nullfuenfer_Saint-Etienne
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Unser Gast 37<br />
››DIESER VEREIN HAT ES MIR EINFACH ANGETAN UND IST EIN<br />
TEIL VON MIR. DIE GANZE STADT IST FUSSBALLVERRÜCKT.‹‹<br />
Pierre-Emerick Aubameyang<br />
Frankreichs. Seit 1934 (!) besteht der Fanverband<br />
Associés Supporters, der 11.000 Mitglieder stark<br />
ist. Dabei liegen die sportlich erfolgreichsten Zeiten<br />
des Klubs lange zurück. Die letzte der zehn<br />
Meisterschaften feierte AS 1981, den letzten<br />
der sechs Pokalsiege 1977. Sechsmal gewannen<br />
die „Grünen“ den französischen Supercup, in der<br />
Spielzeit 1975/76 erreichten sie das Endspiel<br />
im Europapokal der Landesmeister. Im Glasgower<br />
Hampden Park triumphierte unterdessen der FC<br />
Bayern München, Franz „Bulle“ Roth markierte den<br />
1:0-Siegtreffer. Und doch wurde die AS-Delegation<br />
von einer begeisterten Menschenmenge auf den<br />
Pariser Champs Elysées empfangen, als bislang<br />
einzige französische Vereinsmannschaft. Der<br />
Stadt <strong>Saint</strong>-Étienne, einst geplagt durch Zechen-<br />
Stilllegungen und Pleiten großer Arbeitgeber, diente<br />
sie als Hoffnungsträger und Trostpflaster.<br />
Alsbald aber war von schwarzen Kassen die<br />
Rede, herausragende Spieler wie Michel Platini<br />
verließen den Verein. 1984 stiegen „Les Verts“<br />
ab. Die sogenannte „Passfälschungsaffäre“ Ende<br />
der 1990er-Jahre führte zur Verurteilung des<br />
Vizepräsidenten Gérard Soler, darüber hinaus wurden<br />
dem Team 2001 Punkte abgezogen – die<br />
Mannschaft rutschte hinunter in die Division 2.<br />
Vergangenheit. Längst zählt AS <strong>Saint</strong>-Étienne<br />
wieder zu den Konstanten der Ligue 1. Überhaupt<br />
die Konstanz: In der Zeit der großen Erfolge waren<br />
in 40 Jahren nur vier Trainer für AS tätig, drei von<br />
ihnen hatten sich zuvor als Spieler für den Verein<br />
verdient gemacht. Der aktuelle Fußball-Lehrer,<br />
Christophe Galtier, 1966 in Marseille geboren,<br />
lenkt die Geschicke der Mannschaft seit 2009. Und<br />
die Seinen steigerten sich Jahr für Jahr, von Position<br />
17 in der ersten Spielzeit bis zu Platz vier in der<br />
Runde 2013/14. Am Ende der darauffolgenden<br />
Saison war AS Fünfter, ein weiteres Jahr später<br />
Sechster. 2013 gewann AS den französischen<br />
Ligapokal, ein Titel, der in der Trophäensammlung<br />
Der letzte und zehnte Titelgewinn in<br />
der Ligue 1 liegt zwar schon 25 Jahre<br />
zurück, trotzdem darf sich AS St.<br />
Étienne nach wie vor Rekordmeister<br />
nennen. In Lauerposition liegen<br />
Olympique Marseille (9), der FC<br />
Nantes (8) sowie Olympique Lyon<br />
und AS Monaco (jeweils 7). Paris St.<br />
Germain hat im Mai seine sechste<br />
Meisterschaft gefeiert.<br />
gefehlt hatte. Nach drei Spieltagen der aktuellen<br />
Saison belegte das Ensemble aus <strong>Saint</strong>-Étienne<br />
Rang zehn. Um in die Gruppenphase der Europa<br />
League zu gelangen, hatte AS zwei Hürden zu<br />
überspringen. In der dritten Qualifikationsrunde<br />
siegten die Franzosen beim AEK Athen 1:0, das<br />
Hinspiel hatte mit einem 0:0 geendet. Auch in<br />
den Play-offs trat AS in der Fremde stärker auf als<br />
im eigenen Stadion. Christophe Galtiers Formation<br />
gewann im gelobten Land bei Beitar Jerusalem 2:1,<br />
Flügelflitzer Kevin Monnet-<br />
Paquet bejubelt mit<br />
Kollegen seinen Treffer<br />
gegen Montpellier.<br />
daheim lautete das Resultat erneut 0:0. Schon vor<br />
dem Auftritt gegen Athen betonte Galtier, seine Elf<br />
sei bereit. Warum? „Weil wir so hart gearbeitet<br />
haben“, sagte der Trainer. Heute Abend soll das<br />
zu begutachten sein. Ein ehemaliger „Grüner“<br />
verdient seit drei Jahren in der Bundesliga seinen<br />
Lebensunterhalt, er ist nun ein Schwarz-Gelber.<br />
Pierre-Emerick Aubameyang hatte für AS in 87<br />
Spielen 37 Tore erzielt, Borussia Dortmund sicherte<br />
sich 2013 die Dienste des Gabuners. Wer verstehen<br />
will, wie sehr St. <strong>Etienne</strong> und Fußball zueinandergehören,<br />
muss nur Aubameyang fragen. „Ob ich eines<br />
Tages zurückkehren möchte? Ich hoffe das sehr.<br />
Dieser Verein hat es mir einfach angetan und ist ein<br />
Teil von mir. Die ganze Stadt ist fußballverrückt, und<br />
die Fans waren sehr gut zu mir.“<br />
Ehe AS in der Opel-Arena vorspielt, stand dem<br />
Team in der Ligue 1 die schwerstmögliche Aufgabe<br />
bevor. Der Weg führte zu Paris St. Germain.<br />
„Unmöglich ist nichts“, hatte Innenverteidiger Léo<br />
Lacroix am Tag vor der Partie betont. Auch kein<br />
Ausgleichstreffer nach dem Ende der regulären<br />
Spielzeit. AS verbuchte mit dem 1:1 einen Zähler.