithesis to the established welfare industry structures,<br />

depicted as deficient and embarnacled. Now<br />

that the civic society‘s interest in the discussion has<br />

waned, SE has become a new topic for the academic<br />

market. At its centre are not society‘s untapped resources,<br />

but the innovative power and commitment<br />

of individuals. Particularly the intermediary associations<br />

Ashoka and the Schwab Foundation tend to put<br />

selected founders into the spotlight, who are then<br />

discussed in a by now not inconsiderable number of<br />

(semi-) scientific articles that essentially belong to<br />

the genre of movement-defining literature penned<br />

by sympathisers (cf. the numerous contributions in<br />

Empter/Hackenberg 2011; Jähnke et al. 2011).<br />

So far, no uniform definition for the English term<br />

‚social entrepreneurship‘ has been agreed in Germany.<br />

The literal translation (‚Sozialunternehmertum‘)<br />

is just as ambiguous as the frequently encountered<br />

equation of the term with (supposedly) philanthropic<br />

founder personalities. Besides the dependence<br />

on the respective institutional context, the interpretations<br />

of what SE stands for vary according to<br />

scientific discipline, but also in line with the motivation,<br />

message or action orientation of the author<br />

using the term. This buzzword should therefore initially<br />

be separated from similar terms and positioned<br />

in the institutional context of the German welfare<br />

industry‘s system.<br />

2.1 social entrepreneurship in context<br />

First of all, it is important to mention the ‚Economie<br />

Sociale‘, often translated as ‚social economy‘,<br />

which tends to be more frequently discussed in a


French and European context, as well as the concept<br />

of the ‚third sector‘, which could to some extent<br />

serve as umbrella concepts in order to categorise<br />

the great number of organisation types that<br />

make up the non government sector of the welfare<br />

industry. It should be noted that extremely varying<br />

traditions and models of co-operation between<br />

state, non profit sector, ‚mutualistic‘ co-operative<br />

societies in part operating to achieve a certain level<br />

of profit and, last but not least, profit-oriented<br />

enterprises can be found in Europe (cf. Evers/Laville<br />

2004). Whilst Germany exhibits a tradition of<br />

dominant corporative co-operation between the<br />

public sector and welfare societies organised under<br />

the umbrella organisations of independent welfare<br />

services, the prevalent organisations in France, for<br />

instance, are guided by the principle of ‚mutualité‘.<br />

In Great Britain, on the other hand, we find a tradition<br />

of individualistic charities essentially founded,<br />

in a manner of speaking, ‚in opposition to the state‘<br />

based on philanthropic motives. Whilst ‚subsidiarity‘<br />

is the central leitmotif in Germany, it is ‚solidarité‘<br />

in France, and ‚philanthropy‘ in Great Britain.<br />

These briefly outlined differences become significant<br />

when it comes to applying concepts such as<br />

the English term ‚social entrepreneurship‘ to different<br />

contexts (see below).<br />

Both the concept of ‚Economie Sociale‘ and that of<br />

the ‚third sector‘ assume an area of conflicting interests<br />

between the central poles of state, market<br />

and community, in which organisations with different<br />

mix ratios with regard to their orientation<br />

towards to respective rationality principles can be<br />

found. This ‚hybridity‘ is also reflected in the attempt<br />

to define ‚social entrepreneurship‘. It must<br />

initially be discriminated from other ‚enterprises‘ in<br />

the social sector. First to be distinguished are private<br />

sector commercial enterprises that have established<br />

themselves on the ‚social market‘ with profitoriented<br />

business models. These can now be found<br />

in significant numbers, for instance, in the residential<br />

and home care sector (cf. Schneiders 2010). In<br />

this case, a product is being produced under market<br />

conditions and establishes itself on the market, even<br />

though it is perceived as a social service. The term<br />

‚social enterprises‘, on the other hand, is used to<br />

refer to organisations which, for example, offer employment<br />

prospects to groups of people who have<br />

problems competing on the labour market (Defourny/Nyssens<br />

2010). Social enterprises move on the<br />

market in as far as they offer products and services;<br />

grohs: social entrepreneurship and corporate responsibility<br />

however, the production conditions are guided by<br />

social objectives and must not really be able to withstand<br />

market pressure. Usually, social enterprises<br />

are subsidised by public funding programmes based<br />

on labour market policy.<br />

2.2 interpretation of the term - definition<br />

attempts: narrow vs. wide<br />

The term ‚social entrepreneurship‘ is characterised<br />

by its own hybridity. SE often focuses on the<br />

inclusion of an individual SE worthy of funding. This<br />

interpretation is defined by a strong focus on the<br />

individual initiator or actor who has either initiated<br />

the opening up of a new sphere of activity or introduced<br />

a new approach to a social problem on<br />

which the extraordinary success of the organisation<br />

is based. According to this interpretation, the<br />

social entrepreneur is motivated by the desire to<br />

address a pressing social issue. The perception of<br />

Ashoka, for example, is based on this kind of interpretation<br />

(Ashoka 2010), according to which the SE<br />

distinguishes itself by addressing new problematic<br />

issues, or issues which have so far been ignored,<br />

with an innovative and creative approach and, in<br />

particular, entrepreneurial activities. Entrepreneurial<br />

activities is explicitly not understood as profitoriented<br />

activities, but as the triggering of social<br />

change with entrepreneurial resources.<br />

In the literature on social entrepreneurship, two<br />

main perspectives can be identified: whilst ‚essentialists‘<br />

focus on SE as an independent type and<br />

narrowly identify it as a distinct phenomenon in accordance<br />

with the mainstream discourse on SE, the<br />

‚subsumists‘ view SE as exceptional organisations for<br />

the production of social services, characterised by<br />

different mixture ratios between market specifications,<br />

community and state and a tendency towards<br />

‚more and less‘, rather than ‚either-or‘ (cf. Heinze/<br />

Schneiders/Grohs 2011). Form the latter perspective,<br />

the specific mixture ratios and the embedding<br />

of SEs into the ensemble of other welfare industry<br />

stakeholder are particularly interesting . This becomes<br />

even more relevant if the term SE is to be applied<br />

in international comparisons. In this respect, it<br />

must not be forgotten that the SE discourse initially<br />

established itself in developing countries and later<br />

spread to the ‚deficient‘/‚defect‘ welfare states of<br />

English-speaking countries (cf. Nicholls 2006; Defourny/Nyssens<br />

2010). A transfer of the concept to<br />

the, in terms of social services, ‚more densely popu-<br />

85


grohs: social entrepreneurship and corporate responsibility<br />

lated‘ areas of continental Europe or even Scandinavia<br />

must therefore be able to take existing structures<br />

and actors into account.<br />

If the terms ‚social‘ and ‚entrepreneurship‘ are considered<br />

separately, however, social entrepreneurship<br />

covers a much broader spectrum of actors and<br />

a wider range offers in Germany and mainland Europe.<br />

This allows a working definition of SE in a ‚wider‘<br />

sense to be developed as follows with respect to the<br />

following aspects: the first distinction concerns the<br />

level of innovation: do the offers actually provide<br />

‚new‘, professional standards based services or are<br />

they merely established processes in the guise of a<br />

new organisational structure. The second aspect to<br />

be examined is the impulse: have the organisations<br />

been newly founded by external agents (‚entrepreneurs‘),<br />

or did they emerge from established institutions<br />

(‚intrapreneurs‘). A third dimension is linked<br />

to this: do the genuine SEs correspond to the lone<br />

warrior much lauded in euphoric SE literature (e.g.<br />

Elkington/Hartigan 2008) or do they move within<br />

established networks. Fourthly we must examine<br />

the internal processes of the organisations: does the<br />

organisation management tend to be guided by bureaucratic<br />

routines, or by the principles of a strategically<br />

oriented management?<br />

3. the iMpOrtance Of cOrpOrate<br />

respOnsibility: first eMpirical clues<br />

So far, there is no truly reliable data on the prevalence<br />

of social entrepreneurship. However, if the<br />

term is understood in wider terms according to the<br />

outlined definitions, it must be assumed that the<br />

social entrepreneurship sector we are interested in<br />

here is considerably larger than quoted by the two<br />

organisations Ashoka and Schwab Foundation (approx.<br />

40 and 8 fellows or social entrepreneurs respectively<br />

in Germany). In the course of the above<br />

mentioned research project we attempted to gain<br />

an insight into the dimensions and prevalence of SEs<br />

in two fields – cultural competence in caring for the<br />

elderly and integration programmes for pupils from<br />

immigrant families. As this is hardly the place to elaborate<br />

on the technical details (cf. Schneiders/Grohs<br />

2011), the following results are worth mentioning:<br />

the quota of pure SEs corresponding to the narrower<br />

interpretation is extremely low in both sectors. At<br />

best, a certain quota of social entrepreneurs in this<br />

sense can be found in the area of cultural competence<br />

in caring for the elderly.<br />

86<br />

The projects identified by us have little in common<br />

with the philanthropic kind of entrepreneur so lauded<br />

in SE literature, who eschews the established<br />

structures, initiates something new and transforms<br />

the German social welfare state through the diffusion<br />

of his or her approach. In fact, these are usually<br />

projects which have emerged from existing structures<br />

(intrapreneurship), and whose establishment<br />

was motivated by specific problem areas. Innovation<br />

comes about when established actors work together<br />

to develop solutions and new organisational structures<br />

which exceed the scope of traditional models.<br />

We assume that despite the methodical problems,<br />

our results provide a realistic insight into the German<br />

SE arena. The imported phenomenon of ‚social<br />

entrepreneurship‘ has a far less important role to<br />

play in a welfare state characterised by established<br />

and interconnected structures. The gaps are<br />

not wide enough to offer sufficient opportunities<br />

for individual personalities to gain a profile. If this<br />

sobering picture is contrasted with the discursive<br />

prominence of SE, it is doubtful whether a new ‚antidiscourse‘<br />

can in fact gain a foothold. Undoubtedly,<br />

the concept of SE is extremely attractive due to its<br />

supposedly visionary character. It is an (apparent)<br />

way out of the dilemma of increasing social welfare<br />

burdens and stagnant public finances. Moreover,<br />

a qualitative added value is expected through the<br />

personal commitment of the ‚entrepreneurs‘ in the<br />

social services sector.<br />

However, the elaborations on the terms and the illustration<br />

of the ‚production conditions‘ in the German<br />

social service sector have shown that the transferring<br />

of a model from regions with Anglo-Saxon<br />

values to the German ‚welfare state reality‘ is only<br />

possible to a limited extent. In fact, the terms and<br />

concepts must first be adapted to the respective<br />

welfare state regime, and the respective institutional<br />

contexts must be included.<br />

The specific ‚docking issues‘ with regard to SE in<br />

Germany can be outlined as follows: besides the –<br />

despite the known gaps and deficits – comparatively<br />

extensive welfare statehood, the subsidiarity principle<br />

tradition leads to relatively professional nongovernmental<br />

structures of service provision in an<br />

international comparison. In the past, these were<br />

portrayed as embarnacled and amateurish, a not<br />

entirely unfounded claim (cf. Grohs/Bogumil 2011:<br />

300). However, despite this criticism, the reforms of


the past decades should not be completely ignored.<br />

The established organisations were forced to considerably<br />

restructure themselves and to apply the<br />

same management methods as the private commercial<br />

sector. These structures were also successful<br />

from the point of view of local actors, meaning that<br />

‚new players‘ are sometimes met with considerable<br />

mistrust (cf. Grohs 2010).<br />

On the other hand, Germany lacks two major elements<br />

found in other countries, which in my view<br />

are essential for SE: a culture of philanthropy and<br />

private sponsors and a culture of enterprise formation<br />

(that also accepts the risk of failure). These<br />

two pillars of a phenomenon apparent in countries<br />

with Anglo-Saxon values, recently also referred to<br />

as ‚philanthrocapitalism‘ (Bishop/Green 2010), are<br />

considerably less pronounced in Germany. Besides<br />

these systemic reasons, however, the somewhat naive<br />

approach of SEs towards established political and<br />

administrative structures, which goes hand in hand<br />

with a failure to network locally, must not go unmentioned.<br />

For a great number of socio-political actors<br />

at a local level, the main issue is not the fact that<br />

there are problems which have not been addressed,<br />

but the fact that there is a lack of co-ordination in<br />

dealing with these problems (cf. Grohs/Reiter 2012);<br />

as lone warriors, SEs can hardly contribute to solving<br />

this particular problem.<br />

4. cOnclusiOn: cOnseQuences fOr ciVic<br />

EngagEmEnt<br />

Numerous studies have shown that approx. a third<br />

of the population is actively involved in social networks,<br />

i.e. they support neighbours, relatives and<br />

acquaintances, or engage in voluntary work. However,<br />

ever fewer of these voluntary commitments,<br />

are organised through welfare organisations. Temporary<br />

and ‚non-committal‘ volunteering tends to<br />

be on the increase. In this context, some SEs offer<br />

new approaches by specifically addressing groups<br />

which have so far not considered volunteering<br />

(e.g. pupils with an immigrant background in the<br />

IBFS – Chancenwerk project) or consciously rely on<br />

‚trendy‘ organisations (e.g. ‚Rock your life‘). In this<br />

respect, new innovative projects offer the potential<br />

for attracting additional volunteers. Not least,<br />

the majority of the projects calling themselves SEs<br />

are bound to have been founded on the strength of<br />

private commitment, it therefore safe to say that in<br />

this respect, civic commitment is undergoing an in-<br />

grohs: social entrepreneurship and corporate responsibility<br />

stitutionalisation – not unlike the institutionalisation<br />

of the self-help movement in the 1970s and 1980s.<br />

However, in this context, it should also be examined<br />

whether such (in part remunerated) forms of volunteering<br />

can soon turn into precarious forms of employment<br />

(start-up syndrome).<br />

Real competition between established forms of volunteering<br />

and new ‚social entrepreneurship‘ initiatives<br />

for volunteers and manpower currently seems<br />

unlikely, not least in view of the presently still rather<br />

moderate extent of these initiatives, and their<br />

different target groups. However, the attention SEs<br />

currently attract – not least due to the not inconsiderable<br />

efforts on the part of the intermediary associations<br />

– could lead to two unintentional but problematic<br />

effects. In view of the media presence, it is<br />

a worrying aspect that in our new attention economy,<br />

the ‚old-fashioned‘ initiatives might get a smaller<br />

slice of the donations-and-grants pie, or rather,<br />

that they might be forced to vie for these by staging<br />

a similar media circus – which would lead to a shift<br />

in the focus of their work, away from the actual problem-solving<br />

towards marketing. This includes the<br />

risk of ‚cherry picking‘ in terms of the target groups,<br />

so the attention might shift towards groups where it<br />

is easier to achieve media-communicable successes.<br />

Secondly, new kinds of ‚rating agencies‘ for social<br />

projects are currently establishing themselves, these<br />

are close to SEs and provide potential sponsors<br />

with tips for ‚social investments‘ (sometimes accompanied<br />

by considerable costs). The emerging efficiency<br />

benchmarking systems are operating relatively<br />

independent of the long-term debate on efficiency<br />

orientation in social work and the public sector,<br />

in consequence, this harbours the risk that a very<br />

specific perspective, generally not intended public<br />

knowledge, determines the distribution of funds.<br />

However, a far more urgent issue than these potential<br />

problems is the co-ordination between offers: cooperation,<br />

networking and more competition and<br />

management are the key issue in the social services<br />

sector. Institutions which are currently parallel must<br />

be connected differently to avoid potential losses of<br />

momentum and consolidate resources with the aim<br />

of expanding the local social infrastructure. The new<br />

actors in the social sector (SEs) should be taken into<br />

account here, but not be overestimated (according<br />

to current indications). SRs can function as innovation<br />

incubators, although it is probable that we will<br />

87


grohs: social entrepreneurship and corporate responsibility<br />

see an ‚annexation‘ of their successful approaches<br />

by the established structures (continuity and reliable<br />

funding structures); so that ‚making a small but<br />

vital difference‘ rather than ‚change‘ (in the sense of<br />

an extensive structural change) can be the aim of social<br />

entrepreneurship.<br />

literature<br />

• Bishop, Matthew/Green, Michael (2010): Philanthrocapitalism.<br />

How Giving Can Save the<br />

World. London: A & C. Black.<br />

• Defourny, Jacques/Nyssens, Marthe (2010):<br />

Conceptions of Social Enterprise and Social Entrepreneurship<br />

in Europe and the United States:<br />

Convergences and Divergences, in: Journal of<br />

Social Entrepreneurship, Vol. 1, No., 1, pp. 32-53<br />

• Elkington, John/Hartigan Pamela (2008): The<br />

Power of Unreasonable People: How Social<br />

Entrepreneurs Create Markets That Change<br />

the World, Boston: Harvard Business School<br />

Publishing.<br />

• Empter, Stefan/Hackenberg, Helga (Hg.) (2011):<br />

Social Entrepreneurship – Social Business: Für<br />

die Gesellschaft unternehmen. Wiesbaden: VS-<br />

Verlag.<br />

• Evers, Adalbert/Laville, Jean-Louis (2004): The<br />

Third Sector in Europe. Cheltenham: Edward<br />

Elgar.<br />

• Grohs, Stephan (2010): Modernisierung kommunaler<br />

Sozialpolitik. Anpassungsstrategien<br />

im Wohlfahrtskorporatismus. Wiesbaden: VS-<br />

Verlag.<br />

• Grohs, Stephan/Bogumil, Jörg (2011): Management<br />

sozialer Dienste. In: Evers, Adalbert/Heinze,<br />

Rolf G./Olk, Thomas (Hg.): Handbuch<br />

Soziale Dienste. Wiesbaden: VS-Verlag,<br />

S. 219-314.<br />

• Grohs, Stephan/Reiter,Renate (2012): Kommunale<br />

Sozialpolitik in der Haushaltskrise:<br />

Handlungsfelder und Handlungsstrategien.<br />

Erscheint in: Haus, Michael/Kuhlmann, Sabine<br />

(Hg.). Lokale Politik(forschung) in der Krise?<br />

Wiesbaden: VS.<br />

• Heinze, Rolf G./Schneiders, Katrin/Grohs, Stephan<br />

(2011): Social Entrepreneurship im deutschen<br />

Wohlfahrtsstaat - Hybride Organisationen<br />

zwischen Markt, Staat und Gemeinschaft,<br />

in: Hackenberg, Helga/Empter, Stefan (Hrsg.):<br />

Social Entrepreneurship - Social Business: Für<br />

die Gesellschaft unternehmen, Wiesbaden, VS<br />

Verlag, S. 86 - 102.<br />

88<br />

• Jähnke, Petra/Christman, Gabriela/Balgar,<br />

Karsten (Hrsg.) (2011): Social Entrepreneurship:<br />

Perspektiven für die Raumentwicklung. Wiesbaden<br />

: VS Verlag<br />

• Nicholls, Alex (Hg.) (2006): Social Entrepreneurship:<br />

New Models of Sustainable Social Change.<br />

Oxford: Oxford University Press.<br />

• Schneiders, Katrin (2010): Vom Altenheim zum<br />

Seniorenservice. Institutioneller Wandel und<br />

Akteurkonstellationen im sozialen Dienstleistungssektor,<br />

Baden-Baden: Nomos Verlag.<br />

• Schneiders, Katrin/Grohs, Stephan (2011): „Social<br />

Entrepreneurship“ in Deutschland: eine neue<br />

Organisationsform für die Produktion sozialer<br />

Dienstleistungen? Beitrag zur Jahrestagung der<br />

Sektion Sozialpolitik der Deutschen Gesellschaft<br />

für Soziologie, 6. – 7. Oktober 2011, Universität<br />

Kassel „Infrastrukturwandel im Wohlfahrtsstaat:<br />

Formen, Prozesse, Konsequenzen“.


Das Forum griff Aspekte aus Forum 1 auf und richtete<br />

den Blick auf die Ebene der relevanten Akteure<br />

und die Ebene der Kooperation. Von Interesse waren<br />

vergleichende europäische Erfahrungen und<br />

Konzepte zum Miteinander bzw. zum Spannungsfeld<br />

von Arbeitsmarkt-/Beschäftigungspolitik und Engagementförderung.<br />

Welche praktischen Kooperationsformen gibt es bereits<br />

und welche innovativen Formen sind künftig<br />

zu entwickeln? Wie und unter welchen Rahmenbedingungen<br />

können aus dem Engagement heraus reguläre<br />

Arbeitsplätze entstehen? Wie können solche<br />

Prozesse aktiv unterstützt werden? Welche Folgen<br />

hätte es für die bestehende Landschaft der Arbeitsmarkt-<br />

und Beschäftigungspolitik, wenn künftig Infrastruktureinrichtungen<br />

der Engagementförderung,<br />

z. B. Freiwilligenagenturen, systematisch beschäftigungspolitische<br />

Programme und damit verbundene<br />

Fortbildungsangebote auf Basis von Engagement und<br />

Freiwilligkeit durchführen würden? Welche Formen<br />

der Zusammenarbeit von Arbeitsagenturen mit zivilgesellschaftlichen<br />

Akteuren gibt es? Welche Kooperationen<br />

mit Infrastruktureinrichtungen des Engagements<br />

sind wünschenswert und zu entwickeln?<br />

ABB. 1<br />

Dr. Rosario Costa-Schott<br />

fOruM 4<br />

akteure der engageMentförderung und beschäftigungspOlitik<br />

akteure der engageMentförderung<br />

und beschäftigungspOlitik<br />

Vor dem Hintergrund der Pluralisierung von Erwerbsformen,<br />

die mit Entgrenzungsprozessen der Erwerbsarbeit<br />

verbunden sind, 1 haben sich die Rollen, die<br />

Aufgaben und die Handlungslogiken der Akteure in<br />

Deutschland verändert und ineinander verschränkt.<br />

Anhand von zwei konkreten Beispielen (Modell „Bürgerarbeit“<br />

und Bundesfreiwilligendienst) werden<br />

unterschiedliche beschäftigungs- bzw. engagementpolitische<br />

Interessen deutlich. Es stellt sich somit die<br />

zentrale Frage, ob denn das überstrapazierte „Bürgerschaftliche<br />

Engagement als Kitt der Gesellschaft“<br />

in der Lage ist, einen Konsens zwischen den Akteuren<br />

zu schaffen.<br />

1 Mutz, Gerd: Der souveräne Arbeitsgestalter in der<br />

zivilen Arbeitsgesellschaft, in: Aus Politik und Zeitgeschichte,<br />

Heft B 21, S. 14-24, Bonn 2001<br />

Staat Markt 3.Sektor<br />

Arbeitsmarktpolitik<br />

Ordnungspolitik<br />

Rahmenbedingungen<br />

Beschäftigungspolitik<br />

weit mehr als<br />

Förderungsgegenstand<br />

Engagement als<br />

Förderungsgegenstand<br />

Finanzieren<br />

Organisieren<br />

Legitimieren<br />

Professionalisieren<br />

Arbeit als<br />

Produktionsfaktor<br />

Personalpolitik<br />

Arbeitnehmervertretung/-mitbestimmung<br />

Unternehmerischer<br />

Nutzen und Image<br />

Sponsoring<br />

Spenden<br />

Stiftungen<br />

lOgik Logik der der kOOrdinierung Koordinierung („sOzialpaket“)<br />

(„Sozialpakt“)<br />

Es gelten zunehmend<br />

Marktregeln<br />

Professionalisierung<br />

sozialer<br />

Dienstleistungen<br />

Wohlfahrtsverbände<br />

Kirchen<br />

Vereine<br />

Erwerbsarbeit Engagement<br />

89


forum 4 | costa-schott: akteure der engagementförderung und beschäftigungspolitik<br />

VOn der lOgik der kOOrdinierung zu<br />

Verschiedenen kOOperatiOnslOgiken<br />

Staat, Markt und Dritter Sektor agierten in den Anfängen<br />

der Bundesrepublik Deutschland in Parallelwelten.<br />

Engagement, oder damals Ehrenamt, war<br />

aus Sicht des Staates ein Förderungsgegenstand 2<br />

mit festen, in korporativen Strukturen organisierten<br />

Ansprechpartnern im Sozialwesen – Wohlfahrtsverbände,<br />

Kirchen – sowie den Vereinen im Sport- und<br />

Kulturbereich (vgl. ABB. 1).<br />

Der „Markt“ konzentrierte sich auf die finanzielle Förderung<br />

von Ehrenamt in Form von Spenden, Sponsoring<br />

oder Stiftungen. Der unternehmerische Nutzen,<br />

insbesondere die Steigerung des sozialen Ansehens,<br />

stand hierbei im Vordergrund. Der Dritte Sektor<br />

agierte indes mit einer Schar von Ehrenamtlichen unter<br />

Bezugnahme auf intrinsische Wertvorstellungen,<br />

wie Solidarität und Gemeinwohl, und mit einem<br />

starken Akzent auf das Gesundheitswesen und den<br />

sozialen Bereich. Mit steigendem Wohlstand und verändertem<br />

Qualitätsanspruch wurden soziale Dienstleistungen<br />

zunehmend professionalisiert und soziale<br />

Einrichtungen nach der Logik des Marktes geführt.<br />

2 Hummel, Konrad: Die Bürgerschaftlichkeit unserer<br />

Städte, in: Planung und Organisation 6, S. 11, Berlin 2009<br />

ABB. 2<br />

90<br />

selbstbestimmt, innovativ fremdestimmt, starr<br />

Parallel zur Professionalisierung und Ökonomisierung<br />

im Dritten Sektor ergriff der Staat zudem umfangreiche<br />

Einsparungsmaßnahmen, da viele soziale<br />

Leistungen nicht mehr finanzierbar waren. Es<br />

erfolgte eine Veränderung in der Handlungslogik<br />

des Staates. Sie umfasste etwa die unilaterale Kooperation<br />

mit Unternehmen in Form von Übertragung<br />

staatlicher Sozialleistungen auf private Träger,<br />

z.B. im Gesundheitswesen oder in der Altenpflege,<br />

aber auch bilaterale Kooperationen mit Unternehmen<br />

(public-private-partnership). Der Dritte Sektor<br />

übernahm dabei den inhaltlichen, organisatorischen<br />

Part mit ehrenamtlichen und zunehmend hauptamtlichen<br />

Anteilen seitens der Wohlfahrtsverbände.<br />

Diese Kooperationslogik kennzeichnet einen trisektoralen<br />

Wohlfahrtstaat, in dem der öffentliche Sektor<br />

einerseits die zivilgeellschaftlichen Kräfte stärkt<br />

und Strukturen außerhalb der großen Verbände<br />

unterstützt (Freiwilligenagenturen, Selbsthilfe- und<br />

Agenda-Gruppen), andererseits Aufgaben der Daseinsfürsorge<br />

privatisiert.<br />

Die Kooperationslogik erforderte sowohl fließende<br />

Übergänge von der öffentlichen Hand zum privaten<br />

Sektor als auch von zivilgesellschaftlichen Initiativen<br />

zum hierarchischen Staatsapparat oder zu den Organisationsstrukturen<br />

der Wirtschaft (vgl. ABB. 2).<br />

öffentlich privat


forum 4 | costa-schott: akteure der engagementförderung und beschäftigungspolitik<br />

Die Akteure bewegen sich oft in der Schnittmenge<br />

zweier Sphären und müssen nach zweierlei Logiken<br />

agieren. So haben sich Wohlfahrtsverbände einerseits<br />

den Werten Solidarität und Gemeinwohl verschrieben,<br />

agieren in ihren Einrichtungen und Diensten jedoch<br />

nach der Logik eines Wirtschaftsunternehmens.<br />

beschäftigungspOlitische MassnahMen<br />

aus sicht der engageMentförderung<br />

Wie sind nun beschäftigungspolitische Maßnahmen<br />

aus der Sicht verschiedener Akteure der Engagementförderung<br />

am Beispiel „Bürgerarbeit“ zu beurteilen<br />

oder Engagement fördernde Maßnahmen am<br />

Beispiel des Bundesfreiwilligendienstes aus der Sicht<br />

verschiedener Akteure der Beschäftigungspolitik?<br />

Das Modell „Bürgerarbeit“, 3 ist eine beschäftigungspolitische<br />

Maßnahme des Staates, die auf die Rückkehr<br />

von Langzeitarbeitslosen nach verschiedenen<br />

(erfolglosen) Phasen der Wiedereingliederung durch<br />

Kompetenzerwerb und soziale Integration abzielt.<br />

Bürgerarbeit ist dann besonders erfolgreich, wenn<br />

sie vorzeitig beendet werden kann, da eine Arbeitsaufnahme<br />

in den allgemeinen Arbeitsmarkt erfolgen<br />

kann“ 4 . Da die Tätigkeit gemeinnützig sein muss und<br />

keine regulären Jobs verdrängen darf, ist der Kompetenzerwerb<br />

limitiert auf die soziale Integration<br />

der „Bürgerarbeiter“. Das Modellprojekt hat mit<br />

dem von Ulrich Beck vorgeschlagenen Konzept von<br />

„Bürgerarbeit als organisiertem, schöpferischen<br />

Ungehorsam“ 5 nichts gemeinsam: Die Arbeit ist weder<br />

freiwillig noch unentgeltlich.<br />

Aus der Perspektive des Staates besteht nicht nur<br />

die Annahme, dass einige Arbeitslose durch „Bürgerarbeit“<br />

in den ersten Arbeitsmarkt zurückkommen,<br />

sondern auch die Erwartung, dass wiederum andere<br />

– zum Beispiel nicht einzugliedernde Langzeitarbeitslose<br />

6 – weiterhin gemeinnützig tätig bleiben.<br />

3 vgl. Fachforum 1 „Aktivierende Arbeitsmarktpolitik<br />

und Engagement“, Input von Roland Roth<br />

4 BMAS, Modellprojekt „Bürgerarbeit“, Fragen und<br />

Antworten, Stand Juli 2011 unter http://www.bmas.de/DE/<br />

Service/Presse/Pressemitteilungen/buergerarbeit.html<br />

5 Onlinequelle: Demokratiezentrum.org - www.<br />

demokratiezentrum.org Printquelle: Beck, Ulrich (Hg.): Die<br />

Zukunft von Arbeit und Demokratie. Suhrkamp, Frankfurt am<br />

Main 2000, S. 416-447, http://www.demokratiezentrum.org/<br />

fileadmin/media/pdf/beck1.pdf<br />

6 BMFSFJ, Hauptbericht des Freiwilligensurveys 2009<br />

- Zivilgesellschaft, soziales Kapital und freiwilliges Engagement<br />

in Deutschland 1999-2004-2009, S. 43 u. S. 267ff.<br />

Aus der Perspektive der Wirtschaft wird eine Weiterqualifizierung<br />

von Arbeitskräften einstimmig begrüßt;<br />

inwiefern „Bürgerarbeiter“ nach (oder während)<br />

einem Einsatz in den ersten Arbeitsmarkt durch zusätzliche<br />

Kompetenzen übernommen werden, steht<br />

noch offen. Ein tatsächlicher Kompetenzerwerb erfolgt<br />

jedoch vor allem „on-the-job“, was die strikte<br />

Trennung zu regulären Arbeitsplätzen nicht erlaubt.<br />

Aus Sicht der Akteure der Zivilgesellschaft, beispielsweise<br />

einer sozialen Einrichtung, ist dieses Modell<br />

mit dem Manko behaftet, dass „Bürgerarbeiter“ zwischen<br />

Freiwilligen (ohne selbst freiwillig dort zu sein)<br />

und Hauptamtlichen (aber ohne Fachkompetenz)<br />

stehen. Gemeinnützige Einrichtungen sehen sich so<br />

zunehmend als Experimentierfeld für arbeitsmarktpolitische<br />

Programme 7 , sind jedoch in erster Linie<br />

für das Wohl der ihnen zur Betreuung anvertrauten<br />

Menschen verantwortlich.<br />

engageMentpOlitische MassnahMen aus<br />

arbeitsMarktpOlitischer sicht<br />

Mit dem Bundesfreiwilligendienst (BFD) schuf die Politik<br />

zunächst eine Alternative zum Zivildienst, der als<br />

Ersatz für den Wehrdienst nie zum klassischen freiwilligen<br />

Engagement zählte. Der BFD erfüllt Merkmale<br />

des Zivilengagements: Er ist freiwillig, gemeinwohlorientiert<br />

und, abgesehen von einer Aufwandsentschädigung,<br />

unentgeltlich. Das Kriterium, selbstbestimmt<br />

tätig zu sein, gilt hinsichtlich der freien Wahl des Tätigkeitsbereiches<br />

und/oder des Einsatzortes, nicht jedoch<br />

hinsichtlich der Zeitsouveränität des Freiwilligen. Es ist<br />

im Prinzip eine Ganztagsbeschäftigung (mindestens 20<br />

Wochenstunden), die in der Regel zwölf Monate dauert,<br />

mindestens jedoch sechs Monate. Auch sind die<br />

Engagierten fest in Arbeitsabläufe eingebunden.<br />

Auch von diesem zeitlich begrenzten Engagement<br />

erwartet der Staat einen „Klebeeffekt“. Analog zu<br />

arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen gilt aber auch<br />

hier die Einschränkung, dass Engagement eher aus<br />

einer gesicherten als aus einer prekären Existenz<br />

erfolgt. Zudem bleibt die Frage offen, ob der zeitintensive<br />

Bundesfreiwilligendienst tatsächlich eine<br />

echte Option für Senioren bzw. für den beruflichen<br />

Anschluss nach der Familienphase ist. Außerdem<br />

muss das Freiwilligenmanagement im BFD neu ge-<br />

7 vgl. Dathe, Dietmar/Hohendanner, Christian/Priller,<br />

Eckhard: Wenig Licht, viel Schatten – der Dritte Sektor als<br />

arbeitsmarktpolitisches Experimentierfeld, in: WZ Brief Arbeit,<br />

03/09, Berlin 2009<br />

91


forum 4 | jirku: akteure der engagementförderung und beschäftigungspolitik<br />

staltet werden, da unterschiedliche Generationen<br />

mit unterschiedlichen Ansprüchen und Erfahrungen<br />

differenziert begleitet werden müssen.<br />

Für die Wirtschaft ist der Bundesfreiwilligendienst,<br />

ähnlich wie früher der Zivildienst, eine Möglichkeit<br />

des Kompetenzerwerbs von Schülererinnen und<br />

Schülern über die formale Bildung hinaus. Inwieweit<br />

sich dieser arbeitsmarktpolitische Effekt bei älteren<br />

Engagierten nach Erziehungszeiten oder nach Arbeitslosigkeit<br />

einstellt, bleibt abzuwarten.<br />

Kann bürgerschaftliches Engagement die verschiedenen<br />

Logiken der Kooperation verzahnen?<br />

Alle Akteure müssen sich um die Schnittstellen der<br />

Arenen Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft kümmern,<br />

wo unterschiedliche Haltungen und Handlungsmaximen<br />

aufeinander treffen, denn hier liegt<br />

der Schlüssel: Neue soziale Partnerschaften als gemeinsame<br />

Schnittmenge aller drei Sphären.<br />

Den ersten Schritt in Richtung Schnittstelle zur Wirtschaft<br />

und insbesondere zur Zivilgesellschaft machte<br />

bereits der Staat mit der nationalen Engagementstrategie<br />

unter Beteiligung vieler Akteure.<br />

Zusammen mit der Wirtschaft muss nun die Politik<br />

für „gute Arbeit“ sorgen – auch im Dritten Sektor –<br />

sowie für die gleichwertige Anerkennung von Kompetenzprofilen<br />

aus dem Zivilengagement mit formalen<br />

Bildungsabschlüssen.<br />

Auch Beispiele aus anderen europäischen Ländern<br />

zeigen: Sozialunternehmer sind keine Utopie, gerade<br />

neue Formen der Erwerbsarbeit schaffen gute<br />

Voraussetzungen für profit- und sozialorientiertes<br />

Unternehmertum.<br />

Und welche Rolle spielte die Zivilgesellschaft? Verkommt<br />

sie zur Spielwiese der Politik und der Wirtschaft,<br />

zur Empfängerin von staatlichen Transferleistungen<br />

oder zur folgsamen Nachahmerin<br />

unternehmerischer Entscheidungslogik – die angesichts<br />

der Anhäufung von Wirtschaftskrisen kritisch<br />

hinterfragt werden müsste?<br />

Die Stärke der Zivilgesellschaft liegt genau darin, sehr<br />

rasch und unkonventionell auf Problemsituationen<br />

zu reagieren. Dies war auch der Handlungsimpuls der<br />

Wohlfahrtsverbände: „Die großen Aufgaben der Gegenwart<br />

verlangen, dass man sie begreift, sich mit ih-<br />

92<br />

nen auseinandersetzt und dabei sofort mit Lösungsversuchen<br />

beginnt.“ 18 Partizipation stärken, Plattformen<br />

für Initiativen bieten, professionelles Freiwilligen-Management<br />

sicherstellen und Kompetenzen über die<br />

formale Bildung hinaus fördern sind die Zutaten für die<br />

Garküche gesellschaftlicher Prozesse.<br />

Bernhard Jirku<br />

akteure der engageMentförderung<br />

und beschäftigungspOlitik<br />

Der Beitrag beschäftigt sich mit dem Spannungsfeld<br />

Engagement- und Arbeitsmarktpolitik aus Sicht der<br />

beteiligten Akteure. Er basiert auf dem im Forum 3<br />

gehaltenen Impulsvortrag und fasst dessen zentrale<br />

Aspekte thesenartig zusammen.<br />

Zunächst wird der Kontext, in dem sich Engagement-<br />

und Arbeitsmarktpolitik heute bewegen, anhand<br />

einiger zentraler Begriffe beschrieben: Beschäftigungsförderungspolitik<br />

ist in internationale Kontexte<br />

eingebunden. Eine wichtige Rolle spielen die EU und<br />

ihre Mitgliedsstaaten. Die deutsche Arbeitsmarkt- und<br />

Beschäftigungspolitik ist mit der Arbeitsmarkt- und<br />

Beschäftigungspolitik in der EU und den OECD-Staaten<br />

verknüpft. Mit dem Vertrag von Amsterdam verpflichteten<br />

sich die EU-Staaten 1997 parallel zur Einführung<br />

des Euro, über die Wirtschaft hinaus auch die Beschäftigung<br />

zu fördern. Dies wurde später auch mit der<br />

Lissabon-Strategie (2000-2010) verknüpft. In Deutschland<br />

wurde vor diesem Hintergrund – durchaus im<br />

Gegensatz zu Konzeptionen in vielen anderen Staaten<br />

– 2002 die so genannte Hartz-Agenda (Hartz-Gesetze,<br />

Agenda 2010) eingeleitet. Im Ergebnis wurde damit Arbeit<br />

unsicherer bzw. prekärer.<br />

Langfristig gesehen wächst Beschäftigung hauptsächlich<br />

bei den sozialen Dienstleistungen, kaum<br />

aber noch in der Industrie. Wir benötigen daher neben<br />

der Industriepolitik eine Dienstleistungspolitik,<br />

deren Ziel es sein muss, mehr und bessere Arbeit<br />

zu schaffen. Die Anzahl der beschäftigten Personen<br />

ist im Ergebnis von 2000 bis 2010 zwar gestiegen.<br />

Jedoch wurde dabei existenzsichernde Vollzeitbeschäftigung<br />

abgebaut und durch prekäre Beschäftigung<br />

(u.a. Teilzeit, Mini-Jobs und Leiharbeit) ersetzt<br />

[siehe die nachfolgenden FOLIEN].<br />

8 Juchacz, Marie, in: Neue Kraft aus der Erfahrung,<br />

Beiträge von Marie Juchacz und Lotte Lemke (1949), hrsg. vom<br />

AWO Bundesverband e.V., Berlin 2009, S.13


FOLIE 1<br />

38 621<br />

38 059<br />

37 555 37 516 37 601 37 498 37 463<br />

forum 4 | jirku: akteure der engagementförderung und beschäftigungspolitik<br />

Entwicklung der Erwerbstätigkeit 1991 - 2010<br />

37 911<br />

38 424<br />

39 316<br />

39 144 39 096<br />

38 880 39 075<br />

38 726 38 835<br />

39 724<br />

40 276<br />

40 483<br />

40 271<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt<br />

FOLIE 2<br />

-2.550.000<br />

Mehr Beschäftigung - aber was für welche?<br />

Veränderung der Erwerbstätigenzahlen von 2000 bis 2010<br />

500.000<br />

310.000<br />

770.000<br />

470.000<br />

1.340.000<br />

1.830.000<br />

Erwerbstätige<br />

(Solo-) Selbstständige<br />

1-Euro-Jobs u.a. Arbeitsgelegenheiten<br />

Mini-Jobs u.a. geringfügige Beschäftigung<br />

herkömmliche Teilzeit<br />

Leiharbeit<br />

Quelle: Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung, auf 10.000 gerundet (Stand: Februar 2011)<br />

