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Vierter Teil: Sozialismus und Formalismuskampagne

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Modells erhalten. Er sah für das im Gr<strong>und</strong>riss fast dreieckige Quartier eine<br />

Blockrandbebauung vor. Die stark höhengestaffelte Baugruppe versah er mit<br />

Flachdächern. Die fünfgeschossigen, die beiden Straßenzüge begleitenden Wohnhäuser<br />

zeigen vorgezogene, auf Säulen aufgeständerte Erker. Die der Moderne verpflichteten<br />

Bauten erinnern an die Siedlungshäuser von Haesler <strong>und</strong> Völker aus den zwanziger<br />

Jahren. Akzente setzte er sowohl in Richtung Gotthardsteich, hier durch ein höheres<br />

Gebäude, <strong>und</strong> auf der anderen Seite durch eine flachere Bebauung, die die Wohnblöcke<br />

verband <strong>und</strong> zugleich den Blick auf den hohen zentralen Baukörper eröffnete. Der<br />

Innenhof <strong>und</strong> die jeweils vorgelagerten Freiräume waren für zahlreiche Plastiken<br />

vorgesehen (Abb. 122). Vom Gestus her griff Völker hier noch einmal auf seinen<br />

prämierten Volkhausentwurf von 1920 zurück, der ebenfalls einen zentralen mittigen Bau<br />

zeigte <strong>und</strong> dessen Zugang ebenfalls Plastiken betonten. Umgesetzt wurde in Merseburg<br />

ab ca. 1956 ein Entwurf des Entwurfsbüros für Hochbau, von der sogenannten<br />

Komplexbrigade „Gottfried Semper“. Die in der Magistrale, entlang der damaligen Ernst-<br />

Thälmann-Straße, heute wieder König-Heinrich-Straße 1-9, errichteten Wohn- <strong>und</strong><br />

Geschäftsbauten mit den zahlreichen Architekturzitaten aus der nationalen Bautradition<br />

bieten ein anschauliches Bild der Baugesinnung dieser Jahre. Für den halleschen<br />

Architekten Hermann Frede, der sich dort aus finanziellen Gründen als „Leitarchitekt“<br />

anstellen lassen musste, ist die Gestaltung der Fassade des Kinos in der Straßenzeile „in<br />

einem dezenten Klassizismus“ 1250 bekannt. 1251<br />

1.3. Erneute Zusammenarbeit mit Otto Haesler<br />

1.3.1. Wiederaufbau Rathenow<br />

Otto Haesler erhielt bereits in der ersten Jahreshälfte 1946 von dem ehemaligen Stadtrat<br />

<strong>und</strong> nunmehrigen Oberbürgermeister von Rathenow Paul Szillat den Auftrag, den<br />

Wiederaufbau der im Krieg zu 55% zerstörten Stadt zu übernehmen. 1252 Bekannt durch<br />

seine dort errichtete Siedlung am Friedrich-Ebert-Ring vertraute man der Erfahrung des<br />

Architekten. Dieser siedelte noch im selben Jahr nach Rathenow um <strong>und</strong> bezog seine<br />

ehemaligen Mitarbeiter Hermann Bunzel, der noch in Celle lebte, <strong>und</strong> Karl Völker in die<br />

Planungen ein. Ein sicher auch auf Gr<strong>und</strong> der Entfernungen zwischen den drei Städten<br />

recht schwieriges Unterfangen. Bereits im Mai des darauffolgenden Jahres fand eine<br />

Ausstellung in Rathenow statt, die einen Überblick über den vorgesehenen Aufbau der<br />

1250 LIPSDORF 1998, S. 121.<br />

1251 Stadt Merseburg, Bauamt, Bauaktenarchiv, Magistrale, Kino.<br />

1252 Vgl. BARTH/HELLBERG 1992, S. 13-43. Mit zahlreichen Plänen <strong>und</strong> Fotos. OELKER 2002, S.<br />

248 f.

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