31.03.2017 Aufrufe

NAGELFLUH Frühjahr/Sommerausgabe 2017 - das Naturpark Magazin

Themen der Frühjahr/Sommerausgabe sind u.a.: Arbeit im Paradies: Ein Besuch auf der Sennalpe Oberberg; Schüler unterrichten Schüler: Gymnasiasten aus Egg unterrichten Naturparkschüler; Beim Wanderwegenetz tut sich was:Besucherlenkung: Ein bewegendes Thema / Weitere Informationen auch auf www.nagelfluh-magazin.de

Themen der Frühjahr/Sommerausgabe sind u.a.: Arbeit im Paradies: Ein Besuch auf der Sennalpe Oberberg; Schüler unterrichten Schüler: Gymnasiasten aus Egg unterrichten Naturparkschüler; Beim Wanderwegenetz tut sich was:Besucherlenkung: Ein bewegendes Thema / Weitere Informationen auch auf www.nagelfluh-magazin.de

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Mit herrlichen Ausblicken, aber auch viel Arbeit ist <strong>das</strong> Leben am Berg verbunden<br />

Die artgerechte Haltung steht ihr gut: Die Alpenkräuter und die schöne Südlage<br />

der Sennalpe sorgen für eine besonders gute Milch<br />

Gudrun Beck – die 56-Jährige kümmert sich mitunter um <strong>das</strong> leibliche Wohl<br />

ihrer Gäste. Sie stellt aber auch den schmackhaften Weichkäse her<br />

Zufriedene Gäste – sie alle besuchen regelmäßig die Alpe Oberberg. Das halte<br />

jung, finden sie. Außerdem: „Hat man da droben sei Rühe!“<br />

Natürlich könnte er intensiver düngen, großflächige reine Grasflächen<br />

anlegen, wie es im Tal o der Fall ist. »Der Weidboden ist aber letztlich<br />

die Grundlage für meine gesamte Existenz. Eine umweltverträgliche und<br />

nachhaltige Pflege ist mir wichtig, damit diese bestehen bleibt.« Nicht<br />

zuletzt müssen die Kühe den ganzen Sommer über gut versorgt sein.<br />

»Man merkt schon, <strong>das</strong>s aus der Zucht immer leistungsstärkere Kühe<br />

hervorgegangen sind, die viel Milch geben. Die brauchen aber auch viel<br />

vitaminreiches Futter. Hier droben verbrauchen sie ja viel Energie schon<br />

allein durch die artgerechte Haltung, den Auslauf, den sie haben. Da<br />

muss der Älpler hinterher sein, <strong>das</strong>s sie genug kriegen.« Gegen fünf Uhr<br />

nachmittags werden sie ein zweites Mal eingestallt und gemolken. Im<br />

Anschluss wird der Stall geputzt. »Um halb Sieben habe ich Feierabend«,<br />

meint Sebastian. Den nutzt er hin und wieder für eine Bergtour oder<br />

einen Besuch auf einer anderen Alpe. »Meist bin ich aber froh, wenn ich<br />

endlich ins Bett komme«, lacht der junge Mann.<br />

In Familienhand<br />

Die Alpe Oberberg gibt es schon lange. Im Jahr 1875 wurde sie erbaut.<br />

In füner Generation lebt und arbeitet die Familie Beck »am Berg«.<br />

Besonders viel hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren getan: Zwei<br />

Jahre vor der Jahrtausendwende erschloss Sebastians Vater, Klaus Beck,<br />

die Alpe durch einen Zufahrtsweg. So kamen die Wanderer zur Einkehr.<br />

Sein Vater habe damit einen wichtigen Schritt getan, erzählt Sebastian:<br />

»Davor kamen am Tag ein oder zweimal Leute zu Besuch, die dann auch<br />

manchmal einen Käse gekau haben. Den Großteil davon haben wir mit<br />

Schlitten ins Tal gebracht und im Winter dort verkau.«<br />

Heute säumt ein Dutzend Tische mit Bierbänken die eigens angelegte<br />

Aussichtsterrasse. An sonnigen Wochenenden bleibt selten einer unbesetzt.<br />

Die Leute kommen, genießen die Aussicht, lassen sich Brotzeit servieren,<br />

probieren den Käse, der keine zwanzig Meter weiter produziert<br />

wurde. Viele lassen sich ein paar hundert Gramm abpacken. »Fünfundneunzig<br />

Prozent von meinem Käse verkaufe ich hier an der Alpe«, erzählt<br />

Sebastian. Das, was nach dem Sommer übrig bleibt, verkau seine Mutter<br />

auf der Alpe Rappengschwend. Diese liegt etwas tiefer im Gunzesrieder<br />

Tal und ist nur im Winter geöffnet. Die Erlöse aus dem Käseverkauf sind<br />

Sebastians Haupteinkommen. Reich wird man davon nicht. Ȁlpler wird<br />

man nicht aus finanziellen Gründen«, weiß Gudrun Beck. Die Mutter von<br />

Sebastian ist die gute Seele auf der Alpe Oberberg. Neben den täglichen<br />

Aufgaben auf der Sennalpe bewirtet sie die Gäste. Die 56-Jährige weiß:<br />

Viele Alpen sind reine Familienbetriebe. Von der Tierhaltung, Milchgewinnung<br />

über die Käseproduktion bis zu Vermarktung und Verkauf – auf<br />

der Alpe Oberberg ist alles in Familienhand. Die Achtung vor der sie umgebenden<br />

Landscha ist groß: »Wir leben ja von ihr«, so die Sennerin.<br />

Niemand ohne Leidenscha für dieses Leben und die umgebene Natur<br />

wäre für die vielen Stunden harter Arbeit zu begeistern. Sie selbst kann<br />

sich einen Sommer im Tal gar nicht vorstellen: »Ich würde die Alpe und<br />

die Freiheit, die man hier oben genießt, wahnsinnig vermissen.«<br />

Mit einem Auge auf die Zukunft<br />

Damit auch die nächste Generation diese Freiheit genießen kann,<br />

müssen die Becks mit der Zeit gehen. »Es ist wie in jedem Betrieb«, weiß<br />

Sebastian, »Stillstand bedeutet Rückschritt. Man sollte immer überlegen:<br />

Was kann ich besser machen? Was muss ich verändern? Jeder sollte mit<br />

einem Auge auf die Zukun leben, damit die nächste Generation noch<br />

gut davon leben kann.« Während man so gemütlich, <strong>das</strong> kalte Glas Limonade<br />

in der Hand, auf der Bierbank sitzt und über <strong>das</strong> Geländer der<br />

Terrasse schaut – der Blick schwei über saige Bergweiden, über die<br />

gerade ein Tagfalter flattert, an dunklen Baumspitzen zum Allgäuer<br />

Hauptkamm hinüber – dann versteht man, wovon der junge Senn<br />

spricht. Dieses kleine Fleckchen Landscha sähe heute ganz anders aus,<br />

würde niemand es bewirtschaen und pflegen. Und <strong>das</strong> wäre ein Verlust<br />

für die Vielfalt unserer Heimat.<br />

Viola Elgaß<br />

<strong>NAGELFLUH</strong><br />

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