Vollzeit ohne Leiharbeit<br />

ver.di Bundesvorstand<br />

Bereich Wirtschaftspolitik<br />

93


forum 4 | jirku: akteure der engagementförderung und beschäftigungspolitik<br />

FOLIE 3<br />

135<br />

130<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

94<br />

95<br />

90<br />

85<br />

FOLIE 4<br />

1.200.000<br />

1.000.000<br />

800.000<br />

600.000<br />

400.000<br />

200.000<br />

0<br />

Beschäftigungsentwicklung in Deutschland 2000 - 2010<br />

Prognose<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

beschäftigte in leiharbeit<br />

frauenanteil von knapp 20 auf gut 30 prozent gestiegen<br />

Frauen<br />

Männer<br />

1995: 162.000,<br />

davon 18,5 %<br />

Frauen<br />

2000: 338.000,<br />

davon 23,4 %<br />

Frauen<br />

ver.di Bundesvorstand<br />

Bereich Wirtschaftspolitik<br />

Teilzeitbeschäftigte<br />

Selbstständige<br />

Bruttoinlandsprodukt<br />

preisbereinigt<br />

Erwerbstätige<br />

Arbeitsvolumen<br />

Vollzeitbeschäftigte<br />

Quelle: Institut<br />

für Arbeitsmarktund<br />

Berufsforschung,<br />

eigene Berechnungen<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

Quelle: Bundesagentur für Arbeit, jeweils Dezemberwerte; 2010: Meldungen der Zeitarbeitsunternehmen, eigene Schätzung<br />

2007: 721.000,<br />

davon 26,1 %<br />

Frauen<br />

ver.di Bundesvorstand<br />

Bereich Wirtschaftspolitik<br />

2010: 1.000.000,<br />

2009: 31,1 % Frauen


FOLIE 5<br />

in Prozent aller Beschäftigungsverhältnisse<br />

% 10 %<br />

9 %<br />

8 %<br />

7 %<br />

6 %<br />

5 %<br />

4 %<br />

forum 4 | jirku: akteure der engagementförderung und beschäftigungspolitik<br />

Immer mehr befristete Jobs<br />

Manner<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, März 2009 (Ergebnisse der Mikrozensen 1991 bis 2008)<br />

FOLIE 6<br />

780.000<br />

402.000<br />

104.000<br />

268.000<br />

arbeitslosengeld ii als kombilohn<br />

Erwerbstätige, die zusätzlich ALG II beziehen<br />

Frauen<br />

selbständige<br />

geringfügig beschäftigte<br />

ver.di Bundesvorstand<br />

Bereich Wirtschaftspolitik<br />

insgesamt<br />

(2008: 2,7 Mill.)<br />

sozialversicherte teilzeitbeschäftigte<br />

Vollzeitbeschäftigte<br />

ver.di Bundesvorstand<br />

Bereich Wirtschaftspolitik<br />

1.383.000<br />

126.000<br />

695.000<br />

228.000<br />

344.000<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

Quelle: Bundesagentur für Arbeit<br />

95


forum 4 | jirku: akteure der engagementförderung und beschäftigungspolitik<br />

FOLIE 7<br />

FOLIE 8<br />

96<br />

140%<br />

135%<br />

130%<br />

125%<br />

120%<br />

115%<br />

110%<br />

105%<br />

100%<br />

95%<br />

Löhne stagnieren - Gewinne explodieren<br />

preisbereinigte Entwicklung 2000 - 2012<br />

Unternehmens- und<br />

Vermögenseinkommen<br />

Bruttolöhne und -gehälter<br />

ver.di Bundesvorstand<br />

Bereich Wirtschaftspolitik<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen, DIW-Wochenbericht 1-2/2011, eigene Berechnungen<br />

Prognose


FOLIE 9<br />

-2,8%<br />

5,8%<br />

forum 4 | jirku: akteure der engagementförderung und beschäftigungspolitik<br />

Schlusslicht Deutschland<br />

Veränderung der Reallöhne pro Kopf 2009 gegenüber 2000<br />

6,3% 6,8% 7,6% 8,6% 9,2% 9,3% 9,7%<br />

17,1%<br />

14,7% 14,9%<br />

13,1% 18,3%<br />

Quelle: Europäische Kommission: Ameco-Datenbank (Deflator: privater Konsum), Stand: Dezember 2010<br />

FOLIE 10<br />

-3 %<br />

3 %<br />

9 %<br />

10 %<br />

zwangsdiät lohnt sich nicht<br />

5 %<br />

13 %<br />

Veränderung 2000 bis 2010<br />

Reallöhne Beschäftigung Wachstum<br />

6 %<br />

7 %<br />

12 %<br />

6 %<br />

9 %<br />

16 %<br />

ver.di Bundesvorstand<br />

Bereich Wirtschaftspolitik<br />

23,2% 24,1%<br />

ver.di Bundesvorstand<br />

Bereich Wirtschaftspolitik<br />

Deutschland Frankreich Eurozone Österreich Spanien<br />

9 %<br />

14 %<br />

23 %<br />

29,6%<br />

Quelle: EU-Kommisson, Ameco Datenbank<br />

97


forum 4 | jirku: akteure der engagementförderung und beschäftigungspolitik<br />

Die Grafiken verdeutlichen den Wandel der Qualität<br />

von Beschäftigung in den letzten zehn Jahren. Mit<br />

der Ausweitung von prekärer Beschäftigung und der<br />

Verarmung in unteren und mittleren Lohngruppen<br />

stieg die Zahl der Personen bzw. Familien, die ergänzende<br />

Sozialleistungen (Hartz IV bzw. Arbeitslosengeld<br />

II) in Anspruch nehmen müssen.<br />

Parallel zur Ausweitung der prekären Beschäftigung<br />

sind einerseits die Löhne und Gehälter real bzw.<br />

inflationsbereinigt gesunken (besonders in den unteren<br />

und mittleren Vergütungsgruppen); andererseits<br />

sind die Einkommen aus Gewinnen und Vermögen<br />

sehr stark gestiegen.<br />

Im Ergebnis lässt sich feststellen, dass sich die deutsche<br />

Hartz-Agenda weder gesamtwirtschaftlich<br />

noch beschäftigungspolitisch bewährt hat. So haben<br />

andere EU-Staaten beim Wirtschafts- und Beschäftigungswachstum<br />

mit einer anderen Politik wesentlich<br />

besser abgeschnitten. Wie schon eingangs<br />

festgestellt, wächst die Beschäftigung seit einigen<br />

Jahrzehnten insbesondere bei den Dienstleistungen.<br />

Die Hartz-Agenda hat nicht nur in den unteren Einkommensschichten<br />

zu einer breiten Verarmung<br />

geführt, sie hat sich auch in der Finanz- und Wirtschaftskrise<br />

2008-2010 nicht bewährt. Vielmehr<br />

hat sie zur schnellen Vertiefung der Krise beigetragen<br />

(Entlassungen Leiharbeit, Auflösung befristeter<br />

Beschäftigungsverhältnisse usw.). Bewährt<br />

haben sich stattdessen traditionelle Instrumente<br />

wie Kurzarbeit, Arbeitszeitkonten, Beschäftigungssicherungstarifverträge<br />

und das Konjunkturpaket.<br />

Während der Krise ging die Beschäftigung insbesondere<br />

in der Industrie zurück. Bei den Dienstleistungen<br />

gab es sogar leichte Zuwächse, insbesondere<br />

bei den personennahen bzw. den sozialen<br />

Dienstleistungen.<br />

Aus diesen Erfahrungen heraus stellt sich die Frage,<br />

welche Beschäftigungspolitik zu mehr und besserer<br />

Arbeit führt, insbesondere im wachsenden Dienstleistungsbereich.<br />

Mit der Hartz-Agenda verbindet<br />

sich die Devise „Jobs-Jobs-Jobs“: Arbeit um jeden<br />

Preis, Arbeit zu jedem Preis – das führt, wie gezeigt,<br />

zu prekärer Arbeit. Die Gewerkschaften treten dagegen<br />

für „Mehr und bessere Arbeit!“ ein und orientieren<br />

sich damit zum Beispiel am Vorbild der skandinavischen<br />

Länder. Im Zusammenhang mit dem Ausbau<br />

von Dienstleistungen, also dort wo Beschäftigung<br />

langfristig wächst, gilt es mehr und bessere Arbeit zu<br />

98<br />

entwickeln. Fachkräfte fehlen heute schon vor allem<br />

bei den personenbezogenen Dienstleistungen, zum<br />

Beispiel in der Pflege und Erziehung.<br />

Die sozialen Dienstleistungen haben eine lange Geschichte<br />

und eine komplexe Gegenwart. Ursprünglich<br />

durch Familie und Sippe bereitgestellt, später<br />

dann im Mittelalter im Rahmen der Kirche verbunden<br />

mit der Idee von Barmherzigkeit, gingen sie mit<br />

zunehmender Säkularisierung als Armenversorgung<br />

über zu den Kommunen und den Wohlfahrtsverbänden<br />

und im Rahmen der Industrialisierung zu den<br />

Sozialversicherungen. Heute tragen neben den traditionellen<br />

Formen (Familie, Kirche, Wohlfahrtsverbände)<br />

insbesondere die Sozialversicherungen und<br />

der Staat (Kommunen, Länder, Bund) aus Steuern<br />

und Sozialversicherungsbeiträgen die Finanzierung<br />

der sozialen Dienstleistungen. In diesem Kontext<br />

stellt sich die Frage nach der Zukunft sozialer bzw.<br />

personenbezogener Dienstleistungen und den Arbeits-<br />

und Lebensbedingungen der dort tätigen<br />

Menschen. Ein Aspekt ist dabei das Verhältnis von<br />

bürgerschaftlichem Engagement und Erwerbsarbeit.<br />

das Verhältnis von bürgerschaftlichem engagement<br />

und erwerbsarbeit<br />

Das bürgerschaftliche Engagement zeigt sich nicht<br />

nur in politischen Parteien und Verbänden, es ist<br />

vor allem auch in den sozialen Diensten präsent.<br />

Dabei sind die Existenzgrundlagen der engagierten<br />

Menschen höchst unterschiedlich und die Folgen<br />

der Hartz-Agenda für die Beschäftigungspolitik besonders<br />

gravierend: Während immer weniger Menschen<br />

hinreichend Geld haben und es sich leisten<br />

können, wohltätig aktiv zu werden, sind immer mehr<br />

Personen zumindest auf die Erstattung von Mehraufwendungen<br />

angewiesen. Gerade in Deutschland<br />

und vor allem im Dienstleistungsbereich kam es in<br />

den letzten Jahren zu einer Präkarisierung der Erwerbsarbeit.<br />

Für den betroffenen Personenkreis gilt,<br />

dass ihr Engagement damit nicht mehr auf einem<br />

ausreichend gesicherten Einkommensfundament<br />

erfolgen kann. Indes gibt es einen steigenden Bedarf<br />

an sozialen Dienstleistungen, der aber nicht hinreichend<br />

finanziert wird.<br />

Hinsichtlich möglicher Kooperationen im Bereich Engagement<br />

und Erwerbsarbeit scheint es zwar durchaus<br />

Annäherungen zwischen Staat, Wirtschaft und<br />

Drittem Sektor zu geben. Diese Kooperationen werden<br />

jedoch unterminiert durch Dilemmata innerhalb


der Sektoren – beispielsweise durch eine stärkere<br />

ökonomische Rationalisierung im Dienstleistungssektor.<br />

Zudem greifen im Rahmen der Arbeitsmarkt-<br />

und Beschäftigungspolitik die Instrumente der<br />

Arbeitsförderung in die sozialen Dienste ein – ihre<br />

Zielgruppe sind gleichsam die einkommensarmen<br />

Engagierten. Zu nennen sind bestimmte Arbeitsmarktinstrumente<br />

in der „Entgeltvariante“ (wie<br />

ABM, Job-Perspektive, Kommunal-Kombi, Bürgerarbeit)<br />

oder die „Mehraufwandsvariante“ (wie 1-Euro-<br />

Jobs). Problematische Wirkungen haben in diesem<br />

Kontext auch die Aufwandspauschale von 175 Euro<br />

und die Mini-Jobs entfaltet. Im Ergebnis wird einerseits<br />

reguläre Beschäftigung verdrängt und andererseits<br />

dem Nachwuchs der Weg in existenzsichernde<br />

Arbeitsverhältnisse erschwert.<br />

An die Dienstleistungen der Zukunft sind dagegen<br />

folgende Anforderungen zu stellen: Soziale Dienste<br />

müssen eine Aufwertung erfahren. Sie müssen eine<br />

solide Finanzierung aus Sozialversicherungsbeiträgen<br />

und Steuern aufweisen. Spenden und Stiftungen<br />

sind hochgradig konjunktur- bzw. marktabhängig<br />

FOLIE 11<br />

47,6% 47,6%<br />

46,4%<br />

44,7% 44,4% 44,5%<br />

forum 4 | jirku: akteure der engagementförderung und beschäftigungspolitik<br />

Sozialstaat in der Krise<br />

Anteil von Staat und Sozialversicherungen am Bruttoinlandsprodukt<br />

48,1%<br />

Einnahmen<br />

48,5%<br />

47,1%<br />

46,8%<br />

43,3%<br />

43,5% 43,7%<br />

– sie versiegen gerade dann, wenn sie besonders<br />

gebraucht werden. Die derzeitige Steuer- und Fiskalpolitik<br />

hat eine große Schlagseite: Es wird zu wenig<br />

für die Einnahmeseite getan und die Ausgabenbegrenzung<br />

steht zu sehr im Vordergrund. Verbesserte<br />

Einnahmen sind nicht nur möglich (z. B. per Vermögenssteuer),<br />

sondern auch für eine stabile Entwicklung<br />

der sozialen Dienstleistungen und einen ausgewogeneren<br />

Konjunkturverlauf notwendig.<br />

Dienstleistungen sind mit hochwertiger Beschäftigung<br />

verbunden und benötigen eine stabile Finanzierung.<br />

Fachkräfte müssen für attraktive Berufe ausgebildet<br />

werden; sie benötigen gesicherte Einkommen, die auch<br />

Räume für bürgerschaftliches Engagement eröffnen.<br />

Ein Umdenken und Umschwenken in der Steuer-<br />

und Abgabenpolitik macht sowohl sozial als auch<br />

ökonomisch einen Sinn. Eine Gesellschaft mit ausreichender<br />

Finanzierung von hochwertigen Dienstleistungen<br />

und existenzsichernden Erwerbseinkommen<br />

schafft gute Voraussetzungen für ein lebendiges<br />

bürgerschaftliches Engagement.<br />

Ausgaben<br />

45,4%<br />

43,9%<br />

43,7%<br />

43,7%<br />

47,6%<br />

44,4%<br />

48,0%<br />

42,5%<br />

ver.di Bundesvorstand<br />

Bereich Wirtschaftspolitik<br />

47,0%<br />

46,0%<br />

45,0%<br />

Projektion der Bundesregierung<br />

42,0% 42,0% 42,0%<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt 2009 und Bundesregierung, Deutsches Stabilitätsprogramm, Januar 2010<br />

99


forum 4 | jirku: akteure der engagementförderung und beschäftigungspolitik<br />

FOLIE 12<br />

Steuereinnahmen in Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />

100<br />

25<br />

24<br />

23<br />

22<br />

21<br />

20<br />

19<br />

Steuerquote in Deutschland<br />

Quelle: Bundesfinanzministerium, ab 2008 Steuerschätzung vom Nov 2009<br />

FOLIE 13<br />

0<br />

-10<br />

-20<br />

-30<br />

-40<br />

-50<br />

-60<br />

-0,6<br />

-4 Mrd.€<br />

Einnahmeausfälle für Bund, Länder und Gemeinden<br />

durch Steuerrechtsänderungen seit 1998<br />

-3,1<br />

-30 Mrd.€<br />

-1,4<br />

-24 Mrd.€<br />

-2,7<br />

-31 Mrd.€<br />

-1,6<br />

-2,6<br />

Bund Gemeinden Länder<br />

-1,6<br />

-2,3<br />

-3,6<br />

-5,7<br />

-8,1<br />

ver.di Bundesvorstand<br />

Bereich Wirtschaftspolitik<br />

2009 und 2010<br />

Schätzung<br />

ver.di Bundesvorstand<br />

Bereich Wirtschaftspolitik<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Quelle: BMF, Berechnungen Eicker-Wolf/Truger<br />

-35 Mrd.€<br />

-43 Mrd.€<br />

-40 Mrd.€<br />

-20 Mrd.€<br />

-36 Mrd.€<br />

-8,6<br />

-7,7<br />

-51 Mrd.€ -52 Mrd.€<br />

-56 Mrd.€<br />

-6,5<br />

-48<br />

Mrd.€


FOLIE 14<br />

-0,2 %<br />

Quelle: EU/IMK<br />

0,2 %<br />

forum 4 | jirku: akteure der engagementförderung und beschäftigungspolitik<br />

Vize-weltmeister in sparsamer ausgabenpolitik<br />

Entwicklung der realen Staatsausgaben<br />

Durchschnitt der jährlichen Veränderung 1998 bis 2010<br />

1,4 % 1,4 %<br />

2,0 %<br />

3,8 %<br />

4,5 %<br />

ver.di Bundesvorstand<br />

Bereich Wirtschaftspolitik<br />

1,8 %<br />

1,5 %<br />

101


fOruM 4<br />

stakehOlders in the prOMOtiOn Of VOlunteering and eMplOyMent pOlicy<br />

This forum looked at the various stakeholders and<br />

levels of cooperation. It presented comparative European<br />

experiences and approaches to the interaction<br />

or field of tension between labour market policy/<br />

employment policy and the encouragement of volunteering.<br />

How do other European countries view the<br />

relationship between the aims of these two areas?<br />

What practical forms of cooperation are there, and<br />

what innovative forms should be developed in the future?<br />

How and under what conditions can volunteering result<br />

in regular jobs? How can such processes be actively<br />

supported? What consequences would there be for the<br />

existing landscape of labour market and employment<br />

policy if infrastructure institutions such as volunteer<br />

agencies were to systematically carry out employment<br />

programmes and offer related training opportunities<br />

that were based on volunteer commitment? What<br />

forms of cooperation are there between job centres<br />

and civil-society stakeholders? What partnerships with<br />

infrastructure facilities that operate on a volunteer basis<br />

are desirable and should be developed?<br />

FIG. 1<br />

102<br />

Dr. Rosario Costa-Schott<br />

lOgic Of cOOrdinatiOn<br />

VOlunteering prOMOtiOn and<br />

labOur pOlicy stakehOlders<br />

Against the background of the pluralisation of<br />

forms of employment, along with the blurring of the<br />

boundaries of gainful employment, 1 the roles, responsibilities<br />

and rationales of German stakeholders<br />

have changed and become intertwined.<br />

Two specific examples (the ‚Bürgerarbeit‘ civic work<br />

model and the ‚Bundesfreiwilligendienst‘ national<br />

volunteering service) serve to illustrate the different<br />

interests of labour and volunteering policies. This<br />

poses the central question of whether volunteering,<br />

overstrained in its role as the glue holding society together,<br />

can achieve a consensus between stakeholders.<br />

1 Mutz, Gerd: Der souveräne Arbeitsgestalter in der<br />

zivilen Arbeitsgesellschaft, in: Aus Politik und Zeitgeschichte,<br />

Heft B 21, S. 14-24, Bonn 2001<br />

VOlunteering eMplOyeMent


frOM the lOgic Of cOOrdinatiOn tO<br />

different cOOperatiOn ratiOnales<br />

In the early days of the Federal Republic of Germany,<br />

the activities of the state, the market and the third<br />

sector took place in parallel worlds. From the state‘s<br />

perspective, volunteering, or what was then often<br />

referred to as charitable work 2 , was something to be<br />

funded, involving partner organisations with fixed<br />

corporate structures, such as sports and cultural associations<br />

or those inherently involved in social welfare,<br />

like churches or charities. (vgl. ABB. 1)<br />

This ‚market‘ focused on providing financial support<br />

for volunteering, in the form of donations, sponsorship<br />

or foundations. The core interest was the commercial<br />

benefit, particularly the image-boosting aspect. Meanwhile,<br />

the third sector involved a host of volunteers,<br />

motivated by intrinsic values such as solidarity and the<br />

common good, with a distinctive focus on health care<br />

and social services. Rising affluence and changing expectations<br />

of quality led to the increasing professionalisation<br />

of social services, with social institutions being<br />

run according to market rationale.<br />

Parallel to the professionalisation and economisation<br />

of the third sector, the state carried out extensive<br />

austerity measures, as many social services could no<br />

longer be financed. This resulted in a changed state<br />

rationale, mostly comprising unilateral cooperation<br />

with businesses through the transfer of state social<br />

services to private sector enterprises, e.g. in health<br />

care or care of the elderly, but also involving some<br />

bilateral partnerships with businesses (public-private<br />

partnerships). Here, the third sector took on the content-focused,<br />

organisational role with the aid of volunteers<br />

and, increasingly, paid staff employed by the<br />

welfare associations themselves. This rationale of cooperation<br />

marks a trisectoral welfare state in which<br />

the public sector on the one hand supports civic society<br />

institutions and structures beyond those of the<br />

major associations (volunteering agencies, self-help<br />

and agenda groups), but on the other hand privatises<br />

some of its welfare services.<br />

The rationale of cooperation calls for a seamless transition<br />

from public to private sector, and also from civic<br />

initiative to hierarchical state apparatus, or to the<br />

organisational structures of the economic system.<br />

(vgl. ABB. 2)<br />

2 Hummel, Konrad: Die Bürgerschaftlichkeit unserer<br />

Städte, in: Planung und Organisation 6, S. 11, Berlin 2009<br />

forum 4 | costa-schott: Volunteering promotion and labour policy stakeholders<br />

The stakeholders frequently move in an area where<br />

two spheres intersect, and must act according to two<br />

rationales. Although the welfare associations are still<br />

committed to the values of solidarity and the common<br />

good, their institutions and services are run<br />

according to the rationale of a commercial enterprise.<br />

labOur pOlicy Measures frOM the<br />

perspectiVe Of prOMOting VOlunteering<br />

How should we therefore judge employment policy<br />

measures from the perspective of those involved in<br />

promoting volunteering, in the case of the ‚civic work‘<br />

example, or measures for promoting volunteering,<br />

such as our national volunteering service example<br />

from the perspective of various employment policy<br />

stakeholders?<br />

The ‚civic work‘ model 3 is a state-run employment<br />

policy measure aimed at easing the return to work<br />

for the long-term unemployed after various (unsuccessful)<br />

reintegration phases through skills acquisition<br />

and social integration. ‚Civic work‘ is therefore<br />

more successful the sooner it finishes, i.e. once the<br />

participant is ready to take on a job on the general<br />

labour market. 4 As the work must be in the community<br />

and the respective job must not replace a<br />

regular position, the acquisition of skills is limited<br />

to the social integration of the ‚civic workers‘. The<br />

pilot project has little in common with Ulrich Beck‘s<br />

concept of ‚civic work as organised, creative disobedience‘<br />

5 : the employment is neither voluntary nor<br />

unpaid.<br />

The state does not only presume that a few unemployed<br />

people will return to the regular labour market<br />

on the strength of their ‚civic work‘, but also expects<br />

that some others – for example those long-term unemployed<br />

who cannot be reintegrated 6 – will continue<br />

to work in the community.<br />

3 vgl. Fachforum 1 „Aktivierende Arbeitsmarktpolitik<br />

und Engagement“, Input von Roland Roth<br />

4 BMAS, Modellprojekt „Bürgerarbeit“, Fragen und<br />

Antworten, Stand Juli 2011 unter http://www.bmas.de/DE/Service/Presse/Pressemitteilungen/buergerarbeit.html<br />

5 Onlinequelle: Demokratiezentrum.org - www.<br />

demokratiezentrum.org Printquelle: Beck, Ulrich (Hg.): Die<br />

Zukunft von Arbeit und Demokratie. Suhrkamp, Frankfurt am<br />

Main 2000, S. 416-447, http://www.demokratiezentrum.org/<br />

fileadmin/media/pdf/beck1.pdf<br />

6 BMFSFJ, Hauptbericht des Freiwilligensurveys 2009<br />

– Zivilgesellschaft, soziales Kapital und freiwilliges Engagement<br />

in Deutschland 1999-2004-2009, S. 43 u. S. 267ff<br />

103


forum 4 | costa-schott: Volunteering promotion and labour policy stakeholders<br />

FIG. 2<br />

In the economy‘s view, any kind of further qualification<br />

of the workforce is generally to be welcomed;<br />

however, it is not clear as yet to what extent these<br />

‚civic workers‘ make the transition to the regular<br />

labour market during or subsequent to their ‚civic<br />

work‘ on the basis of the additional skills acquired.<br />

Any real acquisition of skills, however, mainly occurs<br />

‚on the job‘, preventing a strict separation between<br />

‚civic workers‘ and the regular workforce.<br />

From the perspective of the civil society stakeholders,<br />

for instance a social institution, this model<br />

has the drawback that these ‚civic workers‘ are something<br />

between a volunteer (although they are<br />

not there on a voluntary basis) and a paid-up member<br />

of staff (but without any professional skills).<br />

Non-profit institutions therefore increasingly see<br />

themselves as a testing ground for labour market<br />

policy programmes 7 , even though their primary responsibility<br />

is the welfare of the people entrusted<br />

in their care.<br />

7 vgl. Dathe, Dietmar/Hohendanner, Christian/Priller,<br />

Eckhard: Wenig Licht, viel Schatten – der Dritte Sektor als arbeitsmarktpolitisches<br />

Experimentierfeld, in: WZ Brief Arbeit,<br />

03/09, Berlin 2009<br />

104<br />

self-determined, flexible directed, inflexible<br />

public private<br />

VOlunteering pOlicy Measures frOM a<br />

labOur Market pOlicy perspectiVe<br />

Initially, policy-makers established the national volunteering<br />

service (Bundesfreiwilligendienst, BFD) as<br />

an alternative to compulsory civilian service, which,<br />

as an alternative to national service, was never considered<br />

a voluntary service in the traditional sense.<br />

The BFD does have some of the characteristics of<br />

civic engagement: it is voluntary, community welfare<br />

oriented and unpaid, apart from expenses. The<br />

criterion of being able to control your own employment<br />

applies in as far as the field of activity and/or<br />

its location are a matter of free choice, but not with<br />

regard to the ‚time sovereignty‘ of volunteers. It is<br />

basi-cally a fulltime job (at least 20 hours a week),<br />

usually for 12 months or, at the very least, for 6<br />

months. The volunteers are also firmly integrated<br />

into the operations of the institutions.<br />

Again, the state expects these temporary volunteering<br />

placements to lead to some volunteers being<br />

of-fered permanent jobs. However, as with labour<br />

market policy measures, the fact that volunteers gener-ally<br />

have a stable livelihood and are not looking<br />

to secure their income is a limitation here. Moreo-


ver, the question as to whether a time-consuming<br />

national volunteering service placement is a genuine<br />

option for senior citizens or those rejoining the<br />

workforce after having a family remains open. In addition,<br />

the way in which BFD volunteering is managed<br />

needs to be reviewed, as different generations<br />

with varying expec-tations and experiences each<br />

require a different kind of support.<br />

For the economy, the national volunteering service,<br />

like the former civilian service, represents an opportunity<br />

for school leavers to acquire skills not covered<br />

by the formal education system. To what extent this<br />

labour market policy inspired effect takes hold in<br />

terms of older volunteers returning to work after paren-tal<br />

leave or a period of unemployment remains<br />

to be seen.<br />

Can CiviC EngagEmEnt fusE thE<br />

various CoopEration rationalEs?<br />

All stakeholders must consider the points where the<br />

spheres of policy-making, the economy and civic society<br />

overlap, where different morals and rationales<br />

are at odds with each other, because this is the key:<br />

new social partnerships as a common ground between<br />

all three spheres.<br />

With the national volunteering strategy, which involves<br />

a great number of stakeholders, the state has<br />

already taken a first step towards establishing this<br />

common ground with the economy and, in particular,<br />

with civic society.<br />

Together with the economy, policy-makers must<br />

now ensure that they are doing ‚a good job‘ – including<br />

in the third sector – and that skill profiles acquired<br />

through civic engagement receive the same<br />

recogni-tion as formal educational qualifications.<br />

Moreover, precedents from other European countries<br />

also prove that social entrepreneurship is no longer a<br />

pipe dream, these new forms of gainful employment in<br />

particular create good preconditions for an entrepreneurship<br />

that is both profit and community-oriented.<br />

So what role does civic society play? Is it in danger of<br />

being turned into nothing more than a testing ground<br />

for political and economic strategies, or into a mere<br />

recipient of state benefits, or is it just obediently<br />

aping a commercially-minded decision-making rationale<br />

– which, in view of the recent conglomera-tion of<br />

Forum 4 | Jirku: Actors of commitment promotion and employment policy<br />

economic crises, may well deserve a critical review?<br />

The civic society‘s strength lies precisely in its rapid<br />

and unconventional response to problem situations.<br />

This was also the welfare associations‘ driving force:<br />

‚The major challenges of the present demand that<br />

we grasp them, address them and start attempting<br />

to solve them straight away 1 : 1 increasing participation,<br />

providing platforms for initiatives, ensuring professional<br />

volunteer management and promoting the<br />

acquisition of skills beyond formal education are the<br />

ingredients that keep the stew of ongoing social processes<br />

bubbling.<br />

Bernhard Jirku<br />

aCtors of CommitmEnt promotion<br />

and EmploymEnt poliCy<br />

This article deals with the conflict between volunteering<br />

and labour market policy from the perspective<br />

of the actors involved. It is based on the motivational<br />

presentation given in Forum 3 and summarizes<br />

the central aspects of the presentation.<br />

First of all, the context in which volunteering and labour<br />

market policy today move and have their being<br />

is described by means of some central terms: Employment<br />

policy is integrated into international contexts.<br />

The EU and its member states play an important role<br />

in this respect. The German labour market and employment<br />

policy is linked to the labour market and<br />

employment policy in the EU and the OECD countries.<br />

With the Treaty of Amsterdam, the EU in 1997 also<br />

committed itself, parallel to the introduction of the<br />

Euro, to promote employment beyond the economy.<br />

This was also later linked with the Lisbon Strategy<br />

(2000 - 2010). Against this background, and in contrast<br />

to concepts in many other countries, Germany<br />

in 2002 introduced the so-called Hartz Agenda (Hartz<br />

laws, Agenda 2010). As a result, employment became<br />

more insecure, and jobs more precarious.<br />

Seen in the long term, employment is growing mainly<br />

in the social services, but hardly at all in industry.<br />

In addition to an industrial policy, we therefore need<br />

a services policy whose aim must be to create more<br />

and better employment. Although the number of<br />

persons in employment has as a result increased<br />

1 Juchacz, Marie, in: Neue Kraft aus der Erfahrung,<br />

Beiträge von Marie Juchacz und Lotte Lemke (1949), ed. by<br />

AWO Bundesverband e.V., Berlin 2009, S.13<br />

105


forum 4 | jirku: actors of commitment promotion and employment policy<br />

SLIDE 1<br />

38 621<br />

106<br />

38 059<br />

Employment in Germany 1991-2010<br />

37 555 37 601<br />

37 516 37 498<br />

37 463<br />

37 911<br />

38 424<br />

39 316<br />

39 144 39 096<br />

38 726<br />

38 880<br />

38 835<br />

39 075<br />

39 724<br />

40 276<br />

40 483<br />

40 271<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

Source: Statistisches Bundesamt<br />

SLIDE 2<br />

- 2.550.000<br />

More jobs – But what kind of?<br />

Changes in working population 2000 - 2010<br />

500.000<br />

310.000<br />

770.000<br />

470.000<br />

1.340.000<br />

1.830.000<br />

Source: Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung, rounded off (February 2010)<br />

employees<br />

self employed<br />

1 - Euro -job<br />

marginal employment<br />

part-time employment<br />

temporary employment<br />

full-time without temporary employment


SLIDE 3<br />

135<br />

130<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

SLIDE 4<br />

1.200.000<br />

1.000.000<br />

800.000<br />

600.000<br />

400.000<br />

200.000<br />

forum 4 | jirku: actors of commitment promotion and employment policy<br />

Employment in Germany 2000 - 2010<br />

projection<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

0<br />

women<br />

men<br />

1995: 162.000,<br />

women 18,5 %<br />

Temporary employment<br />

2000: 338.000,<br />

women 23,4 %<br />

part-time<br />

self employed<br />

GDP (adjusted)<br />

employees<br />

volume of work<br />

full-time<br />

Source: Institut<br />

für Arbeitsmarkt -<br />

und Berufsforschung,<br />

Own calculation<br />

1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

Source: Bundesagentur für Arbeit , notifications of temporary employment agencies; own estimation<br />

