PDF-Version - Berliner Mieterverein e.V.
PDF-Version - Berliner Mieterverein e.V.
PDF-Version - Berliner Mieterverein e.V.
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Foto: Easy-PR<br />
Panorama<br />
AnwohnerinitiAtive im ChAmissokiez<br />
„Ganz normale vorgänge“<br />
hauskäufe in kreuzberger sanierungs<br />
gebieten gelten für investoren<br />
als lukrative Geldanlage mit steuerlichen<br />
vorteilen. Die bewährten me <br />
thoden: entmieten und verkaufen.<br />
Gegen die schleichende vertreibung<br />
langjähriger mieter hat sich im<br />
Chamissokiez eine Anwohnerinitiative<br />
gebildet.<br />
Manuela K. ist seit sieben Jahren<br />
Mieterin einer Dreizimmerwohnung<br />
in der Arndtstraße. In dieser Zeit<br />
wechselten die Besitzverhältnisse<br />
des Hauses drei Mal – Eigentümer<br />
seit Juni 2010 ist ein Investor aus<br />
Baden-Baden. Bereits im September<br />
wurde dieser bei Manuela K. vorstellig:<br />
Das Haus solle umfassenden Baumaßnahmen<br />
unterzogen und ihre<br />
Wohnung mit der Nachbarwohnung<br />
zusammengelegt werden. Ob sie bereit<br />
sei, gegen das Angebot einer Ersatzwohnung<br />
auszuziehen? Kurz<br />
Download<br />
des Energiekonzepts<br />
2020:<br />
www.berlin.de<br />
(Suchbegriff:<br />
Ener giekonzept<br />
2020)<br />
Erneuerbare<br />
Ener gien haben in<br />
Ber lin noch ein beträchtlichesWachstumspotenzial<br />
darauf wurden Kaufinteressenten<br />
durchs Haus geführt und leer stehende<br />
Wohnungen saniert.<br />
Im November erhielt Manuela K. ohne<br />
weitere Vorankündigung die fristlose<br />
Kündigung nebst Räumungsandrohung<br />
– sie habe sich wiederholten<br />
Aufforderungen der Hausverwaltung<br />
widersetzt, ihre Kaution,<br />
die sie von der Vorverwaltung zu -<br />
rückerhalten hatte, einzuzahlen. Die<br />
der Räumungsandrohung beigefügten<br />
Aufforderungsschreiben hatte<br />
sie allerdings nie erhalten. Für Marlies<br />
Lau, Rechtsberaterin beim <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Mieterverein</strong>, ist die Inten tion<br />
klar: „Das ist ein übler Trick, um die<br />
Mieterin hinauszubekommen.“<br />
Derselben Auffassung war die Richterin<br />
in der Räumungsverhandlung<br />
im März 2011: Die Klage des Vermieters<br />
wurde abgewiesen – unter<br />
Hinweis auf das seit sieben Jahren<br />
bestehende Mietverhältnis und das<br />
enerGiekonzept 2020<br />
richtung klar, weg offen<br />
Berlin will seine Co2emissionen<br />
bis 2020 im vergleich zu 1990 um<br />
40 prozent oder 17,6 millionen tonnen<br />
senken. wie das geschehen<br />
soll, beschreibt das lange erwartete<br />
und nun vom senat beschlossene<br />
energiekonzept 2020. konkrete<br />
Umsetzungsstrategien fehlen allerdings<br />
in dem papier.<br />
Als „Kompass auf dem Weg zu einer<br />
nachhaltigen Energie- und Wirtschaftspolitik“<br />
will Wirtschaftssenator<br />
Harald Wolf das in seinem Auf-<br />
trag von der <strong>Berliner</strong> Energieagentur<br />
(BEA) erarbeitete Energiekonzept<br />
2020 verstanden wissen. Die Kompass-Nadel<br />
zeigt vor allem auf die<br />
Privathaushalte, die in Berlin mehrheitlich<br />
in Altbauten mit hohem Energieverbrauch<br />
leben. Durch Modernisierung<br />
der Heizungsanlagen und<br />
Wärmedämmung können hier große<br />
Mengen CO2 eingespart werden, so<br />
die BEA-Prognose.<br />
In punkto Umsetzung bleibt das<br />
Energiekonzept vage und verweist<br />
vor allem auf „ordnungspolitische<br />
Maßnahmen für den Gebäudebestand“.<br />
Gemeint ist das Klimaschutzgesetz<br />
der Umweltverwaltung – seit<br />
2009 vor allem wegen der ungeklärten<br />
Finanzierung heftig diskutiert,<br />
mehrfach überarbeitet und inzwischen<br />
verschoben.<br />
Darüber hinaus setzt das Energiekonzept<br />
2020 auf einen deutlichen<br />
Ausbau der erneuerbaren Energien<br />
im Strom- und Wärmebereich. Die-<br />
von der Mieterin unverzüglich hinterlegte<br />
Kautionssparbuch. Eine Bitte<br />
um Stellungnahme kommentierte<br />
der Eigentümer mit den Worten:<br />
„Das sind alles ganz normale Vorgänge<br />
in dem Haus, dazu wollen wir<br />
uns nicht näher äußern.“<br />
Fünf von neun Mietparteien haben<br />
dem Druck nicht standgehalten und<br />
sind zwischenzeitlich ausgezogen,<br />
die verbleibenden Mieter wollen gemeinsam<br />
mit anderen im Kiez für den<br />
Erhalt ihrer Wohnungen kämpfen.<br />
Elke Koepping<br />
Das alte Lied: Weil<br />
leer stehende Wohnungen<br />
einfacher<br />
zu modernisieren<br />
und lukrativer zu<br />
verkaufen sind,<br />
werden Mieter zum<br />
Auszug gedrängt<br />
se tragen in der Hauptstadt derzeit<br />
gerade mal rund zwei Prozent zur<br />
Energieerzeugung bei. Nach Berechnungen<br />
des Instituts für ökologische<br />
Wirtschaftsforschung (IÖW) für das<br />
Energiekonzept ist bis 2020 ein Anteil<br />
von 13 Prozent machbar. So sollen<br />
zum Beispiel Biomassepotenziale<br />
auf den <strong>Berliner</strong> Stadtgütern erschlossen,<br />
mehr dezentrale Blockheizkraftwerke<br />
und Erdwärmepumpen<br />
installiert, die „Solardachbörse“<br />
ausgebaut und öffentliche Dächer<br />
für Solarenergie bereitgestellt werden.<br />
Außerdem will Berlin weitere Klimaschutzvereinbarungen<br />
mit der Wohnungswirtschaft,<br />
mit Gewerbe, Handel<br />
und Dienstleistungssektor sowie<br />
Verkehrsunternehmen schließen, das<br />
Energiemanagement auf Landes-<br />
und Bezirks ebene verbessern und<br />
Energieeffizienz zum Kriterium für<br />
die öffentliche Beschaffung machen.<br />
Kristina Simons<br />
10 MieterMagazin 6/2011<br />
Foto: Christian Muhrbeck