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ticket April 2017

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!<strong>ticket</strong><br />

Österreichs Eventmagazin Nr.1<br />

APRIL<br />

20 1 7<br />

musik<br />

show<br />

sport<br />

theater<br />

kabarett<br />

€ 2,90<br />

Damit sind Sie live dabei!<br />

LIFE<br />

BALL<br />

Schrille<br />

Extravaganz<br />

im Kampf<br />

gegen<br />

Intoleranz<br />

VON HUFEN &<br />

HÜTEN<br />

Das Vienna Ascot<br />

Pferderennen hält in<br />

der Wiener Krieau<br />

wieder Hof<br />

Österreichische Post AG / MZ 15Z040254 M, CTS Eventim Austria GmbH, Heumühlgasse 11, 1040 Wien<br />

lovely creatures<br />

NICK CAVE<br />

AND THE BAD SEEDS<br />

INTERVIEW<br />

Der Höllenfürst, der in zahlreiche Masken<br />

gewandet über die Erde wandert, liefert mit<br />

„Lovely Creatures“ eine opulente Werkschau ab.


NUR NOCH BIS JUNI!<br />

Foto VBW © Rafaela Pröll 2016<br />

EIN MUSICAL VON<br />

MICHAEL KUNZE UND DARIO FARINA<br />

NACH „IL MONDO PICCOLO“ VON GIOVANNINO GUARESCHI<br />

Das neue musical<br />

Musik und Liedtexte<br />

STEPHEN SCHWARTZ<br />

Regie<br />

TREVOR NUNN<br />

Buch<br />

CHRISTIAN STRUPPECK<br />

Foto VBW © Oliver Gast <strong>2017</strong><br />

DAS MUSICAL MIT DEN HITS VON<br />

RAINHARD FENDRICH<br />

REGIE<br />

Andreas Gergen<br />

BUCH<br />

Titus Hoffmann<br />

Christian Struppeck<br />

BUCH & LIEDTEXTE MICHAEL KUNZE MUSIK JIM STEINMAN ORIGINALREGIE ROMAN POLANSKI REGIE WIENER FASSUNG CORNELIUS BALTUS<br />

BASIEREND AUF DEM FILM VON TURNER ENTERTAINMENT CO. „THE FEARLESS VAMPIRE KILLERS“ | PRODUZIERT MIT FREUNDLICHER GENEHMIGUNG VON WARNER BROS. THEATRE VENTURES INC.<br />

VON REGISSEUR ROMAN POLANSKI, DREHBUCH GÉRARD BRACH UND ROMAN POLANSKI<br />

AB SEPTEMBER <strong>2017</strong>!<br />

Graphic designed by Dewynters, London | Photo/Artwork © Preiml/Sava 2010<br />

WWW.MUSICALVIENNA.AT


WORKING CLASS STAR<br />

Deep Purple feiern<br />

kommendes Jahr<br />

50 Jahre Bandbestehen<br />

und gehen mit ihrem<br />

bandneuen Studioalbum<br />

„Infinite“ nun auf große<br />

Europatournee.<br />

22<br />

Der Nestbeschmutzer.<br />

Als Nestbeschmutzer wurde<br />

Thomas Bernhard zu Lebzeiten<br />

angefeindet, heute<br />

gilt er als wortgewaltige Persona grata<br />

der Literaturgeschichte – deren<br />

Stücke naturgemäß in den renommiertesten<br />

Häusern gespielt werden,<br />

aktuell im Stadttheater Klagenfurt<br />

(„Vor dem Ruhestand“), dem<br />

Volkstheater („Alte Meister“), dem<br />

Salzburger Schauspielhaus („Der<br />

Theatermacher“), sowie dem Akademietheater<br />

(„Holzfällen. Eine Erregung“).<br />

Da wäre es freilich vermessen,<br />

den Musikkritiker Christian<br />

Schachinger (Der Standard) mit<br />

dem grantelnden Vater der Tragikomödie<br />

ex aequo zu setzen, doch<br />

auch dieser wird gern als Nestbeschmutzer<br />

er- und verachtet – tatsächlich<br />

liest man in seinen Kritiken<br />

selten Positives, meist werden<br />

Künstler mokant hochstilisiert, bevor<br />

sie rapide demoliert, der Lächerlichkeit<br />

preisgegeben werden. Schachinger,<br />

selbst mäßig talentierter Gitarrist<br />

bei Shampoo Boy, ist zweifelsohne<br />

ein Meister der Feder, dabei<br />

aber zuvörderst (so scheint es)<br />

auf Kontroverse und Fehde bedacht.<br />

Erst kürzlich platzte da Volksmusiker<br />

Hubert von Goisern in einem<br />

offenen Brief der Kragen, als er in<br />

den pastellen Seiten Schachingers<br />

harsche Worte über „Magic Life“<br />

von Bilderbuch las. Ein offener Diskurs,<br />

das ist im Grunde ja durchaus<br />

etwas Positives, doch einen argumentativen<br />

Fehler begeht dabei der<br />

Goiserer in seiner Wut: Er befeuert<br />

die alte Dichotomie zwischen<br />

Künstler und Nicht-Künstler – der<br />

Künstler macht Kunst. Der Kritiker<br />

kritisiert vor allem deshalb, weil er<br />

selbst nicht dazu in der Lage ist, selbige<br />

zu produzieren. Er wird ausschließlich<br />

als Parasit wahrgenommen,<br />

der das Kunstwerk anpatzt<br />

und ihm den Anstrich seiner zölestischen<br />

Einzigartigkeit nimmt. Gerade<br />

bei einem Verriss wird da der Vorwurf<br />

laut, der Kritiker hätte doch<br />

gar keine Ahnung! Übersehen wird<br />

dabei jedoch, dass dieser in seinem<br />

herzblutreichen Behufe zumindest<br />

als Kunsthändler, wenn nicht gar als<br />

Kunsthandwerker fungiert: er rezipiert<br />

Unmengen und hilft dabei Otto<br />

Normal in seiner Orientierung.<br />

Vielleicht haben somit doch beide<br />

Positionen ihre Berechtigung?<br />

Stefan Baumgartner (Chefredakteur)<br />

| 03


JAN FEB MAR APR MAI JUN JUL AUG SEPT OKT NOV DEZ<br />

IN DIESER AUSGABE<br />

[14] Musik & Erotik Seit jeher ist Rock ’n’ Roll einfach nur sexy<br />

[18] Hits aus dem PC Sind DJs die neuen Musiker? [22] Deep<br />

Purple Britische Heroen ohne Sex mit der Ex [25] Lemi Ponifasio<br />

Weibliche Macht, Weisheit & Schönheit [28] Erwin Steinhauer<br />

(K)ein Workaholic [34] Life Ball Schrille Extravaganz im<br />

Kampf gegen Intoleranz [42] Vienna Ascot Über Pferde & Hüte<br />

LIFESTYLE<br />

30 Garten & Natur Nicht nur der<br />

eigene, sondern auch der Winterschlaf<br />

der Natur hat ein Ende!<br />

TESTET<br />

Seiler und Speer retten 2016 Sowohl<br />

im Streaming (+ 56 %) als auch bei Vinyl-<br />

Verkäufen (+ 25 %) gab es im Vorjahr<br />

ein deutliches Plus am heimischen Musikmarkt.<br />

Ein generelles Minus konnte allerdings<br />

nicht verhindert werden, der Gesamtumsatz<br />

schrumpfte um 4,4 % auf<br />

137 Millionen Euro. Spitzenreiter waren<br />

bei den Album-Charts unsere Lokalmatadoren<br />

Seiler und Speer („Ham Kummst“),<br />

noch vor Künstlern wie Andrea Berg<br />

(„Seelenbeben“), Helene Fischer („Weihnachten“),<br />

Andreas Gabalier („MTV Unplugged“),<br />

Leonard Cohen („You Want It<br />

Darker“), Metallica („Hardwired … To<br />

Self-Destruct“), Volbeat („Seal The Deal &<br />

Let’s Boogie“) und The Rolling Stones<br />

(„Blue & Lonesome“). Mehr zum neuen<br />

Album von Seiler und Speer auf Seite 40.<br />

Reisefreudig Der Reisespezialist Travelbird hat kürzlich ein Ranking der<br />

im Laufe ihrer bisherigen Karriere am weitesten gereisten Musiker veröffentlicht,<br />

nicht sonderlich überraschend (trotz vergleichsweise kurzer Karriere)<br />

wird selbiges von DJs – die teilweise an einem Tag in verschiedenen<br />

Städten auflegen – angeführt: Tiësto und Paul Van Dyk liegen an der Spitze,<br />

gefolgt von den Rocklegenden Bob Dylan (neues Album siehe Seite<br />

51), Metallica, Aerosmith, Muse, den Rolling Stones und U2.<br />

In Wien hört man besser Die Hörspezialisten von Mimi Hearing<br />

Technologies haben anlässlich des Welttags des Hörens am 3. März einen<br />

Bericht veröffentlicht, der detailliert Aufschluss über den weltweiten<br />

Hörverlust gibt. Am Alter gemessen verzeichnen Wiener den geringsten<br />

Hörverlust, während die Bewohner Delhis insgesamt den größten<br />

Hörverlust aufweisen. In Wien ist die Lärmbelastung<br />

am geringsten, im chinesischen<br />

Guangzhou am höchsten.<br />

Mehr Infos auf mimi.io/de/hearingindex.<br />

32 Green Events Zerfetzte Zelte,<br />

Bierdosen, Müllberge: Festivals<br />

müssen wirklich nicht so enden!<br />

LOCATION<br />

37 Wiener Rathauskeller Hier trifft<br />

Tradition auf Kulinarik,<br />

Politik auf Kabarett.<br />

HEIMAT<br />

38 5/8erl in Ehr’n Greller, lauter<br />

und größer als je zuvor klingen<br />

die frisch geduschten Flucht8erl.<br />

LIVE IS LIFE<br />

45 K.I.Z Ein ehrenloser Abend mit<br />

einem Affen und einem Pferd,<br />

aber keinem Rauchverbot.<br />

KULTOUR<br />

48 Klassik meets … Klassik ist<br />

nicht nur ernste Hochkultur, die<br />

gerne für sich alleine bleibt!<br />

MEDIA<br />

50 Kino, Musik und Spiele Mit<br />

Blondie, Bob Dylan, Iggy Pop und<br />

vielen mehr!<br />

Fotos: earMUSIC / Jim Rakete, Universal Music, Stefan Joham, Mimi, Illustration: baes<br />

04|


SHOWHIGHLIGHTS IN ÖSTERREICH<br />

LIVE erleben<br />

SEMMEL CONCERTS PRÄSENTIERT IN HARVEY KOOPERATION GOLDSMITH MIT PRESENTS<br />

HARVEY GOLDSMITH UND STEVEN KOFSKY<br />

„DER ROCKSTAR UNTER DEN KOMPONISTEN“<br />

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG<br />

06.12.17 Beginn: 20 Uhr<br />

Wiener Stadthalle D<br />

19.04.17 INNSBRUCK CONGRESS<br />

20.04.17 SALZBURG SALZBURGARENA<br />

24.04.17 BREGENZ FESTSPIELHAUS<br />

28.04.17 GRAZ HELMUT-LIST-HALLE<br />

<strong>2017</strong><br />

DER ERFOLGREICHSTE FILMKOMPONIST UNSERER ZEIT MIT SEINEN GROSSEN WELTERFOLGEN AUS<br />

FLUCH DER KARIBIK – KÖNIG DER LÖWEN<br />

GLADIATOR – DER DA VINCI CODE<br />

INCEPTION – THE DARK KNIGHT & VIELEN MEHR!<br />

06.06.17 WIENER STADTHALLE D<br />

Sehnsucht<br />

nach Liebe<br />

Tour <strong>2017</strong><br />

LIVE mit Band<br />

Monika<br />

Martin<br />

02.05.17 VILLACH CONGRESS<br />

03.05.17 ST. PÖLTEN VAZ<br />

04.05.17 WR. NEUSTADT ARENA NOVA<br />

05.05.17 INNSBRUCK CONGRESS<br />

06.05.17 SALZBURG SALZBURGARENA<br />

07.05.17 GRAZ STADTHALLE<br />

24.05.17 LINZ BRUCKNERHAUS<br />

05.05.17 SALZBURG SALZBURGARENA<br />

06.05.17 WR. NEUSTADT ARENA NOVA<br />

07.05.17 WIEN WR. STADTHALLE F<br />

SÖHNE MANNHEIMS<br />

MannHeim zu Dir Tour <strong>2017</strong><br />

06.05.17 INNSBRUCK DOGANA<br />

09.05.17 BREGENZ WERKSTATTBÜHNE<br />

Die große<br />

SCHLAGERPARTY<br />

• live •<br />

SEMINO ROSSI<br />

NIK P. & BAND<br />

VANESSA MAI<br />

FANTASY melissa naschenweng<br />

hannah VINCENT GROß<br />

FEIERN SIE<br />

MIT IHREN<br />

Original<br />

Stars<br />

23.05.17 SALZBURG SALZBURGARENA<br />

24.05.17 LINZ TIPSARENA<br />

25.05.17 GRAZ STADTHALLE<br />

26.05.17 ST. PÖLTEN VAZ<br />

27.05.17 INNSBRUCK OLYMPIAHALLE<br />

KARTEN BEI ALLEN OETICKET-VERKAUFSSTELLEN | WWW.OETICKET.COM<br />

TICKETS & INFOS: WWW.SHOWFACTORY.AT & WWW.LSKONZERTE.AT


!<strong>ticket</strong> highlights<br />

Mag. Roberta Scheifinger<br />

Chefredakteurin und<br />

Herausgeberin<br />

SCHEINWERFERLICHT<br />

Nach intensiver Lektüre unserer März-Ausgabe habe ich<br />

in meiner Nostalgie-Kiste gewühlt und tatsächlich mein<br />

Guns N’ Roses-Ticket vom 23. Mai 1992 gefunden!<br />

Ich erinnere mich kaum noch an das Konzertereignis,<br />

ähnlich verhält es sich mit U2 am Tag der Bundespräsidentenstichwahl<br />

(ja, bereits damals …). Aber egal, ich war<br />

dabei und lächle wissend! Meine Gedächtnislücken werde<br />

ich im Juli wieder auffrischen, am 10. im Ernst-Happel-<br />

Stadion (Guns N’ Roses) und am 12. in Berlin (U2).<br />

Übrigens: Mit Eventbus bringen wir Sie von mehr als 100 Haltestellen in<br />

ganz Österreich (nicht nur) zum Guns-N’Roses-Konzert nach Wien!<br />

Nie vergessen werde ich hingegen mein erstes Nick-Cave-Konzert am<br />

10. Oktober 1988 in der Kurhalle Oberlaa. Dieser begnadete Künstler<br />

begleitet mich seitdem durch mein musikalisches Leben und nach gefühlten<br />

100 Konzerten beehrt er uns erstmals (an Allerheiligen) in der Wiener<br />

Stadthalle. Ich freue mich außerordentlich, dass wir als einziges Magazin<br />

des Landes zu einem Interview nach London eingeladen wurden.<br />

Ich wünsche Ihnen unvergessliche Konzerte!<br />

Austrian Bowl XXXII<br />

Das Finale der Austrian Football League<br />

Neben den Titelverteidigern, den Swarco Raiders Tirol,<br />

werden die Vienna Vikings, Prague Black Panthers, Danube<br />

Dragons, Ljubljana Silverhawks, Cineplexxx Blue Devils<br />

und Mödling Rangers um den Football-Staatsmeistertitel<br />

spielen. Bereits zu Mittag kann man sich bei Speis, Trank<br />

und Musik einstimmen, ab 15 Uhr findet der Silver Bowl XIX<br />

mit anschließender Siegerehrung statt, um 18:30 Uhr dann<br />

die Battle of Champions (Charity) und zum krönenden<br />

Abschluss um 19 Uhr der Austrian Bowl XXXII mit anschließender<br />

Siegerehrung.<br />

23. Juli, Wörthersee Stadion<br />

Spend The Night With …<br />

Die Bühne ist das Element des Pfarrersohns aus Detroit, der<br />

mit künstlichem Blut, Live-Enthauptungen, Monstern, Riesenspinnen<br />

und weiteren groß inszenierten Schockeffekten<br />

bereits seit Jahrzehnten schaudern lässt. Das Alter macht einen<br />

Alice Cooper nicht zahm! Denn wenn die 69-jährige Legende<br />

auch heute noch die Bühne entert, hat er immer<br />

noch alle schaurigen Utensilien dabei: Zwangsjacken, eine<br />

Boa constrictor, die berühmt-berüchtigte Guillotine und<br />

natürlich ein bisschen Kunstblut. Aber das ist nicht alles: Im<br />

Gepäck sind natürlich auch die Überhits wie „School’s Out“<br />

und „No More Mr. Nice Guy“ und „Poison“.<br />

27. November, Wiener Stadthalle (D)<br />

Alice Cooper<br />

Fotos: Piggy D (Alice Cooper), Christian Barz (Santiano), AFBÖ (Austrian Football), Universal Music (Jamiroquai)<br />

