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Gimme Danger<br />
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Jim Jarmusch, bekanntermaßen ein glühender Rock-Fan, widmet<br />
sich in seiner aktuellen Doku den legendären Stooges – und deren<br />
charismatischem Sänger Iggy Pop. TEXT: ANDREAS UNGERBÖCK<br />
Erstes Jubiläum: Am 21. <strong>April</strong><br />
wird – man wagt es kaum<br />
hinzuschreiben – der in Muskegon,<br />
Michigan, geborene James<br />
Newell Osterberg 70 Jahre alt. Das<br />
wäre weiter nicht bemerkenswert,<br />
würde es sich dabei um einen friedlichen<br />
US-amerikanischen Pensionisten<br />
handeln, der seinen Lebensabend<br />
in einem der zahlreichen Altersheime<br />
in Florida verbringt. Doch<br />
nein, James Osterberg tourt nach<br />
wie vor die Rockbühnen dieser Welt<br />
und bringt Konzertsäle und ganze<br />
Stadien zum Kochen, und das, wie<br />
er das schon seit Jahrzehnten tut,<br />
mit muskelbepacktem nacktem<br />
Oberkörper. Ebenso lang allerdings<br />
nennt er sich schon Iggy Pop, benannt<br />
nach seiner ersten Band, den<br />
Iguanas.<br />
Kurz, aber heftig<br />
Zweites Jubiläum: Am 31. Oktober<br />
dieses Jahres, also ausgerechnet zu<br />
Halloween, wird es sage und schreibe<br />
50 Jahre her sein, dass eine sehr wilde,<br />
sehr laute Band namens The<br />
Stooges an der University of Michigan<br />
ihr erstes Konzert gab – der Rest<br />
ist, wie man so sagt, Musikgeschichte.<br />
Die Stooges wurden in den bloß<br />
sieben Jahren ihrer Existenz nie zu<br />
einer massentauglichen Band, dazu<br />
war ihre Musik einfach zu scharfkantig,<br />
und mit ihrer exzessiven<br />
Bühnenshow – Iggy! – eckten sie<br />
überall an. So entstanden nur drei<br />
Alben, das letzte bereits 1973, und<br />
52|<br />
das war es dann. Allerdings gelten<br />
sie und ihre Songs wie „No Fun“<br />
(später u. a. von den Sex Pistols gecovert),<br />
„I Wanna Be Your Dog“,<br />
„Search And Destroy“, „Dirt“ und<br />
andere als enorm einflussreich und<br />
wurden schließlich zum „Kult“.<br />
Die Musik im Fokus<br />
Jim Jarmusch, in dessen Filmen Musik<br />
immer eine zentrale Rolle spielt<br />
(man denke nur an „Dead Man“ –<br />
Originalsoundtrack: Neil Young –<br />
oder an „Only Lovers Left Alive“),<br />
hat sich nun nach „Year of the Horse“<br />
über Young und seine Band Crazy<br />
Horse als bekennender Stooges-<br />
Fan der legendären Band angenommen<br />
und punktet nicht nur mit den<br />
philosophischen Sentenzen von Mr.<br />
Osterberg, sondern mit sehr viel,<br />
zum Teil rarem Archivmaterial, das<br />
Jetzt will ich ein Hund sein Iggy Pop, aka<br />
James Osterberg, der dieser Tage seinen 70er<br />
feiert, steht im Mittelpunkt der Dokumentation<br />
von Jim Jarmusch. Überraschenderweise<br />
ist gerade er, der Meister des Exzessses,<br />
der letzte Überlebende der legendären<br />
Band The Stooges.<br />
das Herz jedes Stooges-Fans höher<br />
schlagen lässt. Trotz seiner Exzesse<br />
ist ja Iggy Pop, etwas überraschend,<br />
der einzige Überlebende der Originalbesetzung<br />
(Dave Alexander starb<br />
schoon 1975, Ron Asheton 2009 und<br />
Scott Asheton 2014) – ein Umstand,<br />
den er unter anderem seinem großen<br />
Freund und Mentor David Bowie zu<br />
verdanken hat, der ihm in seiner<br />
„schwierigen Zeit“, um es vorsichtig<br />
auszudrücken, Mitte der Siebzigerjahre<br />
zur Seite stand und maßgeblich<br />
zu Iggys letztlich sehr erfolgreicher<br />
Solokarriere beitrug.<br />
Nach dem Schreckensjahr 2016, in<br />
dem viele Große der Pop-und Rockmusik<br />
das Zeitliche segneten (Bowie<br />
unter ihnen), ist es umso erfreulicher,<br />
Iggy Pop nach wie vor in „alter<br />
Frische“ zu sehen, und nun auch auf<br />
der Leinwand. Doch fun.