2007: 721.000,<br />

women: 26,1 %<br />

2010: 1.000.000,<br />

2009: 31,1 % women<br />

107


forum 4 | jirku: actors of commitment promotion and employment policy<br />

SLIDE 5<br />

108<br />

% 10 %<br />

9 %<br />

8 %<br />

7 %<br />

6 %<br />

5 %<br />

in Prozent aller B esch äftigung sverh ältni sse<br />

4 %<br />

SLIDE 6<br />

780.000<br />

402.000<br />

104.000<br />

268.000<br />

1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Source: Statistisches Bundesamt, March 2009 ( Census 1991 – 2008)<br />

Unemployment benefits as income supplementation<br />

People in paid work who get supplementary social benefits<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

Source: Bundesagentur für Arbeit<br />

More and more short-term jobs<br />

men<br />

women<br />

Self employed<br />

Marginal employment<br />

Social insured part-time employees<br />

Full-time employees<br />

total<br />

(2008: 2,7 Mio.)<br />

1.383.000<br />

126.000<br />

695.000<br />

228.000<br />

344.000


from 2000 to 2010, full-time employment which<br />

provides a living wage has declined, and has been<br />

replaced by precarious employment (e.g. part-time<br />

work, mini-jobs and temporary work) [see the subsequent<br />

slides].<br />

The graphics illustrate the change in the quality of<br />

employment over the last ten years. With the expansion<br />

of precarious employment and impoverishment<br />

in lower- and middle-wage groups, the number of<br />

persons or families who are forced to claim supplementary<br />

social benefits (Hartz IV and Unemployment<br />

Benefit II) has increased accordingly.<br />

In parallel with the increase in precarious employment,<br />

wages and salaries have on the one hand decreased<br />

in real terms after adjustment for inflation<br />

(especially in the lower- and middle-wage groups);<br />

on the other hand, the revenues from profits and assets<br />

have increased sharply.<br />

As a result, it can be said that the German Hartz<br />

Agenda has failed to prove itself either in terms of<br />

the overall economy or employment policy. Other<br />

EU countries have performed much better in terms<br />

of economic and employment growth with other<br />

policies. As already stated above, employment has<br />

been growing for several decades particularly in social<br />

services.<br />

The Hartz Agenda has not only resulted in widespread<br />

impoverishment in the lower income brackets,<br />

but also failed to prove itself in the financial<br />

and economic crisis of 2008 - 2010. Instead, it rather<br />

contributed to the rapid deepening of the crisis<br />

(layoff of temporary workers, termination of limited<br />

employment contracts, etc.). Resort was taken<br />

instead to traditional instruments such as reduced<br />

working hours, working time accounts, employment<br />

security wage agreements and the economic<br />

recovery package. Employment in industry in particular<br />

declined during the crisis. In services, there<br />

were even slight increases, especially in personal<br />

and social services.<br />

These experiences give rise to the question of which<br />

employment policy leads to more and better jobs,<br />

particularly in the growing service sector. The motto<br />

of “Jobs Jobs Jobs” is connected to the Hartz Agenda:<br />

Jobs for any price, jobs at any price – which as demonstrated<br />

leads only to insecure jobs. The unions<br />

on the other hand call for “More and better work!”,<br />

forum 4 | jirku: actors of commitment promotion and employment policy<br />

hoping for example to follow the model of the Scandinavian<br />

countries. In connection with the expansion<br />

of services, i.e. where employment is growing in<br />

the long term, the aim must be to develop more and<br />

better jobs. Specialists are today already in short<br />

supply, particularly in personal services, for example<br />

in care and education.<br />

Social services have a long history and a complex<br />

present. Provided originally by family and tribe, then<br />

later in the Middle Ages by the Church in association<br />

with the idea of charity, they were passed on<br />

with increasing secularisation to communities and<br />

charitable associations as care of the poor, and with<br />

industrialisation to social security. In addition to<br />

the traditional forms (family, Church, charities), it is<br />

today social security and the state (municipalities,<br />

states, central government) in particular which provide<br />

the funding of social services from tax revenue<br />

and social security contributions. In this context,<br />

the question arises of the future of social or personal<br />

services and the working and living conditions<br />

of people employed in these sectors. One aspect is<br />

the relationship between civic involvement and paid<br />

employment.<br />

the relatiOnship between ciVic<br />

inVOlVeMent and paid eMplOyMent<br />

Civic involvement manifests itself not only in political<br />

parties and associations, but is present in<br />

particular in the social services. The livelihoods of<br />

the people involved are extremely varied in nature,<br />

and the consequences of the Hartz Agenda particularly<br />

significant for employment policy: While<br />

fewer and fewer people have sufficient money, and<br />

can afford to be charitably active, more and more<br />

people are becoming dependent on at least the<br />

reimbursement of additional expenses. In Germany<br />

especially, and in particular in the services sector,<br />

paid employment has become much more precarious<br />

over recent years. For the group of people<br />

concerned, this means that their involvement is no<br />

longer founded on a sufficiently secure income basis.<br />

At the same time, there is an increasing demand<br />

for social services, which however is not adequately<br />

funded.<br />

With regard to possible cooperations in the field of<br />

involvement and paid employment, there does seem<br />

to be some rapprochement between the state, the<br />

economy and the third sector. These cooperations<br />

109


forum 4 | jirku: actors of commitment promotion and employment policy<br />

SLIDE 7<br />

SLIDE 8<br />

110<br />

140 %<br />

135 %<br />

130 %<br />

125 %<br />

120 %<br />

115 %<br />

110 %<br />

105 %<br />

100 %<br />

95 %<br />

Same income – maximized profits<br />

Changes between 2000 – 2012 (adjusted for prices)<br />

Corporate profits and<br />

capital gains yield<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012<br />

Source: Statistisches Bundesamt, DIW Wochenbericht 1-2/2011; own calculation<br />

Pre-tax wages and income<br />

prediction


SLIDE 9<br />

however are being undermined by dilemmas within<br />

the sectors - for example by greater economic rationalisation<br />

in the services sector. As a side effect of<br />

labour market and employment policy, the instruments<br />

of employment promotion are also making<br />

inroads into social services – whose target group<br />

is simultaneously the low-income group involved.<br />

These include certain labour market instruments in<br />

the “wage variant” (such as ABM, Job Perspectives,<br />

Communal-combi, civic work) or the “Extra cost<br />

variant” (such as 1-Euro jobs). The fixed allowance<br />

of € 175 and the mini-jobs have also created problematic<br />

effects in this context. As a result, regular<br />

employment is supplanted on the one hand, and on<br />

the other hand, it becomes more difficult for young<br />

people to obtain a job which provides a reasonable<br />

living wage.<br />

Conversely the following requirements must be<br />

placed on the services of the future: social services<br />

must undergo an enhancement. They must<br />

have sound financing from social security con-<br />

forum 4 | jirku: actors of commitment promotion and employment policy<br />

tributions and taxes. Donations and foundations<br />

depend heavily on economic buoyancy and the<br />

market – they dry up just when they are most needed.<br />

The current tax and fiscal policy has a major<br />

problem: too little is done on the revenue side and<br />

too much emphasis is placed on limiting expenditure.<br />

Improved revenues are not only possible<br />

(e.g. through asset tax), but essential for stable<br />

development of social services and balanced economic<br />

development.<br />

Services are associated with high-quality employment<br />

and need stable financing. Specialists must<br />

be trained for attractive professions; they need a<br />

secure income, which also opens up capacity for<br />

volunteering.<br />

A rethinking and shift in taxation and contributions<br />

policy makes sense both economically and socially. A<br />

society with adequate financing of high-quality services<br />

and living incomes creates good conditions for<br />

lively civic engagement.<br />

111


forum 4 | jirku: actors of commitment promotion and employment policy<br />

SLIDE 10<br />

46 , 4 %<br />

112<br />

- 3 %<br />

SLIDE 11<br />

3 %<br />

47 , 6 % 47 , 6 %<br />

44 , 7 %<br />

9 %<br />

48 , 1 %<br />

income<br />

10 %<br />

48 , 5 %<br />

44 , 4 % 44 , 5 %<br />

Low wages don’t pay off<br />

5 %<br />

13 %<br />

47 , 1 % 46 , 8 %<br />

Changes 2000 till 2010<br />

Real wages employment growth<br />

Welfare state under pressure<br />

Share of state and social security in GDP<br />

43 , 3 % 43 , 5 % 43 , 7 %<br />

expenditure<br />

45 , 4 %<br />

43 , 9 %<br />

43 , 7 %<br />

43 , 7 %<br />

47 , 6 %<br />

44 , 4 %<br />

48 , 0 %<br />

42 , 5 %<br />

47 , 0 %<br />

46 , 0 %<br />

45 , 0 %<br />

42 , 0 % 42 , 0 % 42 , 0 %<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Source: Statistisches Bundesamt, 2009 and Federal Government, „Deutsches Stabilitätsprogramm“, January 2010<br />

6 %<br />

Germany France Euro area Austria Spain<br />

7 %<br />

12 %<br />

6 %<br />

9 %<br />

16 %<br />

9 %<br />

14 %<br />

23 %<br />

Source: EU - Kommisson, Ameco Database<br />

federal government estimation


SLIDE 12<br />

25<br />

24<br />

23<br />

22<br />

21<br />

20<br />

19<br />

Steuereinnahmen in Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />

forum 4 | jirku: actors of commitment promotion and employment policy<br />

Tax quota in Germany<br />

Source: Bundesfinanzministerium, 2008 Tax estimation Nov 2009<br />

SLIDE 13<br />

0<br />

- 10<br />

- 20<br />

- 30<br />

- 40<br />

- 50<br />

- 60<br />

- 0,6<br />

- 4 bn €<br />

- 3,1<br />

- 1,4<br />

- 2,7<br />

- 1,6<br />

- 2,6<br />

- 1,6<br />

- 2,3<br />

- 3,6<br />

- 5,7<br />

- 8,1<br />

2009 and 2010<br />

estimation<br />

Lost revenue for federal government, Länder and municipalities<br />

due to changes in tax laws since 1998<br />

- 30 bn €<br />

- 24 bn €<br />

federal<br />

government<br />

- 31 bn €<br />

municipalities Länder<br />

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013<br />

Source: BMF, Calculations by Eicker - Wolf/Truger<br />

- 35 bn €<br />

- 43 bn €<br />

- 40 bn €<br />

- 20 bn €<br />

- 36 bn €<br />

- 51 bn €<br />

- 8,6<br />

- 56 bn €<br />

- 7,7<br />

- 52 bn €<br />

- 6,5<br />

- 48<br />

bn €<br />

113


forum 4 | jirku: actors of commitment promotion and employment policy<br />

SLIDE 14<br />

114<br />

- 0,2 %<br />

Source: EU/IMK<br />

Rigid fiscal policy<br />

Changes in public expenditure<br />

Average in yearly changes 1998 till 2010<br />

0,2 %<br />

1,4 % 1,4 %<br />

2,0 %<br />

3,8 %<br />

4,5 %<br />

1,8 %<br />

Japan Germany Austria Sweden France USA Great Britain EU<br />

15 EU 27<br />

1,5 %


Das Forum richtete den Blick auf die Ebene der sozialwirtschaftlichen<br />

Organisationen und Unternehmen<br />

des Dritten Sektors. Im Fokus stand die Frage, wie<br />

aus der Perspektive der Sozialunternehmen das Verhältnis<br />

zwischen Engagement und Erwerbsarbeit systematisch<br />

organisiert und weiterentwickelt werden<br />

kann und sollte. Sozialunternehmertum wurde dabei<br />

in einem umfassenden Sinne verstanden.<br />

Was sind die zentralen Punkte für ein gemeinsames<br />

Verständnis des Begriffs des Sozialunternehmertums?<br />

Wie lässt sich das besondere Verhältnis zwischen Engagement<br />

und Erwerbsarbeit in Sozialunternehmen<br />

beschreiben? Welche Spielräume zur Gestaltung des<br />

Verhältnisses von Erwerbsarbeit und Engagement bieten<br />

gerade Sozialunternehmen? Wie sollten rechtliche<br />

und ökonomische Rahmenbedingungen für Sozialunternehmen<br />

fortentwickelt werden, damit diese über ihre<br />

Funktion der Erbringung sozialwirtschaftlicher Leistungen<br />

hinaus als Orte zivilgesellschaftlicher Tätigkeiten/<br />

bürgerschaftlichen Engagements gestärkt werden?<br />

Wie organisieren Sozialunternehmen das Mit- und Nebeneinander<br />

von Haupt- und Ehrenamtlichen, auf welchen<br />

Ebenen tun sie dies? Welche Entwicklungen der<br />

Verberuflichung und Entberuflichung sind festzustellen?<br />

Welche Monetarisierungstendenzen im Engagement<br />

gibt es in Sozialunternehmen? Können Formen des „bezahlten<br />

Engagements“ gezielt entwickelt und angewandt<br />

werden? Wie grenzt sich entgoltenes Engagement zum<br />

Niedriglohnbereich ab? Nach welchen Kriterien soll hier<br />

zwischen den unterschiedlichen Formen differenziert<br />

werden? Mit welchen qualitativen Tätigkeitsmerkmalen<br />

wäre der Eigensinn des Engagements zu bewahren?<br />

Phillipp Stemmer<br />

Das Verhältnis Von engagement<br />

unD erwerbsarbeit aus Der PersPektiVe<br />

Der sozialunternehmen<br />

Der vorliegende Beitrag widmet sich dem Phänomen<br />

der Monetarisierung freiwilligen Engagements<br />

forum 5<br />

Das Verhältnis Von engagement unD erwerbsarbeit aus Der PersPektiVe<br />

Der sozialunternehmen<br />

in klassischen Sozialunternehmen der freien Wohlfahrtspflege.<br />

Das Spannungsfeld zwischen Staat,<br />

Markt und Zivilgesellschaft, in dem sich Wohlfahrtsverbände<br />

als hybride Organisationen bewegen, spiegelt<br />

sich auch in der Art und Weise wieder, wie freiwilliges<br />

Engagement gefördert bzw. organisiert wird.<br />

Über die Schaffung von finanziellen Anreizen für freiwillig<br />

Engagierte oder die Erbringung bezahlter sozialer<br />

Leistungen mit Hilfe von Ehrenamtlichen gerät<br />

auch das Engagement in ein Spannungsfeld aus teils<br />

widersprüchlichen marktlichen und zivilgesellschaftlichen<br />

Handlungslogiken. In Folge dessen entstehen<br />

vermehrt Tätigkeiten in einer Grauzone zwischen Engagement<br />

und Erwerbsarbeit.<br />

1. Zu Beginn eine Feststellung: Die Spielarten des Einsatzes<br />

ökonomischer Anreize für Engagierte im breiten<br />

Feld freiwilligen Engagements sind vielfältig und<br />

Überschneidungen von unbezahlter und bezahlter<br />

Arbeit weit verbreitet (vgl. ABB. 1).<br />

Dem Freiwilligensurvey zufolge machen freiwillig Engagierte,<br />

die „eine gewisse Vergütung“ jenseits des<br />

reinen Auslagenersatzes erhalten, im sozialen Bereich<br />

etwa 17% aus (vgl. ABB. 2).<br />

Ein besonders anschauliches Feld für die Formenvielfalt<br />

und die Verschränkungen monetarisierter und unentgeltlicher<br />

Tätigkeiten Ehrenamtlicher und freiwillig<br />

Engagierter zeigt sich im Bereich der Pflege. Der hier<br />

2010 beschlossene Mindestlohn (8,50€ West/7,50€<br />

Ost) birgt ein besonderes Konfliktpotential, wenn dieser<br />

durch sogenannte „Übungsleiterdienste“, im Sinne<br />

einer Nebentätigkeit im Sinne des § 3 Abs. 26 EStG, unterlaufen<br />

werden kann (vgl. ABB. 3).<br />

2. Wir haben es rund um das Phänomen der Monetarisierung<br />

mit semantisch vieldeutigen Begriffen zu tun.<br />

Sie behindern nicht nur eine Transparenz über das Wesen<br />

der ausgeübten Tätigkeiten, sie erschweren auch<br />

die Diskussion darüber. Diese Vieldeutigkeit bezieht<br />

sich sowohl auf die Bezeichnungen der Geldzahlungen<br />

als auch auf die Namen der im Zwischenbereich von<br />

Engagement und Erwerbsarbeit angesiedelten Tätig-<br />

115


forum 5 | stemmer: das Verhältnis von engagement und erwerbsarbeit<br />

ABB. 1<br />

ABB. 2<br />

116<br />

Der der Anteil anteil freiwillig engagierter Tätigkeit tätigkeit „mit mit einer gewissen<br />

Vergütung“ ist in in Deutschland deutschland kaum gewachsen<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2011 2<br />

der anteil ehrenamtlicher tätigkeiten „mit einer gewissen<br />

Vergütung“ variiert nach engagementfeld<br />

Sport und Bewegung<br />

Kultur und Musik<br />

Freizeit und Geselligkeit<br />

Sozialer Bereich<br />

Schule und Kindergarten<br />

Außerschulische<br />

Jugendbildung<br />

Umwelt/Naturschutz<br />

Politik, Polit<br />

Interessenvertretung<br />

Berufliche<br />

Interessenvertretung<br />

Kirchlich religiöser Bereich<br />

Unfall-/Rettungsdieste, Frw<br />

Feuerwehr<br />

Sonst. Bürgerschaftliche<br />

Aktivität<br />

87 86 86<br />

13 14 14<br />

1999 2004 2009<br />

6<br />

6<br />

7<br />

9<br />

10<br />

13<br />

17<br />

17<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2011 1<br />

22<br />

24<br />

Quelle: Freiwilligensurvey 1999-2004,<br />

Länderspezifische Auswertung für BW<br />

Angaben in Prozent<br />

30<br />

38<br />

Quelle: Freiwilligensurvey 1999-2004,<br />

angaben in prozent


ABB.3<br />

forum 5 | stemmer: das Verhältnis von engagement und erwerbsarbeit<br />

förderinstrumente für die unterstützung und begleitung von<br />

Menschen mit pflegebedarf<br />

© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2011 4<br />

keiten. Wenn beispielsweise von „Aufwandsentschädigung“<br />

gesprochen wird, so ist nicht erkennbar, was<br />

der zu entschädigende Aufwand eigentlich ist. Handelt<br />

es sich um den Ersatz von finanziellen Auslagen<br />

oder ist die aufgebrachte Zeit gemeint? (vgl. ABB. 4)<br />

3. Die Grauzone im Zwischenbereich von Engagement<br />

und Erwerbsarbeit hat eine hohe Funktionalität<br />

für Engagierte, Sozialunternehmen und das Gemeinwesen<br />

bzw. den Staat (vgl. ABB. 5).<br />

4. Freiwilliges Engagement – ob bezahlt oder nicht<br />

– steht in unterschiedlicher Weise im Spannungsfeld<br />

verschiedenartiger Nutzenskalküle. Geld ist nur<br />

ein „Tauschwert“ unter vielen anderen. Aus diesem<br />

Grund wird eine moralisierende Verkürzung des<br />

Problems à la „Engagement als Ausdruck von Altruismus“<br />

versus „bezahltem Engagement als Egoismus“<br />

den komplexen Motivationslagen von freiwillig<br />

Engagierten nicht gerecht. Gleichwohl rückt die<br />

Zahlung von Geld freiwilliges Engagement stärker in<br />

ökonomische Abwägungszusammenhänge: Auf der<br />

individuellen Ebene der Engagierten stellt sich die<br />

Frage nach dem finanziellen Vorteil. Auf der staatlichen<br />

Ebene stellt sich die Frage nach Einsparungen<br />

und fiskalischen Kalkülen. Auf Ebene der Sozialunternehmen<br />

stellt sich die Frage nach Kosteneffizienz<br />

und Wettbewerb um Kunden und Freiwillige.<br />

5. Allerdings sollte festgehalten werden, dass<br />

nicht jede Form der Geldzahlung als Ausdruck einer<br />

fortschreitenden Ökonomisierung freiwilligen<br />

Engagements zu werten ist. Das in diesem Zusammenhang<br />

gezahlte Geld oder der eingeräumte geldwerte<br />

Nutzen hat für die engagierten Bürgerinnen<br />

und Bürger, aber auch für die Institutionen, in denen<br />

freiwilliges Engagement stattfindet, einen je<br />

unterschiedlichen Sitz im Leben: Sie reichen von<br />

Existenzsicherung über Würdigung bis hin zur verzichtbaren<br />

Gratifikationsform.<br />

Erstes Fazit: Die Diskussion um die Förderung freiwilligen<br />

Engagements, die in den letzten Jahren bundesweit<br />

Konjunktur hat, ist eingebettet in eine Neuverteilung<br />

gesellschaftlicher Aufgaben zwischen Familie,<br />

Markt, Staat und Dritten Sektor: Die Veränderung der<br />

Familienbeziehungen und -strukturen machen im so<br />

genannten „Care-Sektor“ neue Formen der Unterstützung<br />

notwendig. Der Zuwachs öffentlicher Aufgaben<br />

auf der kommunalen Ebene bei gleichzeitiger Limitie-<br />

117


forum 5 | stemmer: das Verhältnis von engagement und erwerbsarbeit<br />

ABB.4<br />

ABB. 5<br />

118<br />

„entgeltung“ kennt unterschiedliche materielle tauschformen<br />

„Aufwandsentschädigung“<br />

© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2011 5<br />

die grauzone zwischen ehrenamt und erwerbsarbeit hat eine hohe<br />

funktionalität<br />

>> Organisation<br />

• zusätzlicher anreiz im rahmen einer rekrutierungsstrategie<br />

• schaffung einer kostengünstigen personellen ressource (die<br />

es ermöglicht, kostengünstige Leistungen zu erbringen)<br />

• arbeitsökonomisch effiziente form der anerkennung<br />

• steuerungswirkung von geld: Ansprüche an die Engagierten<br />

lassen sich monetär legitimieren und in dessen Folge eine<br />

bessere Planbarkeit ehrenamtlicher personeller Ressourcen<br />

>> engagierte<br />

• anerkennung des engagements<br />

• einkommen: Frei verfügbares Budget im Familieneinkommen,<br />

das nicht zur Existenzsicherung beiträgt („Taschengeld“) oder<br />

Beitrag zur Existenzsicherung<br />

• „richtige arbeit“: annäherung an biographischen entwurf<br />

über „Quasi-Erwerbsarbeit“ und symbolische aufwertung des<br />

sozialen status in der Kommunikation gegenüber Dritten.<br />

>> gemeinwesen<br />

• gemeinwohlorientierte dienstleistungen<br />

trotz knapper öffentlicher kassen<br />

>> leistungsempfänger/innen<br />

• zugang zu bezahlbaren dienstleistungen, die<br />

einen Beitrag zur Bewahrung von Würde und<br />

Autonomie leisten.<br />

• ausbalancierung beziehung zwischen<br />

helfer/in – hilfeempfänger/in. Vermeidung<br />

von moralischer Dankbarkeitspflicht.<br />

© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2011 6


ung öffentlicher Haushalte verlangt nach neuen Formen<br />

der Vergesellschaftung. Die Strukturprobleme auf<br />

dem Arbeitsmarkt haben zur Etablierung eines zweiten<br />

Arbeitsmarkts beigetragen, der sich auch und gerade<br />

in dem Bereich öffentlicher und gemeinwohlorientierter<br />

Aufgaben entfaltet. Die Förderung freiwilligen<br />

Engagements trifft auf diese Kontexte und bleibt von<br />

ihnen nicht unberührt. Eine Auflösung der Grauzone<br />

bzw. das Postulat einer reinen Lehre von unbezahltem<br />

Engagement auf der einen und auf der anderen Seite<br />

die Forderung nach einer klar abgrenzbaren regulären<br />

Beschäftigung erscheint mir deshalb als realitätsfern.<br />

Gleichwohl ist das gegenwärtige „Durcheinander“ auf<br />

Dauer sowohl für die Zukunft der Erwerbsarbeit als<br />

auch für die Kultur freiwilligen oder bürgerschaftlichen<br />

Engagements schädlich.<br />

ABB. 6<br />

Forum 5 | Stemmer: Das Verhältnis von Engagement und Erwerbsarbeit<br />

Tätigkeitsform Tauschwert Beispiel<br />

Berufliche Tätigkeitsformen<br />

mit Gemeinwohlbezug<br />

Nebenberufliche Tätigkeit mit<br />

Gemeinwohlbezug<br />

Qualifizierende<br />

gemeinwohlbezogene<br />

Tätigkeiten<br />

Ehrenamtliche Tätigkeit mit<br />

Entschädigung<br />

Genossenschaftliche und<br />

gemeinwirtschaftliche<br />

Tätigkeiten<br />

Freiwilliges Engagement<br />

Gehalt<br />

Vergütungen (im<br />

Rahmen von Minijobs,<br />

Übungsleiterpauschale)<br />

Taschengeld<br />

Verdienstausfall,<br />

Auslagen, Tagegelder<br />

Vergünstigungen,<br />

Tausch<br />

Immateriell, Nur<br />

Erstattung von Auslagen<br />

Zweites Fazit: Es gibt unterschiedliche Arten und<br />

Weisen, sich für das Gemeinwohl zu betätigen: entgeltlich<br />

und unentgeltlich. Freiwilliges Engagement<br />

und Ehrenamt eignen sich nicht als Oberbegriffe<br />

für alle gemeinwohlorientierten Tätigkeiten. Dafür<br />

wird eine neue Terminologie und Kategorisierung<br />

empfohlen. Bei der Festlegung auf eine neue Terminologie<br />

geht es nicht um eine Abwertung bezahlter<br />

Tätigkeiten mit Gemeinwohlbezug gegenüber freiwilligem<br />

Engagement. Vielmehr sollen die jeweiligen<br />

Tätigkeitsformen kenntlich gemacht werden – mit<br />

ihren spezifischen Funktionslogiken, Potentialen<br />

und Risiken für Engagierte, Organisationen und Zielgruppen<br />

des Engagements. So kann ein sinnvoller<br />

Umgang mit Monetarisierung gefördert werden (vgl.<br />

ABB. 6)<br />

Hauptamtlich Tätige<br />

Nachbarschaftshilfe,<br />

Übungsleiter/innen im Sport<br />

etc.<br />

Freiwilliges Soziales Jahr<br />

Schöffen, Wahlhelfer,<br />

Freiwillige Feuerwehr,<br />

Rettungsdienste<br />

Dienstleistungsgenossenschaften,Seniorengenossenschaften<br />

Freiwillig Engagierte in allen<br />

Bereichen der Gesellschaft<br />

© zze Zentrum für zivilgesellschaftliche Entwicklung 2011 7<br />

119


forum 5 | höll: engagement und erwerbsarbeit bei social entrepreneurs<br />

Rainer Höll<br />

EngagEmEnt und ErwErbsarbEit<br />

bei sOcial entrepreneurs<br />

was sind sOcial entrepreneurs?<br />

Social Entrepreneurs (oder auch „Sozialunternehmer“)<br />

sind Bürgerinnen und Bürger, die mit unternehmerischen<br />

Mitteln an innovativen Lösungen für<br />

soziale Probleme arbeiten. Sie sind sozial, indem sie<br />

die drängendsten Probleme der Gesellschaft angehen<br />

und als oberstes Ziel nicht eigenen finanziellen<br />

Gewinn, sondern die Lösung eines sozialen Problems<br />

anstreben. Unternehmerisch sind Social Entrepreneurs<br />

vor allem im Schumpeterschen Sinn: Ihre Lösungen<br />

sind nicht nur neuartig, sondern „disruptiv“,<br />

haben also das Potential, Paradigmenwechsel und<br />

grundlegenden Kulturwandel in einem gesellschaftlichen<br />

Bereich herbeizuführen. Um diese umkrempelnde<br />

Wirkung zu erreichen, denken und handeln sie<br />

als Personen selbstverantwortlich, unabhängig, tief<br />

überzeugt, pragmatisch, kreativ und risikobereit.<br />

sind sOcial entrepreneurs engagiert Oder<br />

erwerbstätig?<br />

Diese Frage lässt sich am besten durch ein Beispiel<br />

beantworten: Frank Hoffmann ist Gynäkologe in<br />

Duisburg. Lange war er unzufrieden damit, dass es für<br />

Frauen unter 50 in Deutschland keine richtige Früherkennungsmethode<br />

für Brustkrebs gibt. Und das<br />

obwohl in Deutschland daran 100.000 Frauen jährlich<br />

erkranken und Brustkrebs die häufigste Todesursache<br />

für Frauen zwischen 40 und 44 ist. Für Frauen unter<br />

50 ist jedoch die präventive Mammographie nicht<br />

erlaubt, und für eine adäquate Tastuntersuchung der<br />

Brust gibt es weder eine strukturierte Ausbildung,<br />

noch haben Ärzte in der Routinesprechstunde genügend<br />

Zeit dafür – meist nur ein paar Minuten.<br />

120<br />

Frank Hoffmann schaute sich um nach anderen Lösungsmöglichkeiten<br />

und stieß auf – blinde Frauen. Sie<br />

haben ein herausragendes Tastgefühl und gleichzeitig<br />

nur wenige berufliche Möglichkeiten. Als privates Engagement<br />

begann er, gemeinsam mit Berufsförderwerken<br />

die Ausbildung zur sogenannten „Medizinischen<br />

Tastuntersucherin“ (MTU) zu entwickeln. Heute gibt es<br />

16 MTUs, die mit 21 Ärzten zusammenarbeiten und in<br />

deren Praxen die Tastuntersuchungen durchführen. Sie<br />

haben bereits 8000 Frauen in Deutschland untersucht<br />

und bei knapp 500 davon Tastbefunde als verdächtig<br />

eingestuft, die dem Arzt nicht aufgefallen wären. Sie<br />

können sich außerdem für die intime Untersuchung<br />

eine halbe Stunde Zeit nehmen – eine Re-Humanisierung<br />

von Medizin. Und nebenbei zeigt Frank Hoffmann,<br />

dass Blinde Talente und Begabungen haben, auf<br />

die wir nicht verzichten können.<br />

Frank Hoffmann ist ein Social Entrepreneur. Als engagierter<br />

Bürger hat er eine innovative Lösung für<br />

ein soziales Problem entwickelt, deren Wert für die<br />

Gesellschaft enorm ist, und die er so schnell wie<br />

möglich verbreiten möchte. Für sein Unternehmen<br />

– es heißt „Discovering Hands“ 1 – stellt dabei die Maximierung<br />

des finanziellen Gewinns kein Ziel dar.<br />

Eine ernsthafte Verbreitung dieser Idee lässt sich im<br />

Teilzeitengagement nicht mehr leisten. Frank Hoffmann<br />

müsste – wie jeder Unternehmensgründer –<br />

zum Vollzeitengagierten für seine Innovation werden.<br />

Doch an einer Unterstützung für genau diese Menschen<br />

mangelt es in Deutschland erheblich. Ashoka,<br />

die größte und älteste Förderorganisation für Social<br />

Entrepreneurs, versucht genau diese Lücke zu füllen:<br />

Ashoka sucht in Deutschland jedes Jahr aus über 300<br />

nominierten Kandidaten ca. fünf bis acht Menschen<br />

wir Frank Hoffmann aus. Als „Ashoka Fellows“ 2 stellt<br />

1 Siehe www.discovering-hands.de<br />

2 Die Liste der derzeitig 39 Ashoka Fellows in<br />

Deutschland mit individuellen Beschreibungen und Kurzvideos<br />

findet sich auf der Ashoka-Website unter http://germany.<br />

ashoka.org


Ashoka ihnen dann alles notwendige zur Verfügung,<br />

damit sie sich zu 100% auf die Verbreitung ihrer Idee<br />

konzentrieren und eine erfolgreiche Organisation<br />

gründen können: Ein Lebenshaltungsstipendium für<br />

drei Jahre, Strategie-, Rechts- und Kommunikationsberatung<br />

durch Pro-Bono-Unternehmenspartner,<br />

Kontaktanbahnung mit potentiell interessierten Stiftungen,<br />

Investoren, Unternehmen und politischen Entscheidungsträgern<br />

sowie die Vernetzung mit anderen<br />

Ashoka Fellows in Deutschland und international.<br />

Ashoka hat Frank Hoffmann 2010 zum Ashoka Fellow<br />

gewählt. Er stellt nun Discovering Hands beruflich<br />

in den Mittelpunkt.<br />

Social Entrepreneurs und insbesondere Ashoka<br />

Fellows sind also Bürgerinnen und Bürger die das<br />

unternehmerische Engagement für eine innovative<br />

Idee zum Beruf machen. Sie sind als Vollengagierte<br />

erwerbstätig.<br />

wie arbeiten sOcial entrepreneurs Mit<br />

engagierten?<br />

Social Entrepreneurs ersetzen dadurch aber nicht<br />

bürgerschaftliches Engagement. Im Gegenteil: In<br />

den allermeisten Fällen stiften sie geradezu dazu<br />

an. Social Entrepreneurs betrachten Engagierte ausdrücklich<br />

nicht als günstige Hilfspersonen, sondern<br />

als Träger von „Empowerment“. Für sie sind Betroffene<br />

nicht nur Empfänger einer besseren Versorgung.<br />

Betroffene erbringen die Leistung mit, entwickeln<br />

dadurch neues Selbstbewusstsein und tragen<br />

zum angestrebten Paradigmenwechsel bei.<br />

Ein Beispiel: Der Ashoka Fellow Murat Vural gründete<br />

2004 den heutigen Chancenwerk e.V. 3 , um sozial<br />

benachteiligte Kinder und Jugendliche auf ihrem Bildungsweg<br />

zu fördern. Er hat, mittlerweile an 29 Schulen<br />

in zwölf Städten in Deutschland und Österreich,<br />

ein pfiffiges System für Nachhilfe namens SHS2 („Studenten<br />

helfen Schülern – Schüler helfen Schülern“)<br />

entwickelt, das nach dem Motto „Hilfe nehmen und<br />

geben“ funktioniert. Oberstufenschüler oder Schüler<br />

der Abschlussjahrgänge an Gymnasien, Real-, Gesamt-<br />

und Hauptschulen erhalten einmal wöchentlich<br />

für 90 Minuten intensive Lernunterstützung durch<br />

einen Studierenden. Die Studentinnen und Studenten<br />

werden durch regionale Hochschulen ausgesucht und<br />

durch Chancenwerk bezahlt. Die älteren Schülerinnen<br />

3 Siehe www.chancenwerk.de<br />

forum 5 | höll: engagement und erwerbsarbeit bei social entrepreneurs<br />

und Schüler wiederum verpflichten sich – anstatt für<br />

die Nachhilfe zu bezahlen – ihr Wissen unter Anleitung<br />

eines qualifizierten Nachhilfe-Coachs an zwei<br />

Schüler der unteren Jahrgänge weiterzugeben und sie<br />

beim Lernen zu unterstützen. Die Eltern der Unterstufenschüler<br />

bezahlen dafür einen geringen Betrag an<br />

das Chancenwerk (von dem dieses wiederum teilweise<br />

die Studenten bezahlen).<br />

An diesem Modell ist nicht nur der nachhaltige Finanzierungskreislauf<br />

besonders. Sondern vor allem<br />

die Tatsache, dass vielen der älteren Schülerinnen<br />

und Schüler zum ersten Mal in ihrem Leben eine Verantwortungsrolle<br />

zugetraut wird, dass sie erleben,<br />

dass sie etwas zur Gesellschaft beitragen können,<br />

dass bürgerschaftliches Engagement Spaß macht.<br />

Unter Ashoka Fellows gibt es viele Beispiele für dieses<br />

Anstiften zur Verantwortung: Ashoka Fellow<br />

Raul Krauthausen gibt mit Wheelmap.org erstmals<br />

Rollstuhlfahrern über eine Onlinekarte eine aktive<br />

Rolle dabei, rollstuhlgerechte Orte in ihrer Stadt zu<br />

markieren. Ashoka Fellow Katja Urbatsch verleiht<br />

mit Arbeiterkind.de Kindern aus Nichtakademikerhaushalten<br />

eine Identität und Stimme, hat über<br />

2000 davon an 80 Standorten zu einem Netzwerk<br />

organisiert und ermuntert mit ihnen zahllose Schüler<br />

zu einem Hochschulstudium.<br />

wie arbeiten engagierte Mit sOcial<br />

entrepreneurs?<br />

Social Entrepreneurship erschließt noch weitere neue<br />

Engagementpotentiale in Deutschland: Viele hochqualifizierte<br />

Fachkräfte sind es bislang – aus privatem<br />

Antrieb oder auch durch „Corporate Volunteering“-<br />

Angebote – gewohnt, dass soziales Engagement außerhalb<br />

der beruflichen Expertise stattfindet. Bank-<br />

121


Forum 5 | Höll: Engagement und Erwerbsarbeit bei Social Entrepreneurs<br />

angestellte und Anwälte, die am Wochenende eine<br />

Schule streichen, sind hier fast schon sprichwörtlich.<br />

So wertvoll dieses Engagement für sozialen Zusammenhalt<br />

ist, so wahr ist es auch, dass immer mehr<br />

Menschen die Sphären von Arbeit und Engagement<br />

nicht mehr trennen möchten. Sie möchten mit ihrer<br />

Fachlichkeit Sinnhaftes und Gutes tun können.<br />

Social Entrepreneurs – so zeigt es die lange Pro-<br />

Bono-Unterstützerliste von Ashoka – motivieren mit<br />

ihrem professionellen Selbstverständnis viele Fachkräfte<br />

und Unternehmen dazu, sich mit ihrer beruflichen<br />

Fachexpertise zu engagieren. Oft zum ersten<br />

Mal unterstützen sie jemanden als Unternehmensberater<br />

bei der Strategieentwicklung, als Jurist bei<br />

Rechtsfragen, als Kommunikationsberater zu Marketing.<br />

Und genau diese Kompetenzen werden bei<br />

Social Entrepreneurs dringend gebraucht.<br />

Der Wunsch nach Einheit von eigener Fachlichkeit<br />

und Einsatz für die Gesellschaft geht bei vielen Hochqualifizierten<br />

noch weiter: Sie nehmen erstmals Social<br />

Entrepreneurs als einen sinnstiftenden zukünftigen<br />

Arbeitgeber wahr. Noch trauen sich allerdings<br />

nicht viele Fachkräfte, den hochdotierten und sicheren<br />

Job in einem Unternehmen gegen die Arbeit<br />

in einem kleinen sozialen Gründerteam zu tauschen.<br />

Hier fehlen bislang noch professionelle Vermittlungsstrukturen.<br />

Ashoka hat hier mit Talent4Good<br />

eine erste Initiative mit angestoßen. 4<br />

4 Diese Talentinitiative ist einer von sechs Ansätzen<br />

für schnellere soziale Innovation in Deutschland, die Ashoka<br />

2011 im Rahmen einer Studie vorgeschlagen hat, siehe http://<br />

germany.ashoka.org/sechs-ansaetze-zur-verbreitung-sozialerinnovation-deutschland.<br />

