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BIBER 06_17

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MEINUNG<br />

„NUR SCHWULE WERDEN KINDERGÄRTNER“<br />

Von Patrick Kramer, 14, NMS Pachmayergasse<br />

Die Mehrzahl der Kindergartenpädagogen ist<br />

weiblich. Ich möchte das ändern - mein Name<br />

ist Patrick, ich bin 14 und werde Kindergärtner.<br />

„Nur Schwule werden Kindergärtner." Diesen<br />

Spruch musste ich mir von meinem besten<br />

Freund anhören, als ich ihm von meinem<br />

Berufswunsch erzählte. Diese Äußerung hat<br />

mich sehr zum Nachdenken gebracht, denn ich<br />

habe meinen Freund immer sehr ernst genommen.<br />

Als ich dann zu Hause angekommen bin,<br />

habe ich meine Mutter gefragt, ob es wirklich<br />

seltsam ist, dass ich als Junge Kindergärtner<br />

werden will. Sie sagte aber, dass sie es toll findet,<br />

dass ich Kindergärtner werden will, da es<br />

ein sehr guter Job für mich sein wird. Ich habe<br />

einen kleinen Bruder und liebe es mit ihm Zeit<br />

zu verbringen, ich habe viel Geduld, bin kreativ<br />

und passe mich unterschiedlichen Situationen<br />

gut an – deshalb weiß ich, dass ich für den Job<br />

gut geeignet bin.<br />

Wieder in der Schule angekommen, habe ich<br />

meinen Freund gefragt, wieso er mich nicht<br />

unterstützt und mich nicht ernst nimmt. Darauf<br />

hat er nur gesagt: „Sorry Bro, ich verstehe<br />

keine schwule Sprache.“ Mit diesem Spruch<br />

hat er es geschafft unsere Freundschaft zu<br />

zerstören. Seit diesem Vorfall erzähle ich nicht<br />

so gerne von meinem Berufswunsch, da es<br />

mich vielleicht noch einmal eine Freundschaft<br />

kosten könnte.<br />

EGAL, WAS DIE ANDEREN SAGEN<br />

Da ich aber in dem Fach Berufsorientierung<br />

noch einmal über meinen Berufswunsch<br />

erzählen musste, habe ich mich dann einfach<br />

getraut. Da hat sich ein großer Wunsch von mir<br />

erfüllt: Jeder reagierte normal und alle fanden<br />

es gut, dass ich Kindergärtner werden will.<br />

Ein paar Tage später ist mir dann etwas klar<br />

geworden: Würde ich auf die Meinung anderer<br />

Leute hören, würde ich bestimmt Bürokaufmann<br />

oder so was in der Art werden, oder<br />

einen anderen “typischen” Männerberuf ausüben.<br />

Doch ich bleibe bei meinem Berufswunsch<br />

und werde es auch immer bleiben. Ich finde,<br />

der Kindergarten ist eine sehr prägende Zeit<br />

und die sollte man auch so viel wie möglich<br />

nutzen. Kinder fand ich immer schon sehr interessant.<br />

Die Energie, die sie ausstrahlen, und<br />

die Ausdauer. Kinder machen sehr glücklich,<br />

wenn sie auch selbst glücklich sind. Und ich<br />

bin mit meinem Berufswunsch glücklich. Mit<br />

diesem Text möchte ich euch klarmachen, dass<br />

es egal ist, was die anderen von euch denken.<br />

Es ist dein Leben, das du leben wirst. Es sind<br />

deine Träume und Wünsche, die du erfüllen<br />

willst. Höre nicht immer auf die anderen. Ich<br />

lebe meinen Traum und ich werde ihn mir auch<br />

erfüllen. Kommendes Jahr gehe ich auf die<br />

BAfeP, die Bildungsanstalt für Elementarpädagogik.<br />

Letzten Samstag habe ich am Eignungstest<br />

teilgenommen, bei dem 12 Jungs und<br />

über 50 Mädchen teilgenommen haben. Das ist<br />

schade, denn es wäre wichtig, dass Kinder in<br />

dem Alter auch männliche Vorbilder haben und<br />

ein neues Rollenverständnis entwickeln. Auch<br />

Männer können sich um Kinder kümmern, auch<br />

Frauen können IT-Technikerinnen werden. Doch<br />

noch immer ist der Kindergartenpädagogen-<br />

Job eher ein Job für Frauen. Ich möchte das<br />

ändern. ●<br />

Alexandra Stanić<br />

64 / KARRIERE /

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