Journalistenpreis Bürgerschaftliches Engagement Marion-Dönhoff ...
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stätte. Hier etwas für Menschen in Not<br />
tun, erschien ihr sinnvoller als am PC zu<br />
sitzen. Und: „Langeweile ist hier noch nie<br />
aufgekommen.“ Ihr angeborenes Helfersyndrom<br />
hat Maria Bennacer auf ein gesundes<br />
Maß reduziert. Sich zu distanzieren,<br />
das war ein Lernprozess: „Ich habe<br />
mich anfangs verrückt gemacht, weil mir<br />
die Probleme der Menschen so zu Herzen<br />
gingen und ich ihnen helfen wollte.“<br />
Maria Bennacer ist ein offener Mensch<br />
und hatte von Anfang an keine Berührungsängste.<br />
Sie begegnet allen Gästen mit<br />
Respekt und einer unerschütterlichen guten<br />
Laune. Auseinandersetzungen gibt es<br />
trotzdem manchmal, „aber ich habe mir<br />
ein dickes Fell zugelegt und nehme das<br />
nicht persönlich. Ich weiß: Aus vielen<br />
spricht in solchen Momenten die Sucht.“<br />
Frühstück vorbereiten, Essen kochen und<br />
ausgeben, Kleider sammeln, Spenden von<br />
Firmen und Bürgern annehmen – die Auf-<br />
gaben sind vielfältig. Das Wichtigste an<br />
Maria Bennacers Arbeit jedoch sind die<br />
Gespräche. „Manchmal braucht mich jemand<br />
einfach zum Zuhören.“ Die Gäste<br />
sind Drogenabhängige, Alkoholiker,<br />
Kranke, Arbeitslose oder Rentner, bei denen<br />
das Geld einfach nicht ausreicht, um<br />
auch am Ende des Monats noch einkaufen<br />
zu können. Kinder können in der Reling<br />
kostenlos essen, Erwachsene zahlen<br />
einen Euro. Von 8 bis 13 Uhr können die<br />
Besucher sich aufwärmen, reden, frühstücken<br />
oder zu Mittagessen. Am Wochenende<br />
ist der Treffpunkt geschlossen.<br />
Maria Bennacer freut sich über die große<br />
Hilfsbereitschaft von Privatleuten und Firmen<br />
zur Weihnachtszeit. Die Reling lebt<br />
ausschließlich von Spenden. „Und wir<br />
können auch wirklich alles gebrauchen,<br />
egal ob Töpfe, Geschirr, Möbel oder Kleidung.“<br />
Der Bedarf ist groß: Bei der Lebensmittelausgabe<br />
dienstags kommen<br />
etwa 50 Personen.<br />
Serienpreis<br />
Maria Bennacer hat einen einjährigen Arbeitsvertrag.<br />
„Was danach ist, wird man sehen“,<br />
sagt sie. Dass sie stets auf die Füße<br />
fallen wird, davon ist sie überzeugt.<br />
„Arbeit statt Sozialhilfe“ hat ihr Glück<br />
gebracht. „Die Frau war hochmotiviert,<br />
wieder in Arbeit zu kommen“, erinnert<br />
sich Raimond Meiborg vom Sozialamt. Er<br />
lernte Maria Bennacer vor zwei Jahren<br />
kennen. Die unermüdliche Frau hat er<br />
nicht vergessen, denn ihre Geschichte<br />
macht Mut, auch für seine Arbeit. Er ist<br />
heute Koordinator für Ausbildung und<br />
Arbeit für Jugendliche. Warum bei seiner<br />
Arbeit auch im hoffnungslosesten Moment<br />
immer etwas geht, ist morgen Thema der<br />
achten Folge unseres Reigens.<br />
Camilla Ebertshäuser<br />
E-Mail an die Autorin:<br />
camilla.ebertshäuser@rhein-zeitung.net<br />
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