06|


Jamiroquai<br />

Automaton<br />

Nach über sieben Jahren, in denen die Briten nichts von<br />

sich hören ließen, bringen Jamiroquai heuer endlich wieder<br />

ein neues Album heraus! Am 31. März erschien „Automaton“<br />

(siehe Seite 51): „Die Inspiration zum Album ist der<br />

Anstieg von künstlicher Intelligenz in der Technologie in<br />

unserer heutigen Welt. Es geht darum, wie wir Menschen<br />

anfangen, die schöneren, einfacheren und eloquenteren<br />

Dinge in unserem Leben und in unserer Umwelt, ja sogar<br />

in unseren Beziehungen mit anderen Menschen, zu<br />

vergessen“, erzählt uns Frontmann Jay Kay.<br />

15. November, Wiener Stadthalle (D)<br />

Von Liebe, Tod und Freiheit<br />

Die bereits mehrfach ausgezeichneten Giganten des<br />

Shanty-Rocks belegen eindeutig eine Spitzenreiterposition<br />

in der deutschen Musiklandschaft. Santiano verbinden<br />

verschiedene musikalische Genres: ob traditionelle, internationale<br />

Volkslieder, Popmusik, Rock ’n’ Roll oder Irish Folk.<br />

Ob im „Chor“, kräftig und stimmgewaltig bei den<br />

Uptempo Nummern oder gefühlvoll in den Balladen – sie<br />

faszinieren mit Facettenreichtum und einer überwältigenden<br />

musikalischen Bandbreite.<br />

Santiano<br />

31. Oktober bis 2. November, Wien, Graz & Salzburg<br />

| 07


The Loatherman<br />

Die Retrospektive, die Nick Cave & The Bad Seeds mit „Lovely<br />

Creatures“ halten, gab Anlass, hinter die Maske zu blicken und<br />

zu fragen: Wer ist eigentlich dieser Nick Cave und wie schwer ist<br />

es, er zu sein? TEXT: STEFAN BAUMGARTNER<br />

She had a history, but she had<br />

no past“, heißt es im Songtext<br />

zu „Jubilee Street“ über ein<br />

leichtes Mädchen namens Bee. Nicht<br />

so jedoch Nick Cave, der australische<br />

Poète maudit und geistige Vater dieser<br />

Gunstgewerblerin: Vormals bei The<br />

Boys Next Door, später bei The Birthday<br />

Party tätig und ab 1983 schließlich<br />

im Kollektiv mit den Bad Seeds kann<br />

er dieweil auf ein reiches Œuvre zurückblicken.<br />

Eines, das wir unter dem<br />

Titel „Lovely Creatures“ (erscheint<br />

am 5. Mai) unifiziert nun gemeinsam<br />

rekapitulieren: Bewusst wurden da das<br />

Schwesternprojekt Grinderman und<br />

die Ausflüge in die Welt der Filmmusik<br />

ebenso ausgeklammert, wie auch das<br />

aktuelle Album „Skeleton Tree“. Dafür<br />

wird die De-luxe-Edition von einem<br />

prachtvollen Buch begleitet, das neben<br />

Archivaufnahmen und Replika von<br />

Memorabilia auch eine Vielzahl an<br />

Essays offeriert.<br />

1984, kurz nach deinem Umzug nach<br />

London, bist du dem Elvis-Presley-<br />

Fanclub beigetreten. In „A beautiful,<br />

evil thing“ – einem Kapitel aus<br />

„Lovely Creatures“ – wirst du zitiert,<br />

du hättest deine Unschuld mit Johnny<br />

Cash verloren . Was bräuchte eine<br />

ihrer Retrospektiven, dass du sie dir<br />

zulegen würdest?<br />

Bei Elvis wünschte ich mir, sie würden<br />

Aufnahmen der letzten Shows veröffentlichen<br />

– einiges davon finde ich<br />

außergewöhnlich, seine Rehearsals<br />

überwältigend. Von Johnny hingegen<br />

würde ich viel von seinen frühen Stücken<br />

haben wollen – er hatte eine exzeptionelle<br />

Karriere und natürlich eine<br />

ungemeine Anzahl an Songs.<br />

Ich fand den Titel deiner Restrospektive<br />

interessant, werden mit „Creatures“<br />

immerhin üblicherweise Lebewesen<br />

bezeichnet – und seien sie<br />

noch so imaginär. Was qualifiziert<br />

deine Musik als „lebendig“?<br />

Der Titel suggeriert in allererster Linie,<br />

dass die Stücke eine Einheit bilden –<br />

sie alle sind befremdliche, sonderbare<br />

kleine Wesen, die zusammen existieren.<br />

Ich mag die Vorstellung, dass sich<br />

die Songs untereinander irgendwie<br />

verständigen, was vorwiegend damit<br />

zu tun hat, dass ich seit 30 Jahren den<br />

gleichen Song schreibe: Meine Noemata<br />

sind heute sehr ähnlich zu denen,<br />

die ich bereits in meiner Adoleszenz<br />

hatte. Allein meine Perspektiven haben<br />

sich mit der Zeit gewandelt und meine<br />

Kunstfertigkeit verbessert.<br />

Wachsen deine Stücke mit der Zeit<br />

oder löst sich der initiative enge Konnex<br />

sukzessive?<br />

Manche blühen auf und andere wiederum<br />

verdorren. Einige von ihnen<br />

haben kein Stehvermögen – auch in<br />

der Welt der Musik geht es um das<br />

Überleben der Stärksten. Das macht<br />

sie nicht zwangsweise zu schlechten<br />

Stücken, sondern bedeutet nur, dass<br />

sie nicht die Fähigkeit haben, gewisse<br />

Grenzen zu überschreiten. Andere wiederum<br />

verselbstständigen sich, leben<br />

nicht nur in unterschiedlichen Lebensphasen<br />

von mir und den Bad<br />

Seeds, sondern auch auf sich allein gestellt<br />

weiter.<br />

Welcher Moment des künstlerischen<br />

Schaffensprozesses ist dir eigentlich<br />

der Befriedigendste?<br />

Ich brauche das Schreiben als unabdingbare<br />

Notwendigkeit, um überhaupt<br />

existieren zu können: Wenn ich<br />

nicht arbeite, kommt es mir vor, als<br />

breche die Welt um mich herum zusammen,<br />

da bin ich ein Wrack, ein<br />

Desaster. Stehe ich auf der Bühne, hat<br />

das einen transformativen Effekt auf<br />

mich: Die Musik reflektiert die Phasen<br />

meines Lebens und hält mich dabei<br />

jung und am Leben. Das Aufnehmen<br />

ist nur Mittel zum Zweck, da verliert<br />

man die Eigentümerschaft über seine<br />

Ideen, hier setzt du deine Gedanken<br />

der Welt aus. Dies ist auch der Moment,<br />

wo sich meine intensive Beschäftigung<br />

mit der Musik löst. Naturgemäß<br />

evozierte also die für „Lovely<br />

Creatures“ notwendige Auseinander-<br />

Fotos: Barracuda Music, Mayk Azzato, Hersteller<br />

08|


setzung ein Gefühl der Beklemmung,<br />

ich hatte Ängste, mich diesem ungeheuren<br />

Monster zu stellen. Es ist wie<br />

ein Besuch bei einer unliebsamen Verwandtschaft<br />

gewesen, der sich aber<br />

dann doch irgendwie als angenehm<br />

herauskristallisierte.<br />

Es heißt, Gegensätze ziehen sich an.<br />

Dies trifft auf jeden Fall auf deine<br />

Texte und eure Musik zu, wo sich das<br />

Göttliche und Profane, das Laute und<br />

das Leise, der Tod und das Leben, die<br />

Harmonie und die Disharmonie, die<br />

Liebenden und die Hassenden vereinen.<br />

Sind Kontrapunkte für gute<br />

Handlungsbögen unabdingbar?<br />

Oft, ja – jedoch nicht nur in der Mikroebene<br />

eines Songs, sondern auch<br />

der Makroebene eines Albums oder<br />

einer Setlist. Mich amüsiert das Spiel,<br />

zwei ungleiche Bilder einander gegenüberzusetzen<br />

und dabei zuzuschauen,<br />

wie die Funken fliegen. Du lässt hier<br />

etwa in einem geschlossenen Raum<br />

ein kleines Kind auf einen mongolischen<br />

Psychopathen treffen und<br />

schaust, was passiert. Dann schickst<br />

du einen Clown auf einem Dreirad<br />

ins selbe Zimmer und siehst weiter<br />

zu. Und dann erschießt du diesen<br />

Clown. Ungleiche Gegensatzpaare wie<br />

diese und abrupte Wechsel bergen<br />

eine schier unglaubliche Form von<br />

Energie.<br />

Nietzsche sagt: „You must have<br />

chaos within you to give<br />

birth to a dancing star.“ >><br />

termine<br />

Im Rahmen seiner „Skeleton Tree“-Tour<br />

gastieren Nick Cave & The Bad Seeds am<br />

1. November in der Wiener Stadthalle (D).<br />

| 09


Lovely Creatures Gemeinsam mit Gründungsmitglied<br />

Mick Harvey (2. v. r.) stellte Nick Cave<br />

„Lovely Creatures“ zusammen. Viele Ehemalige,<br />

darunter Blixa Bargeld (1. v. l.), schwelgen in<br />

Erinnerungen oder lassen tief in den<br />

privaten Foto-Fundus blicken.<br />

Ich glaube, ein überwiegender Großteil<br />

von dem, was Nietzsche jemals von<br />

sich gab, ist ausgemachter Schwachsinn.<br />

In diesem einen Fall kann ich<br />

ihm aber durchaus etwas abgewinnen<br />

– nicht weil die Aussage korrekt ist,<br />

sondern weil das Chaos als Vater einer<br />

Lichtgestalt irgendwie possierlich<br />

klingt. Traumata sind nachteilig für<br />

den Kreativprozess, da befindet sich<br />

die kreative Seele in einer kauernden<br />

Fötusstellung. Zumindest in dem Moment,<br />

in dem die absolute Katastrophe<br />

über dir aufsteigt, bist du hilflos verloren<br />

und alles andere als expressiv.<br />

Nicht das Chaos selbst, sondern allein<br />

die Überwindung dessen kann produktiv<br />

sein.<br />

Ist dein gerühmter – in der Breitenwirkung<br />

jedoch stark unterschätzter<br />

– Humor da auch ein gewisser Eskapismus?<br />

Die Charaktere, die in meinen Texten<br />

vorkommen, sind alle Verfremdungen<br />

meiner selbst, sind maskierte Triebtäter<br />

– und ja, manche davon auch<br />

mit einem schelmischen Grinsen in<br />

der Fratze, hinter denen sich dann<br />

meine Intimzone versteckt.<br />

10|<br />

In „20.000 Days On Earth“ sieht man<br />

dich bei einem inszenierten Psychiaterbesuch<br />

– ist dieses Überziehen von<br />

Masken für dich die wahre Form einer<br />

Katharsis?<br />

Der Arbeitsprozess definitiv, weniger<br />

die textliche Aufarbeitung von Lebensmomenten.<br />

Die Produktivität<br />

zeigt mir, dass das Leben so oder so<br />

weitergeht. Stillstand und das Verharren<br />

in Momenten ist nicht dienlich<br />

für mich und den Umgang mit der<br />

Außenwelt.<br />

Bekanntlich bist du auch ein renommierter<br />

Romancier und in diesem<br />

Metier heißt es, ein Roman brauche<br />

einen starken Eröffnungssatz, um<br />

den Leser zu fesseln. Wie weit trifft<br />

das auch auf die Musik zu?<br />

Nicht notwendigerweise, aber starke<br />

Eröffnungen machen mir selbst unglaublichen<br />

Spaß. Da hat der Volksmund<br />

schon recht: Durch sie ziehst<br />

du dein Publikum rasch und mit Vehemenz<br />

in deine ureigene Weltordnung.<br />

Was unterscheidet die Musik von<br />

anderen Künsten?<br />

Sie ist die beste aller Ausdrucksformen<br />

(lacht).<br />

Welche Rolle nimmt die kunstfertige<br />

Verfremdung der Realität heute, im<br />

postfaktischen Zeitalter, ein?<br />

Für mich ist die Fantasie naturgemäß<br />

schon postfaktisch. Der Wahrheitsgehalt<br />

ist bei jeglichem Kunstausdruck<br />

aber ohnehin peripher. Mir geht es in<br />

meinen Texten mehr um den Effekt,<br />

den sie haben können. Ich würde sagen,<br />

mein Fokus liegt auf der Authentizität<br />

und nicht auf der Wahrheit.<br />

Wie wichtig ist dir dein Vermächtnis?<br />

Dass ich als Person in Erinnerung behalten<br />

werde, ist für mich bedeutungslos.<br />

Ich mag jedoch die Vorstellung,<br />

dass meine Songs weiterleben und<br />

auch losgelöst von mir durch die<br />

Menschheitsgeschichte flirren und<br />

auch über meinen Tod hinaus für<br />

Menschen eine Bedeutung haben werden.<br />

Das volle Gespräch findet man ab 24.<br />

<strong>April</strong> auf <strong>ticket</strong>magazin.com.


DAS SENSATIONS-MUSICAL VOM BROADWAY<br />

mit<br />

UWE KRÖGER<br />

& EDDA PETRI<br />

Diese Show<br />

ist der<br />

Hammer!<br />

(The Sunday Telegraph)<br />

25.- 29. Okt. <strong>2017</strong><br />

MQ Wien Halle E<br />

Beginn 20 Uhr; 26.,28. & 29.10. auch 15 Uhr<br />

www.theaddamsfamilymusical.de


!<strong>ticket</strong> highlights<br />

Harry Potter<br />

Die Kammer des<br />

Schreckens in concert<br />

Die Erfolgsgeschichte geht weiter: Fliegende Autos, gemeingefährliche<br />

Bäume und die Warnung eines mysteriösen<br />

Hauselfen – so beginnt Harry Potter das zweite Schuljahr<br />

in der faszinierenden Welt der Zauberei. Auf einer eigens<br />

eingerichteten Großleinwand wird eine der erfolgreichsten<br />

Verfilmungen der Kinogeschichte gezeigt, während<br />

das Radiosymphonieorchester Pilsen die Filmmusik<br />

von John Williams live dazu spielt. Alle Fans können bei<br />

diesem multimedialen Event mitverfolgen, wie Harry Potters<br />

zweites Schuljahr beginnt.<br />

U. a. mit alt-J, Milky<br />

Chance, Feist<br />

Österreichs erstes<br />

„Boutique Festival“<br />

geht in die zweite<br />

Runde und hängt<br />

sogar noch einen<br />

Tag dran. Und bereits<br />

bei den ersten<br />

Ankündigungen<br />

wie alt-J (Foto),<br />

SOHN, Cigarettes<br />

After Sex, Nihils,<br />

Milky Chance oder<br />

Feist kommen<br />

Musik-Aficionados<br />

im Allgemeinen und<br />

Indie-Connaisseure<br />

im Speziellen aber<br />

sowas von mega auf ihre Kosten! Dazu kommt noch die<br />

wohl geilste Camping Atmosphäre in ganz Österreich –<br />

im Kirschengarten, im Nusswäldchen oder auf der<br />

Märchenwiese. Beachtet dazu unsere „Green“-Story<br />

auf Seite 32/33!<br />

Out Of The Woods<br />

11. Jänner, Wiener Stadthalle (D)<br />

12|<br />

20. bis 22. Juli, Ottakringer Arena Wiesen<br />

Fotos: Jutta Hasshoff-Nuhr (Dieter Nuhur), Udo Titz (Grafenegg), Hagar-Lotte Geyer (ViennaBluesSpring), Warner Bros (Harry Potter in Concert), Arcadia Live (Out Of The Woods)


U. a. mit dem Tonkünstler-Orchester<br />

Neben einer Vielzahl an Momenten, in denen<br />

auf Grafenegg „Klang auf Kulisse trifft“, darf<br />

man sich insbesondere auf das Tonkünstler-Orchester<br />

freuen, das zum einen gemeinsam mit<br />

dem Charismatiker Tareg Nazmi und unterstützt<br />

vom Salzburger Bachchor die göttliche Vollkommenheit<br />

der „Jupiter“-Symphonie von Mozart<br />

erklingen wird lassen. Aber auch auf die fünfte<br />

Symphonie von Pjotr Iljitsch Tschaikowski darf<br />

man gespannt sein, wird sie von den Tonkünstlern<br />

durchaus eigen zum Klingen gebracht.<br />

<strong>April</strong> und Mai, Grafenegg Auditorium<br />

Nur Nuhr<br />

„Nur Nuhr“: Selten gab ein Programmtitel<br />

so exakt wieder, was es auf der<br />

Bühne zu sehen gibt: Keine Pyrotechnik, keine<br />

Tänzerinnen, keine billigen Effekte. Ein Mann,<br />

ein Mikrofon. „Nuhr“ mit Worten bringt der<br />

Meister der entspannten Pointe sein Publikum<br />

an die Scherzgrenze und von dort aus in heitere<br />

Ekstase. Nuhr beweist, dass Multitasking möglich<br />

ist. Es wird gelacht und gedacht – gleichzeitig!<br />

Ist er der Lustigste unter den Kabarettisten<br />

oder der Schlaueste unter den Comedians?<br />

Diese Schubladen hat er schon längst hinter<br />

sich gelassen: Mit großer Freude verlässt Nuhr<br />

die ausgetrampelten Pfade der Ideologen. Seine<br />

Weltsicht ist eigenwillig, überraschend und<br />

immer abseits des Üblichen, dabei sauwitzig<br />

und extrem unterhaltsam.<br />

11. bis 14. Mai, Salzburg, Linz, Graz und Wien<br />

ViennaBluesSpring<br />

bis Ende <strong>April</strong>, Wien (Reigen, Mozarthaus)<br />

Schloss Grafenegg<br />

Dieter Nuhr<br />

U. a. mit Miller Anderson<br />

Der dreizehnte ViennaBluesSpring<br />

zeigt, dass der Blues keine Alterserscheinung<br />

(mehr) ist: Denn sowohl<br />

in den USA als auch in England ist<br />

eine junge Generation am Drücker,<br />

die frischen Wind in die Szene bringt<br />

und damit auch – neues – Publikum<br />

findet.<br />

Dazu zählt Sari Schorr, der gerade die<br />

Insel in Wallungen bringt. Auch der<br />

RUF Blues Caravan ist <strong>2017</strong> höchst<br />

interessant besetzt und da darf ein<br />

Gitarren-Genie wie Eric Steckel auch<br />

nicht fehlen! Die heimische Szene ist<br />

u. a. mit der Kutschers Blues Band<br />

vertreten. Aber auch die Legenden<br />

kommen, zum Beispiel Woodstocker<br />

Miller Anderson.<br />

IT’S ONLY WOERZ<br />

Flash<br />

mob<br />

In den letzten Jahren findet man<br />

in den sozialen Netzwerken immer<br />

häufiger Aufnahmen von sogenannten<br />

„Flashmobs“, meist<br />

scheinbar spontane Menschenaufläufe<br />

auf öffentlichen Plätzen,<br />

bei denen für diesen Ort ungewöhnliche<br />

Aktionen gesetzt<br />

werden. Klassische Orchester<br />

spielen in Fußgängerzonen, es<br />

wird an Stränden, in Bahnhofshallen,<br />

sogar in Gefängnissen<br />

getanzt und in öffentlichen Verkehrsmitteln<br />

gesungen und gerappt.<br />

Die ursprüngliche Idee<br />

war, überraschende Unterhaltung<br />

zum reinen Gaudium zu<br />

präsentieren. Mehr und mehr<br />

gibt es nun auch professionell<br />

durchgeführte Flashmobs, die<br />

politischen oder werblichen Hintergrund<br />

haben. Sogenannte<br />

Smart Mobs.<br />

Vor einigen Jahren war auch ich<br />

in einen Mini-Flashmob involviert.<br />

Zur Freude der Fahrgäste<br />

sollte unsere A-cappella-Band in<br />

einem Straßenbahnwaggon der<br />

Wiener Linien fröhliche Liedlein<br />

trällern und die Menschen zum<br />

Mitmachen animieren. Grundsätzlich<br />

eine hübsche Idee und<br />

phasenweise gelang das auch.<br />

Vor allem in den Haltestationen.<br />

Denn der Lärm der fahrenden<br />

und ruckelnden Straßenbahn<br />

war so laut, dass wir kaum eine<br />

Chance hatten, uns ohne Verstärkung<br />

Gehör zu verschaffen.<br />

Dabei, ich schwöre, waren wir<br />

sehr stimmgewaltig. Und nein,<br />

davon gibt es kein Filmchen.<br />

Schade eigentlich.<br />

Mehr Flashmobs braucht das<br />

Land! Wie wäre es mit einem<br />

Überraschungstänzchen oder<br />

-ständchen beim Auftritt eures<br />

Lieblingskünstlers?<br />

| 13


Sweet Intimacy<br />

Musik und Erotik unterliegen einer unzertrennlichen Verbindung.<br />

Nicht nur Popstars selbst, sondern auch ihre Bewegungen, Verhaltensweisen<br />

und Songs werden seit dem Aufkommen des Rock ’n’ Roll<br />

mit Sex konnotiert. Dass man Musiker aus der Unterhaltungsbranche<br />

so anziehend findet, ist keine Frage des Alters … TEXT: ROBERT FRÖWEIN<br />

Der Surfmusik-Pionier Dick<br />

Dale hat es auf den Punkt<br />

gebracht. „Musik ist Sex.<br />

Wenn man sie in gewisser Weise spielt,<br />

ist sie eine lustvolle Antriebsart, die<br />

Menschen auf Touren bringt.“<br />

Wer kennt die Situation nicht? Man<br />

ist mitten in der Pubertät, die Hormone<br />

spielen verrückt und plötzlich<br />

ist es so weit. Heute Abend, ja da wird’s<br />

was. Doch wie soll man das peinliche<br />

Schweigen und die beidseitige Unsicherheit<br />

vor dem ersten Sex ablegen?<br />

termine<br />

Der Tiger Tom Jones faucht am<br />

1. August am Linzer Domplatz.<br />

Marvin Gaye spielt es im Rahmen von<br />

„Gentlemen of Soul“ bei der Ladies-only-Night<br />

in der Wiener Eden Bar am 27. <strong>April</strong> und<br />

1. Juni.<br />

Hansi Hinterseer verdreht auch <strong>2017</strong> und<br />

2018 gemeinsam mit seinem Tiroler Echo<br />

wieder die Köpfe, so unter anderem in Wiener<br />

Neustadt und Wien, Dornbirn, Salzburg, Linz<br />

und St. Pölten.<br />

Tja, und Die Lochis spielen am 19. Mai in<br />

der Wiener Ottakringer Brauerei und sind<br />

tatsächlich schon ausverkauft, für tags zuvor<br />

in München sind noch Tickets vorhanden!<br />

Für Podersdorf (10. Juni) sind ebenfalls noch<br />

Karten verfügbar!<br />

Im Mai veröffentlichen Blondie ihr 11. Studioalbum<br />

„Pollinator“, ein dazugehöriger Livetermin<br />

steht leider noch aus. Ebenfalls warten wir<br />

noch auf einen etwaigen Livetermine von<br />

The Rolling Stones („Blue & Lonesome“),<br />

mit dem Ticketalarm auf oe<strong>ticket</strong>.com werden<br />

Sie rechtzeitig über Neuigkeiten informiert!<br />

Natürlich mit Musik, denn die entschärft<br />

jede noch so prekäre Lage. Es<br />

ist mittlerweile auch wissenschaftlich<br />

bewiesen, dass Musik die Endorphine<br />

freisetzt und diese Glückshormone<br />

den Spaß im Bett verstärken. Egal ob<br />

das die leidigen „Bravo Sommerhits“<br />

sind, der fauchende Tiger Tom Jones<br />

oder doch die Highspeed-Variante<br />

Heavy Metal für die härteren Kaliber.<br />

Das Frühstücksproblem<br />

Der Faktor Musik ist beim Zusammensein<br />

von Menschen fast gleich<br />

wichtig wie das Visuelle und Olfaktorische.<br />

Unzählige Beziehungen zerbrechen<br />

ganz profan daran, dass man<br />

sich Sonntagvormittag am Frühstückstisch<br />

nicht darauf einigen kann,<br />

den Tag mit den Rolling Stones oder<br />

doch lieber Michael Jackson einzuleiten.<br />

Wie bei der Optik liegt auch in<br />

der Musik die Attraktivität ganz im<br />

Auge des Betrachters. Dieses Dilemma<br />

wurde filmisch des Öfteren umgesetzt.<br />

So erleben Deacon und Kelly in der<br />

beliebten Comedy-Erfolgsserie „King<br />

Of Queens“ zu den Klängen von Marvin<br />

Gayes „Let’s Get It On“ ein prickelndes<br />

Betterlebnis nach dem anderen,<br />

während die Hauptprotagonisten<br />

Doug und Carrie neidvoll daran<br />

zerbrechen. Überhaupt gilt Marvin<br />

Gaye als Blaupause des erotisierenden<br />

Musikers – zu seinem Klassiker „Sexual<br />

Healing“ haben unzählige Paare und<br />

Turteltauben ihre ganz speziellen Erinnerungen.<br />

Gemeinhin gilt: Musiker haben es bei<br />

Frauen leichter als alle anderen. Die<br />

Götzenhuldigung nahm vor allem in<br />

den dekadenten 80er-Jahren biblische<br />

Ausmaße an. Wenn die spandexhosentragenden,<br />

mit dosenweise Haarspray<br />

auftoupierten<br />

Glam-Metal-Helden<br />

von Mötley Crüe<br />

über Poison bis<br />

Fotos: Barracuda Music, Mayk Azzato, Hersteller<br />

14|


Die lebende Legende Tom Jones<br />

Nicht nur Carlton Banks in der Serie<br />

„Der Prinz von Bel Air“ (an der Seite von<br />

Superstar Will Smith) war von Tom Jones<br />

eingenommen: Die Sexyness seiner<br />

Bewegungen und seiner Stimme betört<br />

generationenübergreifend.<br />

hin zu Whitesnake lasziv in<br />

Kameras hauchten und auf<br />

der Bühne erotische Spagate<br />

vollführten, dann fuhr der holden<br />

Weiblichkeit ein angenehm<br />

kalter Schauer über den ganzen<br />

Körper. Mehr als je zuvor sorgte<br />

ausgerechnet das Jahrzehnt<br />

der optischen Geschlechtsvermischung<br />

endgültig für die<br />

Sexualisierung der Musikbranche.<br />

Ein gutes Jahrzehnt<br />

nach der freien Liebe<br />

und LSD-umwehter Hippie-Orgien<br />

holte sich die Musik den Sex zurück.<br />

Sänger, Schlagzeuger, Gitarristen –<br />

selbst die stiefmütterlich behandelten<br />

Bassisten – fördern die Libido von<br />

Mann und Frau.<br />

Phallussymbol Instrument<br />

Der französische Sozialpsychologe Nicolas<br />

Guéguen hat einst einen gut aussehenden<br />

20-Jährigen für eine Studie<br />

an einem Samstagnachmittag auf die<br />

Straße geschickt, um Frauen anzusprechen<br />

– und das in drei Variationen.<br />

Als der junge Mann mit Sporttasche<br />

dort stand, übergaben ihm neun<br />

Prozent aller angesprochenen Frauen<br />

ihre Telefonnummer. Gänzlich ohne<br />

Accessoire stieg die Quote auf 14 Prozent,<br />

doch mit Gitarrenkoffer bewaffnet<br />

rückten 31 Prozent aller befragten<br />

Frauen ihre Kontaktdaten heraus. Für<br />

den Psychologen ist dieses Ergebnis<br />

begründbar: Die Frauen konnten das<br />

Instrument entweder direkt mit guten<br />

Genen und Fruchtbarkeit in Verbindung<br />

bringen oder mit beliebten Persönlichkeitseigenschaften<br />

wie Feinfühligkeit,<br />

Fleiß und Intelligenz.<br />

Wer denn ausgerechnet warum sexy<br />

ist, das liegt natürlich an vielen Komponenten.<br />

Nicht immer ist das äußere<br />

Erscheinungsbild entscheidend, vor<br />

allem die Damenwelt sieht bei Männern<br />

bekanntermaßen gerne über die<br />

äußere Fassade hinweg, wenn der Inhalt<br />

der Verpackung stimmt. Die berühmte<br />

Mischung muss stimmen.<br />

Charisma, Stimmtimbre, richtig eingesetzte<br />

Bewegungen und ein durchdringender<br />

Blick gehören zu den<br />

Hauptingredienzen, um in die Champions<br />

League der erotischen Sänger<br />

aufzusteigen. Davon gibt es ausreichend<br />

Beispiele aus den unterschiedlichsten<br />

Genres. Tom Jones etwa, der<br />

walisische Tiger, der nicht zuletzt mit<br />

„Sex Bomb“ zur Ikone männlicher<br />

Erotik im Musikgeschäft aufstieg und<br />

auch noch im stolzen Alter von über<br />

70 Abend für Abend Unterwäsche einsammeln<br />

kann.<br />

| 15


Attraktiver Spätherbst<br />

Ebenjene flattert noch zahlreichen weiteren<br />

„Althasen“ der Branche frivol<br />

entgegen. Jon Bon Jovi etwa hat auch<br />

in Würde ergraut nichts von seiner<br />

Wirkung auf das weibliche Geschlecht<br />

eingebüßt, Led-Zeppelin-Legende Robert<br />

Plant – mit fast derselben Lockenpracht<br />

wie in den 70ern ausgestattet<br />

– wird bei Auftritten mit hingebungsvollen<br />

Blicken bedacht und<br />

Mick Jagger, dieser Rock-Dinosaurier<br />

im Körper eines 17-jährigen Knaben,<br />

dient als Vorbild für grenzenlose Fitness<br />

im Lebensspätherbst. Die altbekannte<br />

Schlussfolgerung, Männer würden<br />

wie Wein im Alter reifen und attraktiver<br />

werden, trifft nicht nur auf<br />

George Clooney oder Brad Pitt, sondern<br />

auch auf eine ganze Wagenladung<br />

kultisch verehrter Musiker zu.<br />

Für den Großteil der Männerwelt ist<br />

das optisch-künstlerische Gesamtpaket<br />

eher nebensächlich. Es muss zwar nicht<br />

immer Brachialerotik der Marke Miley<br />

Cyrus sein, aber ein tief gezogener<br />

Kostümausschnitt à la Katy Perry oder<br />

das glamouröse Zuschaustellen von<br />

Haut wie bei Taylor Swift übertönt<br />

doch meist die musikalischen Fähigkeiten<br />

einer Goldstimme wie jener<br />

von Adele, die sich ganz bewusst auf<br />

ihr herausragendes Talent beruft. Dass<br />

Erotik aber auch in der Damenwelt<br />

kein Alter kennt, beweist unter anderem<br />

Blondie-Frontfrau Deborah Harry,<br />

die mit 72 nicht nur immer noch<br />

dick im Geschäft ist, sondern auch einen<br />

Stil-Award nach dem anderen abräumt<br />

und gängige Klischees Lügen<br />

straft.<br />

Die Blumenroute<br />

Erotik und Sex-Appeal sind in jeder<br />

Form subjektiv. So bleibt mir bis heute<br />

in unvergesslicher Erinnerung, wie<br />

16|<br />

GEWINN<br />

SPIEL<br />

Wir verlosen je drei aktuelle CDs von den Rolling Stones und Blondie, von Blondie zudem eine<br />

