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Demenz-Ratgeber_Hannover

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Umbruch_Seite_1_bis_50.qxp_Layout 1 23.06.17 10:32 Seite 41<br />

REPORTAGE: Wenn es zu Hause nicht mehr geht<br />

Eine Haushaltshilfe kann vorübergehend eine große Unterstützung sein.<br />

pensierte der Ehemann das, was Frau A.<br />

nach und nach verlor: Orientierung im<br />

Alltag, das „Sich-versorgen-können“,<br />

die Zeitvorstellung. Frau A. war häufiger<br />

unterwegs, verirrte sich oder wusste<br />

nicht mehr, wo sie zwischenzeitlich war.<br />

Das bemerkten auch Angehörige und<br />

Freunde. Anfang 2015 brachte der Ehemann<br />

seine Frau erstmals vorüber -<br />

gehend in eine psychiatrische Klinik.<br />

Das Betreuungsgericht bestellte ihn für<br />

sechs Monate zum rechtlichen Betreuer<br />

seiner Frau. Dann wurde sie wieder nach<br />

Hause entlassen.<br />

In der nachfolgenden Zeit muss ihr<br />

Mann begonnen haben, zeitweise das<br />

Haus abzuschließen, um seine Frau zu<br />

schützen. Sie hat „Hinlauftendenzen“,<br />

wie es Fachleute nennen, einen Drang,<br />

einen bestimmten Ort oder bestimmte<br />

Personen erreichen zu wollen – manchmal<br />

auch Personen oder Orte, die es<br />

nicht mehr gibt. Irgendwann hören Passanten<br />

ihre Rufe im Wohnhaus der Eheleute:<br />

„Ich will hier raus!“ und holen die<br />

Polizei. Frau A. kommt erneut in die Psychiatrie,<br />

diesmal für sechs Wochen auf<br />

gerichtlichen Beschluss in eine geschlossene<br />

Abteilung. Aufgrund der<br />

Sachlage entscheidet das Betreuungsgericht,<br />

für Frau A. eine Berufsbetreuerin<br />

einzusetzen, Janika Dierich, eine Diplompädagogin<br />

mit Erfahrungen in der<br />

Altenhilfe. Die Ärzte befürworten, da<br />

Frau A. sich stabilisiert hat und auch<br />

Herr A. darauf drängt, dass sie zunächst<br />

wieder nach Hause entlassen wird.<br />

Janika Dierich kann erwirken, dass ein<br />

ambulanter Pflegedienst zumindest die<br />

regelmäßige Medikamenteneinnahme<br />

sichert. „Ich habe auch vorgeschlagen,<br />

dass sich das Ehepaar von einem Menübringdienst<br />

mit der Mittagsmahlzeit<br />

versorgen lässt, aber das lehnte Herr A.<br />

ab“, berichtet die Berufsbetreuerin, die<br />

fortan regelmäßig Kontakt zu den Eheleuten<br />

und weiteren Angehörigen hat.<br />

Es kommt dann zunehmend zu Unregelmäßigkeiten.<br />

Der Pflegedienst steht vor<br />

verschlossener Tür, Janika Dierich kann<br />

die Eheleute A. auch telefonisch nicht<br />

erreichen. Andererseits meldet sich Herr<br />

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