122<br />

Fazit<br />

Social Entrepreneurship ist eine besondere Form<br />

des bürgerschaftlichen Engagements, das als eine<br />

Art Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Gesellschaft<br />

wirken kann. Die vier Beobachtungen zum<br />

Thema Engagement seien hier gleich mit Empfehlungen<br />

verbunden:<br />

1. Social Entrepreneurs sind als Engagierte erwerbstätig.<br />

Wir brauchen für diese Form von Unternehmertum<br />

bessere Startbedingungen: eine Anerkennungskultur,<br />

mehr Vorbilder, Finanzierungsformen etc.<br />

2. Ehrenamtliche sind bei Social Entrepreneurs typischerweise<br />

nicht Hilfspersonen, sondern Träger<br />

von „Empowerment“. Wir brauchen mehr von dieser<br />

phantasievollen Freiwilligeneinbindung, die die<br />

persönliche Stärkung der Engagierten mitdenkt und<br />

ausgegrenzte Randgruppen dazu anregt, sich selbst<br />

in die Mitte der Gesellschaft zurückzuholen.<br />

3. Social Entrepreneurs motivieren zu mehr Pro-Bono-Engagement<br />

mit Fachexpertise durch Arbeitnehmer<br />

und Unternehmen. Wir brauchen dafür noch<br />

mehr Mut und Offenheit von Unternehmen für neue<br />

Formen von „Corporate Social Responsibility“ und<br />

„Corporate Volunteering“.<br />

4. Social Entrepreneurs sind sinnstiftende Arbeitgeber,<br />

aber vielen als Karriereoption noch nicht<br />

bekannt. Wir brauchen attraktivere Übergänge und<br />

Vermittler von Engagement als Freizeitbeschäftigung<br />

zu Engagement als Vollzeitjob.


fOruM 5<br />

the relatiOnship between VOlunteering and paid wOrk frOM the<br />

perspectiVe Of sOcial enterprises<br />

This forum looked at socio-economic organisations<br />

and companies of the third sector. It focused on how<br />

the relationship between volunteering and paid work<br />

can and should be systematically organised and developed<br />

from the perspective of social enterprises. Social<br />

entrepreneurship will be interpreted in a broad sense.<br />

What are the key points for a common understanding<br />

of the concept of social entrepreneurship? How<br />

can we describe the special relationship between<br />

volunteering and paid work in social enterprises?<br />

What special scope do social enterprises offer to<br />

shape the relationship between paid work and volunteering?<br />

How can the legal and economic framework<br />

of social enterprises be improved so that these<br />

enterprises can grow beyond their role as providers<br />

of social and economic benefits and become places<br />

for civil society activities/civic commitment?<br />

How do social enterprises organise the existence<br />

and cooperation of both regular employees and volunteers,<br />

and at what levels do they do this? What<br />

developments can be observed in terms of professionalisation<br />

or de-professionalisation? What trends<br />

are there in social enterprises with regard to transforming<br />

volunteering into paid jobs? Might it be possible<br />

to specifically develop and implement forms of “paid<br />

volunteering”? Where are the boundaries between<br />

remunerated volunteering and low-wage jobs? What<br />

criteria should be used to differentiate between the<br />

various forms? What qualitative features would be<br />

required to preserve the inner logic of volunteering?<br />

Phillipp Stemmer<br />

the relatiOnship between VOluntary<br />

wOrk and gainful eMplOyMent frOM a<br />

sOcial enterprise perspectiVe<br />

This contribution addresses the phenomenon of the<br />

monetarisation of voluntary work in the social enterprises<br />

run by the classic independent welfare organisations.<br />

The area of tension between state, market<br />

and civic society, in which welfare organisations move<br />

as hybrids, is also reflected in the manner in which voluntary<br />

work is supported or organised. Through the<br />

creation of financial incentives for volunteers or the<br />

provision of paid social services with the aid of volunteers,<br />

civic engagement also enters an arena of contradictory<br />

action logic that is part market-driven and part<br />

social commitment. As a consequence, such activities<br />

increasingly find themselves in a grey area somewhere<br />

between volunteering and gainful employment.<br />

1. To start with a given fact: different types of volunteers<br />

performing a wide range of voluntary activities<br />

are being offered financial incentives and there is a<br />

widespread overlap between paid and unpaid work.<br />

According to the volunteering survey, around 17% of<br />

social service volunteers receive ‚a certain remuneration‘<br />

over and above the reimbursement of expenses.<br />

The care sector in particular illustrates the wide range<br />

of monetarised and non-paid volunteering activities<br />

and the blurred boundaries between them.<br />

The minimum wage for carers agreed in 2010 (€ 8.50<br />

in former West Germany/€ 7.50 in the former East)<br />

harbours a particular potential for conflict as it can<br />

be side-stepped by referring to the provision of care<br />

as so-called part-time ‚Übungsleiterdienste‘ (‚exercise<br />

instructor services‘) in accordance with § 3 Section<br />

26 of the EStG, the German income tax law.<br />

2. The entire phenomenon of monetarisation features<br />

a host of semantically ambiguous terms. They not only<br />

prevent transparency with regard to the services actually<br />

performed, they are also stumbling stones when<br />

it comes to discussing them. This ambiguity applies to<br />

both the terminology used to refer to the remuneration<br />

and the definitions of the activities that lie somewhere<br />

between voluntary work and gainful employment.<br />

If, for example, there is talk of ‚reimbursement‘,<br />

it is not clear what this reimbursement is actually for.<br />

Is it a reimbursement of expenses, or will there be a<br />

reimbursement paid for the actual time invested?<br />

123


forum 5 | höll: Volunteering and work amongst social entrepreneurs<br />

3. The grey area between voluntary work and gainful<br />

employment has a high level of practical significance<br />

for volunteers, social enterprises and the community,<br />

or rather, the state. Regarding recruiting organizations<br />

have additional financial incentives. Volunteering<br />

is a cost-saving resource since the common<br />

form of payment is recognition. Further there can<br />

be a control effect through allowances in order to<br />

plan the use of volunteering in an organization. The<br />

volunteer himself mainly gains through recognition.<br />

Nevertheless allowances could be used for securing<br />

one‘s livelihood or just to raise one’s budget. Also,<br />

the own status could be enhanced. The community<br />

gets social services without paying for it. And beneficiaries<br />

get access to affordable services, that save<br />

dignity and self-determination. On the other hand<br />

allowances for volunteers could balance the relation<br />

between the volunteer and the beneficiary in a moral<br />

way as there is no more need for gratitude.<br />

4. Voluntary work – whether paid or unpaid – occupies<br />

a unique position in the tense environment between<br />

various conflicting types of calculated interest.<br />

Money is just one of many ‚tradeable values‘. For this<br />

reason, reducing the problem down to a moralising<br />

‚volunteering is an expression of altruism‘ versus<br />

‚paid voluntary work is egoistic‘ does not do justice<br />

to the complex motivational situation of volunteers.<br />

Nevertheless, the payment of money for voluntary<br />

work brings volunteering that bit further into the<br />

context of economic considerations: at an individual<br />

level, volunteers are confronted with the issue of<br />

financial gain. At state level, there is the question of<br />

potential savings and fiscal considerations. At social<br />

enterprise level, it highlights the issue of cost efficiency<br />

and competing for customers and volunteers.<br />

5. However, it should be noted that not every form<br />

of monetary payment is to be seen as a sign of the<br />

advancing economisation of volunteering. The money<br />

paid in this context, or any benefits received<br />

in kind, is valued differently by each of the various<br />

citizens engaged in voluntary work, as well as by<br />

the institutions enjoying the support of the volunteers:<br />

ranging from securing the livelihood of the<br />

volunteers to being taken as a sign of appreciation<br />

to being considered a dispensable form of gratuity.<br />

First conclusion: the discussion on the promotion of<br />

volunteering, which has gained momentum over the<br />

past few years in Germany, is embedded in the redistribution<br />

of societal tasks between family, market, state<br />

and the third sector: changing family relationships and<br />

124<br />

structures call for new forms of support in the ‚care<br />

industry‘. The increase of public services expected to<br />

be supplied at local government level, accompanied by<br />

the restrictions on public spending, calls for new forms<br />

of collectivisation. The structural problems on the labour<br />

market have contributed to the establishment of<br />

a second labour market which is also, and particularly,<br />

developing in the area of public and community welfare<br />

services. Any promotion of volunteering touches on<br />

these issues and does not remain unaffected by them.<br />

I therefore consider doing away with this grey area or<br />

the postulate of a pure doctrine of unpaid voluntary<br />

work on the one hand and the call for a clear line<br />

between regular employment and volunteering on the<br />

other as unrealistic. At the same time, the present jumbled<br />

state is in the long run harmful to both the future<br />

of gainful employment and the culture of volunteering<br />

or voluntary civic engagement.<br />

Second conclusion: there are different ways and means<br />

of getting actively involved in the community: either<br />

with or without payment. Voluntary work and volunteering<br />

are not suitable generic terms to be used<br />

for all community welfare oriented activities. A new<br />

terminology and categorisation is to be recommended<br />

here. The determination of a new terminology is<br />

not about the devaluation of paid community service<br />

related activities in comparison with voluntary work.<br />

Rather, the respective activities should be clearly<br />

defined – each with their specific, practical logic systems,<br />

opportunities and risks for volunteers, organisations<br />

and volunteering target groups. This encourages<br />

a responsible approach to montarisation:<br />

Rainer Höll<br />

VOlunteering and wOrk aMOngst<br />

sOcial entrepreneurs<br />

what are sOcial entrepreneurs?<br />

Social entrepreneurs are people who work with entrepreneurial<br />

resources on innovative solutions to<br />

social problems. They are social, in that they address<br />

the most pressing problems of society and strive as<br />

a priority not for their own financial gain, but the solution<br />

to a social problem. They are entrepreneurial<br />

above all in the Schumpeterian sense: Their solutions<br />

are not only novel, but “disruptive”, and therefore<br />

have the potential to bring about paradigm<br />

shift and fundamental cultural change in an area of


society. To achieve this radical effect, they think and<br />

act as persons with self-responsibility, independently,<br />

deeply committed, pragmatic, creative and prepared<br />

to take risks.<br />

are sOcial entrepreneurs VOlunteers Or<br />

in paid eMplOyMent?<br />

This question can best be answered by an example:<br />

Frank Hoffmann is a gynaecologist in Duisburg. For a<br />

long time he was dissatisfied that there is no proper<br />

method of screening for breast cancer for women<br />

under 50 in Germany, even though 100,000 women<br />

each year develop breast cancer in Germany, and<br />

breast cancer is the leading cause of death for<br />

women between 40 and 44. Preventative mammography<br />

however is not allowed for women under 50,<br />

while there is no structured training for an adequate<br />

palpation of the breast, nor do doctors have enough<br />

time for this during a routine consultation – which<br />

usually lasts only a few minutes.<br />

Frank Hoffmann looked around for other solutions<br />

and came up with – blind women. They have excellent<br />

tactile sensitivity and at the same time<br />

only few employment opportunities. As a private<br />

initiative, together with the professional development<br />

agencies, he began to develop the training to<br />

become a so-called “Medical Palpation Specialist”<br />

(MPS). Today there are 16 MPSs, who work with 21<br />

doctors and carry out the palpations in their practices.<br />

They have already examined 8,000 women<br />

in Germany, and in almost 500 found palpation results<br />

which they classified as suspicious classified,<br />

and which would have been discovered by the doctor.<br />

They can also take half an hour time for this<br />

intimate examination – a re-humanisation of medicine.<br />

And Frank Hoffmann has incidentally shown<br />

that blind people have talents and abilities which<br />

we cannot do without.<br />

forum 5 | höll: Volunteering and work amongst social entrepreneurs<br />

Frank Hoffmann is a social entrepreneur. As a committed<br />

citizen he has developed an innovative solution<br />

to a social problem, whose value to society is<br />

enormous, and which he would like to disseminate<br />

as quickly as possible. For his company, which is called<br />

“Discovering Hands” 1 , the maximisation of the<br />

financial profit is not an objective.<br />

A serious dissemination of this idea can no longer<br />

be achieved with only part-time involvement. Like<br />

every company founder, Frank Hoffmann had to<br />

dedicate himself full-time to his innovation. There<br />

is however a great lack of support for such people<br />

in Germany. Ashoka, the largest and oldest support<br />

organisation for social entrepreneurs, tries to fill exactly<br />

this gap: From over 300 nominated candidates,<br />

Ashoka every year seeks out in Germany about 5-8<br />

people like Frank Hoffmann. As “Ashoka Fellows” 2 ,<br />

Ashoka then provides them with everything they<br />

need to allow them to focus 100% on the dissemination<br />

of their idea and set up a successful organisation:<br />

A subsistence grant for three years, strategy,<br />

legal and communications consultation by pro-bono<br />

corporate partners, establishment of contacts with<br />

potentially interested foundations, investors, corporations<br />

and political decision-makers, as well as<br />

networking with other Ashoka Fellows in Germany<br />

and internationally.<br />

Ashoka elected Frank Hoffmann an Ashoka Fellow in<br />

2010. His professional work now focuses entirely on<br />

Discovering Hands.<br />

Social entrepreneurs and Ashoka Fellows in particular<br />

are citizens who make the entrepreneurial commitment<br />

to an innovative idea into their profession.<br />

They are therefore employed on a full-time basis.<br />

1 See www.discovering-hands.de<br />

2 The list of the current 39 Ashoka Fellows in Germany<br />

with individual descriptions and short videos can be<br />

found on the Ashoka website at http://germany.ashoka.org<br />

125


forum 5 | höll: Volunteering and work amongst social entrepreneurs<br />

hOw dO sOcial entrepreneurs wOrk with<br />

Other cOMMitted peOple?<br />

Social entrepreneurs do not however thereby replace<br />

civic engagement. On the contrary: In most cases<br />

they instigate and encourage it. Social entrepreneurs<br />

consider other committed citizens expressly not as<br />

low-cost assistants, but as disseminators of “empowerment”.<br />

For them, those affected are not only recipients<br />

of better care. Those affected bring with them<br />

capability, thereby developing new self-confidence<br />

and contributing to the desired paradigm shift.<br />

An example: The Ashoka fellow Murat Vural founded<br />

the present Chancenwerk e.V. 3 in 2004 in order<br />

to support socially disadvantaged children and<br />

young people in their education. At 29 schools in<br />

twelve cities in Germany and Austria, he has now<br />

developed an ingenious system for tutoring called<br />

SHS2 (“Studenten helfen Schülern – Schüler helfen<br />

Schülern” (Students help Pupils – Pupils help Pupils)),<br />

which functions according to the motto “Receiving<br />

and giving help”. Highschool pupils or pupils<br />

in their final year at grammar schools, secondary<br />

schools and comprehensive schools receive intensive<br />

learning support from a student for 90 minutes<br />

every week. The students are selected by regional<br />

universities and paid by Chancenwerk. The older pupils<br />

in turn undertake – instead of having to pay for<br />

the tutoring – to pass on their knowledge under the<br />

guidance of a qualified tuition coach to two pupils of<br />

the lower years and to assist them in learning. The<br />

parents of the junior pupils pay a small amount to<br />

Chancenwerk (which in turn uses part of this sum to<br />

pay the students).<br />

3 See www.chancenwerk.de<br />

126<br />

The special feature of this model is not only the sustainable<br />

financing cycle, but above all the fact that<br />

many of the older students are for the first time in<br />

their lives given a responsible role to play, that they<br />

experience that they can contribute something to<br />

society, and that volunteering can be fun.<br />

There are many examples amongst Ashoka Fellows<br />

of this promotion of responsibility: With Wheelmap.<br />

org, Ashoka Fellow Raul Krauthausen is for the first<br />

time giving wheelchair users an active role via an online<br />

map in marking locations in their city suitable<br />

for wheelchair users. With Arbeiterkind.de, Ashoka<br />

Fellow Katja Urbatsch is giving children from nonacademic<br />

households an identity and a voice, organising<br />

over 2,000 of them at 80 locations into a network,<br />

and thereby encouraging countless students<br />

to enter higher education.<br />

hOw dO Other cOMMitted peOple wOrk<br />

with sOcial entrepreneurs?<br />

Social entrepreneurship opens up other new volunteering<br />

potential in Germany: many highly qualified<br />

professionals have so far been accustomed – by<br />

private initiative or also through “corporate volunteering”<br />

facilities – to becoming socially involved<br />

outside their field of professional expertise. Bank<br />

employees and lawyers who spend their weekend<br />

painting a school are the prime popular example.<br />

As valuable as this commitment to social cohesion<br />

may be, it is nevertheless true that more and more<br />

people do not want to separate the spheres of work<br />

and social commitment. They want to be able to do<br />

something meaningful and good with their special<br />

skills.<br />

Social entrepreneurs – as shown by the long probono<br />

support list of Ashoka – motivate many specialists<br />

and companies with their professional selfimage<br />

to become volunteers with their professional,<br />

specialist expertise. Often for the first time, they<br />

support someone as a management consultant in<br />

strategy development, as a lawyer in legal issues, as<br />

a communications consultant in marketing. And it is<br />

exactly these skills which are urgently needed in social<br />

entrepreneurs.<br />

The desire for combination of their own expertise<br />

and commitment to society goes even further in<br />

many such people: they are coming to perceive social<br />

entrepreneurs as meaningful future employers.


Few such specialists however are prepared to exchange<br />

a highly-paid and secure job in a company<br />

for work in a small social founder team. Professional<br />

recruitment structures for this purpose have so far<br />

been lacking, although Ashoka has launched a first<br />

initiative with “Talent4Good”. 4<br />

suMMary<br />

Social entrepreneurship is a special form of civic<br />

engagement that can act as a sort of research and<br />

development department of society. The four observations<br />

on the subject of civic engagement are<br />

associated with the following recommendations:<br />

1. Social entrepreneurs are committed, but in paid<br />

employment. We need better starting conditions for<br />

4 This talent initiative is one of six approaches for<br />

faster social innovation in Germany, which were proposed by<br />

Ashoka in 2011 as the result of a study, see http://germany.<br />

ashoka.org/sechs-ansaetze-zur-verbreitung-sozialer-innovation-deutschland.<br />

forum 5 | höll: Volunteering and work amongst social entrepreneurs<br />

this form of entrepreneurship: a recognition culture,<br />

more role models, forms of financing, etc.<br />

2. Volunteers are not typically just helpers for social<br />

entrepreneurs, but promoters of “Empowerment”.<br />

We need more of this imaginative voluntary<br />

participation, which thinks in terms of the personal<br />

strengthening of those committed, and stimulates<br />

socially marginalised groups, to return themselves<br />

to the heart of society.<br />

3. Social entrepreneurs motivate others to more<br />

volunteering with specialist expertise of employees<br />

and companies. For this we need more courage and<br />

openness from companies for new forms of CSR and<br />

“corporate volunteering”.<br />

4. Social entrepreneurs are meaningful employers,<br />

but not yet known to many as a career option. We<br />

need more attractive transitions and transformers<br />

of volunteering as a pastime to volunteering as a<br />

fulltime job.<br />

127


forum 6<br />

engagement und die gestaltung biographisCher übergÄnge<br />

In diesem Forum wurde praxisbezogen diskutiert,<br />

wie biographische Übergänge zwischen Schule und<br />

Beruf oder zwischen Berufstätigkeit und Nacherwerbsphase<br />

mit geeigneten Engagementangeboten<br />

gezielt gestaltet werden können. Welche Formen<br />

des Engagements sind in welcher biographischen<br />

Übergangsphase besonders geeignet? Wie können<br />

im Übergang Schule – Beruf mit Engagementangeboten<br />

gezielt benachteiligte Jugendliche gefördert<br />

werden? Welche Modelle gibt es hier bereits? Welche<br />

Anforderungen an die Jugendberufshilfe ergeben<br />

sich daraus und welche rechtlichen Rahmungen<br />

sind erforderlich?<br />

Welche besonderen Unterstützungsbedarfe haben<br />

ältere Menschen im Übergang in die nachberufliche<br />

Phase? Welchen Beitrag können dabei die Unternehmen<br />

leisten; worin liegt ihr besonderes Interesse?<br />

Welche Modelle gibt es für einen durch Engagementangebote<br />

begleiteten biographischen Übergang in<br />

die Nacherwerbsphase? Wie können dabei die Erfahrungen<br />

und beruflichen Qualifikationen der Älteren<br />

für Engagementkontexte genutzt werden?<br />

Jonathan Przybylski<br />

Vom ErwErbslEbEn in diE rEntE –<br />

eine ChanCe für bürgersChaftliChes<br />

engagement?<br />

Mittlerweile gehört der Begriff des demographischen<br />

Wandels zur Alltagssprache. Dabei ist auch klar, dass<br />

die damit gemeinte Veränderung der Altersstruktur<br />

die Gesellschaft vor große Herausforderungen stellt<br />

– und das nicht nur in Bezug auf die sozialen Sicherungssysteme.<br />

2030 werden in Deutschland über<br />

30% mehr Menschen über 65 Jahre alt sein als 2011 1 .<br />

Damit gehen Veränderungen für die Arbeitsmärkte,<br />

aber auch für den solidarischen Zusammenhalt der<br />

Gesellschaft einher.<br />

1 Statistische Ämter des Bundes und der Länder, 2011<br />

128<br />

Ältere und engagement<br />

Gerade beim Übergang vom Erwerbsleben in die nachberufliche<br />

Phase wird diese Dynamik deutlich. Zum Plus<br />

an Freizeit gesellen sich der Verlust kollegialer Netze<br />

oder der Wegfall des strukturierten Tagesablaufs. Das<br />

Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden – verbunden<br />

mit dem Verlust von Status und Anerkennung –, verstärkt<br />

das Bewusstsein, einen neuen Lebensabschnitt<br />

zu beginnen, der auch mit der Suche nach einem neuen<br />

Sinn, einer neuen „Identität“, verbunden ist.<br />

Diese individuelle Suche nach einer sinnstiftenden Aufgabe<br />

ist eine große Chance für das bürgerschaftliche<br />

Engagement. Die Kompetenzen und Ressourcen der<br />

älteren Generation werden dringend gebraucht – sei<br />

es um den wachsenden Bedarf an Unterstützungsleistungen<br />

für Ältere zu decken oder wegbrechendes Engagement<br />

Jüngerer zu kompensieren. Das Potenzial ist<br />

da: Über acht Millionen Menschen über 55 Jahre engagieren<br />

sich bereits ehrenamtlich und bringen dabei (zu<br />

28% 2 ) ihre Berufserfahrungen mit ein. Sie wollen mitgestalten<br />

und nicht nur gesellschaftliche Pflicht erfüllen.<br />

Daneben darf aber nicht verschwiegen werden, dass<br />

es in zunehmendem Maße auch andere Motive für<br />

Ältere gibt, sich bürgerschaftlich zu engagieren: So<br />

kann zum Beispiel die Übungsleiterpauschale einen<br />

lebensnotwendigen Zuverdienst für Langzeitarbeitslose<br />

oder Rentner mit geringen Altersrenten darstellen.<br />

Ebenso erhofft sich der eine oder andere eine<br />

Brücke zurück in den ersten Arbeitsmarkt. Auch wenn<br />

Altersarmut noch kein flächendeckendes Problem ist,<br />

so werden in Zukunft immer mehr Menschen aus diesen<br />

Gründen ins Engagement drängen.<br />

WelChe rollen spielen unternehmen beim<br />

engagement Älterer?<br />

Unternehmen können insgesamt einen wichtigen<br />

Nährboden für bürgerschaftliches Engagement schaffen:<br />

Mitarbeiter, die von ihrem Arbeitgeber in ih-<br />

2 Freiwilligensurvey 2009


em Engagement unterstützt werden, zum Beispiel<br />

durch Freistellungen oder Spenden, engagieren sich<br />

stärker (im Durchschnitt 19 Stunden pro Monat) als<br />

Arbeitnehmer, die eine solche Unterstützung nicht<br />

erfahren (13 Stunden pro Monat). 3 Darüber hinaus<br />

nehmen die Unternehmen gerade in der Übergangsphase<br />

in den nachberuflichen Lebensabschnitt eine<br />

Schlüsselposition ein. Der Renteneintritt findet heute<br />

zwischen 58 und 64 Jahren statt. Die persönliche<br />

Auseinandersetzung mit der Frage, was im dritten<br />

Lebensabschnitt passieren soll, beginnt in der Regel<br />

bereits in den letzten Berufsjahren.<br />

Auch die Wirtschaft hat die Bedeutung des demographischen<br />

Wandels erkannt. Die im letzten Jahrzehnt<br />

rapide angestiegene Beschäftigungsquote<br />

der Generation 55+ zeigt, dass es im Interesse der<br />

Unternehmen liegt, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

länger in Arbeit zu halten. Die Sicherung der<br />

Beschäftigungsfähigkeit steht dabei ebenso im Fokus<br />

wie der Umgang mit alternden Belegschaften,<br />

Fragen des Wissenstransfers oder der Erhalt hoher<br />

Produktivität im Alter. Die existierenden Ansätze in<br />

diesem Bereich fokussieren Fragen zur Gesundheit,<br />

Arbeitsgestaltung oder Flexibilisierung von Arbeitszeiten.<br />

Nachholbedarf gibt es hingegen noch bei<br />

der Gestaltung alternativer Ausstiegsmodelle für<br />

einen flexiblen Eintritt in die Nacherwerbsphase<br />

(Stichwort Altersteilzeit), bei der Gestaltung von<br />

Wissensmanagementprozessen sowie bei ganzheitlich<br />

angelegten Ansätzen des Alternsmanagements.<br />

Angebote des bürgerschaftlichen Engagements sind<br />

dabei nur eine von vielen Optionen für den Ausstieg.<br />

Obwohl das Personalmanagement die Bedeutung<br />

bürgerschaftlichen Engagements mehr und mehr erkennt<br />

und – beispielsweise über Corporate Volunteering<br />

– in den Unternehmenskontext implementiert,<br />

werden Ältere von diesen Entwicklungen eher selten<br />

berührt. So sind nach einer Studie von AmCham und<br />

Roland Berger nicht einmal 5% der Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer an Corporate Volunteering-Maßnahmen<br />

über 50 Jahre alt 4 Auch wenn die Repräsentativität<br />

dieser Zahlen mit Vorsicht zu genießen ist, lässt<br />

sich ein Trend erkennen: Unternehmen sehen einen<br />

Nutzen des bürgerschaftlichen Engagements für<br />

Teambuilding, Lernen von Sozialkompetenzen oder<br />

für Reputationseffekte eher bei jüngeren Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern oder Auszubildenden.<br />

3 Freiwilligensurvey 2009<br />

4 AmCham/Roland Berger 2011<br />

forum 6 | przybylski: Vom erwerbsleben in die rente<br />

Das Ziel von Unternehmen, ihre Mitarbeiter so lange<br />

wie möglich fit und motiviert im Betrieb zu halten,<br />

kollidiert also mit der Rolle, die sie als Förderer bürgerschaftlichen<br />

Engagements einnehmen könnten.<br />

Ohne einen „business case“ wird es daher für zivilgesellschaftliche<br />

Akteure schwierig, Unternehmen<br />

als Partner hierfür zu gewinnen.<br />

Mit „business cases“ überzeugen<br />

Dabei lohnt sich die Förderung des Engagements älterer<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Gestaltung<br />

des Übergangs in die nachberufliche Phase<br />

– auch für Unternehmen: Zunächst natürlich aus dem<br />

Aspekt der Verantwortungsübernahme für Personal<br />

und Standort heraus. Das Vertrauen und die Bindung,<br />

die damit aufgebaut werden, lassen sich darüber hinaus<br />

auch als Argumente für Rekrutierungs- und Bindungsstrategien<br />

gegenüber Jüngeren verwenden. Der<br />

Aufbau von Alumni-Netzwerken oder Pensionärsclubs<br />

steigert zusätzlich den Reputationseffekt. Der „Klassiker“<br />

in dieser Hinsicht ist sicherlich die Firma Henkel,<br />

die mit ihrer MIT-Initiative (Miteinander im Team) bereits<br />

vorhandenes Engagement der Belegschaft durch<br />

finanzielle Mittel fördert und dabei explizit die Pensionäre<br />

mit berücksichtigt. Immer wichtiger – gerade für<br />

Klein- und Mittelständische Unternehmen – wird der<br />

Aufbau einer „stillen Reserve“ an Pensionären, die<br />

mit ihrem Fachwissen Spitzenbelastungen im Betrieb<br />

durch zeitlich befristete Einsätze abfangen können.<br />

In Zeiten, in denen Beförderungen und Senioritätsentlohnung<br />

keine Automatismen mehr darstellen, ist das<br />

Aufzeigen neuer Aufgabenfelder und Perspektiven für<br />

ältere Beschäftigte elementar, um Motivationslücken<br />

füllen zu können. Das bürgerschaftliche Engagement<br />

kann hier sinnstiftende Tätigkeiten bereitstellen.<br />

angebOte geMeinnütziger OrganisatiOnen<br />

Auch zivilgesellschaftliche Organisationen versuchen,<br />

ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oder Menschen,<br />

die gerade den neuen Lebensabschnitt begonnen<br />

haben, für ehrenamtliche Aufgaben zu gewinnen<br />

– und nutzen dazu unterschiedliche Ansätze.<br />

Vor allem Freiwilligenagenturen bieten Vermittlungen<br />

ins Engagement an. So sollen Projekte wie „Zeit für<br />

Neues“ (Köln) oder „Ehrenamt 55plus“ (Essen) Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter bereits im Unternehmen<br />

ansprechen und für ein Engagement begeistern. Ähnlich<br />

verfährt der Verein Ceno & Die Paten (ebenfalls Köln).<br />

129


forum 6 | przybylski: Vom erwerbsleben in die rente<br />

Das Erfahrungswissen der älteren Generation wird explizit<br />

in zahlreichen weiteren Projekten angesprochen.<br />

Die berufsspezifischen Kompetenzen gut ausgebildeter<br />

und im Beruf erfolgreicher Menschen unterstützen so<br />

den gemeinnützigen Bereich mit Management-Professionalität.<br />

Die landesnahe „Stiftung Partner für Schule<br />

in NRW“ vermittelt zum Beispiel sehr erfolgreich<br />

Coaches an Schulleitungen, der SeniorExpertService<br />

Hochqualifizierte in ausländische gemeinnützige Projekte,<br />

zum Beispiel in der Entwicklungshilfe.<br />

Auch im Bereich der Hilfe zur Selbsthilfe oder in der<br />

Weiterbildung gibt es zahlreiche Projekte. So fördert<br />

ZWAR (Zwischen Arbeit und Ruhestand) die Selbstorganisation<br />

von älteren Menschen, die gemeinsam<br />

soziale Projekte durchführen.<br />

stOlpersteine auf deM weg<br />

Obwohl die Zivilgesellschaft den Übergang als wichtiges<br />

Thema an Unternehmen heranträgt, findet sie<br />

dort nur selten Gehör. Das liegt zum einen daran, dass<br />

nicht alle Unternehmen sich dem demographischen<br />

Wandel aktiv stellen (müssen) und auch nicht alle die<br />

Potenziale der Älteren für den Betrieb stärker nutzen<br />

wollen. Wenn sich Unternehmen mit Älteren befassen,<br />

dann vor allem, weil sie ihre Beschäftigungsfähigkeit<br />

sichern wollen. Die Zielgruppe, die Gemeinnützige<br />

erreichen könnten, ist dementsprechend klein.<br />

Singuläre Angebote von Gemeinnützigen, welche die<br />

Vielfalt der Optionen beim Übergang in die nachberufliche<br />

Phase nicht berücksichtigen, werden wenig Erfolg<br />

haben, Unternehmen von ihrer Notwendigkeit zu überzeugen.<br />

Kooperationen oder die Einbettung in Orientierungsseminare<br />

sind hier vielversprechender. Es fehlen<br />

ganzheitliche Ansätze, die von der Logik und den Wünschen<br />

der Zielgruppen – der älteren Arbeitsnehmer,<br />

aber auch der Unternehmen – ausgehen. Gemeinnützige<br />

und Unternehmen sollten sich dabei bewusst machen,<br />

wer für die Übernahme eines Engagements überhaupt<br />

angesprochen werden kann und soll – und welche<br />

Formen des Engagements dafür in Frage kommen.<br />

Dabei gilt es auch, die Skepsis vieler Arbeitnehmer<br />

zu berücksichtigen. Die Konfrontation mit dem Ende<br />

der Berufslaufbahn erfordert die aktive Auseinandersetzung<br />

mit einer tiefgreifenden Veränderung.<br />

Das ist nicht immer einfach. Ein weiteres Problem ist<br />

die richtige Ansprache: Niemand – erst recht nicht<br />

vor der Rente – fühlt sich von der Zielgruppe „Ältere“<br />

angesprochen und schon gar nicht ihr zugehörig.<br />

130<br />

Letztlich stellt auch die Verblockung der Altersteilzeit<br />

ein Hindernis dar. Der intendierte Effekt, nämlich<br />

die Weitergabe von Wissen und das langsame<br />

Hinausgleiten aus dem Job, greift nicht, wenn das<br />

Instrument der Altersteilzeit lediglich dazu benutzt<br />

wird, den Renteneintritt vorzuverlagern.<br />

fazit<br />

Der Übergang vom Erwerbsleben zur nachberuflichen<br />

Phase hat für die Gewinnung ehrenamtlicher Kräfte<br />

für das bürgerschaftliche Engagement eine große Bedeutung.<br />

Aus zivilgesellschaftlicher Sicht macht es daher<br />

Sinn, dieser Schwelle mehr Beachtung als bisher<br />

zu schenken und über Möglichkeiten nachzudenken,<br />

den Menschen bereits in den Betrieben den Weg in<br />

das Engagement zu ebnen. Dabei sollten sich aber<br />

zivilgesellschaftliche Akteure darüber bewusst sein,<br />

dass bürgerschaftliches Engagement nur eine Facette<br />

der Gestaltung der dritten Lebensphase darstellt,<br />

und dementsprechend versuchen, die Angebote mit<br />

anderen Themenbereichen zu verknüpfen.<br />

So sinnvoll die Ansprache der Beschäftigten im Unternehmen<br />

auch ist – so schwierig ist es, hierfür ein<br />

entsprechendes Interesse seitens der Unternehmen<br />

herzustellen. Der Fokus liegt dort verstärkt auf der<br />

Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit älterer Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter mit dem Ziel, diese<br />