signierte 7‘‘. Außerdem gibt es 3x2 Stehplätze für Die Lochis in Podersdorf zu gewinnen!<br />

Mehr Informationen und Teilnahmebedingungen siehe <strong>ticket</strong>magazin.com!<br />

Hansi Hinterseer bei einem ausverkauften<br />

Konzert einst in der Wiener<br />

Stadthalle gerade einmal zweieinhalb<br />

Songs singen konnte, bis eine betagte,<br />

auf Krücken gehende Dame schlussendlich<br />

den Bühnenrand erreichte,<br />

um ihr fellbeschuhtes Idol mit einem<br />

Strauß Blumen zu beschenken.<br />

Und ja, auch ich verliebte mich in jungen<br />

Jahren tödlich in Victoria „Posh<br />

Spice“ Adams, die meinen Hormonhaushalt<br />

weniger durch ihre Musik,<br />

sondern mehr durch ihre Postertauglichkeit<br />

durcheinanderbrachte. Man<br />

kann sich ausmalen, welch inneres<br />

Erdbeben ihre Hochzeit mit Profifußballer<br />

David Beckham verursachte,<br />

der zufälligerweise als männliches<br />

Kindheitsidol herhalten musste.<br />

Insofern gibt es quer durch alle Altersgruppen<br />

gerechnet gar keine so markanten<br />

Unterschiede. Erlaubt ist, was<br />

gefällt und in gewisser Weise berührt.<br />

Ob das nun der knabenhafte Charme<br />

der YouTube-Superstars Die Lochis<br />

oder die kühle Ästhetik der isländischen<br />

Pop-Elfe Björk ist – Sex-Appeal<br />

lässt sich nicht mit einer allgemeingültigen<br />

Formel herausrechnen. Der<br />

kleinste gemeinsame Nenner für puren<br />

Sex in der Musik ist der legendäre Song<br />

„Je t’aime … moi non plus“. Das freche<br />

Gestöhne von Serge Gainsbourg und<br />

Jane Birkin passte Ende der 60er-Jahre<br />

perfekt in die Zeit von aufkommenden<br />

Softpornos und der freien Liebe. Musik<br />

kann oft eben doch purer Sex sein –<br />

in diesem Fall seit exakt 50 Jahren.


www.vienna-ascot.at<br />

SAVE<br />

THE<br />

DATE<br />

16. & 17. September <strong>2017</strong><br />

Wiener Freudenau<br />

DAS Pferdesportevent kommt zurück in die Wiener Freudenau: VIENNA ASCOT – Wiener Tradition wird neu erweckt!<br />

Freuen Sie sich auf ein Wochenende mit spannenden Galopprennen, eleganten Hüten, feiner Kulinarik,<br />

vielseitiger Unterhaltung und einem speziellen Programm für die Kleinen.


HITS AUS DEM<br />

Sie sprechen von Emulationen und Randomizern, trotzdem geht es<br />

um Musik. Sie nennen es Konzert, wenn der Star-DJ bloß mit drei<br />

USB-Sticks zum Auftritt anreist. Lösen DJs und Producer den altbekannten<br />

Musiker ab? Camo & Krooked erklären es uns. TEXT: ALEXANDER HAIDE<br />

Camo & Krooked<br />

Reinhard Rietsch und<br />

Markus Wagner begannen<br />

2002 solo, ihre ersten<br />

Songs zu produzieren.<br />

2007 schlossen sie sich<br />

zum Duo zusammen.<br />

18|<br />

termine<br />

Camo & Krooked präsentieren die zweite Auflage des<br />

Nu Forms, das zwischen 29. Juni und 1. Juli am geilen<br />

Wiesen-Gelände abgehalten wird.<br />

Mehr Musik vom USB oder zumindest aus dem PC gibt es am<br />

29. Juli bei David Guetta in der Wiener Krieau, am Lake Festival,<br />

das zwischen 10. und 12. August am Schwarzlsee gastiert, natürlich<br />

beim Beatpatrol am 25. Oktober im VAZ St. Pölten und vielen mehr!


MUNDPROPAGANDA<br />

COMPUTER<br />

Hören Sie mal rein!<br />

Die folgenden Veröffentlichungen<br />

sollten in keinem gut sortierten<br />

Plattenschrank fehlen. Oder? (sb)<br />

Fotos: Thomas Unterberger, OpticalEngineers, Hersteller<br />

Mit 15 Dienstjahren sind der<br />

33-jährige Reinhard „Camo“<br />

Rietsch und der 27-jährige<br />

Markus „Krooked“ Wagner bereits alte<br />

Hasen im Elektronik-Geschäft. Von<br />

Drum-’n’-Bass-Wurzeln ausgehend, mixen<br />

die beiden alles, was ihnen an elektronischer<br />

Musik in die Hände kommt,<br />

von House bis Dubstep. Die Tunes sind<br />

nicht nur von ihren Alben – zuletzt „Zeitgeist“<br />

(2013) – bekannt, sondern auch<br />

von Computergames wie „Gran Turismo“<br />

und „Fifa Street“. Demnächst erscheint<br />

neues Hörfutter von Camo & Krooked.<br />

Wann und weshalb habt ihr euch<br />

für Turntable, Computer & Co. als<br />

Instrumente entschieden? Stand<br />

niemals eine Vorliebe für ein klassisches<br />

Instrument im Vordergrund?<br />

Da wir beide in unserer Jugend kein klassisches<br />

musikalisches Training gehabt<br />

haben und das Produzieren am Computer<br />

eher spielerisch begonnen hat, haben<br />

wir uns autodidaktisch unser Wissen<br />

angereichert und lieben es, mit dem<br />

Rechner nicht nur ein, sondern beinahe<br />

jegliche Instrumente spielen oder zumindest<br />

emulieren zu können. Mit dem<br />

Spielen von Synthesizern bekommt man<br />

dann nach und nach ein Gefühl für die<br />

Klaviatur. Einige Gitarren werden selbst<br />

eingespielt, da wir ja schon sehr auf organische<br />

Elemente stehen.<br />

Sind elektronische Instrumente<br />

ein vollwertiger Ersatz für<br />

akustisch-elektrische?<br />

Vollwertig eventuell nicht, jedoch entwickelt<br />

sich die Qualität der Emulationen<br />

rasant und übersteigt meist sogar ein<br />

Home-Recording bei Weitem. Man kann<br />

Artikulationen, Swells, Randomizer und<br />

viele weitere Details nach Belieben einstellen,<br />

die Möglichkeiten, seine Idee<br />

exakt umzusetzen, sind groß. Man würde<br />

sich wundern, wenn man wüsste, wie viel<br />

Musik, die man als vom Menschen eingespielt<br />

hält, am Computer kreiert worden<br />

ist. Drumkits, volle Streichersektionen,<br />

Gitarren, seltene Bläserinstrumente:<br />

Alles kann mit dem Computer relativ<br />

originalgetreu reproduziert werden.<br />

Wäre es sinnvoll für DJs und Producer,<br />

auch „echte“ Instrumente zu<br />

beherrschen beziehungsweise Noten<br />

schreiben und lesen zu können?<br />

Es ist sehr sinnvoll, da man, um Instrumente<br />

zu rekreieren, diese oder zumindest<br />

deren Spielweise erst kennen muss,<br />

um es real klingen zu lassen. Des Weiteren<br />

ist die Harmonielehre natürlich von großer<br />

Wichtigkeit. Auch beim Auflegen,<br />

um von der Tonlage passende Mixes zu<br />

finden, die stimmig sind.<br />

Wie ist eure Herangehensweise bei<br />

neuen Tracks?<br />

Das ist sehr unterschiedlich. Manchmal<br />

beginnt man mit dem Bauen eines Drum<br />

Breaks, manchmal mit einer emotionalen<br />

Melodie oder mit einem abstrakten<br />

Rhythmus. Sogar auf einer eigens komponierten<br />

Vokal-Idee haben wir schon<br />

Tracks gebastelt. Bei Tunes, die uns sehr<br />

gut gefallen, versuchen wir herauszufinden,<br />

weshalb sie uns so faszinieren, um<br />

diese gesammelten Erkenntnisse dann<br />

mit unserem eigenen Stil zu verbinden.<br />

Timber Timbre – Sincerly, Future<br />

Pollution Unterschwellig bedrohlich<br />

fließen hier dunkle Kontemplationen<br />

über klaustrophobische Lynch-Loops.<br />

Black Magic Six – Choose Death<br />

Schummriger Fuzz, bisschen Horror-<br />

Punk und eine Portion Titty Twister: So<br />

klingt „Brutal Blues“ aus Finnland!<br />

Chaplin – Wenn uns morgen keiner<br />

weckt Berlin einmal nicht blasiert, sondern<br />

verzweifelt-komisch in wohligem<br />

Klangkokon. Eine Gainsbourg-Replik?<br />

The Moonlandingz – Interplanetary<br />

Class Classics Anarchistische Schergen<br />

zelebrieren mit wirbelnden Synths, Geheul<br />

& Gestampf ein Avantgarde-Inferno.<br />

Lake – Forever Or Never<br />

Wenn der Humanismus zumindest<br />

akustisch wieder Einzug in die feindselige<br />

Welt hält: Klingt, wie Bob Ross malt.<br />

| 19


das nu forms<br />

Mit rund 6.000 BesucherInnen legte<br />

das Nu Forms 2016 eine gelungene<br />

Premiere hin. Auch bei der<br />

von Camo & Krooked präsentierten<br />

zweiten Auflage kann man sich auf<br />

einiges einstellen, wie Krooked für<br />

uns zusammenfasst: „Unser Ziel<br />

war es, als Mitkuratoren des Nu<br />

Forms ein ausgewogenes Line-up<br />

zu gestalten, das alle Facetten und<br />

Generationen des Drum-’n’-Bass-<br />

Genres widerspiegelt und respektiert.<br />

Wir haben unsere langjährige<br />

Erfahrung und direkten Kontakte mit<br />

der gesamten Event- und Artistszene<br />

genutzt, um diesbezüglich keine<br />

Wünsche mehr offen zu lassen. Wir<br />

freuen uns nun auf die zweite Edition<br />

– welche mit unserer Liebe zum<br />

Detail und dem Händchen für kreative<br />

Bookings mit Sicherheit noch eines<br />

draufsetzen kann.“<br />

Nebst der Musik von dutzenden<br />

Acts und DJs von Aziz bis Wilkinson<br />

feat. MC Adapt kommen die<br />

Visuals nicht zu kurz, diese liefern<br />

4youreye. Workshops und Wettbewerbe<br />

sorgen für Action abseits<br />

der Stages.<br />

Was macht elektronische Musik<br />

für euch spannender als die altbackene<br />

Studioarbeit?<br />

Wir finden beides sehr interessant. Der<br />

große Vorteil von elektronischer Musik<br />

ist jedoch, dass man mit wenigen Mausklicks<br />

aufwendige Studiosetups emulieren<br />

kann. Zugleich ist es möglich, mit<br />

mikroskopischer Präzision Sounds so<br />

klar definieren zu können, sodass die<br />

Klangqualität auf ein höheres Level gehoben<br />

wird.<br />

In den vergangenen Jahren haben einige<br />

DJs und Producer den klassischen Popstar<br />

überholt, was Erfolg, Verkäufe und<br />

Gagen betrifft. Ist das gerechtfertigt?<br />

Das ist unterschiedlich. Es gibt geniale<br />

elektronische Produzenten, die ihren<br />

Platz im Rampenlicht sehr wohl verdient<br />

haben. Und andere, die Tracks<br />

wie Fast Food herstellen und bei denen<br />

Musik eher ein Konsumgut als eine<br />

Kunstform ist.<br />

20|<br />

Das Scratchen,<br />

das heute<br />

durch den<br />

Begriff Turntablism<br />

mehr<br />

Gewicht bekam,<br />

kommt<br />

auch zurück.<br />

Ist das bloß<br />

eine nostalgische<br />

Phase oder gehört dem<br />

Mix aus Elektronik und<br />

Vinyl die Zukunft?<br />

Vinyl wird mehr und mehr zum Collectors-Item.<br />

Wir respektieren DJs, die<br />

noch mit Vinyl spielen, und finden –<br />

besonders wenn alte Tunes gespielt werden<br />

– den Nostalgiewert sehr hoch. Die<br />

Zukunft gehört dennoch definitiv den<br />

digitalen Medien. Die meisten DJs kreuzen<br />

nur noch mit drei USB Sticks und<br />

einem Kopfhörer auf, können damit<br />

aber mehr machen als mit einer Wagenladung<br />

Vinyl.<br />

GEWINN<br />

SPIEL<br />

Wir verlosen 2 × 2 „Family & Friends“-VIP Tickets<br />

für das Nu Forms.<br />

Mit dem käuflich nicht zu erwerbenden VIP-Pass erhalten Wiesen<br />

BesucherInnen Zutritt zu unserem exklusiven „Family & Friends“-Bereich<br />

mit bestem Blick auf die Hauptbühne. Ebenso zur Verfügung steht ihnen ein<br />

gemütlicher Rückzugsbereich mit ausreichend Sitzmöglichkeiten sowie separate<br />

Sanitäranlagen. An einer eigenen Getränke- und Snackbar werden ohne<br />

lange Wartezeiten besondere kulinarische Schmankerl angeboten.<br />

Neben einem gesonderten Zugang ohne langes Anstellen sind<br />

eigene Parkplätze ein weiteres Zuckerl. Zudem steht allen<br />

Balcony-Pass-BesitzerInnen während des gesamten<br />

Festivalbesuchs das Wiesen-WLAN kostenlos zur Verfügung.<br />

Einem komfortablen Festivalaufenthalt mit allerlei<br />

zusätzlichen Annehmlichkeiten steht also<br />

nichts mehr im Weg.<br />

Mehr Infos und Teilnahmebedinungen<br />

auf <strong>ticket</strong>magazin.com!<br />

Wenn ich mir eure Diskografie<br />

anschaue – ist ein neuer Longplayer<br />

nicht längst überfällig?<br />

Ja und das wird im Mai mit unserem<br />

vierten Album auch gebührend nachgeholt.<br />

Auf den Release freuen wir uns<br />

schon sehr und hoffen, dass es den Leuten<br />

genauso gut gefällt wie uns!


