LCHF Magazin 04-2016_Leseprobe
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Licht, Chronobiologie, gestörte zirkadiane Rhythmik<br />
und Omega-3-Fettsäuren<br />
von Dr. med. univ. Vilmos Fux<br />
In Zeiten der Jäger und Sammler gab es kein elektrisches<br />
Licht. Die Menschen standen morgens auf, wenn es hell wurde<br />
und in den späten Abendstunden gab es nur Licht in Form von<br />
Feuer, Sternen und Mond. Erst viel später entdeckte der Mensch<br />
die Erzeugung von elektrischem Strom in unserem Jahrhundert<br />
zu modernen LED-Lampen hin. In Großstädten ist die Nacht<br />
oft kaum noch vom Tag abzugrenzen. Untersuchungen haben<br />
gezeigt, dass 54% der Menschen in urbanen Gebieten wohnen<br />
und die Zahl wird auf 66% bis zum Jahre 2050 ansteigen. 80%<br />
der Menschen leben unter einem Licht-belasteten Himmel.<br />
Auch wenn es dem ein oder anderen nicht wirklich auffallen<br />
mag, widersprechen diese Veränderungen unserer Natur und<br />
wirken sich negativ auf unsere Gesundheit aus.<br />
Evolutionsbiologisch betrachtet ist unser Auge dafür gedacht,<br />
tagsüber dem ganzen Lichtspektrum ausgesetzt zu werden.<br />
Menschen in unserem Zeitalter verbringen allerdings die meiste<br />
Zeit des Tages in Büros oder anderen geschlossenen Räumen.<br />
Hier wird unser Auge vor allem nur einem gewissen Lichtspektrum<br />
ausgesetzt: Nämlich Blaulicht, welches von Computern<br />
und Bürolichtern kommt.<br />
Doch welche Konsequenzen bringt das mit sich? Die Pupille<br />
ist dadurch den ganzen Tag stark dilatiert. Sie versucht nämlich<br />
Licht des gesamten Spektrums einzufangen, so wie es normalerweise<br />
tagsüber seit Jahrtausenden der Fall wäre, allerdings<br />
scheitert sie bei diesem Versuch. Die Augen sind überanstrengt<br />
und ermüden. Viele Leute verbringen in den späten Abendstunden<br />
immer noch Zeit vor dem Computer, Fernseher oder<br />
mit ihrem Smartphone. Die Menschen sind heute nahezu 24<br />
Stunden durchgehend künstlichem Blaulicht ausgesetzt. Hinzu<br />
kommt noch, dass das aggressive energiereiche Blaulicht,<br />
das üblicherweise sonst durch die beruhigenden Frequenzen<br />
im Sonnenlicht, welches das volle Lichtspektrum enthält, abgeschwächt<br />
werden würde. Stattdessen bilden sich vermehrt<br />
Sauerstoffradikale auf unserer Netzhaut. Die lassen die Macula,<br />
der gelbe Fleck der Netzhaut, schneller altern. Ein Prozess, der<br />
auch als Maculadegeneration bekannt ist.<br />
Nur wenige wissen, dass unser Auge in den späten Abendstunden<br />
überwiegend Licht aus dem roten Spektrum ausgesetzt<br />
werden sollte, so wie es bei unseren Vorfahren, z.B. am<br />
Lagerfeuer, der Fall war. Das durch moderne Geräte auf unsere<br />
Dr. med. univ. Vilmos Fux<br />
Augen einfallende Blaulicht, hält uns wach und hemmt bzw.<br />
unterdrückt die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin.<br />
Dieser Effekt ist bei Kindern ausgeprägter als bei Erwachsenen.<br />
Als Konsequenz leiden viele Menschen dann oft an Ein- und<br />
Durchschlafstörungen. Sie sind sich allerdings nicht bewusst,<br />
dass das auf unseren modernen Lebensstil zurückzuführen sein<br />
könnte, sprich dass unser Computer uns abends wach hält und<br />
es dadurch zu einer Störung der inneren Uhr (Chronobiologie)<br />
kommen kann. Jede Zelle unseres Körpers ist nämlich eng verbunden<br />
mit sogenannten Uhr-Genen. Diese agieren wie kleine<br />
Zelluhren und behalten die Uhrzeit des Tages im Auge. Deren<br />
primärer Taktgeber ist Licht. Grünes Licht ist 25 bis 50% weniger<br />
stark Melatonin hemmend als Blaulicht, während gelbes,<br />
oranges und rotes Licht so gut wie keine Auswirkung auf<br />
Melatonin haben. Wenn der Melatoninspiegel im Blut niedrig<br />
oder gestört ist, kann der Körper nicht adäquat Autophagie<br />
betreiben. Autophagie ist ein Prozess in den Zellen, bei dem<br />
zelleigenes Material, fehlgefaltete Eiweiße oder beschädigte<br />
Zellorganellen entsorgt werden. Melatonin ist nicht nur für den<br />
Wach-Schlafrhythmus wichtig, sondern ist ein potenteres Antioxidants<br />
als Vitamin E, reduziert oxidativen Stress und macht<br />
die Kraftwerke unserer Zellen, auch Mitochondrien genannt,<br />
effektiver.<br />
Ein gestörter Wach-Schlafrhythmus ist allerdings nicht die einzige<br />
negative Konsequenz einer dauerhaft hohen Exposition von<br />
künstlichem Blaulicht. Eine gestörte Chronobiologie bringt längerfristig<br />
die Gefahr mit sich, dass Menschen ein erhöhtes Risiko<br />
haben diverse Erkrankungen wie Schilddrüsenunterfunktionen,<br />
Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, neurodegenerative Erkrankungen,<br />
Autoimmunerkrankungen, Chronic Fatigue Syndrom,<br />
Störungen des Darmmikrobioms, Nicht-Alkoholische Fettleber,<br />
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