Mallorca multi-kulti - New Mallorca
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21<br />
Kolumne<br />
ein Vierteljahr später zu uns. Aber Isabel werkelte bereits durch Empfehlung<br />
deutscher Freunde als Putzfee, die nicht nur den ersten groben Baudreck<br />
weg machte.<br />
14 Tage vor unserem ersten Weihnachten hier fragte mich unsere einheimische<br />
Mehr-als-Putzfrau ob wir denn Weihnachten nach Deutschland zur<br />
Familie führen. „Nein,“ meine Antwort, „wir können die Finca ja der Tiere<br />
wegen nicht gleich wieder verlassen und eigentlich zieht uns auch nichts zurück<br />
in die alte Heimat.“ Ob denn meine Mutter oder Bruder hierher kämen.<br />
Wieder musste ich verneinen. Nach diesen Recherchen bewunderte sie erst<br />
einmal meinen mangels Tannenmasse aus Pinienzweigen selbst gebastelten<br />
Adventskranz mit den vier Kerzen gebührend bewunderte und ließ sich die<br />
Bewandtnis desselben erklären. Adventskränze waren zumindest damals<br />
noch nicht so bekannt unter den Einheimischen. Danach vergingen erst<br />
einmal einige Tage.<br />
Plastik und Bienenwachs<br />
Am 23. Dezember kam Isabel geheimnisvoll lächelnd mit einem Karton unter<br />
dem Arm an, ging damit ins Kaminzimmer und – man ahnt es schon – zog<br />
ein grünes Plastikungetüm, leicht zerknittert heraus. Freudestrahlend entwirrte<br />
sie die zerzausten Zweige des 1,60 m großen künstlichen Christbaumes.<br />
Sie hatte sogar noch an Baumschmuck in Form von roten Plastikketten<br />
gedacht. Dann strahlte sie mich an und sagte: „Also Du bist doch Deutsche,<br />
Du kannst doch hier nicht Weihnachten verbringen ohne einen Weihnachtsbaum,<br />
wie Ihr Deutsche ihn habt!“. Obwohl ein Plastik-Christbaum nicht gerade<br />
der Traum meiner schlaflosen Nächte war, war ich so gerührt, dass mir<br />
fast die Tränen kamen. Ich packte die echten Bienenwachskerzen aus, die<br />
ich im Kofferraum mitgeschleppt hatte und vervollständigte den Baum. Ich<br />
glaube, das war erste und einzige Tannenbaum aus Plastik aber mit echten<br />
Bienenwachskerzen !<br />
Seitdem wird der Plastik-Baum in Ehren gehalten, kommt jedes Jahr aus der<br />
Verpackung und wird auf der Terrasse aufgebaut. Mittlerweile ist er schon<br />
etwas lädiert und musste Federn, pardon, Plastiknadeln, lassen, aber ich<br />
finde, das tut seinem Symbolstatus keinen Abbruch: Er steht nämlich für das<br />
herzliche Willkommen der Einheimischen hier und ihr natürliches Taktgefühl<br />
mit der Ahnung, was Weihnachten für uns Nordlichter bedeutet.