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Journalistenpreis Bürgerschaftliches Engagement Marion-Dönhoff ...

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Ausgezeichnete Beiträge<br />

Mathildenstraße im heutigen Klinikviertel,<br />

wurde es auch bald zu eng. Schließlich<br />

hat man am Dom-Pedro-Platz in Neuhausen<br />

bis 1907 ein für damalige Verhältnisse<br />

höchst modernes Heim gebaut, in dem<br />

die Senioren nicht mehr in Mehrbettzimmern<br />

und nach Geschlechtern getrennt<br />

hausten. Bis vor 20 Jahren betreute es der<br />

Orden der Barmherzigen Schwestern, bis<br />

diese aus Nachwuchsmangel aufgeben<br />

mussten.<br />

Heute kümmert sich die Münchenstift<br />

GmbH um den Betrieb des Heims mit 328<br />

Pflegeplätzen. Die laufenden Kosten trägt<br />

das Heim zwar selbst, aber für seinen Instandhaltung<br />

kommt die Stiftung auf. Ihr<br />

Vermögen setzt sich zusammen aus Erträgen<br />

aus Kapitalanlagen, Spenden und<br />

Nachlässen. Auch der Forst Kasten wird in<br />

einigen Jahren, wenn er nach seiner Umstellung<br />

mit mehr Laubbäumen neu aufgeforstet<br />

und erholt ist, durch Holznutzung<br />

und -verkauf wieder dem Stiftungszweck<br />

zu Gute kommen, wie es jetzt schon das<br />

Gasthaus und der Biergarten Forsthaus<br />

Kasten tun.<br />

Mitten im Wald versorgen die Wirte mit<br />

einem über 100 Jahre alten Bewirtungsrecht<br />

Wanderer und Radler. Die Pacht<br />

geht an die Stiftung. Nicht nur die Ausflügler,<br />

auch die Kommune weiß den<br />

Wald zu schätzen. „Das ist gerade unter<br />

erholungspolitischen Gesichtspunkten etwas<br />

ganz Besonderes, das nur wenige Stiftungen<br />

haben. Was die Heiliggeiststiftung<br />

ausmacht, ist der Forst“, erklärt Knäusl.<br />

Vor fast 700 Jahren kaufte das Spital Heinrich<br />

von Smiechen, einem Ministerialen<br />

der Grafen von Andechs, sein „Gut zu<br />

Chastel“ mit dem dazugehörigen Forst<br />

Kasten für 110 Pfund Münchner Pfennige<br />

und zehn Ellen kostbare flandrische Spitzen<br />

ab.<br />

„Bei schönem Wetter geht es ganz schön<br />

zu auf den Wegen. Der Wald ist ein stark<br />

frequentiertes Naherholungsgebiet, die<br />

Ausflügler kommen von allen Seiten“, sagt<br />

Josef Wöhrle. Das war vor Hunderten von<br />

Jahren nicht viel anders. Für den Förster<br />

erzählt der Wald Geschichten und Geschichte:<br />

Von der Hohen Jagd der Fürsten<br />

etwa, denn der Forst Kasten war „seit unfürdenklicher<br />

Zeit“ Teil des fürstlichen<br />

64<br />

Leibgeheges, das sich damals vom Schloss<br />

Nymphenburg die Würm entlang bis hierher<br />

erstreckte. Noch heute erinnert die<br />

Preysingsäule am Waldrand an einen<br />

Jagdunfall: Der Kurfürst ließ sie 1735 zu<br />

Ehren der Mutter Gottes errichten, als<br />

Großkanzler von Preysing sich nach einem<br />

Sturz vom Pferd wieder erholte. Oder<br />

von den Weltkriegen, als der Wald in der<br />

Nachkriegszeit wichtigste Brennholzressource<br />

für die Stadtbevölkerung war.<br />

Aber mehr noch: Der heutige Forst Kasten<br />

weist bis in die Zeit der Kelten zurück – der<br />

eigentümliche Name „Kasten“ leitet sich<br />

von einem keltischen Lager, „Chastel“, ab,<br />

das bei Buchendorf stand. Über ihren Stiftungswald,<br />

der auch „Spitalwald“ oder<br />

„Heiliger-Geist-Wald“ genannt wurde, hat<br />

