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Vierter Teil: Sozialismus und Formalismuskampagne

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226<br />

Auffassung, dass der Künstler die Arbeiterklasse nicht „nur als leidende, unterdrückte,<br />

dem Schicksal hilflos ausgelieferte Masse“ zeigen sollte. So hieß es in dem Beitrag<br />

weiter: „Gerade von Karl Völker muss festgestellt werden, dass von ihm keine Beispiele<br />

jetzt vorhanden sind, die eine Fortführung seines früheren Weges zu einer sozialistischen<br />

Kunst bedeuten könnten. Vielleicht kann er uns selbst sagen woran das liegt? Ich bin<br />

jedenfalls der Meinung, dass es heute noch viel bessere Möglichkeiten gibt für den<br />

aktuellen Einsatz von Kunst ... Noch herrlicher, als zu Kampf zu rufen, müsste es doch<br />

sein, das sieghafte in unserem neuen Leben zu zeigen.“ 1395 Den Abschluss des 24-<br />

seitigen Referates bildeten eine Reihe von Forderungen an die anwesenden Künstler, so<br />

u.a.: „Jeder Genosse muss in der Kunst den sozialistischen Realismus zu seiner<br />

Schaffensmethode machen“ <strong>und</strong> „Jeder Genosse muss die sowjetische bildende Kunst<br />

als Vorbild nicht nur anerkennen, sondern auch von ihr lernen“. 1396 Die Künstler wurden<br />

„in ihrer künstlerischen Arbeit vor eine Entscheidung“ gestellt: „die gesellschaftlich-<br />

künstlerischen Verpflichtungen“ anzuerkennen, „sich des Auftrages der Arbeiterklasse<br />

bewußt“ zu sein <strong>und</strong> dies in ihrer Arbeit zu zeigen oder aber auf eine Förderung durch<br />

Partei <strong>und</strong> Staat zu verzichten. 1397 Zugleich unterstellte man, dass sich die Künstler „auf<br />

dem von ihnen eingeschlagenen Weg außerhalb unserer gesellschaftlichen Entwicklung<br />

zum <strong>Sozialismus</strong> (zu) befinden. 1398 Eines der Argumente, die nur sprachlos machen<br />

konnten. Was folgte, war entweder ein Rückzug ins Private, der Weggang aus der DDR<br />

oder die Anpassung. Völker zog sich zunehmend in seine Privatsphäre <strong>und</strong> damit nach<br />

Weimar zurück. In der Diskussion um die Ausstellung versuchte er noch gegenzuhalten<br />

bzw. den vermeintlichen Konflikt zu entschärfen, wie eine Mitschrift im Protokoll der<br />

Beratung verdeutlicht. Man unterstellte den Künstlern „daß man den Staat zwingen wollte,<br />

der Ausstellung zuzustimmen oder die Ausstellung nicht durchzuführen.“ Karl Völker<br />

antwortete darauf: „Das ist eine Hypothese. Es ging darum, es kann doch nicht jeder<br />

kommen <strong>und</strong> sagen, Ihr könnt das so nicht machen. Man muß das dann doch auch richtig<br />

begründen können. Sind wir nicht ein Verband der bildenden Künstler in der DDR <strong>und</strong><br />

können wir nicht selbst entscheiden, was wir ausstellen. Die Sache trug keinen<br />

provokatorischen Charakter.“ 1399 Noch vor der Eröffnung der Ausstellung erschien in der<br />

Zeitung „Freiheit“ eine sicherlich verordnete „Stellungnahme der Genossen bildenden<br />

Künstler des Bezirkes Halle“ voller Selbstkritik. Man forderte darin die Arbeiter <strong>und</strong> alle<br />

1395<br />

SAPMO BArch. DY 30 / IV 2 / 906 / 52, Bl. 63. In HÜTT 1998, S. 140 f. <strong>und</strong> HÜTT 1999, S. 178<br />

f. wird eine ähnliche Fragestellung als Disput zwischen Horst Weiß <strong>und</strong> dem Künstler dargestellt. In<br />

den recherchierten Archivalien im B<strong>und</strong>esarchiv Berlin, u.a. ein Protokoll der Beratung, fand die<br />

Autorin allerdings darauf keine Hinweise.<br />

1396<br />

Ebd., Bl. 78.<br />

1397<br />

Ebd., Bl. 79.<br />

1398<br />

Ebd.<br />

1399<br />

SAPMO BArch. DY 30 / IV2 / 906 / 53, Bl. 176.

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