PDF-Version - Berliner Mieterverein e.V.
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Mie ter verein.<br />
Wer beispiels -<br />
weise ein Haustier<br />
mit in die<br />
neue Wohnung<br />
bringen will, sollte<br />
prüfen lassen,<br />
ob das Ver bot der<br />
Tierhaltung wirksam<br />
verein bart<br />
wurde. Doch<br />
wer will schon<br />
den Vermieter<br />
gleich zu Anfang<br />
dadurch verärgern,<br />
dass er den Mietvertrag<br />
misstrauisch<br />
studiert? Je teurer<br />
die Wohnung, desto<br />
eher wird es aber<br />
möglich sein, dass man den Vertrag<br />
mit nach Hause nehmen und in Ruhe<br />
prüfen kann.<br />
Gibt es dagegen viele Interessenten,<br />
bringt einen die zeitaufwändi ge<br />
Überprüfung in die Bredouille. Zumindest<br />
sollte man un ter allen Umständen<br />
das Vertragsformular von<br />
vorne bis hinten durchlesen und verstehen,<br />
rät Friedrichs: „Dabei sollte<br />
man im Zweifelsfall davon ausgehen,<br />
dass sämtliche Regelungen<br />
wirksam sind.“<br />
Komplizierter wird das Ganze dadurch,<br />
dass individuellen Vereinbarungen<br />
fast keine Grenzen gesetzt<br />
sind. Man kann beispielsweise vertraglich<br />
festhalten, dass der Mieter<br />
einmal pro Woche das Auto des<br />
Vermieters waschen muss. Als vorformulierte<br />
Vertragsbedingung in<br />
den Allgemeinen Geschäftsbedingungen<br />
(AGB) wäre das nicht zulässig,<br />
als eine zwischen den Parteien<br />
ausgehandelte Regelung dagegen<br />
sehr wohl.<br />
„Sofern eine Individualvereinbarung<br />
nicht sittenwidrig ist oder gegen das<br />
Gesetz verstößt, ist sie bindend“, erklärt<br />
Maciejewski. Stärker als auf<br />
die Formularklauseln sollte man da -<br />
her sein Augenmerk auf Son dervereinbarungen<br />
richten, empfiehlt<br />
Rechtsanwalt Fal ko Kalisch. Zwar<br />
hat man als Bewerber in der Regel<br />
keine Wahl – entweder man unter -<br />
schreibt oder man bekommt die<br />
Woh nung eben nicht. „Aber Individualvereinbarun<br />
gen können für den<br />
MieterMagazin 6/2011<br />
Im Zwei -<br />
f els fall müssen<br />
Sie davon<br />
ausgehen, dass das,<br />
was Sie unterschrieben haben,<br />
rechtlich seine Gültigkeit hat<br />
Mieter sehr unangenehm sein, da<br />
sollte man sich schon überlegen, ob<br />
man die Wohnung wirklich anmieten<br />
will“, meint der Anwalt. Zu prüfen<br />
ist allerdings, ob es sich überhaupt<br />
um eine Individualvereinbarung<br />
handelt. Die Abgrenzung ist<br />
schwierig. „Früher waren das hauptsächlich<br />
handschriftlich eingefügte<br />
Passagen, heute ist das kein hinreichendes<br />
Indiz mehr“, erklärt er.<br />
Bis an die grenze –<br />
oder darüber hinaus<br />
In der Regel gibt der Vermieter das<br />
Vertragsformular vor, Mieter ha ben<br />
nur selten ein Mitspracherecht, welcher<br />
Vordruck verwendet wird.<br />
Doch wo sind die Unterschiede?<br />
Vereinfacht gesagt sind die Formularverträge<br />
der Hausbesitzerverbände<br />
vermieterfreundlicher. Sie sind<br />
dicht bis an die erlaubte Grenze mieterfeindlich<br />
gestaltet – oder gehen<br />
so gar noch darüber hinaus. Bestes<br />
Bei spiel: die Kleinreparaturklausel,<br />
