sportFACHHANDEL 06_2017 Leseprobe
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34 | FACHHANDEL | Ausbildung <strong>06</strong>.<strong>2017</strong><br />
IMMER MEHR<br />
ABITURIENTEN<br />
DRÄNGEN AUF DEN<br />
AUSBILDUNGS-<br />
MARKT<br />
Weniger Hauptschüler,<br />
immer mehr Abiturienten:<br />
Immer häufiger sind Bewerber<br />
entweder unter- oder<br />
überqualifiziert. Auch ein<br />
Grund für die so bezeichneten<br />
Passungsprobleme,<br />
denn obwohl theoretisch<br />
genügend Ausbildungsplätze<br />
zur Verfügung<br />
stehen, bleiben viele<br />
unbesetzt.<br />
Studienberechtigung<br />
Realschulabschluss<br />
Hauptschulabschluss<br />
ohne<br />
20,3 21,0 23,1 24,0 25,3 26,2 27,7<br />
43,0 42,9<br />
richten aber auch, dass obwohl die Schwierigkeiten<br />
der Mitarbeitergewinnung für die Händler immer<br />
größer werden, die Resonanz auf diese Angebote<br />
seitens der Partner nicht hoch genug sei.<br />
Die Perspektiven des gewählten Ausbildungsberufes<br />
werden darüber hinaus für junge Menschen<br />
immer wichtiger. Sport 2000 und Intersport<br />
bieten mit ihren Schulungsprogrammen bereits heute<br />
vielfältige Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
an. Michael Fanck weiß: „Die berufliche Perspektive<br />
ist enorm wichtig, um das Interesse bei potenziellen<br />
Azubis zu wecken. Grundsätzlich scheinen Berufe<br />
in der Sporthandelsbranche attrak tiv zu sein, denn<br />
diese sind bei den Sportmarken extrem gefragt. Die<br />
beruflichen Perspektiven im Einzelhandel gelten<br />
hingegen als sehr begrenzt, bei zugleich gestiegenen<br />
Anforderungen an die Mitarbeiter.“ Die Berufe im<br />
Fachhandel erforderten heute viel mehr Facetten „als<br />
deren Image suggeriert“. Beispielsweise würden sich<br />
im Zuge der Digitalisierung gerade für den Nachwuchs<br />
spannende Einsatzmöglichkeiten ergeben,<br />
die auch die Attraktivität der beruflichen Perspektive<br />
steigern. Generell bietet die Sport 2000 für<br />
Azubis viertägige Seminare zur Vorbereitung auf die<br />
Prüfung zum Kaufmann/Kauffrau im Einzelhandel<br />
oder als Verkäufer/innen an. Aktuell habe man sich<br />
in diesem Jahr dabei auf Angebote fokussiert, die<br />
Azubis dabei unterstützen, die Digitalisierung gewinnbringend<br />
für ihr Geschäft zu nutzen. So werden<br />
aktuell folgende Seminare angeboten: Meine Rolle<br />
als Verkäufer/in in Zeiten des Internets, Social Media<br />
Marketing, Facebook Marketing, E-Mail Marketing,<br />
42,1 42,3 42,3 42,8<br />
42,7<br />
33,1 32,9 31,9 30,8 29,5 28,1 26,7<br />
3,5 3,1 2,9 2,8 2,9 2,9 2,8<br />
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015<br />
QUELLE: BERUFSBILDUNGSBERICHT <strong>2017</strong> / BIBB<br />
SEO – Suchmaschinenoptimierung oder Online<br />
Werbung. Die Intersport setzt auf das so bezeichnete<br />
Azubi-College. Markus Britsch erklärt: „Unser<br />
Azubi-College ist modular aufgebaut. In Österreich<br />
besteht es aus fünf jeweils fünftägigen Modulen, in<br />
Deutschland aus vier fünftägigen Modulen und ist<br />
ein Mix aus Persönlichkeitsschulung, Verkaufstechniken<br />
und warenkundlichen Themen. Darüber hinaus<br />
ist die berufliche Perspektive für Auszubildende<br />
heute sehr wichtig. Für die Azubis und Mitarbeiter<br />
selbst versuchen wir deshalb mit unserer Intersport<br />
Akademie aufzuzeigen, welche Karrieremöglichkeiten<br />
es gibt und welche Schritte nötig sind, um<br />
Karriere zu machen. Vom Azubi bis hin zur Führungskraft<br />
bieten wir für alle Mitarbeiter im Sportfachhandel<br />
entsprechende Seminare.“<br />
Wenn der Wille zu Fortbildung bei den Azubis und<br />
Mitarbeitern noch stärker ausgeprägt ist, kommen<br />
freie Bildungseinrichtungen wie beispielweise das<br />
Düsseldorfer IST-Studieninstitut in Betracht, das<br />
unter anderem die akademischen Studiengänge<br />
Master Sportbusiness Management sowie Bachelor<br />
Sportbusiness Management anbietet. Benjamin<br />
Willems aus dem Fachbereich Sport & Management<br />
erläutert: „Der Sportfachhandel bietet<br />
zweifelsfrei sehr spannende Einstiegsmöglichkeiten,<br />
sollte aber auch hinterfragen, wer wie intensiv<br />
ausgebildet werden muss. Es besteht beispielsweise<br />
die Möglichkeit sich über ein Bachelor-Studium<br />
Sportbusiness Management an der IST-Hochschule<br />
kaufmännisch sowie gleichermaßen auf die<br />
Sportbranche spezialisiert ausbilden zu lassen.<br />
So wird das notwendige kaufmännische und sportspezifische<br />
Know-how vermittelt und im Falle des<br />
Sportfachhandels über ein Wahlmodul Sporthandel<br />
die notwendige wissenschaftliche Ausbildung<br />
gewährleistet. Über den praktischen Teil des dualen<br />
Studiums wird dann vom Arbeitgeber das notwendige<br />
Spezialwissen für den Sportfachhandel<br />
vermittelt.“<br />
Die Personaldecke im Sportfachhandel ist häufig<br />
dünn. Azubis werden deshalb öfter nahezu ausschließlich<br />
im Verkauf eingesetzt, als es für eine<br />
qualifizierte Ausbildung gut ist. Gerade weil sich<br />
viele Bewerber beispielsweise durch vergleichsweise<br />
geringere Entlohnung und unattraktive Arbeitszeiten<br />
von der Ausbildung im Sportfachhandel abwenden,<br />
ist es aber umso entscheidender, den Azubis<br />
Perspektiven zu bieten. Dazu gehört neben der<br />
bestmöglichen Ausbildung auch die Möglichkeit zur<br />
stetigen Fort- und Weiterbildung. Immerhin – und<br />
das sollte in diesem Zusammenhang nicht vergessen<br />
werden – spricht sich durch Mund-zu-Mund-Propaganda<br />
schnell herum, welcher Ausbildungsbetrieb<br />
weiter zu empfehlen ist und welcher nicht. Nur<br />
wenn es dem Sportfachhandel gelingt, trotz aller<br />
Probleme als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen<br />
zu werden, können die Herausforderungen der<br />
Zukunft auch gemeistert werden.