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MEINUNG<br />
„NUR SCHWULE WERDEN KINDERGÄRTNER“<br />
Von Patrick Kramer, 14, NMS Pachmayergasse<br />
Die Mehrzahl der Kindergartenpädagogen ist<br />
weiblich. Ich möchte das ändern - mein Name<br />
ist Patrick, ich bin 14 und werde Kindergärtner.<br />
„Nur Schwule werden Kindergärtner." Diesen<br />
Spruch musste ich mir von meinem besten<br />
Freund anhören, als ich ihm von meinem<br />
Berufswunsch erzählte. Diese Äußerung hat<br />
mich sehr zum Nachdenken gebracht, denn ich<br />
habe meinen Freund immer sehr ernst genommen.<br />
Als ich dann zu Hause angekommen bin,<br />
habe ich meine Mutter gefragt, ob es wirklich<br />
seltsam ist, dass ich als Junge Kindergärtner<br />
werden will. Sie sagte aber, dass sie es toll findet,<br />
dass ich Kindergärtner werden will, da es<br />
ein sehr guter Job für mich sein wird. Ich habe<br />
einen kleinen Bruder und liebe es mit ihm Zeit<br />
zu verbringen, ich habe viel Geduld, bin kreativ<br />
und passe mich unterschiedlichen Situationen<br />
gut an – deshalb weiß ich, dass ich für den Job<br />
gut geeignet bin.<br />
Wieder in der Schule angekommen, habe ich<br />
meinen Freund gefragt, wieso er mich nicht<br />
unterstützt und mich nicht ernst nimmt. Darauf<br />
hat er nur gesagt: „Sorry Bro, ich verstehe<br />
keine schwule Sprache.“ Mit diesem Spruch<br />
hat er es geschafft unsere Freundschaft zu<br />
zerstören. Seit diesem Vorfall erzähle ich nicht<br />
so gerne von meinem Berufswunsch, da es<br />
mich vielleicht noch einmal eine Freundschaft<br />
kosten könnte.<br />
EGAL, WAS DIE ANDEREN SAGEN<br />
Da ich aber in dem Fach Berufsorientierung<br />
noch einmal über meinen Berufswunsch<br />
erzählen musste, habe ich mich dann einfach<br />
getraut. Da hat sich ein großer Wunsch von mir<br />
erfüllt: Jeder reagierte normal und alle fanden<br />
es gut, dass ich Kindergärtner werden will.<br />
Ein paar Tage später ist mir dann etwas klar<br />
geworden: Würde ich auf die Meinung anderer<br />
Leute hören, würde ich bestimmt Bürokaufmann<br />
oder so was in der Art werden, oder<br />
einen anderen “typischen” Männerberuf ausüben.<br />
Doch ich bleibe bei meinem Berufswunsch<br />
und werde es auch immer bleiben. Ich finde,<br />
der Kindergarten ist eine sehr prägende Zeit<br />
und die sollte man auch so viel wie möglich<br />
nutzen. Kinder fand ich immer schon sehr interessant.<br />
Die Energie, die sie ausstrahlen, und<br />
die Ausdauer. Kinder machen sehr glücklich,<br />
wenn sie auch selbst glücklich sind. Und ich<br />
bin mit meinem Berufswunsch glücklich. Mit<br />
diesem Text möchte ich euch klarmachen, dass<br />
es egal ist, was die anderen von euch denken.<br />
Es ist dein Leben, das du leben wirst. Es sind<br />
deine Träume und Wünsche, die du erfüllen<br />
willst. Höre nicht immer auf die anderen. Ich<br />
lebe meinen Traum und ich werde ihn mir auch<br />
erfüllen. Kommendes Jahr gehe ich auf die<br />
BAfeP, die Bildungsanstalt für Elementarpädagogik.<br />
Letzten Samstag habe ich am Eignungstest<br />
teilgenommen, bei dem 12 Jungs und<br />
über 50 Mädchen teilgenommen haben. Das ist<br />
schade, denn es wäre wichtig, dass Kinder in<br />
dem Alter auch männliche Vorbilder haben und<br />
ein neues Rollenverständnis entwickeln. Auch<br />
Männer können sich um Kinder kümmern, auch<br />
Frauen können IT-Technikerinnen werden. Doch<br />
noch immer ist der Kindergartenpädagogen-<br />
Job eher ein Job für Frauen. Ich möchte das<br />
ändern. ●<br />
Alexandra Stanić<br />
64 / KARRIERE /