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06-07/2017

Fritz + Fränzi

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Monatsinterview<br />

>>> Bühne, auf der Kinder Essverhalten<br />

erleben und erlernen – die ist<br />

sinnlich fast lebenslang präsent und<br />

absolut entscheidend. Essen ist eine<br />

interaktive und soziale Entwicklungsleistung,<br />

und wenn die daheim<br />

«Kinder lernen das<br />

zu mögen, was man<br />

ihnen serviert.<br />

Das ist eine Frage<br />

der Erziehung.»<br />

gut funktioniert, muss in der Schule<br />

nicht die Bedeutung von Kohlenhydraten<br />

oder Ernährungspyramiden<br />

erklärt werden.<br />

Viele Eltern machen die Erfahrung,<br />

dass Kinder einfach schwierige Esser<br />

sind.<br />

Kinder lernen das zu mögen, was<br />

Eltern ihnen servieren. Das ist auch<br />

eine Frage der Erziehung. So, wie wir<br />

auf eine Hygieneentwicklung achten<br />

und den Kindern beibringen, sich die<br />

Haare zu kämmen, die Zähne zu putzen<br />

oder die Hände zu waschen. So<br />

selbstverständlich und diskussionslos<br />

muss auch die tägliche Essentwicklung<br />

stattfinden. Wir haben<br />

dafür ja zwölf, dreizehn Jahre Zeit.<br />

Und wann fängt man am besten mit<br />

der Esserziehung an?<br />

Es gibt kein Alter, wo man sagen<br />

könnte, dass die Kinder nicht empfänglich<br />

sind für die Esskultur um sie<br />

herum. Genau genommen fängt das<br />

alles schon vor der Geburt an, bei der<br />

Ernährung der Schwangeren. Und<br />

auch ein drei Monate altes Baby, das<br />

der Papa im Tragegurt vor sich hat,<br />

registriert, ob der Papa eine Suppe<br />

löffelt oder in eine Wurst beisst.<br />

Viele Kinder, die von ihren Eltern als<br />

schwierige Esser beschrieben werden<br />

oder die tatsächlich essgestört sind,<br />

fallen aber in der Kindertagesstätte<br />

überhaupt nicht auf.<br />

Diese Beobachtung mache ich auch.<br />

Dort essen sie völlig normal, und die<br />

Erzieher sind erstaunt, wenn sie<br />

hören, dass es damit zu Hause Probleme<br />

geben soll. Das Problem ist<br />

eigentlich, dass Eltern dazu neigen,<br />

das Essen zu analysieren, und eine<br />

halbe Wissenschaft daraus machen,<br />

was das Kind isst oder eben verweigert.<br />

Damit entsteht ein Machtpotenzial,<br />

eine Konfliktzone, wo ein<br />

wichtiger Bestandteil des Essens<br />

kaputtgeht: der Lustanteil, der stark<br />

durch das Umfeld bestimmt wird.<br />

Aber wenn mein Kind nun mal strikt<br />

Gemüse boykottiert? Das ist doch<br />

eine Situation, mit der ich mich ausein<br />

andersetzen muss.<br />

Der Wahn mit dem Gemüse kommt<br />

aus der Erwachsenenwelt, meist von<br />

solchen Leuten, die oft selbst gegen<br />

Übergewicht kämpfen und vielleicht<br />

schon ein Leben lang Diät halten.<br />

Nur etwa fünf Prozent der Kinder<br />

sind im Volksschulalter bereits echte<br />

Gemüseliebhaber. Die Minderheit<br />

aller gesunden Kinder liebt also<br />

Gemüse, ab der Pubertät ändert sich<br />

das dann. Das macht überhaupt<br />

nichts, kein Kind muss gezwungen<br />

werden, Gemüse zu essen. Damit<br />

macht man schlimmstenfalls sogar<br />

die Geschmackspräferenzentwicklung<br />

kaputt und sorgt höchstens<br />

dafür, dass dieser Mensch dann auch<br />

in späteren Jahren kein Gemüse mag.<br />

Natürlich soll niemand Zucker pur<br />

löffeln, aber man kann Gemüsemuffeln<br />

Vitamintropfen geben, und von<br />

Gemüse allein kann sowieso kein<br />

Kind wachsen.<br />

Wovon dann?<br />

Von einem Mix aus allen Nährstoffen:<br />

Kohlenhydrate, Eiweiss und<br />

Fett. Plus Vitamine und Mineralstoffe.<br />

Kein Extrem ist gut. Monotone<br />

Kost ist das Schlimmste, was Sie<br />

Ihrem Kind antun können. Als<br />

Faust regel gilt, dass ein wachsendes<br />

Kind ein Gramm Eiweiss pro Tag<br />

und Kilo Körpergewicht zu sich nehmen<br />

sollte – und es ist egal, ob das<br />

aus vollwertigem Getreide, aus Käse,<br />

Fleisch, Fisch, Wurst oder der Schokomilch<br />

kommt. Selbst wenn ein<br />

Kind mal Phasen hat, in >>><br />

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