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ticket April 2017

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MUNDPROPAGANDA<br />

fühligen Geist jedoch nachhaltig.<br />

Ein Hauch von Kritik, Liebe, Hoffnung<br />

und Lässigkeit schwingt auch auf dem<br />

kommenden Album „Duft der Männer“<br />

mit. Davor musste jedoch eine Schaffenspause<br />

sein: „Wir haben eine Pause<br />

gemacht, weil das wichtig ist, um genau<br />

zu bleiben. Wir wollen möglichst lange<br />

Musik machen und Inhalte schaffen, die<br />

uns und andere inspirieren. Natürlich<br />

ist das gerade antizyklisch gedacht, aber<br />

sich Zeit nehmen ist eine Entscheidung,<br />

kein Befehl“, erklärt eines der Achterl,<br />

Max Gaier. Die inspirierenden Inhalte<br />

sind manchmal auch politisch – dieses<br />

Thema versteckt man jedoch gekonnt<br />

zwischen den Zeilen. Wenn die 5/8erl<br />

Kritik ausüben, tun sie das selten mit<br />

erhobenem Zeigefinger, sondern vielmehr<br />

mit Feinsinnigkeit und Poesie.<br />

Typisch Mann?<br />

Das Cover ihres fünften Albums ziert<br />

ein männlicher Torso, der an mehreren<br />

Stellen bröckelt, aber immer noch Größe<br />

ausstrahlt. Max Gaier ergänzt, worauf<br />

man diese Torso-Metapher umlegen<br />

kann: „Zum Beispiel auf gewisse Bilder,<br />

die man im Kopf hat: Männer, die stinken.<br />

Wir haben alternative Assoziationen<br />

und außerdem einen anderen Lebensentwurf.<br />

Dass nur Männer die Entscheidungen<br />

treffen, die uns alle betreffen,<br />

und das seit einer Ewigkeit, ist beispielsweise<br />

nicht in unserem Sinn. Utopisch<br />

denken nicht verlernen! Wir stehen für<br />

die Komposition einer neuen Europahymne<br />

zur Verfügung.“<br />

Auf Gitarre, Kontrabass, Akkordeon und<br />

Wurlitzer sind für den Männerduft leicht<br />

verdauliche Songs wie „Cheesy Kern“<br />

entstanden, der unter anderem auf unseren<br />

Bundeskanzler anspielt, aber auch<br />

eine erfrischende Amore-Nummer wie<br />

„Campari Soda“, zu der im Kopfkino<br />

ein romantischer Italiener mit gebro-<br />

chenem Herzen auftaucht. Eine interessante<br />

Kreation ist auch „Eine Fahne“,<br />

in der ausführlich die Definition der<br />

Fahne erklärt wird. Der anschließende<br />

Titel „Fahnderl im Wind“ könnte – zumindest<br />

vom Namen her – eine Anspielung<br />

auf den vorherigen Song sein.<br />

Ein bisschen Bobo<br />

In „Geh Bitte Bobo“ will die Band darauf<br />

hinweisen, dass wir in der Außenwahrnehmung<br />

alle ein bisschen boboesk sind,<br />

also „finanziell abgesichert, konsumorientiert,<br />

antisolidarisch, in gewisser Weise<br />

uniformiert und stark aufs Äußere konzentriert.<br />

Nur mit Selbstkritik und Reflexion<br />

gibt es eine gemeinsame Lösung“,<br />

merkt Max Gaier an.<br />

Aber wonach riecht er denn jetzt, der<br />

typische Mann? „Als Titel war auch lange<br />

,Antiflat‘ im Rennen. Den Männern würde<br />

man ja keinen ,Duft‘ zutrauen. Männer<br />

stinken, schwitzen nach der Arbeit.<br />

Wir brechen damit und geben den Männern<br />

die Möglichkeit, duften zu dürfen.<br />

Männer sind diejenigen, die über ihre<br />

Rollen nachdenken sollten, die Frauen<br />

müssen seit Jahrhunderten die Perspektive<br />

wechseln. Eine wichtige Übung,<br />

wenn man über Urteilskraft oder Empathie<br />

redet.“<br />

Im Mai und Juni gehen 5/8erl in Ehr’n<br />

auf Österreich-Tour, wo man sich live<br />

und vor Ort ein Bild vom neuen Album<br />

und den Live-Künsten der Band machen<br />

darf. Oder wie Max Gaier sagen würde:<br />

„Boboeske Lebensoptimierungskosten<br />

kann man sich sparen, wenn man zu einem<br />

unserer Konzerte kommt. Eine CD<br />

oder Vinyl und eine Konzertkarte kosten<br />

nicht einmal so viel wie eine Yogastunde<br />

oder eine Psychotherapiesitzung. Und<br />

das Lässige: Wenn du auf ein 5/8erl in<br />

Ehr’n-Konzert kommst, erlebst du was<br />

gemeinsam mit anderen! Wenn das nicht<br />

ein Wunder ist!“<br />

Hören Sie mal rein!<br />

Die folgenden Veröffentlichungen<br />

sollten in keinem gut sortierten<br />

Plattenschrank fehlen. Oder? (mk, sb)<br />

LIVE<br />

Freiraum5 – Auf Kurs<br />

Bekannt aus „Herz von Österreich“<br />

bringen die Wiener mit ihrem Debütalbum<br />

den Heart Rock an den Mann.<br />

LIVE<br />

FLUT – Nachtschicht<br />

Die Linzer Band lässt die Ästhetik der<br />

80er-Jahre wieder aufleben – in ihrer<br />

Musik und in ihren Videos.<br />

LIVE<br />

Thomas David – To Love<br />

Liebe ist das zentrale Thema des neuen<br />

Albums, das sich für Thomas David<br />

anfühlt wie ein Comeback.<br />

LIVE<br />

Catastrophe & Cure – Blank Spots<br />

Minimalistische Arrangements treffen<br />

auf kaputt klingende Synthesizer zwischen<br />

Harmonie und Melancholie.<br />

LIVE<br />

Agnès Milewski – Seven Demons<br />

Allem Weltschmerz zum Trotz wirbelt<br />

ein hoffnungsfroher Wirbelwind durch<br />

das Auditorium, beschwingt leichtfüßig.<br />

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