DEUTSCHER LIVE ENTERTAINMENT-PREIS<br />

Die großen Partner-Spielstätten des PRG LEA <strong>2017</strong><br />

PRG LIVE ENTERTAINMENT<br />

AWARD <strong>2017</strong><br />

Frankfurt/Main, Festhalle,<br />

3. <strong>April</strong> <strong>2017</strong><br />

www.LEA-Verleihung.de<br />

#prglea<br />

Livestream supplied by airtango<br />

Full HD: lea.airtango.de<br />

VR 360 Grad: lea360.airtango.de<br />

TICKETS Info und Reservierung: 040 - 41 30 55 05<br />

info@LEA-Verleihung.de · www.LEA-Verleihung.de


Working<br />

Class<br />

Deep Purple feiern kommendes Jahr 50 Jahre Bandbestehen und<br />

gehen mit ihrem bandneuen Studioalbum „Infinite“ nun auf große<br />

Europatournee. Gemeinsam mit Sänger Ian Gillan blicken wir auf<br />

eine einzigartige Karriere zurück. TEXT: ROBERT FRÖWEIN<br />

Es ist einfach, ein Deep Purple-Album<br />

aufzulegen und zu sagen,<br />

dass es fantastisch klingt. Aber<br />

warum ist dem so? Ein Teil davon fußt<br />

auf dem individuellen Können der Bandmitglieder,<br />

aber was sie wirklich magisch<br />

macht, ist ihr Zusammenspiel als Band.“<br />

Wie für so viele Musiker nach ihnen, waren<br />

die britischen Hard-Rock-Pioniere<br />

Deep Purple auch für Aerosmith-Gitarrist<br />

Joe Perry die ideale Blaupause für das eigene<br />

Wirken. Im Gegensatz zu eitlen und<br />

exzentrischen Rockgockeln, die sich damals<br />

in Bands wie Led Zeppelin, Pink<br />

Floyd oder The Who fanden, funktionierten<br />

die Musiker aus dem beschaulichen<br />

Städtchen Hertford im Kollektiv –<br />

und das hat sich bis heute nicht geändert.<br />

Musik-Konglomerat<br />

„In erster Linie sind wir eine Instrumentalband,<br />

bei der ich im Hintergrund sitze,<br />

Tee trinke und den Jungs beim Jammen<br />

zusehe“, lacht Sänger Ian Gillan im Gespräch,<br />

„es ist auch für mich nach so<br />

vielen Jahren noch immer eine Riesenfreude,<br />

im Studio zu sitzen und diesen<br />

Genies beim Kreieren von Musik zusehen<br />

zu können.“ Exakt dieses Zusammenspiel,<br />

die Magie eines musikalischen Konglomerats<br />

und der nahezu völlige Verzicht<br />

von Selbstbeweihräucherung hat Deep<br />

Purple über die Jahre in die Champions<br />

League der Kult-Rockbands gespült. Mitte<br />

der 70er-Jahre, kurz vor der temporären<br />

achtjährigen Zwischenpause der Band,<br />

herrschte mit David Coverdale, Glenn<br />

Hughes und Tommy Bolin zwar für drei<br />

Alben die „glamouröse Phase“, doch den<br />

beiden Motoren der Band, Keyboarder<br />

Jon Lord und Drummer Ian Paice, war<br />

GEWINN<br />

SPIEL<br />

Wir verlosen drei CDs „Infinite“<br />

Mehr Informationen und<br />

Teilnahmebedingungen siehe<br />

<strong>ticket</strong>magazin.com!<br />

Foto: earMUSIC / Jim Rakete<br />

22|


schnell klar, dass nur die Working-Class-<br />

Mentalität als geradlinig und echt verkauft<br />

werden konnte.<br />

Die wirklich großen Klassiker, die fanden<br />

sowieso mit dem raubeinigen Ian Gillan<br />

am Mikrofon statt. Das verspielt rockende<br />

„Highway Star“, die Gesangs-Überdrüber-Nummer<br />

„Child In Time“ oder<br />

„Smoke On The Water“, dieses Riffgeschwader,<br />

das seit mittlerweile 45 Jahren<br />

jedem Junggitarristen den Weg in die<br />

weite Welt der Musik ebnet, sind samt<br />

und sonders Klassiker der legendären<br />

Mark-IIa-Besetzung, die von 1969 bis<br />

1973 nicht nur die besten Alben der Bandgeschichte<br />

zeitigten, sondern Deep Purple<br />

auch den immerwährenden Ruf der hart<br />

arbeitenden Rocker von nebenan bescherte.<br />

Dass Gitarrengenie Ritchie Blackmore<br />

mit seinem exaltiert-angriffigen<br />

Gehabe nicht ganz zum Rest der bodenständigen<br />

Band passte, änderte nichts an<br />

der mannschaftlichen Geschlossenheit,<br />

die einst im knappen Jahresrhythmus für<br />

legendäre Veröffentlichungen sorgte.<br />

Keine Kompromisse<br />

„Wir haben niemals Zugeständnisse nach<br />

außen gemacht“, erinnert sich Gillan zurück,<br />

„weder wollten wir die Erwartungen<br />

der Plattenfirma noch die der Fans befriedigen.<br />

Wir weigerten uns auch lange,<br />

im TV aufzutreten, was unser Management<br />

wahnsinnig machte, aber im Endeffekt<br />

war es immer nur wichtig, dass wir<br />

selbst mit unserer Musik glücklich sein<br />

würden.“ Eine Band wie Deep Purple<br />

war in den 70er-Jahren, Dekaden vor<br />

dem Durchbruch des Internets, noch<br />

nicht einfach greifbar. Hysterie und Begeisterung<br />

mit den Stars von heute können<br />

zwar durchaus verglichen werden,<br />

doch damals umschwebte die Künstler<br />

noch die geheimnisvolle Aura des Mysteriösen,<br />

schwer Fassbaren.<br />

Darüber, dass man ab 1968 gemeinsam<br />

mit Bands wie Uriah Heep, Nazareth<br />

oder Led Zeppelin den gesamten Hardrock<br />

prägte, wird innerhalb von Deep<br />

Purple aber nicht gesprochen. „Ich kann<br />

mich noch gut an eine Show von uns in<br />

den Neunzigern in Warschau erinnern“,<br />

denkt Gillan zurück, „wir waren eine<br />

Nacht vor dem Gig an der Hotelbar und<br />

redeten über unsere Hunde, Familien,<br />

die neuen Autos und was mit dem jeweiligen<br />

Lieblingsfußballklub gerade passiert.<br />

Wir haben dabei nicht ein einziges<br />

Wort über die Band verloren. Am nächsten<br />

Abend gingen wir gemeinsam auf die<br />

Bühne und verrichteten unseren Job mit<br />

großer Leidenschaft.“ Dass man als Inspirationsquelle<br />

für eine ganze Vielzahl<br />

an Bands gilt, schmettert Gillan schnell<br />

ab: „Ich finde, dass unser Einfluss oft<br />

überbewertet wird, auch wenn es schön<br />

ist, inspirieren zu können.“<br />

Der Sänger räumt aber auch mit der von<br />

Fans oft und gerne überzeichneten Bandromantik<br />

auf. „Wir sind keine Freunde“,<br />

lacht er, relativiert aber schnell, „wenn<br />

du ungefähr neun Monate im Jahr unterwegs<br />

bist und dabei oft in fünf verschiedenen<br />

Städten pro Woche auftrittst,<br />

dann bist du nach einer Tour darüber<br />

froh, die anderen mal eine Zeit lang nicht<br />

zu sehen. Wir sind eine musikalische Familie,<br />

die auf Tour echte Brüder sind.<br />

Am Ende sind wir aber durchaus froh,<br />

wenn wir uns alle auch mal den Rücken<br />

zudrehen können.“<br />

Perfekte Mischung<br />

Die gegenwärtige Reinkarnation von Deep<br />

Purple ist die beständigste. Nach dem tragischen<br />

Tod von Keyboarder und Bandgründer<br />

Jon Lord im Jahre 2012 ist Nachfolger<br />

Don Airey mit 15 Jahren Bandzugehörigkeit<br />

das Kücken im verspielten<br />

Bandstall. „Wir sind so stabil und sicher<br />

wie nie zuvor. So viel Spaß wie derzeit<br />

hatten wir maximal in der Frühzeit der<br />

Band, bevor wir 1973 das erste Mal auseinanderbröselten.“<br />

Das Ergebnis daraus<br />

ist das 20. Studioalbum „Infinite“, auf<br />

dem sich die Band geschlossen und einheitlich<br />

auf ihre Stärken besinnt und zwischen<br />

zahlreichen Gitarren- und Keyboard-Soli<br />

auch nicht auf schmissiges<br />

Blues-Songwriting vergisst. „Eigentlich<br />

funktionieren wir seit den Anfangstagen<br />

gleich, die Wurzeln haben sich nicht verändert.<br />

Jon Lord/Don Airey und Ian Paice<br />

bringen Jazz, den Big-Band-Swing und<br />

orchestrale Arrangements, Roger Glover<br />

sogt für den Folk und ich steuere<br />

Rock ’n’ Roll und Blues bei.“<br />

Das Ergebnis daraus ist alles andere als<br />

ein fades Altherrenwerk, sondern zeigt<br />

Deep Purple kurz vor dem 50. Bandgeburtstag<br />

einmal mehr im Vollbesitz ihrer<br />

Kräfte. Dass man im Zuge der „Long<br />

Goodbye Tour“ trotzdem merklich kürzer<br />

tritt, argumentiert Gillan mit der steigenden<br />

Lebensqualität. „Wir sind zwar<br />

alle fit und voller Energie, aber natürlich<br />

klopfen wir alle langsam an die Tür unseres<br />

Lebenswinters. Ich persönlich sage<br />

aber auch offen und ehrlich, dass mir ein<br />

Ende der Purple-Touraktivitäten schwerfällt.<br />

In den letzten Jahren erlitten wir<br />

alle die eine oder andere Erkrankung, die<br />

aus dem Stress und der harten Arbeit resultiert.<br />

Wir lieben die Band, wollen aber<br />

auch noch längere Zeit weiterleben.“<br />

Kein Sex mit dem Ex<br />

Das Integrieren von Ex-Mitgliedern wie<br />

Blackmore oder Coverdale zum Fünfziger<br />

der Band ist für Gillan kein Thema. „Die<br />

Band, die jetzt spielt, hält uns am Leben.<br />

Alles andere wäre wie ein Zirkus. Ein<br />

schlechter Abschied, der nicht progressiv<br />

wäre, wie man es von unserer Band gewohnt<br />

ist. Würde ich mich dauernd mit<br />

meiner Exfrau treffen, wäre das doch<br />

auch seltsam.“<br />

termine<br />

Ganz ohne Skandale feiern die britischen Heroen<br />

am 17. Mai in der Wiener Stadthalle (D)<br />

„The Long Goodbye“, bereits seit März ist der<br />

Kinofilm „From Here To Infinite“ in den Kinos<br />

zu sehen!<br />

| 23


Jetzt Ticket +Plus<br />

Auf oe<strong>ticket</strong>.com Sichern!<br />

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» Adel Tawil<br />

» DER VOGELHÄNDLER<br />

» FALCO-das Musical<br />

» Hans Zimmer<br />

27.10.<strong>2017</strong>-29.10.<strong>2017</strong>,<br />

Graz/Wien/Linz<br />

Haltestellen: BGLD, KTN, STMK /<br />

NÖ, BGLD / NÖ, SBG, OÖ<br />

Ticket +Plus Bus Jetzt ab € 75,90<br />

08.07.<strong>2017</strong>-19.08.<strong>2017</strong>,<br />

Mörbisch am See<br />

Haltestellen: W, NÖ, STMK, BGLD,<br />

Eisenstadt<br />

Ticket +Plus Bus Jetzt ab € 51,–<br />

26.05.<strong>2017</strong>, Graz<br />

Haltestellen: STMK, KTN, BGLD<br />

Ticket +Plus Bus Jetzt ab € 69,90<br />

06.06.<strong>2017</strong>, Wien<br />

Haltestellen: BGLD, NÖ, OÖ, STMK,<br />

SBG<br />

Ticket +Plus Bus Jetzt ab € 122,60<br />

» GUNS N’ ROSES<br />

» FORMEL1 GP SPIELBERG<br />

» DIETER NUHR<br />

» DIE SCHÖNE UND DAS BIEST<br />

10.07.<strong>2017</strong>, Wien<br />

Haltestellen: T, KTN, SBG, OÖ,<br />

STMK, NÖ, BGLD<br />

09.07.<strong>2017</strong>, Spielberg<br />

Haltestellen: NÖ, OÖ, STMK, BGLD,<br />

W, T, SBG, KTN<br />

11.05.<strong>2017</strong>, Salzburg<br />

Haltestellen: OÖ, SBG<br />

08.07.<strong>2017</strong>, Graz<br />

Haltestellen: STMK, BGLD, KTN<br />

Ticket +Plus Bus Jetzt ab € 124,70<br />

Ticket +Plus Bus Jetzt ab € 118,55<br />

Ticket +Plus Bus Jetzt ab € 57,90,–<br />

Ticket +Plus Bus Jetzt ab € 62,40<br />

Überall, wo Sie dieses Symbol sehen, bringen wir Sie mit dem Bus aus ganz<br />

Österreich direkt zum Konzert – und auch wieder nach Hause!<br />

Die angegebenen Preise gelten pro Person (Erwachsener) und beinhalten ein Veranstaltungs<strong>ticket</strong> und die Busfahrt von der gewählten Haltestelle zum Veranstaltungsort und wieder retour.<br />

Reiseveranstalter: Eventbus GmbH (Nr. 1998/0174)


Weibliche Macht<br />

1995 gründete der samoanische<br />

Choreograf, Theaterregisseur,<br />

Bühnenbildner und Künstler Lemi<br />

Ponifasio in Auckland, Neuseeland,<br />

seine Compagnie MAU und arbeitet<br />

seitdem mit Communitys sowie KünstlerInnenn<br />

aus aller Welt zusammen.<br />

Ursprünglich Name der samoanischen<br />

Unabhängigkeitsbewegung, bedeutet<br />

MAU frei übersetzt die Deklaration einer<br />

Wahrheit oder eines Standpunkts.<br />

Ponifasios Arbeiten sind radikal, unverwechselbar<br />

und lassen sich nicht in<br />

konventionelle Schubladen einordnen.<br />

Er arbeitet mit einer strengen Ästhetik,<br />

die einen entschleunigten Rhythmus<br />

beinhaltet und so das moderne Individuum<br />

nach anderen Bewusstseinsdimensionen<br />

ausrichtet – es entsteht ein<br />

intuitiver Raum aus Sound, Licht und<br />

Dunkel. 2016 war Lemi Ponifasio Botschafter<br />

des Welttanztages, der 1982 vom<br />

ITI UNESCO (internationales Theater<br />

Institut) ins Leben gerufen wurde und<br />

immer am 29. <strong>April</strong> gefeiert wird.<br />

Das Festspielhaus St. Pölten zeigt<br />

wieder eine spannende Uraufführung:<br />

„Standing in Time“, eine Arbeit des<br />

radikalen samoanischen Choreografen<br />

Lemi Ponifasio. TEXT: PAUL M. DELAVOS<br />

Weibliche Macht, Weisheit und<br />

Schönheit Seit über 20 Jahren ist der<br />

Choreograf Lemi Ponifasio international<br />

tätig – seine neueste Kreation<br />

„Standing in Time“ kommt nun im<br />

Festspielhaus St. Pölten zur Uraufführung.<br />

Eine alte Legende<br />

15 Maori-Frauen – MAU Wahine –<br />

bringen in zeremoniellen Prozessionen<br />

und mit traditionellen Maori-Musiken<br />

und -Liedern Prophezeiungen sowie<br />

Wünsche zum Ausdruck. In Klagegesängen,<br />

in Texten des Protests mit Worten<br />

der Sehnsucht zelebrieren sie weibliche<br />

Macht, Weisheit und Schönheit<br />

als theatralische Offenbarung. Ponifasio<br />

selbst bezeichnet „Standing in Time“<br />

als Oper, deren Ursprung die Maori-<br />

Legende über die „Große Göttin der<br />

Nacht“, Hine Nui Te Po, bildet. Hine<br />

Nui Te Po ist eine betrogene und misshandelte<br />

Frau, die vor ihrem ausweglosen<br />

Schicksal in die Unterwelt flieht,<br />

um dort die menschlichen Seelen nach<br />

ihrem Tod in Empfang zu nehmen.<br />

Fotos: MAU Company<br />

termine<br />

„Standing In Time“ von Lemi Ponifasio feiert<br />

am 20. Mai im Festspielhaus St. Pölten<br />

Uraufführung.<br />

| 25


!<strong>ticket</strong> highlights<br />

Die Teddy Show<br />

Ds passiert alles in dein Birne<br />

Als Comedian, Schauspieler und<br />

Entertainer zeigt Teddy auch in seiner<br />

neuen Show eine einzigartige<br />

Mischung aus Comedy, Musik und<br />

Tanz. Mit dabei sind die von ihm erschaffenen<br />

Figuren Ernst Riedler,<br />

Percy, Lohan Cohan, Carlos und natürlich<br />

Antoine.<br />

27. Mai, Wiener Stadthalle (F) & 28. Mai Salzburgarena<br />

Solo<br />

Frank Turner spielte sein bisher<br />

größtes Solokonzert vor 12.000<br />

Fans in der Londoner Wembley<br />

Arena, gemeinsam mit Paul<br />

McCartney, Snow Patrol und Duran<br />

Duran eröffnete er die Olympischen<br />

Sommerspiele in London.<br />

Traumhafte Etappenziele für<br />

einen Typen, der seine Karriere<br />

einst als Sänger der Hardcore-<br />

Band Million Dead begann und<br />

nun, nach mehr als 300.000 verkauften<br />

Alben, Auftritten von<br />

Jimmy Kimmel bis Conan O’Brien<br />

und mehr als 1.300 Konzerten in<br />

den Pubs, Clubs und Arenen der<br />

Welt, zu einem der erfolgreichsten<br />

Singer-Songwriter der Neuzeit<br />

wurde.<br />

Kernölamazonen Frank Turner<br />

StadtLand<br />

Caro, bekennende Großstädterin, wirft<br />

sich mit dem Landei Gudrun Fiaker-fahrend<br />

in den Beton-Dschungel. Dort begegnen<br />

und besingen sie allerlei Gestalten,<br />

die man in U-Bahn, Prater oder beim<br />

Würstelstand eben so trifft. Und weil es so<br />

schön war, wird auch noch das Land unsicher<br />

gemacht – Gudruns Heimat. Von wegen<br />

da gibt’s „ka Sünd’“: Feuerwehrfeste,<br />

Fensterln und Nächte in Scheunen belehren<br />

Caro eines Besseren …<br />

laufend in ganz Österreich<br />

26|<br />

3. bis 9. <strong>April</strong>, Linz, Salzburg, Innsbruck und Dornbirn<br />

Not Enough Whiskey In Europe<br />

Seit mehr als 30 Jahren ist Sutherland bereits als Schauspieler aktiv („24“,<br />

„Die Jury“, „Die drei Musketiere“,<br />

„Twink Peaks“, „Stand By Me“, „Melancholia“.<br />

Bis dato ist er jedoch kaum<br />

als Musiker in Erscheinung getreten:<br />

2015 spielte der Kanadier seinem<br />

Freund und Labelbetreiber Jude Cole 2<br />

eigene Songs vor, die er eigentlich als<br />

Demos für andere Künstler aufnehmen<br />

wollte. Cole war allerdings so angetan,<br />

dass er Kiefer vorschlug, selbst bei der<br />

Musik zu bleiben … Das Ergebnis:<br />

„Down In A Hole“.<br />

10. Juni, WUK<br />

Kiefer Sutherland<br />

Fotos: GEPA-pictures.com (ÖFB), Julia Wesely (Kernölamazonen), Rockhouse (Frank Turner), Arcadia Live (Kiefer Sutherland), Adrian Draschoff/Alex Sturm (Die Teddy Show)


ÖFB Nationalteam<br />

Team 12. Mann<br />

Werden Sie Teil des „Team 12. Mann“<br />

und erleben Sie eines der Qualifikationsoder<br />

Freundschaftsspiele des österreichischen<br />

Fußball-Nationalteams in einem<br />

exklusiven Bereich. Das Ticket bietet<br />

Ihnen ein Fußballerlebnis auf tollen Plätzen<br />

im Stadion und einen gemütlichen<br />

Business Club mit „Biergarten-Charakter“.<br />

Sie haben freie Sitzplatzwahl und<br />

eine kleine, aber feine Auswahl an österreichischer<br />

Hausmannskost sowie Getränken<br />

rundet dieses Fußballerlebnis ab.<br />

Das Stadion betreten Sie über einen eigenen<br />

Zugang im Sektor E ohne lange<br />

Wartezeiten. Genießen Sie ein Spiel des<br />

Nationalteams mit Freunden, Geschäftspartnern<br />

oder Mitarbeitern in einer ungezwungenen<br />

Atmosphäre!<br />

Info und Anfrage unter vip@oefb.at bzw.<br />

telefonisch unter +43 1 4401100.<br />

5. September, Österreich gegen Georgien um 20.45 Uhr<br />

| 27


Kein Workaholic<br />

Mit zunehmendem Alter<br />

scheint Erwin Steinhauer<br />

omnipräsent: Gerade war<br />

er noch im monumentalen<br />

Dreiteiler „Maximilian“<br />

zu sehen, schon ist er<br />

wieder mit vier Projekten<br />

auf Tournee und plant<br />

die nächsten Filme.<br />

TEXT: ALEXANDER HAIDE<br />

28|<br />

Erwin Steinhauer Mit präziser<br />

Schauspielkunst und begleitet<br />

von brillanten Musikern<br />

kredenzt der Schauspieler<br />

einige wundervolle Abende.<br />

Foto: Miriam Reither


Das hat nichts mit Workaholic<br />

zu tun, weigert sich Erwin<br />

Steinhauer, 65, im Interview<br />

zu bekennen, vielmehr geht es ihm um<br />

die Abwechslung. Außerdem: „Ich hab’<br />

jetzt bis zum März drei Monate nichts<br />

gemacht, außer mich für das kommende<br />

Projekt vorzubereiten, auf ,Flieger, grüß<br />

mir die Sonne‘ von H.C. Artmann. Ich<br />

hab’ viel gelesen“. Der Schauspieler und<br />

Kabarettist gibt sich extrem entspannt,<br />

„Wirklichen Stress hatte ich gar nicht,<br />

keine Drehtage. Ich habe mich der Familie<br />

gewidmet, meinen Söhnen. Es ist<br />

ruhig.“<br />

Für jeden anderen wäre es nur die Ruhe<br />

vor dem Sturm, für Steinhauer ist die<br />

Masse der anstehenden unterschiedlichsten<br />

Live-Termine bloß ein laues<br />

Lüfterl. Bereits Ende März geht er mit<br />

Erwin Steinhauer & Seine Lieben auf<br />

Tournee. „,Flieger, grüß mir die Sonne‘<br />

ist ein aktueller literarischer Text von<br />

H.C. Artmann, mit dem wir ein Hörbuch<br />

produziert hatten. Dieses Hörbuch bringen<br />

wir jetzt auf die Bühne“, umreißt er<br />

sein aktuelles Projekt. Das Konzept ist<br />

nicht neu, bereits vor einigen Jahren hat<br />

es sich bei „Dracula, Dracula“, ebenfalls<br />

von H.C. Artmann, bewährt. Auch damals<br />

wurde aus dem Hörbuch ein Artmann-Live-Abend.<br />

Kurz vor seinem Tod<br />

hatte sich der geniale Wiener Schriftsteller<br />

von Steinhauer noch gewünscht, dass<br />

termine<br />

empfiehlt<br />

Gemeinsam mit „Seinen Lieben“ gibt es das<br />

Musikprogramm „Flieger, grüß mir die Sonne“<br />

unter anderem am 1. <strong>April</strong> in der St. Pöltner<br />

Bühne im Hof und am 28. <strong>April</strong> im Wiener<br />

Konzerthaus. Musikalisch wird es auch bei<br />

„Das Glück is a Vogerl“ mit den OÖ Concert-Schrammeln<br />

am 21. Mai in Linzer Brucknerhaus<br />

und mit klezmer reloaded extended,<br />

u. a. im Theater Akzent Ende September. „Jingle<br />

Bells“ heißt es Ende November auch von<br />

Fernitz bis Wien, und am 2. Juli gibt es in Stainz<br />

gemeinsam mit Fritz Schindlecker noch „Die<br />

österreichische Psycherl-Analyse“.<br />

er genau diesen Text interpretieren sollte:<br />

Die Geschichte eines Hochstaplers, der<br />

Zeuge eines Schiffsunfalls an der Küste<br />

wird …<br />

Abwechslungsreichtum<br />

Zur Abwechslung – und da sind wir<br />

beim Hauptmotiv Steinhauers, der sich<br />

nicht mit einem Projekt begnügt – singt<br />

er alte Wiener- und Heurigenlieder. Im<br />

Gegensatz zum Artmann-Programm<br />

gibt’s da weniger Tiefgang: „Es dreht<br />

sich ausschließlich um Wein, Weib und<br />

Gesang“, lacht Steinhauer, „und die Betonung<br />

liegt hier eindeutig auf Wein.<br />

Die Lieder haben schon Hans Moser<br />

und Paul Hörbiger gesungen.“ Es ist das<br />

Schielen nach der „guten, alten Zeit“,<br />

die die Texte aus den (Un-)Tiefen der<br />

Wiener Seele so attraktiv machen. „Sie<br />

treffen ein bestimmtes Lebensgefühl“,<br />

seziert der Mime, „sie sind noch mit<br />

großem Glück behaftet, mit Optimismus.<br />

Etwas, was in Texten heutzutage gar<br />

nicht mehr zu lesen ist.“ Jetzt, so Steinhauer<br />

bedauernd, ist das Lebensgefühl<br />

von Angst geprägt.<br />

Nicht ganz so ernst geht es bei den Büchern<br />

– und Lesungen – zu, die Steinhauer<br />

mit dem Autor Fritz Schindlecker<br />

bestreitet. „In Stainz in der Steiermark<br />

lesen wir aus den beiden Büchern, die<br />

wir zusammen geschrieben haben“, erklärt<br />

er. Darin wird humoristisch abgearbeitet,<br />

was denn die Bewohner jedes<br />

Bundeslandes so ausmacht. „Bei den<br />

Wienern ist es das Raunzen und das Sudern,<br />

bei Kärntnern ist es etwas anderes“,<br />

umreißt er, „es ist eine witzige Psycherl-<br />

Analyse. Das ist der wienerische Ausdruck<br />

für verhaltensauffällige Menschen.“<br />

Als einer, der den legendären H.C.<br />

Artmann persönlich gut gekannt hat,<br />

weiß Steinhauer sicher, was der Dichter<br />

zu seinem Vornamensvetter im Parlament<br />

gesagt hätte: „Nicht einmal ignorieren<br />

…“<br />

| 29


30|<br />

Fotos: Hersteller


!<strong>ticket</strong> testet<br />

Alle Jahre wieder herrscht zwischen Frühsommer und Herbst auf<br />

zahlreichen heimischen Äckern und Wiesen Ausnahmezustand,<br />

wenn die Festivals ihre Pforten öffnen. Schauen wir gemeinsam,<br />

dass wir uns diese Areale nicht dauerhaft versauen. TEXT: STEFAN BAUMGARTNER<br />