möglichst lange in die betrieblichen Arbeitsprozesse<br />

einzubeziehen. Der Übergang in, ja auch nur die Beschäftigung<br />

mit der nachberuflichen Phase steht damit<br />

in Konkurrenz zur beruflichen Einbindung.<br />

Vielleicht kann ein Blick ins Ausland helfen: In Dänemark<br />

wird das aktive Altern durch die Säulen Erwerbsarbeit<br />

und bürgerschaftliches Engagement<br />

geprägt. Dabei wird die notwendige Infrastruktur<br />

zur Freiwilligenarbeit vom Staat finanziert. Oder die<br />

Idee des „phased-retirements“ aus Großbritannien:<br />

Mit zunehmendem Alter wird den Arbeitnehmern<br />

immer mehr Arbeitszeit für Corporate Volunteering-Maßnahmen<br />

zur Verfügung gestellt – von anfänglich<br />

einem halben Tag pro Woche bis zu einem<br />

vollständigen Übergang bei Renteneintritt. Natürlich<br />

flankiert von „pre-retirement-courses“, den Orientierungsseminaren,<br />

zur Vorbereitung auf die nachberufliche<br />

Phase.<br />

Weitere Informationen unter http://www.phineo.<br />

org/themenreports/veroeffentlichte-reports/engagement55plus/


Susana Szabo<br />

freiwilliges engageMent: ein katalysatOr<br />

für die berufliche und<br />

persönliche weiterentwicklung<br />

einleitung<br />

Ich möchte an den Beginn meiner Ausführungen<br />

den Begriff des „Altruismus“ stellen, der als eines<br />

der wesentlichen Merkmale des freiwilligen Engagements<br />

gilt. Im Gegensatz zur gängigen Auffassung<br />

sind Handlungen, die durch Altruismus motiviert<br />

sind, keine reinen Handlungen des großzügigen<br />

Gebens ganz ohne Gegenleistung. Altruismus ist<br />

vielmehr ein Dialog, ein Austausch. Der erste, der<br />

darauf hinwies, war ein französischer Anthropologe,<br />

Marcel Mauss, der im Jahr 1923 in einem Buch<br />

mit dem Titel „Essai sur le don”, ein Essay über das<br />

Geben in Urgesellschaften, die Theorie aufstellte,<br />

dass „Geben” kein einseitiger wirtschaftlicher Akt<br />

sei, sondern ein Austausch, der nicht nur eine Auswirkung<br />

auf das Wohlergehen des Individuums hat,<br />

sondern auch auf das gute Funktionieren der Gesellschaft<br />

als Ganzes.<br />

Freiwillige, die ihre Zeit und ihre Energie aus freien<br />

Stücken zur Verfügung stellen, ohne eine finanzielle<br />

Gegenleistung zu erhalten, bestätigen im Allgemeinen<br />

Marcel Mauss Theorie. Freiwillige sagen oft:<br />

„Ich habe viel gegeben, aber auch viel bekommen”,<br />

oder sogar: „Je mehr ich gebe, desto mehr erhalte<br />

ich zurück”. Was aber sind diese symbolischen,<br />

nicht-finanziellen Gaben, die der Freiwillige als Gegenleistung<br />

für sein Engagement erhält? Je nach der<br />

Motivation des einzelnen Freiwilligen gibt es auf diese<br />

Frage unzählige Antworten, aber man kann generell<br />

zwei Kategorien unterscheiden:<br />

• Freiwilliges Engagement kann dem Einzelnen helfen,<br />

Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entwickeln.<br />

• Freiwilliges Engagement kann die Selbsterkenntnis<br />

fördern und die Herausbildung einer<br />

persönlichen Identität unterstützen.<br />

Es gibt natürlich noch andere Arten des Lohnes für<br />

freiwilliges Engagement: das Gefühl, ein nützliches<br />

Mitglied der Gesellschaft zu sein; Spaß zu haben,<br />

indem man Dinge gemeinsam mit anderen unternimmt;<br />

zu einer Gruppe Gleichgesinnter zu gehören;<br />

etwas gegen seine Einsamkeit zu tun und so weiter.<br />

Aber diese Faktoren können auch als Elemente für<br />

forum 6 | szabo: freiwilliges engagement ...<br />

die Schaffung, Umformung oder Neubildung einer<br />

persönlichen Identität angesehen werden.<br />

Ich möchte ganz kurz bei dem Begriff der Identität<br />

verweilen, und wie freiwilliges Engagement durch<br />

den Nutzen, den der Freiwillige aus seiner freiwilligen<br />

Tätigkeit zieht, zu ihrer Schaffung beitragen<br />

kann. Es gibt viele verschiedene soziologische oder<br />

psychologische Ansätze zur Erklärung des Begriffes<br />

der Identität (Identität, die durch eine berufliche<br />

Tätigkeit, durch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe<br />

usw. definiert wird). Aber wie auch immer die Erklärung<br />

ausfällt – es herrscht Einigkeit darüber, dass<br />

die Schaffung einer Identität, wie zum Beispiel beim<br />

freiwilligen Engagement, ein Prozess ist, der in zwei<br />

Richtungen verläuft: Einerseits bedeutet es, uns als<br />

Individuen zu erkennen, die ihre eigene Singularität<br />

unter Beweis stellen. Andererseits wird unsere Identität<br />

auch stark durch die Art und Weise bestimmt,<br />

wie wir von anderen wahrgenommen werden, durch<br />

das Bild, das zu uns zurückgeworfen wird, durch die<br />

Augen der anderen.<br />

Es gibt jedoch drei besondere Momente im Leben, in<br />

denen die Frage der Identität und somit der Erkenntnis<br />

von besonderer Bedeutung ist:<br />

• wenn wir aufwachsen, in unseren Jugendjahren,<br />

wo unsere Identität geprägt wird,<br />

• wenn Menschen ihre Arbeit verlieren und von<br />

staatlicher Unterstützung leben, wenn sie auch<br />

das Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten verlieren<br />

und sich eine neue Identität erarbeiten<br />

müssen,<br />

• wenn wir ins Rentenalter kommen, wenn wir<br />

unseren Alltag neu organisieren und eine<br />

neue Vorstellung von uns selbst gewinnen<br />

müssen.<br />

In diesen drei Fällen kann freiwilliges Engagement<br />

ein Katalysator und ein besonders nützliches Hilfsmittel<br />

sein, das Menschen in die Lage versetzt, den<br />

notwendigen Übergang in einen neuen Lebensabschnitt<br />

zu vollziehen. Ich möchte darum diese drei<br />

verschiedenen „Hintergründe des freiwilligen Engagements”<br />

sowie France Bénévolats Antwort auf ihre<br />

Erfordernisse beschreiben.<br />

freiwilliges engageMent junger Menschen<br />

Im Gegensatz zu einigen Vorurteilen über junge<br />

Menschen sind diese nicht so egoistisch und indivi-<br />

131


forum 6 | szabo: freiwilliges engagement ...<br />

dualistisch, wie es häufig dargestellt wird. Sie sind<br />

nicht weniger fähig zur Übernahme von Verpflichtungen<br />

oder zum Widerstand gegen Ungerechtigkeit<br />

als frühere Generationen es waren. Nur ihre<br />

Sichtweise auf das Engagement und ihre Art der<br />

Umsetzung haben sich geändert. Gestützt auf eine<br />

Reihe von Untersuchungen und unsere eigenen Erfahrungswerte<br />

ergibt sich folgendes Bild vom Engagement<br />

junger Menschen:<br />

• sie besitzen die gleiche Empörungsfähigkeit wie<br />

frühere Generationen<br />

• doch sie brauchen konkrete Handlungen und<br />

Projekte mit messbaren Ergebnissen, die ihnen<br />

das Gefühl der Nützlichkeit geben<br />

• sie bevorzugen kollektives Handeln in Gruppen<br />

aus Gleichgesinnten (Gruppenzugehörigkeit<br />

und Identifikationsfähigkeit sind ein wichtiger<br />

Faktor bei der Herausbildung einer Identität)<br />

• Misstrauen gegen ideologische Debatten<br />

• sie wollen konkrete und rasche Ergebnisse und<br />

haben darum eine Abneigung gegen langfristige<br />

Verpflichtungen<br />

• angesichts des schwierigen Eintritts in den Arbeitsmarkt<br />

muss ihr Engagement ihnen auch<br />

einen persönlichen Nutzen im Hinblick auf ihre<br />

berufliche Vermittlungsfähigkeit verschaffen.<br />

Organisationen, die mit Freiwilligen arbeiten, können<br />

jungen Menschen helfen, Fähigkeiten zu entwickeln,<br />

ihre Identität zu unterstreichen und ihre Tauglichkeit<br />

für den Arbeitsmarkt zu verbessern. Doch<br />

sie müssen sich auch auf die neuen Bedürfnisse<br />

der Freiwilligen einstellen. Sie müssen ihre pädagogische<br />

Sichtweise erneuern und gewissermaßen<br />

„neu erfinden“, um für junge Menschen attraktiv zu<br />

sein und ihnen beim Erwachsenwerden und bei der<br />

Integration in ein aktives Leben behilflich zu sein.<br />

Diese neue Pädagogik muss:<br />

• die Wünsche junger Menschen berücksichtigen<br />

und auf den Aktivitäten aufbauen, die sie möglicherweise<br />

spontan begonnen haben. Dafür<br />

muss man lernen, ihnen zuzuhören und ihren<br />

sozialen Rhythmus zu respektieren.<br />

• Projekte oder Aufgaben ermitteln, die speziell<br />

einer Gruppe Jugendlicher anvertraut werden<br />

könnten. Wir haben die Erfahrung gemacht,<br />

dass junge Menschen sich lieber in Projekten<br />

oder für Aufgaben engagieren, die ausdrücklich<br />

für eine Gruppe junger Menschen gemacht<br />

132<br />

sind, als sich Projekten von allgemeiner Art zu<br />

widmen. Diese Herangehensweise kann noch<br />

durch ein System aus Lernbeispielen oder anderen<br />

Formen der generationsübergreifenden<br />

Zusammenarbeit unterstützt werden.<br />

• die Erfahrungen und Kompetenzen anerkennen,<br />

die während des freiwilligen Engagements gewonnen<br />

und erworben wurden.<br />

Bei France Bénévolat haben wir vor mehr als vier<br />

Jahren ein besonderes Begleitelement entwickelt:<br />

Den „Freiwilligenpass”. In ihm sind die Projekte,<br />

an denen der Freiwillige teilgenommen hat, seine<br />

gewonnenen Erfahrungen und erworbenen Fertigkeiten<br />

verzeichnet. Er kann als wertvolle Komponente<br />

des eigenen Lebenslaufs dienen, als Nachweis<br />

beruflicher Leistungen verwendet werden oder die<br />

berufliche Orientierung oder Neuorientierung unterstützen.<br />

Er ist ein Selbsteinschätzungsdokument,<br />

das gemeinsam mit der Organisation ausgefüllt werden<br />

sollte, in der die Projekte durchgeführt wurden.<br />

Es gibt noch andere solcher Hilfsmittel in Frankreich,<br />

aber auch in ganz Europa. Die Europäische Kommission<br />

hat unlängst die Einführung eines Europäischen<br />

Qualifikationspasses angekündigt, der auf<br />

den gleichen Prinzipien basiert und eine transnationale<br />

Anerkennung erlaubt.<br />

freiwilliges engageMent und arbeitssuche<br />

Freiwilliges Engagement kann Arbeitssuchenden in<br />

vielerlei Weise helfen. Doch unseren Erfahrungen<br />

nach lassen sich vier wesentliche Ergebnisse ausmachen,<br />

auch wenn sie entsprechend dem Profil<br />

(Alter, Dauer der Arbeitslosigkeit usw.) und der Persönlichkeit<br />

des betreffenden Freiwilligen variieren<br />

können.<br />

1) Eine Aufwertung der persönlichen Selbstwahrnehmung<br />

(„Wenigstens tue ich etwas Sinnvolles”<br />

und „Ich bekomme etwas zustande!”); ebenso ein<br />

Gefühl des Gebrauchtwerdens, ein Ausstieg aus der<br />

Einsamkeit und Isolation, weniger häusliche Spannungen<br />

usw., die allesamt wichtige Elemente für die<br />

Umgestaltung einer Identität sind.<br />

2) Das Knüpfen oder Auffrischen sozialer Beziehungen<br />

oder die Schaffung eines neuen Netzes hilfreicher<br />

Kontakte.<br />

3) Die Orientierung auf neue berufliche Felder dank<br />

ähnlicher oder artverwandter Freiwilligentätigkeiten.


4) Die Entwicklung von Fähigkeiten und Fertigkeiten,<br />

wie in jedem Fall, wo eigenverantwortliche Aktivitäten<br />

unternommen werden.<br />

Wir müssen aber bedenken, dass freiwilliges Engagement<br />

zwar durchaus die Lage des Arbeitslosen verbessern<br />

kann, weil es seine Vermittlungsfähigkeit erhöht,<br />

aber keinesfalls das Problem der Arbeitslosigkeit an<br />

sich zu lösen vermag. Wir sollten freiwilliges Engagement<br />

um seiner intrinsischen Qualitäten willen schätzen<br />

und nicht als einen Politik-Ersatz ansehen.<br />

France Bénévolat empfiehlt Organisationen, die mit<br />

Freiwilligen arbeiten, besonders aufmerksam zu<br />

sein, wenn sie Projekte für Freiwillige in die Hände<br />

von Arbeitssuchenden legen. Sie sollten darauf achten,<br />

dass die Projekte:<br />

• für den arbeitslosen Freiwilligen nutzbringend<br />

und motivierend sind.<br />

• auch für die Organisation von Nutzen sind. Oder<br />

anders ausgedrückt: Vermeiden Sie es, diesen<br />

Freiwilligen Aufgaben anzutragen, nur damit sie<br />

etwas zu tun haben.<br />

• die Arbeitssuche wirkungsvoll unterstützen.<br />

• ohne Weiteres an andere Personen übertragen<br />

werden können, wenn ein arbeitsloser Freiwilliger<br />

eine Arbeit findet. In diesem Sinne sind die<br />

besten Aufgaben im Rahmen freiwilligen Engagements<br />

solche Projekte, die zeitlich begrenzt<br />

sind, oder Projekte, an denen ein ganzes Team<br />

beteiligt ist.<br />

freiwilliges engageMent für ruheständler<br />

Dies ist der dritte Bereich, in dem freiwilliges Engagement<br />

den Übergang ins Senioren-Leben erleichtern<br />

kann, ohne dabei die einzige Lösung sein zu wollen, die<br />

einen erfüllten Ruhestand garantieren kann. Der Übergang<br />

aus dem aktiven Erwerbsleben in den Ruhestand<br />

ist eine gewaltige Umstellung und darum ein recht<br />

komplexer Prozess. Die bloßen Worte, die mit „Ruhestand“<br />

zu tun haben, können völlig gegensätzliche<br />

Emotionen auslösen: Arbeit kann „sozialen Erfolg” bedeuten,<br />

aber auch „Stress”; Ruhestand kann „Freiheit“<br />

bedeuten, aber auch „Verlust sozialer Identität”. Viel<br />

hängt von der Situation des Einzelnen ab; davon, ob<br />

die letzten Erwerbsjahre von Erfolg oder von Niederlagen<br />

geprägt waren; ob der Betreffende noch andere<br />

Interessen oder soziale Beziehungen hatte als die, die<br />

sich aus der beruflichen Tätigkeit selbst ergaben; ob ein<br />

Plan für die Zukunft vorliegt oder nicht.<br />

forum 6 | szabo: freiwilliges engagement ...<br />

Beim Übergang ins Ruhestandsleben sind die individuellen<br />

Umstände und die Bedingungen, unter denen<br />

der Betreffende das Arbeitsleben verlassen hat, die<br />

wichtigsten Faktoren. Viele Ruheständler erleben ein<br />

Gefühl der „Nutzlosigkeit“, des Zurückgelassenwerdens,<br />

während das Leben ohne sie weitergeht. Selbst<br />

wenn der Ruhestand in positiver Weise wahrgenommen<br />

wird, bedarf es einer Phase der Akklimatisierung,<br />

ähnlich dem Prozess des Trauerns. Ein Leben, das im<br />

Verlauf von 40 Jahren durch Arbeit geprägt war, das<br />

durch den Rhythmus des Erwerbslebens, durch die<br />

sozialen Kontakte des Arbeitsumfeldes bestimmt<br />

wurde, braucht Zeit und im Allgemeinen auch Unterstützung,<br />

um sich an die veränderten Umstände<br />

anzupassen. Diese Unterstützung steht heute nicht<br />

systematisch zur Verfügung.<br />

Freiwilliges Engagement ist eine mögliche Antwort<br />

in diesem Anpassungsprozess, doch es kann nicht<br />

als alleinige Erfolgsgarantie angesehen werden.<br />

Im Gegenteil: Es muss Teil eines viel umfassenderen<br />

Übergangsprozesses sein, eine Komponente in<br />

einem ganzen System aus Hilfestellungen, die dem<br />

Einzelnen helfen, ihr Leben neu zu definieren, und<br />

ihm einen neuen Sinn geben. Senioren, die diesen<br />

Prozess nicht durchleben und sich eilig in ein freiwilliges<br />

Engagement stürzen, nur um ein Vakuum zu<br />

füllen und ihrem Leben etwas Sinn zu geben, sind<br />

in der Regel am Ende enttäuscht – und enttäuschen<br />

auch die Organisationen, denen sie doch eigentlich<br />

helfen wollten.<br />

Laut einer Flash Barometer-Umfrage, die im Jahr<br />

2008 in Europa durchgeführt wurde, erklärten 75%<br />

der Älteren, die vor dem Ruhestand befragt wurden,<br />

sich später sozial oder auf sonstige Weise freiwillig<br />

engagieren zu wollen. Tatsächlich aber realisierten<br />

nur 44% dieses Vorhaben, nachdem sie in den Ruhestand<br />

gegangen waren. Unsere Erfahrung bestätigt<br />

diese Tendenz. Es besteht eine starke theoretische<br />

Motivation, sich zu engagieren und für die Gesellschaft<br />

von Nutzen zu sein, aber es gibt auch eine<br />

gewisse Furcht und Zurückhaltung, wenn es dann<br />

um die praktische Umsetzung geht. Hinter dieser<br />

Zurückhaltung stehen oft familiäre Umstände: verschiedene<br />

Zeitpunkte des Eintritts in den Ruhestand<br />

zwischen den Ehepartnern, gemeinsame oder getrennte<br />

Projekte für Ruhestandsaktivitäten, Zeit für<br />

die Enkel usw.<br />

In der Praxis bedeutet das, dass Möglichkeiten für<br />

ein freiwilliges Engagement für Senioren auf die Be-<br />

133


forum 6 | schlimbach: „engagierte jugendliche“<br />

dürfnisse des Einzelnen abgestimmt werden müssen.<br />

Es müssen unterschiedliche Wege gegangen<br />

werden für diejenigen, die bereits während ihres<br />

Berufslebens in Freiwilligenorganisationen mitgewirkt<br />

haben, und für diejenigen, die freiwilliges Engagement<br />

und Freiwilligenorganisationen erst nach<br />

ihrem Eintritt in den Ruhestand entdecken.<br />

Wir wissen auch, dass Ruheständler sehr stark im<br />

Freiwilligensektor vertreten sind; insbesondere in<br />

der Leitung und Führung von Freiwilligenorganisationen.<br />

Das ist gut, denn die Organisation kommt so<br />

in den Genuss der Erfahrungen eines langen Berufslebens.<br />

Das kann sich aber auch als Handicap erweisen,<br />

wenn keine Erneuerung garantiert ist.<br />

Darum vertreten wir bei France Bénévolat die Auffassung,<br />

dass es von überragender Bedeutung ist,<br />

eine generationsübergreifende Sichtweise auf Freiwilligenprogramme<br />

für Senioren zu pflegen, die die<br />

Weitergabe von Wissen garantiert, aber ebenso den<br />

Wechsel und die Erneuerung von Verantwortlichkeiten<br />

beinhaltet.<br />

Tabea Schlimbach<br />

„engagierte jugendliche“ – die<br />

rOlle des freiwilligen engage-<br />

Ments iM übergang schule–beruf<br />

Neben der enormen gesellschaftlichen Relevanz<br />

ehrenamtlichen Engagements ist in den letzten<br />

Jahrzehnten zunehmend auch der Eigenwert für<br />

die freiwillig Engagierten selbst in den Fokus geraten.<br />

Vor allem Jugendliche, die an der Schwelle<br />

zum Berufsleben stehen, verbinden mit einer ehrenamtlichen<br />

Tätigkeit verstärkt die Hoffnung, den<br />

eigenen Berufseinstieg zu erleichtern. Auf politischer<br />

und fachpraktischer Ebene wird überlegt,<br />

wie Freiwilligendienste stärker für benachteiligte<br />

Jugendliche geöffnet werden können. Gerade für<br />

diese Gruppe kann das Lernfeld „Ehrenamt“ eine<br />

wichtige Ergänzung und Kompensation schulischen<br />

Lernens darstellen.<br />

Die Qualifizierung für einen geeigneten Beruf als<br />

Grundlage für die eigenständige Existenzsicherung<br />

ist eine der vier von Hurrelmann formulierten<br />

zentralen Entwicklungsaufgaben im Jugendalter<br />

(Hurrelmann 2007: 26ff.). Diese Aufgabe stellt Jugendliche<br />

heute vor große Herausforderungen.<br />

134<br />

Auf der Suche nach Orientierung finden sie keinen<br />

„goldenen“ Weg mehr, der den erfolgreichen Einstieg<br />

in einen bestimmten Beruf garantiert, sondern<br />

eine Vielzahl von Bildungs- und Ausbildungswegen,<br />

deren berufliche Wirkung für Jugendliche schlecht<br />

abschätzbar ist. Eine Konsequenz dessen ist eine<br />

Ausweitung der Übergangsphasen. Davon sind zum<br />

einen niedrigqualifizierte Jugendliche betroffen, die<br />

im Wettbewerb um Ausbildungs- und Arbeitsstellen<br />

nicht erfolgreich waren, zum anderen aber auch Jugendliche,<br />

die sich mit der Wahl eines Berufsweges<br />

noch etwas Zeit lassen und sich ausprobieren wollen.<br />

Letztere verfügen oft über hohes soziales Kapital<br />

und Bildungskapital mit einer günstigen Prognose<br />

für den weiteren Berufsverlauf. Hingegen sind vor<br />

allem Jugendliche mit maximal einem Hauptschulabschluss<br />

und Jugendliche mit Migrationshintergrund<br />

einem erhöhten Prekaritätsrisiko (Ausbildungslosigkeit,<br />

Brüche) ausgesetzt (Autorengruppe Bildungsberichterstattung<br />

2010).<br />

Das Übergangspanel des Deutschen Jugendinstituts<br />

(Reißig/Gaupp/Lex 2008) zeigt, dass zwar 50%<br />

der befragten Hauptschulabsolventen gleich nach<br />

der Schule eine Ausbildung beginnen wollen. Dies<br />

gelingt jedoch nur einem Viertel. Viele Jugendliche<br />

nehmen zur Überbrückung an den Maßnahmen des<br />

sogenannten Übergangssystems teil, das allerdings<br />

wegen der Inkohärenz und Intransparenz seiner<br />

Maßnahmen und wegen seiner unzureichenden und<br />

teilweise sogar negativen Wirkungen auf den Berufseinstieg<br />

in der Kritik steht. Demgegenüber wird<br />

Engagement als wichtiges Lernfeld für Jugendliche<br />

verstanden und kommt auch vielen jugendlichen<br />

Bedürfnissen (Gemeinschaft, Austausch, Qualifikationsmöglichkeiten)<br />

entgegen.<br />

Wie können diese Übergänge nun durch Ehrenamt<br />

mitgestaltet bzw. beeinflusst werden? Dafür sind<br />

zunächst die Zahlen des Freiwilligensurveys interessant:<br />

Sie zeigen, dass Jugendliche einerseits eine sehr<br />

aktive Gruppe mit hohem Wachstumspotenzial an<br />

freiwilligem Engagement sind, und dass Engagement<br />

bei ihnen großes Ansehen genießt. Andererseits<br />

ist das tatsächliche Engagement leicht, aber kontinuierlich<br />

rückläufig – aufgrund anderer wichtiger<br />

Aufgaben (und dazu zählt auch der Übergang Schule–Beruf),<br />

aber auch aufgrund einer intensiveren<br />

Nutzung neuer Medien. Unter den verschiedenen<br />

Altersgruppen der Engagierten sind es vor allem die<br />

Jugendlichen, die mit einem Engagement auch einen<br />

konkreten Nutzen für den eigenen Berufseinstieg


verbinden. Dies bedeutet nicht, dass altruistische<br />

Motive keine Rolle spielen, sondern ist vielmehr als<br />

Antwort auf immer höhere Anforderungen auf dem<br />

Ausbildungs- und Arbeitsmarkt zu deuten.<br />

Wie profitieren Jugendliche aber nun konkret vom<br />

Ehrenamt? Dazu sind verschiedene Evaluationen<br />

von Freiwilligendiensten sowie Studien zur Kompetenzerfassung<br />

aussagekräftig. Das Institut für Sozialforschung<br />

und Gesellschaftspolitik (ISG) bescheinigt<br />

den Freiwilligendiensten (FD), ein wichtiger berufsrelevanter<br />

Lern- und Orientierungsort zu sein (ISG<br />

2006). Die Teilnehmenden beurteilen<br />

• zu 70%, dass sich die beruflichen Chancen durch<br />

den FD verbessert haben,<br />

• zu 40%, dass die FD zur beruflichen Entwicklung<br />

beigetragen haben (dieser Effekt wird von den<br />

Hauptschülern besonders stark genannt) und<br />

• zu 50%, dass sie relevante Kompetenzen erwerben<br />

konnten.<br />

Welche Kompetenzen konkret im Ehrenamt erworben<br />

werden, wird eindrucksvoll in einer Arbeit<br />

von Wiebken Düx gezeigt. Hier wird deutlich, dass<br />

Lerneffekte im freiwilligen Engagement sich auf alle<br />

Kompetenzbereiche beziehen (Düx 2006).<br />

Auf die positiven beruflichen Effekte der FD verweisen<br />

auch die Verbleibsquoten. Demnach befinden<br />

sich 80% der Teilnehmer sechs Monate nach Abschluss<br />

des FD in Ausbildung oder Studium. Allerdings<br />

haben viele der FD-Teilnehmer einen höheren Schulabschluss.<br />

Unter denen, die nach dem FD arbeitslos<br />

sind, ist die Gruppe der Hauptschulabsolventen mit<br />

14% (gegenüber 6% derer mit Realschulabschluss<br />

und 2% derer mit Abitur) deutlich überrepräsentiert.<br />

Sie profitieren insgesamt weniger von den Vorteilen<br />

des FD (Anrechnung als Vorpraktikum, Wartesemester<br />

oder Qualifikationsbaustein).<br />

Einflüsse des Engagements auf die Berufswege Jugendlicher<br />

zeigen sich nicht nur in der Erhöhung von<br />

Einstiegschancen und in Übergangszahlen, sondern<br />

auch in den beruflichen Plänen Jugendlicher nach<br />

dem FD. Gut drei Viertel der im Rahmen der bereits<br />

erwähnten Evaluation der FD durch das ISG befragten<br />

Jugendlichen werden in ihrem Berufswunsch<br />

direkt vom Freiwilligendienst beeinflusst, wobei ein<br />

Drittel (bei den Jugendlichen mit Hauptschulabschluss<br />

sogar 50%) einen ähnlichen Beruf und 50%<br />

einen Beruf mit inhaltlicher Verbindung planen.<br />

forum 6 | schlimbach: „engagierte jugendliche“<br />

Auf langfristige Zusammenhänge zwischen Ehrenamt<br />

und beruflichem Fortkommen weist eine Studie<br />

zum Kompetenzerwerb im freiwilligen Engagement<br />

am DJI hin (Düx/Prein/Sass/Tully 2008). Demnach<br />

haben engagierte Jugendliche als Erwachsene mehr<br />

Kompetenzen als Nicht-Engagierte (vor allem in<br />

Bezug auf Organisations- und Leitungsaufgaben),<br />

erreichen höhere Ausbildungsabschlüsse als Nicht-<br />

Engagierte und sind als Erwachsene gesellschaftlich<br />

besser integriert und beruflich erfolgreicher.<br />

Der Zugang zum freiwilligen Engagement ist, wie an<br />

anderer Stelle schon angedeutet wurde, stark an die<br />

sozialen Ressourcen und kulturellen Interessen im<br />

Elternhaus sowie die eigene schulische Qualifikation<br />

geknüpft. Ein Blick in den Bildungsbericht 2010<br />

zeigt, dass nur 10% der Hauptschülerinnen und<br />

-schüler einen Freiwilligendienst absolvieren und<br />

damit gegenüber Realschülerinnen und- schülern<br />

und ganz besonders Abiturienten deutlich unterrepräsentiert<br />

sind (Autorengruppe Bildungsberichterstattung<br />

2010). Die Öffnung von FD ist seit über<br />

zehn Jahren Gegenstand verschiedener politischer<br />

Aktivitäten. Daraus sind Gesetzesänderungen, verstärkte<br />

Förderung benachteiligter Jugendlicher in<br />

bestehenden FD sowie spezifische, auf die Bedarfe<br />

benachteiligter Jugendlicher zugeschnittene Modelle<br />

von freiwilligen Diensten hervorgegangen. Prominente<br />

Beispiele sind die bundesweiten Programme<br />

Freiwilliges Soziales Trainingsjahr (mit einer 50%igen<br />

Erfolgsquote für das Ziel soziale und berufliche<br />

Integration, siehe Braun/Förster/Kuhnke u.a. 2005)<br />

und die Freiwilligendienste machen kompetent, in<br />

denen Kompetenzvermittlung in Praxiseinsätzen mit<br />

Qualifizierungsbausteinen und sozialpädagogischer<br />

Betreuung kombiniert werden. Auf Landesebene<br />

können exemplarisch das FSJ plus (zum Nachholen<br />

des RS-Abschlusses) und das FSJ Focus (zur beruflichen<br />

Neuorientierung und zur Personalakquise für<br />

sozialpflegerische Berufe) in Baden-Württemberg<br />

genannt werden. Das Design des Europäischen Freiwilligendienstes<br />

sieht keine Mindestqualifikation<br />

sowie die ausdrückliche Förderpriorität für Jugendliche<br />

mit besonderem Förderbedarf vor.<br />

Einen interessanten Blick auf benachteiligte Jugendliche<br />

in FD ermöglicht das Übergangspanel<br />

des DJI (Reißig/Gaupp/Lex 2008). Nur 2,4% des ausgewählten<br />

Samples (dabei handelt es sich um eine<br />

nicht-repräsentative Stichprobe von Hauptschülerinnen<br />

und -schülern aus integrierten Bildungsgängen<br />

und z.T. Schulmüdenprojekten) haben einen FD<br />

135


forum 6 | schlimbach: „engagierte jugendliche“<br />

absolviert, wobei 53% auf eigenen Wunsch zum FD<br />

gekommen sind und 32% diesen Weg als Notlösung<br />

in Ermangelung einer anderen beruflichen Perspektive<br />

gewählt haben. Über 2/3 beurteilen rückblickend,<br />

dass ihnen der FD „sehr viel gebracht“ hat, nur 2%<br />

sehen keine positiven Effekte. Die Anschlussperspektiven<br />

dieser Jugendlichen waren im Vergleich<br />

zum gesamten Sample bezüglich des Übergangs in<br />

Ausbildung oder Arbeit deutlich positiver: 45% der<br />

Jugendlichen haben eine Ausbildung begonnen und<br />

12% sind in Arbeit gemündet. Allerdings hatten 14%<br />

keine Anschlussperspektive.<br />

Resümierend kann gesagt werden, dass ehrenamtliches<br />

Engagement einerseits hohe Potenziale für die<br />

Berufsorientierung, den Erwerb von Kompetenzen<br />

und den Übergang in die Arbeitswelt birgt, die sich<br />

insbesondere für Jugendliche mit niedrigen schulischen<br />

Qualifikationen auszahlen können. Andererseits<br />

kann das Lernen im Ehrenamt bisher nicht als<br />

Kompensation von sozialer Ungleichheit verstanden<br />

werden, sondern verstärkt sie durch unterschiedliche<br />

Zugangschancen tendenziell noch.<br />

Bei der Herausforderung, wie man einerseits FD stärker<br />

für benachteiligte Jugendliche und andererseits<br />

benachteiligte Jugendlicher stärker für freiwilliges<br />

Engagement öffnen kann, müssen sowohl Barrieren<br />

wie Altersbegrenzungen, der Wegfall von bestehenden<br />

Hilfebezügen bei Aufnahme eines FD, „Zeitverluste“<br />

(Ehrenamt als weitere „Schleife“ im Übergang<br />

Schule–Beruf) und Zugangsbeschränkungen, als<br />

auch Fragen der richtigen Ansprache benachteiligter<br />

Jugendlicher vor dem Hintergrund von Selbstselektionsprozessen,<br />

Desinteresse und Bewältigungsängsten<br />

(angesichts der hohen Anforderungen an<br />

Jugendliche in FD) adressiert werden. Gleichzeitig<br />

darf in der Diskussion um die Nutzbarmachung von<br />

Engagement für den erfolgreichen Berufseinstieg<br />

auch die kritische Auseinandersetzung mit dem „Eigenwert“<br />

von Ehrenamt nicht fehlen. Nicht zuletzt<br />

spielen die Erwartungen der Einsatzstellen und<br />

die Kenntnisse von Berufsberatern bezüglich spezifischer<br />

freiwilliger Tätigkeiten für benachteiligte<br />

Jugendliche eine entscheidende Rolle in der erfolgreichen<br />

Steigerung der Beteiligung benachteiligter<br />

Jugendlicher an FD.<br />

literatur<br />

• Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2010):<br />

Bildung in Deutschland 2010. Bielefeld.<br />

136<br />

• Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend (2009): Hauptbericht des Freiwilligensurveys<br />

2009. Online verfügbar unter http://<br />

www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/3._20Freiwilligensurvey-Haupt<br />

bericht,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,<br />

rwb=true.pdf (letzter Zugriff November 2011).<br />

• Braun, F./Förster, H./Kuhnke, R. (2005): Abschlussbericht<br />

zum Modellprogramm Freiwilliges Soziales<br />

Trainingsjahr. München.<br />

• Düx, W. (2006): Zum Kompetenzerwerb Jugendlicher<br />

im Freiwilligen Engagement. In: Rauschenbach,<br />

T./Düx, W./Sass, E.: Informelles Lernen im<br />

Jugendalter. München.<br />

• Düx, W./Prein, G./Sass, E/Tully, C.J. (2008):<br />

Kompetenzerwerb im freiwilligen Engagement.<br />

München.<br />

• Hurrelmann, K. (2007): Lebensphase Jugend.<br />

Weinheim.<br />

• ISG (2006): Ergebnisse der Evaluation des FSJ<br />

und FÖJ. Köln/Berlin.<br />

• Reißig, B., Gaupp, N., Lex, T. (2008): Hauptschüler<br />

auf dem Weg von der Schule in die Arbeitswelt.<br />

Übergänge in Arbeit, Band 9. München.