die Heiliggeistspital-Stiftung ein nicht nur<br />

Jahrhunderte, sondern gar Jahrtausende<br />

altes Erbe.<br />

Bildunterschrift:<br />

Der Förster und der ruhige Forst: Josef<br />

Wöhrle begutachtet den Nachwuchs an<br />

seinem Arbeitsplatz im Stiftungswald Forst<br />

Kasten.<br />

Foto: Sabrina Ebitsch<br />

Beratung – Förderung – Kontrolle<br />

Jede rechtsfähige Stiftung untersteht der<br />

staatlichen Stiftungsaufsicht. Im Fall der<br />

Landeshauptstadt München ist die Regierung<br />

von Oberbayern zuständige Behörde.<br />

Sie ist verpflichtet, die Stiftung bei der Erfüllung<br />

ihrer Aufgaben „verständnisvoll zu<br />

beraten, zu fördern und zu schützen.“<br />

Außerdem wacht sie darüber, dass der Stifterwille<br />

umgesetzt, die Bestimmungen der<br />

Satzung eingehalten und die Gesetze nicht<br />

verletzt werden. Die von der Kommune<br />

verwalteten nichtrechtsfähigen Stiftungen<br />

werden ebenfalls von der Regierung von<br />

Oberbayern innerhalb der allgemeinen<br />

Kommunalaufsicht betreut. ands<br />

Die Fesseln des Rollstuhls<br />

Krone-Stiftung kämpft gegen<br />

Barrieren des Alltags an<br />

Treppen, Türen, Autos stehen für Vorwärtskommen<br />

und Mobilität. Für Rollstuhlfahrer<br />

bedeuten sie oft unüberwindbare<br />

Hindernisse. Barrieren abzubauen –<br />

nicht zuletzt jene im Kopf – dafür setzt sich<br />

die Heinz und Maria Krone-Stiftung ein. Sie<br />

will Menschen bei der Wiedereingliederung<br />

in den Alltag unterstützen, die sich nach<br />

Krankheit oder Unfall in einem Leben<br />

im Rollstuhl zurechtfinden müssen. Die<br />

Münchner Stiftung ist deutschlandweit die<br />

einzige, die sich dieser Problematik widmet.<br />

Hinter dem <strong>Engagement</strong> der Stifter steht<br />

eine persönliche Geschichte: Heinz Krone<br />

war nach einer Krankheit seit 1983 selbst<br />

an den Rollstuhl gefesselt und sah sich als<br />

Unternehmer im Berufsleben mit etlichen<br />

Widrigkeiten konfrontiert. Nach seinem<br />

Tod gründete seine Frau Mia 1999 die Stiftung,<br />

um jenen zu helfen, die ein ähnliches<br />

Schicksal erlitten hatten. „Das Ziel unserer<br />

Stiftung ist es, Rollstuhlfahrern auf dem<br />

Weg in ein möglichst barrierefreies und<br />

selbstständiges Leben zu helfen“, erklärt<br />

Mia Krone. Betroffene können sich mit einem<br />

Antrag an die als mildtätig anerkannte<br />

Stiftung wenden, die sie dann finanziell<br />

unterstützt, sei es bei der Anschaffung eines<br />

Treppenlifts oder eines behindertengerechten<br />

Autos.<br />

„Wir bemühen uns, unsere Antragsteller so<br />

schnell und unkompliziert wie möglich zu<br />

unterstützen“, so Carola Krone, Tochter<br />

des Stifterpaars und Geschäftsführerin der<br />

Stiftung. Außerdem strebt sie den Aufbau<br />

eines Netzwerks an, in dem Aktivitäten<br />

verschiedener Vereine und Initiativen gebündelt<br />

werden sollen. Davon verspricht<br />

man sich auch mehr Aufmerksamkeit in<br />

der Öffentlichkeit – ebenso wie von einem<br />

Fotowettbewerb zum zentralen Thema der<br />

Stiftung: „Barrieren“ wird im Dezember<br />

noch einmal in der Fachhochschule München<br />

zu sehen sein. Sabrina Ebitsch<br />

Bildunterschrift:<br />

Geschäftsführerin Carola Krone.

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