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Vierter Teil: Sozialismus und Formalismuskampagne

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wenn Fre<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Kollegen oder er selbst von Schiebel in gravierender Form<br />

benachteiligt oder denunziert worden wären.<br />

Auch für den ehemaligen Provinzialkonservator Hermann Giesau, der bereits 1945<br />

verhaftet worden war, verfasste Völker im November 1946 ein Schreiben über dessen<br />

politische Einstellung während des Naziregimes. Er bestätigte die lange Zusammenarbeit<br />

<strong>und</strong> dass Giesau ihm auch nach 1933, „obgleich es ihm von seinem Vorgesetzten, dem<br />

Landeshauptmann Otto, wegen meiner politischen Einstellung ausdrücklich verboten war,<br />

<strong>und</strong> der Gauleiter Jordan über mich einen Boykott verhängt hatte“, 1223 Aufträge vermittelt<br />

bekam, die den Provinzialkonservator selbst in große Schwierigkeiten brachten. So<br />

berichtete Völker von Hausdurchsuchungen <strong>und</strong> der Drohung mit Entlassung. Die<br />

Mitgliedschaft Giesaus in der NSDAP sah er als erzwungen an. 1224<br />

Kurze Zeit war nach 1945 eine Anstellung Völkers an den Werkstätten der Burg<br />

Giebichenstein im Gespräch. Dies hing unmittelbar mit der Neubesetzung der Leiterstelle<br />

zusammen. Nach Kriegsende hatten sich u.a. Otto Fischer-Lamberg, Hermann Goern <strong>und</strong><br />

Ludwig Erich Redslob, letzterer mit Schreiben vom 7.5.1945, beworben. 1225 Vor allem die<br />

Bewerbung Redslobs traf in der Schule nicht auf Gegenliebe. Statt eines Juristen wollte<br />

man lieber einen Künstler oder Architekten als Direktor. Dennoch erhielt er zunächst<br />

einen Vertrag für eine einjährige Probezeit. Einem Schreiben Redslobs vom Oktober 1945<br />

an den Stadtschulrat ist zu entnehmen, dass er u.a. mit Karl Völker Gespräche führte, um<br />

diesen zu einer Lehrtätigkeit an der Burg zu bewegen. 1226 Am 29.10.1945 tagte der Beirat<br />

für die Meisterschule Burg Giebichenstein unter Leitung des Stadtschulrats <strong>und</strong> beschloss<br />

die sofortige Einstellung folgender Personen: „Prof. Marx, Maler Crodel, Prof. Hass,<br />

Nauhaus, Völker, Lebecke“. 1227 In einem wenig später datierten Protokoll der<br />

Beigeordnetenbesprechung vom 13.11.1945 erfährt man, dass Nauhaus, Crodel <strong>und</strong><br />

Hahs berufen werden sollten. 1946 traten Charles Crodel <strong>und</strong> Erwin Hahs ihr Lehramt an.<br />

Über die geplanten Anstellungen von Völker <strong>und</strong> Lebecke enthält dieser Bericht keine<br />

Informationen. 1228 Ludwig Erich Redslob hatte neben der Einstellung Karl Völkers weitere<br />

mit ihm befre<strong>und</strong>ete bzw. lange mit ihm bekannte Personen für die Werkstätten der<br />

Schule vorgesehen, so den Architekten Hermann Tausch, den Maler Fritz Leweke, den<br />

Bildhauer Richard Horn <strong>und</strong> einen Herrn Schaaf 1229 als Tischler. 1230 Der Unmut über die<br />

1223<br />

Schreiben vom 17.11.1946. LHASA, Abt. MD, Rep. C 96 IV, Nr. 141.<br />

1224<br />

LDA, NL Hans Berger, unfol. Schreiben vom 17.11.1946.<br />

1225<br />

StAH, Personalakte Ludwig Erich Redslob.<br />

1226<br />

StAH, Schulverwaltungsamt, Nr. 1657, Bl 2.<br />

1227<br />

Ebd., Bl. 4 RS.<br />

1228<br />

StAH, Schulverwaltungsamt, Nr. 1657, Bl. 7.<br />

1229<br />

Der Tischler Schaaf hatte 1922 gemeinsam mit Karl Völker ausgestellt. Er fertigte u.a. den<br />

Wandschrank für Elise Scheibe.<br />

1230 LHASA, MD, Rep. K 19, Nr. 1403, Bl. 312.

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