Man soll Geld verdienen,<br />

schlank sein und gut aussehen,<br />

den Müll trennen, cool<br />

und lustig wirken, sich gesund ernähren,<br />

nicht rauchen und sich verantwortlich<br />

für sämtliche Probleme der Gesellschaft<br />

fühlen – egal wie fern sie auch sein mögen,<br />

denn „die Gesellschaft ist so stark<br />

wie ihr schwächstes Glied“. Tagein, tagaus<br />

hagelt es Vorschriften und Ermahnungen,<br />

wie man denn zu leben hätte – gerade<br />

„den Bonzen in Brüssel“ hält man<br />

vor, das Leben mit ihrem Regelwerk<br />

mühsamer denn angenehmer zu machen,<br />

die Verantwortung einzelner Entscheidungsträger<br />

auf das handlungsbeschränkte<br />

Individuum abzuwälzen. Und natürlich,<br />

auch in den Mußestunden macht<br />

der erhobene Zeigefinger keine Pause:<br />

Konnte man früher noch gemütlich zum<br />

Bier eine Zigarette genießen – und damit<br />

unter anderem auch den konzertanten<br />

Schweißgeruch übertünchen –, so reagiert<br />

heutzutage nicht nur im Wiener Gasometer<br />

die Security hierauf derart empfindlich,<br />

als hätte man das Urinal an der<br />

Hallendecke vermutet. Und dann wollen<br />

die Ökofritzen auch noch, dass alles biologisch<br />

abbaubar, natürlich, energiearm<br />

und umweltfreundlich ist – sogar am<br />

Festival, wo doch – Schalala! – naturgemäß<br />

Ausnahmezustand herrschen darf?!<br />

Alles ist doch endlich. Arten sterben nun<br />

einmal. Das ist der Lauf der Natur. Warum<br />

sollte man die Umwelt schützen –<br />

wo es doch der natürliche Gang der Dinge<br />

ist, dass die Starken überleben und die<br />

Schwachen sterben?<br />

Salopp drauf geschissen<br />

Äh, Stopp. Jeden Sommer gibt es die<br />

gleichen Bilder von den Folgen mehrerer<br />

Tage Anarchie: Zerfetzte Zelte, zerdrückte<br />

Bierdosen, Verpackungsmüll, benutzte<br />

Kondome und die traurigen Überreste<br />

vormals aufblasbarer Sexpuppen erwecken<br />

den Eindruck, dass auf Festivals auf<br />

die Umwelt (Flora, Fauna und Mensch)<br />

im wahrsten Wortsinn geschissen wird.<br />

Ja, Müll ist immer noch ein großes Thema<br />

für die Festivalveranstalter, ein passendes<br />

Ökologiekonzept zu entwickeln<br />

bei derartigen – teilweise rücksichtslosen<br />

– Menschenmassen umso schwerer.<br />

Kulturveranstaltungen haben zwar eine<br />

große wirtschaftliche, soziale und kulturelle<br />

Bedeutung (von daher ist es auch<br />

klar, dass Stadtregierungen eher mal ein<br />

Auge zudrücken, denn auf lukrative Einnahmen<br />

in zweistelliger Millionenhöhe<br />

zu verzichten), verbrauchen aber auch<br />

große Mengen an Ressourcen, verursachen<br />

Emissionen und beeinträchtigen<br />

damit unsere Umwelt. Umweltschutz,<br />

die Verwendung möglichst vieler regionaler<br />

Produkte (die burgenländische Genussmeile<br />

am Nova Rock!), energiesparendes<br />

Arbeiten und nachhaltiges Wirtschaften<br />

müssen daher immer mehr zu<br />

einem wichtigen Teil der kulturellen Arbeit<br />

werden: Auch ein Festival ist das<br />

möglichst harmonische Zusammenspiel<br />

aller Beteiligten – Bands, Mitarbeiter und<br />

Publikum. Ein Festival ist quasi so was<br />

wie der Vatikan, nur mit weniger Beten<br />

– außer, es geht um das Wetter – und<br />

Buße tun – außer, es geht um den Abbau<br />

des Restalkohols. Wir selbst sind ein Teil<br />

der Natur und ein Teil des natürlichen<br />

Kreislaufs – auch wenn es uns so vorkommt,<br />

als würden wir uns die Natur<br />

untertan machen sind wir stark von ihr<br />

abhängig. Unser Eingreifen in die Natur<br />

hat spürbare Folgen für unser Alltagsleben<br />

– da helfen schon kleine Veränderungen<br />

im Alltag, die kaum einen spürbaren<br />

Einschnitt in das eigene Wohlbefinden<br />

merken lassen, zukunftsorientiert<br />

größeren Schaden zu verhindern, Stichwort:<br />

Klimawandel.<br />

Ausnahmezustand<br />

Klar, der Schutz der Umwelt ist kein besonders<br />

attraktives Thema und „Spaß“,<br />

Foto: Fotolia<br />

32|


wie uns besonders motivierte Langzeitstudent_Innen<br />

weißmachen wollen,<br />

macht er erst recht nicht. Viele Menschen<br />

haben mit eigenen Problemen zu kämpfen<br />

und ohnehin das Gefühl, keinen eigenen<br />

Beitrag für die Zukunft der Umwelt<br />

leisten zu können. Beschäftigt man<br />

sich mit den Missständen auf dieser Welt,<br />

scheint der Berg an Problemen oft einfach<br />

zu groß. Kriege, Zerstörung, Katastrophen,<br />

Hunger, Umweltzerstörung<br />

− wo soll man da<br />

anfangen? Auch motivierte<br />

Menschen werden<br />

manchmal durch eine<br />

einfache Tatsache ausgebremst:<br />

Die unmittelbaren<br />

Folgen vieler Handlungen sind<br />

nicht gleich erkennbar. Wenn wir<br />

also den nächsten Plastikbecher, den<br />

nächsten Tschickstummel achtlos im<br />

Greenpark des FM4 Frequency zurücklassen,<br />

bemerken wir keine direkten Konsequenzen:<br />

Der Himmel wird sich nicht<br />

verdunkeln und sauer ergießen, die Erde<br />

sich nicht auftun und unter grimmigem<br />

Getöse die „FreaQs“ verschlingen. Im<br />

Gegenzug wird aber ebenso auch kein<br />

spontaner Beifall einsetzen, wenn wir<br />

unsere Dosen und den anderen Unrat<br />

einsammeln und in den zahlreich (!) bereitgestellten<br />

Behältnissen zwischenlagern.<br />

Der Kompass unseres Handelns<br />

muss deshalb in uns selbst liegen, die<br />

denkbar schlechteste Lösung ist es, den<br />

Kopf einfach in den Dreck zu stecken.<br />

Gemeinsam statt einsam<br />

Gerade bei Festivals gibt es ohnehin nur<br />

einige wenige Punkte zu beachten, die<br />

mithelfen, einen grünen Fußabdruck zu<br />

hinterlassen – denn für die Endreinigung<br />

(dafür gibt’s hierzulande auch zumeist<br />

die Vergnügungssteuer zurück) ist oh-<br />

Gemeinsam<br />

mit oe<strong>ticket</strong>.com<br />

und eventbus.eu kommt<br />

man nicht nur umweltschonend,<br />

sondern auch<br />

entspannt zu einer Vielzahl<br />

an Konzerten, siehe<br />

dazu Inserat auf der<br />

Seite 24!<br />

nehin der Veranstalter verantwortlich,<br />

und das bedeutet: Bei Großereignissen<br />

wie dem Frequency etwa 260 Tonnen<br />

Unrat entsorgen. Deine Mutter!<br />

Viele Festivals setzen neben einem ausgeklügelten,<br />

öffentlichen Verkehrskonzept<br />

gemeinsam mit den ÖBB – denn das verringert,<br />

neben Fahrtgemeinschaften, die<br />

CO 2 -Emissionen – mittlerweile auch auf<br />

eigene „Zelthotel“-Bereiche, gut<br />

gelegene Areale im Campingbereich<br />

mit fixfertig aufgestellten<br />

Zelten für zwei<br />

Personen, Matratzen<br />

und Decken inklusive.<br />

Somit erspart sich der Besucher<br />

nicht nur den<br />

mühsamen Aufbau, sondern<br />

auch den fachgerechten Abbau.<br />

Grün durch Passivität, wie geil ist das<br />

denn?<br />

Einen Schritt weiter geht noch das Szene<br />

Openair in Lustenau: Hier wird sogar<br />

geraten, mit leichtem Gepäck und dem<br />

Fahrrad anzureisen. Die Bikes werden<br />

gratis in einem abgesperrten und rund<br />

um die Uhr bewachten Bereich abgegeben.<br />

Außerdem kann jeder Festivalbesucher<br />

aktiv mithelfen, das Areal sauber zu<br />

halten: Fleißige Wertstoffsammler (Dosen,<br />

PET und Getränkekartons) werden<br />

mit einem Abendessen belohnt. Kein<br />

Wunder, dass die Veranstalter bereits<br />

mehrfach ausgezeichnet wurden!<br />

In eine gänzlich andere Größenordnung<br />

fällt freilich das FM4 Frequency. Doch<br />

auch hier sorgt man sich mit u. a. Green<br />

Camping − das bedeutet nicht nur, Müll<br />

zu vermeiden, sondern auch, den Lautstärkenpegel<br />

auf ein Normalmaß zu reduzieren<br />

− um das Areal rund um die<br />

Traisen und versucht mit einer speziellen<br />

Dosenrückgabeaktion der Müllproblematik<br />

Herr zu werden: Zehn leere Bierdosen<br />

gegen eine volle tauschen zu können,<br />

ist – neben der Erhöhung des Müllpfandes<br />

von 5 auf 10 Euro – eine Sprache,<br />

die Festivalbesucher verstehen. Noch einen<br />

Schritt weiter geht das Beatpatrol<br />

Festival, das zusätzlich zur Fahrradgarderobe,<br />

Dosentauschaktion, Müllvermeidungs-Awareness<br />

und ÖBB-Kombi<strong>ticket</strong><br />

zusätzlich noch ein Flyerverbot am gesamten<br />

Gelände ausspricht.<br />

Veranstalter scheren sich tatsächlich<br />

manchmal mehr um den anfallenden<br />

Müll, als man denkt – auch wenn von<br />

der Politik wenig Druck kommt, da diese<br />

einen größeren Wert in der Werbung<br />

und dem Umsatz der lokalen Geschäfte<br />

sieht. Wobei: 2015 wurde das Schrammel.Klang.Festival<br />

in Litschau vom Bundesministerium<br />

für Land- und Forstwirtschaft,<br />

Umwelt und Wasserwirtschaft im<br />

Rahmen der „Green Events Austria“-Initiative<br />

sogar ausgezeichnet: Neben einer<br />

Vielzahl der bereits angesprochenen Regionalitäts-<br />

und Klimaschutzkonzepte<br />

setzte man hier zudem auch auf Mehrweggeschirr<br />

und energieeffiziente Beleuchtungstechnik<br />

dank Solar und Photovoltaik.<br />

Es liegt schlussendlich an euch, den Festivalbesuchern,<br />

die Angebote auch anzunehmen<br />

und somit den Betreibern tatsächlich<br />

klarzumachen, dass euch wichtig<br />

ist, wie mit eurem Müll umgegangen<br />

wird. Denn nur so könnt ihr auch noch<br />

in 10 Jahren Areale haben, auf denen<br />

Party gemacht werden kann, ohne dass<br />

die ganze Scheiße zum Himmel stinkt.<br />

Denkt mal drüber nach.<br />

termine<br />

Tickets für alle Festivals, u. a. das Szene<br />

Openair Anfang August in Lustenau, das<br />

FM4 Frequency Mitte August in St. Pölten,<br />

das Nova Rock Mitte Juni in Nickelsdorf, das<br />

Beatpatrol Ende Oktober in St. Pölten und<br />

das Schrammel.Klang.Festival Anfang Juli<br />

in Litschau gibt es auf www.oe<strong>ticket</strong>.com.<br />

| 33


Das Leben feiern<br />

Weltweit verbindet kaum eine Veranstaltung schrille Extravaganz mit<br />

dem Kampf gegen Intoleranz so sehr wie der<br />

Life Ball. <strong>2017</strong> wird das Leben wieder in seinen<br />

bunten Facetten gefeiert. TEXT: AMINA BEGANOVIC<br />

Am 11. Juni<br />

findet gemeinsam mit<br />

dem Bildungs-, Gesundheitsund<br />

Jugendministerium der<br />

LIFE BALL NEXT GENERATION<br />

statt. Angesprochen werden<br />

16- bis 18-jährige Jugendliche, die eine<br />

Peerausbildung zum Thema AIDS machen<br />

können. Ein internationaler Musik-Act<br />

wird hier als Dankeschön<br />

auf die Jugendlichen<br />

warten!<br />

34|


Schrill, schriller, Life Ball – wenn<br />

es eine Nacht gibt, in der Wien<br />

nicht schläft, dann ist es die des<br />

großen Charity-Events im Rathaus. Kein<br />

Wunder, geht es schließlich darum, ein<br />

Signal im Kampf gegen HIV zu setzen,<br />

das über die Stadt- und Landesgrenzen<br />

hinaus zu hören ist. „Together we will<br />

end AIDS“ – das ist die heroische Mission,<br />

die im Jahr 1992 begann, als Gery<br />

Keszler und der Arzt Torgom Petrosian<br />

Hirschfeld Der Berliner<br />

Arzt Magnus Hirschfeld<br />

war ein Vorreiter im<br />

Sprengen der Grenzen<br />

sexueller Identitäẗ.<br />

Seine Klinik verfolgte einen<br />

wissenschaftlichen Ansatz<br />

für das Verstehen von<br />

Homosexualität. Er war<br />

sogar an der ersten<br />

Geschlechtsumwandlung<br />

beteiligt.<br />

Fotos: Life Ball Raimund Appel, Jürgen Hammerschmid, Harald Klemm, Inge Prader und Markus Morianz<br />

den karitativen Verein „Aids Life“ gründeten,<br />

der 2016 in „LIFE+“ umbenannt<br />

wurde. 1993 hob man den Life Ball aus<br />

der Taufe, die Aufmerksamkeit war von<br />

Beginn an groß: Der opulente Ball fand<br />

als weltweit erstes AIDS-Charity in einem<br />

politischen Gebäude statt, das auch heute<br />

noch als Location fungiert. Seit seiner<br />

Premiere setzt sich das Benefiz-Event für<br />

die Enttabuisierung von HIV und AIDS<br />

ein. Und das mit ordentlicher Reizüberflutung<br />

und Bombast – von dem es in<br />

diesem Jahr sogar noch mehr geben soll.<br />

2016 machte der Life Ball eine Pause.<br />

Diese Entscheidung hatte Gery Keszler<br />

deswegen getroffen, weil er den Ball<br />

„nicht nur internationaler, sondern auch<br />

größer“ gestalten und ihn „auf die nächste<br />

Stufe heben“ wollte. Man darf also auf<br />

die heurige, insgesamt 24. Ausgabe gespannt<br />

sein.<br />

Provokation? Ja bitte!<br />

„Know your status“ ist der große Appell<br />

der Veranstaltung für <strong>2017</strong>, mit dem<br />

Keszler und sein Team zu HIV-Tests ermutigen<br />

wollen. „Nur wer regelmäßig<br />

seinen Immunstatus überprüfen lässt,<br />

kann sich im Falle einer Erkrankung behandeln<br />

lassen und nicht unwissend andere<br />

anstecken. Die aktuellen Statistiken<br />

der World Health Organization und<br />

UNAIDS machen deutlich, wieso ‚Know<br />

your status‘ so wichtig ist: Weltweit sind<br />

rund 36,7 Millionen Menschen an HIV<br />

und AIDS erkrankt. Aber gerade einmal<br />

die Hälfte von ihnen kennt laut Schätzungen<br />

ihren Immunstatus. Dieser negativen<br />

Entwicklung muss ein Ende gesetzt<br />

werden.“ Neben seinen prägenden<br />

Botschaften ist der Life Ball nicht zuletzt<br />

für seine Schrägheit par excellence bekannt.<br />

Dabei hilft besonders das Motto,<br />

das den Stil des Events Jahr für Jahr neu<br />

bestimmt. Je bunter, flippiger und kreativer,<br />

desto besser! Nicht umsonst tummeln<br />

sich am Veranstaltungsabend stets<br />

prominente unterstützung<br />

Seit Bestehen des Life Balls nehmen<br />

berühmte Schauspieler, Sänger,<br />

Politiker Designer und Models an<br />

der Eröffnungsshow teil, um für<br />

das Anliegen der Sache zu werben.<br />

Von 2001 bis 2005 hielt Sir Elton John<br />

die Eröffnungsansprache.<br />

Auch Sharon Stone war eine immer<br />

wiederkehrende Festrednerin des Balls,<br />

von 2006 bis 2008.<br />

Eva Longoria Parker reiste 2009 eigens<br />

nach Wien dafür an.<br />

2010 standen Whoopi Goldberg, Bill<br />

Clinton und die norwegische Kronprinzessin<br />

Mette-Marit Tjessem Høiby am<br />

Rednerpult. Bill kam die folgenden Jahre<br />

bis 2014 jedes Jahr nach Wien.<br />

Janet Jackson beehrte 2011 den Ball<br />

mit ihrer Anwesenheit, 2012 verdrehten<br />

Milla Jovovich, Naomi Campbell und<br />

Antonio Banderas den Fotografen den<br />

Kopf.<br />

Hilary Swank, Designer Roberto Cavalli<br />

und Topmodel Karolina Kurkova<br />

mischten sich 2013 unter die Festgäste,<br />

zwei Jahre später kam mit Charlize Theron,<br />

Sean Penn und Mary J. Blige<br />

eine weitere Riege an Stars nach Wien.<br />

Die Stargäste am Life Ball<br />

Antonio Banderas mit dem Crystal of<br />

Hope Award, Hara Jirickova und Kelly Osbourne,<br />

Sean Penn und Charlize Theron<br />

| 35


Neue Frau Auch für Frauen waren die 1920er- und 1930er-Jahre ein Labor für sexuelle<br />

Identitaẗen, sowohl lesbisch als auch hetero. Der neue Kollektivismus zwang viele<br />

Mädchen und Frauen in ein uniformes Frauenbild. Was ist der Preis der Individualitaẗ?<br />

zahlreiche Schaulustige um den Magenta<br />

Carpet vor dem Rathaus, um einen Blick<br />

auf die wilde Ballmeute zu erhaschen.<br />

Und zu sehen gibt es einiges, Koketterie<br />

und Frivolität werden hier bewusst modisch<br />

in Szene gesetzt. „Love is a bloom<br />

growing anywhere“ lautete etwa der<br />

Dresscode 2014 – auch als „Garten der<br />

Lüste“ tituliert, der Fantasie waren in Sachen<br />

Adam-und Eva-Kostüme also keine<br />

Grenzen gesetzt. 2015 stand der Ball unter<br />

der Devise „Gold – Ver Sacrum“, bei<br />

dem Conchita Wurst als Gustav Klimts<br />

„Goldene Adele“ als<br />

Plakat-Model für Aufmerksamkeit<br />

sorgte. Vom<br />

Gold-Bodypainting so<br />

mancher Ballgäste ganz zu<br />

schweigen.<br />

„Erkenne die Gefahr“ –<br />

damals wie heute<br />

Ernstere Töne bestimmen die Style-Vorlage<br />

für die diesjährige Ausgabe. Mit „Erkenne<br />

die Gefahr“ pariert Gery Keszler<br />

populistisches Gedankengut, das in unserer<br />

Gegenwart immer mehr verortet<br />

wird. Der bunte, extravagante Zeitgeist<br />

der 1920er- und 1930er-Jahre ist hierbei<br />

das Vorbild, die Bilder des deutschen<br />

Malers Otto Dix, dessen kritische Werke<br />

von den Nazis verboten wurden, sind<br />

die Sujets der Life Bible <strong>2017</strong>, die die Styling-Vorlage<br />

für die Ballgäste darstellt.<br />

„Es war eine Zeit, in der es unglaublich<br />

viel Kreativität in der Mode, Kunst und<br />

Literatur gab. Gleichzeitig ist die Gesellschaft<br />

aber auch fehlgeleitet worden. Sie<br />

wurde beeindruckt durch starke populistische<br />

Kräfte“, erklärte Keszler bei der<br />

Medienpräsentation das Life-Bible-Motto<br />

(für das Sängerin Kelly Osbourne übrigens<br />

als Testimonial fungiert). Ein Thema<br />

also, das genau den Zahn der Zeit trifft<br />

und zeigt: Es gibt noch einiges zu tun.<br />

Der Life Ball sei „die Visitenkarte für ein<br />

modernes und aufgeschlossenes Österreich“,<br />

meint etwa Bundeskanzler Christian<br />

Kern. <strong>2017</strong> soll daher noch bunter<br />

gefeiert werden – so facettenreich wie<br />

das Leben selbst.<br />

termine<br />

Der 24. Life Ball findet wie immer vor<br />

und im Wiener Rathaus statt, dieses Jahr am<br />

10. Juni. Mehr Infos: www.lifebible.org!<br />

36|


!<strong>ticket</strong> location<br />

Bürgermeisterlich<br />

Tradition trifft Kulinarik, Politik auf Kabarett<br />

– es kommt im Wiener Rathauskeller<br />

zusammen, was zusammengehört. Mit einer<br />

monatlichen Dinner & Comedy Show setzt<br />

man nun neue Akzente. TEXT: ALEXANDER HAIDE<br />

Wiener Rathauskeller Im Gewölbe des Wiener Rathauses trifft nicht nur Tradition auf Genuss, sondern<br />

