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Vierter Teil: Sozialismus und Formalismuskampagne

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208<br />

Im Katalog, dessen Herausgabe auf den Verleger <strong>und</strong> Kunsthändler Eduard Henning 1267<br />

zurückging, sind alle Werke verzeichnet. Auch Karl Völker nahm an dieser 1.<br />

Kunstausstellung der Provinz Sachsen vom 9.5. bis 14.7.1946 teil. Er zeigte Bilder der<br />

letzten 15 Jahre, so Stilleben <strong>und</strong> Landschaften, Masken, Porträts <strong>und</strong> eine der in Celle<br />

entstandenen Arbeiten der Kaffehaus-Serie, das „Kaspertheater“ von 1931, <strong>und</strong> das<br />

Gemälde „Kriegsgefangener“, das er im Anschluss an seine Erlebnisse im<br />

Kriegsgefangenenlager gemalt hatte. In der SED–Zeitung „Freiheit“ erschienen kurz<br />

hintereinander zwei sehr konträre Besprechungen der Ausstellung. Dr. Marie-Louise<br />

Metzner fand Völkers Werke am einprägsamsten in seinen den Menschen darstellenden<br />

Arbeiten. 1268 W. Raase, als Werktätiger bezeichnet, referierte unter dem Titel: Muß das<br />

sein? Betrachtungen über die Kunstausstellung der Provinz Sachsen <strong>und</strong> forderte<br />

zunächst ein Kunstschaffen, das „sich dem Gesichtspunkt des schaffenden Menschen<br />

unterzuordnen hat“. 1269 Er äußerte sich im weiteren Text über Völkers Arbeiten: „Was<br />

drückt Karl Völker in seinem (!) ‚Stilleben’ aus, die unecht in ihrer Farbkomposition sind<br />

<strong>und</strong> geradezu eine Vergewaltigung der Natur bedeuten, oder sein Gemälde<br />

‚Kaspertheater’. Es ist eine Beleidigung des Menschen schlechthin. Dieses Starre,<br />

Krankhafte in den Augen der Menschen erinnert zu stark an Geisteskrankheit, als daß es<br />

von ges<strong>und</strong>en Menschen gutgeheißen werden kann.“ 1270 (Abb. 124) Den Künstler<br />

mussten diese Worte an die gerade ein Jahrzehnt zurückliegenden Formulierungen zur<br />

„Entarteten Kunst“ erinnern. Raases Beitrag war ein R<strong>und</strong>umschlag gegen viele der<br />

Ausstellenden, so gegen Splett, Moll, Lahs, Zilling, Crodel <strong>und</strong> Karl Müller. 1271 Die LDZ<br />

besprach dagegen gerade die Arbeiten dieser Künstler als beispielhaft. Vor allem in<br />

Völkers „Kriegsgefangener“ sah der Rezensent eine „eindrucksvolle <strong>und</strong> gereifte<br />

Wandlung“ 1272 des Künstlers <strong>und</strong> er hob den „zauberischen Duft der Erscheinungen von<br />

Blumen, Früchten <strong>und</strong> Landschaften“ seiner Bilder hervor. 1273 Auf den kritischen Beitrag<br />

Raases erschienen Leserbriefe unterschiedlichster Couleur, mit Pro <strong>und</strong> Contra. 1274 Albert<br />

Ebert meldete sich zu Wort <strong>und</strong> sprach sich dafür aus, „Interesse <strong>und</strong> Verständnis für die<br />

Herbert Stockmann, Bert Heller, Richard Horn, Otto Fischer-Lamberg, Hermann Brun, Johannes<br />

Lebeck, Heinz Prüstel, Hedwig Leichert-Wegner, Margarethe Moll, Karl Rödel, Bernd Grothe.<br />

1267<br />

Eduard Henning (1908-1962): Ausbildung zum Technischen Kaufmann, Anstellungen in<br />

Kassel, Essen, Allenstein <strong>und</strong> Königsberg, seit 1945 in Halle, Zulassung als Kunstverleger <strong>und</strong><br />

Kunsthändler im Oktober 1945, am 6.5.1947 Einweihung der Galerie in der Albert-Dehne-Straße 2,<br />

von Dezember 1948 bis 1962 Lafontainestraße 1. Vgl. SEHRT 1996, S. 237-251.<br />

1268<br />

Freiheit, Nr. 20 vom 11.5.1946.<br />

1269<br />

Freiheit, Nr. 26 vom 18.5.1946.<br />

1270<br />

Ebd.<br />

1271<br />

Freiheit, Nr. 26 vom 18.5.1946.<br />

1272<br />

LDZ, Nr. 42 vom 18.5.1946.<br />

1273<br />

Ebd.<br />

1274<br />

Freiheit, Nr. 39 vom 4.6.1946; Freiheit Nr. 53 vom 21.6.1946.

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