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Vierter Teil: Sozialismus und Formalismuskampagne

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224<br />

Völker zu sehen. Von ihm Holzschnitte aus den frühen 1920er Jahren für den<br />

„Klassenkampf“. 1376<br />

Die Galerie Moritzburg selbst präsentierte „Revolutionäre sozialistische Kunst 1917 bis<br />

1957“. 1377 Dabei lag der „Hauptakzent der Ausstellung .. auf dem Karl Völker gewidmeten<br />

Raum“. 1378 Es waren von ihm ausschließlich Werke der 1920er Jahre zu sehen. So<br />

wurden u.a. das Blatt „Hunger“ aus der gleichnamigen Mappe gezeigt, verschiedene frühe<br />

Holzschnitte, die Bilder „Bahnhof“, „Beton“ <strong>und</strong> zwei Proletarierkinderbildnisse. 1379 Peter<br />

H. Feist war überrascht über diese Werke. 1380 In der Freiheit interpretierte Reinhard<br />

Vahlen die Arbeiten damals wie folgt: „Für die unbedingte parteiliche Aussage hat Karl<br />

Völker eine eigene künstlerische Form entwickelt, die ihm ohne Zweifel einen<br />

bedeutsamen Platz in der Kunstentwicklung nach 1917 einräumt. Seine Gemälde <strong>und</strong><br />

seine Grafiken stehen im rücksichtslosen Kampf gegen alle Verräter an der Arbeiterklasse<br />

<strong>und</strong> für die Sache des Proletariats wie auch gegen alle dekadenten bürgerlichen<br />

Konventionen in der Kunst <strong>und</strong> für eine neue sozialistische Kunst.“ 1381<br />

Karl Völkers neue Arbeiten wurden von offizieller Seite dagegen skeptisch bis ablehnend<br />

hinterfragt.<br />

Im Oktober 1957 leitete eine Kulturkonferenz unter dem Thema „Im ideologischen Kampf<br />

für eine sozialistische Kultur“ die nächste Offensive der SED, diesmal unter dem<br />

Schlagwort „Kampf gegen die Dekadenz“, ein. Der Expressionismus wurde verdammt <strong>und</strong><br />

den Künstlern wieder die mangelhafte Auseinandersetzung mit aktuellen Problemen <strong>und</strong><br />

dem Menschen vorgeworfen. 1382 Über eine Stadtleitungssitzung der SED in Halle über die<br />

„Probleme der Kulturarbeit“ 1383 am 22.11.1957 informiert ein Bericht. Für die Kunstschule<br />

Burg Giebichenstein erwog man „Veränderungen in der Schulleitung <strong>und</strong> dem<br />

Lehrkörper“. 1384 Man schlug eine Auflösung der dortigen Parteiorganisation <strong>und</strong> die<br />

Aufteilung der Genossen auf größere hallesche Produktionsbetriebe vor. Vernichtend war<br />

aber vor allem die Kritik am Verband Bildender Künstler Deutschlands. Auslöser dafür war<br />

ihre Vorbereitung der Kunst-Ausstellung der Bezirksleitungen Halle <strong>und</strong> Magdeburg 1957,<br />

die über 300 Arbeiten von 120 Künstlern zeigte. 1385 Im Vorwort des Kataloges hatte die<br />

aus Künstlern, Kunsthandwerkern, Gebrauchsgrafikern <strong>und</strong> dem Direktor der Moritzburg<br />

1376<br />

LDZ vom 9.6.1957.<br />

1377<br />

Ausstellungszeitraum: - 24.11.1957.<br />

1378<br />

Freiheit vom 1.11.1957.<br />

1379<br />

DNW vom 1.11.1957.<br />

1380<br />

Ebd.<br />

1381<br />

Freiheit vom 1.11.1957.<br />

1382<br />

LITT 1998, S. 24.<br />

1383<br />

SAPMO BArch. DY 30 / IV2 / 9.06 / 52, Bl. 39.<br />

1384<br />

SAPMO BArch. DY 30 / IV2 / 9.06 / 52, Bl. 45.<br />

1385<br />

Vgl. HÜNEKE 1996, S. 232 f.

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