neuerdings auch auf das schallende Lachen …<br />

Foto: GOURMET<br />

Nicht alles, was uralt aussieht,<br />

ist es auch. Die Optik des Wiener<br />

Rathauses ließe zwar darauf<br />

schließen, dass sich in dessen Bauch<br />

uralte Gewölbe verbergen, in denen bereits<br />

Rittersleut’ gebechert und gevöllert<br />

haben. Doch mitnichten! Gebaut in den<br />

1870er-Jahren, beugte man sich erst 1899<br />

dem Hunger und Durst des Bürgermeisters<br />

und seiner Mannschaft und das Rathaus<br />

bekam seinen Ratskeller.<br />

Seither hat sich einiges verändert, doch<br />

die künstlerische Ausgestaltung durch<br />

Heinrich Lefler und Joseph Urban und<br />

das Flair der Kellergemäuer haben drei<br />

Renovierungen unbeschadet überstanden.<br />

Adaptiert hat man das Angebot<br />

und präsentiert sich kulinarisch up to<br />

date. Das schätzt nicht nur der Wiener<br />

Bürgermeister Häupl, der des<br />

Öfteren dort gesichtet wird,<br />

sondern auch der Rest der Belegschaft:<br />

Immerhin stammt – bis auf wenige Ausnahmen<br />

– alles, was im Rathaus verzehrt<br />

wird, aus der Küche der Rathauskellers.<br />

Dazu gehören Caterings für Glam-Events<br />

wie die Eröffnung des Song Contests.<br />

Neu ist der „Gemischter Satz – Die Dinner<br />

& Comedy Show“: Einmal monatlich<br />

gibt’s feinste Wiener Küche bei einem<br />

dreigängigen Dinner mit Kabarett- und<br />

Comedy-Begleitung. Das Programm,<br />

die Speise- und Getränkekarte und eine<br />

Reservierungsmöglichkeit finden sich<br />

auf der Homepage des altehrwürdigen,<br />

aber niemals verstaubten Wiener<br />

Rathauskellers.<br />

info<br />

Telefon: 050 876/1001<br />

www.wiener-rathauskeller.at<br />

Rathausplatz 1, 1010 Wien<br />

| 37


!<strong>ticket</strong> heimat<br />

powered by<br />

Der Duft der Männer<br />

Greller, lauter, größer: Nach dem Motto „Weniger ist mehr“ haben<br />

5/8erl in Ehr’n einen radikalen Gegenentwurf zu allem Überfluss und<br />

Größenwahn gestaltet und präsentieren als ein Ergebnis davon ihr<br />

neues Album „Duft der Männer“. TEXT: MIRIAM KREISEDER<br />

Männerduft<br />

Körperpflege ist<br />

unabdingbar, wenn<br />

man betörenden<br />

Männerduft<br />

versprühen<br />

möchte …<br />

termine<br />

5/8tel in Ehr’n verbreiten maskulinen Duft<br />

ab <strong>April</strong> von West (Dornbirn, Innsbruck) über<br />

Mitte (Graz, Salzburg) bis Ost (Linz, Wien).<br />

Pflichttermine für alle Schädla sind im <strong>April</strong><br />

freilich die der Goschn-Rocker von Krautschädl<br />

in Amstetten, Gloggnitz und Timelkam.<br />

Catastrophe & Cure feiern den Release<br />

von „Blank Spots“ am 7. im Wiener<br />

Flex und setzen ihre Österreich-Tour im Mai<br />

fort. Progressive Rock-Fans kommen zwischen<br />

7. und 29. <strong>April</strong> auf ihre Kosten, wenn<br />

Mother’s Cake durch das Land ziehen. Die<br />

„härteste Volksmusik die du je gehört hast“<br />

kommt von Drescher, u. a. in Linz, Salzburg<br />

und Innsbruck. Mary Broadcast präsentiert<br />

am 14. ihr neues Album „Memories Of<br />

Gold“ im Theater in der Drachengasse.<br />

5/8erl in Ehr’n verbindet man meistens<br />

mit legerer Entspanntheit<br />

und einer urwienerischen Melange<br />

aus Soul, Blues, Jazz und Pop, die<br />

sich aber keinesfalls in eine bestimmte<br />

musikalische Schublade stecken lässt –<br />

CDs steckt man ja auch nicht in eine<br />

Schublade, sondern stellt sie ins Regal.<br />

Die „Achterl“ regen mit ihren Texten<br />

gerne zum Nachdenken an. Manchmal<br />

zerbricht sich der Hörer aufgrund der<br />

geschickt verpackten Interpretationen<br />

den Kopf und manchmal stößt er ihn<br />

sich nur an, weil er den Schmäh beim<br />

ersten Mal nicht verstanden hat. Im<br />

Anschluss beflügeln die Texte den fein-<br />

„Duft der Männer“ erscheint am<br />

21. <strong>April</strong> auf Viennese Soulfood.<br />

Fotos: Astrid Knie, Hersteller<br />

38|


Das volle Interview lest ihr auf www.hoamatheroes.at!<br />

MUNDPROPAGANDA<br />

fühligen Geist jedoch nachhaltig.<br />

Ein Hauch von Kritik, Liebe, Hoffnung<br />

und Lässigkeit schwingt auch auf dem<br />

kommenden Album „Duft der Männer“<br />

mit. Davor musste jedoch eine Schaffenspause<br />

sein: „Wir haben eine Pause<br />

gemacht, weil das wichtig ist, um genau<br />

zu bleiben. Wir wollen möglichst lange<br />

Musik machen und Inhalte schaffen, die<br />

uns und andere inspirieren. Natürlich<br />

ist das gerade antizyklisch gedacht, aber<br />

sich Zeit nehmen ist eine Entscheidung,<br />

kein Befehl“, erklärt eines der Achterl,<br />

Max Gaier. Die inspirierenden Inhalte<br />

sind manchmal auch politisch – dieses<br />

Thema versteckt man jedoch gekonnt<br />

zwischen den Zeilen. Wenn die 5/8erl<br />

Kritik ausüben, tun sie das selten mit<br />

erhobenem Zeigefinger, sondern vielmehr<br />

mit Feinsinnigkeit und Poesie.<br />

Typisch Mann?<br />

Das Cover ihres fünften Albums ziert<br />

ein männlicher Torso, der an mehreren<br />

Stellen bröckelt, aber immer noch Größe<br />

ausstrahlt. Max Gaier ergänzt, worauf<br />

man diese Torso-Metapher umlegen<br />

kann: „Zum Beispiel auf gewisse Bilder,<br />

die man im Kopf hat: Männer, die stinken.<br />

Wir haben alternative Assoziationen<br />

und außerdem einen anderen Lebensentwurf.<br />

Dass nur Männer die Entscheidungen<br />

treffen, die uns alle betreffen,<br />

und das seit einer Ewigkeit, ist beispielsweise<br />

nicht in unserem Sinn. Utopisch<br />

denken nicht verlernen! Wir stehen für<br />

die Komposition einer neuen Europahymne<br />

zur Verfügung.“<br />

Auf Gitarre, Kontrabass, Akkordeon und<br />

Wurlitzer sind für den Männerduft leicht<br />

verdauliche Songs wie „Cheesy Kern“<br />

entstanden, der unter anderem auf unseren<br />

Bundeskanzler anspielt, aber auch<br />

eine erfrischende Amore-Nummer wie<br />

„Campari Soda“, zu der im Kopfkino<br />

ein romantischer Italiener mit gebro-<br />

chenem Herzen auftaucht. Eine interessante<br />

Kreation ist auch „Eine Fahne“,<br />

in der ausführlich die Definition der<br />

Fahne erklärt wird. Der anschließende<br />

Titel „Fahnderl im Wind“ könnte – zumindest<br />

vom Namen her – eine Anspielung<br />

auf den vorherigen Song sein.<br />

Ein bisschen Bobo<br />

In „Geh Bitte Bobo“ will die Band darauf<br />

hinweisen, dass wir in der Außenwahrnehmung<br />

alle ein bisschen boboesk sind,<br />

also „finanziell abgesichert, konsumorientiert,<br />

antisolidarisch, in gewisser Weise<br />

uniformiert und stark aufs Äußere konzentriert.<br />

Nur mit Selbstkritik und Reflexion<br />

gibt es eine gemeinsame Lösung“,<br />

merkt Max Gaier an.<br />

Aber wonach riecht er denn jetzt, der<br />

typische Mann? „Als Titel war auch lange<br />

,Antiflat‘ im Rennen. Den Männern würde<br />

man ja keinen ,Duft‘ zutrauen. Männer<br />

stinken, schwitzen nach der Arbeit.<br />

Wir brechen damit und geben den Männern<br />

die Möglichkeit, duften zu dürfen.<br />

Männer sind diejenigen, die über ihre<br />

Rollen nachdenken sollten, die Frauen<br />

müssen seit Jahrhunderten die Perspektive<br />

wechseln. Eine wichtige Übung,<br />

wenn man über Urteilskraft oder Empathie<br />

redet.“<br />

Im Mai und Juni gehen 5/8erl in Ehr’n<br />

auf Österreich-Tour, wo man sich live<br />

und vor Ort ein Bild vom neuen Album<br />

und den Live-Künsten der Band machen<br />

darf. Oder wie Max Gaier sagen würde:<br />

„Boboeske Lebensoptimierungskosten<br />

kann man sich sparen, wenn man zu einem<br />

unserer Konzerte kommt. Eine CD<br />

oder Vinyl und eine Konzertkarte kosten<br />

nicht einmal so viel wie eine Yogastunde<br />

oder eine Psychotherapiesitzung. Und<br />

das Lässige: Wenn du auf ein 5/8erl in<br />

Ehr’n-Konzert kommst, erlebst du was<br />

gemeinsam mit anderen! Wenn das nicht<br />

ein Wunder ist!“<br />

Hören Sie mal rein!<br />

Die folgenden Veröffentlichungen<br />

sollten in keinem gut sortierten<br />

Plattenschrank fehlen. Oder? (mk, sb)<br />

LIVE<br />

Freiraum5 – Auf Kurs<br />

Bekannt aus „Herz von Österreich“<br />

bringen die Wiener mit ihrem Debütalbum<br />

den Heart Rock an den Mann.<br />

LIVE<br />

FLUT – Nachtschicht<br />

Die Linzer Band lässt die Ästhetik der<br />

80er-Jahre wieder aufleben – in ihrer<br />

Musik und in ihren Videos.<br />

LIVE<br />

Thomas David – To Love<br />

Liebe ist das zentrale Thema des neuen<br />

Albums, das sich für Thomas David<br />

anfühlt wie ein Comeback.<br />

LIVE<br />

Catastrophe & Cure – Blank Spots<br />

Minimalistische Arrangements treffen<br />

auf kaputt klingende Synthesizer zwischen<br />

Harmonie und Melancholie.<br />

LIVE<br />

Agnès Milewski – Seven Demons<br />

Allem Weltschmerz zum Trotz wirbelt<br />

ein hoffnungsfroher Wirbelwind durch<br />

das Auditorium, beschwingt leichtfüßig.<br />

| 39


Und weida?<br />

Tipps vom FM4 Ombudsmann<br />

Liebe Leserin!<br />

Lieber Leser!<br />

Der Frühling ist da. Und mit<br />

ihm kehren die Gefühle zurück<br />

in unsere Gebeine. Manche<br />

mögen’s heiß, andere suchen<br />

eher Abkühlung und – wie der<br />

Kollege Bundespräsident in seiner<br />

Antrittsrede richtig festgestellt<br />

hat – gar nicht so wenige<br />

lieben ihr Smartphone. Beziehungen<br />

zu echten Menschen<br />

sind in der aufgeklärten Demokratie<br />

aber auch wirklich extrem<br />

anstrengend. Ständig<br />

muss man diskutieren. Das<br />

dauert meistens lange, ist anstrengend<br />

und am Ende der<br />

Mühen gibt es als Belohnung<br />

einen Kompromiss, eine Lösung,<br />

bei der beide auf ihre ursprünglich<br />

gestellte Forderung<br />

verzichten. Die Welt ist voll mit<br />

Menschen, die Dinge tun, die<br />

sie nie wollten. Leben können<br />

wir damit nur, weil das Gegenüber<br />

auch nicht bekommen<br />

hat, was es wollte. Das ist<br />

Gleichberechtigung! Technische<br />

Geräte hingegen sind geradlinigere<br />

Partner. Hier ist die<br />

Gefahr relativ gering, dass am<br />

Ende einer Auseinandersetzung<br />

der schale Kompromiss steht.<br />

Schon beim dritten Date folgt<br />

man in der Regel willenlos den<br />

Anweisungen des Apparates.<br />

Oder man bleibt stark, bis das<br />

Handy schließlich aufgibt. Dann<br />

muss man sich zwar ein neues<br />

kaufen, aber immerhin besteht<br />

die theoretische Möglichkeit,<br />

dass man irgendwann einen<br />

Seelenverwandten findet, der<br />

nur das tut, was man will.<br />

40|<br />

Wie geht es weiter nach dem Phänomen<br />

„Ham kummst“? Genau diese Frage stellen<br />

Seiler und Speer in ihrem neuen Album.<br />

Mit gewohntem Schmäh, aber auch mehr<br />

Tiefgang. TEXT: AMINA BEGANOVIC<br />

Man mag ihre Musik mögen<br />

oder nicht, Fakt ist, dass Seiler<br />

und Speer in den letzten<br />

zwei Jahren nahezu alles erreicht haben,<br />

was man auf den Bühnen Österreichs<br />

erreichen kann.<br />

Und weida? Das ist nun die große Frage,<br />

daher wurde sie auch zum Namen des<br />

zweiten Albums (Veröffentlichung am<br />

7. <strong>April</strong>). Mit zu viel Ernst oder gar<br />

Bauchweh wurde die Sache aber nicht<br />

angegangen. „Anfangs war schon ein<br />

bissl Druck da. Aber sobald wir im Studio<br />

waren, haben wir das abgelegt. Und für<br />

mich wurde es das beste Album, das ich<br />

selbst seit Langem gehört habe“, zeigt<br />

sich Christopher Seiler stolz. Den<br />

Schmäh, den ihre Fans so lieben, haben<br />

Amigos „Diese Rolle hat beim<br />

Dreh am meisten Spaß gemacht!“,<br />

sind sich Seiler und Speer einig.<br />

sie dabei nicht verloren, wie<br />

man im Video zur ersten Single<br />

„I Was Made“ sieht: Von<br />

Glam Rock über Gangster<br />

Rap, von den Amigos über<br />

die Beatles persifliert das Duo,<br />

was das Zeug hält. „Es ist zwar<br />

nicht die stärkste Nummer<br />

des Albums, aber eine flotte<br />

Einleitung – und der Dreh<br />

war abartig lustig!“, so Bernhard<br />

Speer.<br />

Abgesehen davon weist die<br />

neue Platte allerdings deutlich<br />

ernstere Töne auf – eine<br />

nahtlose Fortsetzung vom Dauerbrenner<br />

„Ham kummst“ kann man nicht erwarten,<br />

besonders nicht in den Texten, bei<br />

denen sich Christopher Seiler diesmal<br />

„mehr getraut hat“ und nachdenklicher<br />

geworden ist als beim ersten Album. Neu<br />

erfinden möchten sich Seiler und Speer<br />

aber nicht – im Gegenteil. „Wir wollten<br />

etwas beweisen, und zwar, dass mia kane<br />

Kaschperln san und mehr können! Es<br />

ist ein Album, das jedes Vorurteil über<br />

uns in den Oarsch tritt!“<br />

termine<br />

Seiler & Speer spielen am 29. <strong>April</strong> auf<br />

der Kaiserwiese im Wiener Prater, bis<br />

September u. a. in Kufstein, Gmunden,<br />

Klam und Klagenfurt.<br />

Foto: Joke Brother Records


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Von Hufen und Hüten<br />

Wenn sich auf der Galopprennbahn Freudenau die Hautevolee,<br />

ausgestattet mit Fernglas, Picknickdecken und außergewöhnlichem<br />

Hutwerk, versammelt, weiß man: Das Vienna Ascot Pferderennen<br />

hält wieder Hof! TEXT: AMINA BEGANOVIC<br />

Every duke and earl and peer is<br />

here. Everyone who should be<br />

here is here!” … Kennen Sie<br />

die Szene aus „My Fair Lady“, in der<br />

sich die englische Nobelgesellschaft in<br />

eleganter Montur auf der Rennstrecke<br />

versammelt, ein Hut größer als der<br />

andere, und mit Ferngläsern das Pferderennen<br />

kommentiert, bis Audrey<br />

Hepburn schließlich ihren großen Auftritt<br />

hat? Diese Filmszene wurde auf<br />

der imaginären Rennstrecke Ascot in<br />

England gedreht. Ein Ort mit viel Geschichte,<br />

sowohl in sportlicher als auch<br />

in gesellschaftlicher Hinsicht: Das Ascot<br />

oder auch „Royal Ascot“ ist ein<br />

weltberühmtes britisches Pferderennen,<br />

das bereits seit 1711 auf dem Ascot<br />

Racecourse in Berkshire, nahe<br />

Windsor veranstaltet wird – ein Groß -<br />

event mit Tradition, bis heute.<br />

Ein Stück Royal England in Wien<br />

Um sich wie die Königin von England<br />

zu fühlen, muss man aber nicht<br />

zwangsläufig auf die Inseln zur Rennstrecke<br />

reisen. Denn auch bei uns gibt<br />

es ein derartiges Pferderennen mit allem<br />

Drum und Dran, originalgetreu<br />

termine<br />

Sie wollen sich auch einmal wie Audrey<br />

Hepburn oder Rex Harrison fühlen, dafür<br />

aber nicht extra nach England reisen?<br />

Dann Hut aufgesetzt, Fernglas eingepackt<br />

und ab zur Galopprennbahn Freudenau,<br />

wo das Vienna-Ascot-Pferderennen am<br />

16. und 17. September stattfindet.<br />

42|<br />

Historisch Auf der Rennbahn Freudenau in das alte Wien eintauchen!<br />

dem britischen Vorbild nachempfunden:<br />

Das Vienna Ascot auf der Galopprennbahn<br />

Freudenau, einer historischen<br />

Anlage in Wien-Leopoldstadt,<br />

die sich im ehemaligen Augebiet<br />

im Osten des Praters befindet. Das<br />

Areal mit seinen fünf Tribünen sticht<br />

durch seine feingliedrige Gusseisen-<br />

Architektur ins Auge, entworfen von<br />

dem Ringstraßenarchitekten Carl Hasenauer<br />

(übrigens auch eine sehr beliebte<br />

Hochzeits-Location!).<br />

„Pferderennen gibt es seit 1778 bei<br />

uns. Richtig begonnen hat dieser Sport<br />

allerdings erst 1784 mit drei Engländern<br />

namens Hyam, Price und Massen,<br />

die als Reitlehrer, Bereiter und<br />

Kunstreiter in Wien tätig waren. Sie<br />

organisierten diese Rennen nach englischem<br />

und französischem Vorbild<br />

auf der ehemaligen Simmeringer Haide“,<br />

erklärt Ferdinand Bauer vom<br />

Vienna Ascot-Organisationsteam.<br />

1839 öffnete schließlich die Bahn in<br />

der Freudenau ihre Pforten. Und obwohl<br />

das österreichische Rennen bei<br />

Weitem nicht so groß zelebriert wird<br />

wie das in England, gibt es dennoch<br />

viele Gemeinsamkeiten. „In England<br />

ist der Pferdesport eine hochgehaltene<br />

Tradition. Der große Unterschied ist<br />

natürlich, dass die Queen dabei ist.<br />

Am sogenannten ‚Ladies Day‘ kommt<br />

sie mitsamt Familie nach Ascot und<br />

wohnt dem Rennen bei. Gemeinsam<br />

haben wir aber, dass Engländer diesen<br />

Sport nach Wien brachten, fast zur<br />

gleichen Zeit wie in Ascot selbst, und<br />

dass der Wiederaufbau der Freudenau<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg mit Unterstützung<br />

der Briten erfolgte. Im Gegensatz<br />

zum Original haben wir aber<br />

Fotos: Fotolia, Galopprennbahn Freudenau, Vienna Ascot


noch die charmanten Tribünen aus<br />

der Zeit der Monarchie, um die wir<br />

weltweit beneidet werden. Es ist immerhin<br />

eine der schönsten Rennbahnen<br />

Europas und sie liegt inmitten der<br />

grünen Lunge Wiens“, so Bauer.<br />

Nebst all der Atmosphäre geht es aber<br />

vor allem um die Leistungen der Reiter<br />

und Pferde. Nicht nur von den Jockeys<br />

hoch zu Ross wird dabei sportliche<br />

Topform und Konzentration verlangt,<br />

auch die Ansprüche an die Tiere sind<br />

groß. Berühmte Pferderassen wie das<br />

Englische Vollblut oder der Traber<br />

verdanken ihre Zucht einzig und allein<br />

den Erfordernissen der Rennbahn. Da<br />

es bei den Pferden um Schnelligkeit<br />

geht, ist der Ausleseprozess entsprechend<br />

kritisch. Leistungsmerkmale<br />

wie Widerstandsfähigkeit, Muskelaufbau,<br />

Adel in der Erscheinung und im<br />

Bewegungsablauf (Stichwort Stammbaum!)<br />

sind entscheidend, wobei zwischen<br />

Galopprennen und Trabrennen<br />

unterschieden wird. Angetreten wird<br />

beim Vienna Ascot in der prestigeträchtigen<br />

Disziplin „St. Legers“, die<br />

mit einer Länge von 2.800 Metern als<br />

älteste der klassischen Disziplinen gilt.<br />

Weitere Rennen sind das „Esterhazy<br />

Memorial“, das bereits seit 1886 existiert,<br />

der „Große Preis vom Kahlenberg“<br />

und die „Wiener Herbstmeile“.<br />

sowohl in England als auch in Österreich.<br />

Das gilt insbesondere für die<br />

Damenwelt, denn auch elegante Garderobe<br />

spielt eine wichtige Rolle – insbesondere<br />

auf dem Kopf. Jahr für Jahr<br />

präsentieren die Besucherinnen extravagante,<br />

außergewöhnliche Hutkreationen,<br />

bei denen man aus dem<br />

Schauen nicht herauskommt. Da zieht<br />

Wien natürlich mit: Beim „Ladies<br />

Day“ am Vienna Ascot schaut die<br />

Queen zwar nicht vorbei, die Damen<br />

stehen aber klar im Mittelpunkt.<br />

„Es ist die Möglichkeit für Besucherinnen,<br />

sich auch außerhalb der<br />

Ballsaison schön zu kleiden,<br />

extravagante Hüte zu tragen<br />

und den Tag zu genießen“, unterstreicht<br />

Bauer. Dass Hut oder Fascinator<br />

derart präsentiert werden, hat<br />

ebenfalls eine lange Tradition, die es<br />

gibt, seit Pferderennen ausgetragen<br />

werden. Beim Vienna Ascot wird der<br />

schönste Kopfschmuck sogar durch<br />

eine Jury ermittelt und durch drei<br />

Preise der Hutmanufaktur Mühlbauer<br />

prämiert. „Wir machen von jeder Dame<br />

mit Hut ein Foto. Diese Fotos werden<br />

der Jury vorgelegt, die nach Originalität<br />

und Stil entscheidet.“ Nebst<br />

modischen Eycatchern und rasenden<br />

Hufen warten zudem ein „Family Day“<br />

mit Kinder- und Unterhaltungsprogramm,<br />

Picknicks, eine Oldtimer-<br />

Show, Fiakerrennen, Voltigieren und<br />

– last, but not least – ein Überraschungsgast.<br />

Chapeau! Die<br />

„Hut Couture“ der<br />

Damenwelt kann<br />

sich sehen lassen.<br />

Die große Hutparade<br />

Sehen und gesehen werden ist ein weiteres<br />

Credo beim Ascot Pferderennen,<br />

| 43


01.07.<strong>2017</strong><br />

DIE PRINZEN<br />

15.07.<strong>2017</strong><br />

LABRASSBANDA<br />

22.07.<strong>2017</strong><br />

GREGORY PORTER<br />

28.07.<strong>2017</strong><br />

KONSTANTIN WECKER<br />

13.08.<strong>2017</strong><br />

GREGOR MEYLE<br />

19.08.<strong>2017</strong><br />

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Urlaub<br />

fürs Gehirn<br />

mit K.I.Z<br />

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Ein ehrenloser Abend mit einem Affen, einem<br />