durch die der Mieter bis zu einer bestimmten<br />
Hö he an notwendigen Reparaturen<br />
beteiligt wird. Während<br />
die bisherige Rechtsprechung eine<br />
Begrenzung auf 80 Euro vorsieht,<br />
steht im Vertrag des Grundeigentum-Verlags<br />
ein Limit von 120 Euro.<br />
Ob dies zulässig ist, bleibt abzuwarten<br />
– noch existiert dazu keine<br />
Rechtsprechung. Auch die Abwälzung<br />
der Schönheitsreparaturen auf<br />
den Mieter ist in die ser Vertragsausfertigung<br />
„wasserdicht“ vereinbart.<br />
Wer das seltene Glück hat, selber ein<br />
Vertragsformular vorschlagen zu<br />
dürfen, sollte unbedingt auf die Vorlage<br />
des Deutschen Mieterbundes<br />
(DMB) zurückgreifen. Dieser Vertrag<br />
enthält auf acht Seiten detaillierte<br />
Regelungen, etwa zur Raumtemperatur,<br />
zur Frage von Einbauten oder<br />
zur Auskunftspflicht des Vermie ters.<br />
Beide Parteien können außerdem<br />
agB oder individualvereinbarung?<br />
Zum Schutz des Verbrauchers – also auch des Mieters<br />
– gibt es in den Paragraphen 305 bis 310 des Bürgerlichen<br />
Gesetzbuches (BGB) einige Regelungen zur Gestaltung<br />
rechtsgeschäftlicher Schuldverhältnisse durch<br />
Allgemeine Geschäftsbedingungen (ABG). Für den<br />
Mieter bedeutet das: Wenn der Vermieter etwas in<br />
den Vertrag hineinschreibt, was gegen Treu und Glauben<br />
verstößt, also besonders ungerecht ist, oder anderweitig<br />
gegen die Paragraphen 305 ff. BGB verstößt,<br />
dann ist diese Regelung ungültig, auch wenn der Mieter<br />
sie unterschrieben hat. Voraussetzung ist jedoch,<br />
dass es sich tatsächlich um eine Allgemeine Geschäftsbedingung<br />
handelt und nicht um eine zwischen Mieter<br />
und Vermieter ausgehandelte Individualvereinbarung.<br />
AGB sind im Mietrecht alle für eine Vielzahl von<br />
Verträgen vorformulierte Vertragsbedingungen. Ob<br />
der Vermieter ein gedrucktes Mietvertragsformular benutzt<br />
oder es mit der Schreibmaschine oder per Hand<br />
schreibt, spielt dabei keine Rolle. Entscheidend ist, dass<br />
der Vermieter den gleichen Text mehrfach verwendet.<br />
Nach heutiger Rechtsprechung versteht man darunter<br />
mindestens drei bis fünf Fälle. Handelt es sich um einen<br />
gewerblichen Vermieter, also etwa eine Wohnungsbaugesellschaft,<br />
eine Genossenschaft oder ein Immobilienunternehmen,<br />
muss nicht einmal das gegeben sein,<br />
es reicht die einmalige Verwendung.<br />
Allerdings: Die Beweislast dafür, dass ein Einzelvertrag<br />
vorformuliert war und dass der Verbraucher keinen Einfluss<br />
auf den Inhalt nehmen konnte, trägt grundsätzlich<br />
der Verbraucher, also in unserem Fall der Mieter. bl<br />
durch Ankreuzen den Ausschluss<br />
von Eigenbedarfskündigungen oder<br />
den Verzicht auf Mieterhöhungen<br />
für eine bestimmte Zeit vereinbaren.<br />
Nach Angaben des DMB genießt<br />
das Formular auch bei Vermietern<br />
eine große Akzeptanz: „Häufig sind<br />
es Einzeleigentümer, die vielleicht selber<br />
Mieter sind, und die Streit von<br />
vornherein vermeiden wollen“, so<br />
Ulrich Ropertz, Pressesprecher des<br />
DMB. Birgit Leiß<br />
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