fOruM 6<br />

VOlunteering and the planning Of biOgraphical transitiOns<br />

This forum discussed in a very practical manner how<br />

the transition from school to work or between work<br />

and post-employment can be specifically organised<br />

with the offer of appropriate opportunities for volunteering.<br />

What forms of volunteering are suitable in<br />

what transitional phases? How can the transition from<br />

school to work be facilitated with volunteering offers<br />

specifically targeted at disadvantaged young people?<br />

What models are already in place? What should youth<br />

employment assistance schemes provide as a result,<br />

and what legal frameworks are needed?<br />

What specific support do older people need in their<br />

transition to the post-employment stage? What<br />

contributions can companies make, and what is<br />

their specific interest in this issue? What models are<br />

available for a transition to post-employment accompanied<br />

by volunteering offers? How might we draw<br />

on the experience and qualifications of the elderly in<br />

volunteering contexts?<br />

Jonathan Przybylski<br />

frOM wOrking life intO retire-<br />

Ment – an OppOrtunity fOr ciVic<br />

engageMent?<br />

The term ‚demographic change‘ has now become part<br />

of our everyday language. The term refers to changes<br />

in the structure of the age pyramid which are clearly<br />

putting a huge strain on society – and not only in<br />

terms of the social security systems. In 2030, there will<br />

be over 30% more people aged 65+ living in Germany<br />

than in 2011. This will affect the labour markets, as<br />

well as the solidarity and cohesion in society.<br />

Older peOple and VOlunteering<br />

These dynamics become particularly apparent during<br />

the transition from working life to retirement.<br />

The gain in leisure time is accompanied by the loss of<br />

collegial networks and a structured daily routine. The<br />

feeling of being surplus to requirements – combined<br />

with a loss of status and recognition – brings home the<br />

fact that a new phase of life is beginning, where a new<br />

sense of purpose, a new ‚identity‘ must be found.<br />

This individual quest a worthwhile occupation is a<br />

wonderful opportunity for civic engagement. The older<br />

generation‘s skills and resources are urgently required<br />

– whether to meet the growing demand for<br />

support services for the elderly or in order to compensate<br />

for younger people giving up their voluntary<br />

commitments. The potential is there: more than eight<br />

million people aged over 55 already do voluntary work<br />

and (28% ) draw on their professional experiences to<br />

do so. They want to do more than just fulfil their civic<br />

duty, they want to be actively involved in the process.<br />

On the other hand, it must also be mentioned that increasingly,<br />

older people in Germany also have other<br />

motives for volunteering: for example the ‚Übungsleiterpauschale‘,<br />

meaning that income from voluntary<br />

work is taxfree up to a certain limit. This can represent<br />

vital additional earnings for the longterm unemployed<br />

or for pensioners on a low pension. A few might also<br />

hope to gain reentry into the regular labour market.<br />

Even though old age poverty is not yet a common<br />

problem; in future, this will motivate an increasing<br />

number of people to take up volunteering.<br />

what is the rOle Of businesses with<br />

regard tO Older VOlunteers?<br />

Businesses can in general create an all-important fertile<br />

ground for civic engagement: employees who are<br />

supported in their voluntary work by their employer,<br />

for example by giving them time off or through donations,<br />

tend to invest more time in volunteering (on<br />

average 19 hours a month) than employees who do<br />

not enjoy such support (13 hours a month ). Moreover,<br />

businesses play a key role in the transition from<br />

employment into retirement. Today, people retire<br />

aged between 58 and 64 years old. Usually, people<br />

already begun thinking about what they would like<br />

to do in this third stage of life during their last few<br />

years at work.<br />

137


forum 6: | przybylski: from working life into retirement – an Opportunity for civic engagement?<br />

The economy has also recognised the significance of<br />

demographic change. In the past decade, the employment<br />

quota amongst people aged 55+ has rapidly<br />

increased, showing that it is in a company‘s own interest<br />

to retain their employees for longer. Safeguarding<br />

employability is as much a focus here as how<br />

to deal with an ageing workforce, the issue of knowledge<br />

transfer, or maintaining the productivity level<br />

of older employees. Present approaches in this area<br />

are concentrated on health issues, job descriptions<br />

or the flexibility of working hours. In contrast, a lot<br />

remains to be done with respect to designing alternative<br />

models to allow a more gradual retirement<br />

(for example by working parttime only), developing<br />

knowledge management processes and holistic approaches<br />

to managing ageing. Volunteering represents<br />

just one of many options for easing the way<br />

into retirement.<br />

Although human resource management is increasingly<br />

taking heed of the import of civic engagement<br />

and implementing it in a corporate context – for instance<br />

through corporate volunteering – these developments<br />

seldom affect older employees. According<br />

to a study by AmCham and Roland Berger, not even<br />

5% of participants in corporate volunteering schemes<br />

are over 50 . Even through these figures should not<br />

be taken for gospel in terms of representativeness,<br />

they do illustrate a trend: businesses tend to regard<br />

civic engagement as a useful exercise for team building<br />

or to gain social skills, or as a way to enhance<br />

the company‘s reputation, although this is primarily<br />

aimed at younger employees or trainees.<br />

The corporate aim of keeping their employees fit<br />

and motivated for as long as possible collides with<br />

the role which they could play as supporters of civic<br />

engagement. Without a ‚business case‘, it therefore<br />

becomes difficult for civic society stakeholders to<br />

gain commercial enterprises as partners.<br />

cOnVincing with ‚business cases‘<br />

At the same time, however, there are huge benefits<br />

to be gained from the promotion of voluntary work<br />

among older employees and from facilitating their<br />

transition into retirement – including for the companies<br />

themselves: primarily, of course, in terms of<br />

their responsibility for their staff and their immediate<br />

locality. Moreover, the trust and loyalty this<br />

inspires can also be used as arguments in recruitment<br />

drives and young employee commitment stra-<br />

138<br />

tegies. Setting up alumni networks or retirees‘ clubs<br />

also increases a company‘s reputation. A ‚classic‘<br />

example in this respect is certainly the Henkel company,<br />

which supports existing civic volunteering<br />

engagement amongst its workforce with the MIT<br />

(Miteinander im Team, ‚together as a team‘) initiative<br />

through financial contributions and explicitly<br />

also includes the retirees in this. Building up a ‚hidden<br />

reserve‘ of retirees to temporarily support the<br />

company with their expertise at peak times is also<br />

becoming increasingly important – particularly for<br />

small and medium-sized businesses.<br />

In times when internal promotion and pay rises<br />

according to seniority can no longer be taken for<br />

granted, it is essential to identify new perspectives<br />

and additional areas of responsibility for older employees<br />

to fill gaps in motivation. Civic engagement<br />

can offer worthwhile alternatives here.<br />

Offers frOM charities<br />

Civic society organisations are also targeting older<br />

employees or people who have just retired for voluntary<br />

work – using various approaches to do so:<br />

Volunteering agencies in particular help them to find<br />

suitable voluntary positions. Projects such as ‚Zeit<br />

für Neues‘ (Cologne) or ‚Ehrenamt 55 plus‘ (Essen),<br />

for instance, are designed to appeal to people prior<br />

to their retirement in order to get them interested<br />

in volunteering. The association ‚Ceno & Die Paten‘<br />

(also in Cologne) uses a similar approach.<br />

Many other projects explicitly appeal to the older<br />

generation‘s knowledge and experience. In this<br />

way, the volunteering sector benefits from the<br />

skills of well-trained and qualified, professionally<br />

successful people through professional management.<br />

The regional foundation ‚Stiftung Partner<br />

für Schule‘ in NRW, which works closely together<br />

with the local government, has for example been<br />

very successful in placing coaches with school leadership<br />

teams and the ‚SeniorExpertService‘ in<br />

matching highly-qualified professionals with volunteering<br />

positions abroad, for instance development<br />

aid projects.<br />

There are also numerous projects in the area of selfhelp<br />

or further education. For example, ZWAR (‚Zwischen<br />

Arbeit und Ruhestand‘, between work and<br />

retirement), promotes the selforganisation of older<br />

people who cooperate in running social projects.


stuMbling stOnes alOng the way<br />

forum 6 | szabo: Volunteering, a catalyst for professional and personal transitions<br />

Despite the fact that civic society has highlighted<br />

transition as an important issue, businesses sel-dom<br />

take heed. One reason for this is that not all companies<br />

are affected by the consequences of demographic<br />

change, or are not forced to respond to it,<br />

neither are all of them prepared to tap the older<br />

employees‘ potential for their business. If companies<br />

do concern themselves with their older employees,<br />

they do so primarily in order to ensure their continued<br />

employability. Accord-ingly, the target group<br />

charities could reach is small.<br />

Individual approaches by charities which do not<br />

take the variety of different options available for<br />

the transition into retirement into account are not<br />

likely to be able to convince companies of their<br />

necessity. In this respect, co-operative projects or<br />

incorporation into orientation seminars are more<br />

promising. There are no holistic approaches based<br />

on the views and wishes of the target groups – the<br />

older employees, but also the companies. Charitable<br />

organisations and businesses should consider<br />

who could and should actually be approached as a<br />

potential volunteer – and which forms of civic engagement<br />

are suitable for this.<br />

The sceptical view of a large number of employers<br />

must also be taken into consideration. Being confronted<br />

with the end of one‘s career means actively<br />

facing up to a profound change. That is not always<br />

easy. Another problem is how to correctly address<br />

these employees: no-one – certainly no-one pre-retirement<br />

– finds a target group called ‚older people‘<br />

appealing and most certainly no-one thinks it applies<br />

to themselves, they are therefore not likely to respond<br />

to respective cam-paigns.<br />

And finally, the concept of working part-time before<br />

full retirement has run aground. It cannot have the<br />

intended effect, i.e. the passing on of knowledge<br />

and a gradual transition into retire-ment, if it is only<br />

offered in the hope of encouraging people to retire<br />

early, and must therefore be considered as yet another<br />

hurdle to be overcome.<br />

cOnclusiOn<br />

The transition from working life into retirement is<br />

highly significant for civic engagement and the acquisition<br />

of volunteers. From a civic society perspective<br />

it therefore makes sense to give this threshold more<br />

consideration then before, and to conceive ways of<br />

paving the way to volunteer-ing in retirement whilst<br />

people are still at work. However, in doing so, the civic<br />

society stake-holders should bear in mind that civic<br />

engagement is only one way of shaping the third<br />

life stage; accordingly, they should attempt to link<br />

their offers with other topics and spheres of activity.<br />

It is worth approaching a company‘s employees,<br />

even though it may at first be difficult to spark the<br />

company‘s interest in a respective scheme. Businesses<br />

are increasingly focused on ensuring the employability<br />

of older employees with the aim of including<br />

them in the company‘s operations for as long<br />

as possible. A gradual transition towards volunteering<br />

after retirement, or even just beginning to think<br />

about it, is therefore incompatible with professional<br />

integration.<br />

Maybe we can take our inspiration from abroad: in<br />

Denmark, active ageing is characterised by the pillars<br />

of paid employment and civic engagement. The requisite<br />

infrastructure for voluntary work is financed<br />

by the state. Or the British concept of ‚phased retirement‘:<br />

as they get older, employ-ees increasingly<br />

spend more of their working hours in corporate volunteering<br />

schemes – starting from half a day a week<br />

to being with to a full-time transition upon retiring,<br />

of course supported by pre-retirement courses to<br />

ease the transition into this next stage of their lives.<br />

More information at http://www.phineo.org/themenreports/veroeffentlichte-reports/engagement-<br />

55plus/<br />

Susana Szabo<br />

VOlunteering, a catalyst fOr prOfessiOnal<br />

and persOnal transitiOns<br />

intrOductiOn<br />

I would like to take as a starting point of this presentation<br />

the notion of “altruism”, considered to be one<br />

of the essential features of volunteering.<br />

Contrary to general belief, actions motivated by altruism<br />

are not just “one way” actions consisting of<br />

giving generously without any return. Altruism is rather<br />

a two way process, an exchange.<br />

139


forum 6 | szabo: Volunteering, a catalyst for professional and personal transitions<br />

The first to point this out was a French anthropologist,<br />

Marcel Mauss, who in 1923 in a book called “Essai<br />

sur le don”, an essay on giving in primitive societies,<br />

put forward the theory that “giving” was not an<br />

unilateral economic act, but an exchange that had an<br />

incidence not only on the well-being of the individual<br />

but had also an incidence on the good functioning of<br />

society as a whole.<br />

Volunteers, who give their time and energy freely,<br />

without monetary compensation tend to corroborate<br />

Marcel Mauss‘s theory. Volunteers often say “I<br />

have given a lot, but I have also received a lot”, or<br />

even “The more I give, the more I get in return”.<br />

But what are these symbolic, non-monetary gifts that<br />

volunteers receive in return for their commitment?<br />

They vary enormously, according to the motivations<br />

of individual volunteers, but fall roughly speaking<br />

into two main categories:<br />

• Volunteering can help individuals develop competences<br />

and capacities<br />

• Volunteering can enhance self knowledge and<br />

help to construct individual identity.<br />

They are of course other gratifications for volunteering:<br />

feeling useful in society, having fun by doing<br />

things together with others, belong to a network,<br />

fight loneliness etc. But these factors too can be considered<br />

as elements for the construction, reconstruction,<br />

or re-organization of personal identities.<br />

I would like to dwell very briefly on the notion of<br />

identity and how volunteering can contribute to<br />

its construction via the benefits that the volunteer<br />

draws from his or her volunteer activity. There are<br />

many different sociological or psychological approaches<br />

used to define the notion of identity (identity<br />

determined by a job, by belonging to a group,<br />

etc.). But whatever the definition, there is agreement<br />

that the construction of an identity, just as for<br />

volunteering, is a two way process: On the one hand<br />

it means to recognize ourselves as individuals asserting<br />

our own singularity. On the other hand, our<br />

identity is also very much determined by the way in<br />

which others perceive us, by the image that is mirrored<br />

back, through the eyes of others.<br />

However, there are three particular moments in life<br />

in which this issue of identity and therefore of recognition<br />

is particularly important:<br />

140<br />

• When growing up, in our teens, when our identity<br />

is being fashioned<br />

• When people have lost their job and are on the<br />

dole, loosing also confidence in their capacities<br />

and in need of reconstructing a new identity<br />

• When reaching retirement, having to reorganize<br />

their activities and adopt a new vision of themselves.<br />

In these three cases volunteering can be a catalyst<br />

and a particularly useful tool empowering people for<br />

the necessary transitions towards a new stage in life.<br />

I will therefore describe these three different “volunteer<br />

situations” and France Benevolat‘s response to<br />

their needs.<br />

yOuth VOlunteering<br />

Contrary to some prejudices concerning young people,<br />

they are not as selfish and individualistic as often<br />

presented. They are just as capable of commitments<br />

and stand up against injustices as previous<br />

generations were. But their approach towards engagement<br />

and their modus operandi has changed.<br />

Based on a series of studies and our own empirical<br />

results, the following picture emerges as regards<br />

youth engagement:<br />

• as strong a capacity for indignation as in previous<br />

generations<br />

• but a need for concrete action and projects with<br />

a measurable impact in which they can feel useful<br />

• a preference for collective action within peer<br />

groups ( belonging to a group and being able to<br />

identify to it is an important factor for the identity<br />

construction process)<br />

• mistrust towards ideological debates<br />

• need for concrete and quick results leading to a<br />

reluctance to undertake long term commitments<br />

• Engagement needs be also useful to them in<br />

terms of employability, given the difficulties they<br />

encounter in acceding to the labour market.<br />

•<br />

Volunteer involving organizations can help young<br />

people build capacities, affirm their identity and increase<br />

their employability, but have to adapt to their<br />

new demands. They need to renew, and as it were,<br />

“re-invent” their pedagogical approach in order to attract<br />

the young and help them both in the transition<br />

to adulthood and in the integration into active life.


This new pedagogy should:<br />

forum 6 | szabo: Volunteering, a catalyst for professional and personal transitions<br />

• take into account the desires of the young and<br />

build on the activities they may have started<br />

spontaneously. For this, it is necessary to learn<br />

to listen to them, to respect their social rhythms<br />

• Identify specific projects or missions that could<br />

be entrusted to a group of youngsters. In our<br />

experience, young people prefer to engage<br />

more on projects or missions specifically entrusted<br />

to a group of young people, rather than<br />

engage individually on general projects. This<br />

approach can also be reinforced by a system<br />

of tutorials, or other forms of intergenerational<br />

cooperation.<br />

• Recognize the experiences and competences<br />

gained through volunteering<br />

As far as France Bénévolat is concerned, it has developed<br />

a specific tool, a “Volunteer Passport” more<br />

than 4 years ago. It records the missions accomplished<br />

by the volunteer, the experiences gained and<br />

capacities acquired. It can be used to enhance a CV,<br />

asses professional achievements or professional orientation<br />

or re-orientation. It is a self-evaluation document<br />

that should be completed together with the<br />

organization in which the volunteer mission has been<br />

accomplished. Other similar tools exist in France, but<br />

also all over Europe. The European Commission has<br />

recently announced the creation of an European<br />

Skills Pass based on the same principles and allowing<br />

transnational recognition.<br />

VOlunteering and eMplOyMent seekers<br />

Volunteering can help employment seekers in many<br />

ways, but in our experience we can see four major<br />

results, although they can vary according to the profile<br />

(age, length of time on the dole etc) and the personality<br />

of the volunteer in question.<br />

1) An improvement of personal self-perception (”at<br />

last I am doing something” and “I am capable of<br />

doing something!”) Also a feeling of usefulness, diminishing<br />

solitude and isolation, family tensions. all<br />

necessary elements for reconstructing an identity.<br />

2) Creating or recreating a network of relationship or<br />

establishing a new network of support<br />

3) Orientation towards new professional fields thanks<br />

to similar or related volunteer activities<br />

4) Development of skills and competences as is always<br />

the case when practicing any empowering activity.<br />

But we must keep in mind that volunteering while<br />

it can contribute to improve the condition of the<br />

unemployed by increasing their employability, it<br />

cannot solve the problem of unemployment. Volunteering<br />

should be valued by its intrinsic qualities and<br />

not used as an instrument in replacement of public<br />

policies.<br />

France Benevolat recommends to volunteer involving<br />

organizations to be particularly careful when<br />

entrusting volunteer missions to employment seekers.<br />

They should ensure that:<br />

• the unemployed volunteer<br />

• They are useful also for the organization. In<br />

other words, avoid proposing useless missions<br />

to these volunteer just to keep them busy.<br />

• they are compatible with the search for a job<br />

• Missions should be easily transferable to other<br />

persons, should the unemployed volunteer find<br />

a job. In this sense the best volunteering missions<br />

are projects limited in time or missions involving<br />

team work.<br />

VOlunteering fOr the retired<br />

This is the third area in which Volunteering can facilitate<br />

transition in the lives of seniors without being<br />

the unique solution ensuring a successful retirement.<br />

Transition from active life to retirement is a major<br />

change and therefore quite complex process. The<br />

very words linked to retirement recall contrasting<br />

emotions: work can mean “social success” but it can<br />

also mean “suffering”, retirement can mean “freedom”<br />

but also “loss of social identity”. Much depends<br />

on individual situations, on whether the last years in<br />

activity were successful or not, whether the persons<br />

had others interest and networks than just the ones<br />

provided by the job itself, whether the person has<br />

devised a project for the future or not.<br />

In the transition towards retirement, individual circumstances<br />

and the conditions in which the person<br />

had left work are the most important factors. Many<br />

retired persons experience a feeling of “uselessness”,<br />

of being left behind while life goes on without<br />

them. Even if retirement is perceived in a positive<br />

way, there is a need for period of adjustment, similar<br />

141


forum 6 | schlimbach: ‚youth Volunteers‘<br />

to a process of mourning. Lives structured during 40<br />

years by work, by the rhythms imposed by employment,<br />

by the social contacts work has provided, need<br />

time and generally also support to adjust to changed<br />

circumstances. This support is not systematically<br />

available today.<br />

Volunteering can be one answer in this adjustmentprocess,<br />

but cannot be considered as the unique tool<br />

guaranteeing success. On the contrary, it has to be<br />

part of a more global transition process, one particular<br />

tool in a series of an overall support system that<br />

helps individuals to “re-define and give a new sense<br />

to their lives”. Seniors, who do not go through this<br />

process and jump into volunteering just in order to<br />

fill in a void and give some sense to their lives end up<br />

usually disappointed, disappointing also the organizations<br />

that they were trying to help.<br />

A Flash Barometer survey carried out in Europe in<br />

2008, revealed that 75% of elderly people questioned<br />

before retirement said that they planned to<br />

participate in community or volunteer work. In fact<br />

only 44% did engage in such activities after retirement.<br />

Our experience confirms this tendency. There<br />

is a strong theoretical motivation to engage and be<br />

useful to society, but there is also some fear and reticence<br />

towards engagement. Family circumstances<br />

are often behind this reticence: different retirement<br />

periods for husband and wife, having joint or separate<br />

projects for retirement activities, needing time<br />

to look after grandchildren, etc.<br />

In practical terms, volunteering opportunities for seniors<br />

have to be adapted to the needs of the individual:<br />

Different approaches are necessary for those who<br />

were already engaged in volunteer organizations while<br />

in activity, and for those who discover volunteering<br />

and Volunteer- organizations just after retirement.<br />

We also know that the presence of retired people in<br />

the volunteer sector is quite strong, particularly in<br />

the governance of volunteer organizations. This is a<br />

good thing as the organization can thus benefit from<br />

their experience. Yet this could also become a handicap<br />

if the renewal is not ensured.<br />

So at France Bénévolat we feel that it is most important<br />

to foster an “inter generational” approach in senior<br />

volunteer programs, that ensure transmission<br />

of knowledge but ensure also a turn-over and the<br />

renewal of responsibilities.<br />

142<br />

Tabea Schlimbach<br />

‚yOuth VOlunteers‘: the rOle Of<br />

VOlunteering during the transitiOn<br />

frOM schOOl tO career<br />

In the past decades, besides the huge social relevance<br />

of civic engagement, the focus has also increasingly<br />

shifted to what the volunteers themselves gain<br />

from voluntary work. Above all, young people on the<br />

verge of their professional lives increasingly see voluntary<br />

work as a way of easing the transition. It is<br />

being considered on both a political and a practical<br />

level how volunteering activities can be made more<br />

accessible for young people with fewer opportunities.<br />

For this group in particular, the ‚volunteering‘<br />

learning environment can be an important addition<br />

to formal schooling, or even compensate for it.<br />

The right professional qualification in order to be able<br />

to earn a living and support yourself is one of the four<br />

central development objectives for young people formulated<br />

by Hurrelmann (Hurrelmann 2007: 26 ff.). In<br />

order to achieve this, young people today are faced with<br />

a number of difficult challenges. They can no longer simply<br />

follow a prescribed ‚golden path‘ that guarantees the<br />

successful entry into a certain profession; instead, they<br />

are faced with a multitude of educational and vocational<br />

qualification options whose impact on their future<br />

career is difficult to gauge at their age. In consequence,<br />

the transitionary phases become more extended. On the<br />

one hand, this affects less qualified young people who<br />

have not been successful in the fierce competition for<br />

traineeships, apprenticeships or jobs; on the other, this<br />

also applies to young people wanting to take a bit more<br />

time before settling on a profession, to get to know their<br />

own strengths and weaknesses. The latter often have<br />

high social and educational capital at their disposal, and<br />

generally positive career prospects. In contrast, above<br />

all young people whose educational level does not go<br />

beyond a basic school leaving certificate and young people<br />

from an immigrant background tend to be in a more<br />

precarious situation (risk of lack of qualifications, gaps)<br />

(Autorengruppe Bildungsberichterstattung 2010).<br />

The Deutsche Jugendinstitut panel on transition (Reißig/Gaupp/Lex<br />

2008) has shown that 50% of those with<br />

a basic school leaving certificate hope to start vocational<br />

training immediately after leaving school. However,<br />

only a quarter are successful. Many young people take<br />

part in so-called Übergangssystem interim measures to<br />

bridge the gap, although it must be said that this has


attracted some criticism due to the measures‘ incoherence<br />

and lack of transparency and the fact that they<br />

have little, or sometimes even an adverse effect on<br />

career entry. On the other hand, volunteering is seen<br />

as an important learning environment for young people,<br />

not least because it also meets many of the needs<br />

young people have (a sense of community, interaction,<br />

opportunities to gain qualifications).<br />

So how can volunteering contribute to and have an<br />

influence on these transitions? In order to answer<br />

this question, we should first look at the results of the<br />

‘Freiwilligen Survey’ (volunteering survey): for one<br />

thing, they show that young people are a very active<br />

group with a high growth potential in terms of voluntary<br />

work and a high regard for volunteering. The actual<br />

level of voluntary work carried out by this group,<br />

on the other hand, is slowly but surely declining – due<br />

to other important commitments (including the transition<br />

from school to career), but also due to a heightened<br />

use of new media. However, of the various<br />

volunteer age groups, it is particularly young people<br />

who also see volunteering as having clear benefits for<br />

their own career progression. This does not mean that<br />

altruistic motives are completely irrelevant, on the<br />

contrary, it is simply a response to the ever higher demands<br />

of the vocational training and labour market.<br />

So, how do young people actually benefit from volunteering?<br />

A series of voluntary service assessments<br />

and skills monitoring studies provide some helpful<br />

answers. The German Institute for Social Research<br />

(ISG) has confirmed that volunteering is an important,<br />

career-relevant environment for learning and<br />

orientation (ISG 2006). Results have shown that:<br />

• 70% of participants think that volunteering has<br />

improved their career prospects,<br />

• 40 % think that their voluntary work has contributed<br />

to their professional development (particularly<br />

amongst those who only have a basic<br />

school leaving certificate), and<br />

• 50% think that it enabled them to acquire career-relevant<br />

skills.<br />

A study by Wiebken Düx clearly illustrates the range of<br />

skills volunteers can acquire through their activities. It becomes<br />

obvious that voluntary work has an effect on the<br />

acquisition of skills in all competency areas (Düx 2006).<br />

The statistics regarding post-volunteering career development<br />

also demonstrate the positive effect that vo-<br />

forum 6 | schlimbach: ‚youth Volunteers‘<br />

lunteering has on career prospects. According to these,<br />

six months after the completion of their volunteering<br />

activities, 80% of former volunteers are either at university<br />

or on a vocational training course. However, many<br />

young people who volunteer are qualified beyond a<br />

basic school leaving certificate, either to an intermediate<br />

level (a ‚Realschulabschluss‘) or for university entry.<br />

At 14% (compared to 6% of those with a Realschulabschluss<br />

and 2% of those educated to university entrance<br />

level), the group of those holding a basic school leaving<br />

certificate who are unemployed following a voluntary<br />

placement is significantly overrepresented. They generally<br />

benefit less from the advantages volunteering offers<br />

(accreditation as a pre-university work placement,<br />

official gap year placement or qualification module).<br />

The positive impact volunteering has on young people‘s<br />

career paths is reflected not only in the increased career<br />

prospects and the number of young people continuing<br />

their education or entering professional or vocational<br />

training afterwards, but also in the career choices<br />

young people make after volunteering. A good threequarters<br />

of the young people interviewed in the course<br />

of the ISG study mentioned previously stated that their<br />

voluntary work had directly influenced their career<br />

choice. A third of these (or as many as 50% with a basic<br />

school leaving certificate only) said that they have even<br />

chosen a very similar future profession, and 50% said<br />

that their chosen future profession was in some way<br />

related to the field they had volunteered in.<br />

A study by the Deutsches Jugendinstitut (DJI, German<br />

youth research institute) on skills acquisition<br />

through voluntary work indicates that volunteering<br />

does have a long-term effect on successful career<br />

progression (Düx/Prein/Sass/Tully 2008). According<br />

to the study, young people who have done some<br />

form of voluntary work have a broader range of skills<br />

than non-volunteers in later life (particularly with regard<br />

to organisational and management skills), and<br />

achieve a higher level of education than non-volunteers.<br />

As adults, they are socially better integrated<br />

and more successful in their profession.<br />

Access to volunteering is, as already noted above, strongly<br />

linked to the social resources and cultural stimulation<br />

available in the parental home as well as the individual‘s<br />

personal level of education/qualification. A glance at<br />

the Bildungsbericht 2010, the national report on education,<br />

shows that only 10% of those with a basic school<br />

leaving certificate volunteer. They are therefore significantly<br />

underrepresented in comparison to those with<br />

143


forum 6 | schlimbach: ‚youth Volunteers‘<br />

a Realschulabschluss, and particularly those with a university<br />

entrance certificate (Autorengruppe Bildungsberichterstattung<br />

2010). For more than a decade, various<br />

political initiatives have focused on improving access to<br />

volunteering opportunities. This has resulted in legislative<br />

changes, the increased promotion of young people<br />

with fewer opportunities in existing volunteering organisations<br />

and specific volunteering models which take the<br />

particular needs of young people with fewer opportunities<br />

into account. Prominent examples include the national<br />

programmes Freiwilliges Soziales Trainingsjahr (voluntary<br />

social training year with a success rate of 50% in<br />

terms of social and professional integration, see Braun/<br />

Förster/Kuhnke et al, 2005), and Freiwilligendienste machen<br />

kompetent (‚Get qualified by volunteering‘) which<br />

combine skills teaching with practical work and qualification<br />

modules, as well as social educational support.<br />

Further examples at regional level are the FSJ plus (giving<br />

participants a second chance to gain a Realschulabschluss<br />

certificate whilst volunteering) and the FSJ Focus<br />

(serving professional reorientation and the acquisition<br />

of future social care personnel) programmes in Baden-<br />

Württemberg. The European Voluntary Service actively<br />

pursues a strategy of inclusion and explicitly encourages<br />

young people needing particular support.<br />

The DJI transition panel offers an interesting insight into<br />

the inclusion of young people with fewer opportunities<br />

in volunteering (Reißig/Gaupp/Lex 2008). Only 2.4% of<br />

the respective sample (which consists of a non-representative<br />

group of young people with basic school leaving<br />

certificates from integrated educational courses and,<br />

in part, projects working with those who have dropped<br />

out of school altogether) have done some voluntary<br />

work; 53% of these volunteered of their own accord, and<br />

32% chose this path because they had no other career<br />

prospects. Looking back, more than two-thirds of these<br />

stated that volunteering ‚has done a lot for me‘, only 2%<br />

said that it did not have any positive effects. In comparison<br />

with the sample total, these young people had much<br />

better prospects of starting a vocational training course<br />

or finding employment: 45% of them have started a vocational<br />

training course or apprenticeship, and 12% are<br />

in employment. However, it must also be noted that 14%<br />

of participants had not improved their career prospects.<br />

To summarise, it can be said that on the one hand,<br />

volunteering is potentially very useful for making a career<br />

choice, the acquisition of skills and the transition<br />

into employment; particularly for less qualified young<br />

people. On the other hand, learning in a volunteering<br />

environment must not be viewed as compensation for<br />

144<br />

social inequality; on the contrary, it may even increase<br />

social inequality due to differing access opportunities.<br />

The challenge of providing better access to volunteering<br />

for young people with fewer opportunities whilst also<br />

encouraging this group to consider volunteering more<br />

must be dealt with by removing social barriers such as<br />

age limits and addressing the fact that existing social security<br />

benefits are affected by volunteering, the issue of<br />

‚time wasting‘ (i.e. volunteering as just another way of<br />

filling the transitionary period between leaving school<br />

and starting work) and access restrictions, as well as by<br />

focussing on the best way of approaching disadvantaged<br />

young people, in light of self-selection processes, disinterest<br />

and fears that they would not be able to cope (with<br />

the high demands volunteering places on young people).<br />

At the same time, the discussion on turning volunteering<br />

into a successful career entry tool must also include a<br />

debate on the value of volunteering ‚for volunteering‘s<br />

sake‘. Last, but not least, the expectations of the various<br />

places of assignment and the knowledge of careers advisors<br />

with regard to specific voluntary activities for young<br />

people with fewer opportunities also play a decisive role<br />

in successfully increasing the number of disadvantaged<br />

young people who volunteer.<br />

literature<br />

• Autorengruppe Bildungsberichterstattung (2010):<br />

Bildung in Deutschland 2010. Bielefeld.<br />

• Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen<br />

und Jugend (2009): Hauptbericht des Freiwilligensurveys<br />

2009. Online verfügbar unter http://<br />

www.bmfsfj.de/RedaktionBMFSFJ/Broschuerenstelle/Pdf-Anlagen/3._20Freiwilligensurvey-Haupt<br />

bericht,property=pdf,bereich=bmfsfj,sprache=de,<br />

rwb=true.pdf (letzter Zugriff November 2011).<br />

• Braun, F./Förster, H./Kuhnke, R. (2005): Abschlussbericht<br />

zum Modellprogramm Freiwilliges Soziales<br />

Trainingsjahr. München.<br />

• Düx, W. (2006): Zum Kompetenzerwerb Jugendlicher<br />

im Freiwilligen Engagement. In: Rauschenbach,<br />

T./Düx, W./Sass, E.: Informelles Lernen im<br />

Jugendalter. München.<br />

• Düx, W./Prein, G./Sass, E/Tully, C.J. (2008): Kompetenzerwerb<br />

im freiwilligen Engagement. München.<br />

• Hurrelmann, K. (2007): Lebensphase Jugend. Weinheim.<br />

• ISG (2006): Ergebnisse der Evaluation des FSJ<br />

und FÖJ. Köln/Berlin.<br />

• Reißig, B., Gaupp, N., Lex, T. (2008): Hauptschüler<br />

auf dem Weg von der Schule in die Arbeitswelt.<br />

Übergänge in Arbeit, Band 9. München.


