Journalistenpreis Bürgerschaftliches Engagement Marion-Dönhoff ...
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Ausgezeichnete Beiträge<br />
von 15 000 Gulden für den Bau von Krankenhäusern,<br />
gab Zuschüsse für deren Einrichtung.<br />
1790 hat er die Kornmagazine<br />
für die Stadt errichtet. Er hat Zustiftungen<br />
gemacht zur Rumford-Anstalt und zur<br />
Feiertagsschule. Er war sehr sozial eingestellt.<br />
In zweiter Ehe hat er eine Gutsbesitzer-<br />
und Weinwirtschafts-Tochter geheiratet,<br />
aus dieser Ehe stammt der so genannte<br />
Münchner Zweig. Als auch diese Frau gestorben<br />
war, hat er sich einer Frau in Nymphenburg<br />
zugewandt, die so genannte<br />
Spinnstuben eingerichtet hatte für Mädchen<br />
und Frauen, die nichts hatten. Er hat<br />
auch das sehr gefördert und nach ihrem<br />
Tod weitergeführt.<br />
SZ : Andreas von Dall’Armi hat auch das<br />
Oktoberfest mitbegründet . . .<br />
Dall’Armi : Er war Major der Nationalgarde<br />
und wollte den Gardemitgliedern<br />
unbedingt das Nähen beibringen. Das ging<br />
natürlich voll in die Hose. Als einer seiner<br />
Untergebenen, ein gewisser Baumgartl, eines<br />
Tages an ihn herantrat und auf die Idee<br />
brachte, zur Feier der Vermählung des späteren<br />
Königs Ludwig mit Therese von<br />
Sachsen-Hildburghausen ein Fest abzuhalten,<br />
war er von der Sache sehr angetan.<br />
Die Wiese wurde später, auch auf seinen<br />
Vorschlag hin, Theresienwiese benannt. Er<br />
bekam vom Königshaus die Zustimmung,<br />
dieses Fest abhalten zu können, hat es finanziert<br />
und sich dafür eingesetzt, dass die-<br />
56<br />
ses Oktoberfest jährlich wiederholt wird.<br />
Für seine vielen Verdienste wurde er 1792<br />
von Kurfürst Karl Theodor in den Adelsstand<br />
erhoben, als Edler von Dall’Armi,<br />
Ritter des Heiligen Römischen Reiches<br />
Deutscher Nation. Die Stadt München hat<br />
ihn ebenfalls geehrt, sie hat eigens für ihn<br />
eine goldene Bürgermedaille geschaffen, er<br />
war deren erster Träger.<br />
SZ : Die Wohltaten der Familie setzte Andreas’<br />
Enkel Heinrich später fort, der Stifter<br />
des Münchner Bürger- und des Dall’Armi-<br />
Heims.<br />
Dall’Armi : Heinrich von Dall’Armi war<br />
Kaufmann und hat in München eine<br />
Witwe namens Antonie Phillip geheiratet.<br />
Er stieg in die Firma „Carl Phillips Witwe“,<br />
die später nur mehr Dall’Armi-Firma hieß,<br />
ein. Das war ein Vertrieb von österreichischen<br />
Tabakprodukten. Aus dem anfänglich<br />
kleinen Betrieb hat er ein riesengroßes<br />
Unternehmen gemacht. Von seinem Großvater<br />
hat er die soziale Ader mitbekommen.<br />
Während des Ersten Weltkrieges hat er den<br />
Frauen seiner Mitarbeiter, die eingerückt<br />
waren, die Gehälter laufend weitergezahlt.<br />
Er hat auch sehr viel in der Region getan,<br />
sich etwa um Kirchen gekümmert. So gibt<br />
es in Starnberg, Bernried, Seeshaupt und in<br />
Freising überall Dall’Armi-Straßen. In<br />
München ist er hervorgetreten durch die<br />
Stiftung des Bürgerheims für – nach dem<br />
damaligen Zweck – selbstständige Gewer-<br />
betreibende. Sein Großvater Andreas hatte<br />
bereits eine Medaille geschaffen für Dienstboten,<br />
die 25 oder 50 Jahre bei einer Herrschaft<br />
gedient haben. So etwas gibt es heute<br />
nicht mehr. Heinrich von Dall’Armi hat<br />
dann für Dienstboten ein eigenes Heim<br />
schaffen wollen und der Stadt München<br />
eine Million zur Verfügung gestellt. Durch<br />
die Kriegsjahre hat sich der Bau dann verzögert.<br />
Heinrich bekam ebenfalls die goldene<br />
Bürgermedaille verliehen. Unsere Familie<br />
ist die einzige, die bisher zwei<br />
bekommen hat.<br />
SZ : Haben denn die heutigen Dall’Armis<br />
überhaupt noch etwas mit den großen Stiftungen<br />
ihrer Vorfahren zu tun?<br />
Dall’Armi : Für das Münchner Bürgerheim<br />
hat Heinrich von Dall’Armi ein Kuratorium<br />
bestimmt, das das Heim verwalten<br />
soll. Dem sollen auch immer zwei<br />
Dall’Armis beziehungsweise zwei von ihnen<br />
benannte Familien angehören. Ich bin<br />
seit 39 Jahren in diesem Kuratorium tätig,<br />
damit mit Abstand der Dienstälteste. Ich<br />
bin stolz, dass wir unser Bürgerheim in einer<br />
relativ guten, auch finanziell guten Verfassung<br />
haben. Unsere Planung geht dahin,<br />
dass unser Heim nach den<br />
Anforderungen der heutigen Zeit umgebaut<br />
werden soll. Das wird voraussichtlich<br />
im Jahr 2009 geschehen.<br />
SZ : Wie groß ist der Einfluss des Kuratoriums?<br />
Dall’Armi : Wir bestimmen die Sache. Das<br />
Kuratorium leitet das Heim. Die Verwaltung<br />
besorgt zwar die Münchenstift, das<br />
haben wir ihr übertragen. Aber das Kuratorium<br />
ist vollkommen selbstständig. Wir<br />
bestimmen über die Finanzen und wie das<br />
Geld angelegt wird. Wir bestimmen über<br />
Zustiftungen, auch eventuell über den Verkauf<br />
von Zustiftungen.<br />
SZ : Nun hat ja das Münchner Bürgerheim<br />
eine Zukunft, das Dall’Armi-Heim in seiner<br />
jetzigen Form nicht.<br />
Dall’Armi : Das Dall’Armi-Heim soll leider<br />
Gottes, da eine Renovierung unverhältnismäßig<br />
große Kosten verursachen<br />
würde, mit seinem Grund verkauft werden.<br />
Ich möchte aber nicht, dass der Name<br />
Dall’Armi-Heim verschwindet. Mir wurde<br />
deshalb versichert, dass ein Teil des umzubauenden<br />
Heiliggeistspitals den Namen<br />
Dall’Armi erhalten wird.<br />
SZ : Glauben Sie, dass Dall’Armis sich auch<br />
in einigen Generationen noch mit den Stiftungen<br />
ihrer Vorväter identifizieren werden?