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planet toys 2/17

Fachmagazin für den Spielwarenhandel und Industrie

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FOKUS SCHWEIZ<br />

<strong>planet</strong> <strong>toys</strong><br />

»DIE MARKE SIND WIR!«<br />

Selbstbewusst geben sich die Spielzeugfachhändler<br />

der Spielkiste und Amsler Spielwaren, wenn es um ihre Läden geht.<br />

Wir sprachen mit Marcel Amsler, Beat und Patrick Lutz.<br />

Meine Herren, wir treffen uns an einem<br />

historischen Ort. 1916 entstand<br />

im Club Voltaire in Zürich der Dadaismus.<br />

Ist die Schweiz nach wie vor ein<br />

bisschen Dada?<br />

Beat Lutz: Die Schweiz ist sehr konservativ,<br />

aber auch sehr überlegt. Die Innovationen<br />

kommen schön langsam in<br />

verdaubaren Häppchen.<br />

Marcel Amsler: Das sehe ich genauso.<br />

Die Schweiz ist manchmal ein bisschen<br />

langsam, aber am Schluss geht es vorwärts.<br />

Patrick Lutz: In der Schweiz gibt es noch<br />

Dinge, die zählen. Bezogen auf unsere<br />

Branche sind das Qualitätsbewusstsein,<br />

Beratung und Service. Es geht nicht nur<br />

um den Preis, das Gesamtpaket muss<br />

stimmen. Das ist unsere Chance.<br />

Heute Morgen habe ich im Hotel in der<br />

NZZ gelesen, dass die Schweiz Visionen<br />

braucht. Haben Sie Visionen?<br />

M.A.: Vor zwei Jahren habe ich begonnen,<br />

stationär mit online zu verknüpfen.<br />

Das mag keine bahnbrechende Vision<br />

sein, aber es heißt, wir orientieren uns<br />

immer nach vorne.<br />

B.L.: Ja, unsere Vision ist es, dass der<br />

klassische Fachhandel, wie wir ihn verstehen,<br />

eine Zukunft hat, sonst hätten<br />

wir diesen Weg der Expansion nicht beschritten.<br />

Max Frisch glaubte, dass das Grundgefühl<br />

des Schweizers eher die Angst<br />

vor der Zukunft sei. Wie fühlen Sie sich<br />

momentan?<br />

M.A.: Angst vor der Zukunft? Nein, immer<br />

einen gewissen Respekt, das ja. Die<br />

Herausforderungen der Zukunft sind<br />

doch spannend.<br />

P.L.: Was soll an der Zukunft schlecht<br />

sein? Ich habe eine Riesenfreude<br />

an der Arbeit, weil ich es<br />

bis zu einem gewissen<br />

Grad<br />

selbst in<br />

der<br />

„Alles bieten zu wollen ist<br />

meiner Meinung nach der<br />

falsche Weg.“<br />

BEAT LUTZ,<br />

Inhaber Spielkiste<br />

Hand habe, ob die Zukunft gut wird.<br />

B.L.: Angst ist nicht einfach vorhanden,<br />

sondern sie wird gemacht! In Deutschland<br />

nehme ich aber immer eine gewisse<br />

Angst als Grundgefühl wahr. Das ist<br />

manchmal extrem. Die Schweiz ist anders<br />

und für die Spielkiste kann ich sagen,<br />

dass wir bereit sind, um mit Freude<br />

die Zukunft zu gestalten. Es gibt keinen<br />

Grund in der Schweiz, vor irgendetwas<br />

Angst zu haben.<br />

Ist der Schweizer ein Handwerker, der<br />

vor allem eins will: bewahren, ausbessern<br />

und perfektionieren?<br />

Alle: Genau!<br />

B.L.: Das stimmt vorbehaltlos.<br />

Stimmt es, dass sich die Schweiz als<br />

neutrales Land inzwischen gegen alle<br />

Seiten wehren muss, aber seit dem<br />

Internet zunehmend auf verlorenem<br />

Posten steht?<br />

P.L.: Was heißt denn hier auf verlorenem<br />

Posten! Die Welt entwickelt sich<br />

und das Internet gehört dazu. Man muss<br />

sich darauf einstellen, es nicht schlecht<br />

reden und sich vielleicht verändern.<br />

Wie stellt man sich darauf ein, wenn<br />

man Deutschland vor der Tür hat?<br />

M.A.: Wir haben in der Schweiz die gleichen<br />

Hürden. Dazu haben wir einfach<br />

höhere Kosten für Miete, Elektrizität und<br />

Energie. Es gelten andere Spielregeln<br />

und nur günstig geht nicht. In der Spielware<br />

sehe ich weniger ein Problem.<br />

B.L.: Die deutschen Firmen, die wirklich<br />

erfolgreich sind, haben sich geradezu<br />

bewunderungswürdig dem speziellen<br />

Schweizer Markt angepasst und<br />

ein ganz anderes Niveau erreicht als in<br />

Deutschland.<br />

Sind die Schweizer die Erfinder der<br />

Hochpreislage?<br />

P.L.: Ich glaube nicht. Gute Handwerker<br />

kosten eben Geld.<br />

B.L.: Was heißt Erfinder? Die Ressourcen<br />

in der Schweiz sind knapp und<br />

knappe Güter sind immer teuer.<br />

Im Cicero konnten wir lesen, dass die<br />

Schweiz das deutschfeindlichste Land<br />

Europas ist. Leidet der Schweizer unter<br />

einer akuten Identitätsstörung?<br />

B. L.: Was hat der Redakteur denn für<br />

eine Brille auf? Ich kann mir das eigentlich<br />

nicht vorstellen, aber es ist<br />

klar, dass diese schnelle, hart getackte<br />

Sprechweise der Deutschen natürlich<br />

nicht unserem Hör- und Sprechverhalten<br />

entspricht.<br />

P.L.: Man darf eines nicht vergessen,<br />

Deutsch ist nach wie vor eine Fremdsprache.<br />

Vielleicht fehlt es daran genau<br />

zu hören, wie etwas gesagt wurde. Der<br />

Empfänger bestimmt, was gesagt wurde,<br />

nicht der Sender.<br />

B.L.: Ein bisschen Ablehnung ist wohl<br />

da, denn im Moment haben wir eine Situation,<br />

in der man in kein Spital in der<br />

ganzen Schweiz gehen kann, bevor man<br />

nicht zuerst mit deutschsprechenden<br />

Pflegern und Ärzten gesprochen hat.<br />

Das gefällt nicht jedem.<br />

Kommen wir zum Markt. Der Umsatz<br />

von Spielwaren blieb 2016 in der<br />

Schweiz mit 460 Mio. Franken auf dem

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