teilnehMerinnen und teilnehMer:<br />

• Annette Riedel (Deutschland Radio Kultur)<br />

• Dr. Heide Mertens (Abteilungsleiterin Politik und<br />

Gesellschaft bei der Katholischen Frauengemeinschaft<br />

Deutschlands, kfd)<br />

• Prof. Dr. Roland Roth (Hochschule Magdeburg-<br />

Stendal, FB Sozial- und Gesundheitswesen, sachverständiges<br />

Mitglied der Enquete-Kommission<br />

„Bürgerschaftliches Engagement“ des Deutschen<br />

Bundestages 1999-2002)<br />

• PD Dr. Ansgar Klein (Geschäftsführer des <strong>BBE</strong>,<br />

Privatdozent für Politikwissenschaften an der<br />

Humboldt-Universität zu Berlin)<br />

Annette Riedel:<br />

Grauzonen, Vielfalt, Überlappung und Grenzverwischung:<br />

Diese Motive zogen sich durch alle Vorträge,<br />

Arbeitsgruppen und Diskussionen. Folgt daraus, dass<br />

wir eine klarere Definition innerhalb dieser Grauzonen<br />

brauchen und dass dem dann ein klarerer gesetzlicher<br />

Rahmen gegeben werden muss? Oder leben<br />

wir mit den Grauzonen?<br />

Heide Mertens:<br />

Uns bleibt mit Sicherheit nicht viel anderes übrig<br />

als mit der Vielfalt von Biografien und Lebenslagen<br />

zu leben. Aber man sollte die Dinge bewerten und<br />

beim Namen nennen. In der Arbeitsgruppe 7 des <strong>BBE</strong><br />

„Sozialstaat der Zukunft und bürgerschaftliches Engagement“,<br />

wird zurzeit ein Monetarisierungspapier<br />

diskutiert, in dem versucht wird, deutliche Kriterien<br />

der Unterscheidung von Erwerbsarbeit und Engagement<br />

zu benennen. Dabei spielen der Eigensinn des<br />

Engagements, aber auch Fragen wie „kann ich mir BE<br />

leisten?“ oder „bin ich auf eine Entschädigung angewiesen?“<br />

oder auch „darf ich mitbestimmen?“ eine<br />

Rolle. Diese Kriterien führen dazu, dass entschieden<br />

werden kann, ob es sich bei einer Tätigkeit um Engagement/Ehrenamt<br />

handelt oder um Erwerbsarbeit.<br />

So würde auch klarer, ob wir es bei bestimmten Förderprogrammen<br />

mit Engagementförderung oder mit<br />

Beschäftigungspolitik zu tun haben.<br />

abschlusspOdiuM<br />

Annette Riedel:<br />

Reicht denn eine präzisere Benennung?<br />

Roland Roth:<br />

Nein, das wäre Begriffsidealismus. Ordentliche Definitionen<br />

bestimmen nicht die Verhältnisse. Wir müssen<br />

damit rechnen, dass es noch bunter wird und wir<br />

noch mehr riskante Chancen bekommen, getrieben<br />

durch die EU, durch Globalisierungsprozesse, durch<br />

Krisen in öffentlichen Haushalten. Es wird noch viel<br />

bunter werden.<br />

Annette Riedel:<br />

Was folgt daraus für Sie?<br />

Roland Roth:<br />

Wir müssen in der Auseinandersetzung darauf schauen,<br />

wie verändert sich das Verhältnis der verschiedenen<br />

Sektoren – Wirtschaft, Zivilgesellschaft und Staat – zueinander.<br />

Dabei ist zwischen für Zivilgesellschaft und Engagement<br />

hilfreichen und unterstützenden Einflüssen<br />

und destruktiven Einflüssen zu unterscheiden.<br />

Annette Riedel:<br />

Ist eher die Gesellschaft oder der Gesetzgeber gefragt,<br />

die destruktiven Einflüsse einzufangen und die<br />

konstruktiven zu verstärken?<br />

Roland Roth:<br />

Wir können die positiven Einflüsse stärken, indem wir<br />

mehr Demokratie wagen. Das Demokratie-Thema ist<br />

zentral für die weitere Gestaltung: Es gilt die Perspektiven<br />

und Motive der Engagierten ernst zu nehmen.<br />

Die Engagierten müssen die Chance haben, in ihren<br />

Einsatzorten, Einrichtungen und Projekten etwas aktiv<br />

zu gestalten. Wir wissen aus den Freiwilligensurveys:<br />

Das stärkste Motiv der Engagierten ist, zumindest<br />

im Kleinen, die Gesellschaft gestalten zu können. Das<br />

ist ein genuines Demokratiemotiv. Die Einrichtungen,<br />

in denen Engagierte tätig sind, müssen dafür einen<br />

Raum geben. Hier stellt sich die Demokratiefrage im<br />

Engagementfeld, aber auch für Sozialunternehmen.<br />

Wer vertritt eigentlich die Betroffenen, denen wir<br />

Gutes tun wollen, z. B. im sozialen Bereich? Gibt es<br />

145


Abschlusspodium<br />

genügend Formen der Selbstorganisation? Wissen<br />

wir wirklich, was Betroffene brauchen, oder handeln<br />

die Verbände vor allem bedarfsgerecht im Sinne ihrer<br />

Organisationsinteressen?<br />

Wir sollten uns ein wenig am dänischen Vorbild orientieren.<br />

Programme zur Förderung von Engagement<br />

sollten gleichzeitig einen gewissen Anteil der<br />

Mittel zur Selbstorganisation zur Verfügung stellen<br />

und die demokratische Mitwirkung der Betroffenen<br />

und Engagierten zu einem Qualitätsmerkmal in Einrichtungen<br />

entwickeln. Nur so werden aus den Risiken<br />

Chancen. Was für mich vielleicht eine Chance<br />

ist, ist für den Betroffenen ein Risiko. In dem Sinne<br />

müssen wir es neu aushandeln. Dafür braucht es<br />

nicht nur eine individuelle Flexibilität, sondern auch<br />

flexible Institutionen.<br />

Annette Riedel:<br />

Aus den Freiwilligensurveys geht eindeutig hervor,<br />

dass die entscheidende Forderung sowohl an die<br />

Politik als auch an die Organisationen ist: Gebt uns<br />

Raum, um uns zu organisieren und gebt uns Begleitung<br />

und Expertise, die uns stärkt! Herr Klein, was<br />

sind aus ihrer Sicht Forderungen an die Politik und<br />

an die Organisationen?<br />

Ansgar Klein:<br />

Die Beteiligung von Engagierten in ihren Einrichtungen<br />

ist ein wichtiger Punkt und die Kriterien der Unterscheidung<br />

von Erwerbsarbeit und Engagement, die<br />

Frau Mertens genannt hat, sollten nicht nur rhetorischer<br />

Art sein, sondern auch verbindlich werden. Die<br />

Grauzonen zwischen Erwerbsarbeit und Engagement<br />

sind allerdings eine Realität, die wir nicht weg definieren<br />

können. Freiwilligkeit und ein Bezug auf öffentliche<br />

Angelegenheiten sind als Kriterien des Engagements<br />

unstrittig, aber vor allem die Unentgeltlichkeit ist für<br />

die Einordnung einer Tätigkeit als Erwerbsarbeit oder<br />

Engagement zunehmend in der Diskussion. In diesem<br />

Zusammenhang stellt sich vor allem die Frage einer sozialen<br />

Grundsicherung der Engagierten.<br />

Ein Beispiel dafür, wie freiwillig gewählte kreative<br />

Arbeit mit geringer Bezahlung dennoch mit hinreichender<br />

sozialer Absicherung verbunden werden<br />

kann, ist die Künstlersozialkasse (KSK): Die KSK,<br />

die allerdings nur für bestimmte Bereiche künstlerischen<br />

und publizistischen Handelns in Anspruch<br />

genommen werden kann, ist für Kreativ-Berufe ein<br />

Ausweg aus dem Problem, mit der selbst gewählten<br />

zeitintensiven Tätigkeit zu wenig Geld zu verdienen,<br />

146<br />

um sich z. B. eine Krankenversicherung leisten zu<br />

können. Für selbst gewähltes zeitintensives Engagement<br />

in allen anderen gesellschaftlichen Bereichen<br />

gibt es nur die Grundsicherung nach Hartz IV. Müssen<br />

wir uns nicht die Frage stellen, ob wir für freiwillige<br />

Tätigkeiten in der Grauzone zwischen Erwerbsarbeit<br />

und Engagement hinsichtlich von Fragen<br />

sozialer Absicherung Handlungsbedarf haben? Diese<br />

Frage stelle ich als langjährig mit Fragen des Engagements<br />

befasster Experte und verlasse damit – das<br />

ist mir durchaus bewusst – den im Bundesnetzwerk<br />

Bürgerschaftliches Engagement (<strong>BBE</strong>) inhaltlich definierten<br />

Handlungskorridor. Die folgenden Überlegungen<br />

sind daher ausschließlich meiner privaten<br />

fachlichen Perspektive geschuldet.<br />

Bei uns ist der Dritte Sektor längst sehr stark durch<br />

ökonomische Imperative geprägt. Fast alle Wohlfahrtsverbände<br />

nehmen die für sie als Zwangslage<br />

erscheinenden Rahmenbedingungen der Ökonomisierung<br />

auf, z. B. wenn Übungsleiterpauschalen<br />

und 400-Euro-Jobs als „Steuersparmodell“ kombiniert<br />

werden. Dienstleistungen, die ganz normal<br />

am Markt bezahlt werden müssten, werden ersetzt<br />

durch neue Modelle. Das ist aus meiner Sicht aber<br />

der falsche Weg. Die umgekehrte Linie wäre, die<br />

Motive der Engagierten ernst zu nehmen, ihnen die<br />

Spielräume geben, ihnen die Mitentscheidung innerbetrieblich<br />

zu ermöglichen.<br />

Der von mir jetzt neu ergänzte Gedanke gilt der Frage,<br />

ob wir nicht bei zeitintensiven Formen des Engagements<br />

den gesetzlichen Rahmen etwa durch<br />

fortentwickelte Versicherungslösungen anpassen<br />

sollten. Bei der KSK z. B. versuchen viele neue Berufsgruppen<br />

vergeblich anerkannt zu werden. In der<br />

Gesellschaft der Zukunft dürfte aber die durch die<br />

KSK im Bereich der Kultur ermöglichte soziale Absicherung<br />

frei gewählter kreativer Arbeit bei prekärer<br />

Finanzierung immer mehr zu einem realen Bestandteil<br />

des Lebens vieler Menschen werden. Wäre das<br />

Modell KSK vielleicht ein Lösungsansatz für Formen<br />

zeitintensiven Engagements?<br />

Wenn wir die Beschäftigungspolitik von Sanktionen<br />

befreien, könnten wir auch zu neuen Bündnissen mit<br />

der Engagementförderung kommen. Dafür braucht<br />

es allerdings eine neue Grundsatzdebatte über die<br />

sozialen Bürgerrechte als Bedingung der Möglichkeit<br />

zivilgesellschaftlicher Aktivitäten. Diese Diskussion<br />

können wir uns nicht ersparen. Man kann nicht<br />

einfach nur proklamieren: „Zivilgesellschaft ist das


Reich der Freiheit und der Autonomie!“ Es muss<br />

auch die Diskussion über die Voraussetzung, Autonomie<br />

wahrnehmen zu können, geführt werden. Da<br />

sind wir dann bei sozialen Bürgerrechten als Voraussetzung<br />

des Engagements. Diese Perspektive sollte<br />

verstärkt ein Thema des zivilgesellschaftlichen Diskurses<br />

werden.<br />

Annette Riedel:<br />

Ich destilliere mal eine Forderung an die Politik heraus.<br />

Versicherungsvarianten müssen so geregelt<br />

sein, dass sie Engagement fördern und nicht im Einzelfall<br />

verhindern?<br />

Heide Mertens:<br />

In unserem Verband, der kfd als dem größten deutschen<br />

Frauenverband, trifft vieles zu, was Prof.<br />

Evers gesagt hat. Wenn man Erwerbstätigkeit von<br />

Frauen in Deutschland kennt, versteht frau, dass<br />

das Thema Rente und Engagement das Hauptthema<br />

unserer Ehrenamtlichen ist. Wir vertreten<br />

in der kfd daher auch ein anderes Rentenmodell,<br />

dass eine „Sockelrente“ als einen ersten Schritt<br />

in Richtung Grundsicherung vorsieht. Bei dem Sockelmodell<br />

handelt es sich um eine grundständige<br />

soziale Sicherheit, vor deren Hintergrund sich die<br />

Engagierten erst frei engagieren können und nicht<br />

sehen müssen, ob sie noch eine Minijobvariante<br />

hin bekommen, damit sie wenigstens ein Zubrot<br />

haben. Wenn ich Eigensinn im Engagement haben<br />

will, brauche ich diese Freiheit im Rücken, die mir<br />

eine gewisse soziale Sicherheit gibt. Für Frauen in<br />

Deutschland war das lange Zeit traditionell über<br />

die Ehe gewährleistet. Gleichstellung von Männern<br />

und Frauen im Lebensverlauf beinhaltet eben<br />

auch eine soziale Sicherheit bei zeitintensivem Engagement<br />

oder in anderen sozialen Tätigkeiten,<br />

wie etwa Familie, Pflege etc. Es darf kein Nachteil<br />

daraus entstehen, wenn ich nicht in regulärer Erwerbsarbeit<br />

meine Existenz sichere und zugleich<br />

mich viele Stunden in der Woche engagiere.<br />

Annette Riedel:<br />

Was ist mit einer veränderten Steuergesetzgebung?<br />

Spielt die in diesem Zusammenhang eine Rolle?<br />

Ansgar Klein:<br />

Wenn wir die steuerrechtliche Lage rund ums Engagement<br />

betrachten, dann gibt es in der Einkommenssteuer<br />

für das Engagement eine interessante<br />

systematische Ausnahme: die so genannte „Übungsleiterpauschale“.<br />

Sie wurde als einkommenssteuer-<br />

abschlusspodium<br />

freie unechte Aufwandspauschale (es wird nicht real<br />

nachgewiesener Aufwand erstattet, sondern eine<br />

Geldpauschale für Zeitaufwand im Engagement gebildet)<br />

bereits dreimal erhöht und liegt mittlerweile bei<br />

2100,- Euro pro Jahr. Erzieltes Einkommen wird hier<br />

also nicht versteuert – ein starker individueller monetärer<br />

Engagementanreiz. Interessanterweise wird bei<br />

Menschen in Hartz IV diese Pauschale teilweise wieder<br />

von den Transferzahlungen der sozialen Grundsicherung<br />

abgezogen, also ausgerechnet dort, wo monetäre<br />

Anreize besonders wirksam werden können.<br />

Die Trägerorganisationen des Engagements sollten<br />

sich ihrerseits die Frage stellen, ob Verbesserungen<br />

(etwa im Bereich der Umsatzsteuer) erforderlich<br />

sind: Da durch Engagement ein ergänzender Beitrag<br />

zur Qualitätsverbesserung öffentlicher Daseinsvorsorge<br />

erfolgt, wäre hier zu prüfen, ob veränderte<br />

steuerliche Rahmenbedingungen bei den Wohlfahrtsverbänden<br />

diesen helfen könnten, verstärkt<br />

als zivilgesellschaftliche Akteure und weniger als<br />

Wirtschaftakteure zu agieren? Welche Bedingungen<br />

müssen für solche auch ökonomisch handelnden Akteure<br />

erfüllt sein, damit sie in die Lage versetzt werden,<br />

gute Träger von Engagement zu sein und den<br />

Eigensinn des Engagements zu wahren? Auch bei<br />

den Vereinen wäre die Frage zu stellen, ob sie bei<br />

wirtschaftlichen Tätigkeiten im Sinne ihrer gemeinnützigen<br />

Ziele bessere Rahmenbedingungen benötigen.<br />

Der aktuelle Diskurs über „Sozialunternehmen“<br />

weist auf produktive Zusammenhänge von ökonomischem<br />

Handeln und Gemeingüterproduktion hin.<br />

Es wäre zu prüfen, ob diese Diskussion Hinweise zu<br />

Veränderungsbedarfen etwa in den steuerlichen<br />

Rahmenbedingungen bei Wohlfahrtsverbänden und<br />

Vereinen erbringt.<br />

Annette Riedel:<br />

In Ungarn gibt es die Möglichkeit, die Unternehmenssteuer<br />

bis zu einem bestimmten Prozentsatz<br />

direkt an eine gemeinnützige Organisation zu leisten.<br />

Wäre das auch eine Option?<br />

Roland Roth:<br />

Nicht nur für Unternehmen, sondern auch für mich<br />

als Individuum! Ich würde mir auch wünschen, dass<br />

ich mit einem Teil meiner Steuer Organisationen,<br />

die ich für gesellschaftlich sinnvoll halte, direkt unterstützen<br />

kann. Das Thema hat zwei Seiten. Wir<br />

sind gerade Zeugen der Probleme, die dadurch entstehen,<br />

dass es bei den Steuerquoten ein „race to<br />

the bottom“ gibt, einen ruinösen Wettbewerb in der<br />

147


abschlusspodium<br />

Absenkung der Steuerlast von Vermögen, hohen<br />

Einkommen, Unternehmenssteuer etc. Diese Entwicklung<br />

führt zu einer außerordentlich prekären<br />

Situation, die als Staatsverschuldung und als „Leben<br />

über die Verhältnisse“ diskutiert wird. Mit einer<br />

minimalen Steuererhöhung in einem bestimmten<br />

Bereich könnte man die Probleme aller vom Tisch<br />

schaffen. Es muss über die Einnahmenseite der öffentlichen<br />

Hand ernsthaft nachgedacht werden.<br />

Steuern und die Ausgestaltung der Einnahmen- und<br />

Ausgabenseite müsste als monetarisierte Sicht auf<br />

die Gesellschaft gesehen werden. Dahinter verbirgt<br />

sich die Grundsatzfrage: Welche Gesellschaft wollen<br />

wir eigentlich? Da heute nicht mehr alles über den<br />

Staat geregelt wird, sondern Eigeninitiative, eigenes<br />

Engagement oder soziale Unternehmerschaft eine<br />

steigende Bedeutung einnehmen, sollten entsprechend<br />

auch Teile des Erwerbseinkommens direkter<br />

diesen zivilgesellschaftlichen Aktivitäten steuerlich<br />

gewidmet werden können. Das gehört zu einer demokratischen<br />

Konzeption des Steuerstaats dazu.<br />

Wieso soll übrigens ein Finanzbeamter entscheiden,<br />

was gemeinnützig ist? Es muss einen Sektor geben,<br />

in dem nicht-staatliche Akteure mit verantwortlich<br />

sind für die Verteilung dieser Art steuerlicher Vergünstigungen,<br />

etwa über eine unabhängige Kommission<br />

wie in England. Beim Gemeinnützigkeitsrecht<br />

zeigt sich der Modernisierungsbedarf hin zu mehr<br />

zivilgesellschaftlicher Autonomie überdeutlich.<br />

Heide Mertens:<br />

In Bezug ganz konkret auf die Förderung von Ehrenamt<br />

sind die Menschen nicht mehr sozial abgesichert.<br />

Da ist vor allem unsere Sozialgesetzgebung<br />

von Bedeutung. Wenn ich die Renten- oder Krankenversicherung<br />

sehe, gibt es eine Teilung in private<br />

und gesetzliche Versicherungslösungen bei einer<br />

insgesamt abnehmenden sozialversicherungspflichtigen<br />

Beschäftigung. D. h. wenn ich dafür sorge, dass<br />

über Beiträge von allen Erwerbstätigen zu den Sozialversicherungssystemen<br />

für alle ein Existenzminimum<br />

garantiert werden kann – nicht nur für die<br />

Vollerwerbstätigen, sondern auch für die, die Kinder<br />

erziehen, die pflegen, und auch für die, die freiwillig<br />

tätig sind –, bin ich auf einer guten Seite und habe<br />

freie, abgesicherte Bürgerinnen und Bürger.<br />

Aber auch die zuwendungsrechtliche Förderung der<br />

Verbände und Vereine als Träger- und Infrastrukturen<br />

des Engagements ist verbesserungswürdig.<br />

Zurzeit haben wir eine Förderung, die zweck- und<br />

projektgebunden über einen Zeitraum von weni-<br />

148<br />

gen Jahren geht. Große Vereinen und Verbände, die<br />

nachweislich gute Arbeit leisten, bekommen nichts<br />

mehr pauschal gefördert (z. B. für ihre verbandliche<br />

Bildungsarbeit). Wir könnten viel innovativer<br />

agieren, wenn beispielsweise unsere Bildungsarbeit<br />

pauschal gefördert würde. Aber das geschieht<br />

nicht mehr. Förderkriterium ist vor allem, ob das<br />

zuständige Ministerium einen Mehrwert durch die<br />

Förderung erkennen kann. Warum wird, ein anderes<br />

Beispiel, das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches<br />

Engagement, in dem sich die Verbände nach ihren<br />

Interessen vernetzen können, nicht zumindest<br />

grundständig dabei gefördert, diese wichtige Vernetzungsarbeit<br />

zu leisten, sondern die Förderung an<br />

wie immer geartete politische Klippen geknüpft?<br />

Ansgar Klein:<br />

Wir sprechen jetzt einerseits über Sozial- und Steuerpolitik<br />

und andererseits über Infrastrukturpolitik.<br />

Es wurde in mehreren Workshops dieser Tagung die<br />

Steuerpolitik erörtert. Im Rahmen des Gemeinnützigkeitsrechts<br />

als Steuerprivileg haben wir historisch<br />

gewachsene Privilegien. Den staatlichen Einzug von<br />

Steuerbeträgen, die auf Wunsch der betroffenen Steuerzahler<br />

an eine bestimmte Organisation gehen, finden<br />

wir in Europa etwa in Ungarn oder in Polen. In Deutschland<br />

kennen wir diese Praxis begrenzt auf den Rahmen<br />

der Kirchensteuer. Eine Möglichkeit wäre: Wer keine<br />

Kirchensteuer zahlen möchte, zahlt einen entsprechenden<br />

Beitrag an gemeinnützige Organisationen.<br />

Die Frage, die sich mit Blick auf das Thema Sozialunternehmen<br />

steuerrechtlich stellt, ist: Sollte es über die<br />

Gemeinnützigkeit weitere Erleichterungen der Arbeit<br />

für wirtschaftlich handelnde gemeinnützige Akteure<br />

geben, die deren Trägerfunktion für das Engagement<br />

stärken? Die Frage sollte man durchaus auch ökonomisch<br />

und betriebswirtschaftlich erörtern, aber am<br />

Ende eher soziologisch und gesellschaftspolitisch unter<br />

Anerkennung der Unterschiede zwischen Profitorientierung<br />

und Nonprofit-Aktivitäten beantworten.<br />

Da dürfte es aus der Wirtschaft sofort Kritik geben.<br />

Jedes Privileg wird dort ausschließlich nach ökonomischen<br />

Standards bewertet. Die Frage ist, ob es gelingt,<br />

einen sozialunternehmerischen Bestandteil der<br />

Ökonomie eher der Zivilgesellschaft zuzuordnen und<br />

dessen Rahmenbedingungen fortzuentwickeln.<br />

Annette Riedel:<br />

Ein schönes Stichwort aus den Arbeitsgruppen war,<br />

dass bürgerschaftliches Engagement letztendlich die<br />

Schnittmenge sein kann zwischen den drei Sektoren


Staat, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Es wurde<br />

aus einer Arbeitsgruppe aber auch formuliert, dass<br />

es hier keine Schnittmenge gibt, sondern bloß ein<br />

Trümmerfeld. Was kann Politik, was können die Akteure<br />

und die Organisationen aus Ihrer Sicht leisten,<br />

dass aus dem Trümmerfeld eine Begegnungsmöglichkeit,<br />

eine echte produktive Schnittmenge wird?<br />

Roland Roth:<br />

Es gibt ein paar Grundforderungen, die man in der<br />

Auseinandersetzung mit der sogenannten „nationalen<br />

Engagementstrategie“ deutlich artikuliert hat.<br />

1. Es gibt eine Missachtung des Eigensinns dieser Zivilgesellschaft<br />

von außen. Die Politik hält das für einen<br />

Verschiebebahnhof, mit dem man instrumentell<br />

umgehen kann, wie man will. Bestimmte Gruppen<br />

werden privilegiert, Ansätze werden hervor gehoben<br />

und andere haben keine Chance. Ergebnis ist<br />

eine staatlich administrierte Zivilgesellschaft, die in<br />

der Kritik am britischen „Dritten Weg“ unter New Labour<br />

„manufactured civil society“ genannt wurde.<br />

2. Die Zivilgesellschaft selbst hat offensichtlich ein nur<br />

sehr begrenztes Interesse an gemeinsamen Organisationen<br />

und gemeinsamer Artikulation und ist wenig<br />

organisationsfähig jenseits der korporatistischen Beteiligungsnetzwerke,<br />

die aber auch nicht mehr sonderlich<br />

erfolgreich sind. Diese Selbstorganisationsschwäche<br />

der Zivilgesellschaft gilt es zu überwinden.<br />

Anette Riedel:<br />

Ist das eine Schwäche?<br />

Roland Roth:<br />

Natürlich! Ich bin selber Mitglied im <strong>BBE</strong>! Diese trisektorale<br />

Phantasie ist aus meiner Sicht eher eine<br />

Schwäche. Wir brauchen einen eigenständigen zivilgesellschaftlichen<br />

Sektor mit eigener Stimme. Ich<br />

verstehe nicht, warum man nicht genug Geld zusammen<br />

bekommt, um eine Lobby der Zivilgesellschaft<br />

zu gründen, um Leute zu finanzieren. Alle Akteure<br />

der Zivilgesellschaft müssten ein Interesse haben,<br />

ein Sprachrohr zu stützen, das unabhängig sein kann<br />

und nicht nach dem Gutdünken eines ministeriellen<br />

Referatsleiters bezahlt oder nicht bezahlt wird. Das<br />

ist kein Vorwurf an das <strong>BBE</strong>, sondern ein Vorwurf an<br />

uns, die wir das Zivilgesellschaftliche so hoch halten,<br />

dass wir uns da viel zu wenig zutrauen. Wir sind viel<br />

zu lange und viel zu stark Kostgänger staatlicher Vergünstigungen<br />

oder Benachteiligungen. Das ist ein<br />

Teil des mangelnden Selbstbewusstseins. Wir sorgen<br />

abschlusspodium<br />

zu wenig dafür, dass die Kraft, die in den Engagierten<br />

steckt, politisch wirksam wird. Da braucht man mehr<br />

Protest, mehr Initiative und Selbstorganisation, als<br />

wir gegenwärtig haben.<br />

Annette Riedel:<br />

Vom Trümmerfeld zur Schnittmenge?<br />

Heide Mertens:<br />

Der Eigensinn und die Leidenschaft treibt die Engagierten<br />

um. Im ersten Moment interessiert sie auch<br />

gar nicht, ob sie dafür eine Förderung oder später<br />

einen Job bekommen. Entsprechende Nachweise im<br />

Ehrenamt hat die kfd immer befürwortet, auch wenn<br />

sie teilweise politisch darauf zielen, Menschen ohne<br />

Chancen am Arbeitsmarkt in den Arbeitsmarkt zu integrieren.<br />

Es geht nicht darum, eine leidenschaftlich<br />

oder lebenslang Engagierte im Rahmen eines 400-Euro-Jobs<br />

als Hilfserzieherin bei der Nachmittagsbetreuung<br />

in den Grundschulen einzusetzen, wie dies zurzeit<br />

in NRW geschieht. Es sollte vielmehr den Engagierten<br />

ermöglicht werden, bei veralteter Berufausbildung<br />

durch Nachqualifikationen beruflich auch eine Ebene<br />

höher einzusteigen, z. B. als Leiterin eines Mehrgenerationenhauses,<br />

als Pflegedienstleiterin etc. und nicht<br />

immer ganz unten. Im Dienstleistungsbereich werden<br />

Frauen aber leider dort gerne gesehen. Es muss ein<br />

echter Übergang geschaffen werden zwischen Zivilgesellschaft<br />

und privatem Sektor, der das Engagement<br />

auch anerkennt und letztendlich auch für Qualifikation<br />

bezahlt.<br />

Ansgar Klein:<br />

Zum einen ist die Frage spannend, wo wir mit unserer<br />

zivilgesellschaftlichen Kooperationskultur in<br />

Deutschland stehen. Instruktiv dafür sind Erfahrungen<br />

aus dem Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches<br />

Engagement. Das <strong>BBE</strong> hatte 2010 Austritte einiger<br />

großer Verbände. Dabei wurde von einem Verband<br />

intern das Argument vorgetragen, dass das <strong>BBE</strong> „zu<br />

gut“ arbeite. Aus dieser Sicht hat das <strong>BBE</strong> bereits<br />

zu viel Einfluss gewonnen. Das ist für einige große<br />

Verbandsakteure schon deswegen irritierend, weil<br />

in einem Netzwerk jede Organisation, ob groß oder<br />

klein, nur eine Stimme hat. Ein anderer der ausgetretenen<br />

Verbände argumentiert, dass gewählte<br />

Gremien in einem Netzwerk generell nicht akzeptabel<br />

seien. Hier stellt sich unmittelbar die Gegenfrage<br />

nach der Vernetzungs- und Kooperationsbereitschaft.<br />

Natürlich muss darauf hingewiesen werden,<br />

dass ein Netzwerk wie das <strong>BBE</strong> insbesondere eine<br />

Kooperations- und Fachplattform ist und dass große<br />

149


abschlusspodium<br />

Verbände ihre eigenen Interessen natürlich weiterhin<br />

vertreten müssen. Es ist aus meiner Sicht allerdings<br />

ein deutlicher Mehrwert, wenn gemeinsame<br />

Problemstellungen, aber auch gemeinsam tragfähige<br />

Lösungen für Probleme in solchen Vernetzungsstrukturen<br />

sondiert und vorbereitet werden können.<br />

Das Beispiel macht allerdings auch deutlich, dass zivilgesellschaftliche<br />

Vernetzung nicht in macht- und<br />

interessenfreien Räumen erfolgt. Der Einbezug von<br />

Staat/Kommunen und Unternehmen/Gewerkschaften<br />

in eine solche Vernetzung macht – wie auch die<br />

Diskussion dieser Veranstaltung deutlich macht –<br />

aus meiner Sicht durchaus Sinn. Mit dem „Bündnis<br />

für Gemeinnützigkeit“ gibt es in Deutschland den<br />

Versuch, den großen Dachverbänden des Dritten<br />

Sektors eine gemeinsame Lobby-Plattform zu geben.<br />

Doch das dort angewandte Einstimmigkeitsprinzip<br />

von Entscheidungen hat bislang den Einfluss dieser<br />

Plattform erheblich beschränkt. Die Regeln und die<br />

Praxis der Kooperationskultur zu verbessern, ist eine<br />

erst begonnene Aufgabe.<br />

Für den möglichen welfare-mix der Zukunft ist es<br />

sicher von großer Bedeutung, dass hierzulande der<br />

Dritte Sektor von einer zunehmenden Engführung<br />

auf ökonomische Imperative befreit und wieder<br />

stärker für eine zivilgesellschaftliche Handlungslogik<br />

geöffnet wird. Wenn verschiedene Handlungslogiken<br />

im welfare-mix aufeinandertreffen, so müssen<br />

sie dennoch in ihrer eigenständigen Bedeutung erkennbar<br />

bleiben. Wenn die Mischung im Dritten Sektor<br />

vom Markt dominiert wird, ist diese Missachtung<br />

bitter für die Zivilgesellschaft.<br />

Annette Riedel:<br />

Lässt sich diese Entwicklung aufhalten?<br />

Ansgar Klein:<br />

Dass es Grenzen der Marktlogik gibt, ist eine Feststellung,<br />

die in Zeiten der aktuellen Weltfinanzkrise<br />

nicht mehr so stark begründungswürdig ist, wie sie<br />

es zu Hochzeiten der neoliberalen Idee war. Jede<br />

Idee einer Grenze der Marktlogik galt noch bis vor<br />

kurzem als verdächtig. Jetzt hält der Finanzmarkt<br />

nach 20 Jahren solcher Ideenverbreitung, bei uns<br />

Steuerbürgern die Hand auf, um von uns und den<br />

Staaten riesige Beträge zur Absicherung ihrer spekulativen<br />

Defizite zu verlangen. Diese Situation<br />

erfordert es, nicht nur Grenzen der Marktlogik anzuerkennen,<br />

sondern zugleich auch die Rolle der<br />

zivilgesellschaftlichen Handlungslogik neu zu würdigen.<br />

Als Transfer- und Bindeglied gilt es in diesem<br />

150<br />

Zusammenhang auch das Thema der sozialen Bürgerrechte<br />

neu zu definieren.<br />

Es geht um Diskurse mit mittel- und langfristiger<br />

Perspektive. Ohne das Zwischenstück der sozialen<br />

Bürgerrechte und der Grundsicherung werden wir<br />

die Verbindung zwischen Zivilgesellschafts-, Markt-,<br />

und Staatslogik auf Dauer nicht herstellen können.<br />

Der Staat muss für die sozialen Bürgerrechte sorgen.<br />

Dann sind die Bürger auch in der Lage, sich<br />

ohne monetäre Interessen zu engagieren. Dann<br />

können wir auch gute Mischungen stärker ins Feld<br />

bringen, die nicht nur von der Not diktiert sind, die<br />

auf echter Freiwilligkeit basieren und nicht aus der<br />

Not oder Sanktionen entstehen. Davon müssen wir<br />

wegkommen! Das ist letztlich eine große Herausforderung<br />

auch für die europäische Politik. Europa hat<br />

das Potenzial für eine europäische Engagement- und<br />

Zivilgesellschaftspolitik. Die angesprochenen Fragen<br />

spielen dort hinein.<br />

Annette Riedel:<br />

Nicht der Staat muss für die sozialen Bürgerrechte<br />

sorgen, sondern die Bürger! Die Stichworte „Zugang<br />

ermöglichen“ und „Raum schaffen“ möchte ich noch<br />

mal aufgreifen. Engagement wird ermöglicht, wenn<br />

bestimmte Voraussetzungen vorhanden sind. Ein Jugendlicher,<br />

der sich engagieren will, wird Wege finden.<br />

Aber wer ist da in der Pflicht, um Jugendliche<br />

auf die Idee zu bringen, sich zu engagieren?<br />

Roland Roth:<br />

Die Idee, sich zu engagieren, ist bei den Kindern und<br />

Jugendlichen durchaus zu finden. Wir haben für ZDF-<br />

Logo eine Studie gemacht, die zeigt, dass wir aktuell<br />

zu 60 bis 65 Prozent Verhandlungsfamilien haben.<br />

Kinder und Jugendliche wachsen heute in Familien<br />

auf, die ihnen zu zwei Dritteln vermitteln und erfahrbar<br />

machen, dass sie was zu sagen haben und mitgestalten<br />

können. Das ist eine Mitgift des sozialen<br />

Wandels. Wir haben nicht mehr überwiegend autoritäre<br />

Familienstrukturen. Die gibt es noch stark am<br />

unteren und oberen Ende der sozialen Skala, aber<br />

nicht mehr so stark in der großen Breite. Wir wissen<br />

genau, dass diese Kinder und Jugendliche gerne<br />

mitreden würden im Kindergarten, in der Schule und<br />

später in der Gemeinde. Dazu bekommen sie aber<br />

noch zu wenig Angebote und zu wenig Chancen. Die<br />

Schulen müssen sich beispielsweise für Partizipation<br />

viel stärker öffnen. Wir haben immer noch viel<br />

zu viele Anstaltsschulen mit einer Belehrungskultur!<br />

Das ist anachronistisch.


