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06-07/2017

Fritz + Fränzi

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Digital & Medial<br />

Mein Kind, mein<br />

Smartphone und ich<br />

Kleine und grosse Bildschirme ziehen nicht<br />

nur unsere Kinder in ihren Bann, sondern<br />

auch uns Erwachsene. Wieso wir das ändern<br />

sollten und wie das geht. Text: Michael In Albon<br />

Bild: OcusFocus<br />

Auf dem Spielplatz,<br />

beim Abholen aus der<br />

Kinderkrippe, im<br />

Wohnzimmer: Nur<br />

noch kurz die Mails<br />

checken, eine WhatsApp-Nachricht<br />

beantworten, die Wettervorhersage<br />

studieren. Immer wieder. Mal ehrlich,<br />

wie oft haben Sie diese Woche<br />

zu Ihrem Kind gesagt: «Moment, ich<br />

hab gleich Zeit für dich, ich muss<br />

nur schnell …»? Dabei erfolgt der<br />

Griff zum Handy oft automatisch.<br />

Vor Kurzem haben Forscher des<br />

deutschen «Menthal Balance»-Projekts,<br />

die über eine App das Verhalten<br />

von 60 000 Smartphone-Nutzern<br />

beobachten, herausgefunden, dass<br />

jeder Nutzer das Smartphone täglich<br />

88 Mal einschaltet. Abzüglich ge -<br />

schätzter 8 Stunden Nachtruhe also<br />

alle 10 Minuten.<br />

Genau diese ständige Ablenkung<br />

hat der Basler Kinderarzt Cyril<br />

Lüdin in einem Interview in diesem<br />

Magazin kürzlich bemängelt: «Im<br />

Kontakt zum Kind müssen wir emotional<br />

und gedanklich dabei sein.<br />

Hantieren wir am Smartphone, sind<br />

wir nicht wirklich verfügbar. So fehlt<br />

schon dem Kleinkind die sprachliche<br />

Auseinandersetzung und damit<br />

die kommunikative Kompetenz.»<br />

Andere Experten gehen weiter und<br />

warnen zudem davor, dass Kinder<br />

dauerhafte Beziehungsstörungen<br />

entwickeln würden, wenn sie von<br />

ihren Eltern nicht ge nügend Zuwendung<br />

bekämen.<br />

Kinder fühlen sich vernachlässigt<br />

Der niederländische Internetsicherheitsanbieter<br />

AVG hat in einer «Digital<br />

Diaries»-Studie 6000 Familien<br />

aus neun Ländern befragt, wie das<br />

Handy die Beziehung zwischen<br />

Eltern und Kindern beeinflusse. 54<br />

Prozent der Kinder zwischen 8 und<br />

13 klagen: «Du schaust ständig auf<br />

dein Handy!», 32 Prozent fühlen sich<br />

unwichtig, wenn die Eltern zu oft<br />

aufs Display starren: «Das Handy ist<br />

dir wichtiger als ich.» Vor allem weil<br />

Eltern während Unterhaltungen und<br />

gemeinsamen Aktivitäten immer<br />

wieder aufs Handy schauen.<br />

Es gibt gute Gründe, als Mutter<br />

oder Vater wieder Herr seines Handys<br />

zu werden. Vielleicht helfen<br />

Ihnen meine folgenden Tipps.<br />

Öffnungszeiten: Schalten Sie die<br />

Benachrichtigungen über Neueingänge<br />

aus und checken Sie Ihre<br />

Arbeitsmails nur zu festgelegten und<br />

kommunizierten Zeiten. Ausnahmen<br />

sind möglich, aber nicht zu oft.<br />

Ruhemodus: Versetzen Sie Ihr<br />

Handy in den Ruhemodus und las-<br />

sen Sie es in der Tasche oder legen<br />

Sie es mit dem Bildschirm nach<br />

unten hin.<br />

Informieren: Sagen Sie Ihrem<br />

Kind, was Sie am Handy tun und wie<br />

lange es dauert – und halten Sie sich<br />

auch daran.<br />

Fokus: Notieren Sie kurz, was Sie<br />

am Handy machen wollen, bevor Sie<br />

es entsperren. Erledigen Sie dann<br />

auch nur das. Das mag umständlich<br />

erscheinen. Versuchen Sie, konsequent<br />

mit sich selbst zu sein, plötzlich<br />

wird es zum Automatismus.<br />

Ehrlichkeit: Gestehen Sie Ihrem<br />

Kind Ihre Schwäche, dem Onlinesog<br />

nicht immer widerstehen zu können.<br />

Zeigen Sie ihm, wie man mit<br />

Schwächen umgehen kann.<br />

Michael In Albon<br />

Michael In Albon ist Beauftragter<br />

Jugendmedienschutz und Experte<br />

Medienkompetenz von Swisscom.<br />

Auf Medienstark finden Sie Tipps und interaktive<br />

Lernmodule für den kompetenten Umgang mit<br />

digitalen Medien im Familienalltag.<br />

swisscom.ch/medienstark<br />

84 Juni/Juli <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi

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