NAGELFLUH Frühjahr/Sommerausgabe 2017 - das Naturpark Magazin
Themen der Frühjahr/Sommerausgabe sind u.a.: Arbeit im Paradies: Ein Besuch auf der Sennalpe Oberberg; Schüler unterrichten Schüler: Gymnasiasten aus Egg unterrichten Naturparkschüler; Beim Wanderwegenetz tut sich was:Besucherlenkung: Ein bewegendes Thema / Weitere Informationen auch auf www.nagelfluh-magazin.de
Themen der Frühjahr/Sommerausgabe sind u.a.: Arbeit im Paradies: Ein Besuch auf der Sennalpe Oberberg; Schüler unterrichten Schüler: Gymnasiasten aus Egg unterrichten Naturparkschüler; Beim Wanderwegenetz tut sich was:Besucherlenkung: Ein bewegendes Thema / Weitere Informationen auch auf www.nagelfluh-magazin.de
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Schüler<br />
unterrichten Schüler<br />
Im vergangenen Schuljahr ist zwischen dem Bundesoberstufenrealgymnasium (BORG)<br />
Egg und dem <strong>Naturpark</strong> Nagelfluhkette eine besondere Zusammenarbeit entstanden.<br />
Dabei schlüpfen Schüler der höheren Schule in die Rolle der Lehrer, um Kinder aus<br />
den <strong>Naturpark</strong>schulen in Kleingruppen draußen in der Natur zu unterrichten.<br />
Verena, schau mal! Ich hab ein Tier gefunden.<br />
Was wird daraus?« Eine winzige<br />
Larve, nur ein paar Millimeter groß, paddelt in<br />
der kleinen Wasserschüssel hin und her. Verena<br />
inspiziert den Fang, der ihr unter die Nase<br />
gehalten wird, eingehend. »Eine Köcherfliege.<br />
Die schauen wir uns gleich ganz genau unter<br />
dem Mikroskop an«, antwortet sie schließlich<br />
der Volksschülerin Lena, die ihren Fund herangetragen<br />
hat. »Weißt du denn noch, weshalb die<br />
so heißen?« Klar weiß Lena die Antwort: »Weil<br />
die Larven in einem Köcher leben!«<br />
Diese Unterhaltung könnte ein ganz normaler<br />
Austausch zwischen Lehrer und Schüler auf<br />
Exkursion sein. Mit einem Unterschied: Die<br />
Lehrerin Verena ist selbst erst 17 Jahre alt.<br />
Beim Projekt »Schüler unterrichten Schüler«<br />
treten Erwachsene in den Hintergrund. Es sind<br />
die Gymnasiasten des Wahlpflichtgegenstands<br />
(WPG) Biologie, die hier eigenständig nachforschen,<br />
untersuchen und erklären.<br />
Erwachsene – überflüssig?<br />
Schon bei den ersten Testläufen im Jahr 2016<br />
stellte sich heraus, <strong>das</strong>s die <strong>Naturpark</strong>führer,<br />
die die Exkursionen leiteten, nur noch für die<br />
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Koordination der Termine und den groben Ablauf<br />
zu sorgen hatten. Ansonsten unterrichten<br />
die Gymnasiasten mit Enthusiasmus und Begeisterung<br />
selbst. »Sowohl die Lehrer, als auch<br />
die <strong>Naturpark</strong>führer treten bewusst in den<br />
Hintergrund und leisten nur Hilfe, wenn es<br />
nötig werden sollte«, beschreibt Carola Bauer<br />
den gewollten Effekt. Die <strong>Naturpark</strong>-Rangerin<br />
betreut mitunter den Bereich Umweltbildung<br />
auf der Vorderwälder Seite des <strong>Naturpark</strong>s Nagelfluhkette.<br />
Die Vorbereitung der Oberschüler<br />
sieht folgendermaßen aus: Die beiden zuständigen<br />
Lehrkräe aus Egg, omas Rüscher<br />
(Wahlpflichtgegenstand Waldökologie) und<br />
Alexander Feurle (Gewässerökologie), kennen<br />
sich als <strong>Naturpark</strong>führer selbst bestens im <strong>Naturpark</strong><br />
aus. Sie liefern ihren Schülerinnen und<br />
Schülern <strong>das</strong> nötige Know How.<br />
Die Schüler haben weiterhin »normalen«<br />
Unterricht, können jedoch ihr Wissen festigen,<br />
wenn sie mit den <strong>Naturpark</strong>schülern auf Exkursion<br />
sind und selbst in die Rolle des Lehrenden<br />
schlüpfen. »Wir nutzen die vorgegebenen<br />
Lehrplanstrukturen, damit es für beide<br />
Schulen kein oder nur wenig Mehraufwand ist.<br />
Gelernt wird auf Exkursion mit allen Sinnen,<br />
daher ist <strong>das</strong> wichtigste Hilfsmittel die Neugier<br />
aller, die Natur gemeinsam zu entdecken. Da<br />
kann es durchaus passieren, <strong>das</strong>s die Kinder<br />
sich auch mal blind durch den Wald tasten«,<br />
beschreibt Carola. Man merkt der Rangerin an,<br />
<strong>das</strong>s die Begeisterung der Schüler ansteckend<br />
ist. »Bisher unterrichten die Gymnasiasten des<br />
BORG Egg die Volksschüler unserer <strong>Naturpark</strong>schule<br />
Hittisau und die angehenden <strong>Naturpark</strong>schulen<br />
Lingenau und Sibratsgfäll.«<br />
Mehrwert für die Schulen<br />
Nicht nur für die »Lehrer«, die ihr Wissen<br />
vertiefen, auch für die Volksschüler bietet diese<br />
Unterrichtsform Vorteile. Da jeder seinen »Privatlehrer«<br />
hat, kann individuell auf die Bedürfnisse<br />
der Kinder eingegangen werden. Der Unterricht<br />
findet in der Regel draußen in der<br />
Natur statt. An einem Vormittag kann bei einer<br />
gemeinsamen Exkursion ein ema erarbeitet<br />
werden. So ist es beispielsweise bei der Gewässeruntersuchung<br />
möglich, die Kinder mit professionellen<br />
Mikroskopen unter Anleitung der<br />
Jugendlichen arbeiten zu lassen.<br />
Daher stellt dieses Projekt einen Mehrwert<br />
sowohl für die jungen Erwachsenen, als auch<br />
für die Volksschüler dar. Carola Bauer ist über-