Annette Riedel:<br />

Wie können sich die Schulen auch zeitlich mehr für<br />

Engagement öffnen, ohne das die Kinder und Jugendlichen<br />

dann zehn Stunden in der Schule sind?<br />

Roland Roth:<br />

Wir haben noch keine repräsentativen empirischen<br />

Studien darüber, wie die Konzeption Ganztagsschule<br />

insgesamt umgesetzt wurde. Aber wir haben<br />

Schulen, die sich geöffnet haben für Vereine und<br />

Initiativen und die am Nachmittag vieles machen.<br />

Es gibt die Chance, dass sich Schulen für lokale Bildungslandschaften<br />

öffnen. Man kann auch aus Problemschulen<br />

in Problemquartieren wunderbare<br />

Einrichtungen machen. Das zeigt dasen Beispiel „Ein<br />

Quadratkilometer Bildung“ in Neukölln, ein Projekt,<br />

das u. a. aus der brüchtigten Rütlischule eine Vorzeigeeinrichtung<br />

gemacht hat. Die sind aber leider<br />

die Ausnahme. Zehn Prozent der befragten Schüler<br />

gaben an, die Erfahrung in der Schule gemacht zu<br />

haben, etwas zu sagen zu haben. Eigentlich wollen<br />

Schülerinnen und Schüler aber zu achtzig Prozent etwas<br />

zu sagen haben.<br />

Heide Mertens:<br />

Deutschland befindet sich in einem Umbruch, der<br />

in Frankreich oder Schweden schon passiert ist, im<br />

Umbruch zur Ganztagsschule. Gleichzeitig wird die<br />

Erkenntnis durch die Freiwilligensurveys gestützt,<br />

dass ein entscheidendes Kriterium für ein lebenslanges<br />

Engagement das Engagement in der Jugend<br />

ist. Die heutige Jugend ist hierzulande im starkem<br />

Maße im religiösen Bereich engagiert, z. B. als<br />

Messdiener. Die Jugendlichen haben in der Ganztagsschule<br />

kaum noch Zeit, um an außerschulischen<br />

Nachmittagsveranstaltungen teilzunehmen, weil sie<br />

in der Schule sind. Wie das aufgebrochen werden<br />

kann, muss man sich noch überlegen. Lebenslanges<br />

Engagement hängt schon auch mit der Bindung an<br />

Vereine und Verbände zusammen, auch wenn sich<br />

die Bindung im Laufe des Lebens ändert.<br />

Aus dem Publikum: Prof. Theo Wehner, TH Zürich:<br />

Ich würde gerne noch einmal auf die beiden Begriffe<br />

des Tagungsmottos zurück kommen, nämlich auf Engagement<br />

und Erwerbsarbeit. Wir haben uns viel mit<br />

dem Engagement beschäftigt und dem Reflex auf die<br />

Erwerbsarbeit. Das ist letztlich das Spannungsfeld.<br />

Was sagt uns die Engagementförderung, egal ob sie<br />

vermarktlicht oder verberuflicht wird, für die Neugestaltung,<br />

für eine Rehumanisierung des Arbeitslebens?<br />

Dazu habe ich in den Diskussionen wenig bis<br />

abschlusspodium<br />

nichts gehört. Deshalb würde ich gerne in die Utopie<br />

ausweichen. Frau Mertens hat gesagt, notwendig<br />

für das Engagement ist soziale Absicherung, die sie<br />

eigentlich in einer Grundrente sieht. In der Schweiz<br />

gibt es das unter dem Begriff „erste Säule“. Das ist<br />

eine gute Voraussetzung. Wenn man diesen Gedanken<br />

weiter führt, dann kommt man zu einem Kulturimpuls<br />

des bedingungslosen Grundeinkommens.<br />

Wenn wir das mit einem Rekurs auf die Erwerbsarbeitsgesellschaft<br />

machen, dann können wir über<br />

Steuererleichterungen und Sozialkassen nachdenken.<br />

Aber ich würde immer auch nach vorne denken<br />

wollen. Seit Thomas Morus gibt es die Idee des bedingungslosen<br />

Grundeinkommens. Wir bekommen<br />

auch die Bürgerrechte umsonst und warum nicht<br />

auch ein Existenzrecht. Wir sollten über die Abwertung<br />

des bedingungslosen Grundeinkommens durch<br />

die Politik und viele Bürger nachdenken. Wir wissen<br />

aus der Engagementforschung und -gestaltung, dass<br />

die Bürger gerade nicht alle in der Hängematte liegen<br />

würden. Sie würden gerne arbeiten und sich zudem<br />

noch engagieren. Wie sehen Sie das?<br />

Annette Riedel:<br />

Brauchen wir ein bedingungsloses Grundeinkommen?<br />

Roland Roth:<br />

Ich bin seit den 1980er Jahren ein glühender Verfechter<br />

dieser Idee. Der Teufel steckt jedoch in den<br />

Details der Ausgestaltung, nicht zuletzt in der Höhe<br />

des Grundeinkommens. Ich wollte noch mal auf die<br />

Anmerkung reagieren, dass soziale Bürgerschaft<br />

sich die Bürger untereinander gewähren und nicht<br />

der Staat. Die Situation ist, dass der Staat von der<br />

Bürgerschaft finanziert wird, also nichts aus eigener<br />

Kraft tut, sondern Aufgaben im Auftrag der Bürger<br />

erledigen soll. Die Grundüberlegung sozialer<br />

Bürgerschaft ist, wie wir die soziale Teilhabe aller<br />

garantieren können und was wir dafür bereit sind<br />

zu tun.<br />

Soziale Inklusion war der zentrale Ausgangspunkt<br />

des Nachkriegssozialstaatsmodells. Wie können wir<br />

dies heute angesichts all der Unsicherheiten und Risiken<br />

garantieren? Was sollten wir uns wechselseitig<br />

als Bürger garantieren? Es gibt große Widerstände<br />

von der Seite, die sagt, „work first!“: Nur wenn<br />

man arbeitet, bekommt man auch diese Garantie.<br />

Die unternehmerische Seite möchte eine solche<br />

Grundsicherung vermeiden, weil sonst der Druck<br />

und die Arbeitsanreize weg fallen. Für mich sind das<br />

vorsintflutliche Einwände. Die Leute wollen ganz<br />

151


abschlusspodium<br />

überwiegend arbeiten, sich engagieren und haben<br />

Perspektiven. Wir müssen wieder über etwas ganz<br />

Altmodisches nachdenken: über Wirtschaftsdemokratie.<br />

Wie kann Wirtschaft so organisiert sein,<br />

dass die vorhandenen Engagementmotive auch die<br />

Chance haben, in der Arbeit gelebt zu werden. Welche<br />

Art von Wirtschaftsverfassung in den Betrieben<br />

brauchen wir dazu? Kluge weltweite Unternehmen<br />

versuchen mit ganz interessanten Modellen, die Initiativen,<br />

Ideen und das Engagement ihrer Beschäftigten<br />

zum Zuge kommen zu lassen.<br />

Ansgar Klein:<br />

Viele haben in dieser Veranstaltung auch über bedingungsloses<br />

Grundeinkommen insofern nachgedacht,<br />

dass die Wegnahme der Sanktionen aus der<br />

Arbeitsmarktpolitik den Raum für freiwilliges und<br />

motiviertes Engagement öffnen würde. Das wäre<br />

dann bereits eine bedingungslose Grundeinkommenssituation.<br />

Die Sanktionen werden nur mit der<br />

Philosophie begründet, das „work first“ der Fall sein<br />

muss. Da wäre eine wahrlich bedeutende Debatte zu<br />

führen. Ich halte diesen Schritt für erforderlich.<br />

Annette Riedel:<br />

Das könnte auch ein Signal sein, dass von dieser Konferenz<br />

ausgeht: Weg mit den Sanktionen aus der Arbeitsmarktpolitik?<br />

aus deM publikuM:<br />

Bernhard Jirku, verdi<br />

Der Existenzsicherungsbedarf eines Kindes liegt je<br />

nach Wohnsituation und je nach Mehrbedarfen zwischen<br />

400,- und 1000,- Euro. Hinzukommen die Kosten<br />

der Gesundheitsvorsorge und -versorgung, der<br />

öffentlichen Daseinsvorsorge und der Infrastruktur,<br />

wie Kitas und Schulen. Je nach Bundesland betragen<br />

diese Kosten 1000,- bis 3000.- Euro. Es handelt sich<br />

also um eine weit gefächerte, sehr differenzierte<br />

Landschaft, die nicht pauschaliert dargestellt werden<br />

sollte.<br />

Ein Mehrbedarf an Kitas muss über Steuermittel<br />

finanziert werden. Aber Deutschland ist ein Niedrigsteuerstaat.<br />

Wir brauchen professionell ausgebildete<br />

Erzieher,innen und Erzieher die gute Elternarbeit<br />

und gute Arbeit in den Kitas leisten. Das Gleiche<br />

gilt für die Ganztagsschulen. Es ist überhaupt nicht<br />

einzusehen, das Musik- oder Kunstlehrerinnen und<br />

-lehrer, die nachmittags an den Schulen unterrichten<br />

und eine gute und professionelle Arbeit mit den Kin-<br />

152<br />

dern machen, nicht anständig bezahlt werden. Das<br />

Gleiche gilt für die Prekarisierung der Arbeitsverhältnisse<br />

im Bereich der sozialen Dienstleistungen<br />

unter dem Titel „ehrenamtliches Engagement“. Wir<br />

brauchen gute und bessere soziale Dienstleistungen,<br />

die angemessen bezahlt werden. Dafür werden Einnahmen<br />

gebraucht. Das Problem ist, dass wir immer<br />

weniger Einnahmen haben. Deswegen frisst sich diese<br />

graue Zone überall herein. In den normalen Arbeitsmärkten<br />

haben wir prekäre Arbeitsverhältnisse<br />

und nennen sie „graue Zone“. Das kann nur gelöst<br />

werden über Mehreinnahmen, die in soziale Dienstleistungen<br />

investiert werden.<br />

Annette Riedel:<br />

Konferenzen wie diese könnten dazu dienen, dass<br />

man sich über solche Lebensentwürfe in ihrem Facettenreichtum<br />

austauscht. Ich wünsche mir, dass<br />

diese Themen und der Austausch noch stärker von<br />

Vertreterinnen und Vertretern der drei Sektoren<br />

unserer Gesellschaft diskutiert werden, damit man<br />

nicht nur unter sich bleibt.<br />

Ansgar Klein:<br />

Einen Befund würde ich gerne noch einbringen. In<br />

einem neu erschienen Artikel hat Thomas Olk im<br />

„Handbuch bürgerschaftliches Engagement“ zum<br />

Begriff Bürgerschaftliches Engagement nicht nur<br />

die politische Dimension bürgerschaftlichen Engagement<br />

stark gemacht, sondern auch die auf Gemeingüter<br />

und öffentliche Güter bezogene Dimension.<br />

Welche öffentlichen Güter braucht unsere<br />

Gesellschaft als gute Gesellschaft und wie können<br />

die Sektoren jeweils dazu beitragen? Gemeingüter<br />

als Orientierungspunkt für bürgerschaftliches Engagement,<br />

für den welfare-mix und für Kooperationen<br />

der Sektoren miteinander – das ist eine tiefgründige<br />

Fragestellung, die weiterer Diskussionen<br />

bedarf.<br />

Am Ende unserer Diskussion und der gesamten Veranstaltung<br />

angelangt, sage ich im Namen der Veranstalter<br />

Danke. Danke, dass sie uns mit ihren Diskussionen<br />

bereichert haben! Die Diskussionen können<br />

hier nicht zu Ende sein. Wir haben gestern und heute<br />

an einem Schnittstellenthema gearbeitet, das für die<br />

Zukunft der Gesellschaften, für gute Engagementförderung<br />

und für ihr Verhältnis zur Arbeitsmarkt- und<br />

Beschäftigungspolitik von zentraler Bedeutung ist.<br />

Ich hoffe, dass diese Veranstaltung einen Beitrag<br />

zumindest zur Präzisierung wichtiger Fragen hat leisten<br />

können.


participants:<br />

• Annette Riedel (Deutschland Radio Kultur)<br />

• Dr. Heide Mertens (Abteilungsleiterin Politik<br />

und Gesellschaft bei der Katholischen Frauengemeinschaft<br />

Deutschlands, kfd)<br />

• Prof. Dr. Roland Roth (Hochschule Magdeburg-<br />

Stendal, FB Sozial- und Gesundheitswesen,<br />

sachverständiges Mitglied der Enquete-Kommission<br />

„Bürgerschaftliches Engagement“ des<br />

Deutschen Bundestages 1999-2002)<br />

• PD Dr. Ansgar Klein (Geschäftsführer des <strong>BBE</strong>,<br />

Privatdozent für Politikwissenschaften an der<br />

Humboldt-Universität zu Berlin)<br />

Grey areas, diversity, overlapping and blurring of<br />

boundaries: These subjects ran like a continuous<br />

thread through all the presentations, working groups<br />

and discussions of the conference. The concluding<br />

podium took up the positive and negative aspects<br />

of the overlapping and blurring of boundaries between<br />

volunteering and paid work, and on this basis<br />

discussed further questions: What does this mean<br />

for labour market and employment policy? What<br />

demands must be made on the policy? How must<br />

civil organisations and networks and social enterprises<br />

organise themselves in order to shape the participation<br />

potential with regard to volunteering and<br />

gainful employment? Must the legal frameworks be<br />

developed further?<br />

From the given range of biographies and life situations,<br />

it would be almost essential to identify clear<br />

criteria for the distinction between paid work and<br />

volunteering. Such criteria would also have a political<br />

implication, because it would be clearer whether<br />

certain funding programmes are aimed at volunteering<br />

or constitute employment policy measures. For<br />

the volunteering policy, it was also important to take<br />

the perspectives and motives of involved people seriously.<br />

Those involved must have the opportunity<br />

to take an active part in the organisation and design<br />

of their locations, facilities and projects.<br />

cOncluding pOdiuM<br />

On the basis of this general assessment, the problems<br />

of the political and economic conditions of<br />

the third sector were identified and discussed. The<br />

third sector has long very strongly influenced by<br />

economic imperatives. Almost all welfare associations<br />

would accept that economizing conditions<br />

of their predicament, for example if trainers’ allowances<br />

and € 400 jobs are combined as a “taxsaving<br />

model”. Services that would normally have<br />

to be paid for on the market would be replaced by<br />

new hybrid models. The focus should be placed instead<br />

on the motives of those involved. Problems<br />

raised in this context included those involved in<br />

social security, as well as the tax conditions for<br />

sponsor organisations. Since such voluntary work<br />

resulted in an additional contribution to improving<br />

the quality of public services of general interest,<br />

incentives should also be created here, so that the<br />

welfare associations could act more like civil actors<br />

and less like economic actors. Overall, this would<br />

require a fundamental debate on social civil rights<br />

as a condition for the possibility of civil society activities,<br />

especially in view of an increasingly punitive<br />

employment policy. In this sense, it would require<br />

an independent civil society sector with its own<br />

voice. All actors of this civil society would have to<br />

have an interest in supporting a umbrella organisation<br />

which can be independent and is not dependent<br />

on political goodwill. Improving the rules and<br />

the practice of the cooperation culture was a task<br />

which had only just been started.<br />

With regard to the readiness for volunteering, the<br />

participants pointed out that the idea of becoming a<br />

volunteer is very popular among children and young<br />

people. Children and young people wanted to shape<br />

their future, although they still had too little facilities<br />

and opportunities to do so. Schools for example<br />

would have to open themselves up much more for<br />

participation and integrate themselves into the local<br />

educational environment.<br />

Finally it was discussed to what extent an unconditional<br />

basic income would open the way for voluntary<br />

153


concluding podium<br />

and motivated commitment. Subject to the condition<br />

of an active working society, consideration was<br />

given to tax concessions and social funds. Over the<br />

course of the entire conference, it was repeatedly<br />

emphasised that more comprehensive social support<br />

was necessary for such volunteering, together<br />

154<br />

with the removal of sanctions from labour market<br />

policy. This in turn would be an unconditional basic<br />

income situation. It was also known from volunteering<br />

research and planning that most citizens would<br />

in this case not simply sit back and relax, but would<br />

be happy to work and also become a volunteer.


anhang/attachMent<br />

155


autOrinnen und autOren/cOntributOrs<br />

autorinnEn und autorEn<br />

Dr. Henning Arp, Leiter der Regionalvertretung der<br />

Europäischen Kommission in München.<br />

Birgitte Brekke studierte Rechtswissenschaften und<br />

ist seit 2006 Generalsekretärin von Frivillighet Norge,<br />

dem Zusammenschluss von NGOs in Norwegen. Zuvor<br />

war sie im norwegischen Justizministerium, in der norwegischen<br />

Agentur für Entwicklungshilfe und Kooperation<br />

(NORAD) sowie für eine Gewerkschaft tätig.<br />

Dr. Rosario Costa-Schott ist zertifizierte Freiwilligenmanagerin<br />

und Dipl.-Wirtschaftsgeographin, gründete<br />

und leitet die „FreiWilligenManagement ConSult<br />

Beratung & Fortbildung & Projektmanagement” in<br />

München und ist freiberuflich tätig.<br />

Prof. Dr. Adalbert Evers ist Professor für vergleichende<br />

Gesundheits- und Sozialpolitik an der Justus-<br />

Liebig-Universität Gießen. Seine Forschungsschwerpunkte<br />

sind u.a. Theorie des Sozialstaates und der<br />

Sozialpolitik, Dritter Sektor und Zivilgesellschaft, persönliche<br />

soziale Dienstleistungen im internationalen<br />

Vergleich, Governance-Konzepte, Partizipation und<br />

bürgerschaftliches Engagement.<br />

Dr. Stephan Grohs ist als wissenschaftlicher Assistent<br />

am Lehrstuhl für vergleichende Policy-Forschung und<br />

Verwaltungswissenschaft an der Universität Konstanz<br />

tätig. Seine Schwerpunkte in Forschung und Lehre<br />

sind kommunale Sozialpolitik und Dritte-Sektor-Forschung,<br />

Verwaltungsmodernisierung und vergleichende<br />

Verwaltungswissenschaft.<br />

Rainer Höll leitet seit 2010 die Fellow-Entwicklung bei<br />

Ashoka Deutschland. Er berät dort Social Entrepreneurs<br />

zu Wachstumsstrategien, Finanzierungsmöglichkeiten<br />

und Wirkungsmessung.<br />

Marc-Axel Hornfeck, Leiter des Referats 311 im BM-<br />

FSFJ. Der Aufgabenbereich des Referats umfasst<br />

Grundsatzfragen der Engagementpolitik, Stärkung<br />

der Zivilgesellschaft, Freiwilligensurvey.<br />

156<br />

Bernhard Jirku ist Wirtschafts- und Sozialhistoriker<br />

und bei ver.di auf der Bundesebene für Erwerbslosenarbeit<br />

zuständig. Er hat sich für die IG Medien in<br />

den 1990er Jahren in Berlin-Brandenburg mit Wirtschafts-,<br />

Struktur- und Arbeitsmarktpolitik befasst,<br />

u.a. vertrat er von 1993 bis 1996 die Gewerkschaften<br />

im Verwaltungs- und ABM-Ausschuss des Arbeitsamts<br />

Berlin-Südwest.<br />

Henk Kinds hat 1994 Community Partnership Consultants<br />

(CPC) gegründet, ein internationales Beratungsbüro<br />

mit dem Sitz in Deventer, Niederlande. Der<br />

Tätigkeitsschwerpunkt von CPC liegt im bürgerschaftlichen<br />

Engagement und Partnerschaften zwischen<br />

dem Profit- und dem Non-Profitsektor. Seit 2011 ist<br />

Henk Kinds zugleich Geschäftsführer des Sozialunternehmens<br />

Parolo in Deventer.<br />

Stephan Koch leitet bei UPJ, dem Netzwerk engagierter<br />

Unternehmen und gemeinnütziger Mittlerorganisationen<br />

in Deutschland, den Bereich Beratung<br />

& Training. Er unterstützt Unternehmen im Rahmen<br />

der Entwicklung von CSR-, Corporate Citizenship- und<br />

Corporate Volunteering-Strategien, -Konzepten und<br />

deren Umsetzung.<br />

Dr. Eckhard Priller ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung<br />

(WZB) und Leiter der Projektgruppe Zivilengagement.<br />

Seine Forschungsschwerpunkte sind Dritte-Sektor-<br />

Forschung, zivilgesellschaftliches Engagement und<br />

die Spendenthematik.<br />

Jonathan Przybylski, PH<strong>IN</strong>EO gAG, Berlin, ist dort im<br />

Bereich Analyse & Forschung beschäftigt. In seinen<br />

derzeitigen Zuständigkeitsbereich fallen insbesondere<br />

der Themenreport „Erfahrungssache – Engagement<br />

55+ wirkt!“ sowie alle Themen, die sich mit<br />

der Schnittstelle von Erwerbsarbeit und Engagement<br />

beschäftigen.<br />

Conny Reuter ist Generalsekretär des europäischen<br />

Netzwerks SOLIDAR und gewählter Präsident der Social<br />

Platform. SOLIDAR vertritt 56 nationale Organisationen


aus 25 Ländern, die sich in den Bereichen Soziales, Internationale<br />

Zusammenarbeit und lebenslanges Lernen<br />

engagieren. Die Social Platform ist ein Netzwerk<br />

von 46 europäischen Sozial-NGO-Dachverbänden.<br />

Prof. Dr. Roland Roth ist seit 1993 Professor für Politikwissenschaft<br />

am Fachbereich Sozial- und Gesundheitswesen<br />

der Hochschule Magdeburg-Stendal. Er<br />

arbeitete als Research Fellow an der University of California<br />

in Santa Cruz (UCSC) und am Wissenschaftszentrum<br />

Berlin (WZB) sowie als Gastprofessor an der<br />

Universität Wien. Sein wissenschaftliches und politisches<br />

Interesse gilt vor allem den Themenfeldern<br />

Demokratie, soziale Bewegungen, Bürger- und Menschenrechte.<br />

Piotr Sadowski arbeitet im Generalsekretariat von Volunteurope<br />

und ist European Development Manager<br />

bei Community Service Volunteers in Großbritannien.<br />

Tabea Schlimbach ist Wissenschaftlerin am Forschungsschwerpunkt<br />

„Übergänge im Jugendalter“<br />

des Deutschen Jugendinstituts und arbeitet dort in<br />

verschiedenen Projekten, unter anderem als Koordinatorin<br />

eines EU- Projekts zur Unterstützung des<br />

Übergangs junger Menschen in den Beruf durch den<br />

Einsatz neuer Technologien.<br />

Philipp Stemmer ist seit 2003 am Zentrum für zivilgesellschaftliche<br />

Entwicklung als wissenschaftliche<br />

Mitarbeiter tätig. Seine aktuellen Arbeitsschwerpunkte<br />

sind die Themen Engagement und Erwerbsarbeit,<br />

Freiwilligendienste sowie Engagement und<br />

Teilhabe von Menschen mit Behinderung. Wichtige<br />

Projekte sind derzeit die Evaluation der Freiwilligendienste<br />

aller Generationen und die wissenschaftliche<br />

Begleitung des FSJplus.<br />

Susana Szabo ist tätig bei France Bénévolat, sie ist<br />

Mitglied des CEV Board of Directors und dort als<br />

Vize-Präsidentin für die Entwicklung internationaler<br />

Beziehungen zuständig.<br />

Franz Wölfl, Leiter der Abteilung III „Generationenpolitik<br />

und Sozialversicherung“ im bayerischen<br />

Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie<br />

und Frauen.<br />

cOntributOrs<br />

autorinnen und autoren/ contributors<br />

Dr. Henning Arp, European Commission Representation<br />

in Munich/Germany.<br />

Birgitte Brekke graduated from law-school in 1992.<br />

Since 2006 she is the secretary general of the Association<br />

of NGOs in Norway. Her previous workexperience<br />

includes the Ministry of Justice, the Norwegian<br />

agency for development and aid cooperation<br />

(NORAD) and a trade union.<br />

Dr. Rosario Costa-Schott is a certified volunteer manager<br />

and economic geographer, founded and directs<br />

the „FreiWilligenManagement ConSult Beratung &<br />

Fortbildung & Projektmanagement” consulting company<br />

in Munich and also works as a freelancer.<br />

Prof. Dr. Adalbert Evers is professor for comparative<br />

health and social policy at the Justus-Liebig-University<br />

Giessen. His research interests include theory of<br />

the welfare state and social policy, third sector and<br />

civil society, personal social services in international<br />

comparison, governance approaches, participation<br />

and civic engagement.<br />

Dr. Stephan Grohs is assistant professor at the Chair<br />

of Comparative Public Policy and Administration at<br />

the University of Konstanz. His focus in research and<br />

teaching are community-based social policy and the<br />

third sector, administration modernization and comparative<br />

administrative science.<br />

Rainer Höll is Head of Fellow Development at Ashoka<br />

Germany. He advises there social entrepreneurs in<br />

growth strategies, financing and impact measurement.<br />

Marc-Axel Hornfeck, German Federal Ministry for<br />

Family Affairs, Senior Citizens, Women and Youth.<br />

Bernhard Jirku studied economic and social history<br />

and works for the ver.di trade union in the field of<br />

labor market and employment policy as well as unemployment<br />

policy.<br />

Henk Kinds founded Community Partnership Consultants<br />

(CPC) in 1994, an international consulting<br />

company based in Deventer, Netherlands. The main<br />

focus of CPC is on civic engagement and partnerships<br />

between the profit and the nonprofit sector.<br />

Since 2011 Henk Kinds is also managing director of<br />

the social enterprise Parolo in Deventer.<br />

157


Stephan Koch is head of Consulting & Training at UPJ,<br />

the network of committed companies and non-profit<br />

intermediary organizations in Germany. He assists<br />

companies in the development of CSR-, corporate<br />

citizenship- and corporate volunteering-strategies,<br />

concepts and their implementation.<br />

Dr. Eckhard Priller is a research associate at the<br />

Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) and head of<br />

the project group “Zivilengagement” (civil commitment).<br />

His research focuses on third sector, civic engagement<br />

and donation/funding.<br />

Jonathan Przybylski, PH<strong>IN</strong>EO gAG, Berlin, works in<br />

analysis and research, mainly on issues at the interface<br />

of voluntary and paid work. One of his current<br />

projects is the report „Erfahrungssache – Engagement<br />

55+ wirkt!“ on volunteering of older people.<br />

Conny Reuter is the general secretary of the European<br />

Network SOLIDAR and elected president of the<br />

Social Platform. SOLIDAR represents 56 national organizations<br />

from 25 countries active in the fields of<br />

social affairs, international cooperation and lifelong<br />

learning. The Social Platform is a network of 46 European<br />

social or NGO umbrella organizations.<br />

Prof. Dr. Roland Roth is Professor of Political Science<br />

at the Department of Social and Health at the University<br />

of Magdeburg-Stendal. He worked as a research<br />

fellow at the University of California at Santa<br />

Cruz (UCSC) and at the Wissenschaftszentrum Berlin<br />

(WZB) and as visiting professor at the University of<br />

Vienna. His scientific and political interests are mainly<br />

the areas of democracy, social movements, civil<br />

and human rights.<br />

Piotr Sadowski works at the General Secretary of Volonteurope<br />

and is European Development Manager<br />

of Community Service Volunteers, GB.<br />

Tabea Schlimbach is scientist at Deutsches Jugendinstituts<br />

(German Youth Institute) with focus on<br />

transitions in adolescence. She works on various<br />

projects, including the coordination of an EU project<br />

to support the transition of young people into work<br />

through the use of new technologies.<br />

Philipp Stemmer is research assistant at the Zentrum<br />

für zivilgesellschaftliche Entwicklung (Center for Civil<br />

Society Development). His current work focuses<br />

on the issues of commitment and work, volunteer<br />

service and commitment and participation of people<br />

158<br />

with disabilities. Major current projects are the evaluation<br />

of the Freiwilligendienste aller Generationen<br />

(Volunteer services for all generations) and the scientific<br />

monitoring of FSJplus.<br />

Susana Szabo works for France Bénévolat and is a<br />

member of the director‘s board and in charge of the<br />

Development of International Relations as a Vice President<br />

of the European Volunteer Centre, Brussels.<br />

Franz Wölfl, Bavarian State Ministry for Employment<br />

and Social Affairs.


iss-kurzprOfil/iss-shOrt prOfile<br />

Das institut für sozialarbeit und sozialpädagogik<br />

e.V. (ISS-Frankfurt a. M.) wurde im Jahr 1974 vom<br />

Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt e. V. gegründet<br />

und ist seit 1991 als rechtlich selbständiger gemeinnütziger<br />

Verein organisiert. Der Hauptsitz liegt<br />

in Frankfurt a. M.<br />

Das ISS-Frankfurt a. M. beobachtet, analysiert, begleitet<br />

und gestaltet Entwicklungsprozesse der Sozialen<br />

Arbeit und erbringt wissenschaftliche Dienstleistungen<br />

für Ministerien, Kommunen, Wohlfahrtsverbände und<br />

Einrichtungsträger. Das Institut erhält eine Projektförderung<br />

durch das Bundesministerium für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend (BMFSFJ). Seit 1998 ist Hans-<br />

Georg Weigel Direktor des Instituts.<br />

• Das Leistungsprofil des ISS-Frankfurt a. M. steht<br />

als wissenschaftsbasiertes Fachinstitut für Praxisberatung,<br />

Praxisbegleitung und Praxisentwicklung<br />

an der Schnittstelle von Praxis, Politik<br />

und Wissenschaft der Sozialen Arbeit und gewährleistet<br />

damit einen optimalen Transfer.<br />

• Zum Aufgabenspektrum gehören wissenschaftsbasierte<br />

Dienstleistungen und Beratung auf den<br />

Ebenen von Kommunen, Ländern, Bund und der<br />

Europäischen Union sowie der Transfer von Wissen<br />

in die Praxis der Sozialen Arbeit und in die<br />

Fachöffentlichkeit.<br />

• Die Arbeitsstruktur ist geprägt von praxiserfahrenen<br />

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern,<br />

häufig mit Doppelqualifikationen, die ein<br />

breites Spektrum von Themenfeldern in interdisziplinären<br />

Teams bearbeiten. Dadurch ist das<br />

Institut in der Lage, flexibel auf Veränderungen<br />

in Gesellschaft und Sozialer Arbeit sowie die daraus<br />

abgeleiteten Handlungsanforderungen für<br />

Dienstleister, Verwaltung und Politik einzugehen.<br />

• Auf der ISS-Website finden Sie u.a. Arbeitsberichte,<br />

Gutachten und Expertisen zum Download<br />

wie auch die Beschreibung der einzelnen Projekte.<br />

Weitere Informationen zum ISS-Frankfurt<br />

a.M. und zu dessen Kooperationen erhalten Sie<br />

auf dieser Website www.iss-ffm.de.<br />

the institute for social work and social education<br />

(ISS-Frankfurt a. M.) was founded in 1974 by the Federal<br />

Workers’ Welfare Association (Arbeiterwohlfahrt,<br />

AWO). Since 1991 it has been a legally independent<br />

non-profit organisation with its headquarters in<br />

Frankfurt am Main. The ISS-Frankfurt a. M. has additional<br />

office in Berlin.<br />

The ISS-Frankfurt a. M. monitors and analyses developments<br />

in social work. Its employers include governmental<br />

departments, municipalities, charitable<br />

organisations, and social service providers. The institute<br />

is supported by the Federal Ministry for Family<br />

Affairs, Senior Citizens, Women and Youth (BMFSFJ).<br />

Since 1998, Hans-Georg Weigel has been the director<br />

of the Institute.<br />

• The ISS-Frankfurt a. M. provides scientifically<br />

based research in the field of social work. The Institute<br />

acts as an interface between policy, academic<br />

research and practice. It ensures a smooth<br />

interaction between research and practice by offering<br />

practical advice and support.<br />

• The range of duties includes scientifically based<br />

services and consultations for the European<br />

Union as well as for federal, state and local governments,<br />

and the transfer of findings into the<br />

scientific community and the practice of social<br />

work.<br />

• The working structure is characterised by experienced<br />

scientists, often with double qualifications,<br />

who work on a broad spectrum of topics<br />

as part of interdisciplinary teams. Thus, the Institute<br />

is able to flexibly respond to changes in<br />

society and social work and to the hence resulting<br />

action requirements for service providers,<br />

administration and politics.<br />

• On the ISS-website you will find, e.g., work reports<br />

and expert opinions for download as well<br />

as brief descriptions of every project. Please refer<br />

to the ISS-website (www.iss-ffm.de) for further<br />

information about the institute and its cooperations.<br />

159


e-kurzprOfil/bbe-shOrt prOfile<br />

Das bundesnetzwerk bürgerschaftliches engagement<br />

(<strong>BBE</strong>) ist ein Zusammenschluss von Organisationen<br />

aus Bürgergesellschaft, Staat und Wirtschaft. Das<br />

übergeordnete Ziel des Netzwerks ist die nachhaltige<br />

Förderung von Bürgergesellschaft und bürgerschaftlichem<br />

Engagement in allen Gesellschafts- und<br />

Politikbereichen.<br />

Das <strong>BBE</strong> sieht Engagementförderung als eine gesellschaftspolitische<br />

Aufgabe an, die sich nicht auf einzelne<br />

Engagementfelder beschränkt, sondern sämtliche<br />

Gesellschafts- und Politikbereiche umfasst.<br />

Dabei geht es sowohl darum, Eigenverantwortung,<br />

Partizipation und Selbstgestaltung der Bürgerinnen<br />

und Bürger zu stärken als auch neue Formen und<br />

Verfahren für gesellschaftliches Mitentscheiden und<br />

Mitgestalten zu entwickeln. Hierzu gehört der Abbau<br />

bürokratischer Hemmnisse ebenso wie die Fortentwicklung<br />

engagementfreundlicher Bedingungen in<br />

Organisationen und Institutionen.<br />

Das <strong>BBE</strong> beschäftigt sich mit einem breiten Spektrum<br />

von Themen und Anliegen. Dazu zählen insbesondere<br />

die rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen<br />

des bürgerschaftlichen Engagements, die<br />

Weiterentwicklung der lokalen Bürgergesellschaft,<br />

die Zukunft der Freiwilligendienste, die Rolle des<br />

bürgerschaftlichen Engagements bei der Reform des<br />

Sozialstaates, das Engagement von Migrantinnen und<br />

Migranten, Fragen der Bildung und Qualifizierung von<br />

bürgerschaftlichem Engagement, demografischer<br />

Wandel und Engagement, Corporate Citizenship, die<br />

Koordination von Bedarfen der Engagement- und<br />

Partizipationsforschung, die Entwicklung einer verbesserten<br />

Anerkennungskultur sowie nicht zuletzt<br />

Fragen der Vernetzung nationaler Bürgergesellschaften<br />

zu einer europäischen Bürgergesellschaft.<br />

Das <strong>BBE</strong> wurde am 5. Juni 2002 auf Empfehlung der<br />

Bundestags-Enquete-Kommission „Zukunft des bürgerschaftlichen<br />

Engagements von den 31 Mitgliedern<br />

des Nationalen Beirats des »Internationalen Jahrs der<br />

Freiwilligen« (IJF) gegründet! Das <strong>BBE</strong> hat inzwischen<br />

fast 250 Mitglieder. Die Mitgliedsorganisationen des<br />

160<br />

<strong>BBE</strong> repräsentieren den Großteil der Förder- und Trägerorganisationen<br />

von 23 Millionen Menschen, die<br />

sich in Deutschland engagieren.<br />

The national network for civil society (<strong>BBE</strong>) is a nationwide<br />

network linking organizations and associations<br />

from the third sector (non-profit organizations) and<br />

civil society, from business and work life and federal<br />

and community institutions. The cooperation within<br />

the network is based on mutual trust and partnership,<br />

relying primarily on dialogue, cooperation and practical<br />

stimuli for the promotion of commitment and civic<br />

involvement. Everyone involved benefits from the cooperation<br />

and moves closer to the common goal.<br />

This common goal is the strengthening of civil society<br />

and of civic involvement. The key objective is the improvement<br />

of the general legal, organizational and institutional<br />

conditions for civic involvement. We want<br />

to encourage and support concrete projects for actual<br />

practice in civil society, the state and business as well<br />

as raise and activate political awareness.<br />

The <strong>BBE</strong> was founded by the National Council of the<br />

International Year of Volunteers (IYV 2001) on 5 June<br />

2002. Meanwhile, the <strong>BBE</strong> has 250 member organizations<br />

representing millions of members.


publikatiOnen der Veranstalter zuM theMa/<br />

publicatiOns Of the Organizers On the subject<br />

Veröffentlichungen des instituts für sOzialarbeit und sOzialpädagOgik (iss) e.V./<br />

publications of the institute fOr sOcial wOrk and sOcial educatiOn (iss)<br />

(Download/Bestellung: http://www.iss-ffm.de/veroeffentlichungen.html)<br />

engageMent-arbeit-zeit. freiwilliges engageMent und erwerbsarbeit<br />

Fachtagungsdokumentation. November 2011.<br />

bürgerschaftliches engageMent in der eurOpäischen uniOn<br />

Rahmenbedingungen schaffen – Freiwillige gewinnen.<br />

Fachtagungsdokumentation. November 2010.<br />

Veröffentlichungen des bundesnetzwerks bürgerschaftliches engageMent/<br />

publications of the natiOnal netwOrt fOr ciVil sOciety<br />

(Download: http://www.b-b-e.de/index.php?id=publikationen)<br />

EngagEmEnt und ErwErbsarbEit<br />

Bürgerschaftliches Engagement, Erwerbsarbeit, Arbeitsmarktpolitik und neue<br />

Rahmenbedingungen: Herausforderungen und Wechselwirkungen.<br />

Expertise erstellt i. R. des Nationalen Forums für Engagement und Partizipation. 2010.<br />

EngagEmEnt und ErwErbsarbEit<br />

Monetarisierung von Engagement. Gestaltungsbedarf im Schnittfeld von<br />

Arbeitsmarktpolitik und Engagementförderung. Übergänge und Grauzonen zwischen<br />

Erwerbsarbeit und Engagement in ausgewählten Engagementfeldern.<br />

Fachtagungsdokumentation. 2007.<br />

161


iMpressuM/imprint<br />

herausgeber/publisher:<br />

institut für sozialarbeit und<br />

sozialpädagogik e.V.<br />

Hausanschrift/Address: Zeilweg 42<br />

60439 Frankfurt a. M.<br />

Postanschrift/Postal Address: Postfach (P.O. Box) 50 01 51<br />

D-60391 Frankfurt a. M.<br />

Tel.:+49 (0)69 - 95 78 9-0<br />

Fax: +49 (0)69 - 95 789 190<br />

http://www.iss-ffm.de<br />

bundesnetzwerk bürgerschaftliches<br />

engagement (bbe)<br />

Michaelkirchstr. 17/18<br />

10179 Berlin<br />

Tel.: +49 (0)30 – 62 98 0-110<br />

Fax: +49 (0)30 – 62 98 0-151<br />

http://www.b-b-e.de<br />

Diese Publikation ist eine gemeinsame Veröffentlichung<br />

des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik<br />

(ISS) e.V. und des Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches<br />

Engagement (<strong>BBE</strong>) mit Förderung<br />

durch das Bundesministerium für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend (BMFSFJ). Sie wird kostenlos abgegeben<br />

und ist nicht für den Verkauf bestimmt. Die<br />

Verantwortung für den Inhalt obliegt dem Herausgeber<br />

bzw. dem/der jeweiligen Autor/in.<br />

Alle Rechte vorbehalten. Abdruck oder vergleichbare<br />

Verwendung ist auch in Auszügen nur mit vorheriger<br />

schriftlicher Genehmigung gestattet.<br />

Diese Veröffentlichung ist nur als PDF verfügbar.<br />

162<br />

This publication is a joint publication of the Institute<br />

for Social Work and Social Education (ISS) and the<br />

National Network for Civil Society (<strong>BBE</strong>) with funding<br />

from the Federal Ministry for Family Affairs, Senior<br />

Citizens, Women and Youth (BMFSFJ). It is distributed<br />

free of charge and is not intended for sale. The<br />

responsibility for the content lies with the editor or<br />

the respective author.<br />

All rights reserved. Printing or similar use is also in<br />

part only permitted with permission.<br />

This publication is available only in PDF format.<br />

redaktiOn/editOrs:<br />

V.i.S.d.P.: PD Dr. Ansgar Klein (legally responsible for<br />

content), Björn Schulz<br />

Graphische Gestaltung/Layout:<br />

Regina Vierkant, Sevenminds<br />

Erscheinungsdatum/Date of Issue:<br />

Februar 2012/February 2012<br />

isbn: 978-3-9814731-1-7

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