Vierter Teil: Sozialismus und Formalismuskampagne
Vierter Teil: Sozialismus und Formalismuskampagne
Vierter Teil: Sozialismus und Formalismuskampagne
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
206<br />
1.3.2. Zeughaus Berlin<br />
Mitte 1950 erhielt Otto Haesler den Auftrag zum Wiederaufbau des Zeughauses 1260 in<br />
Berlin, das zukünftig ein Museum für Deutsche Geschichte beherbergen sollte. Der<br />
Barockbau war während des II. Weltkrieges zu 40% zerstört worden.<br />
Vor Otto Haesler war bereits Werner Harting (1904-1987) mit der Planung betraut. Die<br />
Gründung der beiden deutschen Staaten, ein Eigentümerwechsel <strong>und</strong> damit die neue<br />
Zuständigkeit des Ministeriums für Aufbau sowie der Wohnort Hartings im Westteil der<br />
Stadt führten zum Austausch des Planers <strong>und</strong> Baubetreuers. 1261 Der seit 1945 in der<br />
sowjetischen Besatzungszone lebende Otto Haesler bezog Karl <strong>und</strong> Horst Völker in die<br />
Planungen ein. Das „Kollektiv Haesler“ legte einen geänderten Entwurf für die<br />
Innenarchitektur vor, der die noch vorhandene Bausubstanz berücksichtigte <strong>und</strong> sich<br />
ansonsten durch Sachlichkeit, die Verwendung von edlen Materialien <strong>und</strong> eine<br />
interessante Innenfarbigkeit auszeichnete. 1262 So war u.a. im Direktorenzimmer eine<br />
Verkleidung mit ostindischem Palisander vorgesehen <strong>und</strong> eine Vergoldung der<br />
schmiedeeisernen Treppengeländer. Praktisch wurden ihre Entwürfe allerdings nicht<br />
umgesetzt. 1952 übernahm das VEB (Z) Projektierung die weitere Planung <strong>und</strong><br />
Realisierung.<br />
Zweites Kapitel<br />
Ausstellungen <strong>und</strong> <strong>Formalismuskampagne</strong><br />
2.1. Ausstellungen 1946 - 1948<br />
Nach dem Krieg setzte sehr schnell eine öffentliche Debatte, geführt von Künstlern,<br />
Kritikern, Politikern <strong>und</strong> Laien um Kunststrategien der neuen Gesellschaft ein. Im Zentrum<br />
der Diskussionen standen Fragen nach der Funktion, nach den Traditionen <strong>und</strong> den<br />
Formen der „neuen“ Kunst. Sie entzündeten sich vor allem an den ersten<br />
Nachkriegsausstellungen, in denen die Künstler ihre Werke, die teilweise noch vor 1933<br />
entstanden waren, zeigten. In den Retrospektiven stießen diese Arbeiten häufig auf<br />
Unverständnis, da sie sich moderner Ausdrucksformen bedienten, die im starken Kontrast<br />
1260<br />
MÜLLER 1992. Darin umfänglich zur Bau- <strong>und</strong> Nutzungsgeschichte mit zahlreichen<br />
Abbildungen <strong>und</strong> Fotos.<br />
1261<br />
Ebd., S. 41.<br />
1262<br />
BARTH/HELLBERG 1992, S. 104-115. Darin auch Abbildungen der Entwürfe für<br />
Empfangshalle, Lesesaal, Erfrischungsraum <strong>und</strong> Großen Saal. Die Zeichnungen im Besitz des<br />
Deutschen Historischen Museums im Hausarchiv nach 1945.