Pferd, Ariane, Nico, Maxim, Tarek und DJ Craft.<br />

Hallo und hurra, Weltuntergang!<br />

Antonia T. Schulz, Studentin der Publizistik und<br />

Kommunikationswissenschaften, Bloggerin<br />

(www.mutausbrueche.at) und nicht zuletzt<br />

oe<strong>ticket</strong>.com-Kundin, besucht für !<strong>ticket</strong><br />

jeden Monat ein Konzert und berichtet darüber.<br />

Dieses Mal war sie am 11. Februar bei<br />

K.I.Z im VAZ St. Pölten.<br />

Als sich meine Freunde und<br />

ich ganz melancholisch auf<br />

den Weg nach St. Pölten ins<br />

VAZ machten (missing summer & das<br />

FM4 Frequency), wussten wir noch<br />

nicht, was uns erwartet. Der Einlass<br />

war schon relativ bald und bereits<br />

kurz vor sieben starteten die Rapper<br />

Mädness & Doll ihre Show. Kurz darauf<br />

standen auch schon die vier<br />

Jungs von K.I.Z auf der Bühne und<br />

Wenn ihr K.I.Z<br />

noch nie live erlebt<br />

habt, dann<br />

hört doch in ihr<br />

Album „Hurra,<br />

die Welt geht<br />

unter (Live aus der<br />

Wuhlheide Berlin)“ rein, damit könnt ihr euch<br />

ungefähr vorstellen, wie es da so abgeht!<br />

der Wahnsinn ging los.<br />

Versteht mich nicht falsch – „Wahnsinn“<br />

hat hier auf keinen Fall eine<br />

negative Bedeutung, aber wer K.I.Z<br />

kennt, weiß, dass hier die Post und<br />

noch viel mehr abgeht. Unter<br />

dem Motto „Hurra, die Welt<br />

geht immer noch unter“ feierten<br />

die Jungs auf der Bühne,<br />

als gäbe es kein Morgen<br />

mehr – und auch das Publikum<br />

nahm keine Rücksicht<br />

auf Verluste. Bei beinahe jedem<br />

Song wurde ein Moshpit veranstaltet<br />

und natürlich lauthals mitgesungen.<br />

Neben den klassischen Liedern wie<br />

„Wir“, „Ehrenlos“, „Verrückt nach<br />

dir“ und „Boom Boom Boom“ waren<br />

das Highlight die Artisten selbst: Locker-lässig<br />

führten die Jungs witzige<br />

Gespräche auf der Bühne, so als wären<br />

wir gar nicht da, Nico rauchte<br />

trotz striktem Rauchverbot, Tarek<br />

klopfte Sprüche wie kein anderer und<br />

Maxim stürzte sich bei „Ein Affe und<br />

ein Pferd“ ins Publikum und ließ sich<br />

wortwörtlich auf Händen tragen.<br />

Wenn ich diesen Abend jetzt also in<br />

drei Worten beschreiben müsste, wären<br />

diese … Okay, ganz ehrlich – dieser<br />

Abend lässt sich einfach nicht in<br />

drei Worten beschreiben! Es war verrückt,<br />

wild, laut, lustig, voller Schweiß<br />

und am Schluss sogar ein bisschen<br />

romantisch.<br />

Alles, was mir zu sagen bleibt, ist:<br />

Danke K.I.Z für diesen verrückten<br />

und unvergesslichen Abend, beehrt<br />

uns bald wieder!<br />

Fotos: Antonia T. Schulz<br />

Tipp!<br />

Kunden, die zu K.I.Z gingen, kauften auch Tickets für Kollegah am 5. <strong>April</strong> in der Arena Wien, am 6. im<br />

Orpheum Graz, für Alligatoah am 6. August in der Arena Wien (Open Air), für Shindy am 20. Mai in der<br />

Simm City und NA15 am 10. <strong>April</strong> im Viper Room. Tickets für alle Veranstaltungen finden Sie auf oe<strong>ticket</strong>.com!<br />

| 45


!<strong>ticket</strong> highlights<br />

<strong>April</strong><br />

Gore<br />

Die Deftones sind längst zu Helden einer ganzen Generation<br />

geworden und haben bis heute weltweit über 10 Millionen Alben<br />

verkauft. Deftones-Sänger Chino Moreno sagt über das<br />

neue Album: „Aus Respekt vor Pac, Big, Stevie, Michael und<br />

Hendrix ist ,Gore‘ nicht das größte Album aller Zeiten, sondern<br />

nur eines der größten.“ Das können wir fast sogar unterschreiben!<br />

Support sind Skyharbor, eine Progressive-Metal-<br />

Band mit Mitgliedern aus Neu Delhi und Mumbai, aber auch<br />

aus Cleveland, Ohio.<br />

18., Planet.tt Bank Austria Halle Gasometer<br />

David Garrett<br />

EXPLOSIVE Live!<br />

Die Besucher erwartet ein nie da gewesenes Showdesign:<br />

David wird erstmals auf einer Centerstage spielen und bei<br />

seiner Performance auf der extra für ihn designten Bühne mit<br />

Drehelementen 360 Grad vom Publikum umgeben sein! Bei<br />

der neuen Show gibt es von jedem einzelnen Platz aus die<br />

perfekte Sicht auf das Live-Programm, das David Garrett mit<br />

seinem neuen Album auf die Bühne bringt.<br />

23., Wiener Stadthalle (D)<br />

46|<br />

Deftones<br />

Die Party des Jahres<br />

So ein Schlagerfest gab es noch<br />

nie! Florian Silbereisen feiert<br />

die neue „Lust auf Schlager“<br />

mit der größten Tournee, die er<br />

jemals gestartet hat und lädt zur<br />

ganz großen Party mit den<br />

größten Schlager-Hits aller<br />

Zeiten von „Marmor,<br />

Stein und Eisen bricht“<br />

bis „Ich war noch niemals<br />

in New York“, von<br />

„Biene<br />

Maja“ bis „Moskau“.<br />

Zum allerersten Mal<br />

wird es auch Stehplätze<br />

geben – in einer<br />

exklusiven V.I.P.-<br />

Area direkt an der<br />

Bühne! So kann man<br />

die Stars (Klubbb3, DJ<br />

Ötzi, Voxxclub und<br />

mehr) ganz nah erleben<br />

und mit ihnen die eine oder<br />

andere Polonaise starten.<br />

Das große Schlagerfest<br />

8., Wiener Stadthalle (D)<br />

Amaluna<br />

Motive aus Shakepeares „Der Sturm“ und Mozarts „Die Zauberflöte“<br />

verschmelzen in „Amaluna“ zu einem magischen<br />

Kaleidoskop. Die neue Show des Cirque entführt die Zuschauer<br />

auf eine geheimnisvolle Insel, wo Göttinnen herrschen. Deren<br />

Königin Prospera inszeniert für ihre Tochter, die zur Frau<br />

herangereift ist, ein<br />

großes Fest. In einem<br />

farbenprächtigen<br />

Ritual werden<br />

Wissen und Werte<br />

so von einer Generation<br />

an die nächste<br />

weitergegeben.<br />

Doch plötzlich<br />

stranden Männer<br />

auf der Insel …<br />

Cirque du Soleil<br />

noch bis 17., Under the Grand Chapiteau (Wien)<br />

Fotos: Frank Maddocks (Deftones), Philippe Mueller (David Garrett), COFO (Bonnie Tyler), Matt Grayson (Kyle Gass Band), Juergens & Partner/ D. Beckmann (Schlagerfest), Cirque du Soleil (Cirque du Soleil), Barracuda Music (Kollegah), HVOB (HVOB)


26., Salzburger Rockhouse<br />

Kyle Gass Band<br />

Thundering Herd<br />

Das aktuelle Album „Thundering Herd“, eine 11-Song-starke Bestie, hat die<br />

Band rund um Tenacious D-Hälfte Kyle Gass gemeinsam mit John Spiker (Filter)<br />

produziert und heraus kam ein „wegweisendes Classic Rock Album. Dieses Mal<br />

haben wir uns kreativ keinerlei Grenzen gesetzt“, sagt Gitarrist John Konesky.<br />

Verantwortlich für das Mastering war Maor Applebaum (Faith No More, Sepultura)<br />

der eine klare Vision für<br />

das Album hatte:<br />

„Ich wollte einen<br />

organischen Sound<br />

der nicht so produziert<br />

und vollgestopft klingt,<br />

sondern sich eher am<br />

klassischen ,Vinyl-Stil‘<br />

orientiert.“ Das sollte<br />

man sich (auch) live<br />

geben!<br />

HVOB<br />

Silk<br />

Ihr zweites Album „Trialog“ (2015) brachte HVOB mehrere<br />

Welttourneen und ausverkaufte Konzerte auf allen Kontinenten – darunter einen<br />

Auftritt beim Burning Man Festival und ein ARTE-Konzert in Paris. Nun folgt Nummer<br />

drei: „Silk“ erschien im März, erstmals entstand ein HVOB-Album als Kollaboration:<br />

Anna Müller und Paul Wallner<br />

komponierten und produzierten<br />

die Songs von „Silk“ gemeinsam<br />

mit einem Londoner Musiker, aus<br />

der Zusammenarbeit entstand eine<br />

neue und mächtige HVOB-Soundwelt.<br />

Die Kollaboration beschränkt<br />

sich nicht auf die Produktion des<br />

Albums, sondern auch auf die Live-<br />

Performances … Spannend!<br />

Kollegah<br />

Imperator<br />

Der Boss der Bosse ist zurück, bereit, seinen<br />

Thron als Imperator zu besteigen.<br />

Nach dem Platin-Album „King“ und seinem<br />

Gold-Release „Zuhältertape 4“ hat<br />

es sich Kollegah zur Aufgabe gemacht,<br />

mit „Imperator“ wieder einmal zu beweisen,<br />

dass er einer der erfolgreichsten<br />

deutschsprachigen Künstler ist: Kollegah<br />

nimmt eine Sonderstellung in der hiesigen<br />

Hip-Hop-Szene ein, wortgewandt<br />

wie ein junger Debattierclubchampion<br />

verfasst der Sohn eines kanadischen Vaters<br />

und einer deutschen Mutter intelligente<br />

deutschsprachige Raptexte, denen<br />

es weder an sprachlicher Raffinesse<br />

noch an technischen Details mangelt<br />

Support kommt von Ali As.<br />

11., Salzburger Rockhouse & 21., Arena Wien (ausverkauft)<br />

5., Arena Wien & 6. Orpheum Graz<br />

| 47


!<strong>ticket</strong> kultour<br />

Klassik meets ...<br />

Für viele gilt Klassische Musik als ernste Hochkultur, die gerne für<br />

sich alleine bleibt. Dass dem nicht immer so ist, zeigt sich in<br />

den nächsten Monaten wieder sehr deutlich. TEXT: PAUL M. DELAVOS<br />

Der Bassbariton Thomas<br />

Quasthoff war seit seinem<br />

Durchbruch 1988 der Star auf<br />

allen internationalen Opernbühnen –<br />

bis er sich 2006 von ebendiesen zurückzog.<br />

Danach ließ er als Jazz-Sänger von<br />

sich hören. Nun gastiert er im Rahmen<br />

des Jazzfest Wien gemeinsam mit dem<br />

jungen Popsänger Max Mutzke am 3.<br />

Juli in der Wiener Staatsoper.<br />

Der Pianist Ludovico Einaudi studierte<br />

eigentlich klassische Musik, seine Kompositionen<br />

bewegen sich zwischen Kammer-<br />

und Orchestermusik, Ethno und<br />

Ambient-Pop, verknüpfen dabei u. a.<br />

ballett meets zeitgenössischen tanz<br />

Aus den Reihen des Wiener Staatsballetts sind in den<br />

letzten Jahren immer wieder auch ChoreografInnen<br />

hervorgegangen – neue Kreationen sind demnächst zu<br />

sehen:<br />

An der Volksoper Wien hat am 28. <strong>April</strong> der Abend<br />

„Der Feuervogel | Petruschka | Movements to<br />

Stravinsky“ mit dem Wiener Staatsballett Premiere.<br />

Alle drei Stücke sind Neuinterpretationen von drei<br />

bedeutenden Werken, die an der Schwelle der Moderne<br />

zu Beginn des 20. Jahrhunderts den Ruhm der Ballets<br />

Russes begründet haben und federführend für die<br />

Weiterentwicklung des klassischen Balletts waren.<br />

Andrey Kaydanovskiy, Eno Peci und András Lukács stellen<br />

sich diesen Legenden der Ballettkunst.<br />

Die private Kulturinitiative „Ballettclub Wiener Staatsoper<br />

& Volksoper“ gibt seit vielen Jahren TänzerInnen des<br />

Wiener Staatsballetts die Möglichkeit, choreografisch<br />

tätig zu sein und ihre Kreationen in einem professionellen<br />

Rahmen zu präsentieren. Seit 2003 wurden so 45 neue<br />

Stücke geschaffen, einzelne wurden sogar ins Repertoire<br />

des Staatsballetts übernommen. Heuer werden am 7. und<br />

8. Mai im Theater Akzent bei „Junge Choreographen ’17“<br />

gleich zwölf neue Stücke von TänzerInnen des Staatsballetts<br />

getanzt.<br />

Thomas Quasthoff Der bekannte Bassbariton und ehemalige Opernstar Thomas Quasthoff<br />

erobert nun die Welt des Jazz.<br />

die schillernden Klangfarben<br />

von Vibraphon, Cabasa, Synth -<br />

bass, Kalebasse und Kalimba.<br />

Ebenso im Rahmen des Jazzfest<br />

Wien sind seine Kompositionen<br />

bereits am 9. Juni in der Wiener<br />

Stadthalle zu hören.<br />

Weltkarriere<br />

Bereits seit März ist in den<br />

Kammerspielen der Josefstadt<br />

die „Lenya Story“ von Torsten<br />

Fischer und Herbert Schäfer<br />

zu sehen. Karoline Wilhelmine<br />

Charlotte Blamauer, Tochter eines<br />

Fiakerkutschers und einer Wäscherin,<br />

wurde als Lotte Lenya die berühmteste<br />

Wiener Künstlerin des zwanzigsten<br />

Jahrhunderts. Sie war die legendäre Jenny<br />

bei der Uraufführung von Bertolt<br />

Brechts und Kurt Weills „Dreigroschenoper“<br />

– mit Weill verband sie eine unkonventionelle<br />

Lebens- und Liebesgeschichte.<br />

Sie spielte u. a. die lesbische<br />

KGB-Agentin Rosa Klebb in „Liebesgrüße<br />

aus Moskau“ und in der Uraufführung<br />

des Musicals „Cabaret“ die<br />

Rolle des Fräulein Schneider.<br />

Fotos: Harald Hoffmann/DG, Die Photographische Sammlung, SK Stiftung Kultur August Sander, Galerie Buchholz, edition a


BALLETT TOURETTE<br />

Eine wahre Geschichte:<br />

Wie ein Kind Tourette mit<br />

Ballett überwand.<br />

Admira Vaida beschreibt die Herausforderungen,<br />

denen sich ihr Sohn im<br />

täglichen Leben aufgrund seiner<br />

Ticks stellen musste – bis er das<br />

Ballett als eine Art Gegenmittel entdeckt.<br />

Sie lässt dabei die LeserInnen<br />

auch am Alltag eines Ballettschülers,<br />

der auch das Gymnasium erfolgreich<br />

abschließt, eintauchen.<br />

KUNST MEETS GESELLSCHAFT<br />

Kunsthalle Wien, Mai bis Oktober<br />

„How to live together“<br />

Die Themenausstellung<br />

beschäftigt sich mit den<br />

Bedingungen unseres Zusammenlebens,<br />

das sich durch<br />

die jüngsten Entwicklungen in<br />

Politik aber auch Gesellschaft<br />

stetig verändert. Es entstehen<br />

neue Ideen von Lebensgemeinschaften,<br />

die tradierte<br />

Familienbilder ablösen,<br />

andere Formen des Zusammenlebens,<br />

kulturelle<br />

Einflüsse ändern sich durch<br />

Flucht- und Migrationsbewegungen.<br />

Kunst bietet hier<br />

die Möglichkeit, Gesellschaftsbilder<br />

nachzuzeichnen<br />

und gelebte Erfahrungen<br />

zu reflektieren.<br />

LIVE<br />

| 49


MUNDPROPAGANDA<br />

Hören Sie mal rein!<br />

Die folgenden Veröffentlichungen<br />

sollten in keinem gut sortierten<br />

Plattenschrank fehlen. Oder? (sb)<br />

Spielwiese<br />

Das Third-Person Nahkampfspiel „For Honor“ beschert<br />

uns ein martialisches Mittelalter-Action-Spektakel –<br />

mit Höhen und Tiefen. TEXT: JOACHIM SCHMIDA<br />

Earth Electric – Vol.1: Solar<br />

Hier bäumen sich Einflüsse von Deep<br />

Purple, Black Sabbath und Pink Floyd auf<br />

zu einem extrovertierten Koloss.<br />

Galley Beggar – Heathen Hymns<br />

Der arkadisch-pittoreske Soundtrack,<br />

um dabei in einem LSD-Taumel zu entschweben:<br />

zärtlich-schrulliger Prog Folk.<br />

For Honor<br />

Ubisoft für PS 4, Xbox One und PC<br />

PLUS<br />

Zunächst einmal ist es höchst erfreulich, dass in<br />

Zeiten, in denen die meisten großen Publisher auf<br />

Sequels setzen, um möglichst keine Risiken einzugehen, Ubisoft<br />

neue Wege beschreitet. Inszenatorisch und atmosphärisch macht<br />

der Titel auch einiges her: Wenn wir uns als Wikinger, Samurai<br />

oder Ritter durch die Landschaften metzeln, ist das großes, stimmiges<br />

Fantasy/Historienkino. Spielerisch gipfeln unsere Schlachtzüge in den jeweiligen<br />

Duellen – hier entfaltet „For Honor“ wahres Zweikampf-Feeling. Die – sicher gewöhnungsbedürftige<br />

– Steuerung trägt dazu einen Großteil bei. Denn dem innovativen<br />

Kampfsystem, das vor allem die Reaktion des jeweiligen Spielers fordert, gehört allergrößtes<br />

