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akzent – DAS GRÖSSTE LIFESTYLE- & VERANSTALTUNGSMAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN
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SEE-LEUTE<br />
DAS MAGAZIN VOM BODENSEE BIS OBERSCHWABEN<br />
CLOWN<br />
SYNDROM<br />
10<br />
CH – Sommeri | Die Herren Oberschiedlich<br />
und Unterschiedlich, Eric Gadient und Olli<br />
Hauenstein, sind ein außergewöhnliches<br />
Bühnen-Paar. Mit Angelrute und Netz fangen<br />
sie unglaubliche Geschichten. Einem von<br />
ihnen ist das Down- und beiden das Clown-<br />
Syndrom zu eigen.<br />
Das Programm „Clown-Syndrom“ ist kein theaterpädagogisches<br />
Projekt, sondern hat den<br />
Anspruch, professionelles Komik-Theater –<br />
echte Commedia dell’arte – zu sein. Olli Hauenstein<br />
geht damit neue Wege. Der Schweizer<br />
Schauspieler, Komiker und Clown zählt in<br />
Europa zu den renommiertesten Künstlern<br />
in seinem Fach. Er hat schon für den Circus<br />
Knie, den Circus Roncalli und den Cirque du<br />
Soleil gearbeitet, ist auf Theaterfestivals weltweit<br />
aufgetreten und auch dem Publikum der<br />
Bodenseeregion durch seine Solo-Programme<br />
am Theater Konstanz bekannt. Auch als Autor<br />
und Regisseur ist er tätig. Jetzt steht Olli Hauenstein<br />
gemeinsam mit Eric Gadient auf der<br />
Bühne, einem talentierten Schauspieler mit<br />
Down-Syndrom. Er ist in New Jersey (USA)<br />
geboren und zog im Alter von elf Jahren mit<br />
seinen Eltern in die Schweiz.<br />
Kennengelernt haben sich die beiden in der<br />
Bildungsstätte Sommeri in der Nähe von Amriswil.<br />
Dort war Olli Hauenstein künstlerischer<br />
Leiter von Theaterprojekten für Menschen mit<br />
Behinderung. „Ich habe gesehen, dass Eric<br />
eine große Begabung und Spielfreude hat.<br />
Und er wollte gerne noch mehr mit mir arbeiten“,<br />
erzählt Hauenstein. Seit zwei Jahren trainieren<br />
sie gemeinsam. „In dieser Kunstform<br />
kann eine Beeinträchtigung sogar ein Vorteil<br />
sein – wenn man begabt ist. Eric ist ein guter<br />
Clown. Mit mir zusammen hat er die notwendige<br />
Stütze, um ein abendfüllendes Programm<br />
zu spielen“, sagt Olli Hauenstein. Mit ihren<br />
Fischerruten versuchen die zwei Clowns auf<br />
der Bühne, den großen Fang zu machen. Was<br />
die beiden an Land ziehen, sind jedoch keine<br />
Fische, sondern verrückte Hirngespinste und<br />
zauberhafte Träume. Die Zuschauer sind begeistert.<br />
Warum? „Das Publikum merkt gar<br />
nicht mehr, wer von uns beiden eine Behinderung<br />
hat. Denn wir haben beide das Clown-<br />
Syndrom“, sagt Olli Hauenstein. Dritter im<br />
Bunde ist der Musiker und Theaterprofi Andreas<br />
Kohl. Am Piano kreiert er Klangwelten für<br />
ihre Fantasien und reagiert spontan auf die<br />
unvermeidlichen Improvisationen der beiden<br />
Protagonisten.<br />
Wichtig ist noch ein weiterer Aspekt: „Diese<br />
Zusammenarbeit ist nicht aus dem Kopf entstanden,<br />
sondern durch Begegnung“, erklärt<br />
Olli Hauenstein. Dies zieht jetzt Kreise: Im <strong>Januar</strong><br />
beginnt ein neues Projekt in St. Gallen.<br />
Das Ziel: Nicht die Behinderten-Werkstatt,<br />
sondern eine professionelle Theatergruppe<br />
soll begabten Menschen mit einer Beeinträchtigung<br />
einen Arbeitsplatz bieten. Olli<br />
Hauenstein übernimmt die künstlerische Leitung.<br />
Interessierte können sich melden unter<br />
hauenstein@clown.ch.<br />
11.01. + 12.01., 20 Uhr<br />
Lokremise<br />
Grünbergstr. 7, CH-9000 St. Gallen<br />
28.01., 20 Uhr + 29.01.,<br />
15 Uhr + 15.02., 20 Uhr<br />
Stadttheater<br />
Konzilstr. 11, D-78462 Konstanz<br />
www.clown.ch<br />
TEXT: RUTH EBERHARDT<br />
FOTO: VERA MARKUS, DIEGO HAUENSTEIN