Lob ausgesprochen.<br />

MINUS<br />

Allen Solisten wird die Einzelspielerkampagne zu kurz geraten sein.<br />

Außerdem seien Gelegenheitsspieler gewarnt – bei der Steuerung braucht<br />

es vor allem eines: viel Übung!<br />

Mit „For Honor“ ist den Entwicklern insgesamt ein erfreulich solider Start<br />

geglückt und so der überzeugende Grundstein für eine – hoffentlich<br />

weitergeführte – Spiele-Reihe gelegt.<br />

FAZIT<br />

Life Of Agony – A Place Where<br />

There’s No More Pain Schwermütige<br />

Melodien, eingängige Harmonien – dabei<br />

aber immer noch hitzig wie ein Jungbulle.<br />

ANOHNI – Paradise<br />

Wummernd und abstrakt wabernd<br />

dröhnt der Noise, dazwischen Hegartys<br />

Stimme, brüchig und schmerzverzerrt.<br />

HEISSE NEUERSCHEINUNGEN:<br />

22 – You are Creating: Limb1<br />

Hier prallen Muse, dredg und sanfte System<br />

Of A Down zu einem himmelhoch<br />

lusttaumelnden Bravourstück zusammen.<br />

50|<br />

Mass Effect Andromeda<br />

Das Weltraumabenteuer<br />

führt uns in die Andromeda-Galaxie,<br />

in der wir im<br />

Pathfinder-Team ums Überleben<br />

kämpfen.<br />

The Legend of Zelda:<br />

Breath of the Wild:<br />

Nintendos mitunter beliebteste<br />

Spielserie auf ihrem<br />

Höhepunkt – für Wii U und<br />

die neue Switch-Konsole.<br />

Troll and I Das mythische<br />

Abenteuer erzählt die Reise<br />

von Troll und Otto durch<br />

Berglandschaften und grüne<br />

Wälder, um wieder nach<br />

Hause zu finden.<br />

Fotos: Hersteller, Concorde Filmverleih


BOB DYLAN<br />

Triplicate<br />

David Bowie selig beschrieb in seinem<br />

„Song for Bob Dylan“ eine Gesangsqualität,<br />

die zur unüberwindbaren Hürde<br />

werden kann – jedoch vermag Dylan<br />

tatsächlich nicht nur zu krähen und<br />

zu knödeln. Außerdem ging es ihm irgendwann<br />

auch einfach auf die Nerven,<br />

zum Oberpopanz der Rebellion,<br />

zum Grüßaugust einer Generation ernannt<br />

worden zu sein. Es ist eventualiter<br />

die Altersmilde, die sich anhebt einzuschleichen,<br />

konsequent setzt dieserhalb<br />

„Triplicate“ dort an, wo der<br />

Nobelpreisträger mit „Shadows in the<br />

Night“ vor zwei Jahren debütierte<br />

und mit „Fallen Angels“ letztes Jahr<br />

kontinuierte: bei Songbook-Klassikern<br />

der verwichenen frühen Jahrhundertmitte<br />

– darunter „Stormy Weather“,<br />

„As Time Goes By“ und, besonders<br />

superb, „The Best Is Yet To Come“ –<br />

ein Gelöbnis, das „Triplicate“ schwerlich<br />

nur anreihen wird können. Zugegeben,<br />

eine Verträglichkeit insistiert<br />

ein Liebäugeln mit „Old Spice“, stellenweise<br />

sind insbesondere die als<br />

„Til The Sun Goes Down“ und „Comin’<br />

Home Late“ subsumierten Stücke<br />

gar arg einlullend geraten; Doch<br />

Dylans Geschick ist es – und das wird<br />

gerade im Mittelteil „Devil Dolls“<br />

deutlich –, einfache Lieder nicht zu<br />

strapazieren, sondern schlicht als edler<br />

Lump aufzutreten, seine Stimme<br />

zu Kontrabass, Geklimper und gebürsteten<br />

Drums durch ein<br />

3/5<br />

Glas feinen Single Malt<br />

gleiten zu lassen. (sb)<br />

BLONDIE<br />

!<strong>ticket</strong> media<br />

Pollinator<br />

Dass Blondie akkurat am Puls der<br />

Popkultur ist, zeigt bereits das Cover,<br />

für das Streetart-Künstler Obey Giant<br />

verantwortlich zeichnet: Seine Motive<br />

sind präterpropter so cool wie dereinst<br />

ein Warhol. Dieser Brückenschlag<br />

setzt sich in der Musik fort:<br />

Mithilfe einer Myriade an Kollaborateuren<br />

von Johnny Marr bis hin zu<br />

Charli XCX gelang eine sänftiglich<br />

modernisierte Version der<br />

Postpunk/New Wave-Ära, mit einer<br />

Lässigkeit, die euphorisierend ist. (sb)<br />

PAROV STELAR<br />

JAMIROQUAI<br />

JAMES BLUNT<br />

The Burning Spider<br />

Electro-Swing ade, Parov Stelar hat<br />

den Blues – die Trompeten und Klarinetten<br />

gaben ihm keinen Kick mehr.<br />

Dabei imitiert er freilich nicht banal die<br />

Legenden, sondern übt sich gekonnt<br />

im Versuch, die spezielle Rhythmik in<br />

den parovschen Duktus zu übersetzen.<br />

Das große Geschick dabei: U. a. dank<br />

Funk-Intermezzi („Step Two“), die an<br />

Justice und MGMT denken machen,<br />

behält der Oberösterreicher<br />

dem Blues zum Trotz die<br />

gute Laune bei. (sb)<br />

LIVE<br />

Wir verlosen<br />

zwei signierte Alben.<br />

Mehr Infos und Teilnahmebedingungen<br />

auf<br />

<strong>ticket</strong>magazin.com!<br />

LIVE<br />

Automaton<br />

Das erste Comeback des Jahres –<br />

und dann auch noch mit so einem<br />

verspielten Electro-Funker! Einige<br />

der alten Fans werden bei diesem<br />

arg futuristischen Geflirre und Gesause<br />

wohl stellenweise ihre Probleme<br />

haben, ist die Acid Jazz-DNA<br />

zwar noch merkbar, doch von überirdisch-pulsierenden<br />

Synthies superponiert.<br />

Allerdings strahlen der funky<br />

Groove und die Vocoder-Snippets einen<br />

sirenenhaften Reiz aus, völlig<br />

losgelöst wie Daft Punk. (sb)<br />

LIVE<br />

The Afterlove<br />

Für den „Moonlanding“-Nachfolger<br />

hat sich Blunt u. a. von Ed Sheeran<br />

unter die Arme greifen lassen, das<br />

Resultat zeigt den Briten durch Labsal<br />

gegangen: „The Afterlove“ ist<br />

ein sehr feinfühliges, dabei aber<br />

energetisches Popalbum, das sich<br />

nicht auf Romantik allein ausruht,<br />

sondern erstmals die Kraft der singulären<br />

Stimme in den Mittelpunkt<br />

rückt. Gerade „Don’t Give Me Those<br />

Eyes“ & „Someone Singing Along“<br />

zeigen seine wahre Stärke. (sb)<br />

| 51


Gimme Danger<br />

powered by<br />

www.ray-magazin.at<br />

Jim Jarmusch, bekanntermaßen ein glühender Rock-Fan, widmet<br />

sich in seiner aktuellen Doku den legendären Stooges – und deren<br />

charismatischem Sänger Iggy Pop. TEXT: ANDREAS UNGERBÖCK<br />

Erstes Jubiläum: Am 21. <strong>April</strong><br />

wird – man wagt es kaum<br />

hinzuschreiben – der in Muskegon,<br />

Michigan, geborene James<br />

Newell Osterberg 70 Jahre alt. Das<br />

wäre weiter nicht bemerkenswert,<br />

würde es sich dabei um einen friedlichen<br />

US-amerikanischen Pensionisten<br />

handeln, der seinen Lebensabend<br />

in einem der zahlreichen Altersheime<br />

in Florida verbringt. Doch<br />

nein, James Osterberg tourt nach<br />

wie vor die Rockbühnen dieser Welt<br />

und bringt Konzertsäle und ganze<br />

Stadien zum Kochen, und das, wie<br />

er das schon seit Jahrzehnten tut,<br />

mit muskelbepacktem nacktem<br />

Oberkörper. Ebenso lang allerdings<br />

nennt er sich schon Iggy Pop, benannt<br />

nach seiner ersten Band, den<br />

Iguanas.<br />

Kurz, aber heftig<br />

Zweites Jubiläum: Am 31. Oktober<br />

dieses Jahres, also ausgerechnet zu<br />

Halloween, wird es sage und schreibe<br />

50 Jahre her sein, dass eine sehr wilde,<br />

sehr laute Band namens The<br />

Stooges an der University of Michigan<br />

ihr erstes Konzert gab – der Rest<br />

ist, wie man so sagt, Musikgeschichte.<br />

Die Stooges wurden in den bloß<br />

sieben Jahren ihrer Existenz nie zu<br />

einer massentauglichen Band, dazu<br />

war ihre Musik einfach zu scharfkantig,<br />

und mit ihrer exzessiven<br />

Bühnenshow – Iggy! – eckten sie<br />

überall an. So entstanden nur drei<br />

Alben, das letzte bereits 1973, und<br />

52|<br />

das war es dann. Allerdings gelten<br />

sie und ihre Songs wie „No Fun“<br />

(später u. a. von den Sex Pistols gecovert),<br />

„I Wanna Be Your Dog“,<br />

„Search And Destroy“, „Dirt“ und<br />

andere als enorm einflussreich und<br />

wurden schließlich zum „Kult“.<br />

Die Musik im Fokus<br />

Jim Jarmusch, in dessen Filmen Musik<br />

immer eine zentrale Rolle spielt<br />

(man denke nur an „Dead Man“ –<br />

Originalsoundtrack: Neil Young –<br />

oder an „Only Lovers Left Alive“),<br />

hat sich nun nach „Year of the Horse“<br />

über Young und seine Band Crazy<br />

Horse als bekennender Stooges-<br />

Fan der legendären Band angenommen<br />

und punktet nicht nur mit den<br />

philosophischen Sentenzen von Mr.<br />

Osterberg, sondern mit sehr viel,<br />

zum Teil rarem Archivmaterial, das<br />

Jetzt will ich ein Hund sein Iggy Pop, aka<br />

James Osterberg, der dieser Tage seinen 70er<br />

feiert, steht im Mittelpunkt der Dokumentation<br />

von Jim Jarmusch. Überraschenderweise<br />

ist gerade er, der Meister des Exzessses,<br />

der letzte Überlebende der legendären<br />

Band The Stooges.<br />

das Herz jedes Stooges-Fans höher<br />

schlagen lässt. Trotz seiner Exzesse<br />

ist ja Iggy Pop, etwas überraschend,<br />

der einzige Überlebende der Originalbesetzung<br />

(Dave Alexander starb<br />

schoon 1975, Ron Asheton 2009 und<br />

Scott Asheton 2014) – ein Umstand,<br />

den er unter anderem seinem großen<br />

Freund und Mentor David Bowie zu<br />

verdanken hat, der ihm in seiner<br />

„schwierigen Zeit“, um es vorsichtig<br />

auszudrücken, Mitte der Siebzigerjahre<br />

zur Seite stand und maßgeblich<br />

zu Iggys letztlich sehr erfolgreicher<br />

Solokarriere beitrug.<br />

Nach dem Schreckensjahr 2016, in<br />

dem viele Große der Pop-und Rockmusik<br />

das Zeitliche segneten (Bowie<br />

unter ihnen), ist es umso erfreulicher,<br />

Iggy Pop nach wie vor in „alter<br />

Frische“ zu sehen, und nun auch auf<br />

der Leinwand. Doch fun.


MEIN INTERNET<br />

VON SATURN MOBIL.<br />

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!<strong>ticket</strong> service<br />

Bei den zehnten LEAs treffen sich heuer am 3. <strong>April</strong> wieder Stars,<br />

deren Macher und Helfer zum Happening, um die Besten der<br />

Live-Entertainment-Branche auszuzeichnen. TEXT: ALEXANDER HAIDE<br />

Udo Lindenberg hat einen,<br />

sein Tourneeveranstalter<br />

auch. Udo Jürgens sang seinem<br />

Manager Freddy Burger dereinst<br />

ein Ständchen als Dankeschön. Helene<br />

Fischer hielt eine Laudatio, und Angela<br />

Merkel nannte den LEA einen „Top-<br />

Hit“.<br />

Mit der amerikanischen Law Enforcement<br />

Agency hat der deutsche LEA-<br />

Award freilich rein gar nichts zu tun.<br />

Vielmehr werden die besten Shows<br />

und Produktionen des Jahres – vom<br />

Family-Entertainment über Klassik<br />

bis hin zum Pop-Konzert – ausgezeichnet.<br />

Das Besondere am LEA, der<br />

am 3. <strong>April</strong> in der Frankfurter Festhalle<br />

über die Bühne geht: Es werden jene<br />

auf die Bühne geholt und geehrt, die<br />

sonst abseits des Scheinwerferlichts<br />

die Maschinerie des Konzert-Business<br />

am Laufen halten. Das sind die Macher<br />

und Manager, die Booker und die<br />

Spielstättenbetreiber.<br />

Ausgezeichnet Es sind ausgezeichnete Locations und könnten auch im wahrsten Sinne ausgezeichnet<br />

werden: der Linzer Posthof und die Grazer Stadthalle.<br />

austro-nominees <strong>2017</strong><br />

Konzert des Jahres: David Gilmour,<br />

veranstaltet von Barracuda Music am<br />

28. Juni vor Schloss Schönbrunn.<br />

Club-Tournee des Jahres (D/A/CH):<br />

„Lady in Gold“-Tour 2016 der Blues Pills,<br />

veranstaltet vom Salzburger Stefan Hattinger.<br />

Festival des Jahres: „Wenn die Musi spielt“<br />

in Bad Kleinkirchheim, organisiert von Show<br />

Factory und adlmann promotion.<br />

Veranstaltungshalle des Jahres: Stadthalle Graz<br />

Club des Jahres: Posthof Linz<br />

Das Österreichdebüt<br />

Zehn Jahre lang hatte man sich ausschließlich<br />

um das deutsche Live-Biz<br />

gekümmert, seit dem Vorjahr sind<br />

Österreich und die Schweiz mit dabei.<br />

Und bereits im Austro-Debüt-Jahr<br />

konnte sich die heimische Agentur<br />

LSK über den Preis für das beste Konzert<br />

des Jahres – nämlich AC/DC in<br />

Spielberg – freuen.<br />

Das diesjährige Programm<br />

Wer die spektakulärsten Shows produziert,<br />

setzt sich selbst ebenfalls dementsprechend<br />

in Szene: Deshalb ist<br />

nicht nur die musikalische Live-Show<br />

vom Feisten – für dieses Jahr haben<br />

sich Rock-Gigant Udo Lindenberg,<br />

Schiller mit dem Berlin Show Orchester,<br />

die Helmut Zerlett Band (ja, „die<br />

Band von Harald Schmidt“) und Max<br />

Fotos: Günther Gröger, MCG Krug<br />

54|


!<strong>ticket</strong> ist Bronze-Sponsor der<br />

diesjährigen LEA-Awards.<br />

Giesinger mit seiner Truppe angekündigt,<br />

die allesamt natürlich bestmöglich<br />

klingend auch in die tollsten Lichtund<br />

Showeffekte getaucht werden.<br />

Damit Fans ebenfalls auf ihre Kosten<br />

kommen, wird der LEA live übertragen.<br />

Es wäre allerdings nicht die Speerspitze<br />

des deutschsprachigen Entertainments,<br />

wenn man sich mit einem „normalen“<br />

Stream zufrieden gäbe: Wer eine VR-<br />

Brille und ein Headset zu Hause hat,<br />

kann sich erstmals über einen 360-<br />

Grad-3D-Stream freuen! Ihn gibt’s unter<br />

lea360.airtango.de zu erleben.<br />

stars zum anfassen!<br />

Direkt gegenüber des Riesenrads<br />

im Wiener Prater hat das „tipp3<br />

Walk of Stars“-Museum jetzt<br />

geöffnet! Bis zum Sommer werden<br />

mehr als 100 Abdruckplatten<br />

von u. a. Udo Jürgens, Nena,<br />

Bryan Adams, Joe Zawinul und<br />

Shootingstars wie Gregory Meyle<br />

und Die Lochis ausgestellt. Fans<br />

können die Spuren ihrer Lieblinge<br />

natürlich auch angreifen.<br />

Das „tipp3 Walk of Stars“-Museum<br />

und seine Partnerattraktionen,<br />

das 5D-Kino und das<br />

„Flyboard“ (ein spektakulärer Simulator-Flug<br />

über Wien) sind<br />

täglich von 10.00 bis 18.00 Uhr<br />

geöffnet. Alle Infos, Fotos und Videos<br />

gibt’s via www.walk-ofstars.com<br />

und auf Facebook.<br />

Zur Eröffnung verewigte sich Sänger-Kabarettist-Maler Alf Poier.<br />

Fotos: Haide Media/Johannes Ehn<br />

| 55


Volles Risiko<br />

SEX SELLS Georg Biron<br />

Ich weiß noch, dass ich früher mal gedacht<br />

habe: In Wien sterbe ich vor Langeweile,<br />

ich muss nach Berlin. Damals<br />

wollte ich einen Job als Drehbuchautor<br />

beim Film haben und fuhr mit einem<br />

geliehenen Lada Taiga ins geteilte Berlin,<br />

um das Film-Drahdiwaberl Rainer<br />

Werner Fassbinder im „Damaschke<br />

Night Club“ zu treffen und ihn von meinen<br />

Qualitäten als Dichter zu überzeugen,<br />

aber er war von Kopf bis Fuß aufs<br />

Koksen eingestellt und wollte immer<br />

nur über Fußball mit mir reden. Dann<br />

traf ich im „Risiko“ Nick Cave und Blixa<br />

Bargeld, die von Fußball rein gar nix<br />

hielten und sich alles reinzogen, was<br />

verboten war. Ich weiß noch, dass Nick<br />

zu mir sagte: „Du musst das Publikum<br />

enttäuschen!“<br />

Tequila mit Nick Cave<br />

Plötzlich klopfte mir jemand auf die<br />

Schulter und sagte mit einem Grinsen:<br />

„Der Kerl redet nur Blödsinn. Du musst<br />

das Publikum lieben!“ Der Schulterklopfer<br />

war David Bowie, der mit Iggy<br />

Pop ins „Risiko“ gekommen war, und<br />

Iggy schrie: „Scheiß aufs Publikum, wo<br />

sind die Weiber?“ Nick<br />

legte den Kopf schief<br />

und sagte zu mir: „Da siehst du, was<br />

passiert, wenn ich mit Scheißkerlen wie<br />

dir meine Zeit vertrödle.“ David Bowie<br />

bestellte eine Runde Tequila und lachte:<br />

„Die Frauen glauben, dass sie Frauen<br />

sind. Die Männer glauben, dass sie<br />

Männer sind. Es ist die totale Katastrophe!“<br />

Nick Cave trank sein Glas in einem<br />

Zug leer und brummte: „Sex sells!<br />

Aber das Publikum darf es nicht wissen.“<br />

Und irgendwann zogen rosa Flugsaurier<br />

über unseren Köpfen ihre Kreise.<br />

Gewinnspiele in dieser Ausgabe<br />

finden Sie auf den Seiten 14–16,<br />

18–20, 22–23, 30–31 und 50–52,<br />

mehr Informationen & Teilnahmebedingungen<br />

auf <strong>ticket</strong>magazin.com.<br />

Wir freuen uns auch über Postkarten:<br />

!<strong>ticket</strong> Eventmagazin,<br />

Betreff: Gewinnspiel & Wunschgewinn,<br />

Heumühlgasse 11, 1040 Wien.<br />

Einsendeschluss ist der 15. <strong>April</strong> <strong>2017</strong>.<br />

Das nächste !<strong>ticket</strong> erscheint am 26. <strong>April</strong> <strong>2017</strong>.<br />

LASTNEWS<br />

Die Toten Hosen veröffentlichen nach fünf Jahren und rechtzeitig vor ihrem Auftritt<br />

am Rock in Vienna am 5. Mai den „Ballast der Republik“-Nachfolger: „Laune der<br />

Natur“ erscheint u.a. auch als Spezialedition mit einer Fortsetzung ihrer „Learning<br />

English Lesson“ von 1991. Diesmal freuen wir uns auf 21 neue Coversongs alter<br />

Lieblingslieder, mit dabei sind u.a. Jello Biafra und Bob Geldof mit Gastauftritten.<br />

Im März kommenden Jahres gastieren Metallica in der Wiener Stadthalle.<br />

impressum<br />

Herausgeberin, Chefredakteurin:<br />

Mag. Roberta Scheifinger<br />

Chefredakteur & Chef vom Dienst:<br />

Stefan Baumgartner<br />

Anzeigen: Mag. Thomas Keusch nigg,<br />

Mag. Roberta Scheifinger<br />

Anzeigenproduktion & Verrechnung: Susanne<br />

Franzl<br />

Redaktion/Kolumnisten:<br />

Stefan Baumgartner (sb), Amina Beganovic (ab),<br />

Georg Biron, Paul M. Delavos B.A. (pmd),<br />

FM4 Ombudsmann, Robert Fröwein (rf),<br />

Alexander Haide (ah), Miriam Kreiseder (mk), Mag.<br />

Joachim Schmida (js), Antonia T. Schulz (as), Andreas<br />

Ungerböck (au), Andy Woerz<br />

Cartoons: Bertram Haid (BAES Cartoons)<br />

62|<br />

Lifestyle: Anna-Lena Horn<br />

Lektorat: Gunther Natter<br />

Fotos: Filmverleiher, Plattenfirmen, Fotoagenturen,<br />

Veranstalter, sh. Copyright.<br />

Cover: Barraccuda Music<br />

Medieninhaber, Eigentümer,<br />

Redaktionsanschrift:<br />

CTS Eventim Austria GmbH, !<strong>ticket</strong> Eventmagazin,<br />

Heumühlgasse 11, 1040 Wien<br />

Designkonzept, grafische Produktion:<br />

QMM Quality Multi Media GmbH,<br />

Mariahilfer Straße 88a/II/2a, 1070 Wien<br />

Artdirektion: Mag. Gottfried Halmschlager<br />

Druck: Niederösterreichisches Pressehaus,<br />

Gutenbergstraße 12, 3100 St. Pölten<br />

Abonnements: !<strong>ticket</strong> Österreichs Eventmagazin<br />

Nr. 1 erscheint 10 x jährlich. Jahresabo Österreich:<br />

€ 22,00, Jahresabo Europa: € 44,00. Kündigung<br />

jeweils acht Wochen vor Ablauf der Bezugsfrist<br />

nur schriftlich eingeschrieben an !<strong>ticket</strong> Eventmagazin,<br />

Heumühlgasse 11, 1040 Wien oder per E-Mail<br />

an abo@<strong>ticket</strong>magazin.com.<br />

Einzelpreis: € 2,90 Abo-Bestellung unter<br />

abo@<strong>ticket</strong>magazin.com oder telefonisch<br />

unter +43 (0)1 589 54-450<br />

Sie finden uns online auf Facebook und Twitter, sowie<br />

unter www.<strong>ticket</strong>magazin.com.<br />

Für unverlangt eingesandte Texte und Fotos<br />

übernehmen wir keine Haftung, eine Rücksendung<br />

erfolgt nicht, es besteht kein Recht auf Veröffentlichung.<br />

Die Redaktion behält sich Kürzungen vor.<br />

Nachträgliche Honorarforderungen für nicht<br />

veröffentlichte Fotocredits werden nicht anerkannt.<br />

Alle Inhalte vorbehaltlich Satz- und Druckfehler.<br />

Die Offenlegung lt. Mediengesetz finden Sie auf<br />

www.<strong>ticket</strong>magazin.com/impressum<br />

Überall, wo Sie dieses Symbol in<br />

unserem Magazin sehen, sind<br />

Fan<strong>ticket</strong>s verfügbar! Mehr<br />

Informationen finden Sie auf<br />

www.oe<strong>ticket</strong>.com/fan<strong>ticket</strong>!<br />

Fotos: beigestellt


Die beste Zugabe:<br />

der Heimweg.<br />

Ihr Ticket wird zum Fahrschein: Denn die Eintrittskarten für viele Veranstaltungen<br />

in Wien gelten gleichzeitig als Netzkarten für alle öffentlichen Verkehrsmittel. Und<br />

zwar zwei Stunden vor bis sechs Stunden nach Beginn. www.wienerlinien.at


HIGHLIGHTS<br />

LUKE MOCKRIDGE<br />

„Lucky Man“<br />

CAROLIN KEBEKUS<br />

„AlphaPussy“<br />

15.06.’17 Wien, Stadthalle D<br />

29.09.’17 Salzburg, Arena<br />

30.09.’17 Innsbruck, Olympiahalle<br />

02.02.’18 Graz, Stadthalle<br />

03.02.’18 Linz, Tips Arena<br />

TEDDY SHOW<br />

„Ds passiert<br />

alles in dein<br />

Birne“<br />

27.05.’17 Wien, Stadthalle F<br />

28.05.’17 Salzburg, Arena<br />

27.10.’17 Graz, Stadthalle<br />

28.10.’17 Salzburg, Arena<br />

29.+30.10.’17 Wien, Stadthalle F<br />

14.12.’17 Linz, TipsArena<br />

17.12.’17 Innsbruck, Olympiahalle<br />

Bis Mai<br />

<strong>2017</strong><br />

Die erfolgskomödie<br />

von MICHAEL NIAVARANI<br />

& ROMAN FRANKL<br />

alles auf anfang<br />

ROMEO & JULIA<br />

OHNE TOD KEIN HAPPY END<br />

Sigrid<br />

Hauser<br />

Michael<br />

Niavarani<br />

Otto<br />

Jaus<br />

Ab 23.<br />

Mai <strong>2017</strong><br />

HARRY G<br />

#HarrydieEhre<br />

26.4.’17<br />

STEFAN VERRA<br />

Ertappt! Körpersprache: Echt<br />

männlich. Richtig weiblich.<br />

27.4.’17<br />

KLAUS ECKEL<br />

Zuerst die gute<br />

Nachricht<br />

26.4.+ 6.5.’17<br />

ENISSA AMANI<br />

Mainblick<br />

18.05.’17<br />

Weitere Termine und Karten auf www.globe.wien<br />

OTTO JAUS<br />

Fast fertig – Ein<br />

musika lischer Amoklauf<br />

26.5.’17

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